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Roman ZEHETMAYER, Vogtei und klösterliche Gerichtsrechte in ...

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114 <strong>ZEHETMAYER</strong><br />

In dieser Phase änderte sich aber auch der Charakter der „landesfürstlichen"<br />

Herrenvogtei ganz wesentlich. 1206 bestätigte Herzog Leopold VI.<br />

e<strong>in</strong>e Schenkung an Re<strong>in</strong> <strong>und</strong> sicherte dem Kloster für das Gut se<strong>in</strong>e defensio<br />

zu. 36 Als der Herzog 1211 Re<strong>in</strong> nach e<strong>in</strong>er compositio zwei Güter mit<br />

allen Rechten übergibt, bezeichnet er sich als defensor über dieselben. 37<br />

Der Gebrauch von defensio im Gegensatz zu advocatia (wie im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

38 läßt hier doch e<strong>in</strong>en im e<strong>in</strong>zelnen schwer nachzeichenbaren<br />

Wandel von e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziell e<strong>in</strong>träglichen Herrenvogtei h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

unentgeltlichen Schutzcharakter erkennen. Daß sich der Landesfürst <strong>in</strong><br />

zwei Urk<strong>und</strong>en von 1212 39 <strong>und</strong> 1222 40 noch e<strong>in</strong>mal als advocatus bezeichnet,<br />

könnte darauf h<strong>in</strong>deuten, daß die D<strong>in</strong>ge noch <strong>in</strong> Fluß waren. Es gilt<br />

aber auch zu bemerken, daß e<strong>in</strong>e der beiden Urk<strong>und</strong>en wortwörtlich auf<br />

e<strong>in</strong>e Vorlage des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückgeht. 41 Daß die Formulierung<br />

advocatus etpr<strong>in</strong>ceps terre <strong>in</strong> der anderen auf den Übergang von der Familien-<br />

zu e<strong>in</strong>er landesfürstlichen <strong>Vogtei</strong> h<strong>in</strong>deutet, sche<strong>in</strong>t als etwas zu weit<br />

hergeholt. 42<br />

E<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>iert wurde die Stellung der Landesfürsten zur Zisterze<br />

Re<strong>in</strong> dann <strong>in</strong> Diplomen der Könige Stefan von Ungarn (1259) 43 <strong>und</strong> Ottokar<br />

Premysl (1260), 44 deren Notare das berühmte „<strong>Vogtei</strong>diplom" Kaiser<br />

Friedrichs II. für die österreichischen Zisterzen von 1227 als Vorlage<br />

benutzten. 45 Re<strong>in</strong> wurde <strong>in</strong> den beiden Diplomen gr<strong>und</strong>sätzlich nicht nur<br />

von jeder Unter- <strong>und</strong> Nebenvogtei befreit, 46 sondern es wurde auch end-<br />

36 StUBII78 1206 = BUB 1151.<br />

37<br />

BUB 1 176 1211 ... <strong>in</strong>s <strong>in</strong> nullo <strong>in</strong>hibemus, sed eorum <strong>in</strong> his debitipro posse nostro defensores<br />

existemm.<br />

38 Zur Bedeutung der Begriffe advocatia <strong>und</strong> defensio oben Anm. 20.<br />

39 BUB I 182 1212.<br />

40 BUB IV/2 1070 1222 I 9.<br />

41<br />

Ebda.<br />

42 Die Urk<strong>und</strong>e wie Anm. 39. Die vorgetragene Interpretation bei MEZLER-ANDELBERG, <strong>Vogtei</strong><br />

(wie Anm. 10), 4.<br />

43 StUB III 267 1259 V 26. Dazu HIRSCH, Studien (wie Anm. 2), 173.<br />

44<br />

StUB III 286 = CDB V/3 1163 1260 III 10. Zahn (ebda.) wollte <strong>in</strong> der Urk<strong>und</strong>e noch e<strong>in</strong>e<br />

Fälschung erkennen, dagegen aber überzeugend J<strong>in</strong>rich SEBÄNEK, Sasa DuSKOVÄ, Das<br />

Urk<strong>und</strong>enwesen König Ottokars II. <strong>in</strong> Böhmen. In: Archiv für Diplomatik 14 (1968),<br />

302-422, hier 354, Anm. 267, 398. HIRSCH, Studien (wie Anm. 2), 173 hat diese Urk<strong>und</strong>e<br />

entweder über- oder noch als Fälschung angesehen.<br />

45 Zur Urk<strong>und</strong>e Kaiser Friedrichs HlRSCH, Studien (wie Anm. 2), 160ff., HAGENEDER, Lehensvogtei<br />

(wie Anm. 24), 84ff., REICHERT, Landesherrschaft (wie Anm. 1), 269ff., <strong>Roman</strong><br />

<strong>ZEHETMAYER</strong>, Kloster <strong>und</strong> Gericht. Die Entwicklung der <strong>klösterliche</strong>n <strong>Gerichtsrechte</strong> <strong>und</strong><br />

Gerichtsbarkeit im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert unter besonderer Berücksichtigung der Zisterze Zwettl<br />

(=MIÖG Erg. Bd. 40, Wien, München 2001) 28ff.<br />

46<br />

Siehe oben.

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