Götterdämmerung – König Ludwig II. und seine Zeit - Haus der ...
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Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />
GÖTTERDÄMMERUNG. LUDWIG <strong>II</strong>. UND SEINE ZEIT<br />
Bad Kissingen, Ingolstadt, Amberg, Nürnberg, Landshut, Kempten<br />
5. AKT<br />
Wie <strong>Ludwig</strong> starb <strong>und</strong> ein Mythos wurde<br />
Der <strong>König</strong> in den letzten Jahren<br />
<strong>Ludwig</strong>s Verhalten entsprach nicht dem Idealbild: Der<br />
<strong>König</strong> zeigte sich <strong>seine</strong>m Volk nicht, gab Unsummen für<br />
<strong>seine</strong> Schlösser aus <strong>und</strong> scharte junge Reitersoldaten<br />
um sich. Die homoerotischen Neigungen <strong>Ludwig</strong>s <strong>II</strong>.<br />
werden heute kaum mehr angezweifelt. Gerüchte schadeten<br />
dem Ansehen <strong>der</strong> Monarchie. <strong>Ludwig</strong> aber hielt<br />
unbeirrt an <strong>seine</strong>m Lebensstil fest.<br />
<strong>Ludwig</strong>s Entmachtung<br />
1886 <strong>–</strong> <strong>der</strong> Konkurs des <strong>König</strong>s droht, aber er ist für<br />
<strong>seine</strong> Minister nicht zu sprechen! Die nahende Staatskrise<br />
bewog <strong>Ludwig</strong>s Onkel Luitpold <strong>und</strong> den Ministerratsvorsitzenden<br />
Johann von Lutz zum Handeln: <strong>Ludwig</strong><br />
<strong>II</strong>. wurde als <strong>König</strong> abgesetzt, entmündigt <strong>und</strong> unter<br />
Aufsicht gestellt. Luitpold folgte ihm als „Prinzregent“.<br />
„Paranoia“<br />
Bayerns Verfassung sah für den Fall <strong>der</strong> Regierungsunfähigkeit<br />
des <strong>König</strong>s vor, dass ein Regent dessen Aufgaben<br />
übernehme. Der Psychiater Bernhard von Gudden<br />
sollte <strong>Ludwig</strong>s Geisteskrankheit diagnostizieren. So<br />
konnte man den <strong>König</strong> als „seelengestört“ in Schloss<br />
Berg internieren.<br />
<strong>Ludwig</strong>s Ende<br />
Am Abend des 13. Juni 1886 vermisste man <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>.<br />
<strong>und</strong> Professor Gudden, die einen Spaziergang unternommen<br />
hatten. Suchtrupps fanden die beiden Leichen<br />
im Starnberger See. Sofort eingeleitete Ermittlungen<br />
konnten die Todesumstände nie endgültig klären,<br />
wenngleich vieles für einen Freitod <strong>Ludwig</strong>s spricht.<br />
<strong>Ludwig</strong>s Tod <strong>–</strong> ein Rätsel<br />
Bis heute haben sich die Todesumstände nicht bis in<br />
alle Einzelheiten klären lassen. Dies lässt viel Raum für<br />
Spekulationen <strong>und</strong> Verschwörungstheorien. Zum Vergleich<br />
<strong>der</strong> Argumente bitte die Walzen drehen.<br />
War es Freitod?<br />
Die Theorie:<br />
<strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. nahm sich selbst das Leben. Als Professor<br />
von Gudden ihn daran hin<strong>der</strong>n wollte, fand er im Kampf<br />
mit dem <strong>König</strong> den Tod.<br />
Was spricht dafür?<br />
‣ <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. hatte schon früher Selbstmordgedanken<br />
geäußert.<br />
‣ In Schloss Berg eingesperrt, musste <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. die<br />
Lage aussichtslos erscheinen: Seine Lebensinhalte<br />
wie etwa das Bauen waren ihm genommen, sein<br />
monarchisches Selbstgefühl zutiefst verletzt. Er zog<br />
für sich Parallelen zur Situation <strong>seine</strong>s Bru<strong>der</strong>s Otto.<br />
‣ Mehrfach verlangte <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. zwischen dem 11. <strong>und</strong><br />
13. Juni 1886 Gift von <strong>seine</strong>n Dienern <strong>und</strong> von <strong>seine</strong>m<br />
Flügeladjutanten Graf Dürckheim-Montmartin<br />
o<strong>der</strong> drohte, sich vom Turm zu stürzen.<br />
Was spricht dagegen?<br />
‣ <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. könnte auch ins Wasser gelaufen sein, um<br />
zu fliehen.<br />
‣ Der Wasserstand war an dieser Stelle des Sees so<br />
niedrig, dass <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. noch stehen konnte. Zudem<br />
galt <strong>der</strong> <strong>König</strong> als guter Schwimmer.<br />
‣ Der Obduktionsbef<strong>und</strong> war nicht eindeutig. Gerade<br />
die Lunge zeigte nicht die typischen Anzeichen für<br />
einen Ertrinkungstod.<br />
‣ Die Uhr <strong>Ludwig</strong>s <strong>II</strong>. zeigte 18:54 Uhr, die von Professor<br />
von Gudden 20:06 Uhr. Manche sehen darin<br />
einen Hinweis, dass <strong>der</strong> Tod Professor von Guddens<br />
deutlich später als <strong>der</strong> von <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. eingetreten<br />
sein muss.<br />
Zu bedenken ist:<br />
‣ Für einen Suizid durch aktives Einatmen von Wasser<br />
ist <strong>der</strong> Wille zum Freitod entscheidend.<br />
‣ Der Bef<strong>und</strong> <strong>der</strong> Lunge kann durch die langen Wie<strong>der</strong>belebungsversuche<br />
erklärt werden. Im Protokoll<br />
zur Obduktion sind an<strong>der</strong>e typische Merkmale für einen<br />
Ertrinkungstod aufgeführt.<br />
‣ Der Ertrinkungstod kann auch eingetreten sein durch<br />
einen Schock, Ohnmacht, Kreislaufkollaps o<strong>der</strong><br />
Herzinfarkt.<br />
‣ Die unterschiedlichen <strong>Zeit</strong>en <strong>der</strong> beiden Uhren lassen<br />
sich dadurch erklären, dass die Uhr <strong>Ludwig</strong>s <strong>II</strong>.<br />
weniger wasserdicht war als die von Professor von<br />
Gudden o<strong>der</strong> dass <strong>Ludwig</strong> <strong>seine</strong> Uhr nachgestellt<br />
hatte.<br />
War es ein Schuss aus Versehen?<br />
Die Theorie:<br />
<strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. wollte fliehen. Ein wachhaben<strong>der</strong> Gendarm<br />
erkannte den <strong>König</strong> nicht <strong>und</strong> erschoss ihn versehentlich.<br />
Professor von Gudden wurde entwe<strong>der</strong> von <strong>Ludwig</strong><br />
<strong>II</strong>. getötet o<strong>der</strong> er nahm sich selbst das Leben.<br />
Was spricht dafür?<br />
‣ Einige <strong>Zeit</strong>genossen berichteten von patrouillierenden<br />
Booten am 13. Juni 1886 im Starnberger See.<br />
Kutschenspuren im Park von Schloss Berg konnten<br />
nicht eindeutig zugeordnet werden.<br />
‣ Als Fluchthelfer werden unter an<strong>der</strong>em Kaiserin<br />
Elisabeth, <strong>der</strong> Leibkutscher Osterholzer, Graf Rambaldi<br />
<strong>und</strong> die Gebrü<strong>der</strong> Hornig ins Feld geführt. Auch<br />
soll es Aufzeichnungen des königlichen Leibfischers<br />
Jacob Lidl gegeben haben, in denen dieser <strong>seine</strong><br />
Fluchthilfe beschreibt.<br />
‣ Gräfin Josephine Wrbna-Kaunitz (1896<strong>–</strong>1973) soll<br />
im Besitz des Mantels von <strong>Ludwig</strong> <strong>II</strong>. gewesen sein,<br />
<strong>der</strong> angeblich Schusslöcher aufwies.<br />
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