Freunde der Feuerwehr Mainz-Gonsenheim e.V. – 125 Jahre
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Festschrift<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
1888-2013
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Redaktion:<br />
Bil<strong>der</strong>:<br />
Umschlagentwurf:<br />
Satz:<br />
Druck:<br />
<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V<br />
Gert Stiehl, Dr. Hermann-Dieter Müller<br />
Vereinsarchiv, Stefan Dinges, Gudula Scheer,<br />
Katja Hofmann<br />
s.tietze@medien-frankfurt.com<br />
Meunier-Druck, <strong>Mainz</strong>
GruSSwort<br />
Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> kann 2013 ihr <strong>125</strong>-jähriges<br />
Bestehen feiern. Ich gratuliere allen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wehr, den Bürgerinnen<br />
und Bürgern und den politisch Verantwortlichen <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> sehr herzlich<br />
und übermittle diese Glückwünsche auch im Namen <strong>der</strong> rheinland-pfälzischen<br />
Landesregierung.<br />
Um die Zukunft unseres <strong>Feuerwehr</strong>wesens zu garantieren, stehen wir alle<br />
vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Die <strong>Feuerwehr</strong>en als Freiwillige und Berufs-<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en garantieren ein flächendeckendes, in Stadt und Land wirksames, in<br />
dieser Form einmaliges Gefahrenabwehrsystem. Keine an<strong>der</strong>e Hilfsorganisation<br />
erreicht diesen Verbreitungsgrad. Der Einsatzbereitschaft <strong>der</strong> 55000 rheinlandpfälzischen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>angehörigen gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank. Gemeinsam<br />
mit den etwa 700 Beamten in den Berufsfeuerwehren und den rund 5000<br />
Mit arbeitern und Mitarbeiterinnen in den betrieblichen Selbsthilfeorganisationen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e in den Werkfeuerwehren, bilden sie den Grundstock für den<br />
Bevölkerungsschutz, <strong>der</strong> von den Einsatzkräften <strong>der</strong> Sanitätsorganisationen und<br />
des Technischen Hilfswerks ergänzt wird.<br />
Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr <strong>–</strong> ein alter Wahlspruch, dennoch zeitlos<br />
aktuell. <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Ehrenamt, <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> freiwilliges Engagement für die Gemeinschaft<br />
in <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>. Die <strong>Feuerwehr</strong>en bereichern mit ihrer langen<br />
Geschichte und Tradition <strong>der</strong> Gemeinschaft und <strong>der</strong> Solidarität das Leben in<br />
den Städten und Gemeinden. Ihr am Gemeinwohl orientiertes, uneigennütziges<br />
und vorbildliches Verhalten ist auch Beispiel gebend für unsere Jugend, denn<br />
die Jugendfeuerwehren vermitteln den jungen Menschen wichtige soziale<br />
Erfahrungen.<br />
3
Mein Dank geht auch an die Familien <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen. Ohne ihre<br />
Unterstützung, ihre Toleranz und ihren Verzicht wäre <strong>der</strong> engagierte Einsatz auf<br />
Dauer nicht leistbar!<br />
Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> weiterhin Glück,<br />
Erfolg bei all ihren Tätigkeiten und vor allem, dass Sie, liebe <strong>Feuerwehr</strong>aktive,<br />
stets gesund nach Hause kommen mögen.<br />
Ihr<br />
Roger Lewentz, MdL<br />
Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur<br />
des Landes Rheinland-Pfalz<br />
4
GruSSwort<br />
Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />
zum Jubiläum „<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“ spreche ich Ihnen<br />
als Oberbürgermeister und Brandschutz-Dezernent im Namen von Rat, Verwaltung<br />
und Bürgerschaft <strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong> herzliche Glückwünsche<br />
aus.<br />
Die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en sind unverzichtbarer Bestandteil im Brandschutzkonzept<br />
<strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong>. Die Tätigkeit in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
ist weit mehr als die Mitgliedschaft in einem Verein, es ist ein ehrenamtlicher<br />
Dienst zum Wohl und Schutz <strong>der</strong> Allgemeinheit, an den sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
gestellt werden. Und die Ausbildungsinhalte und Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
die <strong>Feuerwehr</strong> sind in den letzten <strong>Jahre</strong>n noch umfangreicher und vielfältiger<br />
geworden.<br />
Die Ausübung Ihres Ehrenamtes verdient großen Respekt und ihr Einsatz ist<br />
alles an<strong>der</strong>e als eine Selbstverständlichkeit. Umso mehr freue ich mich darüber,<br />
dass immer wie<strong>der</strong> junge Leute den Weg zur <strong>Feuerwehr</strong> finden und somit ihren<br />
Beitrag dazu leisten, den Brandschutz in <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> sicher zu stellen.<br />
Machen Sie daher bitte weiterhin Werbung in eigener Sache und für eine große<br />
Aufgabe: Die Sicher stellung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>!<br />
Seit jeher stehen Verantwortungsgefühl und Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
gegenüber ganz oben auf <strong>der</strong> Werteskala <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> und<br />
prägen <strong>der</strong>en Teamgeist bis heute. Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt allen, die sich hier<br />
in <strong>Gonsenheim</strong> in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> engagieren: Derzeit gibt es 23 aktive Mitglie<strong>der</strong><br />
5
und 14 Jungen und Mädchen in <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr. Neben dem Stadtteil<br />
<strong>Gonsenheim</strong> gehören auch <strong>der</strong> Hartenberg und das Münchfeld zum Zuständigkeitsbereich.<br />
Das bedeutet Verantwortung für die Sicherheit vieler <strong>Mainz</strong>er<br />
Bürgerinnen und Bürger.<br />
Gerne möchte ich auch an die Frauen und Männer im Hintergrund erinnern, die<br />
auf vielfältige Weise mit zum reibungslosen Funktionieren <strong>der</strong> Wehr beitragen.<br />
Einen zusätzlichen Akzent setzt in <strong>Gonsenheim</strong> die Musikkapelle <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
die immer wie<strong>der</strong> bei unterschiedlichen Veranstaltungen mit Ihren Auftritten<br />
große Freude bereitet.<br />
Der erfahrenen Wehrführung wünsche ich weiterhin eine glückliche und sichere<br />
Hand bei allen Entscheidungen sowie allen <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und<br />
Kameraden eine allzeit gesunde Heimkehr von ihren Einsätzen.<br />
Viel Spaß bei den anstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten!<br />
Michael Ebling<br />
Oberbürgermeister <strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong><br />
6
GruSSwort<br />
Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> feiert 2013 ihr <strong>125</strong>-jähriges<br />
Jubiläum. Dieses Ereignis nehme ich gerne zum Anlass, allen Aktiven, Alterskameradinnen<br />
und -kameraden sowie För<strong>der</strong>ern <strong>der</strong> Wehr meinen Dank und<br />
meine Anerkennung auszusprechen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> heutigen Zeit sind die Bereitschaft und das Engagement <strong>der</strong><br />
ehrenamtlich tätigen <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen deutlich hervorzuheben. Neben<br />
den vielfältigen Belastungen des Alltags und des Berufslebens finden Frauen<br />
und Männer immer noch Zeit, sich für ihre Mitbürger einzusetzen.<br />
Die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en haben sich seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> stark gewandelt. Die zunehmende Technisierung<br />
und <strong>der</strong> gestiegene Wohlstand haben den <strong>Feuerwehr</strong>en neben <strong>der</strong><br />
Brand bekämpfung zahlreiche Aufgaben <strong>der</strong> Technischen Hilfeleistung beschert.<br />
Diese Verän<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>n auch eine ständige Anpassung <strong>der</strong> Einsatz mittel<br />
sowie <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte bei Unterrichten, Lehrgängen und Übungen. Von<br />
daher hat die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> gegenüber <strong>der</strong> Ver gangenheit noch<br />
zugenommen.<br />
Die Rolle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft ist für viele<br />
Bereiche beispielgebend. Stehen doch die <strong>Feuerwehr</strong>freuen und <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
Tag und Nacht unentgeltlich im Brand- und Gefahrenfall dem Nächsten<br />
und <strong>der</strong> Allgemeinheit zur Verfügung. Nicht selten riskieren sie dabei Leben und<br />
Gesundheit.<br />
Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> hat in den vergangenen <strong>125</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n die an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen immer wie<strong>der</strong> erfüllt. War dies im<br />
Ursprung eng auf <strong>Gonsenheim</strong> beschränkt, ist die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> heute<br />
7
in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr und an<strong>der</strong>en Stadtteilfeuerwehren<br />
in das Sicherheits- und Brandschutzkonzept <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> eingebunden.<br />
Ein ganz wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
ist seit 1926 auch die Musikkapelle, bei <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n ich mich an dieser<br />
Stelle ganz recht herzlich für ihre Konzerte und ihre musikalische Untermalung<br />
bei vielen Anlässen bedanken möchte.<br />
Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>, dass die Jubiläums<br />
tage nach umfangreichen Vorbereitungen erfolgreich verlaufen und mit<br />
dazu beitragen, die Kameradschaft zu för<strong>der</strong>n sowie den Kontakt zwischen <strong>der</strong><br />
Bevölkerung und Ihrer <strong>Feuerwehr</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />
Rolf Wachtel<br />
Stadtfeuerwehrinspekteur<br />
8
GruSSwort<br />
In diesem Jahr kann die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> ihr <strong>125</strong>-jähriges Jubiläum feiern.<br />
Auch im Leben von Vereinen ist dies sicherlich<br />
ein seltenes Jubiläum und eine große Zeitspanne,<br />
auf welche die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> zu Recht mit Stolz zurückblicken<br />
kann.<br />
Im Namen des <strong>Gonsenheim</strong>er Ortsbeirates und <strong>der</strong> gesamten <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Bevölkerung <strong>–</strong> aber auch ganz persönlich <strong>–</strong> gratuliere ich <strong>der</strong> Wehr und allen<br />
Aktiven, an ihrer Spitze Wehrführer Stephan Scheer, daher sehr herzlich zu<br />
diesem stolzen Jubiläum. Darüber hinaus möchte ich Ihnen auch meinen Dank<br />
aussprechen für die vielen Stunden unermüdlichen Einsatzes für das Gemeinwohl<br />
in den vergangenen Jahrzehnten.<br />
1888 wurde sie ins Leben gerufen, dem „Dreikaiserjahr“, o<strong>der</strong> wie die <strong>Mainz</strong>er<br />
liebevoll sagen im „Dreibretzeljahr“. Damals haben sich verantwortungsbewusste<br />
Bürger hier in <strong>Gonsenheim</strong> den bekannten Satz <strong>der</strong> Florianjünger<br />
„Gott zur Ehr <strong>–</strong> dem Nächsten zur Wehr“ zu Eigen gemacht und mit dem<br />
Aufbau <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> begonnen. Immer wie<strong>der</strong> und<br />
bis zum heutigen Tage stellten und stellen sich engagierte Männer und Frauen<br />
in den Dienst <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>. Es ist bewun<strong>der</strong>nswert, mit welchem<br />
Engagement die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> ihren freiwilligen Verpflichtungen<br />
nachkommen und dabei viel Freizeit opfern. Dieser Idealismus und die Einsatzbereitschaft<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und Kameraden verdient gerade in<br />
<strong>der</strong> heutigen Zeit, in <strong>der</strong> Viele nur danach fragen „Was bringt mir mein Einsatz<br />
persönlich an Vorteil?“, unsere beson<strong>der</strong>e Wertschätzung.<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> kann man auch viel lernen und das nicht nur<br />
rund um die Brandbekämpfung. Die Musikkapelle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> ist für ihre gute Ausbildung und die musikalisch hohe Qualität<br />
weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt: Ihre Konzerte erfreuen sich stets<br />
einer voll besetzten Halle. Und nicht nur hier wird ein großer Schwerpunkt auf<br />
die Jugendarbeit gelegt; gerade beim feuerwehrtechnischen Dienst merkt man<br />
ganz deutlich, dass dem Verein die Jugend ganz beson<strong>der</strong>s am Herzen liegt, die<br />
hier eine zweite Heimat findet und lernt, was es bedeutet Solidarität zu leben.<br />
9
Eine Bemerkung des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss ist dem<br />
Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wie auf den Leib geschnei<strong>der</strong>t. Er sagte<br />
einmal: „Was einer für sich selber tut, mag viel zählen. Jedoch mehr zählt, was<br />
einer für die an<strong>der</strong>en getan hat. Die Sorge und Hilfe für an<strong>der</strong>e Menschen ist<br />
das wertvollste Kapital im Haushalt <strong>der</strong> Menschheit. Und solange es noch Leute<br />
gibt, die frei willig bereit sind, für an<strong>der</strong>e da zu sein, ist es um diese Welt nicht<br />
allzu schlimm bestellt.“ Deshalb finde ich es auch faszinierend, wenn wir heute<br />
<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>geschichte Revue passieren lassen, <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />
freiwillige, engagierte, erfolgreiche Arbeit im Interesse <strong>der</strong> Gefahrenabwehr in<br />
allen Situationen hier in <strong>Gonsenheim</strong>. Zu Recht sind die Bürgerinnen und Bürger<br />
in unserem Stadtteil daher stolz auf unsere <strong>Feuerwehr</strong>leute und schätzen ihre<br />
vielfältigen Hilfsleistungen. Denn ohne sie wäre es schlecht bestellt um Gefahrenabwehr,<br />
aber auch um das bürgerschaftliche Miteinan<strong>der</strong> in unserem Ort.<br />
Egal ob es brennt o<strong>der</strong> es um eine technische Hilfeleistung geht <strong>–</strong> was die Brandbekämpfung<br />
rein zahlenmäßig heute glücklicherweise weit übertrifft <strong>–</strong> immer<br />
wie<strong>der</strong> treffen wir auf hoch motivierte und qualifizierte <strong>Feuerwehr</strong>männer <strong>–</strong><br />
und Frauen, für die <strong>der</strong> Hilfegedanke im Vor<strong>der</strong>grund steht. Die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
sind diejenigen, welche zur Gefahrenstelle hin laufen, wenn an<strong>der</strong>e weglaufen!<br />
Die freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en sind übrigens die mit Abstand ältesten Bürgerinitiativen<br />
die wir kennen. Und dies mit einem äußerst positiven Ziel: Nicht<br />
gegen etwas, son<strong>der</strong>n für etwas; für die Hilfeleistung in Not. Schon im Mittelalter<br />
haben sich die Bürger zusammengeschlossen, um ihre Gemeinden vor<br />
gefährlichen Feuersbrünsten zu bewahren. Solch freiwilliger Einsatz kann nicht<br />
verordnet, son<strong>der</strong>n kann nur gelebt werden! Deshalb kann man <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> gar nicht oft genug für ihren Dienst Dank aussprechen,<br />
den sie seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n für die Sicherheit und das Wohl unserer Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger in <strong>Gonsenheim</strong> leistet.<br />
Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> an dieser Stelle weiterhin<br />
viel Erfolg bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit und hoffe, dass sich immer<br />
wie<strong>der</strong> junge Leute in ausreichen<strong>der</strong> Zahl in den Dienst <strong>der</strong> guten Sache stellen.<br />
Dem Jubiläumsfest wünsche ich einen guten Verlauf und <strong>der</strong> freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> von <strong>Gonsenheim</strong> ein herzliches „Glück auf“ für die nächsten 100<br />
<strong>Jahre</strong>.<br />
Herzlichst Ihre<br />
Sabine Flegel<br />
Ortsvorsteherin<br />
10
GruSSwort<br />
Der im <strong>Jahre</strong> 1990 gegründete Verein „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
e.V.“ sieht es als seine Aufgabe, satzungsgemäß die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
ideell und materiell zu unterstützen.<br />
Zum <strong>125</strong>-jährigen Jubiläum unserer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />
gratuliere ich herzlich und möchte diesen Anlass gleichzeitig dazu nutzen, allen<br />
Kameradinnen und Kameraden zu danken und ihnen für ihr engagiertes Wirken<br />
meine Anerkennung auszusprechen.<br />
Der Dienst in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> ist ein Dienst am Menschen, <strong>der</strong> nicht<br />
als selbstverständlich anzusehen ist, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> von Verantwortung gegenüber<br />
Mitbürgern und Gemeinwohl zeugt.<br />
Mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wird das humanistische Ideal umgesetzt, in<br />
Not geratenen Menschen zu helfen. Dass diese Hilfe für den Nachbarn und<br />
die Leistung für die Allgemeinheit auf freiwilliger Basis geschieht, kann nicht<br />
hoch genug honoriert werden, zumal dies heutzutage in unserer Gesellschaft<br />
immer mehr abnimmt. Durch vielfältige Veranstaltungen, wie z. B. den Tag<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> o<strong>der</strong> Auftritte des Blasorchesters versuchen die „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“, finanzielle Mittel zu erwirtschaften,<br />
um diese dann sinnvoll in den einzelnen Bereichen des Vereins einzusetzen.<br />
Zu diesen gehören neben <strong>der</strong> Aktiven Wehr noch die Jugendfeuerwehr, das<br />
Blasorchester, das Jugendorchester und die musikalische Früherziehung.<br />
In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle meinen Vorstandskollegen<br />
sowie allen ehrenamtlichen Helfer(inne)n herzlich danken, denn ohne<br />
<strong>der</strong>en Mitwirkung wäre eine Durchführung <strong>der</strong> Veranstaltungen gar nicht<br />
möglich.<br />
11
Auch die Organisation und Durchführung des Jubiläums wurde gerne vom<br />
Verein übernommen.<br />
Jede einzelne Mitgliedschaft bei den <strong>Freunde</strong>n <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
e.V. trägt dazu bei, unsere Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu unterstützen.<br />
Ich würde mich freuen, Sie bei unseren in diesem Jahr noch stattfindenden<br />
Veranstaltungen begrüßen zu dürfen und wünsche Ihnen nun erst einmal viel<br />
Freude beim Lesen dieser Festschrift, die Herr Dr. Hermann-Dieter Müller und<br />
Herr Gert Stiehl mit großem Engagement erstellt haben.<br />
Michael Stinner<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />
<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.<br />
12
GruSSwort<br />
Sehr geehrte Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger, sehr geehrte<br />
Festgäste, liebe Kameradinnen<br />
und Kameraden,<br />
Feuer und Wasser, zweifellos<br />
ein Segen für den Menschen.<br />
Doch wehe, wenn beide ihre<br />
von uns gesetzten Grenzen<br />
überschreiten. Dann werden sie zum Fluch, dem <strong>der</strong> Mensch oft machtlos<br />
gegenübersteht. Hilfe und Rettung in solcher Situation zu gewähren, ist Aufgabe<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en.<br />
Für <strong>Gonsenheim</strong> wurde 1888 eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet, seit <strong>125</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n engagieren sich also <strong>Gonsenheim</strong>er Frauen und Männer für die Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Bürger. <strong>Feuerwehr</strong>dienst ist kein Hobby, son<strong>der</strong>n eher eine Berufung.<br />
Der Dienst am Nächsten, die Selbstlosigkeit und <strong>der</strong> uneigennützige Einsatz<br />
von Zeit und Kraft sind nicht selbstverständlich. Dies wird lei<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong><br />
vergessen.<br />
Die Kameradinnen und Kameraden sind bereit, sich ständig fortzubilden und<br />
Ihre wertvolle Freizeit für das Allgemeinwohl zu opfern. Dafür danke ich ihnen<br />
ganz herzlich!<br />
Auch den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“, sowie<br />
dem För<strong>der</strong>verein und allen Spen<strong>der</strong>n und Sponsoren sei an <strong>der</strong> Stelle aufrichtig<br />
gedankt. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Einsatzfähigkeit.<br />
Ein herzliches Dankeschön auch an alle Helfer, die im Vorfeld und auch in den<br />
kommenden Wochen zum Gelingen unseres Jubiläumsjahres beigetragen<br />
haben o<strong>der</strong> beitragen werden.<br />
Uns allen wünsche ich viele frohe Stunden bei unserem Jubiläum.<br />
Stephan Scheer<br />
Wehrführer<br />
13
Die Brandbekämpfung in <strong>Gonsenheim</strong> vom<br />
Mittelalter bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Im gesamten Mittelalter war <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Kurfürst und Erzbischof <strong>der</strong> Landesherr,<br />
<strong>der</strong> Dompropst war fast 700 <strong>Jahre</strong> lang von 1092-1797 Ortsherr von<br />
<strong>Gonsenheim</strong> und Finthen mit <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Gerichtsbarkeit in Straf- und Zivilangelegenheiten.<br />
Dafür konnte er Gebühren einfor<strong>der</strong>n und Gebote und Verbote<br />
erlassen, die bis zur Bestrafung für mangelnden Gottesdienstbesuch gingen.<br />
Er ernannte den Dorfschultheißen und sechs Gerichtsschöffen, die in nicht so<br />
bedeutenden Angelegenheiten Recht sprachen. Die Verwaltungsaufgaben in<br />
den Orten des Dompropsts erledigte ein Amtmann. Dorfgemeinden waren<br />
wie eine Genossenschaft. Vollmitglie<strong>der</strong> waren Männer und Witwen, wenn sie<br />
einen eigenen Herd d.h. Haushalt besaßen. Wer Mitglied <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft<br />
werden wollte, z. B. um ein einheimisches Mädchen zu heiraten, musste eine<br />
bestimmte Geldsumme besitzen, einen gewissen Betrag bezahlen und Le<strong>der</strong>eimer<br />
zum Einsatz bei Bränden mitbringen o<strong>der</strong> dafür zahlen.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1745 erließ <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Erzbischof eine „Bauamts Ordnung für Flecken<br />
und Dörfer außerhalb <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong>“. Ein Teil davon war „Feuerordnung“ mit<br />
Paragrafen zur Verhin<strong>der</strong>ung von Bränden:<br />
- § 1 Die Beamten sollten „ein wachsames Auge auf die Feuerordnung halten.“<br />
„Weden“ (Brandteiche zum Löschen von Bränden und Viehtränken), Wasserbehälter<br />
und Brunnen mussten immer instand gesetzt werden.<br />
- § 5 Neubauten mussten genehmigt werden.<br />
- § 9 Dächer durften nur mit Schiefer o<strong>der</strong> Ziegeln gedeckt werden, „Stroh-<br />
Schindel Dächer“ waren wegen <strong>der</strong> Feuersgefahr verboten und sollten „nach<br />
und nach“ abgeschafft werden.<br />
- § 11 Schornsteine und Kamine mussten mindestens einmal pro Jahr „von<br />
einem wohlerfahrenen verlässlichen Maurer, Zimmermann o<strong>der</strong> Schornsteinfeger<br />
besichtigt“ werden, ob sie gefegt waren o<strong>der</strong> Mängel behoben werden<br />
mussten.<br />
- § 12 In Häusern mit Herden o<strong>der</strong> Backöfen mussten Schornsteine gebaut<br />
werden.<br />
Mit dem zunehmendem Einfluss des römischen Rechts im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
wurden immer mehr Rechte und Pflichten des Dorfherrn und seiner dörflichen<br />
Untertanen in sogenannten Weistümern aufgeschrieben. Der Begriff kommt<br />
14
vom Wort wissen o<strong>der</strong> weisen, deshalb kann man von einer geschriebenen<br />
Rechtssammlung sprechen. In dem <strong>Gonsenheim</strong>er Weistum von 1521 war auch<br />
eine Feuerlöschordnung vorgesehen, die jedes Jahr neu festgelegt wurde.<br />
An <strong>der</strong> jährlichen Gemeindeversammlung am Dingtag, dem Montag nach<br />
dem Martinstag, dem 11. November, wurden die von <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft zu<br />
vergebenden „Gemeindeämter besetzt“: Gemeindeeinnehmer, Feldschützen,<br />
Waldschützen, Nachtwächter, Viehhirte. Die <strong>Gonsenheim</strong>er, wie die Bewohner<br />
je<strong>der</strong> Dorfgemeinde, kümmerten sich um den Erhalt <strong>der</strong> gemeindeeigenen<br />
Gebäude, Wege und Brücken, Armenpflege, die Verwaltung <strong>der</strong> Allmende, dem<br />
Allgemeingut <strong>der</strong> Gemeinde an Wald, Wiese und Wasser, und den Brandschutz.<br />
Für diese Aufgaben mussten notwendigerweise Ortsbürger eingeteilt werden.<br />
Der Dingtag war ohnehin <strong>der</strong> wichtigste Zahlungs- und Abgabentag <strong>der</strong> vorindustriellen<br />
Agrargesellschaft, auch die Verträge mit dem Gemeindebäcker<br />
und -Schmied wurden verlängert. Deshalb mussten alle <strong>Gonsenheim</strong>er Männer<br />
erscheinen o<strong>der</strong> 17 Heller Strafe zahlen.<br />
Noch nach dem Ende des alten Kurstaates fanden im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t solche<br />
Gemeindeversammlungen „in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters, Beygeordneten<br />
und Schöffenrath“, später Bürgermeister, Adjunkt o<strong>der</strong> Beigeordneter und<br />
Gemein<strong>der</strong>at statt. Während des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde <strong>der</strong> Dingtag auf Ende<br />
Dezember verlegt, so dass die Aufgaben für das folgende Kalen<strong>der</strong>jahr galten.<br />
Die vorhandenen Unterlagen des Vorortarchivs 8 <strong>Gonsenheim</strong> im <strong>Mainz</strong>er<br />
Stadtarchiv fangen lei<strong>der</strong> erst mit 1817 an, doch man kann sicher sein, dass es<br />
diese Pflichtenverteilung auch schon vor dem Datum des Weistums 1521 gegeben<br />
hat, denn im Weistum sind alle geltenden Rechte aufgeschrieben worden.<br />
Am Dingtag wurde jedes Jahr zuerst das Weistum vorgelesen, dann folgte die<br />
Aufgabenverteilung.<br />
Die Feuerlöschordnung von 1854 z. B. bestimmte weiterhin den Bürgermeister<br />
bzw. dessen Stellvertreter als Einsatzleiter <strong>der</strong> Löschmannschaft, obwohl sie<br />
für diese schwierige Aufgabe <strong>–</strong> wie alle an<strong>der</strong>en auch <strong>–</strong> nicht ausgebildet<br />
waren. Namentlich bestimmt wurden zwei Fuhrleute zum Transport <strong>der</strong> Spritze,<br />
zwei für den Einsatz <strong>der</strong> Spritze, einer für den Einsatz des Schlauchs. 16 waren<br />
beauftragt zum Pumpen am Schwengel, drei beaufsichtigten den Einsatz von<br />
Feuerleitern und Haken, acht transportierten sie zum Brandort.<br />
Alle Fuhrleute, die Fässer besaßen, mussten bei Ausbruch des Feuers sofort<br />
anspannen und Wasser zu den aufgestellten Bütten fahren. Nach Beschluss des<br />
Gemein<strong>der</strong>ats vom 19. Dezember 1853 erhielt <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> Wasser anbrachte,<br />
15
eine Belohnung von einem Gulden, <strong>der</strong> zweite nur 30 Kreuzer. Elf Handlanger<br />
waren zum Wasserladen bestimmt.<br />
Bei Feuersausbruch wusste also je<strong>der</strong>, wo er seinen Einsatz hatte, wenn er<br />
durch Signale von Trompeten o<strong>der</strong> Trommeln herbeigerufen wurde. Während<br />
<strong>der</strong> Nacht hatte <strong>der</strong> Nachtwächter nach § 19 seiner Ordnung „sogleich durch<br />
Feuerrufen die nötige Hilfe herbeizuziehen.“ Die Mitbewohner, die ein Ausgreifen<br />
<strong>der</strong> Flammen auf ihre eigenen Häuser verhin<strong>der</strong>n wollten, bildeten eine<br />
lange Eimerkette vom Gonsbach o<strong>der</strong> Grabenbach bzw. von <strong>der</strong> „Weed“ o<strong>der</strong><br />
„Wied“, dem Brandteich, bis zum Brandort. Dafür hatte sich die Gemeinde bis<br />
1860 mit 300 Eimern eingedeckt, Neubürger mussten ein Eimergeld o<strong>der</strong> einen<br />
Eimer mitbringen.<br />
Auch wenn die Eimerkette fleißig Wasser heranbrachte und die Fuhrleute viele<br />
volle Fässer antransportierten, die meist unzureichende Wassermenge und<br />
die kleine Spritze konnten höchstens ein Ausbreiten des Feuers verhin<strong>der</strong>n.<br />
<strong>Gonsenheim</strong> bildete mit den Gemeinden Bretzenheim, Budenheim, Finthen,<br />
Mombach, <strong>Mainz</strong> und Drais einen „Brandhülfsverband“. Auch für das Herbeiholen<br />
von Hilfe aus diesen Nachbargemeinden waren Feuerläufer bestimmt<br />
worden, die sich in <strong>der</strong> Nähe des Bürgermeisters aufzuhalten hatten. Nur wenn<br />
dieser die Anordnung gab, durfte Hilfe von außerhalb herbeigeholt werden.<br />
16 Feuerläufer waren namentlich aufgeführt, die neben dem Herbeiholen von<br />
Hilfe aus Nachbargemeinden sowohl bei einem Brand in <strong>Gonsenheim</strong> als auch<br />
in Nachbargemeinden mit Eimern an den Löscharbeitern teilnehmen mussten.<br />
Die Polizeidiener waren beauftragt, während des Brandes Unruhe, Diebstahl<br />
und Plün<strong>der</strong>ung zu verhin<strong>der</strong>n. Die Einwohner wurden für den Notfall verpflichtet,<br />
beson<strong>der</strong>s bei Bränden in <strong>der</strong> Nachbarschaft, mit Pferden und Geschirr und<br />
großen Bütten auszuhelfen.<br />
Die Hilfe aus den Nachbardörfern kam meist bereitwillig, denn oft hatte die<br />
Feuersbrunst schon ihr grausiges Werk getan. Doch selbst wenn die Flammen<br />
schon eingedämmt waren, musste jetzt noch Feuerwache gehalten werden,<br />
um bei einem erneuten Aufflackern eimerweise einschreiten zu können. Da die<br />
Luft trocken und heiß war, eine Nacht bei Gesprächen zwar anregend, aber auch<br />
anstrengend sein konnte, hatte es sich eingebürgert, dass die Gemeindekasse<br />
für Essen und Trinken sorgte. Deshalb waren die Bürgermeister doch zurückhaltend<br />
bei dem Ruf nach auswärtiger Hilfe.<br />
16
Brände im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, die zur Gründung <strong>der</strong><br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> 1888 zwangen<br />
Information über Brände durch die Schadensregulierung<br />
Detaillierte Brandbeschreibungen gibt es erst seit <strong>der</strong> Einführung von Brandversicherungen<br />
zur Schadensregulierung. In <strong>Mainz</strong> wurde 1780 die „Kurfürstlich<br />
<strong>Mainz</strong>ische Brandassekurations-General-Deputation“ eingeführt, die natürlich<br />
an <strong>der</strong> Vermeidung von Bränden bzw. an geringen Schäden durch schnelles<br />
Löschen interessiert war. Deshalb hat sie auch Erhebungen über das Vorhandensein<br />
von Löschgeräten wie Eimern und Leitern durchgeführt, um zu<br />
Neuanschaffungen anzuregen. Nach <strong>der</strong> Gründung Rheinhessens 1816 war die<br />
im Jahr 1777 gegründete Hessische Brandversicherungskammer in Darmstadt<br />
zuständig. Aus diesen historischen Gründen mussten wir Rheinhessen bis zur<br />
Liberalisierung <strong>der</strong> Brandversicherungen vor einigen <strong>Jahre</strong>n unsere Häuser bei<br />
<strong>der</strong> „Hessischen Brandversicherungskammer“ versichern lassen. Eine Feuerversicherung<br />
war seit <strong>der</strong> Gründung eine Pflichtversicherung, denn nur wenn<br />
ein versichertes Gebäude in das Grundkataster eingetragen und ein jährlicher<br />
Beitrag an die Brandversicherung gezahlt worden war, konnten Geschädigte<br />
auch Schadensersatz erwarten.<br />
Quittungen dieser Versicherungen über gezahlte Brandsteuer in <strong>Gonsenheim</strong><br />
und Aufnahmen und Abrechnungen von Brandschäden seit 1784 befinden<br />
sich allerdings lückenhaft noch im <strong>Mainz</strong>er Stadtarchiv Vorortarchiv (VOA) 8<br />
<strong>Gonsenheim</strong>/ Faszikel (Aktenbündel) 369 und 382. Außerdem existieren noch<br />
Teile <strong>der</strong> Korrespondenz zwischen <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei, den<br />
Geschädigten, den Behörden und den Versicherungen. Bauerlaubnis konnte nur<br />
das Kreisamt ausstellen. Es gehörte zur Amtspflicht des Bürgermeisters, einen<br />
Brand sofort an das Kreisamt in <strong>Mainz</strong> brieflich zu melden. Dieses schickte einen<br />
Taxator, auch Visitator genannt, <strong>der</strong> den Brand vor Ort aufnahm und seine Einschätzung<br />
an die Brandversicherung in <strong>der</strong> Hauptstadt Darmstadt weitergab.<br />
Diese entschied dann über die Höhe <strong>der</strong> Entschädigungssumme und wies<br />
die Brandversicherungskasse zur Auszahlung an. Bei einem Wohnhausbrand<br />
in <strong>Gonsenheim</strong> z. B. vom 25. September 1857 ergab sich bei einem im Kataster<br />
festgelegten Brandversicherungskapital von 450 Gulden und einer dreifünftel<br />
Beschädigung eine Entschädigungssumme von 270 Gulden, wovon noch vier<br />
Gulden für verwertbare Überreste abgezogen wurden.<br />
17
Damit dieser Betrag vom Geschädigten auch wirklich zur „Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
des brandgeschädigten Gebäudes“ o<strong>der</strong> zu einem Neubau eingesetzt wurde,<br />
hat bei höheren Beträgen die Kommission o<strong>der</strong> das Kreisamt meistens einen<br />
„Curator“ eingesetzt, entwe<strong>der</strong> den Bürgermeister o<strong>der</strong> seinen Stellvertreter,<br />
<strong>der</strong> die „Bauverträge und <strong>der</strong>en richtige Ausführung gewissenhaft überprüfen“<br />
musste, entsprechend des Baufortschritts auch nur Teilsummen auszahlen<br />
durfte. Anschließend musste <strong>der</strong> „Curator“ „über die Verwendung <strong>der</strong> Beträge<br />
Rechnungen mit Einzelposten zur Prüfung einreichen.“<br />
Brände und Brandbekämpfung in <strong>Gonsenheim</strong><br />
im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
Aufzeichnungen über Brände vor <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Brandversicherungen um<br />
1780 sind selten. Für das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zur Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
konnte ich mindestens 35 leichte bis sehr schwere Brände in <strong>Gonsenheim</strong><br />
dokumentieren. Die Schwere eines Brandes kann man an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zerstörten<br />
Häuser bzw. <strong>der</strong> Entschädigungssumme ablesen. Da die Unterlagen lückenhaft<br />
sind, muss man von bedeutend mehr Bränden ausgehen. Hier können nur einige<br />
größere und spektakuläre Fälle geschil<strong>der</strong>t werden, die auch Auskunft über die<br />
Verhaltensweise <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er und die Schadensabwicklung geben.<br />
Im Jahr 1590 wurde die „Untere Gonsmühle“, heute ein riesiges Wohngebäude<br />
unterhalb <strong>der</strong> Kanonikus-Kir-Realschule, durch einen Großbrand fast völlig<br />
zerstört. Das Feuer vernichtete außerdem die Bestände an Getreide sowie<br />
das gesamte Inventar. Darüber klagte <strong>der</strong> Müller beim Eigentümer, dem Stift<br />
St. Victor. Der Wie<strong>der</strong>aufbau dauerte sehr lange. 1667 brannte die Mühle erneut<br />
völlig aus. Dieses Mal baute St. Victor schnell wie<strong>der</strong> auf, das Hauptgebäude im<br />
barocken Stil.<br />
1795 wurde die 14-Nothelfer Kapelle von den <strong>Mainz</strong> belagernden französischen<br />
Truppen in Brand gesteckt und dadurch zerstört.<br />
Als während <strong>der</strong> französischen Besatzungszeit um 1800 <strong>Gonsenheim</strong> 1100<br />
Einwohner hatte, brannten vier Häuser völlig ab. Selbst die Anstrengungen<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung in einer langen Kette mit Feuereimern Wasser vom Gonsbach<br />
zur Brandstelle zu transportieren, waren völlig aussichtslos. Als die zur Hilfe<br />
her beieilenden Feuerläufer aus den Nachbardörfern eintrafen, war kaum noch<br />
etwas zu retten, sie mussten aber mit Speis und Trank versorgt werden, „ein<br />
lohnendes Geschäft“ für vier <strong>Gonsenheim</strong>er Wirte.<br />
18
Die Zahl <strong>der</strong> Häuser in <strong>Gonsenheim</strong> wuchs mit <strong>der</strong> schnell zunehmenden<br />
steigenden Bevölkerung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. 1810 existierten 242 Wohnhäuser,<br />
darunter aber die beschriebenen vier Brandruinen, 1816 252, 1834 305 und 1861<br />
schon 427 Wohnhäuser. Vor allem in den 1830-er <strong>Jahre</strong>n, als Obst und Gemüse<br />
gute Einnahmen brachten, erhielten einstöckige Häuser eine obere Etage. Allein<br />
die Zunahme des bebauten Raumes erhöhte auch die Brandgefahr.<br />
Bei dem größten Brand im Juli 1823 meinten die <strong>Gonsenheim</strong>er, sie könnten<br />
das Feuer ohne fremde Hilfe selbst bekämpfen und deshalb Geld sparen, doch<br />
brannten zehn Häuser und Scheunen in <strong>der</strong> „lang Gass“ (heute <strong>Mainz</strong>er Straße)<br />
nie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Ecke Raiffeisenstraße Haus 63 bis zum Haus Nr. 79 (nach<br />
Dr. Hermann Schreiber). Die abgebrannten Häuser waren aber klein. Die Neubauten<br />
wurden alle größer und zweigeschossig zwischen 1850-1870 errichtet.<br />
Der Brand vom 2. Juni 1840 im Haus des Johann Imhof war so gewaltig, dass<br />
benachbarte <strong>Feuerwehr</strong>en um Hilfe angerufen wurden und deshalb später bei<br />
vier Wirten 49 Gulden ausgegeben wurden für Essen und Trinken. Meistens<br />
bekamen die Nachbardörfler den besseren Wein, während die <strong>Gonsenheim</strong>er,<br />
die von Anfang an schufteten und schwitzten, mit dem weniger angesehenen<br />
Bier vorlieb nehmen mussten. Für eine Zeche von 49 Gulden konnte man schon<br />
ganz schön konsumieren. Dafür mussten die drei Gemeindelehrer Schmitt,<br />
Grebner und Würth, die einen <strong>Jahre</strong>sverdienst von etwa 400 Gulden aus <strong>der</strong><br />
Gemeindekasse bekamen, mehr als einen Monat arbeiten. Doch die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
konnten sicher sein, auch in den Nachbarorten würde es wie<strong>der</strong> brennen.<br />
Feuereimer sind ebenfalls abhanden gekommen. Noch im folgenden November<br />
beschwerten sich die Finther bei den <strong>Gonsenheim</strong>ern mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />
Ersatz für sieben eingebüßte Feuereimer bei <strong>der</strong> Löschhilfe. 13 arme Dienstboten<br />
haben bei dem Brand Klei<strong>der</strong> und Hemden eingebüßt, doch haben „Guttäter aus<br />
<strong>der</strong> Stadt“ 122 Gulden zur Neuanschaffung gestiftet, u.a. <strong>der</strong> Polizei kommissar<br />
von <strong>Mainz</strong>, ein Kreissekretär, die Herrn von Zabern von <strong>der</strong> Redaktion des<br />
<strong>Mainz</strong>er Anzeigers und Notar Bruch. Davon sind 80 Gulden an die Dienstboten<br />
gegangen, das restliche Geld blieb im <strong>Gonsenheim</strong>er Armenfonds. Die<br />
Brandversicherungskasse zahlte 10586 Gulden als Entschädigung, wobei auch<br />
Löschschäden an Weinstöcken und einem Gartenzaun berücksichtigt wurden.<br />
Einen Brand am 26. September desselben <strong>Jahre</strong>s 1840 meldete Bürgermeister<br />
Johann Hochgesand gemäß seiner Amtspflichten noch an demselben Tag dem<br />
Kreisamt. Dieses vermutete wohl Brandstiftung und beauftragte schon am<br />
folgenden Tag den Bürgermeister, sofort eine Anzeige zu erstatten und Joseph<br />
19
Seib zu beauftragen, an <strong>der</strong> Stelle nichts zu verän<strong>der</strong>n bis zur Untersuchung<br />
durch die gerichtliche Behörde. Es gibt lei<strong>der</strong> keine weiteren Archivalien zu<br />
diesem Fall.<br />
1842 war <strong>der</strong> Stall am Schulhaus abgebrannt. Man muss nämlich wissen, dass<br />
Lehrer einen sehr niedrigen Lohn aus <strong>der</strong> Gemeindekasse erhielten. Um ihren<br />
Lebensunterhalt zu bestreiten, mussten sie nebenher noch Landwirtschaft<br />
betreiben. Schon beim Schulhausneubau 1779 waren deshalb neben <strong>der</strong><br />
Lehrerwohnung ein Stall und ein Waschhaus eingeplant und gebaut worden.<br />
Der Kreisbaumeister schlug 1842 vor, den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Scheune aus einem<br />
Fonds <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> zu finanzieren. Das kostete 250 Gulden, u.a.<br />
149 Gulden für Maurerarbeiten und 95 Gulden für Zimmerarbeiten.<br />
Ein Brand im Jahr 1849 vernichtete die Anwesen (Hofreite) samt Scheune von<br />
Jakob Becker VIII. und Paul Appel I. Nur durch großen Einsatz <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
konnte ein Übergreifen auf die angrenzende Kirche St. Stephan verhin<strong>der</strong>t<br />
werden. Um eine erneute Gefährdung des Gotteshauses zu vermeiden und<br />
Bauplatz für die Vergrößerung des Gebäudes zu gewinnen, wurden die Grundstücke<br />
von <strong>der</strong> Gemeinde für 3000 Gulden gekauft. An dieser Stelle wurden<br />
später Chor, Querschiff und Sakristei errichtet.<br />
Von 1851 bis 1859 sind 13 Brände registriert, die Auszahlung <strong>der</strong> Entschädigung<br />
dauerte manchmal drei <strong>Jahre</strong>, weil die Errichtung <strong>der</strong> Neubauten lange Zeit<br />
brauchte. Beson<strong>der</strong>s das Jahr 1861 war teuer für die Brandkasse, denn für zwei<br />
Großbrände musste sie über 7000 Gulden erstatten, weil jeweils viele Hausbesitzer<br />
betroffen waren, allerdings je nach Schadensfall mit sehr unterschiedlichen<br />
Beträgen zwischen zwei und <strong>125</strong>0 Gulden. Von 1862 bis 1864 waren<br />
wie<strong>der</strong>um sechs Brände zu beklagen.<br />
Während <strong>der</strong> Choleraepidemie breitete sich am Abend des 8. Dezember 1866<br />
das Feuer in <strong>der</strong> Scheune <strong>der</strong> Hofreite Nr. 7 an <strong>der</strong> Pfarrkirche St. Stephan auf<br />
die Scheune <strong>der</strong> Hofreite Nr. 3 aus, von wo Funken Spatzennester im nahe<br />
gelegen Kirchturm entflammten, so dass schließlich <strong>der</strong> gesamte Turmhelm den<br />
ganzen Abend lang bis Mitternacht ausbrannte und ein flammendes Inferno<br />
über <strong>Gonsenheim</strong> schuf. Während <strong>der</strong> Turm ausbrannte, ließ die ungeheure<br />
Hitze drei alte Glocken von 1575-1618 zerspringen und das Kirchenschiff wurde<br />
durch herabstürzende brennende Balken und Mauerwerk beschädigt. Der<br />
„Feuervisitator“ Stamm aus Nie<strong>der</strong>-Olm kam zur Überprüfung <strong>der</strong> Brandstätte.<br />
Weil die Pfarrkirche St. Stephan erhalten blieb und die benachbarten<br />
Häuser keinen Schaden nahmen, die furchtbare Choleraepidemie, mit 99<br />
20
Toten in <strong>Gonsenheim</strong> von September bis November, zu Ende ging, gelobten die<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er diesen 8. Dezember, das Fest <strong>der</strong> „Erwählung Mariens“, als Tag<br />
des Dankes bzw. als „Gelobten Tag“ von da an jährlich zu feiern.<br />
Von 1868 bis 1870 ereignete sich nochmals jährlich ein Brand.<br />
Fazit: Selbst wenn diese Liste nicht vollständig sein kann, so zeigen doch<br />
die Anzahl und manchmal die Schwere <strong>der</strong> dokumentierten Brände, dass eine<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> notwendig gewesen wäre.<br />
Was wurde in <strong>Gonsenheim</strong> zur Feuerverhütung und zur<br />
Brandbekämpfung getan?<br />
Eine Chronologie <strong>der</strong> staatlichen Anordnungen und <strong>Gonsenheim</strong>er Anstrengungen<br />
1658 wurde zum ersten Mal ein Schornsteinfeger für <strong>Gonsenheim</strong> erwähnt. Der<br />
Ort hatte damals 80 Bürger, d.h. Familienoberhäupter. Deren Zahl muss man mit<br />
vier bis fünf, <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Familienangehörigen, multiplizieren, um so zu<br />
einer geschätzten Einwohnerzahl von 300-400 zu gelangen. Seit 1750 mussten<br />
alle Neubürger <strong>Gonsenheim</strong>s Feuereimergeld zahlen.<br />
Die 1. Feuerspritze soll 1809 angeschafft worden sein für 1400 Francs von <strong>der</strong><br />
Firma Gebrü<strong>der</strong> Glück in <strong>Mainz</strong>. Während des gesamten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde<br />
sie in den Aufzeichnungen erwähnt, wenn sie eingesetzt o<strong>der</strong> repariert worden<br />
ist.<br />
Unter hessen-darmstädtischer Herrschaft seit 1816 for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Regierungspräsident<br />
<strong>der</strong> Provinz Freiherr von Lichtenberg zunächst von den Bürgermeistern<br />
einen Bericht über die Löscheinrichtungen ihres Ortes. Auf Grund<br />
dieser Angaben erließ Lichtenberg 1820 „angemessen befundene Vorschriften<br />
zur Vervollständigung dieser Löschanstalten.“ Bürgermeister und Polizeibeamte<br />
wurden verpflichtet, alle Einrichtungen zur Brandbekämpfung zu überwachen<br />
und „unter Hinzuziehung von Baufachleuten“ jährliche Untersuchungen <strong>der</strong><br />
„Feuerstätten“ vor <strong>der</strong> Heizperiode durchzuführen und dem Kreisamt pünktlich<br />
detaillierte Berichte zu schicken, ob auch alle Artikel <strong>der</strong> Verordnung erfüllt<br />
seien. Eine individuelle Feuerordnung wurde von allen Gemeinden gefor<strong>der</strong>t,<br />
die <strong>Gonsenheim</strong> schon praktizierte. Weil viele Bürgermeister ihrer Pflicht aber<br />
nicht nachkamen, mussten ab Oktober 1822 jedes Jahr alle Bürgermeister auf<br />
vor gedruckten Formularen die Durchführung von gefor<strong>der</strong>ten Ergänzungen<br />
21
angeben, bei Nichteinhalten auch Entschuldigungsgründe anführen. 1824<br />
wurden nochmals die Bürgermeister des Kantons Nie<strong>der</strong>-Olm zur besseren<br />
Überwachung aufgefor<strong>der</strong>t, beson<strong>der</strong>s nachts durch die Nachtwächter, weil<br />
dann „auffallend oft … Feuersbrünste“ vorgekommen wären.<br />
So berichtete <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister David Becker dem Kreisamt 1818,<br />
die Gemeinde besitze die „vorgeschriebenen drei Feuerleitern und vier Feuerhaken<br />
in ganz gutem Zustand“. Es gebe aber Schwierigkeiten für jeden Bürger,<br />
einen Feuereimer vorweisen zu können, wie nach <strong>der</strong> Verfügung gefor<strong>der</strong>t. Je<strong>der</strong><br />
Neubürger habe bei seiner Aufnahme eine Summe Geldes für einen Feuereimer<br />
zahlen müssen. 92 Feuereimer seien im guten Zustand und befänden sich<br />
im „sehr geräumigen Rathaus“. Auf Befehl des Amtes wurde zunächst auf<br />
150 Feuereimer aufgestockt. Mit <strong>der</strong> zunehmenden Zahl <strong>der</strong> Einwohner, die als<br />
Neubürger auch ihr Eimergeld bezahlen mussten, konnte sich <strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong><br />
Feuereimer stark vergrößern, 1822 nochmals um 80 auf insgesamt 230 Stück. Bei<br />
einer Einwohnerzahl von etwa 1600 Einwohnern kam allerdings nur ein Feuereimer<br />
auf sieben <strong>Gonsenheim</strong>er. Damit war das Dorf weit hinter <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />
ein Feuereimer pro Einwohner zurückgeblieben.<br />
In unserem heute schönen Barocksaal wurden damals drei Wände eingezogen,<br />
um die Feuerspritze zu lagern und alle Eimer aufzuhängen. Als 1821/22 <strong>der</strong><br />
Kirchhof, <strong>der</strong> alte Friedhof um die Kirche St. Stephan, nicht mehr benutzt und<br />
stillgelegt und dafür <strong>der</strong> neue Friedhof auf <strong>der</strong> heutigen Pfarrer-Grimm-Anlage<br />
eingerichtet wurde, war das Bein- und Knochenhaus <strong>–</strong> heute noch freier Platz<br />
an <strong>der</strong> Ecke Kirchstraße/Kirchgässchen <strong>–</strong> nicht mehr notwendig. Nach Maurer-,<br />
Dachdecker- und Pflasterarbeiten wurde das turmartige Gebäude 1824 zum<br />
Spritzenhaus umfunktioniert, mit einer Arrestzelle, dem „Kittchen“, wo Bettler<br />
ohne Arbeitsbuch einen Tag untergebracht wurden.<br />
Bei einer amtlichen Visitation wurden im November 1818 bei 255 Häusern in<br />
<strong>Gonsenheim</strong> 95 Verbesserungen angemahnt, davon wurde 93 Mal gefor<strong>der</strong>t,<br />
dass „<strong>der</strong> Rauchfang“, also das Zwischenstück zwischen dem Herd und dem<br />
Schornstein, „mit Backsteinen“ zu mauern sei. Das Vorhandensein einer<br />
Feuerspritze wurde gelobt, aber <strong>der</strong> Mangel an Feuereimern gerügt und „mehr<br />
Eifer als bisher“ bei den Verbesserungen <strong>der</strong> Feuerstätten und <strong>der</strong> Aufsicht<br />
darüber gefor<strong>der</strong>t, weil ein Brand in einer „feuergefährlichen Baueinrichtung“ in<br />
<strong>Gonsenheim</strong> vorgefallen sei. Auch in an<strong>der</strong>en Gemeinden kamen solche Klagen<br />
vor. Deshalb mussten die „Kaminfeger“ den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Bewohner gegen<br />
die Reinigung und Mängel an den Feuerstätten dem Ortspolizeibeamten zur<br />
Bestrafung melden. Ein an<strong>der</strong>e Drohung war angefügt: Würden die „Kamin-<br />
22
feger“ dieser feuerpolizeilichen Pflicht nicht nachkommen, müssten sie von<br />
ihrem Posten entfernt und durch an<strong>der</strong>e ersetzt werden.<br />
Im Februar 1823 wurde ein „Kaminfegermeister“ für zwölf Ortschaften des<br />
Kantons Nie<strong>der</strong>-Olm eingesetzt, er hatte u.a. <strong>Gonsenheim</strong>, Bretzenheim,<br />
Hechtsheim und Weisenau zu betreuen. Die Feuerstellen, Kamine und Schornsteine<br />
in <strong>Gonsenheim</strong> sind auch in den folgenden Jahrzehnten immer wie<strong>der</strong><br />
kritisiert worden. Am 8. Oktober 1830 schrieb <strong>der</strong> Kreisrat an den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Bürgermeister, „Kaminfeger Stamm aus Nie<strong>der</strong>-Olm“ habe bei <strong>der</strong> Reinigung <strong>der</strong><br />
Schornsteine in <strong>Gonsenheim</strong> Mängel festgestellt. Namen und Häuser wurden<br />
angegeben und dem Bürgermeister aufgetragen, innerhalb von 14 Tagen einen<br />
Bericht über die Behebung <strong>der</strong> Mängel zu senden. Bei einer Untersuchung im<br />
Oktober 1837 wurden bei 40 Häusern immer noch baufällige Schornsteine<br />
festgestellt. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei <strong>der</strong> guten<br />
Verkaufslage in <strong>der</strong> Landwirtschaft manche einstöckigen Häuser eine zweite<br />
Etage bekamen, was im Brandkataster abzulesen ist. Lei<strong>der</strong> hört diese Sammlung<br />
von Akten mit dem Titel „Visitation von Feuerstätten“ mit dem Jahr 1850<br />
auf. Es gab bestimmt noch weitere Mahnungen, die aber im <strong>Mainz</strong>er Stadtarchiv<br />
nicht mehr vorhanden sind.<br />
Mit Datum vom 21. Januar 1825 rügte Freiherr von Lichtenberg den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Bürgermeister David Becker wegen des fehlenden <strong>Jahre</strong>sberichts vom<br />
November und verlangte die verspätete Zusendung innerhalb <strong>der</strong> folgenden<br />
zwei Wochen. Sollten die Berichte in Zukunft nicht Ende des <strong>Jahre</strong>s eingehen,<br />
würden sie „durch Strafboten auf Kosten des Säumigen abgeholt.“ Es müssen<br />
wohl noch Bürgermeister an<strong>der</strong>er Gemeinden angemahnt worden sein, denn<br />
<strong>der</strong> Brief ist gedruckt mit einem Datum, aber Lücken für die einzusetzenden<br />
Ortschaften.<br />
1819 wurde auch die Wied o<strong>der</strong> Weed als Viehtränke <strong>der</strong> Gemeinde und als<br />
Brandteich wie<strong>der</strong> hergestellt. Die Wied „desgleichen Bäche und Flutgräben“<br />
wurden 1858 und 1882 gereinigt. Lei<strong>der</strong> kann <strong>der</strong> Verfasser anhand <strong>der</strong> Karten<br />
von 1810 den Teich nicht genau lokalisieren, er muss wohl unterhalb <strong>der</strong> Flur<br />
„Hemel“, in <strong>der</strong> Nähe des Mühlbachs gewesen sein, einer Ableitung des<br />
Gonsbachs zur Mühle „hinter dem Dorf“ o<strong>der</strong> Plätzmühle, heute Gebäudekomplex<br />
„An <strong>der</strong> Ochsenwiese“. Noch 1963 wollte <strong>der</strong> Ortsbeirat die Waschbachquelle<br />
zum Feuerlöschteich ausbauen. 1825 wurde ein Röhrenbrunnen angelegt<br />
mit einer Wasserleitung zur Ecke Grabenstraße/Kirchstraße, um sauberes<br />
Trinkwasser und Löschwasser bei einem Brand zu haben, denn <strong>der</strong> Weg von <strong>der</strong><br />
Weed bis zu einer Brandstelle sei zu weit.<br />
23
Fazit <strong>der</strong> Lichtenberg-Ära: Nach den Anfangsjahren hatte sich die hessischdarmstädtische<br />
Herrschaft etabliert. In <strong>der</strong> Provinz Rheinhessen hatte <strong>der</strong><br />
sehr rührige und populäre Regierungspräsident von 1816 bis zu seinem Tod 1845<br />
in Wirtschaft, Landwirtschaft und Handel für Fortschritte gesorgt, auch für<br />
die Verbesserung von Brandverhütung und Brandbekämpfung durch Verordnungen<br />
und durch Überwachung und Visitationen. Der <strong>Mainz</strong>er Archiv direktor<br />
Friedrich Schütz, Mitherausgeber <strong>der</strong> 1998 erschienen Stadtgeschichte von<br />
<strong>Mainz</strong>, urteilte: „Für die Rheinhessen war Lichtenberg ein Glücksfall. Ausgestattet<br />
mit bezwingen<strong>der</strong> Liebenswürdigkeit, setzte sich <strong>der</strong> liberale Politiker stets<br />
für die Belange <strong>der</strong> Bevölkerung ein und wirkte ausgleichend und verständnisvoll.“<br />
<strong>Gonsenheim</strong> besaß zwar eine Feuerspritze, konnte aber nicht genügend<br />
Feuereimer zur Verfügung stellen und die Einwohner gingen sehr lie<strong>der</strong>lich<br />
mit ihren Feuerstätten um. Deswegen wurden sie häufiger und immer wie<strong>der</strong><br />
wegen ihrer baufälligen Feuerstätten und Schornsteine ermahnt. Die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
waren sich zu sicher und ließen sich wohl sehr ungern von einem aus<br />
Darmstadt kommenden Regierungspräsidenten Vorschriften machen. Die vielen<br />
Brände mit teilweise hohen Verlusten machten anscheinend keinen Eindruck.<br />
Erneut wurden im September 1852 alle Bürgermeister des Kreises an die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> „Löscheinrichtungen“ erinnert.<br />
1860 betrug <strong>der</strong> Bestand im <strong>Gonsenheim</strong>er Spritzenhaus: eine Feuerspritze,<br />
300 Feuereimer, zwei Wasserbütten, eine Laterne, fünf Leitern, neun Feuerhaken,<br />
ein Sprungtuch. Reichte diese Ausrüstung zur Brandbekämpfung bei 2600 Einwohnern<br />
in 427 Wohnhäusern?<br />
Weil <strong>Gonsenheim</strong>s Ausdehnung bis zur Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zugenommen<br />
hatte und die Wied als Feuerlöschteich zu weit entfernt lag, beschloss <strong>der</strong><br />
Gemein<strong>der</strong>at 1855 zum schnelleren Transport von Wasser an die Brandstelle eine<br />
Prämie einzuführen. Das hatte man wohl von <strong>Mainz</strong> abgeschaut, wo dadurch<br />
für die Pflichtfeuerwehr ebenfalls ein Anreiz geschaffen werden sollte.<br />
1881 bekam <strong>Gonsenheim</strong> eine zweite Feuerspritze für 730 Mark, wofür die<br />
Brandversicherungskommission einen Zuschuss von 410 Mark genehmigte,<br />
denn für „die lokalen Verhältnisse“ würde <strong>Gonsenheim</strong> „eine zweite Feuerspritze<br />
zustehen“. Diese wurde „nebst Bedienungsmannschaft“ auch bei einem Brand<br />
in <strong>Mainz</strong> „in freundschaftlicher Weise“ eingesetzt, wie sich <strong>der</strong> „Großherzogliche<br />
Bürgermeister <strong>der</strong> Provinzial Hauptstadt <strong>Mainz</strong>“ in seinem Dankesbrief vom<br />
6. Dezember 1882 gegenüber dem <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister Johann Lud-<br />
24
wig ausdrückte. Der <strong>Mainz</strong>er Gemein<strong>der</strong>at möchte seinen „wärmsten Dank“<br />
aussprechen mit <strong>der</strong> „Versicherung, dass die Stadt <strong>Mainz</strong> in Notfällen gewiss<br />
stets zu wechselseitige Hilfeleistungen bereit sein werde.“<br />
Am 25. März 1886 berichtete <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>inspektor für den Landkreis <strong>Mainz</strong><br />
Keller über eine „Inspektion <strong>der</strong> Löschgeräte in <strong>Gonsenheim</strong>“: „Auch hier, wie<br />
überall wo keine <strong>Feuerwehr</strong> besteht, würden Anordnungen“ von den meisten<br />
Anwesenden belacht. Angespielt wird hier auf das Fehlen einer freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>. Die Pflichtleute hatten wohl keinen Sinn für geordnete <strong>Feuerwehr</strong>übungen<br />
und machten sich darüber lustig.<br />
Die zwei Spritzen (vierrädrige alte Konstruktion, zweirädrige von Hartmann<br />
in Groß-Bieberau) seien sehr leistungsfähig. Die vorhandenen Le<strong>der</strong>- und<br />
Hanfschläuche genügten vorerst, eine Steigleiter sei reparaturbedürftig. Die<br />
vorhandenen Eimer seien größtenteils gut. Die „Beschaffung von Wasser“ sei<br />
in <strong>Gonsenheim</strong> nicht genügend. Das könne nur eine organisierte freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> leisten. Er würde es freudig begrüßen, wenn das Kreisamt bei einem<br />
Ort mit über 3.000 Einwohnern die Bildung einer freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in<br />
<strong>Gonsenheim</strong> anregen würde.<br />
Fazit: Die Einstellung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr wurde gerügt, die Ausrüstung war<br />
bei dem einwohnerstarken <strong>Gonsenheim</strong> noch ausreichend, Verbesserungen<br />
und Anschaffungen waren aber in <strong>der</strong> Zukunft notwendig. Die „Beschaffung<br />
von Wasser“ erfor<strong>der</strong>te eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>. <strong>Gonsenheim</strong> hatte zwar den<br />
Gonsbach und die Wied als Brandteich, aber keine Wasserleitung mit Hydranten.<br />
Auch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>inspektor wünschte sich eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> für <strong>Gonsenheim</strong>.<br />
Das Kreisamt sollte die <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei dazu bringen.<br />
Da es von jetzt ab um die Gründung eines selbstständigen Vereins geht, wird<br />
das Adjektiv „Freiwillig“ wie im offiziellen Namen „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong>“<strong>–</strong> von jetzt an groß geschrieben.<br />
25
Die Kontroverse um die Bildung einer Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> zwischen dem Kreisamt <strong>Mainz</strong><br />
und dem <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at 1885-1888<br />
Die hessen-darmstädtischen Behörden waren im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t allmählich zu<br />
<strong>der</strong> Einsicht gekommen, dass Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>en zur Bekämpfung von<br />
Bränden besser geeignet waren als kaum ausgebildete, dazu gezwungene und<br />
deshalb kaum motivierte Pflichtfeuerwehren. Am 22. Februar 1886 überprüfte<br />
<strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller nochmals die Feuerlöscheinrichtungen in <strong>Gonsenheim</strong>,<br />
worauf das Kreisamt den neuen <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister Franz<br />
August Becker ersuchte, eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu bilden. Doch <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at<br />
bestand am 4. April auf <strong>der</strong> Beibehaltung <strong>der</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> geübten<br />
Praxis mit <strong>der</strong> im Oktober 1885 eingeführten Löschordnung für eine Pflichtfeuerwehr.<br />
Zwei Tage später musste deshalb Becker das Kreisamt im Namen des<br />
Gemein<strong>der</strong>ats bitten, wegen <strong>der</strong> Kosten bei Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
die bestehende Löschordnung von 1885 „bestehen zu lassen“, denn die Gemeinde<br />
besitze ohnehin eine „Pflicht-<strong>Feuerwehr</strong> aus lauter jungen, kräftigen,<br />
ver heirateten Ortsbürgern, eingeteilt in aktive und Ersatzmannschaften.“ Um<br />
mehr Gewicht für seine Ablehnung zu bekommen, rief <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at die<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Bürger zu einer Gemeindeversammlung am Ostermontag nach<br />
dem Hochamt zusammen, um über seine Haltung zu informieren und Interessenten<br />
die Gelegenheit zu Meinungsäußerungen zu geben. Doch das Kreisamt<br />
blieb bei seiner For<strong>der</strong>ung und antwortete, eine gut organisierte Pflichtfeuerwehr<br />
könnte eine wohl organisierte und eingeübte Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> nicht<br />
ersetzen.<br />
26
Text zum nachfolgenden Bild:<br />
„Großherzogliche Bürgermeisterei <strong>Gonsenheim</strong> d. 6. April 1986<br />
Betreffend: Bildung einer freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
Auf die Verfügung vom 31. März 1886 beehren wir uns ergebenst zu berichten,<br />
daß <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at im obigen Betreff in <strong>der</strong> Sitzung vom 4. April d.J., nachdem<br />
demselben von <strong>der</strong> Verfügung Großherzoglichen Kreisamtes von uns in Kenntniß<br />
gegeben wurde, den Beschluß faßte, wegen <strong>der</strong> durch Bildung einer<br />
freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> entstehenden Kosten, und um diese zuvör<strong>der</strong>st zu<br />
ersparen, die im Oktober vergangenen <strong>Jahre</strong>s eingerichtete Löschverordnung<br />
vorerst noch bestehen zu lassen. Die Organisation ist folgen<strong>der</strong> Maßen getroffen:<br />
Die Gemeinde besitzt eine Pflichtfeuerwehr, welche aus laudter jungen,<br />
kräftigen verheirateten Ortsbürgern aus den Jahrgängen 1877 bis 1884 <strong>–</strong> zur<br />
Ersatzmannschaft mußten auch noch jüngere Jahrgänge genommen werden <strong>–</strong><br />
gebildet ist, und aus einer activen und Ersatzmannschaft besteht, wie folgt<br />
(Mit diesen „Jahrgängen“ sind wohl die Zwanzigjährigen gemeint. Anm.d.A.)<br />
1. Bedienung <strong>der</strong> großen Spritze: 18 Mann activ,<br />
12 Mann Ersatz<br />
2. Bedienung <strong>der</strong> kleinen Spritze: 17 Mann activ,<br />
12 Mann Ersatz<br />
3. Führung <strong>der</strong> Schläuche: 2 Mann activ,<br />
2 Mann Ersatz<br />
sämtlich Schmied und Schlossermeister<br />
4. Bedienung <strong>der</strong> Feuerhaken: 10 Mann activ,<br />
10 Mann Ersatz<br />
5. Bedienung <strong>der</strong> Leitern: 10 Mann activ,<br />
10 Mann Ersatz<br />
6. zum Wasserladen: 10 Mann activ,<br />
10 Mann Ersatz<br />
7. zum Fahren <strong>der</strong> großen Spritze über Land sind vier Fuhrwerksbesitzer bestimmt,<br />
ebenso bei großer Gefahr als Feuerreiter auf den nächsten Orten<br />
sind vier Pferdebesitzer bestimmt und ist je<strong>der</strong> Fuhrwerksbesitzer bei Strafe<br />
verpflichtet, sobald Feuer ausbricht, Wasser zu fahren. Die Leitung über<br />
sämmtliche Gruppen führen die Mitglie<strong>der</strong> des Gemein<strong>der</strong>aths.<br />
<br />
Becker“<br />
27
Aber an<strong>der</strong>s als in den Nachbarorten war die Bereitschaft <strong>der</strong> jungen <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Männer gering. Anfang Mai hatten sich nur fünf von ihnen gemeldet.<br />
Deshalb schrieb Bürgermeister Becker an die Vorstände von sechs Vereinen<br />
„Krieger, Turner, Ludwigs und die drei Gesangvereine Cäcilia, Einigkeit und<br />
Heiterkeit (…) zu diesem edlen Zwecke ihre Mitglie<strong>der</strong> anzueifern.“ Bürgermeister<br />
Becker hoffte dadurch auf mehr Anmeldungen, um das Kreisamt zufrieden<br />
stellen zu können.<br />
Am 19. Mai konnte er dem Kreisamt auch schon von 25 Angemeldeten berichten,<br />
die alle einen guten Ruf hätten. Damit reagierte er auf die For<strong>der</strong>ungen des<br />
Sozialistengesetzes. Nach zwei Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. im <strong>Jahre</strong> 1878<br />
hatte Reichskanzler Otto v. Bismarck dieses Ausnahmegesetz „gegen die<br />
gemeingefährlichen Bestrebungen <strong>der</strong> Sozialdemokratie“ im Reichstag durchgesetzt,<br />
obwohl ein Zusammenhang zwischen den Attentätern und den Sozialdemokraten<br />
nicht festgestellt werden konnte. Der „eiserne“ Kanzler schuf so die<br />
Möglichkeiten, per Gesetz gegen den politischen Gegner vorzugehen. Es verbot<br />
bei Strafe Vereine, Versammlungen und Druckschriften sozialistischer Art.<br />
Deshalb wurden auch Vereine überprüft nach „Personen, die sich die sozialdemokratische<br />
Agitation zum Geschäft machten.“ Durch einen Geheimerlass<br />
des Darmstädter Innenministers Finger von 1886 waren die hessischen<br />
Kreis ämter sogar beauftragt worden, Listen verdächtiger Personen in den<br />
Gemeinden zu führen. Wahrscheinlich verlangte das Kreisamt vom <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Bürgermeister auch die Überprüfung <strong>der</strong> Angemeldeten, denn als Becker<br />
am 12. August 1886 sogar 35 Anmeldungen dem Kreisrat anzeigen konnte,<br />
ergänzte er, 15 seien im Ort beschäftigt, die übrigen in <strong>der</strong> Stadt. „Was die Parteiansichten<br />
<strong>der</strong> Angemeldeten betrifft, so rechnen wir, dass von den im Ort<br />
Beschäftigten sich keine Sozialisten befinden, was aber von den Letzteren auswärts<br />
Beschäftigten nicht anzunehmenden ist.“ Zusätzlich bat er das Kreisamt,<br />
von <strong>der</strong> Einrichtung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> im laufenden Jahr wegen <strong>der</strong><br />
Kosten abzusehen, da die Gemeinde durch die Kommunalsteuer „zu hoch“<br />
belastet sei. Um vollendete Tatsachen zu schaffen, wählten die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Gemeindeväter einstimmig am 6. Februar 1887 Schlossermeister Franz August<br />
Kirsch zum Kommandanten <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr.<br />
Drei Monate später am 11. Mai verfügte das Kreisamt sogar die Einrichtung<br />
einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>. Auch <strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller plädierte am<br />
16. Mai 1887 in einer Eingabe an das Kreisamt noch immer für eine Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> für <strong>Gonsenheim</strong>, weil „gerade für diesen Ort eine geübte Mannschaft<br />
notwendig“ sei. Doch in einem Gespräch mit Bürgermeister Becker habe<br />
29
er erfahren, dass „die nötige Anzahl in <strong>Gonsenheim</strong> arbeiten<strong>der</strong> Männer fehle<br />
und daher solle von <strong>der</strong> Bildung einer solchen (also Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>) ganz<br />
abgesehen werden.“ Als Kompromiss schlug er vor, das Kreisamt möge Bürgermeister<br />
Becker „anhalten“, eine geeignete Person aus dem Gemein<strong>der</strong>at zum<br />
Kommandanten zu ernennen, <strong>der</strong> seine Mannschaft auswählen kann. „Soll auch<br />
dies missglücken, dann muss ich schnellstens um Bildung einer Pflichtfeuerwehr<br />
bitten, damit diese noch während <strong>der</strong> langen Tage im Sommer exerzieren<br />
kann.“ In dieser verzwickten Situation bestand <strong>der</strong> Inspekteur zumindest auf <strong>der</strong><br />
Ausbildung einer Pflichtfeuerwehr.<br />
Die <strong>Gonsenheim</strong>er waren aber weiterhin gegen die Bildung einer Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> neben einer Pflicht-<strong>Feuerwehr</strong>. Am 27. Mai 1887 wurde als nächster<br />
Schritt Schlossermeister Nikolaus Gradinger zum Stellvertreter des Pflichtfeuerwehr-Kommandanten<br />
Kirsch gewählt und <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at beauftragte<br />
am 7. Juni 1887 Bürgermeister Becker mit Kirsch die Einteilung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr<br />
zu treffen. Nach <strong>der</strong> Verfügung vom Mai versuchte Bürgermeister Becker<br />
in zwei Schreiben vom 12. Juni das Kreisamt zu beruhigen. Mit dem Kommandanten<br />
werde er die Einteilung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr-Mannschaft vornehmen<br />
und „eine erste Probe am Sonntag, den 3. Juli, von 5 bis 8 Uhr morgens im Hof<br />
<strong>der</strong> neuen Schule abhalten.“ Außerdem habe <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at beschlossen,<br />
zur „Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> die hier im Ort bei Tag beschäftigten<br />
Ortsbürger von 25 bis 35 <strong>Jahre</strong>n zur Teilnahme zu ersuchen. Wir haben darauf in<br />
<strong>der</strong> Gemeindeversammlung vom 5. Juni eine Auffor<strong>der</strong>ung an die Betroffenen<br />
ergehen lassen, sich zu Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> bis längstens<br />
Sonntag, den 12. Juni, zu melden, was auch durch Anschlag mehrerer Plakate<br />
nochmals im Laufe <strong>der</strong> Woche bekannt gemacht wurde.“ Der Bürgermeister<br />
wollte damit dem Kreisamt signalisieren, dass er alles Mögliche zur Bildung<br />
einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> getan habe. Doch er musste das Schreiben mit<br />
<strong>der</strong> ernüchternden Feststellung schließen: „Bis heute hat sich nicht ein einziger<br />
gemeldet.“<br />
Inspektor Keller äußerte am 6. September 1887 nach einer erneuten Inspektion,<br />
die Pflichtfeuerwehr, „eingeteilt in Steiger-, Spritzen und Ordnungsmannschaft“<br />
sei fast vollzählig angetreten und habe die Dienste für eine Pflichtfeuerwehr<br />
„verhältnismäßig gut“ absolviert, <strong>der</strong> Eifer „sei aber „nicht so recht entwickelt<br />
wie bei einer Freiwilligen.“ Die beiden Spritzen seien „gut“, die vorhandenen<br />
Leitern aber genügten nicht und das Spritzenhaus sei reparaturbedürftig. Er<br />
werde in einigen Wochen wie<strong>der</strong> eine Übung besuchen.<br />
30
Bürgermeister und Gemein<strong>der</strong>äte reduzierten dieses Gutachten auf wenige<br />
für sie günstige Angaben für eine erneute Ablehnung am 18. September 1887:<br />
„Die Ausrüstung von Löschgeräten nach dem Wunsch des <strong>Feuerwehr</strong>inspektors<br />
Keller sei nicht absolut nötig und höchstens zwei Dachleitern für Ziegel- und<br />
Schieferdächer und vier Signalpfeifen sollen angeschafft werden.“<br />
Fazit: Der <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at hat sich lange gegen die Bildung einer<br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> gewehrt und alles getan, um neben <strong>der</strong> bisherigen<br />
Pflichtfeuerwehr nicht noch eine zweite <strong>Feuerwehr</strong> gründen und finanzieren<br />
zu müssen. Außerdem war die Einstellung <strong>der</strong> für eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
in Frage kommenden jungen <strong>Gonsenheim</strong>er sehr wechselhaft, insgesamt zu<br />
wenige haben sich gemeldet. Noch konnten die Gemeindeväter dem Druck<br />
des <strong>Mainz</strong>er Kreisamtes und des <strong>Feuerwehr</strong>inspektors entgegenwirken. Der<br />
Inspektor war allerdings schon zu Kompromissen bereit, um wenigstens die<br />
Pflichtfeuerwehr etwas ausbilden zu können.<br />
Zwei schwere Brände im Jahr 1888 zwangen die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
zur Aufgabe ihres Wi<strong>der</strong>stands<br />
Die Kontroverse um die Einrichtung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> zwischen<br />
<strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller und dem Kreisamt gegen die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter<br />
erhielt eine Wendung durch zwei folgenschwere Brände während des<br />
<strong>Jahre</strong>s 1888. Am 15. Mai kamen bei einem Zimmerbrand im Hause des Maurers<br />
Sebastian Kern (Heidesheimer Straße 5) zwei Kin<strong>der</strong> ums Leben, am 25. August<br />
entstand großer Schaden in <strong>der</strong> Konservenfabrik Wagner (Kästrich 5/heute Am<br />
Leichborn/An <strong>der</strong> Ochsenwiese, beide Adressen im 1. Adressbuch von 1896).<br />
Der Tod <strong>der</strong> beiden Kin<strong>der</strong> durch einen Hausbrand hatte noch ein juristisches<br />
Nachspiel. Das Kreisamt sah sich am 28. Mai 1888 veranlasst, Bürgermeister<br />
Becker um Aufklärung zu bitten, weil einige Strafanzeigen eingegangen waren<br />
gegen <strong>Feuerwehr</strong>leute, die sich bei dem Brand im Haus des Sebastian Kern<br />
geweigert hätten, „Wasser zum Löschen herbeizufahren. Einer soll sogar vor dem<br />
brennenden Haus das mit Wasser gefüllte Fass weggefahren und das Wasser<br />
auf dem Feld auslaufen lassen.“ Deshalb musste <strong>der</strong> Bürgermeister umgehend<br />
die Namen <strong>der</strong> Personen nennen, über die Gründe eines „<strong>der</strong>art gesetzwidrigen<br />
Verhaltens“ und seine getroffenen Maßnahmen berichten. Außerdem musste<br />
Becker erklären, in „welcher Weise in <strong>Gonsenheim</strong> die Verpflichtung zum Herbeifahren<br />
des Wassers bei Bränden geregelt“ sei.<br />
31
Becker berichtete 10 Tage später dem Kreisamt, da nur „wenige Fuhrleute“<br />
Wasser zum Löschen herbeigefahren hätten, habe er das „(<strong>Gonsenheim</strong>er)<br />
Polizeipersonal und den anwesenden Finther Gendarm Fitting beauftragt (…)<br />
Fuhrleute im Orte aufzufor<strong>der</strong>n, Wasser zum Brande zu fahren und im Weigerungsfalle<br />
zur Anzeige zu bringen“ bei ihm, dem Bürgermeister. Ackersmann<br />
Johann Kilian Wohn teilte dem Gendarm mit, dass <strong>der</strong> Ackersmann Mathias<br />
Lehr ein Fass gefahren habe. Auf Ersuchen des Wohn, Lehr möge doch das Fass<br />
Wasser an das brennende Haus fahren, habe dieser aber das Wasser in seinen<br />
eigenen Hof gefahren. Die Angezeigten hätten alle ihre Pferde im Stall stehen<br />
lassen und sich nicht um den Brand gekümmert. Nach <strong>der</strong> Verordnung vom<br />
21. März 1857 zur Löschung von Feuer sei bisher je<strong>der</strong>zeit ohne Auffor<strong>der</strong>ung<br />
§ 4 <strong>der</strong> Verordnung von allen Fuhrleuten pünktlich eingehalten worden. Der<br />
Bürgermeister erbat deshalb die Mindeststrafe, damit in Zukunft eine solche<br />
Ungesetzlichkeit nicht mehr vorkomme. Lei<strong>der</strong> fehlen die Akten über das Ende<br />
des Prozesses.<br />
Die Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> durch<br />
das Einlenken des Gemein<strong>der</strong>ats am 3. Oktober 1888<br />
Der jahrelange Druck des Kreisamts war im Endeffekt zu stark, beson<strong>der</strong>s als die<br />
zur Brandbekämpfung Verpflichteten nicht erschienen, ja in krimineller Weise<br />
die Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe verweigerten und damit für den Tod<br />
von zwei Kin<strong>der</strong>n und großen Brandschäden verantwortlich waren. Das Kreisamt<br />
und Feuerinspektor Keller sollten Recht behalten, dass eine unausgebildete,<br />
nicht motivierte Pflichtfeuerwehr <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> unterlegen wäre.<br />
Am 5. August for<strong>der</strong>te Keller nochmals das Kreisamt auf, auf Bildung einer<br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> zu dringen. Bürgermeister Becker und<br />
sein Gemein<strong>der</strong>at mussten zwangsläufig am 3. Oktober 1888 die Bildung einer<br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in einer Stärke von bis zu 40 Mann und die Finanzierung<br />
<strong>der</strong> Ausrüstung und <strong>der</strong> Bekleidung aus <strong>der</strong> Gemeindekasse beschließen. Der<br />
Bürgermeister sollte jedoch um einen Zuschuss zur Anschaffung <strong>der</strong> Ausrüstung<br />
beim Kreisamt und <strong>der</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> „tätigen Mobiliarversicherung“<br />
„ersuchen“.<br />
Von den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n wurden bei <strong>der</strong> 25-Jahrfeier 1913 noch neun<br />
aktive und 13 inaktive Mitglie<strong>der</strong> geehrt, insgesamt 22. An ihren Berufen kann<br />
man erkennen, dass neben alteingesessenen Landwirten und Handwerkern mit<br />
den ortsüblichen Familiennamen auch Tagelöhner aufgenommen worden sind.<br />
32
Das heißt, die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> war <strong>–</strong> wie viele <strong>Gonsenheim</strong>er Vereine <strong>–</strong><br />
auch eine Möglichkeit zur Integration von Neubürgern.<br />
Das Kreisamt zeigte im Schreiben vom 14. November 1888 seine „Befriedigung<br />
(…), dass <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at zur Beseitigung <strong>der</strong> Missstände im Feuerlöschwesen<br />
die Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> und die Übernahme <strong>der</strong> (…) Kosten<br />
(…) beschlossen hat.“ Zusätzlich for<strong>der</strong>te das Kreisamt eine Satzung nach<br />
den Richtlinien des großherzoglichen Ministeriums, die <strong>der</strong> Bürgermeister<br />
„dem Gemein<strong>der</strong>at und demnächst <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> zur Annahme und sodann dem Amt zur Genehmigung vorlegen“<br />
solle. Das Kreisamt zeigte sich aber auch entgegenkommend, indem es finanzielle<br />
Hilfe für die „nicht unbedeutenden Kosten“ anbot. Bürgermeister Becker<br />
sollte innerhalb von vier Wochen ein Gesuch einreichen und dabei die „Schuldenlast<br />
und die großen Ausgaben <strong>der</strong> Gemeinde in den letzten <strong>Jahre</strong>n“ als<br />
Begründung anführen.<br />
Die gegenüber den Nachbarorten späte Gründung <strong>der</strong><br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> 1888<br />
Die Gründung <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> im Jahr 1849 war Vorbild für<br />
die heutigen Vororte und AKK-Gemeinden, ortseigene Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
zu gründen: 1849 <strong>Mainz</strong>, 1866 Kastel, 1869 Bretzenheim, 1871 Finthen, 1872<br />
Mombach, 1874 Hechtsheim, Kostheim, Laubenheim, 1878 Weisenau, 1883 Drais,<br />
erst 1888 <strong>Gonsenheim</strong>, 1889 Ebersheim und 1893 Marienborn.<br />
Bei <strong>der</strong> chronologischen Auflistung fällt auf, dass <strong>Gonsenheim</strong> erst sehr spät<br />
eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> bekommen hat, fast 40 <strong>Jahre</strong> nach <strong>Mainz</strong>, sogar<br />
17 <strong>Jahre</strong> nach Finthen und 16 nach Mombach. Kein Ruhmesblatt für den stets<br />
größten, schönsten und reichsten <strong>Mainz</strong>er Vorort. Deshalb ist <strong>Gonsenheim</strong> <strong>der</strong><br />
letzte größere <strong>Mainz</strong>er Vorort, <strong>der</strong> die <strong>125</strong>-Jahrfeier seiner Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
feiert. Die Landeshauptstadt hat schon das 150. Gründungsjubiläum hinter sich.<br />
Eigentlich gab es doch <strong>–</strong> wie geschil<strong>der</strong>t <strong>–</strong> genügend Brände <strong>–</strong> auch schwere<br />
dazu, die eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> notwendig gemacht hätten. Bürgermeister,<br />
Beigeordneter und Gemein<strong>der</strong>at waren <strong>der</strong> Ansicht, die Pflichtfeuerwehr genüge,<br />
<strong>der</strong> finanzielle Aufwand für die Ausrüstung und Einkleidung einer zweiten<br />
Wehr schien ihnen zu hoch. Die vom Alter her in Frage kommenden jungen<br />
Männer waren wohl auch nicht bereit, neben <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr sich auch<br />
noch freiwillig für eine zusätzliche Wehr zu melden. Außerdem war die Einstel-<br />
33
lung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürger zur Brandverhütung schlecht, sonst hätten sie<br />
nicht so oft wegen mangelhafter Schornsteine gemahnt werden müssen. Gab<br />
es auch noch an<strong>der</strong>e Gründe, dass neben dem Druck des Kreisamts und des<br />
<strong>Feuerwehr</strong>inspektors erst zwei schlimme Brände die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter<br />
zum Einlenken zwangen?<br />
Der <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at überlastet mit zu vielen<br />
Aufgaben, vom Kreisamt getrieben: Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
Schulbau, Hygiene, Wasserwerk usw.<br />
Bei vielen Problemen wurden die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter vom Kreisamt<br />
in <strong>Mainz</strong> zu Lösungen gedrängt. Wegen <strong>der</strong> Schulraumnot, 1879 wurden 550<br />
Schüler in den Rathauszimmern unterrichtet, wurden 1882 und 1895 die beiden<br />
Rotklinkerbauten errichtet. Die Sickergruben waren häufig <strong>–</strong> beson<strong>der</strong>s nach<br />
einem Regen <strong>–</strong> übergelaufen. Nicht nur in <strong>der</strong> Schule. Im Dorf muss es manchmal<br />
richtig gestunken haben. Bei <strong>der</strong> Choleraepidemie 1866 gab es 99 Tote, als<br />
sich die Seuche mit sechs Toten 1886 wie<strong>der</strong>holte konnte <strong>der</strong> aus Berlin herbeigeholte<br />
Medizinalrat Dr. Gaffky als Ursache höchstens das Trinkwasser aus den<br />
Ziehbrunnen nennen, die sich in den Gehöften <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Landwirte in<br />
<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Misthaufen und <strong>der</strong> Abortgruben befanden. Die einzige und auch<br />
angemahnte Abhilfe, ein von <strong>der</strong> Wohnbebauung entfernt errichtetes Wasserwerk<br />
mit einer Fernwasserleitung, wurde erst 1900 im Finther Vorfeld in Betrieb<br />
genommen, so dass die <strong>Feuerwehr</strong> eine leichter zugängliche Wasserquellen<br />
durch Hydranten bekam.<br />
Dem Gemein<strong>der</strong>at muss man zugute halten, dass er überlastet war, mit<br />
22 Gemein<strong>der</strong>atssitzungen und vielen Ausschusssitzungen allein im Jahr 1888.<br />
Außerdem mussten die ehrenamtlich tätigen Gemeindeväter ihren Beruf<br />
zum Lebensunterhalt ausüben. Viele waren Landwirte, auch Bürgermeister<br />
Franz August Becker, und hatten nur die <strong>Gonsenheim</strong>er Volksschule besucht,<br />
mussten sich aber mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> industriellen Entwicklung und<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung des Bau- und Verkehrswesens auseinan<strong>der</strong>setzen und die<br />
Entwicklung des Bauerndorfes <strong>Gonsenheim</strong> zu einer stadtähnlichen Gemeinde<br />
mit <strong>der</strong> Ansiedlung von Industriearbeitern und <strong>der</strong> Hautevolee meistern, an<strong>der</strong>s<br />
als in allen an<strong>der</strong>en Nachbargemeinden. Sie hatten den Bau neuer Straßen<br />
zu organisieren und den Bauboom in <strong>Gonsenheim</strong> zu überwachen. Für große<br />
Unternehmungen und Projekte mussten sie sich erst Fachwissen aneignen<br />
und Experten zu Rate ziehen, finanziell auch Geld aufnehmen o<strong>der</strong> Investoren<br />
34
einschalten. Neben <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> und <strong>der</strong> Anschaffung <strong>der</strong><br />
Ausrüstung waren in Planung, Verhandlung o<strong>der</strong> im Bau, um nur einige zu<br />
nennen, die Artillerie-Kaserne, Schulgebäude, 14-Nothelfer-Kapelle, ein neuer<br />
Friedhof, das Wasserwerk, Gemeinde-Apotheke, die Dampfbahn von <strong>Mainz</strong> über<br />
<strong>Gonsenheim</strong> nach Finthen (fertig 1892) usw.<br />
Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>–</strong> eine pure Notwendigkeit bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerungsexplosion mit vielen neuen<br />
Häusern<br />
Die Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> war pure Notwendigkeit bei <strong>der</strong><br />
enorm wachsenden Bevölkerung in immer mehr Häusern und damit auch häufiger<br />
auftretenden Hausbränden. Gab es 1801 <strong>–</strong> damals noch unter französischer<br />
Herrschaft <strong>–</strong> erst 1106 <strong>Gonsenheim</strong>er in etwa 240 Wohnhäusern, so waren es<br />
1861 schon 2600 Einwohner in 427 Häusern, bei <strong>der</strong> Volkszählung von 1890, nur<br />
kurz nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, 3510 Einwohner während<br />
eines beginnenden Baubooms. Während eines Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte sich die<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerung von 1106 im Jahr 1801 auf fast 5473 Bewohner im<br />
Jahr 1905 mehr als verfünffacht. Neben die landwirtschaftlichen Gebäude<br />
waren die Arbeiterhäuschen in <strong>der</strong> Graben- und Engelstraße mit Höfen und<br />
Kleinviehställen und später die Villen in <strong>der</strong> Breiten Straße und die Waldvillen<br />
<strong>der</strong> Hautevolee gekommen. Alle Bürger und die Gebäude wollten vor Bränden<br />
von <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> geschützt werden. Als 1895 auch die neu errichtete Kaserne<br />
vom „Königlich Preußischen Nassauischen Feldartillerie Regiment Nr. 27“ belegt<br />
wurde, bemühte sich die Militärverwaltung sofort um eine Vereinbarung mit<br />
<strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> über „gegenseitige Unterstützung“ bei Bränden in<br />
<strong>der</strong> Kaserne und „im Dorfe <strong>Gonsenheim</strong> (…) zu bei<strong>der</strong>seitigem Interesse auch in<br />
<strong>der</strong> Zukunft“.<br />
Neben <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> existierte weiterhin<br />
die Pflichtfeuerwehr<br />
Es existieren noch „Liste(n) <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> zur Pflichtfeuerwehr<br />
heranzuziehenden Einwohner (…) nebst Einteilung <strong>der</strong>selben“ auch für<br />
die Zeit nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, die mit 40 Mann in <strong>der</strong><br />
sich vergrößernden Gemeinde auch zusätzliche Hilfe brauchte. Im Jahr 1893<br />
35
gehörten die Verpflichteten den Jahrgängen 1863-1867 an, waren also 26-30<br />
<strong>Jahre</strong> alt und zählten 106 Mann. Mit dem 1. April jedes folgenden <strong>Jahre</strong>s sollte<br />
<strong>der</strong> älteste Jahrgang ausscheiden und durch den folgenden Jahrgang ersetzt<br />
werden. Im Jahr 1894 kamen die 1868 Geborenen hinzu, also die 26-Jährigen,<br />
während <strong>der</strong> älteste Jahrgang, die über 30-Jährigen, <strong>der</strong> Verpflichtung enthoben<br />
wurde. Die Pflichtfeuerwehr wurde in fünf Abteilungen eingeteilt und nicht in<br />
die freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> eingereiht, son<strong>der</strong>n sollte selbstständig organisiert<br />
werden. Die einzelnen Abteilungen waren: eine Steigmannschaft, zwei Spritzenmannschaften<br />
und zwei Ordnungsmannschaften. Dazu wurden immer noch<br />
Feuerboten und Feuerreiter bestimmt, auch als es schon Telefone gab.<br />
Führer und Stellvertreter <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr kamen nicht aus den Reihen<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, son<strong>der</strong>n sollten von <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr gewählt<br />
werden. Für die Pflichtfeuerwehr wurden 1893 einschließlich Kommandant und<br />
Stellvertreter 110 Männer bestimmt. Der Ober-Kommandant war <strong>der</strong> Kommandant<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> Franz August Kirsch, Schlossermeister aus <strong>der</strong><br />
Palmenstraße. Er war also <strong>der</strong> Befehlshaber sowohl <strong>der</strong> Freiwilligen als auch<br />
<strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr, damit stand die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> über <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr.<br />
Bis zum Jahr 1902 werden Listen im Aktenbündel (Faszikel) VOA 8/335<br />
geführt.<br />
Weitere Unterlagen zur <strong>Gonsenheim</strong>er Pflichtfeuerwehr sind spärlich, sie muss<br />
aber weiterhin als Hilfe existiert haben.<br />
In seinem Bericht vom 25. Juni 1905 erwähnte Kreisfeuerwehr-Inspektor Keller,<br />
dass „alle 21 Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en des Kreises mit Ausnahme von <strong>Mainz</strong> zu<br />
ihrer Unterstützung noch Hilfsmannschaften aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Bürgerschaft<br />
haben, welchen ihre Tätigkeit im Voraus für ein ganzes Jahr angewiesen sein<br />
muss.“<br />
Im Ersten Weltkrieg wurden aus Mangel an vorhandenen Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>leuten<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er zur Pflichtfeuerwehr eingezogen, weil die meisten<br />
an <strong>der</strong> Front kämpfen mussten.<br />
Am 24. August 1925 hatte ein Nie<strong>der</strong>-Olmer einen Strafbefehl wegen des Nichterscheinens<br />
bei einer <strong>Feuerwehr</strong>übung in <strong>Gonsenheim</strong> erhalten. Er verteidigte<br />
sich: „Als geborener <strong>Gonsenheim</strong>er bin ich auf die Liste <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr<br />
gesetzt worden, habe aber schon (im Alter von) zwei <strong>Jahre</strong>n <strong>Gonsenheim</strong> verlassen.“<br />
Das Verfahren wurde wegen eines Versehens <strong>der</strong> Bürgermeisterei eingestellt.<br />
Der Vorgang zeigt aber, dass die Pflichtfeuerwehr nach den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Geburtenlisten einberufen wurde.<br />
36
Am 24. Juni 1936 schickte <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister eine Liste an das<br />
Kreisamt mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>:<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> 68, unter 35 <strong>Jahre</strong>n 48, Pflichtfeuerwehr 48, unter 35 <strong>Jahre</strong>n<br />
48.<br />
Die Ausrüstung <strong>der</strong> neugegründeten Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> und <strong>der</strong>en Finanzierung 1888/89<br />
Hatte die Gemeinde 1882 einen für ein Dorf prunkvollen Schulbau mit hohen<br />
Kosten errichtet und Straßen mit Bordsteinen „wie in Städten“ gebaut, so musste<br />
jetzt auch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> in schicker Kleidung auftreten. Deshalb<br />
wurde eine „Submission über das Anfertigen von 40 Stück Uniformartikel für<br />
die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu <strong>Gonsenheim</strong>“ bei den Schnei<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Umgebung<br />
ausgeschrieben. Die Bedingungen waren wie auch sonst alle handschriftlich<br />
verfasst, nach strengen Regeln geordnet, die den hohen Anspruch des <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Gemein<strong>der</strong>ats nach Qualität und rechtzeitiger Lieferung betonten.<br />
Die Bearbeitung des <strong>Gonsenheim</strong>er Gesuchs um einen Zuschuss liefert ein<br />
amüsantes Beispiel für die Langatmigkeit <strong>der</strong> großherzoglichen Bürokratie, kann<br />
aber in <strong>der</strong> vorgegebenen beschränkten Seitenzahl nicht behandelt werden.<br />
Außer den Anschaffungen, die von den Behörden vorgeschrieben wurden<br />
bzw. nur <strong>der</strong> auswärtige Fachhandel fertigen konnte, waren alle Aufträge an<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Handwerksbetriebe vergeben worden, d.h. ein Teil <strong>der</strong> Unkosten<br />
kam auch wie<strong>der</strong> als Steuer an die Gemeindekasse zurück bzw. <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
hatten Arbeiten gefunden. Ein Cannstätter Fachbetrieb erhielt für Geräte<br />
1232 Mark, <strong>Gonsenheim</strong>er Betriebe 652,50, davon vor allem 521,50 Mark für 40<br />
Uniformröcke des <strong>Gonsenheim</strong>er Schnei<strong>der</strong>meisters Häfner. Das Kreisamt<br />
billigte einen Zuschuss von 500 Mark, den das Darmstädter Ministerium aber<br />
auf 400 Mark reduzierte. Man könnte sagen, die Ausrüstung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> hat bestimmt weniger gekostet als befürchtet.<br />
Der Aufwärtstrend <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> von <strong>der</strong><br />
Gründung bis zum Ersten Weltkrieg 1888-1914<br />
Das Kreisamt zeigte sich „befriedigt, dass die Organisation und Ausstattung<br />
in kurzer Zeit bereits als abgeschlossen betrachtet werden“ konnte. Kreisfeu-<br />
37
erwehrinspektor Keller zeigte sich beim Besuch einer Übung im Mai 1889 von<br />
<strong>der</strong> Organisation und Tätigkeit <strong>der</strong> neuen <strong>Feuerwehr</strong> insgesamt zufrieden, auch<br />
wenn vieles noch gelernt werden müsse. Spritze, Steiggeräte, Fässer und Bütten<br />
seien „genügend und in schöner Ordnung“, aber die Schläuche seien „alt und<br />
mürbe“ und müssten nach und nach ersetzt werden. Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
sei mit 40 Mann „stark beteiligt“ gewesen, während die Pflichtfeuerwehr „nur<br />
zum Pumpen“ herangezogen worden sei. Zusammenfassend meinte er: „Es ist<br />
zu wünschen, dass durch diese Einrichtungen jedes größere Brandunglück in<br />
<strong>Gonsenheim</strong> fernbleibe.“ Bürgermeister Becker ersuchte darauf im Namen des<br />
Gemein<strong>der</strong>ats das Kreisamt, keinen neuen Termin vor Juli anzusetzen, „da in <strong>der</strong><br />
jetzigen <strong>Jahre</strong>szeit die Mannschaft <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> durch Spargelstich meistens<br />
verhin<strong>der</strong>t“ sei.<br />
Am 19. März 1891 konnte Bürgermeister Becker folgende Löschgeräte an die<br />
Behörde melden:<br />
1. große vierrädrige Feuerspritze ohne Saugwerk, mit 50 m Schlauch<br />
2. zweirädrige Handspritze ohne Saugwerk mit 30 m Schlauch<br />
3. ein Gerätewagen zum Transport von Leitern und Bütten<br />
4. zwei Wasserbütten<br />
5. 110 Feuereimer<br />
6. zwei Hakenleitern<br />
7. zwei Dachleitern<br />
8. große Anlegeleiter mit Unterstützungsstangen<br />
9. zwei Laternen<br />
10. sechs Feuerhaken<br />
Die erneute Inspektion <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> am Sonntag,<br />
dem 25. September 1892, „verlief sehr befriedigend“, wie <strong>Feuerwehr</strong>inspekteur<br />
Keller an das Kreisamt schrieb. Die vorhandenen Geräte und Ausrüstungsgegenstände<br />
(waren) in gutem, brauchbarem Zustande und die vorgeführten<br />
Übungen zeugten von guter Einstudierung.“ Seit ihrer Gründung und ersten<br />
Inspektion vom Mai 1889 hatte die Wehr doch einiges gelernt und die Ausrüstung<br />
war besser geworden. Keller schränkte aber ein, Brandangriffe auf Schule,<br />
Kirche, Rathaus usw. wären wünschenswert, so nannte man die Vorgehensweise<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> bei gestellten Brandübungen z. B. auf öffentliche Gebäude.<br />
Außerdem müssten die nach <strong>der</strong> Landesfeuerlöschordnung noch fehlenden<br />
38
Geräte noch angeschafft werden. Von <strong>der</strong> ebenfalls eingeladenen „Hülfsmannschaft“,<br />
damit ist die Pflichtfeuerwehr gemeint, fehlten sechs von Inspekteur<br />
Keller namentlich aufgeführte Männer, die das Kreisamt „geeignet“ bestrafen<br />
sollte.<br />
Am Sonntag, dem 1. April 1900, wurde um 12 Uhr das neue Spritzenhaus für<br />
die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> auf dem bisherigen Friedhof (heute Pfarrer-Grimm-<br />
Anlage) an <strong>der</strong> Ecke Kirchstraße/ Breite Straße (heute Bolzplatz) eingeweiht. Im<br />
Anbau befand sich eine Remise für einen vom Pferd gezogenen Leichenwagen.<br />
Im Kostenvoranschlag waren 7600 Reichsmark genannt worden.<br />
Nach einem Bericht des <strong>Mainz</strong>er Anzeigers vom Dienstag, dem 24. September<br />
1912, verlief eine <strong>Feuerwehr</strong>übung am Nachmittag des vorhergehenden<br />
Montags sogar „ausgezeichnet“. Unter <strong>der</strong> Annahme, das Feuer sei im Hausflur<br />
<strong>der</strong> 1. Etage <strong>der</strong> Maler-Becker-Schule ausgebrochen und habe schnell um sich<br />
gegriffen, habe die herbeigeeilte Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> das einzig Mögliche<br />
getan, die in höchster Gefahr schwebenden Kin<strong>der</strong> mit Rettungssäcken in<br />
Sicherheit zu bringen und erst dann den Brand zu löschen. Jetzt beherrschte die<br />
<strong>Feuerwehr</strong> auch die von Keller 1892 angemahnten Brandangriffe auf größere<br />
Gebäude. Außerdem wurde die Ausstattung ständig verbessert, <strong>Gonsenheim</strong><br />
konnte sich das in diesen <strong>Jahre</strong>n des Bevölkerungs- und Baubooms leisten. In den<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n 1912 und 1913 vor dem 25-jährigen Jubiläum wurden Anschaffungen<br />
im Wert von 1267 Mark getätigt. 592 Mark kosteten Schläuche, ein Schlauchund<br />
Hydrantenwagen und ein Strahlrohr, aber 674 Mark für die Ausrüstung<br />
<strong>der</strong> Wehr: vor allem 49 Mannschafts-, sechs Führer- und zwei Kommandantenhelme,<br />
je zwei Kommandanten- und zwei Mannschaftsröcke.<br />
Wenige interne Zwistigkeiten<br />
Am Morgen des 6. März fühlte sich Bürgermeister Becker von Amts wegen<br />
gemüßigt, dem Kreisamt schriftlich mitzuteilen, dass um 18 Uhr am vorhergehenden<br />
Abend <strong>der</strong> „Signalist <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>“ David Becker 11. in<br />
den Ortsstraßen Feueralarm geblasen und dadurch die Bevölkerung in Unruhe<br />
versetzt habe. Ob dieser willkürlich gehandelt o<strong>der</strong> vom <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten<br />
Schlossermeister Kirsch den Auftrag dazu bekommen habe, werde er<br />
untersuchen und darüber berichten. Zwei Wochen später musste <strong>der</strong> Bürgermeister<br />
allerdings dem Kreisamt mitteilen, dass <strong>der</strong> Kommandant wirklich zu<br />
einer Übung aufgerufen hatte und dass „trotz Fastnacht die Mannschaft sehr<br />
am Platze war, dass die Alarmierung ihren guten Zweck nicht verfehlt hat.“ So<br />
gäbe es auch „kein strafbares Vergehen“.<br />
39
Da hat wohl <strong>der</strong> Bürgermeister etwas voreilig gehandelt. Er sah es wohl als seine<br />
Pflicht an, solchen „Fehlalarm“ unterbinden zu müssen. Ob an Fastnachtsdienstag,<br />
dem 5. März 1889, überhaupt eine Übung stattfinden sollte, erscheint mir<br />
für <strong>Gonsenheim</strong>er Verhältnisse unwahrscheinlich. Vielleicht sollte <strong>der</strong> „Signalist“<br />
durch den Rückzug des Bürgermeisters nur vor einer Strafe gerettet werden.<br />
Am 10. August 1890 sind trotz „ortsüblicher Bekanntmachung“, also durch<br />
Blasen des Signalisten o<strong>der</strong> durch den Ausscheller, sieben <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
zu einer Übung nicht erschienen, die <strong>der</strong> Kreisfeuerwehr-Inspektor Keller abgehalten<br />
hat. Da sie nach § 368,8 des Reichsstrafgesetzbuches eine Übertretung<br />
begangen haben, wurde am 2. Oktober 1890 Anzeige beim Kreisamt gestellt.<br />
Es lässt sich nicht herausfinden, ob diese zur noch existierenden Pflicht- o<strong>der</strong> zur<br />
Freiwilligen-<strong>Feuerwehr</strong> gehört haben. Auch über das Urteil liegt kein Bericht vor.<br />
Bei einer <strong>Feuerwehr</strong>übung am Sonntag, dem 27. März 1898, beschimpfte <strong>der</strong><br />
Spritzenführer Schlossermeister Adam Robert Kohl vor versammelter Mannschaft<br />
den Kommandanten Kirsch mit den Worten: „Unter so einem Spitzbub<br />
will ich nicht länger stehen.“ Wegen Beleidigung beantragte Bürgermeister<br />
Becker Bestrafung und nannte zwei Vorstandsmitglie<strong>der</strong> als Zeugen. Wegen<br />
Nichterscheinens bei vielen Übungen verlor Kohl ohnehin seine Stellung als<br />
Spritzenführer. Nachdem Kohl alle Vermittlungsversuche ausgeschlagen hatte,<br />
vor versammelter Mannschaft die Beleidigung zurückzunehmen, beantragte<br />
<strong>der</strong> Kommandant Bestrafung. Das Amtsgericht verurteilte den Schlossermeister<br />
Kohl am 16. August 1898 rechtskräftig zu zehn Mark Strafe und einem Tag<br />
Gefängnis.<br />
Die 25-Jahrfeier <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />
verbunden mit dem Rheinhessischen Provinzialfeuerwehrtag<br />
vom 28. bis 30. Juni 1913<br />
Das Jubiläum dauerte drei Tage von Samstag, dem 28., bis Montag, dem<br />
30. Juni 1913 und war verbunden mit dem alle drei <strong>Jahre</strong> stattfindenden <strong>Feuerwehr</strong>tag<br />
<strong>der</strong> Provinz Rheinhessen. Ein Festbuch über die Geschichte <strong>der</strong> Wehr<br />
war geschrieben worden, ein Festausschuss aus Bürgermeister und Gemein<strong>der</strong>äten,<br />
den Vorständen <strong>der</strong> katholischen und evangelischen Gemeinden und dem<br />
Schulvorstand hatte zur Vorbereitung mehrfach getagt.<br />
Die Feierlichkeiten begannen am Samstagabend mit einer Fackelserenade, an<br />
<strong>der</strong> neben 50 aktiven Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> auch inaktive<br />
40
1913 <strong>–</strong> 25-Jahrfeier<br />
41
Mitglie<strong>der</strong> und die 40 Mann starke Jugendwehr auftraten. Im großen Saal<br />
des Gasthauses „Zur Krone“, schräg gegenüber dem Rathaus, begann um<br />
21 Uhr <strong>der</strong> Festkommers mit einer Festouvertüre <strong>der</strong> Kapelle des in <strong>Gonsenheim</strong><br />
stationierten Feldartillerie Regiments Nr. 27. Die Musik wurde dann weitgehend<br />
mit jeweils einem Vortrag gestaltet durch die fünf anwesenden <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Gesangvereine Cäcilia, Einigkeit, Heiterkeit, Freie Sänger und Sängerlust. Durch<br />
den Abend führte als „Kommersleiter“, heute würde man sagen Conférencier<br />
o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator, <strong>der</strong> Heimatforscher, Gemein<strong>der</strong>at und Geschäftsmann Adolph<br />
Ernst Schuth, <strong>der</strong> nicht nur <strong>Gonsenheim</strong>er Jubiläumsfeiern gestaltete, son<strong>der</strong>n<br />
meistens auch die Festbücher dazu schrieb. Geehrt wurden alle Kameraden,<br />
die Gründungsmitglie<strong>der</strong> waren und 25 <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> angehört hatten,<br />
davon waren neun noch aktiv. Nach vielen Hochs auf Kaiser Wilhelm II. und<br />
den Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig und <strong>der</strong> Ernennung vom neuen<br />
Amtsbürgermeister Franz Ludwig Alexan<strong>der</strong> zum Ehrenmitglied <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
schloss <strong>der</strong> Kommers in dieser Zeit <strong>der</strong> nationalen Hochstimmung mit einem<br />
„großen patriotische Potpourri“; schon <strong>der</strong> Titel „Vor 100 <strong>Jahre</strong>n und jetzt“ zog<br />
eine Parallele zwischen dem Sieg <strong>der</strong> verbündeten Preußen, Österreicher und<br />
Russen in <strong>der</strong> Völkerschlacht bei Leipzig 1813 gegen den französischen Eroberer<br />
Napoleon zur aktuellen Situation vor dem drohenden Ersten Weltkrieg. Die<br />
Deutschen, auch die <strong>Gonsenheim</strong>er, fühlten sich stark wie einst beim Sieg gegen<br />
Napoleon, sollte das wohl heißen.<br />
Die Hauptfeier am Sonntag begann mit dem „Weckruf <strong>der</strong> Festmusik“ und <strong>der</strong><br />
Ehrung <strong>der</strong> toten Kameraden am „Portal des Leichenhauses“.<br />
Der 21. Rheinhessische Provinzial-<strong>Feuerwehr</strong>tag im Gasthaus „Zur Krone“ mit<br />
Delegierten von 97 Wehren aus Rheinhessen begann nach den üblichen Begrüßungen<br />
und Hochs auf Kaiser und Großherzog mit <strong>der</strong> Standortbestimmung <strong>der</strong><br />
rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>en durch Referate und Diskussionen über aktuelle<br />
Probleme und Neuerungen. Der Morgen schloss mit einer Übung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Wehr und einem gemeinsamen Festessen. Um 14 Uhr formierten sich<br />
etwa 100 Vereine in <strong>der</strong> Schulstraße und den benachbarten Nebenstraßen zum<br />
Festzug durch die <strong>Gonsenheim</strong>er Straßen zum „herrlich gelegenen Festplatz“,<br />
<strong>der</strong> damals noch nicht Juxplatz hieß. Nach einem Konzert hielt <strong>Feuerwehr</strong>kommandant<br />
Philipp Schäfer I die Begrüßungsansprache und Bürgermeister<br />
Alexan<strong>der</strong> eine „zündende Festrede“. Der Provinzialausschuss lobte im Protokoll<br />
vor allem diese „bemerkenswerte Rede“ und die gute Zusammenarbeit und das<br />
gegenseitige Verständnis zwischen <strong>der</strong> Bürgermeisterei und <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Eine Vorführung <strong>der</strong> Damenturnriege <strong>der</strong> Turngesellschaft und eine Übung <strong>der</strong><br />
42
Jugendfeuerwehr wechselten sich ab mit Gesangsvorträgen <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Gesangvereine und musikalischen Einlagen. Der Sonntag klang aus mit einem<br />
Tanzabend.<br />
Der Montag begann mit einem Frühschoppenkonzert auf dem Festplatz. Der<br />
Abend brachte einen zweiten „Kommers“ mit Konzert, Gesangsvorträgen,<br />
turnerischen Übungen und Tanz. Zum Abschluss <strong>der</strong> Feierlichkeiten wurde<br />
bei einbrechen<strong>der</strong> Dunkelheit auf dem Festplatz „ein großes Feuerwerk“ vom<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Feuerwerkshändler Alois Engelbert Schuth „abgebrannt“, <strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> Budenheimer Straße 2 eine Kolonialwarenhandlung führte.<br />
Standortbestimmung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
Rheinhessens 1913 und <strong>Gonsenheim</strong>s ein Jahr vor dem Beginn<br />
des Ersten Weltkriegs (1914-1918)<br />
Die Vorträge und die nach Anträgen erfolgten Diskussionen mit anschließenden<br />
Abstimmungen auf dem 21. rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>tag von 1913 geben uns<br />
einen Einblick in das <strong>Feuerwehr</strong>wesen <strong>der</strong> Provinz vor über einhun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n,<br />
ein Jahr vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Es bestanden über 150 Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong>en in Rheinhessen, die allerdings unterschiedlich verteilt waren, so<br />
konnten die 44 Gemeinden des Kreises Oppenheim nur acht Wehren aufweisen.<br />
Von 182 rheinhessischen Gemeinden besaßen 140 eine Fernwasserleitung mit<br />
fast 19000 Hydranten zur Benutzung bei Bränden. Jede <strong>Feuerwehr</strong> sollte deshalb<br />
für die Instandhaltung <strong>der</strong> Hydranten und die Anschaffung <strong>der</strong> „gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Anzahl Schläuche“ sorgen und dazu auch staatliche Mittel<br />
beantragen.<br />
Referate wurden gehalten zu Neuerungen und Problemen, so über die Gefahren<br />
beim „Umgang mit elektrischen Geräten“ und beim Löschen in Kellern<br />
mit „Gärgasen“. Man muss bedenken, dass erst seit 1911, nur zwei <strong>Jahre</strong>n vor<br />
<strong>der</strong> Tagung, <strong>Gonsenheim</strong> elektrischen Strom bekommen hatte und gerade im<br />
weinreichen Rheinhessen nach <strong>der</strong> Lese während des Gärprozesses Brände<br />
entstehen konnten. Deshalb wurde dringend das Lesen <strong>der</strong> „Hessischen <strong>Feuerwehr</strong>zeitung“<br />
empfohlen, die zwar von den rheinhessischen Wehren bezogen,<br />
aber nicht gelesen würde. Zum vorbeugenden Brandschutz wurde einstimmig<br />
beschlossen, Lehrer mit 1200 Feuerschutz-Merkblättern für den Schulunterricht<br />
auszustatten.<br />
43
Der Vereinigung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en <strong>der</strong> Provinz Rheinhessen schien es finanziell<br />
nicht schlecht zu gehen, denn „mit Rücksicht auf das angesammelte Vermögen“<br />
hatte <strong>der</strong> Ausschuss beschlossen, für die folgenden drei <strong>Jahre</strong> bis 1916 keinen<br />
Beitrag zu erheben, was natürlich von <strong>der</strong> Versammlung mit „großem Beifall<br />
aufgenommen“ wurde.<br />
Ausrüstungs- und Ausbildungsstand <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> 1913, ein Jahr vor dem Beginn des<br />
Ersten Weltkriegs<br />
Die am Sonntagmorgen durchgeführte Übung sollte den Stand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> bei fast 6300 Einwohnern aufzeigen. Sie bestand<br />
aus 50 Mann, wovon 20 im Steigerdienst ausgebildet waren, d.h. <strong>der</strong> Bedienung<br />
<strong>der</strong> Leitern und Rettungsgeräte; außerdem standen noch 120 Mann <strong>der</strong> Hilfsmannschaft<br />
(Pflichtfeuerwehr) zur Verfügung.<br />
Zunächst fand eine Besichtigung <strong>der</strong> Lösch- und Rettungsgeräte im Spritzenhaus<br />
statt, das als „trockenes luftiges Magazin nebst Schlauchtrockenturm“<br />
begutachtet wurde. Es waren vorhanden:<br />
1) eine Druckspritze ältere Konstruktion, zwei Ausgüsse,<br />
150 mm Zylin<strong>der</strong>weite (= Zw), von <strong>Mainz</strong>er Fabrik,<br />
2) eine Druckspritze, zum Verschieben auf Achse, eine Ausguss, 100 mm Zw,<br />
A. Hartmann Groß-Bieberau<br />
3) eine Saug- u. Druckspritze, zum Überlandfahren mit zwei Ausgüssen,<br />
130 mm Zw, Magirus in Ulm<br />
4) zwei Hydrantenwagen mit sämtlichem Zubehör<br />
5) zwei Gerätewagen mit vier Hakenleitern, sechs Dachleitern, Bütten usw.<br />
6) eine mechanische Leiter 14 m hoch,<br />
7) zwei Anstellleitern, davon eine mit und eine ohne Stützstangen<br />
8) ein Rettungssack<br />
9) ein Rauchschutzapparat mit Sprechvorrichtung<br />
10) 400 m gummierter Hanfschlauch mit Storzkupplung<br />
11) drei Standfackeln<br />
12) zwei Schlauchbrücken, Schlauchhalter, Schlauchzangen usw.<br />
Seit <strong>der</strong> Auflistung von 1891 hatte sich in 22 <strong>Jahre</strong>n die Ausrüstung grundlegend<br />
verän<strong>der</strong>t, denn das Wasser musste nicht mehr durch Eimerketten<br />
o<strong>der</strong> in Bütten auf Leiterwagen herbei transportiert werden, seit 1900 besaß<br />
44
auch <strong>Gonsenheim</strong> ein Wasserwerk mit einer Fernwasserleitung bis in die<br />
angeschlossenen Häuser. Eine För<strong>der</strong>leistung von 300 m 3 war vorgeschrieben,<br />
wobei <strong>der</strong> Betriebsdruck noch im unteren Ortsteil so hoch sein musste, dass er<br />
„zu Feuerlöschzwecken genügte“. 1913 standen 91 Hydranten zur Verfügung.<br />
Feuereimer und Wasserbütten waren nicht mehr notwendig, dafür besaß die<br />
Wehr drei verbesserte Spritzen, 400 m Hanfschlauch und zwei Hydrantenwagen<br />
mit dem notwendigen Zubehör, z. B. Aufsteigrohre bei Unterflurhydranten. Auch<br />
die Zahl <strong>der</strong> Leitern hatte zugenommen, Dachleitern und höhere Leitern waren<br />
angeschafft worden, so dass auch zwei Gerätewagen notwendig waren. Der<br />
Rettungssack wurde bei <strong>der</strong> Rettung von Menschen eingesetzt, ein Rauchschutzapparat<br />
mit Sprechvorrichtung war bei dem Referat über Gärgase während des<br />
Provinzialfeuerwehrtags empfohlen worden.<br />
Bei <strong>der</strong> Übung wurde auch <strong>der</strong> Ausbildungsstand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr<br />
durch den Beurteilungsausschuss und den Provinzialausschuss überprüft. Das<br />
Fußexerzieren war zwar zufriedenstellend, aber <strong>der</strong> „Befehlshaber sollte seine<br />
„Befehle in ruhigerer Haltung abgeben“. Beim Schulexerzieren wurden die<br />
Einzelübungen an den Geräten „mit Ruhe und Sachkenntnis ausgeführt“.<br />
Für die Angriffsübung war folgende Aufgabe gestellt worden: An einem schulfreien<br />
Tag war im Keller <strong>der</strong> Schule ein Brand entstanden, <strong>der</strong> sich rasch bis zum<br />
Dach entwickelte. Die <strong>Feuerwehr</strong> wurde auf „ortsübliche Weise“ benachrichtigt,<br />
das heißt damals noch durch das Blasen des „Signalisten“.<br />
Zuerst musste im südlichen Flügel die Lehrerfamilie gerettet werden. Deshalb<br />
drangen die <strong>Feuerwehr</strong>leute über Hakenleitern in den zweiten Stock, den<br />
Rettungsschlauch nach sich ziehend. Dann wurde <strong>der</strong> Kranke und darauf die<br />
gesamte Familie „zur Erde gebracht“ und <strong>der</strong> inzwischen erschienenen Sanitätsmannschaft<br />
übergeben. Doch plötzlich ereignete sich eine Explosion im Keller<br />
des brennenden Hauses. Weil Folgeexplosionen zu befürchten waren, wurde<br />
die Mannschaft durch Notsignale zurückgerufen, doch beim Aufstellen fehlte<br />
ein Mann. Sofort musste ein an<strong>der</strong>er mit einem Rauchschutzapparat in das<br />
Gebäude vordringen. Nach großer Anstrengung brachte er den ohnmächtigen<br />
Kameraden ins Freie, so dass die Sanitätsabteilung ihn ins Krankenhaus bringen<br />
konnte.<br />
Bei den Löscharbeiten wurde das Feuer von drei Schlauchleitungen bekämpft,<br />
zwei Leitungen wurden vom Hydranten im Schulhof gelegt, eine dritte von <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> Maler-Becker-Straße aufgestellten mechanischen Leiter. Als <strong>der</strong> Druck in<br />
<strong>der</strong> Wasserleitung nachließ, wurden auf Befehl des Kommandanten die Spritzen<br />
45
eingesetzt, wodurch <strong>der</strong> Brand vollständig gelöscht wurde. Eine Brandwache<br />
blieb zurück, während die an<strong>der</strong>en <strong>Feuerwehr</strong>leute sich mit den Geräten zurückzogen.<br />
Die selbstständige Sanitätskolonne, <strong>der</strong> auch einige <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
angehörten, war seit 1905 mit Tragbahren, Verbandskasten usw. sehr gut ausgerüstet.<br />
Fazit: Die Aufwärtsentwicklung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> von<br />
<strong>der</strong> Gründung 1888 bis zum Silberjubiläum 1913<br />
Der „<strong>Mainz</strong>er Anzeiger“ schrieb anerkennend am folgenden Tag von einer „Exakt<br />
verlaufenen Übung“.<br />
Das Lob des Beurteilungsausschusses und des Provinzialausschusses fiel<br />
überwältigend aus, die <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr wurde als Vorbild für an<strong>der</strong>e<br />
Wehren bezeichnet. Da <strong>der</strong> Gemeindevorstand das Feuerlöschwesen als sehr<br />
wichtig erachte und erfor<strong>der</strong>liche Mittel bewilligte, habe sich die Wehr das ihr<br />
erwie sene Vertrauen durch Leistung „würdig erwiesen“. Auch den Einwohnern<br />
wurde gedankt für die Teilnahme bei allen Veranstaltungen und das „herrliche<br />
Schmücken <strong>der</strong> Straßen und Häuser“. Die bemerkenswerte Rede des Bürgermeisters<br />
Alexan<strong>der</strong> habe das Zusammenwirken und die Verbundenheit von<br />
Gemeindevätern, Freiwilliger <strong>Feuerwehr</strong> und Bevölkerung noch einmal verdeutlicht.<br />
<strong>Gonsenheim</strong> sei ein Vorbild für alle an<strong>der</strong>en Ortschaften.<br />
So hatte sich in 25 <strong>Jahre</strong>n in <strong>der</strong> aufstrebenden Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> die<br />
Einstellung zur Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> grundlegend gewandelt. Die Beurteilungen<br />
des Kreisfeuerwehrinspektors Keller zeigen einen Aufwärtstrend in den<br />
Fähigkeiten <strong>der</strong> Wehr, was die Gemeindeväter anerkannten und die Mittel für<br />
eine verbesserte und erweiterte Ausrüstung zur Verfügung stellten. Auf diesem<br />
erfreulichen Stand im Jahr 1913 konnte die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />
für die Zukunft aufbauen. Doch nur ein Jahr später begann <strong>der</strong> unsägliche Erste<br />
Weltkrieg.<br />
Der Erste Weltkrieg<br />
In die Hochkonjunktur <strong>der</strong> aufstrebenden rheinhessischen Gemeinde zu Anfang<br />
des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts brachte <strong>der</strong> Erste Weltkrieg (1914-1918) einen tiefen<br />
Einbruch. Als „die entsetzlichste, grauenhafteste Katastrophe, die je die Welt gesehen<br />
hat“, haben ihn die <strong>Gonsenheim</strong>er erlebt, wie <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Schuth<br />
schrieb. Bei einer Einwohnerzahl von über 6000 wurden 1600 Männer zwischen<br />
46
18 und 48 <strong>Jahre</strong>n eingezogen, etwa die Hälfte <strong>der</strong> männlichen Bevölkerung, von<br />
denen 180 umkamen <strong>–</strong> fast 12 % <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Front kämpfenden <strong>Gonsenheim</strong>er.<br />
Beson<strong>der</strong>s die arbeitsintensive Landwirtschaft litt darunter. So war es auch<br />
schwer, eine funktionsfähige <strong>Feuerwehr</strong> aufrecht zu erhalten. Das Kreisamt<br />
machte sich in einem Schreiben vom November 1914 an die Bürgermeistereien<br />
Sorgen um den „Feuerschutz im Bereiche <strong>der</strong> Festung <strong>Mainz</strong>“. Der Aufruf zur<br />
freiwilligen Meldung o<strong>der</strong> auch Einberufungen zur Pflichtfeuerwehr nutzten<br />
wenig, weil die jungen Männer entwe<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Front kämpften o<strong>der</strong> für die<br />
Landwirtschaft notwendig waren. Das Feuerlöschwesen war aber dennoch<br />
nicht gefährdet, „da bei dem vielen über den ganzen Ort verteiltem Militär im<br />
Falle eines Brandes Hilfskräfte in überreicher Zahl vorhanden“ wären.<br />
Die Weimarer Zeit (1919-1933)<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden schärfere Verordnungen zur Brandverhütung<br />
erlassen. Schornsteine mussten durch die <strong>Feuerwehr</strong> o<strong>der</strong> den Schornsteinfeger<br />
kontrolliert ausgebrannt werden, damit sich <strong>der</strong> abgesetzte Ruß und<br />
Teer durch Funkenflug nicht entzündeten. Zusätzlich wurden auch die Öfen und<br />
die Räume auf ihre Feuersicherheit geprüft. Rauchen und Feueranzünden im<br />
Wald und „im Umkreis von 20 Metern vom Waldrand“ wurden mit Geldstrafen<br />
von 150 RM geahndet.<br />
Aus dem Gemein<strong>der</strong>at mit nun 17 Mitglie<strong>der</strong>n wurde auch eine Feuerlöschkommission<br />
aus acht Räten gebildet, bestehend aus den Landwirten Franz Artur<br />
Becker, Andreas Bopp, Jakob Julius I. Lehr und Gärtnereibesitzer Johann Stabel,<br />
Arbeiter Georg Adam Datz, Schlosser Adolf Franz Hofem, Dachdeckermeister<br />
Peter Neuhäuser und Bankdirektor Wilhelm Schütz, eine gute Mischung <strong>der</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Gesellschaft.<br />
Während <strong>der</strong> guten <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> Weimarer Zeit, nach <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Mark<br />
ab 1924, hat <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at in die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> investiert, 1925 3000<br />
Mark für notwendiges „Schlauchmaterial“ und „Feuerlöscher“, die in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
verteilt wurden, um „durch rasches Eingreifen größere Brände verhüten<br />
zu können." „Das Anschlagen <strong>der</strong> Glocke auf dem Turm <strong>der</strong> katholischen Kirche“<br />
hatte sich als „zeitraubende und gefährliche Alarmierung“ herausgestellt und<br />
wurde deshalb von einer drei 1/2-PS Sirene auf dem 1907 erbauten Schul gebäude<br />
Ecke Kirchstraße/Schulstraße ersetzt. Der ohrenbetäubende Lärm setzte ein,<br />
wenn in <strong>der</strong> Polizeiwache im Rathaus ein Schalter am Ende <strong>der</strong> elektrischen<br />
Verbindung bewegt wurde. Bürgermeister Alexan<strong>der</strong> berichtete stolz in den<br />
47
„Amtlichen Nachrichten“, dass nun eine Alarmeinrichtung geschaffen worden<br />
sei, wie sie eine ständig sich entwickelnde Gemeinde brauche. Um immer einsatzbereit<br />
zu sein, wurde die Anlage monatlich von <strong>der</strong> Lieferfirma überprüft.<br />
Im Jahr 1926 wurden wie<strong>der</strong>um für 3000 Mark 100 Meter Schläuche, tragbare<br />
Feuerlöscher für eine schnelle Eingreiftruppe auf Fahrrä<strong>der</strong>n und Röcke, Helme<br />
und Gurte angeschafft, da sich die Zahl <strong>der</strong> aktiven Mitglie<strong>der</strong> auf 62 erhöht<br />
hatte.<br />
Für den damaligen Ortskern schien die <strong>Feuerwehr</strong> ausreichend ausgerüstet<br />
und eingeübt zu sein. Der Kreisfeuerwehrinspektor beurteilte die überraschend<br />
angesetzte Nachtübung mit Rettungsmanöver im Oktober 1925 sehr gut. Das<br />
Brandobjekt war das Wohngebiet hinter <strong>der</strong> alten Brauerei in <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Straße.<br />
Da das Feuer auf eine benachbarte Scheune und eine Schreinerei überzugreifen<br />
drohte, mussten sechs Schlauchleitungen von Hydranten und eine Leitung von<br />
einem Brunnen gespeist werden.<br />
Aber bei einer Alarmübung im folgenden Mai 1926, außerhalb des Ortskerns<br />
an <strong>der</strong> in städtischem Besitz stehenden Neumühle, <strong>der</strong> ehemaligen „Unteren<br />
Gonsmühle“, heute ein großes Wohngebäude unterhalb <strong>der</strong> Realschule, gab<br />
es Probleme. Die Brandmeldung erreichte die Feuerwache im Rathaus. Durch<br />
Knopfdruck konnte die Polizei über die elektrische Leitung die Alarmsirene auf<br />
dem Schulgebäude um 18.30 Uhr in Gang setzen. Darauf eilten die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
in das Spritzenhaus gegenüber <strong>der</strong> Schule, auf dem Gelände des heutigen<br />
Bolzplatzes. Doch da die Informierung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> über den Brandort zu lange<br />
dauerte, entstand später eine langwierige Kontroverse. Nach mehr als einem<br />
Jahr beschlossen Bürgermeister, Kreisfeuerwehrinspektor, Polizeiinspektor und<br />
die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>, keinen Telefonanschluss in das Spritzenhaus zu<br />
verlegen. Eine zuverlässige Benachrichtigung <strong>der</strong> Wehr über den Brandort sei<br />
gewährleistet, wenn ein Polizeibeamter in <strong>der</strong> Polizeiwache im <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Rathaus die Nachricht per Telefon empfängt und mit einem dort deponierten<br />
Schlüssel die Sirene in Gang setzt und dann per Fahrrad zum Spritzenhaus fährt,<br />
um es aufzuschließen und den dort versammelten <strong>Feuerwehr</strong>leuten den Brandort<br />
mitzuteilen.<br />
Gert Stiehl von <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> erklärte, heute im Jahr 2013 habe<br />
je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mannschaft einen transportablen digitalen Meldeempfänger DME,<br />
<strong>der</strong> ihn persönlich informiert. So gewaltig hat sich die Technik innerhalb von<br />
80 <strong>Jahre</strong>n verän<strong>der</strong>t.<br />
48
Auch bei einem Brand im noch weiter entfernten Rosenhof, heute Straße „An<br />
<strong>der</strong> Allee“, aber damals noch immer innerhalb <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Gemarkung,<br />
stellte sich heraus, dass die Einsatzentfernung zu groß war und die Ausrüstung<br />
nicht ausreichend, vor allem Beleuchtungsmaterial und Handspritzen fehlten.<br />
Ab Februar 1929 gab es eine neue Satzung für die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
des Kreises <strong>Mainz</strong>. Der Entwurf von Kreisfeuerwehrinspektor Ende 1928<br />
war vom Kreisamt an die Bürgermeister des Kreises verschickt worden, die<br />
ihre Kommentare abgaben, so dass noch Ergänzungen und Än<strong>der</strong>ungen<br />
vorgenommen wurden. Dann nahmen alle Gemeinden den Entwurf an, <strong>der</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at wollte allerdings nicht für die Beschaffung <strong>der</strong><br />
Uniformen verantwortlich sein. Die umfangreiche Satzung behandelte die<br />
wichtigsten Gesichtspunkte in einzelnen detaillierten Paragraphen: Zweck des<br />
Vereins, Mitgliedschaft, Aufnahme, Aktive Mitglie<strong>der</strong>, Inaktive, Ehrenmitglie<strong>der</strong>,<br />
Einteilung <strong>der</strong> Mannschaft, Vorstand, Kommandant (alle fünf <strong>Jahre</strong> in einer<br />
ordentlichen Generalversammlung gewählt), Stellvertreter, Zeugmeister, Schriftführer,<br />
Rechner, Zugführer, Rottenführer, Oberste Verwaltungsstelle bestehend<br />
aus Bürgermeister, zwei Gemein<strong>der</strong>äten, dem Kommandanten und zwei Wehrmännern,<br />
Vereinsversammlungen, Strafen und Beschwerden und Auflösung <strong>der</strong><br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Der Kreisfeuerwehrinspektor meldete am 16. August 1930 dem Kreisamt von<br />
<strong>der</strong> Inspektion <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>: „Sowohl das Geräteals<br />
auch Fußexerzieren in <strong>der</strong> Kaserne hat zu Beanstandungen nicht geführt<br />
und wurden exakt durchgeführt. Auch <strong>der</strong> Brandangriff an einem (Kasernengebäude)<br />
wurde sachgemäß durchgeführt und hat gezeigt, dass das Kommando<br />
<strong>der</strong> Wehr seiner Aufgabe voll und ganz gewachsen ist.“ Die drei fehlenden<br />
Männer <strong>der</strong> Hilfsmannschaft von <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr wurden allerdings „zur<br />
Bestrafung gemeldet.“<br />
Im Jahr 1932 beschwerten sich fünf Mitglie<strong>der</strong> des Musikkorps beim Kreisamt.<br />
Ihr Korpsführer Franz Lenert habe Unterschlagungen zum Nachteil <strong>der</strong><br />
<strong>Feuerwehr</strong>kapelle und <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> begangen, weil er bei Auftritten für<br />
an<strong>der</strong>e zu viel Geld verlangt habe, wodurch sie diese „Kundschaft verloren“ und<br />
er „vereinnahmtes Geld für sich behalten habe.“ Der Angeklagte hatte aber so<br />
viel Anhänger in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> und bei an<strong>der</strong>en Vereinen, dass im Endeffekt<br />
die Ankläger durch Beschluss des Vorstands wegen unentschuldigten Fehlens<br />
für ein Viertel Jahr aus <strong>der</strong> Wehr ausgeschlossen wurden. Das Kreisamt wollte<br />
49
sich aus dem Streit heraushalten und sah allein den Vorstand <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
zuständig mit <strong>der</strong> Begründung, die oberste Verwaltungsstelle habe nicht das<br />
Recht, über Beschlüsse <strong>der</strong> Generalversammlung des Vereins zu entscheiden.<br />
Fazit: <strong>Gonsenheim</strong>s Glanzzeit vor dem Ersten Weltkrieg gab es nicht mehr,<br />
aber man schöpfte wie<strong>der</strong> Hoffnung, trotz <strong>der</strong> langwierigen französischen<br />
Besatzungszeit von 1918 bis 1930, schuf Wohnraum, feierte und ließ sich nicht<br />
unterkriegen. Als es nach <strong>der</strong> Inflation von 1923 Mitte des Jahrzehnts auch<br />
wirtschaftlich wie<strong>der</strong> aufwärts ging, wurde die <strong>Feuerwehr</strong> auch gerätemäßig<br />
von <strong>der</strong> Gemeinde besser ausgestattet und <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrinspektor war<br />
zufrieden mit dem Leistungsstand <strong>der</strong> Wehr. Nur <strong>der</strong> entferntere Ortsbereich<br />
machte noch Schwierigkeiten beim Löscheinsatz. Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />
Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> wurden bei solchen Inspektionen immer einige Männer<br />
<strong>der</strong> Hilfsmannschaft, d. h. <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr, wegen ihres Fehlens gerügt und<br />
sollten bestraft werden. Nie sind solche Mängel auch bei Freiwilligen notiert<br />
worden. Einzelne Querelen innerhalb einer so großen Gemeinschaft sind vereinzelt<br />
vorgekommen, können aber den guten Eindruck nicht schmälern.<br />
Wenn die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ihr 40-jähriges Jubiläum für 1928 plante, sich für<br />
Musikdarbietungen aber finanziell überfor<strong>der</strong>t fühlte und deshalb ein eigenes<br />
Orchester gründete, so passt dies voll und ganz in den Aufwärtstrend Mitte <strong>der</strong><br />
Zwanziger <strong>Jahre</strong>. Lei<strong>der</strong> machte nur drei <strong>Jahre</strong> später <strong>–</strong> ab 1929 <strong>–</strong> die Weltwirtschaftskrise<br />
alle Hoffnungen zunichte. Doch da hatte die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> ihr 40-jähriges Jubiläum schon ein Jahr hinter sich.<br />
50
1928 <strong>–</strong> 40-jähriges Jubiläum<br />
51
Die nationalsozialistische Diktatur (1933-1945)<br />
Die NS-Zeit darf auch in einem Festbuch <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> nicht<br />
übergangen werden. Es muss deutlich gemacht werden, wie die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> immer stärker zwangseingeglie<strong>der</strong>t wurde in den<br />
NS-Führerstaat, genauso wie alle <strong>Feuerwehr</strong>en, Vereine und Organisationen<br />
im gesamten Deutschen Reich. Die damaligen NS-Praktiken zum Aufbau einer<br />
alles beherrschenden Diktatur müssen schon deutlich gezeigt werden, damit<br />
sich ähnliche Fehlentwicklungen nicht wie<strong>der</strong>holen. Deshalb darf man dieses<br />
schlimme Kapitel unserer Geschichte nicht umgehen o<strong>der</strong> leugnen. Es gilt hier<br />
aber nicht von uns Nachgeborenen mit dem moralischen Finger auf Vorfahren<br />
zu deuten. Wir können uns heute glücklich schätzen, dass wir damals noch nicht<br />
gelebt haben. Wie hätten wir uns verhalten?<br />
Die Gleichschaltung aller Vereine, auch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en seit<br />
August 1933<br />
Am 7. April 1933 schrieb Reichspropagandaminister Josef Goebbels in sein<br />
Tagebuch: „Unser Ziel ist die absolute Vereinheitlichung des Reiches. Schritt für<br />
Schritt kommen wir diesem Ziel näher.“ Das bedeutete die „Gleichschaltung“<br />
des politischen und gesellschaftlichen Lebens und begann mit <strong>der</strong> Gleichschaltung<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> durch NS-Gauleiter statt gewählter Ministerpräsidenten<br />
an <strong>der</strong> Spitze, alle politischen Parteien wurden verboten, bis schließlich nur eine<br />
Partei, die NSDAP <strong>–</strong> Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei <strong>–</strong> übrig blieb.<br />
Diese Gleichschaltungswelle ging hinunter bis in die kleinste Gemeinde und<br />
alle Vereine, die alle nach dem Führerprinzip umgestaltet werden mussten. Alle<br />
hatten dem Willen <strong>der</strong> Nationalsozialisten zu gehorchen.<br />
Die <strong>Gonsenheim</strong>er Vereine haben meist im Frühjahr ihre jährlichen Generalversammlungen<br />
abgehalten, doch nach Hitlers sogenannter „Machtergreifung“<br />
gab es ab März 1933 „Außerordentliche Generalversammlungen“, um „Satzungen<br />
entsprechend <strong>der</strong> Zeit neu auszuarbeiten“. Das „Hessische Staatsministerium“<br />
in Darmstadt hatte das Kreisamt in <strong>Mainz</strong> „beauftragt, im Benehmen mit <strong>der</strong><br />
Kreisleitung <strong>der</strong> NSDAP, auch die Gleichschaltung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
vorzunehmen.“ Was „Gleichschaltung“ <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en praktisch bedeutete,<br />
erklärte das Kreisamt im Schreiben vom 24. August 1933 aus <strong>Mainz</strong>, gerichtet<br />
an alle <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten, auch an den <strong>Gonsenheim</strong>er Kommandanten<br />
Jakob Franz Ammann. Dieser wurde zum „Führer <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in<br />
52
<strong>Gonsenheim</strong>“ erklärt und „gemäß dem Führerprinzip beauftragt, umgehend<br />
das Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> neu zu bilden.“ Dem Kommando<br />
mussten „51 % Nationalsozialisten angehören“. Bis zum 1. September hatte nun<br />
Ammann dem Kreisamt mitzuteilen, „wie sich das neue Kommando zusammensetzt<br />
und wer von ihm <strong>der</strong> NSDAP angehört.“ Hinter diesen For<strong>der</strong>ungen an die<br />
Vereine stand immer die Drohung <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in NS-Institutionen o<strong>der</strong><br />
des Verbots. Dadurch war je<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kommandant vor ein schwieriges<br />
Problem gestellt, denn er wollte seine Wehr erhalten, um die Mitbürger vor<br />
Feuersgefahren zu schützen.<br />
Die Gleichschaltung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> erfolgte bei <strong>der</strong> Hauptversammlung<br />
am 26. August. Mit Datum vom 30. August 1933 schickte <strong>der</strong> Kommandant,<br />
<strong>der</strong> nun Führer heißen musste, seine Liste an das Kreisamt. Der neu gebildete<br />
Vorstand bestand aus 13 <strong>Feuerwehr</strong>leuten, zwei davon inaktiv. Insgesamt sieben<br />
gehörten <strong>der</strong> NSDAP an, die gerade notwendige Anzahl, um den For<strong>der</strong>ungen<br />
des Kreisamts nach mindestens 51 % Nationalsozialisten nachzukommen. Zum<br />
sogenannten Führerrat gehörten <strong>der</strong> Brandmeister, <strong>der</strong> Schrift- und Kassenwart,<br />
<strong>der</strong> Zeugwart und weitere Vorstandsmitglie<strong>der</strong>. Die Aktennotiz des Kreisamts<br />
vom 7. November 1933 enthält die Erklärung des Kommandanten Ammann: „Die<br />
Gleichschaltung sei, wie er bereits am 30. August dem Kreisamt mitgeteilt habe,<br />
im Einvernehmen mit <strong>der</strong> Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP durchgeführt worden.“ Wer<br />
einen Beruf ausüben wollte, musste ohnehin einem NS-Verband angehören,<br />
z. B. dem NS-Lehrerbund, o<strong>der</strong> einer NS-Organisation, z. B. <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront<br />
DAF. Deren Mitgliedschaft wurde häufig als Vorwand gebraucht, um nicht<br />
Pg. = Parteimitglied <strong>der</strong> NSDAP werden zu müssen. Ohne die Unterwerfung unter<br />
die NS-For<strong>der</strong>ungen nach Gleichschaltung hätte eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> nicht weiterexistieren können.<br />
Schon Ende Oktober 1933 erklärte Kommandant Ammann , er sei an einem<br />
Schädelbruch nach einem Sturz auf einer Treppe lange erkrankt gewesen. Über<br />
die „Ernennung eines etwaigen Nachfolgers“ solle man abwarten, „wie sich<br />
sein Gesundheitszustand entwickele“. Am 15. November hat dann das Kreisamt<br />
schon Rücksprache mit <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei und Ortsgruppenleiter<br />
Grabfel<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> „etwaigen Ernennung eines Nachfolgers“ gehalten.<br />
Am 18. Juli 1934 legte Ammann sein Amt als Oberbrandmeister nie<strong>der</strong>. Die<br />
Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP sprach „für seine langjährigen treu geleisteten Dienste<br />
ihren Dank und vollste Anerkennung aus.“ Das Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
<strong>Feuerwehr</strong> wählte Kamerad Heinrich Spengler zum Nachfolger, was auch von<br />
<strong>der</strong> Ortsgruppenleitung <strong>der</strong> NSDAP genehmigt wurde. Darauf bat am 31. August<br />
53
1934 das Kommando den Bürgermeister, die Bestätigung beim <strong>Mainz</strong>er Kreisamt<br />
einzuholen. Die Wahl eines Kommandanten durch seine <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />
entspricht zwar den üblichen <strong>–</strong> auch demokratischen <strong>–</strong> Gewohnheiten, dass<br />
aber die „Genehmigung“ <strong>der</strong> NSDAP, <strong>der</strong> einzig existierenden Staatspartei, eingeholt<br />
werden musste, ist typisch für den NS-Staat.<br />
Die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> und ihre Musikkapelle waren auch weiterhin im<br />
Vereinsleben aktiv. Wenn die NS-Ortsgruppenleitung „alle nationalen Vereine“<br />
zum Fackelzug mit öffentlicher Kundgebung zum Geburtstag des „Deutschen<br />
Volkskanzlers“ am 20. April 1933 aufrief, konnte sich dem kein Verein entziehen.<br />
Das gesamte Vereinsleben o<strong>der</strong> auch einzelne Mitglie<strong>der</strong> hätten darunter<br />
zu leiden gehabt. Ein allgemeiner Zwang machte sich breit. An beson<strong>der</strong>en<br />
Tagen wurde zum Flaggenschmücken aufgefor<strong>der</strong>t. Kaum einer wagte es, die<br />
Hakenkreuzfahne nicht hinauszuhängen; ebenso war es bei den Umzügen<br />
durch <strong>Gonsenheim</strong>s Straßen, die häufiger und in Uniform stattfanden. Vom<br />
10. September bis zum 22. Oktober 1933, also innerhalb von sechs Wochen, gab<br />
es in <strong>Gonsenheim</strong> vier große Umzüge, an denen jeweils Tausende teilnehmen<br />
mussten bzw. sich dazu gezwungen fühlten:<br />
1) Einhun<strong>der</strong>tjahrfeier des 1. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 27<br />
Oranien am Sonntag, dem 10. September 1933, mit <strong>der</strong> Einweihung des riesigen<br />
Gedenksteins in <strong>der</strong> Pfarrer-Grimm-Anlage,<br />
2) 1. Oktober Erntedankfest,<br />
3) 15. Oktober Reichs-Handwerker-Gewerbe-Woche und<br />
4) 22. Oktober zum Abschluss <strong>der</strong> Woche ein Werbeumzug.<br />
Man kann sich das Ortsbild vorstellen: alle Häuser waren mit Hakenkreuzfahnen<br />
und Girlanden geschmückt, Tausende marschierten jubelnd daran vorbei. Auf<br />
viele hat das wohl Eindruck gemacht, Teil einer Orts- und Volksgemeinschaft zu<br />
sein. Auch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> war dabei, meist auch mit ihrer Kapelle, wie<br />
in den öffentlich erscheinenden „Amtlichen Nachrichten“ nachzulesen ist.<br />
Lei<strong>der</strong> existieren die „Protokollberichte“ <strong>der</strong> Vorstandssitzungen und <strong>Jahre</strong>shaupt-<br />
o<strong>der</strong> Generalversammlungen nur von 1938 bis März 1943. In den internen<br />
Berichten kam <strong>der</strong> Begriff Führer kaum vor, nur wenn sie nach außen gingen,<br />
musste man sich dem Zwang <strong>der</strong> Zeit fügen. Wenn für den üblichen Begriff<br />
Vorstand von nun Führerrat und die NS-Grußformeln benutzt wurden, so waren<br />
das bloße Formalitäten, um keinen Angriffspunkt in <strong>der</strong> NS-Diktatur zu bieten.<br />
Eine <strong>Feuerwehr</strong>, die nach fachlichen Gesichtspunkten ausgebildet werden muss,<br />
um ihrer selbst gewählten Pflicht nachzukommen, nämlich <strong>der</strong> Rettung an<strong>der</strong>er<br />
54
Menschen vor dem Feuer, kann auch ideologisch kaum unterwan<strong>der</strong>t werden.<br />
Da ist es egal, ob <strong>der</strong> Kommandant nun Brandmeister o<strong>der</strong> Führer heißen muss.<br />
Entscheiden muss er im Notfall ohnehin nach den Erfor<strong>der</strong>nissen und den<br />
jahrhun<strong>der</strong>telang gemachten Erfahrungen <strong>der</strong> Brandbekämpfung. Eine NS-<br />
Weltanschauung kann da nicht helfen.<br />
Die Vorstandssitzungen fanden im Haus eines jeweils wechselnden Kameraden<br />
statt, die Generalversammlungen im Vereinslokal, bei beiden wurden Einzelgesichtspunkte<br />
besprochen. Die <strong>Jahre</strong>shauptversammlungen entsprachen in<br />
ihrem Ablauf <strong>der</strong> üblichen Vereinspraxis mit einer vorher bekannt gegebenen<br />
Tagesordnung und den Einzelberichten des Oberbrandmeisters, dem Geschäftsund<br />
Kassenbericht und dem Antrag des Kassenprüfers zur Entlastung des Kassenwarts<br />
und des Vorstands. Danach wurden verschiedene Themen besprochen.<br />
Die Vorschläge des Führerrats aus den Vorstandssitzungen mussten nicht direkt<br />
ohne Wenn und Aber durchgesetzt werden, wie man das in einem Führerstaat<br />
erwartet, sie mussten erst von <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>mitglie<strong>der</strong><br />
angenommen werden. Die Vorstandssitzungen mit einer begrenzten Personenzahl<br />
im Haus eines Kameraden waren wohl etwas intimer. Nur die Versammlungen<br />
im Vereinslokal begannen durch Ober-Brandmeister Spengler „mit dem<br />
Deutschen Gruß ‚Heil Hitler‘“ und endeten mit einem „dreifachen ‚Sieg Heil‘ auf<br />
unseren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler.“<br />
In den Anfangsjahren <strong>der</strong> NS-Herrschaft wurden alle Nachteile und Probleme<br />
<strong>der</strong> vorhergehenden Weimarer Zeit angelastet, ohne die zwölfjährige französische<br />
Besatzungszeit und die Weltwirtschaftskrise anzusprechen. So wurde<br />
auch moniert, die „Löschgeräte befänden sich „in einem nicht mehr zeit- und<br />
zweckentsprechenden Zustand. Alle Geräte (würden) noch von Hand bedient<br />
und müss(t)en durch Menschenkraft gezogen werden.“ Deshalb sollte mit <strong>der</strong><br />
versprochenen Hilfe <strong>der</strong> Hessischen Brandkasse in Darmstadt eine Motorspritze<br />
angeschafft werden. Innerhalb von vier Monaten konnte die „Motorspritze<br />
Goliath II <strong>der</strong> Firma Magirus in Ulm“ am 4. Juni 1934 geliefert werden. Der Preis<br />
betrug zwar 3485 Reichsmark, doch bei 17 1/2 % Rabatt <strong>der</strong> Firma und einem<br />
Zuschuss von 60 % <strong>der</strong> Brandkasse blieben noch 1156 Reichsmark. Da <strong>der</strong> Kreisausschuss<br />
beschlossen hatte „auf den verbleibenden Rest einen Zuschuss von<br />
50 % zu gewähren“, bat <strong>der</strong> NS-Bürgermeister mit einem abschließenden „Heil<br />
Hitler!“ 578 RM an die Gemeindekasse zu überweisen. <strong>Gonsenheim</strong> hatte dann<br />
letztendlich nur 578 RM zu zahlen.<br />
55
Ereignisse 1935-1937<br />
Ein Gewitterregen zwischen Finthen und <strong>Gonsenheim</strong> ließ am 25. Mai 1935 den<br />
Gonsbach so anschwellen, dass Bachbrücken umgerissen wurden und von <strong>der</strong><br />
Oberbrücke bis zur Raiffeisenstraße die Häuser unter Wasser standen. Mehrere<br />
Tage lang mussten deshalb die <strong>Feuerwehr</strong>männer Wasser und Schlamm aus<br />
den Kellern pumpen.<br />
Das Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 regelte das Verhalten <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> während<br />
ihres Einsatzes. Um dem NS-Staat einen legalen Anstrich zu geben, wurden<br />
alle Entscheidungen als Gesetze veröffentlicht, auch wenn sie demokratischen<br />
o<strong>der</strong> menschenrechtswürdigen Prinzipien wi<strong>der</strong>sprachen. So wurden durch<br />
das Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 alle „öffentlichen <strong>Feuerwehr</strong>en in eine<br />
polizeiliche Exekutive beson<strong>der</strong>er Art umgewandelt.“ Sie mussten sich „Feuerlöschpolizei“<br />
nennen. Das heißt, alle <strong>Feuerwehr</strong>en wurden jetzt in das Polizeisystem<br />
ein- o<strong>der</strong> ihm untergeordnet. Oberster Befehlshaber <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
wurde damit <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Polizei Heinrich Himmler, auch stellvertreten<strong>der</strong> Chef<br />
<strong>der</strong> Geheimen Staatspolizei, Führer <strong>der</strong> SS, drei <strong>Jahre</strong> später entscheidend für<br />
sogenannte Umsiedlungsaktionen in den besetzten Län<strong>der</strong>n und Organisator<br />
<strong>der</strong> Vernichtung <strong>der</strong> Juden.<br />
Offiziell heißt es in „Meyers Lexikon“ von 1938: „Damit sind die Leitung <strong>der</strong><br />
Wehren und die Führung ihrer Geschäfte <strong>der</strong> Aufsicht des Ortspolizeiverwalters<br />
unterworfen, Wehr- und Unterführer werden durch die Polizeibehörde<br />
bestimmt. Für die als Feuerlöschpolizei anerkannten Wehren sind Glie<strong>der</strong>ung,<br />
Ausbildung, Dienstbezeichnungen und Uniformierung einheitlich vorgeschrieben,<br />
Satzungen und Dienstordnung durch Mustervorschriften festgelegt. (…)<br />
Die Dienstaufsicht über die örtliche Feuerlöschpolizei obliegt dem Kreisfeuerwehrführer<br />
im Auftrag des Landrats.“<br />
Am 23. Juni 1936 for<strong>der</strong>te das Kreisamt alle Bürgermeistereien auf, bis spätestens<br />
29. Juni <strong>–</strong> also innerhalb von nur sechs Tagen <strong>–</strong> die Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Freiwilligen-<br />
und <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr auf einem Vordruck schriftlich festzuhalten und<br />
dem Kreisamt zu schicken. Bürgermeister Grabfel<strong>der</strong> meldete zusammen mit<br />
Kommandant Spengler für die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> 68 Männer, davon 48 unter<br />
35 <strong>Jahre</strong>n und für die Pflichtfeuerwehr 48, alle unter diesem Alter, am 11. Mai 1937<br />
waren in <strong>der</strong> Freiwilligen noch 62, in <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr 65 Männer aktiv.<br />
Mit einem Schreiben vom Dienstag, dem 4. August 1936, verpflichtete das Kreisamt<br />
<strong>Mainz</strong> alle „Wehrleiter“ des Kreises <strong>Mainz</strong> zu einer „Unterrichtung“ über<br />
56
die „Än<strong>der</strong>ungen im Feuerlöschwesen“ in das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“<br />
in Budenheim am folgenden Sonntag, den 9. August 1936, um 14.30 Uhr. „Die<br />
Teilnahme (war) für die Wehrleiter Dienst, d.h. je<strong>der</strong> Wehrleiter hat(te) pünktlich<br />
zu erscheinen.“<br />
Dieser Brief zeigt deutlich, mit welcher Rigorosität im NS-Führerstaat kommandiert<br />
wurde. Am Dienstag wurden mit einem Brief, <strong>der</strong> per Post frühestens am<br />
Mittwoch den Adressaten erreichen konnte, die <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten zur<br />
pünktlichen Teilnahme an einer „Unterrichtung“ über das neue Gesetz an einem<br />
Sonntagnachmittag(!) aufgefor<strong>der</strong>t. Eine Entschuldigung „in ganz dringenden<br />
Fällen“ war nur unter Nennung eines Stellvertreters bis zum Samstag schriftlich<br />
einzureichen, <strong>der</strong> Brief musste wohl am Freitag abgeschickt worden sein.<br />
Für das Rechnungsjahr 1936 hatte die Gemeinde „Ausgaben für das Feuerlöschwesen“<br />
über 1304,50 RM, u.a. für die Instandhaltung <strong>der</strong> Geräte, Ergänzungen<br />
<strong>der</strong> Uniformierung, aber auch für Oberbrandmeister Spenglers Besuch<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>fachschule und <strong>Feuerwehr</strong>tage.<br />
Das Jahr 1938 im Zeichen <strong>der</strong> Eingemeindung, des 50-jährigen<br />
Jubiläums und <strong>der</strong> Neueinkleidung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
Seit <strong>der</strong> Eingemeindung <strong>Gonsenheim</strong>s am 1. April 1938 unterstand die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> unter ihrem Oberbrandmeister Spengler <strong>der</strong><br />
fachlichen Aufsicht von Branddirektor Noehl <strong>der</strong> Berufswehr <strong>Mainz</strong>. Weil älteres<br />
bedrucktes Papier noch benutzt werden sollte, stand auf dem Briefkopf noch<br />
immer <strong>der</strong> Name „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“ mit einem Logo, das<br />
Werkzeuge <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> zeigte, wie Leiter, Helm, Hammer und Trompete. Der<br />
Stempel war aber neu gestaltet: oben die Umschrift „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>“ und unter einem Helm mit Hakenkreuz zwei weitere Bezeichnungen<br />
„<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>“ und „Normalzug RL 12 Halbzug HL 13“. In den „Amtlichen<br />
Nachrichten“ stand sogar <strong>–</strong> dem Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 folgend <strong>–</strong><br />
„Feuerlöschpolizei (Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>, Löschzüge <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>)“.<br />
Nur die Begrüßungen und einige Bezeichnungen deuten auf den<br />
NS-Staat. Einmal wurde erwähnt, dass „wegen Verletzung gegen die Dienstvorschriften“<br />
bestraft werden musste.<br />
Gerade 1938 spielten die Vorbereitungen zum Vereinsjubiläum eine große Rolle,<br />
aber auch sonst wurden Ehrenmitglie<strong>der</strong> ernannt, über goldene Hochzeiten und<br />
Jubiläen gesprochen. Die Protokolle geben ein recht friedliches Vereinsleben<br />
57
wi<strong>der</strong>. Von NS-Weltanschauung und Kampf gegen An<strong>der</strong>sdenkende ist nicht die<br />
Rede. Vielleicht hat man auch mögliche Kontroversen nicht schriftlich festhalten<br />
wollen, um keine Angriffspunkte zu haben. Allerdings wurde nach dem Krieg, in<br />
<strong>der</strong> Vorstandssitzung vom 26. Mai 1946, beschlossen: „Alle älteren schriftlichen<br />
Unterlagen unserer Wehr, die nicht stichhaltig sind, sollen vernichtet werden.<br />
Wichtige Schriftstücke werden in dem Geräteraum aufbewahrt.“ Die Begriffe<br />
„ältere (…) nicht stichhaltig (…) wichtige Schriftstücke“ sind sehr schwammig<br />
und nach allen Seiten hin interpretierbar. Insgesamt muss man annehmen, dass<br />
einiges absichtlich vernichtet werden sollte.<br />
Die <strong>Jahre</strong>shauptversammlung fiel 1938 ausgerechnet auf Karfreitag, den<br />
15. April, bei <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Branddirektor und die <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr gegenseitig<br />
„eine ersprießliche gemeinsame Tätigkeit zum Besten unserer engeren Heimat<br />
und zum Wohle unseres geliebten Vaterlandes“ wünschten.<br />
Fand während des 25-jährigen Jubiläums 1913 <strong>der</strong> Rheinhessische Provinzialfeuerwehrtag<br />
statt, so sollte bei <strong>der</strong> „Feier <strong>der</strong> 50-jährigen Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>“ vom Samstag, dem 2. Juli,<br />
bis Montag, dem 5. Juli 1938, wenigstens <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrtag abgehalten<br />
werden. Zwischen dem nun zum Ortsvorsteher ernannten Grabfel<strong>der</strong> und Ober-<br />
Brandmeister Spengler waren schon Vereinbarungen zur „Ausschmückung des<br />
Kundgebungsplatzes“, dem heutigen Juxplatz, und zum „Aufbau eines Podiums<br />
am Rathaus“ getroffen worden, doch wegen „<strong>der</strong> noch herrschenden Maul- und<br />
Klauenseuche in einigen Orten des Kreises <strong>Mainz</strong>“, fiel <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrtag<br />
aus. Der „<strong>Mainz</strong>er Anzeiger“ berichtete in seinem Artikel über die „Jubelfeier“<br />
mit <strong>der</strong> Schlagzeile „Fünfzig <strong>Jahre</strong> im Dienst <strong>der</strong> Gemeinschaft“: „Zum Jubiläum<br />
wurden die Männer <strong>der</strong> Löschzüge von <strong>der</strong> Gemeinde neu eingekleidet, sie<br />
tragen jetzt die reichseinheitliche Uniform.“ Der <strong>Gonsenheim</strong>er Schnei<strong>der</strong>meister<br />
Johann Michael hatte 30 <strong>Feuerwehr</strong>röcke zu je 38,50 Reichsmark , insgesamt<br />
für 1155 RM angefertigt.<br />
Beim samstäglichen Kameradschaftsabend wurden nach den üblichen<br />
Begrüßungen neun <strong>Feuerwehr</strong>leute als Gründungsmitglie<strong>der</strong> für 50-jährige<br />
Mitgliedschaft geehrt. Oberbrandmeister Spengler „wies“ <strong>–</strong> nach dem Bericht<br />
des „<strong>Mainz</strong>er Anzeigers“ <strong>–</strong> „bei <strong>der</strong> Ehrung <strong>der</strong> Jubilare darauf hin, dass die Auszeichnung<br />
von Männern, die sich jahrzehntelang in den Dienst <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />
selbstlos und uneigennützig gestellt haben, eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
habe.“ Diese ehrenden Formulierungen werden auch heutzutage gebraucht.<br />
58
1938 <strong>–</strong> 50-jähriges Bestehen<br />
Auch <strong>der</strong> „Bürgermeister“ benutzte solche Worte. Ein als Parteigenosse angekündigter<br />
Redner, <strong>der</strong> die Geschichte <strong>der</strong> Wehr schil<strong>der</strong>te, formulierte die<br />
Ehrung eher dem Geist <strong>der</strong> NS-Zeit entsprechend: „Kein Dank an den Führer<br />
für alles, was er für Volk und Nation schuf, könne schöner sein, als freudiger<br />
Einsatz für die Volksgemeinschaft.“ Durch die Dominanz des Führers in dieser<br />
Formulierung treten die geehrten <strong>Feuerwehr</strong>männer ganz in den Hintergrund.<br />
Der Abend wurde sportlich gestaltet durch das Auftreten <strong>der</strong> Turner und Tänzer<br />
bei<strong>der</strong> Turnvereine und musikalisch durch die drei <strong>Gonsenheim</strong>er Gesangvereine<br />
Cäcilia, Einigkeit und Heiterkeit und die eigene <strong>Feuerwehr</strong>-Kapelle unter<br />
Obermusikmeister Otto Lischke mit einem von ihm komponierten Marsch und<br />
einem „KdF-Potpourri“, benannt nach <strong>der</strong> NS-Freizeit-Organisation KdF = Kraft<br />
durch Freude.<br />
59
Nach Kirchgang und Toten-Ehrung gab es am Sonntagnachmittag wie<strong>der</strong> eine<br />
Schulübung <strong>der</strong> Wehr mit Fuß- und Geräteexerzieren auf dem Juxplatz und eine<br />
Brand-Angriffsübung am Rathaus. Ein Feuer im Dachstuhl sollte von zwei Seiten<br />
mit Schlauchleitung von zwei Hydranten über Leitern bekämpft und wertvolle<br />
Akten mit dem Rettungsschlauch gerettet werden. Die Motorspritze war nach<br />
einiger Zeit am Gonsbach aufgestellt und unterstützte die Brandbekämpfung.<br />
Als <strong>der</strong> Druck eines Hydranten nachließ, wurde eine Saug- und Druckspritze<br />
eingeschaltet, die das Wasser aus einem Brunnen in <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Straße nahm.<br />
Ein „Wehrmann“ wurde wegen einer Rauchvergiftung, ein an<strong>der</strong>er wegen eines<br />
Unterarmbruchs <strong>der</strong> Sanitätsabteilung übergeben.<br />
Es folgte ein „Propagandamarsch“ durch die festlich geschmückten Straßen,<br />
„um die Jugend für die Aufgaben <strong>der</strong> Löschzüge zu begeistern und um ihren Eintritt<br />
zu werben.“ Bei <strong>der</strong> Jubiläumsfeier in <strong>der</strong> großen Turnhalle traten dieselben<br />
Vereine wie am vorgehenden Abend auf.<br />
Am Montag begann <strong>der</strong> Frühschoppen um 10 Uhr, am Nachmittag folgte ein<br />
erneuter „Propagandamarsch“ zum „kameradschaftlichen Beisammensein“ mit<br />
Tanz in <strong>der</strong> Turnhalle. Festlicher Höhepunkt und Abschluss zugleich waren ein<br />
Volksfest mit Schlussball und „großem Feuerwerk“ um 23 Uhr, ausgeführt von<br />
Jacques Herrmann aus <strong>Mainz</strong>. Dauerkarten kosteten 60 Pfennig, Tageskarten<br />
für Samstag 30, für Sonntag 40 und für Montag 20 Pfennig.<br />
Für die Beurteilung können wir nur die Berichte des „<strong>Mainz</strong>er Anzeigers“ und<br />
die anerkennenden Worte des Kreisfeuerwehrführers heranziehen: „Unter<br />
zielbewusster Führung entwickelte sich die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>s<br />
zu einer <strong>der</strong> bestausgerüsteten und vorbildlich geschulten Wehren.“ Zur Übung<br />
heißt es: „Schnell und mit allem Ernst führten die Männer die Übung durch.<br />
Kreisfeuerwehrführer Astheimer sprach den Männern seine Anerkennung<br />
aus, ebenso <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Rettungswache vom Roten Kreuz, die aktiv in<br />
die Übung eingriff. (…) Die Löschzüge sind sehr sorgfältig geschult, <strong>der</strong> Einsatz<br />
erfolgte wohl überlegt. Eine disziplinierte, schnell und geistesgegenwärtig<br />
arbeitende <strong>Feuerwehr</strong>, je<strong>der</strong> Gefahr gewachsen.“<br />
60
Der Zweite Weltkrieg: verstärkte Anfor<strong>der</strong>ungen, Lücken durch<br />
Tod an <strong>der</strong> Front<br />
Im Vorfeld des Krieges wurden verstärkte Schulungen und dann auch zusätzliche<br />
Übungen eingeführt. Während des Krieges nahmen die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
für die <strong>Feuerwehr</strong> zu, vor allem weil durch Einberufung an die Front die Zahl<br />
<strong>der</strong> Wehrleute in <strong>der</strong> Heimat abnahm und die Zurückgebliebenen deshalb<br />
zusätzliche Aufgaben übernehmen mussten. Auch zivile Begriffe erhielten<br />
jetzt einen militärischen Klang. Ab 1939 hießen z. B. Versammlungen Appell<br />
und <strong>der</strong> Oberbrandmeister war jetzt Obertruppführer. Alle Wehren von Groß-<br />
<strong>Mainz</strong> wurden ab Oktober 1938 von November bis April zu monatlich zwei<br />
Unterrichtsstunden durch einen Kameraden einer an<strong>der</strong>en Wehr verpflichtet,<br />
wobei unentschuldigtes Fehlen weitergemeldet werden musste. Ab April 1940<br />
mussten zusätzliche Übungen am 1. und 3. Samstag im Monat durchgeführt<br />
werden. Im Sommer musste wegen Brandgefahr eine Brandwache von sechs<br />
bis 21 Uhr auf dem Lennebergturm aufgestellt werden. Durch die Einberufung<br />
zum Militärdienst verblieben im September 1941 nur noch 26 Aktive mit vier<br />
Alters aktiven. Die Folge waren häufige Nachrufe und ehrendes Andenken für<br />
gefallene Kameraden. Der Obertruppführer wurde deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />
„Stellen <strong>der</strong> einberufenen Kameraden durch ortsansässige Männer“ zu ergänzen.<br />
Brauchten bei Kriegsanfang nur bestimmte Alarmgruppen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
bei Fliegeralarm zur Verfügung zu stehen, so musste sich von August 1942 an<br />
„die gesamte Wehr bei Fliegeralarm im Luftschutzkeller einfinden.“ Im Februar<br />
1943 bestand die Wehr nur noch aus 17 Männern, die aber „durch 21 ortsansässige<br />
Männer“ zu einer Gesamtzahl von 38 verstärkt wurde. Aus <strong>der</strong> Hitlerjugend<br />
(HJ) wurde eine <strong>Feuerwehr</strong>-HJ, die bei den Einsätzen den erwachsenen Feuermännern<br />
assis tieren musste. Nach dem Krieg berichtete <strong>der</strong> Ober-Brandmeister,<br />
die Verpflichteten und die Jugendfeuerwehr seien kein richtiger Ersatz gewesen.<br />
Am 11. Februar 1943 wurde beson<strong>der</strong>s erwähnt: „Le<strong>der</strong> zum Besohlen <strong>der</strong> Schuhe<br />
wird uns auch weiterhin zugeteilt.“ Wenn solche Selbstverständlichkeiten<br />
beson<strong>der</strong>s herausgestellt wurden, dann bestand Mangel in <strong>der</strong> Versorgung. Ab<br />
März 1943 unterstand die Wehr sogar <strong>der</strong> SS-Gerichtsbarkeit. Die Aktiven waren<br />
vom Dienst in <strong>der</strong> Heimatflak befreit. Nach dem letzten Bericht <strong>der</strong> Vorstandssitzung<br />
am 21. März 1943 enden die Protokolle von Schriftführer Bubach. Bombenabwürfe<br />
auf <strong>Gonsenheim</strong>, die es seit 1940 gegeben hat, und <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong><br />
<strong>Feuerwehr</strong> bei <strong>der</strong> Bekämpfung von Bränden wurden allerdings nicht genannt.<br />
Noch war das NS-Regime an <strong>der</strong> Macht und Überwachung groß.<br />
61
Die Weltkriegsbilanz: ein Resümee des Kommandanten vom<br />
November 1945<br />
Da klingen die Aussagen des Kommandanten <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />
in <strong>der</strong> 1. Generalversammlung nach Kriegsende am 11. November 1945 unter<br />
Aufsicht von Vertretern <strong>der</strong> französischen Besatzungsmacht wesentlich<br />
ernüchtern<strong>der</strong>. Zuerst trat <strong>der</strong> alte Vorstand von seinen Posten zurück, wurde<br />
aber dann einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt: Brandmeister Heinrich Spengler, Schriftund<br />
Kassenwart Wilhelm Bubach, Zeugwart Peter Neuhäuser und die weiteren<br />
Vorstandsmitglie<strong>der</strong> Franz Arthur Becker und Hans Brügel. Neu gewählt wurden<br />
Karl Alois Becker, Ludwig Jakob Hofmann und Ferdinand Secker.<br />
Anschließend durfte <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählte Kommandant Spengler zum ersten<br />
Mal in einem Bericht die erschütternden Tatsachen ansprechen, die dann auch<br />
schriftlich im Protokoll festgehalten wurden. 45 <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
waren im Zweiten Weltkrieg umgekommen, 16 gefallen, sieben vermisst und 22<br />
verstorben. Jetzt durfte er anprangern, dass die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> sich nicht<br />
mehr frei verhalten durfte, seitdem sie als Polizeitruppe vereidigt worden war.<br />
Dann berichtete er über die immer größer werdenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />
<strong>Feuerwehr</strong>. Die Einberufungen an die Front wären zwar durch Neuverpflichtete<br />
etwas ausgeglichen worden, die aber nach kurzer Zeit auch an die Front abgezogen<br />
wurden. Die Verpflichteten und eine Jugendfeuerwehr hätten keinen<br />
gleichwertigen Ersatz für ausgebildete <strong>Feuerwehr</strong>leute gebracht. Die Zahl <strong>der</strong><br />
Übungen hätte von sechs bis acht vor dem Kriege bis zu 28 im Jahr 1943 zugenommen.<br />
Die Fliegergefahr habe seit 1941 für die <strong>Feuerwehr</strong> bei 472 Alarmen<br />
367 Einsätze erfor<strong>der</strong>t, die Kameraden hätten mindestens 500 Stunden dafür<br />
geopfert. Zu auswärtigen Einsätzen sei die Wehr 19 Mal ausgerückt, allein 17 Mal<br />
nach <strong>Mainz</strong>. Von 1942 bis 1944 wären fünf kleinere Brände zu bekämpfen gewesen,<br />
bei Angriffen auf <strong>Gonsenheim</strong> acht Einsätze, wobei die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
„mehrmals sogar mehrere Tage hilfsbereit zur Verfügung“ standen.<br />
Dann formulierte er die Aufgaben <strong>der</strong> Wehr für die Nachkriegszeit: „unsere<br />
Wehr wie<strong>der</strong> in friedlicher Arbeit auf- und auszubauen, für jungen Nachwuchs<br />
zu sorgen und so wie<strong>der</strong> eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu schaffen (…) wie die<br />
Vorfahren und Grün<strong>der</strong> unserer Wehr sie geplant und aufgebaut haben.“ Der<br />
Abschiedsgruß war jetzt wie<strong>der</strong> ein dreifaches „Gut Wehr“.<br />
62
Die Nachkriegs- und Besatzungszeit ab 1945<br />
Bei <strong>der</strong> Generalversammlung am 11. November 1945, als <strong>der</strong> alte Vorstand<br />
zurücktrat, aber einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt wurde, begrüßte Brandmeister<br />
Spengler als Vorsitzen<strong>der</strong> neben den „anwesenden Kameraden (auch) einen<br />
Vertreter <strong>der</strong> Französischen Militärregierung“. Die französische Besatzungsmacht<br />
versuchte nach dem Zweiten Weltkrieg die Tätigkeit von <strong>Feuerwehr</strong>en<br />
einzudämmen. Zuerst waren Aktivitäten <strong>der</strong> Wehr überhaupt nicht erlaubt. Erst<br />
unter <strong>der</strong> Aufsicht eines französischen Kommandanten durfte im August 1945<br />
die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> eine Übung durchführen, die sehr gelobt wurde<br />
und „die Erlaubnis zum Tragen <strong>der</strong> Uniform und die Ausübung des aktiven<br />
Brandschutzes“ einbrachte. Die Aktiven nahmen wie<strong>der</strong> eine „geregelte Dienstleistung“<br />
auf. „Die Geräte wurden ausgebessert und ergänzt, junge Bürger<br />
schlossen sich <strong>der</strong> Wehr an und das Leben in dieser verschworenen Gemeinschaft<br />
nahm wie<strong>der</strong> seinen normalen Gang.“ So heißt es in <strong>der</strong> Festschrift zum<br />
75-jährigen Jubiläum 1963, doch diese arme Besatzungszeit nach dem Krieg war<br />
alles an<strong>der</strong>e als normal.<br />
Schrift- und Kassenwart Wilhelm Bubach schied aus gesundheitlichen Gründen<br />
als Schrift- und Kassenwart aus. Die beiden Aufgabenbereiche wurden<br />
geteilt. Als Schriftwart wurde in <strong>der</strong> Generalversammlung vom 22. April 1946<br />
<strong>der</strong> Heimatforscher Konrad Veit Becker gewählt, Kassenwart wurde Joseph Eck.<br />
Die Sterbekasse nahm ihre Tätigkeit wie<strong>der</strong> auf. Bei <strong>der</strong> Vorstandssitzung am<br />
26. Mai 1946 wurde beschlossen: „Alle älteren schriftlichen Unterlagen unserer<br />
Wehr, die nicht stichhaltig sind, sollen vernichtet werden. Wichtige Schriftstücke<br />
werden in dem Geräteraum aufbewahrt.“ Die Begründungen „nicht stichhaltig“<br />
für die Vernichtung und „wichtig“ für die Aufbewahrung sind so vage und auslegbar,<br />
dass man in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Entnazifizierung sofort an die Vernichtung von<br />
belastendem Material denken muss.<br />
Nach dem restriktiven Feuerlöschgesetz <strong>der</strong> Besatzungszeit durfte die aktive<br />
Wehr nur aus 30 Mann bestehen. Die Altersgrenze für <strong>Feuerwehr</strong>leute unterhalb<br />
<strong>der</strong> Stufe des Löschmeisters betrug 50 <strong>Jahre</strong>, oberhalb des Löschmeisters<br />
60 <strong>Jahre</strong>. Deshalb musste Oberbrandmeister Spengler das Amt des Kommandanten<br />
abgeben. In <strong>der</strong> Vorstandssitzung vom 22. Dezember 1946 wurde<br />
Josef Alois Eck als Nachfolger vorgeschlagen. Bei <strong>der</strong> Generalversammlung vier<br />
Tage später musste die Neuwahl verschoben werden, weil <strong>der</strong> die Versammlung<br />
leitende Spengler einen Telefonanruf vom Kommandanten <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr<br />
<strong>Mainz</strong> Ingenieur Glarner bekam, <strong>der</strong> seit <strong>der</strong> Eingemeindung von 1938 dem<br />
63
<strong>Gonsenheim</strong>er Kommandanten übergeordnet war. Als Eck nun in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />
vom 23. Februar 1947 gewählt werden sollte, verlas Spengler<br />
das Schreiben <strong>der</strong> Stadt, in dem dieser schon zum kommissarischen Kommandanten<br />
ab 1. Februar ernannt worden war. Eck wollte aber auch die Zustimmung<br />
seiner aktiven Kameraden, die ihm mit 28 Ja-Stimmen das „volle Vertrauen“<br />
aussprachen. Neuaufnahmen und vor allem Ehrungen spielten weiterhin eine<br />
große Rolle. Bis zur Vorstandssitzung am 18. März 1947 war die <strong>Feuerwehr</strong> auf<br />
204 Mitglie<strong>der</strong> angestiegen, davon 169 zahlende- und 16 Ehrenmitglie<strong>der</strong>.<br />
15 aktive und vier passive Mitglie<strong>der</strong> befanden sich noch in <strong>der</strong> Gefangenschaft.<br />
1949 wurde aber schon über die sinkende Mitglie<strong>der</strong>zahl geklagt, weshalb zur<br />
Werbung im <strong>Freunde</strong>skreis aufgefor<strong>der</strong>t wurde. Es gab 1950 auch Klagen über<br />
mangelnden Besuch <strong>der</strong> Übungen.<br />
Von den 1950-er <strong>Jahre</strong>n aufwärts:<br />
Die Hauptgesprächsthemen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>-Versammlungen<br />
Die Protokolle <strong>der</strong> Vorstandssitzungen, <strong>der</strong> Voll- und <strong>Jahre</strong>shauptversammlungen<br />
bis 1966 geben ein lebendiges Bild <strong>der</strong> Aktivitäten <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>.<br />
Der Ausbildungsstand bei den jährlichen Abschlussübungen<br />
Die normalen Übungen, die nach <strong>der</strong> Winterpause, meist im März begannen,<br />
wurden wegen <strong>der</strong> Häufigkeit in den erhaltenen Protokollen bis 1966 nicht<br />
aufgeführt, wohl aber die jährlich stattfindende beson<strong>der</strong>e Abschlussübung<br />
des <strong>Jahre</strong>s. Da ist es interessant zu erfahren, was als Aufgabe gestellt worden<br />
ist und wie manche Wertungen ausfielen. Die Abschlussübung am 28. Oktober<br />
1951 begann um 8 Uhr mit schulmäßiger Übung im Schulhof, als Brandobjekt<br />
für eine Brandangriffsübung war das Sägewerk <strong>der</strong> Firma Barbara ausersehen.<br />
Für 1951 gibt es auch den Eintrag „2. Sieger beim Schnelligkeitswettbewerb in<br />
Mombach.“ Bei <strong>der</strong> Abschlussübung am 11. Oktober 1952 war das Kurfürstliche<br />
Schloss in <strong>Mainz</strong> Brandobjekt (Vollversammlung vom 3. Oktober 1952). 1953 fand<br />
eine Nachtübung statt, ebenfalls 1954 eine Nachtübung mit <strong>der</strong> Holzbaracke<br />
gegenüber dem Altersheim „Neumühle“ (heute großes Wohnhaus mit einer<br />
Steinmauer unterhalb <strong>der</strong> Realschule). 1955 war die Vierzehn-Nothelfer-Kapelle<br />
Brandobjekt, 1959 die <strong>Gonsenheim</strong>er Markthalle.<br />
64
1956 fand die Abschlussübung gemeinsam mit Bretzenheim und Weisenau in<br />
Bretzenheim statt. Die „Grundübung“ <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr wurde „sehr<br />
gelobt“, bei <strong>der</strong> Brandangriffsübung sei „<strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Wehren von <strong>Gonsenheim</strong><br />
und Bretzenheim schnellstens und exakt“ gewesen. Alle waren sich in <strong>der</strong><br />
<strong>Jahre</strong>shauptversammlung vom 12. März 1960 einig, dass junge <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />
auch zur <strong>Feuerwehr</strong>schule sollten.<br />
Jedes Jahr gab es Einladungen zum Besuch von Festen an<strong>der</strong>er befreundeter<br />
Wehren o<strong>der</strong> des Landesfeuerwehrfests. Wenn die eigene Kapelle auftreten<br />
sollte, wurde aber eine Geldsumme gefor<strong>der</strong>t, um zumindest die Beför<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Kapelle mit ihren Instrumenten zu finanzieren.<br />
Seit Anfang <strong>der</strong> 1950-er <strong>Jahre</strong> übernahm die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<br />
<strong>Gonsenheim</strong> auch Ordnungsdienst und Brandwache bei Veranstaltungen<br />
an<strong>der</strong>er Vereine, z. B. beim 25-jährigen Jubiläum und weiteren Turnieren des Reitund<br />
Fahrvereins, bei Erntedankfesten in <strong>der</strong> Markthalle, bei Nikolaus umzügen,<br />
dem Katholikentag in <strong>Mainz</strong> 1953, ab Mai 1954 auch Brandwache und Ordnungsdienst<br />
in <strong>der</strong> Turnhalle.<br />
Wenn die Protokolle und Zeitungsberichte einen Aufwärtstrend nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg und <strong>der</strong> kargen Nachkriegszeit verzeichnen, so müssen aber<br />
auch die in den Sitzungen erhobenen vereinzelten Klagen aufgeführt werden.<br />
Es sind allerdings nur die zu besprechenden Probleme aufgeführt, nicht, ob sie<br />
auch gelöst worden sind. Man darf annehmen, dass dies <strong>der</strong> Fall war, sonst wären<br />
sie erneut Gesprächsgegenstand gewesen. Im August 1954 wurde gerügt, dass<br />
die Pflege <strong>der</strong> Geräte nach dem aufgestellten Dienstplan von den Kameraden<br />
nur sehr mangelhaft eingehalten werde, darüber solle deshalb <strong>der</strong> Zeugwart<br />
besser darüber wachen. Unmut gab es in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>shauptversammlung am<br />
27. März 1955 auch mit <strong>der</strong> Bemerkung „in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wäre etwas faul“, dem<br />
vom Oberbrandmeister wi<strong>der</strong>sprochen und gerügt wurde. Beschwerden über<br />
mangelnde Teilnahme bei den Übungen gab es im November 1955. Deshalb<br />
wurde nochmals auf die Statuten hingewiesen, in denen es hieß: „Der Kamerad,<br />
<strong>der</strong> drei Mal unentschuldigt dem Dienst fernbleibt, wird nach dem Entscheid<br />
des Vorstands aus <strong>der</strong> Wehr ausgestoßen.“ Bei einer Aussprache wurden damals<br />
die Probleme jeweils geklärt. Bei zu häufigem unentschuldigtem Fehlen wurde<br />
1957 eine Mahnung ausgesprochen.<br />
Im Sommer 1965 berichtete die „Allgemeine Zeitung“ von Nachwuchssorgen<br />
in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>. Die Mannschaft von 60 aktiven<br />
Mitglie<strong>der</strong>n sei auf 48 Wehrmänner gesunken, von denen einige nahe an<br />
65
<strong>der</strong> Altersgrenze wären. Auch die Zahl <strong>der</strong> passiven Mitglie<strong>der</strong> sei rückläufig.<br />
Mangel an Musikern herrsche ebenfalls bei <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle. Kommandant<br />
Josef Eck schlug vor, neue Mitglie<strong>der</strong> zu werben, Ortsvorsteher Philipp Becker<br />
meinte, Hauseigentümer sollten <strong>Feuerwehr</strong>leute werden, wie es in <strong>Gonsenheim</strong><br />
Tradition wäre.<br />
Feste und Feiern<br />
Bei <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> mir vorliegenden Protokolle bis 1966 kann man nur zu einem<br />
Schluss kommen: mit dem Ausrüstungs- und Ausbildungsstand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
<strong>Feuerwehr</strong> sowie ihren Einsätzen bei Übungen und Bränden hat es<br />
wohl kaum Probleme gegeben, denn Hauptdiskussionsstoff war meistens die<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> Feiern. Manchmal reichte neben den Vorstandssitzungen nicht<br />
nur eine Generalversammlung, es musste sogar noch eine außerordentliche<br />
abgehalten werden, um alle Einzelheiten zu diskutieren und abzustimmen, den<br />
Ablauf vom gemeinsamen Gottesdienst bis zum abendlichen Theaterstück mit<br />
eigenen Schauspielern, die Eintritts-, Getränke- und Verzehrpreise, die Namen<br />
<strong>der</strong> einzuladenden Ehrengäste usw. usw.<br />
Trotz <strong>der</strong> armen Nachkriegszeit wurde Geselligkeit gepflegt. Zur „gerechten<br />
Verteilung des zur Verfügung stehenden Weins“ beim Kameradschaftsabend<br />
im Sängerheim an Neujahr 1947 wurden Weinkarten ausgegeben. Die Flasche<br />
„alter Wein“ kostete 1,50 RM, „neuer Wein“ 1 RM, <strong>der</strong> Eintrittspreis belief sich auf<br />
1 RM. Außerdem wurde bei <strong>der</strong> Generalversammlung vom 26. Dezember 1946<br />
gebeten, bis Silvester „etwas Brennmaterial zum Einheizen des Saales“ beim<br />
Wirt abzugeben.<br />
Das 60-jährige Jubiläum am 14. und 15. August 1948<br />
In 14 <strong>–</strong> in Worten vierzehn <strong>–</strong> Versammlungen und Sitzungen im ersten Halbjahr<br />
1948 wurde das 60-jährige Jubiläum am 14. und 15. August vorbereitet, obwohl<br />
man sonst nur das silberne o<strong>der</strong> goldene Jubiläum in dieser Größenordnung<br />
gefeiert hatte. Eine gewisse Unsicherheit kam auf, weil eine Währungsreform<br />
in <strong>der</strong> Luft lag, die auch am 20. Juni 1948 durchgeführt wurde. So hatte die Wehr<br />
schon im Vorfeld am 29. Februar entschieden, den „Mitgliedsbeitrag nur noch<br />
vierteljährlich einzuholen, um im Falle einer kommenden Währungsreform<br />
unserer Kasse noch einige Außenstände sicherzustellen.“ Spengler, nun Ehren-<br />
66
kommandant, stellte am 7. Juli sogar die Frage, ob das Fest überhaupt abgehalten<br />
werden sollte. Trotzdem wurden bei <strong>der</strong>selben Versammlung beschlossen,<br />
Ehrengäste einzuladen: die hohe französische Militärregierung, Innenminister<br />
Jakob Steffan, Regierungspräsident Dr. Rückert, Landrat Rüffer, Oberbürgermeister<br />
Dr. Kraus, Oberbaurat Dr. Schäfer, Bürgermeister Alexan<strong>der</strong>, Oberbrandingenieur<br />
Glarner, Kreisfeuerwehrführer a. D. Astheimer, Pfarrer Niklaus von<br />
<strong>der</strong> kath. Pfarrei St. Stephan, Pfarrer Dr. Held von <strong>der</strong> kath. Pfarrei St. Canisius,<br />
Dekan Hoffmann von <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde und Hugo Müller, Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Bauernvereine Rheinhessen. Das große Problem war: Wie wollte man<br />
in schwierigen Zeiten alle verköstigen und bewirten?<br />
Das Jubiläum begann mit einem Ständchen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle und <strong>der</strong> Überreichung<br />
eines „gemischten Korbs“ an den Ehrenkommandanten Jakob Franz<br />
Ammann zu seiner Goldenen Hochzeit. Beim Auszug aus <strong>der</strong> Kirche nach einem<br />
„Dankamt“ standen die Aktiven Spalier, während die <strong>Feuerwehr</strong>kapelle spielte.<br />
So wurde symbolisch von den neu aufstrebenden Aktiven <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
eine Verbindung hergestellt zu dem Kommandanten und den alten Kameraden<br />
schwieriger Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg. Am Samstagabend gab es einen<br />
Kommers mit den Ortsvereinen, <strong>der</strong> Sonntag begann mit dem Kirchgang und<br />
anschließen<strong>der</strong> Totengedenkfeier für die gefallenen und gestorbenen Kameraden,<br />
nachmittags fand eine Schauübung <strong>der</strong> Wehr statt und abends ein Festkonzert.<br />
Ein volles Programm drei <strong>Jahre</strong> nach dem fürchterlichsten aller Kriege!<br />
Trotz <strong>der</strong> finanziellen Sorgen um das Fest, konnte Oberbrandmeister Eck bei <strong>der</strong><br />
Vorstandssitzung am 23. September sogar verkünden, dass „sich die Einnahmen<br />
mit den Ausgaben im Gleichgewicht hielten.“<br />
Die Einführung neuer Feste<br />
Das Neujahrskonzert wurde im Jahr 1949 eingeführt und fand in <strong>der</strong> Folgezeit<br />
meist mit Verlosungen und abschließendem Tanz jedes Jahr statt, wobei ab 1952<br />
auch Theaterstücke aufgeführt wurden. Die Theaterspieler wurden zum Kneipabend<br />
eingeladen. Mitte <strong>der</strong> 50er <strong>Jahre</strong> traten auch die Gonsbachlerchen auf.<br />
Aufzeichnungen über dieses Fest gibt es bis 1960.<br />
Seit 1950 gab es auch einen Kneipabend, man hätte besser von einem Wurstabend<br />
o<strong>der</strong> „Worschtowend“ gesprochen, denn es gab keine Vorträge über die<br />
Gesundheitskuren des Wasserpfarrers Sebastian Kneipp. Schon von Anfang an<br />
entschied sich die Wehr für „Selbstschlachtung“ bei einem <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />
und den Verzehr ebenfalls in <strong>der</strong> Gaststätte eines Kameraden, abwechselnd<br />
67
ei Schrohe, Lukas (Sängerheim) o<strong>der</strong> Hedtler. Da <strong>der</strong> Zuspruch groß war, wurde<br />
1952 schon ein Schwein von 220 Pfund gebraucht. Später mussten wohl noch<br />
mehr Tiere dran glauben, denn auch die Prominenz <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> wurde<br />
eingeladen. Seit 1953 tauchte <strong>der</strong> Name Wurstabend auf. Aufzeichnungen bis<br />
1959 liegen vor.<br />
1950 wurde ein Waldfest eingeführt, das 1951 mit dem Silberjubiläum <strong>der</strong><br />
Musikkapelle zusammenfiel. Um 14 Uhr war Abmarsch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> mit <strong>der</strong><br />
Musikkapelle vom Vereinslokal Sängerheim zum Lenneberg, wo zwei Kapellen<br />
zum Tanz aufspielten, für Unterhaltung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> war gesorgt durch Wurstschnappen,<br />
Sackhüpfen und Eierlaufen. Auch die <strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerung<br />
war eingeladen worden. Das Fest endete um 23 Uhr mit einem Fackelzug durch<br />
den Wald zum Vereinslokal. Da jedes Jahr ein Defizit herauskam, wurde statt des<br />
Waldfestes ab 1953 ein Familienausflug durchgeführt, manchmal als Wan<strong>der</strong>ung<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln o<strong>der</strong> einem Bus (1954 nach Martinsthal)<br />
o<strong>der</strong> mit dem Schiff (1956 und 1960). Aufzeichnungen bis 1960.<br />
Dann gab es noch Kameradschaftsabende mit Musik im November o<strong>der</strong><br />
Dezember sozusagen als Dank für die Mühen. Am 6. Dezember 1952 konnte<br />
sogar durch Spenden jedem <strong>Feuerwehr</strong>mann eine Flasche Wein und ein Würstchen<br />
mit Brot gereicht werden, 1954 ein Schnitzel und drei Glas Wein. 1959<br />
wurden auch Damen eingeladen, zum Essen gab es „Leberklös“ und Sauerkraut,<br />
in späteren <strong>Jahre</strong>n waren Knoblauchwürste für „Mann und Frau frei“.<br />
Zur 75-Jahrfeier vom 20. bis 22. Juli 1963 lud die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> mit einem<br />
vollen Programm zu „drei festlichen Tagen im gastlichen <strong>Gonsenheim</strong>“ ein. Am<br />
Sonntag zuvor hatte <strong>der</strong> katholische Pfarrer Haenlein die neue Fahne in einem<br />
Festgottesdienst in St. Stephan geweiht, so dass sie während des Jubiläums<br />
enthüllt werden konnte. Am eigentlichen Festsamstag führte ein kleiner Umzug<br />
durch die Ortsstraßen zum Festkommers, <strong>der</strong> vier Stunden lang von <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Vereinen geboten wurde. Der Sonntag begann an <strong>der</strong> Maler-Becker-Schule<br />
mit einer Angriffsübung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> unter Mitwirkung<br />
<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr <strong>Mainz</strong> und einer Übung <strong>der</strong> eigenen Jugendfeuerwehr.<br />
Zum Jubiläum wurde dann vom <strong>Mainz</strong>er Dezernenten Ledroit ein neues<br />
Tanklöschfahrzeug übergeben. Der Pfarrer <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde Dr. Dr.<br />
Steitz hielt die Ansprache bei <strong>der</strong> Totengedenkfeier am <strong>Feuerwehr</strong>ehrenmal. Der<br />
Höhepunkt des Tages war <strong>der</strong> Große Festzug durch die mit Fahnen und Laubbäumen<br />
geschmückten Ortsstraßen mit 30 <strong>Feuerwehr</strong>en, vielen Musikkapellen,<br />
auch einer amerikanischen Kapelle, <strong>Feuerwehr</strong>veteranen in Kutschen, einer<br />
alten Pumpe und neuen Einsatzfahrzeugen. Es folgten am Nachmittag ein Fest-<br />
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1988 <strong>–</strong> Festumzug 100-jähriges Jubiläum<br />
konzert und am Abend ein Festball mit zwei Tanzkapellen. Der Montag schloss<br />
mit Frühschoppen, Kin<strong>der</strong>belustigung am Nachmittag und dem Abschlussball<br />
am Abend. Alle Festveranstaltungen fanden unter Beteiligung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Ortsvereine in <strong>der</strong> großen Turnhalle <strong>der</strong> Turngemeinde statt. Wer immer<br />
noch nicht genug hatte, <strong>der</strong> konnte sich am großen Vergnügungspark auf dem<br />
Juxplatz erfreuen (nach AZ-Berichten).<br />
Die 100-Jahrfeier 1988 wurde ganz an<strong>der</strong>s gestaltet. Im Vorfeld war ein Mal-,<br />
Bastel- und Aufsatzwettbewerb <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Schulen ausgeschrieben<br />
worden, um die Jugend für die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> zu interessieren. Wie<br />
erstaunt war die Jury, „mit wie viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen die<br />
Kin<strong>der</strong> zu Werke gegangen“ waren. Deshalb wurde ein Großteil <strong>der</strong> Werke in <strong>der</strong><br />
Schalterhalle <strong>der</strong> Volksbank <strong>Gonsenheim</strong> <strong>–</strong> heute VR-Bank <strong>–</strong> ausgestellt. Nach<br />
dem Fest wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet.<br />
Zum ersten Mal in <strong>der</strong> Vereinsgeschichte gab es eine Festwoche vom Samstag,<br />
dem 28. Mai, bis Montag, dem 6. Juni. Der erste Tag war beschränkt auf die<br />
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Akademische Feier in <strong>der</strong> großen TGM-Turnhalle. Der Sonntag begann mit einem<br />
evangelischen Gottesdienst und dem Totengedenken und leitete über zum Tag<br />
<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> im Garten des Gerätehauses mit Vorführungen und natürlich<br />
mit Speis und Trank bei Musik <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle. Am Mittwoch folgte das<br />
Festkonzert <strong>der</strong> Musikkapelle in <strong>der</strong> Großen Turnhalle, am Donnerstag die<br />
Übung „<strong>Feuerwehr</strong> gestern und heute“ mit Geräteschau und Dämmerschoppen<br />
in <strong>der</strong> Anlage hinter dem Gerätehaus und am Freitag und Samstag je ein Festabend<br />
mit Ortsvereinen und Allgäuer Gästen in <strong>der</strong> Großen Turnhalle. Das große<br />
Finale am Sonntag begann mit dem Katholischen Gottesdienst mit Kirchenchor<br />
und Allgäuer Gästen und am Nachmittag schlängelte sich ein Festzug durch<br />
die Ortsstraßen und zum Abschluss gab es ein Platzkonzert aller beteiligten<br />
Musikkapellen und Musikzüge vor <strong>der</strong> Großen Turnhalle und einem gleichzeitigen<br />
Kin<strong>der</strong>spielfest vor <strong>der</strong> Jahnturnhalle. Das vielseitige Wochenprogramm<br />
schloss am Montag mit einem Frühschoppen.<br />
Die Bekleidungsfrage<br />
Die vor <strong>der</strong> Eingemeindung von 1938 angeschafften Kleidungsstücke gehörten<br />
<strong>der</strong> Gemeinde. Da sie von <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong> während des Krieges abgeholt<br />
worden waren, for<strong>der</strong>te die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Ersatz. Doch die Städtische<br />
<strong>Feuerwehr</strong> lehnte ab. Im Februar 1951 gewährte die Landesregierung einen<br />
Zuschuss von 50 % bei <strong>der</strong> Anschaffung von 10-15 Stiefelhosen, kurz vor Weihnachten<br />
sollten es schon 30 sein. Im Oktober 1951 versprach die Stadt zehn<br />
Uniformröcke. Ausscheidende Kameraden sollten ihre Uniformhosen gegen<br />
Rückerstattung durch die Wehrkasse je nach Zustand zurückgeben. Anfang<br />
Januar 1952 gab die <strong>Feuerwehr</strong> 32 Hosen in Auftrag. 1955 bewilligte die Stadt<br />
für den Schuhkauf zehn DM für jeden <strong>Feuerwehr</strong>mann: darauf wurden 35 Paar<br />
Schaftstiefel für je 48 DM bestellt und im Mai 1956 verteilt.<br />
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Fazit: Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ist zwar erst 1888, verhältnismäßig spät,<br />
gegründet worden, doch alle Begutachtungen durch die dafür von <strong>der</strong> Behörde<br />
o<strong>der</strong> dem rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>verband eingesetzten <strong>Feuerwehr</strong>inspektoren<br />
o<strong>der</strong> Ausschüsse haben stets gute Beurteilungen des Ausbildungs- und<br />
Ausstattungsstandes abgegeben. Die beiden Weltkriege haben den jeweiligen<br />
Aufwärtstrend immer wie<strong>der</strong> gestoppt. Doch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />
und seit 1938 <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> hat die Neuanfänge immer wie<strong>der</strong><br />
gemeistert. Die Unterbringungsorte mögen ein Beispiel dafür bieten.<br />
Bis zum Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren Feuerspritze und Feuereimer im<br />
Keller und dann im Barocksaal des Renaissance-Rathauses untergebracht.<br />
Nach 1820 wurde das Beinhaus zum Spritzenhaus umfunktioniert. Erst 1900<br />
bekam die nun Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>der</strong> aufstrebenden Gemeinde ein eigenes<br />
Spritzenhaus. Schon 1932 setzte sich Bürgermeister Alexan<strong>der</strong> für den Bau<br />
eines neuen <strong>Feuerwehr</strong>hauses ein, doch <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg machte alle Pläne<br />
zunichte. 1951 wurde schon ein Antrag zur „Errichtung einer Feuerlöschstation“<br />
gestellt. Doch erst 1960 konnte die Wehr ihr neues <strong>Feuerwehr</strong>haus in <strong>der</strong> Maler-<br />
Becker-Straße beziehen. Josef „Joe“ Ludwig schrieb in <strong>der</strong> „Allgemeinen Zeitung“:<br />
„<strong>Gonsenheim</strong>s Wehr zog in ihr neues Heim. (…) Die Zeit <strong>der</strong> Einschränkungen<br />
ist jetzt vorbei: mit mo<strong>der</strong>nen Abstellräumen, vorbildlichen Unterkunfts- und<br />
Schulungsräumen, mustergültigen sanitären Anlagen und zwei Wohnungen<br />
genügt das neue Heim allen Ansprüchen.“<br />
Ein Jahr später wurde für die Toten <strong>der</strong> Wehr im Zweiten Weltkrieg ein Ehrenmal<br />
vor dem <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus eingeweiht.<br />
hermann-Dieter Müller<br />
5. Februar 2013<br />
Literaturnachweis auf Seite 96<br />
71
Entwicklung bis heute<br />
Herr Dr. Hermann-Dieter Müller hat mit diesen detaillierten Aufzeichnungen<br />
sehr Eindrucksvoll die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Gonsenheim</strong> bis in die 60er <strong>Jahre</strong> hinein aufgezeigt. Hiefür gebührt Ihnen, Herr<br />
Dr. Hermann-Dieter Müller, unser aufrichtiger Dank!<br />
Wie ging es nun weiter? Sie konnten den Aufzeichnungen entnehmen, dass sich<br />
im Wesentlichen die Entwicklung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> auf die Belange<br />
<strong>Gonsenheim</strong>s konzentrierten. Mit <strong>der</strong> Eingemeindung zur Stadt <strong>Mainz</strong>, 1938,<br />
än<strong>der</strong>te sich dies. Denn nun war <strong>Gonsenheim</strong> für die Aufrechterhaltung des<br />
Brandschutzes nicht mehr alleine verantwortlich. Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />
wurde von <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr verwaltet und unterstand auch dieser. Dies ging<br />
natürlich nicht nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam. Dem Ganzen lag das<br />
gegenseitige Ergänzen und Unterstützen zugrunde. Denn auch die Stadt <strong>Mainz</strong><br />
wusste, dass sie eine Berufsfeuerwehr, die den Brandschutz für das ganze Stadtgebiet<br />
sichern sollte, nur mit Hauptamtlichen nicht unterhalten konnte. So entstand<br />
die aus wirtschaftlicher Sicht günstige und effiziente Symbiose zwischen<br />
<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr <strong>Mainz</strong> und <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>.<br />
Im übrigen war die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ja nicht <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr unterworfen.<br />
Vielmehr standen sie (und sie stehen heute noch) in Einsätzen, gleichberechtigt,<br />
Schulter an Schulter und bekämpften die Gefahren.<br />
Kommandant Josef Alois Eck (1947 <strong>–</strong> 1967) hatte die Interessen <strong>der</strong> Wehr<br />
gegenüber <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> zu vertreten. Er musste dafür sorgen, dass seine<br />
Wehr ordentlich ausgerüstet wurde. Ob dies nun Schutzkleidung für die Mannschaft,<br />
Material für das Fahrzeug o<strong>der</strong> gar ein neues Fahrzeug war musste er<br />
dies <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr gegenüber geltend machen. Oft ein sehr schwieriges<br />
Unterfangen, denn wie sollte es an<strong>der</strong>s sein …, Geld war nie in den Kassen.<br />
Mitte <strong>der</strong> 50er <strong>Jahre</strong> meldete Kommandant Eck den Bedarf eines neuen Gerätehauses<br />
an. Dies traf auf große Zustimmung und Freude. Allerdings wurden dann<br />
sehr kontrovers die verschiedenen Vorstellungen über den Standort desselben<br />
diskutiert. Als die Stadt die Ölwiese als Standort vorschlug, schlugen die<br />
Gemüter <strong>der</strong> Empörung sehr hoch. Traf man dort doch die Lebensa<strong>der</strong> des<br />
<strong>Gonsenheim</strong>er Gemüseanbaues. Der größte Teil <strong>der</strong> Aktiven <strong>der</strong> Wehr kam<br />
aus <strong>der</strong> Landwirtschaft, diese sahen ihre Existenz bedroht. Die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Frühkarotte, die in <strong>der</strong> Ölwiese anbebaut wurde und auf den Märkten vieler<br />
großen Städte, ja sogar im Ausland, sehr guten Ruf genoss, war plötzlich in ihrer<br />
Existenz gefährdet.<br />
72
1960 <strong>–</strong> Neues Gerätehaus<br />
Für die <strong>Feuerwehr</strong> war unverständlich, dass ihr Vorschlag, ein Teil <strong>der</strong> Parkanlage<br />
an <strong>der</strong> Pfarrer-Grimm-Straße für das Gerätehaus zur Verfügung zu stellen keine<br />
Zustimmung fand. Das Gelände war im Besitz <strong>der</strong> Stadt und lag sehr zentral. So<br />
konnte es im Einsatz von allen schnell erreicht werden bzw. erreichte man von<br />
dort die Einsatzstelle recht zügig.<br />
Wie so oft im Leben wurde dann doch ein Kompromiss gefunden. Der damalige<br />
Ortsbeirat J. Nikolaus brachte das Gelände „alter Friedhof“ an <strong>der</strong> Maler-Becker-<br />
Straße ins Spiel. Auch dieses war in städtischen Händen und somit günstig und<br />
die Lage war schließlich für alle auch zufriedenstellend. Ein guter Kompromiss!<br />
So dauerte es ca. sechs <strong>Jahre</strong> von <strong>der</strong> Idee bis zur Fertigstellung des Gerätehauses<br />
1960/61. Unzählige Stunden haben die damaligen Kameraden darin investiert,<br />
um ein funktionstüchtiges Gerätehaus aber auch einen gemütlichen Versammlungsraum<br />
für ihre Besprechungen zu haben. Ehrenamtliche Leistungen, die die<br />
Belastungen des öffentlichen Haushaltes erheblich reduzierten.<br />
In <strong>der</strong> gleichen Zeit wurde es auch erfor<strong>der</strong>lich den Fahrzeugpark an die neuen<br />
Gegebenheiten anzupassen. So wurde im Oktober 1956 das alte Löschfahrzeug<br />
LF 25 durch zwei neue Busse ersetzt. Ein Tragkraftspritzenfahrzeug und<br />
ein Mannschaftswagen. Die beiden Kameraden Ernst Ammann und Toni Eck<br />
73
waren für die Reinigung <strong>der</strong> Fahrzeuge verantwortlich. Diese hatte alle 14 Tage<br />
zu erfolgen.<br />
Das neue Tragkraftspritzenfahrzeug hatte natürlich auch die neuen Löschgeräte<br />
verladen, sodass den <strong>Feuerwehr</strong>männern um Eck klar wurde, dass die „guten<br />
alten <strong>Feuerwehr</strong>zeiten“ vorbei waren. Um den Brandschutz weiterhin sichern<br />
zu können wurde beschlossen, dass je<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>mann die <strong>Feuerwehr</strong>schule<br />
besuchen musste.<br />
Wirtschaftlicher Aufschwung und rasante technische<br />
Entwicklung<br />
Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und <strong>der</strong> gleichzeitig stattfindenden<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung in <strong>der</strong> Gesellschaft wurde auch <strong>der</strong> Wettlauf mit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
eingeläutet. Immer mehr Haushalte konnten sich mo<strong>der</strong>ne technische Geräte<br />
bzw. neue Möbel leisten. Hiermit zogen natürlich neue Materialien in nahezu<br />
jeden Haushalt. Kunststoffe, gleich ob sie in Möbeln, Geräten o<strong>der</strong> Baustoffen<br />
vorhanden waren, bargen Gefahren. Der Brandrauch bei Bränden wandelte sich<br />
in ein Gemisch aus Brandrauch und gefährlichen Gasen. Sehr schnell konnte<br />
man bei fast jedem Brand von gefährliche Brandrauchgasen ausgehen. Dies<br />
machte den Einsatz von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Unter den Kommandanten Johann Eduard Becker (1967 <strong>–</strong> 1975) und Ernst<br />
Ammann (1975 <strong>–</strong> 1992) musste die Verbesserung des Ausbildungsstands und<br />
<strong>der</strong> Ausrüstung konsequent weiter verfolgt werden. Beides musste eng mit<br />
<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr abgeglichen werden. Der Fahrzeugpark wurde um ein<br />
wasserführendes Tanklöschfahrzeug (1963) erweitert. Anfang <strong>der</strong> 70er <strong>Jahre</strong><br />
wurde die Landesübungsordnung durch die bundeseinheitliche <strong>Feuerwehr</strong><br />
Dienstvorschrift 4 (FwDV 4) ersetzt. Bis dahin hatte jedes Bundesland eine<br />
eigene Übungsordnung. Ab jetzt war sie für alle <strong>Feuerwehr</strong>leute in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik gleich. Eine wichtige Voraussetzung, um alle <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />
nach dem gleichen Konzept auszubilden. Im März 1974 konnte Ernst Ammann<br />
ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 als Ersatz für das Tragkraftspritzenfahrzeug<br />
entgegennehmen. Natürlich lief schon lange nichts mehr ohne mo<strong>der</strong>ne<br />
Kommunikationstechniken wie Funk. Hier mussten regelmäßige Schulungen<br />
die Bedienung <strong>der</strong> Geräte sowie das Verhalten im Funkverkehr (Funkdisziplin!)<br />
sicherstellen.<br />
74
Immer mehr theoretisches Wissen (Löschtaktiken usw.) sowie <strong>der</strong>en Umsetzung<br />
in praktischen Übungen waren erfor<strong>der</strong>lich, um einen effizienten Brandschutz<br />
zu erhalten. Ernst Ammann mobilisierte 1978 <strong>Gonsenheim</strong>s Bürger und Geschäftswelt<br />
um einen Mannschaftswagen zu beschaffen. Dank <strong>der</strong> großartigen<br />
und großzügigen Unterstützung konnte dieser bereits 1979 in Dienst gestellt<br />
werden. Das Gerätehaus wurde unter Ammanns Fe<strong>der</strong>führung im <strong>Jahre</strong> 1982<br />
erneut den neuen Bedürfnissen angepasst. Auch dies konnte nur mit Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Geschäftswelt sowie mit Eigeninitiative<br />
gemeistert werden. Im Oktober 1987 wurde das Tanklöschfahrzeug durch ein<br />
Löschgruppenfahrzeug LF 8/12, mit 1.200 L Wasser an Board ersetzt. Ein Fahrzeug,<br />
dass gleichermaßen bei Wohnungsbränden (Leiter, Atemschutz, Wasser)<br />
wie auch zu Pkw-Bränden (Schnellangriffseinrichtung) eingesetzt werden<br />
konnte. Dieses Fahrzeug ist auch heute noch, 26 <strong>Jahre</strong> später, im Einsatz! Im<br />
Dezember 1990 wurde mit Mitteln des För<strong>der</strong>vereins und <strong>der</strong> Firma Opel Becker<br />
ein Einsatzleitfahrzeug beschafft und in Dienst gestellt.<br />
Die Alarmierung über Sirene wurde 1989 durch die so genannte stille Alarmierung<br />
mittels analoge Funkmeldeempfänger (FME), den je<strong>der</strong> aktive <strong>Feuerwehr</strong>angehörige<br />
bei sich trägt, abgelöst. Gelegentlich führte dies zur Rückfrage,<br />
ob die <strong>Feuerwehr</strong> noch existiere, denn man hörte ja, vom Martinshorn mal<br />
abgesehen, nichts mehr von ihr … Ja, die Freiwilligen gibt es noch! Die Anfangs<br />
noch analogen Funkmeldeempfänger (FME) wurden inzwischen durch digitale<br />
Textmel<strong>der</strong> (DME) ersetzt.<br />
Im Jahr 1990 wurde <strong>der</strong> Verein: „Verein <strong>der</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<br />
<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“ gegründet. Dieser hat die Aufgabe Mitgliedsbeiträge und<br />
Spenden zum Wohle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> einzusetzen. Mit dessen ideeller<br />
und materieller Unterstützung konnten die Beschaffung und Bestückung von<br />
Fahrzeugen vorangetrieben und die Ausrüstung <strong>der</strong> Mannschaft aufgebessert<br />
bzw. das Gerätehaus erweitert werden.<br />
So wurde 1996 die Fahrzeughalle erweitert, 2003 ein Lagerraum und 2005 die<br />
Verkaufsstände angebaut und 2012 <strong>der</strong> Mannschaftsraum renoviert und mit<br />
mo<strong>der</strong>nen Spinten versehen. Natürlich hat auch die Wehr in vielen Arbeitsstunden<br />
das ihre dazu beigetragen.<br />
Ernst Ammann übergab 1992 die Wehr an seinen Nachfolger Stephan Scheer,<br />
<strong>der</strong> diese bis heute noch leitet. Unter Scheers Leitung wurde die Ausbildung <strong>der</strong><br />
75
Aktiven weiter vorangetrieben. Das LF 8 (Opel Blitz) wurde vorübergehend durch<br />
ein TroTLF <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr und dieses wie<strong>der</strong>um durch ein LF 16 TS ersetzt.<br />
LF steht für Löschfahrzeug und die darauf folgende Zahl gibt die Leistung (Liter<br />
pro Minute) an, die die Pumpe leisten muss.<br />
Der 1979 durch die Wehr beschaffte Mannschaftswagen wurde 2001 durch<br />
zwei Mannschaftswagen (davon einer mit Ladefläche) ersetzt. Dies war nur mit<br />
<strong>der</strong> finanziellen Unterstützung durch den „Verein <strong>der</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“ möglich.<br />
Herausragende Einsätze<br />
Hier können nur beson<strong>der</strong>e Einsätze aufgezählt werden. Die Wehr wird<br />
durchschnittlich 40 mal im Jahr alarmiert. Ab und zu mit Spitzen bis zu 100<br />
Alarmierungen. Alarmierung heißt nicht gleich Einsatz. Eingebranntes Kochgut,<br />
Brandmeldeanlagen usw. bedeuten zwar eine Alarmierung und heißt auch, dass<br />
die Kameraden zum Gerätehaus eilen müssen, aber wenn die Berufsfeuerwehr<br />
bereits vor Ort ist und Entwarnung geben kann ist oft ein Ausrücken nicht mehr<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Unwettereinsätze können die Anzahl <strong>der</strong> Alarmierung stark in die<br />
Höhe treiben.<br />
Januar 1977: Brand des Astoria Club. Dieser wurde total vernichtet. Die angrenzende<br />
Tankstelle und ein Nachbargehöft waren unmittelbar gefährdet. Die<br />
<strong>Feuerwehr</strong> war stundenlang im Einsatz. Ein <strong>Feuerwehr</strong>mann, Franz Krollmann,<br />
zog sich bei einer Verpuffung schwere Brandverletzungen zu.<br />
Dezember 1977: Brand in <strong>der</strong> Soya-Mühle in Weisenau. Bedeutete stundenlange<br />
Nachbarschaftshilfe. Alle <strong>Feuerwehr</strong>en von <strong>Mainz</strong> und darüber hinaus waren im<br />
Einsatz.<br />
April 1979: Wohnungsbrand Alfred-Delp-Straße. Hier waren zwei Tote und eine<br />
schwerverletzte Person, ebenfalls ein <strong>Feuerwehr</strong>mann, zu beklagen.<br />
September 1981: Brand in <strong>der</strong> Holzhandlung Barbara. Bei diesem weithin sichtbaren<br />
Schadensfeuer entstand immenser Schaden. Noch größerer Schaden<br />
konnte durch das beherzte Eingreifen <strong>der</strong> Wehren verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
Ostern 1988: Brand in den Unikliniken. Auch hier stundenlanger Einsatz, <strong>der</strong> die<br />
Kameraden bis an ihre Leistungsgrenze for<strong>der</strong>te.<br />
Januar 1989: Brand eines Holzhauses in <strong>der</strong> Carlo-Mierendorf-Straße. Trotz des<br />
schnellen Einsatzes konnte <strong>der</strong> Tod einer Bewohnerin nicht verhin<strong>der</strong>t werden.<br />
76
1981 <strong>–</strong> Brand Holzhandlung Barbara<br />
Mo<strong>der</strong>ne Zeiten und ihre folgen<br />
Wie inzwischen bundesweit alle <strong>Feuerwehr</strong>en, leidet auch die Freiwillige<br />
<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> unter Nachwuchsmangel. Das Freizeitverhalten<br />
des mo<strong>der</strong>nen Menschen ist mehr auf Unterhaltung und Spaß denn auf<br />
ehrenamtliche Tätigkeit ausgerichtet. Die meisten Menschen machen es sich<br />
nach ihrem anstrengenden Arbeitstag vor dem Fernseher gemütlich, surfen<br />
im Internet o<strong>der</strong> lassen sich durch Freizeitangebote unterhalten. Flexibilität/<br />
Belastung im Beruf und oft auch <strong>der</strong> Anspruch des Partners o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Partnerin<br />
halten viele Bürger vom Dienst in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> ab. Lei<strong>der</strong> muss inzwischen in<br />
einigen Regionen bereits an die Bildung einer Pflichtfeuerwehr gedacht werden.<br />
Also wie<strong>der</strong> ein Rückschritt in alte Zeiten!<br />
77
Feste<br />
Aus dem Neujahrskonzert, dass traditionell an jedem 01. Januar, stattfand<br />
wurde ein Familienabend mit Tanz. Bis 1973 wurde an jedem ersten Januar ein<br />
Programm mit Unterhaltung, Musik und Tanz geboten.<br />
Der Wurst- bzw. Kameradschaftsabend wurde später durch das Bockbierfest<br />
abgelöst. Auch hier wurde ein Programm mit Musik und Unterhaltung angeboten.<br />
Speis und Trank wurde in rekordverdächtiger Zeit an die Gäste in <strong>der</strong><br />
Turnhalle <strong>der</strong> TGM verteilt. Eine riesen Logistik, die durch Kameraden <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Frauen sowie Frauen und Männer die <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> nahe standen,<br />
gemeistert wurde.<br />
An den Rathaus- und Höfefesten war die <strong>Feuerwehr</strong> natürlich auch präsent.<br />
Diese Feste „schliefen“ im Laufe <strong>der</strong> Zeit allerdings ein. Zum einen war das<br />
Angebot viel zu groß, sodass die Besucherzahl allmählich nachließ. Zum an<strong>der</strong>en<br />
konnten die Helfer, <strong>der</strong>en Anzahl ebenfalls zurück ging, die immer größer<br />
werdenden Anfor<strong>der</strong>ungen nicht mehr leisten.<br />
So verblieb <strong>der</strong> schon seit vielen vielen <strong>Jahre</strong>n stattfindende „Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>“.<br />
Dieser ist nach wie vor bei <strong>der</strong> Bevölkerung sehr beliebt. Hier gibt es an<br />
beiden Tagen leckeres Essen. Musik <strong>der</strong> Musikkapelle, verschiedene Vorführungen<br />
und Kin<strong>der</strong>belustigung bieten den Besuchern hinter dem Gerätehaus ein<br />
gemütliches Beisammensein.<br />
Auch hier bleibt zu hoffen, dass die Wehr dies auf Dauer leisten kann und <strong>der</strong><br />
Rückhalt in <strong>der</strong> Bevölkerung bestehen bleibt.<br />
Die Wehr heute<br />
Besteht aus 24 Aktiven, davon zwei Frauen sowie 501 inaktiven Mitglie<strong>der</strong>n und<br />
Ehrenmitglie<strong>der</strong>n. Dies bei 22577 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2012). Im<br />
Verhältnis zur Einwohnerzahl vom Gründungsjahr eine deutliche Reduzierung<br />
von Aktiven und inaktiven Mitglie<strong>der</strong>n. Für die Aktiven kann man sagen, dass<br />
durch technischen Fortschritt die Min<strong>der</strong>ung aufgefangen wurde.<br />
78
1987 <strong>–</strong> Rathaus und Höfefest<br />
2008 <strong>–</strong> Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
79
2013 <strong>–</strong> Gerätehaus<br />
2013 <strong>–</strong> Fuhrpark<br />
80
In Dankbarkeit erinnern wir<br />
uns all unserer gefallenen und<br />
verstorbenen Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Ihr Andenken bleibt in unserer<br />
Wehr immer lebendig. lebendig.†<br />
81
Kommandanten<br />
seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> (Oktober 1888)<br />
1888 <strong>–</strong> 1900<br />
FRANZ AUGUST KIRSCH<br />
Schlossermeister<br />
1900 <strong>–</strong> 1903<br />
JOHANN Becker 1.<br />
Landwirt<br />
1903 <strong>–</strong> 1920<br />
PHILIPP SCHÄFER 1.<br />
Landwirt<br />
1920 <strong>–</strong> 1934<br />
JAKOB FRANZ AMMAN<br />
Zimmermann<br />
1934 <strong>–</strong> 1947<br />
HEINRICH SPENGLER<br />
Feldpolizeimeister<br />
1947 <strong>–</strong> 1967<br />
JOSEF ALOIS ECK<br />
Landwirt<br />
1967 <strong>–</strong> 1975<br />
JOHANN EDUARD BECKER<br />
Gastwirt<br />
82<br />
1975 <strong>–</strong> 1991<br />
ERNST AMMANN<br />
Zimmermeister<br />
ab 1992<br />
STEPHAN SCHEER<br />
Fernmeldetechniker
unsere ehrenmitglie<strong>der</strong> im Jubiläumsjahr<br />
Name<br />
Seit<br />
AMMANN, Ernst 1949<br />
Ehrenkommandant<br />
AMMANN, Ludwig 1951<br />
AMMANN, Willi 1963<br />
BECKER, August 1956<br />
BECKER, Erwin 1964<br />
BECKER, Franz 1958<br />
BECKER, Hans-Joachim 1963<br />
BECKER, Heinz 1948<br />
BECKER, Josef Ferdinand 1963<br />
BECKER, Karl Vitus 1971<br />
BECKER, Philipp 1965<br />
BLECHSCHMIDT, Gerhard 1965<br />
BRÜCK, Vitus 1964<br />
ECK, Anton 1947<br />
EIDEMÜLLER, Helmut 1963<br />
FRIEDERICH, Rudolf 1963<br />
FRIEDERICH, Norbert 1965<br />
HELLMOLD, Wilfried 1973<br />
HERGEN, Hans 1955<br />
HOFMANN, Athmann 1965<br />
HOFMANN, Clemens 1951<br />
HOFMEIER, Werner 1968<br />
JOCHEM, Heinz-Werner 1971<br />
JOST, Hermann 1958<br />
KLINGER, Walter 1963<br />
KLOOS, Adam 1961<br />
KNOTH, Gerhard 1965<br />
KRÄMER, Peter 1962<br />
LEHR, Alois 1972<br />
Name<br />
Seit<br />
LEHR, Hans 1963<br />
LUDWIG, Joe 1948<br />
LUKAS, Horst 1971<br />
MAHLMEISTER, Reinhard 1965<br />
MEGERLIN, Norbert 1963<br />
MEINECK, Herbert 1971<br />
MÜLLER, Adolf 1957<br />
MÜLLER, Helmut 1958<br />
MÜLLER, Josef 1960<br />
MÜLLER, Ludwig 1973<br />
NEUHÄUSER, Benno 1971<br />
NEUHÄUSER, Heribert 1971<br />
OHLER, Josef 1965<br />
SCHUHMANN, Peter 1961<br />
SCHUTH, Eduard 1953<br />
SCHWALBACH, Hermann-Josef 1965<br />
SCHWALBACH, Hugo 1953<br />
SECKERT, Pankraz 1948<br />
SPITZLEY, Reinhard 1973<br />
TRIEB, Kurt 1959<br />
ULRICH, Hans-Peter 1965<br />
VOIGT, Karl 1972<br />
WERUM, Franz 1950<br />
WERUM, Franz-Peter 1963<br />
WERUM, Josef 1950<br />
WERUM, Josef 1972<br />
WERUM, Vitus 1973<br />
WOHN, Hermann 1966<br />
83
Vorstand <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
BECKER, Stephan<br />
BRÜCKMANN, Evelyn<br />
HOFMANN, Torsten<br />
SCHEER, Stephan<br />
SIEBERT, Wolfgang<br />
STIEHL, Gert<br />
STINNER, Michael<br />
VOHS, Olaf<br />
WERNZ, Stefan<br />
Ehrenkommandant<br />
AMMANN, Ernst<br />
Kassierer<br />
Vertreterin Mitglie<strong>der</strong><br />
Vertreter des Kommandos<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Aktivenvertreter<br />
Pressewart<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Jugendfeuerwehrwart<br />
Vertreter <strong>der</strong> Musik<br />
Hauptbrandmeister<br />
84
2013 <strong>–</strong>Vorstand<br />
85
Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
BECKER, Tobias<br />
HOFMANN, Torsten<br />
LÖWE, Henry-Michael<br />
MENGES, Andreas<br />
SCHEER, Stephan<br />
SIEBERT, Wolfgang<br />
STIEHL, Gert<br />
VOHS, Nicole<br />
VOHS, Olaf<br />
86
2013 <strong>–</strong> Kommando<br />
87
Die Aktiven <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
APPEL, Robin<br />
BABIC, Alexan<strong>der</strong><br />
BARTH, Heike<br />
BECKER, Stephan<br />
BECKER, Tobias<br />
BENSCHIG, Steve<br />
BOLENZ, Tobias<br />
BRINKMANN, Dirk<br />
BROCK, Daniel<br />
GETOWSKI, Joachim<br />
HOFMANN, Torsten<br />
KAUPAT, Christoph<br />
KERN, Michael<br />
LÖWE, Henry-Michael<br />
MENGES, Andreas<br />
SCHÄDEL, Michael<br />
SCHEER, Stephan<br />
SIEBERT, Wolfgang<br />
STIEHL, Gert<br />
TIELSCH, Christian<br />
VARVERI, Franco<br />
VOHS, Nicole<br />
VOHS, Olaf<br />
<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />
<strong>Feuerwehr</strong>mann<br />
Oberfeuerwehrfrau<br />
Hauptlöschmeister<br />
Brandmeister<br />
<strong>Feuerwehr</strong>mann<br />
Oberlöschmeister<br />
<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />
<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />
Oberfeuerwehrmann<br />
Hauptbrandmeister<br />
Brandmeister<br />
Hauptfeuerwehrmann<br />
Hauptbrandmeister<br />
Hauptbrandmeister<br />
Hauptlöschmeister<br />
Hauptbrandmeister<br />
Brandmeister<br />
Brandmeister<br />
Oberfeuerwehrmann<br />
Hauptfeuerwehrmann<br />
Oberbrandmeisterin<br />
Hauptbrandmeister<br />
88
2013 <strong>–</strong> Aktive<br />
89
Die Jugendfeuerwehrwarte <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
Ein Jahr nachdem 100-jährigen Jubiläum wurde im <strong>Jahre</strong> 1989 die Jugendfeuerwehr<br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> gegründet. Wie in vielen an<strong>der</strong>en <strong>Feuerwehr</strong>en wurde<br />
auch in <strong>Gonsenheim</strong> erkannt, dass man für die Nachwuchsgewinnung etwas<br />
investieren muss. Nicht nur materielle Dinge wie Geld. Jugendliche brauchen<br />
viel Zuwendung, Anerkennung und Chancen zu beweisen was in ihnen steckt<br />
um sich in <strong>der</strong> Gesellschaft zu integrieren.<br />
Jugendarbeit in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> bedeutet zum einen den durchaus sehr ernst<br />
zu nehmenden <strong>Feuerwehr</strong>dienst auf spielerische Art zu vermitteln. Dazu gilt<br />
es aber auch die Kameradschaft bei Freizeitaktivitäten zu stärken. Radtouren,<br />
Besichtigungen, Zeltlager usw. sollen den Gemeinschaftssinn bilden bzw. erhalten.<br />
Als erster Jugendfeuerwehrwart hat Peter Frank bis 1992 mit elf Jugendfeuerwehrleuten<br />
die Jugendfeuerwehr aufgebaut.<br />
Von 1993 bis 1998 führte Gert Stiehl die Jugendfeuerwehr weiter und betreute<br />
bis zu 22 Jugendlichen.<br />
Danach übernahm Henry-Michael Löwe die Betreuung von bis zu zehn Jugendlichen<br />
bis 2000.<br />
Seit 2000 betreut Olaf Vohs die Jugendfeuerwehr mit zurzeit 16 Jugendlichen,<br />
davon eine weiblich.<br />
Jugendliche für den Dienst in <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr zu motivieren gestaltet sich<br />
immer schwieriger, denn <strong>der</strong> Druck in <strong>der</strong> Schule, Freizeitstress im Allgemeinen<br />
und natürlich mo<strong>der</strong>ne Unterhaltungsmedien stehen in direkter Konkurrenz zur<br />
<strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Im nächsten Jahr, also 2014, blickt die Jugendfeuerwehr auf 25-jähriges Bestehen<br />
zurück!<br />
90
2013 <strong>–</strong> Jugendfeuerwehr und Jugendorchester<br />
91
Musikkapelle<br />
Mit <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> ist natürlich im gleichen Atemzug die Musikkapelle<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> zu nennen. Diese wurde<br />
1926 gegründet und ist seitdem ein fester Bestandteil <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
Ob Wurst-, Kameradschafts-, Familienabend, Neujahrskonzert, Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />
usw. nichts läuft ohne die Begleitung bzw. Unterstützung <strong>der</strong> Musikkapelle.<br />
Sie trägt den Namen <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> über die Grenzen <strong>Mainz</strong><br />
hinaus. Bei vielen Veranstaltungen in <strong>Gonsenheim</strong> (Fastnachtsveranstaltungen<br />
<strong>–</strong> Fronleichnams-Prozession <strong>–</strong> Vierzehn-Nothelfer-Wallfahrt <strong>–</strong> kirchlichen Veranstaltungen<br />
<strong>–</strong> usw.) ist die Musikkapelle dabei, gibt <strong>der</strong> Veranstaltung eine<br />
beson<strong>der</strong>e Note und begeistert oft das Publikum.<br />
Die großen eigenen Veranstaltungen sind das Konzert im Juni, Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />
Auftritt beim <strong>Mainz</strong>er Oktoberfest, das kirchenmusikalische Konzert am<br />
3. Advent und natürlich darf das traditionelle Turmblasen am Heiligabend nicht<br />
fehlen.<br />
Dank dem Dirigenten Nico Leikam und <strong>der</strong> vorzüglichen Arbeit des Sprechers<br />
<strong>der</strong> Musikkapelle, Stefan Wernz, kann die Musikkapelle inzwischen ein sehr<br />
anspruchsvolles Repertoire bieten.<br />
Auch hier wird intensiv Jugendarbeit in Form von musikalischer Früherziehung<br />
und eines Jugendblasorchesters betrieben.<br />
92
2013 <strong>–</strong> Blasorchester<br />
93
Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Musikkapelle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
BECKER, Jacqueline Altsaxophon<br />
BECKER, Stephan<br />
Tenorhorn<br />
BROECK VAN DER,<br />
Benjamin<br />
Altsaxophon<br />
BRÜCKMANN, Evelyn Klarinette<br />
BUCHHOLZ, Roland Percussion<br />
DIEHL, Greta<br />
Altsaxophon<br />
FRANK, Benjamin<br />
Trompete<br />
GÄBLER, Sebastian Trompete<br />
GALLON, Carl-Christian Trompete<br />
GIESWINKEL, Alexan<strong>der</strong> Fagott<br />
GLIER, Michael<br />
Bariton<br />
HELMERS, Jan-Eyko Percussion<br />
JÄGER, Ralf<br />
Posaune<br />
JÄGER, Simone<br />
Tenorhorn<br />
KAFALIS, Katerina<br />
Trompete<br />
KERZ, Daniel<br />
Posaune<br />
KLAUER, René<br />
Klarinette<br />
KÖNIG, Kerstin<br />
Klarinette<br />
KORDEL, Christina Tenorsaxophon<br />
KORDEL, Sascha Baritonsaxophon<br />
KRAUSE, Bert Tenorsaxophon<br />
KRAUSE, Melanie Altsaxophon<br />
KRUPP, Holger<br />
Trompete<br />
LEHR, Thomas<br />
Flügelhorn<br />
LEIKAM, Nico<br />
Dirigent<br />
LUDWIG, Sandra Fagott / Flöte<br />
LUDWIG, Yvonne<br />
Klarinette<br />
METZGER, Markus Waldhorn<br />
MOSCHALL, Claudia Sopransaxo -<br />
phon / Flöte<br />
MÜLLER, Leopold Percussion<br />
SCHUHMACHER, Helmut Percussion<br />
SCHULZ, Benjamin Flügelhorn<br />
STAPPERT, Verena Altsaxophon<br />
TRIEB, Kurt<br />
Flügelhorn<br />
VEIT, Manfred<br />
Altsaxophon<br />
WEINECK, Alisa<br />
Klarinette<br />
WERNZ, Andrina Bassklarinette<br />
WERNZ, Stefan<br />
Waldhorn<br />
WONKE, Max<br />
Trompete<br />
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Festausschuss <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />
BECKER, Norbert För<strong>der</strong>verein<br />
BECKER, Stephan Finanzen<br />
BRÜCKMANN, Evelyn Jugend<br />
HAHN, Doris<br />
Organisation<br />
HAUKE, Dieter För<strong>der</strong>verein<br />
HOFMANN, Katja Catering, Verpflegung<br />
HOFMANN, Torsten Technischer Ausschuss<br />
LEHR, Thomas Musik<br />
SCHEER, Gudula Catering, Verpflegung<br />
SCHEER, Stephan Technischer Ausschuss<br />
STIEHL, Gert<br />
Presse<br />
STINNER, Michael Organisation<br />
VOHS, Olaf<br />
Jugend<br />
WERNZ, Stefan Musik<br />
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Quellen- und Literaturangaben<br />
Zur Abfassung des Beitrags von Hermann-Dieter Müller wurden die folgenden Archivalien und<br />
Publikationen herangezogen.<br />
1) Archivalien des Stadtarchivs <strong>Mainz</strong> Vorort Archiv 8 <strong>Gonsenheim</strong><br />
295 Brände, Aufnahme, Entschädigungen, 296 Brandkataster, 297 Häuser und Kamine und<br />
<strong>der</strong>en Reinigung 1838-1844, 298 Feuerlöschordnung, 299 und 300 Visitation und Reinigung<br />
von Feuerstätten, 301 Feuerlöschgeräte, 302 Jubiläum 1938, 303 <strong>Feuerwehr</strong>tage, 333 Löschund<br />
Rettungsgeräte 1800-1938, 334 Erbauung eines Spritzenhauses, 335 Gründung und Organisation<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, 341 Gerichtsprotokollbuch 1649-1794, 366 Brandkataster<br />
1836-1847, 369 Quittungen <strong>der</strong> Kurfürstlich <strong>Mainz</strong>ischen Brandversicherung 1784-1792, 382<br />
Beiträge zur Brandversicherung 1784-1797, 493 Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle, 613 Brandkataster<br />
1848-1863, 1637 Feuerlöschstation, 1857 Maßnahmen gegen Waldbrände, 1898 Ausbau <strong>der</strong><br />
Waschbachquelle als Feuerlöschteich, 1908 Brandversicherung, 2047 Brandschutz, 2073 und<br />
2074 Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>.<br />
2) Literatur<br />
Elisabeth Darapsky, <strong>Mainz</strong> Die kurfürstliche Residenzstadt 1648-1792, <strong>Mainz</strong> 1995.<br />
Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>: Festschrift anlässlich des 75jährigen Jubiläums,<br />
<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> 1963, S. 55-56.<br />
- Festbuch 100 <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> 1988.<br />
- Protokollberichte von April 1938 - März 1943 und November 1945 <strong>–</strong> März 1966.<br />
Franz Krieg, Aufzeichnungen aus dem Gemeindearchiv (ohne genaue Herkunftsangaben).<br />
Hermann-Dieter Müller, Die Cholera in <strong>Gonsenheim</strong> und Finthen im Herbst 1886, in: <strong>Gonsenheim</strong>er<br />
Jahrbuch (= GJ) 6, S. 37-48.<br />
- <strong>Gonsenheim</strong>er Schulgeschichte, in: GJ 14, S. 46-87.<br />
- 100 <strong>Jahre</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wasserwerk, in: GJ 8, S. 25-36 u. GJ 11, S. 28-29.<br />
- Was Sie schon immer über <strong>Gonsenheim</strong> wissen wollten, Leinpfad-Verlag Ingelheim 2011.<br />
Heike Rolf, Streifzüge durch die Geschichte <strong>der</strong> Brandbekämpfung, in: Gott zur Ehr, dem Nächsten<br />
zur Wehr <strong>–</strong> Festbuch <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Drais, <strong>Mainz</strong>-Drais 2008.<br />
Hermann Schreiber, Streiflichter aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>Gonsenheim</strong>s, in: Amtliche Nachrichten,<br />
1952 und 1953.<br />
Statistik des Feuerlöschwesens im Großherzogtum Hessen 1895/96.<br />
Heiner Stau<strong>der</strong>, Die linksrheinischen Vororte vom Frühmittelalter bis zum 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, in:<br />
<strong>Mainz</strong> <strong>–</strong> Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt, <strong>Mainz</strong> 1998.<br />
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