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Luft chaotisch verteilt, Zugluftchaos beseitigt - Bauer ...

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MSR-TECHNIK<br />

<strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik<br />

<strong>Luft</strong> <strong>chaotisch</strong> <strong>verteilt</strong>,<br />

<strong>Zugluftchaos</strong> <strong>beseitigt</strong><br />

KOMPAKT INFORMIEREN<br />

Im Center der Deutschen Flugsicherung in Bremen<br />

gab es seit der Inbetriebnahme erhebliche Defizite<br />

beim Raumklimakomfort, besonders häufig wurde<br />

über Zugluft geklagt.<br />

Mit einer wissenschaftlich begleiteten Untersuchung<br />

wurden die <strong>Luft</strong>strömungen sichtbar gemacht,<br />

Nachbesserungen blieben jedoch erfolglos.<br />

Die Arbeitsplätze von Fluglotsen müssen besonders hohe Anforderungen bezüglich<br />

Beleuchtung, Raumklima und Ergonomie erfüllen. Im Center der Deutschen Flugsicherung<br />

in Bremen klagten die Lotsen jedoch jahrelang über auffällige Zuglufterscheinungen.<br />

Durch die Umstellung der Lüftungsregelung auf das Prinzip „<strong>Bauer</strong>-<br />

Optimierungstechnik“ sind die Zugluftprobleme im wahrsten Sinne wie weggeblasen.<br />

Siemens hat dazu für das Gebäudeautomationssystem Siclimat X / Simatic S7 einen<br />

speziellen <strong>Bauer</strong>-Regelalgorithmus programmiert.<br />

Mithilfe der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik konnten<br />

die Zugluftprobleme trotz der komplexen Abhängigkeiten<br />

und sehr dynamischer Lastgänge nahezu<br />

allein durch regelungstechnische Eingriffe <strong>beseitigt</strong><br />

werden.<br />

Nach der Implementierung der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik<br />

in die Gebäudeautomation ist der<br />

Stromverbrauch für die Klimatisierung signifikant<br />

gesunken.<br />

Bild: Siemens AG<br />

g Center der DFS in Bremen. Die aufgeständerte Stahl-Glas-Konstruktion<br />

mit außen liegendem Sonnenschutz war für den Planer der Klimaanlage eine große Herausforderung, …<br />

Carsten Ferber<br />

Siemens AG,<br />

Building Technologies Division,<br />

Region Nord,<br />

www.siemens.com/<br />

buildingtechnologies<br />

Hans-Gerd Thormeier<br />

Deutsche Flugsicherung,<br />

Bremen,<br />

www.dfs.de<br />

Fluglotsen sind einer besonders hohen<br />

mentalen Arbeitsbelastung ausgesetzt.<br />

Ihre Wahrnehmungsaufgaben gelten als mehrschichtig,<br />

komplex und erfordern deshalb höchste<br />

Konzentration. Die umfassende Beobachtung,<br />

Interpretation und Vorhersage einer Entwicklung<br />

sowie der kontinuierliche Austausch von Informationen<br />

untereinander zählen zu den wichtigsten<br />

Anforderungen an Fluglotsen.<br />

Beim Bau des Centers der Deutschen Flugsicherung<br />

(DFS) in Bremen in den Jahren 2000<br />

bis 2001 – eine aufgeständerte Stahlkonstruktion<br />

g am DFS-Verwaltungsgebäude – wollten<br />

die Architekten durch die Wahl einer transluzenten<br />

Fassade ein besonders ansprechendes<br />

Arbeitsambiente mit einem hohen Anteil an natürlichem<br />

Licht schaffen. Trotz außen liegendem<br />

Sonnenschutz erwies sich die aus Glaspaneelen<br />

erstellte Fassade wegen ihrer geringen thermischen<br />

Speicherfähigkeit und des vergleichsweise<br />

hohen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-<br />

Wert) von 1,1 jedoch als thermisch sehr sensibel.<br />

Wechselnde Sonneneinstrahlung sowie Außentemperatur-Schwankungen<br />

wirkten sich unmittelbar<br />

auf das Innenklima aus. Insbesondere die<br />

tief stehende Morgen- bzw. Abendsonne hatte<br />

einen großen Einfluss auf das Raumklima.<br />

Ringkanal mit vier Klimazentralen<br />

Als der Kubus mit 65 m Länge, 12,5 m Breite und<br />

6 m Höhe gebaut und mit einer Raumklimaanlage<br />

ausgerüstet wurde, stand noch nicht fest,<br />

wie die Lotsentische aufgestellt und wie diese<br />

im Raum arrangiert werden h. Die Planer<br />

entschieden sich deshalb für eine konventionelle<br />

<strong>Luft</strong>führung von der Decke, die eine ma-<br />

16<br />

TGA FACHPLANER · 05 . 2012


MSR-TECHNIK<br />

ximale Flexibilität bei der Raummöblierung zulässt.<br />

Unterteilt ist das rechteckige Gebäude in<br />

acht Klimazonen für die Lotsen sowie eine Klimazone<br />

für die separat angeordneten Arbeitsplätze<br />

der Wachleiter – diese „Supervisorburg“<br />

fungiert gleichzeitig als Verbindung zum DFS-<br />

Verwaltungsgebäude j. Die Zuluftführung für<br />

die Raumkühlung erfolgt über Schlitzauslässe in<br />

der Lichtdecke, die Abluft wird über einen Deckenfries<br />

in den Außenzonen abgeführt.<br />

Die Regelung der Zonen übernehmen variable<br />

Volumenstromregler, sogenannte VVS-Mischboxen,<br />

wobei für jede Zone eine Zu-/Abluftleistung<br />

von 1600 bis 2000 m 3 /h und für die Supervisorburg<br />

von 2400 m 3 /h einkalkuliert war. Zur<br />

Kompensation des Kaltluftabfalls an der Fassade<br />

wurde vor der Sanierung im Heizfall warme <strong>Luft</strong><br />

über eine zusätzliche Schlitzschiene ausgeblasen.<br />

Die insgesamt 59 installierten Lotsentische<br />

werden durch ein eigenständiges Geräte-Klimasystem<br />

mit Kühlluft versorgt; jeweils acht Lotsentische<br />

über einen Knotenpunkt. Jeder dieser<br />

Knotenpunkte ist mit einem Volumenstromregler<br />

ausgestattet, damit das Geräteklima an die<br />

jeweilige thermische Belastung angepasst werden<br />

kann. Die Knotenpunkte sind an ein Ringkanalsystem<br />

angeschlossen, welches das gesamte<br />

Gebäude inklusive Tower, Gestellräume und Büros<br />

versorgt. Der Vorteil des Ringkanalsystems<br />

ist die hohe Ausfallsicherheit, da insgesamt vier<br />

redundant angeordnete Klimazentralen vorkonditionierte<br />

Raumluft in den Ringkanal einblasen.<br />

Zugluftprobleme<br />

Von Beginn an gab es im neuen Center Probleme<br />

mit dem Raumkomfort, ausgelöst durch<br />

unterschiedliche Raumtemperaturen im Fassadenbereich<br />

und in den Kernzonen. Ursache<br />

WICHTIG FÜR TGA-PLANER, ANLAGENBAUER UND BAUHERREN<br />

TGA-PLANER: Neben der Nachrüstung bestehender Anlagen zur Energieeinsparung und / oder Raumklimaverbesserung<br />

können mit der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik beim Neubau Klimazentralen, Lüftungskanäle,<br />

Schächte und Zwischendecken kleiner dimensioniert und bei entsprechender Auslegung<br />

der Klimaanlage Heizkörper oder Kühldecken durch die gleichmäßige Raumluftvermischung eingespart<br />

werden.<br />

ANLAGENBAUER: Die <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik ist eine patentierte Regelungs- und Steuerungssoftware<br />

speziell für Klima- und Lüftungsanlagen. Kooperationspartner für die Integration in die<br />

Gebäudeautomation sind insbesondere bekannte Hersteller von Regelungstechnik.<br />

BAUHERREN: Mit der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik können ohne Eingriffe in die Gebäudesubstanz und<br />

mit geringen Modifizierungen bei der Klima- und Lüftungstechnik nennenswerte Energieeinsparungen<br />

und erhebliche Verbesserungen der Behaglichkeit erzielt werden. Ein Wechsel zur konventionellen<br />

Regelung ist möglich.<br />

Bild: Siemens AG<br />

h … bis zu 60 Fluglotsen<br />

arbeiten gleichzeitig<br />

im Center.<br />

Die hohe Gerätedichte<br />

sowie ein stark vom<br />

Außenklima abhängiges<br />

Raumklima führten<br />

zu auffälligen Zugerscheinungen<br />

und<br />

in Folge zu vielen<br />

Beschwerden über<br />

das Raumklima.<br />

hierfür war sowohl der hohe U-Wert der Fassade,<br />

als auch das Klimatisierungs- und <strong>Luft</strong>führungskonzept,<br />

das sehr stark durch die Fassade<br />

beziehungsweise durch intensive Sonneneinstrahlung<br />

in den Morgen- und Abendstunden<br />

(Ost- bzw. Westseite) beeinflusst wurde. Insbesondere<br />

die hohen, vom Sonnenstand abhängigen<br />

Temperaturunterschiede im weitgehend<br />

offen gestalteten Lotsenraum führten zu enormen<br />

Zugerscheinungen, die von den Fluglotsen<br />

durch einen Airflow-Indicator – ein aufgehängtes<br />

Papierflugzeug – sichtbar gemacht wurden.<br />

Die auffälligen Zugerscheinungen waren jedoch<br />

auch das Ergebnis des Versuchs, durch höhere<br />

<strong>Luft</strong>mengen dem Kaltluftabfall im Fassadenbereich<br />

entgegenzuwirken.<br />

Wegen der Beschwerden der Lotsen sahen<br />

sich die Verantwortlichen der DFS veranlasst,<br />

den Ursachen auf den Grund zu gehen beziehungsweise<br />

Maßnahmen gegen die ausgeprägten<br />

Zugluftprobleme im Lotsenraum einzuleiten.<br />

Eine wissenschaftlich begleitete Untersuchung<br />

über die thermische Behaglichkeit im<br />

Lotsenraum unter Zuhilfenahme beheizter Klima-Mess-Puppen<br />

(je 100 W Wärmeleistung) sowie<br />

Strömungsversuche mittels Kaltrauch zeigten<br />

deutliche <strong>Luft</strong>strömungen von der Fassade<br />

quer durch die Bereiche der Lotsenarbeitsplätze<br />

zur Supervisorburg. Noch gravierender als die<br />

Temperaturunterschiede empfanden die Lotsen<br />

die <strong>Luft</strong>turbulenzen sowie Düseneffekte zwischen<br />

den Lotsenarbeitsplätzen.<br />

Versuche, die unkontrollierten <strong>Luft</strong>bewegungen<br />

mittels mobiler Trennwände in den<br />

Griff zu bekommen, wurden mangels Wirkung<br />

wieder aufgegeben. Selbst eine versuchsweise<br />

aufgebaute Wand im Fassadenbereich brachte<br />

keine spürbare Verbesserung. Die Temperaturgegensätze<br />

im Raum waren teilweise so extrem,<br />

dass in einem Teil des Raumes geheizt und im<br />

anderen Teil gekühlt werden musste. Natürlich<br />

forderten die Fluglotsen weiterhin eine spürbare<br />

Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen,<br />

nicht zuletzt aus Gründen der Flugsicherheit.<br />

Skepsis gegenüber Baopt<br />

Während sich die Fluglotsen über die störenden<br />

Arbeitsbedingungen beschwert haben und im<br />

Center verschiedene Messprogramme und unterschiedliche<br />

Maßnahmen ohne Erfolg durchgeführt<br />

wurden, erschienen in der Fachpresse<br />

mehrere Artikel über die erfolgreiche Sanierung<br />

von problembehafteten Raumklimaanlagen<br />

mithilfe der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik<br />

k. Die Reaktionen der Branche auf das unkonventionelle<br />

Regelungssystem für Lüftungsanlagen<br />

konnten unterschiedlicher nicht sein: Führende<br />

Lüftungsexperten reagierten skeptisch<br />

auf das Verfahren von Albert <strong>Bauer</strong>, dem Erfinder<br />

der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik (Baopt), andere<br />

waren begeistert von der neuen Lösung.<br />

05 . 2012 · www.tga-fachplaner.de 17


MSR-TECHNIK<br />

Inzwischen werden nach Angaben des Entwicklers<br />

weltweit rund 1000 Klimaanlagen nach Baopt-Regelungskriterien<br />

betrieben.<br />

Während konventionelle <strong>Luft</strong>führungssysteme<br />

mit gerichteten <strong>Luft</strong>strömungen arbeiten,<br />

basiert Baopt auf ungerichteten, <strong>chaotisch</strong>en<br />

<strong>Luft</strong>strömungen. Vereinfacht ausgedrückt vermischt<br />

sich die impulsarm, aber dynamisch eingebrachte<br />

Zuluft homogen mit der vorhandenen<br />

Raumluft. Dies geschieht so, dass weder<br />

Kurzschlüsse zwischen Zu- und Abluft, Kaltluftabfall,<br />

lokale <strong>Luft</strong>walzen oder Temperaturinseln<br />

entstehen. Ein wesentlicher Vorteil dieser<br />

Optimierungstechnik ist der Verzicht auf mechanische<br />

Eingriffe in die bestehende Anlagentechnik.<br />

Deshalb kann eine Anlage jederzeit<br />

wieder konventionell, das heißt wie vor dem<br />

Einbau des Baopt-Regelungsbausteins, betrieben<br />

werden.<br />

Die DFS entschied sich für die unkonventionelle<br />

Regelung der Raumklimatisierung mittels<br />

<strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik, da alle konventionellen<br />

Lösungsansätze gescheitert waren, wohl<br />

wissend, dass es bis dato keine fundierte wissenschaftliche<br />

Erklärung für deren Funktionsweise<br />

gibt. Die Sanierung bestand aus folgenden<br />

Maßnahmen:<br />

••<br />

Installation eines speziellen „<strong>Bauer</strong>“-<br />

Druckfühlers zur Druckdifferenzmessung<br />

zwischen Lotsenraum und Außenluft<br />

(Atmosphäre).<br />

••<br />

Mittelwertbildung aus den bestehenden<br />

Raumtemperaturfühlern (ein Fühler<br />

pro Zone) als Leitwert für die Baopt-<br />

Regelung l.<br />

••<br />

Implementierung der <strong>Bauer</strong>-Regelungsund<br />

Steuerungsstrategie in die bestehende<br />

Gebäudeautomation Siclimat X / Simatic S7.<br />

Drallauslass<br />

Fallkälte<br />

<strong>Luft</strong>walze<br />

Kurzschluss<br />

gerichtete<br />

Strömung<br />

Temperaturinseln<br />

Konventionelle Lüftungstechnik<br />

T<br />

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n<br />

g<br />

<strong>Luft</strong>durchlässe<br />

ohne<br />

Anforderungen<br />

keine<br />

Fallkälte<br />

Der <strong>Bauer</strong>-Regelalgorithmus wurde parallel<br />

zur bestehenden konventionellen Regelung<br />

implementiert, und zwar so, dass jederzeit<br />

zwischen den beiden Regelungsarten<br />

gewechselt werden kann.<br />

••<br />

Aufgrund des erhöhten Datentransfers<br />

zwischen der Hauptanlage und den<br />

19 Zonenanlagen war es notwendig,<br />

die vorhandenen Simatic-S7-300-Zentraleinheiten<br />

(CPU) gegen leistungsstärkere<br />

zu tauschen. Betroffen davon waren eine<br />

CPU für die Hauptanlage sowie eine CPU<br />

für die 19 Zonenanlagen.<br />

••<br />

Zur Überwachung der <strong>Luft</strong>qualität<br />

wurden zwei Raumluftqualitätsfühler<br />

nachgerüstet.<br />

••<br />

Die eingebauten variablen Volumenstromregler<br />

wurden beibehalten.<br />

Bei Neuanlagen wären motorisch betätigte<br />

Klappen ausreichend.<br />

••<br />

Wegen starker Druckunterschiede zwischen<br />

der Raumluftanlage für den Lotsenraum<br />

und der Geräte-Klimatisierung wurden<br />

die Gehäuse der Lotsentische geöffnet bzw.<br />

mit Lüftungsschlitzen nachgerüstet.<br />

k <strong>Luft</strong>strömung<br />

im Center vor und nach der Sanierung mittels <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik.<br />

Durch die reduzierte ungerichtete Strömung, verbunden mit großen Temperaturdifferenzen<br />

zwischen <strong>Luft</strong>auslass und Aufenthaltszone ergibt sich ein hoher thermischer Komfort.<br />

ungerichtete<br />

Strömung<br />

<strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik<br />

Bild: Baopt<br />

Bild: Siemens AG<br />

j Grundriss des<br />

Centers mit Anordnung<br />

der Fluglotsen-<br />

Arbeitsplätze und<br />

der „Supervisorburg“.<br />

Die vorbereitenden Arbeiten, Inbetriebnahme<br />

und Einregulierung im laufenden Betrieb<br />

nahmen etwa sechs Wochen in Anspruch.<br />

Zugluftprobleme lösten sich in <strong>Luft</strong> auf<br />

Die Strategie der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik ist<br />

es, die <strong>Luft</strong>menge gegenüber konventionellen<br />

Klimaanlagen drastisch zu reduzieren, die Zulufttemperatur<br />

im Heizfall erheblich zu erhöhen<br />

(bis 45 °C) bzw. im Kühlfall auf bis zu 12 °C zu<br />

senken. Wichtig ist, dass sich keine gerichteten<br />

<strong>Luft</strong>strömungen bilden, sondern die <strong>Luft</strong> ungerichtet<br />

– <strong>chaotisch</strong> – den Raum durchströmt<br />

(Vermeidung von Kurzschlüssen). Im Center<br />

führte das zu folgenden regelungstechnischen<br />

Änderungen:<br />

••<br />

Der <strong>Luft</strong>druck im Center liegt immer etwa<br />

3 bis 9 Pa über dem Atmosphärendruck der<br />

Außenluft. Diese Vorgabe ist ganz wesentlich<br />

für die Regelung nach Baopt-Kriterien.<br />

••<br />

Die Zuluftmenge liegt pro Zone<br />

im Minimum bei ca. 1200 m 3 /h,<br />

im Maximum bei ca. 3690 m 3 /h.<br />

••<br />

Die Mindestluftmenge wird durch die nachgerüsteten<br />

CO 2 /VOC-Fühler vorgegeben.<br />

Geregelt wird aktuell nach dem CO 2 -Wert,<br />

wobei Werte < 800 ppm angestrebt und<br />

erreicht werden.<br />

••<br />

Die Drehzahl der Zuluftventilatoren liegt<br />

heute bei 65…70 % (früher 84…90 %),<br />

der Druck im <strong>Luft</strong>kanalnetz bei etwa 490 Pa<br />

(früher bis zu 650 Pa).<br />

••<br />

Etwa 20 bis 30 % des Abluftvolumenstroms<br />

erfolgt über die Geräteklimatisierung;<br />

insgesamt ist der Abluftvolumenstrom mit<br />

Einführung der <strong>Bauer</strong>-Optimierungstechnik<br />

deutlich reduziert.<br />

••<br />

Die Zulufttemperatur liegt im Winter zwischen<br />

30 und 45 °C, im Sommer zwischen<br />

12 und 18 °C. Ziel ist es, ein Gleichgewicht<br />

zwischen abfallender Kaltluft und aufsteigender<br />

Warmluft über variable Zuluftmengen<br />

zu finden. Dieses Ziel soll mit möglichst<br />

geringer Zuluftmenge in Abhängigkeit des<br />

CO 2 -/VOC-Gehalts in der Raumluft erreicht<br />

werden. Die Zuluft wird impulsarm und ungerichtet<br />

über die Decke eingebracht und<br />

auf dem Weg in den Aufenthaltsbereich ab<br />

18<br />

TGA FACHPLANER · 05 . 2012


MSR-TECHNIK<br />

einer Höhe von etwa 2,20 m über Fußboden<br />

mit der aufsteigenden Warmluft auf Komforttemperatur<br />

gemischt.<br />

Optimierung durch Gebäudeautomation<br />

Das Gebäudeautomationssystem Siclimat X / Simatic<br />

S7 übernimmt in der DFS-Niederlassung<br />

Bremen nicht nur die komplexe Regelungs- und<br />

Steuerungsstrategie nach dem <strong>Bauer</strong>-Algorithmus,<br />

es erfasst, visualisiert z und dokumentiert<br />

auch alle Temperatur-, Druck- und Feuchtewerte<br />

für die Feinjustierung in beliebig einstellbaren<br />

Zeiträumen. Durch das Mitschreiben<br />

von Daten werden außerdem Defekte oder außerplanmäßige<br />

Sollwertänderungen durch die<br />

Nutzer unmittelbar erkannt.<br />

x Freuen sich über<br />

das nahezu optimale<br />

Raumklima: Jürgen<br />

Schäffer (links) von<br />

der DFS und Carsten<br />

Ferber von der Siemens-<br />

Division Building<br />

Technologies. Das von<br />

Siemens für „die S7“<br />

entwickelte <strong>Bauer</strong>-<br />

Optimierungs-Modul<br />

bietet eine durchgängige<br />

Transparenz<br />

und bewerkstelligt<br />

den hohen Kommunikationsbedarf<br />

des Baopt-<br />

Regelungsalgorithmus.<br />

Bild: Siemens AG Bild: Siemens AG<br />

l Regelungszone<br />

nach der Anlagensa<br />

nierung mit <strong>Bauer</strong>-<br />

Optimierungstechnik.<br />

Das Bild zeigt die<br />

Raumtemperatur-<br />

Mittelwertbildung<br />

sowie die sehr geringen<br />

Abluftmengen.<br />

z Alle relevanten<br />

Temperatur-, Feuchte-,<br />

Druck-, CO 2 - und VOC-<br />

Werte werden über das<br />

Gebäudeautomationssystem<br />

(Siclimat X)<br />

permanent mitgeschrieben<br />

und im<br />

Grundriss in Echtzeit<br />

dargestellt.<br />

Deutlich ablesbar über die Aufzeichnungen<br />

des Gebäudeautomationssystems ist beispielsweise<br />

die Korrelation zwischen der Anzahl der<br />

Fluglotsen im Center und der Entwicklung der<br />

CO 2 -Kurve. Während ab 6.00 Uhr bis zu 60 Fluglotsen<br />

arbeiten, sind es in der Nacht – aufgrund<br />

des dann geringeren Flugverkehrsaufkommens<br />

– deutlich weniger. Daraus ergeben sich stark<br />

wechselnde Belastungen für die Klimaanlage,<br />

die jedoch durch das Baopt-System gedämpft<br />

und durch Zeitglieder fast unmerklich ausgeregelt<br />

wird.<br />

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Beschwerden<br />

über das Raumklima sind seit Implementierung<br />

der Baopt-Regelung deutlich weniger<br />

geworden. Zuglufterscheinungen treten so<br />

Bild: Siemens AG<br />

DIE DFS<br />

Die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) ist ein<br />

bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes<br />

Unternehmen mit 6000 Mitarbeitern. Die DFS<br />

sorgt für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf.<br />

Die Mitarbeiter koordinieren täglich bis<br />

zu 10 000 Flugbewegungen im deutschen <strong>Luft</strong>raum,<br />

im Jahr rund 3 Mio. Deutschland ist damit<br />

das luftverkehrsreichste Land in Europa.<br />

Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in<br />

Langen, Bremen, Karlsruhe und München. Zudem<br />

ist die DFS in der Eurocontrol-Zentrale in<br />

Maastricht vertreten und in den Kontrolltürmen<br />

der 16 internationalen deutschen Verkehrsflughäfen.<br />

Die DFS erbringt weltweit Beratungsund<br />

Trainingsleistungen und entwickelt und<br />

vertreibt Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme.<br />

Auch flugrelevante Daten, <strong>Luft</strong>fahrtpublikationen<br />

und Flugberatung gehören<br />

zum Angebot. Die DFS hat folgende Geschäftsbereiche:<br />

Center, Tower, Aeronautical Solutions<br />

und Aeronautical Information Management.<br />

www.dfs.de<br />

Bild: Siemens AG<br />

Zentrales Verwaltungsgebäude der Deutschen<br />

Flugsicherung in Bremen mit Tower.<br />

gut wie nicht mehr auf x. Das als Zugluft-Indikator<br />

an der Decke aufgehängte Papierflugzeug<br />

bewegte sich praktisch nicht mehr und wurde<br />

deshalb entfernt. Die Stromeinsparung liegt bei<br />

etwa 30 %.<br />

Aufgrund der erfolgreichen Einführung von<br />

Baopt im Center wurden 2011 die neuen Sym-<br />

Sys-Schulungsräume (Simulations for training,<br />

research and development) mit 400 m 2 von Beginn<br />

an mit der Baopt-Regelung ausgerüstet.<br />

Inzwischen ist auch das übrige Gebäude umgestellt.<br />

Damit lässt sich rund 30 % des früher geförderten<br />

<strong>Luft</strong>volumens einsparen. Durch die<br />

Reduzierung der <strong>Luft</strong>menge im gesamten Gebäude<br />

verspricht sich die DFS neben der Energieeinsparung<br />

und der Verbesserung des Raumklimas<br />

auch eine deutliche Reduzierung der<br />

Strömungsgeräusche. •<br />

05 . 2012 · www.tga-fachplaner.de 19

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