Artikel als PDF - Shark
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Mensch & Maschine<br />
<strong>Shark</strong> von <strong>Shark</strong> Aero<br />
HAI<br />
slowakische Tandemsitzer<br />
gehört zu den schnellsten ULs – bereits<br />
der Prototyp des <strong>Shark</strong> berührt die<br />
300-km/h-Marke. Und die Herzen von<br />
EndDieser<br />
Liebhabern organischer Formen<br />
5/2010 www.fliegermagazin.de 95
Mensch & Maschine<br />
Text und Fotos: Peter Wolter<br />
piert wurde der <strong>Shark</strong> bereits, <strong>als</strong> Comp-Let<br />
noch florierte und Vladimír Pekár viel Geld<br />
in sein neues Projekt stecken konnte. »Wir<br />
haben zum Beispiel extra ein Flügelprofil<br />
entwickeln lassen«, erzählt der <strong>Shark</strong>-Chef.<br />
Oder die weitreichende Zusammenarbeit<br />
mit Jaroslav Dostál, einem renommierten<br />
tschechischen Designer, der unter anderem<br />
den Skyboy (Interplane) oder die MD-3 Rider<br />
(Flyitalia, siehe fliegermagazin 10/09)<br />
entworfen hat. Auch der <strong>Shark</strong> trägt unverkennbar<br />
Dostáls Handschrift – das Seitenleitwerk<br />
könnte von der MD-3 sein. Allein<br />
beim Höhenleitwerk spielten Pekár und<br />
sein Chefdesigner Dutzende von Entwürfen<br />
durch, bis man sich einig war: So sieht<br />
es nach Haifisch aus. Die Pfeilung hat rein<br />
optische Gründe.<br />
»Das Flugzeug sollte sexy sein«, sagt<br />
Vladimír. Klar, auch schnell. Doch schnell<br />
sind auch Virus SW, MCR-01, VL-3 oder<br />
Millennium Master – umso wichtiger war<br />
ein unverkennbares Design. Als Composite-Tiefdecker<br />
mit Tandem-Cockpit und<br />
Einziehfahrwerk gleicht der <strong>Shark</strong> zwar<br />
konzeptionell der Millennium Master, ent-<br />
Extra Klappe: Der Gepäckraum ist auch von<br />
außen zugänglich. Beim Prototypen darf<br />
er mit maximal 20 Kilo beladen werden<br />
Die Geräusche nehmen ab, die rechte<br />
Fläche senkt sich unter den Horizont,<br />
die gerade noch steil in den Himmel ragende<br />
Nase kommt runter – ohne nennenswerte<br />
Last fallen wir in einer Rechtskurve<br />
auf den Platz zu: 280, 290, 300 … Dicht über<br />
der Piste jagen wir auf das Ende der »12« zu,<br />
ziehen hoch, es wird wieder leiser, die linke<br />
Fläche senkt sich, das gleiche Spiel wie<br />
eben, nur jetzt in Gegenrichtung. Faul? Wer<br />
auch immer die Lazy Eight erfunden hat –<br />
sein Flugzeug muss mit dem <strong>Shark</strong> so viel<br />
gemeinsam gehabt haben wie ein Karpfen<br />
mit einem Haifisch! Der Höhengewinn, die<br />
Geschwindigkeitsspanne, die Dynamik, mit<br />
der diese Maschine auf Leistungsänderungen<br />
und Ruderausschläge reagiert, erinnern<br />
mehr an ein Kunstflugzeug oder einen Militärtrainer<br />
<strong>als</strong> an ein UL. Wer macht so was?<br />
<strong>Shark</strong> Aero heißt die Firma, an deren Gebäude<br />
wir soeben vorbeigepfiffen sind. Sie<br />
stehen am Flugplatz von Senica im Westen<br />
der Slowakei. Hier war <strong>Shark</strong>-Projektmanager<br />
Vladimír Pekár mit seiner Firma Comp-<br />
Let vor wenigen Jahren noch der größte<br />
Zulieferer von Diamond Aircraft; Wiener<br />
Neustadt liegt 130 Kilometer südwestlich. In<br />
der Hochphase der Zusammenarbeit haben<br />
200 Beschäftigte pro Tag sämtliche Composite-Teile<br />
für eine DA40 und eine Twin<br />
Star gefertigt. Doch <strong>als</strong> Diamond nach der<br />
Thielert-Pleite aufhörte, Zellen auf Halde<br />
zu produzieren, war Anfang 2008 Schluss<br />
mit den Aufträgen für Comp-Let. Ein Teil<br />
der großen Halle dient heute <strong>als</strong> Gokart-<br />
Bahn. Dennoch ist das Unternehmen weiter<br />
im Geschäft: Voriges Jahr erwarben die Slowaken<br />
den Segelflugzeug- und Motorsegler-<br />
Hersteller TeST, beließen die Produktion<br />
aber am Standort in Tschechien.<br />
<strong>Shark</strong> Aero – auch räumlich verwoben<br />
mit Comp-Let – arbeitet heute mit zwölf<br />
Vollzeitkräften und externen Spezialisten<br />
an seinem High-Performance-UL. Konzistanden<br />
ist er aber unabhängig vom italienischen<br />
Konkurrenzprodukt. Auch die Ausstrahlung<br />
unterscheidet sich: Während die<br />
Millennium Master mit ihren geraden Kanten<br />
an den horizontalen und vertikalen Flächen<br />
sowie durch die negative V-Form des<br />
Höhenleitwerks an einen Jet erinnert, wirkt<br />
der <strong>Shark</strong> weniger brachial. Seine gepfeilte<br />
Trapezfläche verjüngt sich im Außenbereich<br />
elliptisch, das Höhenleitwerk greift diese<br />
Form andeutungsweise auf; Rundungen<br />
beherrschen die Optik nicht nur am Rumpf,<br />
was eine sehr organische Erscheinung erzeugt.<br />
Obwohl die Kiemen-ähnlichen Luftschlitze<br />
an der Cowling dem Raubfischnamen<br />
geschuldet sind, verleihen die »Augen«<br />
neben dem Spinner und das »Maul« darunter<br />
dem <strong>Shark</strong> ein freundliches Gesicht. Der<br />
Kerl grinst einen tatsächlich an! Raubfisch?<br />
Ja schon, aber einer, der sagen will: »Ihr<br />
könnt ruhig mit mir spielen.«<br />
Technisch gesehen verraten sowohl Gesamtauslegung<br />
<strong>als</strong> auch Details, dass beim<br />
<strong>Shark</strong> nichts so sehr im Vordergrund steht<br />
wie Geschwindigkeit. Zwei Personen in einem<br />
Flugzeug zu transportieren, das leer<br />
nur knapp 300 Kilo wiegen darf, bei 65<br />
km/h noch fliegen muss und mit einem 100<br />
PS starken UL-Standardmotor so schnell<br />
wie möglich sein soll, das geht kaum anders<br />
<strong>als</strong> so: Tandemsitzer, freitragende Fläche,<br />
Einziehfahrwerk, Kunststoff-Bauweise, das<br />
Ganze optimiert hinsichtlich Auftrieb und<br />
Widerstand. Man muss zwangsläufig an<br />
Segelflugzeuge oder Motorsegler denken,<br />
wenn man den <strong>Shark</strong> betrachtet. Der Rumpf<br />
wäre (mit verlängertem Leitwerksträger) gut<br />
geeignet für eine moderne Variante der RF-<br />
5B. Perfekte Oberflächen sind angesichts<br />
der Erfahrung im Composite-Bau selbstverständlich<br />
– in der Comp-Let-Halle liegen<br />
noch die Formen der Super-Dimona-Flügel.<br />
Näher betrachtet fällt widerstandstechnisch<br />
an der Rumpfunterseite eine Kühlklappe<br />
auf, die beim Start und an heißen<br />
Tagen über die Kontur hinausragt, bei<br />
»Die Schwerpunktwanderung ist unkritisch«: Auf dem hinteren Sitz<br />
hat <strong>Shark</strong>-Chef Vladimír Pekár schon 120-Kilo-Leute mitgenommen<br />
Modern: Sidestick mit Trimm- und Funktaste. Der Knopf für die<br />
Sitzverstellung (rechts im Bild) ist in der Unterarmauflage<br />
Prototypenpanel: Dynon-Instrumente für die Flug- und Motorüberwachung,<br />
links die Klappen-, Fahrwerks- und Propellerbedienung<br />
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Mensch & Maschine<br />
durchschnittlichen Temperaturen im Reiseflug<br />
aber eingefahren werden kann und<br />
dadurch den Widerstand senkt. Das Fahrwerk<br />
ist eingeklappt vollständig abgedeckt,<br />
die Ruderansteuerungen liegen innen, die<br />
Kabinenhaube von Branchenprimus Weiss<br />
erinnert an einen Hochleistungssegler.<br />
Aerodynamisch ist die Pfeilung des Höhen-<br />
und die Neigung des Seitenleitwerks<br />
zwar unerheblich, die Positionierung zueinander<br />
hat beim <strong>Shark</strong> jedoch nicht nur optische<br />
Gründe. Weil denkbar war, dass die<br />
horizontale Fläche beim Trudeln die vertikale<br />
abschattet (was das Ausleiten erschweren<br />
würde), hat man das Höhenleitwerk<br />
gegenüber der ursprünglichen Position um<br />
zehn Zentimeter nach hinten versetzt –<br />
wenn schon, dann richtig.<br />
Eine Besonderheit am Flügel sind die<br />
Querruder: Als aerodynamischer Ausgleich<br />
fungiert der gesamte Randbogen. Auch das<br />
elektrisch betätigte Einziehfahrwerk ist ungewöhnlich:<br />
Beim Einfahren federn die geschleppten<br />
Schwingen ein Stück ein. So haben<br />
die Fahrwerksbeine trotz breiter Spur<br />
in einem relativ schmalen Flügelmittelteil<br />
Platz – was beim Transport vorteilhaft ist.<br />
Die Serienversion des <strong>Shark</strong> wird vor allem<br />
aus CfK bestehen. Beim hier vorgestellen<br />
Prototypen ist der Flügel zum Teil noch<br />
aus GfK. Im Cockpitbereich erhöht Aramid<br />
die passive Sicherheit der Insassen. Alle<br />
Composite-Teile mit außenliegender Oberfläche<br />
haben Hartschaum <strong>als</strong> Stützmaterial,<br />
Wabensandwich gibt’s nur im Inneren – bei<br />
den dünnen Deckschichten des <strong>Shark</strong> würde<br />
sich die Wabenstruktur außen abzeichnen.<br />
Aus Gewichtsgründen sollen künftig<br />
auch die Steuerstangen für Quer- und Höhenruder<br />
aus CfK gefertigt werden; derzeit<br />
sind sie aus Aluminium.<br />
Wenn Vladimír Pekár anfängt, die Unterschiede<br />
zwischen dem Prototypen und<br />
der Serie aufzuzählen, kommt einiges zusammen.<br />
So sind die Abstände zwischen<br />
Cowling und Vergasern sowie Zylinderköpfen<br />
noch zu klein – deshalb die Beulen. Im<br />
Schnellflug werden die kleinen Abdeckungen<br />
für den unteren Teil der Haupträder<br />
herausgesaugt, was Geschwindigkeit kostet;<br />
stärkere Rückholfedern sind angedacht.<br />
Auch das Endrohr des Auspuffs will man<br />
noch widerstandsärmer gestalten.<br />
Als wir die Kabinenhaube öffnen, weist<br />
Vladimír auf die provisorischen Verschlüsse<br />
hin. Neue Sitzschalen hat mir Interieur-<br />
Designer Peter Zelman bereits beim Gang<br />
durchs Werk gezeigt. Das Glascockpit wird<br />
in der Serie vorn aus einem Dynon-EFIS mit<br />
SkyView und Zehn-Zoll-Display bestehen,<br />
hinten begnügt man sich mit einem Sieben-<br />
Zoll-EFIS. Von beiden Sitzen aus soll der<br />
Serien-<strong>Shark</strong> voll bedient werden können.<br />
Dieser Aspekt kommt zum Tragen, <strong>als</strong><br />
es darum geht, ob ich vorn oder hinten sitze:<br />
Landeklappen, Propellerverstellung,<br />
Fußbremsen, Einziehfahrwerk, Tankwahlschalter<br />
und Cowling-Maul können zurzeit<br />
nur von vorn bedient werden – verständlich,<br />
dass Vladimír all das beim Flug mit<br />
dem Prototypen nicht aus der Hand geben<br />
möchte. Hinten habe ich einen Knüppel mit<br />
Trimmtaste, Pedale, Gashebel, ein Dynon<br />
D100 und einen Griff fürs Rettungssystem,<br />
Typisch Hai: Abluftschlitze in Kiemenform.<br />
Die Federung des Bugrads übernimmt ein<br />
GfK-Bügel, die Gabel besteht aus CfK<br />
das mit einem zweiten Griff auch von vorn<br />
ausgelöst werden kann.<br />
Den Sitz passen wir für meine Körpergröße<br />
(1,84 Meter) per Knopfdruck an – eine<br />
Gasfeder reguliert die kombinierte Höhe-<br />
Längen-Verstellung. Die Unterarme ruhen<br />
bequem auf den seitlichen Polstern, Sidestick<br />
und Gashebel liegen gut in der Hand.<br />
Die Sicht nach vorn ist durch Vladimír eingeschränkt,<br />
aber man kann ja auch zickzack<br />
rollen, wie mit einem Taildragger.<br />
Start mit Klappenstellung 1, im Steigflug<br />
Fahrwerk rein, bei 120 km/h die Klappen<br />
– und ab geht die Post. Die Steigrate ist<br />
mit sieben Metern pro Sekunde durchaus<br />
normal für ein schnelles 100-PS-UL, doch<br />
<strong>als</strong> wir im Horizontalflug beschleunigen,<br />
wird mein Grinsen immer breiter. Am Ende<br />
zeigt der Fahrtmesser 302 km/h an, auf dem<br />
GPS lese ich 292 ab. »Wir haben bisher fünf<br />
Propeller mit verschiedenen Durchmessern<br />
ausprobiert, Zwei- und Dreiblatt«, sagt Vlado<br />
(wie jeder gemeinsame Rausch verbindet<br />
auch jener durch Geschwindigkeit), »zwei<br />
Woodcomps, elektrisch verstellbar, und<br />
drei von Duc, die sind am Boden einstellbar.<br />
Den besten Wert bei unseren gemittelten<br />
GPS-Messungen haben wir mit einem<br />
Woodcomp-Zweiblatt erflogen: 295 km/h,<br />
wenn der Rotax 5500 dreht. Mit einem der<br />
Ducs waren wir aber bloß drei km/h langsamer,<br />
und der Duc ist viel leichter. Wahrscheinlich<br />
werden wir auch den Duc anbieten.<br />
Für die endgültige Entscheidung wollen<br />
wir noch weitere Props testen.«<br />
Auf dem Weg zu einem anderen Flugplatz,<br />
wo der Pilot des Fotoflugzeugs wartet,<br />
überqueren wir die Ausläufer der Niederen<br />
Karpaten. Wir haben die Leistung auf 4750<br />
Umdrehungen pro Minute reduziert, der<br />
Fahrtmesser zeigt 270 km/h an. Plötzlich<br />
harte Schläge – die Südhänge sind jetzt um<br />
die Mittagszeit aufgeheizt: sofort Gas zurück.<br />
240 fühlen sich besser an. In ruhiger<br />
Luft wären maximal 333 km/h erlaubt, für<br />
diese V ne müssen sogar 370 km/h erflogen<br />
werden. Doch Vlado ist nüchtern genug, um<br />
Wie auf Schienen: Auch im Langsamflug liegt der ultraleichte Flitzer satt in der Luft – die Dämpfung um alle Achsen ist erstaunlich hoch<br />
Ungewöhnlich: Randbogen <strong>als</strong> aerodynamischer Ausgleich am<br />
Querruder. Die Größe der Ausgleichsfläche steht noch nicht fest<br />
Ausgeklügelt: geschlepptes Hauptfahrwerk mit Elastomer-<br />
Federung und hydraulischen Beringer-Scheibenbremsen<br />
Wenn das kein Raubfisch ist! Beim Design war die suggestive<br />
Wirkung sehr wichtig. Nur deshalb ist das Höhenleitwerk gepfeilt<br />
Grinsender Hai: Der <strong>Shark</strong> hat ein freundliches Comic-Gesicht.<br />
Die Kühlklappe vor dem Bugfahrwerk kann geschlossen werden<br />
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Er kann auch langsam: Um die geforderte UL-Stallspeed von 65 km/h zu schaffen, braucht der <strong>Shark</strong> mächtige Fowlerklappen<br />
zu realisieren, dass Turbulenzen auch den<br />
<strong>Shark</strong> zerlegen können.<br />
Was mich wundert: Die Querruderkraft<br />
ist vergleichsweise hoch. Die Pedale, die<br />
man im Kurvenflug so gut wie nicht braucht,<br />
fühlen sich normal an; das Höhenruder<br />
erzeugt etwas mehr Rückstellkraft <strong>als</strong> beispielsweise<br />
das der VL-3 und deutlich mehr<br />
<strong>als</strong> jenes der Dynamic – das Querruder aber<br />
tut so, <strong>als</strong> ob es zu einem Rohr-Tuch-UL mit<br />
Seilansteuerung gehörte. Doch hier wird<br />
noch experimentiert. Eine Woche nach unseren<br />
Flügen hat der Hersteller die Randbogen-Ausgleichsflächen<br />
um knapp drei Zentimeter<br />
verbreitert; die Querruder sollen<br />
jetzt weniger Kraft erfordern.<br />
Den Strömungsabriss erfliegen wir nur bis<br />
zu der Geschwindigkeit, bei der Unruhe aufkommt.<br />
Das sind mit vollen Klappen knapp<br />
70 km/h. Lässt man den Knüppel nach,<br />
stabilisiert sich die Fluglage sofort wieder.<br />
Wegen der TMA des Militärflugplatzes von<br />
Malacky können wir in der Nähe von Senica<br />
nur bis auf 1000 Fuß über Grund steigen; so<br />
scheint es mir nicht angeraten, den Knüppel<br />
hinten zu lassen und zu schauen, was passiert,<br />
zumal Vlado betont hat, der Stall sei<br />
hart. 65 km/h dürften nach seiner Einschätzung<br />
gerade so zu schaffen sein, trotz der<br />
riesigen Fowlerflaps – man habe den Flügel<br />
sehr knapp kalkuliert. Da erscheint die geplante<br />
LSA-Version, die 1,9 Quadratmeter<br />
mehr Flügelfläche hat, mit ihrem Festfahrwerk<br />
und dem nicht verstellbaren Propeller<br />
wie ein Porsche mit Anhänger.<br />
Das UL ist die Rennversion, und die fliegt<br />
ausgesprochen stabil. Schlägt man bei Reisefluggeschwindigkeit<br />
mit der Hand gegen<br />
den Sidestick, egal in welche Richtung, tut<br />
sich kaum was. Der <strong>Shark</strong> zuckt nur kurz,<br />
wie ein Boxer, der gut im Nehmen ist. Man<br />
kann ihn einfach fliegen lassen, die Sicht<br />
aus der großen Haube genießen und sich<br />
darüber freuen, mit 16 Litern pro Stunde im<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Spannweite 7,90 m<br />
Flügelfläche 9,50 m 2<br />
Länge<br />
6,70 m<br />
Höhe<br />
2,20 m<br />
Cockpit-Breite 0,75 m vorn,<br />
0,72 m hinten<br />
Leermasse 226 kg (Prototyp)<br />
MTOM<br />
427,5 kg<br />
Tankinhalt 100 l (zwei<br />
Flächentanks)<br />
Motor / Leistung Rotax 912 S / 100 PS<br />
Propeller<br />
verschiedene in der<br />
Flugerprobung; serienmäßig<br />
wahrscheinlich<br />
Woodcomp, 2-Blatt,<br />
elektrisch verstellbar<br />
(manuell regelbar oder<br />
Constant Speed), Holz/<br />
Composite; eventuell<br />
auch Duc Swirl, 3-Blatt,<br />
fest, CfK, 1,66 m Durchmesser<br />
V min<br />
65 km/h<br />
V Reise<br />
ca. 250 km/h<br />
V max<br />
ca. 300 km/h<br />
V ne<br />
333 km/h<br />
Bestes Steigen ca. 7 m/sec<br />
Max. Reichweite ca. 1380 km plus<br />
30 Minuten Reserve<br />
Preis<br />
ab 142800 Euro*<br />
Hersteller<br />
<strong>Shark</strong> Aero / Comp-Let<br />
Letisko Senica<br />
90631 Hlboké 406<br />
Slowakische Republik<br />
Telefon 00421-(0)346940924<br />
Internet<br />
www.complet.sk<br />
*mit Garmin-Funkgerät, Galaxy- oder BRS-Rettungssystem,<br />
Dynon-Glascockpit mit SkyView (vorn und hinten),<br />
ELT, Positionslichtern, Landescheinwerfern, eingebautem<br />
GPS-Empfänger und Constant-Speed-Propeller, inkl. Mwst.<br />
Geplante Optionen: u. a. Schleppkupplung und Festfahrwerk<br />
ökonomischen Reiseflug bei 240 km/h rund<br />
1400 Kilometer weit zu kommen.<br />
Landeanflug. Fahrwerk raus bei 140<br />
km/h – was sind das für Vibrationen? »Zu<br />
schnell?« frage ich Vlado. »Nein, das ist<br />
die offene Abdeckklappe des Bugradfahrwerks«,<br />
kommt <strong>als</strong> Antwort, die sei einfach<br />
zu groß, man werde sie teilen, zwei kleinere<br />
würden sicher nicht vibrieren. Bei 120 km/h<br />
Klappen in Stellung 1, bei 110 in Stellung 2<br />
und bei 100 ganz raus. Endanflug mit 90 bis<br />
100 km/h. Weil ich bei der ersten Landung<br />
nicht slippen will – beim Ausleiten könnte<br />
Unruhe aufkommen –, peile ich neben Vlados<br />
rechter Schulter die Mittellinie an und<br />
setze neben ihr auf. Das war einfacher <strong>als</strong> erwartet.<br />
Gas rein und noch mal eine Runde.<br />
Die zweite Landung bestätigt den Eindruck,<br />
dass der <strong>Shark</strong> bei wenig Fahrt keineswegs<br />
zum Zappeln neigt, sondern richtig satt in<br />
der Luft liegt. Vom vorderen Sitz geflogen<br />
dürfte die bessere Sicht beim Landen ein<br />
zusätzlicher Vorteil sein.<br />
Was für ein Flugzeug! Die Speed, das<br />
raumgreifende Fliegen, horizontal wie vertikal,<br />
die suggestive Kraft des Designs …<br />
Wann gibt es schon mal ein neues Muster<br />
mit dieser Ausstrahlung? Aber gab es auch<br />
schon mal so ein teures UL? Bei 120 000 Euro<br />
plus Steuern fällt einem nur die Millennium<br />
Master ein. Solche Maschinen erweitern allerdings<br />
auch fliegerisch das Spektrum dessen,<br />
was man bisher unter »UL« verstand.<br />
Die Serienproduktion des <strong>Shark</strong> hat bereits<br />
begonnen, Ende Juni sollen die ersten<br />
Kunden ihre Maschine erhalten. Angeblich<br />
warten vor allem ehemalige Jetpiloten an<br />
forderster Front, für sie ist der slowakische<br />
Tandemsitzer eine erschwingliche Alternative<br />
zu Mustern wie der Pilatus PC-9. Für<br />
andere ist er schlicht ein schnelles Reise-<br />
UL. Niemand wird ihn jedoch nur nach<br />
quantitativen Kriterien beurteilen – viel zu<br />
sehr gleicht der <strong>Shark</strong> einem Lebewesen. ■<br />
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