gehts zum Artikel - Paravan GmbH
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Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
76<br />
Die <strong>Paravan</strong>-Story:<br />
Aus dem Kuhstall<br />
an die Weltspitze<br />
Wie so oft bei solchen Geschichten<br />
spielt der Zufall in Form eines<br />
plötzlichen Erlebnisses eine<br />
wichtige Rolle. Im Falle von Roland Arnold,<br />
dem Gründer und kreativen Kopf von <strong>Paravan</strong>,<br />
war es das Erlebnis auf einem Autobahn-Parkplatz,<br />
auf dem er einem Rollstuhlfahrer<br />
in strömendem Regen ins Auto<br />
half. „Das muss doch irgendwie besser<br />
lösbar sein!“, mag er sich gedacht haben:<br />
Die Idee für eine Großraumlimousine mit<br />
Rampe und Rollstuhlplatz war geboren.<br />
In die Wiege gelegt war ihm der Erfolg, den er mit seinem<br />
Unternehmen <strong>Paravan</strong> aufbaute, indes nicht: Als gelernter KFZ-<br />
Mechaniker nutzte er den besagten Kuhstall zunächst, um<br />
Autos zu tunen. Sein Bruder blieb der Landwirtschaft treu und<br />
bewirtschaftete den elterlichen Hof. Nach der Wende 1989 zog<br />
es beide in den wilden Osten, wo sie mit Mähdreschern als<br />
Lohnmäher ihr Glück versuchten. Später wurde aus dem Auto-<br />
Tuning-Stall ein Reifenhandel.<br />
Roland Arnold war in den Besitz<br />
einer alten Reifenmontiermaschine<br />
gekommen, die er sich selbst<br />
wieder herrichtete. Eines war ihm<br />
früh klar: „Ich muss etwas machen,<br />
das die Welt braucht, sonst<br />
kann ich in Aichelau nicht leben!“<br />
Und dann kam der regnerische<br />
Tag auf dem Autobahn-Parkplatz.<br />
Wer kennt sie nicht, die Mysterien um innovative Firmen wie<br />
Harley-Davidson, Apple oder Google, deren Weg zu Weltruhm<br />
in simplen Garagen begann. Getrieben von der Vision<br />
oft eines Einzelnen, mit dem festen Wunsch, etwas zu<br />
verändern, zu bewegen, einen Unterschied zu machen. Nach<br />
Übersee schauen muss man allerdings nicht, um solchen<br />
Unternehmen und den Machern dahinter zu begegnen.<br />
Selbst im verschlafenen Pfronstetten-Aichelau kann man<br />
sie finden, auch wenn die legendäre Garage in diesem Fall<br />
ein Kuhstall war: Die Geschichte von einem, der aufbrach.<br />
Komplex: Heutige Pflichtenliste für<br />
einen Fahrzeugumbau mit Space<br />
Drive-System<br />
Die Berufung gefunden<br />
Das Schlüsselerlebnis ließ Roland Arnold nicht in<br />
Ruhe. Er informierte sich über bestehende Lösungen<br />
und machte eine Marktanalyse. Schnell stand das Ergebnis<br />
fest: Fahren für Menschen mit Schwerstbehinderung<br />
ist eine Marktlücke. Doch die Banken sahen<br />
das anders, Kredite oder Förderung gab es nicht. Aufstecken<br />
jedoch kam für Roland Arnold nicht in<br />
Frage, er hatte das Potential hinter der Idee erkannt<br />
und war fest entschlossen, sein Vorhaben<br />
durchzuziehen. Als erster Umbau für Rollis<br />
entstand 1997 ein Chrysler Voyager mit Seiteneinstieg<br />
über eine Rampe, zunächst als reine<br />
Lösung für Passivfahrer.<br />
Um auch Menschen mit starken körperlichen<br />
Einschränkungen das aktive Fahren zu ermöglichen,<br />
wollte Roland Arnold das elektronische<br />
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Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
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Modular: Das bewährte Space Drive<br />
bietet Steuereinheiten für die<br />
unterschiedlichsten Anforderungen<br />
Moderne Lösung: Ein Voyager der<br />
aktuellen Baureihe mit Space Drive<br />
und Docking-Stationen für Rollstühle<br />
Steuerungssystem eines amerikanischen<br />
Herstellers in seinen<br />
Hochleistung: Das neue High-Drive<br />
eröffnet faszinierende Möglichkeiten<br />
Umbauten einsetzen, um Fahrzeuge<br />
über einen kleinen Joystick<br />
lenkbar zu machen. Da es für das System keine<br />
TÜV-Zulassung seitens des Herstellers gab, kümmerte<br />
er sich eben selbst darum und war der erste, der<br />
Joysticksteuerung mit TÜV-Gutachten anbieten konnte.<br />
„Leider war die Technik nicht ganz ausgereift, also<br />
habe ich entschieden, dass wir unser eigenes System<br />
entwickeln müssen“, erinnert sich der 47-jährige Visionär<br />
heute. 2004 kam das erste Space Drive auf den<br />
Markt und konnte neben Lenkung, Gas und Bremse<br />
auch schon weitere Funktionen zuverlässig steuern.<br />
Das System umfasst Module für die unterschiedlichsten<br />
Behinderungsarten. Abhängig davon, ob die<br />
oberen oder unteren Extremitäten betroffen sind,<br />
kann mit zusätzlichen Lenkrädern, Fußlenkungen,<br />
Joysticks und Schiebereglern, Tastern oder<br />
Kinn- und Schulterschaltern nahezu jede Einschränkung<br />
ausgeglichen werden. Sogar bei<br />
fortschreitenden Erkrankungen ist dies durch<br />
jederzeit mögliche Anpassung der Parameter des Space Drive<br />
machbar.<br />
Ungewöhnliche Aufgabe: Dank High-Drive-System könnte dieser<br />
Transporter bald ferngesteuert fahren<br />
High-Drive für viele neue Anwendungsbereiche<br />
Genau dieses System ist es auch, das <strong>Paravan</strong> heute die<br />
nächsten Schritte in die Zukunft erlaubt, denn der Nachfolger<br />
der ersten Space Drive-Generation ist so leistungsfähig, dass<br />
auch industrielle Anwendungen außerhalb der Behindertenumbauten<br />
möglich sind. „Mit dem High-Drive ermöglichen wir<br />
Drive-By-Wire für viele unterschiedliche Anwendungsgebiete.<br />
Von der Landwirtschaft über humanitäre Einsätze bis hin zu<br />
Baumaschinen ist die Steuerung über Fernbedienung oder vollkommen<br />
autonom durch Computer und GPS-Daten machbar“,<br />
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Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
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Familienbande: Die E-Rollis entstanden, weil keiner bieten<br />
konnte, was Roland Arnold wollte<br />
erläutert der Unternehmer. „Auch wenn unser<br />
Herz und unsere Wurzeln im Behindertenbereich<br />
liegen, wir sind nicht abhängig<br />
davon.“<br />
Vereinfacht dargestellt ermöglichen Drive-By-Wire-Systeme<br />
analog zu Fly-By-Wire – der Joysticksteuerung, wie sie heute in<br />
allen modernen Flugzeugen Verwendung findet – die Steuerung<br />
von Fahrzeugen mit nahezu beliebigen Eingabegeräten. Im Extremfall<br />
kann dies dann sogar ein Computer sein, der über GPS,<br />
Kameras und Sensoren ein Fahrzeug autonom, also ohne Fernbedienung<br />
durch einen Menschen, steuert. Herzstück des High-<br />
Neu erdacht: Die Gelenke des Biolution folgen der Körpergeometrie<br />
Drive-Systems von <strong>Paravan</strong> ist eine neu entwickelte Zentraleinheit,<br />
in der drei unabhängige Computer sich gegenseitig überwachen<br />
und gegen Ausfall sichern. Diese nimmt Befehle von<br />
Steuermodulen wie Mini-Lenkrädern, Joysticks, Tastenfeldern<br />
oder Touch-Screen-Bildschirmen an und gibt sie an das Fahrzeug<br />
weiter.<br />
Dass man heute in verschiedene Richtungen entwickelt, zeigt<br />
ein mächtiger MAN HX Gelände-LKW, der nicht zu übersehen<br />
zwischen den vielen umgebauten und <strong>zum</strong> Umbau bestimmten<br />
PKWs, Vans und Transportern in einer der Umrüsthallen steht.<br />
Hier werden Komponenten und Funktionen des High-Drive-<br />
Wohnlich: In Kooperation mit Hymer<br />
entsteht der <strong>Paravan</strong>o<br />
Aufrichtend: Der neue Biolution ermöglicht<br />
Stehen in Perfektion<br />
Systems getestet und weiterentwickelt, die über den<br />
Rahmen der Behindertenumbauten hinaus gehen.<br />
Fehlende Lösungen sind der Ansporn<br />
Anpacken, selber eine Lösung entwickeln und diese<br />
bis ins letzte Detail optimal ausgestalten, das sind<br />
die Triebfedern, die Roland Arnold immer wieder motivieren.<br />
So entstanden auch die Elektrorollstühle,<br />
die <strong>Paravan</strong> fertigt, aus dem Mangel an passenden<br />
Lösungen. „Ursprünglich suchten wir nur eine Möglichkeit,<br />
den E-Rolli als Fahrersitz nutzen zu können,<br />
ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen“, skizziert<br />
er die Problematik, bevor er die Entwicklung beschreibt:<br />
„So etwas konnte uns kein Hersteller bieten.<br />
Wir brauchten dazu einen funktionalen und robusten<br />
Rollstuhl mit all den Möglichkeiten, welche die moderne<br />
Technik bietet, und das entsprechende Sicherungssystem.<br />
Also haben wir die Sache selbst in die<br />
Hand genommen und das Befestigungssystem gleich<br />
zusammen mit einem kompletten Rolli entwickelt. Das<br />
Ergebnis war der <strong>Paravan</strong> E-Rollstuhl mit höchster<br />
Sicherheitsleistung bei optimalem Fahrkomfort.“<br />
Jüngster Spross dieser erstaunlichen Familie von<br />
E-Rollstühlen ist der Biolution, ein innovativer Stehrollstuhl<br />
mit biometrischen Gelenkkonstruktionen. Erstmalig<br />
wurden für diesen Rollstuhl physiologische<br />
Drehpunkte für Knie und Hüfte realisiert. In der Praxis<br />
bedeutet dies, dass sich nicht nur der Winkel verändert,<br />
in dem <strong>zum</strong> Beispiel Becken und Oberschenkel<br />
zueinander stehen, sondern auch der Abstand der einzelnen<br />
Auflageflächen zueinander passt sich während<br />
des Aufrichtvorgangs kontinuierlich an. So bleiben<br />
Knie und Hüfte immer optimal positioniert, ein Abrutschen<br />
des Körpers beim Aufrichten wird verhindert.<br />
HANDICAP 2/2013
Aufwändig: Der Umbau <strong>zum</strong> <strong>Paravan</strong>o erfordert<br />
großflächige Arbeiten<br />
Vielfältige Fahrzeugoptionen<br />
Bei den Fahrzeugen für schwerstbehinderte Selbstfahrer<br />
ist noch immer der Voyager – inzwischen von Lancia gebaut<br />
– mit Unterflurrampe und Space Drive das Zugpferd.<br />
Alternativ sind auch der KIA Carnival und der VW Caddy<br />
im <strong>Paravan</strong>-Programm. Wer es etwas größer mag, kommt<br />
mit dem preisattraktiven Hyundai H1 auf seine Kosten,<br />
der ebenso wie der T5 von VW oder die Vito/Viano-Serien<br />
von Mercedes-Benz mit dem neu entwickelten digital gesteuerten<br />
Kassettenlift ausgestattet werden kann. Noch<br />
etwas mehr Platz bietet ein umgebauter Sprinter. Größte<br />
Fahrzeugkategorie bei <strong>Paravan</strong> ist dennoch ohne Zweifel<br />
das mit Hymer gemeinsam entwickelte Wohnmobil <strong>Paravan</strong>o,<br />
in dem selbst E-Rollifahrer bequem reisen und<br />
leben können. Der bei diesem Leuchtturmprojekt betriebene<br />
Umbauaufwand ist schon atemberaubend, weil der<br />
komplette Innenraum dem Platz- und Komfortbedarf entsprechend<br />
aufgebaut werden muss.<br />
Beispiel das im vergangenen Jahr<br />
selbst entwickelte Luftfahrwerk, das<br />
umgerüsteten Fahrzeugen wieder<br />
mehr Bodenfreiheit verschafft, damit<br />
sie etwa auf Bodenschwellen oder bei<br />
der Einfahrt in Tiefgaragen nicht aufsetzen.<br />
Selbst den Führerschein kann man gleich in Aichelau auf mit<br />
dem Space Drive ausgestatteten Fahrzeugen in der <strong>Paravan</strong>-<br />
Fahrschule machen. „Wir haben speziell ausgebildete Fahrlehrer<br />
und Prüfer vom TÜV hier vor Ort“, erklärt Roland<br />
Arnold nicht ohne Stolz, während er seine Blicke von der<br />
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Bewegend: Wolfgang Glauner,<br />
Geschäftsführer <strong>Paravan</strong> Medical<br />
(rechts), führt den Movanimo<br />
mit einer Probandin vor<br />
Wer etwas verändern will, muss<br />
die Dinge anpacken<br />
Was immer Roland Arnold anpackt, das macht er gründlich<br />
und bis ins Detail. So ist aus dem Kuhstall längst ein<br />
Mobilitätszentrum auf 50.000 Quadratmetern geworden,<br />
in dem rund 150 Mitarbeiter, vom Software-Entwickler<br />
bis <strong>zum</strong> Automechaniker, Hand in Hand an maßgeschneiderten<br />
Lösungen für jeden einzelnen Kunden arbeiten.<br />
Beim Aufzählen der vielfältigen Dienstleistungen, die<br />
<strong>Paravan</strong> heute anbietet, muss selbst Roland Arnold aufpassen,<br />
dass er nichts unterschlägt: „Wir sind inzwischen<br />
einer der führenden Hersteller von behindertengerecht<br />
umgerüsteten Fahrzeugen, haben Geschäftsbeziehungen<br />
in über 50 Länder weltweit und hier in<br />
Aichelau ein Mobilitätszentrum geschaffen, in dem der<br />
Kunde alles aus einer Hand bekommt: Umbauten für Aktivfahrer,<br />
Heckausschnitte, Lifte und BTW-Systeme, unseren<br />
Kassettenlift, die E-Rollis und seit neuestem auch<br />
den Bewegungstrainer Movanimo als Startschuss für<br />
unsere Tochterfirma <strong>Paravan</strong> Medical. Und wenn es etwas<br />
noch nicht gibt, dann machen wir das!“ Wie <strong>zum</strong><br />
HANDICAP 2/2013
Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
80<br />
VIP-Service: Ein Rolli-Shuttle verkehrt<br />
zwischen Hotel und Firmenzentrale<br />
Absprachen: Details werden vor Ort<br />
besprochen und angepasst<br />
Gute Laune: Peter Seiringer<br />
freut sich über die neu gewonnene<br />
Mobilität<br />
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Terrasse des für die Kunden eingerichteten<br />
Cafés über das Firmengelände streifen<br />
lässt. Auch diese Art von Service gehört<br />
<strong>zum</strong> Konzept bei <strong>Paravan</strong> oder mehr noch<br />
zur Überzeugung der Mitarbeiter und ihres<br />
Chefs, der es so formuliert: „Ich bin nicht<br />
Verkäufer, sondern Freund des Kunden<br />
und mit ihm auf Augenhöhe, weil mich die<br />
Lösung für ihn interessiert.“<br />
Diese Einstellung bestätigen die Kunden<br />
mit Handicap, von denen viele eine ganze<br />
Woche in Aichelau sind. Dank der Kooperation mit dem nahen<br />
Hotel Lamm in Ödenwaldstetten, in dem es zehn rollstuhlgerechte<br />
Zimmer gibt, ist es ohne weiteres möglich, auch längere<br />
Zeit für notwendige Feineinstellungen vor Ort zu bleiben.<br />
Nach sieben Jahren endlich wieder am Steuer<br />
Der 31-jährige Peter Seiringer kommt aus Oberösterreich. 450<br />
Kilometer ist er gefahren worden, um in vier Tagen die letzten<br />
Einstellungen und Modifikationen vornehmen zu lassen, bevor<br />
er endlich <strong>zum</strong> ersten Mal selbst nach Hause fahren kann. Nach<br />
einem Motorradunfall 2006 ist er Tetraplegiker auf Höhe<br />
C4/C5. Den Voyager kaufte er gebraucht, für den Umbau mit<br />
Space Drive kommt ein Versicherungsträger auf. „Es war schon<br />
ein tolles Feeling, nach sieben Jahren ohne selbst ein Auto fahren<br />
zu können, die ersten Runden bei <strong>Paravan</strong> mit dem<br />
Space Drive zu drehen“, erzählt er. „Ich bin im vergangenen<br />
Winter auf <strong>Paravan</strong> gestoßen und bald war klar,<br />
dass dies der richtige Weg für mich ist, weil hier alles<br />
so unkompliziert ist: Man kann direkt mit dem Mechaniker<br />
sprechen und Dinge anpassen lassen“, sagt<br />
Peter Seiringer begeistert. „Auch das Hotel und das<br />
Café hier sind super. Und erst der Shuttle-Service:<br />
Man wird vom Hotel abgeholt und auch wieder hingefahren,<br />
wann man will.“ Unkritisch ist er bei all der<br />
Begeisterung und Vorfreude dennoch nicht. Nach eineinhalb<br />
Stunden Fahrt mit dem Space Drive schildert<br />
er seine Erfahrungen: „Die Lenkung ist schon gewöhnungsbedürftig<br />
und fühlt sich fast wie bei einem ferngesteuerten<br />
Auto an, denn es gibt keine Rücklenkwirkung.“<br />
Diesem Faktor ist man bei <strong>Paravan</strong> aber auch<br />
schon auf der Spur; in der nächsten Version könnte<br />
es eine Force-Feedback-Funktion geben, die allerdings<br />
nicht ganz einfach zu realisieren sein wird.<br />
Dank Space Drive <strong>zum</strong> Führerschein<br />
Auch Yannik Spyra, der mit seinen Eltern aus Wolfsburg<br />
angereist ist, kommt zu letzten Anpassungen an<br />
seinem VW Caddy Maxi. Er ist aber nicht <strong>zum</strong> ersten<br />
Mal in Aichelau. „Im Juli 2012 habe ich bei <strong>Paravan</strong><br />
meinen Führerschein gemacht.<br />
In nur drei Wochen!“, erzählt er<br />
stolz. Der 22-Jährige macht bei<br />
Volkswagen eine Ausbildung<br />
<strong>zum</strong> Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung.<br />
Die<br />
Agentur für Arbeit übernahm die<br />
Kosten für die Fahrausbildung,<br />
die Umbaukosten in Höhe von<br />
ca. 80.000 Euro und zwei Drittel<br />
des Fahrzeugpreises. Dennoch<br />
hat es insgesamt drei Jahre ge-<br />
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Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
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Finetuning: Yannik bespricht<br />
die letzten Einstellungen mit<br />
einem Techniker<br />
Führerscheinneuling: Unterstützt von<br />
Fahrlehrer Igino Farnhamer machte Yannik<br />
Spyra den Führerschein bei <strong>Paravan</strong><br />
in nur drei Wochen<br />
dauert, bis er seinen Wagen bekommen<br />
hat, weil der Kostenträger<br />
träge war. Dann tauchte<br />
das nächste Problem auf: „Die<br />
KFZ-Versicherung wollte monatlich<br />
470 Euro von mir haben,<br />
weil das Auto insgesamt ja so teuer ist!“, berichtet er noch immer<br />
fassungslos. Zum Glück fand sich aber noch ein günstigerer Versicherer,<br />
und jetzt soll es in einer Woche endlich im eigenen Wagen nach<br />
Hause gehen.<br />
Yannik, der durch eine spinale Muskelatrophie Typ 3a auf den Rollstuhl<br />
angewiesen ist, seitdem er vierzehn ist, fährt den Caddy Maxi<br />
mit zwei Joysticks: Einen für Gas und Bremse und einen für die<br />
Lenkung. Darüber hinaus ist sein Wagen mit einem Heckeinstieg mit<br />
Macher: Roland Arnold im Gespräch<br />
auf der Café-Terrasse<br />
Rampe, einer Dockingstation für den Rolli und dem Kopfstützensystem<br />
von <strong>Paravan</strong> für ihn umgebaut<br />
worden. Noch nutzt er einen<br />
Aktivrollstuhl mit e-fix-Antrieb von<br />
Ulrich Alber, aber durch die progressive<br />
Natur seiner Erkrankung<br />
könnte irgendwann ein E-Rolli notwendig<br />
werden. Der Kontakt zu<br />
<strong>Paravan</strong> besteht schon lange. Als<br />
er vierzehn war, besuchte ihn Mitarbeiter<br />
Norbert Peschke zuhause. „Dabei ging es damals gar nicht<br />
ums Verkaufen, sondern allein um menschliche Hilfe und Unterstützung“,<br />
betont Yannik jedoch sofort.<br />
Erst viel später nahm er an einem Schnupperwochenende bei <strong>Paravan</strong><br />
teil, konnte die Systeme ausgiebig ausprobieren und war vom<br />
Space Drive begeistert. Heute sagt er: „Für mich ist das System ideal,<br />
auch wenn es anspruchsvoll ist, die Spur zu halten. Das musste ich<br />
mir erst erarbeiten. In den Kurven fehlt etwas die physische Rückmeldung.<br />
Aber mein Fahrlehrer hilft mir super, die Angst in den Kurven<br />
zu überwinden.“ Fahrlehrer Igino Farnhamer freut sich über das Lob<br />
seines Schülers und gibt es gleich zurück: „Yannik hat den Führerschein<br />
ohne Probleme geschafft, und auch heute musste ich ihn ständig<br />
loben, er macht das wirklich gut für die kurze Zeit. Mit den Kilometern<br />
kommt auch die Sicherheit, das ist bei jedem Fahranfänger<br />
so.“ Dann berichtet er, dass<br />
bei Fahrschülern, die mit<br />
dem Space Drive lernen,<br />
nicht zwangsläufig mehr<br />
Fahrstunden bis <strong>zum</strong> Führerscheinerwerb<br />
notwendig<br />
sind, als bei Fußgängern.<br />
Im Vergleich sei es<br />
sogar einfacher, einem Neuling das Fahren mit<br />
dem Space Drive beizubringen, als jemandem,<br />
der zuvor bereits Auto gefahren ist.<br />
„Ich fühle mich bei <strong>Paravan</strong> wirklich gut aufgehoben,<br />
kann hier jeden duzen und direkt mit<br />
dem Programmierer sprechen“, freut sich Yannik.<br />
Er ist sich sicher, dass Autofahren sein<br />
Selbstbewusstsein stärkt, weil er endlich die<br />
Möglichkeit hat, von Mama und Papa unabhängig<br />
unterwegs zu sein: „Ich kann zu meinen<br />
Omas fahren und sie <strong>zum</strong> Kaffee trinken mitnehmen.“<br />
Im August will er mit zwei Freunden<br />
zunächst zu einem Konzert nach Berlin fahren,<br />
später dann zu „Rock am Ring“. Sein größter<br />
Traum wäre es jedoch, mit dem umgebauten<br />
Auto dank Space Drive in den USA zu fahren.<br />
„Vielleicht geht dieser Traum sogar in Erfüllung“,<br />
strahlt er, „über Volkswagen bekomme<br />
ich wahrscheinlich die Chance, für zehn Monate<br />
<strong>zum</strong> Arbeiten nach Amerika zu gehen!“<br />
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Auto-Mobilität / Unternehmungen<br />
Dreamteam: Kreativer Kopf<br />
Roland Arnold und Reputationsmanager<br />
Oliver Raach<br />
Entgegenkommend: Demographische<br />
Veränderungen erfordern<br />
neue Sitzkonzepte<br />
Weil der Kunde im Mittelpunkt steht<br />
Für Roland Arnold sind diese Aussagen mindestens ebenso<br />
wichtig wie die zahlreichen Auszeichnungen und Innovationspreise,<br />
die er und sein Unternehmen bereits verliehen bekommen<br />
haben: „Mich freut es einfach, wenn wir etwas anpacken<br />
und Mitarbeiter und Kunden zufrieden sind. Nur wenn es zu<br />
langsam geht, dann werde ich ungeduldig. Ich will Ergebnisse<br />
sehen. Wenn meine Ziele nicht erreicht werden, dann ärgert<br />
mich das!“ Der TÜV-Rheinland bestätigt diese Kundenorientierung<br />
mit der Note 1,18 für Kundenzufriedenheit. So verwundert<br />
Vielseitige Berufungen<br />
Während Roland Arnold für die technischen Ideen hinter <strong>Paravan</strong> verantwortlich<br />
zeichnet, vertritt Oliver Raach das Unternehmen nach<br />
außen wie kein Zweiter. Ob es um Messeauftritte, Galaveranstaltungen,<br />
Fernsehreportagen oder auch um die Führung von Besuchern durch die<br />
Aichelauer Firmenzentrale<br />
geht: Oliver Raach ist stets<br />
irgendwo mittendrin und<br />
berichtet über Geplantes<br />
und Geleistetes. Dabei sah<br />
es lange nicht so aus, als<br />
könnte Oliver Raach überhaupt<br />
wieder einer Arbeit<br />
nachgehen, denn nach einem<br />
schweren Verkehrsunfall<br />
mit Schädel-Hirn-Trau-<br />
Aktivist: Oliver Raach empfängt eine<br />
Besuchergruppe<br />
ma musste er sich „mühsam wieder ins Leben zurückkämpfen“, wie er<br />
selbst sagt. Heute ist aus dem ehemaligen Musiker, Musiktherapeuten,<br />
Diplom-Betriebswirt, Industrie-Ingenieur, Dirigenten und Arrangeur<br />
längst die Stimme von <strong>Paravan</strong> geworden, die unermüdlich und jederzeit<br />
bemüht ist, den Kerngedanken hinter dem Unternehmen zu verdeutlichen.<br />
In seiner Position als Direktor der Roland & Martina Arnold Stiftung<br />
trägt er maßgeblich dazu bei, das soziale Engagement des Umrüsters<br />
<strong>Paravan</strong> bundesweit bekannt zu machen. Als vereidigter und<br />
bestellter Sachverständiger für die KFZ-Versorgung Körperbehinderter<br />
vertritt er zusätzlich deren Interessen auch in öffentlichen Gremien.<br />
es nicht, dass auch das soziale<br />
Engagement bei <strong>Paravan</strong> über<br />
das normale Maß hinaus geht.<br />
Mit der Gründung einer eigenen<br />
Stiftung, die vom Leiter des Reputationsmanagements<br />
Oliver<br />
Raach als Direktor vertreten wird,<br />
will man dort ansetzen, wo die<br />
Hilfe am nötigsten ist. Die Stiftung<br />
setzt sich sowohl für behinderte<br />
Einzelpersonen als auch für Organisationen<br />
ein. Dabei macht sich Oliver Raach unermüdlich und<br />
mit grenzenlosem persönlichen Engagement für die<br />
Belange behinderter Menschen in der Gesellschaft<br />
stark.<br />
Für die Zukunft sieht Roland Arnold Riesenchancen<br />
im wachsenden Seniorenmarkt: „Der demographische<br />
Wandel erfordert ganz neue Einstiegskonzepte, wie<br />
wir sie mit unserem Perfect Seat-System, das den Einstieg<br />
enorm erleichtert, bereits bieten. Einige Autohersteller<br />
prüfen, ob und wie sie den Perfect Seat in<br />
ihr Portfolio aufnehmen können.“<br />
Strategische Kooperationen, wie die mit dem württembergischen<br />
Industrieunternehmen Würth, das sich vor<br />
zwei Jahren 25,1 % von <strong>Paravan</strong> sicherte, zeugen vom<br />
Willen, vorwärts zu gehen. „Ich kenne die Familie<br />
Würth schon seit Jahren. Wir reden offen und auf<br />
Augenhöhe, und das weiß ich sehr zu schätzen. Die<br />
positiven Effekte, die sich aus der Erfahrung mit weltweit<br />
45.000 Außendienstmitarbeitern im Vertrieb bei<br />
Würth für uns ergeben, sind unschätzbar. Genau so<br />
wie die Türen, die sich uns durch den engen Kontakt<br />
mit Prof. Würth öffnen“, erklärt Roland Arnold und<br />
verspricht: „Trotzdem wird der Kopf und das Herz von<br />
<strong>Paravan</strong> immer hier in Aichelau bleiben. Ich stehe <strong>zum</strong><br />
Standort Deutschland!“ Und wieder gibt der Erfolg<br />
dem Anpacker recht: Obwohl <strong>Paravan</strong> nie zu den<br />
günstigsten Anbietern gehörte, werden die Produkte<br />
inzwischen immer mehr von anderen Umrüstern gekauft<br />
und eingebaut. Die Strecke vom Kuhstall <strong>zum</strong><br />
Weltruf ist also schon zu einem guten Stück geschafft.<br />
Text und Fotos: Gunther Belitz<br />
Auskünfte: PARAVAN <strong>GmbH</strong>, <strong>Paravan</strong>-Straße 5-10,<br />
72539 Pfronstetten-Aichelau, Tel.: 07388/999566,<br />
Fax: 07388/999579, E-Mail: vertrieb@paravan.de,<br />
Internet: www.paravan.de<br />
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