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Lernunterlage: Modellierung und Simulation eines Strömungssensors

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<strong>Modellierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>eines</strong> <strong>Strömungssensors</strong><br />

Zusammenstellung von F.Derriks 2009<br />

Eine Entwicklung im Deutsch-Israel-Programm 2007-2009<br />

Von Juni 2010


Diese <strong>Lernunterlage</strong> befasst sich exemplarisch mit dem Thema Sensorik <strong>und</strong> Mikrosystemtechnik <strong>und</strong><br />

bezieht gr<strong>und</strong>legende physikalische <strong>und</strong> mathematische Aspekte sowie die Modellbildung <strong>und</strong><br />

<strong>Simulation</strong> mit ein.<br />

Sie führt in den Aufbau <strong>und</strong> die Funktionsweise <strong>eines</strong> <strong>Strömungssensors</strong> ein <strong>und</strong> vermittelt Einblicke in<br />

verschiedene physikalische Hintergründe <strong>und</strong> in Aspekte der mikrosystemtechnischen Realisierung.<br />

Es wird versucht aufzuzeigen, welche Themenkomplexe für eine technische Realisierung von<br />

Bedeutung sind <strong>und</strong> dass in der Arbeitswelt zunehmend interdisziplinäre Teams neue technische<br />

Applikationen bearbeiten müssen.<br />

Die dargestellten Inhalte sollen es ermöglichen, aus verschienenen Blickwinkeln diese Applikation zu<br />

betrachten. Und es soll Interesse <strong>und</strong> Lust geweckt werden, sich vertiefend mit den zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden physikalischen Zusammenhängen des Sensors auseinanderzusetzen, z.B. mit der<br />

Strömungs- <strong>und</strong> Wärmelehre oder mit höherer Mathematik.<br />

Die Herausgeber <strong>und</strong> Autoren erhoffen sich, dass Ausbilder <strong>und</strong> Lehrkräfte aus der Unterlage<br />

Anregungen für die eigene Arbeit erhalten.<br />

Interessierten Schülerinnen <strong>und</strong> Schülernder Oberstufen in den Leistungsfächern Physik <strong>und</strong><br />

Mathematik kann der Lehrgang erste Einblicke in die dargestellten Wissensbereiche geben <strong>und</strong> damit<br />

zur Orientierung in der Studien- <strong>und</strong> Berufswahl beitragen.<br />

Darüber hinaus soll zum praktischen Experimentieren angeregt werden, welches das Verständnis für<br />

komplexe Zusammenhänge verbessert, zur Lernmotivation beiträgt <strong>und</strong> den Forscherdrang fördert.<br />

Gerade der Anwendungsbezug mathematisch- physikalischer Gr<strong>und</strong>lagen wird in der allgemeinen<br />

schulischen Ausbildung oftmals nur unzureichend berücksichtigt.<br />

Im Hinblick auf die notwendige Gewinnung von ausreichenden Nachwuchskräften soll generell das<br />

Interesse an Naturwissenschaft <strong>und</strong> Technik gefördern werden.<br />

Es ist nicht beabsichtigt, dass alle Kapitel durchgearbeitet werden, sondern abhängig von den<br />

individuellen Interessen <strong>und</strong> Voraussetzungen sollte eine Auswahl vorgenommen werden.<br />

Der Lehrgang ist in verschiedene Kapitel gegliedert, die nicht zwingend sowohl inhaltlich als auch in der<br />

angegebenen Reihenfolge bearbeitet werden müssen. Themenbereiche, die nicht auf einen<br />

zugeschnitten sind, sollten außer Acht gelassen werden.


Lerninhalte<br />

Kapitel 1: Einführende Hinweise<br />

Kapitel 2: Strömungsmesstechnik<br />

Kapitel 3: Strömungssensoren<br />

Kapitel 4: Herstellungstechnologien<br />

Kapitel 5: Strömungsregelung<br />

Kapitel 6: Physikalische Hintergründe<br />

Kapitel 7: Ergänzende Informationen<br />

Lernziele<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sie kennen den Aufbau, die Funktionsweise <strong>und</strong> die Anwendung von<br />

Strömungssensoren<br />

Sie haben Einblicke in die mikrosystemtechnische Realisierung <strong>und</strong> kennen<br />

wichtige Herstellungsverfahren<br />

Sie haben Einblicke in zugr<strong>und</strong>e liegende physikalische Zusammenhänge<br />

Sie haben Einblicke in Verfahren der <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> der numerischen Berechnung<br />

Voraussetzungen<br />

<br />

Vorteilhaft sind physikalische Gr<strong>und</strong>lagen der Eelktrotechnik, Wärmelehre <strong>und</strong><br />

Strömungsmechanik sowie Kenntnisse der höheren Mathematik<br />

Ihre Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten nach der Bearbeitung dieses Moduls:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Sie kennen den allgemeinen Aufbau komplexer Sensorsysteme<br />

Sie kennen thermische Messverfahren zur Strömungsmessung<br />

Sie kennen typische Fertigungsverfahren der Mikrosystemtechnik<br />

Sie können den Aufbau einer Strömungsmesseinrichtung <strong>und</strong> einer Strömungsregelung<br />

beschreiben


1. Einführende Hinweise<br />

Die Messung von Massendurchfluss bzw. Massenstrom von Gas- oder Luftströmungen kann auf<br />

vielfältige Weise erfolgen. Bewährte Verfahren nutzen den Wärmeabfluss von einem Heizwiderstand<br />

an ein vorbeiströmendes Fluid. Der Wärmeabfluss wird dabei von der Strömungsgeschwindigkeit<br />

bestimmt. Daraus lässt sich der Massendurchfluss bestimmen.<br />

Der Heizwiderstand stellt einen ohmschen Widerstand in einem einfachen Stromkreis dar. Zu messende<br />

Temperaturänderungen, verursacht durch die Strömung, können ebenfalls mittels ohmscher<br />

Widerstände gemessen werden. So beschränkt sich das notwendige Vorwissen für das Verständnis des<br />

Sensorprinzips auf elektrotechnische Gr<strong>und</strong>kenntnisse.<br />

Mit der Konzentration auf dieses Messprinzip erscheint auch die praktische Nachbildung <strong>eines</strong><br />

<strong>Strömungssensors</strong> als Makrosystem möglich, um experimentelle Erfahrungen in der<br />

Strömungsmessung <strong>und</strong> - regelung vermitteln zu können.<br />

Erste Ausblicke in die Themen Modellbildung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> sollen aufzeigen, welche Methodiken in<br />

den Ingenieur- <strong>und</strong> Naturwissenschaften angewendet werden. Die modernen Werkzeuge ermöglichen<br />

bereits in der <strong>Simulation</strong> die Optimierung <strong>eines</strong> technischen Systems sowie die automatische Code-<br />

Generierung für eine schnelle technische Realisierung (Rapid Prototyping). Daher werden auch<br />

tiefergehende mathematisch- physikalische Ableitungen oder mathematische Ansätze für die<br />

numerische Berechnung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> aufgezeigt. Diese können aber auch übergangen werden.<br />

Beim Einsatz des PC's steht die Nutzung von MATLAB/Simulink 1) im Mittelpunkt, einem Software-<br />

Werkzeug, mit dem bereits viele Studierende an den Hochschulen in Berührung kommen.<br />

Eine Reihe von experimentellen Untersuchungen wurden im Rahmen von Studienarbeiten an der<br />

Dualen Hochschule Baden Württemberg Mannheim durchgeführt <strong>und</strong> vom Autor betreut,<br />

insbesondere die Entwicklung des Strömungskanals <strong>und</strong> der Hitzdrahtsonde, die auch für zukünftige<br />

Aufgabenstellungen verwendet werden.<br />

1)<br />

Ò MATLAB/Simulink ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma The Math Works, Inc.,USA.<br />

MATLAB/Simulink ist ein umfangreiches Softwaretool für numerische Mathematik, Modellbildung <strong>und</strong><br />

<strong>Simulation</strong> [15].


2. Strömungsmesstechnik<br />

Stoffe können allgemein in zwei Gruppen eingeteilt werden, in Flüssigkeiten oder Gasen <strong>und</strong> in feste<br />

Stoffe. Die besondere Eigenschaft von Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gasen ist deren Fähigkeit, strömen zu können.<br />

In der sogenannten Strömungslehre werden die Gesetzmäßigkeiten für bewegte Flüssigkeiten <strong>und</strong><br />

Gase hergeleitet. An Stelle dieser Bezeichnung findet man häufig auch die Begriffe<br />

Strömungsmechanik, Fluiddynamik, Aerodynamik.<br />

Wegen ihres Strömungsverhaltens werden Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gase mit dem gemeinsamen Begriff Fluid<br />

belegt. Aufgr<strong>und</strong> der vielfältigen strömungstechnischen Systeme nimmt die Messtechnik zur direkten<br />

oder indirekten Erfassung von Strömungen einen breiten Raum ein.<br />

Große Bedeutung hat heute die simultane Erfassung ganzer Strömungsfelder mit Hilfe neuartiger<br />

Messverfahren, um komplexe Strömungsvorgänge zu analysieren. Im Flugzeugbau ist man<br />

beispielsweise daran interessiert, das Strömungsverhalten über den Tragflächen zu erfassen. Mit Hilfe<br />

neuer Werkstoffe <strong>und</strong> Techniken beabsichtigt man, das Flügelprofil den jeweiligen<br />

Strömungsbedingungen anzupassen, um den Auftrieb zu sichern oder den Verbrauch zu minimieren.<br />

Dafür benötigt man eine Vielzahl von Sensoren, sogenannte Sensor- Arrays (Sensor- Felder).<br />

Die optimale Anpassung technischer Systeme an äußere Rahmenbedingungen gewinnt zunehmend an<br />

Bedeutung <strong>und</strong> äußert sich in den aktuellen Forschungsanstrengungen unter dem Begriff Adaptronic.<br />

Der Begriff leitet sich aus Adaption (Anpassung) <strong>und</strong> Elektronik ab. Die stets weiter steigende<br />

Leistungsfähigkeit der Mikrocomputertechnik <strong>und</strong> die fortschreitende Miniaturisierung ermöglichen die<br />

Realisierung der notwendigen komplexen Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik.<br />

In neueren Entwicklungen wird die Messung von Strömung an Flügelprofilen über die Beeinflussung<br />

<strong>eines</strong> erzeugten Plasmas durch die Luftströmung verfolgt. Andere neuere Verfahren zur Erfassung<br />

komplexer Strömungsbedingungen verwenden Bildanalyseverfahren (Particle-Image-Velocimetry).<br />

Bewährte Verfahren zur Messung von Strömungsvorgängen sind vielfältige Druckmesstechniken,<br />

Geschwindigkeitsmessungen, Wandreibungsmesstechniken, Temperaturmessungen sowie optische<br />

Verfahren [2].<br />

Im Rahmen dieser <strong>Lernunterlage</strong> wollen wir uns lediglich auf thermische Messverfahren zur Erfassung<br />

der Stoffmenge gasförmiger Fluide in einer Kanalströmungen konzentrieren, die in vielfältigen<br />

mikrosystemtechnischen Realisierungen vorkommen.


2.1 Um- <strong>und</strong> Durchströmungen<br />

Strömungen spielen in Naturwissenschaft <strong>und</strong> Technik eine große Rolle. Anwendungen lassen sich<br />

danach einteilen, ob sie einen Körper umströmen oder einen Innenraum durchströmen [1].<br />

Umströmungen treten beispielsweise an bewegten Objekten wie Autos, Flugzeuge <strong>und</strong> Rotoren oder<br />

auch an ruhenden Gebäuden <strong>und</strong> Landschaften als Luftströmungen (Winde) auf. Umströmungen<br />

verursachen im wesentlichen Krafteinflüsse auf das umströmte Objekt.<br />

Durchströmungen umfassen Strömungen durch Kanäle, Rohre oder Düsen. Dazu ist Druck notwendig.<br />

Mit ihnen verb<strong>und</strong>en sind Reibungseinflüsse, die u.a. einen Druckverlust verursachen.<br />

Um- <strong>und</strong> Durchströmungen treten in vielen Fällen auch kombiniert auf. In diesem Lehrgang wird nur das<br />

Gebiet der Kanalströmung betrachtet.<br />

In der physikalischen Beschreibung der Strömungsphänomene finden die Gesetzmäßigkeiten der<br />

Massenerhaltung, der Kräftegleichgewichte, der Wärmelehre sowie der Stoffzusammenhänge von<br />

Dichte, Druck <strong>und</strong> Temperatur eine Rolle.<br />

2.2 Laminare <strong>und</strong> stationäre Strömung<br />

Gase <strong>und</strong> Flüssigkeiten unterscheiden sich im Strömungsverhalten prinzipiell nicht, solange die<br />

druckabhängige Volumenänderung beim Gas vernachlässigt werden kann. Im folgenden wollen wir die<br />

Inkompressibilität <strong>eines</strong> Fluids voraussetzen.<br />

Aus der Beobachtung von Strömungen wissen wir, dass sich die strömenden Teilchen <strong>eines</strong> Fluids mit<br />

unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegen <strong>und</strong> auch Wirbelbewegungen entstehen können. Das sind<br />

Stellen, an denen sich der Fluidfluss im Kreis bewegt.<br />

Enthält eine Strömung keine Wirbel, so spricht man von laminarer Strömung. Ist andererseits die<br />

beobachtete Geschwindigkeit von der Zeit unabhängig, so hat man es mit einer stationären Strömung<br />

zu tun.<br />

Als Beipsiel sei die nachfolgende stationäre Rohrströmung betrachtet. Bewegt sich eine Flüssigkeit<br />

durch eine Engstelle mit geringerem Durchmesser (Durchströmung), so muss sie in der Engstelle<br />

schneller fließen, weil in der Natur kein Material verschwinden darf (Massenerhaltung, auch Kontinuität<br />

genannt).


Verengt sich der Strömungsquerschnitt von der Fläche A1 auf die Fläche A2, so behält ein gedachter<br />

Stromzylinder (blau) an jeder Rohrstelle sein Volumen bei:<br />

Der betrachtete Zylinder muss sich an der engeren Stelle auf eine längere Strecke auseinanderziehen.<br />

Betrachtet man noch die Zeit Δt, die der linke Zylinder benötigt, um die Querschnittstelle A 1 zu<br />

passieren, so muss auch der rechte Stromzylinder in der gleichen Zeit die Querschnittsstelle A 2<br />

passieren. Man kann daher die obige Gleichung auf beiden Seiten durch Δt dividieren, so dass man eine<br />

Verhältnisgleichung für die Geschwindigkeiten erhält.<br />

Mit A 2 kleiner als A 1 muss demnach die Geschwindigkeit v 2 größer sein als v 1 , woraus man schließen<br />

kann, dass die Flüssigkeit beim Passieren der Verengung beschleunigt werden muss.<br />

Wir wissen aber, dass dazu eine beschleunigende Kraft einwirken muss. Diese kann nur von einem<br />

Druckunterschied Δp an der Verengung herrühren, d.h., der Druck p 1 muss größer sein als Druck p 2 .<br />

In der Strömungsmesstechnik nutzt man u.a. den Druckunterschied an einer Rohrverengung, um die<br />

Strömungsgeschwindigkeit messtechnisch zu ermitteln. Dazu werden Drucksensoren verwendet.


3. Strömungssensoren<br />

Bedeutende Anwendungsfelder von mikrosystemtechnischen Durchfluss- oder Strömungssensoren für<br />

gasförmige <strong>und</strong> flüssige Fluide liegen in der Automobiltechnik, der Medizin- <strong>und</strong> Biotechnik, der Chemie<br />

<strong>und</strong> in der Gasanalytik, der Klima- <strong>und</strong> Gebäudetechnik sowie der Umweltmesstechnik.<br />

Grafik: Durchflusssensor für Laboranwendungen max. 80 ml/min (Fa. Senserion, Schweiz)<br />

Im Automobil werden sie als Massenstromsensoren eingesetzt, um die Masse pro Zeiteinheit der<br />

momentan vom Verbrennungsmotor angesaugten Luft zu erfassen, damit die eingespritzte<br />

Kraftstoffmenge optimal dosiert werden kann <strong>und</strong> u.a. eine schadstoffarme Verbrennung gewährleistet<br />

ist.<br />

Grafik: Bauform <strong>eines</strong> Massenstromsensors (Fa. Pierburg für Audi)<br />

Eine zunehmende Bedeutung haben Anwendungen in der Gas- <strong>und</strong> Flüssigkeits- Analytik in der<br />

Medizin. Allgemein kommen in der Medizin mehr <strong>und</strong> mehr Mikrosysteme bei minimal-inversiven<br />

Methoden sowie bei Überwachungsfunktionen <strong>und</strong> zur Automatisierung der Therapien zum Einsatz.<br />

Als Beispiel seien Insulinpumpen erwähnt. Sie sollen durch eine kontinuierliche Insulininfusion dem<br />

Diabetiker das lebensnotwendige Insulin in notwendiger Dosiergenauigkeit ersetzen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> um die<br />

Uhr zuführen. Das erfordert die kontinuierliche Ermittlung (Monitoring) der Glukosekonzentration im<br />

strömenden Blut oder im Körpergewebe, die ständigen <strong>und</strong> erheblichen Schwankenden im Tagesverlauf<br />

unterliegen. Über einen geschlossenen Regelkreis (closed-loop- control) wird die Automatisierung der<br />

Therapie ermöglicht <strong>und</strong> die Lebensqualität des Patienten verbessert.<br />

Grafik: Insulinpumpe mit Glukosemesseinheit (Fa. Medtronic, Österreich)<br />

3.1 Sensorsysteme<br />

Sensoren sind sogenannte Messfühler oder Messgrößen-Aufnehmer, mit denen quantitative oder<br />

qualitative Eigenschaften von Materialien oder der Umwelt erfasst werden. Sie nutzen physikalische<br />

oder chemische Effekte <strong>und</strong> formen die zu messende Größe zur Weiterverarbeitung in ein elektrisches<br />

Signal um. Typische Beispiele für Messgrößen sind Temperatur, Druck, Geschwindigkeit,<br />

Beschleunigung, Lage, die insbesondere in automatisierten Prozessen <strong>und</strong> in mechatronischen<br />

Systemen von Bedeutung sind.<br />

Allgemein sollen Sensoren hochgenau Messungen bei geringem Platz- <strong>und</strong> Energiebedarf ermöglichen.<br />

Der erfolgreiche Einsatz setzt eine hohe Funktionalität <strong>und</strong> Integrationsdichte bei möglichst geringen<br />

Herstellungskosten voraus. Das ermöglicht die Mikrosystemtechnik, so dass sich die früheren Sensoren


zu komplexen <strong>und</strong> intelligenten Sensorsystemen entwickelt haben. Sensorik ist daher ein<br />

Schwerpunktbereich der Mikrosystemtechnik.<br />

Allgemeiner Aufbau <strong>eines</strong> intelligenten Sensors<br />

Eine zweite bedeutende Funktionsgruppe für Mikrosysteme sind sogenannte Aktoren, verstanden als<br />

die physikalische Umkehrung des Sensors [9]. Während ein Sensor auf die Eingabe z.B. <strong>eines</strong><br />

physikalischen oder chemischen Parameters mit der Ausgabe <strong>eines</strong> elektrischen Signals oder einer<br />

Information antwortet, soll ein Aktor bei Eingabe <strong>eines</strong> Signals z.B. eine Kraft oder ein Drehmoment<br />

erzeugen. In komplexen Anwendung für Mikrosysteme können Sensorik <strong>und</strong> Aktorik integriert auftreten.<br />

In einem Mikrosystem werden heute mechanische,elektronische, fluidische, optische, chemische oder<br />

biologische Komponenten mit Verarbeitungseinheiten der Informationstechnik, insbesondere der<br />

Mikrocomputertechnik verb<strong>und</strong>en, so dass neben der reinen Messgrößenerfassung die Komponenten<br />

der Daten- <strong>und</strong> Informationsverarbeitung intergriert sind, bis hin zu Aktoren <strong>und</strong> Schnittstellen für eine<br />

schnelle Kommunikation über Glasfaser- oder drahtlose Funktechniken mit der Außenwelt<br />

(übergeordneten Systeme) zur Bereitstellung oder zum Empfang von Informationen.<br />

Die Mikrosystemtechnik hat sich aus der Halbleiterfertigung entwickelt <strong>und</strong> baut auf alle dort<br />

entwickelten Fertigungstechnologien auf. Die Komponenten <strong>eines</strong> Mikrosystems können dabei in einen<br />

einzigen Siliziumblock (Chip) integriert werden, der Träger der unterschiedlichen Funktionseinheiten<br />

wird. Oftmals ist es aber notwendig, einen separaten Träger als gemeinsame Plattform für die<br />

verschiedensten Funktionseinheiten zu verwenden. Daher unterscheidet man realisierte Mikrosysteme<br />

nach monolithischer <strong>und</strong> hybrider Integration. Das ist das Themengebiet der Aufbau- <strong>und</strong><br />

Verbindungstechniken.


Stufen der Aufbau- <strong>und</strong> Verbindungstechniken (nach [8])<br />

Bei der monolithischen Integration werden alle Komponenten durch Prozesse wie z.B. Beschichten,<br />

Ätzen oder Diffusion in einen Sliziumblock eingebracht, die typische Vorgehensweise bei der Herstellung<br />

von intergrierten Schaltkreisen (Integrated Circuit, IC) der Halbleiterindustrie (vgl.<br />

Herstellungstechnologien: Abscheiden dünner Schichten <strong>und</strong> Lithographie). Die monolithische<br />

Integration setzt also voraus, dass die Herstellungsprozesse der zu zu integrierenden Komponenten des<br />

Systems miteinander kompatibel sein müssen. Monolithische Mikrosysteme werden fast ausschließlich<br />

auf Silizium als Substratmaterial aufgebaut, um den Kostenvorteil einer direkten Integration der<br />

Auswerteelektronik auf das Sensorelement bei großen Stückzahlen zu nutzen.<br />

Hybrid bedeutet zusammengesetzt oder vermischt. Es werden also verschiedenste Bauteile auf einen<br />

Träger montiert <strong>und</strong> zu einem Schaltkreis verb<strong>und</strong>en. Als Träger eignet sich Materialien wie Keramik,<br />

Glas, Silizium, Polymere oder auch Stahl.


Aufbauschema <strong>eines</strong> Hybridsystem<br />

Die hybride Integration ist flexibler als die monolithische. Nicht nur das einzelne Komponenten aus<br />

unterschiedlichen Mikrotechnologien oder Werkstoffen hergestellt werden können, sie erlaubt auch eine<br />

höhere Flexibilität in der Optimierung der jeweils einzelnen Fertigungsschritte. Die verschiedenen<br />

Funktionselemente werden dann anschließend zu einem Gesamtsystem zusammengefügt.<br />

Beispiel <strong>eines</strong> Durchflusssensors in hybrider Bauform


3.2 Aufbau <strong>und</strong> Wirkungsprinzip<br />

Die meisten mikrosystemtechnisch realisierten Strömungssensoren verwenden als physikalisches<br />

Prinzip Temperatursensoren, bei denen eine geheizte Struktur durch das strömende Fluid in der<br />

Temperatur beeinflusst wird, wobei die Temperaturänderung ein Maß für die Strömungsgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> damit für den Massefluss darstellt. Die Temperatur ist eine vergleichsweise einfach zu messende<br />

Größe. Für ihre Messung können sowohl ohmsche Widerstände, Dioden oder Thermoelemente<br />

verwendet werden.<br />

Das gr<strong>und</strong>legende Messprinzip ist bei allen thermischen Sensoren gleich. Der von einer Heizquelle<br />

erzeugte Wärmefluss (zwischen Quelle <strong>und</strong> Senke) wird durch die zu messende Größe beeinflusst,<br />

wodurch Temperaturänderungen hervorgerufen werden. Änderungen der zu messenden Größe sollten<br />

sich schnell auf die Temperaturänderungen auswirken, um Zeitverzögerungen im Messsignal gering zu<br />

halten. Dafür braucht man mechanische Strukturen, die ein möglichst geringes thermisches<br />

Speichervermögen (Wärmekapazität) aufweisen. Die Mikrosystemtechnik bietet für die Realisierung<br />

solcher Strukturen besonders günstige Möglichkeiten, indem extrem dünne Membranen mit sehr kleinen<br />

Wärmekapazitäten verwendet werden [7]. Damit lassen sich hohe Sensitivitäten insbesondere auch bei<br />

der Messung kleiner Strömungsgeschwindigkeiten erzielen.<br />

Das hier betrachtete Beispiel <strong>eines</strong> <strong>Strömungssensors</strong> besteht aus einem Siliziumchip, in den ein Kanal<br />

eingeätzt wurde. Im nachfolgenden Bild ist das Prinzip anhand des aufgeschnittenen Strömungskanals<br />

dargestellt. In einer dünnen, freitragenden Membran sind ein Heizwiderstand <strong>und</strong> zwei<br />

Thermowiderstände (T- Sensoren) als Temperaturfühler integriert. Die Thermowiderstände werden<br />

geometrisch klein gegenüber dem Heizwiderstand ausgelegt um eine annähernd punktförmige Messung<br />

der Temperatur auf der Membran zu ermöglichen.


Aufbau <strong>und</strong> Prinzip des <strong>Strömungssensors</strong><br />

Die Temperaturmessung erfolgt über die Abhängigkeit des ohmschen Widerstandes von der<br />

Temperatur, themoresistives Prinzip genannt. Die Widerstände werden als sogenannte<br />

Dünnschichtwiderstände realisiert.<br />

Die Anordnung vermeidet durch eine dünne Trennschicht (Passivierungsschicht) den direkten Kontakt<br />

des Heizers <strong>und</strong> der Messwiderstände mit dem Fluid, die insbesondere bei Flüssigkeiten oder<br />

agressiven Medien notwendig ist. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer <strong>und</strong> die Veträglichkeit mit dem<br />

Fluid [5].<br />

Die Betriebstemperatur (T H ), die mit dem Heizwiderstand erzeugt wird, wird viel höher als die<br />

Umgebungstemperatur gewählt, typisch z.B. um ca. 160 Grad Celsius höher. Bei Strömungssensoren<br />

für Flüssigkeiten muss sie allerdings niedriger sein, um Sieden über dem Heizer zu vermeiden. Die<br />

Temperatur des Fluids beeinflusst bei konstanter Heizleistung die Übertemperatur des Heizers. Um<br />

diesen Einfluss zu vermeiden, wird eine Heizungsregelung verwendet.<br />

Ist keine Strömung vorhanden, bildet sich links wie rechts vom Heizer sowohl in der Membran als auch<br />

im darüber befindlichen Kanal eine symetrisches Temperaturprofil aus. Die Temperaturen (T 1 ,T 2 ) der<br />

beiden Messwiderstände müssen demnach gleich sein, so dass auch ihre Widerstände gleich sind.


Anders sieht es aus, wenn eine Strömung auftritt. Ein durch den Kanal strömendes Fluid (Flow) bildet<br />

ein Strömungsprofil aus, dessen Ursache Reibungseffekte sind, die an den Wänden <strong>und</strong> zwischen den<br />

Fluidpartikeln selbst entstehen. An den Wänden haften die Fluidpartikel <strong>und</strong> mit zunehmender<br />

Entfernung nimmt die Strömungsgeschwindigkeit bis zu einem Maximum in der Mitte zu, laminare<br />

Strömung vorausgesetzt (vgl. Kapitel Kanalströmung).<br />

Die Strömung stört jedoch die symmetrische Temperaturverteilung <strong>und</strong> es kommt zu einer Verschiebung<br />

des Temperaturprofils im Kanal als auch in der Membran. Die Folge ist, dass in der dargestellten<br />

Strömungsrichtung die Temperatur links vom Heizer ab- <strong>und</strong> rechts davon zunimmt, was zu einer<br />

Widerstandsdifferenz zwischen den beiden Messwiderständen führt. Die Größe der Abweichung ist<br />

abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit des Fluids. D.h., die von den Temperaturfühlern erfassten<br />

Temperatur- bzw. Widerstandsunterschiede sind ein direktes Maß für den Volumenstrom.<br />

Die symmetrische Anordnung der Temperaturführer um den Heizer ermöglicht darüber hinaus auch, die<br />

Strömungsrichtung im Kanal zu bestimmen.<br />

3.3 Temperaturverteilung<br />

Anhand nachfolgender Temperaturbilder wird die Funktionsweise des Sensors nochmals verdeutlicht.<br />

Sie stellen lediglich einen angenäherten <strong>und</strong> qualitativen Temperaturverlauf im Sensor dar. Für die<br />

Berechnung wurde ein stark vereinfachtes Rechenmodell zugr<strong>und</strong>e gelegt, welche im Kapitel<br />

"Numerische Analyse" erläutert wird. Die Temperaturberechnung erfolgte über ein Raster von 900<br />

Punkten innerhalb des Kanals.<br />

Beide Bilder zeigen den Querschnitt im Strömungskanal. Der Heizer ist in der Mitte (x=50) des<br />

Kanalbodens positioniert <strong>und</strong> wird auf konstante Temperatur (200) gehalten. Ohne Fluidströmung stellt<br />

sich eine symmetrische Temperaturverteilung ein (stationärer Zustand).<br />

In der oberen Darstellung wird die Höhe der Temperatur farblich dargestellt. Die blaue Farbe stellt die<br />

niedrigen Temperaturen dar, die Rot- <strong>und</strong> Brauntöne die hohen. Der Wärmefluss erfolgt von den hohen<br />

zu den niedrigen Temperaturen.<br />

Die untere Darstellung verwendet anstelle des Farbbildes sogenannte Höhenlinien, die wir auch von<br />

Geländekarten kennen. Die Linien stellen Orte gleicher Temperatur dar, sogenannte Isoklinen.


Temperaturverteilung ohne Fluid- Strömung<br />

Die symmetrische Temperaturverteilung verdeutlicht, dass die beiden Temperatursensoren, die in<br />

gleichen Abständen vom Heizer im Kanalboden eingelassen sind, bei vollkommener Symmetrie auch<br />

gleiche Temperaturen aufweisen müssen. Anders sieht es aus, wenn die Fluidströmung auftritt.<br />

Die Geschwindigkeitsverteilung <strong>eines</strong> einströmenden Fluids ist im Kanalquerschnitt aufgr<strong>und</strong> der<br />

Reibungen <strong>und</strong> der Wandhaftung nicht konstant. Das Maximum stellt sich in der Kanalmitte ein, an den<br />

Kanalwänden ist sie Null. Der Geschwindigkeitsverlauf ist parabelförmig, eine laminare Strömung<br />

vorausgesetzt. Dies wird durch die Pfeillängen der angedeuteten Strömung verdeutlicht.


Temperaturverteilung mit Fluid-Strömung<br />

Die Symmetrie wird gestört <strong>und</strong> die Isoklinen neigen sich, abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit,<br />

in Strömungsrichtung. Als Folge sind die Temperaturen an den Messstellen ungleich.<br />

3.4 Auswerteschaltung<br />

Zur Auswertung der Widerstandsänderung der beiden Themowiderstände (R S1 ,R S2 ) verwendet man<br />

üblicherweise die Wheatstone Brücke. Dabei bilden die beiden Messwiderstände einen<br />

Halbbrückenzweig. Den zweiten Halbbrückenzweig bilden zwei Festwiderstände (R).


Wheatstone Brückenschaltung zur Auswertung der Änderung der Sensorwiderstände Rs1 <strong>und</strong> Rs2<br />

Gleiche Widerstände in jedem Zweig vorausgesetzt, ist in der Darstellung die sogenannte<br />

Brückenspannung Uab Null, da die Spannungen über alle Widerstände gleich sind.<br />

Die Änderung <strong>eines</strong> Sensor-Widerstandes der Brücke führt dazu, dass es in dem entsprechenden Zweig<br />

zu einer Potenzialverschiebung am Verbindungspunkt (Messpunkt A) kommt, so dass zwischen den<br />

Messpunkten A <strong>und</strong> B eine Brückenspannung messbar wird. Diese ist proportional zur<br />

Widerstandänderung. Ändern sich gleichzeitig beide Sensor- Widerstände in entgegengesetzter<br />

Richtung, wie im konkreten Falls des <strong>Strömungssensors</strong>, wird der Effekt entsprechend verstärkt.<br />

Der eingangsseitige Sensorwiderstand R S1 wird durch die einströmende Luft abgekühlt, sein Widerstand<br />

nimmt ab. Der ausgangsseitige Sensorwiderstand R S2 wird durch die Verschiebung des<br />

Temperaturprofils erwärmt, sein Widerstand nimmt zu, einen positiven Temperaturkoeffizienten<br />

vorausgesetzt.<br />

Mit einer Umkehrung der Strömungsrichtung würde sich auch die gemessene Brückenspannung<br />

umkehren, so dass man am Vorzeichen der Brückenspannung die Strömungsrichtung erkennen kann.


3.5 Erforderliche Mikrostrukturen<br />

Ein typischer Mikrosensor in dieser Bauart wird auf Basis von Silizium hergestellt. Einen Ausschnitt einer<br />

möglichen Schichtstruktur für die Herstellung des <strong>Strömungssensors</strong> zeigt das folgende Schnittbild einer<br />

Membran, auf der ein Heizer angedeutet ist.<br />

Schnittbild einer Sensorstruktur<br />

Als Träger für die Heiz- <strong>und</strong> Sensorschichten <strong>und</strong> zur thermischen Isolation dient eine dünne, oxidierte<br />

Silizium-Brücke oder -Membrane, die hinreichend stabil ist. Die Siliziumnitrid-Schicht (Si 3 N 4) hat nur<br />

eine sehr geringe Schichtdicke von weniger als 1 mm. Die dünne Membrane weist einen sehr großen<br />

Wärmewiderstand auf <strong>und</strong> hat eine extrem kleine Wärmekapazität, so dass diese Sensoren eine hohe<br />

Ansprechempfindlichkeit bzw. Dynamik haben. Diese liegt je nach Bauart in der Größenordnung von<br />

wenigen ms.<br />

Der Heizer <strong>und</strong> die Sensoren werden aus aufgebrachten metallischen Schichten strukturiert, die extrem<br />

dünn sind <strong>und</strong> im obigen Bild überproportional dargestellt sind. Die für einen Widerstand notwendige<br />

Drahtstruktur erzielt man durch Ätzen einer Mäanderform. Ein typisches Metall für den Heizer ist Platin.<br />

Es werden auch andere Metalle <strong>und</strong> Polysilizium verwendet. Die Heizfläche hat eine Größe von<br />

weiniger als 0,1 mm 2 . Die Mikrostrukturen erfordern daher nur eine sehr kleine Heizleistung in der<br />

Größenordnung von mW. Heizer <strong>und</strong> Sensoren werden durch eine dünne ( 0,5 mm ) aufgebrachte<br />

Siliziumnitrid-Schicht (Si 3 Ni 4 ) gegenüber dem Strömungsmedium isoliert <strong>und</strong> geschützt. Der gesamte<br />

Sensor-Chip umfasst eine Fläche von wenigen mm 2 .<br />

Die Mikrosystemtechnik bietet gute Möglichkeiten zur Herstellung dieser Sensoren. Zur Anwendung<br />

kommen die Standard-Technologien zur Herstellung intergrierter Schaltkreise (IC). Sie beziehen<br />

sich u.a. auf die Herstellung dünner Schichten sowie die Oberflächen- <strong>und</strong> Volumenstrukturierung,<br />

die im nächsten Kapitel beschrieben werden. Im gesamten Herstellungsprozess werden die einzelnen<br />

Technologieschritte in Kombination meist mehrfach wiederholt.


4. Herstellungs-Technologien<br />

Wie wir gesehen haben, benötigt der Sensor Messwiderstände für die Wheatstone´sche<br />

Brückenschaltung <strong>und</strong> ein Heizelement zur Erzeugung des Wärmeflusses. Diese Widerstände sind auf<br />

einer dünnen, freitragenden Membran aus Siliziumnitrid aufgebracht, die auf einen Rahmen aus Silizium<br />

„gespannt“ ist. Die Membran muss deshalb sehr dünn sein, um den Wärmeabfluss möglichst gering zu<br />

halten. Es ist offensichtlich, dass die Wärmeleitung über den Träger umso geringer ist, je dünner der<br />

Träger ist. Insofern reduziert man die Dicke der Membran auf unter einem Mikrometer – damit ist die mit<br />

ihr verb<strong>und</strong>ene Wärmeleitung klein genug.<br />

Eine solch dünne Membran ist natürlich mechanisch nicht mehr sehr stabil, insofern wird sie auf diesen<br />

Halterahmen aus Silizium „aufgespannt“. Auf dieser Membran befinden sich die Widerstände ähnlich<br />

der Kupferleiterbahnen auf einer gedruckten Schaltung. Die Widerstände sind mittels Leiterbahnen aus<br />

Aluminium <strong>und</strong> entsprechenden Anschlussflächen miteinander verb<strong>und</strong>en. An diesen Flächen können<br />

dann die Drähte angelötet werden, die den Sensor mit der Auswerte- <strong>und</strong> Regelungsschaltung<br />

verbinden.<br />

Dabei wird der Sensor mit Verfahren der Mikrotechnik hergestellt. Dies geschieht so, dass eine Vielzahl<br />

von Sensoren auf einem gemeinsamen Werkstück, das man Substrat nennt, gleichzeitig entsteht. Die<br />

Sensoren werden dann durch unterschiedliche Arbeitsschritte auf dem Substrat aufgebaut; teilweise<br />

auch „in das Substrat“ hineingearbeitet. Das Substrat ist also nicht nur der Träger, sondern es wird auch<br />

zum Aufbau des Sensors genutzt. In diesem Fall, zur Herstellung des <strong>Strömungssensors</strong>, nutzt man<br />

beispielsweise einen Siliziumwafer, also eine r<strong>und</strong>e einkristalline Silizium- scheibe mit einem<br />

Durchmesser von 100mm <strong>und</strong> einer Dicke von ca. 600 µm. Aus diesem Wafer werden dann, je nach<br />

Größe des einzelnen Sensorelementes, eine Vielzahl von Sensoren gleichzeitig gefertigt <strong>und</strong><br />

anschließend durch Sägen getrennt.<br />

Überlegen wir erst einmal, bevor wir uns mit dem Her- stellprozess beschäftigen, welche Komponenten<br />

wir denn für unseren Strömungssensor benötigen:<br />

Wafer mit vielen Bauelementen<br />

Zur Herstellung des Sensors wird ein Substrat aus Silizium verwendet. Damit der Heizwider- stand, der<br />

im nächsten Schritt aufgebaut wird, möglichst gut vom Substrat isoliert ist, bringen wir zunächst eine<br />

Isolationsschicht auf, die auch gleichzeitig die spätere Membran darstellt.<br />

Weiter wird ein Heizwiderstand aus beispiels- weise Platin in Form einer dünnen Leiterbahn <strong>und</strong> zwei<br />

Messwiderstände rechts <strong>und</strong> links vom Heizwiderstand benötigt. Die Anschlüsse der drei Widerstände<br />

werden mittels Leiter- bahnen aus Aluminium hergestellt. Da der Sensor nicht in ein geschlossenes


Gehäuse eingebaut werden kann, da die Messwider- stände ja im Luftstrom sein müssen, wird die<br />

gesamte Schaltung mit einer dichten Iso- lationsschicht überzogen; nur die Kontakt- flächen für die<br />

Anschlüsse, die aus Gold bestehen, bleiben frei.<br />

Zuletzt erzeugen wir die benötigte Membran. Dazu wird das Material unter den Sensor- widerständen<br />

entfernt. Unter der Schaltung <strong>und</strong> am Rand bleibt das Material stehen <strong>und</strong> dient so als Halterahmen.<br />

Diesen Schritt führen wir als letztes durch; damit haben wir bei allen Prozessschritten noch das massive<br />

Substrat als stabile Unterlage, <strong>und</strong> die empfindliche Membran wird erst ganz zum Schluss wenn die<br />

Sensoren schon fertig sind, erzeugt.<br />

Wie wir sehen, benötigen wir verschiedene Fertigungsverfahren für die einzelnen Prozessschritte um<br />

den Sensor herzustellen. Diese werden im folgenden besprochen.<br />

Als erste Schicht wird eine dünne Schicht aus Siliziumnitrid auf dem Silizium- Substrat aufgebracht,<br />

die spätere Membran. Auf dieser werden die Heiz-<strong>und</strong> Messwiderstände dann später prozessiert. Zur<br />

Herstellung dieser Membranschicht nutzt man sogenannte CVD- Verfahren (chemical vapour<br />

deposition-Verfahren).<br />

4.1 CVD-Verfahren<br />

Die Herstellung dünner Schichten lasst sich in zwei gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Methoden einteilen,<br />

die physikalischen Beschichtungsmethoden (PVD – Verfahren), die wir später kennen lernen um die<br />

Widerstände herzustellen <strong>und</strong> die chemischen Beschichtungsmethoden, die CVD – Verfahren.<br />

Bei den CVD-Verfahren handelt es sich um eine Gasphasenabscheidung. Das Gr<strong>und</strong>prinzip besteht<br />

darin, dass bestimmte Gase über aufgeheizte Substrate geleitet werden auf denen es zu einer<br />

chemischen Reaktion kommt. Das Produkt dieser Reaktion ist die auf dem Substrat abgeschiedene<br />

Schicht. Weitere Reaktionsprodukte müssen gasförmig sein, damit sie laufend aus dem Reaktor<br />

abgepumpt <strong>und</strong> möglichst nicht in die entstehende Schicht eingelagert werden. Mit diesen Verfahren<br />

lassen sich nicht nur die, wie in unserem Beispiel die benötigte Siliziumnitridschichten abscheiden,<br />

sondern auch andere isolierende Schichten oder in speziellen Fällen sogar Metalle aufbringen.<br />

Der Prozess findet dreistufig statt:<br />

• der Transport der Reaktionsgase in die Reaktionskammer<br />

• die Umsetzung durch die chemische Reaktion in die abzuscheidende Schicht <strong>und</strong><br />

• der Abtransport der während der Reaktion entstehenden gasförmigen Reaktionsprodukte.


Verfahren bei Normaldruck waren die ersten CVD-Verfahren, die in der Halbleitertechnik eingesetzt<br />

wurden. Diese APCVD-Abscheidung (atmospheric pressure CVD) wird zur Herstellung <strong>und</strong>otierter <strong>und</strong><br />

dotierter Oxide benutzt. Qualitativ bessere Schichten erhält man bei verringertem Druck, den<br />

sogenannten LPCVD (low pressure CVD- Verfahren).<br />

Doch alle diese Abscheideverfahren für Oxide oder Nitride benötigen hohe Temperaturen um ca. 900°C.<br />

Um die Prozesstemperatur zu senken wird die Reaktion zur Bildung der Schicht durch ein Plasma<br />

unterstützt. Bei diesem Verfahren (PECVD, plasma enhanced CVD) werden zusätzlich zur Temperatur<br />

durch eine Hochfrequenz-Gasent- ladung die Reaktionsgase angeregt. Plasmaunterstützte<br />

Abscheideverfahren kommen mit weniger thermischer Energie aus, da das eingekoppelte elektrische<br />

Feld ebenfalls Energie an die Reaktionsstoffe abgibt. Wird das Reaktionsgas in einen Plasmazustand<br />

versetzt, dann übertragen die bei der Gasentladung stattfindenden Elek- tronen- <strong>und</strong> Ionenstöße<br />

Energie auf die Gasmoleküle. Dies erhöht — genauso wie die thermischen Stossprozesse — die<br />

Reaktionbereitschaft der Prozessgase <strong>und</strong> die Temperatur kann gesenkt werden.<br />

Ein Plasma ist ein teilweise ionisiertes Gas aus Ionen, Elektronen <strong>und</strong> Neutralteilchen. Das Plasma wird<br />

durch ein Wechselfeld, je nach Anlagentyp 50 kHz oder 13,56 MHz, erzeugt, eine typische Leistung der<br />

Hochfrequenz- generatoren liegt bei einigen 100 W. Der Druck im Reaktor beträgt typischerweise<br />

100...1000 Pa, die Prozess- temperatur etwa 300...400°C.<br />

Die beiden wichtigsten PECVD-Schichten sind Siliziumoxid <strong>und</strong> Siliziumnitrid. Als Reaktionsgase dienen<br />

Silan (SiH 4 ) <strong>und</strong> je nach Schicht Distickstoffoxid (N 2 O) oder Ammoniak (NH 3 ) bzw. Stickstoff (N 2 ).<br />

Eine Besonderheit der Plasmaoxidschichten ist ein hoher Anteil von Wasserstoff <strong>und</strong> Stickstoff, die<br />

während der Reaktion entstehen <strong>und</strong> teilweise in die Schicht eingebaut werden. Dies beeinflusst die


Eigenschaft der Schicht, so hängt die Durchbruchfeldstärke von der Fremdstoffkonzentration ab,<br />

genauso wie die Beständigkeit gegenüber Säuren.<br />

Zu beachten ist noch, dass die Plasmanitridschichten nicht stöchiometrisch, d.h. in korrekter<br />

stöchiometrischer Zusammensetzung Si 3 N 4 , abgeschieden werden. In der Reaktionsgleichung ist dies<br />

durch fehlende Indizes angedeutet. Von Einfluss auf die Nitridschicht ist aber auch die<br />

Abscheidefrequenz. Plasmanitrid das mit einer Frequenz von 50 kHz abgeschieden wird steht unter<br />

Druckspannung, bei einer Frequenz von 13,56 MHz zeigt die Schicht bei sonst gleichen Bedingungen<br />

einer Zugspannung. Durch Kombination beider Frequenzen lässt sich so ein Nitrid herstellen, das<br />

praktisch spannungsfrei ist <strong>und</strong> das für diese Anwendung als Membran benötigt wird.<br />

PECVD-Parallelplattenreaktor<br />

Die Abbildung zeigt schematisch den Querschnitt durch einen PECVD-Parallelplattenreaktor. Die Anlage<br />

besteht aus Aluminiumelektroden zur Einkopplung der Hochfrequenz, der Gaszufuhr <strong>und</strong> dem<br />

Anschluss des Pumpsystems. Nach dem Abpumpen des Systems <strong>und</strong> der Gaszufuhr der Prozessgase<br />

kommt es nach Einschaltung der Hochfrequenz zur Gasentladung <strong>und</strong> zur Zündung des Plasmas. Dies<br />

ist an dem charakteristischen Leuchten zu erkennen, ähnlich wie beim Einschalten einer<br />

Leuchtstoffröhre.


Der nächste Schritt zur Herstellung des Sensors ist das Aufbringen der Widerstandsschichten <strong>und</strong> die<br />

des Heizelementes. Mit den selben Verfahren werden auch die Anschlussflächen zur Anlötung von<br />

Drähten mit nur anderen Metallen aufgebracht <strong>und</strong> in weiteren Schritten strukturiert zur gewünschten<br />

Form. Hierzu nutzt man physikalische Abscheideverfahren (PVD-Verfahren), wie das Sputter- oder<br />

Aufdampfverfahren.<br />

4.2 PVD-Verfahren<br />

Das gr<strong>und</strong>legende Prinzip des Aufdampfens beruht auf der thermischen Verdampfung von Materialien<br />

im Hochvakuum. Das aufzubringende Material wird in einem Tiegel auf eine Temperatur erhitzt, bei der<br />

es verdampft. Bei einer Verdampfungstemperatur, je nach Material bei etwa 1000 ... 3500 °C, verdampft<br />

das Material <strong>und</strong> prallt mit seiner thermischen Energie auf das Substrat. Hier kondensieren die<br />

Dampfteilchen zu einem Film. Das Vakuum schafft die entsprechende Prozessumgebung, so dass auch<br />

wenig Fremdatome in die Schicht eingebaut werden.<br />

Prinzip Aufdampfanlage<br />

Die Schichtdicke lässt sich entweder über die Menge des verdampften Materials kontrollieren, bzw. über<br />

ein Messgerät, das mittels <strong>eines</strong> Schwingquarzes - (die Frequenz, mit dem der Quarz schwingt, ist<br />

Abhängig von seiner Materialbelegung) - die aufgedampfte Schichtdicke misst. Für eine gleichmäßige<br />

Belegung der Substrate (homogene Schichtverteilung) sind diese auf einem rotierenden Träger


(Kalotte) befestigt. Beim Erreichen der gewünschten Schichtdicke wird eine Blende (engl.: Shutter) über<br />

die Aufdampfquelle geschwenkt.<br />

Neben dem Aufdampfen hat sich das Sputterverfahren etabliert. Hierbei wird nicht durch die Zufuhr<br />

von thermischer Energie das Material verdampft, sondern es werden Ionen auf das aufzubringende<br />

Material (Target) beschleunigt, die durch Impulsübertrag Atome herausschlagen. Diese fliegen dann mit<br />

hoher Geschwindigkeit auf das Substrat <strong>und</strong> kondensieren.<br />

Bei diesem Verfahren stehen sich in einem Rezipienten (Vakuumkessel) das Target als Materialquelle<br />

<strong>und</strong> das Substrat auf wenigen Zentimeter Abstand gegenüber. Zwischen diese als Elektroden<br />

geschalteten Flächen brennt ein Argonplasma. In diesem Plasma erzeugte Argonionen werden auf das<br />

Target zu beschleunigt <strong>und</strong> schlagen dort auf Gr<strong>und</strong> ihrer hohen kinetischen Energie Atome aus der<br />

Targetoberfläche heraus. Die wesentlich bessere Haftung der Schichten liegt an der weit höheren<br />

kinetischen Energie der aufzustäubenden Atome als die der beim Aufdampfen. Allerdings sind die<br />

Aufstäuberaten wesentlich geringer als die, die beim Aufdampfen erzielt werden können.<br />

Demgegenüber lassen sich aber mit diesem Verfahren auch hochschmelzende Materialien wie Tantal<br />

oder Wolfram, sowie Legierungen oder Materialien mit einem nicht definiertem Schmelzpunkt, wie<br />

Keramiken, zerstäuben.<br />

Damit die aufgesputterten Filme nicht durch eingebaute Fremdatome verunreinigt werden, verwendet<br />

man zum Sputtern hochreine Prozessgase (Argon mit Verunreinigungen im ppm- (parts per million)


Bereich ein. Um Verunreinigungen aus der Prozesskammer (dem Rezipienten) zu entfernen, wird sie vor<br />

jeder Beschichtung auf Hochvakuum ( ~10 -6 mbar) abgepumpt <strong>und</strong> anschließend das Prozessgas<br />

(Argon) bis zum Arbeitsdruck ( etwa 10 -2 ... 10 - 3 mbar) zugesetzt. Nach dem Anlegen der<br />

Hochspannung <strong>und</strong> Zündung des Plasmas (Glimmentladung) erfolgt der Beschichtungsvorgang indem<br />

die Argonionen zum Target hin beschleunigt werden <strong>und</strong> hier Teilchen aus der Targetoberfläche<br />

herausschlagen.<br />

Nachdem Heiz- <strong>und</strong> Widerstandsschicht auf die Siliziumnitridschicht aufgebracht wurden, müssen sie<br />

nun entsprechend in Leiterbahnen, beispielsweise mäanderförmig, strukturiert werden. Hierzu<br />

verwendet man die Photolithographie, um ein entsprechendes Muster in diese Schichten übertragen<br />

zu können.<br />

4.3 Photolithographie<br />

Lithografie ist den meisten Menschen nicht aus der Technik, sondern aus der Kunst bekannt. Während<br />

ein Gemälde in Öl oder Tusche ein „Einzelstück“ ist, das dann nur einmal vorhanden ist <strong>und</strong><br />

entsprechend in Ausstellungen gezeigt werden muss, um es vielen Menschen zugänglich zu machen,<br />

können bei Lithografien viele identische Exemplare erzeugt werden. Diese sind dann auch<br />

„erschwinglich“, <strong>und</strong> man kann sich die Lithografie zuhause an die Wand hängen. Oft wird die Anzahl<br />

der hergestellten Lithografien vom Künstler begrenzt, damit der Preis der Lithografie künstlich<br />

hochgehalten werden kann!<br />

Um eine Lithografie zu erzeugen, muss der Künstler anstelle von Papier oder Leinwand eine „Vorlage“<br />

bearbeiten- oft wird eine Kupferplatte graviert. Wird diese gravierte Platte mittels einer Walze mit Farbe<br />

versehen, ist diese nur auf den „erhabenen“ Stellen vorhanden. Drückt man die Platte nun gegen ein<br />

Papier, wird die Farbe übertragen <strong>und</strong> das Muster auf der Platte ist jetzt auch auf dem Papier! Und<br />

dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen, wobei immer die gleiche Platte wiederverwendet<br />

werden kann!<br />

Für farbige Lithografien wird natürlich für jede Farbe eine eigene Platte benötigt, <strong>und</strong> die Farben müssen<br />

lagegenau übereinander gedruckt werden!<br />

In der Mikrotechnik hat man genau die gleiche Aufgabenstellung wie in der Kunst: das gleiche „Muster“<br />

muss bei der Herstellung mikrotechnischer Bausteine – beispielsweise <strong>eines</strong> IC – immer wieder<br />

hergestellt werden. Man verwendet deshalb ein ähnliches Herstellungsverfahren. Da sehr „feine“<br />

Strukturen hergestellt werden müssen, verwendet man aber nicht das oben genannte, dem Drucken<br />

verwandte Verfahren, sondern verwendet Licht zur Übertragung des Musters.


Das Verfahren ähnelt dann sehr der Herstellung von (Schwarzweiß)- Abzügen in der Fotografie. Die<br />

Vorlage ist jetzt ein teilweise lichtdurchlässiges Objekt <strong>und</strong> wird Maske genannt (entspricht dem Negativ<br />

in der Fotografie). Diese Maske wird auf eine lichtempfindliche Schicht (die Resist genannt wird) gelegt<br />

<strong>und</strong> beleuchtet. Diese Schicht entspricht dem Fotopapier in der Fotografie. Unter den lichtdurchlässigen<br />

Bereichen der Maske wird der Resist belichtet <strong>und</strong> dadurch verändert. Unter den nicht lichtdurchlässigen<br />

Bereichen geschieht dies nicht; der Resist befindet sich im „Schatten“ <strong>und</strong> wird nicht verändert.<br />

Die Veränderung des Resists besteht darin, dass seine Löslichkeit in einem Lösungsmittel, das<br />

Entwickler genannt wird, verändert wird. Es gibt zwei Arten von Resists: Bei einem Positivresist ist der<br />

unbelichtete Resist unlöslich im Entwickler. Er wird dann durch die Belichtung löslich. Taucht man jetzt<br />

die Platten mit dem Resist in den Entwickler, werden die belichteten Bereiche aufgelöst <strong>und</strong> entfernt,<br />

während die unbelichteten stehen bleiben. Das „Muster“ im Resist sieht genauso aus wie das Muster der<br />

„schwarzen“ (licht<strong>und</strong>urchlässigen) Bereiche auf der Maske – es ist also sinnvoll, ihn „Positivresist“ zu<br />

nennen.<br />

Bei einem Negativresist ist dagegen der unbelichtete Resist im Entwickler löslich. Durch die Belichtung<br />

wird hier der Resist unlöslich gemacht, Machen Sie sich jetzt anhand der rechten Seite des Bilds klar,<br />

dass jetzt das Muster im Resist wie ein „Negativ“ der schwarzen Bereich der Maske aussieht! Der Name<br />

Negativresist wird so unmittelbar klar.


Durch den Lithografieprozess kann also ein Muster in eine Resistschicht auf dem Substrat übertragen<br />

werden, <strong>und</strong> dies kann beliebig oft mit verschiedenen Substraten unter Benutzung von immer wieder<br />

derselben Maske wiederholt werden.<br />

Mit einem Resistmuster auf dem Substrat kann man aber eigentlich noch nichts anfangen, denn es hat<br />

zwar die „richtige Form“, besteht aber aus dem „falschen Material“. Benötigt wird ja beispielweise ein<br />

Muster, das Leiterbahnen darstellen sollen, <strong>und</strong> die müssen aus einem Metall wie Aluminium, <strong>und</strong> nicht<br />

aus einem Resist (Kunststoff) bestehen!<br />

Der Resist auf dem Substrat „schützt“ aber das darunter liegende Substratmaterial wie eine<br />

„Schutzschicht“, während an den Stellen, wo kein Resist vorhanden ist, das Substratmaterial natürlich<br />

ungeschützt ist. Dies kann genutzt werden, um das Muster im Resist in die darunter liegende Material zu<br />

übertragen. Für die Strukturübertragung gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, was<br />

hergestellt werden soll. Eine einfache Möglichkeit ist das nasschemische Ätzen der jetzt freiliegenden<br />

Metallschichten.<br />

Schauen wir uns den Prozess etwas genauer an:<br />

In der Mikrotechnik müssen sehr „feine“ Strukturen erzeugt werden; die kleinsten Linienbreiten bei<br />

Integrierten Schaltkreisen der neuesten Generation bewegen sich derzeit in Richtung von 0,1µm.<br />

Natürlich müssen solch feine Strukturen auch „intakt“ sein, wenn sie mittels Lithografie hergestellt<br />

werden: sowohl Unterbrechungen der Linien als auch ein „Verschmelzen“ benachbarter Linien wäre für<br />

die Funktion des herzustellenden IC sicherlich nicht förderlich! Deshalb verwendet man ja auch Licht für<br />

die Lithografie – mit dem oben beschriebenen Druckverfahren aus der Kunst können so feine Strukturen<br />

nicht hergestellt werden.<br />

Aber auch Licht ist nicht „perfekt“ zur Durchführung der Lithografie. Aus dem Physikunterricht erinnern<br />

Sie sich vielleicht noch an den Effekt der Beugung. Die Beugung bedeutet, dass Licht nicht nur<br />

geradeaus läuft, wenn es durch einen engen Spalt tritt, sondern zum Teil auch seitlich abgelenkt wird.<br />

Und genau die Situation haben wir ja hier vorliegen: Will man beispielsweise eine schmale Leiterbahn<br />

herstellen, dann ist die entsprechende Struktur auf der Maske ein enger Spalt mit der Breite der<br />

Leiterbahn.


Die Beugung entsteht, weil Licht eine Welle ist. Den Effekt kann man zum Beispiel auch bei<br />

Wasserwellen beobachten: Laufen Wellen durch die (schmale) Einfahrt in ein Hafenbecken, so läuft<br />

auch hier ein Teil der Wellen seitlich in das Hafenbecken!<br />

Beugung am Doppelspalt:<br />

Bei großen Öffnungen wird das Licht nur wenig gebeugt (a). Bei kleinen Öffnungen<br />

werden die Beugungseffekte stärker, <strong>und</strong> die Lichtverteilung hinter zwei eng<br />

beieinanderliegenden Spalten überlagert sich so, dass eine Trennung der beiden Linien<br />

nicht mehr möglich ist (b)<br />

Der Effekt der Beugung wird um so stärker, je schmaler der Spalt ist, durch den das Licht tritt; immer<br />

mehr Licht wird seitlich abgelenkt, <strong>und</strong> der Winkel der Ablenkung wird größer.<br />

Im Bild (b) können Sie sehen, dass dies bei abnehmender Breite des Spalts dazu führt, dass das Licht,<br />

das bei der Lithografie zu zwei benachbarten Linien gehört, miteinander „verläuft“. Dann ist die<br />

Herstellung dieser beiden Linien nicht mehr möglich – es entsteht nur noch eine, breitere Linie.<br />

Dieser Effekt begrenzt die Anwendung der Lithografie hin zu kleinen Linienbreiten. Die kleinste<br />

Linienbreite (beziehungsweise der kleinste Abstand zwischen zwei benachbarten Linien), die noch<br />

hergestellt werden können, wird als das Auflösungsvermögen bezeichnet.<br />

Das einfachste Belichtungsverfahren ist der Schattenwurf. Hierbei wird die Maske mit parallelem Licht<br />

beleuchtet; das durchgelassene Licht belichtet den Resist auf dem Substrat, das sich direkt unter der<br />

Maske befindet.


Je nachdem, ob sich das Substrat in einem gewissen Abstand (Proximity- Abstand) oder in Kontakt mit<br />

der Maske befindet, spricht man von Proximity- <strong>und</strong> von Kontaktbelichtung. Im Falle der<br />

Kontaktbelichtung wird das Substrat entweder mit einer vorgegebenen Kraft gegen die Maske gepresst<br />

(Hartkontakt) oder durch Vakuum angesaugt (Vakuumkontakt).<br />

Die kleinste herstellbare Linienbreite (Auflösungsvermögen) ist :<br />

Dabei ist G der Abstand zwischen Maske <strong>und</strong> Substrat (Proximityabstand) <strong>und</strong> d die Dicke des Resists.<br />

Aus der Formel sieht man unmittelbar, dass das Auflösungsvermögen besser wird, wenn der Abstand<br />

zwischen Maske <strong>und</strong> Substrat kleiner wird. Aus diesem Gr<strong>und</strong> arbeitet man meist mit Hart- oder<br />

Vakuumkontakt.<br />

Als Gerät zur Durchführung verwendet man sogenannte Mask Aligner. Diese bestehen aus einem<br />

Lampenhaus, mit dem die Maske mit parallelem Licht beleuchtet wird, einer Verschlusseinheit, die bei<br />

der Belichtung das Licht für die eingestellte Belichtungszeit auf Maske <strong>und</strong> Substrat fallen lässt <strong>und</strong><br />

einem Justiertisch. Mit dem Justiertisch kann die Lage der Maske relativ zu dem schon auf dem Substrat<br />

vorhandenen Muster eingestellt werden. Dazu wird die Maske vom Substrat abgehoben <strong>und</strong> kann dann<br />

mittels Feintriebe in x <strong>und</strong> Y- Richtung bewegt oder rotiert werden.


Ein anderes Verfahren ist die Projektionsbelichtung. Dabei wird mittels einer Optik ein Bild der Maske<br />

auf das Substrat projiziert <strong>und</strong> es ist kein Kontakt zwischen Maske <strong>und</strong> Substrat notwendig.<br />

Meist verkleinert man dabei das Muster der Maske um einen Faktor 2 oder 5. Dies hat den Vorteil, dass<br />

man eine „vergrößerte“ Maske herstellen kann, was einfacher ist. Diese wird als Reticle bezeichnet.<br />

Andererseits kann bei der Projektionsbelichtung nicht mehr das komplette Muster in einem Schritt auf<br />

das Substrat übertragen werden, weil der Bereich, in dem die optische Abbildung genau ist, kleiner ist<br />

als der Wafer, <strong>und</strong> weil bei einer verkleinerten Abbildung die Maske riesengroß würde. Deshalb wird das<br />

Muster auf dem Wafer durch „nebeneinandersetzen“ von Belichtungsbereichen aufgebaut; zwischen<br />

zwei Belichtungen ist jeweils eine entsprechende Bewegung des Substrats erforderlich.


Das entsprechende Belichtungsgerät heißt deshalb Waferstepper, <strong>und</strong> das Belichtungsverfahren „step<br />

and repeat“.<br />

Die Auflösung bei der Projektionslithografie ist gegeben durch:<br />

wobei k 1 eine Konstante im Bereich 0,5 bis 1,2 ist, l die Wellenlänge <strong>und</strong> NA der halbe Öffnungswinkel,<br />

unter dem die Objektivlinse vom Substrat aus erscheint (genauer: numerische Apertur NA = n * sinb, n =<br />

Brechungsindex)<br />

Nachdem nun so das Heizelement <strong>und</strong> die Messwiderstände als auch die Anschlussleiterbahnen<br />

strukturiert wurden, wird der gesamte Wafer nochmals mit einer Schutzschicht aus Siliziumnitrid<br />

beschichtet, um die Schaltung vor externe Einflüsse, wie Feuchtigkeit oder Fremdionen <strong>und</strong> aber auch<br />

für den jetzt folgenden Ätzprozess zu schützen. Mit diesem Prozessschritt werden jetzt die Membranen<br />

für den Strömungssensor hergestellt.<br />

Hierzu ist es allerdings notwendig, dass nicht nur die Vorderseite des Wafers gegen einen Ätzangriff<br />

geschützt wird, sondern auch, bis auf die Stellen wo die Membranen hergestellt werden, die Rückseite.<br />

Die Ätzfenster werden hier wieder mit der Photolithographie definiert <strong>und</strong> die Siliziumnitridschicht an<br />

diesen definierten Stellen freigeätzt. Die folgende Prozesstechnologie zur Ätzung des Siliziums <strong>und</strong><br />

somit zur Freilegung der Siliziumnitridmembran, nennt man Mikromechanik, oder spezieller – da man in<br />

das Silizium hineinätzt – Bulk-Mikromechanik.<br />

Lithographie animiert<br />

4.4 Bulk-Mikromechanik<br />

Zunächst soll der Begriff „Bulk“ erklärt werden. „Bulky“ ist etwas, was sperrig ist. Die Bulk –<br />

Mikromechanik ist ein weit verbreitetes Verfahren zur Herstellung von Mikrokomponenten für die<br />

unterschiedlichsten Anwendungen. Bereits Anfang der 60er Jahre wurden so Drucksensoren unter<br />

Anwendung der Silizium – Halbleitertechnologie entwickelt. Hierbei wurden Formkörper (Membranen)<br />

aus Silizium als Verformungselement <strong>und</strong> Piezowiderstände als Messwandler zur Erzeugung einer<br />

elektrischen Messgröße eingesetzt. Derartige Drucksensoren werden heute in großen Stückzahlen für


unterschiedlichste Anwendungen hergestellt. Die gleichen Verfahren setzten wir jetzt zur Herstellung<br />

des <strong>Strömungssensors</strong> ein.<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieser Technologie ist das anisotrope Ätzverhalten von Silizium. Hier macht man sich zu<br />

Nutze, dass in alkalischen Lösungen (z.B. einer 30%igen KOH-Lösung) die Ätzgeschwindigkeit sehr<br />

unterschiedlich in den verschiedenen Kristallorientierungen des Silizium ist. So ist die Ätzrate in -<br />

Richtung des Siliziumkristalls um mehrere Größenordnungen kleiner als in - Richtung (etwa 1:<br />

400). Dies ist begründet durch die atomare Dichte der jeweiligen Netzebenen.<br />

Ätzrate von Silizium in Abhängigkeit der Kristallorientierung <strong>und</strong> der<br />

Temperatur (KOH 30%ig, 85°C)<br />

Nehmen wir nun einen Siliziumwafer mit einer (100)-Oberfläche <strong>und</strong> bringen auf diesen eine<br />

ätzresistente Maskierung aus Siliziumoxid oder –nitrid auf. In diese Schicht werden anschließend mit<br />

photolithographischen Verfahren Ätzfenster erzeugt. Somit ist eine Ätzmaske auf dem Siliziumwafer<br />

erstellt.<br />

Wirkt nun die anisotrope Ätzlösung auf das Silizium ein, wird der Kristall senkrecht zur (100)- Ebene<br />

schnell abgeätzt bis die Ätzlösung auf eine (111)-Kristallebene trifft. Hier kommt der Ätzvorgang<br />

praktisch zum Erliegen, die Ätzlösung findet kein Silizium mehr, das einfach abgetragen wird. Als


Ätzprodukt erhalten wir V-förmige Ätzgruben mit einem Öffnungswinkel von etwa 70°, da die (111)-<br />

Ebene <strong>und</strong> die (100)-Oberfläche des Siliziumwafers einen Winkel von etwa 55° bilden.<br />

Schematische Darstellung des anisotropen Ätzens von einem Siliziumwafer mit (100)-<br />

Waferoberfläche. Als Ergebnis entsteht eine V- förmige Ätzstruktur<br />

Betrachtet man das Ätzergebnis von der Oberfläche des Wafers, ergeben sich Ätzpyramiden bei einer<br />

quadratischen Maskenöffnung, V-Gruben bei rechteckiger Maskierung oder, bei vorzeitigem Ätzabbruch,<br />

Pyramidenstümpfe oder Tröge.<br />

Ätzstrukturen bei quadratischer <strong>und</strong> rechteckiger Maskenöffnung auf einem Siliziumwafer<br />

mit einer (100)-Oberfläche<br />

a) Pyramide b) Pyramidenstumpf c) V-Graben d) Trog


Die maximale Tiefe der Ätzgruben ist über die Maskenöffnung eindeutig definiert, geringere Ätztiefen<br />

zum Ätzen von Trögen lassen sich über die Zeit bei konstanten Ätzparametern (Temperatur,<br />

Konzentration des Ätzmediums) einstellen. Die Ätzung stoppt automatisch, wenn sie die<br />

Siliziumnitridschicht erreicht. Die Membrangröße ist automatisch definiert über die Dimension des<br />

Ätzfensters im Siliziumnitrid auf der Rückseite des Wafers.<br />

Durch Aneinanderreihen einer Vielzahl dieser oder ähnlicher hier beschriebener Prozessschritte,<br />

abhängig von der Komplexität des herzustellenden Sensors, wird die gesamte Oberfläche des<br />

Siliziumwafers bearbeitet. So werden gleichzeitig viele Strömungssensoren hergestellt (prozessiert).<br />

Nach diesen Prozessen müssen die einzelnen, nebeneinander liegenden Sensoren auf dem Wafer<br />

vereinzelt werden, indem man sie mit einer Säge auseinander schneidet. Bevor die einzelnen Sensor-<br />

Chips in Gehäusen gekapselt <strong>und</strong> kontaktiert (Bonden) werden, werden sie einem Funktionstest<br />

unterworfen.<br />

Neben den hier beschriebenen gr<strong>und</strong>legenden Herstellungstechnologien werden in der<br />

Mikrosystemtechnik noch viele weitere Technologien angewendet, auf die im Rahmen dieser<br />

Darstellung nicht eingegangen werden kann.<br />

Für eine Vertiefung steht aber eine breite Palette von Fachbüchern zur Verfügung, von denen einige im<br />

Literaturverzeichnis aufgeführt sind.


5. Strömungsregelung<br />

Die Strömungsmessung ist insbesondere in Verbindung mit regelungstechnischen Problemen<br />

interessant, wie im Beispiel der Insulin-Dosierung. Die Fördermenge einer Pumpe muss entsprechend<br />

der notwendigen Dosiermenge geregelt werden.<br />

In der Mikrosystemtechnik verwendet man häufig Membranpumpen. Der Pumpvorgang läuft in zwei<br />

sich wiederholenden Phasen ab. In der Ansaugphase wird die Antriebsmembran über eine Kraft nach<br />

außen deformiert, wodurch das Volumen in der Pumenkammer vergrößert wird <strong>und</strong> ein Unterdruck<br />

entsteht. Dadurch wird über das Einlassventil das Medium angesaugt. In der zweiten Phase entsteht<br />

durch die entgegengesetzte Membranbewegung eine Volumenverkleinerung <strong>und</strong> damit ein Überdruck,<br />

der das Medium durch das Auslassventil verdrängt. Die Höhe der Pulsfrequenz bestimmt die<br />

Fördermenge der Pumpe.<br />

Für die Erzeugung der notwendigen Kräfte zur Deformation der Antriebsmembran werden<br />

piezoelektrische, thermische oder elektrostatische Verfahren angewendet.<br />

Grafik: Prinzip einer mikrosystemtechnischen Membranpumpe<br />

In einem geschlossenen Regelkreis wird der Fluidstrom kontinuierlich mit dem Strömungssensor<br />

gemessen, der Messwert (Istwert) mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen <strong>und</strong> die Abweichung zur<br />

Erzeugung <strong>eines</strong> neuen Stellwertes einem Regler zugeführt. Die Stellgröße muss die Fördermenge der<br />

Pumpe erhöhen, sollte die Fluidströmung zu gering sein bzw. erniedrigen, wenn die Fluidströmung zu<br />

groß wird. Durch diesen geschlossenen Wirkungsablauf wird die Fluidströmung weitgehend konstant<br />

gehalten.<br />

Grafik:Prinzip einer Regelung<br />

5.1 Makro-Modell<br />

Bei den Vorüberlegungen zum Aufbau einer Strömungsregelung unter Einsatz <strong>eines</strong> <strong>Strömungssensors</strong><br />

wurde die Idee verfolgt, den im vorhergehenden beschriebenen Sensor als Makro- Modell nachzubauen.<br />

Auch wenn die Untersuchungen an diesem Sensor-Modell zugusten der später beschriebenen<br />

Hitzdraht-Sonde zurückgestellt wurden, sollen dennoch die ersten Überlegungen zum Nachbau<br />

dieses Sensors vorgestellt werden.<br />

Die erste Realisierung des Makro-Modells erfogte eng angelehnt an den technologischen Aufbau des<br />

behandelten <strong>Strömungssensors</strong>. Als Heizer eignen sich Drahtwiderstände oder auch ein Leistungs-


Transistor. Als Temperatursensoren können Dehnungsmessstreifen (DMS) verwendet. Die<br />

entsprechende Elektronik kann in Analogie zur Elektronik <strong>eines</strong> Kraftsensors mittels <strong>eines</strong> Präzisions-<br />

Instrumenten- verstärkers mit wenigen Bauteilen aufgebaut werden. Dabei werden die beiden Sensor-<br />

Widerstände zu einer Halbbrücke zusammengeschaltet.<br />

Schema Makro-Modell Strömungssensor<br />

Die Bauteile werden auf einen dünnen Glasträger (Objektglas) geklebt. Hinsichtlich der Bauhöhe macht<br />

lediglich der Heizer Schwierigkeiten. Für den Prototyp wurde der Draht <strong>eines</strong> Leistungswiderstandes<br />

verwendet. Dazu wurde der Draht von seinem Widerstandskörper entfernt <strong>und</strong> auf ein Glasplättchen<br />

aufgewickelt.<br />

Prototyp Makro-Modell Strömungssensor<br />

Der gesamte Sensor ist auf einem Holzbrettchen montiert, um zunächst die elektronischen<br />

Komponenten stabil aufbauen <strong>und</strong> testen zu können. Die beiden Dehnungsmessstreifen werden als<br />

Halbbrücke zusammengeschaltet <strong>und</strong> mit zwei weiteren Festwiderständen zu einer vollständigen<br />

Brückenschaltung ergänzt.<br />

Da bei einer auftretenden Strömung sehr kleine Widerstandsänderungen <strong>und</strong> entsprechend kleine<br />

Brückenspannungen (mV bis mV) zu erwarten sind, muss die Brückenspannung verstärkt werden. Dafür<br />

eignen sich empfindliche Präzisions- Instrumentenverstärker,die einen hohen Eingangswiderstand<br />

<strong>und</strong> eine hohe Verstärkung ermöglicht. Typische Verstärker- Bausteine benötigen für den Betrieb nur<br />

wenige zusätzliche Bauteile.


Vereinfachtes Schaltbild mit Instrumentenverstärker<br />

Das Bild zeigt einen Brückenverstärker <strong>und</strong> schematisch die Innenschaltung <strong>eines</strong><br />

Instrumentenverstärkers. Die Verstärkung wird in der Regel über einen einzigen externen Widerstand Rv<br />

nach herstellerabhängigen Vorgaben festgelegt. Für den Offset- <strong>und</strong> Brückenabgleich stehen meist<br />

weitere Anschlüsse zur Verfügung. Es ist auch zu beachten, dass die Spannungsversorgung für die<br />

Brücke über ein stabilisierte Spannung erfolgen muss. Alle externen Widerstände, ausgenommen<br />

natürlich die Sensorwiderstände, sollten möglichst temperaturunempfindlich sein, um eine<br />

Temperaturdrift zu vermeiden. Daher verwendet man Metallfilmwiderstände.<br />

Soll das Sensorsignal mittels <strong>eines</strong> Computers weiterverarbeitet oder ausgewertet werden, ist u.U. ein<br />

weiterer Skalierverstärker notwendig, der die Signalspannung an den Eingangspannungsbereich <strong>eines</strong><br />

Analog-Digital-Wandlers anpasst.<br />

Ein besonderes Augenmerk muss man auf den Heizer werfen. Der Wärmeabfluss zwischen dem Heizer<br />

<strong>und</strong> dem umgebenden Fluid ist von der Temperatur des Fluids abhängig (vgl. Erzwungene Konvektion).<br />

Daher verwendet man eine Heizregelung, die verschieden ausgelegt werden kann. Einerseits kann man<br />

den Heizer so betreiben, dass eine konstante Heizleistung zugeführt wird oder man regelt den Heizer<br />

so, dass seine Temperatur unabhängig von der Strömung konstant bleibt. Davon abhängig ist der zu<br />

erwartende funktionale Zusammenhang der gemessenen Temperaturdifferenz in Abhängigkeit von der<br />

Strömungsgeschwindigkeit des Fluids, die Sensorkennlinie.


Zu erwartender qualitativer Verlauf der Sensor-Kennlinie bei konstanter Temperatur des Heizers<br />

Als Beispiel sei der Sensor in der Betriebsart mit konstanter Temperatur des Heizers betrachtet. Er zeigt<br />

eine höhere Empfindlichkeit bei kleinen Strömungsgeschwindigkeiten bzw. Volumenströmen. Bei<br />

zunehmendem Volumenstrom nimmt die Steilheit der Kennlinie ab. Die Betriebsart eignet sich sowohl<br />

für die Messung von Flüssigkeitsströmungen als auch von gasförmige Medien. Die Sensor- Kennlinien<br />

sind stark nichtlinear <strong>und</strong> werden heute üblicherweise mit Hilfe <strong>eines</strong> Computers ausgewertet.<br />

Für präzise Messungen von Strömungsgeschwindigkeiten bzw. Volumen- oder Massenströmen müssen<br />

natürlich eine Vielzahl von Einflussfaktoren mit betrachtet werden, die das Messergebnis beeinflussen<br />

können. Dazu gehört die Viskosität des Fluids sowie die Dichte, die wiederum von Druck <strong>und</strong><br />

Temperatur abhängig sind. Aber auch die Art der Strömung spielt eine Rolle, ob sie laminar oder<br />

turbolent ist. Turbulente Strömungen führen die Wärme des Heizers stärker ab als laminare.<br />

Nach diesen ersten Vorüberlegungen <strong>und</strong> Vorarbeiten zur Realisierung <strong>eines</strong> solchen Modells<br />

wurde deutlich, dass der zu erwartende Zeitaufwand den verfügbaren Zeitrahmen im Projekt<br />

übersteigen würde, so dass zunächst auf ein einfacheres Sensor-Konzept in Form einer<br />

Hitzdraht-Sonde zurückgegriffen wurde, um Strömungsmessungen vornehmen zu können.<br />

5.2 Strömungskanal<br />

Für die experimentellen Untersuchungen <strong>und</strong> Messungen an einem Strömungssensor wird ein<br />

Strömungskanal verwendet. Als Konstruktion eignet sich ein 1 m langes Kunststoffrohr mit einem<br />

Außendurchmesser von 100 mm, wie es im Sanitärbereich zum Einsatz kommt [18]. Zur Erzeugung des<br />

Luftstromes können Rohreinschublüfter verwendet werden, die an den Innendurchmesser (98 mm)


des Rohres angepasst sind. Da die Antriebsmotoren meist Universalmoteren sind, kann die Drehzahl<br />

über eine Phasenanschnittssteuerung eingestellt werden. Universalmotoren haben die Eigenschaft,<br />

dass ihr Drehzahl- Schlupf <strong>und</strong> damit die Drehzahl von der Betriebspannung abhängt.<br />

Strömungskanal mit Ventilator <strong>und</strong> Phasenanschnittssteuerung<br />

Als Phasenanschnittsteuerung eignen sich Baugruppen (z.B. Phasenanschnittsdimmer), die über ein<br />

externes Potentiometer <strong>und</strong> eine externe Spannung steuerbar sind. Verwendet wird ein Modul, bei dem<br />

auch der Spannungshub für die Ansteuerung über Potentiometer einstellbar <strong>und</strong> damit an die Ansteuer-<br />

Elektronik angepasst werden kann. Im konkreten Fall wir ein Spannungsbereich von 0 bis 5 V<br />

verwendet.<br />

Am Ende des Strömungskanals sind zwei Öffnungen, sogenannte IPON- Verschraubungen,<br />

vorgesehen. Durch diese können die Mess- <strong>und</strong> mögliche Vergleichssonden für die Kalibrierung der<br />

Sensoren in den Kanal eingeführt werden.<br />

5.3 PC-Ansteuerung<br />

Für die PC-basierte Messwert-Erfassung <strong>und</strong> -Regelung sind entsprechende AD- /DA-Wandler-<br />

Schnittstellen erforderlich. Dazu stehen eine Vielzahl von Baugruppen zur Verfügung. Im konkreten Fall<br />

wird eine sehr preiswerte USB- Interface-Baugruppe verwendet (USB K8055), die als Fertigbaugruppe<br />

oder Selbstbausatz zu beziehen ist. Zum Lieferumfang der Interface-Baugruppe gehört eine Dynamic<br />

Link Library (DLL), die Lib-Datei sowie die Header- Datei zur Einbindung der Software-Treiber in<br />

unterschiedliche Hochsprachen (C, C++, VB, Delphi).


PC-Anbindung an den Strömungskanal<br />

Die Schnittstelle verfügt über digitale- <strong>und</strong> analoge Ein- <strong>und</strong> Ausgabe- Kanäle. Je zwei AD- <strong>und</strong> DA-<br />

Wandler arbeiten mit einem Spannungsbereich von 0 bis 5 V <strong>und</strong> mit einer Auflösung von 8 Bit<br />

(Zahlenbereich von 0 bis 255). Die DA- Wandler stellen ein geglättetes PWM- Signal bereit. Die<br />

Spannungsversorgung erfolgt über den USB-Anschluss, so dass keine externe Spannungsversorgung<br />

erforderlich ist.<br />

USB-Schnittstelle K8055<br />

Mit dieser Schnittstelle ist es möglich, für nicht zu anspruchsvolle regelungstechnische Aufgaben ein<br />

preiswertes Hardware-in-the-Loop System unter MATLAB/Simulink zu realisieren. MATLAB stellt eine<br />

Reihe von m- functions (loadlibrary, unloadlibrary, calllib) bereit, mit denen eine fremde Library in


MATLAB-Programme (m-Scripts) eingeb<strong>und</strong>en werden können. Damit kann man die Erstellung von C-<br />

Programmen <strong>und</strong> von mex-files umgegehen.<br />

Diese Funktionen unterstützen die schnelle Erstellung eigener MATLAB-Programme (m-functions), die<br />

den Datenaustausch mit den analogen Ein- <strong>und</strong> Ausgabe-Kanälen AD1 <strong>und</strong> DA1 ermöglichen:<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

K80055_open.m - Laden der Library <strong>und</strong> das Öffnen des USB-Ports<br />

K8055_close.m - Schließen des USB-Ports<br />

DA_wert.m - einen Spannungswert am DA-Wandler ausgeben<br />

AD_wert.m - aktuellen Spannungswert vom AD-Wandlers einlesen<br />

MATLAB-Fenster mit Treiber-Funktionen für die USB-Schnittstelle K8055<br />

Für die Nutzung der USB-Schnittstelle unter Simulink, der grafischen Bedienoberfläche mit der<br />

Möglichkeit, Systeme in Form von miteinander verb<strong>und</strong>enen Funktionsblöcken zu modellieren, müssen<br />

entsprechende Block-Funktionen vorhanden sein.<br />

Simulink stellt zwar dem Benutzer eine umfangreiche Bibliothek mit einer großen Anzahl vorgefertigter<br />

Funktionsblöcke für unterschiedlichste Anwendungen zur Verfügung, die Verwendung einer speziellen<br />

Hardware-Schnittstelle kann es aber erforderlich machen, dass eigene Blöcke definiert werden müssen.<br />

Dazu müssen sogenannte S-functions entwickelt werden. Dies wird dadurch erleichtert, dass<br />

verschiedene Code-Vorlagen (Templates) bereitgestellt werden, welche die Erstellung der<br />

Blockfunktionen erleichtern.


Für den Analog- <strong>und</strong> Digital-Wandler der USB-Schnittstelle wurden auf diesem Wege zwei<br />

Blockfunktionen entwickelt, so dass die Möglichkeit besteht, externe Hardware in ein Simulink- Modell<br />

mit einbeziehen zu können (Hardware in the Loop).<br />

Simulink-Modell mit den AD- / DA-Wandler-Blöcken<br />

Da eine Modell-<strong>Simulation</strong> unter Simulink üblicherweise mit maximaler Geschwindigkeit des Rechners<br />

abläuft, erfordert die Einbeziehung externer Hardware die zeitliche Synchronisation der<br />

Modellberechnung mit der realen, echten Zeit (Realtime). Dazu wird ein Timer-Block (Pseudo Real<br />

Time, sfun_tim.dll) verwendet, der diese Synchronisation in Intervallen von 50 ms herstellt. An diese<br />

Taktzeit sind auch alle <strong>Simulation</strong>sparameter anzupassen, so dass ein diskreter Solver mit einer Step<br />

Rate von 50 ms gewählt werden muss. Mit dieser Taktrate ist eine Abtastfrequenz von 20 Hz<br />

festgelegt. So ist gewährleistet, dass kein Datenverlust bei der Datenübertragung zur USB- Schnittstelle<br />

auftritt. Extrem schnelle Regelungen scheiden allerdings mit dieser Abtastrate aus (Nyquist- Kriterium).


Einstellen der <strong>Simulation</strong>s-Parameter<br />

Die Echtzeit-Regelung unter Simulink lässt sich in dieser Konfiguartion ohne großen Hardware-<br />

Aufwand demonstrieren <strong>und</strong> testen, indem man anstelle des realen Strömungs- Kanals zunächst ein<br />

einfaches RC-Glied (z.B. 10 kW/100mF, Ts = 1 s) als Regelstrecke verwendet. Dieses wird zwischen<br />

DA-Wandler <strong>und</strong> AD-Wandler angeschlossen. Das nachfolgende Simulink-Modell zeigt einen P- Regler,<br />

dessen Sollwert periodisch geändert wird. Die Signale können mit dem Scope- Block verfolgt <strong>und</strong> für die<br />

spätere Weiterverarbeitung aufgezeichnet werden. Der Signalverlauf lässt die typische bleibende<br />

Regelabweichung des P-Reglers gut erkennen.<br />

Beispiel <strong>eines</strong> P-Regler an einer PT1-Regelstrecke<br />

Der Ausgang des P-Verstärkers wird auf den Wertebereich von 0 bis 255 begrenzt (Saturation- Block),<br />

um ein Überlaufen des 8 Bit-DA-Wandlers zu vermeiden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, eine Istwert-<br />

Glättung im Modell vorzusehen. Die relativ grobe Auflösung der 8-Bit-Wandler verursucht ansonsten<br />

bereits bei kleinsten Istwert-Änderungen (+/- 1 Bit) starke Änderungen der Stellgröße (verstärkt mit Kp),<br />

die durch eine Glättung vermieden werden.


Signalverlauf im P-Regelkreis bei Sollwert-Sprüngen<br />

5.4 Hitzdraht-Sonde<br />

Für die Messung <strong>und</strong> Regelung der Luft-Strömung im Kanal wird eine Hitzdraht- Sonde verwendet<br />

[18]. Sie stellt ein bewährtes Messverfahren dar <strong>und</strong> für die Vergleichsmessung <strong>und</strong> Kalibrierung selbst<br />

gebauter Sensoren sind relativ preiswerte Strömungs- Messgeräte (Hitzdraht- Anemometer) verfügbar.<br />

Aufbau der Hitzdraht-Sonde


Das zugr<strong>und</strong>e liegende Messprinzip ist ebenfalls thermoresistiv, indem der elektrisch aufgeheizte<br />

Messdraht der Sonde durch ein strömendes Medium abgekühlt wird. Bei konstanter Strömung stellt sich<br />

nach kurzer Zeit ein Gleichgewichtszustand ein, der stationäre Zustand. In diesem Zustand sind die dem<br />

Draht zugeführte elektrische Leistung Pv (Wärmezufluss) <strong>und</strong> die durch die Strömung abgeführte<br />

Wärmemenge pro Zeiteinheit (Wärmeabfluss) gleich.<br />

Der Wärmeabfluss ist von der Strömungsgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Temperatur des Fluids abhängig, so<br />

dass man durch Messung der Temperaturänderung des Drahtes auf die Strömung schließen kann. Dazu<br />

wird der Hitzdraht der Sonde mit einer Konstantstromquelle betrieben, so dass man aus der<br />

Spannungsmessung den Sonden- Widerstand ermitteln kann. Aus dem formelmäßigen Zusammenhang<br />

des ohmschen Widerstandes mit der Temperatur lässt sich dann die Sonden- Temperatur als Mass für<br />

die vorhandene Strömung ermitteln.<br />

Die Hitzdraht-Sonde wird mit einem konstanten Strom von 350 mA betrieben. Bei einer<br />

Umgebungstemperatur von 22,7 °C wurden die nachfolgenden Spannungen über der Hitzdraht- Sonde<br />

bei verschiedenen Strömungsgeschwindigkeiten gemessen, die mit einem Vergleichsmessgerät erfasst<br />

wurden.<br />

Messwert-Tabelle Hitzdraht-Sonde<br />

Die grafische Darstellung der Spannungswerte veranschaulicht die Temperaturabnahme mit<br />

zunehmender Strömungsgeschwindigkeit der Luft. Aus den Messwerten kann eine mathematische<br />

Funktion ermittelt (approximiert) werden, indem eine Funktionsgleichung vorgegeben wird <strong>und</strong> die<br />

Parameter der Funktion so bestimmt werden, dass die Abweichungen (Fehler) in den einzelnen<br />

Messpunkten zwischen Funktions- <strong>und</strong> Messwert minimal werden (Fehler- <strong>und</strong> Ausgleichsrechnung).


Kennlinie der Hitzdraht-Sonde<br />

Da der Funktionsverlauf dem einer Hyperbel nahe kommt, wird ein entsprechender mathematischer<br />

Ansatz gewählt . Unter Zuhilfenahme von MATLAB <strong>und</strong> der Nutzung der Optimization-Toolbox wird eine<br />

nichtlinerare Kurvenanpassung (least quare error curve fitting, lsqcurvefit) vorgenommen. Das<br />

entsprechende MATLAB- Script ist nachfolgend dargestellt. Die ermittelten Parameter der<br />

mathematische Funktion sind im Diagramm eingetragen.<br />

MATLAB-Script zur Funktions-Approximation


Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Wärmeableitung durch eine Fluid- Strömung von der<br />

Strömungsgeschwindigkeit <strong>und</strong> der Temperaturdifferenz zwischen dem Heizdraht <strong>und</strong> der Umgebungstemperatur<br />

abhängt. Diese Wärmeableitung wird konvektive Wärmeströmung (vgl. Physikalische<br />

Hintergründe) genannt. Die daneben auftretende Wärmeabgabe durch Strahlung kann in diesem Fall<br />

unberücksichtigt bleiben, da sie vernachlässigbar gegenüber der konvektiven Wärmeableitung ist. Die<br />

Wärmeleitung durch Konvektion wird über den konvektiven Wärmeleitungskoeffizienten beschrieben<br />

<strong>und</strong> anhand der Messwerte für die verschiedenen Strömungsgeschwindigkeiten errechnet. Die zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden technischen Daten <strong>und</strong> Rechenergebnisse sind nachfolgend dargestellt.<br />

Grafik: Technisiche Daten Hitzdraht-Sonde<br />

Grafik: Berechneter konvektiver Wärmeübergangskoeffizient<br />

Hitzdraht-Temperatur <strong>und</strong> konvektiver Wärmeübergangskoeffizient<br />

5.5 <strong>Simulation</strong> Strömungsregelung<br />

Technische Systeme werden heute in der Entwurfsphase so weit wie möglich zunächst auf einem<br />

Rechner simuliert. In den vorhergehenden Kapiteln haben wir bereits MATLAB/Simulink als <strong>eines</strong> dieser<br />

Werkzeuge zur Modellbildung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> behandelt, allerdings mit dem Ziel, echte externe<br />

Hardware aus einem Modell ansteuern zu können.<br />

Soll das Strömungs-Regelungssystem bestehend aus der Regelstrecke (Ventilator, Strömungskanal,<br />

Hitz- draht-Sonde) <strong>und</strong> Regler ebenfalls nur simuliert werden, dann benötigen wir noch weitere<br />

Informationen. Zum einen müssen wir den Zusammenhang zwischen der Steuerspannung für den


Ventilator (Stellgröße) <strong>und</strong> der sich einstellenden Strömungsgeschwindigkeit kennen. Darüber hinaus<br />

benötigen wir auch Informationen über das zeitliche Verhalten (dynamisches Verhalten) der<br />

Regelstrecke. Dieses wird bestimmt durch das Drehzahlverhalten des Ventilators bei Änderung der<br />

Steuerspannung, durch die Länge des Strömungskanals aufgr<strong>und</strong> der Ausbreitungszeit einer<br />

Strömungsänderung bis zum Kanalende (Ort der Sonde) <strong>und</strong> der Einstellzeit der Hitzdraht-Sonde bei<br />

Strömungsänderung auf die neue Temperatur.<br />

Das dynamische Verhalten wird ermittelt, indem man die sogenannte Sprungsantwort<br />

(Übergangsverhalten) des Systems aufnimmt. Dazu stellt man zunächst eine konstante Steuerspannung<br />

für den Ventilator <strong>und</strong> damit eine konstante Strömungsgeschwindigkeit (Arbeitspunkt) ein, hier<br />

beispielsweise die Geschwindigkeit v = 1,6 m/s (1600 mm/s). Danach wird die Steuerspannung für die<br />

Drehzahl des Ventilators sprunghaft erhöht.<br />

Sprungantwort Strömungskanal<br />

Am Übergangsverhalten der Strömungsgeschwindigkeit, gemessen am Kanalende (Messstelle), erkennt<br />

man, dass die Geschwindigkeit mit einer Verzögerung reagiert (Verzugs- oder Totzeit). Danach steigt<br />

sie konti- nuierlich bis zu einem neuen Endwert an. Die Totzeit ergibt sich im wesentlichen aus der<br />

Laufzeit der Strö- mung vom Ventilator bis zur Messstelle im Kanal. Die Zeitverzögerung im Anstieg wird<br />

dagegen wesentlichen vom Drehzahlverhalten des Ventilators bestimmt, da sich diese nicht sprungahft<br />

ändern kann. Die thermische Verzögerung durch das Wärmespeichervermögen des Drahtes der<br />

Hitzdraht-Sonde kann aufgr<strong>und</strong> der geringen Masse vernachlässigt werden. Aus Sicht der<br />

Regelungstechnik kann ein solches Zeitverhalten in einer ersten Annäherung durch ein Totzeitglied (Tt<br />

ca. 0,3 s) in Reihe mit einem Verzögerungsglied erster Ordnung (PT1- Glied mit Ts ca. 1,65 s)<br />

angenähert werden.


Für die Anpassung <strong>eines</strong> Reglers wird jetzt noch die Verstärkung der Regelstreckenglieder im<br />

Arbeitspunkt benötigt. Dabei geht man von kleinen Störungen im Bereich des Arbeitspunktes aus <strong>und</strong><br />

vernachlässigt das globale nichtlineare Kennlinienverhalten der Glieder, indem man ein lineares<br />

Verhalten im Arbeitspunkt annimmt (Linearisierung).<br />

Am Beispiel der Hitzdraht-Sonde wird diese Linearisierung dargestellt. Dazu wird im Arbeitspunkt eine<br />

Tangente an den nichtlinearen Funktionsverlauf angelegt. Die Steigung der Tangente im Arbeitspunkt<br />

stellt die dynamische oder Kleinsignal-Verstärkung des Übertragungsgliedes dar. Dieser Verstärkungsoder<br />

Übertragungsfaktor (kp) stellt den linearisierten Zusammenhang zwischen der Änderung der<br />

Strömungs- geschwindigkeit <strong>und</strong> der Änderung der Sondenspannung her, solange es sich um kleine<br />

Änderungen handelt. Für die Hitzdraht-Sonde ergibt sich ein Übertragungsfaktor im Arbeitspunkt von<br />

kp = 19,13 mV/(m/s).<br />

Linearisierung der Sensor-Kennlinie im Arbeitspunkt<br />

Diese kleinen Mess-Spannungen müssen im Praxisfall natürlich für eine Weiterverarbeitung verstärkt<br />

werden, so dass der Hitzdraht-Sonde in der Regel noch ein Verstärkungsglied nachgeschaltet wird.<br />

Das nachfolgende Simulink-Modell zeigt in erster Annäherung ein linearisiertes <strong>Simulation</strong>smodell für<br />

den Strömungkanal, mit dem erste Untersuchungen für das regelungstechnische Verhalten<br />

vorgenommen werden können.


<strong>Simulation</strong>s-Modell Strömungskanal<br />

Natürlich sind weitere messtechnische Untersuchungen erforderlich, um beispielsweise auch den<br />

Temperatur- einfluss der Luft auf die Messergebnisse der Hitzdraht-Sonde <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Luftmassen- strom berücksichtigen zu können. Ebenso bedarf es der Aufnahme der<br />

Kennlinie des Ventilators in Abhän- gigkeit von der Steuerspannung. Diese Untersuchungen konnten<br />

zum Zeitpunkt der Unterlagenerstellung noch nicht abgeschlossen werden.


6. Physikalische Hintergründe<br />

In den folgenden Kapiteln wird versucht, einige gr<strong>und</strong>legende Begriffe <strong>und</strong> physikalische wie<br />

mathematische Zusammenhänge aufzuzeigen um Interessierten zumindest ansatzweise einen ersten<br />

Einblick in theoretische Hintergründe zu vermitteln.<br />

Die betrachteten Strömungssensoren sind im Prinzip zwar einfach zu veranschaulichen <strong>und</strong> in der<br />

Wirkungsweise gut zu verstehen, doch die physikalischen <strong>und</strong> mathematischen Zusammenhänge sind<br />

sehr anspruchsvoll. Sie beziehen sich auf Aspekte der Strömungsmechanik sowie der<br />

Wärmeübertragung, zwei Mechanismen, die miteinander gekoppelt sind.<br />

Daher werden einige Gr<strong>und</strong>lagen aus diesen Bereichen dargestellt. Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität dieser<br />

Themenfelder können aber nicht alle erforderlichen Inhalte ausreichend beschrieben werden. Die<br />

Darstellung kann aber dazu beitragen, sich mit anderen Quellen tiefer zu beschäftigen.<br />

Die zugr<strong>und</strong>e liegende Mathematik basiert auf partiellen Differentialgleichungen, der Mathematik auf<br />

Universitäts- niveau. Beide oben genannten Gebiete werden von Studierenden eher als schwierige<br />

Fächer empf<strong>und</strong>en. Die Berechnung realer Vorgänge ist allgemein sehr anspruchsvoll <strong>und</strong> häufig nur<br />

numerisch, d.h., unter Einsatz von Computern möglich, so dass der Einsatz von Computern in der<br />

<strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Berechnung von Wärmetransport- vorgängen nicht mehr wegzudenken ist. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e werden diesem Themenfeld einige Ausführungen gewidmet werden.<br />

Die Bearbeitung setzt Kenntnisse der höheren Mathematik voraus.<br />

6.1 Kanalströmung<br />

Die Moleküle <strong>eines</strong> Fluids können sich nicht reibungsfrei gegeneinander bewegen. In allen Stoffen (fest,<br />

flüssig, gasförmig) wirken Anziehungskräfte, die Molekularkräfte, verursacht durch die elektrische Ladungsverteilung<br />

innerhalb der Moleküle. Diese Zusammenhangskräfte nennt man Kohäsion. Sie verursachen<br />

innerhalb einer Strömung Reibung. Die Eigenschaft <strong>eines</strong> Fluids, dass bei Strömung Reibung<br />

auftritt, bezeichnet man als Viskosität.<br />

Es Bedarf daher <strong>eines</strong> Druckunterschieds, damit ein Fluid durch ein Rohr mit konstantem Querschnitt<br />

fließen kann, es muss ins Rohr gepresst werden. Je nach Eigenschaft des Fluids, der Zähigkeit oder<br />

Viskosität, fällt der notwendige Druck geringer oder höher aus.<br />

Im Folgenden werden die wesentlichen Gesetzmäßigkeiten zur Strömungsmechanik aufgezeigt, wie sie<br />

für eine spätere Betrachtungen von Wärmeübertragungsvorgängen zwischen einer ruhenden Wand <strong>und</strong><br />

einem strömenden Fluid von Bedeutung sind. Die inhaltliche Darstellung ist eng mit der Darstellung in [3]<br />

verb<strong>und</strong>en.


Im Mittelpunkt stehen der Newtonsche Schubspannungsansatz sowie die Ausbildung <strong>eines</strong><br />

Geschwin- digkleitsprofils bei laminarer Strömung <strong>eines</strong> Fluids durch ein Rohr oder einen Kanal.<br />

Die Betrachtungen <strong>und</strong> Berechnungen werden an einem Rohr aufgezeigt, können aber auch in ähnlicher<br />

Weise für einen anders geformten Kanal ermittelt werden. Aufgr<strong>und</strong> der Rohrsymmetrie ergeben sich<br />

jedoch einfache formelmäßige Zusammenhänge.<br />

6.1.1 Viskosität <strong>und</strong> Schubspannung<br />

Zwischen zwei benachbarten fließenden Teilchen in einem Fluid entsteht eine sogenannte Tangentialspannung,<br />

die der Deformationsgeschwindigkeit proportional ist. Findet keine Bewegung der Teilchen<br />

statt, verschwinden auch die Tangentialspannungen.<br />

Die Einflussgrößen für die Wärmeübertragung zwischen einer geheizten Platte <strong>und</strong> einem vorbei<br />

strömenden Fluid, wie es im Strömungssensor vorliegt, hängen von verschiedenen Stoffwerten wie<br />

Viskosität, Dichte, Wärmeleitfähigkeit usw. ab.<br />

Dabei ist die Viskosität <strong>eines</strong> Fluids ein Maß für den Widerstand gegen Scherung.<br />

Betrachten wir zwei dicht übereinander liegende Platten, zwischen denen sich ein Fluid befindet. Dabei<br />

soll die obere Platte durch angreifen einer Kraft relativ zur darunter liegenden bewegt werden. Es zeigt<br />

sich, dass die Fluidpartikel, die mit den Platten in Berührung sind, an diesen haften. Bei geringem<br />

Plattenabstand <strong>und</strong> nicht zu hoher Bewegungsgeschwindigkeit der gezogenen Platte entsteht ein<br />

lineares Geschwindigkeitsprofil zwi- schen den Platten. Es scheint, als bestehe das Fluid aus vielen<br />

Schichten wobei jede Schicht zur nächsten ein bisschen gleitet.<br />

Gleitende Fluidpartikel<br />

Experimentelle Untersuchungen zeigen für viele Fluide ein ähnliches Verhalten, wonach die<br />

Geschwindigkeit v 0 der oberen Platte proportional zur Kraft F bezogen auf die Gleitoberfläche A<br />

zwischen den Fluidschichten (Scherspannung) ist.<br />

Danach gilt mit dem Plattenabstand y 0 bzw. der Proportionalitätskonstanten h:


oder ( 1.1)<br />

oder in differentieller Form:<br />

( 1.2 )<br />

Die Kraft F bezogen auf die Gleitfläche wird Schubspannung τ genannt. Die Gleichung stellt den<br />

Newtonschen Schubspannungsansatz dar. Die Proportionalitätskonstante h nennt man absolute<br />

oder dynamische Viskosität.<br />

Geschwindigkeitsprofil<br />

Das Bild zeigt das lineare Geschwindigkeitsprofil der Fluidschichten im Spalt zwischen der ruhenden<br />

<strong>und</strong> bewegten Platte.<br />

Ein Fluid, bei dem sich die Viskosität nicht mit der Deformationsgeschwindigkeit du/dy ändert, nennt<br />

man Newtonsches Fluid. Die meisten in der Technik vorkommenden Fluide können so betrachtet<br />

werden.<br />

6.1.2 Geschwindigkeitsprofil<br />

Im Folgenden soll das Geschwindigkeits- oder Strömungsprofil <strong>eines</strong> Fluids ermittelt werden, welches<br />

durch ein Rohr strömt. Die Fluidpartikel, die sich in unmittelbarer Wandnähe befinden, haften an der<br />

Wand <strong>und</strong> befinden sich daher in Ruhe. Die anderen Partikelschichten gleiten aneinander, so dass sich<br />

über den Rohrquerschnitt ein Geschwindigkeitsprofil einstellt. Im Randbereich ist dieser


Geschwindigkeitszuwachs zunächst linear. Bis zur Rohrmitte hin flacht die Zunahme zu einem Maximum<br />

ab.<br />

Fluid-Geschwindigkeit entlang einer Wand<br />

Bei kleinen Geschwindigkeiten kann man davon ausgehen, dass eine laminare Strömung vorliegt. Erst<br />

bei höheren Geschwindigkeiten erfolgt ein Übergang zu turbulenten Strömungen, die hier nicht<br />

betrachtet werden. Unmittelbar an den Wänden ist die Strömung stets laminar. Zur Ermittlung des<br />

Strömungsprofils betrachten wir einen infinitisimalen Strömungszylinder mit dem Radius r <strong>und</strong> mit der<br />

Länge dl.<br />

Schubspannungsverteilung über dem Rohrquerschnitt<br />

Die für die Strömung erforderliche Druckdifferenz entlang der Länge dl soll dp betragen. Der Druckabfall<br />

tritt in Strömungsrichtung auf. Solange Laminarströmung besteht, gilt der Newtonsche<br />

Schubspannungsansatz, woraus sich die Bremskraft auf das Strömungselement ergibt:<br />

Bremskraft auf den Strömungselement:<br />

( 2.1 )


( 2.2 )<br />

Die Fläche A stellt die Gleitoberfläche im Abstand r von der Mittellinie des zylindrischen<br />

Strömungselemtes dar mit:<br />

( 2.3 )<br />

Aus dem Druck dp <strong>und</strong> der wirksamen Fläche erhält man die Druckkraft auf das Strömungselement zu:<br />

( 2.4 )<br />

Aus der Kräftebilanz zwischen Druckkraft <strong>und</strong> Schubspannung ergibt sich:<br />

oder:<br />

( 2.5 )<br />

( 2.6 )<br />

Für die Schubspannung τ w an der Rohrwand (y = 0) ergibt sich mit dem Durchmesser d des Rohres:<br />

so dass man mit (6), (7) <strong>und</strong> (1) für die Schubspannung erhält:<br />

( 2.7 )<br />

Durch Trennung der Variablen wird die Integration möglich:<br />

( 2.8 )<br />

( 2.9 )<br />

Die Integration führt zur gesuchten Funktion mit der noch zu bestimmenden Integrationskonstanten, die<br />

sich aus der Randbedingung v = 0 für y = 0 ermitteln lässt <strong>und</strong> 0 ergibt, so dass man für das<br />

Geschwindigkeitsprofil über dem Rohrquerschnitt erhält:<br />

( 2.10 )


Die maximale Geschwindigkeit stellt sich in der Rohrmitte (y = R) ein:<br />

( 2.11 )<br />

Mit Gleichung (7) für die Schubspannung τ w an der Rohrwand erhält man auch:<br />

Setzt man v mit v max ins Verehältnis, so ergibt sich:<br />

( 2.12 )<br />

( 2.13 )<br />

Der nachfolgende Graph (MATLAB) zeigt die Verteilung der Geschwindigkeit v/v max über dem<br />

Rohrquerschnitt. Die Geschwindigkeit verteilt sich parabelförmig <strong>und</strong> ist rotationssysmmetrisch.<br />

Geschwindigkeitsverteilung über dem Rohrquerschnitt<br />

6.1.3 Volumenstrom<br />

Das Fluid-Volumen, welches pro Zeiteinheit den Rohrquerschnitt passiert, kann man mit Hilfe der Ge-<br />

schwindigkeitsverteilung durch Integration ermitteln. Dazu betrachten wir das unten dargestellte infini-<br />

tisimale Strömungssegment der Länge dl im Abstand r von der Rohrmitte <strong>und</strong> mit einer Dicke von dy,


welches mit v(y) = dl/dt den Rohrquerschnitt passiert. Durch Integration aller Strömungssegmente erhält<br />

man den gesamten Volumenstrom.<br />

Strömungssegment zur Ermittlung des Volumenstroms<br />

Für ein Volumenelement dV gilt:<br />

Für die Fläche dA gilt:<br />

( 3.1 )<br />

( 3.2 )<br />

Mit Gleichung 2.10 für die lokale Geschwindigkeit erhält man den Volumenstrom durch die<br />

Segmentfläche dA:<br />

Den gesamten Volumenstrom erhält man durch Integration über y von 0 bis R:<br />

( 3.3 )<br />

( 3.4 )


Für den Volumenstrom erhält man unter Einbeziehung der Gleichung ( 2.7 ):<br />

( 3.5 )<br />

6.1.4 Mittlere Strömungsgeschwindigkeit<br />

Für die Praxis ist es sinnvoll, die mittlere Strömungsgeschwindigkeit zu berechnen, aus der dann unter<br />

Zugr<strong>und</strong>elegung des Rohr-Querschnitts einfach der Gesamtvolumenstrom berechnet werden kann.<br />

Dazu braucht man nur den Volumenstrom durch den Rohr- Querschnitt dividieren (vgl. Gleichung 3.1 ):<br />

Mittlere Strömungsgeschwindigkeit:<br />

( 4.1 )<br />

( 4.2 )<br />

Unter Verwendung von Gleichung 2.11 kann man die maximale Strömungsgeschwindigkeit unter Verwendung<br />

von Gleichung 4.2 mit der mittleren Strömungsgeschwindigkeit ausdrücken. Danach ist die<br />

Durchschnittsgeschwindigkeit halb so groß wie die maximale Strömungsgeschwindigkeit:<br />

oder ( 4.3 )<br />

Mit Hilfe der Gleichung 2.13 kann man den Zusammenhang zwischen der lokalen Geschwindigkeit <strong>und</strong><br />

der Durchschnittsgeschwindigkeit herstellen, indem man v max ersetzt:<br />

( 4.4 )<br />

Ersetzt man in dieser Gleichung noch y durch (R-r) <strong>und</strong> formt das Ergebnis noch etwas um, so kann<br />

man die lokale Geschwindigkeit an der Stelle r im Rohrprofil aus der mittleren Geschwindigkeit<br />

berechnen:


( 4.5 )<br />

Kenngrößen der Rohrströmung<br />

6.2 Wärmeübertragung<br />

Innerhalb der Wärmelehre stellt die Wärmeübertragung (Wärmeströmung) ein Teilgebiet dar [3.1]. Sie<br />

beschäftigt sich mit dem Austausch von Wärme (Energietransport) zwischen Systemen unterschiedlicher<br />

Temperatur. Wärmeströme, homogenes Material vorausgesetzt, fließen immer in Richtung abnehmender<br />

Temperatur; die Ursache ist die Temperaturdifferenz. Einfluss nehmen u.a. auch geometrische<br />

Abmessungen, Stoffeigenschaften oder die Zeit.<br />

Diese Austauschvorgänge sind auch in anderen Bereichen beobachtbar, beispielsweise bei Diffusionsvorgängen<br />

aufgr<strong>und</strong> von Dichteunterschieden oder bei elektrischen Ladungsvorgängen aufgr<strong>und</strong><br />

von Ladungsunterschieden. Die physikalischen Zusammenhänge sind in vielen Bereichen von<br />

großer Bedeutung, insbesondere in der Heizungs- <strong>und</strong> Kühltechnik in Gebäuden oder Industrieanlagen.<br />

Nach der Art der in der Natur beobachtbaren Vorgänge kann man drei Mechanismen unterscheiden:


o<br />

o<br />

o<br />

Wärmeleitung (heat conduction): Der Transport erfolgt durch molekulare Wechselwirkungen<br />

in ruhenden Stoffen aufgr<strong>und</strong> von Temperaturunterschieden (Temperaturgradienten).<br />

Konvektiver Wärmeübergang (convective heat transfer): Der Transport erfolgt ebenso<br />

durch Leitung, jedoch zwischen einem ruhenden Stoff (feste Wand) <strong>und</strong> einem<br />

strömenden Stoff (Fluid). Das bewegte Fluid transportiert in der Strömung seinen<br />

Wärmegehalt (Wärmemitführung). Man unterscheidet dabei noch zwischen freier <strong>und</strong><br />

erzwungener Konvektion. Bei freier Konvektion entsteht die Strömung durch<br />

Temperatur- <strong>und</strong> verb<strong>und</strong>ene Dichteunterschiede (z.B. am Innenraumfenster). Die<br />

erzwungene Konvektion entsteht durch Druckunterschiede. , z.B. wenn die Strömung mit<br />

einen Ventilator erzeugt wird.<br />

Wärmestahlung (radiation): Die Wärme wird durch elektromagnetische Wellen von der<br />

Oberfläche ausgestrahlt, die Übertragung erfolgt ohne stoffliche Träger. Die Wärmestrahlung<br />

ist langwellig <strong>und</strong> daher für das menschliche Auge unsichtbar, wir können sie<br />

aber auf unserer Haut spüren (Sonnen- strahlen). Da die Wärmestrahlung in dieser<br />

Unterlage weniger von Bedeutung ist, wird sie nicht weiter betrachtet.<br />

Übertragungsarten der Wärme<br />

Das Wirkprinzip der thermoresistiven Strömungssensoren beruht auf einem erzwungenen<br />

Wärmeabfluss (Konvektion) von einem Heizwiderstand (Hitzdraht-Sonde) an ein vorbeiströmendes<br />

Fluid. Der Wärmeabfluss wird dabei von der Strömungsgeschwindigkeit bestimmt <strong>und</strong> beeinflusst die<br />

Temperatur des Heizwiderstandes. Anhand der Temperaturänderung kann man auf die Strömungsgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> bei Kenntnis der Abmessungen des Strömungskanals auf die Durchflussmenge<br />

schließen.<br />

In diesem Kapitel wird daher der konvektive Wärmeübergang zwischen einer Wand <strong>und</strong> einem laminar<br />

vorbeiströmenden Fluid näher betrachtet, ein hydraulisch ausgebildetes Strömungsprofil (vgl.<br />

Kanalströmung) vorausgesetzt.


6.2.2 Erzwungene Konvektion<br />

Es gibt einen gr<strong>und</strong>legenden Unterschied zwischen der Wärmeleitung in einem festen Körper <strong>und</strong> in<br />

einem Fluid (Flüssigkeit oder Gas). Dieser besteht darin, dass sich in einem Festkörper nur die Wärme<br />

bewegt, ihr Träger, der feste Stoff selbst aber in Ruhe bleibt. Dagegen ist die Wärme in einem Fluid an<br />

den sich bewegenden Stoff geb<strong>und</strong>en. Daher müssen in einem Fluid sowohl die Geschwindigkeits- als<br />

auch die Temperaturverteilung betrachtet werden, die auch noch voneinander abhängen. Die Verkoppelung<br />

dieser zwei sogenannten Strömungsfelder macht die Berechnung der Wärmeübertragung in<br />

einem Fluid schwierig.<br />

Bei Konvektion erfolgt der Wärmetransport durch ein strömendes Fluid. Die Strömungsursache entsteht<br />

bei natürlicher oder freier Konvektion durch Dichteunterschiede als Folge von Temperaturunterschieden<br />

wie beispielsweise bei den Luftströmungen an einem Heizkörper. Von erzwungener Konvektion<br />

spricht man, wenn die Strömung z.B. von einem Ventilator (durch Druck) erzeugt wird. Im allgemeinen<br />

wird bei erzwungener Konvektion ein höherer Wärmeübergang erzeugt, wie wir es durch den Fahrwind<br />

beim schnellen Radfahren selbst am Körper spüren können.<br />

Im Hinblick auf die physikalischen Vorgänge im Modell-Strömungssensor soll herausgestellt werden was<br />

passiert, wenn eine wandparallele Strömung <strong>eines</strong> kalten Fluids die Wärme von der Oberfläche einer<br />

geheizten Wand aufnimmt <strong>und</strong> "transportiert". Dies ist ein Vorgang, der in vielen technischen Anwendungen<br />

vorkommt <strong>und</strong> von gr<strong>und</strong>legender Bedeutung ist.<br />

Betrachten wir zunächst nur die Geschwindigkeit unter der Annahme, dass ein Fluid mit konstanter<br />

Geschwindigkeit (w¥ bezeichnet) parallel eine ebene Wand anströmt. Die Wand setzt der Strömung<br />

einen Widerstand entgegen (vgl. Kanalströmung), so dass sich ein Geschwindigkeitsprofil ausbreitet.<br />

Im wandfernen Bereich, wo sich die Reibung wenig auswirkt, bleibt die Strömungsgeschwindigkeit unverändert<br />

konstant (ungestörte Außenströmung). Mit zunehmender Nähe zur Wand, im reibungsbehafteten<br />

Bereich, nimmt die Geschwindigkeit ab. An der Wand selbst ist sie Null, da die Fluidteilchen mit<br />

direkter Wandberührung ruhen.<br />

Grenzschichtströmung längs einer ebenen Wand


Der wandnahe Bereich, in dem sich das Geschwindigkeitsprofil ausbildet, nennt man Grenzschicht.<br />

Diese wird durch den Wandabstand dw beschrieben. Oberhalb der Grenzschicht ist die lokale Geschwindigkeit<br />

nahezu w¥ . Die Strömung im Grenzschichtbereich ist weiterhin laminar. Ab einer kritischen<br />

Überströmlänge der Wand kann diese aber auch in turbulente Strömungsbereiche umschlagen,<br />

worauf hier nicht weiter eingegangen wird.<br />

Ähnliche Verhältnisse liegen auch für die Temperatur des Fluids vor, wenn die Wand geheizt wird <strong>und</strong><br />

die Temperatur der Wand T w sich von der Temperatur des Fluids T ∞ unterscheidet. Temperaturänderungen<br />

treten dann ausschließlich in der sogenannten Temperatur-Grenzschicht auf. Der Verlauf der<br />

Grenzschichten für Geschwindigkeit <strong>und</strong> Temperatur sind allgemeinen nicht gleich.<br />

Wärmeübertragung beim bewegten Fluid<br />

Da zwischen der Wand <strong>und</strong> dem Fluid kein Temperatursprung auftreten kann, muss unmittelbar an der<br />

Wand die Temperatur des Fluids gleich der Wandtemperatur sein (Kontinuitätsbedingung), so dass die<br />

Wandwärmestromdichten im Festkörper <strong>und</strong> im Fluid ebenfalls gleich sein müssen. Mit der<br />

Newton'schen Gesetzmäßigkeiten für Wärmeleitung <strong>und</strong> für Abkühlung bei Konvektion (vgl.<br />

Wärmeleitungsgleichung) ergibt sich nachfolgender Zusammenhang:


Darin ist λ als Stoffeigenschaft die Wärmeleitfähigkeit des Festkörpers <strong>und</strong> α k der Wärmeübergangskoeffizient,<br />

der von vielen Einflussgrößen abhängt, wie z.B. von der Geometrie, der Art <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />

der Strömung, von Stoffeigenschaft des Fluids, der Temperaturdifferen u.a..<br />

Der Wärmeübergangskoeffizient ist über die Länge der angeströmten Platte nicht konstant. Das erkennt<br />

man auch daran, dass bei fortschreitender Strömung des Fluids die Temperatur im wandnahen<br />

Bereich ansteigt <strong>und</strong> der Grenzschichtbereich sich vergrößert. Als Folge muss der Wärmestrom<br />

zwischen Wand <strong>und</strong> Fluid abnehmen. Da die Differenz zwischen Tw <strong>und</strong> T ∞ konstant bleibt, muss α k<br />

entspre-chend kleiner werden. Für die Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten wurden<br />

Näherungs-verfahren entwickelt, bei denen auch experimentelle Untersuchungen im Zusammenhang<br />

mit der sogenannten Ähnlichkeitstheorie (empirische Korrelation) einfließen. Damit gelingt es, für die<br />

Praxis hinreichend genaue Koeffizienten für Wärmeaustauschprozesse bereitzustellen.<br />

6.3 Numerische Analyse<br />

Mathematische Gleichungen, die sogenannte partielle Ableitungen von Funktionen mehrerer<br />

Veränderlichen enthalten, nennt man partielle Differentialgleichungen. Beispiele dafür sind die<br />

Gleichungen für Schwingungen, Wellen, elektrische Felder oder Wärme [10].<br />

Bei der Lösung dieser Gleichungen will man meist nicht eine allgemeine Lösung auffinden, sondern eine<br />

spezielle, die von bestimmten zusätzlichen Bedingungen abhängt, den sogenannten Randbedingungen.<br />

Hinsichtlich der Wärmevorgänge im Strömungssensor sind typische Randbedingungen die<br />

Temperaturen des Heizers oder der Kanalwände. Man interessiert sich dann, abhängig von diesen<br />

Randbedingungen, für die Wärmeverteilung innerhalb <strong>eines</strong> umschlossenen Gebietes.<br />

Die Lösung solcher Gleichungen ist aber meist kompliziert <strong>und</strong> analytisch meist nicht möglich, so dass<br />

numerische Verfahren angewendet werden müssen. Dazu bedient man sich verschiedener<br />

numerischer Verfahren.<br />

Rechnergestütze numerische Verfahren sind heute sehr leistungsfähig, ihre Komplexität <strong>und</strong> Vielfalt der<br />

problemspezifischen Algorithmen erfordern aber einen hohen Einarbeitungsaufwand.<br />

Daher kommen zunehmend Software-Werkzeuge zum Einsatz, die auf die Lösung dieser speziellen<br />

Probleme zugeschnitten sind.<br />

In diesem Kapitel soll ein Weg aufgezeigt werden, um einfache, stationäre Temperaturfelder ohne ein<br />

kompliziertes Programm berechnen zu können.<br />

Dazu wird für den interessierten Leser ein physikalischer Zusammenhang abgeleitet, der den Einsatz<br />

der Tabellenkalkulation Excel möglich macht.<br />

Mathematisch weniger ausgebildete Leser können das folgende Kapitel auch überspringen.


6.3.1 Differenzenverfahren<br />

Die numerische Lösung einer Differentialgleichung ist in der Regel eine Näherung, die innerhalb <strong>eines</strong><br />

Gebietes für diskrete (einzelne) Punkte berechnet wird. Dazu ersetzt man in der Differentialgleichung<br />

die Differentialquotienten durch Differenzenquotienten, d.h., Ableitungen werden durch benachbarte<br />

Funktionswerte ausgedrückt. Einen einfachen Zusammenhang zwischen der Funktionsänderung <strong>und</strong><br />

den Ableitungen der Funktion liefert die Taylor-Entwicklung.<br />

Wir wollen im nächsten Anschnitt von einer ebenen, homogenen <strong>und</strong> wärmeleitenden Platte die<br />

Wärmeverteilung innerhalb der Platte berechnen. Dazu betrachten wir einen Ausschnitt. Die<br />

Temperaturen auf den Rändern sollen unterschiedlich aber konstant sein. Es tritt ein Wärmefluss<br />

entlang des Temperaturgefälles auf, stets vom Ort höherer zum Ort niedrigerer Temperatur. Dieser<br />

Ausgleichsvorgang führt zu Wärmeveränderungen in der Platte.<br />

Aus der Beobachtung in der Natur wissen wir, dass nach einiger Zeit praktisch kaum noch<br />

Wärmeveränderungen innerhalb der Platte beobachtbar sind. Der Ausgleichvorgang ist abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> es hat sich der statische (stationäre) Zustand eingestellt. Die Temperaturen ändern sich im<br />

stationären Zustand nicht mehr. Das Temperaturfeld muss dann die sogenannte Laplace- Gleichung<br />

erfüllen.<br />

oder<br />

( 1)<br />

(2)<br />

Zur Beurteilung der Temperaturverteilung in der Platte würde es genügen, lediglich von einzelnen<br />

Punkten die Temperaturen zu kennen. Dazu überziehen wir das zu untersuchende Gebiet mit einem<br />

Gitternetz, im einfachsten Fall mit gleichen Abständen h zwischen den Gitterpunkten in x- <strong>und</strong> y-<br />

Richtung. Wir suchen dann für diese Gitternetzpunkte die unbekannten Temperaturen.


Ausschnitt <strong>eines</strong> Gitternetzes in einem zweidimensionalem Temperaturfeld<br />

Dazu konzentrieren wir uns zunächst nur auf einen einzelnen Punkt P0, für den wir die Temperatur T0<br />

=T(x0,y0) in Abhängigkeit von den Temperaturen der vier Nachbarpunkte T1 ,T2 , T3 , T4 suchen.<br />

Kennzeichnung der Gitterabstände <strong>und</strong> Nachbarpunkte<br />

Aus der Mathematik wissen wir, dass jede Funktion, hier die Temperatur- Funktion der Platte T(x,y), in<br />

einem Punkte beliebig genau durch eine Taylor- Reihe angenähert (approximiert) werden kann. Diese<br />

Taylor- Entwicklung lautet für den zweidimensionalen Fall <strong>und</strong> bis zur zweiten Ableitung:


(3)<br />

Mit dieser Gleichung ermitteln wir die vier Temperaturen T1 , T2 , T3 , T4 in der Nachbarschaft um T0<br />

, indem wir die jeweiligen Koordinaten x <strong>und</strong> y der vier Nachbarn (x0+h,y0), (x0,y0+h),(x0-h,y0) <strong>und</strong><br />

(x0,y0-h) einsetzen. Addieren wir diese vier Gleichungen, so erhalten wir eine einfache Beziehung für<br />

die Temperatur T0 .<br />

(x.4)<br />

( 5)<br />

Diese Formel bedeutet, dass zur Berechnung der Temperatur T0 im Punkte (x0,y0) die Temperaturwerte<br />

seiner vier Nachbarn rechts, oben, links <strong>und</strong> unten herangezogen werden. Danach ist die Temperatur<br />

T0 der Mittelwert der Temperaturen seiner vier Nachbarpunkte T1 , T2 ,T3 , T4 .<br />

(6)<br />

Dies muss für alle Punkte innerhalb des Gebietes gelten. Für die Randpunkte gelten natürlich andere<br />

Bedingungen (Randbedingungen). In unserem Falle sind die Temperaturen auf den Rändern fest<br />

vorgegeben (Dirichletsche Bedingung). Auf andere Aspekte wollen wir hier nicht eingehen.<br />

6.3.2 Iterationsverfahren für Temperaturverteilung<br />

Mit Kenntnis des Zusammenhangs, dass im stationären Zustand <strong>eines</strong> diskretisierten<br />

zweidimensionalen Temperaturfeldes die Temperatur in einem Rasterpunkt dem Mittelwert seiner vier


Nachbarpunkte entspricht, ermöglicht auch den Einsatz <strong>eines</strong> Tabellenkalkulationsprogramms wie<br />

Excel von Microsoft zur Berechnung der Temperaturen <strong>und</strong> dies, ohne dass dafür ein Programm<br />

geschrieben werden muss.<br />

Temperatur-Mittelwert im stationären Temperaturfeld<br />

Nachfolgend wird die Temperaturverteilung einer Fläche in Anlehung an unseren Strömungskanal<br />

berechnet. Der innere, zu berechnende Flächenbereich besteht aus 20 * 10 Punkten. Für den Heizer<br />

werden im Rand des Bodens zwei Punkte mit einer Temperatur des Heizers vorgegeben. Um der<br />

Realität näher zu kommen, wird angenommen, dass auch links- <strong>und</strong> rechtsseitig vom Heizer mit<br />

abfallender Tendenz noch höhere Temperaturen vorhanden sind als an den anderen Flächengrenzen,<br />

da sich die Heiztemperatur auch in der Bodenplatte ausdehnt.<br />

Auszug Excel-Tabelle mit Vorgabe der Temperaturen auf den Rändern (farbig hervorgehoben)<br />

Bevor wir die Mittelwertgleichungen für die Temperaturen in alle zu berechnenden Tabellenfelder<br />

eintragen, müssen wir die automatische Berechnung ausschalten. Dies erfolgt unter Extras /<br />

Optionen / Registerkarte Berechnung durch Häkchen im Feld "Berechnung manuell". Ebensso


müssen wir auf dem gleichen Blatt durch Häkchen die "Iteration" auswählen. Die Registerkarte zeigt<br />

an, dass die spätere Berechnung über einen Schalter oder die Funktionstaste F9 ausgelöst werden<br />

kann.<br />

Gr<strong>und</strong> für diese Vorgehensweise sind die wechselseitigen Abhängigkeiten der Mittelwertformeln in den<br />

Zellen, die Excel nicht auflösen kann, so dass es ohne diese Einstellungen zur Fehlermeldung<br />

"Zirkelbezug" kommt. Durch Aktivieren der Lösungsart Iteration startet Excel bei Auslösung des<br />

Rechenvorganges einen Suchprozess derart, dass alle Zellvorgaben möglichst gut erfüllt werden. Je<br />

nach Problem kann es notwendig werden, diesen Iterationsvorgang mehrmals auszulösen, bis die<br />

Zahlenwerte eine bestimmte Genauigkeit angenommen haben.<br />

Auszug Excel-Tabelle mit Zellformeln für den Mittelwert<br />

Nun tragen wir in eine Zelle die Formel für den Mittelwert ein <strong>und</strong> kopieren anschließend diese Formel in<br />

alle anderen Zellen innerhalb des umrandeten Gebietes. Da noch keine Iteration stattgef<strong>und</strong>en hat, sind<br />

alle Zellenwerte Null.<br />

Ausgangstabelle für die Berechnung/Iteration


Mit jeder Auslösung der Funktionstaste "F9" wird jetzt die Iteration (100 Schritte) gestartet <strong>und</strong> wir<br />

können verfolgen, wie sich die Zellenwerte rasch ändern. Nach ein bzw. zwei Wiederholungen sieht man<br />

keine Änderungen mehr, so dass die Zahlenwerte in den Zellen als Lösung des Problems angesehen<br />

werden können. Die Genauigkeit der Iteration kann unter der Registerkarte Berechnen ebenfalls<br />

eingestellt werden, typisch 0,001. D.h., die Iteration wird abgebrochen, wenn die Änderungen der<br />

Zahlenwerte kleiner 1/1000 ist (Start der Excel-Anwendung).<br />

Auszug Excel-Tabelle mit Ergebnis der Berechnung der Temperatur<br />

Mit Hilfe des Diagramm-Assistenten kann dieses zweidimensionale Temperaturfeld grafisch dargestellt<br />

werden. Es zeigt die Temperaturabnahme als Höhenkarte in relativ groben Temperaturbereichen<br />

entsprechend der Legende.<br />

Excel-Diagramm Typ "Oberfläche" mit Höhenlinien<br />

Einen besseren Eindruck gewinnt man, wenn man das Höhenprofil des Temperaturfeldes im Diagramm<br />

auswählt. Hier erkennt man das stetige Temperaturgefälle ausgehend von der Heizstelle.


Excel-Diagramm Typ "Höhenprofil"<br />

Grafisch anspruchsvollere Darstellungen kann man mit Hilfe der Diagramm- Funktionen unter dem<br />

Softwarepaket MATLAB erzielen.<br />

Contour-Darstellung der Ergebnisse unter MATLAB


Höhen-Darstellung der Ergebnisse unter MATLAB<br />

Dieser numerische Ansatz kann auch auf andere physikalische Aufgaben angewendet werden, denen<br />

gleiche physikalische Prinzipien zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

Das trifft auch für das elektrische Potential zu, so dass auch statische elektrische Felder berechnet<br />

werden können, wenn man die Randpotentiale vorgeben kann. Die Laplace- Gleichung nennt man auch<br />

allgemein Potential- Gleichung, weil der Potentialbegriff noch in weiteren physikalischen<br />

Zusammenhängen auftritt.<br />

6.3.3 Temperaturbilder im Strömungssensor<br />

Das im vorhergehenden Kapitel vorgestellte einfache Iterationsverfahren zur Mittelwertbildung wurde auf<br />

den Strömungskanal (in der Ebene) angewendet, um einen Einblick in die mögliche<br />

Temperaturverteilung innerhalb des <strong>Strömungssensors</strong> zu vermitteln. Die Berechnungsergebnisse<br />

erheben keinen Anspruch auf Genauigkeit, da bestimmte Rahmen- <strong>und</strong> Randbedingungen nicht<br />

berücksichtigt werden können.<br />

Das Iterationsverfahren mit Mittelwertbildung muss dazu etwas erweitert werden, weil sich dem<br />

Wärmefluss aufgr<strong>und</strong> der Temperaturunterschiede ein Wärmetransport durch die Massenbewegung<br />

in der Fluidströmung überlagert.


Betrachten wir dazu die einzelnen Rasterfelder, in denen wir die Temperaturen per Iteration berechnen.<br />

Die Quadrate repräsentieren eigentlich kleine Volumina (hier in der Ebene Flächen) mit einer<br />

bestimmten Temperatur.<br />

Wärmetransport durch Fluidbewegung<br />

Mit jedem kleinen Zeitschritt verschieben sich diese "Temperatur-Flächen" in Abhängigkeit von der Fluid-<br />

Geschwindigkeit in Strömungsrichtung. Im rot gekennzeichneten Rasterfeld wandert ein Teil der<br />

Temperatur- Fläche mit T0 aus dem Feld heraus. Entsprechend schiebt sich die Temperatur- Fläche mit<br />

T- 1 in das Rasterfeld hinein.<br />

Berechnung der Wärmebewegung durch Fluidströmung<br />

Durch die Bewegung muss eine neue Temperatur berechnet werden, die sowohl von der Höhe der<br />

Temperaturen der beteiligten Temperatur-Flächen als auch von deren Flächenanteilen im betrachteten<br />

Raster abhängt. Für unser einfaches Berechnungmodell können wir diese Temperatur mittels der<br />

Längenanteile x <strong>und</strong> y ermitteln, indem wir den gewichteten Mittelwert berechnen.<br />

Das so erweiterte numerische Verfahren liefert bereits anschauliche Temperaturbilder im<br />

Strömungskanal in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit. Dazu wurde eine m-function<br />

unter MATLAB entwickelt, der die Durchschnittsgeschwindigkeit des strömenden Fluids übergeben<br />

muss. Das Programm geht von einer laminaren Fluid- Strömung bereits beim Kanaleintritt aus <strong>und</strong><br />

berücksichtigt die parabelförmige Geschwindigkeitsverteilung über den Kanalquerschnitt mit dem<br />

Maximum (doppelte mittlere Geschwindigkeit) in der Kanalmitte.


Darüber hinaus wird im unteren Randbereich um den Heizer (mit konstanter Temperatur 200 Grad<br />

Celsius) eine rasch abnehmende Temperaturverteilung im Boden berücksichtigt, die sich mit der<br />

Geschwindigkeit in Strömungsrichtung verschiebt. Die Eintrittstemperatur des Fluids wird ebenso wie die<br />

obere Kanalwandung mit 20 Grad angenommen.<br />

Temperaturverteilung bei Strömung<br />

Der Kanal wird in der Horizontalen in 100 <strong>und</strong> in der Vertikalen in 9 Rasterpunkte aufgeteilt, so dass sich<br />

die Iteration über 900 Temperatur- Punkte erstreckt. Anhand der Unsymmetrie der Höhenlinien<br />

(Isoklinen) für die Temperatur kann man bereits die Temperatur- Differenz an den Messstellen der<br />

Temperatursensoren erkennen. Diese Differenz nimmt mit steigender Strömungsgeschwindigkeit zu<br />

(Video-Annimation).<br />

6.3.4 Numerik-Tools für PDEs<br />

Modellbildung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> nehmen aufgr<strong>und</strong> der enormen Steigerung der Leistungsfähigkeit der<br />

Computer eine herausragende Stellung in den Ingenieur- <strong>und</strong> Naturwissenschaften ein. Technische<br />

Apperaturen werden ebenso wie physikalische, chemische oder biologische Systeme mehr <strong>und</strong> mehr<br />

am numerisch simulierten Modell untersucht, um beispielsweise sichere Erkenntnisse für den Aufbau<br />

<strong>eines</strong> Prototypen zu gewinnen oder tiefere systemische Erkenntnisse zu erlangen.


Im Mittelpunkt stehen häufig komplizierte Systeme von partiellen Differentialgleichungen (PDE). Für die<br />

Lösung solcher Probleme stehen heute eine Vielzahl spezieller Software-Werkzeuge zur Verfügung <strong>und</strong><br />

als Ingenieur- oder mathematische Disziplin hat sich der Studienbereich oder - schwerpunkt des<br />

Computational Engineering herausgebildet. Hier werden Wissenschaftler <strong>und</strong> Ingenieure darauf<br />

spezialisiert, numerische Probleme zu lösen.<br />

Mit der PDE-Toolbox für MATLAB [20] steht ein Werkzeug zur Lösung von partiellen<br />

Differentialgleichungen auf ebenen Gebieten zur Verfügung. Die Lösung erfolgt nach der Methode der<br />

Finiten Elemente. Im Gegensatz zur Differenzen-Methode, wo eine gesuchte Funktion nur für diskrete<br />

Punkte berechnet wird, werden bei der Finiten Elemente-Methode beispielsweise Flächen oder Körper in<br />

kleinste Elemente unterteilt <strong>und</strong> die gesuchte Funktion durch eine mathematische Funktion für jedes<br />

Element angenähert. Die grafische Benutzeroberfläche (GUI) stellt Funktionen zum Zeichnen der<br />

Oberfläche (Draw) zur Verfügung. Im Bo<strong>und</strong>ary-Mode (W) können die Randbedingungen festgelegt<br />

werden. Danach wählt man den Typ der Differentialgleichung, in unserem einfachen Beispiel der<br />

Laplace-Gleichung den Typ "Elliptec". Die Flächenaufteilung erfolgt hier durch Dreiecke (Triangulation)<br />

derart, dass bereits in den Bereichen der Fläche, wo größere Änderungen der Funktionswerte zu<br />

erwarten sind, eine feinere Flächenstruktur (Mesh) angelegt wird. Mit dem Symbol "=" wird das<br />

Gleichungssystem zur Berechnung der Lösung aufgestellt <strong>und</strong> gelöst <strong>und</strong> das Ergebnis grafisch (Plot)<br />

dargestellt. Über Plot-Parameter können verschiedene grafische Darstellungsarten gewählt werden, so<br />

auch Niveau- oder Höhenlinien- Darstellungen.<br />

Um einen Einblick in die Handhabung dieses Werkzeugs zu vermitteln, werden anhand einiger Bilder<br />

der Benutzeroberfläche die wenigen Schritte zur Berechnung des Temperaturfeldes Platte<br />

veranschaulicht, die bereits unter Excel berechnet wurde.<br />

Festlegen der Kontur der Platte (Draw-Mode)


Festlegen der Rand-Temperaturen (Dirichlet-Randbedingung) im Bo<strong>und</strong>ary-Mode<br />

Aufruf der Triangulation (Mesh-Mode)


Darstellung der Lösung, Temperaturfeld mit Höhenlinien, nach Start der Berechnung<br />

Grafik: Darstellung des Temperaturfeldes als Höhenprofil<br />

6.3.5 Animation Instationäre Wärmeleitung<br />

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich eine stationäre Wärmeverteilung erst nach einem<br />

Ausgleichsvorgang einstellt, vorausgesetzt die Randbedingungen, denen der Körper ausgesetzt ist,<br />

ändern sich nicht mehr.<br />

Die Berechnung solcher Vorgänge gestaltet sich in den überwiegenden Fällen als sehr schwierig, so<br />

dass überwiegend numerische Verfahren zum Einsatz kommen, um die Differentialgleichungen lösen zu<br />

können.<br />

Im folgenden wird ein solcher Ausgleichsvorgang demonstriet, bei dem eine kleine, wärmeleitende Platte<br />

demonstriert.<br />

Die Platte ist auf der Ober- <strong>und</strong> Unterseite thermisch isoliert ist <strong>und</strong> die vier Ränder sollen konstant auf<br />

einer Temperatur von 0 °C gehalten werden (Randbedingungen). Nur zu Beginn der Beobachtung sei<br />

eine kleine r<strong>und</strong>e Fläche in der Mitte aufgeheizt (Anfangsbedingung). Der Platte wird keine weitere<br />

Wärme zugeführt.<br />

Im Verlauf der Zeit bedeutet das, dass sich der erhitzte mittlere Bereich über die Ränder wieder abkühlt,<br />

bis kein Wärmetransport mehr stattfindet <strong>und</strong> der stationäre Zustand erreicht ist, theoretisch nach<br />

unendlicher Zeit.


Soll der Vorgang sichtbar gemacht werden, muss die numerische Berechnung [20] für viele kleine<br />

Zeischritte erfolgen. Das Bild zeigt zwei dieser Zustände, die Anfangszustand zu Beginn <strong>und</strong> zu einem<br />

späteren Zustand Zeitpunkt.<br />

In der Animation kann man den Ausgleichsvorgang per Video verfolgen. Zunächst fällt die Temperatur<br />

in der Mitte der Platte sehr rasch ab <strong>und</strong> breitet sich zu den Rändern hin aus. Der große<br />

Temperaturunterschied zwischen dem mittleren Bereich <strong>und</strong> seiner Umgebung verursacht größe<br />

Wärmeströme in alle Richtungen. Danach verlangsamt sich der Ausgleichsvorgang mehr <strong>und</strong> mehr, weil<br />

sich die Temperaturen annähern <strong>und</strong> damit auch die Wärmeströme immer kleiner werden.


7.1 Literaturverzeichnis<br />

[1] J. Zierep, K. Bühler<br />

Gr<strong>und</strong>züge der Strömungslehre, Teubner Verlag, 2008.<br />

[2] W. Nitsche, A. Brunn<br />

Strömungsmesstechnik, Springer Verlag, 2006.<br />

[3] J.M. Chawla, Günter Wiskot<br />

Wärmeübertragung, VDI Verlag, 1992.<br />

[3.1] P. von Böck<br />

Wärmeübertragung, Springer Verlag, 2006.<br />

[3.2] H. Herwig, A.Moschallski<br />

Wärmeübertragung, Vieweg Verlag, 2006.<br />

[3.3] K. Langeheinecke (Hrsg.), P.Jany, G. Thieleke<br />

Thermodynamik für Ingenieure, Vieweg Verlag, 2008.<br />

[4] R. Marek, K. Nitsche<br />

Praxis der Wärmeübertragung, Hanser Verlag, 2007.<br />

[5] G. Gerlach, W.Dötzel<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Mikrosystemtechnk, Hanser Verlag, 1997.<br />

[6] M. Glück<br />

MEMS in der Mikrosystemtechnik, Teubner Verlag, 2005.<br />

[7] M. Ashauer<br />

Mikromechanische Thermische Sensoren. In: Mikrosystemtechnik Kongress 2005 (S. 221ff), VDE<br />

Verlag, 2005.<br />

[8] U. Mescheder<br />

Mikrosystemtechnik, Teubner Verlag, 2004.<br />

[9] W. Menz, J. Mohr<br />

Mikrosystemtechnik für Ingenieure, VHC Verlag, 1997.<br />

[10] G. Bärwolf<br />

Numerik für Ingenieure, Physiker <strong>und</strong> Informatiker, Spektrum Verlag, 2007.<br />

[11] A.J. Schwab<br />

Begriffswelt der Feldtheorie, Springer Verlag, 1998.<br />

[12] E. Kreyszig<br />

Advanced Engineering Mathematics, Wiley Verlag, 1999.


[13] H. Eckhardt<br />

Numerische Verfahren der Energietechnik, Teubner Verlag, 1978.<br />

[15] A. Angermann u.a.<br />

Matlab-Simulink-Stateflow, Oldenbourg Verlag, 2002.<br />

[16] D. Herzog<br />

MindManager X5/X5 Pro, Hanser Verlag, 2004.<br />

[17] M.Kirckhoff.<br />

Mind Mapping, GABAL Verlag, 1996.<br />

[18] F.Riedel<br />

Strömungsregelung unter MATLAB/Simulink, Studienarbeit an der Dualen Hochschule Mannheim,<br />

2009.<br />

[19] F.Derriks<br />

Einführung von MATLAB/Simulink unter Einbeziehung der USB- Schnittstelle K8055,<br />

Vorlesungsunterlagen, Duale Hochschule Baden Württemberg Mannheim, 2008.<br />

[20] Benutzerhandbuch<br />

Partial Differential Equation Tollbox, The MathWorks Inc., 2002.<br />

[21] Bfz Essen (Hrsg.)<br />

Selbstlernmaterial Mikrosystemtechnik für die berufliche Ausbildung Mikrotechnologen<br />

7.2 Hinweise für Ausbilder/Lehrer<br />

Für die Entwicklung dieser Unterlage wurden neben den allgemein bekannten Office-Anwendungen 1)<br />

verschiedene Software- Werkzeuge verwendet, die als nützliche Hilfmittel für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

angesehen werden können <strong>und</strong> u.a. die schnelle Erstellung einfacher multimedialer <strong>Lernunterlage</strong>n<br />

unterstützen.<br />

MindManager 2)<br />

Mind Mapping ist eine kreative Arbeitstechnik, eine spezielle Art, sich Notizen zu machen. Anders als<br />

Text, dokumentiert man grafisch, indem man auf einem Blatt oder Bildschirm das Thema festlegt <strong>und</strong><br />

davon ausgehend Verzweigungen, Unterverzweigungen usw. anbringt <strong>und</strong> diese mit Fakten, Wissen,<br />

Gedanken ergänzt. So entsteht eine Wissens- oder Gedankenlandkarte. Mit Hilfe dieser Methodik kann<br />

man besser lernen, planen, organisieren oder Referate <strong>und</strong> Präsentationen strukturieren. Die Methode


des Mind Mappings ist vom Schüler bis zum Manager nutzbar <strong>und</strong> eignet sich auch für die Arbeit im<br />

Team (Brainstorming).<br />

Seit vielen Jahren gibt es Software-Produkte, die diese Arbeitstechnik unterstützen. Dazu gehört auch<br />

MindManager, ein Produkt der Firma Mindjet (www.mindjet.de). Es bietet eine intuitiv zu bedienende<br />

Benutzeroberfläche für die Erstellung von Mind Maps in vielfältigen grafischen Darstellungen <strong>und</strong> bietet<br />

eine nahtlose Integration (Export-Funktionen) zu Microsoft Office. 3).<br />

Mit der Möglichkeit des Web-Exports, können Mind Maps mit einem Browser betrachtet werden, ohne<br />

dass dafür HTML- <strong>und</strong> Programmierkenntnisse erforderlich sind. Die dynamische Gliederung eignet sich<br />

für umfangreiche Maps mit mehreren Detailebenen. Über Hyperlinks kann in andere Anwendungen<br />

verzweigt <strong>und</strong> wieder zurückgekehrt sowie Dokumente oder auch Videos mit in die Präsentation<br />

einbezogen werden.<br />

Die Export-Funktionenen unterstützen aber auch die Textausgabe oder die Ausgabe als PDF- Datei.<br />

Unter diesen Aspekten ist MindManager sehr flexibel <strong>und</strong> eignet sich hervorragend für die schnelle<br />

Erstellung von <strong>Lernunterlage</strong>n.<br />

TurboDemo 3)<br />

TurboDemo (www.turbodemo.de) bietet die Aufnahmetechnik für einzelne Screenshots, die in<br />

Präsentationen verwendet werden sollen. Die Screenshots können anschließend als Folie bearbeitet<br />

werden <strong>und</strong> animiert werden. Bei der Aufnahme werden die Mausbewegungen mit erfasst, können<br />

später geändert oder entfernt werden. Die Ergebnisse können als Video in unterschiedlichen Formaten<br />

präsentiert werden.<br />

TurboDemo ist leicht zu bedienen <strong>und</strong> unterstützt die Erstellung von e-Learning- Kursen mit interaktiven<br />

Funktionen.<br />

MATLAB/Simulink 4)<br />

MATLAB ist eine plattformunabhängige Software von The Math Works Inc. (www.mathworks.de) für<br />

numerische Mathematik, Modellbildung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong>. Es bietet umfangreiche Möglichkeiten zur<br />

grafischen Darstellung von Daten <strong>und</strong> Ergebnissen. MATLAB ist primär für die Berechnung von Matrizen<br />

ausgelegt. Der Name der Software steht für MATrix LABoratory.<br />

Simulink ist eine Blockset-Erweiterung von MATLAB zur <strong>Modellierung</strong>, <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Analyse<br />

dynamischer Systeme. Die grafische Bedienoberfläche erlaubt die Erstellung des betrachteten Systems<br />

in übersichtlicher <strong>und</strong> intuitiv zugänglicher Form <strong>eines</strong> Signalflussplans bestehend aus<br />

Funktionsblöcken. Eine textorientierte Programmierung der Differential- <strong>und</strong> Differenzengleichungen<br />

bleibt dem Benutzer somit erspart.


In einer umfangreichen Bibliothek stellt Simulink eine große Anzahl vorgefertigter Funktionsblöcke für<br />

lineare, nichtlineare, stetige, diskrete <strong>und</strong> hybride Systeme zur Verfügung. Auch eigene Blöcke (vgl.<br />

Strömungsregelung) <strong>und</strong> Bibliotheken können erstellt werden. Während der <strong>Simulation</strong> können die<br />

Signale an beliebigen Stellen im Signalflussplan des Modells sichtbar gemacht werden.<br />

Der Funktionsumfang wird durch zahlreiche Toolboxes für den Einsatz in speziellen Gebieten erweitert,<br />

beispielsweise für Regelungstechnik (Control System Toolbox), Signalverarbeitung (Signal Processing<br />

Toolbox), Optimierung (Optimization Toolbox), Partielle Differentialgleichungen (PDE Toolbox), Fuzzy-<br />

Regelung (Fuzzy Toolbox), Neuronale Netze (Neural Network Toolbox) u.v.m.<br />

MathType 5)<br />

Für die Erstellung der mathematischen Formeln wurde der Editor MathType der Firma Design Science,<br />

Inc. (www.dessci.com/de) verwendet. Der Editor ermöglicht die schnelle Formelerstellung durch Maus-<br />

Klicks <strong>und</strong> die einfache Integration der Formeln in Dokumente, Webseiten oder andere Markup-<br />

Systeme.<br />

1) Ò MS Office, Excel, Word, PowerPoint sind eingetragene Warenzeichen der Firma Microsoft<br />

2) Ò MindManger <strong>und</strong> Mindjet sind eingetragene Warenzeichen der Firma Mindjet LLC<br />

3) Ò TurboDemo ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma balesio AG<br />

4) Ò MATLAB/Simulink ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma The Math Works, Inc.<br />

5) Ò MathType ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma Design Science, Inc.<br />

7.3 Modulare Mikrosensorik Match-X<br />

Intelligente Sensoren bestehen nicht allein aus Messelementen, sondern integrieren die<br />

Signalaufbereitung <strong>und</strong> häufig die Busanbindung zur Kommunikation. Unter der Bezeichnung Match- X<br />

steht ein flexibles Sensor- Baukastensystem zur Verfügung, welches insbesondere für die Herstellung<br />

spezieller Sensoren bei kleinen <strong>und</strong> mittleren Stückzahlen von Bedeutung ist. In der Regel rechnet sich<br />

die individuelle Entwicklung <strong>und</strong> Herstellung <strong>eines</strong> speziellen Sensors erst bei großen Stückzahlen.<br />

Das schließt sich aber für viele Maschinen-, Anlagen- oder Systemhersteller aus. Um dennoch auf<br />

individuelle <strong>und</strong> kostenmäßig verträgliche Sensorik zurückgreifen zu können, wurde auf nationaler<br />

Ebene die Arbeitsgemeinschaft Match-X unter der Koordinierung des Verband Deutscher<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau e.V. (VDMA) (www.vdma.de) gegeründet. Im Rahmen dieser<br />

Arbeitsgemeinschaft (siehe auch AMA Fachverband für Sensorik, www.ama- sensorik.de) wurde das


Baukastensystem Match-X für intelligente <strong>und</strong> modulare Sensorik entwickelt. Die Arbeitsgemeinschaft<br />

Match- X setzt sich zusammen aus Unternehmen <strong>und</strong> Instituten, die an der Entwicklung, Vermarktung<br />

<strong>und</strong> Nutzung dieser Sensorik interessiert sind.<br />

Mit den verfügbaren standardisierten <strong>und</strong> miniaturisierten Bausteinen (www.efm-systems.de,<br />

Produktbeschreibung) können vielfältige Auswertesysteme aufgebaut <strong>und</strong> zu sogenannten smarten<br />

<strong>und</strong> intelligenten Sensor- <strong>und</strong> Aktorsystemen konfiguriert werden. Die Bausteine/Module verfügen<br />

über eine integrierte Signalverarbeitung, sind busfähig <strong>und</strong> ermöglichen die Realisierung komplexer<br />

Netzwerke <strong>und</strong> autonomer Regelkreise. Zum Beispiel können die Module Temperatursensor, Analog-<br />

/Digital-Wandler, Prozessor <strong>und</strong> Energieversorgung zu einem miniaturisierten, intelligenten<br />

Temperaturüberwachungssystem zusammengefügt werden. Werden der Temperatursensor <strong>und</strong> der<br />

Analog- /Digital-Wandlerbaustein durch einen Beschleunigungssensorbaustein ersetzt <strong>und</strong> ein neues<br />

Softwareprogramm installiert, liegt ein funktionsfähiges Vibrationsüberwachungssystem vor. Das<br />

Bausteinsystem ermöglicht auch, eigene Signale oder Wandler an die Bausteine anzukoppeln. Es<br />

können beispielsweise auch fluidische oder optische Funktionen integriert werden. Die vielfältigen<br />

Baustein sind quaderförmig in vereinheitlichten Abmessungen aufgebaut <strong>und</strong> mit<br />

Anschlussmöglichkeiten an der Unter- <strong>und</strong> Oberseite versehen. Sie werden stackartig aufeinander<br />

gestapelt <strong>und</strong> über Löt- sowie Druckkontakte elektrisch verb<strong>und</strong>en.<br />

Das modulare Sensorsystem eignet sich daher auch für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung im Themenbereich<br />

intelligente Sensorik <strong>und</strong> vermittelt einen guten Einblick in den Aufbau <strong>und</strong> in die Struktur moderner<br />

intelligenter Sensoren (Katalog). Für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung stehen verschiedene Bausätze mit<br />

unterschiedlicher Sensorik zur Verfügung.<br />

Impressum<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Copyright:<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

Friedrich-Ebert-Allee 40<br />

53113 Bonn<br />

Redaktion:<br />

Monika Schmidt<br />

2011

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