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download - Landesbetrieb Forst Brandenburg

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„O – schaurig ists, übers Moor zu gehen ...“ (?)<br />

Eröffnung des Moor- Erlebnispfades „Von Moor zu Moor“ in der Oberförsterei Menz<br />

Oh schaurig ists übers Moor zu gehen,<br />

wenn es wimmelt vom Heiderauche,<br />

sich wie Phantome die Dünste drehn<br />

und die Ranke häkelt am Strauche.<br />

Und unter jedem Tritt ein Quellchen springt,<br />

wenn aus der Spalte es zischt und singt,<br />

o, schaurig ists übers Moor zu gehen,<br />

wenn das Röhricht knistert im Hauche.<br />

Anette Droste Hülshoff machte 1841 in ihrer Ballade „Der Knabe im Moor“ die noch immer<br />

besondere Beziehung der Menschen zu den damals großflächig unsere heutige Landschaft<br />

bestimmenden Mooren deutlich. Aberglaube, Mystik, Ängste, auch Feindseligkeit wurden<br />

über Jahrhunderte durch die Phantasie beflügelt und durch die Unwissenheit der Menschen<br />

über diese ganz besonderen Lebensräume - halb Wasser, halb festes Land - bestimmt. Doch als<br />

die Menschen gelernt hatten, den Torf der Moore als Energiequelle zu nutzen, änderte sich<br />

dieses Verhältnis zwischen Menschen und Mooren – und sie wurden verbraucht.<br />

So vieles hat sich seit dieser Zeit gewandelt. Wissenschaftler, Ökologen und auch wir Förster<br />

haben die Bedeutung dieser sensiblen Ökosysteme als Kohlenstoff- und Wasserspeicher<br />

erkannt: es geht hier nicht nur um die Naturnähe, Schönheit und Artenvielfalt dieser Biotope –<br />

es geht insbesondere um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.<br />

<strong>Brandenburg</strong> ist das drittreichste „Moor- Bundesland“: 8 % der Landesfläche (ca. 220.000<br />

Hektar) sind durch Moorböden eingenommen und es liegen davon 38.000 Hektar Moore im<br />

Wald, wo sich auch der Großteil der noch intakten Moore befindet. Insgesamt sind jedoch 98-<br />

99 % aller Moore geschädigt, sie können keinen Torf mehr akkumulieren!!! (LANDGRAF<br />

2005)<br />

So ist „man“ (Förster, Waldbesitzer, Naturschützer, ...) an vielen „Moor-Baustellen“ vielerorts<br />

in unserem Land bemüht, die Schäden der überwiegend letzten anderthalb Jahrhunderte zu<br />

mindern und zurückzubauen (siehe auch BRAFONA Nr. 120 von Nov./ Dez. 2005). Das<br />

gemeinsame Programm zwischen Landesforstverwaltung und Landesumweltamt zum<br />

Moorschutz im brandenburgischen Wald war 2004 ein erster großer Schritt. Dieser Moorschutz<br />

darf künftig auch nicht an Waldgrenzen enden, betrifft bzw. tangiert doch ein Großteil der<br />

degradierten Moore auch landwirtschaftliche Flächen. Da es keine Zeit und auch kein Geld zu<br />

verlieren gilt, arbeiten seit 2006 die Humboldt-Universität Berlin (Frau Prof. Dr. Zeitz) und<br />

Fachhochschule Eberswalde (Frau Prof. Dr. Luthardt) in einem von der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprogramm zur umfassenden<br />

Einschätzung der Regenerationsfähigkeit von Waldmooren, um in enger Einbindung<br />

verschiedener Akteure im Naturschutz, der <strong>Forst</strong>- und der Wasserwirtschaft für den Praktiker<br />

(Waldbesitzer, <strong>Forst</strong>- und Naturschutzbehörden) Handlungsstrategien für den Schutz und das<br />

Management für die Waldmoore zu entwickeln. (siehe auch : www.dss-wamos.de)<br />

Wenn auch die oben zitierten Ängste wohl weitgehend Geschichte sind, ebenso wichtig wie das<br />

tatsächliche „ Handanlegen“ ist auch heute noch die Aufklärung der Menschen, warum diese<br />

Lebensräume so wichtig und schützenswert sind, denn: nur das, was man kennt, das schützt<br />

man.<br />

Und am Anfang steht immer eine Idee ...


„O – schaurig ist`s übers Moor zu gehen .... - Ich weiß ganz bestimmt, dass so unser<br />

Revierförster Jörg Sprößig, der Leiter des Reviers Roofen nicht gedacht hat, als ihn schon<br />

vor fünf oder sechs Jahren diese Idee eines Moor-Erlebnispfades „ereilte“. Jörg Sprößig,<br />

Revierförster in der Oberförsterei Menz, kennt das Revier Roofen wie seine „Westentasche“,<br />

ist ihm doch durch die vielen Jahre Dienst am Wald kein Schlupfwinkel verborgen geblieben.<br />

Dieses Wissen über die Zusammenhänge im Wald auch den Besuchern und hier insbesondere<br />

der kommenden Generation den Kindern zu vermitteln, steht in seinem Revieralltag regelmäßig<br />

auf der Tagesordnung. Und da unsere Wälder im Norden <strong>Brandenburg</strong>s eine überaus (zahl-)<br />

reiche Ausstattung an Mooren aufweisen, entstand so seine Idee eines Moor- Erlebnispfades.<br />

In Frau Professor Vera Luthardt von der Fachhochschule Eberswalde hatten wir über das<br />

EU-LIFE-Projekt eine kompetente Mitstreiterin gefunden. Vor ca. zweieinhalb Jahren begann<br />

nun die konzeptionelle Arbeit an diesem Projekt, von der Verwaltung des Naturparks<br />

Stechlin Ruppiner Land sehr begrüßt und unterstützt. Bürger, Verwaltungen und Verbände<br />

wurden auf zwei Veranstaltungen und in der Presse über das Projekt informiert.<br />

In unserem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz fanden wir<br />

weitere „Verbündete“, denn schließlich musste dieses Projekt auch finanziert werden.<br />

Fördermittel der Europäischen Union wurden erschlossen und Frau Stieper (Firma piolkaholzgestaltung)<br />

war eine engagierte Ansprechpartnerin, die sich ebenso für dieses Projekt<br />

begeisterte. Vorab liefen mit Anleitung von Frau Prof. Luthardt über die Fachhochschule<br />

Eberswalde zwei Diplomarbeiten zu Zweck und Inhalt dieses Moorerlebnispfades. Ohne die<br />

Diplomandin Nadine Nusko mit ihren fachkundigen Ideen wäre unser Moorerlebnispfad nicht<br />

halb so ausdrucksstark.<br />

„Von Moor zu Moor“<br />

Auf einer Tour von rund ca. 12 Kilometer Länge wird der Besucher durch eine faszinierende<br />

Landschaft geführt, in der er neben den ruhigen Wäldern und klaren Seen unsere Moore<br />

entdecken wird. „ Diese Tour von Moor zu Moor ist bislang einzigartig und nimmt Sie mit, in<br />

eine ganz besondere Welt.“ (Zitat aus dem Begleitheft „von Moor zu Moor“) Eine methodisch<br />

interessante Gestaltung wichtiger Informationen zu den verschiedenen Mooren lässt den mit<br />

Faltblatt oder auch Begleitheft ausgestatten Besucher immer wieder erstaunen und neugierig<br />

bleiben. Zwei dieser künftig fünf Stationen konnten wir feierlich mit all den Akteuren Vorort<br />

am 30.6.2007 im Rahmen unseres alljährlichen Waldfestes in Menz eröffnen und übergeben.<br />

Zum Waldfest 2008 werden wir den Teil 2 freigeben können - auch dieses Geld ist nun<br />

eingestellt und das Vorhaben von der unteren Naturschutzbehörde genehmigt - wir hoffen dann<br />

auf unseren Minister als Ehrengast.<br />

Das Schöne an gemeinsamen Aktionen ist, wenn sich der Erfolg einstellt, weil alle für dieses<br />

Ziel standen und darauf hingewirkt haben. Ich erinnere mich, dass Hagen Mikuszeit, Leiter<br />

der Oberförster Menz, vor kurzer Zeit zu mir sagte: „Ich bin wirklich überrascht, dass uns<br />

dieses Projekt mit so den vielen Beteiligten doch in so kurzer Zeit gelungen ist“. Bescheiden<br />

hielt er sich am 30.6.07 im Hintergrund und doch weiß ein jeder von uns, wie endscheidend<br />

und wichtig für den Erfolg eine zielorientierte Koordinierungsarbeit und Schwerpunktsetzung<br />

in der Oberförsterei ist.<br />

Bei dem Schreiben dieser Gedanken holen mich voller Bitternis die aktuellen unvernünftigen<br />

und unrealistischen Vorstellungen verschiedener „eleganter Reformer“ wieder in den<br />

forstlichen Alltag Juli 2007 zurück und lassen mich voller Sorge in die Zukunft blicken. Doch<br />

was sagte schon Martin Luther (1483- 1546) in einer Welt, in der damals gebrannt und<br />

gemordet wurde: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, so würde ich doch<br />

heute noch ein Bäumchen pflanzen.“


Lange haben wir uns bemüht, eine hohe und umfassende Fachkompetenz unserer <strong>Forst</strong>leute auf<br />

der Fläche zu entwickeln – wir werden hier im Norden <strong>Brandenburg</strong>s daher auch künftig die<br />

Gemeinwohlaufgaben und Umweltbildung als eine Form der Daseinsvorsorge der <strong>Forst</strong>leute<br />

nach vorne stellen. Die heute in der Gesellschaft so „moderne Nachhaltigkeit“ ist in der<br />

<strong>Forst</strong>wirtschaft doch schon lange bekannt. Wie im Waldbau (Was wir heute pflanzen, das<br />

werden unsere Kinder und Enkel ernten.) – so wird es auch in der Waldpädagogik sein: Wir<br />

sind heute dankbar über unsere interessierten, umweltbewussten Waldbesucher – wohlwissend,<br />

dass der begeisterte Schüler von heute schon morgen die Politik in der Gesellschaft<br />

mitbestimmen wird.<br />

Für das bisher Erreichte sage ich auch im Namen unseres Amtes allen engagierten Mithelfern<br />

und Kollegen sehr herzlich Dank und hoffe -gerade wegen der forstpolitisch so unklaren Zeiten<br />

- auf weitere so tolle Projekte für unsere Wälder.<br />

Templin, den 2.7.2007<br />

Heidrun Koch / Leiterin Dezernat Hoheit im AfF Templin

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