Pflanzenbau aktuell
Pflanzenbau aktuell
Pflanzenbau aktuell
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Phoma, Kohlhernie und Kohlfliege im Raps<br />
<strong>Pflanzenbau</strong> <strong>aktuell</strong><br />
Radikales Umdenken im Anbausystem erforderlich<br />
Bevor die Erntewelle richtig rollt, sollte man sich jetzt schon gedanklich mit den Nacherntearbeiten<br />
beschäftigen und dies speziell in Betrieben mit Rapsanbau in der Fruchtfolge.<br />
Die engen Rapsfruchtfolgen (alle 3 Jahre) haben vor allem in den beiden vergangenen Jahren gezeigt,<br />
dass auch wir nicht von den gängigen Fruchtfolgekrankheiten und -schädlingen verschont bleiben:<br />
Kohlhernie wandert von Süden her ein, bei Frühsaaten treten häufiger Kohlfliegeschäden auf, Phoma<br />
verbreitet sich, die Bekämpfung des Rapsglanzkäfers wird zunehmend schwieriger usw. Bedenkt man,<br />
dass der Rapsanbau eher noch zunimmt, ist jetzt der Zeitpunkt zum Umdenken gekommen.<br />
Die Teillösung des Problems heisst:<br />
frühzeitige und wiederholte Beseitigung von Rapsstroh und Rapsstoppeln.<br />
Phoma lingam (Wurzel- und Stängelfäule)<br />
Die Verbreitung von Phoma erfolgt im Sommer über die Sporen, die ca. 3 Wochen nach der Rapsernte<br />
auf dem Rapsstroh keimen. Durch Niederschläge reifen die Sporenbehälter heran. Die Sporen können<br />
mit dem Wind kilometerweit getragen werden und infizieren die neue Rapsaussaat. Obwohl Phoma im<br />
Herbst mit HORIZON oder CARAMBA bekämpft werden kann, sollte vorbeugend das Rapsstroh, bei<br />
Gelegenheit eines frühzeitigen Stoppelumbruchs, sauber eingearbeitet werden. Dies ist besonders<br />
wichtig, wenn auf den Pflug verzichtet wird.<br />
Kohlhernie ist eine Fruchtfolgekrankheit der Kreuzblütler (Raps, Senf, Ölrettich, Rübsen,<br />
Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Ackersenf...), die durch einen bodenbürtigen, parasitischen<br />
Schleimpilz hervorgerufen wird. Sie zeigt sich durch eine knollenförmige Verdickung der Rapswurzel,<br />
die die Assimilation von Nährstoffen und Wasser erschwert.<br />
Kohlherniebefall (LWK)<br />
Die Pflanzen verkümmern, zeigen Welkeerscheinungen im Herbst, überstehen den Winter nicht oder<br />
neigen zu Mindererträgen. Kohlhernie breitet sich eher in sauren Böden (pH5,3-5,8) aus.<br />
Beobachtungen zufolge ist sie im Begriff sich vom französischen Grenzgebiet und dem Süden des<br />
Landes her hochzuarbeiten. Ausfallsraps erhöht das Infektionspotential. Der Pilz kann den Ausfallraps<br />
ab dem 2-Blatt-Stadium infizieren und so einen 2. Vermehrungszyklus abschliessen („grüne<br />
Brücke“). Einmal infizierte Flächen sind kaum noch zu sanieren, es sei denn durch eine längere<br />
Rapsanbaupause (6-7 Jahre). Teilerfolge können mit einer Aufkalkung (Branntkalk) auf pH 6,5-7,0<br />
erzielt werden oder mit dem Anbau der einzigen resistenten Sorten MENDEL (H) und TOSCA (L).<br />
Der Anbau dieser resistenten Sorten sollte sich aber auf verseuchte Flächen beschränken, damit die
Resistenz nicht durch einen generalisierten Anbau wieder gebrochen wird. Als wichtigste<br />
Vorbeugemassnahmen gelten zur Zeit:<br />
• Beseitigung der grünen Brücke: Stoppelraps jeweils im 14-tägigen Rhythmus mechanisch oder<br />
chemisch beseitigen<br />
• keine Zwischenfrüchte mehr aus der Familie der Kreuzblütler (Senf, Winterraps, Sommerraps,<br />
Ölrettich, Perko-Winterrübsen,...) auf Rapsflächen zwischenschalten<br />
• extreme Frühsaaten vermeiden<br />
Dies ist zwar ein herber Rückschlag für die Befürworter von preiswerten Zwischenfrüchten im<br />
Wasserschutzgebieten, aber im Sinne eines nachhaltigen Rapsanbaus müssen Rapsbetriebe jetzt auf<br />
Zwischenfrüchte wie Phacelia, Winterroggen oder Buchweizen ausweichen.<br />
Kohlfliegen bilden im Jahr drei Generationen. Die dritte Generation legt in der Regel ihre Eier auf die<br />
jungen und kräftigsten Rapspflanzen ab. 4 Wochen nach Ablage schlüpfen die Larven und<br />
verursachen typischen Frass an der Aussenwand der Wurzeln. Die Pflanzen werden geschwächt.<br />
Zurückgebliebene Pflanzen können völlig absterben. Die Frassgänge sind ideale Eintrittspforten für<br />
Verticillium- und Phoma-Infektionen im Herbst. In vergangenen Jahren waren hierzulande besonders<br />
frühe Lagen und Saaten bis Ende August mit Kohlfliegenbefall betroffen. Vorbeugend müssten alle<br />
Ausfallrapsschläge einer Region im 2-4-Blatt-Stadium beseitigt werden, um den Larven ihre<br />
Nahrungsquelle zu entziehen und einer explosionsartigen Verbreitung entgegenzuwirken. Des<br />
weiteren sind Frühsaaten, wenn nicht unbedingt erforderlich (z.B. Hybriden) zu vermeiden.<br />
Im Rapool-Ring steht z.B. für die kommende Aussaat neben der Chinook-Standardbeizung<br />
(Blaufärbung) eine Premium-Beizung (Grünfärbung) in fast allen Sorten zur Verfügung, die einen<br />
verbesserten Insektizidschutz gegen Rapserdfloh und kleine Kohlfliege (bis 6-Blatt-Stadium) bietet.<br />
Die Combi-Coat CBS Beize gegen Erdfloh hat ebenfalls eine deutliche befallsmindernde Wirkung auf<br />
die kleine Kohlfliege. Beizung bringt aber nur eine Linderung im System und ist ein Mosaikstein im<br />
gesamten Anbausystem.<br />
Kohlfliegenbefall (Bayer Cropscience)<br />
Fazit<br />
In engen Rapsfruchtfolgen (alle 3 Jahre) muss in Zukunft das Rapsstroh und der Rapsaufschlag sehr<br />
früh (2-4 Blattstadium, 14-Tagesryhtmus) mechanisch oder chemisch beseitigt werden, um<br />
Fruchtfolgekrankheiten und -schädlingen vorzubeugen. Rapsbetriebe sollten keine Zwischenfrüchte<br />
mehr aus der Familie der Kreuzblütler (Senf, Ölrettich, Raps, Rübsen) anbauen.<br />
Landwirtschaftskammer<br />
(11.6.2006)<br />
Quellen: Detlev Dölger (Hanse Agro), Feldhygiene im Rapsanbau, in Raps Spezial 2006 von Syngenta<br />
Ludger Alpmann (DSV), Raps in der Fruchtfolge-wieviel ist möglich? in Innovation 2/2006 von DSV