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32 Interview Blutmagie 33<br />
die das ins Sexplay einbauen. Die knallharten<br />
Fetischisten ziehen sich wohl zurück; ich<br />
hab jedenfalls noch nie einen Geouteten getroffen.<br />
Das gilt aber für jeden Fetisch – wozu<br />
soll ich mich noch mit jemandem treffen,<br />
wenn ich ein knorkes Ersatzobjekt habe?<br />
Der Normalfall ist sicher, wie auch Angelus<br />
sagt, dass das Blut warm sein und von einer<br />
besonderen Person stammen soll. Es ist also<br />
wenn, dann eine partnerschaftliche Aktion.<br />
F: Hast du Bram Stoker’s Dracula gelesen?<br />
Was ist dein Eindruck von dem Roman?<br />
A: Einer der wenigen Romane, die ich in<br />
meinem Leben gelesen habe...ansonsten<br />
glaub ich nur noch "Herr der Ringe" und,<br />
äh...das war’s. "Dracula" ist unterschätzt; eigentlich<br />
schade, dass der mittlerweile altmodische<br />
Stil das Buch für heute Zwanzigjährige<br />
unattraktiv macht. Um ein donaldisches<br />
Motiv aufzugreifen: Stoker war eine Art Berichterstatter,<br />
aber aus einer Zeit, als die<br />
Vampire noch älter, langsamer und furchtbarer<br />
waren...<br />
F: Vampire in aller Welt oder ein lokal<br />
eingeschränktes Phänomen?<br />
A: Gier und Energie-Armut gibt’s überall,<br />
also weltweit.<br />
F: Blut spielt nicht nur bei den modernen<br />
Vampyren eine tragende Rolle, sondern<br />
auch bei vielen Naturvölkern, häufig das<br />
Menstruationsblut. Während die monotheistischen<br />
Religionen Menstruationsblut<br />
als unrein bezeichnen (vgl. hierzu: Wenn<br />
ein Weib den Monatsfluss hat, so bleibt sie<br />
sieben Tage lang in ihrer Unreinheit - 3.<br />
Mose 15,19; während dieser Zeit ist der<br />
muslimischen Frau auch das typische rituelle<br />
Gebet nicht erlaubt), gibt es auch<br />
Traditionen, bei denen positive Gefühle,<br />
Stolz am Frausein und Glück über die<br />
Fruchtbarkeit mit der Menstruation verbunden<br />
werden. Es wird häufig als das<br />
kraftvollste, energiereichste Blut angesehen.<br />
Wie steht der moderne Otto-Normal-<br />
Vampyr zu Menstruationsblut?<br />
A: Spielt keine Rolle, weil es ja tot ist: abgestorbene<br />
Blutzellen, vermischt mit toter Haut<br />
– ganz schlecht. Blut ist Leben – aber nur aus<br />
Adern.<br />
F: Erzähl uns was über die Transylvanian<br />
Society of Dracula.<br />
A: Eine Truppe von Käuzen, die sich über alles,<br />
was auch nur im Entferntesten mit Vampiren,<br />
alten Schlössern oder Transsilvanien<br />
zu tun hat, unterhalten: Film, Literatur, Geschichte,<br />
Geografie, Architektur, Musik,<br />
Kriminalbiologie, psychologische Kriegsführung,<br />
sogar über Arthur Conan Doyle (wir<br />
haben einen im Team, der behauptet, Bram<br />
Stoker sei Doyle gewesen) – total geil.<br />
F: Woher stammt deiner Meinung nach<br />
der Hang einiger Menschen, die man<br />
größtenteils in der Schwarzen Szene antrifft,<br />
zum Morbiden, Düsteren und<br />
Nekrophilen?<br />
A: Im Bereich Gothic/Dark Wave: Depression<br />
und Trauma. In den anderen Bereichen<br />
kann’s etwas anders facettiert sein (Mittelalter,<br />
Elektro, Metal usw.).<br />
Buchtipp:<br />
Vampire unter uns<br />
Autoren: Mark Benecke, Kathrin Sonntag,<br />
Nastassia Palanetskaya<br />
Verlag: Edition Roter Drache<br />
Internetseite: http://www.roterdrache.org/<br />
Die Magie des Blutes<br />
Darf ich mich vorstellen,<br />
ich bin ein Bluttrinker, ein Sanguinarian. Alle<br />
anderen Begrifflichkeiten dafür finde ich<br />
verwunderlich und nicht auf mich übertragbar.<br />
Inzwischen kenne ich die üblichen Szeneworte<br />
für bestimmte Handelnde und Handlungen<br />
und kann mich mit sehr wenigem davon<br />
identifizieren. Für die, die es genau wissen<br />
wollen; der „Erschaffer“ kam und verschwand<br />
wieder, wohl weil er selbst sein eigenes<br />
Werk nicht verstand. Das erste Fieber<br />
stand ich allein durch, ebenso war ich mein<br />
einziger Lehrer. Nichts läge mir ferner als<br />
die Zugehörigkeit zu einem Coven oder einem<br />
Tempel.<br />
Und weil es scheinbar nicht ganz einfach ist,<br />
nicht fehlinterpretiert zu werden, noch ein<br />
Nachtrag: Alles was hier steht, ist erstens als<br />
Spaß zu verstehen, zweitens nicht zum<br />
Nachahmen geeignet und drittens meins.<br />
Vom magischen Sinn des Trinkens<br />
Eine flüchtige Bekannte würde vermutlich<br />
alles, was mit der Jagd und dem Trinken zu<br />
tun hat bestenfalls als "Egomagie" benennen<br />
und sie hat sicherlich recht damit. Mitnichten<br />
Recht haben jene, die glauben, dass das Ritual<br />
ausschließlich einer Suchtbefriedigung<br />
oder der Kompensierung eines Mangels dienen<br />
muss. Es mag sein, dass das für den einen<br />
oder anderen Sanguinarian zutrifft, aber<br />
richtig ist, dass mehr Kraft dahinter stecken<br />
kann, als man auf den ersten Blick glauben<br />
möchte.<br />
Die Jagd<br />
Wie bei jeder Magie ist auch hier der Wille<br />
entscheidend und dieser ist in großem Maße<br />
davon abhängig, ob der Magier das Blut<br />
normalerweise zu brauchen glaubt. Sollte das<br />
der Fall sein, dann ist er folglich nicht mehr<br />
Herr über seinen Willen und der Zweck des<br />
Trinkens ist das Trinken selbst. Ein Süchtiger<br />
wird immer von seiner Sucht beherrscht<br />
und die Befriedigung der Sucht bleibt seine<br />
einzige Triebkraft.<br />
Um tatsächlich Magie wirken zu können,<br />
gelten auch hier gleiche Regeln wie bei aller<br />
Magie, der Ausführende muss sich selbst zu<br />
beherrschen lernen, ehe er darüber nachdenken<br />
sollte, etwas anderes beherrschen zu<br />
wollen.<br />
Nach dieser mehr oder minder moralischen<br />
Standpauke, deren Inhalt Grundsatz sein sollte,<br />
werde ich nun einige Ziele des Blutgenusses<br />
beschreiben.<br />
Heilung<br />
So absurd das auch klingen mag, die Heilung<br />
ist einer der dankbarsten Bereiche im Zusammenhang<br />
mit dieser besonderen Form<br />
der Blutmagie.<br />
Dabei ist Heilung sowohl des Jägers als auch<br />
zugunsten eines Dritten möglich. Ersteres<br />
geschieht im weitesten Sinne bereits während<br />
der Vorbereitung zum gesamten Ritus,<br />
denn hierbei werden ganz automatisch alle<br />
physischen und psychischen Kräfte aktiviert<br />
und mobilisiert. Der Körper bringt sich dabei<br />
selbst in einen Zustand, welcher keinen Platz<br />
für Infekte, chronische Schmerzen oder ähnliche<br />
"Zipperlein" übrig lässt. Ebenso schlie-