Zum 175. Geburtstag von Hedwig Dohm - Archiv der deutschen ...
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<strong>Zum</strong> <strong>175.</strong> <strong>Geburtstag</strong> <strong>von</strong> <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong><br />
"Weil die Frauen Kin<strong>der</strong> gebären, darum sollen sie keine<br />
politischen Rechte haben. Ich behaupte: weil die Männer<br />
keine Kin<strong>der</strong> gebären, darum sollen sie keine politischen<br />
Rechte haben und ich finde die eine Behauptung<br />
mindestens ebenso tiefsinnig wie die an<strong>der</strong>e." (<strong>Hedwig</strong><br />
<strong>Dohm</strong>: Der Frauen Natur und Recht, Berlin 1876, S. 124)<br />
<strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> war eine <strong>der</strong> ersten – nach Louise Otto-<br />
Peters und noch vor August Bebel –, die in Deutschland<br />
politische Rechte, in aller erster Linie das Stimmrecht, für<br />
Frauen for<strong>der</strong>ten. Sie tat dies nicht so sehr auf den<br />
Barrikaden <strong>der</strong> Suffragetten o<strong>der</strong> in den Organisationen<br />
<strong>der</strong> Frauenbewegung, son<strong>der</strong>n in ihrem eigenen Metier:<br />
schreibend, mit spitzer Fe<strong>der</strong> Missstände aufspießend<br />
und unter ironischer Betrachtung zerpflückend. Dabei<br />
entstanden zahlreiche Schriften mit so verheißungsvollen<br />
Titeln wie "Was die Pastoren denken" o<strong>der</strong> "Der Jesuitismus<br />
im Hausstande". Neben politischen Rechten waren<br />
ihr die Verbesserung <strong>der</strong> Mädchenbildung und die Zulassung <strong>der</strong> Frauen zum Studium an<br />
den Universitäten beson<strong>der</strong>e Anliegen. Hier stritt sie gern und oft mit antifeministischen Zeitgenossen,<br />
Nathusius etwa o<strong>der</strong> Möbius, die den "physiologischen Schwachsinn des Weibes"<br />
mit dem Gewicht <strong>der</strong> Hirnmasse zu belegen versuchten.<br />
<strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> war lange Zeit vergessen. Ende <strong>der</strong> 1970er Jahre wurde sie wie<strong>der</strong>entdeckt<br />
und einige ihrer Werke wurden neu aufgelegt. Jetzt, zum <strong>Geburtstag</strong>, erschien <strong>der</strong> <strong>von</strong> Nikola<br />
Müller und Isabel Rohner herausgegebene Jubiläumsband "<strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> – Ausgewählte<br />
Texte", dem eine <strong>Hedwig</strong>-<strong>Dohm</strong>-Edition als kommentierte Gesamtausgabe folgen soll. (siehe<br />
dazu die <strong>von</strong> den Herausgeberinnen angelegten sehr schönen und informativen Seiten unter<br />
http://www.hedwigdohm.de)<br />
Wer war diese Frau?<br />
<strong>Hedwig</strong> Schleh wurde am 20. September 1831 in Berlin geboren. Im Haushalt des Tabakfabrikanten<br />
Gustav Schleh und seiner Frau Wilhelmine, geb. Jülich, war sie das dritte <strong>von</strong> achtzehn<br />
Kin<strong>der</strong>n. Die Familie war jüdischen Glaubens, aber früh assimiliert. <strong>Hedwig</strong> litt unter<br />
den für Mädchen so sehr begrenzten Bildungsmöglichkeiten; die Höhere Töchterschule, das<br />
äußerste für ein bürgerliches Mädchen erreichbare Niveau, genügte ihr bei weitem nicht.<br />
1853, im Alter <strong>von</strong> 21 Jahren, heiratete sie den Schriftsteller Ernst <strong>Dohm</strong> und lebte <strong>von</strong> nun<br />
an in den Literaten- und Künstlerkreisen <strong>der</strong> Berliner Gesellschaft. Der Ehe entstammen vier<br />
Töchter; eine Enkelin, Katja, wurde später die Ehefrau <strong>von</strong> Thomas Mann. <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong><br />
begann in den 1860er Jahren zu schreiben. Sie verfasste eine Literaturgeschichte und viel<br />
Schöngeistiges: Novellen und Romane, in denen ihre Heldinnen häufig in Konflikt mit <strong>der</strong><br />
traditionellen Frauenrolle geraten. 1872 erschien ihr erstes Werk zur Frauenfrage, dem zahlreiche<br />
weitere folgten. <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> war eine Frau, die erst in den mittleren Jahren schreibend<br />
produktiv wurde und es bis ins Alter blieb. Sie starb am 1. Juni 1919, ein halbes Jahr,<br />
nachdem in Deutschlan d die Frauen das Stimmrecht erlangt hatten.<br />
Abbildung: <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong>, Bleistiftzeichnung <strong>von</strong> Bernd Hering, Felsberg 1985<br />
Gottschalkstraße 57, D-34127 Kassel, Tel. 0561-9893670, Fax 0561-9893672, info@ addf-kassel.de, www.addf-kassel.de 1
Werke <strong>von</strong> <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong><br />
Viele <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> verfassten Werke befinden sich im <strong>Archiv</strong> <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Frauenbewegung.<br />
Die unten aufgeführten Monographien, Romane etc. (alphabetische Reihenfolge)<br />
sind in unserer Bibliothek – im Original o<strong>der</strong> als Kopie – vorhanden und können zu den<br />
Öffnungszeiten eingesehen und/o<strong>der</strong> kopiert werden. Darüber hinaus gibt es natürlich noch<br />
zahlreiche Aufsätze <strong>von</strong> <strong>Hedwig</strong> <strong>Dohm</strong> sowie Literatur über sie in unserer Bibliothek; es<br />
empfiehlt sich dazu eine Recherche in unserer Datenbank.<br />
• Die Antifeministen. Ein Buch <strong>der</strong> Verteidigung, Frankfurt a.M. : Verl. Arndtstraße, 1979, Nachdruck <strong>der</strong><br />
Ausgabe Berlin 1902, 167 S.<br />
• Become Who You Are. With an additional Essay "The Old Woman", edit. by Marilyn Gaddis Rose, Übers.<br />
Elizabeth G. Ametsbichler, Albany : State University of New York Press, 2006, 122 S.<br />
• Christa Ruland, Berlin : Fischer, 1902, 318 S.<br />
• Emanzipation, Zürich : Ala, 1982, Nachdruck <strong>der</strong> Ausgabe Berlin 1874, 252 S.<br />
• Erziehung zum Stimmrecht <strong>der</strong> Frau, Berlin : Selbstverl., 2. Aufl., 1910, 24 S.<br />
• Frau Tannhäuser. Novellen, Breslau [u.a.] : Schottlaen<strong>der</strong>, 1890, 408 S.<br />
• Der Frauen Natur und Recht. Zur Frauenfrage zwei Abhandlungen über Eigenschaften und Stimmrecht <strong>der</strong><br />
Frauen, Berlin : Wedekind & Schwieger, 1876, 185 S.<br />
• Der Frauen Natur und Recht. Zur Frauenfrage zwei Abhandlungen über Eigenschaften und Stimmrecht <strong>der</strong><br />
Frauen, Neunkirch : Ala Verlag, 1986, Reprint <strong>der</strong> Ausgabe Berlin 1876, 185 S.<br />
• Der Jesuitismus im Hausstande. Ein Beitrag zur Frauenfrage, Berlin : Wedekind & Schwieger, 1873, 227 S.<br />
• Der Missbrauch des Todes, Berlin : Die Aktion, 1917, 30 S.<br />
• Die Mütter. Beitrag zur Erziehungsfrage, Berlin : Fischer, 1903, 224 S.<br />
• Die neue Mutter, Neukirch : Ala, 1987, Nachdruck <strong>der</strong> Ausgabe Berlin 1900, 96 S.<br />
• Plein air, Berlin : Lehmann, 1892, 357 S.<br />
• Die Ritter vom goldenen Kalb. Lustspiel in 1 Akt, Berlin : Eduard Bloch, o.J., 50 S.<br />
• Schicksale einer Seele, Berlin : Fischer, 1899, 419 S.<br />
• Schicksale einer Seele, München : Frauenoffensive, 1988, Nachdruck <strong>der</strong> Ausgabe o.O. 1899, 335 S.<br />
• Ein Schuss in's Schwarze. Lustspiel in einem Act, Erfurt : Bartholomäus, [1863], 41 S.<br />
• Schwanenlie<strong>der</strong>, Berlin : Fischer, 1906, 290 S.<br />
• Der Seelenretter. Lustspiel in einem Act, Wien : Wallishaussersche Buchhandlung, 1876, 51 S.<br />
• Sibilla Dalmar. Roman aus dem Ende unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts, Berlin : S. Fischer, 1896, 374 S.<br />
• Sommerlieben. Freiluftnovellen, Berlin : Vita, 1910, 341 S.<br />
• Sommerlieben. Freiluftnovellen, Frankfurt a. M. : Helmer, 1990, Nachdruck <strong>der</strong> Ausgabe Berlin 1909, 302 S.<br />
• Vom Stamm <strong>der</strong> Asra. Lustspiel in 1 Akt ; Nach dem Spanischen des José de Larra, Berlin : Bloch, [1875], 64 S.<br />
• Was die Pastoren <strong>von</strong> den Frauen denken, Berlin 1872, 66 S.<br />
• Was die Pastoren denken, Zürich : Ala, 1977, Nachdruck <strong>der</strong> Ausgabe Berlin 1872, 96 S.<br />
• Werde, die Du bist. Novelle, Frankfurt a.M. : Verl. Arndtstraße, 1977, Reprint <strong>der</strong> Ausgabe Breslau 1894,<br />
S. 151-236<br />
• Werde, die Du bist. Novelle, Neunkirch : Ala Verlag, 1988, Neudruck <strong>der</strong> Ausgabe Breslau 1894, mit einem<br />
Vor- und Nachwort <strong>von</strong> Berta Rahm, 96 S.<br />
• Wie Frauen werden, Breslau [u.a.] : Kunst- u. Verlags-Anstalt <strong>von</strong> S. Schottlaen<strong>der</strong>, 1894, 236 S.<br />
Gottschalkstraße 57, D-34127 Kassel, Tel. 0561-9893670, Fax 0561-9893672, info@ addf-kassel.de, www.addf-kassel.de 2