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MeinTattoo<br />

72<br />

Perfect ink


und WeG<br />

Besser leben ohne Tattoo?<br />

Ehemalige Haftinsassen wollen wiederum<br />

häufig ihre Knast-Tattoos* entfernen lassen,<br />

um bei der Resozialisierung bessere<br />

Karten zu haben. Mit drei Punkten unter<br />

dem Auge ist es oft kaum möglich, ein normales<br />

Leben zu führen, ohne ständig auf<br />

Vorurteile zu stoßen. Hier kann die Entfernung<br />

die Lebensqualität eindeutig erhömethode<br />

cover-up<br />

damit<br />

Wenn das Tattoo nicht mehr gefällt,<br />

stellt sich vor allem eine Frage: Soll die Jugendsünde<br />

überarbeitet oder gleich ganz entfernt werden? Auf den<br />

folgenden Seiten erfahren Sie, wann sich was lohnt.<br />

T<br />

ini war gerade mal 18. Kurz vor ihrem<br />

Abitur machte sie mit einigen Freundinnen<br />

Urlaub auf Mallorca. Angetrunken,<br />

im Partyrausch und ohne einen<br />

Gedanken an die Zukunft, ließen sich die<br />

Mädchen spontan tätowieren. So kam Tini<br />

zu einem Tribal* direkt über dem Steiß –<br />

das sah cool aus, wild<br />

und gefährlich. Damals,<br />

im Jahr 1993.<br />

Heute, 20 Jahre später,<br />

wirkt das Arschgeweih,<br />

wie man das Steiß-Tattoo<br />

eher abfällig nennt,<br />

nicht mehr so cool. Aus<br />

der Schülerin Tini ist mittlerweile Bettina<br />

geworden, eine zweifache Mutter und Sachbearbeiterin<br />

bei einer großen Versicherung.<br />

Für ihre Jugendsünde schämt Bettina<br />

sich mittlerweile – ihr Arschgeweih würde<br />

sie am liebsten loswerden.<br />

„Eine Tattoo-<br />

Entfernung kann<br />

teuer werden“<br />

„Gurke“ statt „Stärke“<br />

Solche oder ähnliche Geschichten können<br />

viele Menschen von ihren Tattoo-Jugendsünden<br />

erzählen: von kleinen roten Teufeln<br />

auf der Wade bis hin zum „Mutti“-Herz auf<br />

der Brust. Ein Tattoo war – gerade in den<br />

1990er-Jahren – ein Mode-Accessoire,<br />

aber die Mode ändert sich nun mal.<br />

Zum Glück gibt’s heute Möglichkeiten,<br />

frühere Fehlentscheidungen zu revidieren:<br />

Tattoos lassen sich entfernen oder durch<br />

schönere Motive überarbeiten. Doch nicht<br />

nur die unbedachte Jugendsünde kann Anlass<br />

sein, um über eine Entfernung oder<br />

ein Cover-up* nachzudenken. Es gibt einige<br />

Gründe, ein Tattoo loswerden zu wollen.<br />

Vor allem, wenn man sich in jungen Jahren<br />

nicht allzu viele Gedanken um sein künftiges<br />

Leben gemacht hat. So kann irgendwann<br />

der Teil des Tattoos stören, der unter<br />

dem Hemd hervorschaut. Denn das kommt<br />

nicht in jedem Bewerbungsgespräch gut an<br />

– da kann die Entfernung einiger Zentimeter<br />

der Körperkunst schon mal die berufliche<br />

Karriere positiv beeinflussen.<br />

Tattoo-Legende Charly<br />

Jungbluth aus Hamburg<br />

kennt aber auch<br />

noch andere Gründe:<br />

„Viele Tätowierer experimentieren<br />

am Anfang<br />

ihrer Karriere oft an<br />

sich selbst – und diese<br />

Experimente wollen sie später vielleicht<br />

entfernen lassen. Und: Wer noch unerfahren<br />

ist, macht Fehler. Aber selbst Profis<br />

sind nicht vor Patzern gefeit. Es kann schon<br />

mal vorkommen, dass eine Linie zu lang<br />

gezogen wird, oder man irgendwo abrutscht.<br />

Das sind minimale Änderungen,<br />

aber die müssen für ein perfektes Tattoo<br />

auch entfernt werden“, erklärt der Profi.<br />

„Eher amüsant sind wiederum Rechtschreibfehler<br />

bei chinesischen Schriftzeichen.<br />

Dann steht eben ,Gurke‘ statt ,Stärke‘<br />

auf dem Rücken. Wer das irgendwann<br />

herausfindet, möchte so ein Tattoo meist<br />

loswerden.“<br />

*Die Erklärung dieses Fachbegriffs finden Sie auf Seite 118/119.<br />

Vor dem Cover-Up<br />

Dieses alte und mittlerweile ungeliebte Tattoo<br />

soll mit einem Cover-up überdeckt werden.<br />

Das wird aber schwierig, denn das Motiv ist<br />

ziemlich groß und enthält sehr viel Schwarz.<br />

Nach dem Cover-Up<br />

Mission gelungen: Das alte Motiv wurde abgezeichnet,<br />

und der Entwurf für das neue Tattoo<br />

exakt der Linienführung und den Schatten des<br />

alten Bildes angepasst. Dunkle Stellen des alten<br />

Motivs gaben dabei die Schatten im neuen<br />

Tattoo vor. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:<br />

Das alte Motiv ist nur noch am Verlauf<br />

einiger Formen zu erkennen.<br />

Fotos: www.osatattoo.at; iStock<br />

Perfect ink 73 c


MeinTattoo<br />

laser oder<br />

Cover-up?<br />

Laser<br />

+ Vollständige Entfernung an besonders<br />

sichtbaren Stellen (Hände, Gesicht)<br />

+ Auch große Flächen können<br />

bearbeitet werden<br />

+ Besonders dunkle Tattoos lassen<br />

sich gut entfernen<br />

+ Alle Körperstellen sind möglich<br />

(bis auf das Auge)<br />

- Schmerzhaft und langwierig<br />

- Sehr hohe Kosten<br />

- Probleme mit hellen Farben<br />

Cover<br />

+ Helle Farben lassen sich ideal<br />

abdecken<br />

+ Deutlich günstiger als Laserentfernung<br />

+ Neues, schöneres Motiv<br />

- Fläche des Tattoos verdoppelt sich<br />

- Dunkle Motive sind schlecht zu covern<br />

- Tattoos an exponierten Stellen sind<br />

noch markanter<br />

hen, erklärt Charly: „Wir haben sogar schon<br />

einmal mit Gefängnissen und Ämtern darüber<br />

verhandelt, ob wir mit dem mobilen<br />

Laser vorbeikommen können, um vor der<br />

Entlassung schon mit einer Behandlung zu<br />

beginnen.“<br />

Cover-Up oder Laser?<br />

Manchmal gibt die Art Ihres Tattoos Ihnen<br />

auch bereits vor, welche Methode für Sie<br />

am ehesten infrage kommt: Helle Farben<br />

lassen sich oft nur sehr schlecht lasern,<br />

aber ein Tätowierer kann sie ganz gut mit<br />

einem Cover-up überdecken. Sehr dunkle<br />

Tattoos lassen sich wiederum schwer bis<br />

gar nicht überarbeiten, dafür aber besser<br />

mit einer Laserbehandlung entfernen.<br />

Lassen Sie sich in jedem<br />

Fall vor der Entscheidung<br />

gründlich<br />

beraten: Fragen Sie sowohl<br />

einen guten Tätowierer<br />

(siehe auch „Die<br />

100 besten Studios“<br />

ab Seite 112), als auch<br />

einen Laserspezialisten um Rat, und entscheiden<br />

Sie erst dann. Manche Menschen<br />

haben sich eigentlich schon fürs Lasern<br />

entschieden, doch dann hat ihnen ein guter<br />

Tätowierer gezeigt, was er aus dem<br />

mittlerweile ungeliebten Motiv noch alles<br />

herausholen kann – in den meisten Fällen<br />

geht da noch einiges.<br />

Der Vorteil eines Cover-ups ist zudem der<br />

günstigere Preis, denn Entfernungen sind<br />

kostspielig. Zwar können sich die Preise im<br />

Einzelfall stark unterscheiden, aber generell<br />

gilt die simple Faustregel: Nehmen Sie<br />

den ursprünglichen Preis des Tattoos, das<br />

Sie lasern lassen wollen, und multiplizieren<br />

Sie ihn mit zehn. Das ist ungefähr der<br />

Betrag, den Sie für eine Laserentfernung<br />

auf den Tisch legen müssen. Bei einer etwa<br />

„Nicht jedes Tattoo<br />

kann man einfach so<br />

überstechen“<br />

handflächengroßen Tätowierung zahlen<br />

Sie also zwischen 200 und 250 Euro.<br />

Ein Fall für den Spezialisten<br />

Aber auch die Laserbehandlung hat ihre<br />

Vorteile: Insbesondere kleinere Tattoo-<br />

Schönheitsfehler lassen sich gut entfernen,<br />

und mit den neuen Geräten erzielen<br />

Spezialisten nahezu perfekte Ergebnisse.<br />

Haben Sie sich für die Entfernung entschieden,<br />

bieten sich zahlreiche Möglichkeiten<br />

an, wo und wie Sie diese vornehmen<br />

können. Sogar bei einem Tätowierer selbst:<br />

In Deutschland ist es möglich, den Umgang<br />

mit einem Laser als Fortbildung zu erlernen,<br />

sodass auch viele Tattoostudios die<br />

Entfernung mittlerweile anbieten. Allerdings<br />

sind Tätowierer<br />

nicht medizinisch ausgebildet.<br />

Das Zusatzdiplom<br />

„Ästhetische Lasermedizin“<br />

bleibt Ärzten<br />

vorbehalten.<br />

Die Anschaffung eines<br />

Lasers ist zudem<br />

kostspielig – und nicht alle Gerätetypen<br />

können alle Tattoos effektiv entfernen. Studios<br />

oder Praxen, die nur einen Laser zur<br />

Verfügung haben, können daher nicht jedes<br />

Tattoo zufriedenstellend behandeln.<br />

Und weil die Technologie schnell voranschreitet,<br />

sollten Sie sich vorher genau erkundigen,<br />

welchen Laser der Arzt oder Tätowierer<br />

nutzt. Eine Anlaufstelle für die Vermittlung<br />

von Ärzten ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Dermatologische</strong><br />

Lasergesellschaft (im Internet<br />

auf www.ddl.de).<br />

Eine Frage der LaserTechnik<br />

Die Wahl des Lasers ist auch deshalb wichtig,<br />

weil einige Geräte bestimmte Farben<br />

nicht einwandfrei entfernen können: So<br />

sind Rot und Gelb besonders problema-<br />

so wird gelasert<br />

Wie geht das?<br />

Beim Lasern wird die Tätowierung mit einem hochenergetischen<br />

Lichtstrahl beschossen. Dieser<br />

Strahl ist stark gebündelt und auf einen sehr engen<br />

Frequenzbereich beschränkt, der nur von den<br />

Farbpigmenten der Tattoo-Farbe absorbiert wird.<br />

Die starke Energie des Lasers sprengt diese Pigmente<br />

auf, und der Körper kann die Reste über<br />

das Lymphsystem abbauen und ausscheiden.<br />

Wie lange dauert es?<br />

Je intensiver die Tätowierung, desto mehr Behandlungen<br />

sind erforderlich. Eine Verbrennung der<br />

Haut droht mit modernen Lasern zwar nicht mehr,<br />

dennoch sollte man zwischen den Sitzungen genügend<br />

Zeit zur Abheilung (mindestens vier bis sechs<br />

Wochen) lassen, sodass eine vollständige Entfernung<br />

einige Monate und in Extremfällen bis zu<br />

einem Jahr dauern kann.<br />

Wie schmerzhaft ist es?<br />

Die Schmerzen, die eine solche Behandlung verursacht,<br />

sind meist in einem ähnlichen Rahmen wie<br />

etwa die Anbringung des Tattoos, sie werden aber<br />

von einigen Patienten als schlimmer beschrieben.<br />

Daher nutzen Mediziner eine Luftkühlung und<br />

Betäubungscremes, um die Prozedur der Laserentfernung<br />

erträglicher zu machen. Nach der Behandlung<br />

verhält sich die Hautpartie – ganz wie<br />

bei der ursprünglichen Tätowierung – wie nach<br />

einer Schürfwunde und bedarf der richtigen Pflege<br />

und Zeit zur Abheilung.<br />

74<br />

Perfect ink


Expertenmeinung<br />

Dr. Nikolaus Seeber,<br />

Dermatologe und<br />

Spezialist für Ästhetische<br />

Lasermedizin<br />

„Meist sieht man die Tätowierung<br />

nach Abschluss der Behandlungen<br />

nicht mehr oder<br />

nur noch, wenn man weiß, wo<br />

sie angebracht war. Bei<br />

schwierigen Fällen können<br />

aber leichte Rückstände<br />

bleiben. Auch Vernarbungen<br />

in der Tätowierung werden<br />

durch die Behandlung nicht abheilen, einzig die<br />

Färbung lässt sich entfernen, wodurch die Narben<br />

unauffälliger werden können.“<br />

tisch; die häufig verwendeten Rubinlaser<br />

bekommen diese Farben gar nicht aus der<br />

Haut. Andere Laserarten wie der Neodym-<br />

YAG-Laser schaffen das auch nur teilweise.<br />

Neue Entwicklungen wie Micro-Pulse-Laser<br />

versprechen zwar künftig Abhilfe, doch diese<br />

Geräte sind bislang nur in den wenigsten<br />

Studios oder Praxen in Betrieb.<br />

Behandlung mit Risiken<br />

Je nach Farbe und Intensität des Tattoos<br />

dauert eine vollständige Entfernung bis zu<br />

zwölf Sitzungen, sodass schnell mehrere<br />

tausend Euro zusammenkommen. Kleinere,<br />

vor allem von Laien angebrachte Tattoos<br />

(zum Beispiel Knast-Markierungen)<br />

sind leichter und somit günstiger zu entfernen:<br />

Die typischen drei Punkte auf dem<br />

Handrücken etwa würden nur zwei oder<br />

drei sehr kurze und maximal 50 Euro teure<br />

Behandlungen erfordern.<br />

Ganz ohne Risiko ist eine solche Laserbehandlung<br />

jedoch nicht, denn derzeit sind<br />

die langfristigen Folgen nicht bekannt. Die<br />

Zusammensetzung von Tattoo-Farben variiert<br />

stark (siehe auch „Der große Farbtest“<br />

ab Seite 106), und die Inhaltsstoffe, die<br />

durch den Laser aufgesprengt werden, verteilen<br />

sich im Körper. Allergische Reaktionen<br />

oder Spätfolgen durch Einlagerungen<br />

im Lymphsystem sind nicht vollständig auszuschließen.<br />

Erfahrungswerte gibt es aufgrund<br />

der relativ neuen Verfahren allerdings<br />

noch nicht. <br />

Alternative Cover-Up<br />

Auch wer sich für ein Cover-up entscheidet,<br />

sollte ein paar Dinge bedenken: Zum einen<br />

ist es für jeden Tätowierer schwierig, ein<br />

sehr dunkles Motiv zu überarbeiten, weil<br />

das Cover im Grunde noch dunkler sein<br />

muss als das Original. Hinzu kommt, dass<br />

die neue Tätowierung größer sein muss,<br />

damit sie das zu überdeckende Motiv „verschluckt“.<br />

Logisch, dass sich kleinere und<br />

hellere Tätowierungen besonders einfach<br />

überdecken lassen: Der zierliche gelbe<br />

Schmetterling verschwindet mit Leichtigkeit<br />

vollständig in einem neuen Motiv, während<br />

sich das massive und dunkle Tribal<br />

über dem Steiß allenfalls problematisch<br />

covern lässt.<br />

Vernarbtes Tattoo – und Nu?<br />

Wie entsteht eine Vernarbung?<br />

Der Tätowierer sticht im Idealfall mit der Nadel in<br />

die mittlere Hautschicht, wo die Farbe eingekapselt<br />

wird. Sticht er jedoch zu tief, geht die Farbe in<br />

die Unterhaut, die hauptsächlich aus weicherem<br />

Bindegewebe besteht. Dort verteilt sich die Farbe<br />

und kann „Auslaufen“. Es kann zu Blutungen und<br />

dadurch beim Heilungsprozess zu Vernarbungen<br />

kommen. Eine zweite Möglichkeit der Narbenbildung<br />

ist die unsachgemäße Pflege beim Verheilen<br />

der Wunde. Kann das Tattoo nicht ungestört heilen,<br />

sind oberflächliche Narben die Folge.<br />

Was kann man gegen Narben tun?<br />

Manche Tätowierer empfehlen ein erneutes Aufstechen<br />

der Haut, um so eine veränderte Wundheilung<br />

zu erzwingen. Diese Technik ist mit Vorsicht<br />

zu genießen, da sich die Abheilung der Wunde<br />

niemals vorher berechnen lässt und eventuell<br />

noch schlimmere Narben entstehen können.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit, Narben jeglicher<br />

Art mit einem Cover-up speziell auf die Narbenstruktur<br />

angepasst zu überdecken und so die<br />

Sichtbarkeit verringern. Wichtig: Gehen Sie nur zu<br />

einem spezialisierten Tätowierer, da Cover-ups<br />

eine schwer zu beherrschende Technik sind.<br />

Oberflächliche Narben können eventuell von einem<br />

Hautarzt mit einem Laser gemildert werden,<br />

tief liegende Narben hingegen sind kaum zu behandeln.<br />

„Bei starker Vernarbung können wir mit<br />

dem Laser leider nicht helfen“, sagt Dr. Nikolaus<br />

Seeber, Hautarzt und Spezialist für Lasermedizin.<br />

Fotos: Getty Images; Corbis<br />

*Die Erklärung dieses Fachbegriffs finden Sie auf Seite 118/119.<br />

Perfect ink 75 c


MeinTattoo<br />

Expertenmeinung<br />

Charly Jungbluth,<br />

Tattoo-Legende und<br />

Besitzer von<br />

Jungbluth Tattoo<br />

„Cover-ups funktionieren<br />

ideal bei helleren und<br />

kleineren Tattoos. Man<br />

muss dabei bedenken,<br />

dass dunkle Stellen nur<br />

noch dunkler werden<br />

können. In Bezug auf die<br />

Größe werden Cover-ups<br />

in etwa doppelt so groß wie das Original,<br />

sonst würde das alte Motiv zu sehr auffallen.<br />

Heutzutage haben wir auch einen Laser im<br />

Studio und können so dunkle Stellen aufhellen,<br />

bevor wir sie überdecken.“<br />

„Licht und Schatten eines Bildes, das neu<br />

überarbeitet werden soll, geben die Richtung<br />

für das neue Motiv vor“, erklärt Charly<br />

Jungbluth, in dessen Tattoostudio im Hamburger<br />

Karoviertel sich nahezu täglich Kunden<br />

über Cover-ups beraten lassen. Die<br />

Entscheidung, welches Motiv stattdessen<br />

die Haut schmücken soll, erarbeiten die<br />

Kunden gemeinsam mit ihrem Tätowierer.<br />

Cover-Up als Radiergummi?<br />

Ganz wichtig bei der Wahl des Cover-ups ist<br />

natürlich, dass sich der Kunde mit dem<br />

neuen Motiv wohlfühlt und nicht womöglich<br />

mit dem Cover einen weiteren, noch<br />

größeren Fehler begeht: „Wenn jemand bei<br />

der Beratung hin- und herüberlegt, dann<br />

schicken wir ihn wieder nach Hause“, so<br />

Jungbluth. „Eine Tätowierung ist für die<br />

Ewigkeit, wer sich da nicht ausreichend mit<br />

dem Motiv beschäftigt und den Laser oder<br />

das Cover-up nur als Radiergummi betrachtet,<br />

dem können wir nicht helfen.“<br />

Das sagen die experten<br />

Abschließend bleibt noch die Frage, was<br />

die Experten eigentlich empfehlen, wenn<br />

die eigene Tätowierung eines Tages nicht<br />

mehr gefällt: den Laser oder das Cover-up?<br />

„Da braucht man nichts zu empfehlen“,<br />

sagt Tätowierer Charly Jungbluth, „denn<br />

die Kunden wissen eigentlich ziemlich genau,<br />

ob sie nun tätowiert sein wollen oder<br />

nicht. Ein Cover-up kommt nur in Frage,<br />

wenn du das Tätowieren an sich liebst,<br />

schließlich wird das neue Motiv deutlich<br />

größer sein als das bisherige. Eine Entfernung<br />

ist etwas ganz anderes. Das überlegen<br />

die Kunden vorher, da ist Rat eigentlich<br />

nicht notwendig.“ Das sieht der Dermatologe<br />

Dr. Nikolaus Seeber genauso: „Patienten<br />

kommen mit ganz klaren Vorstellungen<br />

hierher. Wer sich bei uns meldet, der<br />

möchte die Tätowierung vollständig loswerden<br />

und denkt nicht über eine noch aufwendigere<br />

nach. Und wir helfen, so gut wir<br />

es heutzutage eben technisch können.“<br />

Was letztlich bleibt, ist eine ernüchternde<br />

Erkenntnis: Tätowierungen, die aus einer<br />

Laune heraus, bei einem Mallorca-Urlaub<br />

oder nach einem kleinen Umtrunk entstanden<br />

sind, werden oft noch teurer, unangenehmer<br />

und anstrengender, wenn sie irgendwann<br />

nicht mehr gefallen. Wer also<br />

nicht von Anfang ein „Ja!“ im (klaren!) Kopf<br />

hat, wenn’s um eine Tätowierung geht, sollte<br />

lieber abwarten. [asa/bpfl/ls]<br />

Alternative Entfernung<br />

Der Laser ist die neueste Technologie für die<br />

Tattoo-Entfernung, doch es gibt Alternativen.<br />

Einige werden von Hautärzten angeboten, andere<br />

sind in keinem Fall empfehlenswert.<br />

Exzision: Sehr kleine Tattoos können mit dem<br />

Skalpell aus der Haut herausgeschnitten werden.<br />

Ein Hautarzt entfernt auf diese Art eine Tätowierung<br />

schnell und einfach. Aber Vorsicht: Es bleibt<br />

eine schmale, deutlich sichtbare Narbe zurück.<br />

Dermabrasion: Hierbei wird die Tätowierung mit<br />

Hilfe spezieller Instrumente abgeschabt beziehungsweise<br />

abgeschliffen. Diese Methode ist nur<br />

bei sehr oberflächlichen Tätowierungen hilfreich,<br />

da sonst zu leicht eine großflächige Narbe entstehen<br />

könnte. Dieses Verfahren wird nicht mehr angewendet,<br />

seit es die Lasertechnik gibt.<br />

Blitzlampe (IPL): Wird manchmal angeboten, ist<br />

aber wegen der langen Impulse der Lampen im<br />

Gegensatz zum Laser völlig ungeeignet, um Farbpigmente<br />

zu sprengen. Nicht empfehlenswert.<br />

Skinial: Hier wird die Tätowierung mittels Milchsäure<br />

entfernt, die durch „Aufkratzen“ in die Haut<br />

eingebracht wird. Achtung: Hierbei kommt es zu<br />

massiver Narbenbildung! Skinial ist ein Franchise,<br />

das an Kosmetiker ohne medizinische Ausbildung<br />

lizensiert wird. Hautärzte und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Dermatologische</strong><br />

Lasergesellschaft haben gegen den<br />

Vertrieb geklagt. Finger weg!<br />

Fotos: www.osatattoo.at; www.editorisl247.com; istock<br />

76 Perfect ink<br />

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