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Philipp Schwander: «Ich habe mit sechs Weinen angefangen

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16<br />

Lifestyle<br />

Der Schlossherr<br />

Vor ein paar Monaten ist <strong>Philipp</strong> <strong>Schwander</strong> Schlossbesitzer<br />

geworden. Ein Bubentraum? «Gar nicht»,<br />

sagt <strong>Schwander</strong>, «ein Zufall, eigentlich wollte ich im<br />

Raum Zürich ein Haus kaufen, aber die Preise sind hier<br />

ab solut verrückt.» Ein Freund zeigte ihm schliesslich –<br />

«mehr aus Jux» – Schloss Freudental nahe Konstanz.<br />

<strong>Schwander</strong> war hin und weg von dem barocken<br />

Schlöss chen, Baujahr 1699, das sich an einmaliger<br />

Lage <strong>mit</strong>ten im Bodanrück befindet. Aus dem Mieter<br />

<strong>Schwander</strong> wurde kein Haus-, sondern ein Schlossbesitzer.<br />

Im Juni 2011 unterzeichnete er den Kaufvertrag<br />

über das 4,2 Hektar grosse Anwesen und<br />

renovierte die drei Gebäude (<strong>mit</strong> insgesamt 15 Hotelzimmern)<br />

und gestaltete den Garten neu. Die Hotelzimmer<br />

wurden nach <strong>Schwander</strong>s Vorgaben eingerichtet.<br />

<strong>«Ich</strong> bin sehr oft in Hotels und weiss genau, was nervt.<br />

Teppiche zum Beispiel statt Parkett, schlechte Betten<br />

oder fehlende Mückengitter, dank denen auch im Sommer<br />

bei offenem Fenster geschlafen werden kann.»<br />

Diesen Juni hat er Schloss Freudental <strong>mit</strong> einem Fest<br />

eingeweiht: Böllerschüsse, 450 geladene Schweizer<br />

Freunde, Ständchen vom Männerchor Allensbach.<br />

Das Schloss wurde nicht nur nach seinen Vorgaben<br />

renoviert, sondern wird auch nach seinen Vorstellungen<br />

geführt: <strong>«Ich</strong> will hier kein Nobelhotel, sondern ein<br />

charmantes, aber hochwertiges Landhotel <strong>mit</strong> familiärem<br />

Service», sagt er. Geführt wird das «neue Freudental»<br />

von Irmgard Moser, seit vielen Jahren im Betrieb.<br />

Gekocht wird von einer Dame aus dem Dorf, «saisonal,<br />

frisch, bodenständig.» (www.schloss-freudental.de)<br />

Warum <strong>Schwander</strong> das Geld nicht in einen Weinberg<br />

gesteckt hat, statt sich ein Schloss zu kaufen?<br />

<strong>Schwander</strong> zuckt die Schultern und sagt: «Ein Fischer<br />

geht privat auch nicht angeln.»<br />

berühmten schönen Weine sind unbezahlbar. Sie wurden aus<br />

dem Markt katapultiert und sind nur noch etwas für Superreiche.<br />

Das ist einerseits schade. Andererseits gründet darauf mein<br />

Geschäft: Ich bin auf Weinproduzenten spezialisiert, die tolle<br />

Weine machen, aber unbekannt sind, weil sie schlecht darin<br />

sind, sich selbst zu promoten.<br />

Sie <strong>habe</strong>n auch drei Schweizer Weine im Sortiment.<br />

Überrascht? Schweizer Weine sind grundsätzlich besser geworden,<br />

seit die Importkontingente de facto liberalisiert worden<br />

sind. Als ich mich damals in der «NZZ» dafür stark gemacht<br />

<strong>habe</strong>, wurde ich von einem Winzer als Totengräber des Schweizer<br />

Weinbaus beschimpft. Und was ist im Zug der Marktliberalisierung<br />

passiert? Ein Schweizer Winzer <strong>mit</strong> guter Qualität hat nur<br />

ein Problem: dass er nicht genug liefern kann.<br />

Apropos toller Wein – ist Wein Geschmackssache?<br />

Auch. Aber Leute, die sich <strong>mit</strong> Wein beschäftigen und viel<br />

wissen, kommen oftmals zu gleichen Urteilen, denn es gibt<br />

gewisse Parameter, aufgrund deren man sagen kann, dass ein<br />

Wein schlecht ist. Oder eben gut.<br />

Ihr Rat an den Laien?<br />

Verkosten ist etwas ganz anderes als trinken. Es gibt viele Weine,<br />

die sind für die Degustation sehr gut, aber wenn man dann<br />

eine Flasche zu zweit trinkt, stört etwas oder der Wein wird langweilig.<br />

Daher würde ich immer eine Probeflasche nach Hause<br />

nehmen, sie eins zu eins konsumieren – und erst dann entscheiden,<br />

ob ein Wein gut ist oder nicht.<br />

Welche Weine laufen bei Ihnen am besten?<br />

Bei den roten kommen die weichen, runden Weine sehr gut<br />

an. Wenn ein Produzent das qualitativ top hinkriegt, ohne<br />

gross Kompromisse zu machen, gehe ich auf diesen Kundengeschmack<br />

auch gerne ein. Aber ich würde nie von einem<br />

Produzenten verlangen, einen Wein aus meiner Sicht weniger<br />

gut zu machen, da<strong>mit</strong> wir noch etwas mehr verkaufen. Übers<br />

Jahr <strong>habe</strong>n wir rund 250 Weine im Angebot, rund die Hälfte<br />

davon sind Spezialitäten, von denen wir nur kleine Mengen verkaufen.<br />

Ich will nicht nur Gassenhauer im Sortiment, sondern<br />

die Leute auch ab und zu auf neue Ideen bringen.<br />

Was halten Sie von Biowein?<br />

Wein ist grundsätzlich ein Lebens<strong>mit</strong>tel <strong>mit</strong> wenigen Rückständen,<br />

denn bei der alkoholischen Gärung und der anschliessenden<br />

Lagerung werden sehr viele Stoffe umgewandelt und auch ausgeschieden.<br />

Ich selber achte nicht auf solche Labels. Wir <strong>habe</strong>n<br />

einige Weine im Sortiment, die biologisch sind, ohne dass<br />

der Winzer ein Aufhebens darum macht. Dann gibt es solche<br />

aus trockenen, heissen Gebieten. Zum Beispiel Weine aus dem<br />

Toro. Dort verstreuen die Winzer ein bisschen Schwefel, mehr<br />

Bio geht gar nicht. In Bioweinen aus Gegenden, wo es feucht<br />

ist und schnell Fäulnis entsteht, wird Kupfer gegen Mehltau<br />

gespritzt. Der Wein ist dann zwar Bio, enthält aber trotzdem<br />

Schwermetall. Nicht gerade reizvoll.<br />

Ihr absoluter Favorit?<br />

Wenn ich unabhängig von allem wählen könnte, wäre es ein<br />

roter Burgunder. Von den <strong>Weinen</strong> her ist diese Region immer<br />

noch die beste der Welt. Allerdings sind 98 Prozent der Burgunder<br />

Mist und der kleine, exzellente Rest kostet viel, unverschämt<br />

viel.<br />

Text: Iris Kuhn-Spogat, Fotos: Nici Jost<br />

management 2/2012

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