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Physikalisches Praktikum für Anfänger

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Universität - GH Essen Fachbereich 7 – Physik 19.9.01<br />

PHYSIKALISCHES PRAKTIKUM FÜR ANFÄNGER<br />

Versuch:<br />

Q 4 - Radioaktivität<br />

1. Grundlagen<br />

Aufbau des Atomkerns, natürliche und künstliche Radioaktivität, Zerfallsreihen,<br />

Zerfallsgesetz, Halbwertszeit, α, β, und γ-Strahlung. Wechselwirkung von γ-<br />

Strahlen mit Materie (Photoeffekt, Comptoneffekt, Paarbildung). Nachweismethoden<br />

<strong>für</strong> radioaktive Strahlung (Zählrohr, Proportionalzähler, Ionisationskammer,<br />

Scintillations-Detekoren, Halbleiter-Zähler).<br />

Literatur<br />

Gerthsen-Kneser-Vogel: Physik<br />

Finkelnburg:<br />

Einführung in die Atomphysik<br />

W. Walcher: <strong>Praktikum</strong> der Physik<br />

2. Experiment<br />

Geräte:<br />

Meßtisch mit Millimetereinteilung,<br />

Proben und Detektorhalterung,<br />

Detektor,<br />

Zähler,<br />

Proben (γ-Strahler, 60Co, β-Strahler 85Kr, 137Ba-Präparat, siehe 2.5).


Versuchsdurchführung<br />

2.1) Nullrate<br />

Bestimmen Sie die Nullrate des Meßsystems. (Messen Sie 10 x jeweils eine Minute).<br />

2.2) Abstand-Quadrat-Gesetz<br />

Weisen Sie das Abstand-Quadrat-Gesetz nach, indem Sie die Impulsrate der Präparate<br />

60Co und 85Kr bei 10 verschiedenen Abständen vom Detektor bestimmen.<br />

Tragen Sie die Impulsrate auf doppeltlogarithmischem Papier gegen den Kehrwert<br />

des Abstand-Quadrats auf. Diskutieren Sie auftretende Abweichungen.<br />

2.3) Absorption von γ-Strahlung<br />

a) Für zwei verschiedene Metalle (Blei, Eisen) wird die Änderung der Strahlenabsorption<br />

von der Dicke des Metalls gemessen. Als Strahlungsquelle wird 60Co<br />

benutzt.<br />

Tragen Sie die Impulsraten auf halblogarithmischem Papier gegen die Dicke der<br />

Metallstücke auf. Bestimmen Sie den Absorptionskoeffizienten.<br />

b) Ermitteln Sie die Standardabweichung und den Standardfehler der Zählrate <strong>für</strong> drei<br />

unterschiedliche Strahlenabsorptionen in Blei (dünn, mittel und dicke Bleiplatte)<br />

sowie ohne Absorption. Nehmen Sie <strong>für</strong> jede Plattenstärke (bzw. ohne Absorption)<br />

je 10 Messungen vor.<br />

Aus welcher Messung ergibt sich der kleinste Fehler <strong>für</strong> den Absorptionskoeffizienten?<br />

Hierbei ist eine numerische Auswertung erforderlich!<br />

2.4) Absorption von β-Strahlung<br />

Messen Sie die Absorption von β-Strahlung (Präparat: 85Kr) durch verschiedene<br />

dicke Aluminiumfolien und tragen Sie wie bei 2.3) die Impulsraten auf halblogarithmischem<br />

Papier gegen die Dicke der Aluminiumfolien auf. Bestimmen Sie den<br />

Absorptionskoeffizienten.


2.5) Bestimmung der Halbwertzeit einer kurzlebigen radioaktiven Substanz<br />

Die radioaktive Substanz (Ba) wird in flüssiger Form in einem Reagenzglas vor die<br />

Meßapparatur gebracht. Messen Sie in Abständen von 20 Sekunden die Impulsrate<br />

und tragen Sie das Meßergebnis auf halblogarithmischem Papier gegen die Zeit auf.<br />

Aus der sich ergebenden Geraden ist die Halbwertzeit der Substanz bestimmbar.<br />

Vergleichen Sie den so erhaltenen Wert mit dem theoretischen Wert.<br />

3.1) Kurze Zusammenfassung einiger wichtiger Grundlagen<br />

Unter Radioaktivität versteht man die Eigenschaft bestimmter chemischer Elemente<br />

oder Isotope, ohne äußere Beeinflussung dauernd Energie in Form von<br />

Strahlung auszusenden. Die Ursache der Radioaktivität ist die Instabilität der<br />

Atomkerne (Nuklide) der radioaktiven Elemente. Diese wandeln sich durch Ausschleudern<br />

eines Teils ihrer Masse und Energie in stabile Kerne um. Bei diesem<br />

Zerfall eines radioaktiven Atomkerns entsteht im allgemeinen ein Kern, der wieder<br />

radioaktiv ist und weiter zerfällt. Man kann ganze Zerfallsreihen aufstellen, in<br />

welchen die durch radioaktiven Zerfall auseinander entstehenden Atomarten<br />

nacheinander angeordnet sind. Am Ende dieser Zerfallsreihen stehen stabile Elemente.<br />

Die drei in der Natur vorkommenden Zerfallsreihen enden alle bei den<br />

Isotopen des Bleis.<br />

Die von natürlichen Strahlern ausgesandte Strahlung besteht aus Helium-Kernen (α<br />

-Strahlen), Elektronen (β-Strahlen) und energiereichen Photonen (γ-Strahlen).<br />

Während die natürlich radioaktiven Kernumwandlungen spontan und ohne äußere<br />

Beeinflussungsmöglichkeit ablaufen, ist man seit 1919 in der Lage, durch Beschuß<br />

stabiler Kerne mit energiereichen Kernteilchen (Neutronen, Protonen, α-Teilchen)<br />

Kernumwandlungen verschiedenster Art in großer Zahl und Mannigfaltigkeit<br />

herbeizuführen. Im Gegensatz zu den natürlichen radioaktiven Nukliden sind die<br />

künstlich radioaktiven Nuklide überwiegend β- und γ-Strahler. Man kennt heute<br />

einige hundert durch Kernreaktionen herstellbare radioaktive Isotope. Sie finden<br />

wachsende Anwendung in Wissenschaft, Industrie und in der Nuklear-Medizin.<br />

Auch der vorliegende <strong>Praktikum</strong>sversuch benutzt künstlich radioaktive Elemente.<br />

3.1.1) α-Strahlen<br />

Da Heliumkerne die Masse 4 und die positive Ladung 2 haben, verwandelt sich ein<br />

α-Strahler bei seinem radioaktiven Zerfall in ein neues Elemente, dessen<br />

Ordnungszahl um 2 und dessen Massenzahl um 4 Einheiten geringer sind als die des<br />

Ursprungselements. Beispielsweise zerfällt 88 226 Ra durch Emission von<br />

α-Teilchen in das Gas 88 222 Rn. Die von den zerfallenden Kernen emittierten<br />

α-Teilchen besitzen in der Regel sehr große kinetische Energien (2-8 MeV). Da α-<br />

Teilchen, bedingt durch ihre doppelt positive Elementarladung, beim Flug durch


Materie eine starke Ionisationswirkung auf die Atome der Materie ausüben, verlieren<br />

sie schnell Energie und werden daher bereits auf verhältnismäßig kurzem<br />

Wege abgebremst. (Reichweite in Aluminium etwa 0,1 mm, in Luft wenige cm).<br />

Dieselbe Eigenschaft hat natürlich auf zur Folge, daß α-Strahlen mit Hilfe von<br />

gasgefüllten Zählrohren leicht nachgewiesen werden können. Wegen ihrer hohen<br />

Energien erzeugen sie auch in der Nebelkammer starke Spuren und können auch in<br />

Zink-Sulfid-Kristallen deutlich sichtbare Lichtblitze auslösen. Letzteres ermöglichte<br />

Rutherford die Entdeckung und Untersuchung der α-Strahlen.<br />

3.1.2) ß-Strahlen<br />

Typisch <strong>für</strong> die β-Strahlung ist die Tatsache, daß die ausgesandten Elektronen sehr<br />

unterschiedlich kinetische Energien besitzen. Wegen der kleinen Masse des<br />

Elektrons und seiner negativen Ladung behält ein β-aktiver Kern beim Zerfall seine<br />

Massenzahl, während seine positive Kernladung und damit seine Ordnungszahl um<br />

eine Einheit steigt. Die Reichweite der β-Strahlen ist größer als die der α-Strahlen<br />

und liegt in festen Stoffen bei einigen mm.<br />

Entsprechend sind die Spuren der β-Strahlen in der Nebelkammer auch wesentlich<br />

dünner als die der α-Strahlen. Beim Durchgang der Elektronen durch Materie<br />

treten folgende Erscheinungen auf:<br />

1. Elastische Streuung an den Elektronen und Kernen der Atome. Hierbei werden<br />

die Elektronen aus ihrer ursprünglichen Richtung ohne Energieverlust abgelenkt.<br />

2. Durch Ionisation tritt ein sehr wesentlicher Energieverlust beim Durchgang von<br />

Elektronen durch Materie auf.<br />

3. Strahlung: Die Bremsung von Elektronen bei ihrem Durchgang durch das<br />

elektrische Kernfeld führt zur Entstehung von Röntgenbremsstrahlung.<br />

Streuung und Energieverlust wirken dahingehend auf die Strahlung, daß die<br />

Elektronen bestimmter Maximalenergie in Materie annähernd exponentiell absorbiert<br />

werden. Das Absorptionsgesetz hat die Form<br />

wobei<br />

(1)<br />

I = Io e- µ d<br />

I = Intensität hinter der Schicht<br />

Io = Intensität der auftreffenden Strahlung<br />

µ = Proportionalitätsfaktor, linearer Schwächungsquoeffizient.<br />

3.1.3) γ-Strahlen


Bei Kernprozessen, bei denen der Folgekern einen angeregten Zustand besitzt, erfolgt<br />

beim Übergang in den Grundzustand eine Emission von γ-Strahlen.<br />

γ-Strahlung ist eine kurzwellige elektromagnetische Strahlung. Beim Durchgang<br />

von γ-Strahlen durch Materie kommt es zu folgenden Prozessen:<br />

1. Absorption und Streuung analog wie im Falle der β-Strahlung tritt bei kleinen<br />

Energien des γ-Photons (kleiner als 1 MeV) nahezu allein auf.<br />

2. Bei größeren Photonenenergien kommt es zu Paarbildungen. Dabei entsteht aus<br />

dem Photon ein Paar aus Elektron und Positron. Da die Summe der Impulse<br />

dieser beiden Teilchen kleiner ist als der Impuls des Photons, kann diese<br />

Paarbildung durch γ-Strahlen nur bei Anwesenheit eines dritten Teilchens erfolgen.<br />

Als solches drittes Teilchen fungiert gewöhnlich ein Atomkern, in dessen<br />

Coulomb-Feld das Paar entsteht.<br />

3. Compton-Streuung. Hierbei handelt es sich um Streuung der γ-Strahlung an<br />

Elektronen, wobei letztere einen Teil der Strahlungsenergie aufnehmen.<br />

Die angeführten Erscheinungen haben, ähnlich wie im Falle der β-Strahlung, eine<br />

exponentielle Schwächung der γ-Strahlung zur Folge. Es gilt auch hier Gleichung<br />

(1).<br />

3.2) Zerfallskonstante, Halbwertzeit, Aktivität<br />

Durch radioaktive Umwandlung nimmt die Menge der radioaktiven Substanz ab.<br />

Eine der wichtigen empirischen Tatsachen hierzu besteht darin, daß der natürliche<br />

radioaktive Zerfall von außen her nicht beschleunigt werden kann. Er erfolgt völlig<br />

spontan und rein statistisch. Die Anzahl dN der in einem Zeitintervall dt<br />

zerfallenden Atomkerne ist der Zahl N der vorhandenen radioaktiven doch nicht<br />

zerfallenen Atomkerne, proportional:<br />

- dN = λ N<br />

(2)<br />

dt<br />

woraus sich durch Integration das Zerfallgesetz<br />

N = No e-λt<br />

(3)<br />

ergibt. λ ist die Zerfallkonstante der jeweiligen Substanz.


Anschaulicher ist eine andere Größe, die Halbwertzeit T. Das ist diejenige Zeitspanne,<br />

in der die Anzahl der am Anfang vorhandenen Atomkerne auf die Hälfte<br />

abnimmt. T steht mit λ in folgendem Zusammenhang:<br />

T = ln 2 = 0,693<br />

(4)<br />

λ λ<br />

Man leite dies aus Gleichung (3) her. Anleitung: Auflösung der Gleichung (3) <strong>für</strong><br />

den Fall N = No/2. Die Halbwertzeit in den natürlichen radioaktiven Kerne liegen<br />

zwischen 10 -7 Sekunden und 10 10 Jahren.<br />

Die Aktivität A einer radioaktiven Substanz ist definiert als Anzahl der je Zeiteinheit<br />

zerfallenden Atomkerne<br />

(5)<br />

A = - dN<br />

dt<br />

oder in Verbindung mit der obigen Gleichung (2) ergibt sich<br />

(6)<br />

A = λ⋅ N<br />

Die Einheit der Aktivität ist 1 Curie (Ci): 1 Curie entspricht<br />

3,7 x 10 10 Zerfälle /sec.<br />

Kurze Hablwertzeiten und damit schnell abnehmende Aktivität der radioaktiven<br />

Substanz spielen <strong>für</strong> die medizinische Anwendung in der Nukleardiagnostik eine<br />

sehr wichtige Rolle. Durch die kurze Halbwertzeit (99 Tc hat eine Halbwertzeit T<br />

von etwa 6 Stunden) wird die Strahlenbelastung der Patienten möglichst gering<br />

gehalten, bei Wiederholungsuntersuchungen verfälscht die Restaktivität der bei der<br />

ersten Untersuchung verabreichten Substanz nicht das Ergebnis. Ebenfalls stellt die<br />

Beseitigung der radioaktiven Abfälle in diesem Fall kein Problem dar, weil die<br />

Aktivität der verwendeten Substanzen nach relativ kurzer Zeit auf annähernd Null<br />

abklingt.<br />

Während also Substanzen mit kurzer Halbwertzeit <strong>für</strong> die Nukleardiagnostik<br />

Verwendung finden, benötigt man <strong>für</strong> die Therapie durch Bestrahlung Substanzen


mit mittlerer oder langer Halbwertzeit, z. B. 90Y mit einer Halbwertzeit von 64<br />

Stunden oder 226 Ra mit einer Halbwertzeit von 1.600 Jahren.<br />

3.3) Nachweismethoden <strong>für</strong> radioaktive Strahlung<br />

Bei der Absorption von radioaktiver Strahlung in Materie entstehen Ionen-Paare<br />

und angeregte Zustände der Hüllen-Elektronen der Atome des betreffenden Stoffes.<br />

Ionen-Paare können als Träger elektrischer Ladungen direkt elektrisch nachgewiesen<br />

werden. Bei Rückkehr der Hüllen-Elektronen vom angeregten Zustand in<br />

den Grundzustand kommt es zur Emission von Photonen, welche direkt visuell<br />

beobachtet werden können oder über den Photo-Effekt in ein elektrisches Signal<br />

umgewandelt werden können.<br />

3.3.1) Zählrohr<br />

Dieses besteht aus einem meist mit Argon gefüllten dünnwandigen Metallrohr, in<br />

dessen Achse ein dünner Draht (etwa 0,1 mm ∅) isoliert aufgespannt und an eine<br />

positive Spannung (ungefähr 2.000 Volt) angeschlossen ist. Gelangt ein Teilchen in<br />

das Zählrohr, so bildet es darin durch Ionisation einige Ionen-Paare (Elektronen<br />

und ionisierte Atome). Die Elektronen wandern in das starke elektrische Feld<br />

in der Nähe des Drahtes und erzeugen dort durch Stoßionisation weitere Elektronen,<br />

so daß es zum lawinenartigen Anwachsen der freien Ladungen im Zählrohr<br />

kommt und ein kräftiger Stromstoß entsteht. Dies ist die Arbeitsweise des Auslöse-Zählrohres.<br />

Bei hohen Spannungen werden auch schwach ionisierende Teilchen<br />

registriert, eine Unterscheidung verschiedenartiger Teilchen ist allerdings<br />

nicht möglich. Durch Beimengung bestimmter Dämpfe zur Füllung des Zählrohrs<br />

kann dessen Zählgeschwindigkeit gesteigert werden. Die Dampfzusätze erhöhen die<br />

Selbstlöschung der durch die einfallende Strahlung ausgelösten Entladung<br />

(= elektrischer Strom in Gas). Nach diesem Prinzip arbeitet das 1928 von J. W<br />

Geiger und W. Müller erfundene Gerät zum Nachweis und zur Zählung einzelner<br />

Teilchen.<br />

3.3.2) Proportionalzähler<br />

Dieser Zähler ist genauso aufgebaut wie das eben beschriebene Geiger/Müller-<br />

Zählrohr, wird jedoch mit niedrigeren Spannungen betrieben. Dadurch ist gewährleistet,<br />

daß die Gesamtzahl der erzeugten Ionen-Paare der durch die Strahlung<br />

erzeugten Anzahl der Primär-Ionen proportional ist. Letztere ist wiederum der<br />

Energie der einfallenden ionisierenden Teilchen proportional.<br />

3.3.3) Ionisationskammer


Betreibt man das Zählrohr schließlich bei so niedriger Spannung, daß die primär<br />

erzeugten Ionen nicht mehr imstande sind, durch Stoß weitere Gasmoleküle zu<br />

ionisieren, dann wird der nachweisbare elektrische Strom nur von diesen Primär-<br />

Ionen aufrecht erhalten. Dieser Strom ist sehr gering, weshalb man im allgemeinen<br />

mit den Ionisationskammern einzelne Teilchen nicht nachweisen kann, sondern nur<br />

intensive Strahlung.<br />

Für die Zählung energiearmer Teilchen werden die Zählrohre mit dünnwändigen<br />

Fenstern aus Glimmer oder Kunststoffolien versehen, so daß die Teilchen noch<br />

eindringen können. Dieses gilt insbesondere <strong>für</strong> α-Teilchen.<br />

3.3.4) Scintillations-Detektoren<br />

Die bisher beschriebenen Gasdetektoren zeichnen sich durch geringe Dichte des<br />

Detektormaterials aus, weshalb die Ansprechwahrscheinlichkeit <strong>für</strong> γ-Strahlung<br />

relativ gering ist. Dem gegenüber haben Festkörperdetektoren naturgemäß eine<br />

größere Absorptionswahrscheinlichkeit <strong>für</strong> Strahlung. Bei den Scintillations-Detektoren<br />

werden fluoreszierende Substanzen wie Zink-Sulfid-Kristalle oder Natrium-Jodit-Kristalle<br />

verwendet. Da diese Kristalle im sichtbaren Wellenlängenbereich<br />

transparent sind, kann man jeden einzelnen Wechselwirkungsvorgang im<br />

Kristallinnern (Erzeugung eines angeregten Zustands, Emission eines Photons bei<br />

Rückkehr in den Grundzustand) beobachten. In der Anfangszeit der Kernphysik<br />

wurden diese Lichtblitze visuell mit dem Auge beobachtet. Heute wandelt man<br />

diese Lichtsignale mit Hilfe von Photomultipliern in elektrische Signale um.<br />

3.3.5) Halbleiter-Zähler<br />

Dieser Zähler hat sich gegenüber allen anderen Meßmethoden aufgrund seiner<br />

guten Energieauflösung und der geringen Größe durchgesetzt, obgleich er erst seit<br />

1962 <strong>für</strong> den Nachweis radioaktiver Strahlung eingesetzt wird. Im einfachsten Fall<br />

handelt es sich dabei um eine Halbleiterdiode, die in Sperrichtung betrieben wird.<br />

Die einfallende Strahlung erzeugt dann in der Sperrzone freie Ladungsträger, die<br />

sich als Stromimpuls nachweisen lassen.<br />

Neben den oben beschriebenen Zählgeräten kennt man in der Kernphysik noch eine<br />

ganze Reihe weiterer Nachweisverfahren <strong>für</strong> radioaktive Strahlung. Erwähnt seien<br />

die Nebelkammer, das photografische Verfahren (z. B. in der Autoradiografie) und<br />

die Blasenkammer. Mit diesen Verfahren werden radioaktive Teilchen nicht nur<br />

gezählt sondern es wird auch deren räumliche Verteilung bzw. deren Flugbahn<br />

registriert.<br />

Die von den oben beschriebenen Strahlungsdetektoren gelieferten elektrischen<br />

Impulse werden im allgemeinen nach elektronischer Verstärkung einem elektronischen<br />

Zählgerät zugeleitet. Die Anzahl der von der Strahlung in einem Zeitintervall<br />

T ausgelösten Impulse, dividiert durch dieses Zeitintervall T, heißt Zählrate<br />

des Zählrohres oder Detektors. Bei sonst gleichen Meßbedingungen ist die


Zählrate proportional zur Aktivität der radioaktiven Substanz. Der Proportionalitätsfaktor<br />

ist abhängig von der Meßgeometrie (hauptsächlich Abstand Substanz -<br />

Zählrohr), von der Ansprechwahrscheinlichkeit des Detektors und von der Absorption<br />

der Strahlung auf dem Weg zum Detektor. Die Größe der Absorption ist<br />

abhängig von Stoffart, Dichte und Weglänge der Strahlung durch den betreffenden<br />

Stoff.<br />

Nulleffekt:<br />

Unter dem Nulleffekt versteht man alle Impulse, die vom Zählrohr oder Detektor<br />

registriert werden, aber nicht von der zu messenden Strahlung herstammen. Dieser<br />

Nulleffekt setzt sich aus der Strahlung der Materialien aus der Umgebung und aus<br />

der kosmischen Strahlung zusammen. Die gesuchte Meßgröße erhält man also,<br />

indem man die Zählrate des Nulleffektes von der gemessenen Zählrate subtrahiert.

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