Panorama - elibraries.eu
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18<br />
D<strong>eu</strong>tschland<br />
Die<br />
Liquidatoren<br />
Der attraktivste Job, den die FDP<br />
derzeit zu vergeben hat, ist nicht der<br />
des Parteichefs. Es ist ein Amt mit<br />
der unschönen Bezeichnung Liquidator.<br />
Klingt ein bisschen wie Henker,<br />
und tatsächlich ist der Liquidator damit<br />
beschäftigt, die Bundestagsfrak -<br />
tion der Liberalen aufzulösen. Er<br />
muss die Arbeitsverhältnisse be -<br />
enden, Geld besorgen und Schulden<br />
bezahlen. Die Anziehungskraft bezieht<br />
die Position des Liquidators<br />
daraus, dass sie eine der wenigen bezahlten<br />
Stellen ist, die es demnächst<br />
in der Bundes-FDP noch gibt. Daher<br />
haben bereits eine Reihe von Abgeordneten<br />
und Mitarbeitern ihr Inter -<br />
esse bekundet. Zwar wird das Geld,<br />
das die Liquidatoren (es werden<br />
mehrere sein) beziehen, ab dem<br />
zweiten Monat nach Ausscheiden auf<br />
das Übergangsgeld für Abgeordnete<br />
angerechnet. Das aber gibt es unter<br />
Umständen nur kurz, einen Monat<br />
pro Jahr Parlamentszugehörigkeit.<br />
Die Auflösung einer Fraktion dagegen<br />
kann sich hinziehen. Die PDS<br />
brauchte im Jahr 2002 wegen zahl -<br />
loser Arbeitsgerichtsprozesse ganze<br />
drei Jahre dafür. Drei Jahre Arbeit –<br />
das ist für einen über Nacht beschäf -<br />
tigungslosen FDP-Politiker eine<br />
durchaus verlockende Aussicht. Um<br />
häss liche Streitereien zu vermeiden,<br />
hat sich die Fraktionsführung zu<br />
einem ungewöhnlichen Schritt entschieden:<br />
Die Liquidatoren werden<br />
an diesem Dienstag nicht einfach<br />
vom Vorstand bestimmt, wie eigentlich<br />
vorgesehen. Sie werden von der<br />
Fraktion gewählt. Es soll hinterher<br />
keiner sagen, es sei bei der eigenen<br />
Abschaffung nicht alles mit rechten<br />
Dingen zugegangen. Ralf N<strong>eu</strong>kirch<br />
FEDERICO GAMBARINI / DPA<br />
MARIO VEDDER / DDP IMAGES<br />
Ex-Soldat<br />
Shepherd<br />
FLUGSICHERHEIT<br />
Windräder stören Jets<br />
Der Betrieb von Funk-Navigations -<br />
anlagen verhindert zunehmend den<br />
Bau von Windrädern zur Stromerz<strong>eu</strong>gung.<br />
Im Umkreis von 15 Kilometern<br />
um UKW-Drehfunkf<strong>eu</strong>er, mit deren<br />
Hilfe Verkehrsflugz<strong>eu</strong>ge ihre Position<br />
bestimmen, könnten die Windkraftanlagen<br />
den Funkstrahl ablenken<br />
und die Flugz<strong>eu</strong>ge auf einen falschen<br />
Kurs schicken, befürchtet<br />
die D<strong>eu</strong>tsche Flugsicherung<br />
(DFS). Um etwa 60 UKW-Funkf<strong>eu</strong>er<br />
haben das Bundesaufsichtsamt<br />
für Flugsicherung und<br />
die DFS deshalb „Schutzonen“<br />
gezogen. Dort dürften Wind -<br />
räder ihrer Ansicht nach nur<br />
noch in Einzelfällen genehmigt<br />
werden. „Die Sicherheit des<br />
Luftverkehrs muss vorgehen“,<br />
forderte DFS-Chef Klaus-Dieter<br />
Sch<strong>eu</strong>rle vergangene Woche in<br />
Frankfurt am Main. In der Nähe<br />
von Luftverkehrsknoten wie<br />
dem Rhein-Main-Gebiet könnten<br />
nach den n<strong>eu</strong>en Vorgaben<br />
der DFS kaum noch Windräder<br />
entstehen, befürchtet nun der<br />
Frankfurter Energieversorger<br />
Mainova. Von n<strong>eu</strong>n geplanten<br />
Windparks des Unternehmens<br />
lägen sieben in den 15-Kilo -<br />
meter-Zonen, beklagt Mainova.<br />
DER SPIEGEL 41/2013<br />
Ähnliche Konflikte treten bei anderen<br />
Flugsicherungen, militärischen Radar -<br />
anlagen und Wetterradars des D<strong>eu</strong>tschen<br />
Wetterdienstes auf, für die<br />
es ebenfalls Schutzzonen gibt. Nach<br />
einer Umfrage des Bundesverbands<br />
Windenergie ist der Bau von mehr als<br />
200 Windparks mit einer Gesamtleistung<br />
von fast 3350 Megawatt in<br />
D<strong>eu</strong>tschland derzeit blockiert. Der<br />
Verband hält die 15-Kilometer-Zonen<br />
der DFS für unverhältnismäßig groß.<br />
Schutzzonen der Flugsicherheit<br />
Kiel<br />
Quelle: Bundesaufsichtsamt<br />
für<br />
Flugsicherung<br />
Düsseldorf<br />
Köln<br />
Saarbrücken<br />
Münster<br />
Bremen<br />
Hannover<br />
Frankfurt<br />
am Main<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
Erfurt<br />
<strong>Panorama</strong><br />
JUSTIZ<br />
Wann gilt ein Desert<strong>eu</strong>r<br />
als Flüchtling?<br />
Im Asylverfahren des desertierten US-Soldaten André<br />
Shepherd hat das Münchner Verwaltungsgericht<br />
den Prozess ausgesetzt und den Europäischen<br />
Gerichtshof in Luxemburg um Klärung wichtiger<br />
Rechtsfragen gebeten. Die EU-Richter sollen „definieren“,<br />
wann das <strong>eu</strong>ropäische Flüchtlingsrecht „einen<br />
Desert<strong>eu</strong>r schützen will und soll“, heißt es in<br />
dem 21-seitigen Beschluss. Dabei geht es um die<br />
Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit und wie tief<br />
ein Soldat in Kriegsverbrechen verstrickt sein muss,<br />
damit seine Desertion und die damit verbundene<br />
Strafe als Asylgrund anerkannt werden können.<br />
Der Hubschraubermechaniker Shepherd war 2007<br />
vor einem ern<strong>eu</strong>ten Einsatz im Irak-Krieg desertiert<br />
und hatte als erster US-Soldat in D<strong>eu</strong>tschland<br />
Asyl beantragt. Sein Antrag wurde 2011 abgelehnt;<br />
dagegen hat er geklagt. „Ich hoffe, dass der Fall<br />
nun endlich entpolitisiert und nüchtern bewertet<br />
wird“, sagt Shepherds Anwalt Reinhard Marx.<br />
Nürnberg<br />
Magdeburg<br />
N<strong>eu</strong>brandenburg<br />
Berlin<br />
Leipzig<br />
Dresden<br />
München