Ansprechen von Rehwild (PDF) - Revierexperten.de
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JAGDBETRIEBLICHE ORGANISATION & BERATUNG<br />
W W W. J AG D A U SR Ü S T U NG -ONL I NE . DE<br />
MICHAEL JÜNGLING<br />
63679 Schotten, Zum Steinbügel 5<br />
Tel.: 06044-3852 Mobil: 0176-40124347<br />
Email: info@revierexperten.<strong>de</strong><br />
Web: www.revierexperten.<strong>de</strong> Shop: www.jagdausrüstung-online.<strong>de</strong><br />
<strong>Ansprechen</strong> <strong>von</strong> <strong>Rehwild</strong><br />
<strong>Rehwild</strong> ist die am meisten verbreitete und anpassungsfähigste Schalenwildart Deutschlands und es<br />
kommen jährlich etwa eine Millionen Rehe in unseren Revieren Strecke.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r freien Natur etwa 10 bis 14 Jahre alt, adulte Stücke leben die meiste Zeit <strong>de</strong>s Jahres<br />
einzelgängerisch und verteidigen ihre Reviere oft energisch gegen eindringen<strong>de</strong> Artgenossen. Ihre<br />
Sozialkontakte beschränken sich in aller Regel auf die Mutter-Kind-Bindung während <strong>de</strong>r<br />
Aufzuchtszeit und <strong>de</strong>n Kontakt <strong>de</strong>r Geschlechtspartner während <strong>de</strong>r Brunft. In <strong>de</strong>n Wintermonaten<br />
kann es mancherorts zu einer lockeren Srungbildung kommen.<br />
Rehböcke können bei genauem Hinsehen sehr gut <strong>von</strong> Geißen durch das Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>s<br />
Gehörnes (insofern es nicht gera<strong>de</strong> abgeworfen wur<strong>de</strong>) und Pinsels, ihrer gedrungenere Statur und<br />
<strong>de</strong>r nierenförmigen Ausbildung <strong>de</strong>s Spiegels (bei weiblichen Rehen zeigt <strong>de</strong>r Spiegel durch die<br />
Ausbildung <strong>de</strong>r Schürze eine Herzform) unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Frühjahr fegt <strong>de</strong>r Bock sein Gehörn und die Winter<strong>de</strong>cke weicht so langsam <strong>de</strong>r roten<br />
Sommer<strong>de</strong>cke. Dabei gilt, dass junges und gesun<strong>de</strong>s <strong>Rehwild</strong> in aller Regel früher verfärbt als älteres<br />
o<strong>de</strong>r kränkliches. Der Fegetermin mehrjähriger Böcke liegt meist <strong>de</strong>utlich vor <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Jugendklasse.<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>r Jagdzeit im Mai ist bei Jährlingen ein Bastgehörn nichts Ungewöhnliches. Die genaue<br />
Altersansprache <strong>de</strong>s Rehbockes stellt für <strong>de</strong>n Jäger oftmals eine Herausfor<strong>de</strong>rung dar. Es gilt dabei,<br />
sich einen Gesamteindruck über das Erscheinungsbild, die Statur und das Verhalten zu verschaffen.<br />
Jüngeres <strong>Rehwild</strong> wirkt vom Verhalten her meist unbekümmert. Je älter und erfahrener es wird,<br />
<strong>de</strong>sto vorsichtiger wird es in seiner Verhaltensweise und neigt zum Beispiel vor <strong>de</strong>m Austreten zum<br />
ausgiebigen Sichern. Bei <strong>de</strong>r Statur sprechen ein dünner, aufrecht getragener Träger und eine<br />
gra<strong>de</strong>gezogene Rückenlinie eher für einen jüngeren Bock als für <strong>de</strong>n älteren, welcher mit<br />
fortschreiten<strong>de</strong>m Alter meist <strong>de</strong>utlich gedrungener Wirkt und einen mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
ausgeprägten Vorschlag zeigt. Generell kann da<strong>von</strong> ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass ein Reh bei normaler<br />
Entwicklung ab einem Alter <strong>von</strong> drei Jahren bezüglich seiner Statur einen „erwachsenen Eindruck“<br />
macht.<br />
Das Heranziehen <strong>de</strong>r Gesichtsfärbung zur Altersansprache scheint sehr fragwürdig. Die<br />
Gesichtsfärbung <strong>de</strong>s jungen Bockes ist nicht zwingend scharf abgegrenzt und bunt und die <strong>de</strong>s<br />
älteren nicht unbedingt verwaschen und gräulich. Der noch <strong>de</strong>utlich abgegrenzte Muffelfleck eines<br />
jungen Bockes kann sich aber im fortgeschrittenen Alter auflösen o<strong>de</strong>r verwaschen wirken. Diese<br />
Kriterien können also nur ergänzend zur Altersansprache herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Vom Gehörnaufbau her kann schon <strong>de</strong>r Jährlingsbock je nach körperlicher Verfassung ein breites<br />
Spektrum vom Knopfer bis hin zum lauscherhohen Sechsergehörn aufweisen. Meist trägt <strong>de</strong>r Bock<br />
aber in dieser Altersklasse auf seinen schlanken und hoch wirken<strong>de</strong>n Rosenstöcken noch Spieße o<strong>de</strong>r<br />
ein Gabelgehörn bis Lauscherhöhe. Bei fortschreitend guter Verfassung ist beim Rehbock bis zu<br />
einem Alter <strong>von</strong> etwa 5 bis 7 Jahren eine Zunahme <strong>de</strong>s Gehörnwachstumes zu erwarten. Die<br />
Ausbildung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gehörnformen stellen kein Altersmerkmal dar, son<strong>de</strong>rn kann nur zur<br />
Wie<strong>de</strong>rerkennung einzelner Böcke herangezogen wer<strong>de</strong>n. Sitzt die Hauptmasse <strong>de</strong>r Stangen noch im<br />
oberen Gehörnbereich, kann dies für einen jüngeren Bock sprechen.<br />
Im Mai/Juni wer<strong>de</strong>n die Kitze gesetzt, welche bis zum Spätsommer die für sie typische<br />
Fleckzeichnung aufweisen, welche sich im Laufe <strong>de</strong>s Sommers langsam verliert und mit <strong>de</strong>m<br />
Haarwechsel im Herbst dann gänzlich verschwin<strong>de</strong>t. Vor <strong>de</strong>m Setzen löst sich die Bindung zwischen<br />
<strong>de</strong>r Geiß und ihren letztjährigen Kitzen. Die Jährlingsböcke beginnen dann mit <strong>de</strong>r Suche nach einem<br />
eigenen Revier und wer<strong>de</strong>n <strong>von</strong> <strong>de</strong>n mehrjährigen Böcken dabei auf Trab gehalten. Schmalrehe<br />
halten sich oftmals noch eine längere Zeit in <strong>de</strong>r Nähe ihrer Mutter auf o<strong>de</strong>r schließen sich einem<br />
Bock an. Bedingt durch die Reviersuche zeigen Jährlinge zu Beginn <strong>de</strong>r Jagdzeit eine sehr hohe<br />
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Aktivität und es lohnt, diese Phase für die Bejagung zu nutzen. Im Laufe <strong>de</strong>s Junis wird die Bejagung<br />
zunehmend schwieriger. Auf <strong>de</strong>n Wiesen steht das Gras nun hoch und ver<strong>de</strong>ckt das Wild. Beson<strong>de</strong>rs<br />
<strong>Rehwild</strong> versteht es bestens, die nun auch üppige Waldvegetation als Deckung zu nutzen und bleibt<br />
oft unsichtbar. Ab Mitte Juli beginnt die Blattzeit und es kommt wie<strong>de</strong>r richtig Bewegung in die<br />
Böcke. Zu Beginn <strong>de</strong>s Augustes lohn die Ausübung <strong>de</strong>r Blattjagd, da viele <strong>de</strong>r Geißen und Schmalrehe<br />
nun abgebrunftet haben und die Böcke nach noch brunftigen Stücken suchen. Auch dabei macht sich<br />
oftmals die Unbekümmertheit <strong>de</strong>s jungen Bockes bemerkbar, wenn er aufs Blatten stürmisch und<br />
schnurgera<strong>de</strong> zustehet, während <strong>de</strong>r alte Bock meist die Lage aus sicherer Deckung heraus sondiert,<br />
verhalten springt und die Irreführung nur allzu oft in letzter Sekun<strong>de</strong> bemerkt und schreckend das<br />
Weite sucht. Nach <strong>de</strong>r Brunft kehrt wie<strong>de</strong>r Ruhe in <strong>de</strong>n Einstän<strong>de</strong>n ein. Zu Beginn <strong>de</strong>r Jagdzeit auf<br />
weibliches <strong>Rehwild</strong> ist <strong>de</strong>r Größenunterschied zwischen <strong>de</strong>r Geiß und <strong>de</strong>n Kitzen immer noch <strong>de</strong>utlich<br />
erkennbar. Nach <strong>de</strong>m Haarwechsel haben die Kitze dann schon ein <strong>de</strong>utlich größeres<br />
Erscheinungsbild, weisen aber immer noch eine relativ kurze Kopfform auf. Auch hier gilt wie<strong>de</strong>r, je<br />
vitaler das Reh, <strong>de</strong>sto früher ist <strong>de</strong>r Haarwechsel abgeschlossen. Der weiße Drosselfleck, welcher bei<br />
manchen Rehen in <strong>de</strong>r Winter<strong>de</strong>cke vorkommt sagt nichts über das Alter aus.<br />
Ab En<strong>de</strong> Oktober fangen die Böcke an ihr Gehörn abzuwerfen. Der Abwurftermin sagt wenig über das<br />
Alter aus. Auffallend ist einzig, das es sich vorrangig um noch sehr junge Böcke han<strong>de</strong>lt, welche zu<br />
Beginn <strong>de</strong>s Winters noch aufhaben können. Das Erstlingsgehörn <strong>de</strong>s Bockkitzes in Form meist nur<br />
kleiner Knöpfchen durchbricht im Dezember die Decke und wird danach im Januar/Februar<br />
abgeworfen. Nach <strong>de</strong>m Abwerfen beginnt bei Rehböcken unverzüglich <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s neuen<br />
Gehörns.<br />
Beim erlegten Wild kann zusätzlich <strong>de</strong>r Zahnstatus zur Altersbestimmung herangezogen wer<strong>de</strong>n. Ab<br />
einem Alter <strong>von</strong> 13 bis 15 Monaten ist beim <strong>Rehwild</strong> das Dauergebiss vollständig entwickelt. Bei <strong>de</strong>n<br />
zu Beginn <strong>de</strong>r Jagdzeit erlegten Jährlingen und Schmalrehe ist <strong>de</strong>r Zahnwechsel oftmals noch nicht<br />
abgeschlossen und man kann anhand <strong>de</strong>s noch dreigeteilten, dritten Prämolar <strong>de</strong>s Milchgebisses (im<br />
Dauergebiss ist dieser dann zweiteilig) eine sichere Altersbestimmung durchführen. Nach<br />
vollständigem Zahnwechsel gestaltet sich eine annähernd genaue Altersbestimmung wesentlich<br />
schwieriger. Es können dann nur noch Altersten<strong>de</strong>nzen anhand <strong>de</strong>s fortgeschrittenen Abschliffs <strong>de</strong>r<br />
Molaren (insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s M1) erkannt wer<strong>de</strong>n. Abschliff und Farbe <strong>de</strong>s Dentins unterliegen aber<br />
auch Faktoren wie Lebensraum, Äsungsangebot, Gesundheitszustand und Veranlagung. Eine wirklich<br />
exakte und auch belegbare Altersbestimmung am erlegten Stück ist nur anhand <strong>de</strong>s<br />
Zahnschliffverfahrens möglich. Da <strong>de</strong>r Einsatz dieses aufwendigen Verfahrens wenigen Einzelfällen<br />
vorbehalten bleibt, sollten wir uns im guten Schätzen üben!<br />
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