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Einführung Der Matriarchats-Diskurs (in) der ... - Helga Laugsch

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Dr. <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong><br />

(<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung<br />

Zweite, überarb. und erw. Auflage, Utz-Verlag München, 2011<br />

Buchpräsentation, Lillemors, München, 25. Oktober 2011, 20.00<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong><br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal möchte ich mich bei Ihnen und Euch recht herzlich fürs Kommen bedanken. Um gleich weiter mit dem<br />

Dank zu machen: <strong>Der</strong> geht ebenfalls an me<strong>in</strong>en Verleger Herbert Utz, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e erweiterte Neuauflage anregte und möglich<br />

machte. Me<strong>in</strong> Dank geht auch an Lillemors, an Uschi Neubauer und Andrea Gollbach, die dieser Buchpräsentation<br />

e<strong>in</strong>en Ort e<strong>in</strong>en Raum geben. Bedanken möchte ich mich ebenfalls bei Cäcilie Halbleib, die mir e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>bare neue<br />

homepage zu diesem Anlass gemacht hat, und bedanken möchte ich mich auch bei denen, die die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

übernahmen.<br />

Anlass ist die Präsentation <strong>der</strong> Neuauflage me<strong>in</strong>es Buches „<strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeiten Deutschen Frauenbewegung“<br />

von 1995, das vergriffen war, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er überarbeiteten und erweiterten Fassung, ergänzt um e<strong>in</strong>ige Vorträge und<br />

e<strong>in</strong>en Artikel.<br />

(Es war ja e<strong>in</strong> Jahr, <strong>in</strong> dem es Dissertationen auf e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Nachrichten schafften. Im Gegensatz zu unserem ehemaligen<br />

Verteidigungsm<strong>in</strong>ister, wusste ich, als ich me<strong>in</strong>e Unterlagen wie<strong>der</strong> hervorholte, noch genau, wo me<strong>in</strong>e eigenen Positionen<br />

und Ergebnisse waren, was ich referiert und zitiert hatte. Aber ich habe auch nur e<strong>in</strong> „magna cum laude“<br />

erhalten und b<strong>in</strong> nicht grenzgenial.)<br />

Es wäre wenig s<strong>in</strong>nvoll, im Gegensatz zu Prosalesungen, von denen her mich e<strong>in</strong>ige kennen, nun e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Kapitel<br />

vorzutragen. Deshalb möchte ich e<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> geben, e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>führung zum Thema und e<strong>in</strong>en Überblick über den Inhalt<br />

des Buches sowie über e<strong>in</strong>e Kontroverse, die ihresgleichen sucht.<br />

<strong>Der</strong> Komplex Mutterrecht/Matriarchat ist umstritten und wird une<strong>in</strong>heitlich gehandhabt; alles, was damit zu tun hat, fällt<br />

schnell <strong>der</strong> Unwissenschaftlichkeit anheim, wird be- und verurteilt o<strong>der</strong> aber begeistert aufgenommen; alles, was damit<br />

zu tun hat, schafft fast sofort Lager und Fe<strong>in</strong>de/Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>nen. Zuschreibungen erfolgen und Angriffe, die e<strong>in</strong>en Dialog,<br />

auch nur e<strong>in</strong> Reden und Denken, erschweren o<strong>der</strong> nahezu unmöglich machen.<br />

Bei <strong>der</strong> Neubearbeitung b<strong>in</strong> ich natürlich an me<strong>in</strong>e Zeit an <strong>der</strong> LMU München als Student<strong>in</strong> <strong>in</strong> den 80-er Jahren er<strong>in</strong>nert<br />

worden, an die damalige Situation, me<strong>in</strong>e Beteiligung an Fem<strong>in</strong>ismus und Frauenbewegung, an Frauenforschung, die<br />

gerade entstanden waren und sich als folgenreiche Strömungen weiter fortsetzten.<br />

Im Fachbereich Philosophie gab es erst e<strong>in</strong>e prüfungsberechtigte Professor<strong>in</strong>, nämlich Frau Pieper, dann ke<strong>in</strong>e mehr;<br />

Heide Göttner-Abendroth war nicht mehr an <strong>der</strong> Uni und auch ke<strong>in</strong>e Professor<strong>in</strong> gewesen. Es gab e<strong>in</strong>ige weibliche Lehrbeauftragte;<br />

ich war <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachschafts<strong>in</strong>itiative Philosophie engagiert, und zusammen, als gemischter Gruppe von Männern<br />

und Frauen, war es uns gelungen, e<strong>in</strong> Kompaktsem<strong>in</strong>ar <strong>der</strong> Theolog<strong>in</strong> Elisabeth Gössmann zu veranstalten. Prof.<br />

Gössmann lehrte an <strong>der</strong> Frauenuniversität von Japan, (sie hatte <strong>in</strong> D ke<strong>in</strong>e Arbeitsmöglichkeit, e<strong>in</strong>e wohl recht typische<br />

Geschichte), kam <strong>in</strong> den Semesterferien nach München, und so hatten auch wir unsere Frauenstudien.<br />

Warum überhaupt Frauenstudien und Frauen<strong>in</strong>halte?<br />

Ich war schon im 5. Semester, hatte alle möglichen Sche<strong>in</strong>e und Sem<strong>in</strong>are gemacht, war sehr <strong>in</strong>teressiert an den Inhalten<br />

und Diskussionen, bis zum ersten Mal <strong>der</strong> Begriff „Frau“ fiel, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hegel-Sem<strong>in</strong>ar. Sofort aber wurde „Frau“ mit<br />

„Natur“ gleichgesetzt, auf e<strong>in</strong>er erste Stufe, die dann überwunden wurde, zurückgelassen, im Kle<strong>in</strong>en und im Haus, weil<br />

es ja um den Geist g<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> sich als re<strong>in</strong> und männlich, aber neutral erwies.<br />

Zu dieser Zeit las ich dann die ersten Bücher von Heide Göttner-Abendroth und war immer mehr von ihrem matriarchalen<br />

Weltbild fasz<strong>in</strong>iert, ihrer Mythen<strong>in</strong>terpretation und Neudeutung, <strong>der</strong> matriarchalen Ästhetik. Als Elmar Treptow, <strong>der</strong><br />

später me<strong>in</strong> Betreuer werden sollte, e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar anbot über die Entstehung des Privateigentums, den Übergang vom<br />

Matriarchat zum Patriarchat, habe ich sofort zugeschlagen.<br />

Man hat mir von mehreren Seiten her das Scheitern an <strong>der</strong> Uni prophezeit, (gerade Göttner-Abendroth, die ich lose<br />

kannte), was mich natürlich beson<strong>der</strong>s bestärkte, dieses Thema anzugehen. Mir als Philosoph<strong>in</strong> war es nicht so wichtig,<br />

ob es nun Matriarchat beweisbar gegeben hatte, mir waren die Theorien und <strong>Diskurs</strong>e darüber wichtig. Und dann f<strong>in</strong>g ich<br />

mit dem Lesen und Arbeiten und Schreiben an – und habe so schnell nicht wie<strong>der</strong> damit aufgehört.<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung – Copyright © <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong>, 2011 1/5


Bei e<strong>in</strong>em <strong>der</strong>art heiklen und umstrittenen Thema schien mir Sorgfalt die oberste Pflicht. Anfangs hatte ich sicher an<strong>der</strong>es<br />

und Exklusives im Kopf, matriarchale Philosophie z.B., musste aber bald feststellen, dass es e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong>e Grundlagen<br />

zur <strong>Matriarchats</strong>idee gab, ke<strong>in</strong>e gesammelte und erfasste Literatur, den Überblick über Theorien und Ideologien,<br />

ke<strong>in</strong>e Diskussion, ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>terfragen des damit verbundenen Geschlechterbildes.<br />

Also begann ich zunächst mit dem Backen <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Brötchen.<br />

Wer hatte wann was über Mutterrecht und Matriarchat geschrieben? Und was damit geme<strong>in</strong>t? Warum? Was war<br />

damit verbunden?<br />

Zur Def<strong>in</strong>ition: Mutterrecht ist <strong>der</strong> im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verwendete Begriff, Bachofen hat ihn geprägt; Matriarchat setzt<br />

sich im zunehmenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>t durch. Beide Begriffe me<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es als das bekannte Gesellschafts- und<br />

Geschlechterverhältnis, kehren es aber e<strong>in</strong>fach um. Beide Begriffe, Mutterrecht und Matriarchat, wurden lange Zeit von<br />

Männern als Herrschaft <strong>der</strong> Frauen und Mütter gefasst. Als e<strong>in</strong>e Umkehr <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong> Männer und Väter, die e<strong>in</strong><br />

Patriarchat kennzeichnet.<br />

Zum Patriarchat, e<strong>in</strong>em mittlerweile ungeliebten Schlagwort, das sicher vergröbernd und auch pauschal ist. Ich gehe<br />

nicht davon aus, dass wir es schon überwunden hätten, an<strong>der</strong>s als z.B. Basha Mika <strong>in</strong> „Die Feigheit <strong>der</strong> Frauen“, obwohl<br />

es sicher graduelle Unterschiede gibt.<br />

Ich habe <strong>in</strong>sgesamt ca. 25 Begriffe gefunden, die dieses „an<strong>der</strong>e“ fassen sollten – das an<strong>der</strong>e Geschlechterbild, die an<strong>der</strong>e<br />

Gesellschaftsform, an<strong>der</strong>s als Patriarchat mit Männern an <strong>der</strong> Spitze von Staat, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft:<br />

Die Begriffe hießen Mutterrecht, Matriarchat, Matrilokalität, Mutterdunkel, Matrifokalität, Matrizentrismus,<br />

Vorpatriarchat, Halbpatriarchat, egalitäre Gesellschaften ... Recht bald habe ich darauf verzichtet, e<strong>in</strong>en neuen Begriff zu<br />

f<strong>in</strong>den und ihn gegen die vorgefundenen zu verteidigen und durchzusetzen.<br />

Ebenfalls verwirrend fand und f<strong>in</strong>de ich immer noch, wenn alles, was mit Matriarchat zu tun hat, zu e<strong>in</strong>em regelrechten<br />

Brei vermengt wird. Also: die Forschung aus Archäologie und Ethnologie, Anthropologie, die <strong>Matriarchats</strong>-Vermutungen<br />

und –Konzepte, die Theorien und Hypothesen, die Interpretationen und Rekonstruktionen von Mythen und Religionen,<br />

die Utopien. Hier besteht zw<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Anlass, die Ebenen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu trennen, was ich versucht habe.<br />

Worum geht es also?<br />

Schon vor Bachofen, dem F<strong>in</strong><strong>der</strong> des Mutterrechts, geisterten Mythen und Bil<strong>der</strong> von Amazonen, wilden Weibern, Mannweibern,<br />

Weiberstaaten durch die Geschichtsschreibung. Diese wurden immer als fern vom Betrachter gesehen, als das<br />

Seltsame, Fremde, Abartige, vielleicht auch Fasz<strong>in</strong>ierende, mitunter moralisch höherstehend, naturhaft und re<strong>in</strong>, aber<br />

längst überwunden und nicht-zivilisiert – wie <strong>der</strong> Mythos vom edlen Wilden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e bürgerlich-abendländische Tradition<br />

aufweist.<br />

Als erster <strong>in</strong> <strong>der</strong> bekannten Zeit hat sich also <strong>der</strong> Schweizer Rechtsgelehrte Johann Jakob Bachofen des Mutterrechts<br />

angenommen. Se<strong>in</strong> gleichnamiges Buch, das Riesenwerk, 1861 erschienen, unternimmt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mitunter willkürlichen<br />

Mischung von Mythen und Geschichte (ausgehend vom antiken Griechenland) e<strong>in</strong>e Neu<strong>in</strong>terpretation <strong>der</strong> menschlichen<br />

Geschichte, vom Mutterrecht zum Vaterrecht.<br />

Bachofen f<strong>in</strong>det zwar berührende und fasz<strong>in</strong>ierende Worte über die Urgeschichte <strong>der</strong> Menschheit, über Mutterrecht und<br />

Gynaikokratie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike, aber die Geschlechter s<strong>in</strong>d bei ihm verschieden gewertet, und <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong> Weltgeschehnisse<br />

ist unaufhaltsam und richtig: Das männliche Geistespr<strong>in</strong>zip hat den weiblichen Stoff zu überw<strong>in</strong>den, zu besiegen,<br />

um zur Re<strong>in</strong>heit des göttlichen Vaterpr<strong>in</strong>zips zu gelangen:<br />

Zitat: „Von des Mannes höherer Natur geblendet (...) sehnt sich das Weib nach E<strong>in</strong>igung mit ihm und f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterordnung<br />

unter den Geliebten ihre höchste Befriedigung. Damit ist das Verhältnis <strong>der</strong> Geschlechter mit dem höchsten<br />

kosmischen Gesetze <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung gebracht.“ (Bachofen 1982, S. 137)<br />

Völlig irritiert war ich darüber, dass ebendieser auch politisch konservative Bachofen dann v.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Frauenbewegung<br />

von Göttner-Abendroth nur auf se<strong>in</strong>e Quellen h<strong>in</strong> gelesen wurde, wobei das doch merkwürdige und antiquierte,<br />

antiemanzipatorische Geschlechter- und Frauenbild undiskutiert blieb. Um e<strong>in</strong>en Zeitkontext herzustellen: Mitte/Ende<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gab es bereits e<strong>in</strong>e sozialistische Bewegung, die erste Frauenbewegung f<strong>in</strong>g an sich zu sammeln.<br />

Beide Bewegungen wollten e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>es verän<strong>der</strong>ten, demokratischen Gesellschafts-<br />

und Geschlechterbildes.<br />

Typisch ist, dass Bachofens wissenschaftlicher Ruf nach dem Mutterrecht völlig ru<strong>in</strong>iert war – wie <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Ruf vieler <strong>in</strong> Gefahr geriet, sofern sie sich mit Mutterrecht und Matriarchat beschäftigten.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs haben sich <strong>in</strong> den Jahrzehnten nach Bachofen viele Männer an Mutterrecht gewagt und mit ihm hantiert, es<br />

vor allem aber <strong>in</strong> ihre Weltsicht e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det. (Fast ausschließlich Männer, weil Frauen nicht forschen konnten.) Als<br />

nächste nämlich greifen die Sozialisten (Bebel und Engels) e<strong>in</strong>, für die Mutterrecht im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Entstehung<br />

des Privateigentums <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit wichtig ist – <strong>der</strong>en Weltbild dem Bachofens diametral entgegensteht.<br />

Immerh<strong>in</strong> fällt mit <strong>der</strong> sozialistischen Variante des Mutterrechts für die Frauen die Aussicht an, sie würden aus ihrer Unterdrückung<br />

befreit werden, gleichzeitig mit <strong>der</strong> Aufhebung des Klassengegensatzes.<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung – Copyright © <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong>, 2011 2/5


Überhaupt hat sich nahezu jede weltanschauliche Richtung zum Mutterrecht geäußert, von ganz l<strong>in</strong>ks zu ganz rechts,<br />

denn auch die völkisch-rassistische Mutterrechtsbehandlung gab es <strong>in</strong> Nazi-Deutschland – wobei aber festgehalten<br />

wurde, dass die echten nordischen Langschädel natürlich niemals e<strong>in</strong>e Phase des Mutterrechts kannten, weil eben<br />

blondhaarige Arier und nicht-entartet, an<strong>der</strong>s als die rothaarigen Inselkelten.<br />

Diesem Mutterrecht h<strong>in</strong>g etwas <strong>der</strong>art Fasz<strong>in</strong>ierendes an, dass auch verschiedene Wissenschaftsdiszipl<strong>in</strong>en immer wie<strong>der</strong><br />

daran teilhatten: u.a. Ethnologie, Anthropologie, Psychologie, Jura, die Kulturwissenschaften, als Randphänomen,<br />

als Fasz<strong>in</strong>osum. An den Universitäten o<strong>der</strong> gar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Philosophie war es jedoch e<strong>in</strong> Nicht-Gegenstand.<br />

Allen, die es aufgriffen und behandelten, ist geme<strong>in</strong>, dass sie e<strong>in</strong> wertendes Geschlechterkonzept hatten<br />

(= Mann # Frau; Mann an<strong>der</strong>s/überlegen <strong>der</strong> Frau – und das ist natürlich so gewollt!),<br />

immer festgemacht an e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>tergrund, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e große Distanz zur Gegenwart schuf - also entwe<strong>der</strong> Utopien entwarf,<br />

die Gegenwartsgesellschaft kritisierte o<strong>der</strong> verurteilte, Fortschritts- und Zivilisationskritik äußerte, nach kle<strong>in</strong>en und<br />

großen Fluchten suchte, häufig verbunden mit e<strong>in</strong>em religiösen Weltbild und <strong>der</strong> S<strong>in</strong>nfrage.<br />

Dass die Frauen <strong>der</strong> ersten Frauenbewegung mit <strong>der</strong>artigen Geschlechter- und Gesellschaftskonzepten wenig anfangen<br />

konnten, liegt fast auf <strong>der</strong> Hand.<br />

Es dauert bis 1921: Dann entwirft e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten zwei Professor<strong>in</strong>nen (diffamiert als Quotenfrau und wissenschaftlich<br />

völlig isoliert), nämlich Mathilde Vaert<strong>in</strong>g <strong>in</strong> „Frauenstaat – Männerstaat“ die erste Mutterrechts-Theorie, die von e<strong>in</strong>er<br />

Gleichheit/Ähnlichkeit <strong>der</strong> Geschlechter ausg<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong>e Emanzipation von Mann und Frau beabsichtigte, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

demokratisch zu gestaltenden Gesellschaft.<br />

Interessanterweise ist sie sehr bald <strong>in</strong> Vergessenheit geraten, zwar später <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Frauenbewegung als Raubdruck<br />

neu aufgelegt, kurz von EMMA, die <strong>der</strong> Gleichheitsvorstellung anhängt, begrüßt, dann aber komplett fallengelassen.<br />

Für wesentlich mehr Begeisterung sorgte das Buch von Berta Eckste<strong>in</strong>-Diener, die sich selbst als nicht <strong>der</strong> Frauenbewegung<br />

zugehörig betrachtete. 1932 erschien: Mütter und Amazonen. Als Bachofen-Epigon<strong>in</strong> <strong>in</strong>terpretiert sie Mythen, f<strong>in</strong>det<br />

<strong>in</strong> Vergangenheit, im Dunkel von Religion und Seele die starke weibliche Frau – und ist damit wohl e<strong>in</strong>e Vorläufer<strong>in</strong><br />

des Teils <strong>der</strong> Frauenbewegung, <strong>der</strong> sich später, <strong>in</strong> den 80-er des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit Spiritualität und Esoterik beschäftigen<br />

wird, von e<strong>in</strong>er Verschiedenheit <strong>der</strong> Geschlechter ausgehend - wobei nun das Weibliche (als Rache, als Korrektur?)<br />

als dem Männlichen überlegen gilt, als vollständiger und weniger abgespalten.<br />

Die zweite, die neue Frauenbewegung entwickelte sich aus <strong>der</strong> Studenten- und <strong>der</strong> 68er- Bewegung. Zunächst g<strong>in</strong>g es<br />

um den Abtreibungsparagrafen und die Reform des Ehescheidungsrecht, später werden die Inhalte und Ziele nicht nur<br />

juristisch. So entstehen zum Beispiel For<strong>der</strong>ungen nach Frauenstudien: Die Frauen und ihre verdeckten Bereiche sollen<br />

erforscht werden, nicht wie dah<strong>in</strong> meistens verschwiegen an den Universitäten und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Auch die zweite Frauenbewegung war ke<strong>in</strong>e organisierte mit Programm und klar formulierten Zielen. Sie zeigte sich<br />

durchaus als heterogen und une<strong>in</strong>heitlich, vertrat verschiedene Interessen, hatte Protagonist<strong>in</strong>nen mit unterschiedlichen<br />

Me<strong>in</strong>ungen. Alice Schwarzer mit EMMA, <strong>der</strong> ich an dieser Stelle danken möchte, obwohl ich nicht all ihre Positionen<br />

teile, g<strong>in</strong>g und geht eher von e<strong>in</strong>em Gleichheitskonzept, die Geschlechter betreffend, aus. Was be<strong>in</strong>haltet, dass Frauen<br />

letztlich nachrücken <strong>in</strong> alle Bereiche, die Männern immer zustanden.<br />

In den 80-er Jahren setzt sich bei e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Frauenbewegung die Auffassung <strong>der</strong> Geschlechterverschiedenheit<br />

durch. Dieser Teil wird später zum kulturellen/autonomen Fem<strong>in</strong>ismus, mit <strong>der</strong> Zeitschrift COURAGE und sehr<br />

e<strong>in</strong>flussreich.<br />

(Bei allen E<strong>in</strong>teilungen <strong>in</strong> Gruppen ist zu beachten, dass sie zwar Übersicht schaffen – es aber durchaus auch Überschneidungen<br />

gibt.)<br />

Die Natur <strong>der</strong> Frau, bisher <strong>in</strong> Männerhänden, könne nicht mehr länger als unterlegen betrachtet werden; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand von<br />

Frauenforscher<strong>in</strong>nen könne diese an<strong>der</strong>s und selbstbestimmt se<strong>in</strong>.<br />

Nicht nur Frauen, auch Männer, seien Opfer des Patriarchats und se<strong>in</strong>er Rollenzuschreibungen. Ich kann mich daran er<strong>in</strong>nern,<br />

dass „wir“ Frauen damit auch um Verständnis und Unterstützung warben.<br />

Um zum Matriarchat zurückzukehren, dass wegen se<strong>in</strong>er sehr konservativen E<strong>in</strong>schreibungen von frauenbewegten<br />

Frauen sehr zurückhaltend betrachtet wurde: Auf e<strong>in</strong>mal ist es e<strong>in</strong> Thema, könnte es doch mit e<strong>in</strong>stiger Macht zu tun<br />

haben, mit weiblicher Geschichte, mit weiblicher Autonomie. Also nicht mehr: Die Unterdrückung <strong>der</strong> Frau ist alt und universal<br />

(de Beauvoir).<br />

Die vere<strong>in</strong>zelten Forschungsergebnisse, darunter auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit h<strong>in</strong>zugekommene, werden neu gemischt und<br />

gewertet:<br />

Da s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal Mythen<strong>in</strong>terpretationen, wie von Bachofen, Ranke-Graves, Göttner-Abendroth u.a. Da s<strong>in</strong>d die aufgefundenen<br />

Gött<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Vergangenheit, die weiblichen Archetypen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Seele. Dieser Bereich hängt sehr stark<br />

vom Glauben und <strong>der</strong> Akzeptanz e<strong>in</strong>es religiösen/spirituellen Weltbildes ab.<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung – Copyright © <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong>, 2011 3/5


E<strong>in</strong>e zweite Argumentationsschiene verläuft auf Funden, Ausgrabungen, Höhlen-Malereien und <strong>der</strong>gleichen, wird also<br />

Archäologie und Geschichtswissenschaften entnommen. (Kreta, Catal Hüyük, die aufgefundenen Statuen.) (Gimbutas,<br />

König)<br />

Als dritte Schiene wird auf die Ethnologie gesetzt, das heißt auf Feldforschungen o<strong>der</strong> Berichte über noch existierende,<br />

bzw. gerade noch fassbare Völker, wie die Khasi, M<strong>in</strong>angkabau, die Mosuo <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, verschiedene Indianerstämme<br />

Nordamerikas.<br />

Von den AnhängerInnen wird auch die Methode des Rückvergleichs benutzt. Dabei werden dann antike Völker und lebende<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen – was zweifelhafte Verb<strong>in</strong>dungen schafft.<br />

Als fünfter und letzter Punkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Matriarchats</strong>beweiskette folgt dann auch noch e<strong>in</strong> Rückschluss. Dabei wird davon<br />

ausgegangen, dass existieren<strong>der</strong> und beweisbarer Frauenhass den Grund habe, dass Männer nach <strong>der</strong> Durchsetzung<br />

ihrer Herrschaft dieselbe festigen mussten.<br />

(Cato-Zitat als runn<strong>in</strong>g gag <strong>der</strong> Diss: Wenn die Frauen uns gleich s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie uns überlegen.)<br />

Me<strong>in</strong> E<strong>in</strong>geständnis: Vor Jahren g<strong>in</strong>g ich noch davon aus, dass die Existenz von Matriarchaten beweisbar wäre, anhand<br />

dieser Indizienkette. Mittlerweile, Jahre später, und das ist sicher auch dem Austausch mit Brigitte Rö<strong>der</strong> zu verdanken<br />

(Gött<strong>in</strong>nendämmerung), glaube ich nicht mehr daran. Zu verstreut s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Mosaikste<strong>in</strong>e, zu verteilt über Jahrtausende<br />

und Völker, um beweiskräftig zu se<strong>in</strong>, immer <strong>der</strong> Interpretation und dem Glauben unterworfen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gehe ich ebenso wenig davon aus, dass es ewig und immer beweisbar Patriarchate gegeben hat, dass die<br />

Unterdrückung von Frauen e<strong>in</strong>e alte und universale ist. Dies stützt e<strong>in</strong>e neuere Richtung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Wissenschaften,<br />

die mit gen<strong>der</strong> ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g zusammenfällt, die sich ab den 90-er Jahren immer mehr Geltung verschafft und jenseits<br />

von Matriarchat und Patriarchat steht, denkt und forscht, zwischen sex und gen<strong>der</strong>, dem biologischen und dem gesellschaftlichen<br />

Geschlecht von Mann und Frau unterscheidet. <strong>Der</strong> damit verbundene Dekonstruktivismus hat die fem<strong>in</strong>istische<br />

Theorie verän<strong>der</strong>t – und hier ist sicher Judith Butler zu nennen.<br />

Zurück <strong>in</strong> die 70-er Jahre: Es ist Heide Göttner-Abendroth, die 1978 ihre Theorie zur Methodologie <strong>der</strong> Frauenforschung<br />

anhand e<strong>in</strong>er Theorie des <strong>Matriarchats</strong> aufstellt und Frauenforschung und Matriarchat ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> b<strong>in</strong>det, auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

e<strong>in</strong>er Geschlechterdifferenz. Dieser Aufsatz wurde lange Zeit nicht beachtet/rezipiert und erst 1997 neu aufgelegt.<br />

Me<strong>in</strong>es Wissens nach b<strong>in</strong> ich die erste und auch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wenigen, die auf dessen Bedeutung h<strong>in</strong>gewiesen hat, die ihn<br />

ausführlich referiert, reflektiert und kritisiert haben.<br />

Diese Theorie <strong>der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-Forschung besticht. M.A.n. stellt sie den Höhepunkt, neben <strong>der</strong> Mythen- und Märchen<strong>in</strong>terpretation,<br />

<strong>in</strong> Göttner-Abendroths Werk dar. Sie ist die weitaus komplexeste <strong>Matriarchats</strong>theorie, die mir untergekommen<br />

ist und unmöglich <strong>in</strong> wenigen Sätzen darzustellen; Göttner-Abendroth kommt von <strong>der</strong> Logik her.<br />

Bei ihr geht es um Matriarchat an sich; die Theorie besteht aus drei Blöcken, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>teragieren<br />

und zyklischen Charakter haben, unterschiedliche Korrelationshypothesen und e<strong>in</strong> Basis-Überbau-Modell.<br />

Wobei sie durchaus Ansatzpunkte zur Kritik bietet: nämlich e<strong>in</strong>en Zirkelschluss, das qualitativ und quantitativ unterschiedliche<br />

Auffüllen <strong>der</strong> Mosaikste<strong>in</strong>chen.<br />

Nicht beurteilen kann ich, da ke<strong>in</strong>e Insi<strong>der</strong><strong>in</strong>, die praktische Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hagia, <strong>der</strong> von Göttner-Abendroth begründeten<br />

Akademie, die u.a. von Mart<strong>in</strong>a Schäfer (Wolfsfrau im Schafspelz), e<strong>in</strong>er Aussteiger<strong>in</strong>, scharf kritisiert wird.<br />

Ebenfalls erwähnen möchte ich Rentmeister, Weiler, Mulack und Meier-Seethaler, die ich im Buch ausführlicher behandelt<br />

habe. Diesen <strong>Matriarchats</strong>-Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen ist geme<strong>in</strong>, dass sie Matriarchat nun als Mutterpr<strong>in</strong>zip setzen und auf e<strong>in</strong>e<br />

herrschaftsfreie Gesellschaft abheben, die dem Patriarchat vorausg<strong>in</strong>g, diesem aber NICHT spiegelbildlich entspricht.<br />

Im Folgenden entwickelt sich jedenfalls e<strong>in</strong>e <strong>Matriarchats</strong>kontroverse <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Zweiten Frauenbewegung, die lei<strong>der</strong><br />

dazu führte, dass so gut wie ke<strong>in</strong> Dialog stattfand. Es wurde gestritten, was das Zeug hält, wenig zugehört, viel behauptet<br />

– immer entlang <strong>der</strong> Annahme von Gleichheit/Differenz <strong>der</strong> Geschlechter. In me<strong>in</strong>er Arbeit habe ich mich bemüht, objektiv<br />

und neutral zu verfahren, was ich natürlich auch nicht ganz durchhalten konnte ... Allerd<strong>in</strong>gs musste ich feststellen,<br />

dass ich mich mit dieser Haltung wirklich zwischen allen Stühlen befand, und me<strong>in</strong>e Position auf e<strong>in</strong>er <strong>Diskurs</strong>- o<strong>der</strong><br />

Meta-Ebene, immer im H<strong>in</strong>blick auf die fem<strong>in</strong>istische Theoriebildung, we<strong>der</strong> die Pro- noch die Contra-Seite wirklich gefreut<br />

hat.<br />

Ich habe <strong>der</strong> Pro-<strong>Matriarchats</strong>gruppe vielleicht mehr Unterstützung zukommen lassen als <strong>der</strong> Contra-Gruppe, weil mir<br />

die Pro-Gruppe die angegriffenere erschien. In Bezug auf Un-Wissenschaftlichkeit aber stehen sich beide kaum nach.<br />

Das war für mich erstaunlich, da ich davon ausg<strong>in</strong>g, die Contra-Gruppe würde mehr Sorgfalt walten lassen, da sie sich<br />

als die „rationale“ sah.<br />

Für beide Gruppen aber ist kurz zu konstatieren, dass sie sich stets nur auf sich selbst beziehen und auch selektive Literaturlisten<br />

führen – was ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Arbeit ausführlich dargestellt und <strong>in</strong> den verschiedensten Aspekten erläutert habe.<br />

So weit, so gar nicht gut.<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung – Copyright © <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong>, 2011 4/5


Matriarchat ist also das ewige Reizthema geblieben. In den letzten Jahren ist e<strong>in</strong>e Vielzahl von Publikationen erschienen,<br />

die das Thema wie<strong>der</strong> aufgreifen, streifen, diskutieren. Als letzte wäre Meret Fehlmann zu nennen, die <strong>in</strong> „Die Rede<br />

vom Matriarchat“ die Geschichte e<strong>in</strong>es Gebrauchsgegenstandes schreibt – ich kenne das Buch bisher nur <strong>in</strong> Auszügen.<br />

Für sehr richtig halte ich ihre Feststellung, dass sich mit <strong>der</strong> Verbreitung des Internets e<strong>in</strong>e völlig neue <strong>Matriarchats</strong>-<br />

Ebene aufgetan habe, <strong>der</strong>en Folgen noch nicht übersehbar s<strong>in</strong>d.<br />

Göttner-Abendroth hat mittlerweile ihren Wirkungsbereich erweitert und den deutschen Sprachraum überschritten. Seit<br />

Anfang des neuen Jahrtausends f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> unregelmäßigen Abständen <strong>in</strong>ternationale <strong>Matriarchats</strong>-Kongresse statt, <strong>der</strong><br />

letzte dieses Jahr <strong>in</strong> St. Gallen.<br />

Kritisch anmerken möchte ich, dass mir e<strong>in</strong>e Stagnation <strong>in</strong> ihrer „Forschung“ (sie nennt es selbst so, und wird auch als<br />

Pionier<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Matriarchats</strong>forschung“ gesehen), e<strong>in</strong>getreten zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Immer noch halte ich ihren theoretischen<br />

Abriss von 1978 für den zentralen Höhepunkt ihres Werks – und ihr matriarchales Weltbild für e<strong>in</strong>en großen und wichtigen<br />

E<strong>in</strong>fluss.<br />

Die Lager, und es ist dieser H<strong>in</strong>sicht fast unmöglich, auf e<strong>in</strong>e Sprache jenseits <strong>der</strong>er <strong>der</strong> FeldherrInnen und StrategInnen<br />

zurückzugreifen, s<strong>in</strong>d weiter verfestigt. Sie reden nicht über ihre Grenzen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n weisen zu, werfen vor,<br />

verkürzen, grenzen aus. E<strong>in</strong> Dialog, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Gespräch, gar e<strong>in</strong> Austausch sche<strong>in</strong>en unmöglich. Vielleicht, weil<br />

es zwischen Ja und Ne<strong>in</strong> h<strong>in</strong>sichtlich Matriarchat ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Menge gibt.<br />

Und so möchte ich mit dem Zitat e<strong>in</strong>er Schriftsteller<strong>in</strong> schließen -<br />

überhaupt habe ich das Kapitel über die Romane, die science fiction und fantasy, die über die bessere Welt, die von<br />

Frauen gestaltete Welt, erschienen s<strong>in</strong>d, mit beson<strong>der</strong>em Vergnügen geschrieben.<br />

Christa Wolf jedenfalls me<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kassandra, e<strong>in</strong>er Erzählung, die den Übergang von Matriarchat zu Patriarchat fasst:<br />

Zitat „<strong>Der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch kann nicht gelöst, son<strong>der</strong>n nur benannt werden.“<br />

(Wolf, Voraussetzungen, S. 120)<br />

Die lange Fassung des nicht-stattgefundenen <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong>es, die umfangreiche Dokumentation und Diskussion<br />

<strong>der</strong> Kontroverse, f<strong>in</strong>den Sie im Buch.<br />

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und stelle mich gerne Ihren Fragen.<br />

(Für die onl<strong>in</strong>e-Fassung verweise ich auf e<strong>in</strong>en Vortrag von Christ<strong>in</strong>a Thürmer-Rohr, <strong>der</strong> zwar nicht von Matriarchat<br />

handelt, ke<strong>in</strong>eswegs, aber sehr gut und reflektiert den Weg <strong>der</strong> Frauenbewegung und die aktuellen fem<strong>in</strong>istischen<br />

Positionen/Probleme aufzeigt:<br />

www.speyer.de/de/leben/frauen/aktuell/vortrag_thuermer_rohr.pdf)<br />

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Matriarchats</strong>-<strong>Diskurs</strong> (<strong>in</strong>) <strong>der</strong> Zweiten Deutschen Frauenbewegung – Copyright © <strong>Helga</strong> <strong>Laugsch</strong>, 2011 5/5

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