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Theoretische Untersuchungen zu ... - Dr. Klaus May

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<strong>Theoretische</strong> <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zu</strong><br />

Silberclusterkationen<br />

und deren Komplexe<br />

Diplomarbeit von<br />

<strong>Klaus</strong> <strong>May</strong><br />

Angefertigt am Institut für<br />

Physikalische Chemie und Elektrochemie<br />

der Universität Karlsruhe<br />

unter Anleitung von<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. M. Kappes<br />

in der Zeit von Juni bis Dezember 1996


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen 2<br />

2.1 Näherungsverfahren <strong>zu</strong>r Lösung der Schrödinger-Gleichung . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.1 Born-Oppenheimer-Näherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.2 Hartree-Fock(HF)-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.3 Møller-Plesset-(MP)-Störungsrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1.4 Dichtefunktionaltheorie (DFT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.2 Geometrieoptimierung und Schwingungsfrequenzen . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3 Ab-initio Molekulardynamik (AIMD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.4 Pseudopotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.5 Basissätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3 Silberclusterkationen und deren Komplexe 16<br />

3.1 Ab-initio Programmpaket TURBOMOLE . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.2 Ab-initio-Rechnungen für Ag n und Ag + n (n=2-4) . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.2.1 Ag 2 und Ag + 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

3.2.2 Ag 3 und Ag + 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

3.2.3 Ag 4 und Ag + 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.3 DFT-Rechnungen für Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=1-4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.3.1 Ag 4 (N 2 ) + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.3.2 Ag 4 (N 2 ) + 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3.3 Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

3.3.4 Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.4 DFT-Rechnungen für Ag 4 (X) + (X=He,Ne,Ar,Xe,CO und H 2 O) . . . . . . . 43<br />

3.4.1 Edelgas-Komplexe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.4.2 Ag 4 (CO) + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.4.3 Ag 4 (H 2 O) + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4 Zusammenfassung 50<br />

A Nomenklatur 52<br />

B Verwendete Basissätze 53<br />

C Tabellen 57<br />

C.1 Ag n und Ag + n (n=2,..4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

C.2 Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=1-4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

C.3 Ag 4 (X) + (X=He,Ne,Ar,Xe,CO und H 2 O) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

II


Inhaltsverzeichnis<br />

D Isomere von Ag 4 , Ag + 4 und Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=1-4) 63<br />

D.1 Ag 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

D.2 Ag + 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

D.3 Ag 4 (N 2 ) + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

D.4 Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

D.5 Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

D.6 Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

Literaturverzeichnis 66<br />

III


1 Einleitung<br />

Die Eigenschaften von Festkörper und von Atomen in der Gasphase sind bisher am besten untersucht<br />

worden. Der Übergang vom Festkörper <strong>zu</strong>m Atom hingegen ist wenig erforscht. Die<br />

Metallcluster bieten einen Zugang, um diesen Übergangsbereich <strong>zu</strong> untersuchen. Als erstes<br />

wurden Alkalicluster (Lithium, Natrium und Kalium) experimentell untersucht [2] und bisher<br />

auch am besten beschrieben, welches in ihrer elektronischen Struktur ohne d-Elektronen<br />

begründet ist [3]. Der nächste Schritt in Richtung Übergangsmetalle, welche von großer Bedeutung<br />

für die Katalyse sind, bieten Silbercluster. Aufgrund der Elektronenkonfiguration<br />

des Ag-Atoms (1s 2 2s 2 p 6 3s 2 p 6 d 10 4s 2 p 6 d 10 5s 1 ) kann einerseits der Einfluß von d-Elektronen<br />

untersucht werden. Zum anderen besitzt es, analog <strong>zu</strong> den Alkali-Metallen mit einem Valenzelektron,<br />

ein einzelnes 5s 1 -Elektron.<br />

Kappes et al. [4] entwickelten eine Molekularstrahlapparatur mit Laserverdampfungsquelle<br />

mit dem Ziel, kationische Silbercluster und ihre Adsorbat-Komplexe bei geringen internen<br />

Anregungen massenselektiv <strong>zu</strong> untersuchen. Durch Photodissoziation der massenselektierten<br />

Clusterkomplexe mit gleichzeitiger Analyse der Photofragmentationsprodukte können Informationen<br />

über elektronische Zustände und Bindungsenergien erhalten werden. Bindungsenergien<br />

können nur über den Vergleich mit berechneten Dissoziationsenergien der Cluster aus<br />

den experimentellen Daten entnommen werden, da der Zerfall der Cluster an der Energiegrenze,<br />

<strong>zu</strong>mindest bei größeren System, im Vergleich <strong>zu</strong>m Zeitfenster des Experiments <strong>zu</strong> lange<br />

dauert. Die Betrachtung von Adsorbat-Silberclusterkomplexen bietet unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

vernachlässigbarer Beeinflussung des Silberclusters durch das Adsorbat einen einfacheren Zugang<br />

<strong>zu</strong> Photodissoziationsspektren, gegenüber den ’nackten’ Cluster [5].<br />

Zur theoretischen Beschreibung von ligandenfreien Silbercluster wurden bisher von Koutecky<br />

et al. [6] ab-initio Rechnungen für neutrale, anionische und kationische Silbercluster Ag n mit<br />

bis <strong>zu</strong> neun Atomen durchgeführt. Außerdem wurden die neutralen, ligandenfreien Silbercluster<br />

mit bis <strong>zu</strong> 21 Ag-Atomen von Spiegelmann et al. [7] mit der Dichtefunktionalmethode<br />

berechnet. Ab-initio Rechnungen <strong>zu</strong> Adsorbat-Silberclusterkomplexen wurden bisher nicht in<br />

der Literatur beschrieben.<br />

In Kapitel 2 werden kurz die ab-initio Verfahren (UHF, RHF, MP2 und DFT) diskutiert, mit<br />

welchen die Silbercluster und deren Komplexe berechnet wurden. In Kapitel 3.2 werden die<br />

Ergebnisse der Rechnungen ligandenfreier Silbercluster vorgestellt. Dabei werden die erhalten<br />

Bindungsabstände und -energien sowie Ionisierungpotentiale mit Ergebnissen von Koutecky<br />

et al. [6] oder, soweit in der Literatur beschrieben, mit experimentellen Daten verglichen.<br />

Diese Rechnungen dienen als Grundlage, um <strong>zu</strong> entscheiden mit welcher ab-initio Methode<br />

die Adsorbat-Silberclusterkomplexe berechnet werden. Die Ergebnisse der Rechnungen der<br />

Adsorbat-Silberclusterkomplexe werden in Kapitel 3.3 und 3.4 vorgestellt. Schließlich werden<br />

in Kapitel 4 die wichtigsten Ergebnisse <strong>zu</strong>sammengefaßt.<br />

1


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Für ein Molekül bestehend aus N Elektronen und M Kernen mit den Kernladungszahlen Z A<br />

lautet die zeitunabhängige, nichtrelativistische Schrödinger-Gleichung (S-G)<br />

ĤΦ = EΦ<br />

mit Ĥ = Hamilton-Operator<br />

In atomaren Einheiten hat Ĥ folgende Form:<br />

Ĥ = − 1 N∑<br />

∇ 2 i − 1 M∑ ∇ 2 A<br />

−<br />

2 2 M<br />

i=1 A=1 A<br />

E = Gesamtenergie<br />

Φ = Gesamtwellenfunktion .<br />

M∑<br />

M∑<br />

i=1 A=1<br />

Z A<br />

r iA<br />

+<br />

M∑ Z A · Z B<br />

N∑<br />

+<br />

r<br />

B>A AB j>i<br />

} {{ }<br />

ˆV NN<br />

1<br />

r ij<br />

.<br />

Hierin ist r ij der Abstand zwischen zwei Teilchen (r ij = |r i − r j |) und M A das Verhältnis der<br />

Masse von Kern A <strong>zu</strong> Masse des Elektrons.<br />

2.1 Näherungsverfahren <strong>zu</strong>r Lösung der Schrödinger-Gleichung<br />

2.1.1 Born-Oppenheimer-Näherung<br />

Im Rahmen der Born-Oppenheimer-Näherung können Elektronen- und Kernbewegung<br />

genähert entkoppelt werden. Damit wird die kinetische Energie der Kerne Null und die Kern-<br />

Kern-Wechselwirkung(WW) ˆV NN eine Konstante. Die Gesamtwellenfunktion Φ hängt also<br />

explizit von den Elektronenkoordinaten r und parametrisch von den Kernkoordinaten R ab.<br />

Es resultiert folgende elektronische S-G:<br />

Ĥ e Φ e = E e Φ e (2.1)<br />

(<br />

N∑<br />

mit Ĥ e = − 1 ) ( )<br />

M∑ Z A<br />

N∑ 1<br />

2 ∇2 i − + +<br />

r<br />

i=1<br />

A=1 iA r ˆV NN .<br />

j>i ij<br />

} {{ } } {{ }<br />

ˆV ee<br />

Aufgrund des Termes ˆV ee , welcher die Elektron-Elektron-WW beschreibt, kann diese partielle<br />

Differentialgleichung nicht geschlossen gelöst werden. Zur Lösung von (2.1) müssen also weitere<br />

Näherungverfahren eingeführt werden. E e und Φ e stehen für die elektronische Energie<br />

bzw. elektronische Wellenfunktion. Im folgenden werden jedoch die Indices weggelassen.<br />

2.1.2 Hartree-Fock(HF)-Verfahren<br />

Die grundlegende Idee des HF-Verfahrens <strong>zu</strong>r genäherten Lösung der S-G (2.1) ist, das Mehrelektronenproblem<br />

auf gekoppelte Einelektronenprobleme <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Das geschieht durch<br />

ĥ(r i )<br />

2


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

den formalen Ersatz der Elektron-Elektron-Wechselwirkungs-Terme durch ein gemitteltes Potential<br />

v HF (x i ) für jedes Elektron, welches das mittlere Potential der übrigen (N −1) Elektronen<br />

beschreibt. Dies führt <strong>zu</strong>r Vernachlässigung von Elektronen-Korrelationseffekten, welche<br />

die Hauptfehlerquelle des HF-Verfahrens sind.<br />

Ausgehend vom Energieerwartungswert E<br />

E =< Φ|Ĥ|Φ > (2.2)<br />

gelangt man mit Hilfe des Variationsprinzip <strong>zu</strong> den Hartree-Fock-Gleichungen. Da<strong>zu</strong> setzt<br />

man in Gl.(2.2) für Ĥ den Ausdruck aus Gl.(2.1) und für Φ einen Determinantenansatz<br />

(Slater-Determinante)<br />

Φ = |φ i (x 1 )φ j (x 2 )...φ k (x N ) > (2.3)<br />

ein. In der Slater-Determinante ist φ j (x l ) das j-te Spinorbital für Elektron l. Der Determinantenansatz<br />

für Φ berücksichtigt das für Fermionen geltende Pauli-Verbot (Antisymmetrieprinzip).<br />

Minimiert man nun E durch Variation der analytischen Form der Spinorbitale unter<br />

der Nebenbedingung der Orthonormalität der Spinorbitale<br />

< i|j >= δ ij (2.4)<br />

mit der Lagrangeschen Methode, so erhält man die Hartree-Fock-Gleichungen:<br />

ˆf(x i )φ a (x i ) = ɛ a φ a (x i ) (2.5)<br />

mit ˆf(xi ) = ĥ(x i) + ∑ (Ĵb (x i ) − ˆK b (x i ))<br />

b<br />

} {{ }<br />

v HF (x i )<br />

[∫<br />

]<br />

Ĵ b φ a (x i ) = dx j φ ∗ b(x j )r −1<br />

ij φ b(x j ) φ a (x i )<br />

[∫<br />

]<br />

ˆK b φ a (x i ) = dx j φ ∗ b(x j )r −1<br />

ij φ a(x j ) φ b (x i ) .<br />

Dabei bezeichnet ˆf den Fock-Operator, Ĵ b den Coulomb-Operator und ˆK b den Austausch-<br />

Operator der Spinorbitale. Der Coulomb-Operator gibt die Energie des Potentials des Elektrons<br />

j an der Stelle des Elektrons i an. Da über alle Spinorbitale summiert wird, beschreibt<br />

die Summe über Ĵb das effektive (gemittelte) Potential am Ort des Elektrons i, welche von<br />

den Elektronen j (j=1,...,N; j≠ i) erzeugt wird. Der Austausch-Operator ˆK b resultiert aus<br />

der Formulierung der Gesamtwellenfunktion als Slater-Determinante. Er bewirkt eine Energieerniedrigung<br />

im Sinne der Hundschen Regeln für Elektronen mit gleichem Spin.<br />

Der Energieerwartungswert E 0 für den HF-Grund<strong>zu</strong>stand ergibt sich <strong>zu</strong>:<br />

N∑<br />

N∑<br />

E 0 = < a|ĥ|a > +1 < ab||ab > . (2.6)<br />

a<br />

2<br />

ab<br />

Die Summe der ɛ a aller besetzten Orbitale φ a entspricht nicht E 0 , da bei der Summation<br />

der φ a die Elektron-Elektron-Wechselwirkung zweimal addiert wird. Daher der Faktor 1 2 in<br />

Gl.(2.6).<br />

Es gibt zwei Arten von Spinorbitalen [8], welche auf das eingeschränkte HF (RHF)- Verfahren<br />

und auf das uneingeschränkte HF (UHF)-Verfahren führen:<br />

3


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

• ’Eingeschränkte’ Spinorbitale, welche gleiche räumliche Funktionen für α - und β - Spin<br />

haben:<br />

{<br />

ψj (r) · α(ω)<br />

φ i (x) =<br />

(2.7)<br />

ψ j (r) · β(ω)<br />

• ’Uneingeschränkte’ Spinorbitale, welche unterschiedliche räumliche Funktionen für α -<br />

und β - Spin haben:<br />

{<br />

ψ<br />

α<br />

φ i (x) = j (r) · α(ω)<br />

ψ β j (r) · β(ω) (2.8)<br />

Zur Beschreibung von geschlossenschaligen Molekülen, d.h. N Elektronen besetzen N/2-<br />

Orbitale mit jeweils zwei Elektronen mit α- und β-Spin, benutzt man in der Regel eingeschränkte<br />

Spinorbitale. Offenschalige Moleküle, in welchen N α Elektronen Spinorbitale mit<br />

α-Spin und N β Elektronen Orbitale mit β-Spin besetzen (N α +N β =N), beschreibt man im<br />

allgemeinen mit uneingeschränkten Spinorbitalen. Da in dieser Arbeit geschlossenschalige<br />

Moleküle mit dem RHF-Verfahren und offenschalige mit dem UHF-Verfahren berechnet werden,<br />

wird auf eine Diskussion der Behandlung von offenschaligen Molekülen mit dem RHF-<br />

Verfahren verzichtet.<br />

Eingeschränktes HF-Verfahren (RHF)<br />

Im RHF-Verfahren setzt man in die HF-Gleichung (2.5) die eingeschränkten Spinorbitale (2.7)<br />

ein und integriert über die Spinkoordinaten unter Berücksichtigung der Orthonormalität der<br />

Spinfunktionen und erhält damit die RHF-Gleichungen:<br />

ˆfψ a = ɛ a ψ a (2.9)<br />

N/2<br />

∑<br />

mit ˆf = ĥ(r i ) +<br />

b<br />

(<br />

2J ˆ b (r i ) − ˆK<br />

)<br />

b (r i )<br />

Die Coulomb- und Austauschoperatoren J ˆ b und ˆK b im RHF-Verfahren sind analog <strong>zu</strong> den<br />

entsprechenden HF-Operatoren, nur mit dem Unterschied, daß sie Funktionen der räumlichen<br />

Orbitale ψ i sind. Diese Gleichungen können nur für Atome oder für lineare Moleküle<br />

numerisch gelöst werden, so daß <strong>zu</strong>r Lösung von Molekülen eine weitere Näherung eingeführt<br />

werden muß. Diese Näherung besteht in Entwicklung der Molekülorbitale (MO) in einen Satz<br />

von Basisfunktionen (Algebraisierung):<br />

.<br />

ψ i = ∑ ν<br />

c νi χ ν . (2.10)<br />

Dabei hat sich die Entwicklung nach Atomorbitalen (LCAO) oder nach Funktionen, die die<br />

Atomorbitale beschreiben, bewährt. Setzt man das in die RHF-Gleichungen (2.9) ein, multipliziert<br />

von links mit χ ∗ µ und integriert, so ergeben sich die Roothaan-Hall-Gleichungen:<br />

∑<br />

∑<br />

F µν c νi = ɛ i S µν c νi (2.11)<br />

ν<br />

ν<br />

∫<br />

mit F µν = dr i χ ∗ µ(r i ) ˆf(r i )χ ν (r i ) : Fock-Matrix<br />

∫<br />

S µν = dr i χ ∗ µ(r i )χ ν (r i ) : Überlappungs-Matrix<br />

4


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Die im Variationsverfahren <strong>zu</strong> variierenden Parameter sind nun die Koeffizienten c νi der<br />

Basisfunktionen. Die Integro-Differentialgleichung (2.9) wird auf ein Matrixeigenwertproblem<br />

reduziert:<br />

F C = S C ɛ (2.12)<br />

Die Spalten von C sind die Eigenfunktionen und enthalten die Koeffizienten der Basisfunktionen<br />

c νi . Der Eigenwert ɛ ist eine Diagonalmatrix, welche die Orbitalenergien ɛ i als Diagonalelemente<br />

enthält. Da F eine Funktion von den Eigenfunktionen C ist, kann diese Gleichung<br />

nur iterativ bis <strong>zu</strong>r Selbstkonsistenz gelöst werden. Dabei gibt man eine Startmatrix für C<br />

vor, löst damit Gleichung (2.12) und erhält einen besseren Wert für C. Das wiederholt man<br />

so lange, bis die Differenz von C zweier aufeinanderfolgender Schritte kleiner als eine vorgegebene<br />

Fehlerschranke ist.<br />

Der Energieerwartungswert E RHF ergibt sich dann aus Größen, welche in jedem Schritt der<br />

Iteration bekannt sind:<br />

mit<br />

E RHF = 1 ∑ (ĥcore<br />

)<br />

P νµ µν + F µν<br />

2<br />

νµ<br />

∫<br />

ĥ core<br />

µν = drχ ∗ µĥχ ν<br />

(2.13)<br />

P νµ = 2 ∑ a<br />

c ∗ µac νa<br />

: Dichte-Matrix<br />

Uneingeschränktes HF-Verfahren (UHF)<br />

Im UHF-Verfahren läßt man die Bedingung der gleichen räumlichen Orbitale für α- und β-<br />

Spin fallen. Da<strong>zu</strong> setzt man in die HF-Gleichung (2.5) die uneingeschränkten Spin-Orbitale<br />

(2.8) ein und erhält die UHF-Gleichungen:<br />

ˆf α (r i )ψ α a (r i ) = ɛ α a ψ α a (r i ) (2.14)<br />

ˆf β (r i )ψ β a (r i ) = ɛ β aψ β a (r i ) (2.15)<br />

mit ˆf α (r i ) = ĥ(r ∑N α [<br />

i) + Jˆ<br />

α<br />

b (r i ) − ˆK<br />

]<br />

b α ∑N β<br />

(r i ) + Jˆ<br />

β<br />

b (r i)<br />

b<br />

ˆf β (r i ) = ĥ(r ∑N β [<br />

i) + Jˆ<br />

β<br />

b (r i) − ˆK<br />

]<br />

β<br />

b (r ∑N α<br />

i) + Jˆ<br />

b α(r i )<br />

Ersetzt man in den Coulomb- und Austauschoperatoren der RHF-Gleichungen die räumlichen<br />

Orbitale ψ durch ψ α bzw. ψ β , so erhält man die entsprechenden uneingeschränkten<br />

Operatoren. Völlig analog <strong>zu</strong>m eingeschränkten Verfahren kann man durch Entwicklung der<br />

Orbitale in Basisfunktionen<br />

b<br />

b<br />

b<br />

ψ α i<br />

= ∑ ν<br />

c α νiχ ν (2.16)<br />

ψ β i<br />

= ∑ ν<br />

c β νi χ ν (2.17)<br />

die gekoppelten Integro-Differentialgleichungen in gekoppelte Matrixeigenwert-Gleichungen<br />

überführen. Man erhält die Pople-Nesbet-Gleichungen :<br />

5


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

F α C α = S C α ɛ α<br />

F β C β = S C β ɛ β (2.18)<br />

Da die Fockmatrix F α eine Funktion der Eigenfunktionen C α und C β ist (für F β gilt dies<br />

auch), können diese Gleichungen nur iterativ bis <strong>zu</strong>r Selbstkonsistenz und nicht unabhängig<br />

voneinander gelöst werden. Das heißt, man muß in einem Iterationsschritt beide Gleichungen<br />

(2.18) lösen.<br />

Der Energieerwartungswert E UHF berechnet sich dann <strong>zu</strong>:<br />

E UHF = 1 ∑ [<br />

]<br />

P T<br />

2<br />

νµĥcore µν + PνµF α µν α + PνµF β µν<br />

β<br />

νµ<br />

mit P T νµ = P α νµ + P β νµ : Gesamtdichte-Matrix<br />

(2.19)<br />

Korrelationsenergie<br />

Unter dem Begriff der Korrelationsenergie versteht man im wesentlichen die gegenseitige<br />

Beeinflussung der Elektronen in ihrer Bewegung. Die HF-Methode erfaßt nur die sogenannte<br />

Fermikorrelation [8], welche verhindert, daß sich zwei Elektronen mit parallelem Spin am<br />

selbem Punkt im Raum aufhalten. Aufgrund der Coulombwechselwirkung sind die Elektronen<br />

unabhängig vom Spin jedoch immer korreliert. Daher ist die HF-Energie im HF-Limit, d.h. die<br />

Orbitale werden in einer vollständigen, unendlich großen Basis entwickelt, mit einem Fehler<br />

behaftet. Die Korrelationsenergie E Korr wird definiert als die Differenz der exakten Energie<br />

E exakt <strong>zu</strong>r Energie im HF-Limit E Lim<br />

HF :<br />

E Korr = E exakt − E Lim<br />

HF . (2.20)<br />

Diese Definition enthält also nicht den Anteil der Fermikorrelation. Folgende Methoden <strong>zu</strong>r<br />

Erfassung von Korrelationseffekten werden in dieser Arbeit benutzt:<br />

• Møller-Plesset-(MP)-Störungstheorie<br />

• Dichtefunktionaltheorie (DFT)<br />

2.1.3 Møller-Plesset-(MP)-Störungsrechnung<br />

Zur Berechnung der Korrelationsenergie läßt sich die Störungstheorie verwenden. Die Idee<br />

dabei ist, die Korrelation nur als Störung <strong>zu</strong> betrachten, die relativ klein <strong>zu</strong> dem ungestörten<br />

Problem ist. Da<strong>zu</strong> zerlegt man den Hamilton-Operator eines Systems in zwei Anteile:<br />

(Ĥ(0) ĤΦ = + ˆV<br />

)<br />

Φ = EΦ (2.21)<br />

Ĥ (0) entspricht dem Hamilton-Operator des ungestörten Problems mit den bekannten Eigenfunktionen<br />

Φ (0)<br />

i und Eigenwerten E (0)<br />

i . ˆV entspricht dem Störoperator, welche die Korrelation<br />

berücksichtigt.<br />

Zur Lösung des Eigenwertproblems (2.21) entwickelt man die <strong>zu</strong>gehörigen Eigenfunktionen<br />

und Eigenwerte in eine Potenzreihe von λ:<br />

Φ = Φ (0)<br />

i + λΦ (1)<br />

i + λ 2 Φ (2)<br />

i + ... (2.22)<br />

E = E (0)<br />

i + λE (1)<br />

i + λ 2 E (2)<br />

i + ... (2.23)<br />

6


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Setzt man dies in Gl. (2.21) ein, ordnet die Terme nach λ, so erhält man nach Koeffizientenvergleich<br />

die gesuchten Ausdrücke der Störenergien:<br />

E (0)<br />

i = < Φ (0)<br />

i |Ĥ(0) |Φ (0)<br />

i > (2.24)<br />

E (1)<br />

i = < Φ (0)<br />

i | ˆV |Φ (0)<br />

i > (2.25)<br />

E (2)<br />

i = < Φ (0)<br />

i | ˆV |Φ (1)<br />

i > usw. (2.26)<br />

Die Störwellenfunktionen entwickelt man nach dem Satz von ungestörten Wellenfunktionen:<br />

Φ (n)<br />

i<br />

= ∑ k≠i<br />

c (n)<br />

k<br />

Φ(0) i<br />

Damit erhält man für die Störenergie zweiter Ordnung folgenden Ausdruck:<br />

E (2)<br />

i<br />

= ∑ k≠i<br />

| < Φ (0)<br />

i | ˆV |Φ (0)<br />

k<br />

> | 2<br />

E (0)<br />

i − E (0)<br />

k<br />

(2.27)<br />

Die Korrelationsenergie ergibt sich aus der Differenz der Summe über die Störenergien E (n)<br />

0<br />

und der HF-Energie E 0 . Damit ist das Problem nun explizite Ausdrücke für die Störenergien<br />

<strong>zu</strong> ermitteln. Da<strong>zu</strong> setzt man nach Møller-Plesset Ĥ(0) als Summe der Fockoperatoren und<br />

den Störoperator als Differenz zwischen dem exakten Hamilton-Operator und Ĥ(0) an [8]:<br />

ˆV = ∑ 1<br />

− ∑ r<br />

j verschwindet.<br />

Es ergibt sich für geschlossenschalige Moleküle folgender Ausdruck für E (2)<br />

0 [8] (Bedeutung<br />

von a, b, r und s im Anhang A) :<br />

N/2<br />

E (2) ∑ 2 < ab|rs >< rs|ab > − < ab|rs >< rs|ba ><br />

0 =<br />

(2.29)<br />

ɛ<br />

abrs<br />

a + ɛ b − ɛ r − ɛ s<br />

Für offenschalige Moleküle ergibt sich:<br />

E (2)<br />

0 = 1 4<br />

∑N α N−N ∑<br />

α<br />

a α b α<br />

N α N β<br />

∑ ∑<br />

a α<br />

b β<br />

| < a α b α ||r α s α > | 2<br />

+ 1 ɛ<br />

r α s α a α + ɛ b α − ɛ r α − ɛ s α 4<br />

N−N α<br />

∑<br />

r α<br />

N−N β<br />

∑<br />

| < a α b β |r α s β > | 2<br />

ɛ<br />

s β a α + ɛ b β − ɛ r α − ɛ s β<br />

∑N β N−N ∑<br />

β<br />

a β b β<br />

| < a β b β ||r β s β > | 2<br />

ɛ<br />

r β s β a β + ɛ b β − ɛ r β − ɛ s β<br />

+<br />

(2.30)<br />

7


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Für Störterme höherer Ordnung können entsprechende Ausdrücke abgeleitet werden. Der<br />

Fehler, der durch die Näherung gemacht wird, entspricht in jeder Ordnung der Größe des<br />

Systems. Man kann zeigen, daß die Korrelationsenergie in etwa proportional der Anzahl der<br />

Elektronen ist (size-consistency) [9]. In Fällen, in welchen die HF-Wellenfunktion eine gute<br />

Näherung für die exakte Wellenfunktion darstellt und die Korrelationseffekte klein sind,<br />

lassen sich schon in zweiter Ordnung <strong>zu</strong>verlässige Ergebnisse erzielen. Ist die Elektronenkorrelation<br />

jedoch groß, relativ <strong>zu</strong> dem ungestörten Problem, so versagt das MP-Verfahren in<br />

allen Ordnungen. Weiterhin sind die Beiträge in jeder Ordnung nicht variationell, so daß die<br />

MP-Energien keine obere Schranke der exakten Energie darstellen [9].<br />

2.1.4 Dichtefunktionaltheorie (DFT)<br />

In der Dichtefunktionaltheorie wird die elektronische Grund<strong>zu</strong>standsenergie eines Moleküls<br />

als Funktional der Elektronendichte ρ(r)<br />

∫<br />

ρ(r) = N dω 1 dx 2 ...dx N |Φ| 2 (2.31)<br />

und nicht wie bisher als Funktional der Wellenfunktion beschrieben.<br />

Hohenberg und Kohn stellten ein Variationsprinzip für dieses Funktional auf [10]. Sie zeigten,<br />

daß die Minimierung des Energiedichtefunktionals E[ρ] durch Variation von ρ unter der<br />

Nebenbedingung der Erhaltung der Teilchenzahl N<br />

∫<br />

N = dr ρ(r) (2.32)<br />

auf die exakte Grund<strong>zu</strong>standsdichte ρ 0 und somit auf die exakte Grund<strong>zu</strong>standsenergie E 0<br />

führt:<br />

E 0 = min E[ρ] (2.33)<br />

ρ→ρ 0<br />

Dichten, die sich aus N × N-Determinanten als Wellenfunktionen darstellen lassen, genügen<br />

diesem Variationsprinzip [11]. Hohenberg und Kohn bewiesen die Existenz eines Energiedichtefunktionals,<br />

konnten aber keine Aussage über dessen Form angeben. Als Ansatz wählt man<br />

folgende Zerlegung des Energiedichtefunktionals:<br />

E[ρ] = T [ρ] + V ee [ρ] + V ne [ρ] (2.34)<br />

Hierin sind T [ρ] das Funktional der kinetischen Energie, V ee [ρ] das Funktional der Coulomb-<br />

Energie der Elektronen-WW und V ne [ρ] das Funktional der Coulomb-Energie zwischen Kernen<br />

und Elektronen. Das letzte Funktional läßt sich sofort bestimmen:<br />

V ne [ρ] =< Φ| ˆV ne |Φ >= − ∑ ∫<br />

Z A<br />

drρ(r)<br />

|r − r<br />

A<br />

A |<br />

Die Form von T [ρ] und V ee [ρ] ist allerdings unbekannt. Kohn und Sham eröffneten über ein<br />

Referenzsystem nicht-wechselwirkender Elektronen einen Zugang <strong>zu</strong>r Bestimmung von E[ρ]<br />

[12]. Mit Hilfe dieses Systems läßt sich E[ρ] für ein System wechselwirkender Elektronen in<br />

folgender Form schreiben:<br />

E[ρ] = T u [ρ] + J[ρ] + E XC [ρ] + V ne [ρ] (2.35)<br />

8


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Hierin sind T u [ρ] das Dichtefunktional der kinetischen Energie des Referenzsystems, J[ρ] das<br />

Funktional der Coulombenergie der Elektronen-WW und E XC [ρ] ein Austauschkorrelationsfunktional.<br />

Dieses enthält die Differenz der kinetischen Energie des Referenzsystems und des<br />

Systems wechselwirkender Teilchen sowie die nichtklassischen Elektronen-WW<br />

E XC [ρ] = T [ρ] − T u [ρ] + V ee [ρ] − J[ρ] ,<br />

wobei T [ρ] das Funktional der kinetischen Energie des Systems wechselwirkender Teilchen ist.<br />

Durch E XC [ρ] wird formal die Berechnung des Beitrags der Austauschkorrelationsenergie <strong>zu</strong>r<br />

Gesamtenergie möglich. Die Minimierung von E[ρ] (Gl. 2.35) durch Variation der Dichte unter<br />

der Nebenbedingung des Erhalts der Teilchenzahl (Gl. 2.32) führt auf die Eulergleichung eines<br />

Systems nicht-wechselwirkender Elektronen in einem effektiven, externen Potential v eff :<br />

µ = δE[ρ]<br />

δρ(r)<br />

= δT u[ρ]<br />

δρ(r) + δJ[ρ]<br />

δρ(r) + δE XC[ρ]<br />

− ∑ δρ(r)<br />

A<br />

= δT u[ρ]<br />

δρ(r) + v J(r) + v XC (r) + v(r)<br />

} {{ }<br />

v eff (r)<br />

Z A<br />

|r − r A |<br />

.<br />

(2.36)<br />

Hierin ist µ der Lagrange-Faktor. Dieses System nicht-wechselwirkender Elektronen kann<br />

durch N Einteilchen-Schrödingergleichungen exakt beschrieben werden:<br />

(<br />

− 1 )<br />

2 ∇2 i + v eff (r i ) φ i = ɛ i φ i (2.37)<br />

Daher können anstatt der Lösung von Gl. (2.36) die sogenannten Kohn-Sham-Gleichungen<br />

(2.37) gelöst werden und die Elektronendichte aus den Wellenfunktionen, den sogenannten<br />

Kohn-Sham Orbitalen, über<br />

N∑ ∑<br />

ρ(r) = |φ i (r i , ω)| 2 (2.38)<br />

i=1<br />

ω<br />

erhalten werden. Zusätzlich erhält man damit einen Ausdruck für T u [ρ] über die Kohn-Sham-<br />

Orbitale φ i :<br />

N∑<br />

T u [ρ] = < φ i | − 1 2 ∇2 |φ i > . (2.39)<br />

i=1<br />

Bei Kenntnis von E XC [ρ] ist somit auch die Behandlung von T [ρ] und V ee [ρ] möglich. Die<br />

Minimierung von E[ρ] erfolgt nun unter der Variation der Orbitale im Orbitalraum. Anstelle<br />

des Erhalts der Teilchenzahl tritt nun die Bedingung der Orthonormalität der Orbitale (Gl.<br />

2.4). Die elektronische Gesamtenergie ergibt sich damit <strong>zu</strong><br />

E[ρ] = T u [ρ] + V ne [ρ] + J[ρ] + E XC [ρ] (2.40)<br />

= − 1 N∑<br />

M∑<br />

∫<br />

< φ i |∇ 2 |φ i > − dr Z Aρ(r)<br />

2<br />

|r − r A | + 1 ∫<br />

drdr ′ ρ(r)ρ(r′ )<br />

2 |r − r ′ + E XC [ρ]<br />

|<br />

i=1<br />

Zu beachten ist die Ähnlichkeit <strong>zu</strong> den HF-Gleichungen (2.5) in der Form<br />

A=1<br />

(<br />

− 1 )<br />

2 ∇2 i + v(r i ) + v J (r i ) + vK(r i i ) φ i = ɛ i φ i<br />

9


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

und den Kohn-Sham-Gleichungen. An die Stelle des Austauschpotentials v K , beschrieben<br />

durch den Austausch-Operator ˆK in den HF-Gleichungen, tritt nun das Austauschkorrelationspotential<br />

v XC .<br />

Für offenschalige Moleküle erhält man analog dem UHF-Verfahren gekoppelte Kohn-Sham-<br />

Gleichungen <strong>zu</strong>r Bestimmung der α- und β-Kohn-Sham Orbitale:<br />

(<br />

− 1 )<br />

2 ∇2 + veff α (r) ψi<br />

α = ɛ α i ψi<br />

α<br />

(− 1 )<br />

2 ∇2 + v β eff (r) ψ β i = ɛ β i ψβ i<br />

(2.41)<br />

Die Kopplung der Gleichungen ergibt sich über die effektiven Potentialen v α eff bzw. vβ eff ,<br />

welche jeweils Funktionale der α-Dichte ρ α und der β-Dichte ρ β sind.<br />

Die Kohn-Sham-Gleichungen (2.37) bzw. (2.41) stellen Eigenwertgleichungen dar, in welchen<br />

die Operatoren explizit von den Eigenfunktionen abhängen. Wie im HF-Verfahren ist ein übliches<br />

Lösungsverfahren, die Orbitale in einer Basis <strong>zu</strong> entwickeln und die Gleichungen iterativ<br />

bis <strong>zu</strong>r Selbstkonsistenz <strong>zu</strong> lösen. Es ergeben sich dann <strong>zu</strong> den Roothaan- bzw. Pople-Nesbet-<br />

Gleichungen (Gl. 2.11 bzw. 2.18) im HF-Verfahren analoge Gleichungen, wobei an die Stelle<br />

der Austauschterme nun Austauschkorrelationsterme treten.<br />

In den Kohn-Sham-Gleichungen wird die Kenntniss von E XC [ρ] vorausgesetzt, um die exakte<br />

Grund<strong>zu</strong>standsenergie und -dichte <strong>zu</strong> erhalten. Da weder die exakte Form von E XC<br />

für molekulare Systeme bekannt ist, noch ein systematisches Vorgehen <strong>zu</strong>r Verbesserung von<br />

E XC angegeben werden kann, ist man auf heuristische Ansätze <strong>zu</strong>r Modellierung von E XC<br />

angewiesen [9]. Die meisten Näherungsansätze für E XC [ρ] sind sogenannte lokale Dichte-<br />

Approximationen (LDA), in welchen man für ɛ XC die Austauschkorrelationsenergie pro Teilchen<br />

eines freien Elektronengases mit konstanter Dichte ρ(r) ansetzt. Sie sind von der Form<br />

[13]:<br />

∫<br />

E XC [ρ] = E X [ρ] + E C [ρ] = drɛ XC (ρ(r))ρ(r) . (2.42)<br />

Zur Modellierung von E XC wird dieses Funktional also in ein Austauschfunktional E X [ρ]<br />

und ein Korrelationsfunktional E C [ρ] zerlegt. In der Praxis werden häufig das Slater-Dirac-<br />

Austauschfunktional S [14] und das Vosko-Wilk-Nusair (VWN)-Korrelationsfunktional [15]<br />

benutzt. Es zeigte sich an Rechnungen von Atomen, daß diese LDA-Funktionale im Vergleich<br />

mit exakten Werten abweichende Werte für die Austausch- und Korrelationsenergie liefern<br />

[16]. Sogenannte gradientenkorrigierte Funktionale konnten diese Abweichungen verringern.<br />

Darunter versteht man solche Funktionale, die neben dem Term in der LDA-Näherung (Gl.<br />

2.42) höhere Terme der Entwicklung von E XC in Potenzen des Dichtegradienten berücksichtigen<br />

[10], deren Existenz allerdings nicht bewiesen ist:<br />

∫<br />

∫<br />

E XC [ρ] = drɛ XC (ρ)ρ +<br />

drɛ (2)<br />

XC |∇ ρ| 2 + ...<br />

In der Regel wird nach dem Term zweiter Ordnung die Entwicklung abgebrochen [16]. In<br />

dieser Arbeit wurde <strong>zu</strong> dem lokalen Funktional SVWN die gradientenkorrigierten Funktionale<br />

von Becke (B) [17] und Perdew (B) [18] benutzt. Dieses Austauschkorrelationsfunktional<br />

wird im folgenden mit BP bezeichnet.<br />

10


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Der Unterschied zwischen der MP2- und dem DFT-Verfahren besteht darin, daß die MP2-<br />

Methode die Korrelationseffekte durch Verbesserung der Wellenfunktion <strong>zu</strong> erfassen versucht,<br />

während dies in der DFT durch verbesserte Modellierung von E XC [ρ] erfolgt [9]. Die Verbesserung<br />

der Wellenfunktion erfolgt mit der MP2-Methode durch Berücksichtigung von<br />

Störtermen höherer Ordnung. Eine systematische Vorgehensweise <strong>zu</strong>r besseren Beschreibung<br />

des Austauschkorrelationsfunktional in der DFT kann jedoch noch nicht angegeben werden.<br />

Aufgrund des geringeren Zeit- und Speicherbedarfs von DFT-Rechnungen gegenüber andere<br />

korrelierter Rechnungen, wie z. B. MP2, wird diese Methode in immer stärkerem Maße<br />

eingesetzt.<br />

2.2 Geometrieoptimierung und Schwingungsfrequenzen<br />

Die Bestimmung der Gleichgewichtsstruktur von Molekülen besteht im Rahmen der Born-<br />

Oppenheimer-Näherung in der Suche des globalen Minimums der Energiehyperfläche E, welche<br />

eine Funktion der MO-Koeffizienten c νi und der Kernkoordinaten R A ist. Notwendige<br />

Bedingung für das Vorliegen eines Minimums ist, daß die erste Ableitung von E Null sein<br />

muß:<br />

dE(R A , c νi ) = ∂E dR A + ∂E !<br />

dc νi = 0 (2.43)<br />

∂R A ∂c νi<br />

Verwendet man die Orbitalkoeffizienten, welche die oben besprochenen SCF-Verfahren auf<br />

HF- sowie DFT-Niveau liefern, so verschwinden die Ableitungen von E nach c νi . Das Problem<br />

der Suche des Minimums von E reduziert sich auf die Suche von Nullstellen von E ′ = ∂E<br />

∂R A<br />

.<br />

Diese werden mit Varianten des Newton-Verfahrens mit folgender Iterationsvorschrift bestimmt:<br />

∆R A = −H −1 · E ′ (2.44)<br />

Dabei bestimmt ∆R A die Differenz der Koordinaten des Kerns A für zwei aufeinanderfolgende<br />

Iterationsschritte. H ist die Hessesche-Matrix, welche die zweiten Ableitungen<br />

2 E ∂<br />

∂R A ∂R B<br />

enthält. Die zweiten Ableitungen liefern auch ein Kriterium <strong>zu</strong>r Beurteilung, ob die gefundene<br />

Kernanordnung ein Minimum darstellt. Ein Minimum liegt dann vor, wenn die Form der<br />

zweiten Ableitungen positiv sind. Über die Art des Minimums, lokal oder global, kann keine<br />

Aussage gemacht werden. Falls die Startgeometrie ’weit’ von einem Minimum entfernt ist, so<br />

konvergiert dieses Verfahren nicht oder nur sehr langsam.<br />

Weiterhin läßt sich aus den zweiten Ableitungen von E bezüglich der Kernkoordinaten die<br />

Kraftkonstantenmatrix bestimmen. Durch Diagonalisieren der Matrix erhält man die Kraftkonstanten<br />

der Normalschwingungsmoden und kann daraus die Frequenzen der Moden in der<br />

harmonischen Näherung berechnen. Mit den Schwingungsfrequenzen kann man auch feststellen,<br />

ob eine gegebene Kernanordnung ein Minimum oder ein Sattelpunkt der Potentialhyperfläche<br />

darstellt. Besitzt eine Normalschwingung eine imaginäre Frequenz ν, so stellt diese<br />

Geometrie ein Sattelpunkt dar. Dies folgt aus der Tatsache, daß dann die Kraftkonstante<br />

negativ ist und damit auch die zweite Ableitung von E. Aus den gemischten zweiten Ableitungen<br />

von E nach den Kernkoordinaten und den Komponenten des elektrischen Felds lassen<br />

sich die IR-Intensitäten bestimmen [19].<br />

In TURBOMOLE können die Gradienten bezüglich der internen Koordinaten der entsprechenden<br />

Molekülsymmetrie berechnet werden und damit der Rechenaufwand reduziert werden,<br />

da der kartesische Gradient oft hoch redundant in Be<strong>zu</strong>g auf die interne Koordinaten<br />

ist.<br />

11


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

2.3 Ab-initio Molekulardynamik (AIMD)<br />

Es kann nach dem oben beschriebenen Gradientenverfahren nicht entschieden werden, ob eine<br />

gefundene Geometrie eines Moleküls ein lokales oder ein globales Minimum der Potentialhyperfläche<br />

darstellt. Daher kann anhand dieser Rechnungen nicht vorausgesagt werden, ob eine<br />

berechnete Geometrie die Grund<strong>zu</strong>standsgeometrie des Moleküls ist. Darüberhinaus existiert<br />

kein Verfahren, das das globale Minimum immer findet. Eine Möglichkeit besteht nun darin,<br />

im Rahmen einer AIMD-Simulation Trajektorien der Atome im Phasenraum, welcher aus<br />

den internen Koordinaten des Moleküls aufgespannt wird, <strong>zu</strong> bestimmen. Translations- und<br />

Rotationsbewegungen des gesamten Moleküls werden also nicht berechnet. Mit den AIMD-<br />

Simulationen kann man einen weiten Bereich des Phasenraums berechnen und dann durch<br />

Verringerung der kinetischen Energie <strong>zu</strong> bestimmten Zeitschritten verschiedene Minima der<br />

Potentialfläche erhalten. Der Grund<strong>zu</strong>standsgeometrie ordnet man dann jene Struktur <strong>zu</strong>,<br />

welche die niedrigste Gesamtenergie besitzt.<br />

Zur Berechnung der Trajektorien der Kerne mit der Masse m A berechnet man mit ab-initio<br />

Methoden die Kräfte f A , welche auf den Kern A einwirken und löst damit die klassischen<br />

Bewegungsgleichungen<br />

m A · d2 R A<br />

dt 2 = f A . (2.45)<br />

Die numerische Integration dieser Gleichungen, z.B. mit dem Verlet-Algorithmus [20], ergeben<br />

dann die Kernpositionen als Funktion der Zeit R A (t).<br />

(a)<br />

❅<br />

❅<br />

❅<br />

<br />

E,V,N <br />

<br />

❅ ❅ ❅ ❅ ❅<br />

❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅ ❅<br />

❅ T,V,N<br />

❅<br />

<br />

(b)<br />

T<br />

Wärmeresevoir<br />

Abbildung 2.1: (a) Abgeschlossenes System mit den Erhaltungsgrößen Energie E, Volumen<br />

V und Teilchenzahl N und (b) Isothermes System mit den Erhaltungsgrößen<br />

Temperatur T, V und N<br />

Die Simulationsrechnungen können unter anderem für abgeschlossene Systeme (Energieerhaltung)<br />

oder für isotherme Systeme (Temperaturerhaltung) (Abbildung 2.1) durchgeführt<br />

werden. Im abgeschlossenen System bleibt aufgrund des Fehlers, der aus der numerischen Integration<br />

der Bewegungsgleichungen resultiert, die Gesamtenergie nicht exakt erhalten. Daher<br />

ist die Erhaltung der Gesamtenergie ein Maß für die Güte der Simulationsrechnung. Da sich<br />

die Gesamtenergie prinzipiell nicht ändert, sind AIMD-Simulationen im abgeschlossenen System<br />

nicht geeignet, Minima von Molekülstrukturen <strong>zu</strong> bestimmen.<br />

Die Temperatur eines Systems wird im Rahmen der Thermodynamik als jene Größe, die den<br />

Energieaustausch zwischen Systemen bestimmt, definiert. Für ein einzelnes Molekül kann<br />

diese Definition der Temperatur nicht verwendet werden. Es wird deshalb die ’Temperatur’<br />

mit der kinetischen Energie der Atome in Beziehung gesetzt. Daher wird in den AIMD-<br />

Rechnungen [21] für ein isothermes System die Größe Temperatur über den zeitlichen Mit-<br />

12


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

telwert der Summe der kinetischen Energien der Kerne definiert:<br />

1<br />

2 · f · kT = < E kin >= 1 ∑n t<br />

E kin (t) (2.46)<br />

n t t=1<br />

M∑ 1<br />

mit E kin (t) =<br />

2 M a|v A | 2 (t) (2.47)<br />

A=1<br />

{<br />

3 · M − 6 nichtlineare Moleküle<br />

f =<br />

(2.48)<br />

3 · M − 5 lineare Moleküle<br />

Hierin ist n t die Anzahl der Zeitschritte über die gemittelt wird, v A die Geschwindigkeit<br />

des Kerns A und k die Boltzmannkonstante. In diesen Rechnungen ist die Gesamtenergie<br />

keine Erhaltungsgröße. Damit ist also eine Bestimmung der Minima von Molekülgeometrien<br />

möglich. Der Vorteil dabei ist, daß bei entsprechend hoher Temperatur die Atome einen<br />

großen Bereich des Phasenraums erreichen. Damit können mehrere Minimumstrukturen eines<br />

Moleküls bestimmt werden, denn falls die thermische Energie genügt um eine Potentialmulde<br />

<strong>zu</strong> verlassen, können andere Minima erreicht werden.<br />

Ein Geometrieoptierungsverfahren, welches dieses Prinzip ausnutzt, ist die sog. Simulated-<br />

Annealing-Methode. Die Idee dieses Verfahrens stammt aus dem Phasenübergang flüssig <strong>zu</strong><br />

fest. Dabei wird die Flüssigkeit so langsam abgekühlt, daß der Festkörper ein regelmäßiges<br />

Kristallgitter aufbauen kann. Im Simulated-Annealing-Verfahren wird die Temperatur (und<br />

damit nach Gl. 2.46 die Geschwindigkeiten der Atome) des Moleküls stark erhöht und dann<br />

langsam wieder abgekühlt. Dadurch erreicht man, daß durch die hohe Temperatur ein lokales<br />

Minimum mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder verlassen wird und dann bei der Abkühlung<br />

möglicherweise andere Minima erreicht werden. Das Minimum mit niedrigster Energie wird<br />

mit der geringsten Wahrscheinlichkeit verlassen.<br />

Das Verlassen einer Potentialmulde kann alternativ <strong>zu</strong> den in dieser Arbeit benutzten MD-<br />

Rechnungen im Rahmen von Monte-Carlo-Rechnungen simuliert werden. Dies erfolgt dann<br />

mit Hilfe des sogenannten Metropolis-Algorithmus [20]. Dabei wird eine Bewegung im Phasenraum<br />

in Richtung höherer Energie mit der Boltzmann-Wahrscheinlichkeit P (∆E) <strong>zu</strong>gelassen;<br />

eine Bewegung in Richtung niedrigerer Energie wird immer akzepiert:<br />

{ ( )<br />

exp<br />

∆E<br />

P (∆E) =<br />

kT<br />

∆E > 0<br />

1 ∆E < 0<br />

Damit wird auch die Temperaturabhängigkeit der Bewegung im Phasenraum eingeführt.<br />

Um verläßliche Aussagen aus den AIMD-Rechnungen <strong>zu</strong> erhalten, muß das Zeitfenster der<br />

Simulation in Be<strong>zu</strong>g auf die Dauer einer Molekülschwingung (∼ 10 fs) sehr groß sein. Auf<br />

der anderen Seite muß die Schrittweite ∆t eines Zeitschritts viel kleiner als die Dauer einer<br />

Molekülschwingung sein (∼ 10 %), damit die Fehler bei der numerischen Integration der Bewegungsgleichungen<br />

gering werden. Daher sind diese AIMD-Simulationen sehr zeitaufwendig<br />

und <strong>zu</strong>r Zeit nur für kleine Moleküle geeignet.<br />

2.4 Pseudopotentiale<br />

Aus der chemischen Erfahrung ist bekannt, daß die Elektronen innerer Schalen keinen wesentlichen<br />

Einfluß auf die chemischen Eigenschaften von Atomen besitzen. Außerdem steigt<br />

13


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

der Rechenaufwand bei Vergrößerung der Elektronenzahl sehr stark an. Daher wird <strong>zu</strong> theoretischen<br />

Beschreibung eine Separation in Rumpf- und Valenzelektronen eingeführt [22]. Im<br />

Rahmen dieser Separation werden dann nur die Valenzelektronen explizit behandelt. In dieser<br />

Arbeit wurde für Ag das Pseudopotential mit folgender analytischer Form verwendet [23]:<br />

V (r i ) = − Q l∑<br />

max<br />

+<br />

r i<br />

+l ∑<br />

l=0 m=−l<br />

∑<br />

A lk · r n lk<br />

· e −α lkr 2 i · |lm >< lm| (2.49)<br />

k<br />

Hierin ist Q die Ladung des Kerns und A lk ,n lk bzw. α lk sind frei adjustierbare Parameter.<br />

Für das in dieser Arbeit benutzte Pseudopotential wurde eine Anpassung an ab-initio berechnete<br />

atomare Ionisierungspotentiale und Anregungsenergien vorgenommen [23]. Ein einfache<br />

Möglichkeit <strong>zu</strong>r Berücksichtigung relativistischer Effekte besteht nun darin, die Parameter des<br />

Pseudopotentials an relativistische oder quasirelativistische Rechnungen an<strong>zu</strong>passen. Nach<br />

Bestimmung des Pseudopotentials erhält man dann ohne weiteren Aufwand relativistisch<br />

korrigierte Ergebnisse. Auch das Pseudopotential für Ag gehört in diese Klasse [23].<br />

Das in dieser Arbeit benutzte Pseudopotential für das Ag-Atom enthält die Elektronen der K-,<br />

L- und M-Schale [23]. Die restlichen 19 Elektronen (4s 2 4p 6 4d 10 5s 1 ) werden explizit behandelt<br />

(19e-RECP). Für Xe wird ein RECP verwendet, welches 46 Elektronen der K-, L-, M- und<br />

N-Schale enthält [24]. Die 5s 2 5p 6 -Elektronen werden explizit behandelt (8e-RECP).<br />

2.5 Basissätze<br />

Wie oben schon erwähnt werden innere Schalen von Atomen im Allgemeinen durch die chemische<br />

Bindung nicht beeinflußt. Valenzschalen hingegen können bei Bindungsbildung kontrahiert<br />

bzw. expandiert oder polarisiert werden. Die kleinsten, atomzentrierten Basissätze,<br />

welche diese Effekte auf die Valenzschalen berücksichtigen sind vom SVP-Typ (split valence<br />

polarization). Dabei werden die Atomorbitale (AO) der inneren Schalen mit einer Basisfunktion<br />

und AO’s der Valenzschalen mit zwei Basisfunktionen, die um Polarisationsfunktionen<br />

erweitert sind, beschrieben.<br />

Tabelle 2.1 zeigt die in den folgenden Rechnungen verwendeten Basissätze (Kontraktionskoeffizienten<br />

und -exponenten siehe Anhang B). Basissatz B ist eine TZVP-Basis für das<br />

Ag-Atom aus [23], welche um eine f-Funktion erweitert wurde. Der Exponent der Basis wurde<br />

aus Optimierungsrechnungen für das Ag-Atom auf MP2-Niveau ermittelt. Da<strong>zu</strong> wurde<br />

der Exponent im Bereich 0.6 bis 2.5 variiert [25]. Die Rechnungen ergaben, daß für 1.65 als<br />

Wert des Exponenten die Energie des Atoms minimal wurde.<br />

14


2 <strong>Theoretische</strong> Grundlagen<br />

Tabelle 2.1: Verwendete Basissätze (siehe auch Anhang B)<br />

Akronym Atom Basis Kontraktion Literatur ECP<br />

A Ag SVP (7s6p5d) / [5s3p2d] [26],[23] 19e-RECP<br />

B Ag TZVP (7s6p5d1f) / [5s3p3d1f] [26],[23] a 19e-RECP<br />

N N SVP (7s4p1d) / [3s2p1d] [26]<br />

H H SVP (4s) / [2s] [26]<br />

HE He SVP (4s1p) / [2s1p] [26]<br />

C C SVP (7s4p1d) / [3s2p1d] [26]<br />

O O SVP (7s4p1d) / [3s2p1d] [26]<br />

NE Ne SVP (7s4p1d) / [3s2p1d] [26]<br />

AR Ar SVP (10s7p1d) / [4s3p1d] [26]<br />

XE Xe SVP (6s6p4d) / [4s4p1d] [26],[24] 8e-RECP<br />

a <strong>zu</strong>sätzlicher Satz von f-Funktionen mit Exponent η f =1.65<br />

15


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.1 Ab-initio Programmpaket TURBOMOLE<br />

Die in dieser Arbeit vorgestellten Rechnungen wurden mit Hilfe des Programmpakets TUR-<br />

BOMOLE durchgeführt, das in Karlsruhe unter Leitung von Prof. <strong>Dr</strong>. Ahlrichs entwickelt<br />

wurde [27], [28], [29].<br />

In TURBOMOLE sind unter anderem die in Kapitel 2 besprochenen Verfahren <strong>zu</strong>r<br />

genäherten Lösung der Schrödinger-Gleichung implementiert. Außerdem enthält es Programme,<br />

welche eine Optimierung von Molekülstrukturen mit der in Kapitel 2.2 beschriebenen<br />

Gradientenmethode durchführen. Die Behandlung von Basissätzen, die gleichzeitig f-<br />

Funktionen und effektive Kernpotentiale enthalten, ist jedoch in diesen Geometrieoptimierungsprogrammen<br />

noch nicht implementiert. Die Basissätze, welche für Rechnungen auf MP2-<br />

Niveau hier benutzt wurden, enthalten notwendigerweise f-Funktionen und ECP’s. In diesen<br />

Rechnungen wurden deshalb in einem Iterationsschritt der Strukturoptimierung die Atome<br />

entlang jeder internen Koordinate jeweils in positiver und negativer Richtung der internen<br />

Koordinate ausgelenkt und daraus dann die neue Position der Kerne im nächsten Schritt bestimmt.<br />

Dieses Verfahren ist im Vergleich <strong>zu</strong>m Gradientenverfahren sehr zeitaufwendig. Weiterhin<br />

kann man mit TURBOMOLE Schwingungsspektrums-Berechnungen auf HF-Niveau<br />

durchführen. Es zeigte sich, daß für Ag 2 diese Rechnungen einen um 42 Wellenzahlen ( ˆ= 22<br />

% relative Differenz) <strong>zu</strong> niedrige Grund<strong>zu</strong>standschwingungswellenzahl im Vergleich mit dem<br />

experimentellen Wert [30] ergab. Daher erfolgen die Schwingungsspektrums-Berechnungen in<br />

dieser Arbeit eher unter dem Gesichtspunkt, ob eine gefundene optimierte Geometrie ein Minimum<br />

oder ein Sattelpunkt der Potentialhyperfläche darstellt als unter dem Gesischtspunkt<br />

der quantitativen Vorhersage.<br />

Die AIMD-Rechnungen wurden mit einem Programmpaket [21] durchgeführt, welches die in<br />

die Newton-Gleichung eingehenden Potentiale mit entsprechenden Programmen (z. B. DFT-<br />

Programme) aus TURBOMOLE berechnet.<br />

Die im folgenden graphisch dargestellten Geometrien der Cluster und Adsorbat-Cluster sind<br />

aufgrund programmtechnischer Probleme teilweise stark verzerrt.<br />

16


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.2 Ab-initio-Rechnungen für Ag n und Ag + n (n=2-4)<br />

Für die Rechnungen von reinen kationischen und neutralen Silbercluster (Ag n (n=2-4)) wurden<br />

die in Tabelle 3.1 aufgelisteten Methoden benutzt. Als Vergleichsrechnungen dienten<br />

dabei die Rechnungen von Koutecky [6], welche mit der Konfigurationswechselwirkungsmethode<br />

(CI) durchgeführt wurden.<br />

Tabelle 3.1: Methoden <strong>zu</strong>r Berechnung von Ag n und Ag + n (n=1-4)<br />

Name Methode Basissatz a<br />

HF HF (RHF,UHF) A<br />

MP2 MP2 B<br />

DFT DFT: Austauschkorrelationsfunktional BP (Seite 10) A<br />

CI 1e-RECP CI-Rechnungen [6]<br />

a Zur Bedeutung der Akronyme der Basissätze siehe Tabelle 2.1<br />

Die Rechnungen wurden unter den folgenden Gesichtspunkten durchgeführt:<br />

• Bestimmung der optimierten Struktur der stabilsten Isomere der verschiedenen Silbercluster<br />

• Bestimmung des besten Verfahren <strong>zu</strong>r Beschreibung von Ag + 4 − (N 2) n<br />

(n=1-4)<br />

3.2.1 Ag 2 und Ag + 2<br />

Es wurden Geometrieoptimierungsrechnungen und Schwingungsspektrums-Berechnungen für<br />

Ag 2 (Termsymbol 1 Σ + g ) und Ag + 2 (2 Σ + g ) in der Punktgruppe D 6h durchgeführt. Es wurde die<br />

Punktgruppe D 6h gewählt, weil die Behandlung der Punktgruppe D ∞h aus rechentechnischen<br />

Gründen nicht möglich ist. Für den Bindungsabstand im kationischen und neutralen Ag 2<br />

ergeben sich nach Strukturoptimierung die in in Tabelle 3.2 aufgelisteten Werte.<br />

Tabelle 3.2: Bindungsabstände in pm für Ag 2 und Ag + 2<br />

HF MP2 DFT CI Exp. Werte<br />

Ag 2 270.88 253.04 257.56 261.20 253.03± 0.05 [31]<br />

Ag + 2 299.12 273.30 274.99 284.90<br />

Es wurden ebenfalls die Schwingungsgrund<strong>zu</strong>standsfrequenzen ν 0 bzw. -wellenzahlen ˜ν 0 , welche<br />

nicht IR-aktiv sind, mit Hilfe einer AIMD-Simulation unter Erhaltung der Energie für<br />

Ag 2 und Ag + 2 auf DFT-Niveau bestimmt. Die Simulation wurde bei einer Temperatur von<br />

290 K für 1024 Zeitschritte der Länge 2.412 fs durchgeführt. Zur Bestimmung von ˜ν 0 wurde<br />

17


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

die aus der AIMD-Rechnung erhaltenen potentielle Energie E pot gegen den Bindungsabstand<br />

aufgetragen und ein Morse-Potential approximiert (Abbildung 3.1):<br />

E pot = D<br />

(1 ) − e −a(r−R 2<br />

e)<br />

√<br />

π<br />

mit a = ν 2 · m<br />

0<br />

D = c · ˜ν 0<br />

m : Masse von Ag<br />

√<br />

D : Dissoziationsenergie<br />

R e : Gleichgewichtsabstand<br />

π 2 · m<br />

D<br />

(3.1)<br />

0,25<br />

berechnete Werte<br />

Morse-Potential mit<br />

D = 1.48644 eV<br />

a = 0.01496 pm -1<br />

R e<br />

= 257.45955 pm<br />

0,25<br />

| E<br />

pot - E pot,max | / eV<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

0,00<br />

(a)<br />

230 240 250 260 270 280 290 300<br />

Bindungsabstand / pm<br />

240 260 280 300 320 340


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

auch, da der Bindungsabstand aus HF-Rechnungen für Ag 2<br />

Wert überschätzt wird.<br />

gegenüber dem experimentellen<br />

3.2.2 Ag 3 und Ag + 3<br />

Ag 3 ist ein Beispiel für ein Jahn-Teller verzerrtes Molekül. Im Molekül mit D 3h -Symmetrie<br />

würden drei Elektronen der Silberatome ein zweifach-entartetes Orbital besetzen, so daß<br />

das System durch Symmetrieerniedrigung <strong>zu</strong> C 2v dem elektronisch entarteten Zustand ausweicht.<br />

Es wurden Geometrieoptimierungsrechnungen in der Punktgruppe C 2v und Schwingungsspektrumsbestimmungen<br />

für Ag 3 in den Zuständen mit den Termsymbolen 2 B 2 und<br />

2 A 1 durchgeführt. Das Schwingungsspektrum für den 2 A 1 -Zustand zeigte, daß dieser Zustand<br />

kein Minimum der Potentialhyperfläche darstellt, weil das Spektrum eine imaginäre<br />

Frequenz enthielt. Der 2 B 2 -Zustand besitzt keine imaginären Frequenzen und stellt ein Minimum<br />

der Potentialhyperfläche dar. Außerdem ist dieser Zustand gegenüber dem 2 B 2 -Zustand<br />

etwas instabiler (Energieunterschied 0.037 eV), was in Übereinstimmung mit Rechnungen von<br />

Koutecky et al.[6] ist. In Abbildung 3.2 (a) sind die Geometriedaten für Ag 3 ( 2 B 2 ) dargestellt.<br />

Ag + 3<br />

(Termsymbol 1 A 1 ) besitzt im Grund<strong>zu</strong>stand, da es keiner Jahn-Teller-Verzerrung unterliegt,<br />

D 3h -Symmetrie. Die nach Optimierungsrechnungen erhaltenen Seitenlängen des gleichseitigen<br />

<strong>Dr</strong>eiecks sind Abbildung 3.2 (b) dargestellt.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 3.2: Optimierte Geometrien für Ag 3 ( 2 B 2 ) in der Punktgruppe C 2v (a) und Ag + 3<br />

in D 3h (b) (<strong>zu</strong>m Vergleich die CI-Rechnungen aus [6]). Die Abstände sind in<br />

pm angegeben.<br />

Geometrieoptimierungsrechnungen in der Punktgruppe C s auf DFT-Niveau bestätigten, daß<br />

Ag 3 im Grund<strong>zu</strong>stand die Geometrie eines stumpfwinkligen <strong>Dr</strong>eiecks und Ag + 3 ein gleichseitiges<br />

<strong>Dr</strong>eieck besitzt. Zu Beginn der Optimierungen bildeten die drei Ag-Atome jeweils<br />

ein unregelmäßiges <strong>Dr</strong>eieck mit Seitenlängen, die stark von den optimierten Strukturen abwichen.<br />

Bei Abbruch der Geometrieoptimierungen ergaben sich jeweils Strukturen, deren<br />

Bindungsabstände maximal um 1 pm von den entsprechenden Abständen der innerhalb einer<br />

Symmetrievorgabe optimierten Geometrien abwichen (Tabelle 3.4). Die Energien unterschieden<br />

sich für Ag 3 um 3.3·10 −5 eV und für Ag + 3 um 4.1·10 −4 eV von den optimierten<br />

Strukturen.<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensität der Normalschwingungsmoden<br />

auf HF-Niveau sind im Anhang (Tabelle C.1) aufgelistet.<br />

19


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Tabelle 3.4: Vergleich der Bindungsabstände aus Geometrieoptimierungen auf DFT-Niveau<br />

in der Punktgruppe C 2v bzw. D 3h mit Optimierungen in C s<br />

Ag 3 ( 2 B 2 ) Ag + 3<br />

Seite C 2v C s D 3h C s<br />

a / pm 264.31 264.46 269.88 270.00<br />

b / pm 264.31 264.11 269.88 269.68<br />

c / pm 306.70 307.72 269.88 269.62<br />

3.2.3 Ag 4 und Ag + 4<br />

Ag 4 ist im Grund<strong>zu</strong>stand ebenfalls Jahn-Teller-verzerrt, weil in der kompaktesten T d -<br />

Symmetrie vier Elektronen ein dreifach-entartetes Orbital besetzen müßten. Es wurden Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

für die Isomere mit den Termsymbolen 1 A g in der Punktgruppe<br />

D 2h , 1 A 1 in C 2v und 1 Σ + g in D ∞h durchgeführt. Alle Methoden ergaben, daß das<br />

Isomer mit D 2h -Symmetrie (Abbildung 3.3 (a)) den niedrigsten Energieinhalt hat, welches<br />

die CI-Rechnungen aus [6] bestätigen. Die Energiedifferenz zwischen dem D 2h - und dem C 2v<br />

-Isomer liegen im Bereich von 0.1 eV für die verschiedenen Methoden, für das D 2h - und D ∞h<br />

-Isomer sind die Differenzen im Bereich von 1 eV. Das D ∞h -Isomer enthielt eine imaginäre<br />

Frequenz, so daß diese Struktur kein Minimum der Potentialhyperfläche darstellt.<br />

Für Ag + 4 wurden Geometrieoptimierungen für die Isomere mit dem Termsymbol 2 B 2u in der<br />

Punktgruppe D 2h , 2 A 1 in C 2v , 2 Σ + g in D ∞h und 2 A 1 in C 3v durchgeführt. Die Rechnungen<br />

auf DFT- und MP2-Niveau zeigten, daß das D 2h -Isomer (Abbildung 3.3 (b)) den niedrigsten<br />

Energieinhalt besitzt, was mit Rechnungen aus [6] übereinstimmt. Das HF-Verfahren lieferte<br />

jedoch, daß das C 2v -Isomer um 0.1 eV stabiler als das D 2h -Isomer ist. Berechnete Schwingungsspektren<br />

der D ∞h - und C 3v -Isomere ergaben, daß diese Geometrien keine Minima der<br />

Potentialfläche darstellen. Die relativen Energieinhalte in eV auf DFT-Niveau der Isomere<br />

mit den Symmetrien D 2h , C 2v , D ∞h und C 3v betragen 0.00, 0.21, 1.06 und 0.53.<br />

(a)<br />

(b)<br />

Abbildung 3.3: Optimierte Geometrien für Ag 4 (a) und Ag + 4 (b) in der Punktgruppe D 2h<br />

(Zum Vergleich die CI-Rechnungen aus [6]). Die Abstände sind in pm angegeben.<br />

Zum Vergleich beträgt der Abstand zweier Ag-Atome im Metall 280<br />

pm [6].<br />

Für Ag + 4 wurde eine Geometrieoptimierungsrechnung auf DFT-Niveau in der Punktgruppe<br />

C 1 durchgeführt. Diese Rechnung bestätigt, daß Ag + 4 im Grund<strong>zu</strong>stand D 2h -Symmetrie<br />

besitzt. Ausgehend von einer tetrahedralen Geometrie wurde mit dem Gradientenverfahren<br />

diese Struktur optimiert. Es ergab sich nach Abbruch der Geometrieoptimierung eine planare<br />

20


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Struktur die fast identisch mit der optimierten Struktur des D 2h -Isomers ist (Tabelle 3.5).<br />

So ist die Differenz der Seitenlängen kleiner 0.5 pm und der Energieunterschied 1.0 ·10 −4 eV.<br />

Tabelle 3.5: Vergleich der Bindungsabstände aus DFT-Geometrieoptimierungen in der<br />

Punktgruppe D 2h mit Optimierungen in C<br />

✎☞<br />

1<br />

Ag<br />

✍✌<br />

Ag + ✎☞ b ❅ c<br />

❅<br />

❅✎☞<br />

4<br />

Ag a Ag<br />

✍✌<br />

✍✌<br />

Seite D 2h C 1<br />

❅ <br />

a / pm 267.77 267.97<br />

❅ <br />

d ✎☞e<br />

❅ <br />

b / pm 276.71 276.25<br />

Ag<br />

✍✌<br />

c / pm 276.71 276.54<br />

d / pm 276.71 276.98<br />

e / pm 276.71 276.64<br />

AIMD-Simulation<br />

Es wurde außerdem eine AIMD-Simulation mit dem Simulated-Annealing-Verfahren für Ag + 4<br />

durchgeführt, um möglicherweise eine andere Grund<strong>zu</strong>standstruktur von Ag + 4 <strong>zu</strong> finden.<br />

Die in die Bewegungsgleichungen eingehenden Kräfte wurde auf DFT-Niveau berechnet. Es<br />

wurden während der Simulated-Annealing Simulation 750 Zeitschritte der Länge 6.77 fs (entspricht<br />

2.5 % der längsten Schwingungsdauer der Ag + 4 -Gerüstschwingungen) durchgeführt.<br />

Potentielle Energie / H<br />

-588,125<br />

-588,130<br />

-588,135<br />

-588,140<br />

-588,145<br />

-588,150<br />

0 150 300 450 558 600 750<br />

Anzahl der Zeitschritte<br />

Abbildung 3.4: Potentielle Energie von Ag + 4 während der AIMD-Simulation. Die gestrichelte<br />

Linie gibt die potentielle Energie (=588.24703 H) des D 2h -Isomers ( 2 B 2u ) an.<br />

21


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Diese wurde in 5 Läufe mit jeweils 150 Zeitschritten aufgeteilt. Die Anfangsgeschwindigkeiten<br />

jedes Laufes wurden <strong>zu</strong>fällig auf alle Atome so verteilt, daß es einer ’Temperatur’ von 1300<br />

K entspricht. Dies erfolgte in den ersten drei Läufen <strong>zu</strong>fällig nicht. Die Anfangsgeschwindigkeiten<br />

in diesen Läufen entsprachen Temperaturen von 305 K, 330 K bzw. 450 K, so daß<br />

das Aufheizen des Systems nicht im Verlauf der potentiellen Energie <strong>zu</strong> sehen ist. Nach 50<br />

Zeitschritten wurden die Geschwindigkeiten so verringert, daß es einer Temperatur von 625<br />

K entspricht. Nach weiteren 50 Zeitschritten wurde dann auf 300 K abgekühlt. Die Anfangsgeometrie<br />

eines Laufes entpricht der Endgeometrie des vorherigen Laufes.<br />

Zu Beginn der Simulation wurde die geometrieoptimierte Struktur mit D 2h -Symmetrie<br />

gewählt und damit die Rechnung gestartet. Die Analyse der Trajektorien der Atome zeigte,<br />

daß die Atome während der ersten 450 Zeitschritte um ihre Gleichgewichtslage, die im Cluster<br />

mit D 2h -Symmetrie einnehmen, schwingen. Nach 450-Zeitschritten nehmen die Atome eine<br />

tetrahedrale Struktur ein. Im Zeitschritt 558 ergab sich eine tetrahedrale Struktur mit einer<br />

potentiellen Energie, die um 0.48 eV höher war, als die Energie des D 2h -Isomers. Bei Abbruch<br />

der Geometrieoptimierung dieser Struktur mit dem Gadientenverfahren in der Punktgruppe<br />

C s ergab sich eine Geometrie, deren Bindungsabstände nicht mehr als 0.7 pm von der Geometrie<br />

des D 2h -Isomers abwich. Diese AIMD-Simulationen in dem kleinen Zeitfenster von<br />

5.08 ps weisen daraufhin, daß Ag + 4 im Grund<strong>zu</strong>stand D 2h -Symmetrie besitzt.<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensitäten der Normalschwingungen<br />

auf HF-Niveau sind im Anhang (Tabelle C.2) aufgelistet. Ag 4 und Ag + 4 mit der<br />

Symmetrie D 2h besitzen ein Inversionszentrum, daher sind die Moden, die nicht IR-aktiv<br />

sind, Raman-aktiv.<br />

22


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Vertikale Ionisierungspotentiale<br />

Das vertikale Ionisierungspotential IP v ergibt sich aus der Energiedifferenz des neutralen und<br />

kationischen Cluster in der Geometrie des neutralen Cluster:<br />

IP v = E n + − E n<br />

mit E n + : Energie des kationischen Cluster<br />

E n : Energie des neutralen Cluster<br />

Es wurden die Ionisierungspotentiale der stabilsten Isomere (Tabelle 3.7) der Silber-Cluster<br />

Ag n (n=1-4) berechnet (Abbildung 3.5 bzw. im Anhang Tabelle 3.5) und den experimentellen<br />

Werten aus [35] und [36] gegenübergestellt.<br />

Die vertikalen Ionisierungspotentiale auf DFT-Niveau liegen für Ag 2 und Ag 3 um etwa 0.5 eV<br />

über den experimentellen Werten aus [35] bzw. [36]. Für Ag 4 beträgt die Abweichung nur 0.14<br />

eV. Die MP2-Rechnungen hingegen ergeben vertikale Ionisierungspotentiale, welche um ca.<br />

0.4 eV <strong>zu</strong> niedrig sind. Die Werte der vertikalen Ioniserungspotentiale aus den CI-Rechnungen<br />

von Koutecky [6] stimmen sehr gut mit dem gemessenen Werte überein (Abweichung beträgt<br />

wenige Hunderstel eV). Die Parameter des ECP’s für das Ag wurden in diesen Rechnungen<br />

jedoch so gewählt, daß sich diese sehr gute Übereinstimmung der Ionisierungspotentiale ergibt<br />

[6].<br />

8<br />

7<br />

HF<br />

DFT<br />

Exp.<br />

MP2<br />

CI<br />

IP v<br />

/ eV<br />

6<br />

5<br />

1 2 3 4<br />

n<br />

Abbildung 3.5: Vertikale Ionisierungspotentiale der stabilsten Isomere (Tabelle 3.7) von Ag n<br />

(n=1-4). Zur besseren Übersicht sind die Punkte mit Linien verbunden. Die<br />

experimentellen Daten sind aus [35] mit einem Fehler von 0.1 eV. Der experimentelle<br />

Wert für Ag 3 aus [36] ist mit einer Unsicherheit von 0.03 eV<br />

behaftet.<br />

23


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Bindungsenergien<br />

Ein Maß für die Stabilität für Cluster ist die Bindungsenergie pro Atom E B /n, die für neutrale<br />

und kationische Cluster folgendermaßen definiert ist:<br />

E B<br />

n<br />

E + B<br />

= n · E 1 − E n<br />

n<br />

= (n − 1) · E 1 + E 1 + − E+ n<br />

n<br />

n<br />

mit n : Anzahl der Cluster-Atome<br />

E 1 : Energie eines Atoms<br />

E n : Energie des Cluster<br />

Es wurden die Bindungsenergien pro Atom der stabilsten Isomere (Tabelle 3.7) der neutralen<br />

und kationischen Silbercluster Ag n (n=2-4) für die verschiedenen Methoden berechnet<br />

(Abbildung 3.6 bzw. im Anhang Tabelle C.4).<br />

E B<br />

+ / n / eV<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

HF<br />

MP2<br />

DFT<br />

CI<br />

Ag n<br />

+<br />

0,8<br />

1,2<br />

1,0<br />

Ag n<br />

E B<br />

/ n / eV<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

2 3 4<br />

n<br />

Abbildung 3.6: Bindungsenergien pro Atom der stabilsten Isomere (Tabelle 3.7) der neutralen<br />

und kationischen Silbercluster Ag n (n=2-4). Die Punkte sind <strong>zu</strong>r besseren<br />

Übersicht mit Linien verbunden.<br />

24


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Dissoziationsenergien<br />

Aus den Bindungsenergien pro Atom lassen sich die Dissoziationsenergien ∆E von Ag + n -<br />

Cluster berechnen:<br />

DFT MP2 CI<br />

Ag + 4 −→ Ag+ 3 + Ag ∆E 1 = 1.19 1.13 1.27 eV (3.2)<br />

Ag + 4 −→ Ag+ 2 + Ag 2 ∆E 2 = 2.32 2.40 2.57 eV (3.3)<br />

Ag + 4 −→ Ag 3 + Ag + ∆E 3 = 3.25 3.08 3.22 eV (3.4)<br />

Ag + 3 −→ Ag 2 + Ag + ∆E 4 = 2.86 2.79 2.93 eV (3.5)<br />

Ag + 3 −→ Ag+ 2 + Ag ∆E 4 = 2.79 2.83 2.89 eV (3.6)<br />

Diese Dissoziationsenergien lassen sich in Beziehung <strong>zu</strong> Photofragmentationsspektren von<br />

massenselektierten Ag + n -Cluster im Wellenlängenbereich von 430 bis 460 nm setzen [4] (Abbildung<br />

3.7). Dabei müssen folgende Annahmen getroffen werden:<br />

• Die Cluster absorbieren nur ein Photon.<br />

• Jede Anregung oberhalb der Dissoziationsenergie führt innerhalb des Zeitfensters <strong>zu</strong>r<br />

Dissoziation.<br />

• Die innere Anregung und kinetische Energie der Fragmente werden vernachlässigt.<br />

Abbildung 3.7: Photofragmentationsspektren von massenselektierten Ag + n -Cluster im Wellenlängenbereich<br />

von 430 bis 460 nm aus [4]. Das Spektrum wurde mit einem<br />

Flugzeitmassenspektrometer aufgenommen.<br />

Den Dissoziationsenergien <strong>zu</strong>folge sind nach Absorption eines 460 nm Photons (entspricht 2.70<br />

eV) sowohl Reaktion (3.2) als auch Reaktion (3.3) möglich. Reaktion (3.4) allerdings ist selbst<br />

bei der in den Experimenten höchsten Photonenenergie (430 nm ˆ= 2.89 eV) nicht möglich.<br />

Daher kann das Ag + -Ion nicht aus der Fragmentation eines Ag + 4 -Clusters nach Absorption<br />

eines Photons stammen. Nach Absorption eines weiteren Photons des Fragments Ag + 3 könnte<br />

nach Reaktion (3.5) Ag + entstehen. Dies würde auch die sehr geringen Intensitäten des Ag +<br />

in den Spektren bis <strong>zu</strong>r Wellenlänge von 450 nm erklären.<br />

25


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Vergleich der DFT-Rechnungen mit GAUSSIAN92-DFT-Rechnungen<br />

Die Bindungsabstände und Bindungsenergien der neutralen Silbercluster wurden auch von<br />

Spiegelmann et al. [7] mit einem DFT-Programm, welches im GAUSSIAN92-Programmpaket<br />

implementiert ist, berechnet. In diesen Rechnungen wurden, wie in den DFT-Rechnungen in<br />

dieser Arbeit, unter anderem <strong>zu</strong> dem lokalen Funktional SVWN die gradientenkorrigierten<br />

Funktionale von Becke [17] und Perdew [18] benutzt. Als Basis für das Ag-Atom wurde dort<br />

ein 6s5p4d-Basissatz mit dem 19e-RECP aus [23] verwendet. In dieser Arbeit hingegen wurde<br />

ein 7s6p5d-Basissatz mit dem 19e-RECP [23] benutzt. Die Rechnungen aus [7] erfolgten also<br />

mit der gleichen Methode wie die in dieser Arbeit durchgeführten DFT-Rechnungen. Sie<br />

unterschieden sich durch die Basis für das Ag-Atom.<br />

Ag 2<br />

Tabelle 3.6: Vergleich der GAUSSIAN92-DFT-Rechnungen aus [7] mit Ergebnissen der DFT-<br />

Rechnungen für neutrale Silbercluster<br />

Punktgruppe Methode Bindungsabstand / pm Bindungswinkel / ◦ E B /n/eV<br />

DFT [7] 257 0.86<br />

D ∞h<br />

DFT 257.62 0.83<br />

Ag 3 C 2v ( 2 B 2 )<br />

Ag 3 C 2v ( 2 A 1 )<br />

DFT [7] 263 a 70.4 d 0.84<br />

DFT 264.31 a 70.93 d 0.82<br />

DFT [7] 279 b 55.4 e 0.83<br />

DFT 279.84 b 55.39 e 0.81<br />

DFT [7] 274 c 57.2 f 1.11<br />

Ag 4 D 2h<br />

DFT 274.83 c 56.96 f 1.09<br />

a Länge der kürzeren Seite des stumpfwinkligen <strong>Dr</strong>eiecks<br />

b Länge der größeren Seite des spitzwinkligen <strong>Dr</strong>eiecks<br />

c Seitenlänge des Rhombus<br />

d Winkel, der von den kürzeren Seiten des <strong>Dr</strong>eiecks eingeschlossen wird<br />

e Winkel, der von den längeren Seiten des <strong>Dr</strong>eiecks eingeschlossen wird<br />

f Winkel in der Spitze des Rhombus<br />

Die hier verglichenen Werte aus den DFT-Rechnungen stimmen gut mit jenen aus den<br />

GAUSSIAN92-DFT-Rechnungen überein. So findet man, daß die Bindungsenergien pro Atom<br />

der DFT-Rechnungen um 0.02 eV kleiner sind als die entsprechenden Werte von Spiegelmann<br />

et al. Für Ag 2 beträgt diese Differenz 0.03 eV. Die Bindungsenergie für Ag 2 ist jedoch mit<br />

dem experimentell ermittelten Wert [30] identisch. Die Bindungsabstände stimmen in der von<br />

Spiegelmann angebenen Genauigkeit überein. Für das Ag 3 -Isomer mit dem Termsymbol 2 A 1<br />

beträgt die Abweichung des Bindungsabstands hingegen 1 pm.<br />

Die DFT-Rechnungen ergaben, daß das stumpfwinklige Ag 3 -Isomer ( 2 B 2 ) einen um 0.04<br />

eV niedrigeren Energieinhalt hat als das 2 A 1 -Isomer, welches sehr gut mit der Differenz aus<br />

den GAUSSIAN92-DFT-Rechnungen übereinstimmt. Dieser Energieunterschied ergibt sich<br />

danach <strong>zu</strong> 0.03 eV.<br />

26


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Diskussion der Ergebnisse<br />

Die durchgeführten Rechnungen der neutralen und kationischen Ag-Cluster mit den verschiedenen<br />

Methoden (Tabelle 3.1) ergaben die in Tabelle 3.7 aufgeführten stabilsten Isomere.<br />

Dies ist in Übereinstimmung mit den Rechnungen von Koutecky [6]. Für Ag + 4 ergaben die<br />

Rechnungen auf HF-Niveau jedoch, daß das Isomer mit Termsymbol 2 A 1 und Symmetrie C 2v<br />

einen um 0.1 eV niedrigeren Energieinhalt besitzt.<br />

Tabelle 3.7: Stabilste Isomere der Ag n bzw. Ag + n -Cluster im Grund<strong>zu</strong>stand<br />

Ag n<br />

Ag + n<br />

n Termsymbol Symmetrie Termsymbol Symmetrie<br />

2 1 Σ + g D 2 ∞h Σ + g D ∞h<br />

3 2 B 2 C 1 2v A 1 D 3h<br />

4 1 A g D 2 2h B 2u D 2h<br />

Folgende Punkte fassen die bisherigen Ergebnisse <strong>zu</strong>sammen:<br />

• Die HF-Rechnungen ergeben signifikant abweichende Ergebnisse <strong>zu</strong> DFT- und MP2-<br />

Rechnungen.<br />

• Der Bindungsabstand des Ag 2 aus MP2-Rechnungen stimmt mit dem experimentellen<br />

Wert [31] überein (MP2: 253.04 pm gegenüber 253.03± 0.05 pm).<br />

• Die Bindungsabstände aus Rechnungen auf DFT-Niveau liegen systematisch um ca. 5<br />

pm über den Abständen aus MP2-Rechnungen.<br />

• Die Bindungsenergie pro Atom für Ag 2 beträgt nach Rechnungen auf DFT-Niveau 0.83<br />

eV. Dieser Wert ist identisch mit dem nach Morse et al. [30] experimentell bestimmten<br />

Wert (0.83 ± 0.01 eV).<br />

• Die Bindungsenergien pro Atom aus MP2-Rechnungen liegen um ca. 0.06 eV unter<br />

jenen aus DFT-Rechnungen.<br />

• Die Schwingungsgrund<strong>zu</strong>standswellenzahl für Ag 2 wird auf DFT-Niveau um 9.2 Wellenzahlen<br />

( ˆ=4.8%) gegenüber dem experimentellen Wert [30] unterschätzt.<br />

• Die Bindungsabstände aus [6] sind um ca. 10 pm größer als die Werten aus den MP2-<br />

Rechnungen. Für die Bindungsenergien pro Atom liegen die Werte aus [6] ca. 0.07 eV<br />

über den Werten aus MP2-Rechnungen.<br />

Aus diesen Gründen wurden für die Rechnungen der Ag 4 (N 2 ) + m (m=1-4) mit dem DFT-<br />

Verfahren durchgeführt. Die Ag 4 (N 2 ) + -Komplexe wurden ebenfalls mit Rechnungen auf<br />

MP2-Niveau untersucht.<br />

27


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.3 DFT-Rechnungen für Ag 4 (N 2 ) + m (m=1-4)<br />

Es wurden DFT-Geometrieoptimierungen und HF-Schwingungsspektrumsberechnungen für<br />

verschiedene Isomere von Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=1-4) durchgeführt. Es erfolgten DFT-Rechnungen<br />

(Austauschkorrelationsfunktional BP (Seite 10)) der Silberclusterkomplexe mit dem Basissatz<br />

A für die Ag-Atome und der Basis N für die N-Atome (Tabelle 2.1). Zusätzlich wurden<br />

MP2-Rechnungen für Ag 4 (N 2 ) + durchgeführt, wobei der Basissatz für die Ag-Atome um f-<br />

Funktionen erweitert wurde (Basis B Tabelle 2.1). Unter folgenden Gesichtspunkten sind die<br />

Rechnungen <strong>zu</strong> den Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=1-4) durchgeführt worden:<br />

• Bestimmung der stabilsten Isomere der komplexierten Cluster und deren Geometrie<br />

• Bestimmung der Bindungsenergie E B (N 2 ) des N 2 in den Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexen<br />

Bindungsenergie des N 2 in Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexen<br />

Die Gesamtbindungsenergie U B,m für m N 2 -Liganden im Ag 4 (N 2 ) + m<br />

Rahmen des Supermolekül-Modells berechnet [37]:<br />

-Komplex wurde im<br />

U B,m = E(Ag + 4 ) + m · E(N 2) − E(Ag 4 (N 2 ) + m ) (3.7)<br />

mit (3.8)<br />

E(Ag 4 (N 2 ) + m ) : Energie des Supermoleküls<br />

E(Ag + 4 ) : Energie der optimierten Struktur von Ag+ 4<br />

E(N 2 ) : Energie der optimierten Struktur von N 2<br />

Dabei muß allerdings der Basissatz-Superpositions-Fehler (BSSE) berücksichtigt werden. Diesem<br />

Fehler liegt die Unvollständigkeit der benutzten Basissätze <strong>zu</strong>grunde [37]. Dadurch<br />

wird die Bindungsenergie überschätzt. Die Größe des BSSE wurde in dieser Arbeit über<br />

Counterpoise-Rechnungen abgeschätzt [37] und so die erhaltenen Bindungsenergien korrigiert.<br />

In diesen Rechnungen werden die beide Moleküle (Ag + 4 und N 2 ), welche das Supermolekül<br />

aufbauen, jeweils in der gesamten Basis des Supermoleküls und in den Positionen, die sie im<br />

Komplex einnehmen, berechnet. Zur Berechnung der Bindungsenergie eines N 2 -Liganden in<br />

Ag 4 (N 2 ) + m<br />

(m=2-4) wurden die Bindungsenergien der (m-1)-Liganden subtrahiert:<br />

m−1 ∑<br />

E B,m = U B,m − E B,i (3.9)<br />

Nomenklatur der Clusterkomplexe<br />

Die Beschreibung der verschiedenen Isomere erfolgt über die Symmetrie des nicht komplexierten<br />

Silbercluster-Fragments, die Positionen und Art der Anbindung der Stickstoff-Moleküle.<br />

Da<strong>zu</strong> wurde eine Zeichenfolge eingeführt die diese Informationen enthält. Der erste Buchstabe<br />

der Zeichenfolge steht für die Symmetrie des nicht komplexierten Silberclusters. So steht ’D’<br />

für die Punktgruppe D 2h , ’C’ für C 2v und ’T’ für C 3v . Die darauffolgenden Ziffern stehen<br />

für die Positionen der N 2 -Moleküle. Die Nummerierung der Positionen für die verschiedenen<br />

Silbercluster-Fragmente sind in Abbildung 3.8 dargestellt. Der letzte Buchstabe bezeichnet<br />

die Art der Anbindung der N 2 an das Silbercluster-Fragment. ’E’ bedeutet dabei End-on und<br />

’S’ Side-on.<br />

i=1<br />

28


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

-697,585<br />

N 2<br />

side-on<br />

N 2<br />

end-on<br />

Gesamtenergie E / H<br />

-697,590<br />

-697,595<br />

-697,600<br />

-697,605<br />

-697,610<br />

-697,615<br />

D1S<br />

D1E<br />

D2S<br />

D2E<br />

D5E<br />

D6S<br />

D6E<br />

Abbildung 3.9: Nach Geometrieoptimierungsrechnungen erhaltene Gesamtenergien der Isomere<br />

von Ag 4 (N 2 ) + (Tabelle 3.8). Zur besseren Übersicht sind die Isomere,<br />

die sich nur durch die Art der Anbindung des N 2 unterscheiden, untereinander<br />

dargestellt.<br />

C5E<br />

C1S<br />

C1E<br />

C3E<br />

wurde, die irreduzible Darstellung b 2 in der Punktgruppe C 2v . Die Bewegung der Atome<br />

in dieser Mode wurden in einer Rechnung auf DFT-Niveau nachvollzogen. Dabei wurden die<br />

Positionen der Ag-Atome ’eingefroren’ und nur die Positionen der N-Atome von der Sideon-<br />

<strong>zu</strong>r End-on-Anbindung schrittweise verändert. Die Stickstoff-Atome ’wanderten’ in 20<br />

Schritten auf einem Kreis in der (y,z)-Ebene mit der Parameterdarstellung<br />

y =<br />

z =<br />

}<br />

y 0 + R cos t<br />

t ∈ [0, π ) ; s ∈ [0, 14.82 pm)<br />

z 0 (s) + R sin t 2<br />

Hierin ist R der Radius des Kreises. R betrug die Hälfte des Abstands der beiden N-Atome und<br />

war konstant. Der Ursprung des Kreises (y 0 ,z 0 (s)) war während der Rechnung nicht konstant.<br />

Dies berücksichtigte die unterschiedlichen Abstände der Stickstoff-Atome von den Ag-Atome<br />

bei Side-on- bzw. End-on-Anbindung. Es zeigte sich, daß die Gesamtenergie während der<br />

Rechnung monoton kleiner wurde (Abbildung 3.10) und damit für das Ag 4 (N 2 ) + -Isomer<br />

mit Side-on-Stellung des N 2 keine Barriere <strong>zu</strong>r <strong>Dr</strong>ehung <strong>zu</strong>r End-on Stellung vorliegt.<br />

Geometrieoptimierung in der Punktgruppe C s<br />

Eine Geometrieoptimierungsrechnung in der Punktgruppe C s lieferte einen starken Hinweis<br />

dafür, daß das D1E-Isomer das stabilste Isomer ist. Da<strong>zu</strong> wurde ausgehend von der in Abbildung<br />

3.11 (a) dargestellten Geometrie eine Optimierungsrechnung durchgeführt. Nach Abbruch<br />

der Geometrieoptimierung ergab sich eine Geometrie, deren Seitenlängen sich nur um<br />

einige Zehntel Picometer von den Kantenlängen der optimierten Struktur des D1E-Isomers<br />

abwichen (Abbildung 3.11 (b)) und deren Energieinhalt sich nur um 1.1 ·10 −3 eV von der<br />

optimierten Geometrie des D1E-Isomers unterschied.<br />

30


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

❥1 ❥ 2 ❥ 3<br />

Gesamtenergie E / H<br />

-697,600<br />

-697,602<br />

-697,604<br />

-697,606<br />

-697,608<br />

-697,610<br />

-697,612<br />

-697,614<br />

1<br />

0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 1,50<br />

t<br />

Abbildung 3.10: Gesamtenergien für die Umlagerung von Side-on- <strong>zu</strong>r End-on-Bindung des<br />

N 2 im Ag 4 (N 2 ) + -Komplex für eine vorgebene Trajektorie (siehe Text).<br />

2<br />

3<br />

(a)<br />

Abbildung 3.11:<br />

(b)<br />

(a) Ausgangsgeometrie der Strukturoptimierungsrechnung in der Punktgruppe<br />

C s . (b) Seitenlängen der optimierten Geometrie des D1E-Isomers in<br />

pm (In Klammern sind die Längen der optimierten Geometrie in C s ).<br />

31


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

AIMD-Geometrieoptimierung<br />

Es wurde weiterhin eine AIMD-Simulation mit dem Simulated Annealing-Verfahren für<br />

Ag 4 (N 2 ) + durchgeführt. Mit dieser Rechnung sollte untersucht werden, ob der N 2 -Ligand an<br />

anderen Positionen im Ag + 4 -Cluster anbinden kann. Da sich die Schwingungsperioden des<br />

Silbercluster und des Liganden um ca. eine Größenordnung unterscheiden (siehe im Anhang<br />

Tabelle C.5), wurde die Länge eines Zeitschritts <strong>zu</strong> 12.3 % der Schwingungsdauer einer N-N-<br />

Streckschwingung (11.9 fs) gewählt. Damit konnten die Bewegungen der N-Atome während<br />

der Simulation beobachtet werden. Die in die Bewegungsgleichungen eingehenden Kräfte wurden<br />

auf DFT-Niveau berechnet. Es wurden während der Simulated-Annealing Simulation 750<br />

Zeitschritte der Länge 0.97 fs durchgeführt. Diese wurden in 5 Läufe von 150 Zeitschritten<br />

aufgeteilt. Die Anfangsgeschwindigkeiten jedes Laufes wurden <strong>zu</strong>fällig auf alle (unabhängig<br />

von der Masse) Atome so verteilt, daß es einer Temperatur von 1001 K entsprach. Nach 50<br />

Zeitschritten wurden die Geschwindigkeiten so verringert, daß es einer Temperatur von 31<br />

K entsprach. Nach weiteren 50 Zeitschritten wurde dann auf 1 K abgekühlt. Die Anfangsgeometrie<br />

eines Laufes entpricht der Endgeometrie des vorherigen Laufes. Nach jedem 150.<br />

Zeitschritt wurde die Temperatur von 1 K auf 1001 K erhöht und dann in 2 Schritten wieder<br />

auf 1 K abgekühlt. Als Ausgangsstruktur wurde die Geometrie des D1E-Isomers vorgegeben.<br />

Potentielle Energie / H<br />

-697,595<br />

-697,600<br />

-697,605<br />

-697,610<br />

-697,615<br />

0 150 300 450 600 750<br />

Anzahl der Zeitschritte<br />

Abbildung 3.12: Potentielle Energie von Ag 4 (N 2 ) + während der AIMD-Simulation. Die gestrichelte<br />

Linie gibt die potentielle Energie (=697.61264 H) des D1E-Isomers<br />

an.<br />

Nach Analyse der Trajektorien der Atome zeigt sich, daß während der gesamten Rechnung<br />

der N 2 -Ligand an Position 1 des Ag + 4 -Cluster bindet und diese Position nicht verlassen hat.<br />

Nachdem bei Zeitschritt 1 und 151 die Temperatur um 1000 K erhöht wurde, steigt die<br />

potentielle Energie an, weil das N 2 nicht mehr End-on gebunden ist. Während der folgenden<br />

Zeitschritte, in welchen die Temperatur langsam abnimmt, bewegt sich das N 2 <strong>zu</strong>rück in<br />

Richtung der End-on Anbindung. Dies wird nicht exakt erreicht, da noch die Atome kinetische<br />

Energie besitzen. Die Ag-Atome bewegten sich während der ganzen Rechnung nur um ihre<br />

Gleichgewichtslagen, die sie im Silbercluster mit der Symmetrie D 2h einnehmen.<br />

32


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

MP2-Rechnungen mit f-Funktionen im Basissatz<br />

Außerdem wurde der Einfluß der Erweiterung des Basissatz des Ag-Atoms um f-Funktionen<br />

auf die relativen Stabilität der verschiedenen Isomere von Ag 4 (N 2 ) + untersucht. Da<strong>zu</strong> wurden<br />

Single-Point-Rechnungen für die optimierten Geometrien der Isomere D1E, D1S, D2E,<br />

D2S und C1E auf MP2-Niveau mit der Basis B (Tabelle 2.1) für die Ag-Atome durchgeführt.<br />

Geometrieoptimierungs-Rechnungen müssen für die benutzte Basis mit einem für diese Arbeit<br />

<strong>zu</strong> zeitaufwendigen Verfahren (Kapitel 3.1) erfolgen und wurden daher nicht durchgeführt.<br />

Die Rechnungen führen <strong>zu</strong> übereinstimmenden relativen Stabilitäten der verschiedenen Isomere<br />

mit den DFT-Rechnungen (Abbildung 3.13). Weiterhin wurde für das D1E-Isomer eine<br />

Geometrieoptimierungsrechnung auf MP2-Niveau durchgeführt (Abbildung 3.14).<br />

-695,152<br />

N 2<br />

side-on<br />

N 2<br />

end-on<br />

Gesamteneie E / H<br />

-695,154<br />

-695,156<br />

-695,158<br />

-695,160<br />

-695,162<br />

-695,164<br />

Abbildung 3.13:<br />

D1S<br />

D1E<br />

D2S<br />

D2E<br />

Gesamtenergien aus Single-Point-Rechnungen veschiedener Isomere des<br />

Ag 4 (N 2 ) + in optimierten Geometrien auf MP2-Niveau. Der Basissatz für<br />

das Ag-Atom enthielt in diesen Rechnungen f-Funktionen.<br />

C1E<br />

Abbildung 3.14: Seitenlängen der optimierten Geometrie des D1E-Iosmers in pm auf MP2-<br />

Niveau<br />

33


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensität der Normalschwingungen<br />

auf HF-Niveau des D1E-Iosmers sind im Anhang in Tabelle C.5 aufgelistet. Alle Normalschwingungen<br />

sind IR-aktiv, unter anderem auch die N-N-Streckschwingung (Mode 12),<br />

im Gegensatz <strong>zu</strong>m freien N 2 . Aufgrund des Inversionszentrums ist im freien N 2 die Streckschwingung<br />

nur Raman-aktiv.<br />

Die Bindungsenergie des N 2 (E B,1 ) beträgt nach Gleichung (3.9) für das D1E-Isomer aus<br />

DFT-Rechnungen (Basis A für Ag) 0.46 eV. Nach Counterpoise-Rechnungen ergab sich der<br />

Fehler aufgrund des BSSE <strong>zu</strong> 0.1 eV, sodaß die korrigierte Bindungsenergie 0.36 eV beträgt.<br />

Die Bindungsenergie E B,1 für N 2 aus den Rechnungen auf MP2-Niveau (Basis B für Ag-Atom)<br />

beträgt 0.50 eV, korrigiert mit dem Wert des BSSE, ergibt sich 0.27 eV. Das bedeutet, daß<br />

der wahre Wert für E B,1 wohl im Bereich 0.36±0.06 eV liegt.<br />

Diskussion<br />

Die Rechnungen ergaben, daß das D1E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + das stabilste Isomer darstellt.<br />

Es zeigte sich, daß die Bindungsabstände im Ag 4 (N 2 ) + (D1E) gegenüber den Abständen in<br />

dem freien Ag + 4 bzw. N 2 geringfügig abweichen (Tabelle 3.9). So unterscheiden sich die Seitenlängen<br />

im Ag + 4 um maximal 3 pm und der Bindungsabstand der Stickstoff-Atome bleibt<br />

nahe<strong>zu</strong> gleich. Geometrieoptimierungen für D1E mit f-Funktionen in der Basis für Ag auf<br />

MP2-Niveau ergeben ebenfalls, daß sich die Seitenlängen im Komplex gegenüber den Längen<br />

der freien Moleküle um maximal 3 pm unterscheiden (Tabelle 3.9). Außerdem weichen die<br />

Schwingungsgrund<strong>zu</strong>standwellenzahlen ˜ν 0 des freien N 2 nur um 1 cm −1 gegenüber ˜ν 0 des<br />

komplexierten N 2 ab. So beträgt die Frequenz im Komplex 2793.77 cm −1 und im freien N 2<br />

2792.61 cm −1 . Aus Raman-Experimenten an N 2 ergibt sich der Wert der Schwingungsgrund<strong>zu</strong>standsfrequenz<br />

<strong>zu</strong> 2359.61 cm −1 [33]. Das Schwingungsfrequenzen auf HF-Niveau um ca.<br />

10 % überschätzt werden, wenn der Bindungsabstand <strong>zu</strong> niedrig berechnet wird, ist bekannt<br />

[34]. Der Bindungsabstand für N 2 beträgt aus HF-Rechnungen 107.35 pm gegenüber dem<br />

experimentellen Wert von 109.71 pm [30].<br />

Tabelle 3.9: Vergleich der Bindungsabstände in pm im Ag 4 (N 2 ) + (D1E) und im freien Ag + 4<br />

und N 2<br />

DFT-Niveau MP2-Niveau<br />

Komplex Ag 4 (N 2 ) + freies Ag + 4 bzw. N 2 Komplex Ag 4 (N 2 ) + freies Ag + 4 bzw. N 2<br />

268.25 267.77 263.22 261.29<br />

Ag + 4 273.33 276.71 269.51 272.40<br />

276.31 276.71 272.90 272.40<br />

N 2 111.26 111.19 112.16 112.16<br />

Es zeigte sich, daß die Rechnungen mit f-Funktionen in der Basis der Ag-Atome auf MP2-<br />

Niveau bezüglich der Stabilität der verschiedenen Isomere von Ag 4 (N 2 ) + übereinstimmende<br />

Voraussagen mit den Rechnungen ohne f-Funktionen (DFT-Niveau) ergaben. So ist insbesondere<br />

der Betrag des Energieunterschieds der Isomere D1E und D2E für die DFT-Rechnungen<br />

0.12 eV und für die MP2-Rechnungen 0.10 eV. Auch die Bindungsenergien von N 2 ergeben<br />

in beiden Fällen übereinstimmende Werte. So beträgt E B,1 für die DFT-Rechnungen 0.46 eV<br />

34


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

(korrigiert mit BSSE 0.36 eV) und für die MP2-Rechnungen 0.50 eV (korrigiert 0.27 eV).<br />

Dies weist daraufhin, daß die Bindung des N 2 <strong>zu</strong>m Ag + 4 nicht mit dem in der Übergangsmetall-<br />

Chemie bekannten synergetischen Bindungseffekts 1 <strong>zu</strong> verstehen ist. Vielmehr deutet es darauf<br />

hin, daß elektrostatische WW die Ursache für die Bildung von Ag 4 (N 2 ) + sind.<br />

Elektrostatisches Modell<br />

Ein Hinweis dafür ergab eine Abschät<strong>zu</strong>ng der Bindungsenergie E B,1 des D1E-Isomers in<br />

einem elektrostatischen Modell in der langreichweitigen Näherung. Nach dieser Rechnung ergab<br />

sich ein Wert für die Bindungsenergie des N 2 <strong>zu</strong> 0.30 eV. Dabei wurde angenommen, daß<br />

die Ladung des Ag + 4 im Massenschwerpunkt des Cluster lokalisiert ist. In der Berechnung<br />

wurde die Wechselwirkung E 0 der Punktladung des Clusters mit dem Quadrupolmoment des<br />

Stickstoff-Moleküls, die Wechselwirkung E 1 der Punktladung mit dem induzierten Dipolmoment<br />

im N 2 und die Dispersionswechselwirkung E 2 berücksichtigt. Die Näherungsformeln für<br />

E 0 , E 1 und E 2 wurden [39] entnommen:<br />

EB,1 e = E 0 + E 1 + E 2<br />

1 1<br />

E 0 =<br />

4πɛ 0 2r 3 · Θ 1 · Q · (3cos 2 θ − 1)<br />

( ) 1 2<br />

1<br />

E 1 =<br />

4πɛ 0 r 4 · Q2 · α 2<br />

( ) 1 2<br />

1<br />

E 2 =<br />

4πɛ 0 r 6 · α IP 1 · IP 2<br />

1 · α 2 ·<br />

IP 1 + IP 2<br />

mit ɛ 0 : Elektrische Feldkonstante in C/(V · m)<br />

Θ 1 : Quadrupolmoment des N 2 in C m 2<br />

θ : Winkel zwischen Molekülachse des N 2 und Verbindungslinie<br />

zwischen Massenschwerpunkt von N 2 und Ag + 4<br />

r : Abstand der Massenschwerpunkte in m<br />

Q : Ladung des Ag + 4 -Clusters in C<br />

α 1 : Polarisierbarkeit des Ag + 4 in m 3<br />

α 2 : Polarisierbarkeit des Edelgasatoms in m 3<br />

IP 1 : 1. Ionisierungspotential des Ag + 4 in J<br />

IP 2 : 1. Ionisierungspotential des N 2 in J<br />

Die in die Rechnung eingehenden Werte sind in Tabelle 3.10 aufgeführt. Die benötigten Daten<br />

für N 2 wurden aus [40] entnommen. Dabei wurde die axiale Polarisierbarkeit des N 2 verwendet.<br />

Den Abstand der Massenschwerpunkte r lieferten Geometrieoptimierungsrechnungen auf<br />

DFT-Niveau. Zur Bestimmung des 1. Ionisierungspotentials von Ag + 4 wurde Ag2+ 4 in der Geometrie<br />

von Ag + 4 auf DFT-Niveau berechnet. Die Polarisierbarkeit des Ag + 4 (Tabelle 3.10)<br />

ergab sich aus Berechnung der zweiten Ableitung der Energie nach Komponenten des elektrischen<br />

Feldes auf HF-Niveau. In die Rechnungen wurde die Spur des Polarisierbarkeitstensors<br />

von Ag + 4 verwendet. Ein einfaches elektrostatisches Modell kann <strong>zu</strong>r qualitativen Erklärung<br />

der gefundenen relativen Stabilitäten der Ag 4 (N 2 ) + Isomere dienen. Da<strong>zu</strong> geht man davon<br />

1 σ-Hinbindung des N 2 <strong>zu</strong>m Ag + 4 und π-Rückbindung vom Metall <strong>zu</strong>m Ligand<br />

35


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Tabelle 3.10: Bindungsenergie des N 2 EB,1 e im D1E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + -Komplexes im<br />

elektrostatischen Modell<br />

Ag + 4 N 2<br />

α<br />

Q/C<br />

1<br />

4πɛ 0<br />

/ m 3 IP 1 / J Θ 1 / Cm 2 α 2<br />

4πɛ 0<br />

m 3 IP 2 / J<br />

1.602 ·10 −19 29.762 ·10 −30 1.881 ·10 −18 4.94 ·10 −40 2.380 ·10 −30 2.496 ·10 −18<br />

r/pm θ E 0 /eV E 1 /eV E 2 /eV EB,1 e / eV<br />

419.90 0 0.060 0.110 0.09 0.26<br />

aus, daß die Ladung des Ag + 4 -Cluster im Massenschwerpunkt lokalisiert ist und betrachtet<br />

das Quadruplomoment des N 2 , welches aus einer Populationsanalyse [8] von Wellenfunktionen<br />

aus DFT-Rechnungen berechnet wurde. In Abbildung 3.15 sind die Partialladungen, die<br />

das Quadrupolmoment erzeugen, dargestellt. Bei kleinerem Abstand des Quadrupolmoments<br />

<strong>zu</strong>r Punktladung ist die Wechselwirkung effektiver. Daher ist die Position 1 gegenüber der<br />

der Position 2 für die Anbindung des N 2 günstiger, denn der Abstand des Ag-Atoms in Position<br />

1 <strong>zu</strong>m Massenschwerpunkt des Cluster beträgt 133.88 pm und jener für das Ag-Atom in<br />

Position 2 242.18 pm. Diese Abstände resultieren aus DFT-Geomtrieoptimierungsrechungen<br />

von freien Ag + 4 . Außerdem zeigt dieses Modell, daß eine Side-on Bindung des N 2 gegenüber<br />

der End-on Bindung ungünstiger ist.<br />

✗✔<br />

+ δ- δ+ δ-<br />

✖✕<br />

Abbildung 3.15: Punktladung des freien Ag + 4 -Cluster im Massenschwerpunkt und Quadrupolmoment<br />

des N 2 dargestellt durch die Punktladungen, welche das Quadupolmoment<br />

erzeugen.<br />

3.3.2 Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

Es wurden für die in Tabelle 3.11 aufgelisteten Isomere Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

auf DFT-Niveau in der angebenen Punktgruppe durchgeführt. Es zeigt sich, daß das D13E-<br />

Isomer das stabilste Isomer (Abbildung 3.16) darstellt. Die relativen Energieinhalte der Isomere<br />

(D13E,D24E,C34E) betragen in eV (0,0.26,0.23).<br />

Die Schwingungsfrequenzanalysen ergaben, daß die Isomere D13E und D24E Minima der<br />

Potentialhyperfläche darstellen, welches aus den Rechnungen <strong>zu</strong> Ag 4 (N 2 ) + auch <strong>zu</strong> erwarten<br />

36


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Tabelle 3.11: Berechnete Isomere von Ag 4 (N 2 ) + 2 und deren Gesamtenergie auf DFT-Niveau<br />

(Geometrien im Anhang D.4)<br />

Isomer Termsymbol Symmetrie Energie / H<br />

∗ D13E 2 B 2u D 2h -807.07658<br />

∗ D24E 2 B 1u D 2h -807.06700<br />

C34E 2 A 1 C 2v -807.06800<br />

∗ Auch Schwingungsspektren auf HF-Niveau berechnet.<br />

war. Der Energieunterschied des D13E- und D24E-Isomers beträgt 0.26 eV. Dies entspricht<br />

der doppelten Differenz für die D1E- und D2E-Isomere der Ag 4 (N 2 ) + -Komplexe, welche<br />

0.12 eV beträgt. Der Energieunterschied des C34E-Isomers <strong>zu</strong>m D13E-Isomer beträgt 0.23<br />

eV, welches der Differenz der Isomeren der freien Ag + 4 -Cluster mit D 2h - bzw. C 2v - Symmetrie<br />

(0.21 eV) entspricht.<br />

Abbildung 3.16:<br />

Seitenlängen der optimierten Geometrie des D13E-Isomers in pm in der<br />

Punktgruppe D 2h<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensität der Normalschwingungen<br />

auf HF-Niveau des D13E-Iosmers sind im Anhang in Tabelle C.6 aufgelistet. Die Moden<br />

17 und 18 entsprechen den Streckschwingungen der N 2 -Moleküle, wobei in der Mode 18 die<br />

Stickstoff-Moleküle in Phase schwingen. Daher bleibt in dieser Normalschwingung das Inversionszentrum<br />

des Moleküls erhalten und somit ist diese Mode IR-inaktiv. In Mode 17<br />

schwingen die N 2 außer Phase und daher ist sie IR-aktiv.<br />

Die Bindungsenergie des zweiten Stickstoff-Moleküls E B,2 (Gl. (3.9)) für das D13E-Isomer<br />

beträgt 0.41 eV. Korrigiert man diesen Wert um den BSSE, welcher 0.09 eV beträgt, so<br />

ergibt sich für E B,2 0.32 eV.<br />

37


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.3.3 Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

Es wurden für die in Tabelle 3.12 aufgelisteten Isomere Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

auf DFT-Niveau in der angebenen Punktgruppe durchgeführt. Die Schwingungsspektren der<br />

Tabelle 3.12: Berechnete Isomere von Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

und deren Gesamtenergie auf DFT-Niveau<br />

(Geometrien im Anhang D.5)<br />

Isomer Termsymbol Symmetrie Energie / H<br />

∗ D123E 2 A 1 C 2v -916.53675<br />

D234E 2 B 2 C 2v -916.53179<br />

C134E 2 A 1 C 2v -916.52866<br />

∗ T134E 2 A 1 C 3v -916.53126<br />

∗ T567S 2 A 1 C 3v -916.48293<br />

∗ Auch Schwingungsspektren auf HF-Niveau berechnet.<br />

Isomere T134E und T567S enthielten jeweils eine imaginäre Frequenz, so daß diese Geometrien<br />

keine Minima der Potentialhyperfläche darstellen. Das D123E-Isomer stellt also das<br />

stabilste Isomer dar (3.17). Die relativen Energieinhalte der Isomere (D123E, D234E, C134E,<br />

T134E, T567S) betragen in eV 0,0.13,0.22,0.15,1.46. Die Isomere D123E und D234E unterscheiden<br />

sich nur durch die Position eines N 2 -Ligands. Im ersten Isomer befindet sich das N 2<br />

an Position 1 des Ag-Cluster, im letzten an der ungünstigeren Position 2. Daher entspricht<br />

der Energieunterschied dieser beiden Isomeren der Differenz der Isomere D1E und D2E der<br />

Ag 4 (N 2 ) + -Komplexe, welcher 0.12 eV beträgt. Die Energiedifferenz der D123E- und C134E-<br />

Isomere entspricht dem Unterschied der freien Ag + 4 -Cluster mit D 2h - und C 2v -Symmetrie,<br />

welcher 0.21 eV beträgt.<br />

Abbildung 3.17: Seitenlängen in pm der optimierten Geometrie des D123E-Isomers in der<br />

Punktgruppe C 3v<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensität der Normalschwingungen<br />

auf HF-Niveau des D123E-Isomers sind im Anhang in Tabelle C.7 aufgeführt.<br />

38


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Die Bindungsenergie des dritten Stickstoff-Moleküls E B,3 (Gl. (3.9)) für das D123E-Isomer<br />

beträgt 0.30 eV. Korrigiert man diesen Wert um den BSSE, welcher 0.08 eV beträgt, so ergibt<br />

sich für E B,3 0.22 eV.<br />

3.3.4 Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

Es wurden für die in Tabelle 3.13 aufgelisteten Isomere Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

auf DFT-Niveau in der angebenen Punktgruppe durchgeführt.<br />

Tabelle 3.13: Berechnete Isomere von Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

und deren Gesamtenergie auf DFT-Niveau<br />

(Geometrien im Anhang D.6)<br />

Isomer Termsymbol Symmetrie Energie / H<br />

∗ D1234E 2 B 2u D 2h -1025.99483<br />

∗ T1234E 2 A 1 C 3v -1025.98403<br />

∗ Auch Schwingungsspektren auf HF-Niveau berechnet.<br />

Das D1234E-Isomer (Abbildung 3.18) besitzt einen um 0.29 eV niedrigeren Energieinhalt<br />

als das T1234E-Isomer. Außerdem enthält das Schwingungsspektrum für das T1234E-Isomer<br />

eine imaginäre Frequenz, so daß diese Geometrie kein Minimum der Potentialhyperfläche<br />

darstellt.<br />

Abbildung 3.18: Seitenlängen in pm der optimierten Geometrie des D1234E-Isomers in der<br />

Punktgruppe D 2h<br />

Die irreduziblen Darstellungen, die Frequenzen und die IR-Intensität der Normalschwingungen<br />

auf HF-Niveau des D1234E-Isomers sind im Anhang in Tabelle C.8 aufgelistet. Die Moden<br />

27 bis 30 sind die Streckschwingungen der N 2 -Moleküle, wobei nur die Normalschwingungen<br />

mit ungerader Symmetrie IR-aktiv sind, da in diesen Moden das Molekül kein Inversionszentrum<br />

mehr besitzt.<br />

39


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Die Bindungsenergie des vierten Stickstoff-Moleküls E B,4 (Gl. (3.9)) für das D1234E-Isomer<br />

beträgt 0.26 eV. Korrigiert man diesen Wert um den BSSE, welcher 0.11 eV beträgt, so ergibt<br />

sich für E B,4 0.15 eV.<br />

Diskussion der Ergebnisse für Ag 4 (N 2 ) + m<br />

Die stabilsten Isomere der Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexe (m=1,..4) werden in Abbildung 3.19 <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

In Tabelle 3.14 werden die Bindungsenergien des N 2 (Gl. (3.9)) für diese Isomere<br />

Abbildung 3.19:<br />

Nach DFT-Rechnungen die stabilsten Isomere der Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexe<br />

(m=1-4)<br />

der Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexe gegenübergestellt. Die Bindungsenergien des N 2 für Ag 4 (N 2 ) + und<br />

Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

unterscheiden sich von denen für Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

und Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

. So beträgt die Differenz<br />

von E B,m zwischen dem Ag 4 (N 2 ) + 2 - und Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

-Komplex 0.10 eV.<br />

Vergleich mit dem Experiment<br />

Die Bindungsenergien der N 2 in den Komplexen sind konsistent mit den Massenspektren von<br />

40


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Tabelle 3.14: Bindungsenergien in eV des N 2 für die Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexe<br />

m E B,m E B,m (um BSSE korrigiert)<br />

1 0.46 0.36<br />

2 0.41 0.32<br />

3 0.30 0.22<br />

4 0.26 0.15<br />

Ag 4 (N 2 ) + m -Komplexen, welche aus Laserverdampfung von Ag in einer Atmosphäre aus 5<br />

% N 2 in Helium erzeugt werden [4]. In diesen Experimenten stellt man fest, daß die Intensität<br />

der Peaks der Ag 4 (N 2 ) + 3 - und Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

-Komplexe signifikant kleiner ist als die der<br />

Ag 4 (N 2 ) + - und Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

-Komplexe. Durch die niedrigeren Bindungsenergien der N 2 für<br />

die Komplexe mit drei oder vier Stickstoff-Molekülen ist dieser Intensitätsabfall <strong>zu</strong>m Teil <strong>zu</strong><br />

erklären.<br />

Die Bindungsenergien der N 2 -Moleküle lassen sich in Beziehung <strong>zu</strong> Photofragmentationsspektren<br />

von Ag 4 (N 2 ) + m (m=1,...,4) aus [4] setzen (Abbildung 3.20) aus denen Schranken<br />

für die Bindungsenergien der N 2 -Liganden gewonnen werden können. Dabei müssen folgende<br />

Annahmen getroffen werden:<br />

• Die Cluster absorbieren nur ein Photon.<br />

• Jede Anregung oberhalb der Dissoziationsenergie führt innerhalb des Zeitfensters <strong>zu</strong>r<br />

Dissoziation.<br />

• Die N 2 -Liganden werden einzeln vor der Fragmentation des Silbercluster abgespalten.<br />

• Die innere Anregung und kinetische Energie der Fragmente werden vernachlässigt.<br />

Aus der Tatsache, daß bei der Fragmentation von Ag 4 (N 2 ) + bei der höchsten untersuchten<br />

Wellenlänge von 450 nm ( ˆ= 2.75 eV) gerade noch Ag + 2 in sehr geringer Intensität nachgewiesen<br />

werden kann (Abbildung 3.20 (a)), kann eine obere Schranke für E B,1 angegeben werden.<br />

Geht man von folgenden Fragmentationsreaktionen aus (∆E 2 in Kapitel 3.2.3 berechnet)<br />

Ag 4 (N 2 ) + −→ Ag + 4 + N 2 E B,1<br />

Ag + 4 −→ Ag + 2 + Ag 2 ∆E 2 = 2.32 eV ,<br />

so ergibt sich die obere Schranke für E B,1 <strong>zu</strong> 0.43 eV. Dies steht im Einklang mit der Bindungsenergie<br />

von 0.36 eV, welche sich nach Gl. (3.7) (korrigiert um den BSSE) ergab.<br />

Eine untere Schranke für die Bindungsenergie E B,2 des zweiten N 2 -Ligand in Ag 4 (N 2 ) + 2 -<br />

Komplexen läßt sich aus den Fragmentationsspektren dieser Komplexe bestimmen (3.20 (b)),<br />

da in diesen Messungen selbst bei der niedrigsten untersuchten Wellenlänge von 430 nm ( ˆ=<br />

2.88 eV) kein Ag + 2 mehr nachgewiesen werden kann. Geht man von folgenden Fragmentationsreaktionen<br />

aus (siehe auch Kapitel 3.2.3)<br />

Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

−→ Ag 4 (N 2 ) + + N 2 E B,1 = 0.36 eV<br />

Ag 4 (N 2 ) + −→ Ag + 4 + N 2 E B,2<br />

Ag + 4 −→ Ag + 2 + Ag 2 ∆E 2 = 2.32 eV ,<br />

so ergibt sich die untere Schranke für E B,2 <strong>zu</strong> 0.20 eV, welches im Einklang mit der Bindungsenergie<br />

von 0.32 eV nach Gl. (3.7) (korrigiert um den BSSE) ist.<br />

41


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Abbildung 3.20: Fragmentationsspektren aus [4] nach Bestrahlung von massenselektierten<br />

Ag 4 (N 2 ) + m<br />

-Cluster im untersuchten Wellenlängenbereich von 460 bis 430<br />

nm ((a) Ag 4 (N 2 ) + ; (b) Ag 4 (N 2 ) + 2 ). Die Spektren wurden mit einem Flugzeitmassenspektrometer<br />

aufgenommen.<br />

42


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.4 DFT-Rechnungen für Ag 4 (X) + (X=He,Ne,Ar,Xe,CO und<br />

H 2 O)<br />

3.4.1 Edelgas-Komplexe<br />

Die Rechnungen der Edelgas-Komplexe wurden durchgeführt, um die Bindungsenergien der<br />

Edelgase in diesen Komplexen <strong>zu</strong> erhalten. Damit wird eine Voraussage möglich, ob sich diese<br />

Komplexe durch Laserverdampfung von Ag in einer Expansion der entsprechenden Edelgas-<br />

Atmosphäre darstellen lassen. Es wurden für die in Tabelle 3.15 aufgeführten Edelgas-Komplexe<br />

Geometrieoptimierungsrechnungen auf DFT-Niveau in den angegebenen Punktgruppen durchgeführt.<br />

Die benutzten Basissätze sind in Tabelle 2.1 aufgelistet. Die optimierten Geometrien<br />

und Bindungsenergien sind in Tabelle 3.16 <strong>zu</strong>sammengestellt.<br />

Tabelle 3.15: Berechnete Edelgas-Komplexe Ag 4 (X) + und deren Gesamtenergie auf DFT-<br />

Niveau<br />

X Termsymbol Symmetrie Energie / H<br />

He 1 B 2 C 2v -591.04713<br />

Ne 1 B 2 C 2v -716.95895<br />

Ar 1 B 2 C 2v -1115.56363<br />

Xe 1 B 2 C 2v -603.73537<br />

Abbildung 3.21: Geometrie der Ag 4 (X) + -Komplexe (X=He,Ne,Ar,Xe) nach Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

Die Darstellung der Ag 4 (X) + -Komplexe erfolgt durch Laserverdampfung von Ag durch Expansion<br />

in einer He-Atmosphäre mit geringem Anteil X (z.B. 5 % N 2 ) [4]. In den aufgenommenen<br />

Massenspektren wurden bisher keine Ag 4 (He) + -Komplexe beobachtet. Dies ist<br />

im Einklang mit der aus DFT-Rechnungen sich ergebenden Bindungsenergie des He, welche<br />

im Bereich des Fehlers der Rechnung nahe<strong>zu</strong> Null ist. Die Bindungsenergien für Ar und<br />

Xe liegen im Bereich der Bindungsenergien des N 2 für Ag 4 (N 2 ) + 1<br />

bzw. Ag 4 (N 2 ) + 4 . Nach<br />

43


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Tabelle 3.16: Bindungsenergien in eV und Bindungsabstände in pm von Ag 4 (X) + -<br />

Komplexen in optimierter Geometrie<br />

X a b c d E B,X E B,X (um BSSE korrigiert)<br />

He 267.18 276.37 276.84 281.22 0.04 -0.007 a<br />

Ne 267.30 276.07 276.71 260.18 0.22 0.02<br />

Ar 267.99 274.68 277.73 276.43 0.33 0.16<br />

Xe 269.09 273.54 278.63 291.58 0.36 0.35<br />

Bindungsabstände in Abbildung 3.21<br />

a Dieser Wert liegt im Bereich des Fehlers der Rechnung.<br />

Ag 2<br />

+<br />

Ag 3<br />

+<br />

Ag 3<br />

Ar +<br />

Ag 2<br />

Ar +<br />

Ag 2<br />

Ar 2<br />

+<br />

Ag 4<br />

+<br />

Ag 3<br />

Ar 2<br />

+<br />

Ag 4<br />

Ar +<br />

200 250 300 350 400 450 500 550<br />

Masse (amu)<br />

Abbildung 3.22: Massenspektrum nach Laserverdampfung von Ag in einer Ar-Atmosphäre<br />

von [38])<br />

den Rechnungen würde man also erwarten, daß auch Ag 4 (Xe) + - bzw. Ag 4 (Ar) + -Komplexe<br />

beobachtet werden können. Dies wurde für Ag 4 (Ar) + experimentell bestätigt [38].<br />

Es konnten Ag 4 (Ar) + -Komplexe in einer He-Atmosphäre mit 8 % Ar dargestellt werden (Abbildung<br />

3.22).<br />

Elektrostatisches Modell<br />

Zum Vergleich wurden die Bindungsenergien der Edelgase mit einem elektrostatischen Modell<br />

in der langreichweitigen Näherung berechnet. Dabei wurde angenommen, daß die Ladung<br />

des Ag 4 im Massenschwerpunkt des Cluster lokalisiert ist. In der Berechnung wurde die<br />

Wechselwirkung E 1 der Punktladung des Ag 4 -Cluster mit dem induzierten Dipolmoment im<br />

Edelgasatom und die Dispersionswechselwirkung E 2 berücksichtigt. Die Näherungsformeln<br />

für E 1 und E 2 wurden [39] entnommen:<br />

EB,X e = E 1 + E 2<br />

( ) 1 2<br />

1<br />

E 1 =<br />

4πɛ 0 r 4 · Q2 · α 2<br />

( ) 1 2<br />

1<br />

E 2 =<br />

4πɛ 0 r 6 · α IP 1 · IP 2<br />

1 · α 2 ·<br />

IP 1 + IP 2<br />

44


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

mit ɛ 0 : Elektrische Feldkonstante in C/(V · m)<br />

r : Abstand der Massenschwerpunkte in m<br />

Q : Ladung des Ag + 4 -Cluster in C<br />

α 1 : Polarisierbarkeit des Ag + 4 in m 3<br />

α 2 : Polarisierbarkeit des Edelgasatoms in m 3<br />

IP 1 : 1. Ionisierungspotential des Ag + 4 in J<br />

IP 2 : 1. Ionisierungspotential des Edelgasatoms in J<br />

Zur Berechnung wurden die Ionisierungspotentiale und die Polarisierbarkeiten der Edelgase<br />

aus [40] entnommen. Den Abstand der Massenschwerpunkte r lieferten Geometrieoptimierungsrechnungen<br />

auf DFT-Niveau. Zur Bestimmung des 1. Ionisierungspotential von Ag + 4<br />

wurde Ag 2+<br />

4 in der Geometrie von Ag + 4 auf DFT-Niveau berechnet. Die Polarisierbarkeit<br />

des Ag + 4 (Tabelle 3.17) ergab sich aus Berechnung der zweiten Ableitung der Energie nach<br />

Komponenten des elektrischen Feldes auf HF-Niveau. In den Rechnungen wurde die Spur des<br />

Polarisierbarkeitstensors verwendet.<br />

Tabelle 3.17: Bindungsenergien der Edelgasatome im Ag 4 (X) + -Komplex im elektrostatischen<br />

X Modell<br />

r / pm IP 2 / 10 −18 α<br />

J 2<br />

4πɛ 0<br />

/ 10 −30 m 3 E 1 /eV E 2 /eV EB,X e /eV<br />

He 415.37 3.93 0.21 0.01 0.01 0.02<br />

Ne 394.16 3.45 0.40 0.02 0.03 0.05<br />

Ar 411.99 2.53 1.64 0.08 0.07 0.15<br />

Xe 428.74 1.94 4.00 0.17 0.11 0.28<br />

Q = 1.6021892 ·10 −19 C<br />

α 1 /(4πɛ 0 ) = 46.20 ·10 −30 m 3<br />

IP 1 = 1.88 ·10 −18 J<br />

Es zeigt sich, daß die Bindungsenergien aus dem elektrostatischen Modell mit jenen aus DFT-<br />

Rechnungen ungefähr übereinstimmen.<br />

Gleichgewichtskonstanten<br />

Weiterhin wurden die Gleichgewichtskonstanten K N für die Reaktion (3.10) und K A für die<br />

Reaktion (3.11)<br />

Ag + 4 + N 2<br />

⇀↽ Ag 4 (N 2 ) + (3.10)<br />

Ag + 4 + Ar ⇀↽ Ag 4 (Ar) + (3.11)<br />

berechnet. Die Gleichgewichtskonstanten lassen sich aus den Zustandssummen der Edukte<br />

und Produkte berechnen:<br />

K N (T ) = z(Ag 4 (N 2 ) + ( )<br />

)<br />

z(Ag + 4 ) · z(N 2) exp −∆U0<br />

(3.12)<br />

kT<br />

K A (T ) = z(Ag 4 (Ar) + ( )<br />

)<br />

z(Ag + 4 ) · z(Ar) exp −∆U0<br />

(3.13)<br />

kT<br />

Hierin ist z die Molekül<strong>zu</strong>standssumme, ∆U 0 die Reaktionsenergie bei 0 K, k die Boltzmannkonstante<br />

und T die Temperatur. Die Molekül<strong>zu</strong>standsummen ergeben sich aus dem<br />

45


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Produkt der Zustandssummen für Translation z T ra , Rotation z Rot und Vibration z V ib unter<br />

Vernachlässigung der elektronischen Zustandsumme:<br />

z = z T ra · z Rot · z V ib (3.14)<br />

Für ideale Gase ergeben sich die folgenden Beziehungen für die Anteile der Zustandssumme:<br />

z T ra = V (2π · m · kT )3/2<br />

h3 ⎧<br />

1 kT<br />

⎪⎨ σ hc·B<br />

z Rot =<br />

⎪⎩<br />

1<br />

σ<br />

√ ( ) 3 kT π<br />

hc A·B·C<br />

z V ib =<br />

∏n F<br />

1<br />

( )<br />

k=1 1 − exp hνk<br />

kT<br />

mit V : Volumen<br />

lineare Kreisel<br />

h : Plancksches Wirkungsquantum<br />

c : Lichtgeschwindigkeit<br />

asymmetrische Kreisel<br />

A, B, C : Rotationskonstanten entlang den Hauptachsen<br />

σ : Ordnung der Rotationsuntergruppe der Punktgruppe<br />

ν k : Frequenz der k-ten Normalschwingung<br />

n F : Anzahl der Normalschwingungen<br />

Die Beziehungen für die Rotations<strong>zu</strong>standssumme gelten nur, falls T höher ist als die charakteristische<br />

Rotationstemperatur T Rot = hcB<br />

k .<br />

Das Verhältnis der Gleichgewichtskonstanten K A /K N kann man bei bekannten Konzentrationen<br />

von N 2 und Ar mit dem Verhältnis der Konzentrationen von Ag 4 (N 2 ) + und Ag 4 (Ar) +<br />

im Molekularstrahl in Beziehung setzen:<br />

[Ag 4 (N 2 ) + ]<br />

[Ag 4 (Ar) + ] = K N<br />

· [N 2]<br />

K A [Ar]<br />

Dabei wird vorausgesetzt, daß die Reaktionen thermodynamisch kontrolliert sind.<br />

Die Gleichgewichtskonstanten wurden bei einer Temperatur von 298.15 K und in einem Volumen<br />

von 1 m 3 berechnet. Die benötigten Rotationskonstanten und Schwingungsfrequenzen<br />

wurden aus Rechnungen auf HF-Niveau entnommen (im Anhang in Tabelle C.10). Es ergab<br />

sich für das Verhältnis der Gleichgewichtskonstanten<br />

K N<br />

K A<br />

= 28.24<br />

46


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

3.4.2 Ag 4 (CO) +<br />

Ein Ag + 4 -Komplex mit CO als Ligand, welches isoelektronsich <strong>zu</strong> N 2 ist, wurde ebenfalls<br />

berechnet. Es wurden für den Komplex mit dem Termsymbol 1 B 2 in der Punktgruppe C 2v<br />

eine Geometrieoptimierung (Abbildung 3.23) und Schwingungsfrequenzanalyse (im Anhang<br />

Tabelle C.9) durchgeführt. Die Mode 12 ist die Streckschwingung der CO-Liganden, deren<br />

Schwingungsfrequenz 2537.40 Wellenzahlen beträgt. Im freien CO beträgt die Schwingungsfrequenz<br />

2474.22 cm −1 .<br />

Abbildung 3.23: Nach Geometrieoptimierungsrechnungen erhaltene Bindungsabstände in pm<br />

von Ag 4 (CO) +<br />

Die Bindungsenergie des CO beträgt 0.96 eV. Korrigiert man diesen Wert um den BSSE, so<br />

ergibt sich eine Bindungsenergie des CO <strong>zu</strong> 0.89 eV.<br />

Tabelle 3.18: Vergleich der Bindungsabstände in pm im Ag 4 (CO) + und im freien Ag + 4<br />

CO<br />

bzw.<br />

Komplex Ag 4 (CO) + freies Ag + 4 bzw. CO<br />

269.93 267.77<br />

Ag + 4 272.09 276.71<br />

280.75 276.71<br />

CO 113.79 114.19<br />

Tabelle 3.18 zeigt, daß die Komplexierung einen größeren Einfluß auf die Bindungsabstände<br />

von Ag + 4 und CO hat als bei dem Ag 4 (N 2 ) + -Komplex. So beträgt die maximale Abweichung<br />

der Abstände im CO-Komplex <strong>zu</strong>m freien Ag + 4 -Cluster 4.6 pm, während im N 2-Komplex die<br />

maximale Abweichung 3 pm beträgt. Auch ist die Differenz der Schwingungsfrequenzen des<br />

47


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

komplexierten CO <strong>zu</strong>m freien deutlich größer als die Abweichung im Falle des N 2 . Für CO beträgt<br />

diese 63.18 Wellenzahlen, bei N 2 hingegen nur 1 cm −1 . Weiterhin ist die Bindungsenergie<br />

des CO im Vergleich <strong>zu</strong>r Bindungsenergie des N 2 im Ag 4 (N 2 ) + -Komplex um den Faktor 2.47<br />

größer. Dies läßt sich möglicherweise mit einer stärkeren Ausbildung der σ-Hinbindung des<br />

CO-Liganden gegenüber des N 2 -Liganden erklären.<br />

3.4.3 Ag 4 (H 2 O) +<br />

Tabelle 3.19: Berechnete Isomere von Ag 4 (H 2 O) + und deren Gesamtenergie auf DFT-Niveau<br />

Isomer Termsymbol Symmetrie Energie / H<br />

1 1 B 2 C 2v -664.5378416<br />

2 1 B 2 C 2v -664.5359804<br />

Es wurden Geometrieoptimierungsrechnungen für zwei verschiedene Isomere des Ag 4 (H 2 O) + -<br />

Komplex auf DFT-Niveau durchgeführt. Im Isomer 1 stehen die Wasserstoff-Atome des Liganden<br />

senkrecht <strong>zu</strong> der von den Ag-Atomen aufgespannten Ebene. Im Isomer 2 befinden<br />

sich die H-Atome in der Ebene der Ag-Atome (Tabelle 3.19). Es zeigt sich, daß Isomer 1<br />

(Abbildung 3.24) einen um 0.05 eV niedrigeren Energieinhalt besitzt als Isomer 2 . Die Bindungsenergie<br />

des H 2 O für Isomer 1 beträgt 1.25 eV. Diese hohe Bindungsenergie könnte eine<br />

Erklärung dafür sein, daß die Laserverdampfung von Ag bei Expansion in einer Atmosphäre,<br />

welche nur Spuren von H 2 O enthält, dennoch Ag 4 (H 2 O) + -Komplexe ergeben [38].<br />

Für diesen Komplex muß man <strong>zu</strong>r Bestimmung der Wechselwirkungsenergie im elektrostatischen<br />

Modell der langreichweitigen Näherung aufgrund des Dipolmonents von H 2 O (mu=1.573<br />

D [40]) noch die WW E 3 der Punktladung mit dem Dipolmoment berücksichtigen. E 3 ist umgekehrt<br />

proportional <strong>zu</strong>m Quadrat des Abstands und es gilt [39]:<br />

E 3 = 1 Q · µ · θ<br />

4πɛ 0 r 2<br />

E 3 ergab sich für Ag 4 (H 2 O) + <strong>zu</strong> 0.93 eV. Dies zeigt, daß das Dipolmoment des Wassers die<br />

Ursache für die hohe Bindungsenergie des H 2 O ist.<br />

48


3 Silberclusterkationen und deren Komplexe<br />

Abbildung 3.24:<br />

Nach Geometrieoptimierungsrechnungen erhaltenen Bindungsabstände in<br />

pm von Ag 4 (H 2 O) + 49


4 Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit wurden Bindungsenergien, Bindungsabstände und Schwingungsfrequenzen<br />

von neutralen und kationischen Silbercluster Ag n und Ag + n (n=2-4), sowie von kationischen<br />

Adsorbat-Silberclusterkomplexen Ag 4 (X) + (X=N 2 , He, Ne, Ar, Xe, CO und H 2 O) mit abinitio<br />

Methoden untersucht. Die Rechnungen erfolgten für Ag n und Ag + n (n=2-4) mit dem<br />

HF-, MP2- und DFT-Verfahren . Für die Rechnungen der Adsorbat-Silberkomplexe wurde<br />

das DFT-Verfahren verwendet. Für die Ag 4 (N 2 ) + -Komplexe wurden <strong>zu</strong>sätzlich Rechnungen<br />

auf MP2-Niveau durchgeführt. In den Rechnungen auf MP2-Niveau enthielt der Basissatz des<br />

Ag-Atoms <strong>zu</strong>sätzlich f-Funktionen (Kapitel 2.5). Die Berechnung der Schwingungsfrequenzen<br />

erfolgten stets auf HF-Niveau.<br />

Für Ag n und Ag + n (n=2-4) zeigte sich, daß die Bindungsabstände aus dem HF-Verfahren<br />

signifikant größere Werte als die korrelierten Methoden ergeben. Außerdem weichen die Bindungsenergien<br />

und vertikalen Ionisierungspotentiale auf HF-Niveau stark von den Ergebnissen<br />

der korrelierten Methoden ab. Als Grund<strong>zu</strong>standsgeometrien ergaben sich aus Rechnungen<br />

auf MP2- und DFT-Niveau Strukturen und Bindungsabstände (Tabelle 3.7 bzw. Seite 27),<br />

welche in Übereinstimmung mit Rechnungen von Koutecky et al. [6] sind. Ein Vergleich der<br />

Bindungsabstände und Bindungsenergien der DFT-Rechnungen mit DFT-Rechnungen von<br />

Spiegelmann [7] ergibt für die neutralen Silbercluster eine sehr gute Übereinstimmung der<br />

Werte (Seite 26). Die aus den Bindungsenergien erhaltenen Dissoziationsenergien für Fragmentationsreaktionen<br />

der Ag + n sind konsistent mit experimentell bestimmten Photofragmentationsspektren<br />

von Ag + 4 aus [4].<br />

Für Ag 4 (N 2 ) + wurden für die in Tabelle 3.8 aufgeführten Isomere Geometrieoptimierungen<br />

durchgeführt. Die erhaltenen Gesamtenergien ergaben, daß das Isomer mit End-on Anbindung<br />

des N 2 in Position 1 des rhomboedrischen Silbercluster (Abbildung 3.8) am stabilsten<br />

ist (Abbildung 3.9). Es konnte gezeigt werden, daß bei Side-on Bindung des Stickstoff-<br />

Moleküls die Geometrie des Adsorbat-Clusterkomplexes kein Minimum der Potentialfläche<br />

darstellt (Seite 29). Single-Point Rechnungen auf MP2-Niveau für verschiedene Isomere von<br />

Ag 4 (N 2 ) + , in den optimierten Geometrie aus den DFT-Rechnungen, lieferten mit den DFT-<br />

Rechnungen übereinstimmende relative Stabilitäten der Isomere. Die Rechnungen ergaben,<br />

daß sich die Geometrie des Silbercluster sowie der Bindungsabstand des N 2 im Komplex wenig<br />

gegenüber dem ’nackten’ Cluster bzw. dem freiem N 2 ändert (Tabelle 3.9). Außerdem<br />

weicht die Schwingungsgrund<strong>zu</strong>standsfrequenz von N 2 im Komplex gegenüber der Frequenz<br />

des freien N 2 nur um eine Wellenzahl ab (Seite 34). Eine Geometrieoptimierungsrechnung<br />

mit dem MP2-Verfahren für das stabilste Ag 4 (N 2 ) + -Isomer ergab ebenfalls, daß sich die<br />

Bindungsabstände im Komplex wenig gegenüber den Abständen des ’nackten’ Cluster bzw.<br />

dem freiem N 2 ändern (Tabelle 3.9). Die Bindungenergie E B,1 des Stickstoff-Moleküls für das<br />

stabilste Ag 4 (N 2 ) + -Isomer (korrigiert mit dem BSSE) ergibt sich aus den DFT-Rechnungen<br />

<strong>zu</strong> 0.36 eV bzw. <strong>zu</strong> 0.27 eV aus den MP2-Rechnungen. Dies ist konsistent <strong>zu</strong> der Abschät<strong>zu</strong>ng<br />

der Bindungsenergie, die man aus Photofragmentationsspektren von Ag 4 (N 2 ) + -Komplexen<br />

[4] erhalten kann. Aus diesen Massenspektren ergibt sich eine obere Schranke für E B,1 <strong>zu</strong><br />

50


4 Zusammenfassung<br />

0.43 eV (Seite 41). Die Berechnung der Bindungsenergie in einem elektrostatischen Modell<br />

in der langreichweitigen Näherung ergab einen Wert von 0.30 eV (Seite 35).<br />

Für Ag 4 (N 2 ) + m (m=2-4) ergaben sich die in Abbildung 3.19 dargestellten Grund<strong>zu</strong>standsgeometrien.<br />

In diesen Strukturen werden die N 2 -Moleküle sukzessive End-on an die vier Ag-<br />

Atome des rhomboedrischen Silbercluster angelagert. Die Bindungsenergien der N 2 -Moleküle<br />

sind in Tabelle 3.14 aufgeführt. Die Bindungsenergie E B,2 des zweiten Stickstoff-Moleküls<br />

im Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

-Komplex beträgt 0.32 eV und ist konsistent mit einer Abschät<strong>zu</strong>ng dieser<br />

Bindungsenergie aus Photofragmentationsspektren von Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

[4]. Aus diesen Massenspektren<br />

beträgt die untere Schranke für die Bindungsenergie 0.20 eV (Seite 41).<br />

Aus der Berechnung der Bindungsenergien der Edelgase in den Edelgas-Silberclusterkomplexen<br />

ergab sich, daß die Bindungsenergie des Ar vergleichbar mit den Bindungsenergien des N 2 ist<br />

(Tabelle 3.16). Daher sollte ein Ag 4 (Ar) + -Komplex in der Molekularstrahlapparatur nach Laserverdampfung<br />

in einer Ar-Atmosphäre darstellbar sein. Dies konnte experimentell bestätigt<br />

werden [38] (Abbildung 3.22). Die Bestimmung der Bindungsenergien der Edelgase erfolgte<br />

ebenfalls mit einem elektrostatischen Modell in der langreichweitigen Näherung. Es ergab<br />

sich eine gute Übereinstimmung dieser Werte mit den aus den DFT-Rechnungen erhaltenen<br />

Werten (Tabelle 3.17).<br />

Ausblick<br />

Die Berechnung von elektronischen Anregungs<strong>zu</strong>ständen der Silbercluster und der Adsorbat-<br />

Silberclusterkomplexen mit ab-initio Methoden wären aus theoretischer Sicht interessant, da<br />

diese Ergebnisse mit experimentellen direkt <strong>zu</strong>gänglichen Werten verglichen werden könnten.<br />

51


A<br />

Nomenklatur<br />

Operatoren werden mit einem Dach Ô und Matrizen durch doppeltes Unterstreichen C gekennzeichnet.<br />

Fettgedruckte Buchstaben r sind Vektoren aus dem R 3 .<br />

Die Gesamtwellenfunktion Φ ist eine Funktion aller Elektronenkoordinaten r i<br />

Spinkoordinaten ω i :<br />

und aller<br />

Φ wird als Slaterdeterminante angesetzt:<br />

Φ = Φ(x 1 , x 2 , ..., x N )<br />

mit x i = {r i , ω i }<br />

√ 1 Φ = |φ i (x 1 )φ j (x 2 )...φ k (x N ) >=<br />

N!<br />

∣<br />

φ i (x 1 ) φ j (x 1 ) · · · φ k (x 1 )<br />

. . .<br />

. . .<br />

. . .<br />

φ i (x N ) φ j (x N ) · · · φ k (x N )<br />

Die Einteilchenfunktionen φ i sind die Spinorbitale und sind Funktionen der Koordinaten<br />

eines Elektrons und dessen Spinfunktion. Die räumlichen Orbitale ψ i sind Funktionen der<br />

Koordinaten eines Elektrons und unabhängig von der Spinfunktion. Die Indices a, b der Orbitalfunktionen<br />

stehen für besetzte Orbitale und r, s stehen für virtuelle Orbitale.<br />

<<br />

Für die auftretenden Integrale werden die üblichen Dirac-Abkür<strong>zu</strong>ngen benutzt [8], wobei<br />

diese Abkür<strong>zu</strong>ngen auch für räumliche Orbitale benutzt werden:<br />

< Φ|Ĥ|Φ > = dx 1 ...dx N Φ ∗ ĤΦ<br />

∫<br />

∫<br />

< i|j > = dx k φ ∗ i (x k )φ j (x k )<br />

i|ĥ|j > = dx 1 φ ∗ i (x 1 )ĥ(r 1)φ j (x 1 )<br />

∫<br />

< ij|kl > =<br />

∫<br />

dx 1 dx 2 φ ∗ i (x 1 )φ ∗ j(x 2 )r −1<br />

12 φ k(x 1 )φ l (x 2 )<br />

< ij||kl > = < ij|kl > − < ij|lk ><br />

∣<br />

52


B<br />

Verwendete Basissätze<br />

In der Arbeit werden kontrahierte Gaußfunktionen (CGTO) <strong>zu</strong>r Beschreibung der Molekülorbitale<br />

verwendet. Die CGTO’s haben folgende Form:<br />

φ =<br />

L∑<br />

d i · g i (α i , r − R i<br />

i=1<br />

mit L : Kontraktionslänge<br />

g i : Normalisierte primitive Gaußfunktion<br />

d i , α i : Kontraktionskoeffizienten bzw. - exponenten<br />

Die folgenden Tabellen geben die in der Arbeit verwendeten Basissätze für die einzelnen Atome<br />

an.<br />

Basis A und B verwenden ein relativistisches Pseudopotential für 28 Elektronen des Ag-Atoms<br />

[23]. Basis XE benutzt ein RECP für 46 Elektronen des Xe-Atoms [24]. Die Parameter der<br />

Pseudopotentiale (siehe Gl. 2.49) werden im Folgenden angegeben.<br />

Tabelle B.1: Basissatz A für das Ag-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

-1.980892 9.088442 -.993521 4.451240 -.017043 7.795667<br />

2.755451 7.540731 1.050053 3.675263 .234462 2.892651<br />

.227154 2.794005 .647475 1.261062 .447659 1.247427<br />

.256216 .542125 .390650 .493138<br />

1.000000 1.491814 1.000000 .202216 1.000000 .172850<br />

1.000000 .635792 1.000000 .041200<br />

1.000000 .103684<br />

1.000000 .037460<br />

53


B<br />

Verwendete Basissätze<br />

Tabelle B.2: Basissatz B für das Ag-Atom<br />

s p d f<br />

d i α i d i α i d i α i d i α i<br />

-1.980892 9.088442 -.993521 4.451240 -.017043 7.795667 1.000000 1.650000<br />

2.755451 7.540731 1.050053 3.675263 .234462 2.892651<br />

.227154 2.794005 .647475 1.261062 .447659 1.247427<br />

.256216 .542125<br />

1.000000 1.491814 1.000000 .202216 1.000000 .493138<br />

1.000000 .635792 1.000000 .041200 1.000000 .172850<br />

1.000000 .103684<br />

1.000000 .037460<br />

Tabelle B.3: Parameter des Pseudopotentials für Ag<br />

l=3 l=0 l=1 l=2<br />

A lk n lk α lk A lk n lk α lk A lk n lk α lk A lk n lk α lk<br />

-33.68992 2 14.22 255.13936 2 13.13 182.1819 2 11.74 73.71926 2 10.21<br />

-5.53112 2 7.11 36.86612 2 6.51 30.35775 2 6.20 12.50211 2 4.38<br />

33.68992 2 14.22 33.68992 2 14.22 33.68992 2 14.22<br />

5.531120 2 7.11 5.531120 2 7.11 5.531120 2 7.11<br />

Tabelle B.4: Basissatz N für das N-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

-.005393 1712.8416 -.040072 13.571470 1.000000 1.000000<br />

-.040222 257.64813 -.218070 2.925737<br />

-.179311 58.458246 -.512945 .799278<br />

-.463763 16.198368<br />

-.441714 5.005260<br />

1.000000 .587319 1.000000 .219543<br />

1.000000 .187646<br />

Tabelle B.5: Basissatz HE für das He-Atom<br />

s<br />

p<br />

d i α i d i α i<br />

.023814 38.354937 1.000000 1.000000<br />

.154909 5.768908<br />

.469981 1.239941<br />

1.000000 .297578<br />

54


B<br />

Verwendete Basissätze<br />

Tabelle B.6: Basissatz NE für das Ne-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

-.005326 3598.9737 -.046032 28.424054 1.000000 1.888000<br />

-.039817 541.32073 -.239932 6.282251<br />

-.179144 122.90450 -.508717 1.697872<br />

-.468936 34.216617<br />

-.447825 10.650584<br />

1.000000 1.354595 1.000000 .433007<br />

1.000000 .419194<br />

Tabelle B.7: Basissatz AR für das Ar-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

.002021 11797.120 -.008732 356.28707 1.000000 .696000<br />

.015140 1774.3523 -.063680 83.593133<br />

.068525 403.18876 -.243119 26.186704<br />

.177629 113.24934 -.489561 9.225728<br />

.164965 34.835298 -.392292 3.392275<br />

-.103434 58.614775 1.000000 .947405<br />

.631334 6.492205<br />

.548876 2.711701<br />

1.000000 .544130 1.000000 .256591<br />

1.000000 .205174<br />

Tabelle B.8: Basissatz XE für das Xe-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

-1.197661 5.067059 .152470 2.792805 1.000000 .260000<br />

1.406552 4.802187 -.307548 2.065058<br />

-.663360 1.679891 .418487 .432149<br />

.753408 .342185 .465611 .204020<br />

.468152 .154577 .235134 .098980<br />

.048454 .069413 .035746 .047772<br />

Tabelle B.9: Parameter des Pseudopotentials für das Xe<br />

l=3 l=0 l=1 l=2<br />

A lk n lk α lk A lk n lk α lk A lk n lk α lk A lk n lk α lk<br />

-47.70320 2 6.16 122.76383 2 3.94 68.82300 2 3.03 23.65208 2 2.12<br />

-6.54114 2 1.54 8.30885 2 2.28 3.64674 2 1.39 3.25844 2 0.80<br />

47.70320 2 6.16 47.70320 2 6.16 47.70320 2 6.16<br />

6.54114 2 1.54 6.54114 2 1.54 6.54114 2 1.54<br />

55


B<br />

Verwendete Basissätze<br />

Tabelle B.10: Basissatz C für das C-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

.005457 1238.4017 .038388 9.468097 1.000000 .800000<br />

.040638 186.29005 .211170 2.010355<br />

.180256 42.251176 .513282 .547710<br />

.463151 11.676558<br />

.440872 3.593051<br />

1.000000 .402451 1.000000 .152686<br />

1.000000 .130902<br />

Tabelle B.11: Basissatz O für das O-Atom<br />

s p d<br />

d i α i d i α i d i α i<br />

-.005343 2266.1768 .043395 17.721504 1.000000 1.200000<br />

-.039890 340.87010 .230941 3.863551<br />

-.178539 77.363135 .513753 1.048092<br />

-.464277 21.479645<br />

-.443097 6.658943<br />

1.000000 .809760 1.000000 .276415<br />

1.000000 .255308<br />

d i<br />

Tabelle B.12: Basissatz H für das H-Atom<br />

s<br />

.019682 13.010701<br />

.137965 1.962257<br />

.478319 .444538<br />

1.000000 .121950<br />

α i<br />

56


C Tabellen<br />

C.1 Ag n und Ag + n (n=2,..4)<br />

Tabelle C.1: Normalschwingungsmoden von Ag 3 ( 2 B 2 -Zustand) und Ag + 3 (1 A 1 )<br />

Ag 3 in C 2v Ag + 3 in D 3h<br />

Mode Irreduzible Wellenzahl/ IR-Intensität ∗∗ Irreduzible Wellenzahl/ IR-Intensität ∗∗<br />

Darstellung cm −1 Darstellung cm −1<br />

1 ∗ a 1 6.43 13.22 ∗ e ′ 91.19 100<br />

2 ∗ a 1 85.76 100 a ′ 1 128.97 0.00<br />

3 ∗ b 2 91.88 32.32<br />

∗ Normalschwingungen sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen auf Mode 2 (Ag 3 ) bzw. Mode 1 (Ag + 3 )<br />

Tabelle C.2: Normalschwingungsmoden von Ag 4 ( 1 A g ) und Ag + 4 ( 2 B 2u )<br />

Ag 4 in D 2h Ag + 4 in D 2h<br />

Mode Irreduzible Wellenzahl/ IR-Intensität ∗∗ Irreduzible Wellenzahl/ IR-Intensität ∗∗<br />

Darstellung cm −1 Darstellung cm −1<br />

1 ∗ b 1u 32.73 0.00 ∗ b 1u 17.15 9.29<br />

2 b 1g 43.02 0.00 b 1g 44.07 0.00<br />

3 ∗ b 3u 59.58 29.83 ∗ b 3u 45.18 100<br />

4 a g 83.22 0.00 ∗ b 2u 64.92 53.05<br />

5 ∗ b 2u 114.58 100 a g 66.30 0.00<br />

6 a g 143.29 0.00 a g 126.93 0.00<br />

∗ Normalschwingungen sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen auf Mode 5 (Ag 4 ) bzw. Mode 3 (Ag + 4 )<br />

Tabelle C.3: Vertikale Ionisierungspotentiale IP v in eV von Ag n (n=1-4) (Abbildung 3.5)<br />

n 1 2 3 4<br />

HF 6.35 5.69 5.42 4.67<br />

MP2 7.07 7.20 5.22 6.17<br />

DFT 8.14 8.13 6.24 6.79<br />

Exp. 7.58 a 7.60 a 5.66 b 6.65 a<br />

a Werte aus [35]<br />

b Wert aus [36]<br />

C.2 Ag 4 (N 2 ) + m (m=1-4) 57


C Tabellen<br />

Tabelle C.4: Werte <strong>zu</strong>r Berechnung von Bindungsenergien pro Atom (Abbildung 3.6)<br />

n Methode E n E n<br />

+<br />

in H in H in H in eV in H in eV<br />

HF -146.08410 -145.85043<br />

1 MP2 -146.50932 -146.24917<br />

DFT -147.05912 -146.75966<br />

HF -292.18238 -291.97693 0.00698 0.19 0.02132 0.58<br />

2 MP2 -293.07581 -292.81460 0.02867 0.78 0.02573 0.76<br />

DFT -294.17939 -293.88270 0.03058 0.83 0.03197 0.87<br />

HF -438.27455 -438.10800 0.00735 0.20 0.02940 0.81<br />

3 MP2 -439.61642 -439.42746 0.02940 0.80 0.05145 1.45<br />

DFT -441.26784 -441.04407 0.03013 0.82 0.05549 1.51<br />

HF -584.37767 -584.20690 0.01029 0.28 0.02609 0.71<br />

4 MP2 -586.20507 -585.97884 0.04190 1.14 0.05035 1.37<br />

DFT -588.39635 -588.14703 0.04006 1.09 0.05255 1.43<br />

E Bn<br />

E + B<br />

n<br />

Tabelle C.5: Normalschwingungsmoden vom D1E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + in der Punktgruppe<br />

C 2v<br />

Mode Irreduzible Darstellung Wellenzahl/cm −1 IR-Intensität ∗∗<br />

1 b 1 13.88 0.84<br />

2 b 2 17.88 0.00<br />

3 b 1 22.08 0.81<br />

4 a 1 45.93 10.88<br />

5 b 2 48.63 2.31<br />

6 a 1 66.71 0.48<br />

7 b 2 69.17 6.40<br />

8 a 1 73.81 43.01<br />

9 b 2 112.02 0.10<br />

10 b 1 112.54 0.00<br />

11 a 1 128.95 11.55<br />

12 a 1 2793.77 100<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen auf Mode 12<br />

58


C Tabellen<br />

Tabelle C.6: Normalschwingungen vom D13E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + 2<br />

in der Punktgruppe<br />

D 2h<br />

Mode Irreduzible Darstellung Wellenzahl/cm −1 IR-Intensität ∗∗<br />

1 ∗ b 3u 8.92 .11000<br />

2 ∗ b 2u 16.24 .00000<br />

3 b 3g 19.27 .00000<br />

4 ∗ b 3u 20.03 .90000<br />

5 b 2g 23.96 .00000<br />

6 ∗ b 1u 47.93 4.49000<br />

7 b 3g 60.09 .00000<br />

8 a g 64.79 .00000<br />

9 ∗ b 2u 65.73 5.14000<br />

10 a g 68.12 .00000<br />

11 ∗ b 1u 73.77 54.69000<br />

12 b 3g 107.11 .00000<br />

13 ∗ b 3u 107.74 .03000<br />

14 ∗ b 2u 108.03 .14000<br />

15 b 2g 108.52 .00000<br />

16 a g 130.42 .00000<br />

17 ∗ b 1u 2793.52 100.00000<br />

18 a g 2793.56 .00000<br />

∗ Moden sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen Mode 17<br />

59


C Tabellen<br />

Tabelle C.7: Normalschwingungen vom D123E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

C 3v<br />

Mode Irreduzible Darstellung Wellenzahl/cm −1 IR-Intensität ∗∗<br />

1 ∗ b 1 8.41 .10000<br />

2 ∗ b 2 10.31 .00000<br />

3 ∗ b 1 13.62 .10000<br />

4 ∗ a 1 16.17 .00000<br />

5 ∗ b 2 20.12 .02000<br />

6 ∗ b 1 23.33 .77000<br />

7 a 2 23.77 .00000<br />

8 ∗ b 2 45.09 4.93000<br />

9 ∗ a 1 49.35 16.71000<br />

10 ∗ b 2 58.38 .02000<br />

11 ∗ a 1 60.48 4.21000<br />

12 ∗ a 1 63.90 .45000<br />

13 ∗ b 2 71.08 57.14000<br />

14 ∗ a 1 79.98 49.73000<br />

15 ∗ b 2 95.01 .39000<br />

16 ∗ b 1 97.18 .01000<br />

17 ∗ b 2 104.87 .17000<br />

18 ∗ b 1 105.34 .06000<br />

19 ∗ a 1 105.81 .06000<br />

20 a 2 106.12 .00000<br />

21 ∗ a 1 133.72 2.96000<br />

22 ∗ b 2 2793.39 100.00000<br />

23 ∗ a 1 2793.43 .45000<br />

24 ∗ a 1 2793.61 69.39000<br />

∗ Moden sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen auf Mode 22<br />

in der Punktgruppe<br />

60


C Tabellen<br />

Tabelle C.8: Normalschwingungen vom D1234E-Isomer des Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

D 2h<br />

Mode Irreduzible Darstellung Wellenzahl/cm −1 IR-Intensität ∗∗<br />

1 ∗ b 1u 6.72 .10000<br />

2 ∗ b 3u 9.11 .02000<br />

3 b 1g 9.31 .00000<br />

4 ∗ b 1u 12.52 .04000<br />

5 b 3g 14.75 .00000<br />

6 ∗ b 2u 16.33 .00000<br />

7 b 1g 20.81 .00000<br />

8 b 2g 23.61 .00000<br />

9 ∗ b 1u 25.22 .68000<br />

10 ∗ b 2u 41.81 31.57000<br />

11 a g 45.81 .00000<br />

12 ∗ b 3u 45.99 4.37000<br />

13 b 1g 52.12 .00000<br />

14 a g 61.10 .00000<br />

15 ∗ b 3u 67.37 46.63000<br />

16 a g 73.47 .00000<br />

17 ∗ b 2u 74.10 80.27000<br />

18 b 1g 88.15 .00000<br />

19 ∗ b 3u 88.16 .76000<br />

20 b 3g 90.14 .00000<br />

21 ∗ b 1u 90.38 .07000<br />

22 b 1g 102.58 .00000<br />

23 ∗ b 1u 102.96 .07000<br />

24 ∗ b 2u 103.59 .01000<br />

25 b 2g 103.74 .00000<br />

26 a g 135.74 .00000<br />

27 ∗ b 3u 2793.27 77.94000<br />

28 a g 2793.31 .00000<br />

29 ∗ b 2u 2793.47 100.00000<br />

30 a g 2793.51 .00000<br />

∗ Moden sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen auf Mode 29<br />

in der Punktgruppe<br />

61


C Tabellen<br />

C.3 Ag 4 (X) + (X=He,Ne,Ar,Xe,CO und H 2 O)<br />

Tabelle C.9: Normalschwingungsmoden von Ag 4 (CO) + in der Punktgruppe C 2v<br />

Mode Irreduzible Darstellung Wellenzahl/cm −1 IR-Intensität ∗∗<br />

1 ∗ b 1 13.69 .07000<br />

2 ∗ b 2 21.77 .00000<br />

3 ∗ b 1 27.53 .01000<br />

4 ∗ a 1 46.68 .74000<br />

5 ∗ b 2 49.46 .31000<br />

6 ∗ a 1 67.59 .02000<br />

7 ∗ b 2 73.60 .35000<br />

8 ∗ a 1 96.68 1.32000<br />

9 ∗ a 1 134.35 1.44000<br />

10 ∗ b 1 179.96 1.27000<br />

11 ∗ b 2 180.37 1.09000<br />

12 ∗ a 1 2537.40 100.00000<br />

∗ Moden sind IR-aktiv<br />

∗∗ Intensitäten in relativen Einheiten bezogen Mode 12<br />

Tabelle C.10: Rotationskonstanten und Schwingungsfrequenzen der verschiedenen Spezies<br />

<strong>zu</strong>r Berechnung der Gleichgewichtskonstanten K A und K N<br />

σ A/cm − 1 B/cm − 1 C/cm − 1 ν k /cm − 1<br />

N 2 2 2.08870 2.08870 0.0000 2792.58000<br />

Ag + 4 4 0.01070 0.03970 0.00843 17.15 44.07 45.18<br />

64.92 66.30 126.93<br />

Ag 4 (N 2 ) + 2 0.0065 0.01641 0.01080 13.88 17.88 22.08<br />

45.93 48.63 66.71<br />

69.17 73.81 112.02<br />

112.54 128.95 2793.77<br />

Ag 4 (Ar) + 2 0.00609 0.01408 0.01072 8.96 17.54 20.27<br />

43.30 46.33 55.16<br />

66.31 66.79 128.35<br />

62


D Isomere von Ag 4 , Ag + 4<br />

(m=1-4)<br />

und Ag 4 (N 2 ) + m<br />

D.1 Ag 4<br />

Es werden die optimierten Geometrien der Isomere von Ag 4<br />

dargestellt.<br />

aus DFT-Rechnungen verzerrt<br />

C 2v<br />

D.2 Ag + 4<br />

Es werden die optimierten Geometrien der Isomere von Ag + 4<br />

dargestellt.<br />

aus DFT-Rechnungen verzerrt<br />

C 2v<br />

C 2v<br />

D.3 Ag 4 (N 2 ) +<br />

Es werden die auf DFT-Niveau optimierten Geometrien der Isomere von Ag 4 (N 2 ) +<br />

(Tabelle 3.8) verzerrt dargestellt.<br />

63


D Isomere von Ag 4 , Ag + 4 und Ag 4 (N 2 ) + m (m=1-4)<br />

D1E D1S D2E<br />

D2S D6E D6S<br />

D5E C1E C1S<br />

C3E


D Isomere von Ag 4 , Ag + 4 und Ag 4 (N 2 ) + m (m=1-4)<br />

D13E D24E C34E<br />

D.5 Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

Es werden die auf DFT-Niveau optimierten Geometrien der Isomere von Ag 4 (N 2 ) + 3<br />

(Tabelle 3.12) verzerrt dargestellt.<br />

D123E D234E C134E<br />

T134E<br />

T567S<br />

D.6 Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

Es werden die auf DFT-Niveau optimierten Geometrien der Isomere von Ag 4 (N 2 ) + 4<br />

(Tabelle 3.13) verzerrt dargestellt.<br />

D1234E<br />

T1234E<br />

65


Literaturverzeichnis<br />

[1] Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 11, Verlag Chemie,<br />

Weinheim 1976<br />

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[11] J. Cioslowski, Phys. Rev. Lett. 60, 2141 (1988)<br />

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[14] J. Slater, Phys. Rev. 81, 385 (1951)<br />

[15] S. Vosko, L. Wilk, M. Nusair, Can. J. Phys. 58, 1200 (1980)<br />

[16] O. Treutler, Diss., Universität Karlsruhe, 1995<br />

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[18] J. Perdew, Phys. Rev. B 33, 8822 (1986); 34, 7406 (E) (1986)<br />

[19] S. Böcker, Diss., Universität Karlsruhe , 1996<br />

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[21] S. Elliot, R. Ahlrichs, MD-Programm für TURBOMOLE<br />

[22] M. Krauss, W. Stevens, Ann. Rev. Phys. Chem. 35, 357 (1984)<br />

66


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[24] A. Nicklass, M. Dolg, H. Stoll, H. Preuss, J. Chem. Phys. 102, 8942 (1995)<br />

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Nostrund Reinhold Office, 2. Auflage, London 1950<br />

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[37] A. Stone, The Theory of Intermolecular Forces, Clarendon Press Oxford, 1996<br />

[38] J. Kaller, D. Schooß, persönliche Mitteilung<br />

[39] G. Maitland, M. Rugby, E. Smith, W. Wakeham, Intermolecular Forces, Clarendon Press,<br />

Oxford, 1981<br />

[40] Handbook of Chemistry and Physics, R.C. Weast(Ed.), 69. Auflage, CRC Press, Boca<br />

Raton, Florida (1988)<br />

67


Hiermit erkläre ich, diese Arbeit selbstständig angefertigt und alle benutzten Hilfsmittel angegeben<br />

<strong>zu</strong> haben.<br />

Karlsruhe, den 15. Dezember 1996<br />

68

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