WOHI.FÜHLEN Rei^e - Siglinde Fischer KG
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ilder wie aus einem Traum.<br />
Auf der einen Tafel ein<br />
leuchtender Vogel, auf der anderen<br />
ein großer Lebensbaum vor bronzefarbenem<br />
Hintergrund. Farbstark und<br />
eindrucksvoll. Gegenüber Fotos von hellen,<br />
fast durchscheinenden Fresken, die<br />
auf Plexiglaspiatten gedruckt sind. „Ich<br />
habe sie ganz in der Nähe aufgenommen",<br />
sagt Marina Bretschneider, in deren Ateher<br />
wir stehen. Ihre braunen Augen blicken<br />
konzentriert. Dann lächelt sie: „Ich<br />
zeige euch nachher, wo genau. Auch einer<br />
meiner Lieblingsorte."<br />
Vor 18 Jahren ist die Kölner Malerin<br />
nach Montalto di Ligure gezogen. Ein<br />
mittelalterliches Dorf, das auf der Spitze<br />
eines Hügels thront und mit seinen<br />
schmalen Gassen, über die sich Steinbögen<br />
spannen, die perfekte Kulisse für<br />
Klassikfestivals und Opernauffiihrungen<br />
bietet. Marinas Haus, das sie sich mit acht<br />
Katzen und einem gutmütigen Hund<br />
teilt, hegt an der Via Parlamento, einer<br />
der ältesten Straßen des Ortes. „Es hat<br />
einmal einem ,Capitano' gehört", erzählt<br />
die 55-Jährige. „Und später einem Notar<br />
aus San Remo, der noch mit Pferd vorritt."<br />
Als Marina es kaufte, war es in<br />
einem erbärmlichen Zustand: das Dach<br />
undicht, Brandschäden im oberen Stockwerk,<br />
die Zwischendecken morsch und<br />
einsturzgefährdet. ,Aber ich fand es wunderbar,<br />
alles nach meinen Vorstellungen<br />
gestalten zu können", sagt sie. Bei den<br />
Umbauten ging sie sehr behutsam vor, um<br />
die Patina zu bewahren. Viele der alten<br />
Dinge hat sie genau so gelassen, wie sie<br />
sie vorfand: die alte Schiefertreppe zum<br />
Beispiel und die Dachbalken.<br />
Schon als Kind hatte Marina von der Ferne<br />
geträumt. Und seit ihrem 23. Lebensjahr<br />
lebt sie -<br />
mit ein paar Unterbrechungen<br />
- in ihrer „seelischen Heimat",<br />
wie sie Italien nennt. Sie wohnte bereits in<br />
Florenz, Rom und in einem Ort in Umbrien.<br />
Aber Ligurien, der schmale Streifen,<br />
der sich von der französischen Grenze<br />
im Westen bis nach La Spezia im Osten<br />
am Mittelmeer entlangzieht, hat einen<br />
ganz besondern Platz in ihrem Herzen:<br />
„Ich liebe die Vielfalt der Landschaft auf<br />
engstem Raum - in 20 Minuten ist man<br />
entweder am Meer oder in den Bergen."<br />
Und das. Schönste: ^uch im Winter blühen<br />
hier die Blumen in allen Farben, es<br />
hört einfach nickt auf, grün zu sein!"<br />
Marina ruft ihre Nachbarin Giovanna<br />
Boeri an. Sie ist die Bürgermeisterin von<br />
Montalto di Ligure und hat den Schlüssel<br />
zur Kirche San Giovanni Battista, die sich<br />
gleich neben Marinas Haus befindet und<br />
nur während der Messe geöffnet ist. Von<br />
außen wirkt der Bau bescheiden: Die Farbe<br />
blättert von der Fassade, die große,<br />
schwere Holztür quietscht beim Offnen.<br />
Doch hinter den verwitterten Mauern tut<br />
sich eine goldghtzernde Pracht auf, die<br />
uns die Bürgermeisterin stolz zeigt. Engel<br />
und Putten scheinen zwischen Heiligen<br />
118 emotion .\I.'\R7,2013