Teilhabe für alle! - SCI-Moers
Teilhabe für alle! - SCI-Moers
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Ausgabe Nr. 36<br />
Juni 2013<br />
Ein : Blicke<br />
<strong>Teilhabe</strong> <strong>für</strong> <strong>alle</strong>!<br />
Seit anderthalb Jahren setzen sich Schulsozialarbeiter des <strong>SCI</strong> in Grundschulen <strong>für</strong> eine gleichberechtigte<br />
<strong>Teilhabe</strong> <strong>alle</strong>r Kinder ein. Die Zwischenbilanz ist klar: Ohne Schulsozialarbeit ginge es gar nicht mehr.<br />
Thomas ist sieben Jahre alt und<br />
hat oft Schwierigkeiten bei den<br />
Hausaufgaben. Außerdem leidet er<br />
unter Sprachstörungen und lispelt<br />
auffällig. Und weil seine Eltern Arbeitslosengeld<br />
II beziehen, bleibt<br />
nicht genug Geld <strong>für</strong> Dinge, die <strong>für</strong><br />
Thomas Klassenkameraden selbstverständlich<br />
sind: ein Fahrrad zum<br />
Beispiel. Oder die Mitgliedschaft im<br />
Fußballverein.<br />
Thomas steht stellvertretend <strong>für</strong><br />
viele Kinder, deren Eltern es finanziell<br />
nicht stemmen können, Klassenfahrten<br />
zu bezahlen oder den<br />
Sportverein. Um diese Kinder kümmern<br />
sich die Schulsozialarbeiter<br />
des <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong>, die seit anderthalb<br />
Jahren an sieben Grundschulen im<br />
<strong>Moers</strong>er Stadtgebiet im Einsatz sind.<br />
Sie bringen Eltern, Lehrern und auch<br />
Schülern das sogenannte Bildungsund<br />
<strong>Teilhabe</strong>paket des Bundes näher.<br />
Zu den Leistungen des Pakets gehören<br />
Mittagsverpflegung, Nachhilfeangebote,<br />
Kosten <strong>für</strong> Schulausflüge<br />
und Klassenfahrten oder Mitgliedsbeiträge<br />
in Sportvereinen. Durch die<br />
Hilfe der Schulsozialarbeiter wurden<br />
in den letzten anderthalb Jahren fast<br />
200 Anträge gestellt – <strong>alle</strong>in an den<br />
Grundschulen. „Da liegt auch unser<br />
Schwerpunkt“, sagt Frank Liebert,<br />
stellvertretender <strong>SCI</strong>-Geschäftsführer.<br />
„Aber die Gymnasien und<br />
Realschulen sehen an ihren Schulen<br />
ebenfalls einen Bedarf.“<br />
In einem Fall wie dem des kleinen<br />
Thomas helfen die Schulsozialarbeiter<br />
den Eltern, den Antrag zu<br />
stellen, damit der Junge einen Fußballverein<br />
besuchen kann. Auch<br />
über die Angebote des Bildungsund<br />
<strong>Teilhabe</strong>pakets hinaus können<br />
die Schulsozialarbeiter helfen. Nils<br />
Bohländer, einer von ihnen, erklärt:<br />
„Wir zeigen den Eltern zum Beispiel,<br />
wo gute Logopäden sitzen, die sich<br />
den Sprachproblemen des Kindes<br />
annehmen.“ Und über Vereine wie<br />
„Klartext <strong>für</strong> Kinder“ können etwa<br />
Fahrräder <strong>für</strong> bedürftige Schüler organisiert<br />
werden.<br />
Die Bemühungen tragen bereits<br />
Früchte: „Es gibt niemanden mehr,<br />
der nicht mit auf eine Klassenfahrt<br />
fahren kann“, freut sich Schulsozialarbeiter<br />
Boris Heinsch, der an der<br />
Emanuel-Felke-Grundschule arbeitet.<br />
Auch wenn es in den Klassen<br />
Probleme gibt, sind die Schulsozialarbeiter<br />
vor Ort: „Wird ein Kind<br />
ausgegrenzt, beziehen wir die ganze<br />
Klasse in unsere Arbeit mit ein. Dann<br />
gibt es Gruppenspiele, bei denen wir<br />
Der häufigste Anlass <strong>für</strong> Anträge:<br />
Stehen Klassenfahrten an, werden Eltern<br />
finanziell unterstützt, die sich die<br />
Kosten sonst nicht leisten könnten.<br />
die Schüler spielerisch da<strong>für</strong> sensibilisieren,<br />
welchen Schaden Hänseln<br />
anrichten kann“, sagt Nils Bohländer.<br />
Die Schulsozialarbeiter arbeiten eng<br />
mit den Schulen und anderen Instanzen<br />
zusammen. „Wir haben eine hervorragende<br />
Kooperation mit dem Repelener<br />
Jugendamt“, freut sich Frank<br />
Liebert. Denn in vielen Fällen ist es<br />
nötig, das Jugendamt <strong>für</strong> weitere Hilfeleistungen<br />
ins Boot zu holen.<br />
Focus<br />
Schulsozialarbeit<br />
soll weitergehen<br />
„Rückenwind <strong>für</strong> unsere Arbeit erhalten<br />
wir vor <strong>alle</strong>m durch das Jobcenter“,<br />
erklärt Frank Liebert. „Aber<br />
auch durch die Schulen, die sind sehr<br />
zufrieden mit der externen Hilfe.“<br />
Der Einsatz der Schulsozialarbeiter<br />
an <strong>Moers</strong>er Grundschulen ist <strong>alle</strong>rdings<br />
zunächst zeitlich beschränkt:<br />
Das Programm läuft noch bis spätestens<br />
Ende Juni des nächsten<br />
Jahres. Frank Liebert hofft jedoch,<br />
dass die Schulsozialarbeit bald als<br />
Dauerprogramm eingeführt wird.<br />
Denn: „Der Bedarf ist überall da,<br />
keine Schulform kommt mehr ohne<br />
Schulsozialarbeit aus.“<br />
Die Förderung <strong>für</strong> die Schulsozialarbeit des <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> im Rahmen des<br />
Bildungs- und <strong>Teilhabe</strong>pakets läuft spätestens Ende Juni 2014 aus –<br />
wenn die Bundesregierung nicht umschwenkt. Eine Hoffnung von Schülern<br />
und Eltern, dass die Befristung der Förderung aufgehoben wird, beruht auf<br />
einer Initiative des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Dieser dringt<br />
darauf, dass die Bundesregierung das Programm verlängert. Frank Liebert<br />
vom <strong>SCI</strong> ist optimistisch: „Es hat ja keinen Sinn, erst die Strukturen aufzubauen,<br />
um sie dann nach so kurzer Zeit wieder abreißen zu lassen.“
Kooperation<br />
Spielend fit<br />
<strong>für</strong> den Arbeitsmarkt<br />
Bretter, die die Bewerbungsarbeit unterstützen: Bei JobAct müssen die<br />
Akteure im wahrsten Sinne des Wortes „mitspielen“.<br />
Das Theaterprojekt „JobAct to connect“,<br />
das Arbeitslose zurück in den Beruf bringen<br />
soll, geht in die dritte Runde.<br />
Was hat Theaterspielen mit<br />
Bewerbungstraining zu tun?<br />
Auf den ersten Blick nicht viel. Dass<br />
diese beiden Disziplinen aber eng<br />
miteinander verknüpft sind und sich<br />
gegenseitig ergänzen, beweist das<br />
Projekt „JobAct to connect“, das nun<br />
zum dritten Mal, vom <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> unterstützt,<br />
in der Region stattfindet.<br />
Durch das Projekt sollen Arbeitslose<br />
die nötige Selbstsicherheit <strong>für</strong><br />
die Jobsuche finden. Das geschieht<br />
einerseits durchs Theaterspielen:<br />
Die Teilnehmer erarbeiten mit professioneller<br />
Hilfe ein Theaterstück,<br />
das sie abschließend vor Publikum<br />
aufführen. Andererseits steht auch<br />
ein Bewerbungsmanagement auf<br />
dem Programm, das Tobias Nienaber<br />
vom <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> durchführt.<br />
Ins Leben gerufen wurde „JobAct“<br />
von der Wittener Firma Projektfabrik,<br />
die es mittlerweile in vielen<br />
Städten bundesweit realisiert.<br />
Im Mai startete bereits die dritte<br />
Kooperation mit dem <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong>:<br />
Nach erfolgreichen Durchgängen<br />
in Kamp-Lintfort und <strong>Moers</strong> läuft<br />
derzeit eine neue Runde in Kamp-<br />
Lintfort. Kooperationspartner ist außerdem<br />
das Jobcenter Wesel, das die<br />
Maßnahme finanziell trägt.<br />
„Durch das Theaterspielen arbeiten<br />
die Teilnehmer an ihrer Körperhaltung,<br />
an ihrem Auftreten und ihrem<br />
Sprachgebrauch“, erklärt Tobias Nienaber.<br />
„Alles wichtige Faktoren,<br />
auf die es auch beim Bewerbungsgespräch<br />
ankommt.“ Sein Stecken-<br />
pferd ist das Bewerbungscoaching:<br />
„Die Teilnehmer können ihre Bewerbungsunterlagen<br />
mitbringen. Wir<br />
vergleichen sie dann mit aktuellen<br />
Standards und aktualisieren sie.“<br />
Außerdem macht der Sozialpädagoge<br />
die Teilnehmer fit <strong>für</strong> Online-Bewerbungen:<br />
„Ich erkläre ihnen, wie<br />
man zum Beispiel PDF-Dokumente<br />
zusammenfügt oder welche Internet-Jobseiten<br />
sinnvoll sind.“<br />
Neben den klassischen Bewerbungen<br />
sind ihm vor <strong>alle</strong>m die kreativen<br />
Ansätze wichtig: „Im letzten<br />
Jahr haben wir eine Google-Rallye<br />
veranstaltet: Die Teilnehmer sollten<br />
Google Maps nutzen, um in ihrer<br />
Wohngegend Arbeitgeber zu entdecken.“<br />
Dann schickte er sie in die Betriebe,<br />
um kleine Interviews mit den<br />
Mitarbeitern zu führen. „So konnten<br />
sie einen ersten Zugang zu den Firmen<br />
finden und ein Netzwerk aufbauen.“<br />
Und das macht sich bezahlt:<br />
In der zweiten Phase des Projektes,<br />
nach Abschluss des Theaterstücks,<br />
gehen nämlich <strong>alle</strong> Teilnehmer in ein<br />
selbstgewähltes Praktikum.<br />
Zehn Monate dauert das Projekt. Im<br />
März nächsten Jahres sollen möglichst<br />
<strong>alle</strong> Teilnehmer des Kamp-<br />
Lintforter Projekts entweder in<br />
Arbeit, in Aus- oder Weiterbildung<br />
Endlich mal <strong>alle</strong>s geben dürfen:<br />
ein Schauspielschüler<br />
geht aus sich heraus.<br />
stehen. Tobias Nienaber hofft, dass<br />
diese Runde genauso erfolgreich<br />
wird wie die vor einem Jahr in Kamp-<br />
Lintfort: Damals hatten 70 Prozent<br />
der Teilnehmer nach Abschluss des<br />
Projektes eine Anstellung gefunden.<br />
Nachgefragt<br />
„Wir wecken die Stärken!“<br />
Das Jobcenter Wesel finanziert das Projekt „JobAct to connect“.<br />
Geschäftsführerin Ellen Burhans erklärt, warum das Jobcenter so<br />
gute Erfahrungen mit kreativen Vermittlungs-Maßnahmen gemacht hat.<br />
Ellen Burhans ist Geschäftsführerin<br />
des Jobcenters Wesel.<br />
Frau Burhans, weshalb sind Theaterspielen<br />
und Bewerbungstraining<br />
so eine gute Kombination?<br />
William Shakespeare hat mal geschrieben:<br />
„Es steigt der Mut mit<br />
der Gelegenheit“ – und das finde ich<br />
sehr passend. Die Teilnehmer können<br />
sich im Theaterspiel erproben und<br />
ganz viel über sich herausfinden.<br />
Und mit dem Selbstvertrauen dann<br />
ins Bewerbungsgespräch gehen.<br />
Woran liegt es, dass bereits viele<br />
Teilnehmer des Projekts erfolgreich<br />
vermittelt werden konnten?<br />
Die Teilnehmer haben gelernt, was<br />
ihnen liegt und was sie können. Und<br />
das wirkt nachhaltig: Sie treten im<br />
Bewerbungsverfahren ganz anders<br />
auf und nehmen die Motivation von<br />
der Bühne mit. Sie können frei vor<br />
anderen Leuten sprechen, was sie<br />
sich vorher nicht zugetraut haben.<br />
Geht das Projekt zielgenau auf die<br />
Punkte ein, an denen es bei vielen<br />
Bewerbern noch hapert?<br />
Ich würde sagen, es weckt vor <strong>alle</strong>m<br />
die verdeckten Stärken des Einzelnen.<br />
Viele Teilnehmer sind schon<br />
lange arbeitslos, nehmen nicht mehr<br />
am gesellschaftlichen Leben teil.<br />
Durch das Projekt können sie den<br />
Blick wieder nach vorne richten und<br />
etwas über sich selbst erfahren: Was<br />
kann ich besonders gut?<br />
Wie ist die Resonanz der Arbeitgeber<br />
auf das Projekt?<br />
Unsere Bereichsleiter stehen mit den<br />
Arbeitgebern im Gespräch. Alle sind<br />
sich einig, dass die Teilnehmer in ihren<br />
neuen Tätigkeiten äußerst motiviert<br />
und neugierig sind. Sie trauen<br />
sich, Fragen zu stellen, wenn sie<br />
etwas nicht verstanden haben. Weil<br />
sie durch das Projekt gelernt haben,<br />
auf ihre Kommunikationsfähigkeit zu<br />
vertrauen. Auch wenn manche länger<br />
brauchen, sich in den neuen Strukturen<br />
einzufinden, sind sie höchst motiviert<br />
und strengen sich an.<br />
Wer kann sich beteiligen?<br />
Das Projekt richtet sich an Empfänger<br />
des Arbeitslosengeldes II, also Hartz<br />
4. Wenn einer glaubt, das wäre was<br />
<strong>für</strong> ihn, kann er sich an seinen Vermittler<br />
wenden. Dann prüfen wir, ob<br />
er geeignet ist oder vielleicht doch<br />
anderweitig in Arbeit vermittelt werden<br />
kann. Andersherum suchen wir<br />
auch gezielt Menschen heraus, von<br />
denen wir glauben, dass ihnen das<br />
Projekt etwas bringt, und sprechen<br />
sie an. Dabei entscheiden wir immer,<br />
wo wir die Leute unterstützen können:<br />
Braucht der Bewerber eher einen<br />
Schweißerschein oder sollte er in sozialen<br />
Fähigkeiten geschult werden?<br />
Welche neuen und kreativen Mittel<br />
setzen Sie als Jobcenter noch<br />
ein, um Menschen in Arbeit zu<br />
bringen?<br />
Wir suchen immer wieder nach interessanten<br />
Maßnahmen <strong>für</strong> unsere<br />
Kunden. Zum Beispiel haben<br />
Jugendliche mit der Hilfe eines<br />
Kfz-Mechanikers alte Autos auseinandergenommen<br />
und <strong>für</strong> ein Stockcar-Rennen<br />
wieder aufbereitet. Eine<br />
andere Gruppe hat eine alte Lok restauriert.<br />
Wieder andere gestalten<br />
den Bauerngarten des Klosters St.<br />
Bernardin in Sonsbeck. Man muss<br />
immer sehen, an wen sich diese<br />
Maßnahmen richten: Für manche<br />
ist ein theoretisches Bewerbungstraining<br />
gut, aber andere wollen sich<br />
persönlich weiterentwickeln und<br />
Selbstbehauptung lernen.
Porträt<br />
Die Schwester<br />
aus Meerbeck<br />
Britta Schrapers arbeitet als Krankenschwester im<br />
Regenbogenhaus. Dort ist sie aber weit mehr als nur<br />
Ansprechpartnerin in medizinischen Fragen.<br />
Britta Schrapers im „lebenspraktischen Training“:<br />
Hier zeigt sie den Jugendlichen, wie man mit einer<br />
Nähmaschine arbeitet.<br />
Hallo, Britta!“ ruft ein Jugendlicher<br />
quer durch den Garten,<br />
als Britta Schrapers das Gelände<br />
des Regenbogenhauses betritt. Sie<br />
ist beliebt bei den Bewohnern, keine<br />
Frage. Britta Schrapers arbeitet als<br />
Krankenschwester im Regenbogenhaus<br />
am Rande von Meerbeck – dem<br />
Wohn- und Betreuungsangebot des<br />
<strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> <strong>für</strong> Jugendliche mit psychischen<br />
Beeinträchtigungen.<br />
Britta Schrapers wurde in Duisburg<br />
geboren, fühlt sich aber mittlerweile<br />
ganz als <strong>Moers</strong>erin: „Ich lebe seit<br />
13 Jahren in Meerbeck, davor habe<br />
Professionelles<br />
Medikamenten-<br />
Management: Die<br />
gelernte Krankenschwester<br />
kümmert<br />
sich im Regenbogenhaus<br />
um <strong>alle</strong><br />
Arzneimittel.<br />
ich in Asberg gewohnt.“ Ihre Ausbildung<br />
zur Krankenschwester machte<br />
die 47-Jährige im Bethanien-Krankenhaus,<br />
arbeitete danach im Josef-<br />
Krankenhaus. Dann studierte sie<br />
einige Semester Sozialpädagogik,<br />
bevor sie durch ein Praktikum Zugang<br />
zum Johann-Heinrich-Wittfeld-Wohnverbund<br />
in <strong>Moers</strong> fand,<br />
wo sie schließlich 17 Jahre lang<br />
arbeitete. Im Regenbogenhaus kann<br />
sie nun gleichsam medizinische und<br />
soziale Aufgaben in einer Stelle verbinden.<br />
Die Krankenschwester gehörte mit<br />
zum Gründungsteam des Regenbogenhauses,<br />
das vor zwei Jahren in<br />
die Bismarckstraße zog. „Ich habe<br />
aus der Zeitung vom Regenbogenhaus<br />
erfahren und mich initiativ<br />
beworben.“ Hinterher hat sie erfah-<br />
ren, dass gar keine Stelle <strong>für</strong> eine<br />
Krankenschwester vorgesehen war.<br />
Und doch sind ihre medizinischen<br />
Kenntnisse wichtig <strong>für</strong> die Jugendlichen.<br />
Denn von den 18 jungen<br />
Menschen, die in der Einrichtung<br />
leben, müssen etwa zwei Drittel<br />
regelmäßig Tabletten einnehmen:<br />
vor <strong>alle</strong>m natürlich Psychopharmaka.<br />
„Ich kümmere mich um ein<br />
funktionierendes Medikamenten-<br />
Management“, erklärt Britta Schrapers.<br />
„Ich fülle wöchentlich die<br />
Tabletten-Dosetts der Bewohner.<br />
Die verwahre ich und händige sie<br />
den Jugendlichen nach Vorschrift<br />
aus.“ Selbstständig haben die Jugendlichen<br />
nämlich keinen Zugriff<br />
auf die Medikamente: „Manche sind<br />
suizidgefährdet und könnten die Tabletten<br />
sammeln. Deshalb halte ich<br />
die Döschen gut unter Verschluss.“<br />
Außerdem muss sie Medikamente<br />
nachbestellen und Rezepte nachordern.<br />
„Ich versuche immer wieder,<br />
die Jugendlichen auf den Weg zu<br />
bringen, das selbst zu erledigen.“<br />
Dadurch wird klar, dass Britta<br />
Schrapers mehr als nur medizinische<br />
Tätigkeiten ausführt. „Ich bin<br />
auch pädagogisch tätig“, sagt sie<br />
und berichtet von gemeinsamen<br />
Ausflügen mit den Jugendlichen wie<br />
Radtouren oder Erdbeerpflücken in<br />
Baerl.<br />
„Außerdem möchte ich den Jugendlichen<br />
auch eine Art lebenspraktisches<br />
Training nahebringen“,<br />
schmunzelt sie. „Wenn mich einer<br />
fragt, was er mit seiner gerissenen<br />
Hose machen soll, bringe ich Nadel<br />
und Faden mit und zeige ihm, wie<br />
man das wieder flickt.“<br />
Wertstoffsammlung<br />
Mit dem Wertstoff-Mobil<br />
durch Kamp-Lintfort<br />
Drei Mitarbeiter des <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> sind ein Jahr lang im<br />
Dienste der Umwelt unterwegs: Sie sammeln alte Wertstoffe<br />
aus Haushalten und entsorgen sie fachmännisch.<br />
Die <strong>SCI</strong>-Mitarbeiter sammeln alte Haushaltsgeräte ein<br />
und entsorgen sie fachmännisch.<br />
Vieles wandert im Laufe der Jahre<br />
von der Küche in den Keller:<br />
der alte Kühlschrank, das kaputte<br />
Küchenradio oder der längst ausgetauschte<br />
Elektroherd. Aber auch<br />
Computer und alte Röhrenfernseher<br />
fristen oft ein trostloses Dasein<br />
im Keller und warten auf eine<br />
Reaktivierung. Drei Mitarbeiter des<br />
<strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> sind nun ein Jahr lang mit<br />
dem Wertstoff-Mobil im Einsatz, um<br />
genau solche Wertstoffe aus Privathaushalten<br />
einzusammeln.<br />
Das Wertstoff-Mobil ist ein einjähriger<br />
Modellversuch des Kreises<br />
Wesel, der Stadt Kamp-Lintfort,<br />
des <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> und der Kreis Weseler<br />
Abfallgesellschaft. Die Stadt<br />
koordiniert die Anfragen der Bürger,<br />
die <strong>SCI</strong>-Mitarbeiter rücken zu den<br />
Privathaushalten aus und holen die<br />
Wertstoffe dort kostenlos aus der<br />
Wohnung oder den Kellerräumen<br />
ab. Die gesammelten Güter bringen<br />
sie im Anschluss zur fachmännischen<br />
Verwertung an die Kreis<br />
Weseler Abfallgesellschaft. Durch<br />
dieses Projekt soll in erster Linie den<br />
Wildsammlern Einhalt geboten werden,<br />
die Sperrmüll regelmäßig auf<br />
werthaltige Stoffe wie Met<strong>alle</strong> und<br />
Elektroschrott absuchen und diesen<br />
unbefugt einsammeln und daran<br />
verdienen. Werden die Wertstoffe<br />
hingegen sachgerecht wiederverwertet,<br />
kann die Kommune dadurch<br />
Erlöse erwirtschaften. Und damit<br />
langfristig zur Stabilität der Müllgebühren<br />
beitragen.<br />
Drei Mitarbeiter des <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> sind<br />
an Bord des Wertstoff-Mobils unterwegs.<br />
Alle drei sind ehemalige<br />
Teilnehmer aus <strong>SCI</strong>-eigenen Maßnahmen<br />
und haben durch dieses<br />
Projekt einen Arbeitsplatz gefunden.<br />
Das Wertstoff-Mobil ist ein<br />
Pilotprojekt, das der <strong>SCI</strong> in dieser<br />
Form zum ersten Mal durchführt.<br />
Gesammelt wird vorerst nur auf<br />
Kamp-Lintforter Stadtgebiet. Angedacht<br />
ist aber, das Projekt in Zukunft<br />
auch kreisweit auszudehnen.<br />
Wer Wertstoffe wie alte Waschmaschinen,<br />
Fahrräder, Metallschrott,<br />
Kühlgeräte oder Elektroschrott zu<br />
Hause stehen hat und sich nicht um<br />
die Entsorgung kümmern möchte,<br />
kann das Wertstoff-Mobil zu Hilfe<br />
rufen. Angemeldet werden muss die<br />
Abholung bei Sina van Bebber von<br />
der Stadt Kamp-Lintfort unter Tel.<br />
02842-912-424 oder unter www.<br />
kamp-lintfort.de/wertstoffmobil.<br />
Innerhalb von drei Tagen meldet<br />
sich der <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> telefonisch zurück<br />
und vereinbart einen Abholtermin,<br />
an dem die Gegenstände<br />
kostenlos aus dem Haus oder Keller<br />
geschleppt und auf das Wertstoff-<br />
Mobil verladen werden. Die <strong>SCI</strong>-<br />
Mitarbeiter holen aber nicht nur<br />
Wertstoffe ab, sondern übernehmen<br />
im Bedarfsfall <strong>für</strong> einen kostengünstigen<br />
Preis auch komplette<br />
Haushaltsauflösungen.
Jugendliche<br />
Ohne Zwang<br />
läuft’s besser<br />
Die Beratungsstelle „Übergang Schule – Beruf“<br />
des <strong>SCI</strong> findet bei Jugendlichen immer größeren<br />
Anklang – das Team ist darauf bestens vorbereitet.<br />
stelle „Übergang Schule – Beruf“ des<br />
<strong>SCI</strong> ist eben nicht die Arbeitsagentur<br />
und auch nicht das Berufsbildungszentrum.<br />
Aber die beiden Frauen, die<br />
hier beraten, haben etwas zu bieten,<br />
was <strong>für</strong> manchen genauso wichtig<br />
Immer ein offenes Ohr: Sandra Helmrich nutzt <strong>für</strong> die Jugendlichen<br />
das engmaschige Angebots-Netz des <strong>SCI</strong> und seiner Partner.<br />
ist wie die Aussicht auf einen Ausbildungsplatz:<br />
Zeit <strong>für</strong> die ganz individuelle<br />
Karriere-Orientierung.<br />
Sandra Helmrich hat die Beratungsstelle<br />
im letzten Jahr aufgebaut und<br />
vernetzt. Seit März steht ihr Nadine<br />
Hinnerkott zur Seite. Derzeit helfen<br />
die beiden 34 Jugendlichen aus<br />
<strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort, Neukirchen-<br />
Vluyn, Alpen und Bedburg-Hau<br />
dabei, eine passende Ausbildung<br />
zu finden. Hauptsächlich kommen<br />
Schüler zwischen 15 und 21 Jahren<br />
zu ihnen, um gemeinsam ein Profil<br />
aus Interessen, Stärken und Schwächen<br />
herauszubilden. „Wir zeigen<br />
den jungen Leuten eine ehrlich-realistische<br />
Perspektive auf“, erklärt<br />
Sandra Helmrich, „aber es ist keinerlei<br />
Zwang dabei, weil wir glauben,<br />
Wir haben keine Ausbildungsplätze<br />
auf Vorrat, die wir einfach<br />
vergeben können.“ Diesen Zahn,<br />
seufzt Sandra Helmrich, müsse sie<br />
ihren Kunden gleich am Anfang einer<br />
Beratung ziehen. Die Beratungsohne<br />
Zwang läuft’s besser.“ Meist<br />
kommen beim ersten Mal auch die<br />
Eltern mit – erster Gesprächspartner<br />
ist aber immer der Jugendliche. „Fast<br />
<strong>alle</strong> kommen ein zweites Mal, und<br />
dann <strong>alle</strong>ine“, erzählt Helmrich. Ihre<br />
Trümpfe sind neben einer individuellen<br />
Zuwendung eine hervorragende<br />
Kenntnis des Arbeitsmarkts und<br />
die eigene Vernetzung: „Wir wissen,<br />
wann bei den Schulen zum Beispiel<br />
ein Tag der Offenen Tür stattfindet,<br />
wir gehen schon mal mit zum Berufsbildungszentrum,<br />
und wir kennen<br />
auch noch andere Möglichkeiten,<br />
sich bei der Berufsvorbereitung<br />
fördern zu lassen.“<br />
Neus Team: Sandra Helmrich und Nadine Hinnerkott helfen<br />
Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf.<br />
Neu <strong>für</strong> Sandra Helmrich und Nadine<br />
Hinnerkott ist eine Kooperation mit<br />
der LVR-Klinik Bedburg-Hau: Seit<br />
kurzem helfen die beiden Sozialpädagoginnen<br />
auch jungen Menschen<br />
mit psychischen und neurologischen<br />
Krankheiten, einen Weg ins Arbeitsleben<br />
zu finden. Für <strong>alle</strong> Schüler sind<br />
die Beratungen <strong>für</strong> den Übergang<br />
von der Schule in den Beruf übrigens<br />
kostenlos, weil das Landesjugendamt<br />
da<strong>für</strong> Gelder aus dem Kinderund<br />
Jugendförderplan bereitstellt.<br />
Wer sich <strong>für</strong> eine Beratung interessiert,<br />
meldet sich einfach bei Sandra<br />
Helmrich oder Nadine Hinnerkott<br />
unter Tel. 02841/957922.<br />
Kurz & Knapp<br />
Tierpädagogik im Regenbogenhaus<br />
Erinnerungsarbeit jetzt auch in Belgien<br />
Impressum<br />
Tiere können Menschen mit psychischen<br />
Problemen helfen – schon dadurch, dass<br />
man sie streicheln und mit ihnen spielen<br />
kann. Aber sie helfen auch dabei, ein<br />
Gespür <strong>für</strong> angemessenes Verhalten zu<br />
erlernen, Grenzen zu akzeptieren und<br />
Stresssignale wahrzunehmen. Im Regenbogenhaus<br />
des <strong>SCI</strong> nutzt neuerdings<br />
die Sozialpädagogin Anja Thiele dieses<br />
Potenzial der Tierpädagogik <strong>für</strong> die jungen<br />
Menschen, die dort an ihren psychischen<br />
Störungen arbeiten. Bis Mai 2014<br />
wird sie mit ihrem Bordercolliemix Bjarmi täglich bei den Bewohnern sein<br />
und gleichzeitig eine Ausbildung zur „tiergestützten Therapeutin“ absolvieren.<br />
Auch mit dem Pferd ihrer Schwester bringt Anja Thiele die Bewohner des<br />
Regenbogenhauses gelegentlich in Kontakt.<br />
Jetzt wird auch im JUNO geboxt<br />
Einmal in der Woche rücken zwei<br />
Mitarbeiter des <strong>SCI</strong> neuerdings nach<br />
Repelen aus, um das Angebot des dortigen<br />
Jugendzentrums Nord (JUNO)<br />
zu bereichern: Boxen und Bewerbungstraining<br />
stehen dann auf dem<br />
Programm. Dienstags um 14.30 Uhr<br />
bietet Nadine Hinnerkott <strong>alle</strong>n interessierten<br />
Jugendlichen ihre Hilfe bei<br />
Bewerbungen an. Und ab 16.30 Uhr<br />
zeigt der ehemalige Bundesligaboxer und Sozialpädagoge Özgür Ucak, was<br />
man im Ring <strong>alle</strong>s wissen muss. Wer mitmachen möchte, kommt einfach<br />
dienstags zur Lintforter Straße 132 oder schaut vorher einmal bei Facebook<br />
nach aktuellen Terminen im JUNO.<br />
Der <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> beteiligt sich<br />
schon lange an der Erinnerungsarbeit<br />
des Landschaftsverbandes<br />
Rheinland (LVR).<br />
Regelmäßig fahren Jugendliche<br />
der Jugendwerkstatt dazu in<br />
das Dorf Sant‘ Anna di Stazzema<br />
in der Toskana. Neuerdings<br />
reisen sie auch ins belgische<br />
Vinkt – beide Orte hatten unter Greueltaten der Deutschen im Zweiten<br />
Weltkrieg zu leiden. Ein Dankeschön <strong>für</strong> diesen Auftrag und die Unterstützung<br />
dabei überreichten nun zwei Jugendliche aus der Jugendwerkstatt an<br />
Prof. Dr. Jürgen Rolle und Reinhard Elzer vom Landesjugendhilfeausschuss.<br />
Das kleine Kunstwerk hatten Jose Pastoors, Baris Yigitoglu und ihre <strong>SCI</strong>-<br />
Kollegen gemeinsam mit Schülern einer Werk- und Kunstschule aus Sant‘<br />
Anna di Stazzema gefertigt.<br />
Quali:Web in die Pilotphase gestartet<br />
Für das bundesweite Projekt<br />
„Quali:Web“ erarbeitet der <strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong><br />
derzeit Inhalte <strong>für</strong> eine E-Learning-<br />
Plattform, mit der Geringqualifizierte<br />
sich viele Kenntnisse der Arbeitswelt<br />
selbst aneignen können – zum Beispiel<br />
in Erster Hilfe und bei der Arbeitssicherheit.<br />
Neben schriftlichen<br />
Unterlagen und Filmen ermöglicht<br />
die Software auch ein interaktives<br />
Abfragen und einen Austausch der Lernenden untereinander. Das Projekt<br />
ist vor kurzem in eine Pilotphase eingetreten: 80 Teilnehmer erproben bis<br />
Ende 2013 die ersten acht Kurse. In den Regelbetrieb soll „Quali:Web“ im<br />
nächsten Jahr gehen. Weitere Infos: www.qualiweb.info.<br />
Herausgeber:<br />
<strong>SCI</strong>:<strong>Moers</strong> gGmbH<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Einrichtungen<br />
und Betriebe sozialer Arbeit<br />
Hanns-Albeck-Platz 2, 47441 <strong>Moers</strong><br />
Telefon 02841/95 78-0<br />
Telefax 02841/95 78-78<br />
eMail: info@sci-moers.de<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Karl-Heinz Theußen (Geschäftsführer)<br />
Redaktion:<br />
Blattwerkstatt<br />
Fotos:<br />
Peter Oelker<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
Agentur Berns<br />
Steinstraße 3, 47441 <strong>Moers</strong><br />
www.agenturberns.de<br />
Wer ist der Service Civil International?<br />
Der Service Civil International wurde<br />
1920 von dem Schweizer Pierre Ceresole<br />
gegründet. Ceresole lehnte jeglichen militärischen<br />
Dienst ab. Stattdessen wollte<br />
er durch freiwillige Arbeit an gemeinnützigen<br />
Projekten den Frieden unterstützen.<br />
In Esnes, in der Nähe von Verdun<br />
in Frankreich, fand der erste Einsatz von<br />
Freiwilligen aus Deutschland, Frankreich<br />
und der Schweiz statt. Sie halfen<br />
mit, die im Krieg zerstörte Stadt wieder<br />
aufzubauen. Heute ist der <strong>SCI</strong> in 25<br />
Ländern weltweit als Friedensbewegung<br />
organisiert. Seine Aufgaben sind vielfältig,<br />
sie reichen von der Förderung von<br />
Verständnis und Solidarität zwischen den<br />
Menschen bis zu gemeinnützigen Projekten<br />
und Arbeiten im Natur und Umweltschutz.<br />
Oberstes Gebot ist die Integration<br />
von sozial benachteiligten Gruppen.