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SCHLAFLOSIGKEIT IN DEN NÄCHTEN NACH DIALYSE

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26<br />

J nephrol Team<br />

1-2004<br />

K. P. PARKER<br />

<strong>SCHLAFLOSIGKEIT</strong> <strong>IN</strong> <strong>DEN</strong> <strong>NÄCHTEN</strong> <strong>NACH</strong><br />

<strong>DIALYSE</strong><br />

Viele meiner Hämodialysepatienten leiden in<br />

der Nacht nach Dialyse vermehrt unter<br />

Schlafproblemen als in den Nächten ohne<br />

vorherige Behandlung. Es scheint nicht damit<br />

zusammenzuhängen, dass viele Patienten<br />

während der Behandlung schlafen. Haben<br />

Sie eine Idee, was dafür verantwortlich sein<br />

könnte?<br />

Die hohe Prävalenz von Schlafproblemen<br />

und primären Schlafstörungen (Schlafapnoe,<br />

periodische Gliedmaßenbewegungsstörung<br />

und Restless-legs-Syndrom) bei Hämodialyse<br />

(HD)-Patienten ist gut dokumentiert. Nur<br />

wenige Studien haben sich jedoch speziell<br />

mit den Unterschieden in den subjektiven<br />

oder polysomnographischen Merkmalen des<br />

Schlafes in Nächten vor versus Nächten<br />

nach Behandlung befasst, und die Ergebnisse<br />

aus diesen Arbeiten waren widersprüchlich.<br />

Sowohl Jean et al. als auch Strub et al.<br />

gaben an, dass die Patienten in den Nächten<br />

nach Behandlung eine Zunahme in den<br />

subjektiven Schlafbeschwerden berichteten,<br />

während Daly und Hassall herausfanden,<br />

dass die Patienten laut ihrem Bekunden<br />

länger schliefen. Karacan et al. und Mendelson<br />

et al. fanden keine signifikanten Unterschiede<br />

in den polysomnographischen Parametern<br />

zwischen Nächten vor und nach<br />

HD, während Passouant et al. über einen<br />

besseren Schlaf nach Behandlung berichteten.<br />

Trotz dieser widersprüchlichen Berichte<br />

ist es gut möglich, dass viele Patienten tatsächlich<br />

akute behandlungsassoziierte<br />

Schlafveränderungen erfahren durch die<br />

Auswirkungen, die eine chronische intermittierende<br />

HD auf die Schlafregulierungsprozesse<br />

haben kann.<br />

Es wurde nahe gelegt, dass Schlafen und<br />

Wachsein von zwei grundlegenden Prozessen<br />

reguliert wird: dem homöostatischen<br />

Prozess, oder der Schlafneigung, die bestimmt<br />

wird von der Länge des vorhergehenden<br />

Schlafens und Wachseins, und dem<br />

zirkadianen Prozess, einer Gruppe von bio-<br />

KATHY P. PARKER (ATLANTA, USA)S<br />

logischen Rhythmen, die von einem zentralen<br />

Schrittmacher erzeugt werden, der sich<br />

im suprachiasmatischen Nukleus befindet.<br />

Faktoren, die diese Prozesse verändern,<br />

können wahrscheinlich Anomalien sowohl<br />

beim Schlafen als auch beim Wachsein induzieren.<br />

Zum Beispiel kann exzessives<br />

Schlafen sowohl während als auch nach HD<br />

– ein Phänomen, das schon vor langem<br />

beschrieben wurde – die zugrunde liegende<br />

homöostatische Schlafneigung reduzieren<br />

und so Probleme mit dem Beginn des<br />

nächtlichen Schlafes und der Schlaffragmentierung<br />

verursachen. Verminderungen in der<br />

Wachsamkeit des zentralen Nervensystems<br />

und allgemeine Müdigkeit in Verbindung<br />

mit raschen Flüssigkeits-, Elektrolyt- und<br />

Säure-Basen-Veränderungen, die während<br />

der Behandlung auftreten, könnten teilweise<br />

diese erhöhte Neigung zur Tagschläfrigkeit<br />

erklären. Darüber hinaus haben einige Autoren<br />

nahe gelegt, dass die Produktion von<br />

Zytokinen während der Behandlung, wie<br />

beispielsweise Interleukin (IL)-1 und Tumornekrosefaktor<br />

(TNF)-α (Substanzen mit somnigenen<br />

Eigenschaften), ebenfalls zur Tagschläfrigkeit<br />

beitragen könnte. Diese Faktoren,<br />

zusammen mit der Schlafunterbrechung,<br />

die von einer zugrunde liegenden<br />

primären Schlafstörung ausgehen könnte,<br />

bedeuten für HD-Patienten ein höheres<br />

Risiko für sehr unregelmäßige, unterbrochene<br />

Schlaf-/Wach-Muster.<br />

Die HD könnte ebenfalls verschiedene zirkadiane<br />

Variablen beeinflussen. Die Behandlung<br />

geht beispielsweise mit Anomalien<br />

im Stoffwechsel und in der zirkadianen Variabilität<br />

von Melatonin einher. Auch wenn<br />

diese Patienten abnormal hohe Basisspiegel<br />

von Melatonin aufweisen, fehlt bei ihnen der<br />

normale nächtliche Melatonin-Hormonstoß<br />

offensichtlich gänzlich – ein Phänomen,<br />

von dem man annimmt, dass es das Einschlafen<br />

wesentlich erleichtert. In ähnlicher<br />

Weise induziert die Behandlung auch Erhöhungen<br />

der Körpertemperatur, die über den


Tag anhalten und möglicherweise die wichtige<br />

Beziehung zwischen normalem Abkühlen<br />

des Körpers und dem Einsetzen des<br />

Schlafes verändert. Änderungen in den<br />

normalen Phasen-Beziehungen zwischen<br />

den Rhythmen der Melatonin-Produktion<br />

und der Körpertemperatur und dem Schlaf-<br />

/Wach-Rhythmus dieser Patienten könnten<br />

sich ähnlich wie beim Jet-Lag auswirken –<br />

und Schwierigkeiten mit dem nächtlichen<br />

Einschlafen und Durchschlafen sowie Tagschläfrigkeit<br />

verursachen. Die Behandlungszeit<br />

am Tage könnte ebenfalls Wechselwirkungen<br />

mit dem zirkadianen System zeigen,<br />

da die Patienten dann manchmal sehr früh<br />

aufstehen müssen, es zu Änderungen im<br />

Zeitablauf von Mahlzeiten und anderen<br />

sozialen und körperlichen Aktivitäten kommen<br />

kann und sie verstärkt Licht ausgesetzt<br />

sein können: All diese Faktoren sind wichtige<br />

„ Zeitgeber“ oder Schlüsselreize, die bei<br />

der Synchronisierung des Körperrhythmus<br />

mit der externen Umgebung helfen.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass es verschiedene Mechanismen gibt,<br />

über die eine chronische, intermittierende<br />

HD-Behandlung den Schlaf in den Nächten<br />

nach der Behandlung negativ beeinflussen<br />

kann. Die positiven Effekte der langsamen,<br />

nächtlichen HD auf die Verringerung der<br />

Schlafapnoe lassen weiter annehmen, dass<br />

die rasche, intermittierende Behandlung<br />

negative Folgen für den Schlaf aufweist, und<br />

legen nahe, dass ein Forschungsdesign zur<br />

Verbesserung der iatrogenen Folgen der<br />

gängig praktizierten HD gerechtfertigt wäre.<br />

Bis man mehr darüber weiß und da schlechter<br />

Schlaf und Tagschläfrigkeit gewichtige<br />

negative Folgen für den Allgemeinzustand<br />

und das Wohlergehen haben, ist die sorgfältige<br />

Analyse der Schlafbeschwerden der<br />

Patienten mit möglicher Überweisung an<br />

einen Schlaf-Spezialisten sicherlich angezeigt.<br />

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<strong>SCHLAFLOSIGKEIT</strong> <strong>IN</strong> <strong>DEN</strong> <strong>NÄCHTEN</strong> <strong>NACH</strong> <strong>DIALYSE</strong><br />

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P S P<br />

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J nephrol Team<br />

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