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Dr. C. Wasmeier - Neurologie-ffb.de

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<strong>Dr</strong>. C. <strong>Wasmeier</strong>


Geschichte und Häufigkeit


Verän<strong>de</strong>rungen im Gehirn<br />

Beginn <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Dopaminersatztherapie<br />

1800 1840 1880 1920 1960<br />

J.M. Charcot :<br />

Parkinson Erkrankung<br />

Rolle <strong>de</strong>s Botenstoffes Dopamin


In Deutschland etwa 250.000 Parkinsonpatienten<br />

10.000 – 15.000 Neuerkrankungen pro Jahr<br />

Bei über 65jährigen etwa 1 % Betroffene<br />

Beginn meist zwischen 55. und 65. Lj.,<br />

kann auch vor <strong>de</strong>m 40. Lebensjahr auftreten !


Die Symptome


Akinese – Bewegungsarmut:<br />

verlangsamtes Gehen, Aufstehen, Hinsetzen<br />

Probleme beim Zuknöpfen, Schreiben<br />

kurze Schritte, Tippeln<br />

Maskenhafte Gesichtszüge<br />

verän<strong>de</strong>rte Körperhaltung<br />

seltenes Umdrehen im Bett


Akinese


Akinese


Tremor - Zittern<br />

„Schüttellähmung“<br />

beginnt meist einseitig an <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

v.a. in Ruhe vorhan<strong>de</strong>n<br />

unterschiedlich stark ausgeprägt


Tremor


Rigor – Muskelsteifigkeit<br />

Häufig zu Beginn Rücken- und<br />

Schulterschmerzen<br />

Steifigkeit <strong>de</strong>r Arme und Beine bei<br />

Bewegung


Gleichgewichtsstörung - posturale Instabilität<br />

Halte- und Stellreflexe funktionieren nicht<br />

mehr<br />

häufige Stürze<br />

Unsicherheit beim Gehen


Gleichgewichtsstörung


Die Ursachen <strong>de</strong>r<br />

Erkrankung


Verän<strong>de</strong>rungen im Gehirn<br />

Langsam fortschreiten<strong>de</strong>s Absterben von Zellen im Mittelhirn<br />

Mangel an Botenstoffen im Gehirn (v.a. Dopamin)<br />

Gesund<br />

M. Parkinson


Verän<strong>de</strong>rungen im Gehirn<br />

Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn<br />

Mangel an Dopamin führt zu vermin<strong>de</strong>rter Beweglichkeit


Verän<strong>de</strong>rungen im Gehirn<br />

Die
Ursachen
<strong>de</strong>s
Zellto<strong>de</strong>s
sind
bis
heute
nicht
genau
<br />

bekannt
(Veranlagung,
Alterungsprozesse,
Umweltgifte
?)
<br />

Neben
Dopamin‐produzieren<strong>de</strong>n
Zellen
gehen
auch
<br />

an<strong>de</strong>re
Zellen
zu
Grun<strong>de</strong>

<br />

‐>
z.B.
Störung
<strong>de</strong>r
Haltereflexe,
Denkstörungen
etc.



Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Behandlung


Medikamente<br />

Operation<br />

Krankengymnastik<br />

Psychologie<br />

Parkinson<br />

Therapie<br />

Logopädie<br />

Sozialberatung<br />

Sporttherapie<br />

Ergotherapie


Medikamente<br />

Fehlen<strong>de</strong> Botenstoffe (Dopamin) sollen ersetzt wer<strong>de</strong>n:<br />

L-Dopa (Nacom, Madopar, Isicom etc.)<br />

Dopaminagonisten (Requip, Sifrol etc.)<br />

MAO- und COMT-Hemmer (Comtess, Selegelin etc.)<br />

Amantadin


Medikamente<br />

Problem:<br />

Nach etwa 5 Jahren kommt es zu<br />

Wirkungsverlusten<br />

Überbeweglichkeiten<br />

Weitere Nebenwirkungen:<br />

Übelkeit, Blutdruckabfall, Halluzinationen


Medikamente


Verlauf <strong>de</strong>s M. Parkinson<br />

10 5<br />

0<br />

Jahre<br />

Beginn <strong>de</strong>r Erkrankung<br />

Ansprechen auf Medikation<br />

Erste Wirkungsschwankungen<br />

Schwere Fluktuationen<br />

Weitere Probleme<br />

Akinese<br />

Rigor<br />

Tremor<br />

Posturale Instab.<br />

„Honeymoon“<br />

L-Dopa, Dopaminagonisten, MAO-<br />

Hemmer<br />

„Wearing off“<br />

COMT-Hemmer etc.<br />

Dyskinesien, On-Off, Dystonien<br />

Probleme <strong>de</strong>r medikamentösen<br />

Einstellung<br />

Psychiatrische Probleme<br />

(Demenz, Depression)<br />

Stürze<br />

Blasenstörungen<br />

etc.


Nach etwa 5 – 10 Jahren wird die medikamentöse<br />

Behandlung zunehmend unbefriedigen<strong>de</strong>r<br />

Eine Alternative dazu ist unbedingt<br />

notwendig


Tiefe Hirnstimulation<br />

Hirnson<strong>de</strong><br />

Kabel<br />

Stimulator


Indikationen/Voraussetzungen:<br />

<br />

<br />

<br />

schwere Spätkomplikationen<br />

(Über- und Unterbeweglichkeiten)<br />

schwerer Tremor<br />

Ansprechen auf L-Dopa-Therapie<br />

Kontraindikationen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Demenz, Psychosen (eher GPi-Stimulation)<br />

Alter > 75 Jahre<br />

Hirnschädigungen<br />

Kein Ansprechen auf L-Dopa


Tiefe Hirnstimulation


Tiefe Hirnstimulation


Physiotherapie – Sprachtherapie – Sporttherapie<br />

Gleichgewicht<br />

Körperhaltung<br />

Schrittlänge<br />

Schluckstörung<br />

Verständliche Sprache<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

Herz-Kreislauf-Stärkung<br />

Schmerzreduktion


10% <strong>de</strong>r Patienten stürzen mehr als einmal pro Woche<br />

Sturzursachen:<br />

Muskelschwäche in <strong>de</strong>n Beinen durch Immobilität<br />

verän<strong>de</strong>rte Schutzreflexe<br />

Metho<strong>de</strong>n:<br />

Spezielles Krafttraining (Resistance<br />

training) <strong>de</strong>r Beine verbessert die Balance<br />

und <strong>de</strong>n Gang<br />

(Hirsch et al. 2003)<br />

Erlernen kompensatorischer Schritte<br />

(Jöbges et al.)


Versorgung mit Hilfsmitteln


Nicht motorische Probleme<br />

von Parkinsonpatienten


Teilleistungsstörungen,
Demenz
<br />

Großhirnrin<strong>de</strong><br />

Blutdruckregulation,
Blasenentleerung
etc.
<br />

Autonomes<br />

System<br />

Depressionen
<br />

Stürze
<br />

Limbisches<br />

System<br />

Substantia<br />

nigra


Nicht motorische Probleme von Parkinsonpatienten<br />

Depressivität und sozialer Rückzug wer<strong>de</strong>n bei<br />

bis zu 70 % <strong>de</strong>r Parkinson-Erkrankten berichtet


Nicht motorische Probleme von Parkinsonpatienten<br />

Häufig Anzeichen:<br />

- Anhendonie – Freudlosigkeit, sozialer Rückzug<br />

- häufig gereizt, leicht irritierbar<br />

- selten suizidale Handlungen<br />

Generalisierte Angst (etwa 12%) und Panikzustän<strong>de</strong> (etwa 24%,<br />

assoziiert mit OFF Phasen)


Risikofaktoren:<br />

Jugendliches Alter<br />

Weibliches Geschlecht<br />

Vorwiegend akinetisch-rigi<strong>de</strong>s Syndrom<br />

Somatische Faktoren<br />

Rasche Progression <strong>de</strong>r Erkrankung<br />

Fehlen<strong>de</strong> soziale Unterstützung<br />

Unzureichen<strong>de</strong> Krankheitsverarbeitung<br />

Unzureichen<strong>de</strong>r Umgang mit Stress<br />

Psychosoziale Faktoren


Therapie <strong>de</strong>r Depression<br />

Rechtzeitige Gabe von Anti<strong>de</strong>pressiva<br />

Bisher keine generelle Empfehlung für bestimmte<br />

Medikamentengruppen<br />

Wegen weniger NW wer<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rne Anti<strong>de</strong>pressiva bevorzugt<br />

(z.B. SSRI)<br />

Vermutlich wirken auch die Dopaminagonisten Pramipexol und<br />

Ropinirol anti<strong>de</strong>pressiv !


Psychologische Therapie<br />

Unterstützung bei <strong>de</strong>r Krankheitsverarbeitung<br />

(Einzelgespräche, Gesprächsrun<strong>de</strong>n)<br />

Mit <strong>de</strong>n Krankheitsfolgen leben lernen mit möglichst hoher<br />

Lebensqualität und Autonomie<br />

För<strong>de</strong>rung und Nutzung von Ressourcen, Rückzug vermei<strong>de</strong>n<br />

Entspannungsfähigkeit üben (progressive Muskelentspannung,<br />

Atmungstechniken)<br />

Rollenspiele und „Ernstfallübungen“ (Ausfüllen eines<br />

Formulars am Bankschalter“ etc.)


Geistige Leistungsfähigkeit und Parkinson<br />

Geistige Leistungsfähigkeit<br />

Teilleistungsstörungen<br />

v.a. <strong>de</strong>s Frontalhirns<br />

Häufigkeit ?<br />

Demenz<br />

Häufigkeit: etwa<br />

40%


Exekutive Funktionen – Aufgaben <strong>de</strong>s Frontalhirns<br />

Planen, zielgerichtetes Verhalten, Problemlösen, geistige<br />

Flexibilität<br />

bei Parkinsonpatienten bestehen häufig Probleme<br />

beim Wechsel von Strategien, Haften an Gedankengängen<br />

beson<strong>de</strong>rs das Halten von Aufmerksamkeit und<br />

Konzentration ist schwierig<br />

Bradyphrenie – verlangsamtes Denken


Demenz bei Parkinson<br />

Bradyphrenie – Verlangsamung<br />

Vermin<strong>de</strong>rter Antrieb<br />

<strong>de</strong>pressive Verstimmung, häufig Halluzinationen<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

Insgesamt Gedächtnisstörung mil<strong>de</strong>r als bei DAT,<br />

v.a. verlangsamter Zugriff auf <strong>de</strong>n Gedächtnisspeicher<br />

Eine Vielzahl von Symptomen – keine charakteristischen Zeichen


Demenz bei Parkinson<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Hemmstoffe <strong>de</strong>r Cholinesterase<br />

z.B. Rivastigmin (NNT = 19 !)<br />

Neuropsychologische Ansätze<br />

gezieltes Training z.B. <strong>de</strong>r Gedächtnisfunktion, <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />

spezielle mehrwöchige Demenzprogramme (MDZ)<br />

Schulung von Angehörigen (Umgang mit <strong>de</strong>n Kranken, Prognose etc.)


Nicht motorische Probleme von Parkinsonpatienten<br />

Vermehrter Speichelfluss<br />

bis zu 70%<br />

Schluckstörung<br />

50 – 90%<br />

Magenentleerungsstörung<br />

Verstopfung<br />

bis zu 76%


Parkinsontherapie in <strong>de</strong>r<br />

Zukunft


Zellersatz-Therapie<br />

Transplantation von menschlichen foetalen Zellen in das Gehirn:<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Symptome bei Patienten unter 60 Jahren<br />

Problem: nach 1 Jahr in 15% schwere nicht beherrschbare<br />

Überbeweglichkeiten -> Abbruch <strong>de</strong>r Studie<br />

70<br />

Transplantation<br />

60<br />

Zeit im OFF %<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0


Dopamin produzieren<strong>de</strong> Zellen aus <strong>de</strong>r Netzhaut -<br />

Spheramin<br />

Zellen aus verstorbenen Spen<strong>de</strong>rn gebun<strong>de</strong>n in mikroskopisch kleinen<br />

Kügelchen aus Schweinegelatine wer<strong>de</strong>n ins Gehirn implantiert<br />

Dopamin<br />

Dopamin<br />

Ergebnis:<br />

1 Jahr nach Implantation bei sechs Patienten Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Parkinson-Symptome<br />

Große Studie mit 68 Patienten läuft


Zusammenfassung<br />

Parkinson ist eine langsam fortschreiten<strong>de</strong> Erkrankung,<br />

die mit vermin<strong>de</strong>rter Beweglichkeit beginnt.<br />

Es gibt eine Reihe guter und wirksamer Therapieformen<br />

auch in späten Stadien<br />

Parkinson verkürzt die Lebenserwartung heutzutage nicht<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Krankheitsdauer treten aber immer mehr<br />

nicht motorische Probleme in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund


<strong>Dr</strong>. med C. <strong>Wasmeier</strong><br />

Facharzt für <strong>Neurologie</strong><br />

Fürstenfeldbruck<br />

www.neurologie-<strong>ffb</strong>.<strong>de</strong><br />

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