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Freunde der Feuerwehr Mainz-Gonsenheim e.V. – 125 Jahre

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Festschrift<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

1888-2013


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Bil<strong>der</strong>:<br />

Umschlagentwurf:<br />

Satz:<br />

Druck:<br />

<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V<br />

Gert Stiehl, Dr. Hermann-Dieter Müller<br />

Vereinsarchiv, Stefan Dinges, Gudula Scheer,<br />

Katja Hofmann<br />

s.tietze@medien-frankfurt.com<br />

Meunier-Druck, <strong>Mainz</strong>


GruSSwort<br />

Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> kann 2013 ihr <strong>125</strong>-jähriges<br />

Bestehen feiern. Ich gratuliere allen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wehr, den Bürgerinnen<br />

und Bürgern und den politisch Verantwortlichen <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> sehr herzlich<br />

und übermittle diese Glückwünsche auch im Namen <strong>der</strong> rheinland-pfälzischen<br />

Landesregierung.<br />

Um die Zukunft unseres <strong>Feuerwehr</strong>wesens zu garantieren, stehen wir alle<br />

vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Die <strong>Feuerwehr</strong>en als Freiwillige und Berufs-<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en garantieren ein flächendeckendes, in Stadt und Land wirksames, in<br />

dieser Form einmaliges Gefahrenabwehrsystem. Keine an<strong>der</strong>e Hilfsorganisation<br />

erreicht diesen Verbreitungsgrad. Der Einsatzbereitschaft <strong>der</strong> 55000 rheinlandpfälzischen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>angehörigen gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank. Gemeinsam<br />

mit den etwa 700 Beamten in den Berufsfeuerwehren und den rund 5000<br />

Mit arbeitern und Mitarbeiterinnen in den betrieblichen Selbsthilfeorganisationen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in den Werkfeuerwehren, bilden sie den Grundstock für den<br />

Bevölkerungsschutz, <strong>der</strong> von den Einsatzkräften <strong>der</strong> Sanitätsorganisationen und<br />

des Technischen Hilfswerks ergänzt wird.<br />

Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr <strong>–</strong> ein alter Wahlspruch, dennoch zeitlos<br />

aktuell. <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Ehrenamt, <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> freiwilliges Engagement für die Gemeinschaft<br />

in <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>. Die <strong>Feuerwehr</strong>en bereichern mit ihrer langen<br />

Geschichte und Tradition <strong>der</strong> Gemeinschaft und <strong>der</strong> Solidarität das Leben in<br />

den Städten und Gemeinden. Ihr am Gemeinwohl orientiertes, uneigennütziges<br />

und vorbildliches Verhalten ist auch Beispiel gebend für unsere Jugend, denn<br />

die Jugendfeuerwehren vermitteln den jungen Menschen wichtige soziale<br />

Erfahrungen.<br />

3


Mein Dank geht auch an die Familien <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen. Ohne ihre<br />

Unterstützung, ihre Toleranz und ihren Verzicht wäre <strong>der</strong> engagierte Einsatz auf<br />

Dauer nicht leistbar!<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> weiterhin Glück,<br />

Erfolg bei all ihren Tätigkeiten und vor allem, dass Sie, liebe <strong>Feuerwehr</strong>aktive,<br />

stets gesund nach Hause kommen mögen.<br />

Ihr<br />

Roger Lewentz, MdL<br />

Minister des Innern, für Sport und Infrastruktur<br />

des Landes Rheinland-Pfalz<br />

4


GruSSwort<br />

Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

zum Jubiläum „<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“ spreche ich Ihnen<br />

als Oberbürgermeister und Brandschutz-Dezernent im Namen von Rat, Verwaltung<br />

und Bürgerschaft <strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong> herzliche Glückwünsche<br />

aus.<br />

Die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en sind unverzichtbarer Bestandteil im Brandschutzkonzept<br />

<strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong>. Die Tätigkeit in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

ist weit mehr als die Mitgliedschaft in einem Verein, es ist ein ehrenamtlicher<br />

Dienst zum Wohl und Schutz <strong>der</strong> Allgemeinheit, an den sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gestellt werden. Und die Ausbildungsinhalte und Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die <strong>Feuerwehr</strong> sind in den letzten <strong>Jahre</strong>n noch umfangreicher und vielfältiger<br />

geworden.<br />

Die Ausübung Ihres Ehrenamtes verdient großen Respekt und ihr Einsatz ist<br />

alles an<strong>der</strong>e als eine Selbstverständlichkeit. Umso mehr freue ich mich darüber,<br />

dass immer wie<strong>der</strong> junge Leute den Weg zur <strong>Feuerwehr</strong> finden und somit ihren<br />

Beitrag dazu leisten, den Brandschutz in <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> sicher zu stellen.<br />

Machen Sie daher bitte weiterhin Werbung in eigener Sache und für eine große<br />

Aufgabe: Die Sicher stellung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>!<br />

Seit jeher stehen Verantwortungsgefühl und Hilfsbereitschaft <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

gegenüber ganz oben auf <strong>der</strong> Werteskala <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> und<br />

prägen <strong>der</strong>en Teamgeist bis heute. Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt allen, die sich hier<br />

in <strong>Gonsenheim</strong> in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> engagieren: Derzeit gibt es 23 aktive Mitglie<strong>der</strong><br />

5


und 14 Jungen und Mädchen in <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr. Neben dem Stadtteil<br />

<strong>Gonsenheim</strong> gehören auch <strong>der</strong> Hartenberg und das Münchfeld zum Zuständigkeitsbereich.<br />

Das bedeutet Verantwortung für die Sicherheit vieler <strong>Mainz</strong>er<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Gerne möchte ich auch an die Frauen und Männer im Hintergrund erinnern, die<br />

auf vielfältige Weise mit zum reibungslosen Funktionieren <strong>der</strong> Wehr beitragen.<br />

Einen zusätzlichen Akzent setzt in <strong>Gonsenheim</strong> die Musikkapelle <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

die immer wie<strong>der</strong> bei unterschiedlichen Veranstaltungen mit Ihren Auftritten<br />

große Freude bereitet.<br />

Der erfahrenen Wehrführung wünsche ich weiterhin eine glückliche und sichere<br />

Hand bei allen Entscheidungen sowie allen <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und<br />

Kameraden eine allzeit gesunde Heimkehr von ihren Einsätzen.<br />

Viel Spaß bei den anstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten!<br />

Michael Ebling<br />

Oberbürgermeister <strong>der</strong> Landeshauptstadt <strong>Mainz</strong><br />

6


GruSSwort<br />

Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> feiert 2013 ihr <strong>125</strong>-jähriges<br />

Jubiläum. Dieses Ereignis nehme ich gerne zum Anlass, allen Aktiven, Alterskameradinnen<br />

und -kameraden sowie För<strong>der</strong>ern <strong>der</strong> Wehr meinen Dank und<br />

meine Anerkennung auszusprechen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> heutigen Zeit sind die Bereitschaft und das Engagement <strong>der</strong><br />

ehrenamtlich tätigen <strong>Feuerwehr</strong>angehörigen deutlich hervorzuheben. Neben<br />

den vielfältigen Belastungen des Alltags und des Berufslebens finden Frauen<br />

und Männer immer noch Zeit, sich für ihre Mitbürger einzusetzen.<br />

Die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en haben sich seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> stark gewandelt. Die zunehmende Technisierung<br />

und <strong>der</strong> gestiegene Wohlstand haben den <strong>Feuerwehr</strong>en neben <strong>der</strong><br />

Brand bekämpfung zahlreiche Aufgaben <strong>der</strong> Technischen Hilfeleistung beschert.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>n auch eine ständige Anpassung <strong>der</strong> Einsatz mittel<br />

sowie <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte bei Unterrichten, Lehrgängen und Übungen. Von<br />

daher hat die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> gegenüber <strong>der</strong> Ver gangenheit noch<br />

zugenommen.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en in <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft ist für viele<br />

Bereiche beispielgebend. Stehen doch die <strong>Feuerwehr</strong>freuen und <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

Tag und Nacht unentgeltlich im Brand- und Gefahrenfall dem Nächsten<br />

und <strong>der</strong> Allgemeinheit zur Verfügung. Nicht selten riskieren sie dabei Leben und<br />

Gesundheit.<br />

Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> hat in den vergangenen <strong>125</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n die an sie gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen immer wie<strong>der</strong> erfüllt. War dies im<br />

Ursprung eng auf <strong>Gonsenheim</strong> beschränkt, ist die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> heute<br />

7


in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr und an<strong>der</strong>en Stadtteilfeuerwehren<br />

in das Sicherheits- und Brandschutzkonzept <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> eingebunden.<br />

Ein ganz wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

ist seit 1926 auch die Musikkapelle, bei <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n ich mich an dieser<br />

Stelle ganz recht herzlich für ihre Konzerte und ihre musikalische Untermalung<br />

bei vielen Anlässen bedanken möchte.<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>, dass die Jubiläums<br />

tage nach umfangreichen Vorbereitungen erfolgreich verlaufen und mit<br />

dazu beitragen, die Kameradschaft zu för<strong>der</strong>n sowie den Kontakt zwischen <strong>der</strong><br />

Bevölkerung und Ihrer <strong>Feuerwehr</strong> zu för<strong>der</strong>n.<br />

Rolf Wachtel<br />

Stadtfeuerwehrinspekteur<br />

8


GruSSwort<br />

In diesem Jahr kann die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> ihr <strong>125</strong>-jähriges Jubiläum feiern.<br />

Auch im Leben von Vereinen ist dies sicherlich<br />

ein seltenes Jubiläum und eine große Zeitspanne,<br />

auf welche die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> zu Recht mit Stolz zurückblicken<br />

kann.<br />

Im Namen des <strong>Gonsenheim</strong>er Ortsbeirates und <strong>der</strong> gesamten <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Bevölkerung <strong>–</strong> aber auch ganz persönlich <strong>–</strong> gratuliere ich <strong>der</strong> Wehr und allen<br />

Aktiven, an ihrer Spitze Wehrführer Stephan Scheer, daher sehr herzlich zu<br />

diesem stolzen Jubiläum. Darüber hinaus möchte ich Ihnen auch meinen Dank<br />

aussprechen für die vielen Stunden unermüdlichen Einsatzes für das Gemeinwohl<br />

in den vergangenen Jahrzehnten.<br />

1888 wurde sie ins Leben gerufen, dem „Dreikaiserjahr“, o<strong>der</strong> wie die <strong>Mainz</strong>er<br />

liebevoll sagen im „Dreibretzeljahr“. Damals haben sich verantwortungsbewusste<br />

Bürger hier in <strong>Gonsenheim</strong> den bekannten Satz <strong>der</strong> Florianjünger<br />

„Gott zur Ehr <strong>–</strong> dem Nächsten zur Wehr“ zu Eigen gemacht und mit dem<br />

Aufbau <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> begonnen. Immer wie<strong>der</strong> und<br />

bis zum heutigen Tage stellten und stellen sich engagierte Männer und Frauen<br />

in den Dienst <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>. Es ist bewun<strong>der</strong>nswert, mit welchem<br />

Engagement die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> ihren freiwilligen Verpflichtungen<br />

nachkommen und dabei viel Freizeit opfern. Dieser Idealismus und die Einsatzbereitschaft<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kameradinnen und Kameraden verdient gerade in<br />

<strong>der</strong> heutigen Zeit, in <strong>der</strong> Viele nur danach fragen „Was bringt mir mein Einsatz<br />

persönlich an Vorteil?“, unsere beson<strong>der</strong>e Wertschätzung.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> kann man auch viel lernen und das nicht nur<br />

rund um die Brandbekämpfung. Die Musikkapelle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> ist für ihre gute Ausbildung und die musikalisch hohe Qualität<br />

weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt: Ihre Konzerte erfreuen sich stets<br />

einer voll besetzten Halle. Und nicht nur hier wird ein großer Schwerpunkt auf<br />

die Jugendarbeit gelegt; gerade beim feuerwehrtechnischen Dienst merkt man<br />

ganz deutlich, dass dem Verein die Jugend ganz beson<strong>der</strong>s am Herzen liegt, die<br />

hier eine zweite Heimat findet und lernt, was es bedeutet Solidarität zu leben.<br />

9


Eine Bemerkung des früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss ist dem<br />

Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wie auf den Leib geschnei<strong>der</strong>t. Er sagte<br />

einmal: „Was einer für sich selber tut, mag viel zählen. Jedoch mehr zählt, was<br />

einer für die an<strong>der</strong>en getan hat. Die Sorge und Hilfe für an<strong>der</strong>e Menschen ist<br />

das wertvollste Kapital im Haushalt <strong>der</strong> Menschheit. Und solange es noch Leute<br />

gibt, die frei willig bereit sind, für an<strong>der</strong>e da zu sein, ist es um diese Welt nicht<br />

allzu schlimm bestellt.“ Deshalb finde ich es auch faszinierend, wenn wir heute<br />

<strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>geschichte Revue passieren lassen, <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong><br />

freiwillige, engagierte, erfolgreiche Arbeit im Interesse <strong>der</strong> Gefahrenabwehr in<br />

allen Situationen hier in <strong>Gonsenheim</strong>. Zu Recht sind die Bürgerinnen und Bürger<br />

in unserem Stadtteil daher stolz auf unsere <strong>Feuerwehr</strong>leute und schätzen ihre<br />

vielfältigen Hilfsleistungen. Denn ohne sie wäre es schlecht bestellt um Gefahrenabwehr,<br />

aber auch um das bürgerschaftliche Miteinan<strong>der</strong> in unserem Ort.<br />

Egal ob es brennt o<strong>der</strong> es um eine technische Hilfeleistung geht <strong>–</strong> was die Brandbekämpfung<br />

rein zahlenmäßig heute glücklicherweise weit übertrifft <strong>–</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> treffen wir auf hoch motivierte und qualifizierte <strong>Feuerwehr</strong>männer <strong>–</strong><br />

und Frauen, für die <strong>der</strong> Hilfegedanke im Vor<strong>der</strong>grund steht. Die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

sind diejenigen, welche zur Gefahrenstelle hin laufen, wenn an<strong>der</strong>e weglaufen!<br />

Die freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en sind übrigens die mit Abstand ältesten Bürgerinitiativen<br />

die wir kennen. Und dies mit einem äußerst positiven Ziel: Nicht<br />

gegen etwas, son<strong>der</strong>n für etwas; für die Hilfeleistung in Not. Schon im Mittelalter<br />

haben sich die Bürger zusammengeschlossen, um ihre Gemeinden vor<br />

gefährlichen Feuersbrünsten zu bewahren. Solch freiwilliger Einsatz kann nicht<br />

verordnet, son<strong>der</strong>n kann nur gelebt werden! Deshalb kann man <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> gar nicht oft genug für ihren Dienst Dank aussprechen,<br />

den sie seit <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong>n für die Sicherheit und das Wohl unserer Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger in <strong>Gonsenheim</strong> leistet.<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> an dieser Stelle weiterhin<br />

viel Erfolg bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit und hoffe, dass sich immer<br />

wie<strong>der</strong> junge Leute in ausreichen<strong>der</strong> Zahl in den Dienst <strong>der</strong> guten Sache stellen.<br />

Dem Jubiläumsfest wünsche ich einen guten Verlauf und <strong>der</strong> freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> von <strong>Gonsenheim</strong> ein herzliches „Glück auf“ für die nächsten 100<br />

<strong>Jahre</strong>.<br />

Herzlichst Ihre<br />

Sabine Flegel<br />

Ortsvorsteherin<br />

10


GruSSwort<br />

Der im <strong>Jahre</strong> 1990 gegründete Verein „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

e.V.“ sieht es als seine Aufgabe, satzungsgemäß die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

ideell und materiell zu unterstützen.<br />

Zum <strong>125</strong>-jährigen Jubiläum unserer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />

gratuliere ich herzlich und möchte diesen Anlass gleichzeitig dazu nutzen, allen<br />

Kameradinnen und Kameraden zu danken und ihnen für ihr engagiertes Wirken<br />

meine Anerkennung auszusprechen.<br />

Der Dienst in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> ist ein Dienst am Menschen, <strong>der</strong> nicht<br />

als selbstverständlich anzusehen ist, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> von Verantwortung gegenüber<br />

Mitbürgern und Gemeinwohl zeugt.<br />

Mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wird das humanistische Ideal umgesetzt, in<br />

Not geratenen Menschen zu helfen. Dass diese Hilfe für den Nachbarn und<br />

die Leistung für die Allgemeinheit auf freiwilliger Basis geschieht, kann nicht<br />

hoch genug honoriert werden, zumal dies heutzutage in unserer Gesellschaft<br />

immer mehr abnimmt. Durch vielfältige Veranstaltungen, wie z. B. den Tag<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> o<strong>der</strong> Auftritte des Blasorchesters versuchen die „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“, finanzielle Mittel zu erwirtschaften,<br />

um diese dann sinnvoll in den einzelnen Bereichen des Vereins einzusetzen.<br />

Zu diesen gehören neben <strong>der</strong> Aktiven Wehr noch die Jugendfeuerwehr, das<br />

Blasorchester, das Jugendorchester und die musikalische Früherziehung.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle meinen Vorstandskollegen<br />

sowie allen ehrenamtlichen Helfer(inne)n herzlich danken, denn ohne<br />

<strong>der</strong>en Mitwirkung wäre eine Durchführung <strong>der</strong> Veranstaltungen gar nicht<br />

möglich.<br />

11


Auch die Organisation und Durchführung des Jubiläums wurde gerne vom<br />

Verein übernommen.<br />

Jede einzelne Mitgliedschaft bei den <strong>Freunde</strong>n <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

e.V. trägt dazu bei, unsere Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu unterstützen.<br />

Ich würde mich freuen, Sie bei unseren in diesem Jahr noch stattfindenden<br />

Veranstaltungen begrüßen zu dürfen und wünsche Ihnen nun erst einmal viel<br />

Freude beim Lesen dieser Festschrift, die Herr Dr. Hermann-Dieter Müller und<br />

Herr Gert Stiehl mit großem Engagement erstellt haben.<br />

Michael Stinner<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong>,<br />

<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.<br />

12


GruSSwort<br />

Sehr geehrte Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger, sehr geehrte<br />

Festgäste, liebe Kameradinnen<br />

und Kameraden,<br />

Feuer und Wasser, zweifellos<br />

ein Segen für den Menschen.<br />

Doch wehe, wenn beide ihre<br />

von uns gesetzten Grenzen<br />

überschreiten. Dann werden sie zum Fluch, dem <strong>der</strong> Mensch oft machtlos<br />

gegenübersteht. Hilfe und Rettung in solcher Situation zu gewähren, ist Aufgabe<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en.<br />

Für <strong>Gonsenheim</strong> wurde 1888 eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> gegründet, seit <strong>125</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n engagieren sich also <strong>Gonsenheim</strong>er Frauen und Männer für die Sicherheit<br />

<strong>der</strong> Bürger. <strong>Feuerwehr</strong>dienst ist kein Hobby, son<strong>der</strong>n eher eine Berufung.<br />

Der Dienst am Nächsten, die Selbstlosigkeit und <strong>der</strong> uneigennützige Einsatz<br />

von Zeit und Kraft sind nicht selbstverständlich. Dies wird lei<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong><br />

vergessen.<br />

Die Kameradinnen und Kameraden sind bereit, sich ständig fortzubilden und<br />

Ihre wertvolle Freizeit für das Allgemeinwohl zu opfern. Dafür danke ich ihnen<br />

ganz herzlich!<br />

Auch den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „<strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“, sowie<br />

dem För<strong>der</strong>verein und allen Spen<strong>der</strong>n und Sponsoren sei an <strong>der</strong> Stelle aufrichtig<br />

gedankt. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Einsatzfähigkeit.<br />

Ein herzliches Dankeschön auch an alle Helfer, die im Vorfeld und auch in den<br />

kommenden Wochen zum Gelingen unseres Jubiläumsjahres beigetragen<br />

haben o<strong>der</strong> beitragen werden.<br />

Uns allen wünsche ich viele frohe Stunden bei unserem Jubiläum.<br />

Stephan Scheer<br />

Wehrführer<br />

13


Die Brandbekämpfung in <strong>Gonsenheim</strong> vom<br />

Mittelalter bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Im gesamten Mittelalter war <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Kurfürst und Erzbischof <strong>der</strong> Landesherr,<br />

<strong>der</strong> Dompropst war fast 700 <strong>Jahre</strong> lang von 1092-1797 Ortsherr von<br />

<strong>Gonsenheim</strong> und Finthen mit <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Gerichtsbarkeit in Straf- und Zivilangelegenheiten.<br />

Dafür konnte er Gebühren einfor<strong>der</strong>n und Gebote und Verbote<br />

erlassen, die bis zur Bestrafung für mangelnden Gottesdienstbesuch gingen.<br />

Er ernannte den Dorfschultheißen und sechs Gerichtsschöffen, die in nicht so<br />

bedeutenden Angelegenheiten Recht sprachen. Die Verwaltungsaufgaben in<br />

den Orten des Dompropsts erledigte ein Amtmann. Dorfgemeinden waren<br />

wie eine Genossenschaft. Vollmitglie<strong>der</strong> waren Männer und Witwen, wenn sie<br />

einen eigenen Herd d.h. Haushalt besaßen. Wer Mitglied <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft<br />

werden wollte, z. B. um ein einheimisches Mädchen zu heiraten, musste eine<br />

bestimmte Geldsumme besitzen, einen gewissen Betrag bezahlen und Le<strong>der</strong>eimer<br />

zum Einsatz bei Bränden mitbringen o<strong>der</strong> dafür zahlen.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1745 erließ <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Erzbischof eine „Bauamts Ordnung für Flecken<br />

und Dörfer außerhalb <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong>“. Ein Teil davon war „Feuerordnung“ mit<br />

Paragrafen zur Verhin<strong>der</strong>ung von Bränden:<br />

- § 1 Die Beamten sollten „ein wachsames Auge auf die Feuerordnung halten.“<br />

„Weden“ (Brandteiche zum Löschen von Bränden und Viehtränken), Wasserbehälter<br />

und Brunnen mussten immer instand gesetzt werden.<br />

- § 5 Neubauten mussten genehmigt werden.<br />

- § 9 Dächer durften nur mit Schiefer o<strong>der</strong> Ziegeln gedeckt werden, „Stroh-<br />

Schindel Dächer“ waren wegen <strong>der</strong> Feuersgefahr verboten und sollten „nach<br />

und nach“ abgeschafft werden.<br />

- § 11 Schornsteine und Kamine mussten mindestens einmal pro Jahr „von<br />

einem wohlerfahrenen verlässlichen Maurer, Zimmermann o<strong>der</strong> Schornsteinfeger<br />

besichtigt“ werden, ob sie gefegt waren o<strong>der</strong> Mängel behoben werden<br />

mussten.<br />

- § 12 In Häusern mit Herden o<strong>der</strong> Backöfen mussten Schornsteine gebaut<br />

werden.<br />

Mit dem zunehmendem Einfluss des römischen Rechts im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

wurden immer mehr Rechte und Pflichten des Dorfherrn und seiner dörflichen<br />

Untertanen in sogenannten Weistümern aufgeschrieben. Der Begriff kommt<br />

14


vom Wort wissen o<strong>der</strong> weisen, deshalb kann man von einer geschriebenen<br />

Rechtssammlung sprechen. In dem <strong>Gonsenheim</strong>er Weistum von 1521 war auch<br />

eine Feuerlöschordnung vorgesehen, die jedes Jahr neu festgelegt wurde.<br />

An <strong>der</strong> jährlichen Gemeindeversammlung am Dingtag, dem Montag nach<br />

dem Martinstag, dem 11. November, wurden die von <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft zu<br />

vergebenden „Gemeindeämter besetzt“: Gemeindeeinnehmer, Feldschützen,<br />

Waldschützen, Nachtwächter, Viehhirte. Die <strong>Gonsenheim</strong>er, wie die Bewohner<br />

je<strong>der</strong> Dorfgemeinde, kümmerten sich um den Erhalt <strong>der</strong> gemeindeeigenen<br />

Gebäude, Wege und Brücken, Armenpflege, die Verwaltung <strong>der</strong> Allmende, dem<br />

Allgemeingut <strong>der</strong> Gemeinde an Wald, Wiese und Wasser, und den Brandschutz.<br />

Für diese Aufgaben mussten notwendigerweise Ortsbürger eingeteilt werden.<br />

Der Dingtag war ohnehin <strong>der</strong> wichtigste Zahlungs- und Abgabentag <strong>der</strong> vorindustriellen<br />

Agrargesellschaft, auch die Verträge mit dem Gemeindebäcker<br />

und -Schmied wurden verlängert. Deshalb mussten alle <strong>Gonsenheim</strong>er Männer<br />

erscheinen o<strong>der</strong> 17 Heller Strafe zahlen.<br />

Noch nach dem Ende des alten Kurstaates fanden im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t solche<br />

Gemeindeversammlungen „in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters, Beygeordneten<br />

und Schöffenrath“, später Bürgermeister, Adjunkt o<strong>der</strong> Beigeordneter und<br />

Gemein<strong>der</strong>at statt. Während des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde <strong>der</strong> Dingtag auf Ende<br />

Dezember verlegt, so dass die Aufgaben für das folgende Kalen<strong>der</strong>jahr galten.<br />

Die vorhandenen Unterlagen des Vorortarchivs 8 <strong>Gonsenheim</strong> im <strong>Mainz</strong>er<br />

Stadtarchiv fangen lei<strong>der</strong> erst mit 1817 an, doch man kann sicher sein, dass es<br />

diese Pflichtenverteilung auch schon vor dem Datum des Weistums 1521 gegeben<br />

hat, denn im Weistum sind alle geltenden Rechte aufgeschrieben worden.<br />

Am Dingtag wurde jedes Jahr zuerst das Weistum vorgelesen, dann folgte die<br />

Aufgabenverteilung.<br />

Die Feuerlöschordnung von 1854 z. B. bestimmte weiterhin den Bürgermeister<br />

bzw. dessen Stellvertreter als Einsatzleiter <strong>der</strong> Löschmannschaft, obwohl sie<br />

für diese schwierige Aufgabe <strong>–</strong> wie alle an<strong>der</strong>en auch <strong>–</strong> nicht ausgebildet<br />

waren. Namentlich bestimmt wurden zwei Fuhrleute zum Transport <strong>der</strong> Spritze,<br />

zwei für den Einsatz <strong>der</strong> Spritze, einer für den Einsatz des Schlauchs. 16 waren<br />

beauftragt zum Pumpen am Schwengel, drei beaufsichtigten den Einsatz von<br />

Feuerleitern und Haken, acht transportierten sie zum Brandort.<br />

Alle Fuhrleute, die Fässer besaßen, mussten bei Ausbruch des Feuers sofort<br />

anspannen und Wasser zu den aufgestellten Bütten fahren. Nach Beschluss des<br />

Gemein<strong>der</strong>ats vom 19. Dezember 1853 erhielt <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> Wasser anbrachte,<br />

15


eine Belohnung von einem Gulden, <strong>der</strong> zweite nur 30 Kreuzer. Elf Handlanger<br />

waren zum Wasserladen bestimmt.<br />

Bei Feuersausbruch wusste also je<strong>der</strong>, wo er seinen Einsatz hatte, wenn er<br />

durch Signale von Trompeten o<strong>der</strong> Trommeln herbeigerufen wurde. Während<br />

<strong>der</strong> Nacht hatte <strong>der</strong> Nachtwächter nach § 19 seiner Ordnung „sogleich durch<br />

Feuerrufen die nötige Hilfe herbeizuziehen.“ Die Mitbewohner, die ein Ausgreifen<br />

<strong>der</strong> Flammen auf ihre eigenen Häuser verhin<strong>der</strong>n wollten, bildeten eine<br />

lange Eimerkette vom Gonsbach o<strong>der</strong> Grabenbach bzw. von <strong>der</strong> „Weed“ o<strong>der</strong><br />

„Wied“, dem Brandteich, bis zum Brandort. Dafür hatte sich die Gemeinde bis<br />

1860 mit 300 Eimern eingedeckt, Neubürger mussten ein Eimergeld o<strong>der</strong> einen<br />

Eimer mitbringen.<br />

Auch wenn die Eimerkette fleißig Wasser heranbrachte und die Fuhrleute viele<br />

volle Fässer antransportierten, die meist unzureichende Wassermenge und<br />

die kleine Spritze konnten höchstens ein Ausbreiten des Feuers verhin<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Gonsenheim</strong> bildete mit den Gemeinden Bretzenheim, Budenheim, Finthen,<br />

Mombach, <strong>Mainz</strong> und Drais einen „Brandhülfsverband“. Auch für das Herbeiholen<br />

von Hilfe aus diesen Nachbargemeinden waren Feuerläufer bestimmt<br />

worden, die sich in <strong>der</strong> Nähe des Bürgermeisters aufzuhalten hatten. Nur wenn<br />

dieser die Anordnung gab, durfte Hilfe von außerhalb herbeigeholt werden.<br />

16 Feuerläufer waren namentlich aufgeführt, die neben dem Herbeiholen von<br />

Hilfe aus Nachbargemeinden sowohl bei einem Brand in <strong>Gonsenheim</strong> als auch<br />

in Nachbargemeinden mit Eimern an den Löscharbeitern teilnehmen mussten.<br />

Die Polizeidiener waren beauftragt, während des Brandes Unruhe, Diebstahl<br />

und Plün<strong>der</strong>ung zu verhin<strong>der</strong>n. Die Einwohner wurden für den Notfall verpflichtet,<br />

beson<strong>der</strong>s bei Bränden in <strong>der</strong> Nachbarschaft, mit Pferden und Geschirr und<br />

großen Bütten auszuhelfen.<br />

Die Hilfe aus den Nachbardörfern kam meist bereitwillig, denn oft hatte die<br />

Feuersbrunst schon ihr grausiges Werk getan. Doch selbst wenn die Flammen<br />

schon eingedämmt waren, musste jetzt noch Feuerwache gehalten werden,<br />

um bei einem erneuten Aufflackern eimerweise einschreiten zu können. Da die<br />

Luft trocken und heiß war, eine Nacht bei Gesprächen zwar anregend, aber auch<br />

anstrengend sein konnte, hatte es sich eingebürgert, dass die Gemeindekasse<br />

für Essen und Trinken sorgte. Deshalb waren die Bürgermeister doch zurückhaltend<br />

bei dem Ruf nach auswärtiger Hilfe.<br />

16


Brände im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, die zur Gründung <strong>der</strong><br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> 1888 zwangen<br />

Information über Brände durch die Schadensregulierung<br />

Detaillierte Brandbeschreibungen gibt es erst seit <strong>der</strong> Einführung von Brandversicherungen<br />

zur Schadensregulierung. In <strong>Mainz</strong> wurde 1780 die „Kurfürstlich<br />

<strong>Mainz</strong>ische Brandassekurations-General-Deputation“ eingeführt, die natürlich<br />

an <strong>der</strong> Vermeidung von Bränden bzw. an geringen Schäden durch schnelles<br />

Löschen interessiert war. Deshalb hat sie auch Erhebungen über das Vorhandensein<br />

von Löschgeräten wie Eimern und Leitern durchgeführt, um zu<br />

Neuanschaffungen anzuregen. Nach <strong>der</strong> Gründung Rheinhessens 1816 war die<br />

im Jahr 1777 gegründete Hessische Brandversicherungskammer in Darmstadt<br />

zuständig. Aus diesen historischen Gründen mussten wir Rheinhessen bis zur<br />

Liberalisierung <strong>der</strong> Brandversicherungen vor einigen <strong>Jahre</strong>n unsere Häuser bei<br />

<strong>der</strong> „Hessischen Brandversicherungskammer“ versichern lassen. Eine Feuerversicherung<br />

war seit <strong>der</strong> Gründung eine Pflichtversicherung, denn nur wenn<br />

ein versichertes Gebäude in das Grundkataster eingetragen und ein jährlicher<br />

Beitrag an die Brandversicherung gezahlt worden war, konnten Geschädigte<br />

auch Schadensersatz erwarten.<br />

Quittungen dieser Versicherungen über gezahlte Brandsteuer in <strong>Gonsenheim</strong><br />

und Aufnahmen und Abrechnungen von Brandschäden seit 1784 befinden<br />

sich allerdings lückenhaft noch im <strong>Mainz</strong>er Stadtarchiv Vorortarchiv (VOA) 8<br />

<strong>Gonsenheim</strong>/ Faszikel (Aktenbündel) 369 und 382. Außerdem existieren noch<br />

Teile <strong>der</strong> Korrespondenz zwischen <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei, den<br />

Geschädigten, den Behörden und den Versicherungen. Bauerlaubnis konnte nur<br />

das Kreisamt ausstellen. Es gehörte zur Amtspflicht des Bürgermeisters, einen<br />

Brand sofort an das Kreisamt in <strong>Mainz</strong> brieflich zu melden. Dieses schickte einen<br />

Taxator, auch Visitator genannt, <strong>der</strong> den Brand vor Ort aufnahm und seine Einschätzung<br />

an die Brandversicherung in <strong>der</strong> Hauptstadt Darmstadt weitergab.<br />

Diese entschied dann über die Höhe <strong>der</strong> Entschädigungssumme und wies<br />

die Brandversicherungskasse zur Auszahlung an. Bei einem Wohnhausbrand<br />

in <strong>Gonsenheim</strong> z. B. vom 25. September 1857 ergab sich bei einem im Kataster<br />

festgelegten Brandversicherungskapital von 450 Gulden und einer dreifünftel<br />

Beschädigung eine Entschädigungssumme von 270 Gulden, wovon noch vier<br />

Gulden für verwertbare Überreste abgezogen wurden.<br />

17


Damit dieser Betrag vom Geschädigten auch wirklich zur „Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

des brandgeschädigten Gebäudes“ o<strong>der</strong> zu einem Neubau eingesetzt wurde,<br />

hat bei höheren Beträgen die Kommission o<strong>der</strong> das Kreisamt meistens einen<br />

„Curator“ eingesetzt, entwe<strong>der</strong> den Bürgermeister o<strong>der</strong> seinen Stellvertreter,<br />

<strong>der</strong> die „Bauverträge und <strong>der</strong>en richtige Ausführung gewissenhaft überprüfen“<br />

musste, entsprechend des Baufortschritts auch nur Teilsummen auszahlen<br />

durfte. Anschließend musste <strong>der</strong> „Curator“ „über die Verwendung <strong>der</strong> Beträge<br />

Rechnungen mit Einzelposten zur Prüfung einreichen.“<br />

Brände und Brandbekämpfung in <strong>Gonsenheim</strong><br />

im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Aufzeichnungen über Brände vor <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Brandversicherungen um<br />

1780 sind selten. Für das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zur Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

konnte ich mindestens 35 leichte bis sehr schwere Brände in <strong>Gonsenheim</strong><br />

dokumentieren. Die Schwere eines Brandes kann man an <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> zerstörten<br />

Häuser bzw. <strong>der</strong> Entschädigungssumme ablesen. Da die Unterlagen lückenhaft<br />

sind, muss man von bedeutend mehr Bränden ausgehen. Hier können nur einige<br />

größere und spektakuläre Fälle geschil<strong>der</strong>t werden, die auch Auskunft über die<br />

Verhaltensweise <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er und die Schadensabwicklung geben.<br />

Im Jahr 1590 wurde die „Untere Gonsmühle“, heute ein riesiges Wohngebäude<br />

unterhalb <strong>der</strong> Kanonikus-Kir-Realschule, durch einen Großbrand fast völlig<br />

zerstört. Das Feuer vernichtete außerdem die Bestände an Getreide sowie<br />

das gesamte Inventar. Darüber klagte <strong>der</strong> Müller beim Eigentümer, dem Stift<br />

St. Victor. Der Wie<strong>der</strong>aufbau dauerte sehr lange. 1667 brannte die Mühle erneut<br />

völlig aus. Dieses Mal baute St. Victor schnell wie<strong>der</strong> auf, das Hauptgebäude im<br />

barocken Stil.<br />

1795 wurde die 14-Nothelfer Kapelle von den <strong>Mainz</strong> belagernden französischen<br />

Truppen in Brand gesteckt und dadurch zerstört.<br />

Als während <strong>der</strong> französischen Besatzungszeit um 1800 <strong>Gonsenheim</strong> 1100<br />

Einwohner hatte, brannten vier Häuser völlig ab. Selbst die Anstrengungen<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung in einer langen Kette mit Feuereimern Wasser vom Gonsbach<br />

zur Brandstelle zu transportieren, waren völlig aussichtslos. Als die zur Hilfe<br />

her beieilenden Feuerläufer aus den Nachbardörfern eintrafen, war kaum noch<br />

etwas zu retten, sie mussten aber mit Speis und Trank versorgt werden, „ein<br />

lohnendes Geschäft“ für vier <strong>Gonsenheim</strong>er Wirte.<br />

18


Die Zahl <strong>der</strong> Häuser in <strong>Gonsenheim</strong> wuchs mit <strong>der</strong> schnell zunehmenden<br />

steigenden Bevölkerung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. 1810 existierten 242 Wohnhäuser,<br />

darunter aber die beschriebenen vier Brandruinen, 1816 252, 1834 305 und 1861<br />

schon 427 Wohnhäuser. Vor allem in den 1830-er <strong>Jahre</strong>n, als Obst und Gemüse<br />

gute Einnahmen brachten, erhielten einstöckige Häuser eine obere Etage. Allein<br />

die Zunahme des bebauten Raumes erhöhte auch die Brandgefahr.<br />

Bei dem größten Brand im Juli 1823 meinten die <strong>Gonsenheim</strong>er, sie könnten<br />

das Feuer ohne fremde Hilfe selbst bekämpfen und deshalb Geld sparen, doch<br />

brannten zehn Häuser und Scheunen in <strong>der</strong> „lang Gass“ (heute <strong>Mainz</strong>er Straße)<br />

nie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Ecke Raiffeisenstraße Haus 63 bis zum Haus Nr. 79 (nach<br />

Dr. Hermann Schreiber). Die abgebrannten Häuser waren aber klein. Die Neubauten<br />

wurden alle größer und zweigeschossig zwischen 1850-1870 errichtet.<br />

Der Brand vom 2. Juni 1840 im Haus des Johann Imhof war so gewaltig, dass<br />

benachbarte <strong>Feuerwehr</strong>en um Hilfe angerufen wurden und deshalb später bei<br />

vier Wirten 49 Gulden ausgegeben wurden für Essen und Trinken. Meistens<br />

bekamen die Nachbardörfler den besseren Wein, während die <strong>Gonsenheim</strong>er,<br />

die von Anfang an schufteten und schwitzten, mit dem weniger angesehenen<br />

Bier vorlieb nehmen mussten. Für eine Zeche von 49 Gulden konnte man schon<br />

ganz schön konsumieren. Dafür mussten die drei Gemeindelehrer Schmitt,<br />

Grebner und Würth, die einen <strong>Jahre</strong>sverdienst von etwa 400 Gulden aus <strong>der</strong><br />

Gemeindekasse bekamen, mehr als einen Monat arbeiten. Doch die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

konnten sicher sein, auch in den Nachbarorten würde es wie<strong>der</strong> brennen.<br />

Feuereimer sind ebenfalls abhanden gekommen. Noch im folgenden November<br />

beschwerten sich die Finther bei den <strong>Gonsenheim</strong>ern mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />

Ersatz für sieben eingebüßte Feuereimer bei <strong>der</strong> Löschhilfe. 13 arme Dienstboten<br />

haben bei dem Brand Klei<strong>der</strong> und Hemden eingebüßt, doch haben „Guttäter aus<br />

<strong>der</strong> Stadt“ 122 Gulden zur Neuanschaffung gestiftet, u.a. <strong>der</strong> Polizei kommissar<br />

von <strong>Mainz</strong>, ein Kreissekretär, die Herrn von Zabern von <strong>der</strong> Redaktion des<br />

<strong>Mainz</strong>er Anzeigers und Notar Bruch. Davon sind 80 Gulden an die Dienstboten<br />

gegangen, das restliche Geld blieb im <strong>Gonsenheim</strong>er Armenfonds. Die<br />

Brandversicherungskasse zahlte 10586 Gulden als Entschädigung, wobei auch<br />

Löschschäden an Weinstöcken und einem Gartenzaun berücksichtigt wurden.<br />

Einen Brand am 26. September desselben <strong>Jahre</strong>s 1840 meldete Bürgermeister<br />

Johann Hochgesand gemäß seiner Amtspflichten noch an demselben Tag dem<br />

Kreisamt. Dieses vermutete wohl Brandstiftung und beauftragte schon am<br />

folgenden Tag den Bürgermeister, sofort eine Anzeige zu erstatten und Joseph<br />

19


Seib zu beauftragen, an <strong>der</strong> Stelle nichts zu verän<strong>der</strong>n bis zur Untersuchung<br />

durch die gerichtliche Behörde. Es gibt lei<strong>der</strong> keine weiteren Archivalien zu<br />

diesem Fall.<br />

1842 war <strong>der</strong> Stall am Schulhaus abgebrannt. Man muss nämlich wissen, dass<br />

Lehrer einen sehr niedrigen Lohn aus <strong>der</strong> Gemeindekasse erhielten. Um ihren<br />

Lebensunterhalt zu bestreiten, mussten sie nebenher noch Landwirtschaft<br />

betreiben. Schon beim Schulhausneubau 1779 waren deshalb neben <strong>der</strong><br />

Lehrerwohnung ein Stall und ein Waschhaus eingeplant und gebaut worden.<br />

Der Kreisbaumeister schlug 1842 vor, den Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Scheune aus einem<br />

Fonds <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> zu finanzieren. Das kostete 250 Gulden, u.a.<br />

149 Gulden für Maurerarbeiten und 95 Gulden für Zimmerarbeiten.<br />

Ein Brand im Jahr 1849 vernichtete die Anwesen (Hofreite) samt Scheune von<br />

Jakob Becker VIII. und Paul Appel I. Nur durch großen Einsatz <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

konnte ein Übergreifen auf die angrenzende Kirche St. Stephan verhin<strong>der</strong>t<br />

werden. Um eine erneute Gefährdung des Gotteshauses zu vermeiden und<br />

Bauplatz für die Vergrößerung des Gebäudes zu gewinnen, wurden die Grundstücke<br />

von <strong>der</strong> Gemeinde für 3000 Gulden gekauft. An dieser Stelle wurden<br />

später Chor, Querschiff und Sakristei errichtet.<br />

Von 1851 bis 1859 sind 13 Brände registriert, die Auszahlung <strong>der</strong> Entschädigung<br />

dauerte manchmal drei <strong>Jahre</strong>, weil die Errichtung <strong>der</strong> Neubauten lange Zeit<br />

brauchte. Beson<strong>der</strong>s das Jahr 1861 war teuer für die Brandkasse, denn für zwei<br />

Großbrände musste sie über 7000 Gulden erstatten, weil jeweils viele Hausbesitzer<br />

betroffen waren, allerdings je nach Schadensfall mit sehr unterschiedlichen<br />

Beträgen zwischen zwei und <strong>125</strong>0 Gulden. Von 1862 bis 1864 waren<br />

wie<strong>der</strong>um sechs Brände zu beklagen.<br />

Während <strong>der</strong> Choleraepidemie breitete sich am Abend des 8. Dezember 1866<br />

das Feuer in <strong>der</strong> Scheune <strong>der</strong> Hofreite Nr. 7 an <strong>der</strong> Pfarrkirche St. Stephan auf<br />

die Scheune <strong>der</strong> Hofreite Nr. 3 aus, von wo Funken Spatzennester im nahe<br />

gelegen Kirchturm entflammten, so dass schließlich <strong>der</strong> gesamte Turmhelm den<br />

ganzen Abend lang bis Mitternacht ausbrannte und ein flammendes Inferno<br />

über <strong>Gonsenheim</strong> schuf. Während <strong>der</strong> Turm ausbrannte, ließ die ungeheure<br />

Hitze drei alte Glocken von 1575-1618 zerspringen und das Kirchenschiff wurde<br />

durch herabstürzende brennende Balken und Mauerwerk beschädigt. Der<br />

„Feuervisitator“ Stamm aus Nie<strong>der</strong>-Olm kam zur Überprüfung <strong>der</strong> Brandstätte.<br />

Weil die Pfarrkirche St. Stephan erhalten blieb und die benachbarten<br />

Häuser keinen Schaden nahmen, die furchtbare Choleraepidemie, mit 99<br />

20


Toten in <strong>Gonsenheim</strong> von September bis November, zu Ende ging, gelobten die<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er diesen 8. Dezember, das Fest <strong>der</strong> „Erwählung Mariens“, als Tag<br />

des Dankes bzw. als „Gelobten Tag“ von da an jährlich zu feiern.<br />

Von 1868 bis 1870 ereignete sich nochmals jährlich ein Brand.<br />

Fazit: Selbst wenn diese Liste nicht vollständig sein kann, so zeigen doch<br />

die Anzahl und manchmal die Schwere <strong>der</strong> dokumentierten Brände, dass eine<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> notwendig gewesen wäre.<br />

Was wurde in <strong>Gonsenheim</strong> zur Feuerverhütung und zur<br />

Brandbekämpfung getan?<br />

Eine Chronologie <strong>der</strong> staatlichen Anordnungen und <strong>Gonsenheim</strong>er Anstrengungen<br />

1658 wurde zum ersten Mal ein Schornsteinfeger für <strong>Gonsenheim</strong> erwähnt. Der<br />

Ort hatte damals 80 Bürger, d.h. Familienoberhäupter. Deren Zahl muss man mit<br />

vier bis fünf, <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Familienangehörigen, multiplizieren, um so zu<br />

einer geschätzten Einwohnerzahl von 300-400 zu gelangen. Seit 1750 mussten<br />

alle Neubürger <strong>Gonsenheim</strong>s Feuereimergeld zahlen.<br />

Die 1. Feuerspritze soll 1809 angeschafft worden sein für 1400 Francs von <strong>der</strong><br />

Firma Gebrü<strong>der</strong> Glück in <strong>Mainz</strong>. Während des gesamten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde<br />

sie in den Aufzeichnungen erwähnt, wenn sie eingesetzt o<strong>der</strong> repariert worden<br />

ist.<br />

Unter hessen-darmstädtischer Herrschaft seit 1816 for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Regierungspräsident<br />

<strong>der</strong> Provinz Freiherr von Lichtenberg zunächst von den Bürgermeistern<br />

einen Bericht über die Löscheinrichtungen ihres Ortes. Auf Grund<br />

dieser Angaben erließ Lichtenberg 1820 „angemessen befundene Vorschriften<br />

zur Vervollständigung dieser Löschanstalten.“ Bürgermeister und Polizeibeamte<br />

wurden verpflichtet, alle Einrichtungen zur Brandbekämpfung zu überwachen<br />

und „unter Hinzuziehung von Baufachleuten“ jährliche Untersuchungen <strong>der</strong><br />

„Feuerstätten“ vor <strong>der</strong> Heizperiode durchzuführen und dem Kreisamt pünktlich<br />

detaillierte Berichte zu schicken, ob auch alle Artikel <strong>der</strong> Verordnung erfüllt<br />

seien. Eine individuelle Feuerordnung wurde von allen Gemeinden gefor<strong>der</strong>t,<br />

die <strong>Gonsenheim</strong> schon praktizierte. Weil viele Bürgermeister ihrer Pflicht aber<br />

nicht nachkamen, mussten ab Oktober 1822 jedes Jahr alle Bürgermeister auf<br />

vor gedruckten Formularen die Durchführung von gefor<strong>der</strong>ten Ergänzungen<br />

21


angeben, bei Nichteinhalten auch Entschuldigungsgründe anführen. 1824<br />

wurden nochmals die Bürgermeister des Kantons Nie<strong>der</strong>-Olm zur besseren<br />

Überwachung aufgefor<strong>der</strong>t, beson<strong>der</strong>s nachts durch die Nachtwächter, weil<br />

dann „auffallend oft … Feuersbrünste“ vorgekommen wären.<br />

So berichtete <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister David Becker dem Kreisamt 1818,<br />

die Gemeinde besitze die „vorgeschriebenen drei Feuerleitern und vier Feuerhaken<br />

in ganz gutem Zustand“. Es gebe aber Schwierigkeiten für jeden Bürger,<br />

einen Feuereimer vorweisen zu können, wie nach <strong>der</strong> Verfügung gefor<strong>der</strong>t. Je<strong>der</strong><br />

Neubürger habe bei seiner Aufnahme eine Summe Geldes für einen Feuereimer<br />

zahlen müssen. 92 Feuereimer seien im guten Zustand und befänden sich<br />

im „sehr geräumigen Rathaus“. Auf Befehl des Amtes wurde zunächst auf<br />

150 Feuereimer aufgestockt. Mit <strong>der</strong> zunehmenden Zahl <strong>der</strong> Einwohner, die als<br />

Neubürger auch ihr Eimergeld bezahlen mussten, konnte sich <strong>der</strong> Bestand <strong>der</strong><br />

Feuereimer stark vergrößern, 1822 nochmals um 80 auf insgesamt 230 Stück. Bei<br />

einer Einwohnerzahl von etwa 1600 Einwohnern kam allerdings nur ein Feuereimer<br />

auf sieben <strong>Gonsenheim</strong>er. Damit war das Dorf weit hinter <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung<br />

ein Feuereimer pro Einwohner zurückgeblieben.<br />

In unserem heute schönen Barocksaal wurden damals drei Wände eingezogen,<br />

um die Feuerspritze zu lagern und alle Eimer aufzuhängen. Als 1821/22 <strong>der</strong><br />

Kirchhof, <strong>der</strong> alte Friedhof um die Kirche St. Stephan, nicht mehr benutzt und<br />

stillgelegt und dafür <strong>der</strong> neue Friedhof auf <strong>der</strong> heutigen Pfarrer-Grimm-Anlage<br />

eingerichtet wurde, war das Bein- und Knochenhaus <strong>–</strong> heute noch freier Platz<br />

an <strong>der</strong> Ecke Kirchstraße/Kirchgässchen <strong>–</strong> nicht mehr notwendig. Nach Maurer-,<br />

Dachdecker- und Pflasterarbeiten wurde das turmartige Gebäude 1824 zum<br />

Spritzenhaus umfunktioniert, mit einer Arrestzelle, dem „Kittchen“, wo Bettler<br />

ohne Arbeitsbuch einen Tag untergebracht wurden.<br />

Bei einer amtlichen Visitation wurden im November 1818 bei 255 Häusern in<br />

<strong>Gonsenheim</strong> 95 Verbesserungen angemahnt, davon wurde 93 Mal gefor<strong>der</strong>t,<br />

dass „<strong>der</strong> Rauchfang“, also das Zwischenstück zwischen dem Herd und dem<br />

Schornstein, „mit Backsteinen“ zu mauern sei. Das Vorhandensein einer<br />

Feuerspritze wurde gelobt, aber <strong>der</strong> Mangel an Feuereimern gerügt und „mehr<br />

Eifer als bisher“ bei den Verbesserungen <strong>der</strong> Feuerstätten und <strong>der</strong> Aufsicht<br />

darüber gefor<strong>der</strong>t, weil ein Brand in einer „feuergefährlichen Baueinrichtung“ in<br />

<strong>Gonsenheim</strong> vorgefallen sei. Auch in an<strong>der</strong>en Gemeinden kamen solche Klagen<br />

vor. Deshalb mussten die „Kaminfeger“ den Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Bewohner gegen<br />

die Reinigung und Mängel an den Feuerstätten dem Ortspolizeibeamten zur<br />

Bestrafung melden. Ein an<strong>der</strong>e Drohung war angefügt: Würden die „Kamin-<br />

22


feger“ dieser feuerpolizeilichen Pflicht nicht nachkommen, müssten sie von<br />

ihrem Posten entfernt und durch an<strong>der</strong>e ersetzt werden.<br />

Im Februar 1823 wurde ein „Kaminfegermeister“ für zwölf Ortschaften des<br />

Kantons Nie<strong>der</strong>-Olm eingesetzt, er hatte u.a. <strong>Gonsenheim</strong>, Bretzenheim,<br />

Hechtsheim und Weisenau zu betreuen. Die Feuerstellen, Kamine und Schornsteine<br />

in <strong>Gonsenheim</strong> sind auch in den folgenden Jahrzehnten immer wie<strong>der</strong><br />

kritisiert worden. Am 8. Oktober 1830 schrieb <strong>der</strong> Kreisrat an den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Bürgermeister, „Kaminfeger Stamm aus Nie<strong>der</strong>-Olm“ habe bei <strong>der</strong> Reinigung <strong>der</strong><br />

Schornsteine in <strong>Gonsenheim</strong> Mängel festgestellt. Namen und Häuser wurden<br />

angegeben und dem Bürgermeister aufgetragen, innerhalb von 14 Tagen einen<br />

Bericht über die Behebung <strong>der</strong> Mängel zu senden. Bei einer Untersuchung im<br />

Oktober 1837 wurden bei 40 Häusern immer noch baufällige Schornsteine<br />

festgestellt. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei <strong>der</strong> guten<br />

Verkaufslage in <strong>der</strong> Landwirtschaft manche einstöckigen Häuser eine zweite<br />

Etage bekamen, was im Brandkataster abzulesen ist. Lei<strong>der</strong> hört diese Sammlung<br />

von Akten mit dem Titel „Visitation von Feuerstätten“ mit dem Jahr 1850<br />

auf. Es gab bestimmt noch weitere Mahnungen, die aber im <strong>Mainz</strong>er Stadtarchiv<br />

nicht mehr vorhanden sind.<br />

Mit Datum vom 21. Januar 1825 rügte Freiherr von Lichtenberg den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Bürgermeister David Becker wegen des fehlenden <strong>Jahre</strong>sberichts vom<br />

November und verlangte die verspätete Zusendung innerhalb <strong>der</strong> folgenden<br />

zwei Wochen. Sollten die Berichte in Zukunft nicht Ende des <strong>Jahre</strong>s eingehen,<br />

würden sie „durch Strafboten auf Kosten des Säumigen abgeholt.“ Es müssen<br />

wohl noch Bürgermeister an<strong>der</strong>er Gemeinden angemahnt worden sein, denn<br />

<strong>der</strong> Brief ist gedruckt mit einem Datum, aber Lücken für die einzusetzenden<br />

Ortschaften.<br />

1819 wurde auch die Wied o<strong>der</strong> Weed als Viehtränke <strong>der</strong> Gemeinde und als<br />

Brandteich wie<strong>der</strong> hergestellt. Die Wied „desgleichen Bäche und Flutgräben“<br />

wurden 1858 und 1882 gereinigt. Lei<strong>der</strong> kann <strong>der</strong> Verfasser anhand <strong>der</strong> Karten<br />

von 1810 den Teich nicht genau lokalisieren, er muss wohl unterhalb <strong>der</strong> Flur<br />

„Hemel“, in <strong>der</strong> Nähe des Mühlbachs gewesen sein, einer Ableitung des<br />

Gonsbachs zur Mühle „hinter dem Dorf“ o<strong>der</strong> Plätzmühle, heute Gebäudekomplex<br />

„An <strong>der</strong> Ochsenwiese“. Noch 1963 wollte <strong>der</strong> Ortsbeirat die Waschbachquelle<br />

zum Feuerlöschteich ausbauen. 1825 wurde ein Röhrenbrunnen angelegt<br />

mit einer Wasserleitung zur Ecke Grabenstraße/Kirchstraße, um sauberes<br />

Trinkwasser und Löschwasser bei einem Brand zu haben, denn <strong>der</strong> Weg von <strong>der</strong><br />

Weed bis zu einer Brandstelle sei zu weit.<br />

23


Fazit <strong>der</strong> Lichtenberg-Ära: Nach den Anfangsjahren hatte sich die hessischdarmstädtische<br />

Herrschaft etabliert. In <strong>der</strong> Provinz Rheinhessen hatte <strong>der</strong><br />

sehr rührige und populäre Regierungspräsident von 1816 bis zu seinem Tod 1845<br />

in Wirtschaft, Landwirtschaft und Handel für Fortschritte gesorgt, auch für<br />

die Verbesserung von Brandverhütung und Brandbekämpfung durch Verordnungen<br />

und durch Überwachung und Visitationen. Der <strong>Mainz</strong>er Archiv direktor<br />

Friedrich Schütz, Mitherausgeber <strong>der</strong> 1998 erschienen Stadtgeschichte von<br />

<strong>Mainz</strong>, urteilte: „Für die Rheinhessen war Lichtenberg ein Glücksfall. Ausgestattet<br />

mit bezwingen<strong>der</strong> Liebenswürdigkeit, setzte sich <strong>der</strong> liberale Politiker stets<br />

für die Belange <strong>der</strong> Bevölkerung ein und wirkte ausgleichend und verständnisvoll.“<br />

<strong>Gonsenheim</strong> besaß zwar eine Feuerspritze, konnte aber nicht genügend<br />

Feuereimer zur Verfügung stellen und die Einwohner gingen sehr lie<strong>der</strong>lich<br />

mit ihren Feuerstätten um. Deswegen wurden sie häufiger und immer wie<strong>der</strong><br />

wegen ihrer baufälligen Feuerstätten und Schornsteine ermahnt. Die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

waren sich zu sicher und ließen sich wohl sehr ungern von einem aus<br />

Darmstadt kommenden Regierungspräsidenten Vorschriften machen. Die vielen<br />

Brände mit teilweise hohen Verlusten machten anscheinend keinen Eindruck.<br />

Erneut wurden im September 1852 alle Bürgermeister des Kreises an die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> „Löscheinrichtungen“ erinnert.<br />

1860 betrug <strong>der</strong> Bestand im <strong>Gonsenheim</strong>er Spritzenhaus: eine Feuerspritze,<br />

300 Feuereimer, zwei Wasserbütten, eine Laterne, fünf Leitern, neun Feuerhaken,<br />

ein Sprungtuch. Reichte diese Ausrüstung zur Brandbekämpfung bei 2600 Einwohnern<br />

in 427 Wohnhäusern?<br />

Weil <strong>Gonsenheim</strong>s Ausdehnung bis zur Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zugenommen<br />

hatte und die Wied als Feuerlöschteich zu weit entfernt lag, beschloss <strong>der</strong><br />

Gemein<strong>der</strong>at 1855 zum schnelleren Transport von Wasser an die Brandstelle eine<br />

Prämie einzuführen. Das hatte man wohl von <strong>Mainz</strong> abgeschaut, wo dadurch<br />

für die Pflichtfeuerwehr ebenfalls ein Anreiz geschaffen werden sollte.<br />

1881 bekam <strong>Gonsenheim</strong> eine zweite Feuerspritze für 730 Mark, wofür die<br />

Brandversicherungskommission einen Zuschuss von 410 Mark genehmigte,<br />

denn für „die lokalen Verhältnisse“ würde <strong>Gonsenheim</strong> „eine zweite Feuerspritze<br />

zustehen“. Diese wurde „nebst Bedienungsmannschaft“ auch bei einem Brand<br />

in <strong>Mainz</strong> „in freundschaftlicher Weise“ eingesetzt, wie sich <strong>der</strong> „Großherzogliche<br />

Bürgermeister <strong>der</strong> Provinzial Hauptstadt <strong>Mainz</strong>“ in seinem Dankesbrief vom<br />

6. Dezember 1882 gegenüber dem <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister Johann Lud-<br />

24


wig ausdrückte. Der <strong>Mainz</strong>er Gemein<strong>der</strong>at möchte seinen „wärmsten Dank“<br />

aussprechen mit <strong>der</strong> „Versicherung, dass die Stadt <strong>Mainz</strong> in Notfällen gewiss<br />

stets zu wechselseitige Hilfeleistungen bereit sein werde.“<br />

Am 25. März 1886 berichtete <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>inspektor für den Landkreis <strong>Mainz</strong><br />

Keller über eine „Inspektion <strong>der</strong> Löschgeräte in <strong>Gonsenheim</strong>“: „Auch hier, wie<br />

überall wo keine <strong>Feuerwehr</strong> besteht, würden Anordnungen“ von den meisten<br />

Anwesenden belacht. Angespielt wird hier auf das Fehlen einer freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>. Die Pflichtleute hatten wohl keinen Sinn für geordnete <strong>Feuerwehr</strong>übungen<br />

und machten sich darüber lustig.<br />

Die zwei Spritzen (vierrädrige alte Konstruktion, zweirädrige von Hartmann<br />

in Groß-Bieberau) seien sehr leistungsfähig. Die vorhandenen Le<strong>der</strong>- und<br />

Hanfschläuche genügten vorerst, eine Steigleiter sei reparaturbedürftig. Die<br />

vorhandenen Eimer seien größtenteils gut. Die „Beschaffung von Wasser“ sei<br />

in <strong>Gonsenheim</strong> nicht genügend. Das könne nur eine organisierte freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> leisten. Er würde es freudig begrüßen, wenn das Kreisamt bei einem<br />

Ort mit über 3.000 Einwohnern die Bildung einer freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in<br />

<strong>Gonsenheim</strong> anregen würde.<br />

Fazit: Die Einstellung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr wurde gerügt, die Ausrüstung war<br />

bei dem einwohnerstarken <strong>Gonsenheim</strong> noch ausreichend, Verbesserungen<br />

und Anschaffungen waren aber in <strong>der</strong> Zukunft notwendig. Die „Beschaffung<br />

von Wasser“ erfor<strong>der</strong>te eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>. <strong>Gonsenheim</strong> hatte zwar den<br />

Gonsbach und die Wied als Brandteich, aber keine Wasserleitung mit Hydranten.<br />

Auch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>inspektor wünschte sich eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> für <strong>Gonsenheim</strong>.<br />

Das Kreisamt sollte die <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei dazu bringen.<br />

Da es von jetzt ab um die Gründung eines selbstständigen Vereins geht, wird<br />

das Adjektiv „Freiwillig“ wie im offiziellen Namen „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong>“<strong>–</strong> von jetzt an groß geschrieben.<br />

25


Die Kontroverse um die Bildung einer Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> zwischen dem Kreisamt <strong>Mainz</strong><br />

und dem <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at 1885-1888<br />

Die hessen-darmstädtischen Behörden waren im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t allmählich zu<br />

<strong>der</strong> Einsicht gekommen, dass Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>en zur Bekämpfung von<br />

Bränden besser geeignet waren als kaum ausgebildete, dazu gezwungene und<br />

deshalb kaum motivierte Pflichtfeuerwehren. Am 22. Februar 1886 überprüfte<br />

<strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller nochmals die Feuerlöscheinrichtungen in <strong>Gonsenheim</strong>,<br />

worauf das Kreisamt den neuen <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister Franz<br />

August Becker ersuchte, eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu bilden. Doch <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at<br />

bestand am 4. April auf <strong>der</strong> Beibehaltung <strong>der</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> geübten<br />

Praxis mit <strong>der</strong> im Oktober 1885 eingeführten Löschordnung für eine Pflichtfeuerwehr.<br />

Zwei Tage später musste deshalb Becker das Kreisamt im Namen des<br />

Gemein<strong>der</strong>ats bitten, wegen <strong>der</strong> Kosten bei Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

die bestehende Löschordnung von 1885 „bestehen zu lassen“, denn die Gemeinde<br />

besitze ohnehin eine „Pflicht-<strong>Feuerwehr</strong> aus lauter jungen, kräftigen,<br />

ver heirateten Ortsbürgern, eingeteilt in aktive und Ersatzmannschaften.“ Um<br />

mehr Gewicht für seine Ablehnung zu bekommen, rief <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at die<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Bürger zu einer Gemeindeversammlung am Ostermontag nach<br />

dem Hochamt zusammen, um über seine Haltung zu informieren und Interessenten<br />

die Gelegenheit zu Meinungsäußerungen zu geben. Doch das Kreisamt<br />

blieb bei seiner For<strong>der</strong>ung und antwortete, eine gut organisierte Pflichtfeuerwehr<br />

könnte eine wohl organisierte und eingeübte Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> nicht<br />

ersetzen.<br />

26


Text zum nachfolgenden Bild:<br />

„Großherzogliche Bürgermeisterei <strong>Gonsenheim</strong> d. 6. April 1986<br />

Betreffend: Bildung einer freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

Auf die Verfügung vom 31. März 1886 beehren wir uns ergebenst zu berichten,<br />

daß <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at im obigen Betreff in <strong>der</strong> Sitzung vom 4. April d.J., nachdem<br />

demselben von <strong>der</strong> Verfügung Großherzoglichen Kreisamtes von uns in Kenntniß<br />

gegeben wurde, den Beschluß faßte, wegen <strong>der</strong> durch Bildung einer<br />

freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> entstehenden Kosten, und um diese zuvör<strong>der</strong>st zu<br />

ersparen, die im Oktober vergangenen <strong>Jahre</strong>s eingerichtete Löschverordnung<br />

vorerst noch bestehen zu lassen. Die Organisation ist folgen<strong>der</strong> Maßen getroffen:<br />

Die Gemeinde besitzt eine Pflichtfeuerwehr, welche aus laudter jungen,<br />

kräftigen verheirateten Ortsbürgern aus den Jahrgängen 1877 bis 1884 <strong>–</strong> zur<br />

Ersatzmannschaft mußten auch noch jüngere Jahrgänge genommen werden <strong>–</strong><br />

gebildet ist, und aus einer activen und Ersatzmannschaft besteht, wie folgt<br />

(Mit diesen „Jahrgängen“ sind wohl die Zwanzigjährigen gemeint. Anm.d.A.)<br />

1. Bedienung <strong>der</strong> großen Spritze: 18 Mann activ,<br />

12 Mann Ersatz<br />

2. Bedienung <strong>der</strong> kleinen Spritze: 17 Mann activ,<br />

12 Mann Ersatz<br />

3. Führung <strong>der</strong> Schläuche: 2 Mann activ,<br />

2 Mann Ersatz<br />

sämtlich Schmied und Schlossermeister<br />

4. Bedienung <strong>der</strong> Feuerhaken: 10 Mann activ,<br />

10 Mann Ersatz<br />

5. Bedienung <strong>der</strong> Leitern: 10 Mann activ,<br />

10 Mann Ersatz<br />

6. zum Wasserladen: 10 Mann activ,<br />

10 Mann Ersatz<br />

7. zum Fahren <strong>der</strong> großen Spritze über Land sind vier Fuhrwerksbesitzer bestimmt,<br />

ebenso bei großer Gefahr als Feuerreiter auf den nächsten Orten<br />

sind vier Pferdebesitzer bestimmt und ist je<strong>der</strong> Fuhrwerksbesitzer bei Strafe<br />

verpflichtet, sobald Feuer ausbricht, Wasser zu fahren. Die Leitung über<br />

sämmtliche Gruppen führen die Mitglie<strong>der</strong> des Gemein<strong>der</strong>aths.<br />

<br />

Becker“<br />

27


Aber an<strong>der</strong>s als in den Nachbarorten war die Bereitschaft <strong>der</strong> jungen <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Männer gering. Anfang Mai hatten sich nur fünf von ihnen gemeldet.<br />

Deshalb schrieb Bürgermeister Becker an die Vorstände von sechs Vereinen<br />

„Krieger, Turner, Ludwigs und die drei Gesangvereine Cäcilia, Einigkeit und<br />

Heiterkeit (…) zu diesem edlen Zwecke ihre Mitglie<strong>der</strong> anzueifern.“ Bürgermeister<br />

Becker hoffte dadurch auf mehr Anmeldungen, um das Kreisamt zufrieden<br />

stellen zu können.<br />

Am 19. Mai konnte er dem Kreisamt auch schon von 25 Angemeldeten berichten,<br />

die alle einen guten Ruf hätten. Damit reagierte er auf die For<strong>der</strong>ungen des<br />

Sozialistengesetzes. Nach zwei Attentaten auf Kaiser Wilhelm I. im <strong>Jahre</strong> 1878<br />

hatte Reichskanzler Otto v. Bismarck dieses Ausnahmegesetz „gegen die<br />

gemeingefährlichen Bestrebungen <strong>der</strong> Sozialdemokratie“ im Reichstag durchgesetzt,<br />

obwohl ein Zusammenhang zwischen den Attentätern und den Sozialdemokraten<br />

nicht festgestellt werden konnte. Der „eiserne“ Kanzler schuf so die<br />

Möglichkeiten, per Gesetz gegen den politischen Gegner vorzugehen. Es verbot<br />

bei Strafe Vereine, Versammlungen und Druckschriften sozialistischer Art.<br />

Deshalb wurden auch Vereine überprüft nach „Personen, die sich die sozialdemokratische<br />

Agitation zum Geschäft machten.“ Durch einen Geheimerlass<br />

des Darmstädter Innenministers Finger von 1886 waren die hessischen<br />

Kreis ämter sogar beauftragt worden, Listen verdächtiger Personen in den<br />

Gemeinden zu führen. Wahrscheinlich verlangte das Kreisamt vom <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Bürgermeister auch die Überprüfung <strong>der</strong> Angemeldeten, denn als Becker<br />

am 12. August 1886 sogar 35 Anmeldungen dem Kreisrat anzeigen konnte,<br />

ergänzte er, 15 seien im Ort beschäftigt, die übrigen in <strong>der</strong> Stadt. „Was die Parteiansichten<br />

<strong>der</strong> Angemeldeten betrifft, so rechnen wir, dass von den im Ort<br />

Beschäftigten sich keine Sozialisten befinden, was aber von den Letzteren auswärts<br />

Beschäftigten nicht anzunehmenden ist.“ Zusätzlich bat er das Kreisamt,<br />

von <strong>der</strong> Einrichtung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> im laufenden Jahr wegen <strong>der</strong><br />

Kosten abzusehen, da die Gemeinde durch die Kommunalsteuer „zu hoch“<br />

belastet sei. Um vollendete Tatsachen zu schaffen, wählten die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Gemeindeväter einstimmig am 6. Februar 1887 Schlossermeister Franz August<br />

Kirsch zum Kommandanten <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr.<br />

Drei Monate später am 11. Mai verfügte das Kreisamt sogar die Einrichtung<br />

einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>. Auch <strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller plädierte am<br />

16. Mai 1887 in einer Eingabe an das Kreisamt noch immer für eine Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> für <strong>Gonsenheim</strong>, weil „gerade für diesen Ort eine geübte Mannschaft<br />

notwendig“ sei. Doch in einem Gespräch mit Bürgermeister Becker habe<br />

29


er erfahren, dass „die nötige Anzahl in <strong>Gonsenheim</strong> arbeiten<strong>der</strong> Männer fehle<br />

und daher solle von <strong>der</strong> Bildung einer solchen (also Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>) ganz<br />

abgesehen werden.“ Als Kompromiss schlug er vor, das Kreisamt möge Bürgermeister<br />

Becker „anhalten“, eine geeignete Person aus dem Gemein<strong>der</strong>at zum<br />

Kommandanten zu ernennen, <strong>der</strong> seine Mannschaft auswählen kann. „Soll auch<br />

dies missglücken, dann muss ich schnellstens um Bildung einer Pflichtfeuerwehr<br />

bitten, damit diese noch während <strong>der</strong> langen Tage im Sommer exerzieren<br />

kann.“ In dieser verzwickten Situation bestand <strong>der</strong> Inspekteur zumindest auf <strong>der</strong><br />

Ausbildung einer Pflichtfeuerwehr.<br />

Die <strong>Gonsenheim</strong>er waren aber weiterhin gegen die Bildung einer Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> neben einer Pflicht-<strong>Feuerwehr</strong>. Am 27. Mai 1887 wurde als nächster<br />

Schritt Schlossermeister Nikolaus Gradinger zum Stellvertreter des Pflichtfeuerwehr-Kommandanten<br />

Kirsch gewählt und <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at beauftragte<br />

am 7. Juni 1887 Bürgermeister Becker mit Kirsch die Einteilung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr<br />

zu treffen. Nach <strong>der</strong> Verfügung vom Mai versuchte Bürgermeister Becker<br />

in zwei Schreiben vom 12. Juni das Kreisamt zu beruhigen. Mit dem Kommandanten<br />

werde er die Einteilung <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr-Mannschaft vornehmen<br />

und „eine erste Probe am Sonntag, den 3. Juli, von 5 bis 8 Uhr morgens im Hof<br />

<strong>der</strong> neuen Schule abhalten.“ Außerdem habe <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at beschlossen,<br />

zur „Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> die hier im Ort bei Tag beschäftigten<br />

Ortsbürger von 25 bis 35 <strong>Jahre</strong>n zur Teilnahme zu ersuchen. Wir haben darauf in<br />

<strong>der</strong> Gemeindeversammlung vom 5. Juni eine Auffor<strong>der</strong>ung an die Betroffenen<br />

ergehen lassen, sich zu Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> bis längstens<br />

Sonntag, den 12. Juni, zu melden, was auch durch Anschlag mehrerer Plakate<br />

nochmals im Laufe <strong>der</strong> Woche bekannt gemacht wurde.“ Der Bürgermeister<br />

wollte damit dem Kreisamt signalisieren, dass er alles Mögliche zur Bildung<br />

einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> getan habe. Doch er musste das Schreiben mit<br />

<strong>der</strong> ernüchternden Feststellung schließen: „Bis heute hat sich nicht ein einziger<br />

gemeldet.“<br />

Inspektor Keller äußerte am 6. September 1887 nach einer erneuten Inspektion,<br />

die Pflichtfeuerwehr, „eingeteilt in Steiger-, Spritzen und Ordnungsmannschaft“<br />

sei fast vollzählig angetreten und habe die Dienste für eine Pflichtfeuerwehr<br />

„verhältnismäßig gut“ absolviert, <strong>der</strong> Eifer „sei aber „nicht so recht entwickelt<br />

wie bei einer Freiwilligen.“ Die beiden Spritzen seien „gut“, die vorhandenen<br />

Leitern aber genügten nicht und das Spritzenhaus sei reparaturbedürftig. Er<br />

werde in einigen Wochen wie<strong>der</strong> eine Übung besuchen.<br />

30


Bürgermeister und Gemein<strong>der</strong>äte reduzierten dieses Gutachten auf wenige<br />

für sie günstige Angaben für eine erneute Ablehnung am 18. September 1887:<br />

„Die Ausrüstung von Löschgeräten nach dem Wunsch des <strong>Feuerwehr</strong>inspektors<br />

Keller sei nicht absolut nötig und höchstens zwei Dachleitern für Ziegel- und<br />

Schieferdächer und vier Signalpfeifen sollen angeschafft werden.“<br />

Fazit: Der <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at hat sich lange gegen die Bildung einer<br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> gewehrt und alles getan, um neben <strong>der</strong> bisherigen<br />

Pflichtfeuerwehr nicht noch eine zweite <strong>Feuerwehr</strong> gründen und finanzieren<br />

zu müssen. Außerdem war die Einstellung <strong>der</strong> für eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

in Frage kommenden jungen <strong>Gonsenheim</strong>er sehr wechselhaft, insgesamt zu<br />

wenige haben sich gemeldet. Noch konnten die Gemeindeväter dem Druck<br />

des <strong>Mainz</strong>er Kreisamtes und des <strong>Feuerwehr</strong>inspektors entgegenwirken. Der<br />

Inspektor war allerdings schon zu Kompromissen bereit, um wenigstens die<br />

Pflichtfeuerwehr etwas ausbilden zu können.<br />

Zwei schwere Brände im Jahr 1888 zwangen die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

zur Aufgabe ihres Wi<strong>der</strong>stands<br />

Die Kontroverse um die Einrichtung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> zwischen<br />

<strong>Feuerwehr</strong>inspektor Keller und dem Kreisamt gegen die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter<br />

erhielt eine Wendung durch zwei folgenschwere Brände während des<br />

<strong>Jahre</strong>s 1888. Am 15. Mai kamen bei einem Zimmerbrand im Hause des Maurers<br />

Sebastian Kern (Heidesheimer Straße 5) zwei Kin<strong>der</strong> ums Leben, am 25. August<br />

entstand großer Schaden in <strong>der</strong> Konservenfabrik Wagner (Kästrich 5/heute Am<br />

Leichborn/An <strong>der</strong> Ochsenwiese, beide Adressen im 1. Adressbuch von 1896).<br />

Der Tod <strong>der</strong> beiden Kin<strong>der</strong> durch einen Hausbrand hatte noch ein juristisches<br />

Nachspiel. Das Kreisamt sah sich am 28. Mai 1888 veranlasst, Bürgermeister<br />

Becker um Aufklärung zu bitten, weil einige Strafanzeigen eingegangen waren<br />

gegen <strong>Feuerwehr</strong>leute, die sich bei dem Brand im Haus des Sebastian Kern<br />

geweigert hätten, „Wasser zum Löschen herbeizufahren. Einer soll sogar vor dem<br />

brennenden Haus das mit Wasser gefüllte Fass weggefahren und das Wasser<br />

auf dem Feld auslaufen lassen.“ Deshalb musste <strong>der</strong> Bürgermeister umgehend<br />

die Namen <strong>der</strong> Personen nennen, über die Gründe eines „<strong>der</strong>art gesetzwidrigen<br />

Verhaltens“ und seine getroffenen Maßnahmen berichten. Außerdem musste<br />

Becker erklären, in „welcher Weise in <strong>Gonsenheim</strong> die Verpflichtung zum Herbeifahren<br />

des Wassers bei Bränden geregelt“ sei.<br />

31


Becker berichtete 10 Tage später dem Kreisamt, da nur „wenige Fuhrleute“<br />

Wasser zum Löschen herbeigefahren hätten, habe er das „(<strong>Gonsenheim</strong>er)<br />

Polizeipersonal und den anwesenden Finther Gendarm Fitting beauftragt (…)<br />

Fuhrleute im Orte aufzufor<strong>der</strong>n, Wasser zum Brande zu fahren und im Weigerungsfalle<br />

zur Anzeige zu bringen“ bei ihm, dem Bürgermeister. Ackersmann<br />

Johann Kilian Wohn teilte dem Gendarm mit, dass <strong>der</strong> Ackersmann Mathias<br />

Lehr ein Fass gefahren habe. Auf Ersuchen des Wohn, Lehr möge doch das Fass<br />

Wasser an das brennende Haus fahren, habe dieser aber das Wasser in seinen<br />

eigenen Hof gefahren. Die Angezeigten hätten alle ihre Pferde im Stall stehen<br />

lassen und sich nicht um den Brand gekümmert. Nach <strong>der</strong> Verordnung vom<br />

21. März 1857 zur Löschung von Feuer sei bisher je<strong>der</strong>zeit ohne Auffor<strong>der</strong>ung<br />

§ 4 <strong>der</strong> Verordnung von allen Fuhrleuten pünktlich eingehalten worden. Der<br />

Bürgermeister erbat deshalb die Mindeststrafe, damit in Zukunft eine solche<br />

Ungesetzlichkeit nicht mehr vorkomme. Lei<strong>der</strong> fehlen die Akten über das Ende<br />

des Prozesses.<br />

Die Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> durch<br />

das Einlenken des Gemein<strong>der</strong>ats am 3. Oktober 1888<br />

Der jahrelange Druck des Kreisamts war im Endeffekt zu stark, beson<strong>der</strong>s als die<br />

zur Brandbekämpfung Verpflichteten nicht erschienen, ja in krimineller Weise<br />

die Verpflichtung zur Nachbarschaftshilfe verweigerten und damit für den Tod<br />

von zwei Kin<strong>der</strong>n und großen Brandschäden verantwortlich waren. Das Kreisamt<br />

und Feuerinspektor Keller sollten Recht behalten, dass eine unausgebildete,<br />

nicht motivierte Pflichtfeuerwehr <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> unterlegen wäre.<br />

Am 5. August for<strong>der</strong>te Keller nochmals das Kreisamt auf, auf Bildung einer<br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> zu dringen. Bürgermeister Becker und<br />

sein Gemein<strong>der</strong>at mussten zwangsläufig am 3. Oktober 1888 die Bildung einer<br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in einer Stärke von bis zu 40 Mann und die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> Ausrüstung und <strong>der</strong> Bekleidung aus <strong>der</strong> Gemeindekasse beschließen. Der<br />

Bürgermeister sollte jedoch um einen Zuschuss zur Anschaffung <strong>der</strong> Ausrüstung<br />

beim Kreisamt und <strong>der</strong> in <strong>Gonsenheim</strong> „tätigen Mobiliarversicherung“<br />

„ersuchen“.<br />

Von den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n wurden bei <strong>der</strong> 25-Jahrfeier 1913 noch neun<br />

aktive und 13 inaktive Mitglie<strong>der</strong> geehrt, insgesamt 22. An ihren Berufen kann<br />

man erkennen, dass neben alteingesessenen Landwirten und Handwerkern mit<br />

den ortsüblichen Familiennamen auch Tagelöhner aufgenommen worden sind.<br />

32


Das heißt, die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> war <strong>–</strong> wie viele <strong>Gonsenheim</strong>er Vereine <strong>–</strong><br />

auch eine Möglichkeit zur Integration von Neubürgern.<br />

Das Kreisamt zeigte im Schreiben vom 14. November 1888 seine „Befriedigung<br />

(…), dass <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at zur Beseitigung <strong>der</strong> Missstände im Feuerlöschwesen<br />

die Bildung einer Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> und die Übernahme <strong>der</strong> (…) Kosten<br />

(…) beschlossen hat.“ Zusätzlich for<strong>der</strong>te das Kreisamt eine Satzung nach<br />

den Richtlinien des großherzoglichen Ministeriums, die <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

„dem Gemein<strong>der</strong>at und demnächst <strong>der</strong> Generalversammlung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> zur Annahme und sodann dem Amt zur Genehmigung vorlegen“<br />

solle. Das Kreisamt zeigte sich aber auch entgegenkommend, indem es finanzielle<br />

Hilfe für die „nicht unbedeutenden Kosten“ anbot. Bürgermeister Becker<br />

sollte innerhalb von vier Wochen ein Gesuch einreichen und dabei die „Schuldenlast<br />

und die großen Ausgaben <strong>der</strong> Gemeinde in den letzten <strong>Jahre</strong>n“ als<br />

Begründung anführen.<br />

Die gegenüber den Nachbarorten späte Gründung <strong>der</strong><br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> 1888<br />

Die Gründung <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> im Jahr 1849 war Vorbild für<br />

die heutigen Vororte und AKK-Gemeinden, ortseigene Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

zu gründen: 1849 <strong>Mainz</strong>, 1866 Kastel, 1869 Bretzenheim, 1871 Finthen, 1872<br />

Mombach, 1874 Hechtsheim, Kostheim, Laubenheim, 1878 Weisenau, 1883 Drais,<br />

erst 1888 <strong>Gonsenheim</strong>, 1889 Ebersheim und 1893 Marienborn.<br />

Bei <strong>der</strong> chronologischen Auflistung fällt auf, dass <strong>Gonsenheim</strong> erst sehr spät<br />

eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> bekommen hat, fast 40 <strong>Jahre</strong> nach <strong>Mainz</strong>, sogar<br />

17 <strong>Jahre</strong> nach Finthen und 16 nach Mombach. Kein Ruhmesblatt für den stets<br />

größten, schönsten und reichsten <strong>Mainz</strong>er Vorort. Deshalb ist <strong>Gonsenheim</strong> <strong>der</strong><br />

letzte größere <strong>Mainz</strong>er Vorort, <strong>der</strong> die <strong>125</strong>-Jahrfeier seiner Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

feiert. Die Landeshauptstadt hat schon das 150. Gründungsjubiläum hinter sich.<br />

Eigentlich gab es doch <strong>–</strong> wie geschil<strong>der</strong>t <strong>–</strong> genügend Brände <strong>–</strong> auch schwere<br />

dazu, die eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> notwendig gemacht hätten. Bürgermeister,<br />

Beigeordneter und Gemein<strong>der</strong>at waren <strong>der</strong> Ansicht, die Pflichtfeuerwehr genüge,<br />

<strong>der</strong> finanzielle Aufwand für die Ausrüstung und Einkleidung einer zweiten<br />

Wehr schien ihnen zu hoch. Die vom Alter her in Frage kommenden jungen<br />

Männer waren wohl auch nicht bereit, neben <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr sich auch<br />

noch freiwillig für eine zusätzliche Wehr zu melden. Außerdem war die Einstel-<br />

33


lung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürger zur Brandverhütung schlecht, sonst hätten sie<br />

nicht so oft wegen mangelhafter Schornsteine gemahnt werden müssen. Gab<br />

es auch noch an<strong>der</strong>e Gründe, dass neben dem Druck des Kreisamts und des<br />

<strong>Feuerwehr</strong>inspektors erst zwei schlimme Brände die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter<br />

zum Einlenken zwangen?<br />

Der <strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at überlastet mit zu vielen<br />

Aufgaben, vom Kreisamt getrieben: Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

Schulbau, Hygiene, Wasserwerk usw.<br />

Bei vielen Problemen wurden die <strong>Gonsenheim</strong>er Gemeindeväter vom Kreisamt<br />

in <strong>Mainz</strong> zu Lösungen gedrängt. Wegen <strong>der</strong> Schulraumnot, 1879 wurden 550<br />

Schüler in den Rathauszimmern unterrichtet, wurden 1882 und 1895 die beiden<br />

Rotklinkerbauten errichtet. Die Sickergruben waren häufig <strong>–</strong> beson<strong>der</strong>s nach<br />

einem Regen <strong>–</strong> übergelaufen. Nicht nur in <strong>der</strong> Schule. Im Dorf muss es manchmal<br />

richtig gestunken haben. Bei <strong>der</strong> Choleraepidemie 1866 gab es 99 Tote, als<br />

sich die Seuche mit sechs Toten 1886 wie<strong>der</strong>holte konnte <strong>der</strong> aus Berlin herbeigeholte<br />

Medizinalrat Dr. Gaffky als Ursache höchstens das Trinkwasser aus den<br />

Ziehbrunnen nennen, die sich in den Gehöften <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Landwirte in<br />

<strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Misthaufen und <strong>der</strong> Abortgruben befanden. Die einzige und auch<br />

angemahnte Abhilfe, ein von <strong>der</strong> Wohnbebauung entfernt errichtetes Wasserwerk<br />

mit einer Fernwasserleitung, wurde erst 1900 im Finther Vorfeld in Betrieb<br />

genommen, so dass die <strong>Feuerwehr</strong> eine leichter zugängliche Wasserquellen<br />

durch Hydranten bekam.<br />

Dem Gemein<strong>der</strong>at muss man zugute halten, dass er überlastet war, mit<br />

22 Gemein<strong>der</strong>atssitzungen und vielen Ausschusssitzungen allein im Jahr 1888.<br />

Außerdem mussten die ehrenamtlich tätigen Gemeindeväter ihren Beruf<br />

zum Lebensunterhalt ausüben. Viele waren Landwirte, auch Bürgermeister<br />

Franz August Becker, und hatten nur die <strong>Gonsenheim</strong>er Volksschule besucht,<br />

mussten sich aber mit den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> industriellen Entwicklung und<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung des Bau- und Verkehrswesens auseinan<strong>der</strong>setzen und die<br />

Entwicklung des Bauerndorfes <strong>Gonsenheim</strong> zu einer stadtähnlichen Gemeinde<br />

mit <strong>der</strong> Ansiedlung von Industriearbeitern und <strong>der</strong> Hautevolee meistern, an<strong>der</strong>s<br />

als in allen an<strong>der</strong>en Nachbargemeinden. Sie hatten den Bau neuer Straßen<br />

zu organisieren und den Bauboom in <strong>Gonsenheim</strong> zu überwachen. Für große<br />

Unternehmungen und Projekte mussten sie sich erst Fachwissen aneignen<br />

und Experten zu Rate ziehen, finanziell auch Geld aufnehmen o<strong>der</strong> Investoren<br />

34


einschalten. Neben <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> und <strong>der</strong> Anschaffung <strong>der</strong><br />

Ausrüstung waren in Planung, Verhandlung o<strong>der</strong> im Bau, um nur einige zu<br />

nennen, die Artillerie-Kaserne, Schulgebäude, 14-Nothelfer-Kapelle, ein neuer<br />

Friedhof, das Wasserwerk, Gemeinde-Apotheke, die Dampfbahn von <strong>Mainz</strong> über<br />

<strong>Gonsenheim</strong> nach Finthen (fertig 1892) usw.<br />

Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>–</strong> eine pure Notwendigkeit bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerungsexplosion mit vielen neuen<br />

Häusern<br />

Die Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> war pure Notwendigkeit bei <strong>der</strong><br />

enorm wachsenden Bevölkerung in immer mehr Häusern und damit auch häufiger<br />

auftretenden Hausbränden. Gab es 1801 <strong>–</strong> damals noch unter französischer<br />

Herrschaft <strong>–</strong> erst 1106 <strong>Gonsenheim</strong>er in etwa 240 Wohnhäusern, so waren es<br />

1861 schon 2600 Einwohner in 427 Häusern, bei <strong>der</strong> Volkszählung von 1890, nur<br />

kurz nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, 3510 Einwohner während<br />

eines beginnenden Baubooms. Während eines Jahrhun<strong>der</strong>ts hatte sich die<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerung von 1106 im Jahr 1801 auf fast 5473 Bewohner im<br />

Jahr 1905 mehr als verfünffacht. Neben die landwirtschaftlichen Gebäude<br />

waren die Arbeiterhäuschen in <strong>der</strong> Graben- und Engelstraße mit Höfen und<br />

Kleinviehställen und später die Villen in <strong>der</strong> Breiten Straße und die Waldvillen<br />

<strong>der</strong> Hautevolee gekommen. Alle Bürger und die Gebäude wollten vor Bränden<br />

von <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> geschützt werden. Als 1895 auch die neu errichtete Kaserne<br />

vom „Königlich Preußischen Nassauischen Feldartillerie Regiment Nr. 27“ belegt<br />

wurde, bemühte sich die Militärverwaltung sofort um eine Vereinbarung mit<br />

<strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> über „gegenseitige Unterstützung“ bei Bränden in<br />

<strong>der</strong> Kaserne und „im Dorfe <strong>Gonsenheim</strong> (…) zu bei<strong>der</strong>seitigem Interesse auch in<br />

<strong>der</strong> Zukunft“.<br />

Neben <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> existierte weiterhin<br />

die Pflichtfeuerwehr<br />

Es existieren noch „Liste(n) <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> zur Pflichtfeuerwehr<br />

heranzuziehenden Einwohner (…) nebst Einteilung <strong>der</strong>selben“ auch für<br />

die Zeit nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, die mit 40 Mann in <strong>der</strong><br />

sich vergrößernden Gemeinde auch zusätzliche Hilfe brauchte. Im Jahr 1893<br />

35


gehörten die Verpflichteten den Jahrgängen 1863-1867 an, waren also 26-30<br />

<strong>Jahre</strong> alt und zählten 106 Mann. Mit dem 1. April jedes folgenden <strong>Jahre</strong>s sollte<br />

<strong>der</strong> älteste Jahrgang ausscheiden und durch den folgenden Jahrgang ersetzt<br />

werden. Im Jahr 1894 kamen die 1868 Geborenen hinzu, also die 26-Jährigen,<br />

während <strong>der</strong> älteste Jahrgang, die über 30-Jährigen, <strong>der</strong> Verpflichtung enthoben<br />

wurde. Die Pflichtfeuerwehr wurde in fünf Abteilungen eingeteilt und nicht in<br />

die freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> eingereiht, son<strong>der</strong>n sollte selbstständig organisiert<br />

werden. Die einzelnen Abteilungen waren: eine Steigmannschaft, zwei Spritzenmannschaften<br />

und zwei Ordnungsmannschaften. Dazu wurden immer noch<br />

Feuerboten und Feuerreiter bestimmt, auch als es schon Telefone gab.<br />

Führer und Stellvertreter <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr kamen nicht aus den Reihen<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, son<strong>der</strong>n sollten von <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr gewählt<br />

werden. Für die Pflichtfeuerwehr wurden 1893 einschließlich Kommandant und<br />

Stellvertreter 110 Männer bestimmt. Der Ober-Kommandant war <strong>der</strong> Kommandant<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> Franz August Kirsch, Schlossermeister aus <strong>der</strong><br />

Palmenstraße. Er war also <strong>der</strong> Befehlshaber sowohl <strong>der</strong> Freiwilligen als auch<br />

<strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr, damit stand die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> über <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr.<br />

Bis zum Jahr 1902 werden Listen im Aktenbündel (Faszikel) VOA 8/335<br />

geführt.<br />

Weitere Unterlagen zur <strong>Gonsenheim</strong>er Pflichtfeuerwehr sind spärlich, sie muss<br />

aber weiterhin als Hilfe existiert haben.<br />

In seinem Bericht vom 25. Juni 1905 erwähnte Kreisfeuerwehr-Inspektor Keller,<br />

dass „alle 21 Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en des Kreises mit Ausnahme von <strong>Mainz</strong> zu<br />

ihrer Unterstützung noch Hilfsmannschaften aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Bürgerschaft<br />

haben, welchen ihre Tätigkeit im Voraus für ein ganzes Jahr angewiesen sein<br />

muss.“<br />

Im Ersten Weltkrieg wurden aus Mangel an vorhandenen Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>leuten<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er zur Pflichtfeuerwehr eingezogen, weil die meisten<br />

an <strong>der</strong> Front kämpfen mussten.<br />

Am 24. August 1925 hatte ein Nie<strong>der</strong>-Olmer einen Strafbefehl wegen des Nichterscheinens<br />

bei einer <strong>Feuerwehr</strong>übung in <strong>Gonsenheim</strong> erhalten. Er verteidigte<br />

sich: „Als geborener <strong>Gonsenheim</strong>er bin ich auf die Liste <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr<br />

gesetzt worden, habe aber schon (im Alter von) zwei <strong>Jahre</strong>n <strong>Gonsenheim</strong> verlassen.“<br />

Das Verfahren wurde wegen eines Versehens <strong>der</strong> Bürgermeisterei eingestellt.<br />

Der Vorgang zeigt aber, dass die Pflichtfeuerwehr nach den <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Geburtenlisten einberufen wurde.<br />

36


Am 24. Juni 1936 schickte <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeister eine Liste an das<br />

Kreisamt mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>:<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> 68, unter 35 <strong>Jahre</strong>n 48, Pflichtfeuerwehr 48, unter 35 <strong>Jahre</strong>n<br />

48.<br />

Die Ausrüstung <strong>der</strong> neugegründeten Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> und <strong>der</strong>en Finanzierung 1888/89<br />

Hatte die Gemeinde 1882 einen für ein Dorf prunkvollen Schulbau mit hohen<br />

Kosten errichtet und Straßen mit Bordsteinen „wie in Städten“ gebaut, so musste<br />

jetzt auch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> in schicker Kleidung auftreten. Deshalb<br />

wurde eine „Submission über das Anfertigen von 40 Stück Uniformartikel für<br />

die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu <strong>Gonsenheim</strong>“ bei den Schnei<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Umgebung<br />

ausgeschrieben. Die Bedingungen waren wie auch sonst alle handschriftlich<br />

verfasst, nach strengen Regeln geordnet, die den hohen Anspruch des <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Gemein<strong>der</strong>ats nach Qualität und rechtzeitiger Lieferung betonten.<br />

Die Bearbeitung des <strong>Gonsenheim</strong>er Gesuchs um einen Zuschuss liefert ein<br />

amüsantes Beispiel für die Langatmigkeit <strong>der</strong> großherzoglichen Bürokratie, kann<br />

aber in <strong>der</strong> vorgegebenen beschränkten Seitenzahl nicht behandelt werden.<br />

Außer den Anschaffungen, die von den Behörden vorgeschrieben wurden<br />

bzw. nur <strong>der</strong> auswärtige Fachhandel fertigen konnte, waren alle Aufträge an<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Handwerksbetriebe vergeben worden, d.h. ein Teil <strong>der</strong> Unkosten<br />

kam auch wie<strong>der</strong> als Steuer an die Gemeindekasse zurück bzw. <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

hatten Arbeiten gefunden. Ein Cannstätter Fachbetrieb erhielt für Geräte<br />

1232 Mark, <strong>Gonsenheim</strong>er Betriebe 652,50, davon vor allem 521,50 Mark für 40<br />

Uniformröcke des <strong>Gonsenheim</strong>er Schnei<strong>der</strong>meisters Häfner. Das Kreisamt<br />

billigte einen Zuschuss von 500 Mark, den das Darmstädter Ministerium aber<br />

auf 400 Mark reduzierte. Man könnte sagen, die Ausrüstung <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> hat bestimmt weniger gekostet als befürchtet.<br />

Der Aufwärtstrend <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> von <strong>der</strong><br />

Gründung bis zum Ersten Weltkrieg 1888-1914<br />

Das Kreisamt zeigte sich „befriedigt, dass die Organisation und Ausstattung<br />

in kurzer Zeit bereits als abgeschlossen betrachtet werden“ konnte. Kreisfeu-<br />

37


erwehrinspektor Keller zeigte sich beim Besuch einer Übung im Mai 1889 von<br />

<strong>der</strong> Organisation und Tätigkeit <strong>der</strong> neuen <strong>Feuerwehr</strong> insgesamt zufrieden, auch<br />

wenn vieles noch gelernt werden müsse. Spritze, Steiggeräte, Fässer und Bütten<br />

seien „genügend und in schöner Ordnung“, aber die Schläuche seien „alt und<br />

mürbe“ und müssten nach und nach ersetzt werden. Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

sei mit 40 Mann „stark beteiligt“ gewesen, während die Pflichtfeuerwehr „nur<br />

zum Pumpen“ herangezogen worden sei. Zusammenfassend meinte er: „Es ist<br />

zu wünschen, dass durch diese Einrichtungen jedes größere Brandunglück in<br />

<strong>Gonsenheim</strong> fernbleibe.“ Bürgermeister Becker ersuchte darauf im Namen des<br />

Gemein<strong>der</strong>ats das Kreisamt, keinen neuen Termin vor Juli anzusetzen, „da in <strong>der</strong><br />

jetzigen <strong>Jahre</strong>szeit die Mannschaft <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> durch Spargelstich meistens<br />

verhin<strong>der</strong>t“ sei.<br />

Am 19. März 1891 konnte Bürgermeister Becker folgende Löschgeräte an die<br />

Behörde melden:<br />

1. große vierrädrige Feuerspritze ohne Saugwerk, mit 50 m Schlauch<br />

2. zweirädrige Handspritze ohne Saugwerk mit 30 m Schlauch<br />

3. ein Gerätewagen zum Transport von Leitern und Bütten<br />

4. zwei Wasserbütten<br />

5. 110 Feuereimer<br />

6. zwei Hakenleitern<br />

7. zwei Dachleitern<br />

8. große Anlegeleiter mit Unterstützungsstangen<br />

9. zwei Laternen<br />

10. sechs Feuerhaken<br />

Die erneute Inspektion <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> am Sonntag,<br />

dem 25. September 1892, „verlief sehr befriedigend“, wie <strong>Feuerwehr</strong>inspekteur<br />

Keller an das Kreisamt schrieb. Die vorhandenen Geräte und Ausrüstungsgegenstände<br />

(waren) in gutem, brauchbarem Zustande und die vorgeführten<br />

Übungen zeugten von guter Einstudierung.“ Seit ihrer Gründung und ersten<br />

Inspektion vom Mai 1889 hatte die Wehr doch einiges gelernt und die Ausrüstung<br />

war besser geworden. Keller schränkte aber ein, Brandangriffe auf Schule,<br />

Kirche, Rathaus usw. wären wünschenswert, so nannte man die Vorgehensweise<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> bei gestellten Brandübungen z. B. auf öffentliche Gebäude.<br />

Außerdem müssten die nach <strong>der</strong> Landesfeuerlöschordnung noch fehlenden<br />

38


Geräte noch angeschafft werden. Von <strong>der</strong> ebenfalls eingeladenen „Hülfsmannschaft“,<br />

damit ist die Pflichtfeuerwehr gemeint, fehlten sechs von Inspekteur<br />

Keller namentlich aufgeführte Männer, die das Kreisamt „geeignet“ bestrafen<br />

sollte.<br />

Am Sonntag, dem 1. April 1900, wurde um 12 Uhr das neue Spritzenhaus für<br />

die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> auf dem bisherigen Friedhof (heute Pfarrer-Grimm-<br />

Anlage) an <strong>der</strong> Ecke Kirchstraße/ Breite Straße (heute Bolzplatz) eingeweiht. Im<br />

Anbau befand sich eine Remise für einen vom Pferd gezogenen Leichenwagen.<br />

Im Kostenvoranschlag waren 7600 Reichsmark genannt worden.<br />

Nach einem Bericht des <strong>Mainz</strong>er Anzeigers vom Dienstag, dem 24. September<br />

1912, verlief eine <strong>Feuerwehr</strong>übung am Nachmittag des vorhergehenden<br />

Montags sogar „ausgezeichnet“. Unter <strong>der</strong> Annahme, das Feuer sei im Hausflur<br />

<strong>der</strong> 1. Etage <strong>der</strong> Maler-Becker-Schule ausgebrochen und habe schnell um sich<br />

gegriffen, habe die herbeigeeilte Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> das einzig Mögliche<br />

getan, die in höchster Gefahr schwebenden Kin<strong>der</strong> mit Rettungssäcken in<br />

Sicherheit zu bringen und erst dann den Brand zu löschen. Jetzt beherrschte die<br />

<strong>Feuerwehr</strong> auch die von Keller 1892 angemahnten Brandangriffe auf größere<br />

Gebäude. Außerdem wurde die Ausstattung ständig verbessert, <strong>Gonsenheim</strong><br />

konnte sich das in diesen <strong>Jahre</strong>n des Bevölkerungs- und Baubooms leisten. In den<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n 1912 und 1913 vor dem 25-jährigen Jubiläum wurden Anschaffungen<br />

im Wert von 1267 Mark getätigt. 592 Mark kosteten Schläuche, ein Schlauchund<br />

Hydrantenwagen und ein Strahlrohr, aber 674 Mark für die Ausrüstung<br />

<strong>der</strong> Wehr: vor allem 49 Mannschafts-, sechs Führer- und zwei Kommandantenhelme,<br />

je zwei Kommandanten- und zwei Mannschaftsröcke.<br />

Wenige interne Zwistigkeiten<br />

Am Morgen des 6. März fühlte sich Bürgermeister Becker von Amts wegen<br />

gemüßigt, dem Kreisamt schriftlich mitzuteilen, dass um 18 Uhr am vorhergehenden<br />

Abend <strong>der</strong> „Signalist <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>“ David Becker 11. in<br />

den Ortsstraßen Feueralarm geblasen und dadurch die Bevölkerung in Unruhe<br />

versetzt habe. Ob dieser willkürlich gehandelt o<strong>der</strong> vom <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten<br />

Schlossermeister Kirsch den Auftrag dazu bekommen habe, werde er<br />

untersuchen und darüber berichten. Zwei Wochen später musste <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

allerdings dem Kreisamt mitteilen, dass <strong>der</strong> Kommandant wirklich zu<br />

einer Übung aufgerufen hatte und dass „trotz Fastnacht die Mannschaft sehr<br />

am Platze war, dass die Alarmierung ihren guten Zweck nicht verfehlt hat.“ So<br />

gäbe es auch „kein strafbares Vergehen“.<br />

39


Da hat wohl <strong>der</strong> Bürgermeister etwas voreilig gehandelt. Er sah es wohl als seine<br />

Pflicht an, solchen „Fehlalarm“ unterbinden zu müssen. Ob an Fastnachtsdienstag,<br />

dem 5. März 1889, überhaupt eine Übung stattfinden sollte, erscheint mir<br />

für <strong>Gonsenheim</strong>er Verhältnisse unwahrscheinlich. Vielleicht sollte <strong>der</strong> „Signalist“<br />

durch den Rückzug des Bürgermeisters nur vor einer Strafe gerettet werden.<br />

Am 10. August 1890 sind trotz „ortsüblicher Bekanntmachung“, also durch<br />

Blasen des Signalisten o<strong>der</strong> durch den Ausscheller, sieben <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

zu einer Übung nicht erschienen, die <strong>der</strong> Kreisfeuerwehr-Inspektor Keller abgehalten<br />

hat. Da sie nach § 368,8 des Reichsstrafgesetzbuches eine Übertretung<br />

begangen haben, wurde am 2. Oktober 1890 Anzeige beim Kreisamt gestellt.<br />

Es lässt sich nicht herausfinden, ob diese zur noch existierenden Pflicht- o<strong>der</strong> zur<br />

Freiwilligen-<strong>Feuerwehr</strong> gehört haben. Auch über das Urteil liegt kein Bericht vor.<br />

Bei einer <strong>Feuerwehr</strong>übung am Sonntag, dem 27. März 1898, beschimpfte <strong>der</strong><br />

Spritzenführer Schlossermeister Adam Robert Kohl vor versammelter Mannschaft<br />

den Kommandanten Kirsch mit den Worten: „Unter so einem Spitzbub<br />

will ich nicht länger stehen.“ Wegen Beleidigung beantragte Bürgermeister<br />

Becker Bestrafung und nannte zwei Vorstandsmitglie<strong>der</strong> als Zeugen. Wegen<br />

Nichterscheinens bei vielen Übungen verlor Kohl ohnehin seine Stellung als<br />

Spritzenführer. Nachdem Kohl alle Vermittlungsversuche ausgeschlagen hatte,<br />

vor versammelter Mannschaft die Beleidigung zurückzunehmen, beantragte<br />

<strong>der</strong> Kommandant Bestrafung. Das Amtsgericht verurteilte den Schlossermeister<br />

Kohl am 16. August 1898 rechtskräftig zu zehn Mark Strafe und einem Tag<br />

Gefängnis.<br />

Die 25-Jahrfeier <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />

verbunden mit dem Rheinhessischen Provinzialfeuerwehrtag<br />

vom 28. bis 30. Juni 1913<br />

Das Jubiläum dauerte drei Tage von Samstag, dem 28., bis Montag, dem<br />

30. Juni 1913 und war verbunden mit dem alle drei <strong>Jahre</strong> stattfindenden <strong>Feuerwehr</strong>tag<br />

<strong>der</strong> Provinz Rheinhessen. Ein Festbuch über die Geschichte <strong>der</strong> Wehr<br />

war geschrieben worden, ein Festausschuss aus Bürgermeister und Gemein<strong>der</strong>äten,<br />

den Vorständen <strong>der</strong> katholischen und evangelischen Gemeinden und dem<br />

Schulvorstand hatte zur Vorbereitung mehrfach getagt.<br />

Die Feierlichkeiten begannen am Samstagabend mit einer Fackelserenade, an<br />

<strong>der</strong> neben 50 aktiven Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> auch inaktive<br />

40


1913 <strong>–</strong> 25-Jahrfeier<br />

41


Mitglie<strong>der</strong> und die 40 Mann starke Jugendwehr auftraten. Im großen Saal<br />

des Gasthauses „Zur Krone“, schräg gegenüber dem Rathaus, begann um<br />

21 Uhr <strong>der</strong> Festkommers mit einer Festouvertüre <strong>der</strong> Kapelle des in <strong>Gonsenheim</strong><br />

stationierten Feldartillerie Regiments Nr. 27. Die Musik wurde dann weitgehend<br />

mit jeweils einem Vortrag gestaltet durch die fünf anwesenden <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Gesangvereine Cäcilia, Einigkeit, Heiterkeit, Freie Sänger und Sängerlust. Durch<br />

den Abend führte als „Kommersleiter“, heute würde man sagen Conférencier<br />

o<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ator, <strong>der</strong> Heimatforscher, Gemein<strong>der</strong>at und Geschäftsmann Adolph<br />

Ernst Schuth, <strong>der</strong> nicht nur <strong>Gonsenheim</strong>er Jubiläumsfeiern gestaltete, son<strong>der</strong>n<br />

meistens auch die Festbücher dazu schrieb. Geehrt wurden alle Kameraden,<br />

die Gründungsmitglie<strong>der</strong> waren und 25 <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> angehört hatten,<br />

davon waren neun noch aktiv. Nach vielen Hochs auf Kaiser Wilhelm II. und<br />

den Darmstädter Großherzog Ernst Ludwig und <strong>der</strong> Ernennung vom neuen<br />

Amtsbürgermeister Franz Ludwig Alexan<strong>der</strong> zum Ehrenmitglied <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

schloss <strong>der</strong> Kommers in dieser Zeit <strong>der</strong> nationalen Hochstimmung mit einem<br />

„großen patriotische Potpourri“; schon <strong>der</strong> Titel „Vor 100 <strong>Jahre</strong>n und jetzt“ zog<br />

eine Parallele zwischen dem Sieg <strong>der</strong> verbündeten Preußen, Österreicher und<br />

Russen in <strong>der</strong> Völkerschlacht bei Leipzig 1813 gegen den französischen Eroberer<br />

Napoleon zur aktuellen Situation vor dem drohenden Ersten Weltkrieg. Die<br />

Deutschen, auch die <strong>Gonsenheim</strong>er, fühlten sich stark wie einst beim Sieg gegen<br />

Napoleon, sollte das wohl heißen.<br />

Die Hauptfeier am Sonntag begann mit dem „Weckruf <strong>der</strong> Festmusik“ und <strong>der</strong><br />

Ehrung <strong>der</strong> toten Kameraden am „Portal des Leichenhauses“.<br />

Der 21. Rheinhessische Provinzial-<strong>Feuerwehr</strong>tag im Gasthaus „Zur Krone“ mit<br />

Delegierten von 97 Wehren aus Rheinhessen begann nach den üblichen Begrüßungen<br />

und Hochs auf Kaiser und Großherzog mit <strong>der</strong> Standortbestimmung <strong>der</strong><br />

rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>en durch Referate und Diskussionen über aktuelle<br />

Probleme und Neuerungen. Der Morgen schloss mit einer Übung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Wehr und einem gemeinsamen Festessen. Um 14 Uhr formierten sich<br />

etwa 100 Vereine in <strong>der</strong> Schulstraße und den benachbarten Nebenstraßen zum<br />

Festzug durch die <strong>Gonsenheim</strong>er Straßen zum „herrlich gelegenen Festplatz“,<br />

<strong>der</strong> damals noch nicht Juxplatz hieß. Nach einem Konzert hielt <strong>Feuerwehr</strong>kommandant<br />

Philipp Schäfer I die Begrüßungsansprache und Bürgermeister<br />

Alexan<strong>der</strong> eine „zündende Festrede“. Der Provinzialausschuss lobte im Protokoll<br />

vor allem diese „bemerkenswerte Rede“ und die gute Zusammenarbeit und das<br />

gegenseitige Verständnis zwischen <strong>der</strong> Bürgermeisterei und <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Eine Vorführung <strong>der</strong> Damenturnriege <strong>der</strong> Turngesellschaft und eine Übung <strong>der</strong><br />

42


Jugendfeuerwehr wechselten sich ab mit Gesangsvorträgen <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Gesangvereine und musikalischen Einlagen. Der Sonntag klang aus mit einem<br />

Tanzabend.<br />

Der Montag begann mit einem Frühschoppenkonzert auf dem Festplatz. Der<br />

Abend brachte einen zweiten „Kommers“ mit Konzert, Gesangsvorträgen,<br />

turnerischen Übungen und Tanz. Zum Abschluss <strong>der</strong> Feierlichkeiten wurde<br />

bei einbrechen<strong>der</strong> Dunkelheit auf dem Festplatz „ein großes Feuerwerk“ vom<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Feuerwerkshändler Alois Engelbert Schuth „abgebrannt“, <strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Budenheimer Straße 2 eine Kolonialwarenhandlung führte.<br />

Standortbestimmung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

Rheinhessens 1913 und <strong>Gonsenheim</strong>s ein Jahr vor dem Beginn<br />

des Ersten Weltkriegs (1914-1918)<br />

Die Vorträge und die nach Anträgen erfolgten Diskussionen mit anschließenden<br />

Abstimmungen auf dem 21. rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>tag von 1913 geben uns<br />

einen Einblick in das <strong>Feuerwehr</strong>wesen <strong>der</strong> Provinz vor über einhun<strong>der</strong>t <strong>Jahre</strong>n,<br />

ein Jahr vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Es bestanden über 150 Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong>en in Rheinhessen, die allerdings unterschiedlich verteilt waren, so<br />

konnten die 44 Gemeinden des Kreises Oppenheim nur acht Wehren aufweisen.<br />

Von 182 rheinhessischen Gemeinden besaßen 140 eine Fernwasserleitung mit<br />

fast 19000 Hydranten zur Benutzung bei Bränden. Jede <strong>Feuerwehr</strong> sollte deshalb<br />

für die Instandhaltung <strong>der</strong> Hydranten und die Anschaffung <strong>der</strong> „gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Anzahl Schläuche“ sorgen und dazu auch staatliche Mittel<br />

beantragen.<br />

Referate wurden gehalten zu Neuerungen und Problemen, so über die Gefahren<br />

beim „Umgang mit elektrischen Geräten“ und beim Löschen in Kellern<br />

mit „Gärgasen“. Man muss bedenken, dass erst seit 1911, nur zwei <strong>Jahre</strong>n vor<br />

<strong>der</strong> Tagung, <strong>Gonsenheim</strong> elektrischen Strom bekommen hatte und gerade im<br />

weinreichen Rheinhessen nach <strong>der</strong> Lese während des Gärprozesses Brände<br />

entstehen konnten. Deshalb wurde dringend das Lesen <strong>der</strong> „Hessischen <strong>Feuerwehr</strong>zeitung“<br />

empfohlen, die zwar von den rheinhessischen Wehren bezogen,<br />

aber nicht gelesen würde. Zum vorbeugenden Brandschutz wurde einstimmig<br />

beschlossen, Lehrer mit 1200 Feuerschutz-Merkblättern für den Schulunterricht<br />

auszustatten.<br />

43


Der Vereinigung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en <strong>der</strong> Provinz Rheinhessen schien es finanziell<br />

nicht schlecht zu gehen, denn „mit Rücksicht auf das angesammelte Vermögen“<br />

hatte <strong>der</strong> Ausschuss beschlossen, für die folgenden drei <strong>Jahre</strong> bis 1916 keinen<br />

Beitrag zu erheben, was natürlich von <strong>der</strong> Versammlung mit „großem Beifall<br />

aufgenommen“ wurde.<br />

Ausrüstungs- und Ausbildungsstand <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> 1913, ein Jahr vor dem Beginn des<br />

Ersten Weltkriegs<br />

Die am Sonntagmorgen durchgeführte Übung sollte den Stand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> bei fast 6300 Einwohnern aufzeigen. Sie bestand<br />

aus 50 Mann, wovon 20 im Steigerdienst ausgebildet waren, d.h. <strong>der</strong> Bedienung<br />

<strong>der</strong> Leitern und Rettungsgeräte; außerdem standen noch 120 Mann <strong>der</strong> Hilfsmannschaft<br />

(Pflichtfeuerwehr) zur Verfügung.<br />

Zunächst fand eine Besichtigung <strong>der</strong> Lösch- und Rettungsgeräte im Spritzenhaus<br />

statt, das als „trockenes luftiges Magazin nebst Schlauchtrockenturm“<br />

begutachtet wurde. Es waren vorhanden:<br />

1) eine Druckspritze ältere Konstruktion, zwei Ausgüsse,<br />

150 mm Zylin<strong>der</strong>weite (= Zw), von <strong>Mainz</strong>er Fabrik,<br />

2) eine Druckspritze, zum Verschieben auf Achse, eine Ausguss, 100 mm Zw,<br />

A. Hartmann Groß-Bieberau<br />

3) eine Saug- u. Druckspritze, zum Überlandfahren mit zwei Ausgüssen,<br />

130 mm Zw, Magirus in Ulm<br />

4) zwei Hydrantenwagen mit sämtlichem Zubehör<br />

5) zwei Gerätewagen mit vier Hakenleitern, sechs Dachleitern, Bütten usw.<br />

6) eine mechanische Leiter 14 m hoch,<br />

7) zwei Anstellleitern, davon eine mit und eine ohne Stützstangen<br />

8) ein Rettungssack<br />

9) ein Rauchschutzapparat mit Sprechvorrichtung<br />

10) 400 m gummierter Hanfschlauch mit Storzkupplung<br />

11) drei Standfackeln<br />

12) zwei Schlauchbrücken, Schlauchhalter, Schlauchzangen usw.<br />

Seit <strong>der</strong> Auflistung von 1891 hatte sich in 22 <strong>Jahre</strong>n die Ausrüstung grundlegend<br />

verän<strong>der</strong>t, denn das Wasser musste nicht mehr durch Eimerketten<br />

o<strong>der</strong> in Bütten auf Leiterwagen herbei transportiert werden, seit 1900 besaß<br />

44


auch <strong>Gonsenheim</strong> ein Wasserwerk mit einer Fernwasserleitung bis in die<br />

angeschlossenen Häuser. Eine För<strong>der</strong>leistung von 300 m 3 war vorgeschrieben,<br />

wobei <strong>der</strong> Betriebsdruck noch im unteren Ortsteil so hoch sein musste, dass er<br />

„zu Feuerlöschzwecken genügte“. 1913 standen 91 Hydranten zur Verfügung.<br />

Feuereimer und Wasserbütten waren nicht mehr notwendig, dafür besaß die<br />

Wehr drei verbesserte Spritzen, 400 m Hanfschlauch und zwei Hydrantenwagen<br />

mit dem notwendigen Zubehör, z. B. Aufsteigrohre bei Unterflurhydranten. Auch<br />

die Zahl <strong>der</strong> Leitern hatte zugenommen, Dachleitern und höhere Leitern waren<br />

angeschafft worden, so dass auch zwei Gerätewagen notwendig waren. Der<br />

Rettungssack wurde bei <strong>der</strong> Rettung von Menschen eingesetzt, ein Rauchschutzapparat<br />

mit Sprechvorrichtung war bei dem Referat über Gärgase während des<br />

Provinzialfeuerwehrtags empfohlen worden.<br />

Bei <strong>der</strong> Übung wurde auch <strong>der</strong> Ausbildungsstand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr<br />

durch den Beurteilungsausschuss und den Provinzialausschuss überprüft. Das<br />

Fußexerzieren war zwar zufriedenstellend, aber <strong>der</strong> „Befehlshaber sollte seine<br />

„Befehle in ruhigerer Haltung abgeben“. Beim Schulexerzieren wurden die<br />

Einzelübungen an den Geräten „mit Ruhe und Sachkenntnis ausgeführt“.<br />

Für die Angriffsübung war folgende Aufgabe gestellt worden: An einem schulfreien<br />

Tag war im Keller <strong>der</strong> Schule ein Brand entstanden, <strong>der</strong> sich rasch bis zum<br />

Dach entwickelte. Die <strong>Feuerwehr</strong> wurde auf „ortsübliche Weise“ benachrichtigt,<br />

das heißt damals noch durch das Blasen des „Signalisten“.<br />

Zuerst musste im südlichen Flügel die Lehrerfamilie gerettet werden. Deshalb<br />

drangen die <strong>Feuerwehr</strong>leute über Hakenleitern in den zweiten Stock, den<br />

Rettungsschlauch nach sich ziehend. Dann wurde <strong>der</strong> Kranke und darauf die<br />

gesamte Familie „zur Erde gebracht“ und <strong>der</strong> inzwischen erschienenen Sanitätsmannschaft<br />

übergeben. Doch plötzlich ereignete sich eine Explosion im Keller<br />

des brennenden Hauses. Weil Folgeexplosionen zu befürchten waren, wurde<br />

die Mannschaft durch Notsignale zurückgerufen, doch beim Aufstellen fehlte<br />

ein Mann. Sofort musste ein an<strong>der</strong>er mit einem Rauchschutzapparat in das<br />

Gebäude vordringen. Nach großer Anstrengung brachte er den ohnmächtigen<br />

Kameraden ins Freie, so dass die Sanitätsabteilung ihn ins Krankenhaus bringen<br />

konnte.<br />

Bei den Löscharbeiten wurde das Feuer von drei Schlauchleitungen bekämpft,<br />

zwei Leitungen wurden vom Hydranten im Schulhof gelegt, eine dritte von <strong>der</strong><br />

in <strong>der</strong> Maler-Becker-Straße aufgestellten mechanischen Leiter. Als <strong>der</strong> Druck in<br />

<strong>der</strong> Wasserleitung nachließ, wurden auf Befehl des Kommandanten die Spritzen<br />

45


eingesetzt, wodurch <strong>der</strong> Brand vollständig gelöscht wurde. Eine Brandwache<br />

blieb zurück, während die an<strong>der</strong>en <strong>Feuerwehr</strong>leute sich mit den Geräten zurückzogen.<br />

Die selbstständige Sanitätskolonne, <strong>der</strong> auch einige <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

angehörten, war seit 1905 mit Tragbahren, Verbandskasten usw. sehr gut ausgerüstet.<br />

Fazit: Die Aufwärtsentwicklung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> von<br />

<strong>der</strong> Gründung 1888 bis zum Silberjubiläum 1913<br />

Der „<strong>Mainz</strong>er Anzeiger“ schrieb anerkennend am folgenden Tag von einer „Exakt<br />

verlaufenen Übung“.<br />

Das Lob des Beurteilungsausschusses und des Provinzialausschusses fiel<br />

überwältigend aus, die <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr wurde als Vorbild für an<strong>der</strong>e<br />

Wehren bezeichnet. Da <strong>der</strong> Gemeindevorstand das Feuerlöschwesen als sehr<br />

wichtig erachte und erfor<strong>der</strong>liche Mittel bewilligte, habe sich die Wehr das ihr<br />

erwie sene Vertrauen durch Leistung „würdig erwiesen“. Auch den Einwohnern<br />

wurde gedankt für die Teilnahme bei allen Veranstaltungen und das „herrliche<br />

Schmücken <strong>der</strong> Straßen und Häuser“. Die bemerkenswerte Rede des Bürgermeisters<br />

Alexan<strong>der</strong> habe das Zusammenwirken und die Verbundenheit von<br />

Gemeindevätern, Freiwilliger <strong>Feuerwehr</strong> und Bevölkerung noch einmal verdeutlicht.<br />

<strong>Gonsenheim</strong> sei ein Vorbild für alle an<strong>der</strong>en Ortschaften.<br />

So hatte sich in 25 <strong>Jahre</strong>n in <strong>der</strong> aufstrebenden Gemeinde <strong>Gonsenheim</strong> die<br />

Einstellung zur Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> grundlegend gewandelt. Die Beurteilungen<br />

des Kreisfeuerwehrinspektors Keller zeigen einen Aufwärtstrend in den<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Wehr, was die Gemeindeväter anerkannten und die Mittel für<br />

eine verbesserte und erweiterte Ausrüstung zur Verfügung stellten. Auf diesem<br />

erfreulichen Stand im Jahr 1913 konnte die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />

für die Zukunft aufbauen. Doch nur ein Jahr später begann <strong>der</strong> unsägliche Erste<br />

Weltkrieg.<br />

Der Erste Weltkrieg<br />

In die Hochkonjunktur <strong>der</strong> aufstrebenden rheinhessischen Gemeinde zu Anfang<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts brachte <strong>der</strong> Erste Weltkrieg (1914-1918) einen tiefen<br />

Einbruch. Als „die entsetzlichste, grauenhafteste Katastrophe, die je die Welt gesehen<br />

hat“, haben ihn die <strong>Gonsenheim</strong>er erlebt, wie <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Schuth<br />

schrieb. Bei einer Einwohnerzahl von über 6000 wurden 1600 Männer zwischen<br />

46


18 und 48 <strong>Jahre</strong>n eingezogen, etwa die Hälfte <strong>der</strong> männlichen Bevölkerung, von<br />

denen 180 umkamen <strong>–</strong> fast 12 % <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Front kämpfenden <strong>Gonsenheim</strong>er.<br />

Beson<strong>der</strong>s die arbeitsintensive Landwirtschaft litt darunter. So war es auch<br />

schwer, eine funktionsfähige <strong>Feuerwehr</strong> aufrecht zu erhalten. Das Kreisamt<br />

machte sich in einem Schreiben vom November 1914 an die Bürgermeistereien<br />

Sorgen um den „Feuerschutz im Bereiche <strong>der</strong> Festung <strong>Mainz</strong>“. Der Aufruf zur<br />

freiwilligen Meldung o<strong>der</strong> auch Einberufungen zur Pflichtfeuerwehr nutzten<br />

wenig, weil die jungen Männer entwe<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Front kämpften o<strong>der</strong> für die<br />

Landwirtschaft notwendig waren. Das Feuerlöschwesen war aber dennoch<br />

nicht gefährdet, „da bei dem vielen über den ganzen Ort verteiltem Militär im<br />

Falle eines Brandes Hilfskräfte in überreicher Zahl vorhanden“ wären.<br />

Die Weimarer Zeit (1919-1933)<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden schärfere Verordnungen zur Brandverhütung<br />

erlassen. Schornsteine mussten durch die <strong>Feuerwehr</strong> o<strong>der</strong> den Schornsteinfeger<br />

kontrolliert ausgebrannt werden, damit sich <strong>der</strong> abgesetzte Ruß und<br />

Teer durch Funkenflug nicht entzündeten. Zusätzlich wurden auch die Öfen und<br />

die Räume auf ihre Feuersicherheit geprüft. Rauchen und Feueranzünden im<br />

Wald und „im Umkreis von 20 Metern vom Waldrand“ wurden mit Geldstrafen<br />

von 150 RM geahndet.<br />

Aus dem Gemein<strong>der</strong>at mit nun 17 Mitglie<strong>der</strong>n wurde auch eine Feuerlöschkommission<br />

aus acht Räten gebildet, bestehend aus den Landwirten Franz Artur<br />

Becker, Andreas Bopp, Jakob Julius I. Lehr und Gärtnereibesitzer Johann Stabel,<br />

Arbeiter Georg Adam Datz, Schlosser Adolf Franz Hofem, Dachdeckermeister<br />

Peter Neuhäuser und Bankdirektor Wilhelm Schütz, eine gute Mischung <strong>der</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Gesellschaft.<br />

Während <strong>der</strong> guten <strong>Jahre</strong> <strong>der</strong> Weimarer Zeit, nach <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong> Mark<br />

ab 1924, hat <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at in die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> investiert, 1925 3000<br />

Mark für notwendiges „Schlauchmaterial“ und „Feuerlöscher“, die in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

verteilt wurden, um „durch rasches Eingreifen größere Brände verhüten<br />

zu können." „Das Anschlagen <strong>der</strong> Glocke auf dem Turm <strong>der</strong> katholischen Kirche“<br />

hatte sich als „zeitraubende und gefährliche Alarmierung“ herausgestellt und<br />

wurde deshalb von einer drei 1/2-PS Sirene auf dem 1907 erbauten Schul gebäude<br />

Ecke Kirchstraße/Schulstraße ersetzt. Der ohrenbetäubende Lärm setzte ein,<br />

wenn in <strong>der</strong> Polizeiwache im Rathaus ein Schalter am Ende <strong>der</strong> elektrischen<br />

Verbindung bewegt wurde. Bürgermeister Alexan<strong>der</strong> berichtete stolz in den<br />

47


„Amtlichen Nachrichten“, dass nun eine Alarmeinrichtung geschaffen worden<br />

sei, wie sie eine ständig sich entwickelnde Gemeinde brauche. Um immer einsatzbereit<br />

zu sein, wurde die Anlage monatlich von <strong>der</strong> Lieferfirma überprüft.<br />

Im Jahr 1926 wurden wie<strong>der</strong>um für 3000 Mark 100 Meter Schläuche, tragbare<br />

Feuerlöscher für eine schnelle Eingreiftruppe auf Fahrrä<strong>der</strong>n und Röcke, Helme<br />

und Gurte angeschafft, da sich die Zahl <strong>der</strong> aktiven Mitglie<strong>der</strong> auf 62 erhöht<br />

hatte.<br />

Für den damaligen Ortskern schien die <strong>Feuerwehr</strong> ausreichend ausgerüstet<br />

und eingeübt zu sein. Der Kreisfeuerwehrinspektor beurteilte die überraschend<br />

angesetzte Nachtübung mit Rettungsmanöver im Oktober 1925 sehr gut. Das<br />

Brandobjekt war das Wohngebiet hinter <strong>der</strong> alten Brauerei in <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Straße.<br />

Da das Feuer auf eine benachbarte Scheune und eine Schreinerei überzugreifen<br />

drohte, mussten sechs Schlauchleitungen von Hydranten und eine Leitung von<br />

einem Brunnen gespeist werden.<br />

Aber bei einer Alarmübung im folgenden Mai 1926, außerhalb des Ortskerns<br />

an <strong>der</strong> in städtischem Besitz stehenden Neumühle, <strong>der</strong> ehemaligen „Unteren<br />

Gonsmühle“, heute ein großes Wohngebäude unterhalb <strong>der</strong> Realschule, gab<br />

es Probleme. Die Brandmeldung erreichte die Feuerwache im Rathaus. Durch<br />

Knopfdruck konnte die Polizei über die elektrische Leitung die Alarmsirene auf<br />

dem Schulgebäude um 18.30 Uhr in Gang setzen. Darauf eilten die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

in das Spritzenhaus gegenüber <strong>der</strong> Schule, auf dem Gelände des heutigen<br />

Bolzplatzes. Doch da die Informierung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> über den Brandort zu lange<br />

dauerte, entstand später eine langwierige Kontroverse. Nach mehr als einem<br />

Jahr beschlossen Bürgermeister, Kreisfeuerwehrinspektor, Polizeiinspektor und<br />

die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>, keinen Telefonanschluss in das Spritzenhaus zu<br />

verlegen. Eine zuverlässige Benachrichtigung <strong>der</strong> Wehr über den Brandort sei<br />

gewährleistet, wenn ein Polizeibeamter in <strong>der</strong> Polizeiwache im <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Rathaus die Nachricht per Telefon empfängt und mit einem dort deponierten<br />

Schlüssel die Sirene in Gang setzt und dann per Fahrrad zum Spritzenhaus fährt,<br />

um es aufzuschließen und den dort versammelten <strong>Feuerwehr</strong>leuten den Brandort<br />

mitzuteilen.<br />

Gert Stiehl von <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> erklärte, heute im Jahr 2013 habe<br />

je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mannschaft einen transportablen digitalen Meldeempfänger DME,<br />

<strong>der</strong> ihn persönlich informiert. So gewaltig hat sich die Technik innerhalb von<br />

80 <strong>Jahre</strong>n verän<strong>der</strong>t.<br />

48


Auch bei einem Brand im noch weiter entfernten Rosenhof, heute Straße „An<br />

<strong>der</strong> Allee“, aber damals noch immer innerhalb <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Gemarkung,<br />

stellte sich heraus, dass die Einsatzentfernung zu groß war und die Ausrüstung<br />

nicht ausreichend, vor allem Beleuchtungsmaterial und Handspritzen fehlten.<br />

Ab Februar 1929 gab es eine neue Satzung für die Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

des Kreises <strong>Mainz</strong>. Der Entwurf von Kreisfeuerwehrinspektor Ende 1928<br />

war vom Kreisamt an die Bürgermeister des Kreises verschickt worden, die<br />

ihre Kommentare abgaben, so dass noch Ergänzungen und Än<strong>der</strong>ungen<br />

vorgenommen wurden. Dann nahmen alle Gemeinden den Entwurf an, <strong>der</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Gemein<strong>der</strong>at wollte allerdings nicht für die Beschaffung <strong>der</strong><br />

Uniformen verantwortlich sein. Die umfangreiche Satzung behandelte die<br />

wichtigsten Gesichtspunkte in einzelnen detaillierten Paragraphen: Zweck des<br />

Vereins, Mitgliedschaft, Aufnahme, Aktive Mitglie<strong>der</strong>, Inaktive, Ehrenmitglie<strong>der</strong>,<br />

Einteilung <strong>der</strong> Mannschaft, Vorstand, Kommandant (alle fünf <strong>Jahre</strong> in einer<br />

ordentlichen Generalversammlung gewählt), Stellvertreter, Zeugmeister, Schriftführer,<br />

Rechner, Zugführer, Rottenführer, Oberste Verwaltungsstelle bestehend<br />

aus Bürgermeister, zwei Gemein<strong>der</strong>äten, dem Kommandanten und zwei Wehrmännern,<br />

Vereinsversammlungen, Strafen und Beschwerden und Auflösung <strong>der</strong><br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Der Kreisfeuerwehrinspektor meldete am 16. August 1930 dem Kreisamt von<br />

<strong>der</strong> Inspektion <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>: „Sowohl das Geräteals<br />

auch Fußexerzieren in <strong>der</strong> Kaserne hat zu Beanstandungen nicht geführt<br />

und wurden exakt durchgeführt. Auch <strong>der</strong> Brandangriff an einem (Kasernengebäude)<br />

wurde sachgemäß durchgeführt und hat gezeigt, dass das Kommando<br />

<strong>der</strong> Wehr seiner Aufgabe voll und ganz gewachsen ist.“ Die drei fehlenden<br />

Männer <strong>der</strong> Hilfsmannschaft von <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr wurden allerdings „zur<br />

Bestrafung gemeldet.“<br />

Im Jahr 1932 beschwerten sich fünf Mitglie<strong>der</strong> des Musikkorps beim Kreisamt.<br />

Ihr Korpsführer Franz Lenert habe Unterschlagungen zum Nachteil <strong>der</strong><br />

<strong>Feuerwehr</strong>kapelle und <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> begangen, weil er bei Auftritten für<br />

an<strong>der</strong>e zu viel Geld verlangt habe, wodurch sie diese „Kundschaft verloren“ und<br />

er „vereinnahmtes Geld für sich behalten habe.“ Der Angeklagte hatte aber so<br />

viel Anhänger in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> und bei an<strong>der</strong>en Vereinen, dass im Endeffekt<br />

die Ankläger durch Beschluss des Vorstands wegen unentschuldigten Fehlens<br />

für ein Viertel Jahr aus <strong>der</strong> Wehr ausgeschlossen wurden. Das Kreisamt wollte<br />

49


sich aus dem Streit heraushalten und sah allein den Vorstand <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

zuständig mit <strong>der</strong> Begründung, die oberste Verwaltungsstelle habe nicht das<br />

Recht, über Beschlüsse <strong>der</strong> Generalversammlung des Vereins zu entscheiden.<br />

Fazit: <strong>Gonsenheim</strong>s Glanzzeit vor dem Ersten Weltkrieg gab es nicht mehr,<br />

aber man schöpfte wie<strong>der</strong> Hoffnung, trotz <strong>der</strong> langwierigen französischen<br />

Besatzungszeit von 1918 bis 1930, schuf Wohnraum, feierte und ließ sich nicht<br />

unterkriegen. Als es nach <strong>der</strong> Inflation von 1923 Mitte des Jahrzehnts auch<br />

wirtschaftlich wie<strong>der</strong> aufwärts ging, wurde die <strong>Feuerwehr</strong> auch gerätemäßig<br />

von <strong>der</strong> Gemeinde besser ausgestattet und <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrinspektor war<br />

zufrieden mit dem Leistungsstand <strong>der</strong> Wehr. Nur <strong>der</strong> entferntere Ortsbereich<br />

machte noch Schwierigkeiten beim Löscheinsatz. Seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />

Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> wurden bei solchen Inspektionen immer einige Männer<br />

<strong>der</strong> Hilfsmannschaft, d. h. <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr, wegen ihres Fehlens gerügt und<br />

sollten bestraft werden. Nie sind solche Mängel auch bei Freiwilligen notiert<br />

worden. Einzelne Querelen innerhalb einer so großen Gemeinschaft sind vereinzelt<br />

vorgekommen, können aber den guten Eindruck nicht schmälern.<br />

Wenn die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ihr 40-jähriges Jubiläum für 1928 plante, sich für<br />

Musikdarbietungen aber finanziell überfor<strong>der</strong>t fühlte und deshalb ein eigenes<br />

Orchester gründete, so passt dies voll und ganz in den Aufwärtstrend Mitte <strong>der</strong><br />

Zwanziger <strong>Jahre</strong>. Lei<strong>der</strong> machte nur drei <strong>Jahre</strong> später <strong>–</strong> ab 1929 <strong>–</strong> die Weltwirtschaftskrise<br />

alle Hoffnungen zunichte. Doch da hatte die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> ihr 40-jähriges Jubiläum schon ein Jahr hinter sich.<br />

50


1928 <strong>–</strong> 40-jähriges Jubiläum<br />

51


Die nationalsozialistische Diktatur (1933-1945)<br />

Die NS-Zeit darf auch in einem Festbuch <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> nicht<br />

übergangen werden. Es muss deutlich gemacht werden, wie die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> immer stärker zwangseingeglie<strong>der</strong>t wurde in den<br />

NS-Führerstaat, genauso wie alle <strong>Feuerwehr</strong>en, Vereine und Organisationen<br />

im gesamten Deutschen Reich. Die damaligen NS-Praktiken zum Aufbau einer<br />

alles beherrschenden Diktatur müssen schon deutlich gezeigt werden, damit<br />

sich ähnliche Fehlentwicklungen nicht wie<strong>der</strong>holen. Deshalb darf man dieses<br />

schlimme Kapitel unserer Geschichte nicht umgehen o<strong>der</strong> leugnen. Es gilt hier<br />

aber nicht von uns Nachgeborenen mit dem moralischen Finger auf Vorfahren<br />

zu deuten. Wir können uns heute glücklich schätzen, dass wir damals noch nicht<br />

gelebt haben. Wie hätten wir uns verhalten?<br />

Die Gleichschaltung aller Vereine, auch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en seit<br />

August 1933<br />

Am 7. April 1933 schrieb Reichspropagandaminister Josef Goebbels in sein<br />

Tagebuch: „Unser Ziel ist die absolute Vereinheitlichung des Reiches. Schritt für<br />

Schritt kommen wir diesem Ziel näher.“ Das bedeutete die „Gleichschaltung“<br />

des politischen und gesellschaftlichen Lebens und begann mit <strong>der</strong> Gleichschaltung<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> durch NS-Gauleiter statt gewählter Ministerpräsidenten<br />

an <strong>der</strong> Spitze, alle politischen Parteien wurden verboten, bis schließlich nur eine<br />

Partei, die NSDAP <strong>–</strong> Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei <strong>–</strong> übrig blieb.<br />

Diese Gleichschaltungswelle ging hinunter bis in die kleinste Gemeinde und<br />

alle Vereine, die alle nach dem Führerprinzip umgestaltet werden mussten. Alle<br />

hatten dem Willen <strong>der</strong> Nationalsozialisten zu gehorchen.<br />

Die <strong>Gonsenheim</strong>er Vereine haben meist im Frühjahr ihre jährlichen Generalversammlungen<br />

abgehalten, doch nach Hitlers sogenannter „Machtergreifung“<br />

gab es ab März 1933 „Außerordentliche Generalversammlungen“, um „Satzungen<br />

entsprechend <strong>der</strong> Zeit neu auszuarbeiten“. Das „Hessische Staatsministerium“<br />

in Darmstadt hatte das Kreisamt in <strong>Mainz</strong> „beauftragt, im Benehmen mit <strong>der</strong><br />

Kreisleitung <strong>der</strong> NSDAP, auch die Gleichschaltung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

vorzunehmen.“ Was „Gleichschaltung“ <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en praktisch bedeutete,<br />

erklärte das Kreisamt im Schreiben vom 24. August 1933 aus <strong>Mainz</strong>, gerichtet<br />

an alle <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten, auch an den <strong>Gonsenheim</strong>er Kommandanten<br />

Jakob Franz Ammann. Dieser wurde zum „Führer <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> in<br />

52


<strong>Gonsenheim</strong>“ erklärt und „gemäß dem Führerprinzip beauftragt, umgehend<br />

das Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> neu zu bilden.“ Dem Kommando<br />

mussten „51 % Nationalsozialisten angehören“. Bis zum 1. September hatte nun<br />

Ammann dem Kreisamt mitzuteilen, „wie sich das neue Kommando zusammensetzt<br />

und wer von ihm <strong>der</strong> NSDAP angehört.“ Hinter diesen For<strong>der</strong>ungen an die<br />

Vereine stand immer die Drohung <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in NS-Institutionen o<strong>der</strong><br />

des Verbots. Dadurch war je<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kommandant vor ein schwieriges<br />

Problem gestellt, denn er wollte seine Wehr erhalten, um die Mitbürger vor<br />

Feuersgefahren zu schützen.<br />

Die Gleichschaltung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> erfolgte bei <strong>der</strong> Hauptversammlung<br />

am 26. August. Mit Datum vom 30. August 1933 schickte <strong>der</strong> Kommandant,<br />

<strong>der</strong> nun Führer heißen musste, seine Liste an das Kreisamt. Der neu gebildete<br />

Vorstand bestand aus 13 <strong>Feuerwehr</strong>leuten, zwei davon inaktiv. Insgesamt sieben<br />

gehörten <strong>der</strong> NSDAP an, die gerade notwendige Anzahl, um den For<strong>der</strong>ungen<br />

des Kreisamts nach mindestens 51 % Nationalsozialisten nachzukommen. Zum<br />

sogenannten Führerrat gehörten <strong>der</strong> Brandmeister, <strong>der</strong> Schrift- und Kassenwart,<br />

<strong>der</strong> Zeugwart und weitere Vorstandsmitglie<strong>der</strong>. Die Aktennotiz des Kreisamts<br />

vom 7. November 1933 enthält die Erklärung des Kommandanten Ammann: „Die<br />

Gleichschaltung sei, wie er bereits am 30. August dem Kreisamt mitgeteilt habe,<br />

im Einvernehmen mit <strong>der</strong> Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP durchgeführt worden.“ Wer<br />

einen Beruf ausüben wollte, musste ohnehin einem NS-Verband angehören,<br />

z. B. dem NS-Lehrerbund, o<strong>der</strong> einer NS-Organisation, z. B. <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsfront<br />

DAF. Deren Mitgliedschaft wurde häufig als Vorwand gebraucht, um nicht<br />

Pg. = Parteimitglied <strong>der</strong> NSDAP werden zu müssen. Ohne die Unterwerfung unter<br />

die NS-For<strong>der</strong>ungen nach Gleichschaltung hätte eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> nicht weiterexistieren können.<br />

Schon Ende Oktober 1933 erklärte Kommandant Ammann , er sei an einem<br />

Schädelbruch nach einem Sturz auf einer Treppe lange erkrankt gewesen. Über<br />

die „Ernennung eines etwaigen Nachfolgers“ solle man abwarten, „wie sich<br />

sein Gesundheitszustand entwickele“. Am 15. November hat dann das Kreisamt<br />

schon Rücksprache mit <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Bürgermeisterei und Ortsgruppenleiter<br />

Grabfel<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> „etwaigen Ernennung eines Nachfolgers“ gehalten.<br />

Am 18. Juli 1934 legte Ammann sein Amt als Oberbrandmeister nie<strong>der</strong>. Die<br />

Ortsgruppe <strong>der</strong> NSDAP sprach „für seine langjährigen treu geleisteten Dienste<br />

ihren Dank und vollste Anerkennung aus.“ Das Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

<strong>Feuerwehr</strong> wählte Kamerad Heinrich Spengler zum Nachfolger, was auch von<br />

<strong>der</strong> Ortsgruppenleitung <strong>der</strong> NSDAP genehmigt wurde. Darauf bat am 31. August<br />

53


1934 das Kommando den Bürgermeister, die Bestätigung beim <strong>Mainz</strong>er Kreisamt<br />

einzuholen. Die Wahl eines Kommandanten durch seine <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />

entspricht zwar den üblichen <strong>–</strong> auch demokratischen <strong>–</strong> Gewohnheiten, dass<br />

aber die „Genehmigung“ <strong>der</strong> NSDAP, <strong>der</strong> einzig existierenden Staatspartei, eingeholt<br />

werden musste, ist typisch für den NS-Staat.<br />

Die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> und ihre Musikkapelle waren auch weiterhin im<br />

Vereinsleben aktiv. Wenn die NS-Ortsgruppenleitung „alle nationalen Vereine“<br />

zum Fackelzug mit öffentlicher Kundgebung zum Geburtstag des „Deutschen<br />

Volkskanzlers“ am 20. April 1933 aufrief, konnte sich dem kein Verein entziehen.<br />

Das gesamte Vereinsleben o<strong>der</strong> auch einzelne Mitglie<strong>der</strong> hätten darunter<br />

zu leiden gehabt. Ein allgemeiner Zwang machte sich breit. An beson<strong>der</strong>en<br />

Tagen wurde zum Flaggenschmücken aufgefor<strong>der</strong>t. Kaum einer wagte es, die<br />

Hakenkreuzfahne nicht hinauszuhängen; ebenso war es bei den Umzügen<br />

durch <strong>Gonsenheim</strong>s Straßen, die häufiger und in Uniform stattfanden. Vom<br />

10. September bis zum 22. Oktober 1933, also innerhalb von sechs Wochen, gab<br />

es in <strong>Gonsenheim</strong> vier große Umzüge, an denen jeweils Tausende teilnehmen<br />

mussten bzw. sich dazu gezwungen fühlten:<br />

1) Einhun<strong>der</strong>tjahrfeier des 1. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 27<br />

Oranien am Sonntag, dem 10. September 1933, mit <strong>der</strong> Einweihung des riesigen<br />

Gedenksteins in <strong>der</strong> Pfarrer-Grimm-Anlage,<br />

2) 1. Oktober Erntedankfest,<br />

3) 15. Oktober Reichs-Handwerker-Gewerbe-Woche und<br />

4) 22. Oktober zum Abschluss <strong>der</strong> Woche ein Werbeumzug.<br />

Man kann sich das Ortsbild vorstellen: alle Häuser waren mit Hakenkreuzfahnen<br />

und Girlanden geschmückt, Tausende marschierten jubelnd daran vorbei. Auf<br />

viele hat das wohl Eindruck gemacht, Teil einer Orts- und Volksgemeinschaft zu<br />

sein. Auch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> war dabei, meist auch mit ihrer Kapelle, wie<br />

in den öffentlich erscheinenden „Amtlichen Nachrichten“ nachzulesen ist.<br />

Lei<strong>der</strong> existieren die „Protokollberichte“ <strong>der</strong> Vorstandssitzungen und <strong>Jahre</strong>shaupt-<br />

o<strong>der</strong> Generalversammlungen nur von 1938 bis März 1943. In den internen<br />

Berichten kam <strong>der</strong> Begriff Führer kaum vor, nur wenn sie nach außen gingen,<br />

musste man sich dem Zwang <strong>der</strong> Zeit fügen. Wenn für den üblichen Begriff<br />

Vorstand von nun Führerrat und die NS-Grußformeln benutzt wurden, so waren<br />

das bloße Formalitäten, um keinen Angriffspunkt in <strong>der</strong> NS-Diktatur zu bieten.<br />

Eine <strong>Feuerwehr</strong>, die nach fachlichen Gesichtspunkten ausgebildet werden muss,<br />

um ihrer selbst gewählten Pflicht nachzukommen, nämlich <strong>der</strong> Rettung an<strong>der</strong>er<br />

54


Menschen vor dem Feuer, kann auch ideologisch kaum unterwan<strong>der</strong>t werden.<br />

Da ist es egal, ob <strong>der</strong> Kommandant nun Brandmeister o<strong>der</strong> Führer heißen muss.<br />

Entscheiden muss er im Notfall ohnehin nach den Erfor<strong>der</strong>nissen und den<br />

jahrhun<strong>der</strong>telang gemachten Erfahrungen <strong>der</strong> Brandbekämpfung. Eine NS-<br />

Weltanschauung kann da nicht helfen.<br />

Die Vorstandssitzungen fanden im Haus eines jeweils wechselnden Kameraden<br />

statt, die Generalversammlungen im Vereinslokal, bei beiden wurden Einzelgesichtspunkte<br />

besprochen. Die <strong>Jahre</strong>shauptversammlungen entsprachen in<br />

ihrem Ablauf <strong>der</strong> üblichen Vereinspraxis mit einer vorher bekannt gegebenen<br />

Tagesordnung und den Einzelberichten des Oberbrandmeisters, dem Geschäftsund<br />

Kassenbericht und dem Antrag des Kassenprüfers zur Entlastung des Kassenwarts<br />

und des Vorstands. Danach wurden verschiedene Themen besprochen.<br />

Die Vorschläge des Führerrats aus den Vorstandssitzungen mussten nicht direkt<br />

ohne Wenn und Aber durchgesetzt werden, wie man das in einem Führerstaat<br />

erwartet, sie mussten erst von <strong>der</strong> Vollversammlung <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>mitglie<strong>der</strong><br />

angenommen werden. Die Vorstandssitzungen mit einer begrenzten Personenzahl<br />

im Haus eines Kameraden waren wohl etwas intimer. Nur die Versammlungen<br />

im Vereinslokal begannen durch Ober-Brandmeister Spengler „mit dem<br />

Deutschen Gruß ‚Heil Hitler‘“ und endeten mit einem „dreifachen ‚Sieg Heil‘ auf<br />

unseren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler.“<br />

In den Anfangsjahren <strong>der</strong> NS-Herrschaft wurden alle Nachteile und Probleme<br />

<strong>der</strong> vorhergehenden Weimarer Zeit angelastet, ohne die zwölfjährige französische<br />

Besatzungszeit und die Weltwirtschaftskrise anzusprechen. So wurde<br />

auch moniert, die „Löschgeräte befänden sich „in einem nicht mehr zeit- und<br />

zweckentsprechenden Zustand. Alle Geräte (würden) noch von Hand bedient<br />

und müss(t)en durch Menschenkraft gezogen werden.“ Deshalb sollte mit <strong>der</strong><br />

versprochenen Hilfe <strong>der</strong> Hessischen Brandkasse in Darmstadt eine Motorspritze<br />

angeschafft werden. Innerhalb von vier Monaten konnte die „Motorspritze<br />

Goliath II <strong>der</strong> Firma Magirus in Ulm“ am 4. Juni 1934 geliefert werden. Der Preis<br />

betrug zwar 3485 Reichsmark, doch bei 17 1/2 % Rabatt <strong>der</strong> Firma und einem<br />

Zuschuss von 60 % <strong>der</strong> Brandkasse blieben noch 1156 Reichsmark. Da <strong>der</strong> Kreisausschuss<br />

beschlossen hatte „auf den verbleibenden Rest einen Zuschuss von<br />

50 % zu gewähren“, bat <strong>der</strong> NS-Bürgermeister mit einem abschließenden „Heil<br />

Hitler!“ 578 RM an die Gemeindekasse zu überweisen. <strong>Gonsenheim</strong> hatte dann<br />

letztendlich nur 578 RM zu zahlen.<br />

55


Ereignisse 1935-1937<br />

Ein Gewitterregen zwischen Finthen und <strong>Gonsenheim</strong> ließ am 25. Mai 1935 den<br />

Gonsbach so anschwellen, dass Bachbrücken umgerissen wurden und von <strong>der</strong><br />

Oberbrücke bis zur Raiffeisenstraße die Häuser unter Wasser standen. Mehrere<br />

Tage lang mussten deshalb die <strong>Feuerwehr</strong>männer Wasser und Schlamm aus<br />

den Kellern pumpen.<br />

Das Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 regelte das Verhalten <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> während<br />

ihres Einsatzes. Um dem NS-Staat einen legalen Anstrich zu geben, wurden<br />

alle Entscheidungen als Gesetze veröffentlicht, auch wenn sie demokratischen<br />

o<strong>der</strong> menschenrechtswürdigen Prinzipien wi<strong>der</strong>sprachen. So wurden durch<br />

das Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 alle „öffentlichen <strong>Feuerwehr</strong>en in eine<br />

polizeiliche Exekutive beson<strong>der</strong>er Art umgewandelt.“ Sie mussten sich „Feuerlöschpolizei“<br />

nennen. Das heißt, alle <strong>Feuerwehr</strong>en wurden jetzt in das Polizeisystem<br />

ein- o<strong>der</strong> ihm untergeordnet. Oberster Befehlshaber <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

wurde damit <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Polizei Heinrich Himmler, auch stellvertreten<strong>der</strong> Chef<br />

<strong>der</strong> Geheimen Staatspolizei, Führer <strong>der</strong> SS, drei <strong>Jahre</strong> später entscheidend für<br />

sogenannte Umsiedlungsaktionen in den besetzten Län<strong>der</strong>n und Organisator<br />

<strong>der</strong> Vernichtung <strong>der</strong> Juden.<br />

Offiziell heißt es in „Meyers Lexikon“ von 1938: „Damit sind die Leitung <strong>der</strong><br />

Wehren und die Führung ihrer Geschäfte <strong>der</strong> Aufsicht des Ortspolizeiverwalters<br />

unterworfen, Wehr- und Unterführer werden durch die Polizeibehörde<br />

bestimmt. Für die als Feuerlöschpolizei anerkannten Wehren sind Glie<strong>der</strong>ung,<br />

Ausbildung, Dienstbezeichnungen und Uniformierung einheitlich vorgeschrieben,<br />

Satzungen und Dienstordnung durch Mustervorschriften festgelegt. (…)<br />

Die Dienstaufsicht über die örtliche Feuerlöschpolizei obliegt dem Kreisfeuerwehrführer<br />

im Auftrag des Landrats.“<br />

Am 23. Juni 1936 for<strong>der</strong>te das Kreisamt alle Bürgermeistereien auf, bis spätestens<br />

29. Juni <strong>–</strong> also innerhalb von nur sechs Tagen <strong>–</strong> die Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> Freiwilligen-<br />

und <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr auf einem Vordruck schriftlich festzuhalten und<br />

dem Kreisamt zu schicken. Bürgermeister Grabfel<strong>der</strong> meldete zusammen mit<br />

Kommandant Spengler für die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> 68 Männer, davon 48 unter<br />

35 <strong>Jahre</strong>n und für die Pflichtfeuerwehr 48, alle unter diesem Alter, am 11. Mai 1937<br />

waren in <strong>der</strong> Freiwilligen noch 62, in <strong>der</strong> Pflichtfeuerwehr 65 Männer aktiv.<br />

Mit einem Schreiben vom Dienstag, dem 4. August 1936, verpflichtete das Kreisamt<br />

<strong>Mainz</strong> alle „Wehrleiter“ des Kreises <strong>Mainz</strong> zu einer „Unterrichtung“ über<br />

56


die „Än<strong>der</strong>ungen im Feuerlöschwesen“ in das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“<br />

in Budenheim am folgenden Sonntag, den 9. August 1936, um 14.30 Uhr. „Die<br />

Teilnahme (war) für die Wehrleiter Dienst, d.h. je<strong>der</strong> Wehrleiter hat(te) pünktlich<br />

zu erscheinen.“<br />

Dieser Brief zeigt deutlich, mit welcher Rigorosität im NS-Führerstaat kommandiert<br />

wurde. Am Dienstag wurden mit einem Brief, <strong>der</strong> per Post frühestens am<br />

Mittwoch den Adressaten erreichen konnte, die <strong>Feuerwehr</strong>kommandanten zur<br />

pünktlichen Teilnahme an einer „Unterrichtung“ über das neue Gesetz an einem<br />

Sonntagnachmittag(!) aufgefor<strong>der</strong>t. Eine Entschuldigung „in ganz dringenden<br />

Fällen“ war nur unter Nennung eines Stellvertreters bis zum Samstag schriftlich<br />

einzureichen, <strong>der</strong> Brief musste wohl am Freitag abgeschickt worden sein.<br />

Für das Rechnungsjahr 1936 hatte die Gemeinde „Ausgaben für das Feuerlöschwesen“<br />

über 1304,50 RM, u.a. für die Instandhaltung <strong>der</strong> Geräte, Ergänzungen<br />

<strong>der</strong> Uniformierung, aber auch für Oberbrandmeister Spenglers Besuch<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>fachschule und <strong>Feuerwehr</strong>tage.<br />

Das Jahr 1938 im Zeichen <strong>der</strong> Eingemeindung, des 50-jährigen<br />

Jubiläums und <strong>der</strong> Neueinkleidung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

Seit <strong>der</strong> Eingemeindung <strong>Gonsenheim</strong>s am 1. April 1938 unterstand die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> unter ihrem Oberbrandmeister Spengler <strong>der</strong><br />

fachlichen Aufsicht von Branddirektor Noehl <strong>der</strong> Berufswehr <strong>Mainz</strong>. Weil älteres<br />

bedrucktes Papier noch benutzt werden sollte, stand auf dem Briefkopf noch<br />

immer <strong>der</strong> Name „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>“ mit einem Logo, das<br />

Werkzeuge <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> zeigte, wie Leiter, Helm, Hammer und Trompete. Der<br />

Stempel war aber neu gestaltet: oben die Umschrift „Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>“ und unter einem Helm mit Hakenkreuz zwei weitere Bezeichnungen<br />

„<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>“ und „Normalzug RL 12 Halbzug HL 13“. In den „Amtlichen<br />

Nachrichten“ stand sogar <strong>–</strong> dem Reichsfeuerlöschgesetz von 1936 folgend <strong>–</strong><br />

„Feuerlöschpolizei (Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>, Löschzüge <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>)“.<br />

Nur die Begrüßungen und einige Bezeichnungen deuten auf den<br />

NS-Staat. Einmal wurde erwähnt, dass „wegen Verletzung gegen die Dienstvorschriften“<br />

bestraft werden musste.<br />

Gerade 1938 spielten die Vorbereitungen zum Vereinsjubiläum eine große Rolle,<br />

aber auch sonst wurden Ehrenmitglie<strong>der</strong> ernannt, über goldene Hochzeiten und<br />

Jubiläen gesprochen. Die Protokolle geben ein recht friedliches Vereinsleben<br />

57


wi<strong>der</strong>. Von NS-Weltanschauung und Kampf gegen An<strong>der</strong>sdenkende ist nicht die<br />

Rede. Vielleicht hat man auch mögliche Kontroversen nicht schriftlich festhalten<br />

wollen, um keine Angriffspunkte zu haben. Allerdings wurde nach dem Krieg, in<br />

<strong>der</strong> Vorstandssitzung vom 26. Mai 1946, beschlossen: „Alle älteren schriftlichen<br />

Unterlagen unserer Wehr, die nicht stichhaltig sind, sollen vernichtet werden.<br />

Wichtige Schriftstücke werden in dem Geräteraum aufbewahrt.“ Die Begriffe<br />

„ältere (…) nicht stichhaltig (…) wichtige Schriftstücke“ sind sehr schwammig<br />

und nach allen Seiten hin interpretierbar. Insgesamt muss man annehmen, dass<br />

einiges absichtlich vernichtet werden sollte.<br />

Die <strong>Jahre</strong>shauptversammlung fiel 1938 ausgerechnet auf Karfreitag, den<br />

15. April, bei <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Branddirektor und die <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr gegenseitig<br />

„eine ersprießliche gemeinsame Tätigkeit zum Besten unserer engeren Heimat<br />

und zum Wohle unseres geliebten Vaterlandes“ wünschten.<br />

Fand während des 25-jährigen Jubiläums 1913 <strong>der</strong> Rheinhessische Provinzialfeuerwehrtag<br />

statt, so sollte bei <strong>der</strong> „Feier <strong>der</strong> 50-jährigen Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Gründung<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>“ vom Samstag, dem 2. Juli,<br />

bis Montag, dem 5. Juli 1938, wenigstens <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrtag abgehalten<br />

werden. Zwischen dem nun zum Ortsvorsteher ernannten Grabfel<strong>der</strong> und Ober-<br />

Brandmeister Spengler waren schon Vereinbarungen zur „Ausschmückung des<br />

Kundgebungsplatzes“, dem heutigen Juxplatz, und zum „Aufbau eines Podiums<br />

am Rathaus“ getroffen worden, doch wegen „<strong>der</strong> noch herrschenden Maul- und<br />

Klauenseuche in einigen Orten des Kreises <strong>Mainz</strong>“, fiel <strong>der</strong> Kreisfeuerwehrtag<br />

aus. Der „<strong>Mainz</strong>er Anzeiger“ berichtete in seinem Artikel über die „Jubelfeier“<br />

mit <strong>der</strong> Schlagzeile „Fünfzig <strong>Jahre</strong> im Dienst <strong>der</strong> Gemeinschaft“: „Zum Jubiläum<br />

wurden die Männer <strong>der</strong> Löschzüge von <strong>der</strong> Gemeinde neu eingekleidet, sie<br />

tragen jetzt die reichseinheitliche Uniform.“ Der <strong>Gonsenheim</strong>er Schnei<strong>der</strong>meister<br />

Johann Michael hatte 30 <strong>Feuerwehr</strong>röcke zu je 38,50 Reichsmark , insgesamt<br />

für 1155 RM angefertigt.<br />

Beim samstäglichen Kameradschaftsabend wurden nach den üblichen<br />

Begrüßungen neun <strong>Feuerwehr</strong>leute als Gründungsmitglie<strong>der</strong> für 50-jährige<br />

Mitgliedschaft geehrt. Oberbrandmeister Spengler „wies“ <strong>–</strong> nach dem Bericht<br />

des „<strong>Mainz</strong>er Anzeigers“ <strong>–</strong> „bei <strong>der</strong> Ehrung <strong>der</strong> Jubilare darauf hin, dass die Auszeichnung<br />

von Männern, die sich jahrzehntelang in den Dienst <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

selbstlos und uneigennützig gestellt haben, eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

habe.“ Diese ehrenden Formulierungen werden auch heutzutage gebraucht.<br />

58


1938 <strong>–</strong> 50-jähriges Bestehen<br />

Auch <strong>der</strong> „Bürgermeister“ benutzte solche Worte. Ein als Parteigenosse angekündigter<br />

Redner, <strong>der</strong> die Geschichte <strong>der</strong> Wehr schil<strong>der</strong>te, formulierte die<br />

Ehrung eher dem Geist <strong>der</strong> NS-Zeit entsprechend: „Kein Dank an den Führer<br />

für alles, was er für Volk und Nation schuf, könne schöner sein, als freudiger<br />

Einsatz für die Volksgemeinschaft.“ Durch die Dominanz des Führers in dieser<br />

Formulierung treten die geehrten <strong>Feuerwehr</strong>männer ganz in den Hintergrund.<br />

Der Abend wurde sportlich gestaltet durch das Auftreten <strong>der</strong> Turner und Tänzer<br />

bei<strong>der</strong> Turnvereine und musikalisch durch die drei <strong>Gonsenheim</strong>er Gesangvereine<br />

Cäcilia, Einigkeit und Heiterkeit und die eigene <strong>Feuerwehr</strong>-Kapelle unter<br />

Obermusikmeister Otto Lischke mit einem von ihm komponierten Marsch und<br />

einem „KdF-Potpourri“, benannt nach <strong>der</strong> NS-Freizeit-Organisation KdF = Kraft<br />

durch Freude.<br />

59


Nach Kirchgang und Toten-Ehrung gab es am Sonntagnachmittag wie<strong>der</strong> eine<br />

Schulübung <strong>der</strong> Wehr mit Fuß- und Geräteexerzieren auf dem Juxplatz und eine<br />

Brand-Angriffsübung am Rathaus. Ein Feuer im Dachstuhl sollte von zwei Seiten<br />

mit Schlauchleitung von zwei Hydranten über Leitern bekämpft und wertvolle<br />

Akten mit dem Rettungsschlauch gerettet werden. Die Motorspritze war nach<br />

einiger Zeit am Gonsbach aufgestellt und unterstützte die Brandbekämpfung.<br />

Als <strong>der</strong> Druck eines Hydranten nachließ, wurde eine Saug- und Druckspritze<br />

eingeschaltet, die das Wasser aus einem Brunnen in <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er Straße nahm.<br />

Ein „Wehrmann“ wurde wegen einer Rauchvergiftung, ein an<strong>der</strong>er wegen eines<br />

Unterarmbruchs <strong>der</strong> Sanitätsabteilung übergeben.<br />

Es folgte ein „Propagandamarsch“ durch die festlich geschmückten Straßen,<br />

„um die Jugend für die Aufgaben <strong>der</strong> Löschzüge zu begeistern und um ihren Eintritt<br />

zu werben.“ Bei <strong>der</strong> Jubiläumsfeier in <strong>der</strong> großen Turnhalle traten dieselben<br />

Vereine wie am vorgehenden Abend auf.<br />

Am Montag begann <strong>der</strong> Frühschoppen um 10 Uhr, am Nachmittag folgte ein<br />

erneuter „Propagandamarsch“ zum „kameradschaftlichen Beisammensein“ mit<br />

Tanz in <strong>der</strong> Turnhalle. Festlicher Höhepunkt und Abschluss zugleich waren ein<br />

Volksfest mit Schlussball und „großem Feuerwerk“ um 23 Uhr, ausgeführt von<br />

Jacques Herrmann aus <strong>Mainz</strong>. Dauerkarten kosteten 60 Pfennig, Tageskarten<br />

für Samstag 30, für Sonntag 40 und für Montag 20 Pfennig.<br />

Für die Beurteilung können wir nur die Berichte des „<strong>Mainz</strong>er Anzeigers“ und<br />

die anerkennenden Worte des Kreisfeuerwehrführers heranziehen: „Unter<br />

zielbewusster Führung entwickelte sich die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>s<br />

zu einer <strong>der</strong> bestausgerüsteten und vorbildlich geschulten Wehren.“ Zur Übung<br />

heißt es: „Schnell und mit allem Ernst führten die Männer die Übung durch.<br />

Kreisfeuerwehrführer Astheimer sprach den Männern seine Anerkennung<br />

aus, ebenso <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Rettungswache vom Roten Kreuz, die aktiv in<br />

die Übung eingriff. (…) Die Löschzüge sind sehr sorgfältig geschult, <strong>der</strong> Einsatz<br />

erfolgte wohl überlegt. Eine disziplinierte, schnell und geistesgegenwärtig<br />

arbeitende <strong>Feuerwehr</strong>, je<strong>der</strong> Gefahr gewachsen.“<br />

60


Der Zweite Weltkrieg: verstärkte Anfor<strong>der</strong>ungen, Lücken durch<br />

Tod an <strong>der</strong> Front<br />

Im Vorfeld des Krieges wurden verstärkte Schulungen und dann auch zusätzliche<br />

Übungen eingeführt. Während des Krieges nahmen die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

für die <strong>Feuerwehr</strong> zu, vor allem weil durch Einberufung an die Front die Zahl<br />

<strong>der</strong> Wehrleute in <strong>der</strong> Heimat abnahm und die Zurückgebliebenen deshalb<br />

zusätzliche Aufgaben übernehmen mussten. Auch zivile Begriffe erhielten<br />

jetzt einen militärischen Klang. Ab 1939 hießen z. B. Versammlungen Appell<br />

und <strong>der</strong> Oberbrandmeister war jetzt Obertruppführer. Alle Wehren von Groß-<br />

<strong>Mainz</strong> wurden ab Oktober 1938 von November bis April zu monatlich zwei<br />

Unterrichtsstunden durch einen Kameraden einer an<strong>der</strong>en Wehr verpflichtet,<br />

wobei unentschuldigtes Fehlen weitergemeldet werden musste. Ab April 1940<br />

mussten zusätzliche Übungen am 1. und 3. Samstag im Monat durchgeführt<br />

werden. Im Sommer musste wegen Brandgefahr eine Brandwache von sechs<br />

bis 21 Uhr auf dem Lennebergturm aufgestellt werden. Durch die Einberufung<br />

zum Militärdienst verblieben im September 1941 nur noch 26 Aktive mit vier<br />

Alters aktiven. Die Folge waren häufige Nachrufe und ehrendes Andenken für<br />

gefallene Kameraden. Der Obertruppführer wurde deshalb aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

„Stellen <strong>der</strong> einberufenen Kameraden durch ortsansässige Männer“ zu ergänzen.<br />

Brauchten bei Kriegsanfang nur bestimmte Alarmgruppen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

bei Fliegeralarm zur Verfügung zu stehen, so musste sich von August 1942 an<br />

„die gesamte Wehr bei Fliegeralarm im Luftschutzkeller einfinden.“ Im Februar<br />

1943 bestand die Wehr nur noch aus 17 Männern, die aber „durch 21 ortsansässige<br />

Männer“ zu einer Gesamtzahl von 38 verstärkt wurde. Aus <strong>der</strong> Hitlerjugend<br />

(HJ) wurde eine <strong>Feuerwehr</strong>-HJ, die bei den Einsätzen den erwachsenen Feuermännern<br />

assis tieren musste. Nach dem Krieg berichtete <strong>der</strong> Ober-Brandmeister,<br />

die Verpflichteten und die Jugendfeuerwehr seien kein richtiger Ersatz gewesen.<br />

Am 11. Februar 1943 wurde beson<strong>der</strong>s erwähnt: „Le<strong>der</strong> zum Besohlen <strong>der</strong> Schuhe<br />

wird uns auch weiterhin zugeteilt.“ Wenn solche Selbstverständlichkeiten<br />

beson<strong>der</strong>s herausgestellt wurden, dann bestand Mangel in <strong>der</strong> Versorgung. Ab<br />

März 1943 unterstand die Wehr sogar <strong>der</strong> SS-Gerichtsbarkeit. Die Aktiven waren<br />

vom Dienst in <strong>der</strong> Heimatflak befreit. Nach dem letzten Bericht <strong>der</strong> Vorstandssitzung<br />

am 21. März 1943 enden die Protokolle von Schriftführer Bubach. Bombenabwürfe<br />

auf <strong>Gonsenheim</strong>, die es seit 1940 gegeben hat, und <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong><br />

<strong>Feuerwehr</strong> bei <strong>der</strong> Bekämpfung von Bränden wurden allerdings nicht genannt.<br />

Noch war das NS-Regime an <strong>der</strong> Macht und Überwachung groß.<br />

61


Die Weltkriegsbilanz: ein Resümee des Kommandanten vom<br />

November 1945<br />

Da klingen die Aussagen des Kommandanten <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong><br />

in <strong>der</strong> 1. Generalversammlung nach Kriegsende am 11. November 1945 unter<br />

Aufsicht von Vertretern <strong>der</strong> französischen Besatzungsmacht wesentlich<br />

ernüchtern<strong>der</strong>. Zuerst trat <strong>der</strong> alte Vorstand von seinen Posten zurück, wurde<br />

aber dann einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt: Brandmeister Heinrich Spengler, Schriftund<br />

Kassenwart Wilhelm Bubach, Zeugwart Peter Neuhäuser und die weiteren<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> Franz Arthur Becker und Hans Brügel. Neu gewählt wurden<br />

Karl Alois Becker, Ludwig Jakob Hofmann und Ferdinand Secker.<br />

Anschließend durfte <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählte Kommandant Spengler zum ersten<br />

Mal in einem Bericht die erschütternden Tatsachen ansprechen, die dann auch<br />

schriftlich im Protokoll festgehalten wurden. 45 <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

waren im Zweiten Weltkrieg umgekommen, 16 gefallen, sieben vermisst und 22<br />

verstorben. Jetzt durfte er anprangern, dass die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> sich nicht<br />

mehr frei verhalten durfte, seitdem sie als Polizeitruppe vereidigt worden war.<br />

Dann berichtete er über die immer größer werdenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die<br />

<strong>Feuerwehr</strong>. Die Einberufungen an die Front wären zwar durch Neuverpflichtete<br />

etwas ausgeglichen worden, die aber nach kurzer Zeit auch an die Front abgezogen<br />

wurden. Die Verpflichteten und eine Jugendfeuerwehr hätten keinen<br />

gleichwertigen Ersatz für ausgebildete <strong>Feuerwehr</strong>leute gebracht. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Übungen hätte von sechs bis acht vor dem Kriege bis zu 28 im Jahr 1943 zugenommen.<br />

Die Fliegergefahr habe seit 1941 für die <strong>Feuerwehr</strong> bei 472 Alarmen<br />

367 Einsätze erfor<strong>der</strong>t, die Kameraden hätten mindestens 500 Stunden dafür<br />

geopfert. Zu auswärtigen Einsätzen sei die Wehr 19 Mal ausgerückt, allein 17 Mal<br />

nach <strong>Mainz</strong>. Von 1942 bis 1944 wären fünf kleinere Brände zu bekämpfen gewesen,<br />

bei Angriffen auf <strong>Gonsenheim</strong> acht Einsätze, wobei die <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

„mehrmals sogar mehrere Tage hilfsbereit zur Verfügung“ standen.<br />

Dann formulierte er die Aufgaben <strong>der</strong> Wehr für die Nachkriegszeit: „unsere<br />

Wehr wie<strong>der</strong> in friedlicher Arbeit auf- und auszubauen, für jungen Nachwuchs<br />

zu sorgen und so wie<strong>der</strong> eine Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> zu schaffen (…) wie die<br />

Vorfahren und Grün<strong>der</strong> unserer Wehr sie geplant und aufgebaut haben.“ Der<br />

Abschiedsgruß war jetzt wie<strong>der</strong> ein dreifaches „Gut Wehr“.<br />

62


Die Nachkriegs- und Besatzungszeit ab 1945<br />

Bei <strong>der</strong> Generalversammlung am 11. November 1945, als <strong>der</strong> alte Vorstand<br />

zurücktrat, aber einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt wurde, begrüßte Brandmeister<br />

Spengler als Vorsitzen<strong>der</strong> neben den „anwesenden Kameraden (auch) einen<br />

Vertreter <strong>der</strong> Französischen Militärregierung“. Die französische Besatzungsmacht<br />

versuchte nach dem Zweiten Weltkrieg die Tätigkeit von <strong>Feuerwehr</strong>en<br />

einzudämmen. Zuerst waren Aktivitäten <strong>der</strong> Wehr überhaupt nicht erlaubt. Erst<br />

unter <strong>der</strong> Aufsicht eines französischen Kommandanten durfte im August 1945<br />

die <strong>Gonsenheim</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> eine Übung durchführen, die sehr gelobt wurde<br />

und „die Erlaubnis zum Tragen <strong>der</strong> Uniform und die Ausübung des aktiven<br />

Brandschutzes“ einbrachte. Die Aktiven nahmen wie<strong>der</strong> eine „geregelte Dienstleistung“<br />

auf. „Die Geräte wurden ausgebessert und ergänzt, junge Bürger<br />

schlossen sich <strong>der</strong> Wehr an und das Leben in dieser verschworenen Gemeinschaft<br />

nahm wie<strong>der</strong> seinen normalen Gang.“ So heißt es in <strong>der</strong> Festschrift zum<br />

75-jährigen Jubiläum 1963, doch diese arme Besatzungszeit nach dem Krieg war<br />

alles an<strong>der</strong>e als normal.<br />

Schrift- und Kassenwart Wilhelm Bubach schied aus gesundheitlichen Gründen<br />

als Schrift- und Kassenwart aus. Die beiden Aufgabenbereiche wurden<br />

geteilt. Als Schriftwart wurde in <strong>der</strong> Generalversammlung vom 22. April 1946<br />

<strong>der</strong> Heimatforscher Konrad Veit Becker gewählt, Kassenwart wurde Joseph Eck.<br />

Die Sterbekasse nahm ihre Tätigkeit wie<strong>der</strong> auf. Bei <strong>der</strong> Vorstandssitzung am<br />

26. Mai 1946 wurde beschlossen: „Alle älteren schriftlichen Unterlagen unserer<br />

Wehr, die nicht stichhaltig sind, sollen vernichtet werden. Wichtige Schriftstücke<br />

werden in dem Geräteraum aufbewahrt.“ Die Begründungen „nicht stichhaltig“<br />

für die Vernichtung und „wichtig“ für die Aufbewahrung sind so vage und auslegbar,<br />

dass man in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Entnazifizierung sofort an die Vernichtung von<br />

belastendem Material denken muss.<br />

Nach dem restriktiven Feuerlöschgesetz <strong>der</strong> Besatzungszeit durfte die aktive<br />

Wehr nur aus 30 Mann bestehen. Die Altersgrenze für <strong>Feuerwehr</strong>leute unterhalb<br />

<strong>der</strong> Stufe des Löschmeisters betrug 50 <strong>Jahre</strong>, oberhalb des Löschmeisters<br />

60 <strong>Jahre</strong>. Deshalb musste Oberbrandmeister Spengler das Amt des Kommandanten<br />

abgeben. In <strong>der</strong> Vorstandssitzung vom 22. Dezember 1946 wurde<br />

Josef Alois Eck als Nachfolger vorgeschlagen. Bei <strong>der</strong> Generalversammlung vier<br />

Tage später musste die Neuwahl verschoben werden, weil <strong>der</strong> die Versammlung<br />

leitende Spengler einen Telefonanruf vom Kommandanten <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr<br />

<strong>Mainz</strong> Ingenieur Glarner bekam, <strong>der</strong> seit <strong>der</strong> Eingemeindung von 1938 dem<br />

63


<strong>Gonsenheim</strong>er Kommandanten übergeordnet war. Als Eck nun in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />

vom 23. Februar 1947 gewählt werden sollte, verlas Spengler<br />

das Schreiben <strong>der</strong> Stadt, in dem dieser schon zum kommissarischen Kommandanten<br />

ab 1. Februar ernannt worden war. Eck wollte aber auch die Zustimmung<br />

seiner aktiven Kameraden, die ihm mit 28 Ja-Stimmen das „volle Vertrauen“<br />

aussprachen. Neuaufnahmen und vor allem Ehrungen spielten weiterhin eine<br />

große Rolle. Bis zur Vorstandssitzung am 18. März 1947 war die <strong>Feuerwehr</strong> auf<br />

204 Mitglie<strong>der</strong> angestiegen, davon 169 zahlende- und 16 Ehrenmitglie<strong>der</strong>.<br />

15 aktive und vier passive Mitglie<strong>der</strong> befanden sich noch in <strong>der</strong> Gefangenschaft.<br />

1949 wurde aber schon über die sinkende Mitglie<strong>der</strong>zahl geklagt, weshalb zur<br />

Werbung im <strong>Freunde</strong>skreis aufgefor<strong>der</strong>t wurde. Es gab 1950 auch Klagen über<br />

mangelnden Besuch <strong>der</strong> Übungen.<br />

Von den 1950-er <strong>Jahre</strong>n aufwärts:<br />

Die Hauptgesprächsthemen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>-Versammlungen<br />

Die Protokolle <strong>der</strong> Vorstandssitzungen, <strong>der</strong> Voll- und <strong>Jahre</strong>shauptversammlungen<br />

bis 1966 geben ein lebendiges Bild <strong>der</strong> Aktivitäten <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>.<br />

Der Ausbildungsstand bei den jährlichen Abschlussübungen<br />

Die normalen Übungen, die nach <strong>der</strong> Winterpause, meist im März begannen,<br />

wurden wegen <strong>der</strong> Häufigkeit in den erhaltenen Protokollen bis 1966 nicht<br />

aufgeführt, wohl aber die jährlich stattfindende beson<strong>der</strong>e Abschlussübung<br />

des <strong>Jahre</strong>s. Da ist es interessant zu erfahren, was als Aufgabe gestellt worden<br />

ist und wie manche Wertungen ausfielen. Die Abschlussübung am 28. Oktober<br />

1951 begann um 8 Uhr mit schulmäßiger Übung im Schulhof, als Brandobjekt<br />

für eine Brandangriffsübung war das Sägewerk <strong>der</strong> Firma Barbara ausersehen.<br />

Für 1951 gibt es auch den Eintrag „2. Sieger beim Schnelligkeitswettbewerb in<br />

Mombach.“ Bei <strong>der</strong> Abschlussübung am 11. Oktober 1952 war das Kurfürstliche<br />

Schloss in <strong>Mainz</strong> Brandobjekt (Vollversammlung vom 3. Oktober 1952). 1953 fand<br />

eine Nachtübung statt, ebenfalls 1954 eine Nachtübung mit <strong>der</strong> Holzbaracke<br />

gegenüber dem Altersheim „Neumühle“ (heute großes Wohnhaus mit einer<br />

Steinmauer unterhalb <strong>der</strong> Realschule). 1955 war die Vierzehn-Nothelfer-Kapelle<br />

Brandobjekt, 1959 die <strong>Gonsenheim</strong>er Markthalle.<br />

64


1956 fand die Abschlussübung gemeinsam mit Bretzenheim und Weisenau in<br />

Bretzenheim statt. Die „Grundübung“ <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wehr wurde „sehr<br />

gelobt“, bei <strong>der</strong> Brandangriffsübung sei „<strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Wehren von <strong>Gonsenheim</strong><br />

und Bretzenheim schnellstens und exakt“ gewesen. Alle waren sich in <strong>der</strong><br />

<strong>Jahre</strong>shauptversammlung vom 12. März 1960 einig, dass junge <strong>Feuerwehr</strong>leute<br />

auch zur <strong>Feuerwehr</strong>schule sollten.<br />

Jedes Jahr gab es Einladungen zum Besuch von Festen an<strong>der</strong>er befreundeter<br />

Wehren o<strong>der</strong> des Landesfeuerwehrfests. Wenn die eigene Kapelle auftreten<br />

sollte, wurde aber eine Geldsumme gefor<strong>der</strong>t, um zumindest die Beför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Kapelle mit ihren Instrumenten zu finanzieren.<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 1950-er <strong>Jahre</strong> übernahm die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<br />

<strong>Gonsenheim</strong> auch Ordnungsdienst und Brandwache bei Veranstaltungen<br />

an<strong>der</strong>er Vereine, z. B. beim 25-jährigen Jubiläum und weiteren Turnieren des Reitund<br />

Fahrvereins, bei Erntedankfesten in <strong>der</strong> Markthalle, bei Nikolaus umzügen,<br />

dem Katholikentag in <strong>Mainz</strong> 1953, ab Mai 1954 auch Brandwache und Ordnungsdienst<br />

in <strong>der</strong> Turnhalle.<br />

Wenn die Protokolle und Zeitungsberichte einen Aufwärtstrend nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg und <strong>der</strong> kargen Nachkriegszeit verzeichnen, so müssen aber<br />

auch die in den Sitzungen erhobenen vereinzelten Klagen aufgeführt werden.<br />

Es sind allerdings nur die zu besprechenden Probleme aufgeführt, nicht, ob sie<br />

auch gelöst worden sind. Man darf annehmen, dass dies <strong>der</strong> Fall war, sonst wären<br />

sie erneut Gesprächsgegenstand gewesen. Im August 1954 wurde gerügt, dass<br />

die Pflege <strong>der</strong> Geräte nach dem aufgestellten Dienstplan von den Kameraden<br />

nur sehr mangelhaft eingehalten werde, darüber solle deshalb <strong>der</strong> Zeugwart<br />

besser darüber wachen. Unmut gab es in <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>shauptversammlung am<br />

27. März 1955 auch mit <strong>der</strong> Bemerkung „in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> wäre etwas faul“, dem<br />

vom Oberbrandmeister wi<strong>der</strong>sprochen und gerügt wurde. Beschwerden über<br />

mangelnde Teilnahme bei den Übungen gab es im November 1955. Deshalb<br />

wurde nochmals auf die Statuten hingewiesen, in denen es hieß: „Der Kamerad,<br />

<strong>der</strong> drei Mal unentschuldigt dem Dienst fernbleibt, wird nach dem Entscheid<br />

des Vorstands aus <strong>der</strong> Wehr ausgestoßen.“ Bei einer Aussprache wurden damals<br />

die Probleme jeweils geklärt. Bei zu häufigem unentschuldigtem Fehlen wurde<br />

1957 eine Mahnung ausgesprochen.<br />

Im Sommer 1965 berichtete die „Allgemeine Zeitung“ von Nachwuchssorgen<br />

in <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong>. Die Mannschaft von 60 aktiven<br />

Mitglie<strong>der</strong>n sei auf 48 Wehrmänner gesunken, von denen einige nahe an<br />

65


<strong>der</strong> Altersgrenze wären. Auch die Zahl <strong>der</strong> passiven Mitglie<strong>der</strong> sei rückläufig.<br />

Mangel an Musikern herrsche ebenfalls bei <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle. Kommandant<br />

Josef Eck schlug vor, neue Mitglie<strong>der</strong> zu werben, Ortsvorsteher Philipp Becker<br />

meinte, Hauseigentümer sollten <strong>Feuerwehr</strong>leute werden, wie es in <strong>Gonsenheim</strong><br />

Tradition wäre.<br />

Feste und Feiern<br />

Bei <strong>der</strong> Lektüre <strong>der</strong> mir vorliegenden Protokolle bis 1966 kann man nur zu einem<br />

Schluss kommen: mit dem Ausrüstungs- und Ausbildungsstand <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

<strong>Feuerwehr</strong> sowie ihren Einsätzen bei Übungen und Bränden hat es<br />

wohl kaum Probleme gegeben, denn Hauptdiskussionsstoff war meistens die<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Feiern. Manchmal reichte neben den Vorstandssitzungen nicht<br />

nur eine Generalversammlung, es musste sogar noch eine außerordentliche<br />

abgehalten werden, um alle Einzelheiten zu diskutieren und abzustimmen, den<br />

Ablauf vom gemeinsamen Gottesdienst bis zum abendlichen Theaterstück mit<br />

eigenen Schauspielern, die Eintritts-, Getränke- und Verzehrpreise, die Namen<br />

<strong>der</strong> einzuladenden Ehrengäste usw. usw.<br />

Trotz <strong>der</strong> armen Nachkriegszeit wurde Geselligkeit gepflegt. Zur „gerechten<br />

Verteilung des zur Verfügung stehenden Weins“ beim Kameradschaftsabend<br />

im Sängerheim an Neujahr 1947 wurden Weinkarten ausgegeben. Die Flasche<br />

„alter Wein“ kostete 1,50 RM, „neuer Wein“ 1 RM, <strong>der</strong> Eintrittspreis belief sich auf<br />

1 RM. Außerdem wurde bei <strong>der</strong> Generalversammlung vom 26. Dezember 1946<br />

gebeten, bis Silvester „etwas Brennmaterial zum Einheizen des Saales“ beim<br />

Wirt abzugeben.<br />

Das 60-jährige Jubiläum am 14. und 15. August 1948<br />

In 14 <strong>–</strong> in Worten vierzehn <strong>–</strong> Versammlungen und Sitzungen im ersten Halbjahr<br />

1948 wurde das 60-jährige Jubiläum am 14. und 15. August vorbereitet, obwohl<br />

man sonst nur das silberne o<strong>der</strong> goldene Jubiläum in dieser Größenordnung<br />

gefeiert hatte. Eine gewisse Unsicherheit kam auf, weil eine Währungsreform<br />

in <strong>der</strong> Luft lag, die auch am 20. Juni 1948 durchgeführt wurde. So hatte die Wehr<br />

schon im Vorfeld am 29. Februar entschieden, den „Mitgliedsbeitrag nur noch<br />

vierteljährlich einzuholen, um im Falle einer kommenden Währungsreform<br />

unserer Kasse noch einige Außenstände sicherzustellen.“ Spengler, nun Ehren-<br />

66


kommandant, stellte am 7. Juli sogar die Frage, ob das Fest überhaupt abgehalten<br />

werden sollte. Trotzdem wurden bei <strong>der</strong>selben Versammlung beschlossen,<br />

Ehrengäste einzuladen: die hohe französische Militärregierung, Innenminister<br />

Jakob Steffan, Regierungspräsident Dr. Rückert, Landrat Rüffer, Oberbürgermeister<br />

Dr. Kraus, Oberbaurat Dr. Schäfer, Bürgermeister Alexan<strong>der</strong>, Oberbrandingenieur<br />

Glarner, Kreisfeuerwehrführer a. D. Astheimer, Pfarrer Niklaus von<br />

<strong>der</strong> kath. Pfarrei St. Stephan, Pfarrer Dr. Held von <strong>der</strong> kath. Pfarrei St. Canisius,<br />

Dekan Hoffmann von <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde und Hugo Müller, Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Bauernvereine Rheinhessen. Das große Problem war: Wie wollte man<br />

in schwierigen Zeiten alle verköstigen und bewirten?<br />

Das Jubiläum begann mit einem Ständchen <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle und <strong>der</strong> Überreichung<br />

eines „gemischten Korbs“ an den Ehrenkommandanten Jakob Franz<br />

Ammann zu seiner Goldenen Hochzeit. Beim Auszug aus <strong>der</strong> Kirche nach einem<br />

„Dankamt“ standen die Aktiven Spalier, während die <strong>Feuerwehr</strong>kapelle spielte.<br />

So wurde symbolisch von den neu aufstrebenden Aktiven <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

eine Verbindung hergestellt zu dem Kommandanten und den alten Kameraden<br />

schwieriger Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg. Am Samstagabend gab es einen<br />

Kommers mit den Ortsvereinen, <strong>der</strong> Sonntag begann mit dem Kirchgang und<br />

anschließen<strong>der</strong> Totengedenkfeier für die gefallenen und gestorbenen Kameraden,<br />

nachmittags fand eine Schauübung <strong>der</strong> Wehr statt und abends ein Festkonzert.<br />

Ein volles Programm drei <strong>Jahre</strong> nach dem fürchterlichsten aller Kriege!<br />

Trotz <strong>der</strong> finanziellen Sorgen um das Fest, konnte Oberbrandmeister Eck bei <strong>der</strong><br />

Vorstandssitzung am 23. September sogar verkünden, dass „sich die Einnahmen<br />

mit den Ausgaben im Gleichgewicht hielten.“<br />

Die Einführung neuer Feste<br />

Das Neujahrskonzert wurde im Jahr 1949 eingeführt und fand in <strong>der</strong> Folgezeit<br />

meist mit Verlosungen und abschließendem Tanz jedes Jahr statt, wobei ab 1952<br />

auch Theaterstücke aufgeführt wurden. Die Theaterspieler wurden zum Kneipabend<br />

eingeladen. Mitte <strong>der</strong> 50er <strong>Jahre</strong> traten auch die Gonsbachlerchen auf.<br />

Aufzeichnungen über dieses Fest gibt es bis 1960.<br />

Seit 1950 gab es auch einen Kneipabend, man hätte besser von einem Wurstabend<br />

o<strong>der</strong> „Worschtowend“ gesprochen, denn es gab keine Vorträge über die<br />

Gesundheitskuren des Wasserpfarrers Sebastian Kneipp. Schon von Anfang an<br />

entschied sich die Wehr für „Selbstschlachtung“ bei einem <strong>Feuerwehr</strong>kameraden<br />

und den Verzehr ebenfalls in <strong>der</strong> Gaststätte eines Kameraden, abwechselnd<br />

67


ei Schrohe, Lukas (Sängerheim) o<strong>der</strong> Hedtler. Da <strong>der</strong> Zuspruch groß war, wurde<br />

1952 schon ein Schwein von 220 Pfund gebraucht. Später mussten wohl noch<br />

mehr Tiere dran glauben, denn auch die Prominenz <strong>der</strong> <strong>Mainz</strong>er <strong>Feuerwehr</strong> wurde<br />

eingeladen. Seit 1953 tauchte <strong>der</strong> Name Wurstabend auf. Aufzeichnungen bis<br />

1959 liegen vor.<br />

1950 wurde ein Waldfest eingeführt, das 1951 mit dem Silberjubiläum <strong>der</strong><br />

Musikkapelle zusammenfiel. Um 14 Uhr war Abmarsch <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> mit <strong>der</strong><br />

Musikkapelle vom Vereinslokal Sängerheim zum Lenneberg, wo zwei Kapellen<br />

zum Tanz aufspielten, für Unterhaltung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> war gesorgt durch Wurstschnappen,<br />

Sackhüpfen und Eierlaufen. Auch die <strong>Gonsenheim</strong>er Bevölkerung<br />

war eingeladen worden. Das Fest endete um 23 Uhr mit einem Fackelzug durch<br />

den Wald zum Vereinslokal. Da jedes Jahr ein Defizit herauskam, wurde statt des<br />

Waldfestes ab 1953 ein Familienausflug durchgeführt, manchmal als Wan<strong>der</strong>ung<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln o<strong>der</strong> einem Bus (1954 nach Martinsthal)<br />

o<strong>der</strong> mit dem Schiff (1956 und 1960). Aufzeichnungen bis 1960.<br />

Dann gab es noch Kameradschaftsabende mit Musik im November o<strong>der</strong><br />

Dezember sozusagen als Dank für die Mühen. Am 6. Dezember 1952 konnte<br />

sogar durch Spenden jedem <strong>Feuerwehr</strong>mann eine Flasche Wein und ein Würstchen<br />

mit Brot gereicht werden, 1954 ein Schnitzel und drei Glas Wein. 1959<br />

wurden auch Damen eingeladen, zum Essen gab es „Leberklös“ und Sauerkraut,<br />

in späteren <strong>Jahre</strong>n waren Knoblauchwürste für „Mann und Frau frei“.<br />

Zur 75-Jahrfeier vom 20. bis 22. Juli 1963 lud die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> mit einem<br />

vollen Programm zu „drei festlichen Tagen im gastlichen <strong>Gonsenheim</strong>“ ein. Am<br />

Sonntag zuvor hatte <strong>der</strong> katholische Pfarrer Haenlein die neue Fahne in einem<br />

Festgottesdienst in St. Stephan geweiht, so dass sie während des Jubiläums<br />

enthüllt werden konnte. Am eigentlichen Festsamstag führte ein kleiner Umzug<br />

durch die Ortsstraßen zum Festkommers, <strong>der</strong> vier Stunden lang von <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Vereinen geboten wurde. Der Sonntag begann an <strong>der</strong> Maler-Becker-Schule<br />

mit einer Angriffsübung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong> unter Mitwirkung<br />

<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr <strong>Mainz</strong> und einer Übung <strong>der</strong> eigenen Jugendfeuerwehr.<br />

Zum Jubiläum wurde dann vom <strong>Mainz</strong>er Dezernenten Ledroit ein neues<br />

Tanklöschfahrzeug übergeben. Der Pfarrer <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde Dr. Dr.<br />

Steitz hielt die Ansprache bei <strong>der</strong> Totengedenkfeier am <strong>Feuerwehr</strong>ehrenmal. Der<br />

Höhepunkt des Tages war <strong>der</strong> Große Festzug durch die mit Fahnen und Laubbäumen<br />

geschmückten Ortsstraßen mit 30 <strong>Feuerwehr</strong>en, vielen Musikkapellen,<br />

auch einer amerikanischen Kapelle, <strong>Feuerwehr</strong>veteranen in Kutschen, einer<br />

alten Pumpe und neuen Einsatzfahrzeugen. Es folgten am Nachmittag ein Fest-<br />

68


1988 <strong>–</strong> Festumzug 100-jähriges Jubiläum<br />

konzert und am Abend ein Festball mit zwei Tanzkapellen. Der Montag schloss<br />

mit Frühschoppen, Kin<strong>der</strong>belustigung am Nachmittag und dem Abschlussball<br />

am Abend. Alle Festveranstaltungen fanden unter Beteiligung <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Ortsvereine in <strong>der</strong> großen Turnhalle <strong>der</strong> Turngemeinde statt. Wer immer<br />

noch nicht genug hatte, <strong>der</strong> konnte sich am großen Vergnügungspark auf dem<br />

Juxplatz erfreuen (nach AZ-Berichten).<br />

Die 100-Jahrfeier 1988 wurde ganz an<strong>der</strong>s gestaltet. Im Vorfeld war ein Mal-,<br />

Bastel- und Aufsatzwettbewerb <strong>der</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Schulen ausgeschrieben<br />

worden, um die Jugend für die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> zu interessieren. Wie<br />

erstaunt war die Jury, „mit wie viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen die<br />

Kin<strong>der</strong> zu Werke gegangen“ waren. Deshalb wurde ein Großteil <strong>der</strong> Werke in <strong>der</strong><br />

Schalterhalle <strong>der</strong> Volksbank <strong>Gonsenheim</strong> <strong>–</strong> heute VR-Bank <strong>–</strong> ausgestellt. Nach<br />

dem Fest wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet.<br />

Zum ersten Mal in <strong>der</strong> Vereinsgeschichte gab es eine Festwoche vom Samstag,<br />

dem 28. Mai, bis Montag, dem 6. Juni. Der erste Tag war beschränkt auf die<br />

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Akademische Feier in <strong>der</strong> großen TGM-Turnhalle. Der Sonntag begann mit einem<br />

evangelischen Gottesdienst und dem Totengedenken und leitete über zum Tag<br />

<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> im Garten des Gerätehauses mit Vorführungen und natürlich<br />

mit Speis und Trank bei Musik <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>kapelle. Am Mittwoch folgte das<br />

Festkonzert <strong>der</strong> Musikkapelle in <strong>der</strong> Großen Turnhalle, am Donnerstag die<br />

Übung „<strong>Feuerwehr</strong> gestern und heute“ mit Geräteschau und Dämmerschoppen<br />

in <strong>der</strong> Anlage hinter dem Gerätehaus und am Freitag und Samstag je ein Festabend<br />

mit Ortsvereinen und Allgäuer Gästen in <strong>der</strong> Großen Turnhalle. Das große<br />

Finale am Sonntag begann mit dem Katholischen Gottesdienst mit Kirchenchor<br />

und Allgäuer Gästen und am Nachmittag schlängelte sich ein Festzug durch<br />

die Ortsstraßen und zum Abschluss gab es ein Platzkonzert aller beteiligten<br />

Musikkapellen und Musikzüge vor <strong>der</strong> Großen Turnhalle und einem gleichzeitigen<br />

Kin<strong>der</strong>spielfest vor <strong>der</strong> Jahnturnhalle. Das vielseitige Wochenprogramm<br />

schloss am Montag mit einem Frühschoppen.<br />

Die Bekleidungsfrage<br />

Die vor <strong>der</strong> Eingemeindung von 1938 angeschafften Kleidungsstücke gehörten<br />

<strong>der</strong> Gemeinde. Da sie von <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong> während des Krieges abgeholt<br />

worden waren, for<strong>der</strong>te die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Ersatz. Doch die Städtische<br />

<strong>Feuerwehr</strong> lehnte ab. Im Februar 1951 gewährte die Landesregierung einen<br />

Zuschuss von 50 % bei <strong>der</strong> Anschaffung von 10-15 Stiefelhosen, kurz vor Weihnachten<br />

sollten es schon 30 sein. Im Oktober 1951 versprach die Stadt zehn<br />

Uniformröcke. Ausscheidende Kameraden sollten ihre Uniformhosen gegen<br />

Rückerstattung durch die Wehrkasse je nach Zustand zurückgeben. Anfang<br />

Januar 1952 gab die <strong>Feuerwehr</strong> 32 Hosen in Auftrag. 1955 bewilligte die Stadt<br />

für den Schuhkauf zehn DM für jeden <strong>Feuerwehr</strong>mann: darauf wurden 35 Paar<br />

Schaftstiefel für je 48 DM bestellt und im Mai 1956 verteilt.<br />

70


Fazit: Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ist zwar erst 1888, verhältnismäßig spät,<br />

gegründet worden, doch alle Begutachtungen durch die dafür von <strong>der</strong> Behörde<br />

o<strong>der</strong> dem rheinhessischen <strong>Feuerwehr</strong>verband eingesetzten <strong>Feuerwehr</strong>inspektoren<br />

o<strong>der</strong> Ausschüsse haben stets gute Beurteilungen des Ausbildungs- und<br />

Ausstattungsstandes abgegeben. Die beiden Weltkriege haben den jeweiligen<br />

Aufwärtstrend immer wie<strong>der</strong> gestoppt. Doch die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Gonsenheim</strong><br />

und seit 1938 <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> hat die Neuanfänge immer wie<strong>der</strong><br />

gemeistert. Die Unterbringungsorte mögen ein Beispiel dafür bieten.<br />

Bis zum Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts waren Feuerspritze und Feuereimer im<br />

Keller und dann im Barocksaal des Renaissance-Rathauses untergebracht.<br />

Nach 1820 wurde das Beinhaus zum Spritzenhaus umfunktioniert. Erst 1900<br />

bekam die nun Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>der</strong> aufstrebenden Gemeinde ein eigenes<br />

Spritzenhaus. Schon 1932 setzte sich Bürgermeister Alexan<strong>der</strong> für den Bau<br />

eines neuen <strong>Feuerwehr</strong>hauses ein, doch <strong>der</strong> Zweite Weltkrieg machte alle Pläne<br />

zunichte. 1951 wurde schon ein Antrag zur „Errichtung einer Feuerlöschstation“<br />

gestellt. Doch erst 1960 konnte die Wehr ihr neues <strong>Feuerwehr</strong>haus in <strong>der</strong> Maler-<br />

Becker-Straße beziehen. Josef „Joe“ Ludwig schrieb in <strong>der</strong> „Allgemeinen Zeitung“:<br />

„<strong>Gonsenheim</strong>s Wehr zog in ihr neues Heim. (…) Die Zeit <strong>der</strong> Einschränkungen<br />

ist jetzt vorbei: mit mo<strong>der</strong>nen Abstellräumen, vorbildlichen Unterkunfts- und<br />

Schulungsräumen, mustergültigen sanitären Anlagen und zwei Wohnungen<br />

genügt das neue Heim allen Ansprüchen.“<br />

Ein Jahr später wurde für die Toten <strong>der</strong> Wehr im Zweiten Weltkrieg ein Ehrenmal<br />

vor dem <strong>Feuerwehr</strong>gerätehaus eingeweiht.<br />

hermann-Dieter Müller<br />

5. Februar 2013<br />

Literaturnachweis auf Seite 96<br />

71


Entwicklung bis heute<br />

Herr Dr. Hermann-Dieter Müller hat mit diesen detaillierten Aufzeichnungen<br />

sehr Eindrucksvoll die Entstehungsgeschichte <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Gonsenheim</strong> bis in die 60er <strong>Jahre</strong> hinein aufgezeigt. Hiefür gebührt Ihnen, Herr<br />

Dr. Hermann-Dieter Müller, unser aufrichtiger Dank!<br />

Wie ging es nun weiter? Sie konnten den Aufzeichnungen entnehmen, dass sich<br />

im Wesentlichen die Entwicklung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> auf die Belange<br />

<strong>Gonsenheim</strong>s konzentrierten. Mit <strong>der</strong> Eingemeindung zur Stadt <strong>Mainz</strong>, 1938,<br />

än<strong>der</strong>te sich dies. Denn nun war <strong>Gonsenheim</strong> für die Aufrechterhaltung des<br />

Brandschutzes nicht mehr alleine verantwortlich. Die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong><br />

wurde von <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr verwaltet und unterstand auch dieser. Dies ging<br />

natürlich nicht nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam. Dem Ganzen lag das<br />

gegenseitige Ergänzen und Unterstützen zugrunde. Denn auch die Stadt <strong>Mainz</strong><br />

wusste, dass sie eine Berufsfeuerwehr, die den Brandschutz für das ganze Stadtgebiet<br />

sichern sollte, nur mit Hauptamtlichen nicht unterhalten konnte. So entstand<br />

die aus wirtschaftlicher Sicht günstige und effiziente Symbiose zwischen<br />

<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr <strong>Mainz</strong> und <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>.<br />

Im übrigen war die Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> ja nicht <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr unterworfen.<br />

Vielmehr standen sie (und sie stehen heute noch) in Einsätzen, gleichberechtigt,<br />

Schulter an Schulter und bekämpften die Gefahren.<br />

Kommandant Josef Alois Eck (1947 <strong>–</strong> 1967) hatte die Interessen <strong>der</strong> Wehr<br />

gegenüber <strong>der</strong> Stadt <strong>Mainz</strong> zu vertreten. Er musste dafür sorgen, dass seine<br />

Wehr ordentlich ausgerüstet wurde. Ob dies nun Schutzkleidung für die Mannschaft,<br />

Material für das Fahrzeug o<strong>der</strong> gar ein neues Fahrzeug war musste er<br />

dies <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr gegenüber geltend machen. Oft ein sehr schwieriges<br />

Unterfangen, denn wie sollte es an<strong>der</strong>s sein …, Geld war nie in den Kassen.<br />

Mitte <strong>der</strong> 50er <strong>Jahre</strong> meldete Kommandant Eck den Bedarf eines neuen Gerätehauses<br />

an. Dies traf auf große Zustimmung und Freude. Allerdings wurden dann<br />

sehr kontrovers die verschiedenen Vorstellungen über den Standort desselben<br />

diskutiert. Als die Stadt die Ölwiese als Standort vorschlug, schlugen die<br />

Gemüter <strong>der</strong> Empörung sehr hoch. Traf man dort doch die Lebensa<strong>der</strong> des<br />

<strong>Gonsenheim</strong>er Gemüseanbaues. Der größte Teil <strong>der</strong> Aktiven <strong>der</strong> Wehr kam<br />

aus <strong>der</strong> Landwirtschaft, diese sahen ihre Existenz bedroht. Die <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Frühkarotte, die in <strong>der</strong> Ölwiese anbebaut wurde und auf den Märkten vieler<br />

großen Städte, ja sogar im Ausland, sehr guten Ruf genoss, war plötzlich in ihrer<br />

Existenz gefährdet.<br />

72


1960 <strong>–</strong> Neues Gerätehaus<br />

Für die <strong>Feuerwehr</strong> war unverständlich, dass ihr Vorschlag, ein Teil <strong>der</strong> Parkanlage<br />

an <strong>der</strong> Pfarrer-Grimm-Straße für das Gerätehaus zur Verfügung zu stellen keine<br />

Zustimmung fand. Das Gelände war im Besitz <strong>der</strong> Stadt und lag sehr zentral. So<br />

konnte es im Einsatz von allen schnell erreicht werden bzw. erreichte man von<br />

dort die Einsatzstelle recht zügig.<br />

Wie so oft im Leben wurde dann doch ein Kompromiss gefunden. Der damalige<br />

Ortsbeirat J. Nikolaus brachte das Gelände „alter Friedhof“ an <strong>der</strong> Maler-Becker-<br />

Straße ins Spiel. Auch dieses war in städtischen Händen und somit günstig und<br />

die Lage war schließlich für alle auch zufriedenstellend. Ein guter Kompromiss!<br />

So dauerte es ca. sechs <strong>Jahre</strong> von <strong>der</strong> Idee bis zur Fertigstellung des Gerätehauses<br />

1960/61. Unzählige Stunden haben die damaligen Kameraden darin investiert,<br />

um ein funktionstüchtiges Gerätehaus aber auch einen gemütlichen Versammlungsraum<br />

für ihre Besprechungen zu haben. Ehrenamtliche Leistungen, die die<br />

Belastungen des öffentlichen Haushaltes erheblich reduzierten.<br />

In <strong>der</strong> gleichen Zeit wurde es auch erfor<strong>der</strong>lich den Fahrzeugpark an die neuen<br />

Gegebenheiten anzupassen. So wurde im Oktober 1956 das alte Löschfahrzeug<br />

LF 25 durch zwei neue Busse ersetzt. Ein Tragkraftspritzenfahrzeug und<br />

ein Mannschaftswagen. Die beiden Kameraden Ernst Ammann und Toni Eck<br />

73


waren für die Reinigung <strong>der</strong> Fahrzeuge verantwortlich. Diese hatte alle 14 Tage<br />

zu erfolgen.<br />

Das neue Tragkraftspritzenfahrzeug hatte natürlich auch die neuen Löschgeräte<br />

verladen, sodass den <strong>Feuerwehr</strong>männern um Eck klar wurde, dass die „guten<br />

alten <strong>Feuerwehr</strong>zeiten“ vorbei waren. Um den Brandschutz weiterhin sichern<br />

zu können wurde beschlossen, dass je<strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>mann die <strong>Feuerwehr</strong>schule<br />

besuchen musste.<br />

Wirtschaftlicher Aufschwung und rasante technische<br />

Entwicklung<br />

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und <strong>der</strong> gleichzeitig stattfindenden<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung in <strong>der</strong> Gesellschaft wurde auch <strong>der</strong> Wettlauf mit <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

eingeläutet. Immer mehr Haushalte konnten sich mo<strong>der</strong>ne technische Geräte<br />

bzw. neue Möbel leisten. Hiermit zogen natürlich neue Materialien in nahezu<br />

jeden Haushalt. Kunststoffe, gleich ob sie in Möbeln, Geräten o<strong>der</strong> Baustoffen<br />

vorhanden waren, bargen Gefahren. Der Brandrauch bei Bränden wandelte sich<br />

in ein Gemisch aus Brandrauch und gefährlichen Gasen. Sehr schnell konnte<br />

man bei fast jedem Brand von gefährliche Brandrauchgasen ausgehen. Dies<br />

machte den Einsatz von umluftunabhängigen Atemschutzgeräten erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Unter den Kommandanten Johann Eduard Becker (1967 <strong>–</strong> 1975) und Ernst<br />

Ammann (1975 <strong>–</strong> 1992) musste die Verbesserung des Ausbildungsstands und<br />

<strong>der</strong> Ausrüstung konsequent weiter verfolgt werden. Beides musste eng mit<br />

<strong>der</strong> Berufsfeuerwehr abgeglichen werden. Der Fahrzeugpark wurde um ein<br />

wasserführendes Tanklöschfahrzeug (1963) erweitert. Anfang <strong>der</strong> 70er <strong>Jahre</strong><br />

wurde die Landesübungsordnung durch die bundeseinheitliche <strong>Feuerwehr</strong><br />

Dienstvorschrift 4 (FwDV 4) ersetzt. Bis dahin hatte jedes Bundesland eine<br />

eigene Übungsordnung. Ab jetzt war sie für alle <strong>Feuerwehr</strong>leute in <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik gleich. Eine wichtige Voraussetzung, um alle <strong>Feuerwehr</strong>männer<br />

nach dem gleichen Konzept auszubilden. Im März 1974 konnte Ernst Ammann<br />

ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 als Ersatz für das Tragkraftspritzenfahrzeug<br />

entgegennehmen. Natürlich lief schon lange nichts mehr ohne mo<strong>der</strong>ne<br />

Kommunikationstechniken wie Funk. Hier mussten regelmäßige Schulungen<br />

die Bedienung <strong>der</strong> Geräte sowie das Verhalten im Funkverkehr (Funkdisziplin!)<br />

sicherstellen.<br />

74


Immer mehr theoretisches Wissen (Löschtaktiken usw.) sowie <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

in praktischen Übungen waren erfor<strong>der</strong>lich, um einen effizienten Brandschutz<br />

zu erhalten. Ernst Ammann mobilisierte 1978 <strong>Gonsenheim</strong>s Bürger und Geschäftswelt<br />

um einen Mannschaftswagen zu beschaffen. Dank <strong>der</strong> großartigen<br />

und großzügigen Unterstützung konnte dieser bereits 1979 in Dienst gestellt<br />

werden. Das Gerätehaus wurde unter Ammanns Fe<strong>der</strong>führung im <strong>Jahre</strong> 1982<br />

erneut den neuen Bedürfnissen angepasst. Auch dies konnte nur mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Geschäftswelt sowie mit Eigeninitiative<br />

gemeistert werden. Im Oktober 1987 wurde das Tanklöschfahrzeug durch ein<br />

Löschgruppenfahrzeug LF 8/12, mit 1.200 L Wasser an Board ersetzt. Ein Fahrzeug,<br />

dass gleichermaßen bei Wohnungsbränden (Leiter, Atemschutz, Wasser)<br />

wie auch zu Pkw-Bränden (Schnellangriffseinrichtung) eingesetzt werden<br />

konnte. Dieses Fahrzeug ist auch heute noch, 26 <strong>Jahre</strong> später, im Einsatz! Im<br />

Dezember 1990 wurde mit Mitteln des För<strong>der</strong>vereins und <strong>der</strong> Firma Opel Becker<br />

ein Einsatzleitfahrzeug beschafft und in Dienst gestellt.<br />

Die Alarmierung über Sirene wurde 1989 durch die so genannte stille Alarmierung<br />

mittels analoge Funkmeldeempfänger (FME), den je<strong>der</strong> aktive <strong>Feuerwehr</strong>angehörige<br />

bei sich trägt, abgelöst. Gelegentlich führte dies zur Rückfrage,<br />

ob die <strong>Feuerwehr</strong> noch existiere, denn man hörte ja, vom Martinshorn mal<br />

abgesehen, nichts mehr von ihr … Ja, die Freiwilligen gibt es noch! Die Anfangs<br />

noch analogen Funkmeldeempfänger (FME) wurden inzwischen durch digitale<br />

Textmel<strong>der</strong> (DME) ersetzt.<br />

Im Jahr 1990 wurde <strong>der</strong> Verein: „Verein <strong>der</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<br />

<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“ gegründet. Dieser hat die Aufgabe Mitgliedsbeiträge und<br />

Spenden zum Wohle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> einzusetzen. Mit dessen ideeller<br />

und materieller Unterstützung konnten die Beschaffung und Bestückung von<br />

Fahrzeugen vorangetrieben und die Ausrüstung <strong>der</strong> Mannschaft aufgebessert<br />

bzw. das Gerätehaus erweitert werden.<br />

So wurde 1996 die Fahrzeughalle erweitert, 2003 ein Lagerraum und 2005 die<br />

Verkaufsstände angebaut und 2012 <strong>der</strong> Mannschaftsraum renoviert und mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Spinten versehen. Natürlich hat auch die Wehr in vielen Arbeitsstunden<br />

das ihre dazu beigetragen.<br />

Ernst Ammann übergab 1992 die Wehr an seinen Nachfolger Stephan Scheer,<br />

<strong>der</strong> diese bis heute noch leitet. Unter Scheers Leitung wurde die Ausbildung <strong>der</strong><br />

75


Aktiven weiter vorangetrieben. Das LF 8 (Opel Blitz) wurde vorübergehend durch<br />

ein TroTLF <strong>der</strong> Berufsfeuerwehr und dieses wie<strong>der</strong>um durch ein LF 16 TS ersetzt.<br />

LF steht für Löschfahrzeug und die darauf folgende Zahl gibt die Leistung (Liter<br />

pro Minute) an, die die Pumpe leisten muss.<br />

Der 1979 durch die Wehr beschaffte Mannschaftswagen wurde 2001 durch<br />

zwei Mannschaftswagen (davon einer mit Ladefläche) ersetzt. Dies war nur mit<br />

<strong>der</strong> finanziellen Unterstützung durch den „Verein <strong>der</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> e.V.“ möglich.<br />

Herausragende Einsätze<br />

Hier können nur beson<strong>der</strong>e Einsätze aufgezählt werden. Die Wehr wird<br />

durchschnittlich 40 mal im Jahr alarmiert. Ab und zu mit Spitzen bis zu 100<br />

Alarmierungen. Alarmierung heißt nicht gleich Einsatz. Eingebranntes Kochgut,<br />

Brandmeldeanlagen usw. bedeuten zwar eine Alarmierung und heißt auch, dass<br />

die Kameraden zum Gerätehaus eilen müssen, aber wenn die Berufsfeuerwehr<br />

bereits vor Ort ist und Entwarnung geben kann ist oft ein Ausrücken nicht mehr<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Unwettereinsätze können die Anzahl <strong>der</strong> Alarmierung stark in die<br />

Höhe treiben.<br />

Januar 1977: Brand des Astoria Club. Dieser wurde total vernichtet. Die angrenzende<br />

Tankstelle und ein Nachbargehöft waren unmittelbar gefährdet. Die<br />

<strong>Feuerwehr</strong> war stundenlang im Einsatz. Ein <strong>Feuerwehr</strong>mann, Franz Krollmann,<br />

zog sich bei einer Verpuffung schwere Brandverletzungen zu.<br />

Dezember 1977: Brand in <strong>der</strong> Soya-Mühle in Weisenau. Bedeutete stundenlange<br />

Nachbarschaftshilfe. Alle <strong>Feuerwehr</strong>en von <strong>Mainz</strong> und darüber hinaus waren im<br />

Einsatz.<br />

April 1979: Wohnungsbrand Alfred-Delp-Straße. Hier waren zwei Tote und eine<br />

schwerverletzte Person, ebenfalls ein <strong>Feuerwehr</strong>mann, zu beklagen.<br />

September 1981: Brand in <strong>der</strong> Holzhandlung Barbara. Bei diesem weithin sichtbaren<br />

Schadensfeuer entstand immenser Schaden. Noch größerer Schaden<br />

konnte durch das beherzte Eingreifen <strong>der</strong> Wehren verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Ostern 1988: Brand in den Unikliniken. Auch hier stundenlanger Einsatz, <strong>der</strong> die<br />

Kameraden bis an ihre Leistungsgrenze for<strong>der</strong>te.<br />

Januar 1989: Brand eines Holzhauses in <strong>der</strong> Carlo-Mierendorf-Straße. Trotz des<br />

schnellen Einsatzes konnte <strong>der</strong> Tod einer Bewohnerin nicht verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

76


1981 <strong>–</strong> Brand Holzhandlung Barbara<br />

Mo<strong>der</strong>ne Zeiten und ihre folgen<br />

Wie inzwischen bundesweit alle <strong>Feuerwehr</strong>en, leidet auch die Freiwillige<br />

<strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> unter Nachwuchsmangel. Das Freizeitverhalten<br />

des mo<strong>der</strong>nen Menschen ist mehr auf Unterhaltung und Spaß denn auf<br />

ehrenamtliche Tätigkeit ausgerichtet. Die meisten Menschen machen es sich<br />

nach ihrem anstrengenden Arbeitstag vor dem Fernseher gemütlich, surfen<br />

im Internet o<strong>der</strong> lassen sich durch Freizeitangebote unterhalten. Flexibilität/<br />

Belastung im Beruf und oft auch <strong>der</strong> Anspruch des Partners o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Partnerin<br />

halten viele Bürger vom Dienst in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> ab. Lei<strong>der</strong> muss inzwischen in<br />

einigen Regionen bereits an die Bildung einer Pflichtfeuerwehr gedacht werden.<br />

Also wie<strong>der</strong> ein Rückschritt in alte Zeiten!<br />

77


Feste<br />

Aus dem Neujahrskonzert, dass traditionell an jedem 01. Januar, stattfand<br />

wurde ein Familienabend mit Tanz. Bis 1973 wurde an jedem ersten Januar ein<br />

Programm mit Unterhaltung, Musik und Tanz geboten.<br />

Der Wurst- bzw. Kameradschaftsabend wurde später durch das Bockbierfest<br />

abgelöst. Auch hier wurde ein Programm mit Musik und Unterhaltung angeboten.<br />

Speis und Trank wurde in rekordverdächtiger Zeit an die Gäste in <strong>der</strong><br />

Turnhalle <strong>der</strong> TGM verteilt. Eine riesen Logistik, die durch Kameraden <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Frauen sowie Frauen und Männer die <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> nahe standen,<br />

gemeistert wurde.<br />

An den Rathaus- und Höfefesten war die <strong>Feuerwehr</strong> natürlich auch präsent.<br />

Diese Feste „schliefen“ im Laufe <strong>der</strong> Zeit allerdings ein. Zum einen war das<br />

Angebot viel zu groß, sodass die Besucherzahl allmählich nachließ. Zum an<strong>der</strong>en<br />

konnten die Helfer, <strong>der</strong>en Anzahl ebenfalls zurück ging, die immer größer<br />

werdenden Anfor<strong>der</strong>ungen nicht mehr leisten.<br />

So verblieb <strong>der</strong> schon seit vielen vielen <strong>Jahre</strong>n stattfindende „Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>“.<br />

Dieser ist nach wie vor bei <strong>der</strong> Bevölkerung sehr beliebt. Hier gibt es an<br />

beiden Tagen leckeres Essen. Musik <strong>der</strong> Musikkapelle, verschiedene Vorführungen<br />

und Kin<strong>der</strong>belustigung bieten den Besuchern hinter dem Gerätehaus ein<br />

gemütliches Beisammensein.<br />

Auch hier bleibt zu hoffen, dass die Wehr dies auf Dauer leisten kann und <strong>der</strong><br />

Rückhalt in <strong>der</strong> Bevölkerung bestehen bleibt.<br />

Die Wehr heute<br />

Besteht aus 24 Aktiven, davon zwei Frauen sowie 501 inaktiven Mitglie<strong>der</strong>n und<br />

Ehrenmitglie<strong>der</strong>n. Dies bei 22577 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2012). Im<br />

Verhältnis zur Einwohnerzahl vom Gründungsjahr eine deutliche Reduzierung<br />

von Aktiven und inaktiven Mitglie<strong>der</strong>n. Für die Aktiven kann man sagen, dass<br />

durch technischen Fortschritt die Min<strong>der</strong>ung aufgefangen wurde.<br />

78


1987 <strong>–</strong> Rathaus und Höfefest<br />

2008 <strong>–</strong> Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

79


2013 <strong>–</strong> Gerätehaus<br />

2013 <strong>–</strong> Fuhrpark<br />

80


In Dankbarkeit erinnern wir<br />

uns all unserer gefallenen und<br />

verstorbenen Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Ihr Andenken bleibt in unserer<br />

Wehr immer lebendig. lebendig.†<br />

81


Kommandanten<br />

seit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> (Oktober 1888)<br />

1888 <strong>–</strong> 1900<br />

FRANZ AUGUST KIRSCH<br />

Schlossermeister<br />

1900 <strong>–</strong> 1903<br />

JOHANN Becker 1.<br />

Landwirt<br />

1903 <strong>–</strong> 1920<br />

PHILIPP SCHÄFER 1.<br />

Landwirt<br />

1920 <strong>–</strong> 1934<br />

JAKOB FRANZ AMMAN<br />

Zimmermann<br />

1934 <strong>–</strong> 1947<br />

HEINRICH SPENGLER<br />

Feldpolizeimeister<br />

1947 <strong>–</strong> 1967<br />

JOSEF ALOIS ECK<br />

Landwirt<br />

1967 <strong>–</strong> 1975<br />

JOHANN EDUARD BECKER<br />

Gastwirt<br />

82<br />

1975 <strong>–</strong> 1991<br />

ERNST AMMANN<br />

Zimmermeister<br />

ab 1992<br />

STEPHAN SCHEER<br />

Fernmeldetechniker


unsere ehrenmitglie<strong>der</strong> im Jubiläumsjahr<br />

Name<br />

Seit<br />

AMMANN, Ernst 1949<br />

Ehrenkommandant<br />

AMMANN, Ludwig 1951<br />

AMMANN, Willi 1963<br />

BECKER, August 1956<br />

BECKER, Erwin 1964<br />

BECKER, Franz 1958<br />

BECKER, Hans-Joachim 1963<br />

BECKER, Heinz 1948<br />

BECKER, Josef Ferdinand 1963<br />

BECKER, Karl Vitus 1971<br />

BECKER, Philipp 1965<br />

BLECHSCHMIDT, Gerhard 1965<br />

BRÜCK, Vitus 1964<br />

ECK, Anton 1947<br />

EIDEMÜLLER, Helmut 1963<br />

FRIEDERICH, Rudolf 1963<br />

FRIEDERICH, Norbert 1965<br />

HELLMOLD, Wilfried 1973<br />

HERGEN, Hans 1955<br />

HOFMANN, Athmann 1965<br />

HOFMANN, Clemens 1951<br />

HOFMEIER, Werner 1968<br />

JOCHEM, Heinz-Werner 1971<br />

JOST, Hermann 1958<br />

KLINGER, Walter 1963<br />

KLOOS, Adam 1961<br />

KNOTH, Gerhard 1965<br />

KRÄMER, Peter 1962<br />

LEHR, Alois 1972<br />

Name<br />

Seit<br />

LEHR, Hans 1963<br />

LUDWIG, Joe 1948<br />

LUKAS, Horst 1971<br />

MAHLMEISTER, Reinhard 1965<br />

MEGERLIN, Norbert 1963<br />

MEINECK, Herbert 1971<br />

MÜLLER, Adolf 1957<br />

MÜLLER, Helmut 1958<br />

MÜLLER, Josef 1960<br />

MÜLLER, Ludwig 1973<br />

NEUHÄUSER, Benno 1971<br />

NEUHÄUSER, Heribert 1971<br />

OHLER, Josef 1965<br />

SCHUHMANN, Peter 1961<br />

SCHUTH, Eduard 1953<br />

SCHWALBACH, Hermann-Josef 1965<br />

SCHWALBACH, Hugo 1953<br />

SECKERT, Pankraz 1948<br />

SPITZLEY, Reinhard 1973<br />

TRIEB, Kurt 1959<br />

ULRICH, Hans-Peter 1965<br />

VOIGT, Karl 1972<br />

WERUM, Franz 1950<br />

WERUM, Franz-Peter 1963<br />

WERUM, Josef 1950<br />

WERUM, Josef 1972<br />

WERUM, Vitus 1973<br />

WOHN, Hermann 1966<br />

83


Vorstand <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

BECKER, Stephan<br />

BRÜCKMANN, Evelyn<br />

HOFMANN, Torsten<br />

SCHEER, Stephan<br />

SIEBERT, Wolfgang<br />

STIEHL, Gert<br />

STINNER, Michael<br />

VOHS, Olaf<br />

WERNZ, Stefan<br />

Ehrenkommandant<br />

AMMANN, Ernst<br />

Kassierer<br />

Vertreterin Mitglie<strong>der</strong><br />

Vertreter des Kommandos<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Aktivenvertreter<br />

Pressewart<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Jugendfeuerwehrwart<br />

Vertreter <strong>der</strong> Musik<br />

Hauptbrandmeister<br />

84


2013 <strong>–</strong>Vorstand<br />

85


Kommando <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

BECKER, Tobias<br />

HOFMANN, Torsten<br />

LÖWE, Henry-Michael<br />

MENGES, Andreas<br />

SCHEER, Stephan<br />

SIEBERT, Wolfgang<br />

STIEHL, Gert<br />

VOHS, Nicole<br />

VOHS, Olaf<br />

86


2013 <strong>–</strong> Kommando<br />

87


Die Aktiven <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

APPEL, Robin<br />

BABIC, Alexan<strong>der</strong><br />

BARTH, Heike<br />

BECKER, Stephan<br />

BECKER, Tobias<br />

BENSCHIG, Steve<br />

BOLENZ, Tobias<br />

BRINKMANN, Dirk<br />

BROCK, Daniel<br />

GETOWSKI, Joachim<br />

HOFMANN, Torsten<br />

KAUPAT, Christoph<br />

KERN, Michael<br />

LÖWE, Henry-Michael<br />

MENGES, Andreas<br />

SCHÄDEL, Michael<br />

SCHEER, Stephan<br />

SIEBERT, Wolfgang<br />

STIEHL, Gert<br />

TIELSCH, Christian<br />

VARVERI, Franco<br />

VOHS, Nicole<br />

VOHS, Olaf<br />

<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />

<strong>Feuerwehr</strong>mann<br />

Oberfeuerwehrfrau<br />

Hauptlöschmeister<br />

Brandmeister<br />

<strong>Feuerwehr</strong>mann<br />

Oberlöschmeister<br />

<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />

<strong>Feuerwehr</strong>mannanwärter<br />

Oberfeuerwehrmann<br />

Hauptbrandmeister<br />

Brandmeister<br />

Hauptfeuerwehrmann<br />

Hauptbrandmeister<br />

Hauptbrandmeister<br />

Hauptlöschmeister<br />

Hauptbrandmeister<br />

Brandmeister<br />

Brandmeister<br />

Oberfeuerwehrmann<br />

Hauptfeuerwehrmann<br />

Oberbrandmeisterin<br />

Hauptbrandmeister<br />

88


2013 <strong>–</strong> Aktive<br />

89


Die Jugendfeuerwehrwarte <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

Ein Jahr nachdem 100-jährigen Jubiläum wurde im <strong>Jahre</strong> 1989 die Jugendfeuerwehr<br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> gegründet. Wie in vielen an<strong>der</strong>en <strong>Feuerwehr</strong>en wurde<br />

auch in <strong>Gonsenheim</strong> erkannt, dass man für die Nachwuchsgewinnung etwas<br />

investieren muss. Nicht nur materielle Dinge wie Geld. Jugendliche brauchen<br />

viel Zuwendung, Anerkennung und Chancen zu beweisen was in ihnen steckt<br />

um sich in <strong>der</strong> Gesellschaft zu integrieren.<br />

Jugendarbeit in <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong> bedeutet zum einen den durchaus sehr ernst<br />

zu nehmenden <strong>Feuerwehr</strong>dienst auf spielerische Art zu vermitteln. Dazu gilt<br />

es aber auch die Kameradschaft bei Freizeitaktivitäten zu stärken. Radtouren,<br />

Besichtigungen, Zeltlager usw. sollen den Gemeinschaftssinn bilden bzw. erhalten.<br />

Als erster Jugendfeuerwehrwart hat Peter Frank bis 1992 mit elf Jugendfeuerwehrleuten<br />

die Jugendfeuerwehr aufgebaut.<br />

Von 1993 bis 1998 führte Gert Stiehl die Jugendfeuerwehr weiter und betreute<br />

bis zu 22 Jugendlichen.<br />

Danach übernahm Henry-Michael Löwe die Betreuung von bis zu zehn Jugendlichen<br />

bis 2000.<br />

Seit 2000 betreut Olaf Vohs die Jugendfeuerwehr mit zurzeit 16 Jugendlichen,<br />

davon eine weiblich.<br />

Jugendliche für den Dienst in <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr zu motivieren gestaltet sich<br />

immer schwieriger, denn <strong>der</strong> Druck in <strong>der</strong> Schule, Freizeitstress im Allgemeinen<br />

und natürlich mo<strong>der</strong>ne Unterhaltungsmedien stehen in direkter Konkurrenz zur<br />

<strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Im nächsten Jahr, also 2014, blickt die Jugendfeuerwehr auf 25-jähriges Bestehen<br />

zurück!<br />

90


2013 <strong>–</strong> Jugendfeuerwehr und Jugendorchester<br />

91


Musikkapelle<br />

Mit <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> ist natürlich im gleichen Atemzug die Musikkapelle<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> zu nennen. Diese wurde<br />

1926 gegründet und ist seitdem ein fester Bestandteil <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

Ob Wurst-, Kameradschafts-, Familienabend, Neujahrskonzert, Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong><br />

usw. nichts läuft ohne die Begleitung bzw. Unterstützung <strong>der</strong> Musikkapelle.<br />

Sie trägt den Namen <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> über die Grenzen <strong>Mainz</strong><br />

hinaus. Bei vielen Veranstaltungen in <strong>Gonsenheim</strong> (Fastnachtsveranstaltungen<br />

<strong>–</strong> Fronleichnams-Prozession <strong>–</strong> Vierzehn-Nothelfer-Wallfahrt <strong>–</strong> kirchlichen Veranstaltungen<br />

<strong>–</strong> usw.) ist die Musikkapelle dabei, gibt <strong>der</strong> Veranstaltung eine<br />

beson<strong>der</strong>e Note und begeistert oft das Publikum.<br />

Die großen eigenen Veranstaltungen sind das Konzert im Juni, Tag <strong>der</strong> <strong>Feuerwehr</strong>,<br />

Auftritt beim <strong>Mainz</strong>er Oktoberfest, das kirchenmusikalische Konzert am<br />

3. Advent und natürlich darf das traditionelle Turmblasen am Heiligabend nicht<br />

fehlen.<br />

Dank dem Dirigenten Nico Leikam und <strong>der</strong> vorzüglichen Arbeit des Sprechers<br />

<strong>der</strong> Musikkapelle, Stefan Wernz, kann die Musikkapelle inzwischen ein sehr<br />

anspruchsvolles Repertoire bieten.<br />

Auch hier wird intensiv Jugendarbeit in Form von musikalischer Früherziehung<br />

und eines Jugendblasorchesters betrieben.<br />

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2013 <strong>–</strong> Blasorchester<br />

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Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Musikkapelle <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong><br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

BECKER, Jacqueline Altsaxophon<br />

BECKER, Stephan<br />

Tenorhorn<br />

BROECK VAN DER,<br />

Benjamin<br />

Altsaxophon<br />

BRÜCKMANN, Evelyn Klarinette<br />

BUCHHOLZ, Roland Percussion<br />

DIEHL, Greta<br />

Altsaxophon<br />

FRANK, Benjamin<br />

Trompete<br />

GÄBLER, Sebastian Trompete<br />

GALLON, Carl-Christian Trompete<br />

GIESWINKEL, Alexan<strong>der</strong> Fagott<br />

GLIER, Michael<br />

Bariton<br />

HELMERS, Jan-Eyko Percussion<br />

JÄGER, Ralf<br />

Posaune<br />

JÄGER, Simone<br />

Tenorhorn<br />

KAFALIS, Katerina<br />

Trompete<br />

KERZ, Daniel<br />

Posaune<br />

KLAUER, René<br />

Klarinette<br />

KÖNIG, Kerstin<br />

Klarinette<br />

KORDEL, Christina Tenorsaxophon<br />

KORDEL, Sascha Baritonsaxophon<br />

KRAUSE, Bert Tenorsaxophon<br />

KRAUSE, Melanie Altsaxophon<br />

KRUPP, Holger<br />

Trompete<br />

LEHR, Thomas<br />

Flügelhorn<br />

LEIKAM, Nico<br />

Dirigent<br />

LUDWIG, Sandra Fagott / Flöte<br />

LUDWIG, Yvonne<br />

Klarinette<br />

METZGER, Markus Waldhorn<br />

MOSCHALL, Claudia Sopransaxo -<br />

phon / Flöte<br />

MÜLLER, Leopold Percussion<br />

SCHUHMACHER, Helmut Percussion<br />

SCHULZ, Benjamin Flügelhorn<br />

STAPPERT, Verena Altsaxophon<br />

TRIEB, Kurt<br />

Flügelhorn<br />

VEIT, Manfred<br />

Altsaxophon<br />

WEINECK, Alisa<br />

Klarinette<br />

WERNZ, Andrina Bassklarinette<br />

WERNZ, Stefan<br />

Waldhorn<br />

WONKE, Max<br />

Trompete<br />

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Festausschuss <strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong><br />

BECKER, Norbert För<strong>der</strong>verein<br />

BECKER, Stephan Finanzen<br />

BRÜCKMANN, Evelyn Jugend<br />

HAHN, Doris<br />

Organisation<br />

HAUKE, Dieter För<strong>der</strong>verein<br />

HOFMANN, Katja Catering, Verpflegung<br />

HOFMANN, Torsten Technischer Ausschuss<br />

LEHR, Thomas Musik<br />

SCHEER, Gudula Catering, Verpflegung<br />

SCHEER, Stephan Technischer Ausschuss<br />

STIEHL, Gert<br />

Presse<br />

STINNER, Michael Organisation<br />

VOHS, Olaf<br />

Jugend<br />

WERNZ, Stefan Musik<br />

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Quellen- und Literaturangaben<br />

Zur Abfassung des Beitrags von Hermann-Dieter Müller wurden die folgenden Archivalien und<br />

Publikationen herangezogen.<br />

1) Archivalien des Stadtarchivs <strong>Mainz</strong> Vorort Archiv 8 <strong>Gonsenheim</strong><br />

295 Brände, Aufnahme, Entschädigungen, 296 Brandkataster, 297 Häuser und Kamine und<br />

<strong>der</strong>en Reinigung 1838-1844, 298 Feuerlöschordnung, 299 und 300 Visitation und Reinigung<br />

von Feuerstätten, 301 Feuerlöschgeräte, 302 Jubiläum 1938, 303 <strong>Feuerwehr</strong>tage, 333 Löschund<br />

Rettungsgeräte 1800-1938, 334 Erbauung eines Spritzenhauses, 335 Gründung und Organisation<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen <strong>Feuerwehr</strong>, 341 Gerichtsprotokollbuch 1649-1794, 366 Brandkataster<br />

1836-1847, 369 Quittungen <strong>der</strong> Kurfürstlich <strong>Mainz</strong>ischen Brandversicherung 1784-1792, 382<br />

Beiträge zur Brandversicherung 1784-1797, 493 Gemein<strong>der</strong>atsprotokolle, 613 Brandkataster<br />

1848-1863, 1637 Feuerlöschstation, 1857 Maßnahmen gegen Waldbrände, 1898 Ausbau <strong>der</strong><br />

Waschbachquelle als Feuerlöschteich, 1908 Brandversicherung, 2047 Brandschutz, 2073 und<br />

2074 Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong>.<br />

2) Literatur<br />

Elisabeth Darapsky, <strong>Mainz</strong> Die kurfürstliche Residenzstadt 1648-1792, <strong>Mainz</strong> 1995.<br />

Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong>: Festschrift anlässlich des 75jährigen Jubiläums,<br />

<strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> 1963, S. 55-56.<br />

- Festbuch 100 <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> <strong>Mainz</strong>-<strong>Gonsenheim</strong> 1988.<br />

- Protokollberichte von April 1938 - März 1943 und November 1945 <strong>–</strong> März 1966.<br />

Franz Krieg, Aufzeichnungen aus dem Gemeindearchiv (ohne genaue Herkunftsangaben).<br />

Hermann-Dieter Müller, Die Cholera in <strong>Gonsenheim</strong> und Finthen im Herbst 1886, in: <strong>Gonsenheim</strong>er<br />

Jahrbuch (= GJ) 6, S. 37-48.<br />

- <strong>Gonsenheim</strong>er Schulgeschichte, in: GJ 14, S. 46-87.<br />

- 100 <strong>Jahre</strong> <strong>Gonsenheim</strong>er Wasserwerk, in: GJ 8, S. 25-36 u. GJ 11, S. 28-29.<br />

- Was Sie schon immer über <strong>Gonsenheim</strong> wissen wollten, Leinpfad-Verlag Ingelheim 2011.<br />

Heike Rolf, Streifzüge durch die Geschichte <strong>der</strong> Brandbekämpfung, in: Gott zur Ehr, dem Nächsten<br />

zur Wehr <strong>–</strong> Festbuch <strong>125</strong> <strong>Jahre</strong> Freiwillige <strong>Feuerwehr</strong> Drais, <strong>Mainz</strong>-Drais 2008.<br />

Hermann Schreiber, Streiflichter aus <strong>der</strong> Geschichte <strong>Gonsenheim</strong>s, in: Amtliche Nachrichten,<br />

1952 und 1953.<br />

Statistik des Feuerlöschwesens im Großherzogtum Hessen 1895/96.<br />

Heiner Stau<strong>der</strong>, Die linksrheinischen Vororte vom Frühmittelalter bis zum 19. Jahrhun<strong>der</strong>t, in:<br />

<strong>Mainz</strong> <strong>–</strong> Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt, <strong>Mainz</strong> 1998.<br />

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