Protestbrief an Prof - bei der Freiwilligen Feuerwehr St. Georgen/Klaus
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Offener Brief<br />
Sehr geehrter Hr. <strong>Prof</strong>. Fel<strong>der</strong>er!<br />
Mit Erstaunen, aber auch Ärger haben wir Ihre <strong>St</strong>ellungnahme in <strong>der</strong> ZIB 1 vom 17.<br />
November zur Kenntnis genommen. Auf die Frage des Reporters, wo Sie in den Län<strong>der</strong>n<br />
noch Einsparungspotenzial sehen, ließen Sie mit einer ungewöhnlichen Idee aufhorchen -<br />
sie brachten die freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en ins Spiel. Konkret kritisierten Sie in dem<br />
Interview, dass die Län<strong>der</strong> sogar <strong>Feuerwehr</strong>feste und die <strong>Feuerwehr</strong>en selbst för<strong>der</strong>n<br />
würden. Da bestünde, so Ihre Replik, sozusagen noch genügend Sparpotenzial.<br />
Sehr geehrter Herr <strong>Prof</strong>essor Fel<strong>der</strong>er!<br />
Von einem Vorsitzenden des <strong>St</strong>aatsschuldenausschusses und Leiter des Instituts für<br />
Höhere <strong>St</strong>udien hätte ich mir mehr Detailkenntnisse über die Fin<strong>an</strong>zierung des freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>wesens erwartet.<br />
Haben Sie nicht gewusst, dass die öffentliche H<strong>an</strong>d (Län<strong>der</strong>, Gemeinden) gesetzlich<br />
verpflichtet ist, die 4850 <strong>Feuerwehr</strong>en mit ihren 337.000 ehrenamtlichen Mitglie<strong>der</strong>n zu<br />
fin<strong>an</strong>zieren?<br />
Wussten Sie weiters, dass die freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en trotz gesetzlicher<br />
Fin<strong>an</strong>zierungsverpflichtung durch die öffentliche H<strong>an</strong>d bis zu 70 Prozent Eigenmittel<br />
(Spenden, Feste, etc.) aufbringen, um jene Einsatzgeräte beschaffen zu können, die die<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en dringend brauchen, um freiwillig Menschen in großer Not <strong>bei</strong>zustehen?<br />
Erkennen Sie diesen Anachronismus?<br />
Sind Sie darüber informiert, wie viel Geld wir als freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>en dem<br />
<strong>St</strong>aatshaushalt durch unser unentgeltliches Engagement ersparen? Ich darf aus aktuellem<br />
Anlass - sie kritisierten vor allem NÖ wegen <strong>der</strong> <strong>an</strong>geblich so hohen Pro-Kopf-<br />
Verschuldung - ein Beispiel aus diesem Bundesl<strong>an</strong>d zitieren.<br />
Die 1642 freiwilligen NÖ <strong>Feuerwehr</strong>en haben im Vorjahr 8,3 Millionen Ar<strong>bei</strong>tsstunden<br />
geleistet. <strong>St</strong>ellt m<strong>an</strong> dem einen <strong>St</strong>undenlohn von 20 Euro gegenüber, haben wir dem<br />
<strong>St</strong>euerzahler 167 Millionen Euro erspart. Haben Sie jetzt ein Gespür dafür bekommen,<br />
was diese bundesweit insgesamt 337.000 freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>mitglie<strong>der</strong> für Österreich<br />
leisten?<br />
Wenn ja, d<strong>an</strong>n können Sie sich jetzt gut vorstellen, was Sie mit Ihrer Äußerung in <strong>der</strong> ZIB<br />
1 <strong>an</strong>gerichtet haben - und das im viel beschworenen Jahr <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>. Als völligen<br />
Nonsens muss ich zudem Ihre Äußerung zurückweisen, dass die Län<strong>der</strong> auch<br />
<strong>Feuerwehr</strong>feste fin<strong>an</strong>zieren würden. Diese Feststellung ist <strong>der</strong>art absurd, dass ich darauf<br />
gar nicht replizieren möchte.<br />
Da wir als <strong>Feuerwehr</strong> nicht nach dem viel zitierten Flori<strong>an</strong>iprinzip leben wollen, (so wie<br />
viele <strong>an</strong><strong>der</strong>e), liegt es uns auch fern, nach Einsparungspotenzialen <strong>bei</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en mit<br />
öffentlichen Gel<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>ten Org<strong>an</strong>isationen und Vereinen (<strong>bei</strong>spielsweise dem IHS)<br />
zu suchen.<br />
Abschließend möchte ich mit Nachdruck darauf hinweisen, dass jede Attacke gegen das<br />
<strong>Freiwilligen</strong>wesen die Grundfeste unserer Demokratie erschüttert. Seien wir froh, dass es<br />
in diesem L<strong>an</strong>d noch Menschen gibt, die das Wort Solidarität nicht nur aus dem
Wörterbuch kennen, son<strong>der</strong>n sie Tag für Tag neu leben. Dies vor allem auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Sehr geehrter Herr <strong>Prof</strong>essor Fel<strong>der</strong>er!<br />
Ich hoffe, dass Ihre Aussagen im ZIB-Interview aus einer gewissen <strong>St</strong>resssituation und<br />
nicht aus voller Überzeugung entst<strong>an</strong>den sind. Wenn doch, bin ich gerne bereit, Ihnen in<br />
einem persönlichen Gespräch das freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>wesen näher zu bringen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
KR Josef Buchta<br />
Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverb<strong>an</strong>des u.<br />
NÖ L<strong>an</strong>desfeuerwehrkomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t