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Psychiatrische Notfälle<br />
<strong>Dr</strong>. Christoph W. Gerth<br />
Klinik für Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Mittwoch, 12. September 12
Die Themen für heute....<br />
•Definitionen<br />
•Spezielle psychiatrische Notfälle<br />
•Rechtliche Grundlagen<br />
•Round Up / Take home messages<br />
Mittwoch, 12. September 12
Was ist eine "seelische" Krise?<br />
Was ist ein psychiatrischer Notfall?<br />
Seelische Krise:<br />
pathologische Reaktion auf Belastungen mit<br />
klinisch relevanter Symptombildung, die nicht mit<br />
den früher erlernten Bewältigungsstrategien<br />
lösbar ist.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Was ist eine seelische Krise?<br />
Was ist ein psychiatrischer Notfall?<br />
Psychiatrischer Notfall:<br />
wenn sich aus dem Schweregrad der Krise die<br />
Notwendigkeit zur unmittelbaren Behandlung<br />
ergibt.<br />
Seelische Krise:<br />
pathologische Reaktion auf Belastungen mit klinisch<br />
relevanter Symptombildung, die nicht mit den früher<br />
erlernten Bewältigungsstrategien lösbar ist.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Was ist eine "seelische" Krise?<br />
Was ist ein psychiatrischer Notfall?<br />
Seelische Krise<br />
≠<br />
Psychiatrischer Notfall<br />
Seelische Krise:<br />
pathologische Reaktion auf Belastungen mit klinisch<br />
relevanter Symptombildung, die nicht mit den früher<br />
erlernten Bewältigungsstrategien lösbar ist.<br />
Psychiatrischer<br />
Notfall:<br />
Mittwoch, 12. September 12
Begriffe<br />
•Psychischer Ausnahmezustand<br />
•Akute psychische Dekompensation<br />
•Akuter Demenzschub<br />
•"Akuter Psycho mit akuter Psychosomatik"<br />
•...<br />
Mittwoch, 12. September 12
Psychopathologischer Befund<br />
1. Äußere Erscheinung<br />
* Kleidung<br />
* Körperpflege<br />
* Mimik<br />
* Gestik<br />
* Sprache<br />
* Kontaktverhalten<br />
2. Bewußtseinsstörungen<br />
* Quantitativ (Störung der Wachheit)<br />
* Qualitativ (Störung, verschiedene Aspekte der eigenen Person und der<br />
Umwelt zu verstehen, sich entsprechend zu verhalten<br />
* Bewußtseinseinengung<br />
* Bewußtseinsverschiebung<br />
3. Orientierungsstörungen<br />
* Zeit<br />
* Ort<br />
* Person<br />
* Situation<br />
4. Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungne<br />
5. Formale Denkstörungen<br />
* Geschwindigkeit<br />
* Kohärenz<br />
* Stringenz<br />
6. Befürchtungen/Zwänge/Phobien<br />
7. Wahn<br />
8. Sinnestäuschungen<br />
* Halluziantionen<br />
* Illusionen<br />
9. Ich-Störungen<br />
* Derealisation<br />
* Depersonalisation<br />
* Gedankenausbreitung<br />
* Gedankenentzug<br />
* Gedankeneingebung<br />
* Fremdbeeinflussungserlebnisse<br />
10. Störungen der Affektivität<br />
* deprimiert<br />
* hoffnungslos<br />
* ängstlich<br />
* euphorisch<br />
* dysphorisch<br />
* Schuldgefühle<br />
* gesteigertes Selbstwertgefühl<br />
* affektlabil<br />
11. Störungen von Antrieb und Psychomotorik<br />
* antriebsarm<br />
* antriebsgesteigert<br />
* motorisch unruhig<br />
* logorrhoisch<br />
* circadiane Besonderheiten (z.B. Morgentief)<br />
12. Schlafstörungen<br />
13. Appetenzstörungen<br />
14. Andere Störungen<br />
* sozialer Rückzug<br />
* Aggressivität<br />
* Suizidalität<br />
* Mangel an Krankheitseinsicht<br />
* Ablehnung der Behandlung<br />
* Pflegebedürftigkeit<br />
Mittwoch, 12. September 12
Psychopathologischer Befund<br />
Im Rettungsdienst<br />
•Bewußtsein<br />
•Orientierung<br />
•Denken<br />
•Affekt<br />
•Gefährdungsaspekte<br />
Mittwoch, 12. September 12
Beispiele<br />
•Erregungszustände<br />
•Suizidalität<br />
•Akute Angst- und Panikstörung<br />
•Bewußtseinsstörungen/Delir<br />
•<strong>Dr</strong>ogen Notfälle<br />
•Stupor/Katatonie/MNS<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
Differentialdiagnostische Überlegungen<br />
• Schizophrenie<br />
• Manie<br />
• Agitierte depressive Zustände<br />
• Intoxikationen/<br />
Entzugssyndrome<br />
• Panikstörung<br />
• Delir<br />
• Psychogene Hyperventilation<br />
• Psychisches Trauma<br />
• Schädel-Hirn-Trauma<br />
• Postiktaler Dämmerzustand<br />
• Enzephalitis<br />
• Tumor<br />
• Hypoglykämie<br />
• Hyperthyreose<br />
• Persönlichkeitsstörungen<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
Leitsyndrom<br />
•Steigerung von Antrieb und Psychomotorik<br />
•Gereiztheit, Aggressivität<br />
•Enthemmung und Kontrollverlust<br />
•Innere Unruhe mit Angst und Panik<br />
•Wahnerleben und Halluzinationen<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
<strong>Dr</strong>ohende Gewalt i.S. einer Fremdgefährdung<br />
•Erhöhte Spannung im Verlauf<br />
•Unkooperatives Verhalten<br />
•Beschimpfungen<br />
•<strong>Dr</strong>ohungen<br />
•obszöne Äußerungen<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
Verhalten gegenüber erregten Patienten<br />
• Bleiben Sie nicht mit dem Patienten alleine.<br />
• Sorgen Sie für ausreichend Personal (Übermacht schaffen).<br />
• Achten Sie auf einen Fluchtweg.<br />
• Halten Sie Abstand.<br />
• Treten Sie ruhig und beruhigend auf.<br />
• Machen Sie keine Versprechungen, die Andere nicht einhalten können.<br />
• Begegnen Sie dem Patienten mit Respekt.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
Verhalten gegenüber erregten Patienten<br />
Mittwoch, 12. September 12
Erregungszustände<br />
Therapie<br />
•Haloperidol 5 - 10 mg (Cave: i.v. Monitor)<br />
•Benzodiazepine<br />
•Diazepam (5 - 10 mg)<br />
•Lorazepam (1 - 2,5 mg)<br />
Mittwoch, 12. September 12
Just because we can doesn‘t mean we should....<br />
Acute D2 receptor<br />
blocade reduced<br />
inversible striatial<br />
volume changes and<br />
structural-functional<br />
decoupling in motor<br />
circuits within hours.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Suizidalität<br />
Epidemiologische Daten<br />
• Lebenszeitprävalenz ca. 2 %<br />
• Häufigkeitsgipfel zwischen dem 20. und 30. LJ, sowie ab dem 55. LJ.<br />
• 2010: ca. 3 mal mehr Suizid- als Verkehrstote<br />
• 2010: 7500 Männer und 2500 Frauen<br />
• 20-30% aller Suizidanten wiederholen den Suizidversuch.<br />
• Geschlechterverhältnis:<br />
• Suizide m:w ca. 2:1<br />
• Suizidversuche m
Suizidalität<br />
Risikofaktoren<br />
• Psychische Störungen<br />
• Depression<br />
• Schizophrenien<br />
• Angststörungen<br />
• Persönlichkeitsstörungen<br />
•Körperliche Erkrankungen<br />
•Chronischer Verlauf<br />
•Chronische Schmerzsymptomatik<br />
• Abhängigkeitserkrankungen<br />
• Vorgeschichte<br />
• Frühere Suizidversuche<br />
• Suizidversuche im sozialen Umfeld<br />
• Psychosoziale Konflikte<br />
• Fehlende Zukunftsperspektive<br />
•Qualität der sozialen Integration<br />
•Der Patient lebt alleine.<br />
•Partnerverlust<br />
•Jegliche Umbruchsituation!<br />
Mittwoch, 12. September 12
Suizidalität<br />
Präsuizidales Syndrom (n. Ringel)<br />
Mittwoch, 12. September 12
Suizidalität<br />
Entwicklung des Suizids<br />
Mittwoch, 12. September 12
Suizidalität<br />
Therapeutische Prinzipien<br />
Zentrale therapeutische Maßnahme<br />
ist die Kontaktaufnahme und das<br />
Gespräch mit dem Patienten<br />
Mittwoch, 12. September 12
Fragen zur Beurteilung der Suizidgefahr<br />
• Haben Sie in der letzten Zeit schon einmal den Gedanken<br />
gehabt sich das Leben zu nehmen?<br />
• Was würden Sie tun? Haben Sie konkrete Vorstellungen?<br />
• Haben Sie bereits mit jemandem darüber gesprochen?<br />
• <strong>Dr</strong>ängen sich Ihnen die Todesphantasien immer wieder auf,<br />
auch wenn Sie es nicht wollen? (Handlungsdruck)<br />
• Haben sich Ihre sozialen Kontakte, Ihre Interessen und<br />
Bedürfnisse in letzter Zeit verringert oder eingeschränkt?<br />
• Haben Sie Aggressionen gegen jemanden, die Sie nicht<br />
ausleben, artikulieren oder anbringen können?<br />
• Haben Sie Pläne für die Zukunft, z.B. in Bezug auf den Beruf<br />
oder die Familie?<br />
Mittwoch, 12. September 12
Suizidalität<br />
Medikamentöse Intervention<br />
•Schlafstörungen beseitigen<br />
•Anxiolyse<br />
•Behandlung der Grunderkrankung<br />
Mittwoch, 12. September 12
Mittwoch, 12. September 12
Rechtliche Aspekte<br />
•Jedes ärztliche Handeln benötigt eine<br />
Rechtsgrundlage.<br />
•Im Zweifel muss man diese selbst schaffen.<br />
•Eine Rechtsgrundlage schafft Sicherheit für<br />
Sie und die Patienten.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Artikel 2 GG<br />
(1)<br />
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner<br />
Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt<br />
und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder<br />
das Sittengesetz verstößt.<br />
(2)<br />
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche<br />
Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In<br />
diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes<br />
eingegriffen werden.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Unterbringungsformen<br />
•Strafrechtliche Unterbringung<br />
•§§ 63 u. 64 StGB<br />
•§§ 126a u 81 StPO<br />
•Zivilrechtliche Unterbringung<br />
•§ 1906 BGB<br />
•Öffentlich-rechtliche Unterbringung<br />
•In Hessen: HFEG §1 und §10<br />
Mittwoch, 12. September 12
Gesetz über die Entziehung der Freiheit geisteskranker,<br />
geistesschwacher, rauschgift- oder alkoholsüchtiger Personen<br />
vom 19. Mai 1952<br />
• §1 Zulässigkeit der Unterbringung<br />
– (1) Geisteskranke, geistesschwache, rauschgift- oder alkoholsüchtige<br />
Personen sind auch gegen ihren Willen in einer geschlossenen<br />
Krankenabteilung oder in einer anderen geeigneten Verwahrung<br />
unterzubringen, wenn aus ihrem Geisteszustand oder ihrer Sucht eine<br />
erhebliche Gefahr für ihre Mitmenschen droht und diese nicht anders<br />
abgewendet werden kann.<br />
– (2) Bilden die in Absatz 1 genannten Personen infolge ihres<br />
Geisteszustandes oder ihrer Sucht eine Gefahr für sich selbst, so können sie<br />
in gleicher Weise untergebracht werden, wenn die Gefährdung erheblich ist<br />
und nicht anders abgewendet werden kann.<br />
– (3) Die Unterbringung dauert nur so lange, wie ihr Zweck es erfordert. Die<br />
Unterbringung von Rauschgift- und Alkoholsüchtigen darf nicht länger als<br />
zwei Jahre dauern.<br />
Mittwoch, 12. September 12
HFEG<br />
• § 10 Sofortige Ingewahrsamnahme<br />
Liegen die Voraussetzungen für eine Unterbringung<br />
nach § 1 Abs. 1 oder 2<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit vor und ist Gefahr im<br />
Verzug,<br />
kann die allgemeine Ordnungsbehörde oder die<br />
Polizeibehörde die sofortige Ingewahrsamnahme<br />
anordnen und vollziehen.<br />
In diesem Fall ist unverzüglich eine richterliche<br />
Entscheidung über die Zulässigkeit und Fortdauer der<br />
sofortigen Ingewahrsamnahme herbeizuführen.<br />
Mittwoch, 12. September 12
Unterlassene Hilfeleistung vs.<br />
Rechtfertigender Notstand<br />
§ 34 StGB - Rechtfertigender Notstand<br />
Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders<br />
abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre,<br />
Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat<br />
begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen<br />
abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei<br />
Abwägung der widerstreitenden Interessen,<br />
Mittwoch, 12. September 12
Take Home Messages<br />
• Psychopathologie (Bewußtsein, Orientierung,<br />
Denken, Affekt, Gefährdungslage)<br />
• Haldol geht immer, aber es sollte vermieden werden<br />
• Zur Beruhigung Lorazepam<br />
• Zur Sedierung Diazepam<br />
• PART Prinzipien<br />
• Suizidalität ansprechen<br />
• HFEG untergebrachte Patienten müssen nicht<br />
automatisch in eine psychiatrische Klinik.<br />
• Vergessen Sie "nördlich der Autobahn"<br />
Mittwoch, 12. September 12
Mittwoch, 12. September 12