Erläuterung der Ḥadīṯwissenschaft - Durus.de

Wird noch sprachlich korrigiert
Erläuterung der Ḥadīṯwissenschaft
Erläuterung des Gedichtes „Al-ʾAlfiyyah“
von ʾImām As-Suyūṭī (gest. 911 n. H.)
aus den Unterrichten
von ʽAbdul-Muḥsin Al-ʽAbbād mit zusätzlichen nützlichen
Informationen aus der Erläuterung zu „Al-Bāʽiṯ Al-Ḥaṯīṯ“ von
ʾAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī

1 Inhaltsverzeichnis
1 Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................................... 2
2 Einleitung ...................................................................................................................................... 5
3 Die Geschichte der Ḥadīṯwissenschaft in groben Zügen ....................................................... 6
4 Seit wann man auf die Überlieferer achtet .............................................................................. 6
5 Die Definitionen von Isnād, Matn und Ḥadīṯ: .......................................................................... 8
6 Die dreiteilige Einteilung der Ḥadīṯe ........................................................................................ 9
7 Definition eines ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes .................................................................................................. 9
7.1 Wodurch ist ein ʾIsnād muttaṣil?...................................................................................... 10
7.1.1 Muʽallaq-Ḥadīṯ: ........................................................................................................... 10
7.1.2 Muʽḍal-Ḥadīṯ:............................................................................................................... 11
7.1.3 Munqaṭiʽ-Ḥadīṯ: ........................................................................................................... 11
7.1.4 Mursal-Ḥadīṯ: .............................................................................................................. 11
7.1.5 Tadlīs ............................................................................................................................ 11
7.1.5.1 ʾIsnād-Tadlīs: ....................................................................................................... 11
7.1.5.2 Taswiyah-Tadlīs (Tağwīd-Tadlīs) ..................................................................... 13
7.1.5.3 Šuyūḫ-Tadlīs ........................................................................................................ 14
7.1.5.4 ʽAṭf-Tadlis ............................................................................................................ 14
7.1.5.5 Sukūt-Tadlīs (Qaṭʽ).............................................................................................. 14
7.1.5.6 Buldān-Tadlīs (ʾAmākin).................................................................................... 15
7.2 Wodurch verlierft eine Person ihre ʽAdālah? ................................................................ 15
7.2.1 Kufr ............................................................................................................................... 15
7.2.2 Lügen/Vorwurf zu lügen ........................................................................................... 16
7.2.3 Fisq ................................................................................................................................ 16
7.2.4 Bidʽah ............................................................................................................................ 16
7.2.5 Sittenwidrigkeiten...................................................................................................... 18
7.2.6 Ğahālah ........................................................................................................................ 18
7.3 Wodurch ist eine Person ḍābiṭ (genau)?......................................................................... 19
7.3.1 Sūʾ Al-Ḥifẓ (Etwas schlecht auswendig kennen) und ʼIḫtilāṭ. .............................. 19
7.3.1.1 Zwei Arten von Ḍabṭ: auswendig und schriftlich .......................................... 22
7.3.2 Ġaflah............................................................................................................................ 23
7.4 Šāḏḏ ...................................................................................................................................... 23
7.4.1 Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten ...................... 29
7.5 ʾIllah ...................................................................................................................................... 37
7.5.1 Beispiel: ........................................................................................................................ 37
8 Ist das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ gewiss? Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesichertes Wissen? .... 38
8.1 Wie viele Leute müssen einen Ḥadīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann? . 39
9 Die authentischsten Überlieferungsketten ........................................................................... 39
9.1 Der authentischste Isnād bis ʾAbū Bakr: ......................................................................... 41
9.2 Der authentischste Isnād bis ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb:....................................................... 41
9.3 Der authentischste Isnād bis ʾAlī Ibn Abī Ṭālib: ............................................................. 42
9.4 Die authentischsten Isnāds bis ʾAbū Hurairah: .............................................................. 42
10 Die authentischsten Überlieferungen auf einen Ort bezogen: ........................................... 42
10.1 Der authentischste Isnād der Mekkaner: ........................................................................ 42
10.2 Der authentischste Isnād der Medinenser:..................................................................... 42
10.3 Der authentischste Isnād der Jemeniten: ....................................................................... 42
11 Die ersten Ḥadīṯ-Sammlungen ................................................................................................ 43
11.1 Die ersten Ṣaḥīḥ-Sammlungen und welche die authentischste ist ............................ 43
11.2 Woher weiß man, dass ein Ḥadīṯ Ṣaḥīḥ ist? ................................................................... 46

11.3 Al-Mustaḫraǧ ...................................................................................................................... 47
11.4 Wann darf man aus einem Werk zitieren? ..................................................................... 48
12 Definition eines ḥasan-Ḥadīṯes ................................................................................................ 48
12.1 Die vier Sunan-Werke ........................................................................................................ 49
12.2 Einwände gegen die Definition des ḥasan-Ḥadīṯes ....................................................... 50
12.2.1 Erster Einwand ............................................................................................................ 50
12.2.2 Zweiter Einwand ......................................................................................................... 50
12.2.3 Dritter Einwand .......................................................................................................... 51
12.2.4 Weitere Vorgehensweise von ʼAbū Dāwūd und An-Nasāʾī ................................... 51
12.2.5 Die Musnads ................................................................................................................ 51
12.3 Die Einstufungen von At-Tirmiḏī ..................................................................................... 52
12.3.1 Erste Erläuterung........................................................................................................ 52
12.3.2 Zweite Erläuterung ..................................................................................................... 52
12.3.3 Dritte, vierte und fünfte Erläuterung ...................................................................... 52
12.3.4 Die Ansicht von As-Suyūṭī ......................................................................................... 52
12.3.5 Übersicht der Ausdrücke von At-Tirmiḏī ............................................................... 53
12.4 Ein Urteil über einen ʾIsnād ist nicht mit einem Urteil über den Matn
gleichzusetzen ................................................................................................................................ 53
12.5 Weitere Ausdrücke für authentische Ḥadīṯe .................................................................. 53
13 Ḍaʽīf .............................................................................................................................................. 54
13.1 Einige schwache ʾIsnāds über einige Ṣaḥābah ............................................................... 54
14 Musnad ........................................................................................................................................ 55
15 Marfūʽ, mauqūf, maqṭūʽ ............................................................................................................ 55
15.1 Ausdrücke die darauf hinweisen, dass ein Ḥadīṯ marfūʽ ist ......................................... 55
16 Mauṣūl, Munqaṭiʽ und Muʽḍal .................................................................................................. 57
17 Mursal .......................................................................................................................................... 57
17.1 Beweiskraft eines mursal-Ḥadīṯes ................................................................................... 58
18 Muʽallaq ....................................................................................................................................... 60
19 ʽAnʽanah und ʾAnʾanah .............................................................................................................. 61
20 Tadlīs ........................................................................................................................................... 61
20.1 Mursal ḫafī ........................................................................................................................... 62
21 Mursal Ḫafī und wenn ein anderer ʾIsnād zwischen zwei Überlieferern einen
zusätzlichen Überlieferer erwähnt.................................................................................................. 63
22 Ṣāḏḏ und maḥfūẓ ....................................................................................................................... 64
23 Munkar und maʽrūf ................................................................................................................... 64
24 Matrūk ......................................................................................................................................... 64
25 Fard .............................................................................................................................................. 65
26 ʾĀḥād ............................................................................................................................................ 65
26.1 Ġarīb ..................................................................................................................................... 65
26.2 ʽAzīz ...................................................................................................................................... 66
26.3 Mašhūr ................................................................................................................................. 66
26.4 Mustafīḍ ............................................................................................................................... 66
26.5 Zusätzliches zu den vier Arten ......................................................................................... 66
27 Mutawātir ................................................................................................................................... 66
27.1 Beispiele für mutawātir-Ḥadīṯe ........................................................................................ 67
27.1.1 Erster Ḥadīṯ ................................................................................................................. 67
27.1.2 Zweiter Ḥadīṯ .............................................................................................................. 67
27.1.3 Dritter Ḥadīṯ ................................................................................................................ 67
27.1.1 Vierter Ḥadīṯ ............................................................................................................... 67
27.1.1.1 Weiteres über den ʽazīz-Ḥadīṯ .......................................................................... 67
28 ʾIʽtibār, Mutābaʽah und Šāhid ................................................................................................... 67

28.1 Mutābaʽah ............................................................................................................................ 68
28.2 Šāhid ..................................................................................................................................... 68
28.3 ʾIʽtibār ................................................................................................................................... 68
29 Hinzufügungen einer ṯiqah-Person ........................................................................................ 68
30 ʽIllah ............................................................................................................................................. 70
31 Muḍṭarib...................................................................................................................................... 71
32 Maqlūb ......................................................................................................................................... 72
33 Mudraǧ ........................................................................................................................................ 72
34 Mauḍūʽ ......................................................................................................................................... 73
35 Schlusswort ................................................................................................................................ 75
35.1 Darf man ḍaʽīf-Ḥadīṯe verwenden? .................................................................................. 75
35.1.1 Darf man einen Ḥadīṯ als ḍaʽīf bezeichnen, wenn im ʾIsnād eine Schwachstelle
ist? 75
36 Wessen Überlieferungen werden akzeptiert und wessen nicht? ....................................... 76
37 Weiteres: ..................................................................................................................................... 81
38 Ibn Ḥibbān und Ibn Ḫuzaymah ................................................................................................ 82

2 Einleitung
Name:
ʽIlm Al-Muṣṭalaḥ, ʽUlūm Al-Ḥādīṯ, ʽIlm Al-Ḥadīṯ Dirāyah oder ʽIlm Dirāyah Al-Ḥadīth.
Definition:
Diejenige Wissenschaft, die sich mit den Regeln beschäftigt, durch
die man die Zustände des Sanad (Überlieferungskette) und des Matn
(überlieferten Textes) analysiert, mit dem Ziel zu wissen, was davon
angenommen bzw. verworfen wird.
Thematik:
Der Sanad und der Matn.
Nutzen:
Man weiß, welche Überlieferungen authentisch sind und welche nicht.
Verhältnis zu anderen Wissenschaft:
Islamische Wissenschaft, die den Ḥadīṯen des Gesandten Aḷḷāhs
dient.
Woher stammen die Fachbegriffe dieser Wissenschaft?
Von den Aussagen der Ḥadīṯ-Gelehrten.
Urteil darüber diese Wissenschaft zu erlernen:
Kollektivpflicht (Farḍ Kifāyah).
Wovon handelt sie konkret?
Von über 65 verschiedenen Themen
Vorzüglichkeit dieser Wissenschaft:
حدث َنا مسدد حدث َنا يحيى عن شعبة َ حدث َن ِي عمر بن سل َيمان َ من ول َد عمر بن ِ ال ْخط َّا ِب عن عبد الرحمن ِ بن ِ أ َبان َ عن أ َب ِيه عن زيد بن ِ ث َاب ِت ق َا َل
سمعت رسول َ الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّم يق ُول ُ نضر الل َّه امرأ ً سمع منا حديث ًا ف َحفظ َه حتى يبل ِّغه ف َرب حامل ِ فق ْه إ ِل َى من هو أ َف ْق َه منه ورب
حامل ِ فق ْه ل َيس ب ِف َقيه
Zayd Ibn Ṯābit sagte: „Ich habe den Gesandten Aḷḷāhs folgendes sagen hören: „Möge
Allah denjenigen glänzen lassen, der meine Worte auswendig lernt und sie weiter gibt! So
mancher Träger von Wissen trägt dieses Wissen zu einem, der mehr damit anzufangen
weiß! Und so mancher Träger von Wissen ist selbst gar kein Wissender!“ 1
Der erste, der ein Buch in dieser Wissenschaft geschrieben hat:
ʾAbū Muḥammad Al-Ḥasan Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn ḪAḷḷāh Ar-Rāmahurmuzī (gest. 360). Er
war der erste, der ein Buch geschrieben hat, das extra für diese Wissenschaft geschrieben
wurde. Sein Buch lautet: „Al-Muḥaddiṯ Al-Fāṣil Bayna Ar-Rāwī wa Al-Wāʽī“.
1
Ṣaḥīḥ (Albānī). ʾAbū Dāwūd 3175, Tirmiḏī 2580, Ibn Māğah 226.

3 Die Geschichte der Ḥad
adīṯwissenschaft in groben Zügen
Zu Beginn war die Bewahrung der Ḥadīṯe des Gesandten Aḷḷāhs seitens der Ṣaḥābah in
individueller Form. Jeder lernte für sich selbst auswendig und schrieb auf. Beweise dafür,
dass auch damals schon Ḥadīṯe aufgeschrieben wurden:
• ʾAbū Ğuḥayfah fragte ʽAlī Folgendes: „Hat der Prophet euch (gemeint sind die
Familienangehörigen des Propheten ) mit irgendetwas beauftragt?“ Oder: „Hat er
euch etwas (Spezielles) anvertraut?“ Da sagte er: „Nein. Ich schwöre bei Dem, Der
das Samenkorn spaltet und alles Lebendige erschuf! Es sei denn man erhält in Bezug
auf den Qurʼān von Aḷḷāh, dem Erhabenen, besonderes Verständnis 2 und, was sich in
diesen Schriftblättern befindet.“ Ich sagte: „Was befindet sich in diesen
Schriftblättern?“ Er sagte: „(Die Regelungen) über Blutgeld, (dass man) Gefangene
freilassen (soll) und, dass ein Muslim nicht wegen (des Mordes) an einem Kāfir
hingerichtet wird.“ 3
• Als der Gesandte Aḷḷāhs Makkah befreite und verkündete, dass in der heiligen
Zone von Makkah bestimmte Dinge verboten sind, stand ein Jemenit namens ʾAbū
Šāh auf und sagte: „Schreibt es für mich auf!“ Daraufhin sagte der Gesandte Aḷḷāhs :
„Schreibt es 4 für ʾAbū Šāh auf!“ 5
• Der Ḥadīth von ʽAmr Ibn Ḥazm , in dem erwähnt ist, dass der Prophet
Schriftblätter zu den Leuten im Jemen sandte und darin unter Anderem stand, dass
den Muṣḥaf niemand berühren dürfe, außer jemandem, der rein ist. 6
• Der Brief von ʾAbū Bakr an ʾAnas Ibn Mālik 7 , in dem er die Regelungen für
Zakāh niederschrieb, die der Gesandte Aḷḷāhs den Muslimen durch den Befehl
Aḷḷāhs zur Pflicht gemacht hat. 8
4 Seit wann man auf die Überlieferer achtet
حدث َنا أ َبو جعف َر ٍ محمد بن الصباح ِ حدث َنا إ ِسمعيل ُ بن زك َر ِياءَ‏ عن عاصم ٍ ال ْأ َحول ِ عن ابن ِ سير ِين ق َال َ ل َم يك ُونوا يسأ َل ُون َ عن ال ْإ ِسنا د ف َل َما
وق َعت ال ْفتنة ُ ق َال ُوا سموا ل َنا ر ِجال َك ُم ف َينظ َر إ ِل َى أ َهل ِ السنة ف َيؤخذ ُ حديث ُهم وين َظر إ ِل َى أ َهل ِ ال ْب ِدع ِ ف َل َا يؤخذ ُ حديث ُه م
Muḥammad Ibn Sīrīn 9 sagte: „Sie fragten nie nach dem ʾIsnād. Als allerdings das Unheil 10
aufgetaucht ist, sagten sie: ‚Nennt uns eure Überlieferer!’ Dann schaute man wer zur ʾAhl
2
Gemeint ist, dass es durchaus sein kann, dass Aḷḷāh ihm, wie auch jedem anderen, gutes Verständnis in Bezug
auf bestimmte Verse geben kann, das Er nicht gleichzeitig anderen zuteil werden lässt.
3 Ṣaḥīḥ. Buḫārī 1/191 Nr. 108 u. a., ʾAbū Dāwūd 5/410 Nr. 1739, An-Nasāʾī 14/373, Ibn Māğah 8/107 Nr. 2648,
ʾAḥmad 2/338 Nr. 832, Muṣannaf Ibn ʾAbī Šaybah 6/363, Al-Bayhaqī in Al-Kubrā 5/196 u. a.
4
Die vom Gesandten Aḷḷāhs gehaltene Rede.
5 Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 14/485 Nr. 6944, Buḫārī 8/293 Nr. 2254, 21/175 Nr. 6372, Muslim 7/85 Nr. 2414, 2415, Tirmiḏī
9/274 Nr. 2591, ʾAbū Dāwūd 5/388 Nr. 1725, 10/58 Nr 3163, 12/91 Nr. 3906, Muṣannaf Ibn ʾAbī Šaybah 8/538, Al-
Bayhaqī in Al-Kubrā 8/52, An-Nasāʾī in Al-Kubrā 3/435, Ad-Dāraquṭnī 7/442 Nr. 3196, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān 15/431
Nr. 3785 u. a.
6 Ṣaḥīḥ (Al-Albānī in ʾIrwāʾ Al-Ġalīl ). Al- Bayhaqī in Al-Kubrā 1/309, ʾAḫbār Makkah von Al-Fākihī
7/478 Nr. 2855, Al-Muʽğam Al-Kabīr von Aṭ-Ṭabarānī 10/452 Nr. 13039, Ad-Dāraquṭnī 1/495 Nr. 447, Muwaṭṭaʾ
Mālik 2/111 Nr. 419 u. a.
7
Gest. 92 oder 93. Ein Ṣaḥābī der ʾAnṣār. Sein Beiname ist ʾAbū Ḥamzah. Er war Diener des Gesandten Aḷḷāhs
. Ihm haben Qatādah und Muḥammad Ibn Muslim Az-Zuhrī den Qur'ān vorgelesen. Er starb im Jahr 91 n. H.
(Ġāyah An-Nihāyah)
8 Ṣaḥīḥ. Buḫārī 5/290 Nr. 1361, 1362, ʾAbū Dāwūd 4/368 Nr. 1339, Nasāʾī 8/167 Nr. 2404, 2412, Ibn Māğah 5/370
Nr. 1788 u. v. m.
إرواء الغليل

As-Sunnah gehörte und akzeptierte ihr Ḥadīṯe. Und man schaute wer zu den Erneuerern
(ʾAhl Al-Bidaʽ) gehörte und akzeptierte ihre Ḥadīṯe nicht.“ 11
Ende des ersten Jahrhunderts erging erstmals der Befehl von staatlicher Seite, die einzeln
verstreuten Ḥadīṯe zu sammeln. Dieser Aufruf erging von ʽUmar Ibn ʽAbd Al-ʽAzīz (gest.
101), der dies von den verschiedenen Statthaltern forderte. Und so war es Ibn Šihāb Az-
Zuhrī, der als erster Ḥadīṯe in einem eigenen Buch sammelte.
Im 2. Jahrhundert wurden einige Masānīd zusammengestellt und es erschien auch der
Muwaṭṭāʼ von ʾImām Mālik (gest. 179).
Das 3. Jahrhundert gilt als das goldene Jahrhundert der Ḥadīṯwissenschaften, in denen quasi
alle Ḥadīṯsammlungen entstanden. D. h., dass die vereinzelt vorliegenden Überlieferungen
von edlen Ḥadīṯsammlern gesammelt und in Bücher niedergeschrieben wurden, so dass sie
nun in Büchern zusammengefasst zur Verfügung standen. In dieser Zeit entstanden also die
Sunan, wie Sunan ʼAbī Dāwūd, Sunan An-Nasāʾī usw. und die Ṣiḥāḥ, wie Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und
Ṣaḥīḥ Muslim.
Hiernach, im 4. Jahrhundert, begann man Schriften über die Ḥadīṯwissenschaft
anzufertigen. Der erste, wie bereits erwähnt, war Ar-Rāmahurmuzī, der im selben Jahr wie
Aṭ-Ṭabarānī starb (360).
Hiernach kam Al-Ḥākim (gest. 405), der Autor von Al-Mustadrak und schrieb ein Buch
namens „Maʽrifatu ʽUlūm Al-Ḥadīṯ.
Hiernach erschien ʾAbū Nuʽaym, Autor zahlreicher Werke, u.a. Ṣifatul-Ğannah, Al-Ḥilyah,
Maʽrifatuṣ-Ṣahābah. Auch er schrieb ein Buch zu dieser Wissenschaft.
Hiernach kam Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī (gest. 463. Auch Ibn ʽAbdil-Barr starb in diesem Jahr) und
schrieb viele Werke; zu den bedeutsamsten gehört„Tārīḫ Baġdād“. Alle, die nach Al-Baġdādī
erschienen, stützten sich auf seine Werke, wie Al-Qāḍī ʽIyāḍ.
Danach kam ʾAbū ʽAmr ʽUṯmān Ibn ʽAbd Ar-Raḥmān Ibn Ṣalāḥ (gest. 643) und schrieb sein
Buch „ʽUlūm Al-Ḥadīṯ“, besser bekannt als „Muqaddimatu Ibn Ṣalāḥ“. Er stützte sich dabei
auf das Werk von Al-Baġdādī und behandelte darin 65 verschiedene Teilgebiete der
Ḥadīṯwissenschaft, indem er sie aus den verschiedenen Werken der Gelehrten
zusammentrug.
Die Gelehrten nach Ibn Ṣalāh stützen sich wiederum alle auf ihn. Nawawī kürzte dieses
Werk und nannte es „Al-ʾIršād“. Daraufhin kürzte er „Al-ʾIršād“ und nannte es „At-Taqrīb“,
welches von ʾImām As-Suyūṭī erläutert wurde. Die Erläuterung heißt „Tadrīb Ar-Rāwī“.
Auch Ibn Kaṯīr hat das Buch von Ibn Ṣālāḥ gekürzt und seine Zusammenfassung „Iḫtiṣār
ʽUlūm Al-Ḥadīṯ“ genannt, welches von Aḥmad Šākir in „Al-Bāʽiṯ Al-Ḥaṯīṯ“ erläutert wurde.
Al-Ḥāfiẓ Al-ʽIrāqī hat aus dem Werk von Ibn Ṣalāḥ ein Gedicht von ca. 2000 Versen gemacht.
Hiernach hat Ibn Ḥağar Al-ʽAsqalānī (gest. 852.) sein Werk „Nuẓhatun Naẓar“ geschrieben,
welches wiederum eine Verkürzung des Werkes von Ibn Ṣalāḥ ist.
Im 10. Jahrhundert hat As-Suyūṭī (gest. 911) daraus ebenfalls sein Gedicht „Al-ʾAlfiyyah“
geschrieben, das auch aus ca. 2000 Versen besteht und von mehreren erläutert wurde. Er
selbst hat sie nur teilweise erklärt. 12
9
Gest. 110. Ibn Ḥaǧar sagte über ihn in At-Taqrīb: „Vollkommen vertrauenswürdig, von hohem Status. Er war
der Ansicht, dass man Ḥadīṯe nicht gemäß ihrer Bedeutung überliefern darf.“ D.h., dass man Ḥadīṯe immer
wortwörtlich wiedergeben muss. Der Gefährte ʾAnas Ibn Mālik äußerte den Wunsch, nach seinem Tod von Ibn
Sīrīn gewaschen zu werden. Aḷḷāhs Barmherzigkeit auf ihnen!
10
Das Unheil ist die Erscheinung folgender zwei Gruppierungen: Šīʽah und Ḫawāriğ. Diese beiden Sekten
bilden bezüglich folgender Eigenschaft ein Gegenstück: das Lügen. Das Lügen ist bei der Rāfiḍah (die extremen
Schiiten) Teil der Religion. Die Ḫawāriğ hingegen glauben, dass das Lügen in Bezug auf Ḥadīṯe zum Abfall vom
ʾIslām führt.
11
Ṣaḥīḥ Muslim 1/34.
12
Rāmahurmuzī Al-Ḥākim ʼAbū Nuʽaym Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī Ibn Ṣalāḥ Nawawī Ibn Ḥaǧar
Suyūṭī

5 Die Definitionen von Isnād
ād, , Matn und Ḥad
adīṯ:
والسند :
وال ْمت ْن
ا ْلإِخ ْبار عن ط َر ِيق
ما ان ْت َهى ال َيه السن َد
ب ِما أضيف َ لِلن َّب ِي ق َولا ً أو
:
وقيلَ‏ :
لا يخ ْت َص ب ِالمرف ُو ِع
ف َهو عل َى هذ َا مرادف ُ ال ْخ َبر
مت ْ ٍن ك َا ْلاسناد ل َدى ف َر ِي ق
من ال ْك َلام ِ ، والحديث َ ق َيدوا
فعلا ً وت َق ْر ِيرا ً ون َحوها حك َوا
بلْ‏ جاء لِلموق ُوف والمق ْط ُو ِع
وش َهروا ش ُمولَ‏ هذ َين ِ الأَث َر
-8
-9
-10
-11
-12
Sanad bzw. Isnād
ist die Überlieferungskette, die uns den zu überlieferten Text übermittelt.
Matn ist derjenige Text, der durch einen Sanad überliefert wird.
Als Ḥad
adīṯ wird alles bezeichnet, was dem Propheten an Worten, Taten, Billigungen,
körperlichen und charakterlichen Eigenschaften zugeschrieben wird.
Als Ḥadīṯe werden allerdings auch die Aussagen anderer Menschen bezeichnet. Deshalb
differenziert man näher und sagt:
Handelt es sich um die Aussagen des Gesandten Aḷḷāhs , bezeichnet man dies als Ḥadīṯ
marfūʽ.
Als Ḥadīṯ mauqūf bezeichnet man die Aussagen eines Ṣaḥābī.
Die Aussagen jeder anderen Person hiernach werden Ḥadīṯ maqṭūʽ bezeichnet,
beispielsweise die Aussagen der Tābiʽīn.
Ein Ḥadīṯ wird auch als Ḫabar (Nachricht) bezeichnet, sofern man mit Ḥadīṯ nicht nur die
Marfūʽ-Form meint.
Unter ʾAṯar
versteht man normalerweise die beiden Kategorien Mauqūf
und Maqṭū
ṭūʽ.

6 Die dreiteilige Einteilung der Ḥad
adīṯe
والأَك ْث َرون ق َسموا هذي السن َن
إِل َى صحيح ٍ وضعيف وحسن
-13
Die meisten Ḥadīṯ-Gelehrten teilen die Ḥadīṯe in drei Kategorien ein: ṣaḥīḥ, ḥasan und ḍāʽīf.
Die frühen Gelehrten, vor ʾImām Tirmiḏī 13 , teilten die Ḥadīṯe in ṣaḥīḥ und ḍaʽīf ein.
Ibn Taymiyyah sagte, dass diese frühen Gelehrten die ḍaʽīf-Ḥadīṯe in zwei Teile einteilten:
1. Sehr schwach (Ḍaʽf šadīd 14 , wenn es um ʽAdālah des Überliefers geht 15 oder wenn er
Mağhūl Al-ʽAyn 16 ist)
2. Etwas schwach (Ḍaʽf ḫafīf)
Tirmiḏī hat die Kategorie „etwas schwach“ als ḥasan bezeichnet.
Der erste Ḥadīṯ-Gelehrte, der für die dreiteilige Einteilung der Ḥadīṯe bekannt geworden ist,
war ʾImām At-Tirmiḏī (gest. 279). Die Gelehrten vorher verwendeten sie zwar auch, schoben
die ḥasan-Kategorie jedoch in die ṣaḥīḥ-Kategorie, da beide Kategorien als Beweise tauglich
und somit verbindlich sind. Ob man sie getrennt betrachtet oder nicht hat für die Praxis
keine Relevanz, denn auch unter den ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen gibt es Ḥadīṯe unterschiedlicher
Authentizität.
7 Definition eines ṣaḥīḥ-Ḥad
adīṯes
حد الصحي ِح :
مسن َد ب ِوصله
ول َم يك ُن ش َذا ولا معل َّلا
ب ِن َق ْلِ‏ عدلٍ‏ ضاب ِط عن مث ْل ه
-14
-15
Ein ṣaḥīḥ-Ḥadīṯh ist ein Ḥadīṯ, der über einen geschlossenen Isnād
von ausschließlich
rechtschaffenen (ʽAdl
ʽAdl) und genauen (ḍābiṭ) Menschen überliefert wird und zugleich weder
abweicht (Šāḏḏ
ḏḏ), noch einen Fehler (ʽIlla
ʽIllah) aufweist.
Auflistung der fünf Bedingungen:
1. Geschlossener Isnād: Die Überlieferungskette ist lückenlos, d.h., dass jeder
Überlieferer dieser Kette den Ḥadīṯ von derjenigen Person vor ihm im Isnād
erfahren hat. Dies ist die Ansicht von Buḫārī. Er ist der Meinung, dass bewiesen sein
muss, dass die beiden Überlieferer sich mindestens einmal getroffen haben muss.
Muslim hingegen stellt als Bedingung, dass die beiden Überlieferer jeweils
Zeitgenossen waren und die Möglichkeit bestand, sich begegnet zu sein.
2. ʽAdl: Hierbei handelt es sich um eine Charaktereigenschaft, die einen dazu bringt
gottesfürchtig zu sein, so dass man keine große Sünde begeht und auf keiner kleinen
Sünde beharrt. Des Weiteren entfernt sich solch eine Person von Sittenwidrigkeiten.
Jede Person des Isnāds verkörpert diese Eigenschaften.
3. Ḍabṭ: Die Genauigkeit zeigt sich vollkommen in zweierlei Hinsicht:
13
Sein Lehrer Buḫārī verwendete den Begriff ḥasan bereits. Auch ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī, Aḥman, Ibn Maʽīn.
14
Wenn ein Ḥadīṯ sehr schwach ist, kann er einen anderen nicht stärken.
15
Beispiel: Lügner.
16
Wir wissen überhaupt nicht wer das ist: ʾAḥmad Ibn Muḥammad. Woher stammt er? Welcher Gelehrte hat
etwas über ihn gesagt? Aus welchem Land kommt er? ʾAbū Ḥātīm Ar-Rāzī und ʾAbū Zurʽah Ar-Rāzī
‏(لا أعرفه)‏ nicht“. verwendeteten den Begriff „Mağhūl“. Auch wenn man sagt: „Den kenne ich

a) durch das auswendig Können der Ḥadīṯe und fähig Sein, den genauen
Wortlaut jederzeit im Gedächtnis parat zu haben, wie bspw. den Qurʾān.
b) durch schriftliches Festhalten der Ḥadīṯe und guter Bewahrung dieser
Schriften.
4. Šāḏḏ: Wenn eine vertrauenswürdige Person einer Person widerspricht, die noch
vertrauenswürdiger als sie selbst ist. Die zurückgewiesene Überlieferung bezeichnet
man als šāḏḏ, die angenommene als maḥfūẓ.
5. ʽIllah: Ein versteckter Fehler (versteckte Schwachstelle), den der Ḥadīṯexperte
aufgrund seiner langen Erfahrung entdeckt. Der Matn oder der Isnād scheinen
allerdings nach außen hin einwandfrei.
Eine Person, die sowohl ʽAdl als auch Ḍābiṭ ist, nennt man Ṯiqah (vertrauenswürdige
Person).
7.1 Wodurch ist ein ʾIsnād muttaṣil?
Folgende Eigenschaften dürfen nicht auftreten:
1. Taʽlīq
2. ʼIʽḍāl 17
3. ʼInqiṭāʽ18
4. ʼIrsāl
5. ʼIrsāl ḫafī
6. Tadlīs
7.1.1 Muʽallaq
ʽallaq-Ḥad
adīṯ:
Ein muʽallaq-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem der erste Überlieferer nach dem Autor ausgelassen
wurde oder mehr als einer unter der Bedingung, dass sie alle hintereinander ausgelassen
wurden.
Taʽlīq am Beispiel eines ʾIsnāds bei Buḫarī 19 :
Buḫārī
Makkī ī Ibn Ibrāhīm Saʽīd Ibn Al-Musayyib
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās
Muḥammad
Dieser ʾIsnād ist geschlossen. Folgende Formen wären alles Taʽlīq-Formen:
Buḫārī Saʽīd Ibn Al-Musayyib
Buḫārī
Buḫārī
Buḫārī
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās Muḥammad
Saʽīd Ibn Abī Hind Ibn ʽAbbās Muḥammad
Ibn ʽAbbās Muḥammad
Muḥammad
Die Muʽallaq-Ḥadīṯe bei Buḫārī sind bis auf wenige, auf der Hand abzählbare, alle
authentisch. Ibn Ḥağar Al-ʽAsqalānī hat die Lücken in seinem Werk „Taġlīq At-Taʽlīq“
geschlossen, indem er dies anhand anderer Ḥadīṯ-Sammlungen nachgewiesen hat.
17
Mindestens zwei Lücken hintereinander.
18
Mindestens eine Lücke im Isnād, allerdings nicht hintereinander.
19
17 Jahre lang hat er an seinem Buch geschrieben, gefeilt, verbessert und korrigiert.

Muslim 20 hat nur ca. 14 Stellen, an denen er Muʽallaq-Ḥadīṯe erwähnt hat.
7.1.2 Muʽḍal
al-Ḥad
adīṯ:
Ein muʽḍal-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem mindestens zwei Überlieferer hintereinander
ausgelassen worden sind.
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Ibn ʽAbbās
7.1.3 Munqaṭiʽ-Ḥad
adīṯ:
Ein munqaṭiʽ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem mindestens ein Überlieferer ausgelassen worden
sind, allerdings nicht hintereinander.
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Saʽīd Ibn ʾAbī Hind Muḥammad
7.1.4 Mursal-Ḥad
adīṯ:
Ein mursal-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem der Tābiʽī sagt: „Der Gesandte Aḷḷāhs
sagte usw.“
Buḫārī Makkī Ibn ʾIbrāhīm Saʽīd Ibn Al-Musayyib Saʽīd Ibn ʾAbī Hind Muḥammad
.
Saʽīd Ibn ʾAbī Hind ist ein Tābiʽī.
Manche Leute definieren den mursal-Ḥadīṯ fälschlicherweise als einen Ḥadīṯ, bei dem der
Ṣaḥābī ausgelassen worden ist. Dies ist deshalb falsch, weil wenn wir wüssten, dass die
Lücke in Wirklichkeit ein Ṣaḥābī ist, wäre der ʾIsnād an dieser Stelle geschlossen. Das
Problem ist allerdings, dass die Tābiʽūn auch untereinander überlieferten.
7.1.5 Tadlīs
Tadlīs bedeutet wortwörtlich „Betrug, Schwindel“. Es geht darum, dass ein Überlieferer
einen Mangel vertuscht.
7.1.5.1 ʾIsnād-Tadl
Tadlīs:
Gemeint ist, dass ein Schüler über seinen Lehrer etwas, das er nicht von ihm gehört hat,
überliefert, obwohl er sehr wohl Ḥadīṯe über seinen Lehrer überliefert.
Dies geschieht anhand eines Ausdruckes durch den man denkt, dass er diesen Ḥadīṯ
tatsächlich von seinem Lehrer gehört hat. Dies geschieht durch die Begriffe „ʽan“ 21 (diese
Art nennt man ʽAnʽnah), „ʾanna“ 22 (diese Art nennt man ʾAnʾanah) und „qāla“ 23 .
Den Tadlīs gibt es meistens in Bezug auf den ʾIsnād, manchmal auch in Bezug auf den Matn.
Manche Überlieferer haben häufig Tadlīs gemacht, manche weniger. Sobald jemand es
einmal gemacht hat, erhält er die Eigenschaft des Mudallis.
Beispiele von Überliefern hierfür:
20
Die Kapitelnamen bei Muslim stammen nicht von Muslim selbst. Die bekannteste stammt von Nawawī.
21
Über, nach, von.
22
Dass. Der Überlieferer sagt z. B..: „A berichtet, dass b gesagt hat. Der Überlieferer sagt also nicht
ausdrücklich, dass er den Matn direkt von seinem Lehrer gehört hat.
23
Sagte. Der Überlieferer sagt z. B.: „Mein Lehrer hat gesagt.“ Er sagt also nicht ausdrücklich, dass er den Matn
direkt von seinem Lehrer gehört hat.

Sulaymān Ibn Mahrān Al-ʾAʽmaš, Muḥammad Ibn ʾIsḥāq, Qatādah Ibn Duʽāmah, Ḥabīb Ibn
ʾAbī Ṯābit, ʾAbū ʾIsḥāq As-Sabīʽī.
Andere haben nur wenig Tadlīs gemacht (Az-Zuhrī). Sollte man also einen Ḥadīṯ haben,
dessen Inhalt dem Ḥadīṯ-Experten suspekt vorkommt und dessen ʾIsnād nur in Bezug auf
die ʽAnʽanah von Az-Zuhrī angegriffen werden kann, wird solch eine ʽIllah als
Schwachpunkt akzeptiert.
Beispiel aus „Al-Mustadrak“ Nr. 4615:
،
حدثناه أبو علي المزكي ، ، : ، ، ،
االله عنهما قال
عن أبي الأزهر
قال
ثنا عبد الرزاق
نظر النبي صلى االله عليه وسلم إلي فقال
يا علي
أنبأ معمر
عن الزهري
عن عبيد االله بن عبد االله
أنت سيد في الدنيا ، سيد في الآخرة ، حبيبك حبيبي
عن ابن عباس رضي
وحبيبي حبيب
،
،
» ، «
،
« » صحيح
» :
،
،
:
االله ،
وعدوك عدوي
وعدوي عدو االله
تفرد الثقة بحديث فهو على أصلهم صحيح
والويل لمن أبغضك بعدي
على شرط الشيخين
وأبو الأزهر بإجماعهم ثقة
وإذا
«
ʾAbū ʽAlī ʾAḥmad ʾAbul-ʾAzhar Ibn Al-ʾAzhar An-Nīsābūrī ʽAbdur-Razzāq Ibn Hammām
Aṣ-Ṣanʽānī Maʽmar Zuhrī ‏(عن)‏ ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽAbbās sagte: „Der
Prophet sagte (zu ʽAlī), schaute [ihn] an und sagte: ‚Oh ʽAlī! Du bist in dieser und in der
nächsten Welt ein Führer! Dein Liebling ist auch mir ein Liebling. Und mein Liebling ist
Aḷḷāh ein Lieblich. Dein Feind ist mir ein Feind. Und mein Feind ist Aḷḷāh ein Feind. Und
wehe dem, der dich nach mir hasst!’“ (Al-Ḥākim) sagte: „(Dieser ʾIsnād ist) gemäß den
Bedingungen der beiden Gelehrten 24 ṣaḥīḥ.“
Aḏ-Ḏahabī bestätigte dieses Urteil nicht, sondern sagte: „Dieser ʾIsnād besteht aus Ṯiqāt,
aber der Ḥadīṯ ist munkar. Ich schließe nicht aus, dass er mauḍūʽ ist.“
Der ʾIsnād von Zuhrī bis zum Ende gilt als einer der authentischsten überhaupt. 25 Die
anderen Überlieferer sind alle Ṯiqāt.
ʽAbdur-Razzāq ist der einzige, der diesen Ḥadīṯ überliefert hat. Es stellt sich die Frage:
„Warum hat er diesen Ḥadīṯ nicht auch anderen Leuten erzählt, wie ʾImām ʾAḥmad, Ibn
Maʽīn und die anderen, die von ihm Ḥadīṯe gehört haben?“
Zur Erläuterung ist folgende Erzählung hilfreich: ʾAbul-ʾAzhar begleitete einmal seinen
Lehrer ʽAbdur-Razzāq auf einer Reise nach Hause. Als ʽAbdur-Razzāq zu Hause ankam, sagte
er zu ʾAbul-ʾAzhar: „Nun muss ich meine Schulden bei dir begleichen. Ich werde dir einen
Ḥadīṯ erzählen, den ich noch niemals jemanden erzählt habe: usw.“ Daraufhin erzählte er
ihm diesen Ḥadīṯ.
Was ist an diesem Ḥadīṯ seltsam? Seltsam ist der Ausdruck: „Dein Liebling ist auch mir ein
Liebling. Und mein Liebling ist Aḷḷāh ein Lieblich. Dein Feind ist mir ein Feind. Und mein
Feind ist Aḷḷāh ein Feind. Und wehe dem, der dich nach (meinem Ableben) mir hasst!“
Wie in Ṣaḥīḥ Muslim berichtet wird, gab es Auseinandersetzungen zwischen ʽAlī Ibn Abī
Ṭālib und anderen edlen Ṣaḥābah, wie Al-ʽAbbās.
Diesen Ḥadīṯ verwarf Ibn Maʽīn, ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī 26 , Ibn ʽAdī 27 , Ibn Al-Ğauzī und Aḏ-
Ḏahabī, wie bereits erwähnt.
In „Tārīḫ Baḫdād“ ist über ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī überliefert, dass er uns berichtet, dass
Maʽmar einen Neffen 28 hatte, der der Rāfiḍī-Sekte angehörte. Maʽmar stellte seine Ḥadīṯ-
Sammlung diesem Neffen zur Verfügung und fügte diesen Ḥadīṯ ein. Und so erzählte
Maʽmar diesen Ḥadīṯ den Leuten und ʽAbdur-Razzāq überlieferte ihn ebenfalls weiter.
Deshalb sagte Aḏ-Ḏahabī, dass dieser ʾIsnād zwischen ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī und ʽAbdur-
Razzāq munqaṭiʽ ist, denn ʾImām Muslim (er ist von der gleichen Überlieferer-Schicht, d.h.
Zeitgenosse) wie ʾAbū Ḥāmid Ibn Aš-Šarqī) überliefert nur indirekt über ʽAbdur-Razzāq.
24
Buḫārī und Muslim.
25
Siehe 4. ʾIsnād im Kapitel „Die authentischsten Überlieferungsketten“.
26
Ein Gefährte von ʾImām Muslim.
27
ʾAbū ʾAḥmad ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAdī Al-Ğurğānī, Autor von „Al-Kāmil“, gest. 365.
28
Er war der Sohn seines Bruders.

Deshalb verwarf er diese Erzählung und sagte, dass Maʽmar sich vielmehr sehr gut über die
Ḥadīṯe von Zuhrī auskannte. Maʽmar gehört, was die Überlieferer über Zuhrī angeht, zur
ersten Klasse! 29
Da nun dieser Anhaltspunkt versagt hat, schauen wir uns eine zweite mögliche ʽIllāh an: Az-
Zuhrī machte bekanntlich Tadlīs äußerst selten. Und somit ist der Ḥadīṯ in dieser Hinsicht
ḍaʽīf. Aber genauer betrachtet gibt es noch eine stärkere ʽIllāh:
ʽAbdur-Razzāq verlor gegen Ende seines Lebens sein Augenlicht. ʾImām ʾAḥmad sagte, dass
man ihm gegen Ende seines Lebens falsche Ḥadīṯe (Bāṭil) erzählte. Ibn ʽAdī sagte: „Er
(ʽAbdur-Razzāq) hat in Bezug auf Vorzüglichkeiten Ḥadīṯe überliefert, die kein anderer
überlieferte außer ihm.“ Die ʽIllāh, die von ʾAḥmad und Ibn ʽAdī erwähnt wurde, hat
Vorrang. Ansonsten würde man die ʽAnʽanah von Zuhrī als ʽIllāh erwähnen.
Kommen wir zu Personen zurück, die Tadlīs machten:
Sufyān Ibn ʽUyaynah machte zwar auch Tadlīs, doch er ist der einzige, dessen Tadlīs
überhaupt keine Rolle spielt, denn er machte den Tadlīs nur in Bezug auf Leute, die so
vertrauenswürdig sind wie er selbst.
Es gibt auch Fälle, in denen die Überlieferung eines Mudallis in manchen Fällen akzeptiert
wird und in manchen nicht. Bsp.: Al-ʾAʽmaš. Wenn er über ʾAbū Ṣāliḥ As-Sammān, ʾAbū Wāʾil
und ʾIbrāhīm An-Naḫaʽī überliefert, gilt seine Überlieferung als geschlossen, wie dies Aḏ-
Ḏahabī in „Al-Mīzān“ sagte.
Die Überlieferungen einer Person, die für ihren Tadlīs bekannt geworden ist, werden nur
akzeptiert, wenn er klar zum Ausdruck bringt, dass er diesen Ḥadīṯ direkt von seinem
Lehrer gehört hat, indem er beispielsweise sagt: „Mir hat gesagt لي ‏,“قال „Mir hat erzählt
‏.“أخبرني „Mir hat mitgeteilt ‏,“حدثني
Das Problem eines Mudallis ist also weder seine ʽAdālah, noch sein Ḍabṭ, sondern seine Art
etwas zu erzählen.
Meistens geschieht dies dadurch, dass ein Schüler beispielsweise ein paar Unterrichte
seines Lehrers zwischendurch mal nicht mitbekommen konnte. Da er die verpassten Ḥadīṯe
nur indirekt über einen anderen Schüler erfahren kann, er aber gleichzeitig einen
möglichst kurzen ʾIsnād haben will, lässt er beim Überliefern diesen Schüler einfach aus.
7.1.5.2 Taswiyah-Ta
Tadl
dlīs
(Tağwīd-Tadl
Tadlīs)
Dies stellt eine Unterkategorie des Tadlīs dar.
In diesem Fall findet der Tadlīs nicht zwischen einem Schüler und seinem Lehrer statt,
sondern indem ein Schüler (hier Al-Walīd) einen Überlieferer (hier ʾIsḥāq) zwischen seinem
Lehrer (hier Al-ʾAuzāʽī) und dem Lehrer seines Lehrers (der Lehrer, der hier gemeint ist, ist
Az-Zuhrī) unter der Bedingung weglässt, dass der Lehrer des Mudallis (der Lehrer ist Al-
ʾAuzāʽī) und der Lehrer dieses Lehrers (Az-Zuhrī) Zeitgenossen waren, denn sonst gäbe es ja
eine Lücke im ʾIsnād.
Beispiel:
Al-Walīd Ibn Muslim sagte: Mir hat erzählt ‏(حدثنا)‏ Al-ʾAuzāʽī ‏(عن)‏ ʾIsḥāq Ibn ʾAbī Farwah
ʽĀʼišah. ‏(عن)‏ ʽUrwah ‏(عن)‏ Az-Zuhrī ‏(عن)‏
Wenn nun der ʾIsnād folgendermaßen aussieht
29
Siehe „Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten“.

Al-Walīd Ibn Muslim –mit hat erzählt ‏(حدثنا)‏ Al-ʾAuzāʽī ‏(عن)‏ Az-Zuhrī ‏(عن)‏ ʽUrwah
ʽĀʼišah, ‏(عن)‏
denkt man, dass Al-ʾAuzāʽī direkt über Az-Zuhrī überliefert. In Wirklichkeit befindet sich ein
Inqiṭāʽ zwischen Al-ʾAuzāʽī und Az-Zuhrī. So ist es auch. ʾIsḥāq ist absichtlich weggelassen
worden ist, weil er als matrūk 30 eingestuft worden ist.
Solche ʾAsanīd werden nur akzeptiert, wenn derjenige, der für diese Art von Tadlīs bekannt
ist, zwischen jedem Überlieferer einen Ausdruck verwendet, durch den klar zum Ausdruck
kommt, dass diese Kette lückenlos ist. Dies gilt nicht, wenn solch eine Person ein
Schriftstück überliefert.
7.1.5.3 Šuyūḫ-Tadl
Tadlīs
Dies bedeutet, dass ein Schüler seinen Lehrer bei einem Namen erwähnt, für den er nicht
bekannt geworden ist und wodurch man meinen könnte, es handele sich um eine andere
Person, weil diese andere Person denselben Namen wie der eigene Lehrer trägt.
Der Schüler will dadurch zeigen, dass er viele verschiedene Lehrer hatte, obwohl es sich um
dieselbe Person handelte.
Beispiel: Baqiyyah Ibn Walīd in folgender Überlieferung in „Al-Muʽğam Al-ʾAusaṭ“ von Aṭ-
Ṭabarānī 31 :
، ،
- 7430 حدثنا ،
،
بأبي قديما يكنى
محمد بن جابان
محمد
ثنا محمد بن مهران الجمال
يحدث عن حذيفة بن اليمان قال
نا بقية بن الوليد
قال رسول االله صلى االله عليه وسلم
عن حصين بن مالك الفزاري قال : سمعت شيخا وكان
اقرءوا القرآن بلحون العرب وأصواا ،
،
» :
:
،
،
،
وإياكم ولحون أهل الكتابين
مفتونة قلوم
وأهل الفسق
وقلوب من يعجبهم شأم
فإنه سيجيء بعدي قوم يرجعون بالقرآن ترجيع الغناء والرهبانية والنوح
لا يروى هذا الحديث عن حذيفة إلا ذا الإسناد
بقية تفرد به
لا يجاوز حناجرهم
«
:
،
» «
،
Ḥuṣayn Ibn Mālik Baqiyyah Ibn Al-Walīd (mir hat erzählt ‏(حدثني ʾAbū Muḥammad
Ḥuḏayfah Ibn Al-Yamān usw.
Dieser Ḥadīṯ ist munkar.
Baqiyyah verkörperte alle drei Tadlīs-Arten.
Durch diesen ʾIsnād ist der ʾIsnād-Tadlīs beseitigt. Aber der Šuyūḫ-Tadlīs noch nicht! Wer ist
ʾAbū Muḥammad? Er ist unbekannt.
7.1.5.4 ʽAṭf-Tad
Tadlis
Ein Überlieferer überliefert einen Ḥadīṯ über zwei seiner Lehrer, doch er hat den Ḥadīṯ nur
vom ersten der beiden direkt gehört. Er sagt beispielsweise: „Mir hat der Soundso erzählt,
und der Soundso (erzählte dies ebenfalls).“ Auf Arabisch: فلان وفلان„‏ ‏.“حدثنا Hier geht
sprachlich nicht eindeutig hervor, dass er den Ḥadīṯ von beiden direkt gehört hat.
Diese Form des Tadlīs ist sehr selten und bekannt geworden ist hierfür Hušāym Ibn Bašīr,
ein Lehrer von ʾImām ʾAḥmad.
7.1.5.5 Sukūt
ūt-Tadl
Tadlīs
(Qaṭʽ)
Ein Überlieferer überliefert über seinen Lehrer, ohne klar zu sagen, ob er den Ḥadīṯ von
ihm gehört hat oder nicht. ʽUmar Ibn ʽAlī Al-Muqaddamī ist für diese Art des Tadlīs bekannt
30
Ein Überlieferer wird als matrūk eingestuft, wenn ihm beispielsweise Lügen vorgeworfen werden.
31
Auch Al-Bayhaqī in „Šuʽab Al-ʾĪmān“ Nr. 2541 mit demselben Ende des ʾIsnāds.

geworden. Er war sagte beispielsweise: „Mir hat erzählt ‏.“حدثنا Hiernach legt er eine Pause
ein mit der Absicht einen neuen Satz zu beginnen. Dann sagt er „Al-ʾAʽmaš“. Der Zuhörer
hat nun verstanden: „Mir hat Al-ʾAʽmaš erzählt“. Wenn man ihn dann gefragt hatte, musste
er zugeben, den Ḥadīṯ nicht von Al-ʾAʽmaš direkt gehört zu haben.
Wenn diese Art von Tadlīs auf einen Überlieferer zutrifft, werden all seine Überlieferungen
verworfen. Diese Form des Tadlīs ist ebenfalls sehr selten.
7.1.5.6 Buldān
ān-Tadl
Tadlīs (ʾAmākin)(
Hierbei geht es darum, dass beispielsweise ein Überlieferer aus Baġdād sagt: „Mir hat der
Soundso in Damaskus erzählt فلان بدمشق ‏.“حدثنا In Wirklichkeit aber meint er ein Viertel in
Baġdād, das Damaskus genannt wird. 32 Der Zuhörer versteht darunter aber die Hauptstadt
Syriens. Diese Form des Tadlīs ist ebenfalls sehr selten.
7.2 Wodurch verlierft eine Person ihre ʽAdālah?
Im Kapitel „Šahādah“ (Zeugenaussagen) gelten alle Muslime grundsätzlich als ʽUdūl (Plural
von ʽAdl), wie es ʽUmar im Ḥadīṯ an ʾAbū Mūsā Al-ʼAšʽarī schrieb, welchen Ibnul-Qayyim in
„ʼAʽlām Al-Muwaqqiʽīn“ in drei Bänden erläuterte. Bei der Überlieferung gelten alle
zunächst einmal als mağhūl (unbekannt), weil es könnte sein, dass durch einen Fehler die
gesamte Ummah verpflichtet wird oder umgekehrt. Deshalb gelten alle zuerst
vorsichtshalber als unbekannt.
Wenn eine Person alle folgenden Eigenschaften nicht besitzt, gilt sie als ʽAdl:
1. Kufr (Unglaube)
2. Lügen
3. Vorwurf zu lügen
4. Fisq (Frevel)
5. Bidʽah (Religiöse Neuerungen)
6. Gesellschaftliche Anomalien
7. Ğahālah: entweder Ğahālatul-ʽAyn oder -ʽAdālah
7.2.1 Kufr
Diese Eigenschaft darf der Überlieferer bei der Weitergabe nicht haben, aber sehr wohl
beim Erlernen. Viele Ṣaḥābah haben uns Ḥadīṯe berichtet, die sie als Kuffār gehört haben,
dennoch wurden sie nach ihrer Annahme des ʾIslām von ihnen akzeptiert.
Beispiel:
{
حدث َنا ال ْحميدي حدث َنا سف ْيا ُن ق َا َل حدث ُون ِي ع ن الزهر ِي ع ن محم د ب ِن جبي ِر ب ِن مط ْع ٍم ع ن أ َب ِيه رض ي الل َّه عنه ق َا َل
سمعت النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْر ُأ في ال ْمغر ِ ِب ب ِالط ُّو ِر ف َل َما بل َ َغ هذه ال ْآي َة
} أ َم خلق ُوا م ن غ َي ِر شي‏ٍء أ َ م ه م ال ْخالق ُو َن أ َ م خل َق ُوا السموا ت وال ْأ َر ض ب ْل ل َا يوقنو َن أ َ م عنده م خزائ ن رب ك أ َ م ه م ال ْمسيطرو َن
ق َا َل ك َا د ق َل ْب ِي أ َ ْن يط ير
Ğubayr Ibn Muṭʽim sagte: „Ich hörte den Propheten im Maġrib(-Gebet) ‚Aṭ-Ṭūr’ lesen. Als
er an folgende ʾĀyah gelangte ‚Oder sind sie wohl durch nichts erschaffen worden, oder sind
sie gar selbst die Schöpfer? Oder schufen sie die Himmel und die Erde? Nein, aber sie haben
32
Dies ist ein fiktives Beispiel.

keine Gewissheit. Oder gehören ihnen die Schätze deines Herrn, oder sind sie die
Herrschenden?’, bin ich beinahe vor Überwältigung in Ohnmacht gefallen!“ 33
7.2.2 Lügen/Vorwurf zu lügen
Der Prophet sagte: „Wer über mich absichtlich lügt, soll seinen Platz in der Hölle
einnehmen!“ 34
Manche Gelehrte sagen, dass diese Eigenschaft sich nur auf das Lügen in Bezug auf den
ʾIslām bezieht. Wenn es aber um Weltliches geht, dann nicht. ʾAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī
(Heweny) bevorzugt, dass derjenige, der lügt, niemals vertrauenswürdig ist.
Lügen ist ein „ğarḥ mufassar“. 35 Es reicht, wenn ein Überlieferer einmal gelogen hat.
Beispiel: Nūḥ Ibn ʾAbī Maryam. Er war ein Freund von ʾAbū Ḥanīfah 36 und hat Ḥadīṯe über
Vorzüglichkeiten von Sūren erfunden. Davon sind Tafsīr-Bücher, wie die von Az-Zamaḫšarī
(„Al-Kaššāf“, gest. 538), Al-Faḫr Ar-Rāzī (gest. 606), An-Nasafī (gest. 710), Abus-Suʽūd (gest,
982), Al-Ḫāzin (gest. 741), Aṯ-Ṯaʽālibī (gest. 875) voll. Man sei also davor gewarnt, hiervon
Ḥadīṯe zu nehmen.
Über Nūḥ Ibn ʾAbī Maryam sagte Ibn Ḥibbān: „Er hat alles inne, bis auf die Ehrlichkeit!“ Er
hielt dies auch nicht geheim, denn er war der Ansicht, dass er dadurch eine gute Tat
vollbrachte. Als er danach gefragt wurde, sagte er: „Ich habe gesehen, dass die Leute sich
mit dem Fiqh von ʾAbū Ḥanīfah und den von Ibn ʾIsḥāq (erzählten) Feldzügen beschäftigten
und so erfand ich diese Ḥadīṯe in der Hoffnung auf Aḷḷāhs Belohnung.“ 37
Sollte einer Person das Lügen vorgeworfen worden sein, ohne dass es klar bewiesen ist,
stuft man eine Person als „matrūk“ ein und verwirft all seine Ḥadīṯe. Seine Ḥadīṯe stärken
keine anderen Ḥadīṯe, obgleich die Person als matrūk (unterlassen) oder kaḏḏab (Lügner)
gilt.
In folgendem Fall wird eine Person als matrūk eingestuft: Sie überliefert einen Ḥadīṯ, der
äußerst seltsam ist. Man weiß nichts über die ʽAdālah dieser Person. Eventuell kennt man
nur einen Namen von dieser Person, deshalb sagt ein Kritiker daraufhin: „Es könnte sein,
dass dieser diesen Ḥadīṯ in die Welt gesetzt hat!“ Daraus schließt man: „Dieser Person ist
das Lügen vorgeworfen worden!“ Kurz gefasst nennt man sie matrūk.
7.2.3 Fisq
Das Beharren auf kleinen Sünden oder Begehen einer großen Sünde.
Beispiele hierfür:
Jemand gibt eine Fatwā immer genau in der Form, in der sie jemand von ihm verlangt hat.
7.2.4 Bidʽah
Es gibt vier Arten von Bidāʽ, wodurch die ʽAdālah eines Überlieferers entfällt.
33
Buḫārī 4476, Ibn Māğah 824.
34
Buḫārī 104, Muslim 3.
35
Dies bedeutet, dass der Grund der Kritik erwähnt ist. Man kann einen Überlieferer auch kritisieren, ohne
den Grund zu nennen. Ob er genannt wird oder nicht spielt in bestimmten Fällen eine entscheidende Rolle.
36
Einer der vier bekannten ʾImām der Ahl As-Sunnah. Leider beschäftigte er sich wenig mit der Sammlung der
Ḥadīṯe des Gesandten Aḷḷāhs , so dass ʾAbū Bakr Ibn ʾAbī Šaybah in seinem Muṣannaf ein eigenständiges
Kapitel gewidmet hat für Ḥadīṯe, denen ʾAbū Ḥanīfah zuwider gehandelt hat. Die allermeisten Ḥadīṯ-Gelehrten
haben ihn daher aufgrund seines schlechten Vermögens auswendig zu lernen, als schwach (ḍaʽīf) eingestuft,
unter ihnen: ʾAḥmad Ibn Ḥanbal, Yaḥyā Ibn Maʽīn, Ibn ʽAdī, Ibn Al-Mubārak, An-Nasāʾī, Tirmiḏī, Ad-Dāraquṭnī
u.a.
37
Damit die Leute sich wieder mehr mit dem Qurʾān beschäftigen.

1. Wenn ein Überlieferer eine Bidʽah einführt, durch die er vom ʾIslām abfällt. Beispiel:
die Ğahmiyyah.
2. Wenn jemand in seine Bidʽah versunken ist und die wahren Beweise verwirft; nicht
zugibt, dass er falsch liegt und seiner Neigung folgt. Diese Person ist übler als eine
Person, die große Sünden, wie Zinsnehmen und –geben, Unzucht, Mord usw. begeht.
3. Wer das Lügen für erlaubt erklärt. Solch eine Person ist entweder Kāfir oder Fāsiq.
Sollte es für ihn mehr oder weniger eine Entschuldigung geben, so ist er zumindest
Fāsiq, weil er ein Lügner ist. Und ein Lügner ist niemals ʽAdl!
4. Jemand, über den die Gelehrten unterschiedlicher Ansicht sind. Wir können daher
weder sagen, dass er Kāfir, noch Fāsiq, noch ʽAdl ist. Da wir uns über seine ʽAdālah
nicht sicher sind, müssen seine Überlieferungen verworfen werden.
Uns geht es nicht um diese ersten vier Gruppen von Personen. Uns geht es um den
Mubtadiʽ, der kein Lügner ist. Er muss ʽAdl und Ḍābiṭ sein. Dennoch hat er eine Bidʽah auf
sich geladen, wie z.B. Al-Qadariyyah und Aš-Šīʽah. 38 Was machen wir mit den
Überlieferungen solcher Personen?
Es kommt darauf an: Wenn er zu seiner Bidʽah aufruft, entfällt die ʽAdālah, ansonsten nicht,
denn ein Mubtadiʽ, im Gegensatz zu einem „gewöhnlichen“ Sünder, glaubt fest daran, dass
seine Bidʽah in Ordnung ist. Er ist selbst nicht der Meinung, dass er ein Sünder ist.
Beispiele für Überlieferungen, die wir ablehnen, weil sie von einem Mubtadiʽ überliefert
werden:
Ein Schiit, der Ḥadīṯe über die Vorzüglichkeiten der Familie des Propheten überliefert
abgelehnt.
Ein Ḫāriğī, der Ḥadīṯe über den Abfall einer Person vom ʾIslām überliefert, die große Sünden
begeht abgelehnt. Beispiel: Ein Ḫāriğī überliefert den Ḥadīṯ bei Ṣaḥīḥ Muslim, dass man
durch den Schwur, durch den man das Recht eines muslimischen Menschen bekommt, in
die Hölle kommt, auch wenn es sich nur um einen Miswāk handelte. 39
Ein Murğiʾī, der Ḥadīṯe darüber überliefert, dass die Taten nicht Teil des ʾĪmān sind
abgelehnt. Beispiel: Ḥadīṯ „Wer ‚Lā ʾIlāha ʾIlla-ḷḷāh’ sagt, wird ins Paradies eintreten.“ 40
Wenn der Ḥadīṯ aber sowieso bei Ahl As-Sunnah vorhanden ist, verwerfen wir den Ḥadīṯ des
Mubtadiʽ auch.
Die Frage, die sich jedoch stellt: Wieso akzeptieren wir teilweise die Überlieferung eines
Mubtadiʽ, wo doch seine ʽAdālah eindeutig in Frage gestellt ist?
Antwort: Das Problem des Mubtadiʽ dessen Überlieferung akzeptiert wird, liegt in seinem
falschen Verständnis der Überlieferung und nicht in seiner Überlieferung.
Reales Beispiel eines Ḫāriğī:
Ein Ḫāriğī überlieferte den Ḥadīṯ des Propheten :
شف َاعتي لأ َه ِل ال ْك َبائ ِر م ن أ ُمتي
„Meine Fürsprache ist für diejenigen meiner Gemeinde, die große (Sünden) begangen haben.“ 41
Das Wort „Sünden“ steht in Klammern, weil es im Ḥadīṯ nicht vorkommt. Der Ḫāriğī sagte,
dass es nicht um große Sünde gehe, sondern um große Taten, d.h. gute Taten, wie das
Gebet, die Zakāh usw.
Er beweist seine Interpretation mit ʾĀyah:
38
Mit Šīʽah sind hier die Schiiten von früher gemeint, also jene, die die beiden Kalifen ʾAbū Bakr und ʽUmar
hochschätzten, dennoch ʽAlī vorzogen, was ein Fehler war. Das ist alles, was mit Schiiten hier im
Zusammenhang gemeint ist. Die heutigen Schiiten, wie bsp. im Iran sind Extremisten der Schiiten, man nennt
ihre Sekte „Rāfiḍah“ und ihre Anhänger „Rawāfiḍ“.
39
Nr. 196.
40
Authentisch nach Albānī. U. a. bei Tirmiḏī mit anderem Wortlaut überliefert.
41
Ṣaḥīḥ (Albānī). ʾAbū Dāwūd 4114, Tirmiḏī 2359 und Ibn Māğah 4300.

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„Und helft euch durch Geduld und Gebet; dies ist wahrlich (etwas) Großes, , außer für Demütige.“ (2:45)
Das „Große“ in der ʾĀyah ist eine großartige Tat.
In diesem Fall können wir die Überlieferung des Ḫāriğī (Mubtadiʽ) problemlos akzeptieren,
denn er überliefert einen korrekten Wortlaut; was die Interpretation angeht, so darf er sie
für sich selbst behalten und sie ist für niemanden bindend.
Es gibt zwei Arten eines Mubtadiʽ:
Erstens: Er ruft nicht zu seiner Bidʽāh auf
Zweites: Er ruft zu seiner Bidʽāh auf. Ibn Ḥibbān überliefert die Übereinkunft darüber, dass
die Überlieferungen solch einer Person verworfen werden. Dies, damit es für ihn eine Lehre
ist und weil Ahl As-Sunnah seine Überlieferungen sowieso über andere Überlieferer
erhalten hat. Wenn wir diese Überlieferung nur über diesen Mubtadiʽ erhalten haben und
sie (die Überlieferung) keine Bidʽah beinhaltet, dann wird sie akzeptiert, denn in diesem Fall
ist der Nutzen für die Sunnah größer als diesem Mubtadiʽ aus dem Weg zu gehen.
Der Grund, warum also die Überlieferung eines Mubtadiʽ nicht akzeptiert wird, ist nicht
etwa die mangelnde ʽAdālah des Überlieferers, sondern die Einschüchterung und Bestrafung
seitens der Gelehrten, so dass dieser seine Bidʽah nicht verbreitet. Denn würde er
absichtlich die Überlieferungen verändern, wäre er ein Lügner.
Beispiel für eine Bidʽah:
ʾIshāq Ibn ʾIbrāhīm Al-Ğūzğānī, ein Lehrer von An-Nasāʼī. Er war ein Nāṣibī. Ein Nāṣibī ist
jemand, der eine feindliche Einstellung gegenüber der Familie des Propheten hat.
Nun wissen wir, warum ʾImām Buḫārī (indirekt) über bspw. ʽImrān Ibn Ḥiṭṭān überliefert,
welcher ein Ḫāriğī war. ʾImām Muslim überliefert über ʽUbayduḷḷāh Ibn Mūsā, welcher
schon fast ein Rāfiḍī war.
7.2.5 Sittenwidrigkeiten
Sittenwidrigkeiten unterscheiden sich von Gesellschaft zu Gesellschaft. Was in einer
Gesellschaft als normal und anständig gilt, muss an einem anderen Ort nicht genauso
gesehen werden. Im Buch „Aẓ-Ẓarf waẓ-Ẓurafāʾ“ steht geschrieben (der Autor ʾAbū ʾAṭ-
Ṭayyib Al-Waššāʾ stammt aus dem 3. Jahrhundert), dass sich umzudrehen beim Laufen als
Sittenwidrigkeit gewertet wurde, weil so etwas nur Diebe gemacht haben oder Leute, die
etwas im Schilde führen.
7.2.6 Ğahālah
Ğahālah ist die Unwissenheit. Jeder Überlieferer ist grundsätzlich unbekannt und wird
dementsprechend „Mağhūl“ genannt. Entweder wir wissen gar nichts über ihn, nur den
Namen, dann ist er „Mağhūl Al-ʽAyn“. Die Überlieferung solch einer Person wird gemäß der
richtigeren Ansicht verworfen. Sie wird zu „Mağhūl Al-Ḥāl“ 42 (unbekannter Zustand), wenn
mindestens zwei Überlieferer über ihn überliefern, die für ihr Wissen bekannt gewesen sind
und gleichzeitig Ṯiqah oder Ṣadūq 43 waren.
42
Dies ist u. a. die Ansicht von Al-Bazzār und Al-Ḫaṭīb.
43
Eine Stufe unter Ṯiqah.

Sollte jemand, der für seine Leichtsinnigkeit bekannt ist, 44 diesen Überlieferer als Ṯiqah
einstufen, wird er „Masṭūr“ 45 genannt. Wenn alle drei (Ibn Ḥibbān, Al-ʽIğlī und Ibn Saʽd) ihn
als Ṯiqah einstufen, wird er Ṣadūq bezeichnet.
Der „Mağhūl Al-ʽAyn“ erfüllt die Bedingung der ʽAdālah nicht, der „Mağhūl Al-Ḥāl“ die
Bedingung des Ḍabṭ.
Was ist aber, wenn es nur einen Überlieferer gibt und diejenige Person, über die sie
überliefert, aber von einem großen Gelehrten, wie Aḥmad oder Ibn Maʽīn, als Ṯiqah
eingestuft hat? Eigentlich bräuchte man eine zweite Überlieferer-Person, um diese Person
„Ğahālah Al-ʽAyn“ absprechen zu können. Ibn Qaṭṭān und Ibn Ḥağar sind der Ansicht, dass
die Aussage solch großer Kritiker genügt, jedoch wird der Überlieferer nicht als Ṯiqah
eingestuft, sondern als Ṣadūq.
7.3 Wodurch ist eine Person ḍābi
ābiṭ (genau)?
Ḍabṭ bedeutet, dass der Überlieferer den genauen Wortlaut des Ḥadīṯes oder dessen
Bedeutung vom Zeitpunkt, an dem er ihn gehört hat bis zum Zeitpunkt, an dem er ihn
weiter erzählt.
U. a. dürfen folgende Eigenschaften nicht auftreten:
1. Sūʾ Al-Ḥifẓ (schlecht auswendig gelernt)
2. ʾIḫtilāṭ
3. Ġaflah (Unaufmerksamkeit)
4. Līn
7.3.1 Sūʾ ʾ Al-Ḥif
ifẓ (Etwas schlecht auswendig kennen) und ʼIḫtil
tilāṭ.
Sūʾ Al-Ḥifẓ bedeutet, etwas schlecht auswendig zu kennen.
Dies geschieht entweder aufgrund der Tatsache, dass man sich zu wenig Mühe gegeben hat
oder dadurch, dass man durcheinander gekommen ist.
Weniges Vergessen ist kein Problem, wenn es selten vorkommt und von einem Ḥāfiẓ und
Ḍābiṭ stammt.
Beispiel:
حدث َنا اب ن أ َب ِي عم ر حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن اب ِن جري ٍج ع ن سل َيما َن ب ِن موسى ع ن الزهر ِي ع ن عرو َة ع ن عائش َة
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل أ َيما امرأ َة نك َح ت ب ِغي ِر إ ِذ ْ ن وليها ف َن ِك َاحها باط ٌل ف َن ِك َاحها باط ٌل ف َن ِك َاحها باط ٌل
[…] Ibn Ğurayğ Sulaymān Ibn Mūsā Zuhrī ʽUrwah ʽĀʼišah, dass der Gesandte
Aḷḷāhs sagte: „Die Ehe jeder Frau, die sich selbst, ohne Erlaubnis ihres Vormundes
verheiratet, ist ungültig, ungültig, ungültig!“
Als Ibn Ğurayğ Zuhrī traf, erwähnte er ihm diesen Ḥadīṯ und Zuhrī sagte: „Ich kenne ihn
nicht.“ Da sagte Ibn Ğurayğ: „Sulaymān Ibn Mūsā berichtete uns diesen Ḥadīṯ über dich!“
Daraufhin lobte Zuhrī Sulaymān Ibn Mūsā und sagte: „Ich befürchte, dass er ihn vielleicht
aus Versehen über mich überliefert.“
Die Ḥanafīten verwerfen diesen Ḥadīṯ aufgrund dieses Vorfalls.
Doch die Ḥadīṯ-Gelehrten verwerfen solch eine Kritik, denn so etwas kann sogar einem
ʾImām wie Zuhrī passieren, dennoch bleibt er Ḍābiṭ. Sogar der Gesandte Aḷḷāhs vergaß
einmal, dass er nur zwei statt vier Rakaʽāt gebetet hatte!
44
Wie z.B. Ibn Ḥibbān, oder auch Al-ʽIğlī und Ibn Saʽd, nach manchen Gelehrten.
45
Wortwörtlich: verdeckt.

Aus der Definition ergibt sich, dass solch ein Vergessen nach der Weitergabe keine Rolle
spielt.
Sollte das Vergessen häufig vorkommen, bezeichnet man ihn als „Sayyiʾ Al-Ḥifẓ“, was soviel
bedeutet, wie „Er lernt schlecht auswendig“. Oder man sagt über ihn „Iḫtalaṭ“, was soviel
bedeutet, wie „Er ist durcheinander gekommen“.
Iḫtilāṭ (Substantiv von iḫtalaṭ) bedeutet „Durcheinander“. Dies passiert meistens bei
Leuten, die in Askese leben.
Beispiel
ʽAṭāʼ Ibn As-Sāʼib. Die Gelehrten teilen die von ihm überlieferten Ḥadīṯe in zwei Kategorien:
a) Vor ʼIḫtilāṭ: Seine Überlieferungen werden akzeptiert
b) Nach Iḫtilāṭ: Seine Überlieferungen werden verworfen
Wenn man nicht weiß, ob ein Ḥadīṯe aus der ersten oder zweiten Phase stammt, hält man
sich zurück.
Iḫtilāt geschieht auch aufgrund einer Katastrophe oder hohen Alters, wie z.B. bei Ṣāliḥ Ibn
Nabhān. Mālik und Ibn ʽUyaynah trafen ihn erst, als er sehr alt geworden war, im Gegensatz
zu Ibn ʾAbī Ḏiʾb, der ihn vorher traf. Deswegen wird ihre Überlieferung über diese beiden
verworfen.
Wenn jemand über einen „Sayyiʾ Al-Ḥifẓ“ oder „Muḫtaliṭ“ überliefert bevor ihm diese
Eigenschaft zugesprochen wurde, so ist die Überlieferung akzeptabel, ansonsten nicht.
Außer, wenn es einen Beweis gibt, dass diese Überlieferung in Ordnung ist.
Wenn man nicht weiß, ob vorher oder nachher, muss man sich zurückhalten, bis man es
weiß.
Beispiel: Saʽīd Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī (gest. 144) wurde nach Ausbruch der Pest im Jahre 132 als
„Muḫtaliṭ“ bezeichnet. 46 ʾAbū Dāwūd lehrte uns ihnbezüglich einen Grundsatz, der lautet:
Wer ʾAyyūb Ibn ʾAbī Tamīmah As-Saḫtayānī getroffen hat, dessen Überlieferungen über Ibn
ʾIyās sind in Ordnung. Dazu gehören:
• Sufyān Aṯ-Ṯaurī Al-Kūfī
• Sufyān Ibn ʽUyaynah Al-Makkī
• Ḥammād Ibn Salamah
• Ḥammād Ibn Zayd
• Yazīd Ibn Zurayʽ
• ʽAbdul-ʾAʽlā Ibn ʽAbdil-ʾAʽlā (8 Jahre vor dem ʾIḫtilāṭ)
• ʾIsmāʽīl Ibn ʽUlayyah
• ʽAbdul-Wahhāb Ibn ʽAbdil-Mağīd Aṯ-Ṯaqafī
• Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ
• Maʽmar Ibn Rāšid
• Wuhayb Ibn Ḫālid
• ʽAbdul-Wāriṯ Ibn Saʽīd
Nach dem ʾIḫtilāṭ haben u.a. folgende Personen dazugehört:
• Yazīd Ibn Hārūn
• Ḫālid Ibn ʽAbdillāh Al-Wāsiṭī
• ʽAbduḷḷāh Ibn Mubārak
• Muḥammad Ibn Abī ʽAdī. Er sagte: „Wir lügen nicht über Aḷḷāh! Wir haben von Ibn
ʾIyās erst nach dem ʾIḫtilāṭ gehört.“
46
Kahmas Ibn Al-Ḥasan, Nasāʾī, ʾAḥmad, Ibn ʽAdī, Al-ʽIğlī, Yaʽqūb Ibn Sufyān und Ibn Ḥātim Ar-Rāzī
bezeichneten ihn als „Muḫtaliṭ“.

Manche Überlieferungen derjenigen, die nach ʾIḫtilāṭ von ihm gehört haben, befinden sich
in den beiden Ṣaḥīḥ-Werken (Aṣ-Ṣaḥīḥayn: Buḫārī und Muslim).
Beispiel aus Buḫārī:
حدث َنا إ ِسحا ق ال ْواسطي ق َا َل حدث َنا خال د ع ن ال ْجرير ِي ع ن اب ِن بريد َة ع ن عب د الل َّه ب ِن مغف َّ ٍل ال ْمزن ِي
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل بي ن ك ُل ِّ أ َذ َاني ِن صل َا ٌة ث َل َاث ًا لم ن شاَء
ʾIsḥāq Al-Wāsiṭī Ḫālid Ibn ʽAbdillāh Al-Wāsiṭī Saʽīd Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī Ibn
Buraydah ʽAbduḷḷāh Ibn Muġaffal Al-Muzanī, dass der Gesandte Aḷḷāhs dreimal sagte:
„Zwischen jeden beiden Gebetsrufen 47 gibt es ein Gebet zu verrichten!“ (Beim dritten Mal
fügte er hinzu): „Für jeden, der will.“
Doch ʾImām Muslim überliefert denselben Ḥadīṯ mit ʽAbdul-ʾAʽlā Ibn ʽAbdil-ʾAʽlā über Saʽīd
Ibn ʾIyās Al-Ğurayrī. Somit ist die Schwachstelle beseitigt.
Grundsatz: Wenn sich in den beiden Ṣaḥīḥ-Werken ein Ḥadīṯ befindet, der von dieser Art ist
und eigentlich eine Schwachstelle hätte, so wisse, dass dieser Ḥadīṯ über andere
Überlieferungswege überliefert worden ist, die diese Schwachstelle nicht haben. Die Frage,
die sich nun stellt, lautet: Wieso überliefert der Autor dann diesen Ḥadīṯ nicht über den
einwandfreien Weg? Antwort: Weil im einwandfreien ʾIsnād manchmal mehr Überlieferer
im ʾIsnād sind und man möchte natürlicherweise so kurze ʾIsnāds wie möglich haben.
Beispiel hierfür ist folgende Überlieferung von ʾImām Muslim: Suwayd Ibn Saʽīd Ḥafṣ Ibn
Maysarah. Suwayd Ibn Saʽīd akzeptierte Überlieferungen, die man im vorsagte. Deshalb
kritisierte u. a. ʾImām ʾAbū Zurʽah hierfür ʾImām Muslim. Deshalb sagte ʾImām Muslim: „Es
ist bekannt, dass dieser Ḥadīṯ von Ṯiqāt überliefert worden ist. Ich bin durch Suwayd nur
aufgestiegen.“ Wenn er Suwayd Ibn Saʽīd hätte auslassen wollen, hätte er einen längeren
ʾIsnād gehabt.
Bei großen Gelehrten sei man bei der Kritik sehr vorsichtig! Wenn man sie kritisiert ist es
so, als würde man sich mit Pfeilen selbst abschießen! Besonders bei ʾImāmen oder sogar den
ʾImām der ʾImāme, Buḫārī! Als einmal Qutaybah Ibn Saʽīd in seiner Sitzung zu seinem
Schüler Muḥammad Ibn ʾIsmāʽil Al-Buḫārī sagte „Zähle uns einige Ṣaḥābah auf, die bei der
Schlacht von Badr dabei waren!“, da fing er sie beim Namen aufzuzählen, so dass sein
Lehrer sagte: „Als wärst du mit ihnen zusammen gewesen!“ Buḫārī selbst sagte: „Ich habe
einmal über die Freunde (Schüler) von ʾAbū Hurayrah nachgedacht, da fielen mir in kurzer
Zeit 800 Leute (Tābiʽūn) ein.“
Manche Gelehrte unterscheiden zwischen den Begriffen „ʾIḫtilāṭ“ und „Taġayyur (Wörtlich:
Veränderung)“. Taġayyur ist bei ihnen eine Vorstufe des ʾIḫtilāṭ. Doch auch bei dieser
Vorstufe findet der Überlieferer kein Erbarmen.
Yaḥyā Ibn Maʽīn wollte einmal seinen Lehrer, ʾAbū Nuʽaym Al-Faḍl Ibn Ḏukaym, auf die
Probe stellen und ging deswegen zu ʾAḥmad Ibn Ḥanbal. ʾAḥmad Ibn Ḥanbal riet ihm davon
ab und bestätigte, dass ʾAbū Nuʽaym absolut vertrauenswürdig ist. Vor der Fitnah über die
Erschaffung des Qurʾān bestand zwischen ʾAḥmad Ibn Ḥanbal und Yaḥyā Ibn Maʽīn eine
enge Freundschaft. Nachher nicht mehr, weil Yaḥyā Ibn Maʽīn, wie auch ʽAlī Ibn Al-Madīnī
u.a., der Fitnah nicht standgehalten haben. Yaḥyā Ibn Maʽīn bestand darauf, seinen Lehrer
zu prüfen und vermischte Ḥadīṯe von ʾAbū Nuʽaym mit Ḥadīṯen, die er nicht überliefert hat,
aber seine Zeitgenossen. Yaḥyā Ibn Maʽīn machte dies allerdings nicht direkt, sondern gab
das Schriftstück mit den vertauschten Überlieferungen ʾAḥmad Ibn Manṣūr Ar-Ramādī,
einem Freund. Wenn ʾAbū Nuʽaym Ḥadīṯe erzählte, saß er auf einer Erhöhung, auf der links
und rechts von ihm eine Person sitzen konnte. Aufgrund ihrer hohen Stellung durften
47
Mit den beiden Gebetsrufen sind der ʾAḏān und die ʾIqāmah gemeint.

ʾAḥmad Ibn Ḥanbal rechts von ihm und Yaḥyā Ibn Maʽīn immer links von ihm sitzen.
ʾAḥmad Ibn Manṣūr gab dann das Schriftstück ʾAbū Nuʽaym. Er betrachtete es und bemerkte
das Spiel sofort. Er blieb für einen Moment still. Dann sagte er: „Du machst so etwas nicht.
Und der rechts von mir ist viel zu anständig, um so etwas zu tun. Es kann nur der links von
mir sein.“ Daraufhin gab er Yaḥyā Ibn Maʽīn einen Tritt, so dass er auf den Boden fiel. Als
Ibn Maʽīn aufstand, küsste er seinem Lehrer auf die Stirn und sagte: „Aḷḷāh belohne dich für
deinen Dienst für den ʾIslām! So einer wie du soll Ḥadīṯe erzählen! Ich wollte dich nur auf
die Probe stellen.“ ʾAbū Nuʽaym verließ daraufhin zornig die Sitzung. ʾAḥmad Ibn Ḥanbal
sagte zu Yaḥyā Ibn Maʽīn: „Ich habe dir doch gesagt, dass du dies nicht tun sollst!“ Doch er
sagte: „Ich schwöre bei Aḷḷāh, dass sein Tritt mir lieber ist!“ Denn hierdurch war für Yaḥyā
Ibn Maʽīn klar, dass sein Lehrer seine Ḥadīṯe sehr gut auswendig kennt.
Ähnliches ist ʾImām Buḫārī passiert, als er nach Baġdād kam. Ibn ʽAdī überliefert diese
Geschichte über mehrere seiner Lehrer. Buḫārī war dort bereits vor seinem Auftreten
bekannt. Man wollte ihn auf die Probe stellen. Sie nahmen 100 seiner Ḥadīṯe und verteilten
sie auf 10 Leute. Sie vertauschten immer den jeweiligen Matn mit einem anderen ʾIsnād.
Solche Ḥadīṯe nennt man Maqlūb. Wenn einem Überlieferer so etwas geschieht, werden
seine Überlieferungen verworfen.
Nach jedem ihm vorgelesenen Ḥadīṯ sagte Buḫārī: „Diesen kenne ich nicht!“ Die einfachen
Leute sagte: „Das ist der Buḫārī, von dem ihr immer redet!“ Diejenigen allerdings, die
verstanden, was Sache war, sagte: „Der Mann hat es bemerkt.“
Ibn Ḥağar sagte: „Es ist nicht bemerkenswert, dass Buḫārī die Fehler bemerkt (, da man
seine eigenen Ḥadīṯe ja auswendig kennt). Bemerkenswert ist, dass er jedem seine Ḥadīṯe
der Reihe nach korrigierte.“ Daraufhin bezeugten alle seine hohe Stellung.“
In einer weiteren Begebenheit nahm Buḫārī an einer Sitzung teil, an der Ḥadīṯe erzählt
wurden. Er schrieb nicht mit. Man sagte ihm immer wieder und insgesamt 18 Tage lang:
„Schreib doch auf!“ Dann sagte er: „Ihr habt mir das nun oft genug gesagt! Wie viele Ḥadīṯe
habt ihr denn aufgeschrieben?“ Daraufhin sagte er ihnen alle auswendig auf, so dass die
Leute, in Zweifelsfällen, sich von ihm korrigieren ließen. Buḫārī sagte sinngemäß: „Denkt
ihr, ich verschwende meine Tage, indem ich einfach nur so da sitze?“
7.3.1.1 Zwei Arten von Ḍab
abṭ: : auswendig und schriftlich
Edler ist es, seine Ḥadīṯe auswendig zu kennen. Genauer ist es, das schriftlich Festgehaltene
abzulesen. Das Schriftliche bewahrte man in Schrift und in Wortanzahl pro Zeile.
ʾAbū Al-ʽAbbās Muḥammad Ibn Yaʽqūb Al-ʾAṣamm (247-346, er wurde also 99 Jahre alt!), ein
Lehrer von Al-Ḥākim An-Naysābūrī, gehörte zu denen, die nur wenig auswendig kannten
und seine Ḥadīṯe immer ablasen. In seinen zwanziger Jahren verlor er sein Gehör. Al-
ʾAṣamm erzählte eines Tages folgende Überlieferung, als er bemerkte, wie viele Menschen
an seiner Sitzung teilnahmen:
Muḥammad Ibn ʾIsḥāq Aṣ-Ṣaġġānī ʾAbū Saʽīd Al-ʾAšağğ ʽAbduḷḷāh Ibn ʾIdrīs sagte: „Ich
kam zum Haus von Al-ʾAʽmaš (nach dessen Tod) und klopfte an der Tür. Da öffnete die
Dienerin die Tür. Da fing sie an zu schluchzen.“ Sie erkannt ihn und er wunderte sich, wo
die ganzen Leute blieben, die immer an seiner Tür waren.
Er erzählte diesen Ḥadīṯ aus Angst davor, dass diese seine Stadt eines Tages genau so
verlassen sein wird. Nach weniger als einem Monat wurde er zusätzlich blind. Wenn er
hiernach Ḥadīṯe erzählte, handelte es sich nur noch um 14 Ḥadīṯe und 7 Erzählungen, da er
alles andere nur schriftlich festhielt.

7.3.2 Ġaflah
Beispiel: Ṯābit Ibn Mūsā Az-Zāhid 48 . Er kam einmal in die Sitzung von Šarīk ibn ʽAbdillāh, als
dieser gerade einen Ḥadīṯ berichtete. Er erzählte einen Isnād und blieb beim Isnād an der
Stelle stehen, an der es heißt: „Der Gesandte Aḷḷāhs sagte:“ Dann sah er Ṯābit und sagte
zu ihm, weil er ein Zāhid 49 war und immer nachts betet: „Wer in der Nacht viel betet, hat
tagsüber ein schönes Gesicht.“ Ṯābit dachte, dies sei ein Ḥadīṯ, dabei sprach er Ṯābit an!
Und so und anders entstanden Bāṭil-Ḥadīṯe 50 , wie zum Beispiel:
لوتعلمون ما في الجرجير لزرعتموه تحت السرير
„Wenn ihr wüsstet, was alles in der Rauke 51 steckt, würdet ihr es unterm Bett pflanzen!“
المؤمن كيس فطن
„Ein Gläubiger ist intelligent und klug“
الم ؤمن حلو يحب الحلاوة
„Ein Gläubiger ist süß und liebt die Süßigkeiten.“
7.4 Šāḏḏ
Diese Eigenschaft darf ein Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ nicht besitzen. Die šāḏḏ-Ḥadīṯe gehören zur Gruppe
der ḍaʽīf-Ḥadīṯe. Durch diese Bedingung unterscheiden sich die Stufen der Ḥadīṯ-Gelehrten.
Es ist nämlich nicht einfach zwischen Šuḏūḏ 52 und der Hinzufügung eines Ṯiqah zu
unterscheiden.
Eigentlich würde es ausreichen unter den Ṣaḥīḥ-Bedingungen die ʽIllah auszuschließen,
denn Šuḏūḏ ist nichts anderes als eine ʽIllah, doch hierdurch wird diese Bedingung ihrer
Wichtigkeit wegen betont.
Die Überlieferung jeden Überlieferers lässt sich in eine von drei Kategorien einteilen:
1. Er widerspricht anderen Überlieferern.
2. Er stimmt mit ihnen überein.
3. Er überliefert seine Überlieferung als einziger.
Wenn er mit anderen übereinstimmt, gibt es kein Problem.
Wenn er seinen Ḥadīṯ als einiziger überliefert schauen wir auf seinen Ḍabṭ und
untersuchen, ob solch eine Person vertrauenswürdig genug ist, um etwas als einziger zu
überliefern. Es stellt sich die Frage: Was ist, wenn er über einen bekannten Lehrer
überliefert, der viele vertrauenswürdige Schüler hat, so dass es äußerst unwahrscheinlich
ist, dass dieser den Ḥadīṯ als einziger überliefert? Und ist der Ḥadīṯ inhaltlich so wichtig,
dass Überlieferer in der Regel nach solchen Ḥadīṯen streben?
Wenn er anderen widerspricht, schauen wir:
a) Er widerspricht nur einem Ḥadīṯ: In diesem Fall muss man analysieren, ob einer von
beiden vertrauenswürdiger ist.
b) Er widerspricht einer Gruppe von Überlieferern: In diesem Fall untersucht man, ob
es in Bezug auf ihn und den jeweiligen Lehrer einen Grund gibt, seine Überlieferung
die der Gruppe zu bevorzugen. Oder ist die Genauigkeit dieser Gruppe der
Genauigkeit dieses einen Überlieferers vorzuziehen?
Al-Ḥāfiẓ Zayn Ad-Dīn Al-ʽIrāqī definiert Šuḏūḏ wie folgt:
48
Zāhid bedeutet soviel wie Asket.
49
Jemand, der asketisch lebt.
50
Ḥadīṯe, die überhaupt nicht auf den Propheten zurückzuführen sind.
51
Eine Salatart, auf Arabisch Ğarğīr.
52
Substantiv von šāḏḏ.

وذ ُو الش ُّذ ُوذ :
ما يخ َالِف ُ الث ِّق َه
في ه الم لا َ ف َالش َّ افعي حق َّق َ ه
.
161
والح اكم الخ لا َف َ في ه م ا اش ْ ت َرط ْ
ولِل ْخ َليلي مف ْرد الراوي ف َق َط ْ
.
162
ورد م ا ق َ الا َ ب ِف َ رد الث ِّق َ ة
ك الن َّهي ع ن بي ع ِ ال ولا َ واله ِب ة
.
163
وق َولُ‏ مسل ٍم :
روى الزهر ِي
تسعين ف َردا ً ك ُل ُّها ق َو ِي
.
164
واخ ْت َ ار فيم ا ل َ م يخ َ الِف ْ أن م ن
يق ْرب من ضبط ف َف َرده حسن
.
165
أو بل َغ َ الضبط َ ف ًصحح أَو بعد
عن ْه ف َمما ش َذ َّ ف َاط ْرحه ورد
.
166
In diesen Versen erwähnt Al-ʽIrāqī die drei Ansichten der Ḥadīṯ-Gelehrten eines Šāḏḏ-
Ḥadīṯes.
Die erste Ansicht ist von ʾImām Aš-Šāfiʽī und vielen Gelehrten, die seine Ansicht nach ihm
annahmen:
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist nicht ein Ḥadīṯ, bei dem ein Überlieferer etwas als einziger überliefert.
Letztere Tatsache nennt man Tafarrud.
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem ein Überlieferer etwas überliefert, was der
Überlieferung einer anderen Person/anderer Personen widerspricht, wobei die
Überlieferung der anderen Person(en) richtiger ist, obgleich es darum geht, dass er etwas
mehr oder weniger überliefert, egal ob es um den ʾIsnād oder Matn geht.
Die zweite Ansicht ist von Al-Ḥākim An-Naysabūrī:
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem ein Ṯiqah-Überlieferer etwas als einziger überliefert,
ohne dass ein anderer dasselbe über den gleichen Lehrer überliefert.
Die dritte Ansicht ist von ʾAbū Yaʽlā Al-Ḫalīlī:
Ein Šāḏḏ-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, bei dem ein Überlieferer etwas als einziger überliefert, egal ob
er Ṯiqah ist oder nicht. Sollte er Ṯiqah sein, können wir nicht urteilen. Und sollte er nicht
Ṯiqah sein, wird seine Überlieferung verworfen.
Die beiden letzten Ansichten werden deshalb verworfen, weil sonst beispielsweise der erste
Ḥadīṯ bei Buḫārī „Die Taten sind entsprechend den Absichten“ 53 šāḏḏ wäre.
Fast alle Gelehrten haben sich der Ansicht von ʾImām Aš-Šāfiʽī angeschlossen. Doch hierbei
geht es nicht um irgendeinen Unterschied zwischen den Überlieferungen. Es geht um
Unterschiede, bei denen man nur einen von beiden akzeptieren kann. Wenn man die
verschiedenen Ḥadīṯe problemlos zusammenfügen kann, sprechen wir nicht von Šuḏūḏ.
Beispiel in Al-Buḫārī (auch bei Muslim) für einen Unterschied, der keinen Šuḏūḏ darstellt:
حدث َنا عيا ش ب ن ال ْولي د أ َخبرنا عب د ال ْأ َعل َى حدث َنا معمر ع ن الزهر ِي ع ن سعي د ع ن أ َب ِي هرير َة
عن النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل يتق َار ب الزما ُن وينق ُ ص ال ْعم ُل ويل ْق َى الشح وتظ ْه ر ال ْفت ن ويك ْث ُ ر ال ْهر ج ق َال ُوا يا رسو َل الل َّه أ َي م ه و ق َا َل
ال ْق َت ُل ال ْق َت ُل
53
Siehe Abschnitt „Wie viele Leute müssen einen Ḥadīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann?“

وق َا َل شعي ب ويون س والل َّي ُث واب ن أ َخي الزهر ِي ع ن الزهر ِي ع ن حمي د ع ن أ َب ِي هرير َة ع ن النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م
Der erste ʾIsnād lautet:
Maʽmar Zuhrī Saʽīd ʾAbū Hurayrah Prophet .
Weitere vier ʾIsnāds zu selbigem Ḥadīṯ lauten:
Šuʽāyb, Yūnus, Al-Layṯ, der Neffe von Zuhrī Zuhrī Ḥumayd Ibn ʽAbdir-Raḥmān ʾAbū
Hurayrah Prophet .
Die vier Überlieferer widersprechen Maʽmar bezüglich des Lehrers von Zuhrī. Grundsätzlich
würden wir die Gruppe gegenüber Maʽmar bevorzugen, was Ad-Dāraquṭnī auch gemacht
hat. Was die beiden Autoren (Buḫārī und Muslim) gemacht haben, weist darauf hin, dass sie
der Ansicht sind, dass beide ʾIsnāde authentisch sind.
Weiteres Beispiel:
حدث َنا أ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة ومحم د ب ن عب د الل َّه ب ِن نمي ٍر وزهي ر ب ن حر ٍب واب ن أ َب ِي عم ر والل َّف ْ ُظ لاب ِن نمي ٍر ق َال ُوا حدث َنا سف ْيا ُن ع ن الزهر ِي ع ن
أ َب ِي بك ْ ِر ب ِن عبي د الل َّه ب ِن عب د الل َّه ب ِن عم ر ع ن جده اب ِن عم ر
ب ِشماله
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل إ ِذ َا أ َك َ َل أ َحدك ُ م ف َل ْيأ ْك ُ ْل ب ِيمين ِه وإ ِذ َا شر ِ ب ف َل ْيشر ب ب ِيمين ِه ف َإ ِن َّ الشيط َا َن يأ ْك ُ ُل ب ِشماله ويشر ب
و حدث َنا ق ُتيب ُة ب ن سعي د ع ن مال ك ب ِن أ َن ٍس فيما ق ُر ِ ئ عل َيه ح و حدث َنا اب ن نمي ٍر حدث َنا أ َب ِي ح و حدث َنا اب ن ال ْمث َنى حدث َنا يحيى وه و ال ْق َط َّا ُن
كل َاهما ع ن عبي د الل َّه جميعا ع ن الزهر ِي ب ِإ ِسنا د سف ْيا َن
1. ʾIsnād:
Mālik, ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽUmar, Sufyān Ibn ʽUyaynah Zuhrī ʾAbū Bakr Ibn ʽUbaydillāh
Ibn ʽUmar.
2. ʾIsnād
Maʽmar Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar. 54
Entsprechend des Grundsatzes von Ibn Mubārak, bevorzugen wir den ʾIsnād der ersten drei
(Mālik, ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽUmar, Sufyān Ibn ʽUyaynah). 55
Außerdem: Sufyān Ibn ʽUyaynah hört Maʽmar diesen Ḥadīṯ erzählen und sagte zu ihm:
„Vielmehr hat diesen Ḥadīṯ Zuhrī von ʽAbū Bakr und dieser wiederum von Ibn ʽUmar
überliefert!“ (Maʽmar hat diesen Ḥadīṯ zeitlich vor Sufyān gehört und ist auch älter).
Maʽmar antwortete darauf: „Zuhrī überliefert diesen Ḥadīṯ über meherere Lehrer. Vielleicht
hat er einfach (einmal) nur einen erwähnt.“
Außerdem hat Maʽmar diesen ʾIsnād über Zuhrī nicht als einziger so überliefert: Ihm folgten
ʽUqayl, ʾIsḥāq Ibn ʽAbdir-Raḥmān, Ibn Qays, Aṣ-Ṣāliḥ Ibn ʾAbī Al-ʾAḫḍar.
Tirmiḏī und ʾAbū Zurʽah bevorzugten den ersten ʾIsnād.
Weiteres Beispiel aus Buḫārī:
حدث َنا مسدد حدث َنا عيسى ب ن يون س ع ن هشا ٍم ع ن أ َب ِيه ع ن عائش َة رض ي الل َّه عنها ق َال َ ت
ك َا َن رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْب ُل ال ْهدي َة ويثي ب عل َيها
ل َم يذ ْك ُ ر وكي ع ومحاضر ع ن هشا ٍم ع ن أ َب ِيه ع ن عائش َة
54
وروى معمر Tirmiḏī erwähnte diesen Ḥadīṯ und sagte, dass die Version von Mālik und Ibn ʽUyaynah richtiger ist:
وعق َيل ٌ عن الزهر ِي عن سالم ٍ عن ابن ِ عمر ور ِواي ُة
مالك وابن عيينة َ أ َص ح
55
Siehe „Wenn die Überlieferer über Az-Zuhrī unterschiedlich berichten“.

ʽĪsā Ibn Yūnus Hišām ʽUrwah ʽĀʼišah, dass der Gesandte Aḷḷāhs
anzunehmen pflegte und dafür belohnte.
Geschenke
Die meisten, unter ihnen Wakīʽ und Muḥāḍir, haben den ʾIsnād als mursal überliefert:
Wakīʽ, Muḥāḍir u.a. Hišām ʽUrwah, dass der Gesandte Aḷḷāhs Geschenke
anzunehmen pflegte und dafür belohnte.
Sollten die jeweiligen beiden Überlieferungen unvereinbar sein, bleibt dem Ḥadīṯ-Gelehrten
nur übrig, einer der anderen vorzuziehen. In diesem Fall nennt man die bevorzugte
Überlieferung maḥfūẓ und die andere ṣāḏḏ.
Weiteres Beispiel:
1. ʾIsnād:
حدث َنا سعي د ب ن عب د الرحم ِن ال ْمخزومي وأ َبو عما ٍر ق َال َا حدث َنا سف ْيا ُن ع ن الزهر ِي ع ن عبي د الل َّه ع ن اب ِن عبا ٍس ع ن ميمون َة
أ َن َّ ف َأ ْر ًة وق َع ت في سم ٍن ف َمات ت ف َسئ َل عنها النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ف َق َا َل أ َل ْق ُوها وما حول َها وك ُل ُوه
Sufyān Ibn ʽUyaynah 56 , Mālik 57 , Al-ʾAuzāʽī 58 Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah
Ibn ʽAbbās Maymūnah, dass eine Maus in Fett gefallen ist und starb. Der Prophet
wurde darüber gefragt, da sagte er: „Werft sie und was um ihr herum ist weg und esst ihn
(den Rest)!“
2. ʾIsnād (Abū Dāwūd):
حدث َنا أ َحم د ب ن صال ٍح وال ْحس ن ب ن علي والل َّف ْ ُظ لل ْحس ِن ق َال َا حدث َنا عب د الرزا ِق أ َخبرنا معمر ع ن الزهر ِي ع ن سعي د ب ِن ال ْمسي ِب ع ن أ َب ِي
هرير َة ق َا َل
ق َا َل رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِذ َا وق َع ت ال ْف َأ ْر ُة في السم ِن ف َإ ِ ْن ك َا َن جامدا ف َأ َل ْق ُوها وما حول َها وإ ِ ْن ك َا َن مائعا ف َل َا تق ْربوه
Maʽmar Zuhrī Saʽīd Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah sagte: „Der Gesandte Aḷḷāhs
sagte: „Wenn eine Maus in Fett gefallen ist, dann werft sie und was um ihr herum ist weg,
wenn es trocken war. Sollte es flüssig gewesen sein, dann nähert euch ihm nicht (mehr)!“
Zum einen ist die Überlieferung von ʾAbū Hurayrah detaillierter, zum anderen ist der erste
ʾIsnād länger und unterschiedlich, sogar der Name des Ṣaḥābī unterscheidet sich.
Die meisten Gelehrten bevorzugten die erste Version. Diesem widersprach der Experte über
die Ḥadīṯe von Zuhrī Muḥammad Ibn Yaḥyā Aḏ-Ḏuhlī 59 . Er sagte: „Beide Überlieferungswege
sind meiner Ansicht nach ṣaḥīḥ, nur dass der Weg über Maymūnah bekannter ist.“
Diejenigen Gelehrte, die die erste Version bevorzugen, u. a. Buḫārī, Nasāʾī und Dāraquṭnī,
sagten: Maʽmar kommt ursprünglich aus Baṣrah. Er ließ sich, nachdem man ihn im Jemen
verheiratete, dort nieder. Wenn er nach Baṣrah reiste, um seine Mutter zu besuchen, nahm
er seine Schrift nicht mit und irrte sich manchmal. Sie sagen quasi: Die Überlieferung von
Maʽmar gehört zu seinen Irrtümern. Dies wird durch folgendes bekräftigt: ʽAbdur-Razzāq
Ibn Hammām Aṣ-Ṣanʽānī, ein Jemenit und bekannter Schüler von Maʽmar, überliefert diesen
Ḥadīṯ über Maʽmar auf dieselbe erste Art.
56
Bei Tirmiḏī.
57
In der Version bei Buḫārī.
58
Nicht gefunden wo.
59
Dies bezeugen ʾAḥmad Ibn Muḥammad Ibn Ḥanbal und Yaḥyā Ibn Maʽīn.

Weiteres Beispiel:
حدث َنا آدم ق َا َل حدث َنا اب ن أ َب ِي ذئ ْ ٍب ع ن الزهر ِي ع ن أ ي َ ِب
عب د الل َّه ال ْأ َغ َر ع ن أ َب ِي هرير َة ق َا َل
ق َا َل النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِذ َا ك َا َن يوم ال ْجمعة وق َف َ ت ال ْمل َائك َ ُة عل َى با ِب ال ْمسج ِ د يك ْتبو َن ال ْأ َو َل ف َال ْأ َو َل ومث َ ُل ال ْمهج ِر ك َمث َ ِل ال َّذي
Der Wortlaut stammt aus Buḫārī.
يهدي بدن ًة ث ُم ك َال َّذي يهدي بق َر ًة ث ُم ك َبشا ث ُم دجاج ًة ث ُم بيض ًة ف َإ ِذ َا خر ج ال ْإ ِمام ط َووا صحف َه م ويستمعو َن الذ ِّك ْ ر
1. ʾIsnād
Yūnus Ibn Yazīd 60 , Muḥammad Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn ʾAbī Ḏiʽb 61 und Maʽmar Ibn Rāšid 62
Zuhrī ʾAbū ʽAbdillāh Salmān Al-ʾAġarr ʾAbū Hurayrah.
2. ʾIsnād
Sufyān Ibn ʽUyaynah 63 Zuhrī Saʽīd Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah.
Auf den ersten Blick ist der erste ʾIsnād bevorzugt. Im Musnad von Al-Ḥumaydī wird
überliefert, dass man zu Sufyān sagte: „Die Leute überliefern über Zuhrī und dieser über Al-
ʾAġarr?!“ Da sagte er: „Ich habe Zuhrī niemals Al-ʾAġarr erwähnen hören!“
3. ʾIsnād
Ibrāhīm Ibn Saʽd Zuhrī ʾAbū Salamah und Al-ʾAġarr ʾAbū Hurayrah. 64
Keiner dieser verschiedenen ʾIsnāds, welche sich nicht widersprechen, auch nicht
inhaltlich, werden als šāḏḏ bezeichnet. Offensichtlich überliefert Zuhrī diesen Ḥadīṯ über
verschiedene Lehrer:
• ʾAbū ʽAbdillāh Salmān Al-ʾAġarr
• Saʽīd Ibn Al-Musayyib
• ʾAbū Salamah
Manchmal erwähnte er den einen und manchmal den anderen und manchmal mehr als
einen auf einmal.
Weiteres Beispiel:
1. ʾIsnād 65 :
أ َخبرنا
أ َبو زك َر ِيا ب ن أ َب ِى إ ِسحا ق حدث َنا أ َبو ال ْعبا ِس
أ َب ِى بك ْ ٍر ع ن عب د الل َّه ب ِن واق د ب ِن عب د الل َّه أ َنه ق َا َل
محمد ب ن يعق ُو ب أ َخبرنا الرب ِي ع ب ن سل َيما َن أ َخبرنا الشافعى أ َخبرنا مال ك ع ن عب د الل َّه ب ِن
نهى رسو ُل الل َّه ‏-صلى االله عليه وسلم-‏ عن أ َك ْ ِل ل ُحو ِم الأَضاحى بع د ث َلا َ ث.‏
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAbduḷḷāh Ibn Wāqid Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar, dass der
Gesandte Aḷḷāhs das Essen vom ʾUḍḥiyah-Fleisch nach mehr als drei Tagen verbat.
Diejenigen, die den Muwaṭṭaʾ von ʾImām Mālik überliefern:
• ʽAbduḷḷāh Ibn Maslamah Ibn Qaʽnab Al-Qaʽnabī
• Yaḥyā Ibn Yaḥyā Al-Layṯ Al-Andalūsī 66
:
60
Muslim.
61
Buḫārī.
62
Sunan Ad-Dārimī und ʽAbdur-Razzāq.
63
Muslim, ʾAḥmad, Al-Ḥumaydī.
64
Buḫārī.
65
As-Sunan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī.
66
Nicht zu verwechseln mit Yaḥyā Ibn Yaḥyā An-Naysābūrī, einem Lehrer von ʾImām Muslim.

• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayri
• Ibn Bukayr
• Ibn Ziyād
• Suwayd Ibn Saʽīd
• Muḥammad Ibn Al-Ḥasan Aš-Šaybānī
• Maʽn Ibn ʽĪsā Al-Qazzāz
Muḥammad Ibn Al-Ḥasan Aš-Šaybānī und Maʽn Ibn ʽĪsā Al-Qazzāz überliefern den ʾIsnād
folgendermaßen:
2. ʾIsnād
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAbduḷḷāh Ibn Wāqid Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar Ibn
ʽUmar usw.
Es gibt also hier unterschiedliche Versionen des Muwaṭṭaʾ. Die meisten überliefern den
Ḥadīṯ als mursal, nur zwei als muttaṣil.
Auf den ersten Blick scheint die Überlieferung der Mehrheit richtiger.
Ad-Dāraquṭnī sagte dazu: „Beide Überlieferungen sind über Mālik authentisch.“ Diese
Aussage zeigt wieder einmal, dass die Gelehrten nicht immer die Überlieferung der
Mehrheit bevorzugt haben. Doch wie kommt Ad-Dāraquṭnī darauf?
Bekannterweise lässt Mālik hin und wieder manche Überlieferer bei der Erwähnung des
ʾIsnāds, wenn er sich nicht sicher war, weg. Es ist aber nicht klar, dass Mālik dies in diesem
Fall gemacht hat. Man müsste also die einzelnen Überlieferungen analysieren um
schlussfolgern zu können, warum Ad-Dāraquṭnī dies gesagt hat.
Für ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī z. B. ist der vertrauenswürdigste Schüler von Mālik: Maʽn Ibn ʽĪsā Al-
Qazzāz. Je weiter man forscht, desto eher kommt man zu einem vernünftigen Ergebnis.
Hier noch zwei weitere ʾIsnāds, die beider der Analyse hilfreich sein könnten:
حدث َنا 3. ʾIsnād 67
إ ِسحا ق ب ن عيسى أ َخبرنا مال ك ع ن أ َب ِي الزبي ِر ع ن جاب ِ ٍر
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م نهى ع ن أ َك ْ ِل ل ُحو ِم ال ْأ َضاحي بع د ث َل َا ث ث ُم ق َا َل بع د ذ َل ك ك ُل ُوا وتزودوا وادخروا
Mālik ʾAbū Az-Zubayr Ğābir
أخبرنا 4. ʾIsnād 68
عبيد االله بن سعيد قال حدثنا يحيى عن مالك قال
حدثني عبد االله بن أبي بكر عن عمرة عن عائشة قالت دفت دافة من أهل البادية بحضرة الاضحى فقال رسول االله صلى االله عليه وسلم كلوا
وادخروا ثلاثاكان بعد ذلك
قالوا يا رسول االله إن الناس كانوا ينتفعون يعني من أضاحيهم يجملون منها الودك ويتخذون منها الاسقية قال وما ذاك قال الذي يت من
إمساك لحوم الاضاحي قال إنما يت للدافة التي دفت كلوا وادخروا وتصدقوا
Mālik ʽAbduḷḷāh Ibn ʾAbī Bakr ʽAmrah ʽĀʼišah usw.
Weiteres Beispiel:
67
ʾAḥmad, As-Sunan Al-Kubrā von An-Nasāʾī, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān.
68
As-Sunan Al-Kubrā von An-Nasāʾī, As-Sunan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī.

7.4.1 Wenn die Überlieferer über Az-Zuhr
Zuhrī ī unterschiedlich berichten
Beispiel für einen Isnād, den die Schüler von Az-Zuhrī unterschiedlich überliefern.
أ َخبرنا 1. Muttaṣil 69
إ ِسح ق ب ن إ ِبراهي م وعلي ب ن حج ٍر وق ُتيب ُة ع ن سف ْيا َن ع ن الزهر ِي ع ن سال ٍم ع ن أ َب ِيه
أ َنه رأ َى رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َبا بك ْ ٍر وعم ر رض ي الل َّه عنهما يمشو َن أ َمام ال ْجنازة
Sufyān Ibn ʽUyaynah Az-Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, dass der
Prophet immer vor dem Begräbniszug lief.
حدث َن ِي 2. Mursal 70
يحيى ع ن مالك ع ن اب ِن شها ٍب
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َبا بك ْ ٍر وعم ر ك َانوا يمشو َن أ َمام ال ْجنازة وال ْخل َف َاُء هل ُم جرا وعب د الل َّه ب ن عم ر
Mālik, Ibn Ğurayğ, Maʽmar, Yūnis Ibn Yazīd Az-Zuhrī, dass der Prophet
dem Begräbniszug lief.
immer vor
Diese Überlieferung ist deshalb mursal, weil Zuhrī ein Tābiʽī ist. Zuhrī gehört allerdings zu
den „kleinen Tabiʽūn“, was soviel bedeutet wie, dass er wenige Ṣaḥābah getroffen hat und
seine mursal-Überlieferungen meistens sogar muʽḍal sind, wie es in diesem Fall den
Anschein hat. Wenn wir also „kleine Tabiʽūn“ haben und ihre Ḥadīṯe mit anderen versuchen
zu stärken, müssen wir davon ausgehen, dass sie muʽḍal sind.
Die meisten Gelehrten, u.a. ihnen Buḫārī, Dāraquṭnī, ʾAbū Ḥātim, Tirmiḏī und Nasāʾī sagen,
dass Sufyān sich geirrt hat.
Nasāʾī überliefert über Ibn Mubārak folgendes: Die Schüler von Az-Zuhrī sind von
verschiedenen Rangstufen:
1) Mālik, Ibn ʽUyaynah, Maʽmar Ibn Rāšid (Ursprünglich aus Baṣrah, dann in den Jemen,
wo man ihn verheiratet hat, damit er dort bleibt. Und so ist es dann gewesen),
Muḥammad Ibn Walīd
2) Šuʽayb Ibn Abī Ḥamzah, Yūnus Ibn Yazīd Al-ʾAylī, ʽUqayl Ibn Ḫālid
3) Ibn Ğurayğ, Muḥammad Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn Abī Ḏiʽb, Al-Layṯ Ibn Saʽd.
4) …
5) Hušaym Ibn Bašīr (oder Bušayr)
Wenn einer aus einer unteren Schicht einem aus einer oberen Schicht widerspricht, ist die
Überlieferung desjenigen weiter oben vorzuziehen. ʽAbduḷḷāh Ibn Mubārak sagte, dass diese
drei diejenigen sind, die absolut bevorzugt werden. Und wenn sie sich widersprechen,
werden diejenigen bevorzugt, die die Mehrheit darstellen.
Des Weiteren: Sollte Mālik Maʽmar widersprechen, wird von Gelehrten Mālik bevorzugt.
In unserem Beispiel allerdings sind alle drei Überlieferer aus der obersten Schicht. Es haben
noch mehr diesen Ḥadīṯ als mursal überliefert und insofern ist dieser Isnād ḍaʽīf und
69
Nasāʾī 1918, ʾAbū Dāwūd 2765, Tirmiḏī 928, Ibn Māğah 1471. Albānī sagte: ṣaḥīḥ.
70
U.a. Muwaṭṭaʾ 470. Der hier angeführte ʾIsnād ist aus dem Muwaṭṭaʽ

genauer: šāḏḏ. Die meisten frühen Gelehrten bezeichneten solche Ḥadīṯe als munkar oder
bāṭil.
Al-Ḥuwaynī widerspricht und sagt: Sufyān Ibn ʽUyaynah wurde in mehreren Begebenheiten,
überliefert u.a. von Al-Ḥumaydī, darauf angesprochen, dass er den anderen Überlieferern
widerspricht, da sagte er: „Ich habe diesen Ḥadīṯ von Zuhrī nicht nur ein- oder zweimal
gehört, sondern mehrmals direkt aus seinem Mund.“
Des Nutzens wegen werden nun einige dieser Stellen aufgelistet: Al-ʾIršād fī Maʽrifah
ʽUlamāʾ Al-Ḥadīṯ von ʾAbū Yaʽlā Al-Qazwīnī Nr. 57, At-Tamhīd von Ibn ʽAbd Al-Barr 12/87,
Musnad Al-Ḥumaydī Nr. 636, Maʽrifah As-Sunan wa Al-ʾĀṯār von Aḥmad Ibn Al-Ḥusayn Al-
Bayhaqī Nr. 2223, As-Sunnan Al-Kubrā von Al-Bayhaqī Nr. 7106, Musnad ʾAbī Bakr Aṣ-Ṣiddīq
von Al-Marwazī 71 .
Schlussfolgerung: Sufyān vorzuwerfen, er habe sich geirrt, ist nicht haltbar, da er mehrmals
danach gefragt wurde und dies weist darauf hin, dass er sich seiner Sache sicher ist. Man
kann zwar einem Überlieferer einen Fehler vorwerfen, doch hier bezeugt er zusätzlich.
Insofern müssen wir auch die Unterteilungen, die Ibn Mubārak gemacht hat, so verstehen,
dass die Überlieferung nicht zusätzlich durch ein Zeugnis (oder sogar Eid wie in diesem
Fall!) gestärkt wird.
Wenn die Überlieferung von Sufyān in Frage gestellt werden sollte, dann über Zuhrī selbst.
Bekannterweise werden Ḥadīṯe, in denen er ʽAnʽanah macht, nicht deswegen verworfen, da
er Tadlīs äußerst selten machte. Was spricht dagegen, dass dieser Fall zu diesen seltenen
Begebenheiten gehört?
Weiteres Beispiel (nur Tarğīḥ geht):
1.ʾIsnād:
إذا صليت قلا تبصق عن يمينك ولا بين يديك وابصق خلفك وعن شمالك إذا كان فارغا وإلا فهكذا ودلك تحت قدميه
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān Sufyān Aṯ-Ṯaurī Manṣūr Ibn Al-Muʽtamir ʽIbrī Ibn Ḥirāš
Ṭāriq Ibn ʽAbdillāh Al-Muḥāribī, dass der Prophet sagte: „Wenn du betest, dann spucke
nicht nach rechts und auch nicht nach vorne, sondern hinter dir oder nach links, wenn dort
niemand ist. Ansonsten mache es so.“ Dabei machte der Gesandte Aḷḷāhs mit dem Fuß
eine Bewegung, als würde man seinen Speichel im Boden vergraben.
2. ʾIsnād:
Wakīʽ Ibn Al-Ğarrāḥ, ʽAbdur-Razzāq Ibn Hammām Aṣ-Ṣanʽānī, Al-Ḥusayn Ibn Ḥafṣ Al-
ʾAṣbahānī 72 Aṯ-Ṯaurī Manṣūr Ibn Al-Muʽtamir Ribʽī Ibn Ḥirāš Ṭāriq Ibn ʽAbdillāh
Al-Muḥāribī.
Al-Qaṭṭān und Al-Ḥusayn gehören zu den bekanntesten Schülern über Aṯ-Ṯaurī. Auf den
ersten Blick erscheint somit die Überlieferung der Mehrheit authentischer.
In dieser Version hat niemand überliefert, dass man auch hinter sich spucken darf.
Nun stellt sich die Frage: Was ist mit den Schülern von Manṣūr? Hat Sufyān andere
Kameraden, die dasselbe über Manṣūr überliefern?
71
ʾAbū Bakr Ibn ʾAḥmad Ibn ʽAlī Ibn Saʽīd Ibn ʾIbrāhīm Al-ʾUmawī Al-Marwazī, gest. 292.
72
Er ist derjenige, der den Fiqh der Leute aus Kūfah nach ʾAṣbahān übermittelte. Man sagt „ʾAṣbahān“ und
„ʾAṣfahān“. Es handelt sich um eine Stadt im heutigen Iran.

Antwort: 14 verschiedene Überlieferer, unter ihnen Šuʽbah, ʾAbū Al-ʾAḥwaṣ Sallām Ibn
Sulayyim, Ğarīr Ibn ʽAbd Al-Ḥamīd, ʽAbīdah Ibn Ḥumayd u.a. – keiner von ihnen erwähnte,
dass man auch hinter sich spucken darf.
Daraus ergibt sich, dass dieser Zusatz nicht authentisch ist. Daraus wiederum schließen wir,
dass die drei Überlieferer über Aṯ-Ṯaurī Recht hatten und der Ḥadīṯ der Mehrheit maḥfūẓ
ist.
Wakīʽ und Yaḥyā stehen auf derselben Stufe in Bezug auf ihre Überlieferung über Aṯ-Ṯaurī,
manche sogar bevorzugen Wakīʽ von vorne herein. Des Weiteren wird Wakīʽ durch ʽAbdur-
Razzāq und Al-Ḥusayn Ibn Ḥafṣ gestärkt. Wir müssen also die erste Version als šāḏḏ
einstufen.
Aus diesem Beispiel sehen wir, dass die Hinzufügung einer Ṯiqah-Person nicht immer
akzeptabel ist, wie es die meisten Fuqahāʾ tun. In diesem Fall ist die Überlieferung einer
Ṯiqah-Person šāḏḏ gewesen und wird somit verworfen.
Weiteres Beispiel:
حدث َن ِي مالك ع ن عب د الل َّه ب ِن ال ْف َض ِل ع ن ناف ِع ب ِن جبي ِر ب ِن مط ْع ٍم ع ن عب د الل َّه ب ِن عبا ٍس
أ َن َّ رسو َل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م ق َا َل ال ْأ َي م أ َحق ب ِنف ْسِها م ن وليها وال ْب ِك ْ ر تستأ ْذ َ ُن في نف ْسِها وإ ِذ ْنها صماتها
Mālik Ibn ʾAnas ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ Ibn Ğubayr Ibn Muṭʽim Ibn ʽAbbās, dass
der Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Diejenige Frau, die bereits verheiratet war, hat eher ein
Anrecht auf sich selbst als ihr Vormund. 73 Und die Jungfrau wird um Erlaubnis gebeten. Ihre
Erlaubnis ist ihr Schweigen.“
Mit diesem Wortlaut haben den Ḥadīṯ folgende Überlieferer über Mālik überliefert:
• Yaḥyā Ibn Yaḥyā Al-Layṯ Al-Andalūsī 74
• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayrī
• ʾAḥmad Ibn ʾAbī Bakr
• Suwayd Ibn Saʽīd
• Ibn Al-Qāsim
• Ibn Bukayr
Diese alle haben den Muwaṭṭaʽ komplett überliefert.
Hinzu kommen noch 21 weitere Überlieferer!
Diesen allen widerspricht Sufyān Ibn ʽUyaynah. In seiner Version heißt es:
الث َّيب أ َحق ب ِنف ْسِها م ن وليها وال ْب ِك ْ ر ي ستأمرها أ َبوها وصمتها إقرارها
„Diejenige Frau, die bereits verheiratet war, hat eher ein Anrecht auf sich selbst als ihr
Vormund. Und die Jungfrau wird von ihrem Vater um Erlaubnis gebeten. Ihr Schweigen ist
ihr Einverständnis.“
Der Unterschied liegt in der Erwähnung des Vaters. Manche Gelehrte sind deshalb der
Ansicht, dass das Recht zu verheiraten dem Vater der Jungfrau vorenthalten ist und
niemandem sonst.
73
Gemeint ist, dass sie sich ihren zukünftigen Mann im Gegensatz zur Jungfrau erst Recht selbst aussuchen
darf und nicht, dass sie sich selbst verheiratet ohne Vormund. (Eine Jungfrau darf auch nicht gegen ihren
Willen verheiratet werden).
74
Nicht zu verwechseln mit Yaḥyā Ibn Yaḥyā An-Naysābūrī, einem Lehrer von ʾImām Muslim.

Andere haben diesen Ḥadīṯ wie folgt überliefert:
Sufyān Ibn ʽUyaynah Mālik und Ziyād Ibn Saʽd ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ Ibn
Ğubayr Ibn ʽAbbās usw.
Bei ʾImām Muslim lautet der ʾIsnād wie folgt (mit Erwähnung des Vaters):
Sufyān Ibn ʽUyaynah Ziyād Ibn Saʽd ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Faḍl Nāfiʽ.
Sufyān sagt (allerdings): „Ich habe ihn von Mālik gehört.“
ʾImām ʾAbū Dāwūd sagte, dass die Erwähnung des Vaters nicht maḥfūẓ ist.
Aš-Šāfiʽī sagte: „Sufyān hat sich hier geirrt.“ Dasselbe sagte Ad-Dāraquṭnī.
Die Lösung: Es sieht so aus, als ob Mālik den Ḥadīṯ ohne Erwähnung des Vaters überliefert
hat, aber Ziyād mit Erwähnung des Vaters. Als Sufyān Ibn ʽUyaynah diesen Ḥadīṯ beiden
seiner Lehrer zugesprochen hat, hat er nicht unterschieden, wer den Vater erwähnt hat
und wer nicht. Ibn Ḥağar überliefert über Al-Bayhaqī, dass er die Erwähnung des Vaters als
nicht maḥfūẓ bezeichnet hat. Ibn Ḥağar selbst ist der Ansicht, dass sie maḥfūẓ ist.
Beim Taḥqīq können wir uns aber nicht mit der Ansicht von Ibn Ḥağar zufrieden geben, da
sich aus beiden Ḥadīṯen unterschiedliche Regelungen ergeben.
Der Gelehrte Ad-Dāraquṭnī war der Ansicht, dass sich Ibn ʽUyaynah wahrscheinlich
versprochen hat. Doch diesem widerspricht, dass Ibn ʽUyaynah selbst sagte: „Ich habe ihn
von Mālik gehört.“ Al-Ḥuwaynī bevorzugt, dass Ibn ʽUyaynah keine Unterscheidung in der
Überlieferung zwischen dem, was Ziyād und dem, was Mālik gesagt hat, macht und somit
beiden alles zugesprochen hat.
Weiteres Beispiel:
Imām Mālik überliefert in seinem Muwaṭṭaʽ:
و حدث َن ِي ع ن مالك ع ن مسل ِم ب ِن أ َب ِي مري م ع ن أ َب ِي صال ٍح السما ن ع ن أ َب ِي هرير َة أ َنه ق َا َل
تعرض أ َعما ُل النا ِس ك ُل َّ جمعة مرتي ِن يوم ال ْاث ْني ِن ويوم ال ْخمي ِس ف َيغف َ ر لك ُل ِّ عب د مؤم ٍن إ ِل َّا عبدا ك َان ت بينه وبي ن أ َخيه شحناُء ف َيق َا ُل اترك ُوا
Die folgenden Muwaṭṭaʽ-Überlieferer:
• ʾAbū Muṣʽab Az-Zubayrī
• Suwayd Ibn Saʽīd
• Ibn Bukayr
(und laut Dāraquṭnī ebenso)
• Al-Qaʽnabī
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Al-Qāsim
هذ َي ِن حتى يفيئ َا أ َ ِو ارك ُوا هذ َي ِن حتى يفيئ َا
haben den ʾIṣnād als mauqūf überliefert:
Mālik Muslim Ibn ʾAbī Marwam ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah: „Die Taten der
Menschen werden jede Woche zweimal vorgelegt: montags und donnerstags. Dann wird
jedem gläubigen Diener vergeben, bis auf einen Diener, zwischen dem und seinem Bruder
ein Streit besteht. Es wird gesagt: ‚Lasst die beiden, bis sie sich einigen.“
ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb hat ihn als marfūʽ-Ḥadīṯ überliefert.
Auf den ersten Blick erscheint die Version der Mehrheit echter.
Ibn ʽAbd Al-Barr, der Autor von At-Tamhīd 75 , sagte, dass der Inhalt nicht von ʾAbū Hurayrah
stammen kann, erst recht, wenn Ibn Wahb den Ḥadīṯ als marfūʽ überliefert hat und dieser
gehört zu den engsten Freunden von ʾImām Mālik.
75
Die bekannte Erläuterung zum Muwaṭṭaʽ von ʾImām Mālik.

Ad-Dāraquṭnī hat, unabhängig davon und gemäß den Grundsätzen, gesagt, dass die mauqūf-
Version maḥfūẓ ist.
Der Ḥadīṯ ist also mauqūf, der Inhalt allerdings marfūʽ.
Doch nun wollen wir trotzdem herausfinden, ob der ʾIsnād korrekter weise mauqūf oder
marfūʽ ist.
Sufyān Ibn ʽUyaynah überliefert denselben Ḥadīṯ (in Ṣaḥīḥ Muslim) wie folgt:
Sufyān Ibn ʽUyaynah Muslim Ibn ʾAbī Maryam ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah.
Sufyan fügt hinzu: „Einmal hat er (Muslim Ibn ʾAbī Maryam) ihn als marfūʽ überliefert.“
Und wenn wir uns die Biografie von Muslim Ibn ʾAbī Maryam anschauen, lesen wir, das Al-
Qaʽnabī von Mālik folgendes berichtet: „Er überlieferte fast nie einen Ḥadīṯ als marfūʽ.“ Dies
scheint des Rätsels Lösung: Muslim Ibn ʾAbī Maryam hat den ʾIsnād zuende geführt.
Dasselbe pflegte Muḥammad Ibn Sīrīn mit den Ḥadīṯen von ʾAbū Hurayrah zu tun. ʾAyyūb
Ibn ʾAbī Tamīmah As-Saḫtayānī hat dies dann von Ibn Sīrīn weitergetragen.
Folgendes stärkt diese Vermutung: In Ṣaḥīḥ Muslim ist der Ḥadīṯ mit folgendem ʾIsnād
ebenfalls vorhanden:
Mālik Suhayl Ibn ʾAbī Ṣāliḥ ʾAbū Ṣāliḥ Ḏakwān ʾAbū Hurayrah Prophet .
Muslim Ibn ʾAbī Maryam hat den Ḥadīṯ also manchmal als marfūʽ und manchmal als mauqūf
überliefert, Suhayl Ibn ʾAbī Ṣāliḥ hingegen eindeutig als marfūʽ.
Weiteres Beispiel:
1.ʾIsnād 76
حدث َنا هشام ب ن عما ٍر حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن اب ِن جري ٍج ع ن اب ِن أ َب ِي مل َيك َ َة ع ن عب د الل َّه ب ِن السائ ِب ق َا َل
ق َر َأ النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م في صل َاة الصب ِح ب ِال ْمؤمنو َن ف َل َما أ َتى عل َى ذك ْ ِر عيسى أ َصابته شرق َ ٌة ف َرك َ ع يعن ِي سعل َ ًة
Hišām Ibn ʽAmmār und Al-Ḥumaydī 77 Ibn ʽUyaynah
Ibn Ğurayğ
Ibn ʾAbī Mulaykah
ʽAbduḷḷāh Ibn As-Sāʾib, dass der Prophet im Morgengebet (die Sūrah) „die Gläubigen“
las.
2.ʾIsnād 78
Allerdings widersprachen einige Überlieferer Sufyān. Bei ihnen sieht der ʾIsnād wie folgt
aus:
Ḥağğāğ Ibn Muḥammad Al-ʾAʽwar, ʽAbdur-Razzāq, Rauḥ Ibn ʽUbādah, Hauḏah Bint Ḫalīfah,
ʾAbū ʽĀṣim, ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb, Ḫālid Ibn Al-Ḥāriṯ.
Muḥammad Ibn ʽAbbād Ibn Ğaʽfar
ʾAbū Salamah Ibn Sufyān, ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAmr Al-ʽĀṣ, ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Musayyib Al-ʽĀbidī
ʽAbduḷḷāh Ibn As-Sāʾib usw.
Ibn ʽUyaynah 79 und Ibn Ğurayğ gelten als Zeitgenossen, weil sie viele gleiche Lehrer haben
76
Ibn Māğah 812.
77
Siehe Musnad Al-Ḥumaydī Nr. 857
78
Verschiedene Quellen.
79
Er ist der authentischtste Überlieferer über ʽAmr Ibn Dīnār.

Auf den ersten Blick scheint die Überlieferung der Mehrheit authentischer.
ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī sagte hierzu als Begründung: „Wenn Sufyān über die ‚kleinen Tābiʽūn’
überlieferte, machte er Fehler.“
Wir verwenden die von ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī aufgestellte Regel wie ein Gesetz, es sei denn es
fällt etwas auf, was diesem widerspricht.
Weiteres Beispiel: 80
1. ʾIsnād 81 :
حدث َنا يحيى ب ن يحيى وأ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة وإ ِسح ق جميعا ع ن جر ِي ٍر ق َا َل يحيى أ َخبرنا جر ِير ع ن إ ِبراهي م ب ِن محم د ب ِن ال ْمنتش ِر ع ن أ َب ِيه ع ن
حب ِي ِب ب ِن سال ٍم مول َى النعما ن ب ِن بش ٍير ع ن النعما ن ب ِن بش ٍير ق َا َل
ك َا َن رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م يق ْر ُأ في ال ْعيدي ِن وفي ال ْجمعة ب ِسب ِح اس م رب ك ال ْأ َعل َى وه ْل أ َتا ك حدي ُث ال ْغاشية ق َا َل وإ ِذ َا اجتم ع ال ْعي د
وال ْجمع ُة في يو ٍم واح د يق ْر ُأ ب ِه ِما أ َيضا في الصل َاتي ِن
و حدث َناه ق ُتيب ُة ب ن سعي د حدث َنا أ َبو عوان َة ع ن إ ِبراهي م ب ِن محم د ب ِن ال ْمنتش ِر ب ِهذ َا ال ْإ ِسنا د
ʾIbrāhīm Ibn Muḥammad Ibn Al-Muntašir Muḥammad Ibn Al-Muntašir Ḥabīb Ibn
Sālim, dem Maulā von An-Nuʽmān Ibn Bašīr An-Nuʽmān Ibn Bašīr, dass der Gesandte
Aḷḷāhs an den beiden Festgebeten „Preise den Namen deines höchsten Herrn“ 82 und „Ist
zu dir die Geschichte der Überdeckenden gekommen?“ 83 las.
So überlieferten: Sufyān Aṯ-Ṯaurī, Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ, Ğarīr Ibn ʽAbd Al-Ḥamīd, ʾAbū
ʽAwānah, Misʽar Ibn Qidāmah u.a.
Diesen allen widerspricht Sufyān Ibn ʽUyaynah. Bei ihm sieht der ʾIsnād folgenermaßen aus:
2. ʾIsnād
ʾIbrāhīm Ibn Muḥammad Ibn Al-Muntašir Muḥammad Ibn Al-Muntašir Ḥabīb Ibn
Sālim, dem Maulā von An-Nuʽmān Ibn Bašīr Sālim An-Nuʽmān Ibn Bašīr usw.
Auf den ersten Blick scheint die Überlieferung der Mehrheit authentischer.
Die Ḥadīṯ-Gelehrten sind sich auch darüber einig. Sie kennen keine Überlieferung von Ḥābīb
über seinen Vater.
Weiteres Beispiel:
حدث َنا 1. ʾIsnād 84
أ َبو نعي ٍم حدث َنا سف ْيا ُن ع ن عل ْق َم َة ب ِن مرث َ د ع ن أ َب ِي عب د الرحم ِن السل َمي ع ن عث ْما َن ب ِن عف َّا َن ق َا َل
ق َا َل النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م إ ِن َّ أ َف ْضل َك ُ م م ن تعل َّ م ال ْق ُرآ َن وعل َّمه
Sufyān Aṯ-Ṯaurī ʽAlqamah Ibn Marṯad ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān As-Sumalī ʽUṯmān Ibn
ʽAffān, dass der Prophet sagte: “Der beste von euch ist derjenige, der den Qurʾān lernt
und derjenige, der ihn lehrt.”
80
Der Ḥadīṯ wird überliefert von: Muslim, alle Sunan bis auf Ibn Māğah.
81
Der Wortlaut stammt aus Muslim.
82
Sūrah Nr. 87.
83
Sūrah Nr. 88.
84
Buḫārī 4640.

حدث َنا 2. ʾIsnād 85
حجا ج ب ن منها ٍل حدث َنا شعب ُة ق َا َل أ َخبرن ِي عل ْق َم ُة ب ن مرث َ د سمع ت سع د ب ن عبيد َة ع ن أ َب ِي عب د الرحم ِن السل َمي ع ن عث ْما َن رض ي الل َّه
عنه
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ ʽAlqamah Ibn Marṯad Saʽd Ibn ʽUbaydah ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān
As-Sumalī ʽUṯmān Ibn ʽAffān usw.
3. ʾIsnād
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān Sufyān Aṯ-Ṯaurī, Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ ʽAlqamah Ibn Marṯad
Saʽd Ibn ʽUbaydah ʾAbū ʽAbdir-Raḥmān As-Sumalī ʽUṯmān Ibn ʽAffān usw.
Dieser dritte ʾIsnād stimmt mit dem zweiten überein.
Der erste ʾIsnād wird über Sufyān Aṯ-Ṯaurī u.a. von folgenden Überlieferern überliefert:
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Mahdī
• Wakīʽ Ibn Al-Ğarrāḥ
• ʾAbū Nuʽāym
• Al-Faḍl Ibn Ḏukaym
• ʽAbdur-Razzāq
• Qabīṣah Ibn ʽUqbah
• ʾAbū Ḥuḏayfah
• ʽAbduḷḷāh Ibn Al-Mubārak
• Muḥammad Ibn Kaṯīr
• ʽAbduḷḷāh Ibn Wahb
• ʾAbū ʾUsāmah Ḥammād Ibn ʾUsāmah
• ʾAsbāṭ Ibn Muḥammad
• Mūsā Ibn ʾAʽyan
• Bišr
Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān widersprach all diesen Überlieferern
Der Unterschied liegt in der Erwähnung der Person „Saʽd Ibn ʽUbaydah“.
Auf den ersten Blick scheint die Überlieferung der Mehrheit authentischer; sie alle
erwähnen Saʽd Ibn ʽUbaydah nicht. Es scheint, als ob Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān beide ʾIsnāds
zusammengefügt hat.
Die Gelehrten haben gesagt, dass Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān sich geirrt hat. Im ʾIsnād von
Sufyān Aṯ-Ṯaurī befindet sich korrekterweise Saʽd Ibn ʽUbaydah nicht.
Doch im Musnad von Al-Bazzār 86 wird Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān ausdrücklich hiernach
gefragt und er bestätigt, dass er diesen ʾIsnād genau so einmal über Šuʽbah und einmal über
Sufyān Aṯ-Ṯaurī gehört hat. Dies gilt als Zeugnis.
Deshalb fassen wir zusammen: Es spricht nichts dagegen, dass Sufyān Aṯ-Ṯaurī den Ḥadīṯ
auf zwei Arten überliefert; dafür spricht auch, dass Buḫārī beide ʾIsnāde in sein Ṣaḥīḥ-Werk
aufgenommen hat.
Folgende Überlieferer bestätigen, was Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-Qaṭṭān überliefert hat:
• Saʽīd Ibn Sālim Al-Qaddāḥ
• Yaḥyā Ibn ʾĀdam
• Zayd Ibn Al-Ḥubāb
85
Buḫārī 4641.
86
Ḥadīṯ Nr. 380.

Weiteres Beispiel:
حدث َنا أ َبو بك ْ ِر ب ن أ َب ِي شيب َة ومحم د ب ن الصبا ِح ق َا َلا حدث َنا سف ْيا ُن ب ن عيين َة ع ن الزهر ِي ع ن عبي د الل َّه ب ِن عب د الل َّه ب ِن عتب َة ع ن اب ِن عبا ٍس ق َا َل
ق َا َل عم ر ب ن ال ْخط َّا ِب
ل َق َد خشي ت أ َ ْن يط ُو َل ب ِالنا ِس زما ٌن حتى يق ُو َل ق َائ ٌل ما أ َج ِ د الرج م في كتا ِب الل َّه ف َيضل ُّوا ب ِتر ك ف َر ِيضة م ن ف َرائ ِض الل َّه أ َل َا وإ ِن َّ الرج م حق إ ِذ َا
أ ُحصن الرج ُل وق َام ت ال ْبين ُة أ َ و ك َا َن حم ٌل أ َ و اعترا ف وق َ د ق َرأ ْتها الشي خ والشيخ ُة إ ِذ َا زنيا ف َارجموهما ال ْبت َة رج م رسو ُل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه
وسل َّم ورجمنا بعده
1.ʾIsnād 87
Sufyān Ibn ʽUyaynah Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn ʽAbbās, dass
ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb sagte: „Ich habe Angst, dass nach längerer Zeit jemand sagen wird: ‚Ich
finde in Aḷḷāhs Buch nichts über die Steinigung’ und so gehen sie in die Irre, weil sie eine
Pflicht von Aḷḷāh unterlassen. Hört! Die Steinigung ist trifft auf einen zu, der Muḥṣan 88 ist,
wenn es entweder einen Beweis gibt, Schwangerschaft oder die Person es gesteht. Und ich
hatte (die ʾĀyah im Qurʾān wie folgt gelesen): ‚Wenn der alte Mann oder die alte Frau
Unzucht begehen, dann steinigt sie zu Tode!’ Sowohl der Gesandte Aḷḷāhs als auch wir
nach ihm haben die Steinigung durchgeführt.“
Buḫārī überliefert den vorigen ʾIsnād über ʽAlī Ibn Al-Madīnī. Muslim überliefert den ʾIsnād
über ʾAbū Bakr Ibn ʾAbī Šaybah, Ibn ʾAbī ʽUmar und Zuhayr Ibn Ḥarb. Ibn Ğārūd überliefert
ihn über Muḥammad Ibn ʽAbdillāh Ibn Yazīd Ibn Al-Muqriʾ.
Diese fünf haben alle den abrogierten Vers nicht erwähnt.
Ibn Ḥağar ist der Ansicht, dass Buḫārī den Vers absichtlich weggelassen hat, weil er ihn als
unauthentisch betrachtet. Als Nasāʾī in Al-Kubrā diesen Ḥadīṯ vollständig überlieferte, wies
er ebenfalls darauf hin, dass nur Sufyān Ibn ʽUyaynah diesen Vers erwähnt hat.
Al-ʾIsmāʽīlī hat diesen Ḥadīṯ in seinem Mustaḫrağ zu Al-Buḫārī über ʽAlī Ibn Al-Madīnī
überliefert und den Vers erwähnt. Dies weist stark darauf hin, dass Buḫārī den Vers
absichtlich weggelassen hat.
Folgende Überlieferer widersprachen Sufyān Ibn ʽUyaynah in dieser Überlieferung übe
Zuhrī und erwähnten den Vers nicht, unter ihnen:
• Mālik
• Maʽmar
• Yūnus Ibn Yazīd
• Hušāym Ibn Bašīr
• Muḥammad ʾIshāq
• ʽAbdur-Raḥmān Ibn Musāfir
Bekannterweise hat Sufyān Ibn ʽUyaynah von Zuhrī in jungem Alter gehört. Beim Ḥadīṯ
über die Saqīfah hat er uns ausdrücklich mitgeteilt, dass er ihn von Zuhrī gehört hat und
der jüngste von allen war; Maʽmar hat ihm seine Überlieferung teilweise ergänzt. Wenn also
eine Ṯiqah-Person anderen Ṯiqāt von gleichem Status oder noch höher widerspricht, so
muss das Problem grundsätzlich in dieser einen Person liegen. Wenn es auf beiden Seiten
mehrere Ṯiqāt sind, dann muss es so sein, dass ihr gemeinsamer Lehrer den Ḥadīṯ auf
unterschiedliche Weisen erzählt hat.
87
Der Wortlaut stammt von Ibn Māğah.
88
Eine Person, die bereits verheiratet war/ist und mit dem Ehepartner Geschlechtsverkehr gehabt hat.

7.5 ʾIllah
Bei der ʽIllah geht es um versteckte Fehler, wobei der Ḥadīṯ dem äußeren Anschein nach
ṣaḥīḥ zu sein scheint.
Es besteht kein Zweifel, dass šāḏḏ-Ḥadīṯe zur Kategorie der muʽall-Ḥadīṯe gehören, doch der
Wichtigkeit halber hat man ihnen ein eigenes Kapitel gewidmet. Der Gesandte Aḷḷāhs
sagte:
إ ِنما ال ْأ َعما ُل ب ِالنيا ت وإ ِنما لك ُل ِّ امر ِ ٍئ ما نوى ف َم ن ك َان ت هجرته إ ِل َى دنيا يصيبها أ َ و إ ِل َى امرأ َة ينكحها ف َه ِجرته إ ِل َى ما هاج ر إ ِل َيه
„[…] Wer also ausgewandert ist, um etwas Weltliches zu erlangen oder um eine Frau zu
heiraten usw.“
Das Heiraten einer Frau ist etwas Weltliches! Doch gerade diese Sache verdient besondere
Aufmerksamkeit und wird deshalb extra erwähnt.
Aber nicht jede ʽIllah macht den Ḥadīṯ unauthentisch. Beispiel:
عن عبد الل َّه بن ِ عبد الل َّه بن ِ عمر عن أ َب ِيه ق َا َل
ʽAbdullāh Ibn ʽUmar sagte: Der Gesandte Aḷḷāhs
إ ِذ َا ك َان َ ال ْماءُ‏ ق ُل َّتين ِ ل َم يحمل ْ ال ْخب َث
sagte: „Wenn Wasser eine Menge von
zwei Qullah 89 ‏(قلة)‏ erreicht, kann es nicht unrein werden.“ 90
In manchen Überlieferungen steht statt ʽAbduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar sein Bruder
ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUmar. Beide sind Ṯiqah.
Weiteres Beispiel: Wenn Mālik mit Sufyān Ibn ʽUyaynah verwechselt würde.
7.5.1 Beispiel:
Yaʽlā Ibn ʽUbayd Sufyān Aṯ-Ṯaurī ʽAmr Ibn Dīnār ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, dass der
Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Der Käufer und der Verkäufer haben die Wahl usw.“
Muḥammad, ʾIbrāhīm بأس به)‏ ‏,(لا ʽUmar (Ṣadūq) und Yaʽlā gehören alle zu den Söhnen von
ʽUbyad.
Al-Ḫalīlī sagte, dass sich Yaʽlā Ibn ʽUbayd geirrt hat: Es müsse „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ statt
„ʽAmr Ibn Dīnār“ heißen; ʽAmr Ibn Dīnār hat im Vergleich zu „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār sehr
wenig über ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar überliefert. Buḫārī hat 6 Ḥadīṯe von dieser Sorte, Muslim 2
und zusammen haben sie genau einen, d.h. insgesamt 9. Um dieser Sache nachzugehen,
müssen wir schauen, wer alles diesen Ḥadīṯ über Sufyān Aṯ-Ṯaurī überliefert hat, dies
wären:
• ʾAbū Nuʽaym Al-Faḍl Ibn Ḏukaym
• Muḥammad Ibn Yūsuf Al-Firyābī
• Maḫlad Ibn Yazīd
• Und noch ein paar weitere.
Sie alle haben statt „ʽAmr Ibn Dīnār“ „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ gesagt. Hinzu kommt, dass nicht
zu den langjährigen Genossen von Sufyān Aṯ-Ṯaurī zählt. Die langjährigen Genossen, wie
• Šuʽbah
• Sufyān Ibn ʽUyaynah
• ʾIsmāʽil Ibn Ğaʽfar
• Yazīd Ibn ʽAbdillāh Ibn Al-Hād
...
89
2 Qulla ~ 5 Qirab ~ 15 Tanka ~ 270 l ~ ¼ Tonne.
90
ʾAbū Dāwūd, Tirmiḏī, Nasāʾī und Ibn Māğah.

haben alle „ʽAbduḷḷāh Ibn Dīnār“ gesagt.
Auf versteckte Fehler kommt man aufgrund von langjähriger Erfahrung und dem
auswendig Kennen zahlreicher Ḥadīṯe.
In einer Erzählung fragte ein Mann aus dem Irak, aus der „Raʾī-Schule“, ʾAbū Ḥātim nach
bestimmten Ḥadīṯen. Hiernach fragte dieselbe Person ʾAbū Zurʽah. Bei allen Ḥadīṯen gaben
sie unabhängig von einander dasselbe Urteil ab.
8 Ist das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ gewiss? Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥad
adīṯe
gesichertes Wissen?
والحك ْم ب ِالصحةوالضعف عل َى
ظاهر ِه‏،‏ لاالق َط ْع ِ ، إِلا َّ ماحوى
ما ان ْت َق َدوا ف َابن الصلاح ِ رجحا
والن َّوو ِي رجح في الت َّق ْر ِي ِب
كتاب مسلم ٍ أَو ِ الجعفي سوى
ق َط ْعا ب ِه ، وك َم إِمام ٍ جن َحا
ظ َنا ب ِه ، والق َط ْع ذ ُو ت َصو ِي ِب
-16
-17
-18
Das Urteil „ṣaḥīḥ“, „ḍaʽīf“ usw. ist ein Urteil dem offensichtlichen Anschein nach. D.h., dass
es das Ergebnis des kompetenten Ḥadīṯ-Gelehrten ist, der Fehler begehen kann.
Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Beinhalten ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe, die nur von einem
Überlieferungsweg überliefert werden, 91 gesichertes Wissen (qaṭʽī) oder
höchstwahrscheinliches Wissen (ẓannī)?
Die erste Ansicht:
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten höchstwahrscheinliches Wissen. An-Nawawī 92 bevorzugte diese
Ansicht in seinem Werk „At-Taqrīb“.
Die zweite Ansicht:
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten gesichertes Wissen. Diese Ansicht wird von Suyūṭī, Dāwūd Aẓ-
Ẓāhirī (gest. 270), Al-Ḥusayn Ibn ʽAlī Al-Karābīsī (gest, ca. 248) bevorzugt. Auch ʾImām Aš-
Šāfiʽī (gest. 204) sagte dies in „ʾIḫtilāf Mālik“. 93
Die dritte Ansicht:
Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten gesichertes Wissen, wenn es weitere Hinweise darauf gibt. Ein
Hinweis wäre zum Beispiel, wenn dieselbe Bedeutung des Ḥadīṯes auch in anderen Ḥadīṯen
zum Vorschein kommt, wenn auch mit anderem Wortlaut. Diese Ansicht wird von Ibn
Taymiyyah vertreten. Er schreibt diese Ansicht auch den meisten ḥanafītischen,
mālikītischen, šāfiʽītischen und ḥanbalītischen Gelehrten zu. Ebenso schreibt er dies den
meisten ʾašʽarītischen Gelehrten zu, wie Al-ʾIsfarāyīnī, Ibn Fūrak 94 Als Beispiel sind hier die
beiden ṣaḥīḥ-Werke Buḫārī und Muslim zu erwähnen, welche allgemeine Anerkennung
aller Gelehrte erhalten haben.
Ibn Ṣalāh ist der Ansicht, dass die Ḥadīṯe bei Buḫārī und Muslim alle qaṭʽī sind bis auf
diejenigen, die von einigen Gelehrten bemängelt worden sind, wie Ad-Dāraquṭnī. Es wurden
insgesamt 210 Ḥadīṯe bemängelt, doch bei den allermeisten hat sich herausgestellt, dass die
91
D.h. der Ḥadīṯ wird durchgehend nur von jeweils einer Person überliefert.
92
Er ist grundsätzlich ein Faqīh, aber er hat sich viel mit der Ḥadīṯ-Wissenschaft beschäftigt, aber seine Urteile
sind nicht so kompetent wie die der Ḥadīṯ-Gelehrten.
93
Dies sagte der Gelehrte ʽAbdul-ʽAzīz Ibn Bāz.
94
Al-Kubrā 5/81.

Autoren Buḫārī und Muslim Recht besaßen, was den Rang dieser beiden Werke noch weiter
nach oben treibt.
Der Ḥadīṯ-Gelehrte Albānī sagte, dass eine Unterscheidung zwischen qaṭʽī- und ẓannī-
Ḥadīṯen eine verbotene Neuerung in der Religion ist. Beide verpflichten zur Handlung und
an die ʽAqīdah zu glauben, die durch diese Ḥadīṯe überliefert werden.
Die Ḥadīṯ-Gelehrten unterscheiden nicht, ob es um Glaubensinhalte (ʽAqāʾid) oder anderes
geht. Als Beweis hierfür dient unter anderem die Tatsache, dass der Prophet Muʽāḏ Ibn
Ğabal in den Jemen sandte, um den Leuten den Islām zu lehren, was sicherlich auch
Glaubensinhalte beinhaltete. Muʽāḏ ist nur eine Person und es steht außer Frage, dass die
Jemeniten vor Aḷḷāh verpflichtet waren, sich an seine Lehren zu halten.
8.1 Wie viele Leute müssen einen Ḥad
adīṯ überliefern, damit er als ṣaḥīḥ gelten kann?
ول َيس ش َرط ًا
عدد‏،‏ ومن ش َرط ْ
ر ِواية َ اث ْن َين ِ ف َصاعدا غ َل َ َط
-19
Es gibt keine bestimmte Anzahl an Überlieferern eines Ḥadīṯes, damit ein Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ
eingestuft werden kann. Es reicht, wenn der Überlieferer immer nur eine Person ist.
Buḫārī hat dies in seinem ṣaḥīḥ-Werk z.B. im ersten und letzten Ḥadīṯ umgesetzt. Beispiel
aus dem ersten Ḥadīṯ:
حدث َنا ال ْحميدي عبد الل َّه بن الزبير ِ ق َال َ حدث َنا سف ْيان ُ ق َال َ حدث َنا يحيى بن سعيد ال ْأ َنصار ِي ق َال َ أ َخبرن ِي
محمد بن إ ِبراهيم التيمي أ َنه سمع عل ْق َمة َ بن وق َّاص ٍ الل َّيثي يق ُول ُ سمعت عم ر بن ال ْخط َّاب ِ رضي الل َّه عنه
عل َى ال ْمنب ِر ق َال َ سمعت رسول َ الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّم يق ُول ُ إ ِنما ال ْأ َعمال ُ ب ِالنيات وإ ِنما لك ُل ِّ امر ِئ ٍ ما
نوى ف َمن ك َانت هجرته إ ِل َى دنيا يصيبها أ َو إ ِل َى امرأ َة ينكحها ف َه ِجرته إ ِل َى ما هاجر إ ِ َليه
Dieser Ḥadīṯ wird nur von ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb überliefert.
Über ʽUmar überliefert ihn nur ʽAlqamah Ibn Waqqāṣ Al-Layṯī.
Über ʽAlqamah überliefert ihn nur Muḥammad Ibn Ibrāhīm.
Über Muḥammad überliefert ihn nur Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-ʾAnṣārī.
Yaḥyā Ibn Saʽīd Muḥammad Ibn Ibrāhīm ʽAlqamah ʽUmar.
Diejenige Ansicht, dass mehr als eine Person einen Ḥadīṯ überliefert haben muss, wird Al-
Ḥākim, ʾAbū Bakr Ibn Al-ʽArabī und der Muʽtazilah zugeschrieben.
9 Die authentischsten Überlieferungsketten
والوق ْف ُ عن حك ْم ٍ لِمت ْن ٍ أَو سن َد
وآخ َرون حك َموا فاضط َربوا
ب ِأَن َّه أَصح مطل َق ًا
أَسد
لِف َوق عش ْر ٍ ضمن َت ْها ال ْك ُت ُ ب
-20
-21
Am richtigsten ist es, dass man nicht einen Isnād als den authentischsten bezeichnet.
Diejenigen, die es nämlich gemacht haben, haben sich widersprochen und all diese Isnāds
gehören zu den authentischsten. Dies zu wissen nutzt beim Tarǧīḥ.
ف َمالِك عن ن َافع ٍ عن سيده
وز ِيد ما لِلش َّافعي ف َأَحمده
-22

Über die folgenden Isnāds wurde jeweils gesagt, dass sie die authentischsten überhaupt sind
und richtiger ist, dass sie alle zu den authentischsten gehören.
1. Isnād:
Bzw.:
Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.
Aš-Šāfiʽī Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.
Aḥmad Aš-Šāfiʽī Mālik Nāfiʽ Ibn ʽUmar.
وابن شهاب ٍ عن علي عن
أَب ِه
أَوعن عبيدااللهِ‏ عن حبر ِ البش َر
عن جده ، أَو سالِم ٍ عمن ن َب ِه
هو ابن عباس ٍ وهذ َا عن عمر
-23
- 24
2. Isnād:
Ibn Šihāb Az-Zuhrī 95 ʽAlī Ibn Al-Ḥusayn 96 Al-Ḥusayn Ibn ʽAlī 97 ʽAlī Abī Ṭālib.
3. Isnād:
Ibn Šihāb Az-Zuhrī Sālim Ibn ʽAbdillāh 98 ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar.
4. Isnād:
Ibn Šihāb Az-Zuhrī ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn Masʽūd ʽAbduḷḷāh Ibn
ʽAbbās ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb.
وش ُعبة ٌ عن عمر ٍوابن ِ مره
عن مرة عن ِ اب ِن
ق َيس ٍ ك َره
-25
5. Isnād:
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ 99 ʽAmr Ibn Murrah Murrah ʾAbū Mūsā ʽAbduḷḷāh Ibn Qays Al-
ʾAšʽarī.
95
Muḥammad Ibn Muslim Ibn ʽUbaydillāh Ibn ʽAbdillāh Ibn Šihāb Az-Zuhrī, gest. 125.
96
Zayn Al-ʽĀbidīn, aus der Familie des Propheten . Er gehört zur Ahl As-Sunnah. Er ist einer derjenigen der
Ahl Al-Bayt, bezüglich der die Schiiten extrem übertrieben haben. Er gilt bei ihnen als einer der zwölf
unfehlbaren Imame.
97
Der Bruder von Al-Ḥasan, dem Sohn von ʽAlī Ibn ʾAbī Ṭālib.
98
Der Sohn von ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar, dem berühmten Ṣaḥābī. Sālim ist einer berühmten Fuqahāʾ zur Zeit der
Tabiʽīn. Man nennt sie die sieben Fuqahāʾ. Sechs davon gehören unter Übereinkunft zu den sieben Gelehrten,
sie sind:
1. ʽUbayduḷḷāh Ibn ʽAbdillāh Ibn ʽUtbah Ibn Masʽūd
2. ʽUrwah Ibn Az-Zubayr
3. Al-Qāsim Ibn Muḥammad Ibn ʾAbī Bakr Aṣ-Ṣiddīq
4. Saʽīd Ibn Al-Musayyib
5. Sulaymān Ibn Yasār
6. Ḫāriğah Ibn Zayd
Der siebte ist entweder Sālim Ibn ʽAbdillāh, ʾAbū Bakr Ibn ʽAbdir-Raḥmān Ibn Al-Ḥāriṯ Ibn Hišām oder ʾAbū
Salamah Ibn ʽAdir-Raḥmān.
99
Einer derjenigen, die als Führer der Gläubigen in der Ḥadīṯwissenschaft المؤمنين في الحديث)‏ ‏(أمير bezeichnet
wurden.

أَو ما روى ش ُعبة ُ عن ق َت َاده
إِل َى سعيد عن ش ُيوخ ٍ ساده
-26
6. Isnād:
Šuʽbah Ibn Al-Ḥağğāğ Qatādah Ibn Duʽāmah Saʽīd Ibn Al-Musayyib verschiedene
Ṣahābah. 100 27
ث ُم ابن سير ِين عن ِ ال ْحبر ِال ْعلي
عب ِيدة ب ِما رواه عن علي
-
7. Isnād
Muḥammad Ibn Sīrīn ʽAbīdah As-Salmānī ʽAlī Ibn Abī Ṭālib.
ك َذ َا ابن مهران عن ِ ابراهيم عن
عل ْق َمة عن ِ ابن ِ مسعود ال ْحسن
-28
8. Isnād
Sulaymān Ibn Mihrān Al-ʾAʽmaš 101 ʾIbrāhīm Ibn Yazīd An-Naḫaʽī ʽAlqamah Ibn Qais An-
Naḫaʽī ʽAbduḷḷāh Ibn Masʽūd.
وول َد الق َاسم ِ عن أَب ِيه عن
لا ين ْبغي الت َّعميم في الإِسناد
عائِش َة ، وق َالَ‏ ق َوم ذ ُو فط َن
بلْ‏ خ ُص ب ِالصحب ِ أَو ِ الب ِلا د
-29
-30
9. Isnād
ʽAbdur-Raḥmān Ibn Qāsīm Ibn Muḥammad Ibn Abī Bakr Qāsīm Ibn Muḥammad Ibn Abī
Bakr ʽĀʼišah 102 .
Diese ʾAsānīd mögen die authentischsten bezüglich dieser Ṣaḥābah sein und bezüglich
bestimmter Ortschaften.
ف َأَرف َع الإِسناد لِلصديق ما
إِبن أَب ِي خ َالِد عن ق َيس ٍ ن َما
-31
9.1 Der authentischste Isnād bis ʾAb
Abū Bakr:
ʾIsmāʽīl Ibn Abī Ḫālid Qays Ibn Abī Ḥāzim 103 ʾAbū Bakr
وعمر ٍ ف َابن شهاب ٍ بده
عن سالِم ٍ عن أَب ِه عن جده
-32
9.2 Der authentischste Isnād bis ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭ
ṭṭāb:
Ibn Šihāb Sālim Ibn ʽAbdillāh ʽAbduḷḷāh Ibn ʽUmar ʽUmar Ibn Al-Ḫaṭṭāb.
100
ʾUbayy Ibn Kaʽb, Anas Ibn Mālik, Al-Barāʾ Ibn ʽĀzib, Bilāḷ und viele andere.
101
ʾAbū Ḥātim Ar-Rāzī sagte: Wenn Al-ʾAʽmaš über seine „kleinen Lehrer“ überlieferte, machte er Tadlīs.
102
Die Tante von Qāsim.
103
Muḫaḍram: Er war zur Zeit des Propheten schon Muslim, hat ihn aber leider nie gesehen. Qays hat als
einziger ohne Meinungsverschiedenheit über alle 10 Ṣaḥābah überliefert, denen das Paradies versprochen
wurde.

وأَهلِ‏ بيت المصط َف َى جعف َر عن
آبائِه ، إِن عن ْه راو ٍ ما وهن
-33
9.3 Der authentischste Isnād bis ʾAl
Alī Ibn Abī Ṭālib:
Ğaʽfar Ibn Muḥammad Al-Bāqir Ibn ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī Muḥammad Al-Bāqir Ibn
ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī ʽAlī Ibn Al-Husayn Ibn ʽAlī Al-Husayn Ibn ʽAlī ʽAlī.
Dieser Isnād besteht aus ʾImāmen der Familie des Gesandten Aḷḷāhs
über seine Großväter. Alle Überlieferer dieses Sanads sind Sunniten.
. Ğaʽfar überliefert
ولأَب ِي هريرة َ الزهر ِي عن
عن أَعرج ٍ ، وقيلَ‏
حماد ب ِما
سعيد أو أَبو الزن َاد حيث ُ عن
أَيوب عن محمد ل َه ن َمى
:
-34
-35
9.4 Die authentischsten Isnāds bis ʾAb
Abū Hurairah:
Ibn Šihāb Az-Zuhrī Saʽid Ibn Al-Musayyib ʾAbū Hurayrah
Abuz-Zinād ʽAbduḷḷāh Ibn Ḏakwān Al-ʾAʽrağ ʾAbū Hurayrah
Ḥammād Ibn Zayd ʾAyyūb As-Saḫtayānī Muḥammad Ibn Sīrīn ʾAbū Hurayrah.
10 Die authentischsten Überlieferungen auf einen Ort bezogen:
لِمك َّة سف ْيان عن عمر ٍو ، وذ َا
ابن أَب ِي حكيم عن عب ِيدة
عن جاب ِر ٍ ، ولِلمدين َة خ ُذا
الحضرمي عن أَب ِي هريرة
-36
-37
10.1 Der authentischste Isnād der Mekkaner:
Sufyān Ibn ʽUyaynah ʽAmr Ibn Dīnār Ğābir Ibn ʽAbdillāh.
10.2 Der authentischste Isnād der Medinenser:
Ismāʽīl Ibn Abī Ḥakīm ʽAbīdah Al-Ḥaḍramī 104 ʾAbū Hurairah.
وماروى معمر عن همام عن
أَب ِي هريرة َ أَصح
لِل ْيمن
-38
10.3 Der authentischste Isnād der Jemeniten:
Maʽmar Ibn Rāšid Hammām Ibn Al-Munabbih ʾAbū Hurairah.
104
Das ist nicht derselbe, der über ʽAlī überliefert, wie zuvor erwähnt.

لِلش َّام ِ الأَوزاعي عن حسان َا
عن ِ الصحاب ِ ف َائِق ٌ إِت ْق َان َا
-39
ʽAbdur-Raḥmān Ibn ʽAmr Al-ʾAuzāʽī 105 Ḥassān Ibn ʽAṭiyyah verschiedene Ṣaḥābah.
وغ َير هذ َا من ت َراج ِم ٍ ت ُعد
ضمن ْت ُها ش َرحي عن ْها لا ت ُعد
-40
Es gibt noch weitere ̕Asānīd, die die Ḥadīṯ-Gelehrten zu den authentischsten zählen. ʾImām
As-Suyūṭī hat sie in „Tadrīb Ar-Rāwī“ erwähnt.
11 Die ersten Ḥad
adīṯ-Sammlungen
أَولُ‏ جامع ِ الحديث والأَث َر
ابن شهاب ٍ آمرا ل َه عمر
-41
Das Aufschreiben der Sunnah hat schon teilweise zur Zeit der Ṣaḥābah angefangen. Als der
Gesandte Aḷḷāhs Makkah befreite und verkündete, dass in der heiligen Zone von Makkah
bestimmte Dinge verboten sind, stand ein Jemenit namens ̕Abū Šāh auf und sagte: „Schreibt
es für mich auf!“ Daraufhin sagte der Gesandte Aḷḷāhs : „Schreibt es 106 für ̕Abū Šāh auf!" 107
̕Abū Hurayrah sagte: „Niemand von den Freunden des Gesandten Aḷḷāhs kennt mehr
Ḥadīthe über den Gesandten Aḷḷāhs als ich, außer ʿAbduḷḷāh Ibn ʿAmr, denn er konnte
schreiben und ich nicht.“ 108
Der folgender Ḥadīṯ bezieht sich auf die Anfangszeit und auf solche, die eventuell Ḥadīṯe
mit ̕Āyāt aus dem Qur̕ān verwechseln:
Der Gesandte Aḷḷāhs sagte weiterhin: „Schreibt über mich nichts auf (von dem, was ich
sage). Und wer etwas anderes als den Qur̕ān von mir aufschreibt, der soll es wegwischen.“ 109
Später erlaubte der Gesandte Aḷḷāhs das Aufschreiben von Ḥadīṯen, wie bereits erläutert.
Der erste, der von staatlicher Seite beauftragt wurde, Ḥadīṯe zu sammeln, war
bekannterweise Muḥammad Ibn Muslim Ibn ʿUbaydillāh Ibn ʿAbdillāh Ibn Šihāb Az-Zuhrī
(gest. ca. 125 n. H.). ʿUmar Ibn ʿAbdil-ʿAzīz (gest. 101) war besorgt, dass die Ḥadīṯe zusammen
mit dem Tod ihrer Überlieferer verloren gehen.
وأَولُ‏
الجامع ِ لِلأَبوا ِب
ك َابن ِ جريج ٍ و هش َيم ٍ مالِك
جماعة ٌ في العصر ِ ذ ُو اق ْترا ِب
ومعمر ٍ وول َد المبارك
-42
-43
Hiernach wurden die Ḥadīṯe kapitelweise thematisch geordnet. Dies waren mehrere Leute
gleichzeitig. Zu ihnen gehören ʿAbdul-Malik Ibn Ǧurayǧ (aus Makkah, gest. ca. 150 n. H.),
Hušaym Ibn Bašīr Al-Wāsiṭī (gest. 183 n. H.), Mālik Ibn Anas (aus Madīnah, gest. 179 n. H.),
Maʿmar Ibn Rāšid (aus Jemen, gest. 154 n. H.), ʿAbduḷḷāh Ibn Al-Mubārak (aus Maru, gest. 181
n. H.).
11.1 Die ersten Ṣaḥīḥ-Sammlungen und welche die authentischste ist
44- وأَولُ‏ الجامع ِ ب ِاق ْتصا ِر عل َى الصحيح ِ ف َق َط البخ َار ِي
105
Imām der Leute aus Šām.
106
Die vom Gesandten Aḷḷāhs gehaltene Rede.
107
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 14/485 Nr. 6944, Buḫārī 8/293 Nr. 2254, 21/175 Nr. 6372, Muslim 7/85 Nr. 2414, 2415, Tirmiḏī
9/274 Nr. 2591, ̕Abū Dāwūd 5/388 Nr. 1725, 10/58 Nr 3163, 12/91 Nr. 3906, Muṣannaf Ibn ̕Abī Šaybah 8/538, Al-
Bayhaqī in Al-Kubrā 8/52, An-Nasā̕ī in Al-Kubrā 3/435, Ad-Dāraquṭnī 7/442 Nr. 3196, Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān 15/431
Nr. 3785 u. a.
108
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 15/125 Nr. 7084, Buḫārī 1/193 Nr. 110, Tirmiḏī 9/275 Nr. 2592, 12/329 Nr. 3776, Ad-Dārimī
2/34 Nr. 492, ʿAbdur-Razzāq 11/295 Nr. 20489 u. a.
109
Ṣaḥīḥ. ʾAḥmad 22/276 Nr. 10731, 23/155 Nr. 11110, Muslim 13/291 Nr. 5326, Al-Bayhaqī in Al-Kubrā 5/10 Nr.
8008, Ad-Dārimī 1/499 Nr. 458,̕ ʾAbū Yaʿlā 3/298 Nr. 1254 u. a.

ومسلم من بعده ، والأَولُ‏
عل َى الصواب ِ في الصحيح ِ أَف ْضلُ‏
-45
ومن يف َضلْ‏ مسلما ف َإِن َّما
ت َرتيبه وصن ْعه ق َد أَحك َما
-46
Der erste, der nur Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sammelte, war ̕Imām Muḥammad Ibn ̕Ismāʿīl Al-Buḫārī
(gest. 256 n. H.) und nach ihm ̕Imām Muslim Ibn Al-Ḥaǧǧāǧ Ibn Muslim Al-Qušayrī (n. H.
261).
Nach der richtigeren Ansicht ist die Sammlung des ersten dieser beiden authentischer.
Dafür gibt es zahlreiche Gründe:
1. Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī erfüllt die fünf Voraussetzungen eines Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes besser, denn
zusätzlich muss sicher gestellt sein, dass jeder Überlieferer den vorigen mindestens
einmal getroffen hat.
2. Die Kritiker kritisierten Ṣaḥīḥ Muslim mehr, z. B. in Bezug auf Šuḏūḏ.
3. Die meisten Überlieferer, die von Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī kritisiert wurden, sind die
direkten Lehrer von Al-Buḫārī, im Gegensatz zu Ṣaḥīḥ Muslim. Natürlicherweise
kennt ein Schüler seinen Lehrer besser als andere ihn kennen.
Der Grund, warum manche Gelehrte Ṣaḥīḥ Muslim bevorzugten, ist die Gliederung bzw. die
Struktur seiner Anordnung. Wenn man beispielsweise einen Ḥadīṯ in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī sucht,
findet man ihn nicht unbedingt an der erwarteten Stelle. Dies ist Al-Ḥākim passiert:
Manchmal sagt er, dass ein Ḥadīṯ nicht von Buḫārī überliefert wurde, was in Wirklichkeit
nicht korrekt ist.
وان ْت َق َدوا عل َيه ِما يسيرا
ول َيس في ال ْك ُت ْب ِ أَصح من ْهما
ف َك َم ت َرى ن َحوهما ن َصيرا
بعد ال ْق ُران ِ ولِهذ َا ق ُدما
-47
-48
In den meisten Kritiken bzgl. der beiden Ṣaḥīḥ-Werke haben die Autoren recht gehabt. Ibn
Ḥaǧar sagte, dass 210 Ḥadīṯe kritisiert worden sind. Davon befinden sich 32 Ḥadīṯe in beiden
Werken. 78 vom Rest befindet sich nur in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, 100 in Ṣaḥīḥ Muslim.
Diese beiden Werke sind die authentischsten überhaupt und kommen direkt nach dem
Qur̕ān. Es gibt kein authentischeres Werk als diese beiden. Ibn Ḥaǧar analysierte 110 dieser
Ḥadīṯe im Vorwort zu Fatḥ Al-Bārī und erläuterte, dass Buḫārī und Muslim recht hatten.
Außerdem schlussfolgerte er daraus, dass die beiden Ṣaḥīḥ-Werke durch diese Kritiken nur
an Rangstufen gewonnen haben. Die Tatsache, dass die großen Gelehrten von tausenden
Ḥadīṯen nur wenige davon kritisiert haben und der Großteil davon zu unrecht, hat zur
Folge, dass Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und Ṣaḥīḥ Muslim sogar an Wert gewonnen haben.
مرو ِي ذ َين ِ ، ف َالبخ َار ِي ، ف َما
ف َش َرط َ أَولٍ‏ ، ف َث َان ٍ ، ث ُم ما
لِمسلم ٍ ، ف َما حوى ش َرط َهما
كان عل َى ش َرط ف َت ًى غ َير ِهما
-49
-50
Befindet sich ein Ḥadīṯ in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī und in Ṣaḥīḥ Muslim, nennt man den Ḥadīṯ
„muttafaqun ʿalayhi“ und gehört somit zu den authentischsten Ḥadīṯen.
Fu̕ād ʿAbdul-Bāqī sammelte all diese Ḥadīṯe, 1906 an der Zahl, und nannte seine Sammlung
„Al-Lu̕lu̕ wal-Marǧān fī mā ittafaqa ʿalayhiš-Šaiḫān“. Er ordnete die Ḥadīṯe so, wie sie in
Ṣaḥīḥ Muslim stehen. Von den Wortlauten wählte er denjenigen von Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, der
demjenigen von Ṣaḥīḥ Muslim am nächsten ist. Der Autor erwähnt nur den Matn, ohne
den ̕Isnād.
Diese Sammlung ist die beste „muttafaqun ʿalayhi“-Sammlung laut Šayḫ Al-ʿAbbād.
An zweiter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die nur von Buḫārī überliefert wurden.
An dritter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die nur von Muslim überliefert wurden.

An vierter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von beiden überliefert wurden,
jedoch die Bedingungen beider erfüllen. Gemeint ist, dass die Überlieferer alle aus Ṣaḥīḥ Al-
Buḫārī und/oder Ṣaḥīḥ Muslim stammen und die anderen 5 Bedingungen von Ṣaḥīḥ-
Ḥadīṯen erfüllt haben. Sollte einer von beiden bestimmte Überlieferungen eines
Überlieferers über einen bestimmten Lehrer zurückgewiesen haben, so muss dies auch
berücksichtigt werden.
An fünfter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von beiden überliefert wurden,
jedoch die Bedingungen von Buḫārī erfüllt haben.
An sechster Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von keinem von beiden überliefert
wurden, jedoch die Bedingungen von Muslim erfüllt haben.
An siebter Stufe kommen diejenigen Ḥadīṯe, die von anderen außer Buḫārī und Muslim als
ṣaḥīḥ eingestuft wurden.
وربما يعر ِض لِل ْمف ُوق ما
وش َرط ُ ذ َين ِ ك َون ذ َا الإِسن َاد
ب ِجعله مساو ِيا أَو ق ُدما
ل َديه ِما ب ِالجمع ِ والإِف ْراد
-51
-52
Diese Regeln sind allgemeine Regeln. Im Einzelnen kann es durchaus sein, dass ein Ḥadīṯ in
Ṣaḥīḥ Muslim oder anderswo authentischer ist als in Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī, wie im Falle eines
mutawātir-Ḥadīṯes.
وعدة ُ الأَولِ‏ ب ِالت َّحر ِي ِر
ومسلم ٍ أَربعة ُ الآلاف
من الصحيح ِ ف َوت َا ك َثير ِا
أَل ْف َان ِ والربع ب ِلا ت َك ْر ِي ِر
وفيه ِما الت َّك ْرار جما واف
:
مراده أَعل َى الصحيح ِ ف َاحملِ‏
الن َّوو ِي
ل َم يف ُت الخ َمسة َ من
واحملْ‏ مق َالَ‏ عش ْر أَل ْف أَل ْف
وق َالَ‏ ن َجلُ‏ أَخ ْر ٍم
يسيرا
أَخ ْذ ًا من الحاكم ِ أَي في المدخ َلِ‏
ما صح إِلا َّ الن َّزر فاق ْبل ْه ودن
أَحو ِي عل َى مك َرر ٍ ووق ْف
:
-53
-54
-55
-56
-57
-58
In Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī sind es laut Suyūṭī ca. 2500 Ḥadīṯe, wenn wir die doppelten alle
weglassen. Ibn Ḥaǧar zählte 2602. Mit den doppelten und allen muaʿallaq-Ḥadīṯe sind es
über 9000.
In Ṣaḥīḥ Muslim sind es, ohne Wiederholungen, ca. 4000 Ḥadīṯe. Muḥammad Fu̕ād ʿAbdul-
Bāqī zählte 3033. Mit Wiederholungen sind es ca. 10000 Ḥadīṯe, andere sagen 12000.
Was ist hier überhaupt mit einem Ḥadīṯ gemeint? Antwort: Jede einzelne Überlieferung.
Wenn also eine Aussage des Propheten von zwei verschiedenen Ṣaḥābis überliefert wird,
sind es zwei Ḥadīṯe und nicht einer. Betrachtet man allerdings den Matn, so handelt es sich
um denselben Ḥadīṯ, wie im Falle von mutawātir-Ḥadīṯen.
Die beiden ̕Imāme Buḫārī und Muslim haben keineswegs alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesammelt.
Vielmehr hatten sie es gar nicht vor. Über al-Buḫārī wird überliefert, dass er gesagt hat:
„Ich habe hier nur Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen, aber ich habe mehr Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe
ausgelassen als hier gesammelt.“ ̕Imām Muslim sagte: „Nicht jeden Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ habe ich
hier aufgenommen.“
Außerdem sagte Buḫārī: „Ich kenne 100000 Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe und 200000 Ḥadīṯe, die nicht Ṣaḥīḥ
sind.“ Gewertet wird jede Aussage, auch wenn sie einem Ṣaḥābī zugeschrieben werden oder
einem Tābiʿī. Es geht also nicht nur um marfūʿ-Ḥadīṯe. Und jeder einzelne
Überlieferungsweg wird ebenfalls extra gezählt.
Al-Ḥākim hat in seinem Werk „Al-Mustadrak“ versucht Ḥadīṯe zu sammeln, die die
Bedingung von Buḫārī und/oder Muslim erfüllen.

Muḥammad Ibn Yaʿqūb Al-̕Aḫram, ein Lehrer von Al-Ḥākim sagte: „Sie (beide) haben nur
wenige Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe ausgelassen.“ Doch diese Aussage ist nicht richtig. Vielleicht meinte er
diejenigen Ḥadīṯe, die auf der höchsten Stufe der Authentizität stehen.
Nawawī ist der Ansicht, dass die beiden Werke zusammen mit ̕Abū Dāwūd, Tirmiḏī und
Nasā̕ī nur sehr wenige Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe ausgelassen haben. Doch auch diese Aussage ist nicht
astrein, weswegen es die Sammlung „Maǧmaʿ Az-Zawā̕id“ von Al-Hayṯamī gibt. Auch in
Sunan Ibn Māǧah gibt es Ḥadīṯe, die es nicht in den anderen fünf gibt.
11.2 Woher weiß man, dass ein Ḥad
adīṯ Ṣaḥīḥ ist?
وخ ُذ ْه حيث ُ حافظ ٌ عل َيه ن َص
ك َابن ِ خ ُزيمة َ ويت ْل ُو مسلما
ومن مصن َّف ب ِجمعه يخ َص
وأَولِه البستي ث ُم الحاكما
-59
-60
Suyūṭī lehrt uns zwei Wege um zu wissen, dass ein Ḥadīṯ ṣaḥīḥ ist.
a) Ein ʾImām der Ḥadīṯ-Wissenschaft, ein Ḥāfiẓ, stuft einen Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ ein und diese
Aussage kann auf ihn authentisch zurückgeführt werden.
b) Ein Ḥadīṯ befindet sich in einem Werk, dessen Autor nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufnehmen
wollte. Dazu gehören folgende Sammlungen:
1. „Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī“ 110
2. „Ṣaḥīḥ Muslim“. 111
3. „Ṣaḥīḥ Ibn Ḫuzaymah“ 112
4. „Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān“ 113
5. „Al-Mustadrak ʾalā Aṣ-Ṣaḥīḥayn“ von Al-Ḥākim 114 . In dieser Ḥadīṯ-Sammlung hat Al-
Ḥākim diejenigen Ḥadīṯe aufgenommen, die seiner Ansicht die Bedingungen von
Buḫārī und/oder Muslim erfüllen. 115
Die ersten beiden Werke sind allerdings die einzigen quasi unangefochteten. Bei den
anderen gibt es auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe.
وك َم ب ِه ت َساهلٌ‏ حت َى ورد
فيه مناكر وموضوع يرد
-61
„Al-Mustadrak“ beinhaltet auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe, sogar solche, die als „mauḍūʽ“ eingestuft
worden sind.
Man sagt, ihn habe der Tod ereilt, noch bevor er sein Werk ausbessern konnte.
ʾImām Aḏ-Ḏahabī 116 hat die Einstufungen von Al-Ḥākim überprüft. Wenn er die Einstufung
von Al-Ḥākim bestätigt, wird das Urteil des Letzteren gestärkt. Dennoch kann man sich
nicht 100% darauf verlassen. Sollte er ihm widersprechen und einen Ḥadīṯ als ḍaʽīf
110
Der vollständige Titel lautet „Al-Ǧāmiʽ Aṣ-Ṣaḥīḥ Al-Musnad min Ḥadīṯ Rasūl Aḷḷāh ṣallaḷ-ḷāh ʾalayh wa sallam
wa Sunanih wa ʾAyyāmih“
111
Originaltitel: „Aṣ-Ṣaḥīḥ Al-Ǧāmiʽ“
112
Muḥammad Ibn ʾIsḥāq Ibn Ḫuzaymah Ibn Al-Muġīrah Ibn Ṣāliḥ Ibn Bakr, gest. 311 n.H.
113
ʾAbū Ḥātim Muḥammad Ibn Ḥibbān Ibn ʾAḥmad Ibn Ḥibbān Ibn Muʽāḏ Ibn Maʽbad At-Taymī Ad-Dārimī Al-
Bustī, gest. 354 n. H. Al-Hayṯamī (ʼAlī Ibn ʾAbī Bakr Ibn Sulaymān, gest. 807 n. H.) hat in „Mawārid Aẓ-Ẓamʾān
ʾilā Zawāʾid Ibn Ḥibbān“ diejenigen Ḥadīṯe gesammelt, die in „Ṣaḥīḥ Ibn Ḥibbān“, aber weder in „Ṣaḥīḥ Al-
Buḫārī“ noch in „Ṣaḥīḥ Muslim“ befinden.
114
ʾAbū ʽAbdillāh Al-Ḥākim Muḥammad Ibn ʽAbdillāh Ibn Muḥammad Ibn Ḥamdūyah Ibn Nuʽaym Ibn Al-Ḥakam
Aḍ-Ḍabbī Aṭ-Ṭahmānī An-Naysabūrī, gest. 405 n. H.
115
Der Titel „Al-Mustadrak“ erweckt den Anschein, dass er darin diejenigen Ḥadīṯe aufgenommen hat, die
Buḫārī und Muslim „unter die Lappen“ gekommen sind. Doch dies ist nicht korrekt, denn sie haben gar nicht
den Anspruch erhoben, alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe zu sammeln.
116
ʾAbū ʽAbdillāh Muḥammad Ibn ʾAḥman Ibn ʽUṯmān Ibn Qāymāz Aḏ-Ḏahabī, gest. 748 n. H.

einstufen, kann man sich in der Regel darauf verlassen. Und wenn er über einen Ḥadīṯ
schweigt, muss man sich zunächst zurückhalten.
Man sagt, Aḏ-Ḏahabī habe alle Mauḍūʽ-Ḥadīṯe gesammelt, es waren 100, also wenig im
Vergleich zur Gesamtzahl 8956.
وابن الصلاح ِ ق َالَ‏ :
جريا عل َى امتناع ِ أَن
ما ت َف َردا
يصححا
وغ َيره جوزه وهو الأَبر
ف َحسن إِلا َّ لِضعف ف َارددا
في عصر ِن َا ك َما إِل َيه جن َحا
ف َاحك ُم هن َا ب ِما
ل َه أَدى الن َّظ َر
-62
-63
-64
Ibn Aṣ-Ṣalāḥ war der folgenden Ansicht: Wenn Ḥadīṯ nur in „Al-Mustadrak“ steht und
keiner ihn als ḍaʽīf eingestuft hat, dann gilt der Ḥadīṯ als ḥasan.
Dies sagte er, weil manche seiner Generation der Ansicht waren, man müsse sich auf die
Einstufungen (Verifizierungen) der vorigen Gelehrte stützen. Man war der Meinung, dass
man ab dem 7. Jahrhundert keine Ḥadīṯe mehr als ṣaḥīḥ einstufen darf, die nicht schon von
vorigen Gelehrten so eingestuft wurden.
Andere Gelehrte waren da ganz anderer Ansicht und dies ist auch laut Suyūṭī die richtigere
Ansicht. Zu diesen gehören aus dem 7. Jahrhundert, also aus demselben Jahrhundert wie Ibn
Aṣ-Ṣalāḥ: Al-Munḏirī 117 , An-Nawawī 118 und Aḍ-Ḍiyāʾ Al-Maqdisī 119 .
Aus dem 8. Jahrhundert: Al-Mizzī 120 , Ibn Taymiyyah, Ibn Al-Qayyim, Ibn Kaṯīr, Ibn Raǧab und
viele andere.
Aus dem 9. Jahrhundert: u. a. Ibn Ḥaǧar.
ما ساهلَ‏ البستي في كت َاب ِه
بلْ‏ ش َرط ُه خ َف َّ وق َد وف َّى ب ِ ه
-65
Ibn Ḥibbān hat laut Suyūṭī, im Gegensatz zu Al-Ḥākim, nicht zu leichtsinnig gehandelt.
Vielmehr habe er nicht nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen, sondern auch ḥasan- Ḥadīṯe. Wie
dem auch sei: Beide Ḥadīṯ-Arten sind verbindlich.
11.3 Al-Musta
Mustaḫra
raǧ
واست َخ ْرجواع َلى
الصحيحين ِ ب ِأَن
لا من ط َر ِيق من إِل َيه عمدا
ف َربما
ت َف َاوت َت ْ معن ًى ، وفي
إِل َيه ِما ، ومن عزا أَرادا
يرو ِي أَحاديث َ كت َاب ٍ حيث ُ عن
مجت َمعا في ش َيخه ف َصاعدا
ل َف ْظ ك َثيرا ، ف َاجت َنب أَن ت ُض ف
ب ِذ َلِك الأَصلَ‏ وما أَجادا
-66
-67
-68
-69
Der Autor eines Mustaḫraǧ überliefert selbst Ḥadīṯe eines Werkes, das er sich vorgenommen
hat, mit einem ʾIsnād, der beim selben Lehrer wie der des Werkes endet oder beim Lehrer
dieses Lehrers usw. Den Autor nennt man Mustaḫriǧ. In seinem ʾIsnād kommt der Autor des
Werkes nicht vor. Es gibt viele Mustaḫraǧs, am meisten für die beiden ṣaḥīḥ-Werke, und
davon besonders ṣaḥīḥ-Muslim. Für ṣaḥīḥ-Muslim gibt es ca. 20 Mustaḫraǧs.
Beispiele für Mustaḫraǧs:
• ʼAbū Nuʽāym 121 für beide ṣaḥīḥ-Werke
117
Gest. 656 n. H.
118
ʾAbū Zakariyyā Yaḥyā Ibn Šaraf An-Nawawī, gest. 676 n. H.
119
ʾAbū ʽAbdillāh Muḥammad Ibn ʽAbd Al-Wāḥid As-Saʽdī Al-Maqdisī (569-643 n. H.). Zu seinen Lehrern gehört
Al-Ḥāfiẓ ʽAbd Al-Ġanī Al-Maqdisī (gest. 600 n. H.) und sein Onkel väterlicherseits Al-Muwaffaq Ibn Qudāmah
(gest. 620 n. H.).
120
Ǧamāl Ad-Dīn ʾAbū Al-Ḥaǧǧāǧ Yūsuf Ibn ʽAbdir-Raḥmān Al-Mizzī, gest. 742 n. H.
121
ʼAbū Nuʽaym ʾAḥmad Ibn ʽAbdillāh Ibn ʾAḥmad Ibn ʾIsḥāq Ibn Mūsā Ibn Mahrān Al-Harrānī Al-ʾAṣbahānī,
gest. 430 n. H.

• ʼAbū ʽAwānah 122 für Muslim
• Al-ʾIsmāʽīlī für Buḫārī
Selten kommt es bei den Ḥadīṯen des Mustaḫraǧ zu verschiedenen Bedeutungen, dennoch
kommt es oft zu unterschiedlichen Wortlauten. Dies gibt es sogar innerhalb eines Ḥadīṯ-
Werkes, wenn der Autor einen Ḥadīṯ über verschiedene ʾIsnāds überliefert.
Befindet sich ein Ḥadīṯ beispielsweise im Mustaḫraǧ von ʼAbū ʽAwānah, darf man ihn nicht
ṣaḥīḥ-Muslim zuschreiben.
واحك ُم ب ِصحة لِما يز ِيد
ف َهو مع العل ُو ِ ذ َا يفي د
-70
وك َث ْرة َ الط ُّرق و ت َبيين ال َّذي
أُبه ِم أَو أُهملَ‏ أَو سما َع ذي
-71
ت َدلِيس ٍ او مخ ْت َلط
وك ُل ُّ ما
أُعل َّ في الصحيح ِ من ْه سلما
-72
Sollte sich im Mustaḫraǧ eine zusätzliche Bedeutung befinden, die authentisch überliefert
worden ist, ist sie relevant; ebenso sind die Mustaḫraǧs in der Hinsicht nützlich, dass sie
kürzere ʾIsnāds beinhalten können. Auch stärken die zusätzlichen ʾIsnāds den im
ursprünglichen Werk erwähnten Ḥadīṯ. Sollte der Autor des Werkes einen Überlieferer
nicht namentlich erwähnt haben (Mubham), findet man den Namen gelegentlich im
entsprechenden Mustaḫraǧ. Manchmal erwähnt der Autor des Werkes einen Namen, der
mehreren Personen zugeschrieben werden kann (Muhmal). Im Mustaḫraǧ findet man
manchmal des Rätsels Lösung.
Die ʽAnʽanah eines Mudallis kann auch auf diesem Weg umgangen werden.
Der Mustaḫraǧ gibt uns auch Aufschluss darüber, ob ein Überlieferer vor oder nach dem
ʾIḫtilāṭ vom Muḫtaliṭ gehört hat.
As-Suyūṭī sagte, dass jegliche erwähnte ʽIllah in Bezug auf die beiden ṣaḥīḥ-Werke durch die
entsprechenden Mustaḫraǧs beseitigt wird.
11.4 Wann darf man aus einem Werk zitieren?
خاتمة
لأَِخ ْذ مت ْن ٍ من مصن ِّف يج ِب
عرض عل َى أَصلٍ،وعدة ن ُدب
-73
ومن لِن َق ْلٍ‏ في الحديث ش َرط َا
ر ِواية ً ول َو مجازا
غ ُل ِّط َا
-74
Will man aus einem Ḥadīṯ-Werk zitieren, muss man sich auf eine originale Fassung des
Werkes stützen, besser wäre es sich auf mehrere zu stützen.
Es ist falsch zu sagen, dass man erst zitieren darf, wenn man selbst dieses Werk mit einem
ʾIsnād überliefert oder zumindest eine ʾIǧāzah (Erlaubnis einer Person, die dieses Werk
selbst überliefert) 123 haben muss.
12 Definition eines ḥasan
asan-Ḥad
adīṯes
الحسن
المرت َضى في حده ما ات َّصلا
ب ِن َق ْلِ‏ عدلٍ‏ ق َل َّ ضبط ُه ولا
- 75
ش َذ َّ ولا
عل ِّلَ‏ ول ْيرت َّ ِب
مراتبا والاحتجاج ِ يجت َب ِي
- 76
122
ʼAbū ʽAwānah Yaʽqūb Ibn ʾIsḥāq Ibn ʾIbrāhīm An-Naysābūrī Al-ʾAsfarānī, gest. 316 n. H.
123
Gemeint hier ist, dass eine solche Person einer anderen ein Werk in die Hand gibt und ihm sagt: „Ich
erlaube dir dieses Werk über mich zu überliefern.“ Diese Form der ʾIǧāzah ist die schwächste Form. Andere
sind: einem Lehrer vorlesen und wenn der Lehrer selbst vorliest.

أَل ْف ُق َها وجل ُّ أَهلِ‏ ال ْعل ْ ِم
أَت َى من ف َإِن
ط ُرق اخ ْرى ين ْمي
- 77
إِل َى الصحيح ِ ، أَي لِغ َير ِه‏،‏ ك َما
ضعف ًا لِسوءالحف ْظ أَوإِرسالٍ‏ ا ْو
مج ِيئَه من ج ِهة أُخ ْرى ، و ما
الحسن ِ ال َّذي ق َد وسما إِل َى يرق َى
ت َدلِيس ٍ ا ْو جهال َة إِذ َا رأَوا
ك َان لِفسق ا ْو يرى مت َّهما
- 78
- 79
- 80
يرق َى عن ِ الإِن ْك َار ِ ب ِالت َّعدد
بلْ‏ ربما يصير ك َال َّذي بدي
- 81
Die Bedingungen für einen ḥasan-Ḥadīṯ sind dieselben wie für einen ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ, nur dass
die Genauigkeit (Ḍabṭ) eines Überlieferers nicht auf der höchsten Stufe ist. Auch der ḥasan-
Ḥadīṯ darf also weder šāḏḏ sein noch eine ʽIllah beinhalten. Und der ʾIsnād muss ebenfalls
geschlossen sein.
Diejenigen Ḥadīṯe, die als ḥasan eingestuft worden sind, sind nicht alle gleichwertig.
Manche können authentischer sein als andere, genauso wie im Falle der ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe.
Die Fiqh-Gelehrten und die meisten anderen Gelehrten verwenden ḥasan-Ḥadīṯe als Beweis.
Ḥasan-Ḥadīṯe zu verwerfen ist eine extreme Ansicht. Ḥadīṯe sollte man nur verwerfen,
wenn die Ursache einen wirklichen Einfluss auf die Überlieferung eines Überlieferers hat.
Ḥasan-Ḥadīṯe können sich gegenbenenfalls gegenseitig stärken, so dass der Ḥadīṯ die Stufe
eines ṣaḥīḥ-Ḥadīṯes erreicht. In diesem Fall nennt man den Ḥadīṯ, der an sich ḥasan ist,
„ṣaḥīḥ liġayrihī“, was soviel bedeutet wie: „ṣaḥīḥ aufgrund anderer Überlieferungswege“.
Ähnliches gilt für Ḥadīṯe, die wir aufgrund der Ungenauigkeit eines Überlieferers, weil
jemand Ḥadīṯe schlecht auswendig kannte, weil der ʾIsnād mursal ist, jemand Tadlīs
gemacht hat oder ein Überlieferer unbekannt ist, zunächst einmal zur Seite stellen müssen:
Gegebenenfalls können solche Ḥadīṯe, die an sich ḍaʽīf sind, sich gegenseitig stärken, so dass
der Ḥadīṯ ḥasan wird, man sagt in diesem Fall: „ḥasan liġayrihī“, was soviel bedeutet wie:
„ḥasan aufgrund anderer Überlieferungswege“.
Ḥadīṯe können sich allerdings nur gegenseitig stärken, wenn sich in den ʾIsnāds keiner
befindet, der als Lügner abgestempelt worden ist oder jemand, dem das Lügen zum Vorwurf
gemacht worden ist. Es darf also keine Person sein, deren Vertrauenswürdigkeit (Ṯiqah)
und Rechtschaffenheit (ʽAdālah) in Frage gestellt ist. Verschiedene ʾIsnāds, die jeweils
Lügner beinhalten, schwächen sich sogar. Suyūṭī war der Ansicht, dass solche Ḥadīṯe
durchaus ḥasan sein können. Deshalb ist auf sein Urteil in dieser Hinsicht kein
hundertprozentiger Verlass.
12.1 Die vier Sunan-Werke
وال ْك ُت ُب الأَربع ث َمت َ السن َن
لِلدارق ُط ْني من مظن َّات الحسن
Die folgenden vier Werke versteht man unter den „vier Sunan-Werken“:
1. Sunan An-Nasāʾī
2. Sunan ʼAbī Dāwūd
3. Ǧāmiʽ At-Tirmiḏī
4. Sunan Ibn Māǧah
Die Gelehrten haben sich besonders um die Überlieferer dieser Werke gekümmert.
Folgende Werke gibt es diesbezüglich:
• Al-Kamāl von Al-Maqdisī
• Tahḏīb Al-Kamāl von Al-Mizzī
• Tahḏīb At-Taḥḏīb von Ibn Ḥaǧar
• Tahḏīb At-Taḥḏīb von Aḏ-Ḏahabī
• Taqrīb At-Tahḏīb von Ibn Ḥaǧar
- 82

• Ḫulāṣah At-Tahḏīb von Al-Ḫazraǧī
• Al-Kāšif von Aḏ-Ḏahabī
Ebenso gibt es in Bezug auf diese Werke (inklusive Buḫārī und Muslim) Bücher, welche
„ʾAṭrāf“ genannt werden. Sie beinhalten einen Teil des Ḥadīṯes und verweisen auf die
entsprechenden ursprünglichen Quellen. Zu diesen gehören:
• Tūfah Al-ʾAšrāf von Al-Mizzī
Andere Gelehrte haben zu den 6 Büchern auch den Muwaṭṭaʾ von ʾImām Mālik gezählt
anstatt Ibn Māǧah. Eines dieser ʾAṭrāf ist „Ǧāmiʽ Al-ʾUṣūl“ von Ibn Al-ʾAṯīr (gest. 606). Wer
ḥasan-Ḥadīṯe sucht, wird u. a. in den 4 Sunan-Werken und „Sunan Ad-Dāraquṭnī“ fündig
werden. Dies bedeutet aber nicht, dass sich darin keine ṣaḥīḥ- und ḍaʽīf-Ḥadīṯe befinden.
ق َالَ‏ أَبو داود عن كت َاب ِه
وما ب ِه وهن أَق ُلْ‏ وحيث ُ لا
ما ل َم يضعف ْه ولا صح حسن
ف َإِن يق ُلْ‏
ق َد يبل ُغ ُ الصحة َ ل َه
ذ َك َرت ُ ما صح وما يش َاب ِه
ف َصالِح ، ف َابن الصلاح ِ جعلا
ل َديه مع جواز ِ أَن َّه وهن
ق ُل ْن َا :
احتياط ًا حسن ًا ق َد جعل َه
:
-83
-84
-85
-86
ʼAbū Dāwūd sagte über sein Sunan-Werk, dass er diejenigen Ḥadīṯe, welche nicht
authentisch sind, dementsprechend kommentiert. Wenn er aber über einen Ḥadīṯ nichts
sagt, ist er ṣāliḥ, was laut Ibn Aṣ-Ṣalāḥ soviel bedeutet wie, dass er mindestens ḥasan ist.
12.2 Einwände gegen die Definition des ḥasan
asan-Ḥad
adīṯes
12.2.1 Erster Einwand
Wieso bezeichnete Ibn Aṣ-Ṣalāḥ die von ʼAbū Dāwūd uneingestuften Ḥadīṯe alle als ḥasan,
wo doch die Ḥadīṯe auch ṣaḥīḥ sein können?
Die Antwort lautet: ḥasan der Vorsicht halber, der Ḥadīṯ könnte auch ṣaḥīḥ sein.
Die Ansicht von Ibn Aṣ-Ṣalāḥ ist wiederum darauf aufgebaut, dass er die Ansicht vertritt,
man dürfe ab seiner Epoche keine Ḥadīṯe mehr einstufen. Vielmehr müsse man sich auf die
Einstufungen der vorigen Gelehrten stützen.
:
ف َإِن يق ُلْ‏ :
ف َاحت َاج أَن ين ْز ِلَ‏
ف َمسلم يق ُولُ‏
لا
لِل ْمصد ق
هلا َّ ق َضى في الط َّبق َات الث َّانيه
أَج ِب ب ِأَن مسلما فيه ش َرط ْ
يجمع جمل َة َ الصحيح ِ الن ُّبلا
وإِن يك ُن في حف ْظه لا يرت َقي
ب ِالحسن ِ مث ْلَ‏ ماق َضى في الماضيه
ماص ح ف َامن َع أَن لِذي الحسن ِ يحط ْ
-87
-88
-89
-90
12.2.2 Zweiter Einwand
Jemand mag vielleicht folgenden Einwand haben: „ʾImām Muslim selbst sagte, dass nicht
nur die großen Gelehrten alle ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe gesammelt haben, sondern auch solche, die
nicht die höchste Einstufung seitens der Überliefererkritiker erhalten haben, sondern „nur“
als „ṣadūq“ (sprachlich: ehrlich) bezeichnet worden sind. Um alle authentischen Ḥadīṯe zu
sammeln, musste ʾImām Muslim auch die Überlieferungen Überlieferer zweiter Klasse
sammeln. Warum hat dann Ibn Aṣ-Ṣalāḥ nicht auch solche Überlieferungen in Ṣaḥīḥ Muslim
als ḥasan eingestuft, wie er es mit den Ḥadīṯen von ʼAbū Dāwūd gemacht hat, welche ja auch
ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe beinhalten? Er hat alle unkommentierten von ʼAbū Dāwūd einfach als ḥasan
eingestuft.“

Die Antwort darauf lautet:
Auch wenn es in Ṣaḥīḥ Muslim Überlieferer gibt, die ṣadūq sind, sind ihre Ḥadīṯe dennoch
ṣaḥīḥ, denn die Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sind entweder an sich ṣaḥīḥ (liḏātihī) oder aufgrund anderer
Überlieferungswege, die sich stärken (liġayrihī). ʾImām Muslim hat sich –im Gegensatz zu
ʼAbū Dāwūd- verpflichtet, nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufzunehmen.
فإِن يق َلْ:‏ في السن َن ِ الصحاح مع
مصاب ِحا وجعلَ‏ الحسان ما
ضعيفها والبغ َو ِي
في سن َن ٍ ق ُل ْن َا:‏
ق َد جمع
اصطلاح ين ْت َمى
-91
-92
12.2.3 Dritter Einwand
„Al-Baġawī hat in „Maṣābīḥ As-Sunnah“ die Ḥadīṯe jeden Kapitels in ṣaḥīḥ- und ḥasan-
Ḥadīṯe eingeteilt. Die ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe sind diejenigen, die aus den beiden ṣaḥīḥ-Werken
stammen, die ḥasan- aus den vier Sunan-Werken.“
Die Antwort: Diese Einteilung ist seine persönliche. Solche Einstufungen sind reine
Definitionssache. Wenn man weiß, was ein Autor mit einem bestimmten Ausdruck meint,
ist die Angelegenheit unproblematisch.
يرو ِي أَبو داود أَق ْوى ما وجد
والن َّسئِي من ل َم يك ُون ُوا ات َّف َق ُوا
ب ِال ْخ َمسة
ابن ماجة‏،‏ قي ‏َل:‏
ومن
ت َساهلَ‏ ال َّذي عل َيها أَط ْل َق َا
ودون َها مساند و ال ْمعت َلي
ث ُم الضعيف َ حيث ُ غ َيره ف َق َد
ت َرك ًا ل َه والآخرون أل ْحق ُوا
ماز ب ِه ِم ف َإِن فيه ِمو وهن
صحيحة ً والدار ِمي وال ْمن ْت َق َى
من ْها ال َّذي لأَِحمد و الحن ْظ َلي
-93
-94
-95
-96
-97
12.2.4 Weitere Vorgehensweise von ʼAbū Dāwūd und An-Nas
Nasāʾī
ʼAbū Dāwūd erwähnt in jedem Kapitel die authentischsten Ḥadīṯe, die er kennt. Wenn er
keine authentischen findet, erwähnt er solche, die weniger authentisch sind, sogar ḍaʽīf.
An-Nasāʾī nahm auch Ḥadīṯe solcher Überlieferer auf, über deren Schwäche sich nicht alle
einig sind.
Zu den beiden Ṣaḥīḥ-Werken und den 3 Sunan-Werken fügten viele „Sunan Ibn Māǧah“
aufgrund vieler Ergänzungen hinzu, die dieses Werk den anderen gegenüber beinhaltet. Al-
Būṣīrī hat in „Miṣbāḥ Az-Zuǧāǧah“ diejenigen Überlieferungen gesammelt, die sich in
„Sunan Ibn Māǧah“ befinden und nicht in den restlichen anderen fünf Werken. Ibn Māǧah
hat auch über einige Überlieferer überliefert, die sich nicht beiden den anderen befinden.
Manche von ihnen sind ṯiqah, andere weniger. Andere haben „Sunan Ad-Dārimī“ als
sechstes Werk gezählt, andere „Al-Muntaqāʾ“ von Ibn Ǧārūd. 124
Wer die vier weiteren Werke (egal welches das Vierte ist) als ṣaḥīḥ-Werke bezeichnet, irrt
sich, denn es befinden sich darin auch ḍaʽīf-Ḥadīṯe.
12.2.5 Die Musnads
Nach diesen Sunan-Werken kommen die Musnads. Das wertvollste davon ist der Musnad
von ʾImām ʾAḥmad, der ca. 40000 Ḥadīṯe beinhaltet, ebenfalls der Musnad von ʾIsḥāq Ibn
Rāhūyah Al-Ḥanẓalī. 125
124
ʼAbū Muḥammad ʽAbduḷḷāh Ibn ʼAlī Ibn Al-Ǧārūd An-Naysabūrī, gest. 307 n. H.
125
ʼAbū Yaʽqūb ʾIsḥāq Ibn ʾIbrāhīm Ibn Maḫlad Ibn ʾIbrāhīm Al-Ḥanẓalī Al-Marwazī, bekannt unter Ibn Rāhūyah
bzw. Ibn Rāhawayh, gest. 328 n. H.

12.3 Die Einstufungen n von At-Tirmi
Tirmiḏī
الحك ْم ب ِالصحة و الحسن ِ عل َى
مسألة
مت ْن ٍ رواه الت ِّرمذي‏،‏ واست َش ْك َلا
- 98
ʾImām At-Tirmiḏī ist dafür bekannt geworden, für die Einstufungen eines Ḥadīṯes zwei,
sogar drei Begriffe zu verwenden, wie z. B. „ḥasan ṣaḥīḥ“ oder „ḥasan ṣaḥīḥ ġarīb“. Dieser
Ausdruck ist gemäß dem, was wir bisher über die Definition von ḥasan und ṣaḥīḥ gelernt
haben. Des Weiteren hat At-Tirmiḏī nicht gesagt, was er damit meint. Deswegen haben die
Gelehrten darüber verschiedene Ansichten.
12.3.1 Erste Erläuterung
ف َقيلَ‏ :
يعني الل ُّغ َو ِي ، ويل ْزم
وصف ُ الضعيف‏،وهو ن ُك ْر ل َهم
- 99
Wenn At-Tirmiḏī den Begriff „ḥasan ṣaḥīḥ“ verwendet, meint er, dass der Inhalt in Ordnung
ist (ḥasan), der ʾIsnād jedoch ṣaḥīḥ.
Aus dieser Erläuterung ergäbe sich jedoch, dass man einen ḍaʽīf-Ḥadīṯ auch als ḥasan
bezeichnet dürfte. Außerdem ist ḥasan ein Fachwort und darf nicht gemäß der Sprache
verstanden werden, sondern gemäß der Definition der Ḥadīṯ-Gelehrten.
12.3.2 Zweite Erläuterung
وقيلَ‏ :
ب ِاعتبار ِ ت َعداد السن َد
وفيه ش َيء‏،حيث ُ وصف ُ ما ان ْف َرد
- 100
Die zweite Erläuterung besagt, dass ein Ḥadīṯ über mehrere ʾIsnāds überliefert sein kann.
Der Begriff „ḥasan ṣaḥīḥ“ bedeute, dass es für ein und denselben Ḥadīṯ ʾIsnāds gibt, die
ḥasan sind und auch andere, die ṣaḥīḥ sind.
Das Problem dieser Erläuterung ist, dass es Ḥadīṯe gibt, die er als „ḥasan ṣaḥīḥ“ eingestuft
hat, für die es allerdings nur einen ʾIsnād gibt.
12.3.3 Dritte, vierte und fünfte Erläuterung
ما وقيلَ‏ :
ت َل ْق َاه يحو ِي العل ْيا
ف َذ َاك حاو ٍ أَبدا لِلدن ْيا
- 101
:
ك ُل ُّ صحيح ٍ حسن لا ين ْعكس
وقيلَ‏
هذ َا حيث ُ رأْي يل ْت َب ِس
- 102
Da jeder ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ auch ḥasan ist, jedoch nicht umgekehrt, ist der Ausdruck an sich kein
Widerspruch.
Die vierte Erläuterung besagt, dass At-Tirmiḏī sich nicht hundertprozentig entscheiden
konnte, ob er ihn als ḥasan oder ṣaḥīḥ einstufen soll, weil er nicht ganz die Stufe von ṣaḥīḥ
erreicht, jedoch mehr als nur ḥasan ist.
وصاحب الن ُّخ ْب ة :
ذ َا إِن ان ْف َرد
إِسن َاده ، والث َّان ِ حيث ُ ذ ُو عدد
- 103
Die fünfte Auslegung (von Ibn Ḥaǧar) besagt, dass er ḥasan ṣaḥīḥ ist, weil es nur den einen
ʾIsnād gibt und er sich nicht sicher ist, ob er ihn als ḥasan oder ṣaḥīḥ einstufen soll. Insofern
ist diese fünfte Ansicht dieselbe wie die vierte. Wenn es allerdings mehrere ʾIsnāds gibt, ist
der eine ʾIsnād ḥasan und der Ḥadīṯ ingesamt ṣaḥīḥ, weil die ʾIsnāds sich gegenseitig
stärken.
12.3.4 Die Ansicht von As-Suy
Suyūṭī
وق َد
بدا لِي فيه معن َيا ِن
ل َم يوجدا لأَهلِ‏ هذ َا الش َّا ِن
-104

أَي حسن لِذ َاته صحيح
أَو حسن عل َى ال َّذي ِ ب ِه يحد
لِغ َير ِه ، ل َما بدا الت َّرج ِيح
وهو أَصح ما هن َاك ق َد ورد
-105
-106
Suyūṭī hat zwei Auslegungen:
Die erste Auslegung besagt, dass der ʾIsnād ḥasan ist und der Ḥadīṯ ṣaḥīḥ. Der ʾIsnād ist also
an sich ḥasan (ḥasan liḏātihī) und der Matn ṣaḥīḥ aufgrund anderer Überlieferungen, die
ihn stärken (ṣaḥīḥ liġayrihī).
Die zweite Auslegung besagt, dass der Ḥadīṯ gemäß der Ḥadīṯ-Wissenschaft ḥasan ist, jedoch
der authentischste Ḥadīṯ ist, was die Thematik des Matn angeht.
12.3.5 Übersicht der Ausdrücke von At-Tirmi
Tirmiḏī
Die folgenden Auslegungen stammen von ʾImām Al-ʾAlbānī:
Tirmiḏīs Ausdruck
Normierter Ausdruck
Ġarīb
ḍaʽīf
ḥasan ṣaḥīḥ ġarīb
ṣaḥīḥ liḏātihī
ḥasan ṣaḥīḥ
ṣaḥīḥ liġayrihī
ḥasan ġarīb
ḥasan liḏātihī
ḥasan
ḥasan liġayrihī
12.4 Ein Urteil über einen ʾIsnād ist nicht mit einem Urteil über den Matn
gleichzusetzen
والحك ْم
ب ِالصحة لِلإِسن َا د
لِعل َّة أَو لِش ُذ ُوذ واحك ُ ِم
والحسن ِ دون المت ْن ِ لِلن ُّق َّا د
لِل ْمت ْن ِ إِن أُط ْل َق َ ذ ُو حف ْظ ن ُمي
-107
-108
Wenn ein Gelehrter einen ʾIsnād als ḥasan oder ṣaḥīḥ usw. einstuft, ist dies noch kein Urteil
über den Matn. Es kann in Bezug auf den Matn Gründe geben, warum der Matn nicht
dasselbe Urteil erhält wie der ʾIsnād, wie z. B. eine ʽIllah, Šuḏūḏ.
Wenn allerdings ein großer Gelehrter den Matn bzw. den Ḥadīṯ als ḥasan oder ṣaḥīḥ usw.
einstuft, übernimmt man dieses Urteil und versteht darunter tatsächlich den Matn und
nicht den ʾIsnād.
12.5 Weitere Ausdrücke für authentische Ḥad
adīṯe
والث َّاب ِت َ الصالِح والمجودا
و لِل ْق َبولِ‏ يط ْلق ُون جيدا وق َربوا مش َبهات من حسْن
وهذه بين الصحي ِح و الحسن أَو يش ْملُ‏ ال ْحسن نزاع ث َاب ِ ُت
وهلْ‏ يخ َص ب ِالصحيح ِ الث َّاب ِ ُت -109
-110
-111
Manche Ḥadīṯ-Gelehrte verwendeten außer ṣaḥīḥ und ḥasan andere Begriffe für Ḥadīṯe, die
maqbūl (akzeptabel) sind und somit authentisch.
• ǧayyid
• ṯābit (wird auch z. T. nur für ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe verwendet)
• ṣāliḥ
• muǧawwad
• maḥfūẓ

• maʽrūf
Ḥadīṯe, die so eingestuft worden sind, liegen irgendwo zwischen ḥasan und ṣaḥīḥ.
Ein mušabbah-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, der nahe am ḥasan-Ḥadīṯ liegt.
13 Ḍaʽīf
هو ال َّذي عن صف َة الحسن ِ خ َلا
الضعيف
وهو عل َى مراتب ٍ ق َد جعلا
- 112
Ein ḍaʽīf-Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, der die Bedingung eines ḥasan-Ḥadīṯes nicht erfüllt. Ḍaʽīf-
Ḥadīṯe sind unauthentisch und unterschiedlich schwach.
وابن الصلاح ِ ف َل َه ت َعديد
إِل َى ك َثير ٍ وهو لا يفيد
- 113
ʼAbū ʽAmr Ibn Aṣ-Ṣalāḥ hat die ḍaʽīf-Ḥadīṯe in viele Kategorien geteilt, die laut Suyūṭī
unnötig viele sind.
Er hat die ḍaʽīf-Ḥadīṯe entsprechend dem eingeteilt, wie viele Bedingungen nicht erfüllt
sind, wobei jede dieser Bedingung, wie z. B. Geschlossenheit des ʾIsnād, ein Grund dafür ist,
den Ḥadīṯ/ʾIsnād als ḍaʽīf einzustufen. Dann fügte er zu einer Schwachstelle eine zweite
hinzu und somit entstand eine neue Kategorie, für die es zum Teil Namen gibt und zum Teil
nicht.
13.1 Einige schw
s
chwache
ʾIsn
Isnāds über einige Ṣaḥābah
ث ُم عن ِ الصديق الاوهى ك َره
صدق َة ٌ عن ف َرق َد عن مره
- 114
Ṣadaqah Ibn Mūsā Aṯ-Ṯaqīfī Farqad Ibn Yaʽqūb As-Sabaḫī Murrah ʼAbū Bakr
Die Schwachstellen sind Ṣadaqah, welcher von Ibn Ḥaǧar als „ṣadūq lahū ʾauhām“ eingestuft
wurde, und Farqad, der von Ibn Ḥaǧar als „ṣadūq ʽābid layyin al-Ḥadīṯ kaṯīr al-Ḫaṭaʾ“
eingestuft wurde.
وال ْبيت عمرو ذ َا عن ِ الجعفي
عن ِ حار ِث الأَعور ِ عن علي
-115
Ein schwacher ʾIsnād über die Familie des Propheten , in diesem Fall ʼAlī:
ʽAmr Ibn Šamr Al-Ǧuʽfī 126 Ǧābir Ibn Yazīd Al-Ǧuʽfī 127 Al-Ḥāriṯ Ibn ʽAbdillāh Al-ʾAʽwar Al-
Hamdānī 128 ʼAlī.
Die größte Schwachstelle ist ʽAmr.
ولأَب ِي هرير َة
السر ِي عن
داود عن والِده أَي وهن
:
-116
Ein schwacher ʾIsnād über ʼAbū Hurayrah:
As-Sarī Ibn ʾIsmāʽīl Dāwūd Ibn Yazīd Al-ʾAudī Yazīd Ibn ʽAbdir-Raḥmān Al-ʾAudī ʼAbū
Hurayrah.
Alle sind als ḍaʽīf eingestuft worden.
لأَن َ ٍس
داود عن أَب ِيه عن
حف ْصا عن َيت ُ العدني عن ِ الحك َم
أَبان واعدد لأَسانيد اليمن
وغ َير ذ َاك من ت َراج ِم ٍ ت ُضم
Ein schwacher ʾIsnād über ʾAnas Ibn Mālik:
:
-117
-118
126
Ein übler Rāfiḍī, der die Ṣaḥābah zu beleidigen pflegte.
127
Ibn Ḥaǧar sagte: Ḍaʽīf, ein Rāfiḍī.
128
Ibn Ḥaǧar sagte unter anderem, dass seine Überlieferungen zum Teil unauthentisch sind.

Dāwūd Ibn Al-Muḥabbar 129 Al-Muḥabbar Ibn Qaḥḏam 130 ʾAbān Ibn ʼAbī ʽAyyāš 131
ʾAnas.
Ein schwacher jemenitischer ʾIsnād:
Ḥafṣ Ibn ʽUmar Al-ʽAdanī Al-Ḥakam Ibn ʾAbān Al-ʽAdanī.
Sie beide sind ḍaʽīf. Sie überliefern über ʽIkrimah und dieser wiederum über Ibn ʽAbbās.
14 Musnad
:
:
ال ْمسن َد
المسن َد
ال ْمرف ُوع ذ َا ات ِّصالِ‏
وقيلَ‏
أَولٌ‏ ، وقيلَ‏
الت َّالِي
:
-119
Es gibt drei verschiedene Definitionen für einen Musnad-Ḥadīṯ:
1. Ein Ḥadīṯ, der sowohl marfuʽ als auch muttaṣil ist. (Al-Ḥākim)
2. Ein Ḥadīṯ, der marfuʽ ist. (Ibn ʽAbd Al-Barr)
3. Ein Ḥadīṯ, der muttaṣil ist. (ʼAbū Bakr Al-Ḫaṭīb Al-Baġdādī)
Die dritte Definition ist die zu bevorzugende. Es spielt beim musnad-Ḥadīṯ also keine Rolle,
ob die Aussage dem Propheten zugeschrieben wird oder einer anderen Person.
15 Marfūʽ, mauqūf, maqṭūʽ
المرفوع والموقوف والمقطوع
وما يضاف ُ لِلن َّب ِي المرف ُوع ل َو
سواء ال ْموصولُ‏ وال ْمق ْط ُوع في
وما يضف ْ لِت َاب ِع ٍ مق ْط ُوع
من ت َاب ِع ٍ،‏ أَوصاحب ٍ وق ْف ًا
رأَوا
ذ َين ِ،‏ وجعلُ‏ الرف ْع ِ لِل ْوصلِ‏ ق ُفي
وال ْوق ْف ُ إِن ق َيدت َه مسمو ع
- 120
- 121
- 122
Die Definitionen für marfūʽ, mauqūf und maqṭūʽ sind bereits im Abschnitt „ 5“ erwähnt
worden.
Wenn ein Tābiʽī dem Propheten etwas zuschreibt, nennt man den Ḥadīṯ ebenfalls marfūʽ.
Es geht also lediglich darum, wem die Aussage zugeschrieben wird. Der ʾIsnād kann ruhig
ungeschlossen sein.
Ein mauqūf-Ḥadīṯ kann auch die Aussage/Handlung eines Tābiʽīs sein, jedoch muss man dies
ausdrücklich dazu sagen.
15.1 Ausdrücke die darauf hinweisen, dass ein Ḥad
adīṯ marfūʽ ʽ ist
ول ْيعط َ حك ْم الرف ْع ِ في الصوا ِب ن َح و :
ك َذ َا:‏ أُمرن َا ، وك َذ َا
من السن َّة‏،‏ من صحاب ِي
: ك ُن َّا ن َرى في عهده‏،أَو عن إِضاف َ ة عرى
- 123
- 124
Die marfūʽ-Ausdrücke kann man in zwei Kategorien einteilen: eindeutig und inhaltlich.
Eindeutige Ausdrücke sind bspw.:
• Der Gesandte Aḷḷāhs sagte
• Jemand fragte den Gesandten Aḷḷāhs
Inhaltlich als marfūʽ werden u. a. folgende Ausdrücke gewertet:
129
Ibn Ḥaǧar sagte: matrūk.
130
Ibn Ḥaǧar sagte in „Lisān Al-Mīzān“: ḍaʽīf.
131
Ibn Ḥaǧar sagte: matrūk.

• Ein Ṣaḥābī sagt: Zur Sunnah gehört
• Ein Ṣaḥābī sagt: Uns wurde das und das angeordnet
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir waren zur Zeit des Propheten der Ansicht, dass
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir waren der Ansicht, dass
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir pflegten dies und das zur Zeit des Propheten zu tun
• Ein Ṣaḥābī sagt: Wir pflegten dies und das zu tun
Die vorausgegangene Erläuterung ist die richtigste. Die zweite besagt, dass die sechs
Beispiele nicht als marfuʽ gewertet werden dürfen.
ث َالِث ُها:‏ إِن ك َان لا يخ ْف َى،‏ وفي
ون َحو
ك َان ُوا يق ْرعون بابه
ت َصر ِيحه ب ِعل ْمه ال ْخ ُل ْف ُ ن ُفي
ب ِالظ ُّف ْر ِ ، فيما ق َد رأَوا صوابه
:
- 125
- 126
Die dritte Ansicht unterscheidet, ob es im Ḥadīṯ um Dinge geht, die unter den Ṣaḥābah
bekannt gewesen und eindeutig sind, wie z. B., dass sie mit den Fingernägeln an der Tür des
Propheten geklopft haben. Die Tatsache, dass der Gesandte Aḷḷāhs dies gebilligt und
nicht getadelt hat, weist darauf hin, dass ihre Handlung akzeptabel ist.
وما أَت َى ومث ْل ُه ب ِالرأْي ِ لا
يق َالُ‏ إِذ ْ عن سالِف ما حملا
-127
Dasselbe gilt für Aussagen der Ṣaḥābah, welche Informationen beinhalten, die sie nur vom
Gesandten Aḷḷāhs gehört haben konnten, wie zukünftige Dinge oder die Beschreibung
von Sachen, die sie nicht gesehen haben können. Der entsprechende Ṣaḥābī darf aber nicht
bekannt dafür gewesen zu sein, die ʾIsrāʾīliyyāt 132 zu erzählen, wie im Falle von ʽAbduḷḷāh Ibn
ʽAmr Ibn Al-ʽĀṣ, der von den Schriften der Juden und Christen zu erzählen pflegte.
وهك َذ َا ت َف ْسير من ق َد صحبا
في سبب ِ الن ُّزولِ‏ أَو رأْيا أَبى
-128
Wenn ein Ṣaḥābī den Offenbarungsgrund einer ʼĀyah erläutert oder etwas sagt, das nicht
auf seine eigene Ansicht zurückzuführen ist, sondern nur auf den Gesandten Aḷḷāhs - in
diesen beiden Fällen wird die Aussage des Ṣaḥābī als marfuʽ-Ḥadīṯ gewertet und behandelt.
وعمم ال ْحاكم في ال ْمست َدرك
وخ َص في خلافه ك َما حكي
-129
Al-Ḥākim hat diesen Grundsatz in Al-Mustadrak nicht nur auf den Offenbarungsgrund einer
ʼĀyah angewandt, sondern auf allgemein jede Erläuterung einer ʼĀyah seitens eines Ṣaḥābī.
In anderen Werken als Al-Mustadrak hat er den Grundsatz so angewandt wie vorher
erwähnt. Dieser letzten Vorgehensweise sind die meisten Gelehrten nach ihm gefolgt.
وق َالَ‏ :
لا ، من ق َائِلٍ‏
مذ ْك ُو ِر
وق َد عصى ال ْهادي في ال ْمش ْهو ِر
-130
Was den Tafsīr der Ṣaḥābah angeht, der sich nicht auf die Offenbarungsanlässe bezieht, so
ist er als mauqūf und nicht als marfūʽ zu werten.
Wenn ein Ṣaḥābī eine Tat als Sünde oder gute Tat bezeichnet, ist diese Aussage ebenfalls als
marfūʽ zu werten. Beispiel: ʼAbū Hurayrah sagte: „Wer am Tag des Zweifels fastet, hat ʼAbū
Al-Qāsim gegenüber ungehorsam gehandelt.“
Andere Gelehrte sagen, dass solche Aussagen nicht zwingend marfūʽ sein müssen, weil es
auch das eigene Verständnis des Ṣaḥābī sein kann.
وهك َذ َا :
يرف َعه ، ين ْميه‏،‏
ر ِواية ً ، يبل ُغ ْ ب ِه ، يرو ِيه
-131
Wenn ein Tābiʽī bestimmte Begriffe einem Ṣaḥābī zuschreibt, wie „yarfaʽuhū“, „yanmīhī“,
„riwāyatan“, „yabluġu bihī“ oder „yarwīhi“, versteht man darunter, dass der Ṣaḥābī diese
Aussage dem Gesandten Aḷḷāhs zuschreibt.
132
Die Überlieferungen der Juden und Christen.

وك ُل ُّ ذ َا من ت َاب ِعي م رس ‏ُل
صحح فيه الن َّوو ِي ال ْوق ْف َا
لا راب ِع جزما ل َهم ، و الأَو ‏ُل
وال ْف َرق ُ فيه واضح لا يخ ْف َى
-132
-133
Wenn die vorigen Ausdrücke einem Tābiʽī zugeschrieben werden, wird der Matn als Mursal
gewertet, und nach Nawawī auch mauqūf. Aber wenn ein Tābiʽī einen Offenbarungsgrund
nennt und dieser einer der Tābiʽūn ist, der für den Tafsīr bekannt geworden ist, wie
Muǧāhid, wird der Matn ebenfalls als marfūʽ gewertet, weil er dies höchstwahrscheinlich
von einem Ṣaḥābī erfahren hat.
Wenn ein Tābiʽī sagte „Dies und das gehört zur Sunnah“, wird diese Aussage nicht als marfūʽ
gewertet.
16 Mauṣūl, Munqaṭiʽ ʽ und Muʽḍal
:
الموصول والمنقطع و المعضل
مرف ُوعا ا ْو موق ُوف ًا إِذ ْ يت َّصلُ‏
إِسن َاده
ال ْموصولُ‏ والمت َّصلُ‏
- 134
Mauṣūl oder muttaṣil bedeutet, dass ein Ḥadīṯ mauqūf oder marfūʽ ist und einen einen
lückenlosen ʾIsnād besitzt.
وواحد ق َبلَ‏ الصحاب ِي سق َط ْ
من ْق َطع ، قي ‏َل:‏
أَو ِ الصاحب ِ ق َط ْ
- 135
Die Eigenschaft der Geschlossenheit ist nicht vorhanden, wenn der ʾIsnād munqaṭiʽ ist. Für
die Defintion von munqaṭiʽ siehe „ 7.1.3“. Es gibt auch die Ansicht, dass es sich beim
munqaṭiʽ-ʾIsnād nicht um einen Ṣaḥābī handeln darf.
من ْق َطع من موضعين ِ اث ْن َين ِ لا
ت َوالِيا ومعضلٌ‏ حيث ُ ولا
Für die Defintion von muʽḍalʽ siehe „ 7.1.2 7.1.3“.
ومن ْه حذ ْف ُ صاحب ٍ وال ْمصط َف َى
ومت ْن ُه ب ِالت َّاب ِع ي
وقف َا
-136
-137
Wenn ein ʾIsnād beim Tābiʽī endet, so nennen manche Gelehrte ihn ebenfalls muʽḍal, weil
mindestens ein Ṣaḥābī und der Prophet fehlen. Dies ist verständlich, wenn die Aussage
auch überden Propheten überliefert wird, ansonsten, wenn es die bloße Aussage eines
Tābiʽī ist, würden wir eher maqṭūʽ sagen.
17 Mursal
المرسل
ال ْمرسلُ‏ ال ْمرف ُوع ب ِالت َّاب ِع ِ،‏ أَو
ذي كبر ٍ،أَو سق ْط ُ راو ٍ ق َد حك َوا
- 138
Die Definition eines mursal-Ḥadīṯes ist unter „ 7.1.4“ erläutert worden. Es gibt allerdings
noch weitere Definitionen. Die erste ist die bereits erwähnte: Egal welcher Tābiʽī sagt „Der
Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“, so ist diese Überlieferung mursal.
Die zweite Ansicht besagt: Solche Ḥadīṯe sind nur mursal, wenn es ein großer Tābiʽī war,
was soviel bedeutet wie, dass er viele Ṣaḥābah getroffen hat. Zu ihnen zählen auch
diejenigen Menschen, die man Muḫaḍram nennt. Ein Muḫaḍram ist eine Person, die noch
zur Zeit des Gesandten Aḷḷāhs den ʾIslām angenommen hat, ihn jedoch niemals zu Gesicht
bekommen hat.
Die dritte Ansicht besagt, dass jede Überlieferung, in der eine Person über eine andere
überliefert, von der er nicht direkt gehört hat, mursal ist. Diese Ansicht ist die unter den
ʾUṣul- und Fiqh-Gelehrten bekannte.

Die erste Ansicht ist die bekannteste unter den Ḥadīṯ-Gelehrten.
17.1 Beweiskraft eines mursal-Ḥad
adīṯes
أَش ْهرها الأَولُ‏ ، ث ُم ال ْحج ُة
ورده الأَق ْوى ، وق َولُ‏ الأَك ْث َر
ب ِه رأَى الأَئِمة ُ الث َّلاث َ ُة
ك َالش َّافعي ، وأَهلِ‏ عل ْم ِ ال ْخ َب ِر
- 139
- 140
Die ʾImāme ʼAbū Ḥanīfah, Mālik und ʾAḥmad waren der Ansicht, dass die mursal-Ḥadīṯe
Beweiskraft besitzen (Ḥuǧǧah). Doch richtiger ist die Ansicht von ʾImām Aš-Šāfiʽī, weil ein
mursal-Ḥadīṯ munqaṭiʽ ist und somit eine Lücke aufweist, die nicht unbedingt nur aus einem
Ṣaḥābī besteht. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der Tābiʽī über einen weiteren Tābiʽī
überliefert. Und dieser zweite Tābiʽī mag ṯiqah sein oder auch nicht.
Die meisten Gelehrten sind ʾImām Aš-Šāfiʽī in dieser Angelegenheit gefolgt.
ن َعم ب ِه يحت َج إِن يعت َضد
أَو ق َولِ‏ صاحب ٍ أَوال ْجمهور ِ أَو
ك َون ال َّذي أَرسلَ‏ من كبا ِر
ول َيس من ش ُيوخه من ضعف َا
ب ِمرسلٍ‏ آخ َر أَو ب ِمسن َد
ق َيس ٍ ومن ش ُروطه ك َما رأَوا
وإِن مش َى مع حافظ يجار ِي
بيع ِ الل َّحم ِ ب ِالأَصلِ‏ وف َا ك َن َه ي
- 141
- 142
- 143
- 144
Ein mursal-Ḥadīṯ kann gelegentlich als Beweis angeführt werden, wie wenn er durch
• einen weiteren mursal-Ḥadīṯ gestärkt wird oder
• durch einen musnad 133 , der eine kleine Schwäche aufweist oder
• durch die Aussage eines Ṣaḥābī
• durch die Aussage der Mehrheit der Ṣaḥābah im Falle einer
Meinungsverschiedenheit
• durch einen Qiyās
Nach Ansicht anderer Gelehrten wird der mursal-Ḥadīṯ niemals als Beweis verwendet.
Richtiger ist allerdings, dass ein mursal-Ḥadīṯ durch andere Hinweise gestärkt werden kann,
und zwar nur, wenn es sich um mursal-Ḥadīṯe handelt, deren Tābiʽūn große Tābiʽūn 134
waren, denn in diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie den Ḥadīṯ von einem
Ṣaḥābī gehört haben. Es ist eher unwahrscheinlich, dass ein großer Tābiʽī über einen
weiteren Tābiʽī überliefert. Außerdem muss gesichert sein, dass dieser Tābiʽī anderen
großen Überlieferern 135 in der Regel nicht widerspricht. Die dritte Bedingung ist, dass
keiner der Lehrer dieses Tābiʽī jemand sein darf, der als ḍaʽīf eingestuft worden ist.
Folgender Ḥadīṯ als Beispiel:
»
عن سعيد بن المسيب ،
أن النبي صلى االله عليه وسلم
ى عن بيع اللحم بالحيوان
„Der Gesandte Aḷḷāhs verbot den Verkauf von Fleisch für ein Tier (von gleicher Art).“
Der ʾIsnād:
Saʽīd Ibn Al-Musayyib Prophet .
In einem weiteren ʾIsnād überliefert Al-Ḥasan über Samurah. Beide ʾIsnāds sind mursal und
stärken sich gegenseitig.
ومرسلُ‏ الصاحب ِ وصلٌ‏ في الأَصح
ك َسامع ٍ في ك ُف ْر ِه ث ُم ات َّضح
- 145
133
Ein Ḥadīṯ mit geschlossenem ʾIsnād.
134
Solche, die viele Ṣaḥābah getroffen haben. Solche, die wenige Ṣaḥābah getroffen haben, nennt man kleine
Tābiʽūn.
135
Gemeint sind Ḥāfiẓ-Überlieferer.

إِسلامه بعد وف َاة ، وال َّذي
رآه لا مميزا لا َ ت َحت َ ذي
-146
Der Mursal eines Ṣaḥābī ist eine Erzählung eines Ṣaḥābī, die er erzählt, ohne sie selbst erlebt
zu haben. Solche Überlieferungen werden als muttaṣil gewertet. Dasselbe gilt für Ṣaḥābah,
die vom Gesandten Aḷḷāhs eine Aussage gehört haben, als sie noch keine Muslime waren.
Entscheidend ist das ʾIslām-Sein erst beim Weitererzählen eines Ḥadīṯes, wie bereits
erwähnt. Dasselbe gilt wiederum für einen Ṣaḥābī, der über den Gesandten Aḷḷāhs einen
Ḥadīṯ erzählt, den er aufgrund seines jungen Alters nicht direkt gehört haben kann. All
diese Ḥadīṯe sind muttaṣil.
:
وق َول ُهم :
عن رجلٍ‏ مت َّصلُ‏
ك َذ َّاك في الأَرجح ِ ك ُت ْب ل َم يسم
ورجلٌ‏ من الصحاب ِ ، وأَبى
وقيلَ‏
بلْ‏ من ْق َطع أَو مرسلُ‏
حامل ُها أَو ل َيس يدرى ما ات َّسم
الصيرفي معن ْعن ًا ، ول ْيجت َبى
-147
-148
-149
Wenn jemand über eine Person überliefert, ohne zu erwähnen wer diese Person ist, so
nennt man solch eine Überlieferung nach manchen Gelehrten muttaṣil. Andere nennen sie
munqaṭiʽ und sagen: „Die Tatsache, dass wir die Person nicht kennen, ist genauso wie wenn
sie gar nicht erwähnt würde.“ Die dritte Ansicht ist, dass solche Überlieferungen als mursal
bezeichnet werden. Scheich ʽAbdul-Muḥsin bevorzugt die erste. Jedoch sind solche Ḥadīṯe
keine Beweise, weil sie die Bedingungen für einen ḥasan-Ḥadīṯ nicht erfüllen.
Wenn allerdings ein Tābiʽī über einen Freund des Gesandten Aḷḷāhs überliefert, so spielt
es in diesem Fall keine Rolle, dass der Ṣaḥābī unbekannt ist, weil die Ṣaḥābah alle ṯiqah sind.
Aṣ-Ṣayrafī war der Ansicht, dass solche Überlieferungen nur muttaṣil sind, wenn es
zwischen dem Tābiʽī und dem Ṣaḥābī keine ʽAnʽanah gibt. ʾAḥmad Šākir macht den
Unterschied, ob dieser Tābiʽī bekannt für Tadlīs war oder nicht. Dies ist auch laut Scheich
ʽAbdul-Muḥsin die richtigere Ansicht.
Was die Briefe angeht, die der Gesandte Aḷḷāhs versandt, deren Botschafter man nicht
kennt, so sind sie ebenfalls muttaṣil. Entscheidend ist nicht den Botschafter zu kennen,
sondern gesichert muss sein, dass der Gesandte Aḷḷāhs diesen bestimmten Brief
geschrieben hat. Ein Ṣaḥābī muss uns also berichten, dass der Gesandte Aḷḷāhs an einen
bestimmten Herrscher einen Brief geschrieben hat.
وق َدم ِ الرف ْع ك َالا ْت ِّصالِ‏
من ثق َة لِل ْوق ْف والإِرسالِ‏
:
وقيلَ:‏
عك ْسه ، وقيلَ:‏
الأَك ْث َر‏،‏
عل َيه لا يق ْدح هذ َا من ْه في
وإِن يك ُن من واحد ت َعارضا
وقيلَ‏
ق َدم أَحف َظ ًا.‏
أَهلية ال ْواصلِ‏ وال َّذي
ف َاحك ُم ل َه ب ِال ْمرت َضى
والأَش ْهر
يفي
ب ِمامضى
-150
-151
-152
-153
Wenn verschiedene Überlieferer einen Ḥadīṯ unterschiedlich überliefern, die einen als
muttaṣil und die anderen als mursal, so haben die Gelehrten hierfür unterschiedliche
Ansichten:
Die erste Ansicht lautet: Man akzeptiert grundsätzlich diejenige, die mehr Informationen
beinhaltet. Muttaṣil geht also vor mursal und marfūʽ geht vor mauqūf.
Die zweite Ansicht: das Gegenteil der ersten Ansicht, weil man dadurch auf Nummer sicher
geht.
Die dritte Ansicht: Man bevorzugt die Überlieferung der Mehrheit.
Die vierte Ansicht: Wenn es zwei sind und einer von beiden kennt mehr Ḥadīṯe auswendig
als der andere, so ist der letztere vorzuziehen. In diesem Fall hat die Entscheidung keinen

Einfluss auf das, was der erste an anderen Ḥadīṯen überliefert, denn wie gesagt, muss man
nicht in jeder Situation den gesamten ʾIsnād erwähnen. 136
Scheich ʽAbdul-Muḥsin bevorzugt die erste.
Laut ʼAbū ʾIsḥāq Al-Ḥuwaynī wird weder grundsätzlich die Ziyādah 137 einer Ṯiqah-Person
akzeptiert noch verworfen, sondern jeder Fall muss gesondert untersucht werden.
Und wenn ein- und derselbe Überlieferer einen Ḥadīṯ einmal so und einmal anders
überliefert, gilt dasselbe, was zuvor erwähnt wurde.
18 Muʽallaq
ما أَولُ‏ الإِسن َاد من ْه يط ْل َ ُق
المعل َّق
ول َو إِل َى آخر ِه معل َّ ُق
Die Definition eines muʽallaq-Ḥadīṯes wurde bereits unter „ 7.1.1“ erläutert.
وفي الصحيح ِ ذ َا ك َثير ، ف َال َّذي
أُتي ب ِه ب ِصيغ َة ال ْجزم ِ خ ُ ذ
- 154
- 155
Die muʽallaq-Ḥadīṯe in „Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī“ sind zahlreich (1341 laut Ibn Ḥaǧar inklusive der
Wiederholungen, 159 ohne). In „Ṣaḥīḥ Muslim“ sind es, wie bereits erwähnt, gerade einmal
14 Ḥadīṯe.
Die Aussagen, die Buḫārī als muʽallaq erwähnt, werden in zwei Teile geteilt:
• diejenigen, die er der entsprechenden Person direkt zuschreibt, in dem er das Aktiv
verwendet und bspw. sagt: „Soundso hat gesagt“. Diese Form der muʽallaq-Ḥadīṯe
wird grundsätzlich als authentisch betrachtet.
• diejenigen, die er einer Person im Passiv zuschreibt, indem er bspw. sagt: „Es wird
über Soundso überliefert, dass er gesagt hat“. Diese Form der muʽallaq-Ḥadīṯe
müssen grundsätzlich gesondert auf Authentizität geprüft werden.
Manchmal hat Buḫārī den ʾIsnād des muʽallaq-Ḥadīṯes an anderer Stelle erwähnt.
صحت َه عن ِ ال ْمضاف عن ْه
وغ َيره ضعف ْ ولا ت ُوهن ْه
- 156
Suyūṭī war der Meinung, dass diese zweite Kategorie als ḍaʽīf einzustufen ist, was nicht
korrekt ist.
وما عزى لِش َيخه ب ِق َالا
وما ل َها ل َدى سواه ضاب ِ ُط
ف َفي الأَصح احك ُم ل َه ات ِّصالا
ف َت َارة ً وصلٌ‏ وأُخ ْرى ساق ُط
-157
-158
Wenn Buḫārī über einen seiner Lehrer sagt: „Soundso hat gesagt“, dann geht man laut
Suyūṭī davon aus, dass der ʾIsnād muttaṣil ist. Aber hier ist Vorsicht geboten, wie Ibn Ḥaǧar
in Al-Fatḥ sagte, weil er an manchen Stellen über seinen Lehrer indirekt überliefert – d. h.
über eine weitere Person. Dies weist darauf hin, dass solche Aussagen durchaus auch
136
E kann durchaus sein, dass ein Überlieferer in einer extra für Ḥadīṯe einberufenen
Sitzung den vollständigen ʾIsnād erzählt und in einer anderen Situation sagte: „Der
Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“ Wie man deutlich erkennt, wäre hier die muttaṣil-Version
vorzuziehen.
137
Wortwörtlich: Hinzufügung. Gemeint ist, dass derjenige Überlieferer in seiner Überlieferung eine
Information zusätzlich erwähnt hat, die ein anderer nicht erwähnt hat, wie z. B., dass der ʾIsnād eines marfūʽ-
Ḥadīṯes beim einen beim Tābiʽī endet (somit ist der Ḥadiṯ mursal) und beim anderen beim Ṣaḥābī (somit ist der
Ḥadīṯ muttaṣil). Der Zweite hat eine zusätzliche Person erwähnt. Dieses Thema ist unter „Ziyādah Aṯ-Ṯiqah“
bekannt.

muʽallaq sein können. Da Buḫārī nicht für Tadlīs bekannt gewesen ist, kann man ihm dies
nicht vorwerfen. Solche Überlieferungen sind höchstens muʽallaq.
Es kann sein, dass Buḫārī manchmal diesen Ausdruck verwendet, weil der Ḥadīṯ mauqūf ist
oder sich in der Überlieferungskette eine Schwachstelle befindet.
19 ʽAn
Anʽanah und ʾAnʾanah
nah
ومن روى ب ِ"عن‏"و‏"أَن‏"‏
ول َم يك ُن مدل ِّسا ، وقيلَ‏
ف َاحك ُ ِم
لا
المعن ْعن
ب ِوصله إِن ِ الل ِّق َاء يعل َ ِم
وقي ‏َل"أَن‏"اق ْط َع وأَما ‏"عن‏"‏ صلا
:
- 159
- 160
Für die Bedeutung von ʽAnʽanah siehe „ 7.1.5.1“. ʾAnʾanah bedeutet dasselbe, nur dass der
Überlieferer statt ʽan den Begriff ʾanna verwendet.
Sind solche ʾIsnāds muttaṣil?
1. Ansicht: Ja. Dies ist die richtigere Ansicht, solange die zwei entsprechenden
Überlieferer Zeitgenossen waren und der Schüler des anderen kein Mudallis war.
2. Ansicht: Nein, stets munqaṭiʽ.
3. Ansicht: ʽAnʽanah gilt als muttaṣil und ʾAnʾanah als munqaṭiʽ.
ومسلم يش ْر ِط ْ ت َعاصرا ف َق َط ْ
وبعضهم ط ُولَ‏ صحابة ش َرط ْ
- 161
ʾImām Muslim folgt der erste dieser drei Ansichten. Diese ist auch die richtigste. Andere
Gelehrte stellten als zusätzliche Bedingung, dass die beiden entsprechenden Überlieferer
sich lange Zeit gekannt haben müssen.
وبعضهم عرف َان َه ب ِالأَخ ْذ عن
واست ُعملا إِجازة ً في ذ َا الزمن
-162
Die vorausgegangenen Begriffe wurden von den früheren Gelehrten so verstanden. Die
späten Gelehrten aus dem Osten verwendeten ʾan und ʽan für den Fall der ʾIǧāzah. 138
Die späten Gelehrten aus dem Westen machen keinen Unterschied.
وك ُل ُّ من أَدرك مال َه روى
مت َّصلٌ‏ ، وغ َيره ق َط ْعا حوى
-163
Jede Überlieferung eines Ereignisses, welches der Überlieferer selbst erlebt hat, ist als
muttaṣil zu betrachten, wenn nicht, dann munqaṭiʽ. In Bezug auf die Ṣaḥābah nennt man
Ḥadīṯe über Ereignisse, die sie selbst nicht erlebt haben, „Mursal Aṣ-Ṣaḥābah“. Die mursal-
Ḥadīṯe der Ṣaḥābah gelten als muttaṣil.
20 Tadlīs
"
"
ت َدلِيس الاسن َاد ب ِأَن يرو ِي عن
التدليس
معاصر ٍ ما ل َم يحدث ْه ب ِ"‏
أَن
"
يأْتي ب ِل َف ْظ يوهم ات ِّصالا
وقيلَ‏
أَن يرو ِي مال َم يسم ِع
قالا وكذاك"‏ أَن ك َ"عن‏"و‏"‏
ب ِه ول َو ت َعاصرا ل َم يجم ِع
:
- 164
- 165
- 166
Einiges zu Tadlīs wurde bereits in „ 7.1.5“ erwähnt bzw. „ 7.1.5.1“ über den ʾIsnād-Tadlīs.
138
D. h. bsp.: Ein Gelehrter gibt seinem Schüler eine Schrift in die Hand und sagt: „Ich erlaube dir diese Schrift
über mich zu überliefern.“

Erste Definition: A überliefert etwas über B auf eine Art, durch die man meinen könnte, er
habe dies direkt von ihm gehört, was jedoch nicht der Fall ist.
Zweite Definition: A überliefert etwas über einen Zeitgenossen B auf eine Art, durch die
man meinen könnte, er habe dies direkt von ihm gehört, was jedoch nicht der Fall ist. Er hat
aber von B auch direkt Ḥadīṯe überliefert. Diese Definition bevorzugt Ibn Ḥaǧar in „Nuḫbah
Al-Fikar“.
20.1 Mursal ḫaf
afī
Der Unterschied zwischen diesen beiden Definitionen ist, dass die erste Definition auch den
Fall beinhaltet, dass A gar nichts von B gehört hat. Wenn also eine Person A über eine
Person B durch ʽan, ʾanna oder qāla überliefert, wobei A nichts über B überliefert hat, sehr
wohl aber Zeitgenossen waren, so nennt man eine solche Überlieferung „mursal ḫafī“. Bei
den ʾUṣūl- und Fiqh-Gelehrten ist jede Überlieferung von A über eine Person B mursal, wenn
A sie nicht von B gehört hat. Wenn sie auch noch Zeitgenossen waren, nennt man sie
„mursal ḫafī“.
Die dritte Definition lautet, dass eine Person A über B überliefert, obwohl sie keine
Zeitgenossen waren. Doch dieser trifft eher auf munqaṭiʽ oder mursal nach einigen
Gelehrten zu.
ومن ْه أَن يسمي الش َّيخ َ ف َق َط ْ
ق َط ْع ب ِه الأَداة ُ مط ْل َق ًا سق َط ْ
- 167
Eine Form des Tadlīs ist, dass der Überliefer einfach den Namen eines Überlieferers erwähnt
und dann den Rest des ʾIsnād. Er sagt also weder „Mir hat der Soundso erzählt“ oder „Mir
hat der Soundso gesagt“, sondern einfach nur den Namen des Lehrers und dessen ʾIsnād.
Wenn ein Mudallis dies macht, wird dies als Tadlīs gewertet.
ومن ْه عط ْف ٌ ، وك َذ َا أَن يذ ْك ُرا
حدث َن َا
" وف َصل ُه الاسم ط َرا
Eine zweite Form ist der ʽAṭf-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.4“.
Die dritte Form ist der Sukūt-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.5“.
"
وك ُل ُّه ذ َم ، وقيلَ‏
بلْ‏ جرح
ف َاعل َه ، ول َو ب ِمرة وضح
:
- 168
- 169
Alle Formen des Tadlīs sind verpönt. Manche Gelehrte sind der Ansicht, dass ein Mudallis
grundsätzlich maǧrūḥ ist. Maġrūḥ bedeutet, dass er auf eine Art kritisiert wurde, durch die
man seine Überlieferungen zu verwerfen hat.
ق َبول ُهم إِن صرحوا وال ْمرت َضى
ب ِال ْوصلِ،ف َالأَك ْث َر هذ َا صححوا
-170
Richtiger ist allerdings, dass man unterscheidet, ob der Mudallis klar gesagt hat, dass er den
Ḥadīṯ von der Person Soundso gehört hat oder nicht, denn seine Ehrlichkeit ist nicht in
Frage gestellt. Wenn er also keine ʽAnʽanah usw. verwendet, gibt es keinen Grund seine
Überlieferungen zu verwerfen, es sei denn es handelt sich um den Sukūt, siehe „ 7.1.5.2“.
Wie findet man heraus, wenn ein Mudallis ʽAnʽanah gemacht hat, ob er den Ḥadīṯ nicht
trotzdem direkt gehört hat? Antwort: Indem man alle Überlieferungswege des Ḥadīṯes
untersucht und schaut, ob der Mudallis in irgendeinem dieser ʾIsnāds sagt, dass er den Ḥadīṯ
direkt gehört hat.
وما أَت َان َا في الصحيحين ِ ب ِ"عن "
ف َحمل ُه عل َى ث ُبوته ق َمن
-171
Was die beiden Ṣaḥīḥ-Werke angeht, so wird die ʽAnʽanah eines Mudallis nicht als
Schwachstelle gewertet, da die beiden Autoren nur ṣaḥīḥ-Ḥadīṯe aufgenommen haben und
deshalb geht man davon aus, dass sie noch andere Überlieferungswege dieses einen Ḥadīṯes
kannten.

وش َره ‏"الت َّجو ِيد‏"‏ والت َّسو ِي ُة
ك َمث ْلِ‏ ‏"عن‏"‏ وذ َاك ق َط ْعا يجرح
ب ِوصفه ب ِغ َي ِر وص ف
(1)
يعر ُف
إِسق َاط ُ غ َير ِ ش َيخه ويث ْب ِ ُت
ودون َه ت َدلِيس ش َيخ ٍ يف ْص ح
ف َإِن يك ُن لِك َونه يضع ُف
-172
-173
-174
ف َقيلَ‏ :
جرح أَو لِلاستصغ َا ِر
ومن ْه إِعط َاء ش ُيوخ ٍ فيها
ف َأَمره أَخ َف ُّ ك َاستك ْث َا ِر
اسم مسمى آخ َر ٍ ت َش ْب ِيها
-175
-176
Die übelste Form des Tadlīs ist der Taswiyah-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.2“. Der Überlieferer
vertuscht nicht seinen direkten Lehrer, sondern jemanden nach seinem eigenen Lehrer.
Man könnte also meinen, der Lehrer sei daran schuld!
Gründe hierfür können sein, dass man als Überlieferer ungern über eine Person überliefert,
die jung war, wodurch der ʾIsnād „unnötig“ lang wird. Übel ist diese Form, wenn man einen
schwachen Überlieferer vertuschen will.
Für die Definition des Šuyūḥ-Tadlīs, siehe „ 7.1.5.3“. Manche Überlieferer machten dies,
damit man denkt, dass sie über die berühmte Person Soundso überliefern.
21 Mursal Ḫaf
afī ī und wenn ein anderer ʾIsn
Isnād zwischen zwei
Überlieferern einen zusätzlichen Überlieferer erwähnt
الإرسال الخفي والمزيد في متصل الأسانيد
ويعرف ُ الإِرسالُ‏ ذ ُو ال ْخ َف َاء
ومن ْه ما يحك َم ب ِان ْقط َا ِع
وب ِز ِيادة ت َج ِي ، وربما
ب ِعدم ِ السماع ِ والل ِّق َاء
من ج ِه ة
(2)
ب ِزيد ش َخ ْص ٍ وا ِع
يق ْضى عل َى الزائِد أَن ق َد وهما
- 177
- 178
- 179
Mit mursal ḫafī ist folgendes gemeint: Ein Überlieferer überliefert über jemanden, dessen
Zeitgenosse er zwar war, doch er hat von ihm keine Ḥadīṯe gehört bzw. zumindest diesen
bestimmten Ḥadīṯ nicht oder er hat ihn nie getroffen.
Man erkennt mursal ḫafī an folgenden drei Merkmalen:
• Zeitgenossen, jedoch nie getroffen
• Getroffen, aber nicht voneinander überliefert oder zumindest teilweise nicht
voneinander überliefert
• Anhand einer anderen authentischen Überlieferungskette, die zwischen der Person
A und B eine weitere Person C erwähnt. Diese zweite Tatsache nennt man auf
Arabisch: „Al-Mazīd fī muttaṣil Al-ʾAsānīd“.
.
:
(
في النسخة التي شرحها الشيخ محمد علي بن آدم : )
بوصفه بصفة لا يعرف
، قال حفظه االله
والمعنى واحد
"
"
:
(1)
اه
قال الشيخ أحمد شاكر
هذا البيت زيادة في المتن الذي شرحه
الترمسي
داعي له ، لفهم معناه مما في الأبيات بعده ، ولعله من مسودة المؤلف ثم حذفه في النسخة الأخيرة
، ولم يوجد في الأصل ‏،وأرى أنه لا
. اه
(2)

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der kürzere von beiden ʾIsnāds richtiger ist.
Darauf weist laut Ibn Ḥaǧar hin, wenn im kürzeren ʾIsnād A ausdrücklich sagt, dass sie den
Ḥadīṯ von der Person B gehört hat.
(1)
حيث ُ ق َر ِين َة ٌ وإِلا َّ احت َملا
وإِن َّما يعرف ُ ب ِالإِخ ْبا ِر
سماعه من ذ َين ِ ل َما حملا
عن ن َف ْسه والن َّص من كبا ِر
-180
-181
Anhand des dritten Merkmales erkennt man in der Regel den ʾIrsāl ḫafī deutlich. Doch muss
man jeden Fall einzeln untersuchen. Es kann durchaus sein, dass ein Überlieferer einen
Ḥadīṯ über zwei verschiedene ʾIsnāds überliefert. Dies erfährt man z. B. dadurch, dass der
Überlieferer dies ausdrücklich sagt oder indem ein Ḥāfiẓ uns diese Information liefert, weil
er die verschiedenen ʾIsnāds kennt.
22 Ṣāḏḏ und maḥfūẓ
الشاذ والمحفوظ
وذ ُو الش ُّذ ُوذ ما روى المق ْبولُ‏
أَرجح محف ُوظ ٌ،‏ وقيلَ:‏ ما ان ْف َرد
مخ َالِف ًا أَرجح ، والمجعولُ‏
ل َو ل َم يخ َالِف ْ،قيلَ:‏ أَوضبط ًا ف َق َد
- 182
-183
Für die Definitionen von ṣāḏḏ und maḥfūẓ siehe „ 7.4“.
23 Munkar und maʽrūf
المنكر والمعروف
المن ْك َر ال َّذي روى غ َير الث ِّق َه
مخ َالِف ًا ، في ن ُخ ْبة ق َد حق َّق َه
- 184
ق َابل َه المعروف ُ ، وال َّذي رأَى
ت َرادف َ المن ْك َر ِ والش َّاذ ن َأَى
-185
Wenn eine Person, die nicht Ṯiqah ist, einer Überlieferung widerspricht, die authentischer
ist, so nennt man die authentischerere maʽrūf und die andere munkar.
24 Matrūk
المتروك
وسم ب ِال ْمت ْروك ف َردا ت ُص ِب
أَو عرف ُوه من ْه ف َي غ َير ِ الأَث َر
راو ٍ ل َه مت َّهم ب ِال ْك َذ ِب
(2)
أَو فسق ٌ ا ْوغ َف ْل َة ٌ ا ْو وهم ك َث ُر
- 186
-187
Ein Überlieferer gilt als matrūk, wenn ihm das Lügen zum Vorwurf gemacht worden ist.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er über den Propheten gelogen hat oder überhaupt lügt,
.
(
)
قال الشيخ أحمد شاكر :
وفي طبعة الشيخ أحمد شاكر
في المتن الذي شرحه الترمسي
أو فسق أو غفلة أو وه ٍم
من ذين ما قد حملا
والمعنى واحد
اه
، قال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه
: " قوله أو
(
فسق أو غفلة أو وهم لظاهر أنه بالجر عطف ًا على الكذب ، وليس كذلك لأن مجرد الاتهام بهذه الأمور لا يكون سببا
لترك الحديث ؛ بل المراد ظهورها وكونها معلومة ، فالأَول َى كونها فاعلا ً لفعل محذوف ؛ أي ظهر فسق ٌ أو غفلة ٌ
" اه
) :
(1)
(2)

wenn er mit den Leuten spricht. Auch jemand, dem Frevel, Unaufmerksamkeit oder Wahm
vorgeworfen wird, wird als matrūk bezeichnet.
25 Fard
الأفراد
ال ْف َرد إِما مط ْل َق ٌ ما ان ْف َردا
رد ، وإِذ ْ يق ْرب من ْه ف َحسن
راو ٍ ب ِه ف َإِن لِضبط بعدا
أَو بل َغ َ الضبط َ ف َصحح حيث ُ عن
- 188
- 189
Es gibt davon zwei Arten von fard-Ḥadīṯen: absolut (muṭlaq) und relativ (muqayyid).
Absolut fard bedeutet: Nur ein Überlieferer überliefert einen bestimmten Ḥadīṯ. Gemeint ist
ein Überlieferer nach den Ṣaḥābah, also erst ab den Tābiʽūn, denn erst ab den Tābiʽūn ist es
interessant zu überprüfen, ob dieser Überlieferer ṯiqah ist oder nicht.
Ein Beispiel für einen fard-Ḥadīṯ, welcher absolut ist, wurde schon unter „ 8.1“ erwähnt. Erst
über Yaḥyā Ibn Saʽīd Al-ʾAnṣārī haben den Ḥadīṯ viele überliefert.
Bei solchen Ḥadīṯen kommt es entscheidend auf die Überlieferer an, die ihn als einzigen
überliefern. Wenn sie zu denjenigen Überlieferern gehören, deren Ḥadīṯe akzeptiert
werden, wird auch dieser fard-Ḥadīṯ von ihnen angenommen und man sagt nicht: „Da er
ihn als einzigen überliefert, verwerfen wir diesen Ḥadīṯ.“ Wenn dieser Ḥadīṯ nach diesem
einen Überlieferer viele überliefern, wird dadurch der Ḥadīṯ an sich nicht authentischer,
sondern nur die Tatsache, dass dieser eine Überlieferer ihn überliefert hat.
ومن ْه نسب ِي ب ِق َيد يعت َمد
ف َيق ْرب الأَولُ‏ من ف َرد ورد
ب ِثق َة أَو عن ف ُلان ٍ أَو بل َد
وهك َذ َا الث َّالِث ُ إِن
ف َردا يرد
-190
-191
Die zweite Art von fard-Ḥadīṯen sind die relativen (nisbī). Dies bedeutet z. B., dass der Ḥadīṯ
von mehreren überliefert wird, jedoch nur von einem, der ṯiqah ist, oder nur von
Überlieferern einer bestimmten Gegend usw. Man behandelt ihn genauso wie die fard-
Ḥadīṯe, welche absolut sind.
26 ʾĀḥād
الغريب ، والعزيز،‏ والمشهور،‏ والمستفيض ، والمتواتر
الأَولُ‏ ال ْمط ْل َق ُ ف َردا ، وال َّذي
وسم ال ْعز ِيز ِ ، وال َّذي رواه
ق َوم يساو ِي ال ْمست َفيض والأَصح
حد ت َوات ُر ٍ ، وك ُل ٌّ ين ْق َسم
ل َه ط َر ِيق َان ِ ف َق َط ْ ل َه خ ُ ذ
ث َلاث َة ٌ
مش ْهورن َا ، رآه
هذ َا ب ِأَك ْث َر ، ول َكن ما وضح
لِما ب ِصحة وضعف يت َّسم
- 192
- 193
- 194
- 195
Aus der Perspektive der Anzahl an ʾIsnāds werden die Ḥadīṯe in zwei Teile geteilt: ʾāḥād und
mutawātir. Die folgenden vier Arten sind alle von der Kategorie ʾāḥād:
26.1 Ġar
arīb
Ġarīb: Gemeint ist der fard-Ḥadīṯ, welcher muṭlaq ist. Andere bezeichnet auch den nisbī-
Fard als ġarīb.

26.2 ʽAz
Azīz
Der Ḥadīṯ wird von genau 2 Überlieferern überliefert. Man nennt ihn ʽazīz, weil er entweder
selten, stark an Authentizität oder schwer zu finden ist.
26.3 Mašhūr
Der Ḥadīṯ wird von genau 3 Überlieferern überliefert. Manche Gelehrte bezeichnen ihn
auch mustafīḍ.
26.4 Mustafīḍ
Der Ḥadīṯ wird von mehr als 4 Überlieferern überliefert, allerdings erreicht der Ḥadīṯ nicht
die Stufe von mutawātir.
26.5 Zusätzliches zu den vier Arten
وال ْغ َالِب الضعف ُ عل َى ال ْغ َر ِي ِب
في مت ْنه وسن َد ،
والث َّان ِ ق َد
ويط ْل َق ُ ال ْمش ْهور لِل َّذي اش ْت َهر
وق ُسم ال ْف َرد إِل َى غ َر ِي ِب
ولا ت َرى غ َر ِيب مت ْن ٍ لا سن َد
في الن َّاس ِ من غ َير ِ ش ُروط ت ُعت َبر
-196
-197
-198
Alle vorausgegangenen Ḥadīṯe können sowohl ṣaḥīḥ, ḥasan als auch ḍaʽīf sein. Die meisten
ġarīb-Ḥadīṯe sind ḍaʽīf. Die ġarīb-Ḥadīṯe werden in zwei Teile geteilt: in Bezug auf den Matn
und in Bezug auf den ʾIsnād. Ein Ḥadīṯ kann an sich mašhūr sein, jedoch wird er bspw. nur
von einer bestimmten Gruppe von Überlieferern überliefert und der ʾIsnād ist insofern
ġarīb.
Der Begriff mašhūr bedeutet sprachlich „bekannt“ und wird auch teilweise für Ḥadīṯe
verwendet, die einfach bekannt sind und nicht unbedingt die Bedingung eines mašhūr-
Ḥadīṯes erfüllt haben.
27 Mutawātir
وما رواه عدد جم يج ِب
ف َالمت َواتر ، وق َوم حددوا
وال ْق َولُ‏ ب ِاث ْن َي عش َر ا ْو عش ْر ِين َا
وبعضهم ق َد ادعى فيه
ال ْعدم
بلِ‏ الصواب ِ أَن َّه ك َثير
إِحا َلة ُ اجتماعه ِم عل َى ال ْك َذب
ب ِعش ْرة ، وهو ل َدي أَجو د
يحك َى وأَربعين أَو سبعين َا
وبعضهم عزت َه ، وهو وهم
وفيه لِي مؤَل َّف ن َضي ر
-199
-200
-201
-202
-203
Ein Ḥadīṯ ist mutawātir, wenn ihn in jeder Generation so viele Menschen überliefert haben,
so dass der Verstand es ausschließt, dass sie sich in irgendeiner Generation auf eine Lüge
hätten einigen oder alle denselben Fehler hätten machen können.
Doch wieviele Leute müssen es pro Generation letztendlich sein? Manche sagen 10, andere
12, andere 20, andere 40 und wiederum andere 70!
Die Ansicht, dass es nur wenige oder sogar gar keine mutawātir-Ḥadīṯe gibt, ist falsch. Es
gibt viele mutawātir-Ḥadīṯe. Suyūṭī hat ein Werk geschrieben, in dem er mutawātir-Ḥadīṯe
aufgezählt und auch anhand der ʾIsnāds erläutert hat, dass sie wirklich mutawātir sind. Das
Werk lautet: المتكاثرة في الأحاديث المتواترة„‏ ‏.“الفوائد Doch in diesem Werk hat er seine Ansicht
umgesetzt, dass es mindestens 10 sein müssen pro Generation. Dieses Werk hat er dann
gekürzt und „Al-ʾAzhār Al-Mutanāṯirah fī Al-ʾAḥādīṯ Al-Mutawātirah“ genannt.

27.1 Beispiele für mutawātir
ātir-Ḥad
adīṯe
27.1.1 Erster Ḥad
adīṯ
Der Gesandte Aḷḷāhs sagte: „Wer über mich absichtlich lügt, soll seinen Platz in der Hölle
einnehmen!“
Dieser Ḥadīṯ wird von 75 Ṣaḥābah überliefert, unter ihnen die 10, denen das Paradies
versprochen wurde: die vier Kalifen, Ṭalḥah, Az-Zubayr, ʾUbay, Saʽīd, ʽAbdur-Raḥmān Ibn
ʽAuf und ʾAbū ʽUbaydah Ibn Al-Ǧarrāḥ.
27.1.2 Zweiter Ḥad
adīṯ
Es sind sehr viele Ḥadīṯe überliefert worden, dass der Gesandte Aḷḷāhs beim Bittgebet die
Hände gehoben hat. Diese Ḥadīṯe sind mutawātir hinsichtlich ihrer Bedeutung (mutawātir
Al-Maʽnā)
27.1.3 Dritter Ḥad
adīṯ
Die Tatsache, dass der Gesandte Aḷḷāhs am Tag der Auferstehung von Aḷḷāh ein Becken
(Ḥauḍ) mit Trinkflüssigkeit erhält, ist mutawātir.
27.1.1 Vierter Ḥad
adīṯ
Dass der Gesandte Aḷḷāhs beim Wuḍūʼ über seine Ledersocken gestrichen hat ist
mutawātir hinsichtlich der Bedeutung.
27.1.1.1 Weiteres über den ʽazīz-Ḥad
adīṯ
ولابن ِ حبان :
ولِل ْعلائِي جاء في
ال ْعز ِيز ما وج ِد
ال ْمأْث ُو ِر
ب ِحده الساب ِق ، ل َكن ل َم يج ِد
(1)
ذ ُو وصف َي ال ْعز ِيز ِ وال ْمش ْهو ِر
-206
-207
Ibn Ḥibbān sagte, dass es den ʽazīz-Ḥadīṯe gar nicht gibt. Wenn er meint, dass die Bedingung
nicht den ganzen ʾIsnād durch erfüllt ist, kann er vielleicht recht haben, ansonsten nicht.
Al-ʽAlāʾī sagte: Die Eigenschaften ʽazīz und mašhūr können sich in einem Ḥadīṯ gleichzeitig
befinden. Doch diese Aussage ist nicht einwandfrei. Er brachte als Beispiel, dass ein Ḥadīṯ
von zwei Ṣaḥābah überliefert wird und hiernach von dreien. Doch würde man solch einen
Ḥadīṯ als ʽazīz bezeichnen, weil dies die engste Stelle ist.
28 ʾIʽtibār, Mutābaʽah und Šāhid
الاعتبار والمتابعات والشواهد
الاعتبار سبر ما يرو ِيه هلْ‏ ش َارك الراو ِي سواه في ه؟
ف َإِن يش َار ِك ْه ال َّذي ب ِه اعت ُب ِر أَو ش َيخ َه أَو ف َو ُق
: ت َاب ِع أُثر
-208
-209
قال المحقق الشيخ أحمد شاكر
واعلم أن هذين البيتين ، من أول قوله
ولابن حبان
الخ وقعا في الطبعة
:
..
:
" :
...
:
(1)
السابقة قبل قوله
وسبعون
خمس وسبعون
، والصواب تأخيرهما إلى هذا الموضع ، تبعا لنسخة الشرح ، ولأن قوله
الخ أمثلة للمتواتر ، فالمتعين أن ت ُذكر عقبه ولا يفصل بينها وبينه بشيء آخر
اه
خمس
"
...

28.1 Mutāba
ābaʽah
Angenommen man habe einen Ḥadīṯ A. Nach langem Suchen finden man einen Ḥadīṯ B, der
wörtlich oder inhaltlich mit A übereinstimmt und auch der ʾIsnād spätestens ab dem Ṣaḥābī
dasselbe: In diesem Fall nennt man den Ḥadīṯ A Mutābaʽ139 und den Ḥadīṯ B Mutābiʽ140 (Tābiʽ).
Beispiel:
Ḥammād Ibn Salamah ʾAyyūb Ibn Sīrīn ʾAbū Hurayrah Prophet .
Gibt es jemanden (ṯiqa), der denselben Ḥadīṯ über ʾAyyūb überliefert? Wenn ja, so nennt
man diese zweite Überlieferung vollkommene Mutābaʽah.
Gibt es jemanden (ṯiqa), der denselben Ḥadīṯ über Ibn Sīrīn überliefert? Wenn ja, so nennt
man diese zweite Überlieferung unvollkommende Mutābaʽah. Dasselbe gilt, wenn eine
zweite Person (ṯiqa) über ʾAbū Hurayrah oder ein weiterer Ṣaḥābī über den Propheten
überliefert.
Wenn alle diese Fragen mit „nein“ beantwortet werden, ist der Ḥadīṯ ein fard-Ḥadīṯ und
man bezeichnet ihn als ġarīb.
28.2 Šāhid
وإِن يك ُن مت ْن ب ِمعن َاه ورد ف َش َاهد ،
وف َاقد ذ َين ِ ان ْف َرد
- 210
Ein Ḥadīṯ gilt als Šāhid für einen anderen, sobald die beiden Ḥadīṯe wörtlich oder inhaltlich
übereinstimmen, selbst wenn der Ṣaḥābī nicht derselbe ist.
وربما يدعى ال َّذي ب ِال ْمعن َى
مت َاب ِعا ، وعك ْس ه
ق َد يعن َى
-211
Teilweise werden die beiden Begriffe Mutābiʽ und Šāhid untereinander ausgetauscht.
Andere Gelehrten definieren den Mutābiʽ als einen Ḥadīṯ, der mit dem vorhandenen
inhaltlich und wörtlich übereinstimmt, wohingegen der Šāhid nur inhaltlich
übereinstimmt. Wiederum andere drehen diese Definition genau um.
Die bekannte Definition ist allerdings die erste.
28.3 ʾIʽtibār
ʾIʽtibār ist der Vorgang, einen Mutābiʽ oder Šāhid zu finden.
29 Hinzufügungen einer ṯiqah
iqah-Person
Siehe Fußnote „137“.
زيادة الثقات
وفي ز ِيادات الث ِّق َات ال ْخ ُل ْف ُ جم ممن رواه ن َاقصا أَو من أَت َم
ث َالِث ُها :
ت ُق ْبلُ‏ لا ممن خ َزلْ‏ وقيلَ:‏ إِن في ك ُل ِّ مجلس ٍ حملْ‏
بعضا ، أَو ِ الن ِّسيان يدعيه ت ُق ْبلْ‏ ، وإِلا َّ يت َوق َّف ْ فيه
وقيلَ‏ :
إِن أَك ْث َر حذ ْف َها ت ُرد وقيلَ‏
: فيما إِن روى ك ُلا عدد
إِن ك َان من يحذف ُها لا يغ ْف ُ ‏ُل عن مث ْلها في عادة لا ت ُق ْب ‏ُل
وقيلَ‏
لا ، إِذ ْ لا ت ُفيد حك ْما وقي ‏َل
: خ ُذ ْ ما ل َم ت ُغ َير ن َظ ْما
:
- 212
- 213
- 214
- 215
-216
-217
139
tābaʽa bedeutet auf Arabisch: folgen. Mutābaʽ ist derjenige, dem gefogt wird.
140
Derjenige, der einem anderen folgt.

وابن الصلاح ِ ق َالَ‏ وهوال ْمعت َمد
أَو لا،‏ ف َخ ُذ ْ تل ْك ب ِإِجماع ٍ وضح
إِن خ َال َف َت ْ ما لِلث ِّق َات ف َهي
رد
أَوخ َال َف َ الإِط ْلاق َ ف َاق ْبلْ‏ في الأَصح
-218
-219
„Ziyādah Aṯ-Ṯiqah“ 141 bedeutet, dass eine ṯiqah-Person etwas Zusätzliches erwähnt, obleich
in Bezug auf den Matn oder den ʾIsnād, wobei er anderen Überlieferern über denselben
Lehrer, widerspricht, welche genauso vertrauenswürdig sind wie er selbst oder noch
vertrauenswürdiger.
Es gibt diesbezüglich 9 Ansichten:
1. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird immer akzeptiert. Dieser Ansicht stehen die Regeln des Šāḏḏ-
Ḥadīṯes im Wege.
2. Gegenteil der ersten Ansicht: Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird niemals akzeptiert.
3. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird akzeptiert, wenn der Zusatz von einer Person stammt, die
nicht gleichzeitig dafür verantwortlich ist, dass der Zusatz in einer anderen Version
fehlt.
4. Ziyādah Aṯ-Ṯiqah wird akzeptiert, wenn ein Überlieferer den Ḥadīṯ in zwei
verschiedenen Sitzungen überliefert, wobei er in jeder Sitzung nur einen Teil
erzählt. Dasselbe gilt wenn er innerhalb einer Sitzung den Ḥadīṯ einmal mit dem
Zusatz erzählt, weil er ihn beim ersten Mal vergessen hatte.
5. Wenn der Überlieferer in meisten Fällen den Zusatz weglässt, so wird die Ziyādah
Aṯ-Ṯiqah verworfen. Wenn er ihn meistens erwähnt oder genauso viel, wird der
Zusatz akzeptiert.
6. Wenn der Zusatz bzw. die Version ohne den Zusatz von mehr als zwei Personen
überliefert wird und die Überlieferer in der Regel aufmerksam sind, so wird der
Zusatz bzw. die Version ohne akzeptiert.
7. Wenn der Zusatz kein neues Gesetz mit sich bringt, wird sie verworfen, ansonsten
nicht.
8. Der Zusatz wird akzeptiert, wenn der Zusatz den Kasus nicht verändert, ansonsten
nicht.
9. Jeder solcher Zusatz passt in einer von drei Kategorien: 1) Wenn der Zusatz
eindeutig der anderen Version widerspricht und man die beiden Versionen
miteinander vereinbaren kann. In diesem Fall muss der Zusatz verworfen werden. 2)
Wenn der Zusatz mit der anderen Version absolut vereinbar ist, muss er akzeptiert
werden, denn dann ist die Version mit dem Zusatz wie ein eigenständiger Ḥadīṯ.
Beispiel hierfür ist der Ḥadīṯ von Ibn ʽUmar in Ṣaḥīḥ Muslim: „Der Gesandte Aḷḷāhs
hat jeden Sklaven, Freien, Kleinen und Großen (zur Abgabe) eines Ṣāʽ Datteln oder
Gerste als Fiṭr-Zakāh verpflichtet.“ In einer weiteren Version in Ṣaḥīḥ Muslim heißt
es: „Der Gesandte Aḷḷāhs hat jeden Sklaven, Freien, Kleinen und Großen von den
Muslimen (zur Abgabe) eines Ṣāʽ Datteln oder Gerste als Fiṭr-Zakāh verpflichtet.“ Der
Zusatz „von den Muslimen“ widerspricht der ersten Version in keinster Weise, da
nur Muslime zur Abgabe der Fiṭr-Zakāh aufgerufen werden. 3) Es gibt zwar einen
Widerspruch, jedoch keinen eindeutigen, wie wenn ein Ḥadīṯ muṭlaq (absolut) ist
und der andere muqayyad (eingeschränkt). Diesbezüglich gibt es unter den
Gelehrten geteilte Ansicht: Richtiger ist, dass dieser Zusatz akzeptiert wird. Beispiel:
In einem Ḥadīṯ ordnete der Gesandte Aḷḷāhs an einen Teller, von dem ein Hund
gefressen hat, siebenmal zu waschen, einmal davon mit Erde. In einer weiteren
Version heißt es, dass die erste Waschung mit Erde sein muss.
Die neunte Ansicht, von Ibn Aṣ-Ṣalāḥ, ist laut Suyūṭī, Nawawī, Ibn Ḥaǧar und Scheich ʽAbd
Al-Muḥsin die richtigste.
141
Zusatz einer vertrauenswürdigen Person.

30 ʽIllah
وعل َّة ُ ال ْحديث
أَسباب خ َف َت ْ
المع ُّل
ت َق ْدح في صحته ، حين وف َت ْ
:
مع ك َونه ظ َاهره السلامه
ما ر ِيء فيه عل َّة ٌ ت َق ْدح في
ف َل ْيحد د
ال ْمعل َّ من ق َد رامه
صحته بعد سلامة ت َفي
Siehe „ 7.5“.
Als „muʽall“ bezeichnet man den Ḥadīṯ, der eine ʽIllah hat.
يدر ِك ُها ال ْحافظ ُ ب ِالت َّف َرد
لِل ْوهم ِ ب ِالإِرسالِ‏ أَو
ب ِال ْوق ْف أَو
ب ِحيث ُ يق ْوى ما يظ ُن ، ف َق َضى
وال ْوجه في إِدراكها جمع الط ُّرق ْ
وال ْخ ُل ْف مع ق َرائِن ٍ ، ف َيهت َدي
ت َداخ ُلٍ‏ بين حديث َين ِ حك َوا
ب ِضعفه ، أَو رابه ف َأَعرضا
وسبر أَحوالِ‏ الرواة وال ْفرق ْ
-220
-221
-222
-223
-224
-225
-226
Woher weiß man, dass ein Ḥadīṯ eine ʽIllah beinhaltet? Es gibt zwei Möglichkeiten: Ein
Ḥāfiẓ, wie Dāraquṭnī teilt uns dies mit. Die praktische Möglichkeit ist, die verschiedenen
ʾIsnāds eines Ḥadīṯes zu analysieren. Dadurch erkennt man beispielsweise, dass der ʾIsnād
richtigerweise mursal ist und nicht muttaṣil, oder mauqūf und nicht marfūʽ. Man kann auch
erkennen, dass ein Überlieferer z. B. zwei Ḥadīṯe miteinander vermischt hat, obwohl sie
eigentlich zwei verschiedene Ḥadīṯe sind. Dem Ḥadīṯ-Gelehrten wird dann klar, dass diese
Version des Ḥadīṯes unauthentisch ist, auch wenn sie nach außen hin den Anschein hat,
ṣaḥīḥ zu sein.
وغ َالِبا وق ُوعها في السن َد
وك َحدي ث
‏"ال ْبسمل َه‏"‏
في ال ْمسن َد
-227
In den meisten Fällen befindet sich eine ʽIllah, wenn sie auftaucht, im ʾIsnād. Aber auch im
Matn kann sich eine ʽIllah befinden, wie im folgenden Beispiel im Musnad von ʾImām
ʾAḥmad nach manchen Gelehrten:
حدث َنا أ َبو ال ْمغيرة حدث َنا ال ْأ َوزاعي ق َا َل ك َت ب إ ِل َي ق َتاد ُة حدث َن ِي أ َن س ب ن مال ك ق َا َل صل َّي ت خل ْ ف رسو ِل الل َّه صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َب ِي بك ْ ٍر
وعمر وعث ْما َن رض ي الل َّه عنه م ف َك َانوا يستف ْتحو َن ال ْقراءَ َة
ال ْحمد لل َّه رب ال ْعال َم ين
ِب
{
{
}
ل َا يذ ْك ُرو َن
ب ِس ِم الل َّه الرحم ِن الرحي ِم
في أ َو ِل ال ْقراءَ‎ة ول َا في آخر ِها
ʾAnas Ibn Mālik sagte: „Ich betete hinter dem Gesandten Aḷḷāhs , ʾAbū Bakr, ʽUmar und
ʽUṯmān, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen allen. Sie begannen die Lesung mit ‚Alles Lob
gebührt Aḷḷāh, dem Herrn der Welten.‘ Sie haben ‚Bismillāhirraḥmānirraḥīm‘ weder am
Anfang der Lesung noch am Ende erwähnt.“
ʾAnas sagte: „Ich betete hinter dem Propheten
Lesung) mit ‚Al-Ḥamd‘ zu eröffnen.“
Erläuterung
حدث َنا سف ْيا ُن ع ن أ َب ِي أ َيو ب ع ن ق َتاد َة ع ن أ َن ٍس ق َا َل
صل َّيت خل ْ ف النب ِي صل َّى الل َّه عل َيه وسل َّ م وأ َب ِي بك ْ ٍر وعم ر ف َك َانوا يف ْتتحو َن
ال ْحمد
ِب
{
, ʼAbū Bakr und ʽUmar: Sie pflegten (die
}
}

ون َوع ال ْحاكم أَجن َاس
ال ْعل َلْ‏
لِعش ْرة ، ك ُل ٌّ ب ِها يأْتي ال ْخ َل َلْ‏
-228
ومن ْه ما ل َيس ب ِق َادح ٍ ، ك َأَن
يبدلَ‏ عدلا ً ب ِمساو ٍ ، حيث ُ عن
-229
Al-Ḥākim hat alle ʽIlal 142 in zehn Teile geteilt, wobei manche davon zur Unauthentizität
eines Ḥadīṯes führen und andere nicht. Beispiel dafür, dass ein Ḥadīṯ deswegen trotzdem
ṣaḥīḥ bleibt: Nach Analyse der verschiedenen ʾIsnāds eines Ḥadīṯes stellt sich heraus, dass
ein Überlieferer einen Ṣaḥābī mit einem anderen verwechselt hat. Da allerdings beide
Ṣaḥābah sind, ist diese ʽIllah unerheblich. Dasselbe gilt, wenn man zwei Tābiʽīs miteinander
verwechselt, wobei beide ṯiqah sind und auch über denselben Ṣaḥābī überliefert haben.
Eine ʽIllah ist ein beeinträchtigender versteckter Schwachpunkt in einem Ḥadīṯ, der
offensichtlich authentisch ist.
وربما أُعل َّ
ب ِال ْجلي
ك َال ْق َط ْع ِ لِل ْمت َّصلِ‏ ال ْق َو ِ ي
-230
وال ْفسق وال ْكذ ْب ِ ون َوع ِ جر ِح
وربما قيل َت ْ لِغ َير ِ ال ْق َد ِح
-231
ك َوصلِ‏ ث َبت ، ف َعل َى هذ َا رأَوا
صح معل ٌّ،وهو في الش َّاذ حك َوا
-232
Andere Gelehrte verwenden den Begriff auch für jeden Fehler, der dazu führt, dass ein
Ḥadīṯ als ḍaʽīf eingestuft wird, wie etwa munqaṭiʽ, mursal usw. D. h. sie verwenden den
Begriff ʽIllāh auch für offensichtliche Schwachstellen.
Wie gesagt, muss nicht jede ʽIllah zur Unauthentizität führen. Beispiel: Eine ṯiqah-Person
überliefert einen Ḥadīṯ als muttaṣil, obwohl ein anderer ʾIsnād munqaṭiʽ ist. In diesem Fall
sagt man, dass der Ḥadīṯ eine ʽIllah hat und dennoch ṣaḥīḥ ist.
والن َّسخ ُ ق َد أَدرجه في ال ْعل َلِ‏
الت ِّرمذي ، وخ َصه ب ِال ْعم ‏ِل
-233
Tirmiḏī hat auch aufgehobene Ḥadīṯe (mansūḫ) als Ḥadīṯe bezeichnet, die eine ʽIllah haben.
Doch aufgehobene Ḥadīṯe sind nicht unauthentisch, sondern sie sind ungültig.
31 Muḍṭ
ḍṭarib
المضطرب
ما اخ ْت َل َف َت ْ وجوهه حيث ُ ورد
من واحد أَو ف َو ُق:مت ْن ًا أَو سن َد
-234
ولا مرجح :
هو ال ْمضط َر ِب
وهو لِت َضعيف ال ْحديث موج ِ ب
-235
Ein muḍṭarib Ḥadīṯ ist ein Ḥadīṯ, der in mehr als einer Version überliefert worden ist, wobei
die beiden Versionen sich gegenseitig ausschließen und man nicht eine Version der
anderen vorziehen kann. Dies hat zur Folge, dass der Ḥadīṯ ḍaʽīf ist.
إِلا َّإِذ َا مااخ ْت َل َف ُوا في اسم ٍ أَو ا ْب
الزرك َشي‏:‏
ال ْق َل ْب والش ُّذ ُوذ ُ عن
لِثق َة ف َهو ، صحيح مضط َر ِب
والاضطراب في الصحيح ِ ال ْحسن
- 236
- 237
Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Es kann sein, dass man sich über den Namen des Vaters
einer ṯiqah-Person uneinig ist. Solange gesichert ist, dass sie ṯiqah ist, spielt solch eine Art
von Iḍṭirāb keine Rolle. Dasselbe gilt, wenn man sich über einen Überlieferer uneinig ist,
war es A oder B. Solange beide austauschbar sind und der ʾIsnād dadurch nicht
beeinträchtigt wird, spielt auch solche ein Iḍṭirāb keine Rolle. Insofern sagte Az-Zarkašī,
dass es den Iḍṭirāb, Qalb und Šuḏūḏ sowohl in ḥasan- als auch in ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen geben kann.
142
Plural von ʽIllah.

ول َيس من ْه حيث ُ بعضها رجح
بلْ‏ ن ُك ْر ضد أَو ش ُذ ُوذ ُه وضح
-238
Wenn man erkennen kann, welche Version maḥfūẓ/maʽrūf und welche šāḏḏ/munkar ist,
wird der Ḥadīṯ nicht als muḍṭarib eingestuft.
32 Maqlūb
ال ْق َل ْب في ال ْمت ْن ِ وفي الإِسن َاد ق َر
ب ِواحد ن َظير ِه لِيغ ْر ِبا
لآخ َر ٍ ، وعك ْسه ، إِغ ْرابا ، ا ْو
المقلوب
إِما ب ِإِبدالِ‏ ال َّذي ب ِه اش ْت َهر
أَو جعلِ‏ إِسن َاد حديث اجت َبى
ممت َح‏َن ًا ، ك َأَهلِ‏ بغ ْداد ، حك َوا
-239
-240
-241
Maqlūb bedeutet „verdreht“. Gemeint ist, dass etwas entweder im ʾIsnād oder Matn
verdreht ist.
Beispiele hierfür:
• Jemand verwechselt den Namen eines Überlieferers namens Kaʽb Ibn Murrah und
nennt ihn Murrah Ibn Kaʽb.
• Die ʾIsnāds zweier Ḥadīṯe werden miteinander vertauscht. Ein Ḥadīṯ ist
beispielsweise bekannterweise von Sālim über seinen Vater Ibn ʽUmar überliefert
worden, doch ein Überlieferer schreibt den Ḥadīṯ Nāfiʽ statt Sālim zu. Dies kann
einem Ḥadīṯ-Gelehrten als Prüfung gestellt werden, wie im Falle von ʾImām Al-
Buḫārī, als er Baġdād betrat. Zehn Leute vertauschten jeweils von 10 Ḥadīṯen die
ʾIsnāds miteinander. Man trug ihm diese Ḥadīṯe vor, um zu prüfen, ob er sie kenne.
Buḫārī erkannte die Lage und merkte, dass man ihm die Ḥadīṯe mit anderen ʾIsnāds
verband. Er merkte sich sogar von jedem einzelnen, welchen falschen ʾIsnād er mit
welchem Ḥadīṯ verknüpft hat und nannte jedem einzelnen den korrekten Ḥadīṯ zum
korrekten ʾIsnād. Ibn Ḥaǧar sagte, dass die Tatsache, dass Buḫārī erkannte, dass man
ihm die Ḥadīṯe verdrehte, nichts Besonderes sei, weil er ja die Ḥadīṯe alle auswendig
kannte. Beeindruckend ist, dass er sich beim ersten Mal alle hundert verdrehten
Ḥadīṯe merkte und sie den richtigen Personen zuordnete.
• Innerhalb eines Matns wird die Reihenfolge von Worten vertauscht.
Beispiel für die letzte Art aus Ṣaḥīḥ Muslim: Der Gesandte Aḷḷāhs erwähnte sieben
Gruppen von Menschen, die am Tag der Auferstehung im Schatten Aḷḷāhs sein werden. Der
verdrehte Ḥadīṯ lautet:
ورج ٌل تصد ق ب ِصدق َة ف َأ َخف َاها حتى ل َا تعل َ م يمينه ما تنف ق شمال ُه
„Und jemand, der etwas spendet und diese Spende so geheim hält, dass sogar seine rechte
Hand nicht weiß, was die linke gespendet hat.“
In Ṣaḥīḥ Al-Buḫārī heißt es genau umgekehrt:
ورج ٌل تصد ق ب ِصدق َة ف َأ َخف َاها حتى ل َا تعل َ م شمال ُه ما تنف ق يمينه
„Und jemand, der etwas spendet und diese Spende so geheim hält, dass sogar seine linke
Hand nicht weiß, was die rechte gespendet hat.“
وهو يسمى عن ْدهم ب ِالسر ِق َه
وق َد يك ُون ال ْق َل ْب سهوا ً أَط ْل َق َه
Einen ʾIsnād an einen anderen Ḥadīṯ zu knüpfen nennt man „Diebstahl“.
33 Mudraǧ
NICHT ERLÄUTERT
-242

المدرج
ومدرج ال ْمت ْن ِ ب ِأَن يل ْحق َ في
أَولِه أَو
وسط أَو ط َر ف
- 243
ك َلام راو ٍ ما ب ِلا ف َصلٍ‏ ، وذ َا
ب ِن َص راو ٍ أَو إِمام ٍ ، ووهى
ومدرج الإِسن َاد مت ْن َين ِ روى
ط َرف ب ِإِسن َاد ف َيرو ِي ال ْك ُل َّ ب ِه
أَو ق َال َه جماعة ٌ مخ ْت َلف َا
يعرف ُ ب ِالت َّف ْصيلِ‏ في أُخ ْرى،ك َذ َا
عرف َان ُه في وسط ا ْو أَولِها
ب ِسن َد لِواحد ، أَو ذ َا سوى
أَو بعض مت ْن ٍ في سواه يش ْت َب ِه
في سن َد ، ف َق َالَ‏ هم مؤْت َلف َا
- 244
- 245
- 246
-247
-248
وك ُل ُّ ذ َا محرم
وق َاد ح
وعن ْدي الت َّف ْسير ق َد يسام ح
-249
Mudraǧ bezeichnet man den Teil eines Ḥadīṯes, der ursprünglich nicht Teil des Ḥadīṯes ist,
sondern beispielsweise die Worte eines Überlieferers.
الموضوع
34 Mauḍūʽ
ال ْخ َبر ال ْموضوع ش َر
ال ْخ َب ِر
وذك ْره لِعالِم ٍ ب ِه احظ ُ ِر
-250
في أَي معن ًى ك َان إِلا َّ واصف َا
إِما ب ِالاق ْرار ِ ، وما يحكيه
لِوضعه ، وال ْوضع فيه عر ِف َا
ور ِك َّة ، و ب ِدلِيلٍ‏ فيه
-251
-252
وأَن ين َاو ِى
ق َاطعا وما ق ُب ِلْ‏
ت َأْو ِيل ُه ، وأَن يك ُون ما ن ُقل
-253
حيث ُ الدواعي ائْت َل َف َت ْ ب ِن َق ْله
وما ب ِه وعد عظيم ا ْو وعيد
وق َالَ‏ بعض ال ْعل َماء ال ْك ُملِ‏
ق َد باين ال ْمعق ُولَ‏ أَو من ْق ُولا
وحيثُلا يوجد عن ْد أَهله
عل َى حقير ٍ وصغيرة ش َديد
أُحك ُم ب ِوضع ِ خ َبر ٍ إِن ين ْجلى
خ َال َف َه أَو ن َاق َض الأُصولا
-254
-255
-256
-257
وف َسروا الأَخير :
حيث ُ يف ْقد
جوامع مش ْهورة ٌ ومسن َد
-258
وفي ث ُبوت ال ْوضع ِ حيث ُ يش ْهد
مع ق َط ْع ِ من ْع ِ عملٍ‏ ت َردد
-259
-260
-261
وال ْواضعون بعضهم لِيف ْسدا
ك َذ َا
ت َك َسبا ، وبعض ق َد روى
دين ًا وبعض ن َصر رأْي ٍ ق َصدا
Bis hier Nicht
erläutert
لِلأُمراء ما يوافق ُ ال ْهوى
Es gibt mehrere Ursachen, warum jemand einen Ḥadīṯ erfindet:
• eine schlechte Absichte und Unruhe stiften, um die Religion zerstören

• eine bestimmte Ansicht bekräftigen, wie es die Rāfiḍah getan haben: Sie haben viele
Ḥadīṯe über die Familie des Propheten erlogen, um Leute für ihren Irrweg zu
gewinnen
• Geld verdienen. Manche von ihnen halten Vorträge gegen Geld. Um die Vorträge
interessanter zu gestalten, erfindet er Ḥadīṯe, wodurch die Anzahl seiner Zuhörer
steigt
• Sich bei den Führern einschmeicheln, weil man ihnen Ḥadīṯe erfindet, die sie gerne
hören
وش َرهم صوفية ٌ ق َد وضعوا
ف َق ُب ِل َت ْ من ْهم
رك ُون ًا ل َه م
محت َسب ِين الأَجر فيما يدعوا
حت َّى أَبان َها الأُل َى هم ه م
-262
-263
Die übelsten Erfinder sind die des Sufismus, denn sie erfanden Ḥadīṯe um dadurch
Belohnung von Aḷḷāh zu erhalten. Sie waren überzeugt, dass sie durch das Erfinden einiger
Ḥadīṯe, welche die Menschen anspornen werden Gutes zu tun, das Wohlgefallen Aḷḷāhs
erlangen würden, siehe „ 7.2.2“.
ك َال ْواضعين في ف َضائِلِ‏ السور
وال ْوضع في الت َّرغيب ِ ذ ُو ابتدا ِع
(1)
ف َمن رواها في كت َاب ِه ف َذ َر
جوزه مخ َالِف ُ الإِجما ِع
-264
-265
Konkrete erfunde Beispiele gibt es im Bereich der Ḥadīṯe, die über die Vorzüge bestimmter
Suren sprechen. Sollte ein Autor solche Ḥadīṯe zitieren, ohne darauf hinzuweisen, dass sie
erfunden sind, so hat man vor solchen Werken Abstand zu nehmen. Die Sekte der Al-
Karrāmiyyah war der Ansicht, dass man Ḥadīṯe erfinden darf, um Leute anzuspornen oder
zu warnen. Sie widersprechen dadurch der Übereinkunft der Gelehrten.
وجزم الش َّيخ ُ أَبو محمد
ب ِك ُف ْر ِه ب ِوضعه إِن يق ْصد
-266
ʼAbū Muḥammad Al-Ǧuwaynī, der Sohn von ʾImām Al-Ḥaramayn, war fest der Ansicht, dass
eine Person, die absichtlich einen Ḥadīṯ erfindet, Kāfir ist.
وغ َالِب ال ْموضوع ِ مما اخ ْت َل َق َا
ك َلام بعض ِ ال ْحك َما،‏ ومن ْه
ما
واضعه ، وبعضهم ق َد ل َف َّق َا
وق ُوعه من غ َير ِ ق َصد وهما
-267
-268
Die meisten mauḍūʽ-Ḥadīṯe sind absichtlich erfunden worden. Andere sind aber auch
entstanden, weil man sie mit anderen weisen Aussagen verwechselt hat. Es gibt auch
Ḥadīṯe, die zufällig entstanden sind, siehe „ 7.3.2“.
وفي كت َاب ِ ول َد ال ْجوز ِي ما
من الصحيح ِ والضعيف وال ْحسن
ومن غ َر ِيب ِ ما ت َراه ف َاعل َ ِم
ل َيس من ال ْموضوع ِ حت َّى وهما
ضمن ْت ُه كت َاب ِي
‏"ال ْق َولَ‏ ال ْحسن "
فيه حديث ٌ من صحيح ِ مسل ِم
-269
-270
-271
Ibn Al-Ǧauzī hat ein Werk namens Al-Mauḍūʽāt zusammengestellt, in das er nur mauḍūʽ-
Ḥadīṯe aufnehmen wollte. Doch leider befinden sich darin zum Teil ṣaḥīḥ-, ḍaʽīf- 143 und auch
(
كذا في تحقيق الشيخ أحمد شاكر ، وقال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه : )
ق َذ َر
بالقاف والذال المعجمتين
.
(1)
المفتوحتين،‏ أي وسخ والجملة خبر من
المكذوب على رسول االله
والمعنى أن من نقل تلك الأخبار المختلفة ففي كتابه وسخ ، وهو ذلك الكلام
143
Gemeint ist, dass der Ḥadīṯ zwar ḍaʽīf ist, jedoch nicht so unauthentisch, dass man ihn als mauḍūʽ einstufen
dürfte.
.

ḥasan-Ḥadīṯe. Suyūṭī hat diese in seinem Werk „Al-Qaul Al-Ḥasan“ aufgezählt.
Erstaunlicherweise befindet sich in Al-Mauḍūʽāt sogar ein Ḥadīṯ aus Ṣaḥīḥ Muslim! Ibn Al-
Ǧauzī ist quasi das Gegenteil passiert von Al-Ḥākim mit seinem Mustadrak.
35 Schlusswort
ش َر الضعيف ال ْوضع ف َال ْمت ْروك ث ُم
وبعده ال ْمق ْل ُوب ف َال ْمضط َر ِ ب
خاتمة
ذ ُو الن ُّك ْر ِ ف َال ْمعل ُّ ف َال ْمدرج ضم
وآخ َرون غ َير هذ َا رت َّبوا
-272
-273
Was die muttaṣil-Ḥadīṯe angeht, so sind die übelsten aller ḍaʽīf-Ḥadīṯe die mauḍūʽ-Ḥadīṯe.
An zweiter Stelle diejenigen, die von Überlieferern überliefert worden sind, welche als
matrūk eingestuft worden sind, weil ihnen das Lügen zum Vorwurf gemacht worden ist. An
dritter Stelle kommt der munkar- und an vierter Stelle der muʽall-Ḥadīṯ. An fünfter Stelle
kommt der mudraǧ, an sechster der maqlūb- und an siebter Stelle der muḍṭarib-Ḥadīṯ.
Andere Gelehrte haben die Reihenfolge anders gesehen.
ومن روى مت ْن ًا صحيحا يجز ِم
ب ِغ َير ِ ما إِسن َاده يمرض
أَو واهيا أَو حال ُه لا يعل ُم
وت َرك َه بيان ضعف ق َد رضوا
- 274
- 275
Wenn man einen Ḥadīṯ erwähnt und weiß, dass er ṣaḥīḥ ist, hat man dies klar und deutlich
zum Ausdruck zu bringen, indem man bspw. sagt: „Der Gesandte Aḷḷāhs sagte usw.“
Ist man sich nicht sicher, soll man den Passiv verwenden, indem man bspw. sagt: „Es wird
über den Gesandten Aḷḷāhs überliefert usw.“ Doch man muss aufpassen: Wenn die
Zuhörer keinen Unterschied zwischen diesen beiden Formen kennen, muss man
ausdrücklich sagen, dass der Ḥadīṯ nicht authentisch ist oder man sich nicht sicher ist.
35.1 Darf man ḍaʽīf
ʽīf-Ḥad
adīṯe verwenden?
في ال ْوعظ أَو ف َضائِلِ‏ الأَعمالِ‏
ولا إِذ َا يش ْت َد ضعف ٌ ث ُم من
لا ال ْعق ْد وال ْحرام ِ وال ْحلا لِ‏
ضعف ًا رأَى في سن َد ورام أَن
-276
-277
Die erste Ansicht: Ḍaʽīf-Ḥadīṯe werden niemals verwendet, weder um Regeln abzuleiten
noch um die Menschen dazu zu bringen, freiwillig Gutes zu tun.
Die zweite Ansicht: Ḍaʽīf-Ḥadīṯe darf man nicht verwenden, wenn es um ḥalāl und ḥarām
geht, jedoch zum Ansporn, wenn die Tat, zu der angehalten wird, sowieso durch andere
authentische Ḥadīṯe bestätigt ist und der Ḥadīṯ nicht sehr schwach ist.
Man soll sich an die erste Ansicht halten, da uns die ṣaḥīḥ-Ḥadīṯen vollkommen ausreichen,
auch zum Ansporn!
35.1.1 Darf man einen Ḥad
adīṯ als ḍaʽīf bezeichnen, wenn im ʾIsnād eine Schwachstelle
ist?
يق ُولَ‏
في ال ْمت ْ ِن:‏ ضعيف ٌ:‏
ق َيدا
ولا ت ُضعف ْ مط ْل َق ًا ما ل َم ت َج ِد
ب ِسن َد ، خ َوف َ مج ِيء أَجودا
ت َضعيف َه مصرحا عن مجت َه ِد
-278
-279
Man muss in diesem Fall sagen: „Der ʾIsnād dieses Ḥadīṯes ist ḍaʽīf.“ Man darf nicht sagen
„Der Ḥadīṯ ist ḍaʽīf“, denn es kann sein, dass es andere ʾIsnād zu diesem Ḥadīṯ gibt, die man
nicht zu Gesicht bekommen hat. Sollte allerdings ein Muǧtahid dieses Urteil gesprochen
haben, darf man sich darauf stützen.

36 Wessen Überlieferungen werden akzeptiert und wessen nicht?
من تقبل روايته ومن ترد
لِن َاقلِ‏ الأَخ ْبار ِ ش َرط َان ِ هما:‏
مك َل َّف ًا ل َم يرت َكب
فسق ًا ولا
يحف َظ ُ إِن يملِ‏ ، كت َابا يضب ُط
إِن يرو ِ بال ْمعن َى،وضبط ُه عر ِف ْ
عدلٌ،وضبط ٌ:‏
أَن يك ُون مسلما
خ َرم مروءة ولا مغ َف َّلا
إِن يرو ِ من ْه ، عالِما ما يسق ُط
إِن غ َالِبا واف َق َ من ب ِه وصف ْ
-280
-281
-282
-283
Es gibt zwei Bedingungen dafür, dass die Überlieferung einer Person akzeptiert wird:
Rechtschaffenheit (ʽAdālah) und Genauigkeit (Ḍabṭ). Siehe Kapitel „ 7Definition eines ṣaḥīḥ-
Ḥadīṯes“.
Diese Genauigkeit kann man prüfen, indem man das, was dieser Überlieferer überliefert, mit
den Überlieferungen anderer Überlieferer vergleicht und schaut, ob sie immer oder
meistens übereinstimmen. In diesem Fall wäre der Überlieferer genau.
واث ْن َان ِ إِن زك َّاه عدلُ‏ والأَصح
أَو ك َان مش ْهورا،‏ وزاد يوس ُف
عدلٌ‏ إِل َى ظ ُهور ِ جرح ٍ ، وأَبوا
ق َبول َه من عالِم ٍ عل َى الأَصح
إِن عدلَ‏ ال ْواحد يك ْفي أَو جرح
ب ِأَن ك ُ َّل
من ب ِعل ْم ٍ يعر ُف
وال ْجرح والت َّعديلَ‏ مط ْل َق ًا رأَوا
ما ل َم يوث َّق ْ من ب ِإِجمالٍ‏ جر ِح
-284
-285
-286
-287
Wieviele Gelehrte müssen die Rechtschaffenheit einer Person bezeugen, so dass sie als ʽAdl
gilt? Manche Gelehrte sagen: Es müssen zwei Gelehrte sein, weil auch bei der
Zeugenaussage zwei Zeugen verlangt sind. Die richtigere Ansicht ist allerdings, dass ein
akzeptabler Gelehrter ausreicht. Dasselbe gilt für den Ǧarḥ 144 : Wenn ein akzeptabler
Gelehrter einen Ǧarḥ äußert, so reicht er allein aus. Manche Gelehrte sagen, dass bekannte
Gelehrte, wie Ibn Mubārak, ʾIsḥāq Ibn Rāhūyah, ʼImām ̕Aḥmad usw. keinen Tauṯīq 145
benötigen. Ibn ʽAbd Al-Barr (gest. 463), der Ḥāfiẓ Nordafrikas seiner Zeit, war der Ansicht,
dass eine Person, die für sein Wissen bekannt ist grundsätzlich ʽAdl ist, es sei denn es gibt
einen Gegenbeweis. Doch diese Ansicht wird von den Gelehrten verworfen und als zu
leichtfertig bezeichnet. Eine wissensreiche Person kann sehr wohl Fāsiq sein.
Wenn ein Gelehrter einen Ǧarḥ oder Taʽdīl 146 ausspricht, ist eine solche Aussage
ausreichend, selbst wenn er nicht ins Detail geht und seine Aussage begründet. Andere
Gelehrte akzeptieren solche Aussagen nur, wenn sie begründet werden. Wiederum andere
machen eine Differenzierung: Unbegründete Aussagen werden von Gelehrten akzeptiert, es
sei denn ein Gelehrter äußert unbegründet Taʽdīl und ein anderer unbegründet Ǧarḥ. In
diesem Fall wird der Ǧarḥ nur vorgezogen, wenn er begründet ist. Ansonsten geht der Taʽdīl
vor.
ويق ْبلُ‏ الت َّعديلُ‏ من عبد ومن
أُن ْث َى وفي الأُن ْث َى خلاف ٌ ق َد زكن
-288
Der Taʽdīl und Ǧarḥ eines Sklaven wird akzeptiert, d.h. die Tatsache, dass er ein Sklave ist,
hat keinen Einfluss. Dasselbe gilt für eine Frau nach der richtigeren Ansicht. Es gibt also
144
Eine Kritik, die zur Folge hat, dass die Akzeptanz der Überlieferungen zum Negativen hin beeinflusst wird.
145
Dass ein Gelehrter ihn als Ṯiqah einstuft.
146
Bzw. Tauṯīq: Ein Lob, das zur Folge hat, dass die Akzeptanz der Überlieferungen zum Positiven hin
beeinflusst wird.

keinen Unterschied zwischen Mann und Frau auf der einen Seite, und zwischen einem
freien Menschen und einem Sklaven auf der anderen Seite.
وق َدم ِ ال ْجرح ول َو عدل َ ه
ف َق َالَ‏
من ْه ت َاب ، أَو ن َف َاه
أَك ْث َر في الأَق ْوى ، ف َإِن ف َصل َ ه
ب ِوجه ِه ق ُدم من زك َّاه
:
-289
-290
Wenn der Ǧarḥ mufassar ist, ist dieser dem Taʽdīl grundsätzlich vorzuziehen, selbst wenn
die Anzahl der Leute des Taʽdīl (Tazkiyah) größer ist, denn jemand, der einen Ǧarḥ mufassar
ausspricht, hat offensichtlich mehr Informationen als die anderen. Es gibt allerdings Fälle,
die von dieser Regel ausgenommen werden:
• Wenn der Muʽaddil 147 sagte: „Es stimmt was der Ǧāriḥ gesagt hat, allerdings hat er
(der Überlieferer) diese Eigenschaft wieder abgelegt.“ D. h. er hat bsp. Taubah
gemacht.
• Wenn der Muʽaddil aufzeigen kann, dass die Aussage des Ǧāriḥ falsch ist. Beispiel:
Der Ǧāriḥ sagt, dass der Überlieferer die Person Soundso ermordet hat. Der Muʽaddil
kann beweisen, dass der vermeintlich Ermordete nach dem Zeitpunkt des
angeblichen Mordes immer noch am Leben war.
In diesen Fällen ist die Aussage des Muʽaddil vorzuziehen.
ول َيس في الأَظ ْهر ِ ت َعديلا ً إِذ َا
عن ْه روىال ْعدلُ‏ ول َو خ ُص ب ِذ َا
-291
Wenn eine Person A über eine Person B überliefert bedeutet dies noch nicht, dass A die
Person B als ʽAdl ansieht. Selbst wenn A dafür bekannt ist, nur über Ṯiqah-Personen zu
überliefern. Erst wenn er den Taʽdīl mit eigenen Worten ausspricht.
وإِن يق ُلْ‏ :
حدث ْ من لا أَت َّه ِم
ب ِثق َة ث ُم روى عن مبه ِم
أَو ثق َة ٌ أَو ك ُل ُّ ش َيخ ٍ لِي وسم
لا يك ْت َف َى عل َى الصحيح ِ ف َاعل َ ِم
-292
-293
Wenn eine Person sagt „Mir hat eine Person erzählt, der ich vertraue“ oder „die Ṯiqah ist“,
so ist diese Aussage nach der richtigeren Ansicht inakzeptabel, denn sie kann sehr wohl bei
anderen Gelehrten maǧrūḥ sein. Deswegen muss sie erwähnen, wen sie damit meint.
:
ويك ْت َف َى من عالِم ٍ في حق ِّ من
ق َل َّده ، وقي ‏َل
لا ، ما ل َم يبن
-294
Manche sagen, dass dies doch in Ordnung sein, wenn man als Schüler eines Lehrers seinem
Lehrer in dieser Ansicht vertraut. Wenn bspw. ʼImām Mālik sagte „Mir hat eine
vertrauenswürdige Person erzählt“, so dürfe man als Muqallid diesem Gelehrten folgen.
Andere Gelehrten sagen auch in diesem Fall, dass der Gelehrte die Person erwähnen muss.
ومااق ْت َضى ت َصحي ح مت ْ ٍن في الأَصح
ف َت ْوى ب ِما فيه ، ك َعك ْسه وضح
- 295
Wenn ein Muftī eine Fatwā gibt gemäß eines Ḥadīṯes oder gemäß eines Ḥadīṯes handelt, so
bedeutet dies nicht, dass er diesen Ḥadīṯ als ṣaḥīḥ betrachtet und die Überlieferer als ʽadl. Es
besteht die Möglichkeit, dass er sich nämlich auf einen anderen Beweis stützt. Dasselbe gilt
für den umgekehrten Fall: Wenn ein Gelehrter nicht nach der offensichtlichen Bedeutung
eines Ḥadīṯes handelt, bedeutet dies nicht, dass er ihn als ḍaʽīf ansieht, da er ihn auch
anders verstehen kann als man selbst.
ولا بق َاه حيث ُما الدواعي
ولا اف ْتراق ُ ال ْعل َماء ال ْك ُملِ‏
ت ُبطل ُه ، وال ْوف ْق ُ لِلإِجما ِع
ما بين محت َج و ِذي
ت َأَو ‏ِل
-296
-297
Wenn ein Ḥadīṯ etwas beinhaltet, das auf seine Unauthentizität hinweist, so hat dies keinen
Einfluss auf die ʽAdālah. Und wenn ein ʾIǧmāʽ besteht, der mit einem Ḥadīṯ übereinstimmt,
147
Derjenige, der den Taʽdīl ausspricht.

edeutet dies nicht, dass der Ḥadīṯ ṣaḥīḥ ist. Beispiel: Die Gelehrten sagen: „Jeder Profit, der
aus einem Kredit hervorgeht, ist Zins.“ Diesbezüglich gibt es auch einen Ḥadīṯ, der
allerdings sehr schwach ist laut Ibn Ḥaǧar. Deshalb ist ein Ḥadīṯ erst recht nicht ṣaḥīḥ, nur
weil manche Gelehrte damit argumentieren.
ويق ْبلُ‏ ال ْمجن ُون إِن ت َق َط َّعا
ول َم يؤَث ِّر في إِف َاق َة معا
-298
Die Überlieferung einer Person, die geistig krank ist, wird verworfen, denn, wie bereits
erwähnt, muss eine Person bāliġ und ʽāqil sein. Sollte diese Person allerdings nur zeitweise
Ausfallerscheinungen haben, wird seine Überlieferung akzeptiert, wenn sie keinen Einfluss
auf sein Überliefern hat.
وت َرك ُوا مجهولَ‏ عي ٍن:‏ ما روى
عن ْه سوى ش َخ ْص ٍ وجرحا ماحوى
- 299
إِن ك َان ث َالِث ُها:‏
من عن ْه ان ْف َرد
ل َم يرو ِ إِلا َّ لِل ْعدولِ‏
: لا يرد
- 300
راب ِعها
يق ْبلُ‏ إِن زك َّاه
حبر وذ َا في ن ُخ ْبة رآه
:
-301
خ َامسها:‏ إِن ك َان ممن ق َد ش ُه ِر
ب ِما سوى ال ْعل ْم ِ ك َن َجدة وب ِر
-302
Maǧhūl Al-ʽAyn (zu Deutsch: an sich unbekannt) ist eine Person, über die nur eine einzige
Person überliefert hat. Außerdem kennen wir über diese Person keinen Ǧarḥ. Wenn wir
nämlich einen Ǧarḥ kennen würden, wäre er uns nicht unbekannt. Es gibt fünf
verschiedene Ansichten, wie man mit einer solchen Person umzugehen hat.
1. Man darf seine Überlieferungen überhaupt nicht akzeptieren.
2. Das Gegenteil der ersten Ansicht.
3. Wird akzeptiert, wenn der Schüler normalerweise nur über ʽAdl-Personen
überliefert.
4. Wird akzeptiert, wenn ein Gelehrter eine Tazkiyah über ihn erwähnt hat, dessen
Aussage gilt oder auch der Überlieferer über diese Person selbst. Diese Ansicht hat
Ibn Ḥaǧar in „Nuḫbatul-Fikar“ bevorzugt.
5. Wird akzeptiert, wenn diese Person für etwas anderes, als das Wissen, bekannt
geworden ist, wie etwa für seine Güte, aufgrund eines Berufes usw.
والث َّالِث ُ الأَصح
ل َيس يق ْبلُ‏
من باطن ًا وظ َاهرا يجه ‏ُل
:
-303
Bekannterweise wird ein Maǧhūl Al-ʽAyn durch die Überlieferung zweier Personen zu
Maǧhūl Al-Ḥāl (zu Deutsch: eine Person unbekannten Zustands). Suyūṭī bevorzugt die
Ansicht, dass man die Überlieferung eines Maǧhūl Al-Ḥāl auch nicht akzeptieren darf, da
wir auch über sie nichts wissen.
Maǧhūl Al-Ḥāl steht hierarchisch über dem Maǧhūl Al-ʽAyn.
وفي الأَصح‏:يق ْبلُ‏ ال ْمست ُور‏:‏ ف ي
ظ َاهر ِه عدلٌ‏ وباطن‏ٍ‏ خ َفي
-304
Mastūr (sprachlich: verdeckt) ist eine Person, die offensichtlich Ṯiqah ist, aber keiner hat
dies ausdrücklich gesagt. Suyūṭī bevorzugt die Ansicht, dass die Überlieferung eines Mastūr
zu akzeptieren ist. Ibn Ḥaǧār sagt, dass man in diesem Fall innehalten muss, bis man eine
weitere Überlieferung findet, die diese des Mastūr stärkt. Er ist also auf derselben Stufe wie
ein Maqbūl, wie wir später sehen werden.
ومن عرف ْن َا عين َه وحال َه
دون اسمه ون َسب ٍ مل ْن َا ل َ ه
-305

ومن يق ُلْ:‏ "
يق ُلْ:"‏ ف َإِن
أَخ ْبرني ف ُلان ا ْو
أَوغ َيره
"، أَو يجهلِ‏
هذ َا"‏
(1)
لِعدل َين ِ ق َبول َه رأَوا
بعض ال َّذي سماهما:‏
لا َتُق ْبلِ‏
-306
-307
Eine Person, die an sich (ʽAyn) und auch ihr Zustand (Ḥāl) bekannt ist, d. h. sie wurde als
Ṯiqah eingestuft, jedoch kennen wir nicht ihren genauen Namen (er heißt z. B. nur: Sohn
von Soundso. Oder man ist sich uneinig, wie er genau heißt) oder seine Herkunft, dessen
Überlieferung wird akzeptiert. Manche Menschen sind nur durch ihre Kunyah bekannt. Dies
hat keinen Einfluss auf seine Überlieferungen.
Dasselbe gilt, wenn ein Überlieferer sagte: „Mir hat A oder B erzählt.“ Wenn beide
gleichwertig sind, so ist eine solche Überlieferung akzeptabel. Anders wäre es, wenn einer
der beiden Ṯiqah ist und und der andere Maǧrūḥ.
Wenn der Überlieferer sagt: „Mir haben A und ein anderer erzählt“, so hängt die
Überlieferung nur von A ab.
:
وك َافر ب ِب ِدعة ل َن يق ْبلا
ث َالِث ُها
إِن ك َذبا ق َد حل َّلا
-308
Es gibt zwei Arten von Bidʽah: Die Eine führt zum Fisq, die Andere zum Kufr. Derjenige
Mubtadiʽ, dessen Bidʽah zum Kufr führt, dessen Überlieferung wird vollkommen verworfen.
Manche Gelehrte aber akzeptieren solche Überlieferungen, denn eine Bidʽah, die zum Kufr
führt, bedeutet noch nicht, dass derjenige, der dies tut, automatisch Kāfir wird. Dies ist die
zweite Ansicht. Die dritte Ansicht ist, dass nur akzeptiert wird, wenn seine Bidʽah ihn nicht
dazu geführt hat, das Lügen für erlaubt zu erklären.
Die erste Ansicht ist die der Mehrheit und die richtige.
وغ َيره :
يرد من ْه الرافضي
ق َبول ُهم لا إِن رووا و ِف َاق َا
ومن دعا ومن سواهم ن َرت َضي
لِرأْيه ِم ، أَبدى أَبو إِسحاق َا
-309
-310
Wenn jemand eine Bidʽah begeht, die nicht aus dem ʾIslām führt, so wird die Überlieferung
eines Rāfiḍī 148 und einer Person, die zu seiner Bidʽah aufruft, nicht akzeptiert. Dasselbe gilt
wenn der Mubtadiʽ etwas überliefert, das seine These (Bidʽah) bekräftigt. Die
Überlieferungen anderer Mubtadiʽ werden von den Gelehrten akzeptiert.
ومن يت ُب عن فسقه ف َل ْيق ْبلِ‏
والصيرف ِي ُّ وال ْحميدي
أَبوا
أَو ك َذب ِ ال ْحديث ف َابن حن ْب ‏ِل
ق َبول ُه مؤَبدا ، ث ُم ن َأَوا
:
عن ك ُل ِّ ما من ق َبلِ‏ ذ َا رواه
وما رآه الأَول ُون أَرجح
والن َّوو ِ ي
ك ُل َّ ذ َا أَباه
دلِيل ُه في ش َرحن َا موض ح
-311
-312
-313
-314
Wenn ein Fāsiq Taubah macht, wird seine Taubah akzeptiert und auch die Gelehrten
akzeptieren seine Überlieferung. Eine Ausnahme wird gemacht, wenn er über den
Propheten zu lügen und Ḥadīṯe zu erfinden pflegte. Manche Gelehrte, wie ʼImām ̕Aḥmad,
Aṣ-Ṣayrafī und Al-Ḥumaydī, akzeptieren die Überlieferungen einer solchen Person nie
wieder, auch wenn sie ihre Sünde bereut hat. Dies gilt für alle Überlieferungen, auch der
bereits vergangenen.
Die zweite Ansicht besagt, dass solche Überlieferungen akzeptiert werden. Dies ist die
Ansicht von An-Nawawī.
)
.
....
(
قال الشيخ محمد علي بن آدم في شرحه : )
باطن
وباط ٍن
مبتدأ خبره
مجرور بفي محذوفة لدلالة ما قبله
خفي
ويحتمل أن يكون
، أي باطن منه خفي ، والجملة حال من عدل
148
Weil sie bekannt für ihr Lügen sind und dafür, dass sie das Lügen erlauben.
(
)
(
(1)

Suyūṭī bevorzugt die Ansicht von ʼImām ̕Aḥmad. Sie ist auch die sicherere, damit dem
Gesandten Aḷḷāhs nicht Worte in den Mund gelegt werden, die er nicht gesagt hat.
-315
-316
ومن ن َف َى ما عن ْه يروى
: أَو ق َالَ‏
ف َالأَص ح
لا أَذ ْك ُره ، ون َحو ذا
إِسق َاط ُه ، ل َكن ب ِف َرع ٍ ما ق َدح
ك َأَن ن َسي:‏
ف َصححوا أَن يؤْخ َذ َا
Wenn ein Lehrer etwas erzählt und danach leugnet, der Schüler auch darauf besteht, so
muss man von dieser Überlieferung absehen, wenn beide Ṯiqah sind. Dies hat aber keinen
Einfluss auf die ʽAdālah dieser beiden Personen und auch nicht auf andere Überlieferungen
dieser Personen. Und wenn der Lehrer sagt: „Ich kann mich nicht mehr erinnern dies und
das gesagt zu haben.“ Wenn der Schüler Ṯiqah ist, ist diese Überlieferung vollkommen
akzeptabel.
Nicht erläutert
وآخذ ٌ أَجر ال ْحديث يق ْدح
جماعة ٌ ، وآخ َرون سمحوا
-317
وآخ َرون جوزوا لِمن ش ُغلْ‏
عن ك َسب ِه ، ف َاخ ْتير هذ َا
وق ُب ِلْ‏
-318
من يت َساهلْ‏ في السماع ِ والأَدا
وق َاب ِلَ‏ الت َّل ْقين ِ وال َّذي ك َث ُر
ك َن َوم ٍ او ك َت َرك أَصله ارددا
ش ُذ ُوذ ُه أَو سهوه حيث ُ أَث َر
-319
-320
من حف ْظه ق َالَ‏ جماعة ٌ ك َبر
ومن يعرف ْ
وهمه ث ُم أَص ر
-321
يرد ك ُل ُّ ما روى وق َيدا
وأَعرضوا في هذ ْه الأَزما ِن
ب ِأَن يب ِين عالِم وعان َدا
عن اعت َبار ِ هذ َه ال ْمعاني
-322
-323
لِعسر ِها مع ك َون ِ ذ َا ال ْمراد
صار بق َا
سل ْسل َة الإِسن َا د
-324
ف َل ْيعت َبر ت َك ْليف ُه والست َر
ول ْيَرو ِ من موافق لأَصلِ‏
وما روى أَث ْبت َ ث َبت ٌ ب ر
ش ُيوخه ف َذ َاك ضبط ُ الأَه ‏ِل
-325
-326
مراتب التعديل والتجريح
وأَرف َع الأَل ْف َاظ في
الت َّعدي ‏ِل
ما جاء فيه أَف ْعلُ‏ الت َّف ْضي ‏ِل
ك َ"‏ "
أوث َق الن َّا ِس
وما أَش ْبهها
أَو ن َحوه ن َح و
‏"إِل َيه ال ْمن ْت َهى"‏
ث ُم ال َّذي ك ُرر مما يف ْرد
بعد ب ِل َف ْظ أَو ب ِمعن ًى يور د
"
"
"
ثق َة ٌ أو مت ْقن ث َبت ٌ يليه‏"‏ " "
حافظ ٌ أَو‏"‏
‏"أَو‏"‏ ضاب ِط ٌ"أَو‏"حجة ٌ"‏
"
"
"
ث ُم‏"صدوق ٌ"أَوف َ"مأْمون‏"‏
لا و‏"‏
وت َلا خيار ك َذ َا بأْس ب ِ ه

"
"
‏"محل ُّه الصد َق""رووا عن ْه‏"‏
ش َيخ ٌ
مك َررين ِ أَو ف َردا ف َق َط ْ
‏"وسط ْ"‏
" ‏"حسن ُه‏"‏ " صالِحه‏"‏ "
"
جيد ال ْحديث و‏"‏ "
يق َار ِبه أَو
مق َار ِبه‏"‏
ومن ْه‏"من يرمى ب ِب ِد ٍع"‏
أَو يضم
إِل َى"صدوق‏""سوء حف ْظ أَو
وهم‏"‏
يليه مع مشيئَة "
أَرجو ب ِأَن
لا بأْس ب ِه‏"صويلح‏"‏ ‏"مق ْبولُ‏
Bis hier!!!
عن‏"‏
37 Weiteres:
Wenn Buḫārī über jemanden „fīhi naẓar“ sagt, so darf man solche Überlieferer bei der
Argumentation nicht anführen. Und wenn er sogar „munkar Al-Ḥadīṯ“ sagt, darf man nicht
einmal über ihn überliefern. Dies berichtet Aḏ-Ḏahabī über Buḫārī.
Aussagen von ʾAbū Isḥāq
• Die richtigere Ansicht lautet laut ʾAbū ʾIsḥāq, dass Saʽīd Ibn Al-Musayyib von ʽUmar
Ibn Al-Ḫaṭṭāb Ḥadīṯe gehört hat. Diese Ansicht vertritt Aḥmad Ibn Ḥanbal. Al-Ḥākim
sagte in „Al-Mustadrak“, dass die meisten Gelehrten diese Meinung vertreten.
Buḫārī scheint auch diese Ansicht zu vertreten. Mālik und ʾAbū Ḥātim waren der
Ansicht, dass dies nicht der Fall war.
• Der Ḥadīṯ über das Verbot, samstags zu fasten, ist ḍaʽīf. Und der Ḥadīṯ, dass der
Iʽtikāf nur in drei Moscheen erlaubt ist, ist maʽlūl: Seine ʽIllah ist, dass er mauqūf ist
und nicht marfūʽ.
صلاة التسابيح • Auch Ḥadīṯ über Zamzam und auch Ḥadīṯ über
الإيماء بالرأس لا بالجذع •

38 Ibn Ḥibb
ibbān und Ibn Ḫuzay
uzaymah
Ibn Ḥibbān folgte seinem Lehrer in folgendem Grundsatz: Ein Unbekannter ist
grundsätzlich Ṯiqah. Doch daraus ergibt sich nicht, dass man grundsätzlich seine Ṯiqah-
Erklärung ablehnt: Vielmehr muss man genauer differenzieren.