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Predigtreihe zum Vaterunser, Teil 7 24.2.2008 - Christuskirche Kassel

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Pfarrerin Astrid Thies-Lomb<br />

<strong>Kassel</strong>-Bad Wilhelmshöhe<br />

<strong>Predigtreihe</strong> <strong>zum</strong> <strong>Vaterunser</strong>, <strong>Teil</strong> 7 <strong>24.2.2008</strong><br />

Vorstellungsgottesdienst der neuen Konfirmanden<br />

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! Liebe Gemeinde!<br />

Zu Beginn der Predigt will ich Euch einen Brief von Lenas Patentante vorlesen.<br />

Lena steht nicht wie Ihr noch ganz am Anfang der Konfirmandenzeit, sondern<br />

kurz vor der Konfirmation. Sie lebt auch nicht in <strong>Kassel</strong>, sondern in<br />

Norddeutschland, wo es nicht so wie bei uns Pfarrer oder Pfarrerin heißt, sondern<br />

Pastor und Pastorin.<br />

Und Lenas Patentante schreibt an die Frau Pastorin:<br />

Sehr geehrte Frau Pastorin,<br />

in drei Monaten soll Lena, mein Patenkind, konfirmiert werden. Sie geht ganz<br />

gerne zu Ihnen in den Konfirmandenunterricht. Sie hat mir auch von einer<br />

Freizeit erzählt, die ihr gut gefallen hat. Sie findet es auch gut, dass es bei Ihnen<br />

locker zugeht und sie viel Spaß miteinander haben. Alles gut und schön!<br />

Aber was hat sie die ganze Zeit bei Ihnen gelernt? Lieder aus dem Gesangbuch<br />

kennt sie nicht, vom Katechismus hat sie noch nie etwas gehört und Bibelverse<br />

hat sie auch noch nicht gelernt. Ist das der moderne Konfirmandenunterricht<br />

von heute?<br />

Bitte, verstehen Sie mich recht! Es ist schön, wenn die Konfirmanden im Unterricht<br />

heute Spaß haben (früher gab es das leider zu wenig!). Aber das kann<br />

doch nicht alles sein! Ich hatte gehofft, im Konfirmandenunterricht würde Lena<br />

etwas lernen, was sie als Christin für ihr ganzes Leben gebrauchen kann.<br />

Den Eindruck habe ich aber nicht. Können Sie meine Sorge verstehen?<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Ihre Renate Krüger<br />

Soweit dieser Brief von Lenas Patin. Sie schreibt der Pastorin ja eigentlich einen<br />

kritischen Brief und ihre Kritik spitzt sich zu am Ende des Briefes in dem<br />

Satz: „Ich hatte gehofft, im Konfirmandenunterricht würde Lena etwas lernen,<br />

was sie als Christin für ihr ganzes Leben gebrauchen kann.“<br />

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Der Brief von Lenas Patentante steht übrigens in Eurem Kursbuch ziemlich<br />

weit hinten, in dem Kapitel Konfirmation. Vielleicht habt ihr ihn ja schon gelesen.<br />

Wir werden dieses Kapitel am Ende Eurer Konfirmandenzeit durchnehmen.<br />

Im Kursbuch steht für Euch dann unter dem Brief als Aufgabe eine Frage:<br />

„Wie würdet Ihr der Patentante antworten?“<br />

Was Ihr dann am Ende Eurer Konfirmandenzeit auf den Brief antworten werdet,<br />

darauf bin ich gespannt; aber heute möchte ich Euch schon zu Beginn Eurer<br />

Konfirmandenzeit sagen: Ich stimme der Patin von Lena zu und hoffe ebenfalls,<br />

dass Ihr im Konfirmandenunterricht etwas lernt, was Ihr für Euer ganzes<br />

Leben brauchen könnt.<br />

Das ist für mich auch eine Brücke <strong>zum</strong> heutigen Predigttext, dem Schlussteil<br />

des <strong>Vaterunser</strong>s. Seit ich selbst das <strong>Vaterunser</strong> in frühen Kindertagen gelernt<br />

habe, ist so gut wie kein Tag in meinem Leben vergangen, an dem ich nicht<br />

das <strong>Vaterunser</strong> mindestens einmal am Tag gebetet habe. Ich kann mir vorstellen,<br />

dass nicht wenige von Euch schon das <strong>Vaterunser</strong> auswendig gelernt haben.<br />

Im Konfirmandenunterricht werdet Ihr es jedenfalls alle lernen und auch<br />

Ihr dürft und könnt das <strong>Vaterunser</strong> – das ist ein großes Angebot – alle Tage<br />

Eures Lebens beten.<br />

Die schönsten Konfirmandenstunden sind für mich die, wo Konfirmandinnen<br />

und Konfirmanden Fragen stellen <strong>zum</strong> Glauben, auch wenn sie noch so kritisch<br />

und zweifelnd sind. Denn das bringt einen ja gerade weiter, um über den Glauben<br />

etwas ‚Lebenslanges’ zu lernen. So etwas, was wir ein Leben lang gebrauchen<br />

können, steckt für mich auch in diesen Gebetszeilen: „ ... denn Dein ist<br />

das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.<br />

Was meine ich damit? Kurz und schlicht gesagt: damit meine ich zunächst das<br />

Lob, das sich in ihnen ausdrückt. Es ist ein Lob Gottes, das am Ende des <strong>Vaterunser</strong>s<br />

steht. Und wenn Gott gelobt wird von uns Menschen in einer Gebetszeile<br />

dann ist das – dieses Fremdwort habt Ihr bestimmt noch nie gehört – eine<br />

Doxologie.<br />

Ich möchte noch einen Moment, bevor ich auf das Gotteslob zu sprechen<br />

komme, beim Leben im Allgemeinen verweilen. Hand aufs Herz: Ihr freut<br />

Euch doch auch, wenn Ihr gelobt werdet. Wann haben Sie, liebe Eltern und<br />

Großeltern, <strong>zum</strong> letzten Mal Ihr Kind gelobt?<br />

Ein aufrichtiges Lob ist etwas sehr Kostbares, das weiß und spürt schon jedes<br />

Kind. Jemand hat einmal gesagt: „Ein Tag ohne Lächeln sei einverlorener<br />

Tag.“ Aber ich finde: auch ein Tag ohne Lob und sei es ein noch so ein klitzekleines<br />

Lob, ist auch ein verlorener Tag. Was aber steckt hinter dem Lob Gottes<br />

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am Ende des <strong>Vaterunser</strong>s. Die Sprache klingt ja auch schon ein bisschen nach<br />

‚Fremdwörtern’, obwohl die Worte alle deutsch sind: „Denn dein ist das Reich<br />

und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.<br />

Mit dem ‚Reich’ ist die Königsherrschaft Gottes gemeint: Du, Gott, regierst<br />

alles mit Liebe. Bei uns Menschen ist das oft nicht so, da gibt es Haß, Streit,<br />

Neid und Ungerechtigkeit. Doch dein Reich ist die vollkommene Liebe. Und<br />

wenn ich bete und lobe „denn Dein ist das Reich,“ dann drückt sich darin der<br />

Glauben aus: Wann und wo es unter uns Menschen Liebe gibt, hat dies ihren<br />

Ursprung in Gott.<br />

Genauso ist es mit der Kraft. Wir Menschen brüsten uns ja oft mit Kraft. Gerade<br />

in Eurem Alter, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wollen doch<br />

viele die oder der Stärkste sein. Aber was macht eigentlich stark? Zum einen<br />

das Brot, die Nahrung. Im <strong>Vaterunser</strong> beten wir an einer Stelle: Unser tägliches<br />

Brot gib uns heute. Bewegung und Sport machen stark, die frische Luft <strong>zum</strong><br />

Atmen. Was einen Menschen auch sehr stark machen kann, ist Hoffnung.<br />

In und über all dem, drückt sich in dem Gotteslob „denn dein ist die Kraft“ aus<br />

dass es nie selbstverständlich ist, sich stark fühlen zu können, ein behütetes,<br />

aktives Leben führen zu dürfen oder sich in Leid und Traurigkeit getröstet fühlen<br />

zu dürfen. All dies ist eine Gnade, wir verdanken es Gott wie die Luft <strong>zum</strong><br />

Atmen, die ganze Schöpfung, in der wir leben und deren <strong>Teil</strong> wir sind.<br />

Und was ist mit „denn dein ist die Herrlichkeit“ gemeint? Manchmal sagen wir<br />

„heute ist ein herrlicher Tag“. Es ist „herrlich“ Erfolg zu haben, geliebt und<br />

gelobt zu werden. Die Herrlichkeit Gottes bedeutet: Gott wohnt in einem Lichte,<br />

dem keiner nahen kann und doch hat sich Gott uns genaht in seinem Sohn<br />

Jesus Christus. Er ist das Licht der Welt. Wiederum hat Jesus zu uns gesagt:<br />

„Ihr seid das Licht der Welt.“ Ihr merkt, wo wir Gott loben, geht es immer um<br />

eine Wechselbeziehung zwischen Gott und uns Menschen.<br />

Ich fand es eben schon sehr beeindruckend, wie Ihr Konfirmanden Eure Kerzen<br />

hier im Gottesdienst entzündet habt und wie die 68 Kerzen uns jetzt hier<br />

vorne leuchten. Eure brennenden Kerzen sind ein schlichtes, aber wunderbares<br />

Symbol für und ein Fingerzeig auf die Herrlichkeit Gottes.<br />

Über den Schluss des <strong>Vaterunser</strong>s hat Walter Lüthi gesagt: „Nirgends sonst<br />

wie beim Loben können wir unseres Gottes innewerden, aber wenn wir uns<br />

darin üben und so beten, dann ist es möglich. Denn dein ist das Reich und die<br />

Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“<br />

Und am Ende des Gebetes steht ein Amen. Wisst Ihr, was Amen bedeutet? Ihr<br />

dürft es sagen.... Amen, das heißt: Ja, gewiss! Ja, so soll es geschehen!<br />

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Ich wünsche Euch Konfirmandinnen und Konfirmanden eine frohe und gelingende<br />

Konfirmandenzeit und Ihnen, liebe Gemeinde, eine gesegnete neue Woche.<br />

Amen. Und der Friede Gottes ...<br />

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