Medos Medizintechnik AG - Seedfonds Aachen
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Das Porträt<br />
Sonderdruck aus KARDIOTECHNIK Heft 2/2004<br />
<strong>Medos</strong> <strong>Medizintechnik</strong> <strong>AG</strong> –<br />
Qualität und Service als Markenzeichen<br />
Seit der Firmengründung 1987 durch den<br />
Kardiotechniker Karl Heinz Hildinger hat<br />
sich, im Zuge tief greifender Fortschritte in<br />
der <strong>Medizintechnik</strong>, auch das Unternehmen<br />
<strong>Medos</strong> stetig erweitert. Aus kleinen<br />
Anfängen mit dem Vertrieb von Schlauchsets<br />
entstand bis heute ein mittelständisches<br />
Hightech-<strong>Medizintechnik</strong>-Unternehmenmit<br />
derzeit rund 200 Mitarbeitern.<br />
Neben der laufend vergrößerten Betriebsstätte<br />
in Stolberg bei <strong>Aachen</strong> besitzt<br />
die Firma <strong>Medos</strong> auch einen weiteren<br />
Standort in Radeberg bei Dresden. Die Produkte<br />
der Firma <strong>Medos</strong> sowie die Forschung<br />
und Entwicklung haben ihren Ursprung<br />
in Stolberg.<br />
Der firmeneigene Vertrieb betreut die<br />
meisten deutschen Herzzentren. In Frankreich<br />
werden die Produkte von einer<br />
100%igen Tochterfirma vertrieben, in den<br />
übrigen Ländern von speziellen, herzchirurgisch<br />
orientierten Vertriebspartnern.<br />
Am 1. 8. 2003 schied der Firmengründer,<br />
Herr Hildinger, aus dem Vorstand aus<br />
und wechselte in den Aufsichtsrat. Wir<br />
sprachen mit dem neuen Vorstand der<br />
<strong>Medos</strong> <strong>Medizintechnik</strong> <strong>AG</strong>, Herrn Dipl.-<br />
Ing. Hans Peter Inger, sowie Herrn Dipl.-<br />
Ing. Andreas Henseler, mitverantwortlich<br />
für Forschung und Entwicklung.<br />
KARDIOTECHNIK: Herr Inger, im<br />
vergangenen Jahr haben Sie vom Genussmittel<br />
zur <strong>Medizintechnik</strong> gewechselt. Ist<br />
Ihnen der völlig neue Bereich inzwischen<br />
schon „ans Herz gewachsen“?<br />
<strong>Medos</strong>: Der Bereich ist mir mehr als nur<br />
ans Herz gewachsen. Bereits bei meinem<br />
Amtsantritt im August vergangenen Jahres<br />
konnte ich feststellen, welches große Potenzial<br />
an Produkten und Personal hier bei<br />
<strong>Medos</strong> vorhanden ist. Es macht riesigen<br />
Spaß, mit den motivierten Mitarbeitern und<br />
den hervorragenden Produkten zu arbeiten.<br />
KT: Markt und neue Gesetze verändern<br />
die Bedingungen im Gesundheitswesen<br />
laufend. Mit welcher Unternehmensstrategie<br />
beabsichtigen Sie, <strong>Medos</strong> auf Kurs zu<br />
halten?<br />
M: Wer erfolgreich sein will, muss sich<br />
ständig den Marktentwicklungen anpassen.<br />
Da wir mit unserem Unternehmen<br />
noch eine überschaubare Größe haben, ist<br />
es uns möglich, bei Produkten und Preisen<br />
flexibel zu reagieren. Das heißt, Stillstand<br />
darf es nie geben. Wir haben unsere Organisation<br />
neu aufgestellt, um auf Veränderungen<br />
noch flexibler, schneller und effektiver<br />
reagieren zu können. Unser oberstes<br />
Gebot ist Kundenzufriedenheit, daher stellen<br />
wir Qualität, Service und Flexibilität in<br />
den Vordergrund.<br />
KT: Kommen wir zu Ihrem aktuellen<br />
Produktprogramm. Welches sind derzeit<br />
die Schwerpunktbereiche von <strong>Medos</strong>?<br />
M: Grundsätzlich arbeiten wir in zwei<br />
Bereichen:<br />
Zum Standardprogramm gehören Produkte<br />
für die HLM-Anwendung wie individuelle<br />
Schlauchsets inklusive deren Komponenten<br />
wie Kanülen und dem Spitzenprodukt,<br />
der Oxygenatorserie Hilite. Die<br />
Fertigung der Oxygenatoren wird zur Zeit<br />
überarbeitet und weiter ausgebaut, um der<br />
stetig wachsenden Nachfrage gerecht zu<br />
werden.<br />
Der zweite Schwerpunkt wird durch die<br />
fortschrittliche Blutpumpentechnologie<br />
repräsentiert. Hier werden wir das Deltastream-System<br />
als Minimalsystem (Softfusion)<br />
weiter ausbauen. Derzeit überarbeiten<br />
wir unser bewährtes VAD-System mit<br />
neuen Kanülen, modifizierten Ventrikeln<br />
und dem neuen Antrieb <strong>Medos</strong> HD8.<br />
Vorstandsvorsitzender Hans Peter Inger, kaufmännischer Leiter Jens Horst, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Karl Heinz Hildinger (v. l. n. r.)<br />
KT: Neben dem seit Jahren bewährten<br />
VAD-System haben Sie jetzt einen neuen<br />
Antrieb mit der Bezeichnung „HD8“ vorgestellt.<br />
Was genau verbirgt sich dahinter?<br />
M: Dabei handelt es sich um ein mobiles<br />
Antriebssystem zur Herzunterstützung, entwickelt<br />
von Dr. Horst-Peter Heimes. Entwicklungsziel<br />
ist ein Antriebssystem mit<br />
komplettem Funktionsumfang und kleinstmöglicher<br />
Bauform für die größtmögliche<br />
Mobilität des Patienten. Nach der Zertifizierung<br />
wird der VAD-Antrieb in den<br />
nächsten Monaten in die klinische Anwendung<br />
gehen. Derzeit stehen wir mit einem
amerikanischen Partner in Lizenzverhandlungen,<br />
um künftig auch die USA mit HD8<br />
zu beliefern.<br />
KT: <strong>Medos</strong> bezeichnet das Blutpumpensystem<br />
Deltastream als eine blutschonende<br />
Alternative zur Rollerpumpe. Wo liegen<br />
die Vorteile, und für welche Einsätze<br />
kommt das System vorwiegend in Frage?<br />
M: Für die Anwender bzw. Patienten<br />
ergeben sich viele Vorteile aus Softfusion,<br />
wie wir das System auch bezeichnen: Die<br />
Applikationen der EKZ sind in letzter Zeit<br />
vielseitiger geworden, und die Anwender<br />
wünschen immer individuellere Ausstattungen.<br />
Mit Softfusion können wir jetzt<br />
diesen Forderungen gerecht werden und<br />
sehr flexible Systeme aufbauen, gleichzeitig<br />
kostenoptimiert anbieten und eine<br />
hohe Sicherheit und Funktion gewährleisten.<br />
Stichwörter: kleine Oberflächen und<br />
Füllvolumen, patientenschonende Perfusionen.<br />
KT: Für die speziellen Anforderungen<br />
bei der Perfusion von Säuglingen und Kindern<br />
bietet <strong>Medos</strong> ein eigenes Oxygenatorprogramm<br />
an. Bitte nennen Sie einige Leistungsdaten.<br />
M: Zunächst möchte ich darauf hinweisen,<br />
dass wir zu den wenigen Anbietern mit<br />
einem kompletten Oxy-Programm für<br />
Säuglinge und Kinder gehören. Diese<br />
Oxygenatoren zeichnen sich durch ein sehr<br />
niedriges Füllvolumen aus (Hilite 1000:<br />
55 ml, Hilite 2800: 95 ml) bei einer Blutflussrate<br />
von 0–1,2 l (Hilite 1000) bzw. von<br />
0–3,0 l (Hilite 2800). Noch wichtiger erscheint<br />
mir der Hinweis, dass wir auch für<br />
die kleinsten Patienten plasmadichte Oxygenationsfasern<br />
anbieten – und zwar im<br />
Hilite 800 LT und im Hilite 2400 LT. Die<br />
mit diesen Produkten erzielten klinischen<br />
Ergebnisse sind derzeit konkurrenzlos auf<br />
dem Weltmarkt.<br />
KT: Welchen Stellenwert in Ihrem Fertigungsprogramm<br />
haben Komplettsets?<br />
M: Sie sind die Zukunft unseres Programms,<br />
weil der Anteil von „einfachen“<br />
Schlauchsystemen immer geringer wird<br />
zugunsten von Komplettsets mit Filtern,<br />
Oxygenatoren, Reservoiren etc. Da die<br />
Anforderungen der Kliniken auch immer<br />
spezifischer werden, kommen hier unsere<br />
Stärken „Flexibilität“ und „Kundenorientierung“<br />
zum Tragen. Mit diesen altbewährten<br />
<strong>Medos</strong>-Tugenden können wir uns<br />
gegenüber den Global Playern behaupten,<br />
gerade in Nischenmärkten, wo diese nicht<br />
aktiv werden.<br />
KT: <strong>Medos</strong> bietet eine spezielle Heparin-Beschichtung<br />
unter der Bezeichnung<br />
Rheoparin an. Wie verbessert diese Beschichtung<br />
künstliche Oberflächen?<br />
M: Um die Bluttraumatisierung durch<br />
Fremdoberflächen weitgehend zu reduzieren,<br />
sind Heparin-Beschichtungen mittlerweile<br />
Standard geworden. Das von uns entwickelte<br />
Rheoparin kommt in ca. 60 % der<br />
entsprechenden Produkte – mit steigender<br />
Tendenz – zum Einsatz und reduziert die<br />
Kontaktaktivierung des Blutes an den<br />
künstlichen Oberflächen.<br />
Auswahl aus dem Produktprogramm<br />
KT: Neben dem reinen Produktverkauf<br />
spielen für Ihre Kunden auch die Serviceleistungen<br />
eine wichtige Rolle. Was bieten<br />
Sie hier an?<br />
M: Für unsere VAD-Systeme und Deltastream<br />
bieten wir eine 24-Stunden-Hotline<br />
mit klinischen Beratern an. Permanent arbeitet<br />
unser Vertrieb gemeinsam mit den<br />
Kliniken an individuellen Lösungen und<br />
stellt sein Know-how zur Verfügung.<br />
KT: Wie umfassend sind die Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
Ihres Unternehmens?<br />
M: Wir beschäftigen in der Qualitätssicherung<br />
mehrere Mitarbeiter, die von der<br />
Eingangs- bis zur Endkontrolle für höchste<br />
Qualität sorgen. Selbstverständlich liegen<br />
die erforderlichen Zertifizierungen vor,<br />
und wir führen, auf Basis eines hauseigenen<br />
Qualitätssystems, ständig Audits in allen<br />
Abteilungen durch.<br />
KT: In den letzten Jahren hat <strong>Medos</strong> regelmäßig<br />
neue Produkte entwickelt. Ist geplant,<br />
auch künftig so rasant Innovationen<br />
zu präsentieren, und wenn ja, welche?<br />
M: Unsere derzeitigen Schwerpunkte<br />
Softfusion plus neuer VAD-Antrieb plus<br />
Modifizierung der Oxygenatoren-Produktion<br />
binden zurzeit unsere Kräfte. Wenn<br />
diese großen Projekte erfolgreich abgeschlossen<br />
sind, werden wir neue Produkte<br />
in Angriff nehmen. Zusammen mit dem<br />
Helmholtz-Institut in <strong>Aachen</strong> arbeiten wir<br />
kontinuierlich an der Entwicklung neuer<br />
Produkte.<br />
KT: Welche Wachstumsmöglichkeiten<br />
bieten sich Ihnen im Ausland?<br />
M: Unser Auslandsmarkt zeigt sehr gute<br />
Ergebnisse, wir erwarten dieses Jahr ein<br />
Wachstum von 10 bis 15 %. Dies gilt vor allem<br />
für Asien, denn der europäische Markt<br />
stagniert etwas. Nur durch unsere guten<br />
Produkte und die Mitarbeiterpräsenz konnte<br />
im letzten Jahr eine 10%ige Steigerung<br />
erzielt werden. Aufgrund der Preise und<br />
Marktentwicklungen hat sich unser Verkaufsanteil<br />
Inland/Ausland von 75:25 auf<br />
65:35 verschoben. Osteuropa muss behutsam<br />
an die Gegebenheiten von Zentraleuropa<br />
herangeführt werden. Dort stimmt das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis noch nicht.<br />
Ganz im Gegensatz zum asiatischen Raum:<br />
Im Rahmen eines Joint Ventures mit einem<br />
chinesisch-deutschen Konsortium haben<br />
wir jetzt eine Schlauchset-Produktion gestartet.<br />
Die Produkte werden zunächst ausschließlich<br />
im asiatischen Markt vertrieben.<br />
KT: Sehen Sie mit Einführung des<br />
DRG-Vergütungssystems in den Kliniken<br />
wesentliche Veränderungen für Ihr Unternehmen?<br />
M: Wir haben uns rechtzeitig darauf eingestellt,<br />
sind aber der Meinung, dass noch<br />
einige Probleme auf den Markt zukommen<br />
werden. Durch Gruppenbildung beim Klinikeinkauf<br />
erwarten wir z. B. in Zukunft<br />
auch dort eine Bereinigung, also in einigen<br />
Jahren weniger als 80 Herzchirurgien in<br />
Deutschland.<br />
KT: Vielen Dank für das Gespräch und<br />
alles Gute.<br />
Interview: Gunter Morche, Hamburg