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Roman ZEHETMAYER, Vogtei und klösterliche Gerichtsrechte in ...

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<strong>ZEHETMAYER</strong> 119<br />

dem Jahre 1227 entnommen worden war, entsprach aber nun überhaupt nicht<br />

den <strong>in</strong> diesen Jahren gängigen Immunitätsformularen 78 <strong>und</strong> ließ viele Fragen<br />

offen. So waren zum Beispiel die blutgerichtlichen Kompetenzen nicht e<strong>in</strong>mal<br />

angeschnitten worden. Fast sche<strong>in</strong>t es, als ob diese unscharfe Formulierung<br />

auch tatsächlich als Problem erkannt worden wäre, denn ke<strong>in</strong>e drei Monate<br />

später folgte e<strong>in</strong> Mandat Ottokars an den steirischen Landeshauptmann He<strong>in</strong>rich<br />

von Liechtenste<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem diese Fragen zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>direkt noch e<strong>in</strong>mal<br />

aufgegriffen wurden. 79 Zwar werden als Gr<strong>und</strong> für diese Ausfertigung (auch<br />

urk<strong>und</strong>lich nachweisbare) 80 Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Klosters angegeben, 81 die<br />

zeitliche Nähe <strong>und</strong> das <strong>in</strong>direkte Aufgreifen der gleichen Thematik sprechen<br />

aber doch dafür, daß auch e<strong>in</strong> Zusammenhang zum Diplom vom März<br />

besteht, wobei daneben freilich auch die Möglichkeit <strong>in</strong>s Auge zu fassen ist,<br />

daß das Mandat als Konsequenz dessen ausgestellt worden war, daß sich der<br />

Adel nicht an die Bestimmungen des Privilegs gehalten hat.<br />

Inhaltlich wird im Mandat festgehalten, daß niemand, der gegen die<br />

Zisterze e<strong>in</strong>e Klage erhebt, sich eigenmächtig an den <strong>klösterliche</strong>n Untertanen<br />

schadlos halten darf, sondern sich an den Abt oder die officiales wenden<br />

muß, um zu se<strong>in</strong>em Recht zu kommen (coram abbate vel officialibus suis<br />

saüsfactionem reapiant). 82 Zweck dieser Bestimmung ist zunächst, solche<br />

Übergriffe gegen das Kloster bzw. se<strong>in</strong>e Holden zu verbieten. In H<strong>in</strong>blick<br />

auf die <strong>klösterliche</strong> Gerichtsbarkeit bedeutet das <strong>in</strong> weiterer Folge, daß mit<br />

dieser Regelung dem Adel die Möglichkeit genommen wird, die <strong>klösterliche</strong>n<br />

Untertanen vor ihre eigenen Gerichte zu zw<strong>in</strong>gen (was generell mit<br />

großem f<strong>in</strong>anziellen Gew<strong>in</strong>n verb<strong>und</strong>en war). 83<br />

78 Dazu Hans HIRSCH, Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter. 2., unv. Aufl. mit<br />

e<strong>in</strong>em Nachwort von Theodor Mayer (Darmstadt 1965), 158ff.<br />

79 StUB III 290 = CDB V/3 1168 1260 V 24.<br />

80 StUB III 222 (1257) VI 5, StUB III 250 (1258) XI13. Vgl. auch GASPARITZ, Reun im 13. Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

(wie Anm. 63), 15, 17, 48ff.<br />

81 Wie Anm. 79. Fidelitati tue committimus loco nostri, quod Rvnensem ecclesiam, abbatem,<br />

conventum, colonos et hom<strong>in</strong>es censuales contra malignos quoslibet <strong>in</strong>vasores tibi habeas<br />

fidehter commendatam.<br />

82 Ebda. Volumus etiam et mandamus, quod nullus iudicum aut alii hom<strong>in</strong>es, quocunque nom<strong>in</strong>e<br />

censeantur, qui adversus ecclesiam memoratam habuer<strong>in</strong>t questionern, hom<strong>in</strong>es eiusdem<br />

proprio motu pro eadem questione pignorando aut aliam violentiam molestare audeant aut<br />

presumant, sed coram abbate vel officialibus suis saüsfactionem recipiant congruam atque<br />

dignam, si autem effusio sangu<strong>in</strong>is et huis modi excessus fuer<strong>in</strong>t, coram iudice seculari ad hoc<br />

deputato s<strong>in</strong>t recepturi iusticie complementum.<br />

83 Vgl. die Formulierung Volumus etiam et mandamus, quod nullus iudicum aut alii hom<strong>in</strong>es,<br />

quocunque nom<strong>in</strong>e censeantur, qui adversus ecclesiam memoratam habuer<strong>in</strong>t questionern,<br />

hom<strong>in</strong>es eiusdem [des Klosters] proprio motu pro eadem questione pignorando aut aliam<br />

violentiam <strong>in</strong>ferendo molestare audeant vel presumant (wie Anm. 79). Vgl. auch StUB III<br />

250 (1258) XI 13, die Schädigungen der Klosterholden pretextu advocatie, was wohl zu<br />

e<strong>in</strong>em guten Teil auf die <strong>Vogtei</strong>gerichtsbarkeit Bezug nimmt.

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