Dezember 1996 - Catholicapedia
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er nicht wahrer Gott, so brächte er keine Erlösung, wäre er nicht wahrer Mensch, so böte er uns kein<br />
Beispiel. Darum wird auch von den jauchzenden Engeln bei der Geburt des Herrn gesungen: "Ehre<br />
sei Gott in der Höhe!" Darum wird auch "den Menschen auf Erden, die guten Willens sind", Friede<br />
verheißen. Sehen sie doch, wie sich das himmlische Jerusalem aus allen Völkern der Erde erbaut.<br />
Wie sehr muß sich da menschliche Niedrigkeit über dieses unbe schreibliche Werk der göttlichen<br />
Liebe freuen, wenn die hehren Engel darüber in solchen Jubel ausbrechen!<br />
3. Laßt uns also, Geliebteste, Gott dem Vater durch seinen Sohn im Heiligen Geiste danken! Hat er<br />
doch um seiner reichen Barmherzigkeit willen, mit der er uns liebte, sich unser erbarmt, "und obgleich<br />
wir tot waren durch Sünden, uns lebendig gemacht mit Christus", auf daß wir in ihm ein<br />
neues Geschöpf, ein neues Gebilde würden. Laßt uns also ablegen den alten Menschen mit seinen<br />
Handlungen und, nachdem wir an der Menschwerdung Christi Anteil erhielten, den Werken des<br />
Fleisches entsagen! Erkenne, o Christ, deine Würde! Kehre nicht, nachdem du der göttlichen Natur<br />
teilhaftig geworden, durch entartete Sitten zur alten Niedrigkeit zurück! Denke daran, welchen Hauptes,<br />
welchen Leibes Glied du bist! Vergegenwärtige dir, daß du der Macht der Finsternis entrissen<br />
und in Gottes lichtvolles Reich versetzt worden bist! Durch das Sakrament der Taufe wurdest du zu<br />
einem Tempel des Heiligen Geistes. Vertreibe nicht durch schlechte Handlungen einen so hohen<br />
Gast aus deinem Herzen! Unterwirf dich nicht aufs neue der Knechtschaft des Satans! Ist doch das<br />
Blut Christi dein Kaufpreis. Wird dich doch der in Wahrheit richten, der dich in Barmherzigkeit<br />
erlöst hat, der mit dem Vater und dem Heiligen Geiste waltet in Ewigkeit. Amen.<br />
(aus: "Biblothek der Kirchenväter", Bd. 54, S. 75-78, Sermo XXI)<br />
"Allen aber, die Ihn aufnahmen, gab Er<br />
Macht, Kinder Gottes zu werden" (Joh. 1,12)<br />
von<br />
Eberhard Heller<br />
Mit einer gewissen Überraschung habe ich in meinem Philosophiestudium verschiedene Male erfahren,<br />
wie am Ende langwieriger, alle Aufmerksamkeit heischender Reflexionsprozesse Ergebnisse<br />
standen, die mir - in anderer begrifflicher Gewandung - aus dem Religionsunterricht meiner Schulzeit<br />
vertraut waren. Überraschend war für mich nicht so sehr, daß Glaubensaussage und philosophische<br />
Reflexion koinzidierten - daß es sich so verhalten mußte, wußte ich - nein, es war die Art und<br />
Weise, wie sich beide Ebenen in einem gewissen Punkte überlagerten und sich gegenseitig interpretierten<br />
und bestätigten. Und neu war damals auch für mich, welche Durch- und Verklärung Aussagen,<br />
die unmittelbar im Glauben angenommen worden waren, durch Operationen der theoretischen<br />
Vernunft erhielten: sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes "licht".<br />
In einem ganz besonderen Sinne "licht" wurden so auch die Aussage des hl. Johannes: "Et verbum<br />
carum factum est" ("und das Wort ist Fleisch geworden" - 1, 14), und zwar in dem Sinne, daß hier<br />
philosophisches Postulat (nach der Erscheinung des Absoluten als Absolutes in der Erscheinung) auf<br />
das Ur-Ereignis stößt, welches zugleich als das Wunder schlechthin zu verstehen ist, das als das<br />
unableitbare, heilsgeschichtliche Faktum betrachtet werden muß, durch welche die gesamte Menschheitsgeschichte<br />
unmittelbar betroffen ist Philosophisches Fordern findet in diesem heilsgeschichtlichen<br />
Ereignis seine Erfüllung. Das Unbegreifliche wird begriffen in der Erscheinung. Um es religiös<br />
zu sagen: Gott wird Mensch, Er erscheint als Gott-Mensch - Gott und Mensch zugleich -, um uns zu<br />
erlösen. Er greift revolutionierend in das interpersonal-geschichtliche Geschehen ein, um Heilsgeschichte<br />
zu schreiben. Und wir sind von diesem Heilsangebot betroffen!<br />
Wenn man von dieser Herrlichkeit, die hier erscheint, etwas erahnen will, wenn man zugleich auch<br />
erfahren will, wie wenig wir selbst von diesem Geist noch getragen sind, dann lese man die visionä-<br />
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