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Die Revolution der Städte

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wird. Der Ausdruck »<strong>Revolution</strong> <strong>der</strong> <strong>Städte</strong>« deutet nicht unbedingt auf gewaltsame Aktionen hin. Ausgeschlossen<br />

sind sie allerdings nicht. Wie aber sollte man voraussagen können, was auf gewaltsame, was auf vernünftige Weise<br />

erreicht werden wird? Ist es nicht das Wesen <strong>der</strong> Gewalttätigkeit, unvermittelt zum Ausbruch zu kommen? Und ist es<br />

nicht das Wesen des Denkens, Gewalttaten auf ein Minimum zu beschränken, indem es denkend die Fesseln bricht?<br />

Zwei Marksteine stehen auf dem Weg, den <strong>der</strong> Urbanismus einschlagen wird:<br />

a) Seit einigen Jahren betrachtet man vielerorts den Urbanismus als eine soziale Praxis wissenschaftlichen und<br />

technischen Charakters. In diesem Fall könnten und müßten die theoretischen Überlegungen sich auf diese Praxis<br />

erstrecken, sie auf ein begriffliches o<strong>der</strong>, genauer, auf ein epistemologisches Niveau heben. Folglich ist das<br />

Nichtvorhandensein einer solchen Epistemologie des Urbanismus auffallend. Werden wir nun hier versuchen, diese<br />

Lücke zu schließen? Nein. Denn diese Lücke hat einen Sinn. Stimmt es nicht, daß das, was wir Urbanismus nennen,<br />

vorerst noch mehr institutionellen und ideologischen als wissenschaftlichen Charakter trägt? Wenn wir annehmen,<br />

daß das Verfahren zu verallgemeinern und jede Erkenntnis nur über die Epistomologie zu gewinnen sei, so scheint<br />

das für den heutigen Urbanismus dennoch keine Geltung zu haben. Man wird herausfinden und erklären müssen,<br />

warum dem so ist.<br />

b) Der heutige Urbanismus - als Politik (in zweifachem Sinn als Institution und Ideologie) - wird von zwei Seiten her<br />

angegriffen, von <strong>der</strong> Rechten wie von <strong>der</strong> Linken.<br />

<strong>Die</strong> Kritik <strong>der</strong> Rechten, von je<strong>der</strong>mann beachtet, ist zuweilen vergangenheitsgläubig, oft humanistisch. Sie beinhaltet<br />

und rechtfertigt, direkt o<strong>der</strong> indirekt, eine neo-liberale Ideologie - die »freie Marktwirtschaft« - und för<strong>der</strong>t in je<strong>der</strong><br />

Weise die »Privat«-Initiative <strong>der</strong> Kapitalisten und ihres Kapitals. <strong>Die</strong> Kritik <strong>der</strong> Linken - und das ist weniger bekannt<br />

- wird nicht von <strong>der</strong> einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe o<strong>der</strong> Partei, dem<br />

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einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Klub, Apparat o<strong>der</strong> den <strong>der</strong> Linken »zugerechneten« Ideologen formuliert. Sie ist vielmehr<br />

bemüht, dem Möglichen einen Weg freizumachen, Neuland zu erforschen und zu markieren, wo es nicht nur das<br />

»Wirkliche«, das bereits Erreichte gibt, das nicht schon von den vorhandenen wirtschaftlichen, sozialen und<br />

politischen Kräften beherrscht ist. Sie ist daher eine u-topische Kritik, denn sie distanziert sich vom »Wirklichen«,<br />

ohne es jedoch aus den Augen zu verlieren.<br />

Nachdem dies gesagt ist, wollen wir eine Achse zeichnen,<br />

0 _____________________________________________________________________________100%,<br />

die von <strong>der</strong> nicht existenten Urbanisierung (von <strong>der</strong> »reinen Natur«, <strong>der</strong> den »Elementen« ausgelieferten Erde) bis<br />

zur gänzlichen Vollendung des Prozesses gehen soll. <strong>Die</strong>se Achse, die die Wirklichkeit des städtischen Geschehens<br />

symbolisiert, verläuft sowohl im Raum als auch in <strong>der</strong> Zeit: im Raum, weil <strong>der</strong> Prozeß sich räumlich ausdehnt- und<br />

den Raum verän<strong>der</strong>t - in <strong>der</strong> Zeit, weil er sich in <strong>der</strong> Zeit entwickelt, ein zunächst nebensächlicher, dann aber<br />

dominieren<strong>der</strong> Aspekt <strong>der</strong> Praxis und <strong>der</strong> Geschichte. Das Schema zeigt nur einen Aspekt <strong>der</strong> Geschichte: die Zeit<br />

wird bis zu einem bestimmten, abstrakten, willkürlich gesetzten Punkt zerschnitten, womit eine von vielen an<strong>der</strong>en<br />

Operationen vorgenommen wird (Einteilung in Zeitabschnitte), die im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Einteilungen nicht<br />

privilegiert, wohl aber von gleicher (relativer) Notwendigkeit ist.<br />

Wir wollen einige Marksteine an den bis zur Verstädterung zurückgelegten Weg setzen. Was ist zu Beginn<br />

vorhanden? Populationen, die in den Bereich <strong>der</strong> Ethnologie, <strong>der</strong> Anthropologie fallen. Um diese Anfangsnull herum<br />

markierten und benannten die ersten Menschenhorden (Sammler, Fischer, Jäger, vielleicht Hirten) den Raum; sie<br />

erforschten ihn, indem sie Zeichen setzten. Sie erfanden Flurnamen, gaben die ersten Landmarken an. Der dem<br />

Boden verhaftete Bauer schuf in <strong>der</strong> Folge die Topologie und eine Raumaufteilung, die wohl vollkommen und,<br />

genau war, den Raum aber nicht von Grund auf verän<strong>der</strong>te. Wichtig ist dabei, daß fast überall auf <strong>der</strong> Welt und wohl<br />

überall da, wo <strong>der</strong> Mensch ins Licht <strong>der</strong> Geschichte tritt, die Stadt dem Dorf auf dem Fuße folgte.<br />

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<strong>Die</strong> Ansicht, aus <strong>der</strong> Urbarmachung des Landes, aus dem Dorf und <strong>der</strong> dörflichen Kultur sei allmählich ein

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