Brandschutzkonzepte im Stahlverbundbau
Brandschutzkonzepte im Stahlverbundbau
Brandschutzkonzepte im Stahlverbundbau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bauliche Brandschutzmaßnahmen<br />
Der Planer hat nun die Möglichkeit, die tragenden Stahlbauteile so zu schützen, daß sie keiner<br />
direkten Brandbeanspruchung ausgesetzt sind, die kritische Temperatur von 500°C also nicht<br />
erreichen. Hier stehen ihm viele verschiedene Verfahrensweisen zum Erreichen einer geforderten<br />
Feuerwiderstandsklasse zur Verfügung:<br />
• Plattenförmige Verkleidungen (F 30 – F 180)<br />
Zum Schutz vor direkter Beflammung werden Stahlbauteile profilfolgend mit nichtbrennbaren,<br />
zementgebundenen Brandschutzbauplatten (oder Gipskartonplatten) in Trockenbauweise<br />
ummantelt. Die Bekleidungsdicke richtet sich dabei nach dem Verhältnis des<br />
beflammten Umfangs und der erwärmten Querschnittsfläche des Stahlprofils, kurz U/A-<br />
Wert. Die hohe Stabilität der Platten erlaubt i. d. R. eine stirnseitige Verklebung oder<br />
Verklammerung ohne direkt Befestigung am Stahlbauteil.<br />
• Beschichtungen (F 30 – F 60)<br />
Dämmschichtbildende Anstrichsysteme bilden unter Hitzeeinwirkung eine wärmedämmende<br />
Schutzschicht. Die Anstriche sind von Fachkräften mit großer Sorgfalt aufzutragen,<br />
sie erlauben eine vielfältige Farbgebung und sind gleichzeitig Bestandteil des Korrosionsschutzsystems.<br />
Mit diesen Brandschutzbeschichtungen bleibt das Profil des Stahlträgers<br />
als architektonisches Element sichtbar und der Stahlbaucharakter erhalten.<br />
• Spritzputze (F 60 – F 120)<br />
Spritzputze sind in ihrer Wirkungsweise den Brandschutzbeschichtungen sehr ähnlich, die<br />
Schichtdicken sind jedoch größer und sie erfüllen höhere Anforderungen bzgl. der Feuerwiderstandsklasse.<br />
Spritzputzsysteme auf Vermiculite-, Perlite- oder Mineralfaser-Basis<br />
mit Zement als Bindemittel werden direkt auf das Stahlbauteil aufgetragen ohne Verwendung<br />
eines Putzträgers. Entscheidend für die Qualität als Brandschutzputz ist dabei der<br />
Haftvermittler, damit der Putz nicht <strong>im</strong> Brandfall vom Bauteil abfällt.<br />
• Abschirmungen (F 30 – F 90)<br />
Diese funktionieren nach demselben Prinzip wie die Bekleidungen durch Platten. Es erfolgen<br />
hier aber keine profilfolgenden Bekleidungen sondern vollflächige Abschirmungen<br />
durch großformatige Brandschutzbauplatten, meist in Form von Unterdecken. Der Vorteil<br />
zur profilfolgenden Ummantelung liegt dabei in der wirtschaftlicheren (dank schnelleren<br />
und einfacheren) Herstellungsweise.<br />
• Verbundbauteile (F 30 – F 240)<br />
Verbundbauteile erfüllen ohne besondere zusätzliche Brandschutzmaßnahmen best<strong>im</strong>mte<br />
Feuerwiderstandskriterien. Meist ist ein Großteil des Stahlprofils einbetoniert, d. h. der<br />
Beton übern<strong>im</strong>mt eine wärmedämmende Funktion, so daß sich der Stahl nicht so schnell<br />
aufheizt. Zum anderen kann der Beton auch einen Teil der Traglast übernehmen.<br />
• Wassergekühlte Profile (F 30 – F 240)<br />
Abhängig vom vorhandenen Wasservorrat kann praktisch jede beliebige Feuerwiderstandsdauer<br />
erreicht werden. Bei der Durchströmung der Hohlprofile wird die Stahltemperatur<br />
ans Wasser abgegeben und vom brandbeanspruchten Stahlbauteil wegtransportiert.<br />
Von allen Brandschutzsystemen werden hier die unkritischsten Stahltemperaturen erreicht,<br />
jedoch ist dieses System verfahrenstechnisch (Brandmeldeanlagen, Leitungen,<br />
Pumpen, etc) sehr aufwendig und bedarf i. a. der Zust<strong>im</strong>mung der obersten Baubehörde.<br />
• Feuerresistenter Baustahl (F 30)<br />
Die Firma ThyssenKrupp AG hat mit einer besonderen Legierung und einem speziellen<br />
Walzverfahren einen feuerresistenten Stahl entwickelt, der ohne die üblichen Brandschutzmaßnahmen<br />
eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten erreicht. Damit kann der<br />
ungeschützte Stahl als visuelles Element in den Vordergrund gestellt und gleichzeitig<br />
wirtschaftliche und ästhetische Stahlkonstruktionen hergestellt werden.