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Jahresbericht stiftung netzwerk 2012

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<strong>Jahresbericht</strong><br />

Stiftung<br />

Netzwerk<br />

<strong>2012</strong>


Inhalt<br />

Editorial 02<br />

Tischgespräche 1 – 4<br />

Brigitte Tanner, Catherine Bolliger und Yvonne Krauer 04 – 11<br />

Nicolas Müller und Christoph Bangert 12 – 19<br />

Antoinette Hunziker-Ebneter und Gabriela Manser 20 – 27<br />

Roger Merguin und Philipp Meier 28 – 35<br />

Expertengespräch<br />

Michael Siegrist 36 – 39<br />

Impressionen 42 – 59<br />

Finanzen 60 – 67<br />

Statistiken 68 – 73<br />

Michi 76<br />

Elisa 78<br />

Superform 80<br />

Die Küchenchefs 82<br />

Konzerte 86 – 101<br />

Stiftungsrat und Mitarbeitende 102 – 103<br />

Adressen 103<br />

Impressum 104<br />

Tischgespräche und Expertengespräch →


Editorial<br />

<strong>2012</strong> war für die Stiftung Netzwerk ein ereignisreiches, intensives und erfolgreiches Jahr – vor<br />

allem aber ein Jahr der Extreme. Lange Zeit waren wir mit allen Programmen sehr gut auf Kurs. Im<br />

Spätherbst jedoch gerieten wir unversehens in einen zweimonatigen finanziellen Sinkflug, den<br />

wir nur dank ausserordentlicher Anstrengungen bis Ende <strong>2012</strong> wieder unter Kontrolle brachten.<br />

Rückblickend wissen wir, dass diese heftige und glücklicherweise kurze Baisse für uns alle sehr<br />

lehrreich war.<br />

Doch zuerst eins nach dem anderen: Nach zwei erfolgreichen Konzertjahren im Restaurant Viadukt<br />

konnte im Juni <strong>2012</strong> die «Ufrichti» des Bogen F in Zürich gefeiert werden. In diesem neuen<br />

Veranstaltungsbogen, direkt neben den Geleisen, fanden nach der Eröffnung und der Fussball-<br />

EM-Bar viele unvergessliche Konzerte mit Künstlern wie Soko, Lloyd Cole und First Aid Kit statt.<br />

Bis in den Herbst hinein waren wir mit unseren Angeboten voll ausgelastet, im September indes<br />

zog plötzlich ein Sturmtief auf. Die Stiftung Netzwerk, die in den vergangenen vier Jahren den<br />

Umsatz nahezu auf rund 10 Millionen Franken verdoppelt hatte, sah sich veranlasst, unmittelbar<br />

auf die Kostenbremse zu treten. Den Umschwung konnten wir nachträglich auf kurze<br />

Auslastungsschwankungen in beinahe allen Programmen und terminlich zusammenfallende<br />

Investitionen und Finanzausgaben zurückführen. Zu schaffen machte uns ebenfalls, dass im<br />

Sozialbereich vermehrt Billiganbieter unsere AIP-Programme mit Dumpingpreisen konkurrenzieren<br />

und dass diesbezüglich leider kaum Qualitätsüberprüfungen von Seiten der zuweisenden<br />

Stellen stattfinden. Hier wollen wir klar am Qualitätsanspruch bei unseren Programmen festhalten,<br />

da die Leidtragenden dieser Entwicklung letztlich die Jugendlichen sind.<br />

Das kurze, aber intensive Erdbeben rüttelte alle auf: Geschäftsleitung, Stiftungsrat, Mitarbeitende.<br />

Dank des Engagements aller und des Willens, diese Krise gemeinsam durchzustehen, gelang es<br />

uns, den «Tanker» binnen kurzem in ruhigere Gewässer zu lenken. Vor allem durften wir erneut<br />

auf die grosszügige Unterstützung unserer treuen Geldgeber zählen, wofür wir unseren Partnern<br />

noch einmal unseren grossen Dank aussprechen. Eine Konsequenz der geschilderten Turbulenzen<br />

ist, dass die Jahre <strong>2012</strong>/2013 beim Netzwerk nun erstmals im Zeichen der Konsolidierung stehen.<br />

<strong>2012</strong> wurde die Stiftung Netzwerk damit konfrontiert, dass bei negativer Geschäftsentwicklung<br />

sehr schnell gehandelt werden muss und dass ein Risiko nie vollumfänglich voraussehbar ist.<br />

Deshalb haben wir im vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> Mitarbeitende, Sportler, Unternehmerinnen,<br />

Kulturschaffende an einen Tisch gebeten, die in ihrem Beruf verhältnismässig viel riskieren, um ihr<br />

Ziel erreichen oder ihre Passion leben zu können. Experte Michael Siegrist, der an der ETH Zürich<br />

die Professur für Verbraucherverhalten innehat, erklärt, warum uns unser Gefühl dabei hilft, bei<br />

Entscheidungen den Fokus richtig zu setzen. Wir wünschen gute Lektüre und danken allen unseren<br />

Unterstützern herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen.<br />

Erika Klossner-Locher, Stiftungsratspräsidentin / Kaspar Jucker, Geschäftsleiter


1/4<br />

Tischgespräch<br />

mit den Frauen der erweiterten Geschäftsleitung Netzwerk<br />

«Ich hatte immer das Gefühl:<br />

Das packen wir!»<br />

Brigitte Tanner<br />

36, Bereichsleiterin Jugendwohnungen, Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />

Catherine Bolliger<br />

34, Co-Bereichsleiterin AIP-Arbeitsintegrationsprojekte für Jugendliche und junge<br />

Erwachsene<br />

Yvonne Krauer<br />

43, Projekte, Konzepte, Marketing<br />

V.l.n.r.: Brigitte Tanner, Catherine Bolliger, Yvonne Krauer →<br />

6


Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />

Sorge? Und was hat euch<br />

im Gegenzug zuversichtlich<br />

gestimmt?<br />

Catherine Bolliger: Im Bereich Arbeitsintegrationsprojekte<br />

(AIP) hatten wir <strong>2012</strong> ein sehr strenges<br />

Jahr. In den ersten Monaten waren wir total ausgelastet<br />

mit unseren AIP-Angeboten. Mein Team<br />

war gefordert, weil wir sehr unterschiedliche Jugendliche<br />

in den Programmen hatten. Mitte Jahr<br />

folgte nach einer kurzen Verschnaufpause der grosse<br />

Knall – nach der Sommerpause hatten wir viel<br />

weniger AIP-Lehrlinge. Angesichts des finanziellen<br />

Lochs, das sich auftat, mussten wir sofort reagieren.<br />

Zum Glück erklärte sich eine Mitarbeiterin spontan<br />

bereit, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Zudem<br />

wurde die Sekretariatsstelle nicht wieder besetzt.<br />

Das Paradoxe an der Situation war: Wir hatten ein<br />

halbes Jahr lang alles gegeben, und kaum war ein<br />

bisschen Ruhe eingekehrt, hiess es plötzlich, dass<br />

bereits Stellen gefährdet seien. Das setzte allen zu.<br />

Trotz der Turbulenzen gab es aber auch Positives:<br />

Das Team zog immer mit, hielt zusammen, obwohl<br />

alle an ihre Grenzen kamen. Brigitte Tanner: Bei<br />

mir war die Situation ein bisschen anders, da die Jugendwohnungen<br />

mehrheitlich gut ausgelastet waren.<br />

Trotzdem ging das Ganze nicht spurlos an mir<br />

vorbei. Wie prekär die Lage war, konnte ich im ersten<br />

Moment aber kaum einschätzen. Klar, sah ich<br />

die schlechten AIP-Zahlen, doch was diese genau<br />

bedeuteten, war für mich nicht fassbar, weil die Stiftung<br />

Netzwerk so gross geworden ist. Die Vorstellung,<br />

dass unser Tanker – wie der Geschäftsleiter<br />

das Netzwerk zu nennen pflegt – im schlimmsten<br />

Fall untergeht, war schrecklich. Verschiedene MitarbeiterInnen<br />

verzichteten spontan auf Lohnprozente<br />

oder halfen gratis bei den Konzerten. Da war<br />

plötzlich auch eine positive Energie spürbar: Wir<br />

ziehen das zusammen durch. Wir wollen nicht, dass<br />

es bachab geht. Yvonne Krauer: Ich stand Anfang<br />

<strong>2012</strong> vor einem Berg Arbeit. Einiges war liegengeblieben<br />

oder musste in Angriff genommen werden:<br />

Konzepte, Eingaben, Evaluationen, Berichte. Die<br />

Lancierung neuer Projekte stand im Raum, Spender<br />

mussten gesucht werden. Dank der zusätzlichen<br />

Anstellung eines Mitarbeiters wurde ich wider Erwarten<br />

stark entlastet. Die Krise kam auch für mich<br />

unterwartet. Sie war heftig, heftiger als die Krisen,<br />

die ich bis dahin im Netzwerk erlebt hatte. Dennoch<br />

hatte ich immer das Gefühl: Das packen wir!<br />

Wie seid ihr mit der Belastung<br />

umgegangen?<br />

Hattet ihr schlaflose<br />

Nächte?<br />

Bolliger: Am Anfang war ich mit der Situation klar<br />

überfordert. Ich benötigte ein paar Tage, um gemeinsam<br />

mit der Geschäftsleitung eine Strategie<br />

zu entwickeln. Danach ging alles Schlag auf Schlag,<br />

kleinere und grössere Massnahmen wurden sofort<br />

ergriffen und umgesetzt. Das vorgängige Innehalten<br />

betrachte ich im Rückblick als wichtig. Intuitiv<br />

sagte ich mir: Auch wenn nun dringend Strategien<br />

gefragt sind, sind übereilte Entscheidungen nicht<br />

die Lösung. Krauer: Als unser Geschäftsleiter Kaspar<br />

plötzlich nicht mehr von neuen Projekten, sondern<br />

von so was wie «gesundschrumpfen» sprach,<br />

wusste ich, dass die Lage ernst ist. Ich spürte eine<br />

grosse Verunsicherung. Tatsache ist: Wenn all das<br />

bachab gegangen wäre, was wir über all die Jahre<br />

aufgebaut haben, hätte mir das sehr wehgetan. Vor<br />

allem auch wegen der Köpfe dahinter: der Kolleginnen<br />

und Kollegen, der Klientinnen und Klienten.<br />

Mir wurde auch bewusst, dass wir aufgrund unserer<br />

Grösse zwar weniger miteinander zu tun haben als<br />

früher, aber dennoch immer noch sehr verbunden<br />

sind. Das heisst: Wenn das AIP ein Problem hat, haben<br />

wir alle ein Problem. Tanner: Ja, mir ging es<br />

da ähnlich. Als Kaspar als Geschäftsleiter plötzlich<br />

die Strategie wechselte, war das schon ein Weckruf,<br />

ein klarer Bruch. Denn früher war die Strategie bei<br />

Krisen immer: Fokus öffnen, über den Tellerrand<br />

schauen, neue Nischen besetzen. Zum ersten Mal<br />

hiess die Devise nun: Schrumpfen, keine neuen<br />

Projekte, Abgänge nicht ersetzen.<br />

Die Schnelllebigkeit in<br />

Beruf und Alltag spürt<br />

ihr auch beim Netzwerk.<br />

Eure Konzepte und Projekte<br />

werden kopiert.<br />

Wie frustrierend ist das?<br />

Tanner: Mich frustriert das nicht. Mir ist es gleichgültig,<br />

wenn andere Institutionen unser Konzept<br />

kopieren. Meiner Meinung nach kann man ein<br />

Konzept problemlos übernehmen, aber das sagt<br />

noch nichts über die Qualität des Angebots aus. Ein<br />

Konzept ist ein Raster, gefüllt werden muss dieses<br />

aber vom Team bei der alltäglichen Umsetzung.<br />

Krauer: Ich glaube nicht, dass wir im Netzwerk die<br />

Welt neu erfinden. Und doch sehe ich klare Stärken.<br />

Wenn wir eine Nische sehen, die wir besetzen<br />

wollen, reagieren wir sehr schnell. Wir haben einen<br />

mutigen Stiftungsrat, der uns den Rücken stärkt.<br />

Auch in schwierigen Zeiten. Wir verfügen über<br />

Geldgeber, die das, was wir machen, seit vielen Jahren<br />

schätzen und neue Projekte weiter unterstützen.<br />

Ein Konzept – da bin ich ganz deiner Meinung,<br />

Brigitte – ist Theorie. Am Ende zeigt sich in der Praxis,<br />

ob es taugt. Oder anders gesagt: Die Umsetzung<br />

kann man nicht kopieren, die wird geprägt von den<br />

Personen, von uns. Beim Netzwerk merkt man zudem<br />

schnell, dass die meisten mit Überzeugung<br />

und Freude bei der Sache sind, das strahlt nach<br />

aussen. Bolliger: Ich sehe das auch so. Die Konkurrenz<br />

im AIP-Bereich ist sehr gewachsen, Gastrobetriebe<br />

mit geschützten Arbeitsplätzen schiessen<br />

wie Pilze aus dem Boden. Doch in zwei, drei Jahren<br />

wird sich zeigen, welche Angebote überleben und<br />

überzeugen. Preis und Qualität werden zählen. Unsere<br />

Stärke ist der unkomplizierte Auftritt und die<br />

Topqualität. Im AIP- und Wohnbereich gehen wir<br />

auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen<br />

ein, was auch von den Jugendlichen sehr geschätzt<br />

wird. Wir können die Jugendlichen dort abholen,<br />

wo sie stehen. Diese Qualität erfordert von uns im<br />

Gegenzug viel Flexibilität.<br />

Ihr sitzt in der erweiterten<br />

Geschäftsleitung des<br />

Netzwerks. Welche Herausforderung<br />

steht für<br />

euch im Mittelpunkt?<br />

Bolliger: Alles unter einen Hut zu bringen. Das<br />

Tagesgeschäft nimmt bereits sehr viel Zeit in Anspruch,<br />

somit bleibt wenig Zeit für strategische<br />

Überlegungen. In der erweiterten Geschäftsleitung<br />

sind strategische Lösungen aber gefragt. Im Alltag<br />

ist dieser Spagat schwierig. Krauer: Wir haben<br />

in den vergangenen Jahren infolge des stetigen<br />

Wachstums stark in neue Projekte investiert. Dieses<br />

Jahr werden wir weniger Energie für Neues aufwenden,<br />

sondern – so hoffe ich – mehr Zeit finden fürs<br />

Optimieren und Konsolidieren. Tanner: In unserer<br />

Position müssen wir viele Qualitäten in einer Person<br />

vereinen. Wir müssen fachlich und betriebswirtschaftlich<br />

stark sein, gute Strategien und innovative<br />

Ideen für neue Angebote entwickeln. Wenn<br />

Catherine und ich zum Beispiel eine Person wären,<br />

käme das ziemlich gut: Sie ist mutig, reisst gerne<br />

Neues an; ich bin eher die, die Angebote auf Kurs<br />

bringen und etablieren will.<br />

Wie wichtig ist eurer<br />

Meinung nach die Rollenverteilung<br />

Mann/Frau<br />

im Netzwerk?<br />

Krauer: Ich nehme das nicht so wahr: hier die Frauen,<br />

dort die Männer. Natürlich sind wir verschieden,<br />

aber unsere Männer besetzen auch Domänen,<br />

die man eher uns Frauen zuschreiben würde, zum<br />

Beispiel reden einige sehr gerne… Bolliger: Für<br />

mich persönlich spielt die Geschlechterverteilung<br />

keine grosse Rolle. Wir müssen Leute überzeugen.<br />

Und im Sozialbereich haben wir ja eher das Problem,<br />

dass männliche Bezugspersonen für Jugendliche<br />

fehlen. Tanner: Ich finde schon, dass sich<br />

gewisse Geschlechterstereotypen zeigen. Einige<br />

EGL-Männer führen Debatten, reden viel. Ich hingegen<br />

sage nur etwas, wenn ich wirklich etwas zu<br />

sagen habe. Männer und Frauen haben auch verschiedene<br />

Führungsstile.<br />

Verantwortungsbewusstsein,<br />

Vernunft, innere<br />

Gelassenheit, Solidarität<br />

sind Tugenden, die für<br />

den Zusammenhalt der<br />

Gesellschaft unerlässlich<br />

sind. Verlieren diese<br />

Tugenden an Bedeutung?<br />

8 9


10 11


Tanner: Wir waren kürzlich an einer Veranstaltung,<br />

an der es um die Revision des Sozialhilfegesetzes<br />

des Kantons Zürich ging. Für unsere Arbeit<br />

ist diese Revision sehr relevant. Doch die Befürchtung<br />

ist, dass sich die politische Debatte vor allem<br />

um Missbrauch und im Speziellen um die Möglichkeiten<br />

zur Verhinderung von Missbrauch drehen<br />

wird. Dabei geht es um ein Gesetz, das unser<br />

Grundrecht tangiert. Dennoch ist es aus meiner<br />

Warte schwierig, einzuschätzen, ob es einen grundsätzlichen<br />

Werteverlust gibt. Ob es nicht immer so<br />

war, dass man auf die zeigte, die das Gesetz missbrauchen<br />

oder aus der Reihe tanzen. Ich persönlich<br />

weiss, dass ich privilegiert bin, und mache mir keine<br />

Sorgen um die Zukunft. Dass Leute verunsichert<br />

sind und Angst haben, wenn sie ins nahe Ausland<br />

schauen, kann ich nachvollziehen. Krauer: Ich<br />

denke, Solidarität gibt es noch. Vor allem wenn<br />

Unvorhersehbares passiert, etwas, das niemand<br />

offensichtlich verschuldet hat. Wenn man also<br />

nicht sagen kann: Der oder die trägt eine Schuld.<br />

Im Moment sind gewisse Themen in den Medien<br />

omnipräsent. Headlines wie Sozialschmarotzer bedrohen<br />

Sozialstaat oder Europa steht vor dem aus.<br />

Das macht den Leuten zunehmend Angst und verunsichert<br />

sie. Aber mir geht es ähnlich wie Brigitte:<br />

In meinem Alltag ist diese Angst nicht präsent.<br />

Bolliger: Natürlich würde ich mir wünschen, dass<br />

die Solidarität im Alltag mehr zum Tragen käme.<br />

Bezüglich des Werteverlusts bin ich mir auch nicht<br />

sicher, ob das nicht jede Generation behauptet, so<br />

in dem Sinn: Früher war alles besser. Die Vergangenheit<br />

wird gerne schöngeredet.<br />

Die Jugend von heute<br />

wächst in einer von Konkurrenz,<br />

Effizienz und<br />

Vorteilsstreben geprägten<br />

Welt heran. Welche<br />

Veränderungen machen<br />

den von euch betreuten<br />

Jugendlichen vor allem<br />

zu schaffen?<br />

Tanner: Unsere Jugendlichen sind teils kognitiv<br />

schwach und nicht ressourcenstark. Ob der Anteil<br />

solcher Jugendlicher allgemein zugenommen<br />

hat, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist aber,<br />

dass es für diese schwieriger geworden ist, einen<br />

Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Für Leute,<br />

die keine anspruchsvolle Arbeit machen können,<br />

gibt es keine einfache Arbeit mehr. Wo früher viele<br />

Hand anlegten, erledigen heute Maschinen den<br />

Job. Bolliger: In dieser leistungsorientierten Gesellschaft<br />

finden viele unserer Jugendlichen ihren<br />

Platz nicht mehr. Einige versuchen auszubrechen,<br />

andere glauben schon lange nicht mehr daran, den<br />

Anschluss zu schaffen, da dieses Ziel für sie so fern<br />

liegt. Gleichzeitig fehlt ihnen oft der Rückhalt, ein<br />

Umfeld, das sie fördert, fordert und unterstützt.<br />

Aus diesem Grund bieten wir im AIP unseren Jugendlichen<br />

eine individuelle Unterstützung und<br />

Begleitung an, um sie optimal zu coachen und ihnen<br />

das nötige «Werkzeug» für ihre weitere Zukunft<br />

mitzugeben.<br />

Ihr arbeitet seit rund<br />

zehn Jahren für die Stiftung.<br />

Was findet ihr reizvoll<br />

an eurer Stelle und<br />

eurer Aufgabe? Wie stark<br />

identifiziert ihr euch mit<br />

eurem Arbeitgeber?<br />

Bolliger: Ich identifiziere mich stark mit dem Netzwerk.<br />

Ich fühle mich wohl hier, kann sein, wie ich<br />

bin. Wir arbeiten ja auch sehr wirtschaftsnah. Das<br />

wollte ich immer, denn ich war schon früh davon<br />

überzeugt, dass wirtschaftliche Faktoren in der Sozialarbeit<br />

eine Rolle spielen. Auch für Jugendliche<br />

sind wirtschaftsnahe Betriebe wichtig. Wie Brigitte<br />

bereits erwähnt hat, kommt hinzu, dass ich<br />

eine Macherin bin, eine, die gerne Neues anreisst.<br />

Diese Seite kann ich im Netzwerk ausleben. Wobei<br />

im letzten Jahr nun zum ersten Mal keine neuen<br />

Angebote hinzukamen. So oder so konnte ich in<br />

den vergangenen zehn Jahren viele Erfahrungen<br />

sammeln und mich weiterentwickeln. Tanner: Mir<br />

geht es ähnlich. Die Identifikation mit dem Netzwerk<br />

ist sehr hoch. Ausserdem empfinde ich es als<br />

Privileg, einen Job zu machen, der sinnstiftend<br />

ist. Auch wenn ich die Wirksamkeit nicht belegen<br />

kann, die Dankbarkeit der Jugendlichen spüre ich.<br />

Ich konnte immer wachsen innerhalb des Betriebs.<br />

Mein Handlungsspielraum ist gross, und ich kann<br />

mir momentan nicht vorstellen, dass es anderswo<br />

ebenfalls so wäre. Krauer: Dieses Mitwachsen ist<br />

wohl typisch fürs Netzwerk. Ich arbeite ja nun seit<br />

20 Jahren im Sozialbereich und seit langem nicht<br />

mehr an der Basis, sondern im Stab. Vor 20 Jahren<br />

hätte ich mir dies nicht vorstellen können. Doch<br />

hier wurde mir vermittelt: Du kannst das. Nun bin<br />

ich hinter den Kulissen tätig und dank des Wachstums<br />

mit vielen neuen, spannenden Herausforderungen<br />

konfrontiert worden. Das ist sehr reizvoll<br />

und hält mich wohl auch hier. Manchmal frage ich<br />

mich jedoch, wie es wäre, die Ärmel nach hinten zu<br />

krempeln und noch einmal etwas ganz Neues anzupacken.<br />

Wo und wie tankt ihr<br />

Energie?<br />

Tanner: Mir ist enorm wichtig, dass ich mit meinen<br />

Energien haushalte. Das wird mir manchmal auch<br />

zum Vorwurf gemacht. Ich habe seit einem Jahr einen<br />

Schrebergarten hinter dem Friedhof Sihlfeld in<br />

Zürich. Das ist ein toller Ausgleich. Allgemein liebe<br />

ich es, draussen zu sein, ich wandere und klettere.<br />

Bolliger: In den vergangenen Monaten ist der<br />

Ausgleich zum Job bei mir zu kurz gekommen. Ich<br />

habe meine Freunde nicht mehr so oft gesehen, da<br />

ich nach der Arbeit meine Ruhe wollte. Das ändert<br />

sich nun aber wieder. Ich weiss, Raum und Zeit für<br />

ein privates Leben sind wichtig. Meine Familie,<br />

Freundinnen und Freunde sind wichtig. Als Ausgleich<br />

zum Arbeitsalltag besuche ich gerne Konzerte<br />

und andere kulturelle Anlässe. Zudem gehe<br />

ich auch gerne ins Appenzellerland, wo ich aufgewachsen<br />

bin. Krauer: Ich arbeite ja 70 Prozent,<br />

darum haftet mir das Etikett «freizeitorientiert»<br />

an. Das ist mir egal – ich bin mir jedoch bewusst,<br />

dass ich in einer privilegierten Lage bin. Eine gute<br />

Balance ist mir wichtig. Ich schätze es sehr, meine<br />

Freizeit mit Freunden und der Familie verbringen<br />

zu können. Aber ich benötige auch Zeit für mich.<br />

Ich habe mein GA, meinen Museums- und Langlaufpass,<br />

reise kreuz und quer durch die Schweiz.<br />

Ich bin sehr gerne und viel an der frischen Luft, keine<br />

Sportfanatikerin, oft laufe ich einfach stundenlang<br />

irgendwohin. Ich merke, das gibt mir viel, ich<br />

brauche das.<br />

<br />

12 13


2/4<br />

Tischgespräch<br />

«Der Wandel fängt für mich<br />

im Kleinen an»<br />

Nicolas Müller<br />

31, Profi-Snowboarder<br />

Christoph Bangert<br />

35, Fotograf mit Kriegserfahrung und Rallyefahrer<br />

V.l.n.r.: Nicolas Müller, Christoph Bangert →<br />

14 15


Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />

Sorge? Und was hat euch<br />

im Gegenzug zuversichtlich<br />

gestimmt?<br />

Christoph Bangert: Ich mache mir nicht so viele Sorgen;<br />

Sorgen bringen einen nicht weiter. Trotzdem<br />

ist natürlich auch mein Leben nicht sorgenfrei. <strong>2012</strong><br />

war ich im Vergleich zu anderen Jahren viel zu Hause<br />

und nicht auf Reisen. Dafür gab es zwei Gründe: Ich<br />

schaute vermehrt zu unseren Kindern, die eineinhalb<br />

und dreieinhalb Jahre alt sind. Und ich arbeitete<br />

mit meiner Frau zusammen an einem Buch für<br />

den Verlag National Geographic: «Africa Overland»<br />

dokumentiert unsere Reise durch 36 Länder Afrikas<br />

mit einem alten Land Rover. Was den Aufwand anbelangt,<br />

war das Buch viel anspruchsvoller als gedacht.<br />

Ich bin Legastheniker, das Schreiben geht mir also<br />

nicht leicht von der Hand. Ich habe zeitweise mit<br />

mir gekämpft, doch am Ende ist alles gut gegangen.<br />

Das Fotobuch ist Anfang Jahr herausgekommen, was<br />

eine grosse Entlastung war. Im Sommer davor hatte<br />

ich wirklich eine Krise, da nicht viele Aufträge reinkamen<br />

und es finanziell knapp wurde. Manchmal frage<br />

ich mich schon: Habe ich alles falsch gemacht? Wie<br />

soll ich als Mensch leben? Und was ist, wenns schiefgeht?<br />

Nicolas Müller: Mich hat diese Handy-Geschichte<br />

zunehmend beunruhigt. Dass alles immer<br />

mehr und schneller wird: 3G, 4G, 5G. Das geht ja alles<br />

durch die Luft, und die Gefahren für unseren Körper<br />

werden kaum thematisiert. Ich hatte 15 Jahre lang ein<br />

Handy, seit ein paar Jahren hat mich dieses Ding aber<br />

zunehmend genervt, vor allem das SMSen. Als mir<br />

dann im letzten Sommer mein Handy gestohlen wurde,<br />

dachte ich: Das ist ein guter Moment, jetzt kündige<br />

ich mein Abo. Ich kommuniziere nun via E-Mail<br />

und benutze das Festnetz, ab und zu bin ich auch auf<br />

Facebook. Zuversicht gibt mir nun dieses neue, relaxtere<br />

Leben. Dass ich Leute wieder spontan treffen<br />

kann und auch wieder mehr Zeit für mich habe.<br />

Bangert: Was mir gut gefällt, Nicolas: Du sagst ja<br />

nicht, dass du nicht mehr kommunizieren willst, sondern<br />

wieder bewusster wählen willst, wann und mit<br />

wem du kommunizierst. Menschen, die erfolgreich<br />

sind, sind oft sehr fokussiert. Sie konzentrieren sich<br />

auf eine Sache und geben da Vollgas. Dieses Fokussieren<br />

geht aber verloren, wenn man mehrere Dinge<br />

gleichzeitig machen will. Müller: Ja, man ist überall,<br />

aber nicht dort, wo man wirklich sein will. Unser<br />

Körper ist genial, der steckt das wahrscheinlich sogar<br />

weg. Der Geist aber wird darunter leiden.<br />

Nicolas, du bist Profi-<br />

Snowboarder. Du,<br />

Christoph, Fotograf und<br />

Rallyefahrer, als Fotograf<br />

warst du auch in<br />

Kriegsgebieten, im Irak<br />

und Afghanistan. Wie<br />

fing bei euch alles an?<br />

Bangert: Ich komme aus einem kleinen Ort im<br />

Westen von Deutschland: Daun. Das ist so richtiges<br />

Hillbilly-Land, und Rallyefahren ist da so der<br />

Bauernsport. Ich habe als Kartfahrer angefangen.<br />

Als Jugendlicher kaufte ich mir jeden Sommer ein<br />

InterRail-Ticket. Mit dem reiste ich quer durch Europa,<br />

ganz alleine, mit meiner Kamera. Mit 16 wollte<br />

ich nur noch weg. Aber ich wusste nicht, was ich mit<br />

meinem Leben anfangen soll. Zuerst wollte ich Ingenieur<br />

werden und Autos bauen. Doch in meinem<br />

Studiengang mit 200 Studenten gab es gerade mal<br />

fünf Frauen. Ich fühlte mich unwohl, merkte schnell:<br />

Das ist nicht meine Welt. Dann studierte ich Fotografie,<br />

ging nach New York, lernte coole Leute kennen.<br />

Müller: In Aarau fuhr ich zuerst viel Skateboard.<br />

Später faszinierte mich das Snowboarden so sehr,<br />

dass ich irgendwann nur noch Snowboarden wollte.<br />

Mit 16 Jahren begann ich die Ausbildung an der<br />

Akad, weil meine Mutter das auch so gemacht hat;<br />

weit gekommen bin ich aber nicht. Ich hatte damals<br />

schon ein paar Sponsoren, verdiente um die 600 Dollar<br />

pro Monat. Seither bin ich in den Snowboard-Ferien,<br />

genauer gesagt seit 14 Jahren. Ich habe nie eine<br />

Lehre gemacht, obwohl meine Eltern schon wollten,<br />

dass ich einen Abschluss mache. Aber irgendwann<br />

erkannte ich, dass dies nicht mein Problem ist.<br />

Bangert: Ich habe übrigens auch nie einen Abschluss<br />

gemacht, aber bis ich meinem Vater beigebracht<br />

hatte, dass ich das nicht wirklich brauche, dauerte<br />

es eine Weile. Müller: Ja, ich habe mir auch immer<br />

viel anhören müssen. Als ich meinem Klassenlehrer<br />

sagte, dass ich Snowboarder werden wolle, sagte der:<br />

«Das ist kein Beruf, und mit solchen Flausen im Kopf<br />

landest du in der Fabrik.» Bangert: Uh, ja, die Fabrik,<br />

der absolute Horror für einen Lehrer. Meine Lehrer<br />

sagten, dass ich nie was mit Schreiben am Hut haben<br />

werde. Meine Aufsätze und Diktate sahen immer aus<br />

wie ein Blutbad wegen meiner Legasthenie. Meinem<br />

damaligen Lehrer habe ich jetzt übrigens ein Buch<br />

geschickt, er hat sich aber nicht gemeldet.<br />

Worauf fokussiert ihr im<br />

täglichen Leben? Wo<br />

macht ihr keine Kompromisse?<br />

Müller: Ich mache immer weniger Kompromisse<br />

bei der Ernährung. Als Snowboarder muss ich fit<br />

sein, die Ernährung ist wichtig. Ich bin Vegetarier,<br />

Weizen esse ich ganz selten, dafür Dinkelbrot, Dinkelmehl,<br />

Dinkelpasta. Weil es fein ist und aus politischen<br />

Gründen: Ich will unsere Bauern unterstützen<br />

und keine Multis wie Monsanto und Nestlé.<br />

Ich kaufe meine Lebensmittel vorwiegend im Bioladen.<br />

Selbst in Alaska muss ich auf den Einkauf im<br />

Bioladen nicht verzichten. Bei der Ernährung bin<br />

ich inzwischen so kompromisslos, dass ich nicht<br />

mehr überallhin reise. Vitalität brauche ich beim<br />

Snowboarden, und wenn ich mich nicht mehr richtig<br />

ernähre, geht auf dem Berg schnell mal alles<br />

den Bach runter. Es hängt also zu viel davon ab.<br />

Die Beziehung zu mir selber zählt, meine Intuition.<br />

In Alaska auf dem Berg ist es wichtig, dass alles<br />

stimmt, da nützt mir die beste Versicherung nichts.<br />

Bangert: Ich mache keine Kompromisse bei der<br />

Wahl meiner Arbeitgeber. Als Fotojournalist arbeite<br />

ich wie ein Journalist, einfach mit der Kamera.<br />

Meine Auftraggeber sind Tageszeitungen, Magazine,<br />

journalistische Produkte. Viele Kollegen fotografieren<br />

nicht nur für die Presse, sondern auch im<br />

Auftrag von Credit Suisse, Migros, Alliance Suisse.<br />

Der Grund: In diesen kommerziellen Jobs verdient<br />

ein Fotograf ungefähr zehnmal mehr. Ich bin da<br />

stur, fotografiere nur für die Presse – keine Modestrecken,<br />

keine <strong>Jahresbericht</strong>e für Multis, keine<br />

Handtaschen. Ich will als Journalist und Fotograf<br />

ernst genommen werden. Natürlich muss das jeder<br />

für sich entscheiden, es ist eine Gratwanderung.<br />

Nicolas, du hast auch<br />

Deals mit solchen Riesenfirmen:<br />

Nike, Burton. Wo<br />

setzt du die Grenzen?<br />

Müller: Das ist eine gute Frage, ich kann nicht hinter<br />

allem stehen. Ich bin zum Beispiel einer der<br />

wenigen Actionsportler, die nicht für synthetische<br />

Energy-Drinks Werbung machen. Das Marketing<br />

ist mir zu aggressiv. Aber auch hier muss jeder für<br />

sich selbst entscheiden: Will ich das oder nicht?<br />

Eine Ausnahme habe ich gemacht. Und zwar war<br />

ich beim Snowboardfilm «The Art of Flight» dabei,<br />

zu dem Redbull 20 Millionen Franken beigesteuert<br />

hatte. Ich habe das aber wegen Travis Rice<br />

gemacht, der einfach seine Lieblingsfahrer dabeihaben<br />

wollte. Nike ist natürlich auch ein Riesenkonzern,<br />

aber ich habe mir gesagt: Wenn ich ein<br />

Teil davon bin, kann ich vielleicht auch etwas verändern.<br />

Man kann sich nicht nur zurückziehen,<br />

so verändert man nichts. Ich habe auch das Headquarter<br />

in Portland besucht und gesehen, dass dort<br />

gute Leute arbeiten. Und Nike merkt allmählich:<br />

Was dem Planeten nicht gut tut, tut auch uns nicht<br />

gut. Ausserdem gebe ich zu, dass mit dem Vertrag<br />

mit Hauptsponsor Nike ein Bubentraum in Erfüllung<br />

gegangen ist. Roger Federer, Michael Jordan,<br />

das sind grosse Namen.<br />

Seid ihr Abenteurer?<br />

Braucht ihr den Kick?<br />

Müller: Abenteurer ja, Adrenalinjunkie nein. Beim<br />

Boarden habe ich alles in der Hand, ich weiss genau,<br />

was ich mache, ich schaue mir alles genau an.<br />

Ich bin eher der, der immer alles dreimal im Kopf<br />

durchgeht und sich für die sichere Variante entscheidet.<br />

Der Style ist mir ebenfalls wichtig, die<br />

Art, wie ich etwas mache. In Alaska kommt immer<br />

auch ein Bergführer mit. Und wir tragen alle ein Lawinensuchgerät<br />

auf uns. Ich fahre aber ohne Helm,<br />

weil ich das immer so gemacht habe. Die meisten<br />

Filmer und Fotografen, mit denen ich arbeite, kenne<br />

ich seit langem. Das ist wichtig für die Stimmung.<br />

Bangert: Bei uns ist der Bergführer der «Fixer».<br />

Er ist der, der die Termine festlegt, der übersetzt,<br />

manchmal auch fährt. Ich trage immer ein Satellitentelefon<br />

auf mir. Meistens reise ich noch mit<br />

einem Journalisten. In der sehr kleinen Unterkategorie<br />

Kriegsfotografie gibt es zwei Typen: Cowboys,<br />

die in irgendeinen Krieg ziehen, unheimlich viele<br />

Fotos knipsen und die Fotografie als Vorwand benutzen,<br />

um etwas Wahnsinniges zu tun. Und dann<br />

gibt es die anderen, die auch nicht frei sind vom<br />

Kick. Ich zähle mich zur zweiten Gattung. Im Irak<br />

hatte ich diesen Riesenauftrag für die «New York<br />

Times» und das mit 26. Es war mein erster gros ser<br />

Auftrag überhaupt, ein Riesenschritt nach vorne.<br />

16 17


18 19


Wobei ich nicht von Karriereschritt sprechen möchte.<br />

Snowboarden ist auch keine Karriere, sondern<br />

Leben, Stil. Beim Fotografieren ist das genauso,<br />

eine klassische Karriere gibt es eigentlich nicht.<br />

Wie gehst du vor Ort mit<br />

dem Risiko, der Gefahr um?<br />

Bangert: Das ist schwer zu erklären. Die normalen<br />

Leute, die noch nie einen Krieg erlebt haben – und<br />

das sind hierzulande die meisten –, können sich<br />

Krieg nicht vorstellen. Sie sehen Bilder von mir, die<br />

hochgefährlich aussehen, obwohl in der Realität<br />

alles völlig sicher war. Andere Bilder wirken daneben<br />

harmlos, da liegt jemand einfach im Krankenhausbett.<br />

Auf dem Weg zum Krankenhaus aber<br />

wurde das Auto, in dem ich sass, beschossen, und<br />

ich geriet in eine hochgradig gefährliche Situation.<br />

Allgemein knallt es viel weniger, als man sich das<br />

vorstellt, und es gibt unheimlich viele Phasen, in<br />

denen gar nichts passiert. Nicolas, du kannst den<br />

Leuten auch nicht erklären, was das für ein Gefühl<br />

ist, einen Felsen runterzuspringen? Die Leute<br />

können sich dein Video ansehen, meine Fotos anschauen,<br />

aber wie das ist, kann man nicht beschreiben.<br />

Ich muss nicht ein besonders grosses Risiko<br />

eingehen, um ein gutes Bild zu machen. Etwas zu<br />

machen, was die anderen nicht können, ist die Herausforderung.<br />

Ich denke, das ist bei uns ähnlich.<br />

Zweifelsohne gibt es eine Gefahr, aber gleichzeitig<br />

gibt es diesen Mythos Gefahr. Dagegen muss man<br />

als Kriegsfotograf ankämpfen. Und ein bisschen<br />

leben wir auch davon.<br />

Ein Fotograf, der in ein<br />

Kriegsgebiet reist, trägt<br />

viel Verantwortung. Denn<br />

die Bilder zeigen nur immer<br />

das, was im Vordergrund<br />

ist, also das Äusserste,<br />

nicht das Hintergründige.<br />

Wie gehst du mit dieser<br />

Verantwortung um?<br />

Bangert: Bis jetzt hatte ich da sehr Glück. Keines<br />

meiner Bilder ist in einem Zusammenhang publiziert<br />

worden, der für mich nicht mehr gepasst hätte.<br />

Ich arbeite mit einer Agentur zusammen; die<br />

schauen genau hin und verkaufen die Bilder nicht<br />

an eine «Bild»-Zeitung. Als die «Weltwoche» ein<br />

Roma-Bild in einem total anderen Kontext publizierte,<br />

war das der Fehler einer Agentur. Das darf<br />

nicht passieren.<br />

Nicolas, du bist ein gebürtiger<br />

Unterländer. War deine<br />

Herkunft ein Nachteil?<br />

Müller: Der Unterländer-Stempel wurde mir eigentlich<br />

nie aufgedrückt. Ich kam aus Aarau, hatte<br />

vielleicht einen etwas anderen Style, aber ich war<br />

wie die anderen auch nonstop auf dem Berg. Ich<br />

hatte mein WG-Zimmer, stand jeden Tag auf dem<br />

Board.<br />

Wo setzt ihr die Grenzen?<br />

Sagt ihr euch: Bis dahin<br />

und nicht weiter?<br />

Müller: Wenn ich merke, dass es nicht passt,<br />

sage ich das. Ich entscheide für mich und lasse<br />

mich von der Crew nicht beeinflussen.<br />

Bangert: Das ist ein ständiger Prozess; ich bewege<br />

mich immer an der Grenze, muss konstant Entscheidungen<br />

treffen, wenn ich unterwegs bin.<br />

Ständig überlegen: Ist das okay oder zu gefährlich?<br />

Es braucht Selbstvertrauen. Wenn dir dein Gefühl<br />

sagt, dass das nicht gut ist, musst du Kerl genug<br />

sein, um zu sagen: Ich will da nicht weiterfahren.<br />

Seid ihr noch nie in<br />

brenzlige Situationen<br />

geraten?<br />

Bangert: Es gab in meinem Fall brenzlige Momente,<br />

und es waren immer unberechenbare Situationen.<br />

Müller: Richtig schlimm verletzt habe ich mich<br />

noch nie. Auf dem Weg auf den Berg mache ich<br />

mir sehr viele Gedanken: Passt das? Auch ich muss<br />

nonstop Entscheidungen treffen. Das Resultat<br />

sieht mega spontan aus, ist manchmal aber sehr<br />

kalkuliert. Bangert: Diese Nachhaltigkeit brauchts<br />

schon in unserem Beruf, denke ich. Wenn etwas<br />

beinahe schiefgelaufen wäre, bin ich eher der, der<br />

sich hinsetzt und überlegt, was ich falsch gemacht<br />

habe. Müller: Ein gewisses Urvertrauen ist wichtig.<br />

Ich will ja nicht immer in Angst leben. Bangert: Für<br />

mich ist die Gefahr bei der Arbeit auch nicht das<br />

zentrale Thema. Ich versuche, ein gutes Bild zu machen.<br />

Für meine Verwandten ist es schwieriger, mit<br />

ihrer Angst um mich umzugehen. Je weiter du vom<br />

Ort des Geschehens entfernt bist, desto grösser ist<br />

die Angst. Und wenn sich die anderen um dich sorgen,<br />

beginnt es, kompliziert zu werden.<br />

Kennt ihr schlaflose<br />

Nächte?<br />

Müller: Nein. Bangert: Wenn, dann eher wegen<br />

finanzieller Probleme.<br />

Wie funktioniert Wandel<br />

in eurem Alltag, was<br />

bedeutet er für euch?<br />

Bangert: Der Wandel fängt für mich im Kleinen<br />

an, im Bioladen und so. Ich gehe zwar nicht in den<br />

Bioladen, aber zum Türken um die Ecke. Man muss<br />

sich grundsätzlich immer an die eigene Nase fassen.<br />

Nicht nur nach oben gucken und sagen, da oben<br />

funktioniert es nicht. Ich bin auch Teil der Gesellschaft.<br />

Was kann ich anders machen? Müller: Ich<br />

denke auch, du kannst dein Ding nur im Hier und<br />

Jetzt durchziehen. Darum gehe ich in den Bioladen,<br />

habe meinen Kompost, trenne fleissig Plastik. Ich<br />

baue mir in meinem Haus in Laax meine eigene kleine<br />

Welt auf. Ich lebe im Moment, möchte später aber<br />

auch einmal eine Familie. Ansonsten hoffe ich, dass<br />

ich in 20 Jahren immer noch Powder-Turns mache.<br />

20 21


3/4<br />

Tischgespräch<br />

«Ich arbeite gerne mit Fakten<br />

und mit meiner Intuition»<br />

Antoinette Hunziker-Ebneter<br />

52, Ex-Börsenchefin und heute Geschäftsführerin von Forma Futura Invest AG, einer<br />

Vermögensverwaltungsfirma, die sich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert hat<br />

Gabriela Manser<br />

51, Geschäftsführerin der Goba AG, einer der kleinsten Mineralquellen der Schweiz<br />

V.l.n.r.: Antoinette Hunziker-Ebneter, Gabriela Manser →<br />

22 23


Was war <strong>2012</strong> Ihre grösste<br />

Sorge? Und was hat Sie im<br />

Gegenzug zuversichtlich<br />

gestimmt?<br />

Antoinette Hunziker-Ebneter: Sorge bereitet mir<br />

die zunehmende Verschuldungssituation, besonders<br />

in den Ländern rund um uns herum. In diesem<br />

Jahr der Fall Zypern, wo Regierungen vorerst entschieden<br />

haben, dass Menschen, die bis zu 100 000<br />

Euro auf ihrem Konto angespart hatten, ohne rechtliche<br />

Grundlage enteignet werden. Solche Enteignungen<br />

und die absolute Rechtsunsicherheit in<br />

diesem Zusammenhang sind bedenklich. Zuversichtlich<br />

stimmt mich, dass es immer mehr Leute<br />

gibt, die verantwortungsbewusst mit Ressourcen<br />

umgehen wollen. Mit den Ressourcen Mensch, Natur,<br />

Geld. Gabriela Manser: Mich beunruhigt, dass<br />

das Gleichgewicht zusehends gestört ist. Wir sind<br />

als KMU, die nur in der Schweiz tätig ist, nicht direkt<br />

vom Euro abhängig. Im vergangenen Jahr haben<br />

wir aber viel Geld für eine grosse und moderne<br />

Maschine ausgegeben. Da frage ich mich: Wird<br />

es uns gelingen, diese Maschine zu amortisieren?<br />

Wie stark sind wir vom ganzen System abhängig?<br />

Zuversichtlich bin ich dennoch. Ich weiss und<br />

habe erfahren, dass das Leben gelebt werden will.<br />

Im Kleinen finde ich auch immer wieder den Mut<br />

für das Grosse. Sei es während eines interessanten<br />

Gesprächs oder wenn ich eine Blume sehe, die zwischen<br />

zwei Steinen zum Blühen kommt.<br />

Ein Jahrzehnt enthemmter<br />

Finanzmarktökonomie hat<br />

den «Homo oeconomicus»<br />

hervorgebracht, der nur<br />

wirtschaftlich denkt. Ist das<br />

wahrhaft «Menschliche»<br />

jetzt das Ökonomische?<br />

Manser: Es ist sicher gefährlich, dass diese Gier<br />

akzeptiert wird als eine Art Kavaliersdelikt. Offenbar<br />

schämt sich niemand, wenn er ein überrissenes<br />

Gehalt bezieht. Wie wir als Gesellschaft<br />

da wieder rauskommen, ist mir nicht klar. Es<br />

braucht wohl einen gewissen Leidensdruck. Erst<br />

wenn der Mensch leidet, lässt er Veränderung zu.<br />

Hunziker-Ebneter: Bei diesen Menschen zählt nur<br />

eins: Lohn und Boni. Darum laufen sie mit diesen<br />

Dollarzeichen durchs Leben. Da ist nicht dieses<br />

Gefühl von «Leben will gelebt werden», wie Sie das<br />

vorher so treffend formuliert haben, Frau Manser.<br />

Es gibt aber auch Bankangestellte, die sagen:<br />

Ich will das nicht. Ich will meinen Kunden keine<br />

hochmargigen Produkte verkaufen, die sie gar<br />

nicht brauchen. Und wenn ich das nicht machen<br />

muss, verzichte ich im Gegenzug auf den Bonus.<br />

Nur wird das so von den Banken nicht akzeptiert.<br />

Einige dieser ehemaligen Bankangestellten arbeiten<br />

heute zum Teil für uns. Wir zahlen keine Boni<br />

– auch der Geschäftsleitung nicht. Wir zahlen ein<br />

gutes Fixum. Bei einer Bank würden die Leute aber<br />

sicher 20 bis 50 Prozent mehr verdienen. Trotzdem<br />

haben wir keine Mühe, qualifiziertes Personal zu<br />

finden. Natürlich führen wir heute einen anderen<br />

Lebensstil. Als Börsenchefin oder Investmentbankerin<br />

habe ich mehr verdient. Aber die Frage ist<br />

doch: Wie viel Geld brauchen wir für einen guten<br />

Fussabdruck? Ich habe zehn Jahre lang im Investmentbanking<br />

gearbeitet und dort etliche unglückliche<br />

reiche Leute gesehen. Damals habe ich mir<br />

geschworen: Wenn ich eine Firma gründe, gibt es<br />

kein Bonussystem, wo im Voraus berechnet werden<br />

kann, wie hoch der Bonus sein wird, wenn ich<br />

mich so und so verhalte. Manser: Als ich die Firma<br />

übernahm, zahlte ich mir noch lange einen Kindergärtnerinnenlohn.<br />

Heute zahle ich gute Löhne,<br />

und ich habe in meinem Betrieb auch eine Gewinnbeteiligung<br />

eingeführt. Ich tat dies aus tiefster<br />

Überzeugung, dachte, wenn es der Firma gut geht,<br />

sollen auch die Mitarbeitenden etwas davon haben.<br />

Aber ich frage mich, ob der Entscheid richtig war.<br />

Die Leute werden paradoxerweise unzufriedener.<br />

Hunziker-Ebneter: Wenn Sie Gewinn verteilen, ist<br />

dies allemal besser, als wenn Sie Boni auszahlen,<br />

die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im<br />

Voraus berechnet werden können.<br />

Wie ist Ihrer Meinung<br />

nach der raubtierhafte<br />

Finanzkapitalismus zu<br />

bändigen?<br />

Hunziker-Ebneter: Ich glaube, die Veränderung<br />

wird vom Individuum angestossen werden oder<br />

von Individuen, die sich in Gruppen, Netzwerken<br />

zusammenschliessen. Ich glaube nicht, dass der<br />

Wandel von den Institutionen eingeleitet werden<br />

kann. Manser: Es geht ja um die Haltung, die geändert<br />

werden muss. Alte Muster zu ändern, ist<br />

schwierig. Das kenne ich von mir selber. Manchmal<br />

geht das nur millimeterweise. Und jeder muss zuerst<br />

einmal merken, dass er in seinem Verhaltensmuster<br />

gefangen ist.<br />

Frau Manser, Sie sind eine<br />

Quereinsteigerin, waren<br />

Kindergärtnerin, bevor Sie<br />

die Mineralquelle Gontenbad<br />

übernahmen. Wie haben Sie<br />

das alles angepackt?<br />

Manser: Bevor ich die Mineralquelle übernahm,<br />

war ich Schulleiterin und stand 50 Kindergärtnerinnen<br />

vor. Ich dachte irgendwann: Was mache<br />

ich mit meinem Leben? Und wenn ich eine Schule<br />

leiten kann, kann ich dann vielleicht auch ein Unternehmen<br />

führen? Der Punkt war: Welche Familie<br />

hat schon die Chance, mit Mineralwasser Geld zu<br />

verdienen? Aber glauben Sie mir: Vorher entzog es<br />

sich meiner Vorstellungskraft, mich als Unternehmerin<br />

zu sehen. Bevor ich überhaupt einsteigen<br />

konnte, mussten wir als Erstes eine Nachfolgeregelung<br />

finden, die für die ganze Familie stimmte, für<br />

meine Schwester, meine Eltern und mich. Das war<br />

schwierig und viel Arbeit. Die Firma schrieb damals<br />

ja auch rote Zahlen. Doch mit der Sorgfalt, die<br />

wir damals walten liessen, legten wir das Fundament<br />

für all das, was nachher kam. Ein Unternehmen<br />

führen heisst für mich vor allem: Menschen<br />

führen. Als Pädagogin habe ich genau das gelernt.<br />

Das Fachwissen eignete ich mir danach Schritt für<br />

Schritt selber an. Heute – 14 Jahre später – stehen<br />

wir als Unternehmen sicher auf den Beinen, wir<br />

sind gesund. Das Ganze war eine Herausforderung,<br />

aber auch reizvoll. Als ich dann 2005 «Unternehmerin<br />

des Jahres» wurde, hat es mir gut getan, zum ersten<br />

Mal von aussen eine Bestätigung zu bekommen.<br />

Frau Hunziker-Ebneter,<br />

Sie waren Börsenchefin,<br />

bevor Sie eine eigene<br />

Vermögensverwaltungsfirma<br />

für nachhaltige<br />

Investitionen gründeten.<br />

Warum dieser Richtungswechsel?<br />

Hunziker-Ebneter: Ich beschloss vor sieben Jahren,<br />

meine persönlichen Werte noch konsequenter<br />

zu leben, und habe eine Firma gegründet, die<br />

darauf spezialisiert ist, das Geld von Privatkunden<br />

und Stiftungen nachhaltig anzulegen. Ich will<br />

einen persönlichen Beitrag leisten, damit das Geld<br />

anders fliesst. Ich war sehr gerne Börsenchefin, da<br />

diese Stelle eine gesellschaftlich wichtige Funktion<br />

hatte. In der Schweiz setzte ich mich unter anderem<br />

für die Einführung der elektronischen Börse<br />

ein und damit verbunden für eine Demokratisierung<br />

von Information. Alle Menschen sollten zur<br />

selben Zeit zu denselben Informationen kommen.<br />

Doch ich musste feststellen, dass nach ein paar<br />

Jahren alte Machenschaften auf der elektronischen<br />

Schiene wieder eingeführt wurden. Darum musste<br />

ich gehen.<br />

Nachhaltige Anlagen<br />

verzeichnen ein überdurchschnittliches<br />

Wachstum. Wer sind<br />

die Anleger?<br />

Hunziker-Ebneter: Die Schweiz ist ein Ausnahmeland.<br />

Erst seit 2011 gibt es hier gleich viele private<br />

wie institutionelle Anleger. Vorher gab es in der<br />

Schweiz mehr private Anleger, die in nachhaltige<br />

Anlagen investierten. In Deutschland und Österreich<br />

sind es viel mehr institutionelle Anleger, die<br />

auf Nachhaltigkeit setzen. Die staatlichen Pensionskassen<br />

in Norwegen und Schweden investieren<br />

ihr Geld ausschliesslich in sozial- und umweltverträgliche<br />

Firmen. Vor allem in der Deutschschweiz<br />

hinken die Pensionskassen diesbezüglich extrem<br />

24 25


26 27


hinterher. Dabei beträgt die Gesamtsumme der<br />

Pensionskassengelder über 700 Milliarden Franken.<br />

Die Pensionskassen Nest und Abendrot gehen<br />

mit gutem Beispiel voran. Im Ausland gibt es bereits<br />

viele Banken, die nachhaltig sind. Bei uns ist<br />

das selten: Die Alternative Bank ist eine Ausnahme,<br />

und auch die Bank Coop und die Migros-Bank sind<br />

gut unterwegs.<br />

Wie leben Sie Ihre Werte<br />

im Alltag und im Betrieb?<br />

Hunziker-Ebneter: Wir arbeiten sehr viel. Ich um<br />

die zwölf Stunden pro Tag. Da ist es mir natürlich<br />

wichtig, wie wir miteinander umgehen. Respekt ist<br />

die Basis für so vieles. Ich möchte ja, dass wir Bestleistungen<br />

vollbringen. Um den Markt zu spüren,<br />

genügt es nicht, Daten zu analysieren; der Markt<br />

funktioniert nach anderen Regeln. Ich arbeite gerne<br />

mit Fakten, aber auch mit meiner Intuition. Damit<br />

die Intuition fliesst, müssen wir einander vertrauen<br />

und Spass miteinander haben. Da unsere<br />

Leute weniger verdienen als Bankangestellte mit<br />

Boni, müssen wir auch etwas anderes bieten: ein<br />

gutes Arbeitsklima. Dank Internet und Smartphones<br />

haben wir heute immer und überall Zugang zu<br />

Studien. Die unter 35-Jährigen vertrauen angeblich<br />

solchen Daten mehr als Freundinnen und Freunden.<br />

Bei den über 35-Jährigen ist es umgekehrt. Bei<br />

allen Analysen frage ich immer: Von wem sind sie?<br />

Wer hat sie bezahlt? Das muss man heute fragen.<br />

Manser: Der Mensch steht bei uns tatsächlich im<br />

Zentrum, dies sage ich nicht nur so dahin. Wir arbeiten<br />

so viele Stunden im Leben, dann bitte doch<br />

so, dass es Freude macht. Natürlich brauchen auch<br />

wir Strukturen. Wir haben aber eine flache Hierarchie,<br />

meine Tür steht immer offen. Wenn die Kuh<br />

des Chauffeurs kalbert, kriege ich das zum Glück<br />

mit. In einem Betrieb, der sich stetig weiterentwickelt,<br />

ist es auch wichtig, dass ich als Chefin Aufgaben<br />

an meine Mitarbeitenden abgeben kann. Oft<br />

stelle ich dann fest, dass die das besser machen als<br />

ich. Natürlich verunsichert das im ersten Moment,<br />

aber mittlerweile freut es mich, und ich bin stolz<br />

auf das, was wir zusammen erreicht haben. Unser<br />

Beispiel zeigt: Ein Betrieb kann mit der richtigen<br />

Struktur und der optimalen Kultur wachsen und<br />

atmen. Wir haben mit zwei Millionen Flaschen angefangen<br />

und liefern heute 17 Millionen aus. Der<br />

Personalbestand ist von 8 auf 40 angewachsen.<br />

Muss man zum richtigen<br />

Zeitpunkt etwas riskieren,<br />

um einen Wandel herbeizuführen?<br />

Und wie gehen<br />

Sie persönlich mit Risiken<br />

um?<br />

Hunziker-Ebneter: Ich habe Forma Futura erst<br />

nach einer Projektphase gegründet. Diese dauerte<br />

ein Jahr, und wir klärten in diesem Zeitraum ab, ob<br />

es überhaupt genügend nachhaltige Firmen gibt,<br />

die unsere Kriterien erfüllen. Ich habe mir gesagt:<br />

Das Geld, das ich auf der hohen Kante habe, reicht<br />

für drei Jahre. Mit diesem Geld müssen die Löhne<br />

gezahlt und die Firma aufgebaut werden. Wenn es<br />

nicht funktioniert wie geplant, lasse ich mich wieder<br />

anstellen. Nun sind wir im sechsten Jahr. Natürlich<br />

mussten wir auf die Kosten schauen, und<br />

wir tun dies auch weiterhin. Wir haben auch einen<br />

Businessplan erstellt, aber ich habe noch nie einen<br />

Businessplan gesehen, der eingehalten worden<br />

wäre. Manser: Sie haben unseren noch nie gesehen<br />

(lacht). Hunziker-Ebneter: Wichtig ist der positive<br />

Cashflow. In schlechten Phasen verdient bei<br />

uns die Geschäftsleitung weniger. Das ist okay so.<br />

Manser: Für uns wäre es ein grösseres Risiko, wenn<br />

wir plötzlich keine neuen Getränke mehr herausbringen<br />

würden. Ich muss also bereit sein, ein Risiko<br />

einzugehen. Wir haben keine grossen Werbegelder.<br />

Darum dauert es bis zu drei Jahre, bis wir sehen, ob<br />

ein Produkt läuft oder nicht. Es kam schon vor, dass<br />

wir Getränke wieder vom Markt nehmen mussten.<br />

Andere halten sich – allen voran Flauder. Schwieriger<br />

ist es mit den Maschinen. Die letzte schlug mit<br />

3,5 Millionen Franken zu Buche. Dieses Jahr mussten<br />

wir auch eine Lagerhalle hinzukaufen. Wenn ich<br />

ein Risiko abschätze, stelle ich mir immer das Worst-<br />

Case-Szenario vor. Ich mache das nie alleine. Dafür<br />

brauche ich ein Visavis, das uns gut kennt. Meistens<br />

ist das unser externer Finanzchef. Ich muss im Kopf<br />

Alternativen sehen. Gelingt mir das, kann ich das<br />

«Go» für eine Neulancierung oder den Kauf einer<br />

Maschine geben und mit dem Risiko leben. Würde<br />

etwas schiefgehen, gäbe es auch als Erstes weniger<br />

Lohn für mich. Hunziker-Ebneter: Ich stelle mir<br />

auch immer die Frage: Was ist das Schlimmste, das<br />

passieren kann? Kann ich damit leben? Diese Frage<br />

stelle ich übrigens auch unseren Kundinnen und<br />

Kunden: Was ist das Schlimmste, wenn sie dieses Risikoprofil<br />

wählen? Können sie dann noch schlafen?<br />

Jeder Mensch ist anders. Unser Job ist es, ein Anlageprofil<br />

genau auf den Kunden zuzuschneiden und<br />

Alternativen aufzuzeigen. Wenn unsere Kundinnen<br />

und Kunden mit dem «worst case» nicht leben können,<br />

müssen wir eine andere Lösung finden.<br />

Die Belastung in Ihrem<br />

Job ist hoch. Kennen Sie<br />

schlaflose Nächte?<br />

Manser: Ja, die gibts – aber nur selten. Mir ist<br />

sehr bewusst, dass ich nicht alles alleine bewirken<br />

und tun kann. Ich stelle mich zur Verfügung,<br />

gebe mein Bestes. So obsiegt die Zuversicht,<br />

dass wir auch schwierigen Momenten gewachsen<br />

sind, die nötigen Mittel und Wege finden.<br />

Hunziker-Ebneter: Schlafen kann ich sehr gut.<br />

Wenn ich endlich zu Bett gehe, bin ich müde genug.<br />

Wie hoch ist der Frauenanteil<br />

in Ihren Unternehmen?<br />

Hunziker-Ebneter: 50:50 oder 60:40, darauf schaue<br />

ich sehr genau. Die richtige Durchmischung bringt<br />

nur Vorteile. Manser: Bei uns gibt es im Verwaltungsrat<br />

zwei Frauen und drei Männer, in der Geschäftsleitung,<br />

also im Kernteam, ist der Anteil<br />

50:50. Ich bin überzeugt: Wir arbeiten besser mit<br />

einer guten Durchmischung.<br />

Wir reden täglich über Veränderungen,<br />

denen wir<br />

ausgesetzt sind. Über die<br />

Beschleunigung des Lebens<br />

den rasanten Wandel der<br />

Technologie. Wie funktioniert<br />

Wandel in Ihrem Alltag,<br />

was bedeutet er für Sie?<br />

Hunziker-Ebneter: Ich muss immer im Flow bleiben,<br />

offen für Neues sein. Das braucht viel Energie.<br />

Darum gönne ich mir mehr Pausen. In unserer Firma<br />

gibt es einen Zeitraum, dorthin ziehe ich mich<br />

zurück und schalte einen Moment ab. Schreiben<br />

kann ich gar nicht im Büro. Das mache ich zu Hause,<br />

in der Nacht und während der Wochenenden.<br />

Manser: Ein Unternehmen muss wandelbar bleiben.<br />

Darum muss auch ich schauen, dass ich im<br />

Kopf beweglich bleibe. Vor ein paar Jahren gönnte<br />

ich mir eine Ausbildung, die dem Unternehmen auf<br />

den ersten Blick nicht viel bringt: Atemtherapeutin<br />

nach Middendorf. Für mich ist das ein Geschenk<br />

des Himmels. Hier im Gespräch kann ich die Füsse<br />

auf den Boden stellen und merke, aha, so empfinde<br />

ich das, und mein Atem reagiert darauf. Ich komme<br />

mir heute viel näher und spüre auch mein Gegenüber<br />

viel besser – dank der Atemtherapie.<br />

<br />

28 29


4/4<br />

Tischgespräch<br />

«Was mir manchmal fehlt, ist die<br />

Lust am Scheitern»<br />

Roger Merguin<br />

50, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Gessnerallee Zürich, Ex-Choreograph,<br />

Ex-Tänzer, Ex-Produktionsleiter, ehemaliger Co-Leiter der Dampfzentrale Bern<br />

Philipp Meier<br />

46, Ex-Klubkurator, Ex-Landschaftsgärtner, ehemaliger Co-Direktor des Cabaret Voltaire in<br />

Zürich<br />

V.l.n.r.: Roger Merguin, Philipp Meier →<br />

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Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />

Sorge? Und was hat<br />

euch im Gegenzug zuversichtlich<br />

gestimmt?<br />

Philipp Meier: Mich beschäftigte natürlich, dass<br />

<strong>2012</strong> das Cabaret Voltaire quasi in ein Wachkoma<br />

versetzte wurde. Und dass das Kunsthaus im Gegenzug<br />

massiv ausgebaut wird, also eine Art Neofeudalisierung<br />

der Kultur zum Blühen kommt. Die<br />

Dadaisten verstanden sich ja explizit als Pazifisten,<br />

im Kunsthaus aber geht es um die Kunstsammlung<br />

eines Waffenhändlers. Dieses Statement der Stadt<br />

war und ist für mich erschreckend. Und wenn ich<br />

Stadt sage, meine ich die Politik, aber auch das<br />

Stimmvolk, das an der Urne dazu Ja gesagt hat.<br />

Städtepolitisch zuversichtlich gestimmt hat mich<br />

kürzlich, dass es Richi Wolff von der Alternativen<br />

Liste in den Stadtrat geschafft hat. Und allgemein<br />

gefällt mir auch die zunehmende Digitalisierung<br />

der Umwelt. Roger Merguin: Bei mir stand sicher<br />

der Wechsel von der Berner Dampfzentrale an die<br />

Zürcher Gessnerallee im Mittelpunkt und damit<br />

vielleicht die Frage, wie ich meinen Begriff von<br />

Tanz und Theater in diesem neuen Umfeld positionieren<br />

kann. Die Aufgabe bin ich zuversichtlich<br />

angegangen, da ein neues Betätigungsfeld noch<br />

einmal alles öffnet und ich diese Herausforderung<br />

gesucht habe.<br />

Roger, dein Weg führte vom<br />

KV über den Tanz zur<br />

künstlerischen Leitung<br />

eines Kulturhauses. Philipp,<br />

du warst einmal Landschaftsgärtner<br />

im Aargau<br />

und vor dem Cabaret<br />

Voltaire viele Jahre lang<br />

Klubkurator in Zürich. Wie<br />

kam es zu diesen ständigen<br />

Richtungswechseln?<br />

Merguin: Nach meiner Ausbildung zum Tänzer<br />

und einigen Jahren auf der Bühne stellte ich irgendwann<br />

fest, dass immer mehr die Leidenschaft<br />

fehlt, um nur als Tänzer zu arbeiten. Ich begann<br />

dann, als Choreograph meine Idee von Tanz auf die<br />

Bühne zu bringen. Nach drei Stücken suchte ich<br />

die Arbeit in verschiedenen Künstlerkollektiven<br />

und rutschte dabei immer mehr in die Doppelrolle<br />

Künstler/Manager. Ich absolvierte parallel zu<br />

meiner Arbeit als Produzent von Tanzstücken ein<br />

Studium als Kulturmanager und landete schliesslich<br />

als Co-Leiter in der Dampfzentrale Bern. Trotz<br />

des Angebots, den Vertrag zu verlängern, wechselte<br />

ich anschliessend an die Gessnerallee Zürich. Hier<br />

läuft mein Vertrag bis 2016, und er könnte danach<br />

maximal um weitere vier Jahre verlängert werden.<br />

Über kurz oder lang steht bei mir also wieder ein<br />

Richtungswechsel an. Doch ich mache mir noch<br />

keine Gedanken über die Zukunft. Prinzipiell finde<br />

ich den Moment spannend, in dem man sich aufgrund<br />

des beruflichen Richtungswechsels neu definieren<br />

muss. Aber natürlich ist das nicht immer<br />

leicht. Als Tänzer landete ich nach einem Unfall<br />

kurzfristig bei der Sozialhilfe. Ich kenne also auch<br />

die weniger gloriosen Seiten eines erzwungenen<br />

Richtungswechsels. Meier: Ich vollzog den Richtungswechsel<br />

immer aus einem anderen Grund:<br />

Zum Wechsel von der Landschaftsgärtnerei ins<br />

Kunststudium und in die Partyszene kam es, weil<br />

die Beziehung mit meiner Jugendliebe in die Brüche<br />

gegangen war, die ich als 25-Jähriger geheiratet<br />

hatte. Bei der zweiten Richtungsänderung war<br />

mein kommerzielles Scheitern als Gesamtprogrammleiter<br />

der Toni-Molkerei der Hauptgrund.<br />

Der Konkurrenzdruck innerhalb der Klubkultur<br />

wurde damals immer grösser, und es gelang mir<br />

nicht mehr, mit den Einnahmen des Wochenendes<br />

den Wochenbetrieb zu subventionieren. Daraufhin<br />

wurde meine Anstellung reduziert, und ich machte,<br />

was ich heute als Arbeitsloser wiederum mache:<br />

Ich aktivierte mein Netzwerk. So lernte ich genau<br />

im richtigen Moment die Leute kennen, die das Cabaret<br />

Voltaire neu besetzen mussten. Amüsant ist,<br />

dass ich eigentlich immer dachte, dass ich in dem<br />

Bereich bleiben würde, in dem ich gerade tätig war.<br />

Nun finde ich es okay, dass ich nicht weiss, in welche<br />

Richtung es gehen wird. Tendenziell könnte ich<br />

mir einen erneuten Bruch vorstellen. Ich arbeite<br />

viel mit dem Internet. Es könnte also gut sein, dass<br />

ich im Onlinebereich lande. Die Kulturförderung<br />

kommt ja auch an den Punkt, an dem sie feststellt,<br />

dass das Internet für den Bereich Kulturvermittlung<br />

interessant sein könnte.<br />

Roger, du hast als erste<br />

Amtshandlung in der<br />

Gessnerallee einen Einheitseintrittspreis<br />

von<br />

16 Franken eingeführt.<br />

Wie ist dieser Entscheid<br />

in der Szene, in anderen<br />

Theaterhäusern, beim<br />

Vorstand angekommen?<br />

Merguin: Mit dem Einheitseintrittspreis wollte ich<br />

die Gessnerallee für ein grösseres Publikum öffnen<br />

– die Devise lautete: Theater zum Kinopreis. Ich<br />

habe mich mit dieser Eintrittspolitik, die neben<br />

dem solidarischen Einheitspreis ebenso beinhaltet,<br />

dass es keine Freibillette mehr gibt, bewusst gleich<br />

zu Beginn aus dem Fenster gelehnt. Natürlich gab<br />

es Stimmen, die diese Preispolitik in Frage stellten.<br />

Mein Ziel ist, mit dem solidarischen Einheitspreis<br />

mehr Leuten den Zugang zu zeitgenössischem Theater<br />

und Tanz zu ermöglichen und vor allem auch<br />

die Experimentierfreudigkeit zu fördern. Der Vorstand<br />

der Gessnerallee hat den Einheitseintrittspreis<br />

soeben noch einmal, für das zweite Spieljahr,<br />

bestätigt; wir konnten inzwischen auch mit Zahlen<br />

belegen, dass wir bei den Einnahmen keine grossen<br />

Einbussen gemacht haben, die Zuschauerzahlen<br />

jedoch gestiegen sind. Das Publikum hat den neuen<br />

Eintrittspreis also gut aufgenommen. Von den<br />

Häusern rundherum hätte man vielleicht mit mehr<br />

Kritik rechnen können, doch die blieb aus. Einige<br />

meinten sogar: Hey, das hätten wir eigentlich auch<br />

machen können. Ich fände es interessant, die Idee<br />

einer Einheitseintrittspreis-Kollaboration mit einem<br />

anderen Kulturbetrieb einzugehen.<br />

Wie geht ihr persönlich<br />

mit Risiken um, wenn ihr<br />

Entscheidungen trefft?<br />

Meier: Ich habe das Cabaret Voltaire als Betrieb immer<br />

sehr unternehmerisch betrachtet. Und in der<br />

Tat ist das Risiko in diesem Fall natürlich nie so<br />

gross, wie wenn man mit dem eigenen Geld haften<br />

würde. Im Nachhinein kann man heute sagen, dass<br />

wir während meiner Zeit wahrscheinlich zu wenig<br />

aufs Historische gesetzt haben, da mich persönlich<br />

Neuinterpretationen einfach viel mehr interessierten.<br />

Es mag komisch klingen, aber es war mir<br />

während meiner Zeit als Co-Direktor wichtig, dass<br />

das Haus immer am Abgrund stand. Denn ich hatte<br />

genauso Angst, dass das Cabaret Voltaire so werden<br />

könnte wie eine Rote Fabrik. Dass vielleicht alle<br />

paar Jahre eine kurze Diskussion entbrennt, es jedoch<br />

keine Aufreibung mehr gibt, dass die Subventionen<br />

fliessen, aber der Geist stirbt. Mit anderen<br />

Worten: dass das Cabaret als etablierter Kulturort<br />

endet – wie die Gessnerallee, das Schauspielhaus<br />

oder das Opernhaus. Wir wollten auch keine Zielgruppe<br />

definieren, obwohl dies gewünscht wurde.<br />

So gesehen ist es absolut richtig, dass ich nach<br />

der erneuten Finanzkrise gehen musste. Ich habe<br />

das Haus politisch lange auf dieser Kippe gehalten.<br />

Merguin: Der Umgang mit Risiken gehört zur<br />

Kernkompetenz der Gessnerallee. Und obwohl wir<br />

als Kulturbetrieb etabliert sind, ist der freie Geist<br />

noch spürbar. Wir hinterfragen die Institution<br />

Gessnerallee ständig und suchen zusammen mit<br />

den Künstlern neue Formen des Dialogs mit dem<br />

Publikum. Ein etablierter Kulturort muss in seiner<br />

aktuellen Ausrichtung immer hinterfragt werden.<br />

Bestenfalls ermöglicht er auf einer professionellen<br />

Ebene die ständige Auseinandersetzung mit Kultur,<br />

Künstlern, Publikum. Ein Beispiel dafür ist unser<br />

Südbühnenkuratorium. Die Idee hier: Externe<br />

Gruppen programmieren die Südbühne und erhalten<br />

von uns dafür Programmgelder. Wir wählen die<br />

Gruppen zwar aus und arbeiten mit ihnen zusammen,<br />

aber wir wählen vor allem die Kuratoren aus,<br />

die uns irritieren und es eben nicht so machen wie<br />

wir. Ich finde, auf diese Weise bekommt das Risiko<br />

eine sehr lustvolle Note.<br />

Geld ist immer ein Thema<br />

und die Frage: Was<br />

darf Kultur kosten? Ermüdet<br />

dieser Umstand<br />

oder seht ihr dies mit<br />

Blick auf die Krise als<br />

Herausforderung, erfinderisch<br />

zu bleiben?<br />

32 33


34 35


Merguin: Über Umwege sind wir ja auch Arbeitgeber<br />

der bei uns produzierenden Künstlerinnen<br />

und Künstler, obwohl die Produktionen hauptsächlich<br />

von der Stadt und vom Kanton subventioniert<br />

werden. Ich spüre also eine soziale Verpflichtung,<br />

und wir haben deshalb auch eine neue Gagenpolitik<br />

eingeführt, die garantiert, dass die bei uns produzierenden<br />

Künstler korrekt entlohnt werden.<br />

Das ist mir sehr wichtig, und ich setze mich auch<br />

auf kulturpolitischer Ebene dafür ein. Was mir daneben<br />

manchmal fehlt, sind die chaotischen Experimente,<br />

die Lust aufs Risiko und die Lust am<br />

Scheitern. Auch die Künstlergruppen stehen unter<br />

einem Produktionszwang und müssen ein Projekt<br />

nach dem anderen abliefern, um Fördergelder zu<br />

erhalten. Das kann dazu führen, dass Projekte lanciert<br />

werden, denen die zündende Idee vielleicht<br />

fehlt. Um dieser Haltung ein bisschen entgegenzuwirken<br />

und Freiräume für neue Ideen zu schaffen,<br />

werden wir neben einem «Forschungslabor»<br />

im Sommer auch bald unser Projekt «Big Time»<br />

starten, eine offene Bühne. Ich hoffe, diese offene<br />

Bühne weckt wieder die Lust am Risiko, am Spielerischen,<br />

fördert das Trashige und Spontane. Meier:<br />

Theatermann Christoph Marthaler soll ja einmal<br />

gesagt haben, dass er die besten Theaterstücke gemacht<br />

habe, als er noch gar kein Geld gehabt habe.<br />

Meiner Meinung nach wird in dieser Stadt viel zu<br />

viel richtig Gutes richtig gut bezahlt. Ein Laie aber<br />

sieht den Unterschied zwischen Schauspielhaus,<br />

Gessnerallee und Fabriktheater nicht mehr. So gesehen<br />

fliesst also wahnsinnig viel Geld in einen<br />

wahnsinnig engen Bereich von Kunst. Selbst Leute<br />

wie Christoph Schlingensief mussten aus diesem<br />

Grund ins System eindringen, um aus dem Prekären,<br />

Brotlosen rauszukommen. Er musste Theater- und<br />

Opernstücke sowie Ausstellungen machen, weil<br />

seine Gueril la-Aktivitäten ausserhalb des Institutionellen<br />

auf Zeit nicht finanzierbar waren. Darum<br />

finde ich, dass Kunst aus den Institutionen befreit<br />

werden muss.<br />

Kennt ihr schlaflose<br />

Nächte?<br />

Meier: Wenn ich in der Nacht aufwache, weil<br />

mich etwas beschäftigt und belastet, zum Beispiel<br />

die Tatsache, dass ich am Tag zuvor eine Absage<br />

gekriegt habe, dann wird dieses Problem gerade<br />

in diesem Moment oft noch grösser. In der<br />

Nacht wächst alles. Am nächsten Morgen ist das<br />

Problem meistens nur noch halb so schlimm.<br />

Merguin: Wenn sich bei mir die Gedanken in der<br />

Nacht drehen, stehe ich einfach auf, sortiere meine<br />

Gedanken oder lenke mich ab. Am nächsten Morgen<br />

sieht dann alles wieder ganz anders aus.<br />

Wir reden täglich über<br />

Veränderungen, denen<br />

wir ausgesetzt sind.<br />

Über die Beschleunigung<br />

des Lebens, den rasanten<br />

Wandel der Technologie.<br />

Seht ihr diese<br />

Entwicklung als Chance,<br />

oder grenzt ihr euch davon<br />

ab?<br />

Meier: Es war noch nie so einfach, mit einem Musikstück,<br />

einem Bild oder einem Text so viele Menschen<br />

zu erreichen. Für einen Kunstvermittler<br />

ist die Situation dank des Internets also einfach<br />

nur der Himmel auf Erden. Das Problem ist – und<br />

da ziehe ich die Grenze –, dass sich Museum und<br />

Theater noch im Industriezeitalter befinden. In<br />

einem neuen Zeitalter wird nicht mehr definiert,<br />

wo etwas stattfindet, sondern ich definiere, wo ich<br />

welche Leute erreiche. Ich habe diesbezüglich wie<br />

die Dadaisten ein Vorbild ausserhalb der Kunst gesucht.<br />

Und wen habe ich gefunden? Die Werber. Die<br />

Werber müssen sich überlegen, wo die Leute sind,<br />

die sie mit ihrer Werbung erreichen wollen. Es ist<br />

doch heute einfach wahnsinnig anachronistisch,<br />

in einem Haus ein Bild an die Wand zu hängen und<br />

dann zu warten, bis jemand vorbeikommt, um dieses<br />

Bild anzuschauen. Aber ja, es braucht alles seine<br />

Zeit: Die ersten Autos sahen wie Kutschen aus. Die<br />

ersten Online-Zeitungen gleichen Papierzeitungen.<br />

Ein grosser Bremsklotz ist sicher der Kulturpessimismus.<br />

Die Angst vor der Verdummung. Die<br />

hatte man ja übrigens auch, als das Fernsehen Einzug<br />

in die gute Stube hielt.<br />

Du betrachtest also<br />

prinzipiell nicht die Beschleunigung<br />

oder die<br />

Datenmenge als Problem,<br />

sondern alle, die das<br />

Internet nicht richtig zu<br />

nutzen wissen?<br />

Meier: Mein Sohn ist jetzt neun Jahre alt. Bis heute<br />

hat er noch kein Online-Gerät. In der Schule wird<br />

ihm vermittelt, dass das Internet gefährlich sei. Er<br />

sagt zu mir: Wenn er nur einen Wunsch frei hätte,<br />

wünschte er, dass Facebook abgeschafft würde.<br />

Dabei bin ich ja nicht ständig auf dem Netz. Was<br />

die Datenmenge betrifft, hat in meinem Fall die<br />

Erkenntnis, dass ich grundsätzlich immer alles<br />

verpasse, für am meisten Entspannung gesorgt.<br />

Ich nahm das Ruder in die eigene Hand und sagte:<br />

Okay, ich stelle hier die Filterschrauben ein und bestimme,<br />

was von dem wenigen, das ich bewältigen<br />

kann, bis zu mir gelangen soll. Ich habe mir einen<br />

Reader eingerichtet, über den ich etliche Blogs lese.<br />

Auch auf Twitter verfolge ich gewisse Leute. Ich bin<br />

also nicht mehr auf Zeitungen und Fernsehen angewiesen<br />

und gewinne auch wieder Zeit. Und ja: Ich<br />

gehe in den Ferien auch öfters an Orte, in die Berge<br />

oder nach Afrika, wo ich nicht online sein kann,<br />

und ich komme damit klar. Merguin: Der Umgang<br />

mit der Menge an Informationen, die ungefragt<br />

auf uns einprasseln, ist nicht zu unterschätzen.<br />

Ich persönlich versuche mir anzutrainieren, Freiräume<br />

ausserhalb der Informationsflut zu schaffen<br />

und selektiv damit umzugehen. Ich sehe in<br />

diesem Zusammenhang das Theater auch als<br />

Rückzugsort. Es hat eine eigene Zeitsouveränität,<br />

und während eines Stückes kann ich mich voll<br />

auf den Moment einlassen. So wirkt das Theater<br />

auch wie eine Entschleunigungsoase, da ich mich<br />

für die Dauer einer Vorstellung von allen anderen<br />

Informationskanälen verabschiede und mich voll<br />

auf die gegenwärtige Situation einlasse.<br />

Macht ihr noch eine klare<br />

Trennung zwischen Privatleben<br />

und Beruf?<br />

Meier: Mein Ziel wäre, dass ich bei einem neuen<br />

Job das Berufliche und Private wieder nicht trennen<br />

kann. Merguin: Und mein Ziel ist es, dass es<br />

eben nicht so ist. Berufliches und Privates sind<br />

auch in meinem Fall sehr verschränkt. Aber ich<br />

versuche, mir gewisse Auszeiten zu gönnen, mich<br />

aktiv aus dem Ganzen rauszuholen. Meier: Ich sehe<br />

da gar kein Problem. Für mich ist «online gehen»<br />

auch ein bisschen Wellness. Und ich habe es immer<br />

sehr genossen, samstags um 23 Uhr mit jemandem<br />

darüber zu streiten, ob das, was ich im Cabaret Voltaire<br />

mache, Dada ist oder nicht.<br />

<br />

36 37


Expertengespräch<br />

«Emotionen spielen bei der<br />

Entscheidungsfindung eine<br />

wichtige Rolle»<br />

Michael Siegrist<br />

47, Michael Siegrist, Professur für Verbraucherverhalten, ETH Zürich<br />

Nichts scheint mehr sicher heute: Welche Stra tegien<br />

helfen in dieser komplexen Welt bei der Entscheidungsfindung?<br />

Michael Siegrist: Ich behaupte, dass die Welt noch<br />

nie so sicher war. In der entwickelten Welt war die<br />

Lebenserwartung zum Beispiel noch nie so hoch.<br />

Im Unterschied zu früher verfügen wir aber über<br />

viel mehr Wissen. Früher sagte man oft, dass das<br />

Schicksal entscheide, weil das Wissen fehle. Heute<br />

besitzen wir das nötige Wissen und sollten dieses<br />

Wissen bei Entscheidungen entsprechend berücksichtigen.<br />

Das bedeutet, dass wir heute Entscheidungen<br />

grundsätzlich vor einem anderen Hintergrund<br />

fällen müssen.<br />

Es ist also eine Tatsache, dass es noch nie so vielen<br />

Leuten so gut ging?<br />

Ja, dem ist so. Ich persönlich möchte darum auch<br />

nicht in einer anderen Zeit leben. Natürlich geht<br />

es nicht allen Menschen auf dieser Welt gut. Den<br />

Ärmsten in unserem Land geht es heute aber viel<br />

besser als den Ärmsten in der Schweiz vor 100 Jahren.<br />

Heute leidet hier niemand mehr Hunger, aber<br />

vielleicht kämpft er oder sie gegen Übergewicht.<br />

Lassen wir uns demnach von Krisen allzu schnell verunsichern?<br />

Ich glaube nicht, dass die Menschen hierzulande<br />

komplett verunsichert sind. Es ist aber in der<br />

Tat so, dass schlechte Nachrichten auf wesentlich<br />

mehr Interesse stossen als gute. Studien haben gezeigt:<br />

Wenn einer Gruppe von Leuten negative und<br />

positive Meldungen vorgesetzt werden, verweilen<br />

die meisten länger bei den negativen Schlagzeilen.<br />

Das liegt anscheinend in der Natur des Menschen.<br />

Dies macht auch durchaus Sinn, denn eigentlich<br />

müssen wir in erster Linie alle Gefahren kennen.<br />

Wir geraten unter Druck, weil wir uns keine Fehler<br />

mehr leisten können. Aus Fehlern lernen wir aber. Wie<br />

wirkt sich der fehlende Mut, Fehler zu begehen, auf<br />

die Risikokompetenz aus?<br />

Ein interessantes Beispiel in diesem Zusammenhang<br />

ist die Luftfahrt. Dort lernt nicht nur der einzelne<br />

Pilot aus Fehlern, sondern es wurde extra ein System<br />

eingerichtet, dem alle Fehler gemeldet werden.<br />

Dies bedeutet: Fehler werden grundsätzlich nicht<br />

toleriert, wenn sie aber passieren, werden sie nicht<br />

vertuscht, sondern registriert, damit das System angepasst<br />

werden kann.<br />

Könnte die Finanzwelt etwas von der Zivil luftfahrt<br />

lernen?<br />

In der Finanzwelt ist es etwas schwieriger, denn<br />

Fehler sind in unserem komplexen Finanzsystem<br />

nicht so offensichtlich. Bei steigenden Börsenkursen<br />

nützt es nichts, zu sagen, dass ich nicht investiere,<br />

weil die Börsenkurse überbewertet werden.<br />

Wenn ich am Ende den Anschluss nicht verpassen<br />

will, muss ich investieren. In der Medizin und in<br />

der Zivilluftfahrt sind Fehler offensichtlicher, das<br />

macht manches einfacher.<br />

Wir leben in einer eng getakteten Welt und werden<br />

von morgens bis abends mit Informationen und Vorhersagen<br />

versorgt. Hilft diese Informationsflut, treffsicherer<br />

zu entscheiden oder lenkt sie uns vor allem<br />

vom Wesentlichen ab?<br />

Wir verfügen über mehr sowie detallierteres Wissen.<br />

Die Schwierigkeit ist nun aber, das Wissen<br />

herauszufiltern, das relevant ist. Das Überangebot<br />

an Informationen führt dazu, dass sich einzelne<br />

Menschen mit Entscheidungen schwertun. Auch<br />

unterscheiden sich die Entscheidungen: Eine Firma<br />

gründen zu wollen und uns Gedanken über die<br />

richtige Partnerwahl zu machen, ist nicht dasselbe.<br />

Ausschlaggebend ist darum immer, vor welcher<br />

Entscheidung wir stehen.<br />

Wie fällt der einzelne Bürger angesichts verwirrender<br />

Nachrichten und all der Unwägbarkeiten wie Druck<br />

und Beschleunigung des Lebens eine richtige Entscheidung?<br />

Häufig ist es unmöglich, zu sagen, welche Entscheidung<br />

die richtige ist. Wenn wir zum Beispiel einen<br />

Hamburger, Pommes und eine Glace essen, so ist<br />

dies vielleicht die falsche Wahl, wenn wir bereits<br />

Übergewicht haben. Wenn wir Fastfood aber einfach<br />

mögen und nach dem Genussprinzip handeln,<br />

ist die Entscheidung gar nicht so falsch. Prinzipiell<br />

kann ich oft nur bei ganz simplen Entscheidungen<br />

nachträglich auch sicher sein, dass meine Wahl die<br />

richtige war. Bei komplexen Entscheidungen gibt<br />

38 39


es kein offensichtliches Kriterium dafür, ob die<br />

Entscheidung richtig oder falsch war.<br />

Sollen wir vermehrt auf unser Bauchgefühl hören,<br />

wenn wir nicht sicher sind, welche Entscheidung die<br />

richtige ist?<br />

Unsere Emotionen helfen uns dabei, gewisse Gewichtungen<br />

vorzunehmen. Bei der Berufswahl ist<br />

zum Beispiel ausschlaggebend, ob ich einfach eine<br />

befriedigende Tätigkeit suche oder unbedingt Ansehen<br />

gewinnen und einen guten Lohn verdienen<br />

will. In diesem Moment sind es die Emotionen und<br />

unser Bauch, die uns sagen, was uns wichtig ist.<br />

Und wenn wir wissen, was uns wichtig ist, ist es natürlich<br />

auch einfacher, die richtige Wahl zu treffen.<br />

Studien haben übrigens gezeigt, dass Leute, deren<br />

emotionales System infolge von Hirnschäden beeinträchtigt<br />

ist, Mühe bekunden, Entscheidungen<br />

zu treffen, weil sie nicht mehr wissen, was ihnen<br />

wichtig ist. Emotionen spielen bei der Entscheidungsfindung<br />

also eine wichtige Rolle.<br />

Kann uns die Risikoforschung bei der Frage nach<br />

konkreten Entscheidungen helfen?<br />

Als Risikoforscher hoffe ich natürlich, dass ich<br />

besser überblicke, welche Faktoren mich bei einer<br />

Entscheidungsfindung nicht beeinflussen sollten.<br />

Ziel wäre es, sich stärker um die Risiken zu sorgen,<br />

die relevant sind, und den Risiken, die weniger Gewicht<br />

haben, weniger Beachtung zu schenken.<br />

Hilft die Strategie, sich bei einer Entscheidungsfindung<br />

immer zu fragen: Was wäre der schlimmste Fall?<br />

Das ist sicher eine praktikable Strategie, sich die<br />

Frage zu stellen: Mit welchem Umstand könnte<br />

ich auf keinen Fall leben? Wir müssen uns aber bewusst<br />

sein, dass wir auch stark beeinflussbar sind.<br />

Wenn in den Medien zum Beispiel viele Berichte<br />

über Kampfhunde erscheinen, die Passanten beissen,<br />

dann schätzen wir das Risiko automatisch entsprechend<br />

hoch ein. In diesem Moment sollten wir<br />

unser Gefühl aber hinterfragen und grundsätzlich<br />

überlegen, ob das Risiko, von einem Kampfhund<br />

gebissen zu werden, wirklich so hoch ist.<br />

Gerd Gigerenzer, ein deutscher Risikoforscher, sagt,<br />

je grösser das Unwissen, desto wichtiger sei die<br />

Intuition. Stimmen Sie dem zu?<br />

Vordergründig ist dies eine triviale Aussage. Tatsache<br />

ist: Wenn ich kein Wissen habe, bleibt mir<br />

ja nur die Intuition. Ich finde es auch fragwürdig,<br />

wenn man den Leuten nun einfach zu mehr Bauchentscheidungen<br />

rät. Wie bereits erwähnt, unterscheiden<br />

sich Entscheidungen, und darum hilft<br />

auch nicht bei allen Entscheidungen die Intuition<br />

weiter. Manchmal ist es besser, sich auf Zahlen zu<br />

verlassen. Aus meiner Sicht wird die Intuition auch<br />

häufig mit implizitem Wissen verwechselt. Wenn<br />

wir auf einem Gebiet Experten sind, können wir<br />

auf Basis unseres impliziten Wissens Entscheidungen<br />

fällen. Ein Laie, der nicht auf dieses Wissen zurückgreifen<br />

kann, wird im gleichen Fall wohl auch<br />

mit seinem Bauchgefühl keine gute Entscheidung<br />

fällen. Darum ist das implizite Wissen bei vielen<br />

Entscheidungen ausschlaggebend.<br />

Kann man Intuition lernen?<br />

Ich glaube, man braucht viel implizites Wissen, um<br />

gute intuitive Entscheidungen fällen zu können.<br />

Wie wichtig ist die Intelligenz des Unbewussten beim<br />

Fällen von Entscheidungen unter Druck?<br />

Auch hier ist das implizite oder explizite Wissen<br />

ausschlaggebend. Bei einem Tsunami hilft das unbewusste<br />

Gefühl nicht weiter. Wir müssen wissen,<br />

dass bei einem entsprechenden Erdbeben eine solche<br />

Monsterwelle entstehen kann und wir uns im<br />

Gefahrengebiet in Sicherheit bringen müssen. Leute,<br />

die in diesem Moment entscheiden, dass diese<br />

Welle aufgrund ihrer Grösse ein Ereignis ist, das<br />

aus der Nähe betrachtet werden muss, fällen einen<br />

fatalen Entscheid. Bei vielen seltenen oder neuen<br />

Gefahren kann uns also die Intelligenz des Unbewussten<br />

in die Irre führen.<br />

<br />

40 41


Impressionen<br />

Bogen F 43 – 45<br />

Backstage<br />

Umbau<br />

Ufrichti<br />

Architektur<br />

Impressionen im Winter 46 – 49<br />

Dorfladen<br />

Eis<br />

Viadukt<br />

Gemüsebau<br />

Jobbus 50 – 52<br />

Arbeitssituationen<br />

Sicherheitsraining<br />

Obstblütentag<br />

Gemüsebau<br />

Konter 53<br />

Arbeitssituation<br />

Wohnen 54 – 55<br />

Wetzikon<br />

Hinwil<br />

Fussball 56 – 59<br />

Jobbuscup<br />

EM-Bar<br />

Kultur im Bogen F in Zürich: der mobile Backstage-Bereich für Bands →<br />

44<br />

Juli <strong>2012</strong>, Konzert: Das in der Mitte ist der Oli der ganz entspannt im Sitz hockt. Der war übrigens der Mitbewohner<br />

des Grfikers dieses berichts. Lustig, wie man sich immer wieder über den Weg läuft.<br />

45


Premiere unter den Geleisen: Am 6. Juni <strong>2012</strong> feierten<br />

zahlreiche Gäste die «Ufrichti» des neuen Bogen F.<br />

Bogen F: «Work in progress» im Viadukt, Frühjahr <strong>2012</strong><br />

Nach dem Umbau: viel Atmosphäre und Raum für Kultur, AIP-interne Nutzungen und externe Vermietungen<br />

46


AIP Dorfladen Seegräben: seit 2010 sechs Tage die Woche für die Kundschaft da<br />

AIP Mittagstisch E1S Wetzikon: im 2008 eröffnet und im Jahr <strong>2012</strong> um einen Kiosk erweitert<br />

48<br />

AIP Restaurant Viadukt: Das erste Netzwerk-Arbeitsintegrationsprojekt für<br />

Jugendliche und junge Erwachsene in Zürich wurde im Mai 2010 gestartet.


48<br />

Ottenhauser Gemüsebau: Dem Jobbus/Garage geht die Feldarbeit auch im Winter nicht aus.


Jobbus/Garage: seit 17 Jahren im Einsatz für Private und die öffentliche Hand in Haus, Garten, Natur und Wald<br />

51


Obstblütentag in Seegräben: Das Catering<br />

des Restaurants Konter und des<br />

Dorfladens Seegräben begeisterte.<br />

Sicherheitstraining Winterthur: Das Mitarbeiterteam<br />

des Jobbus/Garage bildete sich weiter.<br />

Gemüsebau in Seegräben: erntefrisch für die wöchentliche Ottenhauser Gemüsekiste<br />

AIP Restaurant Konter: Der erste Netzwerk-AIP-Betrieb wurde im Jahr 2005 in Wetzikon lanciert.<br />

52


Auffangwohngruppe Wetzikon: Sommerfest für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus und Garten<br />

Walderstrasse 24, Hinwil: «Ufrichti» mit allen Beteiligten nach sanftem Hausumbau<br />

Blick hinter die Kulissen: Am Sommerfest bot sich ebenfalls die Gelegenheit,<br />

die Arbeit des Teams der Auffangwohngruppe näher kennenzulernen.<br />

56


Jobbus-Cup <strong>2012</strong>: Das jährliche Fussballturnier fand am 4. September bereits zum 15. Mal statt.<br />

Nahkampf: Trotz engagiertem Einsatz dominierte<br />

die gute Stimmung auf dem Fussballfeld.<br />

Speaker in Action: Dank Peter Tanner lief auf der<br />

Heusser-Staub-Wiese in Uster alles rund.<br />

Mittagspause: Für die Bewirtung der hungrigen Kicker war erneut das Restaurant Konter zuständig.<br />

Strahlende Gewinner: Die Spieler des Vereins Läbesruum aus Winterthur gingen als Sieger vom Platz.<br />

58


Bogen F im Fussballfieber: Zwei Tage nach der «Ufrichti» erfolgte gleich der Anpfiff zur EM-Bar. Sport statt Musik: Während eines Monats war Fussball Trumpf im Bogen F, verpflegt wurden die Fans vom Restaurant Viadukt.<br />

60


Finanzen<br />

62


Rückblick <strong>2012</strong><br />

Budget 2013 und Ausblick<br />

Die Stiftung Netzwerk schliesst das Geschäftsjahr<br />

<strong>2012</strong> mit einem Verlust von Fr. 18 522.– ab. Budgetiert<br />

war ein Minus von Fr. 3 850.–, die Abweichung von<br />

dieser Zahl beträgt somit Fr. 14 672.–.<br />

Das vergangene Geschäftsjahr kann in zwei extrem<br />

gegensätzliche Hälften aufgeteilt werden:<br />

Bis im Sommer lief alles nach Plan. Fast alle Angebote<br />

waren gut ausgelastet. Die Zahlen zeigten ein erfreuliches<br />

Bild, sie waren teilweise sogar weit besser als<br />

budgetiert. Kurz: Der Motor brummte auf Hochtouren.<br />

Der Ausbau des Bogen F in den Viaduktbögen konnte<br />

gemäss Zeitplan beendet werden. Das Eröffnungsfest<br />

im Juni <strong>2012</strong> und der anschliessende einmonatige<br />

Fussball-EM-Barbetrieb gehörten zu den Highlights<br />

des Jahres. Die vom Jobbus/Garage lancierte<br />

Ottenhauser Gemüsekiste legte einen Blitzstart hin,<br />

so dass aus Produktionskapazitätsgründen beim<br />

Abonnementsverkauf sogar ein Numerus clausus eingeführt<br />

werden musste.<br />

Ab dem Monat September jedoch standen die Zeichen<br />

plötzlich auf Sturm. Der Auslöser für die negative<br />

Entwicklung in kürzester Zeit: eine Kombination<br />

aus fatalerweise gleichzeitig signifikant gesunkenen<br />

Auslastungszahlen bei vielen Angeboten sowie<br />

unverändert hohen anfallenden Kosten. Dank den<br />

unter Hochdruck eingeleiteten Gegenmassnahmen<br />

auf verschiedensten Ebenen konnte bis Ende Jahr<br />

erreicht werden, dass das Jahresergebnis doch noch<br />

im Rahmen blieb. Massgeblich dazu beigetragen hat<br />

auch die Tatsache, dass wir einige grössere Spendenbeiträge,<br />

die ursprünglich für das wegen unvorhersehbarer<br />

Schwierigkeiten aufgegebene Projekt<br />

Quartierladen Zürich-Wiedikon gesprochen wurden,<br />

nicht alleine nur für die Deckung der für das Projekt<br />

entstandenen Kosten, sondern zur allgemeinen Unterstützung<br />

der Stiftung Netzwerk verwenden durften.<br />

Dies zu verdanken haben wir der grosszügigen<br />

Bereitschaft unserer Spender.<br />

Im Rückblick zeigt sich, dass sich die Situation für<br />

unser Angebot von begleiteten Ausbildungs- und<br />

Beschäftigungsplätzen für Jugendliche in unseren<br />

AIP-Gastrobetrieben wohl entscheidend verändert<br />

hat. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie werden einerseits<br />

in der zunehmenden Konkurrenz zwischen<br />

Angeboten in der Arbeitsintegration vermutet, unter<br />

dem Gesichtspunkt der demografischen Entwicklung<br />

interpretiert oder mit einem höheren Lehrstellenangebot<br />

in der Wirtschaft in Zusammenhang gebracht. Erfreulicherweise<br />

laufen aber unsere AIP-Betriebe nach<br />

wie vor sehr gut und sichern so die Arbeitsplätze für<br />

unsere Jugendlichen in den Arbeitsintegrationsprojekten<br />

(AIP). Vor allem das Restaurant Viadukt konnte<br />

den budgetierten Umsatz wiederum übertreffen.<br />

Bei den übrigen Angeboten profitierte das AIP Dorfladen<br />

während des ganzen Jahrs von einer über dem<br />

Budget liegenden, hohen Klientenauslastung. Die Jugendwohnungen<br />

lieferten das schon fast gewohnt<br />

gute solide Ergebnis ab. Das kleinste Angebot, die<br />

Ambulante Jugend- und Familienbegleitung, schloss<br />

ebenfalls im positiven Bereich ab. Bei den vier Angeboten<br />

der Dezentralen Drogenhilfe (DDH) legte<br />

der Jobbus/Garage den Boden für das ausgeglichene<br />

Jahresergebnis vor allem im ersten Halbjahr. Die<br />

DDH-Wohnangebote erholten sich gegen Ende Jahr<br />

wieder von einem Zwischentief. Insgesamt mussten<br />

aber Begleitetes Wohnen und Auffangwohngruppe<br />

auf Kosten der gut ausgelasteten Wohnhilfe mehr<br />

Subventionen und Gemeindebeiträge als budgetiert<br />

beanspruchen.<br />

Zusammengefasst zeigte uns das Geschäftsjahr auf,<br />

dass wir immer wachsam und flexibel bleiben müssen,<br />

um gut vorbereitet auf unvorhersehbare Entwicklungen<br />

reagieren zu können.<br />

Das Budget 2013 rechnet mit einem Jahresverlust<br />

von Fr. 6 161.–. Die Budgetsumme ist nach wie vor im<br />

Bereich um die 10 Millionen Franken angesiedelt. Wegen<br />

der unsicheren Marktlage wurden die Erträge vor<br />

allem bei den Einnahmen aus Tages- und Monatspauschalen<br />

der Arbeitsintegrationsprojekte (AIP) eher<br />

vorsichtig budgetiert und Kapazitätsanpassungen<br />

nach unten vorgenommen.<br />

Nach der Stadt Wetzikon im Jahre 2011 stimmte nun<br />

erfreulicherweise auch die Stadt Illnau-Effretikon einer<br />

Erhöhung unseres bestehenden Darlehens zur<br />

Stärkung der Betriebsmittel zu.<br />

Anfang 2013 begann der Umbau unserer Liegenschaft<br />

Walderstrasse in Hinwil. Für die Finanzierung<br />

des Vorhabens konnten wir auf die bewährte Zusammenarbeit<br />

mit der Clientis Zürcher Regionalbank in<br />

Wetzikon und der Wohnbaugenossenschaft Schweiz<br />

(ehemals Schweizerischer Verband für Wohnungswesen<br />

SVW) zählen.<br />

Erstmals seit vielen Jahren sind für das Jahr 2013<br />

keine neuen Projekte oder ein Ausbau von Angeboten<br />

geplant. Nach einigen grossen Wachstumsschritten<br />

in den vergangenen Jahren konzentrieren wir uns<br />

in erster Linie auf die Konsolidierung und Optimierung<br />

der bestehenden Geschäftsbereiche und auf<br />

die Lancierung des AIP Bogen F. Ein weiteres Hauptaugenmerk<br />

ist auf das Controlling der internen Kosten<br />

(Stichwort Kostenwahrheit) sowie auf die Rentabilität<br />

der Gastrobereiche gerichtet.<br />

Weiter gilt es für das Angebot Begleitetes Wohnen in<br />

Rüti eine oder mehrere Ersatzliegenschaften zu finden,<br />

da eine jahrelang dafür genutzte Liegenschaft<br />

im Herbst 2013 definitiv abgebrochen wird.<br />

Nach dem «Pilotbetrieb» im zweiten Halbjahr <strong>2012</strong><br />

setzen wir einige Hoffnungen in das erste Jahr mit<br />

Vollbetrieb im AIP Bogen F: Unser Angebot der Durchführung<br />

von Caterings, Apéros und Feiern an diesem<br />

speziellen Ort scheint einem grossen Bedürfnis zu<br />

entsprechen und könnte sich zu einem wichtigen<br />

Standbein für die Stiftung Netzwerk entwickeln. Weiterhin<br />

werden im AIP Bogen F auch unsere Konzerte<br />

stattfinden, die im Veranstaltungskalender der Stadt<br />

Zürich zu einer fixen Grösse geworden sind.<br />

Insgesamt blicken wir trotz oder gerade wegen «des<br />

kassierten Schusses vor den Bug» und der darauf<br />

getroffenen Massnahmen sowie eines geglückten<br />

Jahresstarts gespannt, aber auch zuversichtlich ins<br />

Jahr 2013.<br />

<br />

64 65


Stiftung Netzwerk<br />

Revisionsbericht<br />

Bilanz<br />

Mittelflussrechnung<br />

Aktiven<br />

<strong>2012</strong><br />

2011<br />

2010<br />

<strong>2012</strong><br />

2011<br />

2010<br />

Flüssige Mittel 378202 415 602 493894<br />

Debitoren 765487 872969 685303<br />

Verrechnungssteuer 73 102 268<br />

Kautionen 125591 125 306 116691<br />

Subventionen 240000 240000 240000<br />

Warenlager 106722 106766 109136<br />

Transitorische Aktiven 94237 78106 246530<br />

Umlaufvermögen 1710313 1838851 1891822<br />

Sachanlagen 751504 550 075 550 896<br />

Einrichtungen 2006 260 1797 540 1643556<br />

Immobilien 674 710 675190 675190<br />

Anlagevermögen 3432475 3022805 2869642<br />

Bilanzsumme 5142787 4861656 4761464<br />

Passiven<br />

Kreditoren 508196 643607 408133<br />

Transitorische Passiven 407793 321152 438052<br />

Darlehensschulden 1454000 1132000 1170000<br />

Hypotheken 563500 568500 573500<br />

Fremdkapital 2933489 2665259 2589685<br />

Gebundene Fonds Viadukt bzw. AIP 1321437 1290015 1245000<br />

Stiftungskapital 906383 926779 944863<br />

Minder-/Mehrerträge Subventionen 0 0 0<br />

Jahreserfolg -18522 -20396 -18084<br />

Eigenkapital per 31.12. 887 861 906383 926779<br />

Bilanzsumme 5142787 4861656 4761464<br />

Mittelfluss aus Betriebstätigkeit 362648 392435 225508<br />

Betriebsdefizit -18522 -20396 -18084<br />

Minder-/Mehrerträge Subventionen<br />

Abschreibungen 338802 319579 293289<br />

Abnahme/Zunahme Subventionsforderungen<br />

Abnahme/Zunahme übrige Forderungen 107226 -196115 -177420<br />

Veränderung Warenlager 44 2370 -65316<br />

Abnahme/Zunahme Transitorische Aktiven -16131 168424 -188013<br />

Zunahme/Abnahme kurzfrist. Verbindlichkeiten -135411 235474 199243<br />

Zunahme/Abnahme Transitorische Passiven 86641 -116900 181809<br />

Mittelfluss aus Investitionstätigkeit -748472 -472741 -1964131<br />

Desinvestitionen 826 1530 1000<br />

Investitionen in AIP Mittagstisch -18755 -15 766 -33815<br />

Investitionen in AIP Rest. Konter -6153 -20321 -22184<br />

Investitionen in AIP Dorfladen -23 432 -239777 -30826<br />

Investitionen in AIP Rest. Viadukt -22716 -83546 -1675347<br />

Investitionen in AIP Bogen F -514376<br />

Investitionen in übrige Sachanlagen -163865 -114861 -202959<br />

Mittelfluss aus Finanzierungstätigkeit 348423 2015 889500<br />

Permanent zweckgebundene Spenden AIP 31423 45015 155 000<br />

Neue Darlehen und Hypotheken 350000 750000<br />

Rückzahlung Darlehen und Hypotheken -33000 -43000 -15 500<br />

Anfangsbestand Flüssige Mittel 1.1. 415 602 493894 1343017<br />

Endbestand Flüssige Mittel 31.12. 378202 415 602 493894<br />

Veränderung Zahlungsmittel -37401 -78291 -849123<br />

Erfolgsrechnung & Budget<br />

Geschäftsstelle<br />

Begleitetes Wohnen<br />

Auffangwohngruppe<br />

Jobbus/Garage<br />

Wohnhilfe<br />

Ambulante Jugendund<br />

Familienbegleitung<br />

Jugendwohnungen<br />

AIP Rest. Konter<br />

AIP Mittagstisch E1S<br />

AIP Rest. Viadukt<br />

inkl. AIP Bogen F<br />

AIP Dorfladen<br />

Seegräben<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Budget 2013<br />

Kapitalnachweis<br />

Anfangsbestand<br />

1.1.<strong>2012</strong><br />

Zuweisungen<br />

Extern<br />

Interne<br />

Fondstransfers<br />

Verwendung<br />

Endbestand<br />

31.12.<strong>2012</strong><br />

Ertrag 212 582 827 947 706861 2106209 176663 51120 625460 1396914 337 951 3367625 816269 10625602 10606741<br />

Aufträge 899619 350100 162471 2259068 431118 4102376 4333740<br />

Mieten 136268 6000 10781 153049 81312<br />

Tagespauschalen 769945 660858 993756 118433 51120 625460 1046616 166 223 1046336 347531 5826278 5743996<br />

Mittel aus Eigenfinanzierung<br />

Stiftungskapital 906383 -18522 887861<br />

Jahresverlust -18522 18522<br />

Organisationskapital 906383 -18522 887861<br />

Sonstige Erlöse 400 400<br />

Spenden 76315 61550 8000 12255 2253 1500 161873 112 000<br />

Spenden aus Fonds 113001 38576 151 577 168576<br />

Subventionen Kanton 39673 31466 129031 39829 240000 240000<br />

Unterstützungsbeiträge 50000 50000<br />

Gemeindebeiträge 18329 14537 59611 18401 110 877 112 306<br />

MwSt. -37358 -13802 -3398 -113814 -2456 -170828 -185189<br />

Aufwand 1146 205 653706 553941 1897 750 162 144 45782 528691 1313696 331377 3208817 802014 10644124 10612902<br />

Personalkosten 737949 338 224 312758 1190815 131770 36 161 308301 839110 168545 1596877 302000 5962510 5952939<br />

Produktionsmaterial 174 553 196217 90053 868 560 377142 1706524 1721155<br />

Kapitalkosten/Abschreibungen 42 027 5309 5117 29691 1572 622 4863 45244 21371 176744 52473 385034 430376<br />

Raumkosten 149311 213560 118604 113011 6246 5917 143383 129057 26965 282458 22955 1211 467 1211 289<br />

Leistungen an Klienten 19643 62021 159065 786 276 13460 17570 40 4532 2163 279557 253638<br />

Betriebskosten 45 902 76970 55441 230616 21770 2805 58684 86 499 24403 279646 45280 928016 958505<br />

Sport und Kultur 171016 171016 85000<br />

Organisationskosten Umlage -933623 188 983 164613 209712 29319 2614 83100 80673 6074 162 466 6069 0<br />

Betriebsgewinn (+)/Defizit (-) -14743 -11693 -1252 -14801 2724 13668 2546 501 -3658 8186 -18522 -6161<br />

Mittel aus Fondskapital<br />

Gebundene Fonds<br />

AIP Viadukt, AIP Dorfladen,<br />

AIP Bogen F<br />

1 290 015 183 000 -151 577 1 321 437<br />

66<br />

67


Netzwerk Stiftung, Zürich<br />

Spenden Netzwerk <strong>2012</strong><br />

Revisionsbericht<br />

Arbeitsintegrationsprojekt AIP allgemein<br />

Walter und Anne Marie Boveri Stiftung 25000.00<br />

Alfred und Bertha Zangger-Weber-Stiftung 10000.00<br />

Strohbach Helen, Rüti 200.00<br />

Tüscher Ruth und Edwin, Betschwanden 200.00<br />

Widmer Max und Nelli, Uster 200.00<br />

Wiget Theo und Marianne, Hausen am Albis 200.00<br />

Arbeitsintegrationsprojekt AIP Restaurant Konter<br />

Spenden<strong>stiftung</strong> Bank Vontobel (Schulraumerweiterung) 20000.00<br />

Hilda und Walter Motz-Hauser Stiftung (Schulraumerweiterung) 15000.00<br />

Evang. Ref. Kirchgemeinde Wallisellen 5000.00<br />

Familien-Vontobel-Stiftung 3000.00<br />

Wittwer Susanna, Baden 200.00<br />

Ramseier-Giss Walter und Susanne, Wald 150.00<br />

Reinhart Frank, Bertschikon 150.00<br />

Zollinger Hans und Christa, Rüti 150.00<br />

Oklé Roger und Esther, Wolfhausen 136.27<br />

Acker Stefan, Bäretswil 100.00<br />

Arbeitsintegrationsprojekt AIP Mittagstisch E1S<br />

Staub/Kaiser-Stiftung 12255.25<br />

Berger Hans, Zürich 100.00<br />

Bickel Marianne, Zürich 100.00<br />

Börlin Hans, Grüt 100.00<br />

Arbeitsintegrationsprojekt AIP Restaurant Viadukt<br />

Röm. Kath. Kirchgemeinde Maria-Hilf, Zürich 1500.00<br />

Stiftung PWG 500.00<br />

Spende anonym 200.00<br />

Eisenring Markus, Zürich 100.00<br />

Friedli Bänz, Zürich 100.00<br />

Graf-Scheibling Jürg, Wetzikon 100.00<br />

Grüninger Herbert, Wetzikon 100.00<br />

Grüninger René, Zürich 100.00<br />

Arbeitsintegrationsprojekt AIP Dorfladen Seegräben<br />

Verein Dorfladen Seegräben 1500.00<br />

Honegger-Neukom Peter und Hanna, Rüti 100.00<br />

Jordan Philipp, Zürich 100.00<br />

Kubli Peter, Affoltern am Albis 100.00<br />

Jobbus/Garage allgemein<br />

Vandebroek Jos, Pfäffikon (Gutschein) 500.00<br />

Kündig Klara, Tann 100.00<br />

Luginbühl-Welter Ursula, Wetzikon 100.00<br />

Marti Marianne und Jakob, Tann 100.00<br />

Allgemein<br />

Morger AG, Rüti 100.00<br />

Alfred und Bertha Zangger-Weber-Stiftung 10000.00<br />

Immopro AG, Zürich 6000.00<br />

Ernst und Theodor Bodmer Stiftung 4000.00<br />

Gemeindeverwaltung Hinwil 3000.00<br />

Pretto Manuela, Basel 100.00<br />

Sablonier Annigna, Zürich 100.00<br />

Urner Lydia, Grüningen 100.00<br />

Weber Benjamin, Tann 100.00<br />

Bilanz<br />

Aktiven<br />

<strong>2012</strong><br />

2011<br />

2010<br />

Belimo Automation AG, Hinwil 2500.00<br />

Ingesa Oberland AG, Wetzikon 2000.00<br />

Berri AG, Zürich 1000.00<br />

Evang. Ref. Kirchgemeinde Rüti (Mission <strong>2012</strong>) 1000.00<br />

Gemeindeverwaltung Wald 1000.00<br />

Röm. Kath. Kirchgemeinde Pfäffikon 1000.00<br />

Brütsch Hermann und Esther, Adetswil 500.00<br />

Flückiger Food Systems GmbH, Wetzikon 500.00<br />

Grandjean Dominique, Zürich 500.00<br />

Evang. Ref. Kirchgemeinde Rüti, Kollekte 438.25<br />

Buscher Jochen, Rüti 300.00<br />

Röm. Kath. Kirchgemeinde Wetzikon 300.00<br />

Weibel Marc, Wermatswil 100.00<br />

Weidmann Marcelle, Rüti 100.00<br />

Zobrist Jürg und Jungholz Beatrice, Uster 100.00<br />

Zollinger Heizungen AG, Dürnten 100.00<br />

Für alle Spenden – auch die vielen kleineren und hier nicht aufgeführten – bedanken<br />

wir uns ganz herzlich.<br />

Flüssige Mittel 83151 45839 155 002<br />

Umlaufvermögen 83151 45839 155 002<br />

Anlagevermögen 0 0 0<br />

Bilanzsumme 83151 45839 155 002<br />

Passiven<br />

Kreditoren 0 0 980<br />

Transitorische Passiven 23 150 0 106300<br />

Fremdkapital 23 150 0 107280<br />

Stiftungskapital 45839 47722 50000<br />

Jahreserfolg 14162 -1883 -2278<br />

Eigenkapital per 31.12. 60001 45839 47722<br />

Bilanzsumme 83151 45839 155 002<br />

Eugster Ulrich Alfred, Wetzikon 250.00<br />

Wüst Martin, Bassersdorf 250.00<br />

Biefer Ursula, Burgdorf 200.00<br />

Büchi Martin, Zürich 200.00<br />

Erfolgsrechnung<br />

<strong>2012</strong><br />

Ernst Beat, Rüti 200.00<br />

Evang. Ref. Kirchgemeinde Dürnten 200.00<br />

Evang. Ref. Kirchenpflege Egg 200.00<br />

Irniger Walter und Gundhilde, Hombrechtikon 200.00<br />

Meili-Bernet Adrian, Hinwil 200.00<br />

Moor Eugen, Steinmaur 200.00<br />

Stiefel-Waschier Edwin, Tann 200.00<br />

Ertrag 18222<br />

Spenden 18150<br />

Zinsertrag 72<br />

Aufwand 4060<br />

Personalkosten 905<br />

Spendenaufwand 3150<br />

Betriebskosten 5<br />

Betriebsgewinn (+)/Defizit (-) 14162<br />

<br />

68 69


Statistiken<br />

AIP Restaurant Viadukt Auslastung: 79%, Durchschnittsalter m/f: 19/20<br />

AIP Restaurant Konter Auslastung: 99%, Durchschnittsalter m/f: 17/18<br />

Kapazität Plätze 25<br />

Teilnehmende pro Tag im Schnitt 19.6<br />

Total Teilnehmende 24 13 37<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 14 8 22<br />

Eintritte 8 4 12<br />

Eintritte vom AIP Restaurant Konter 1 1 2<br />

Eintritt vom AIP Mittagstisch E1S 1 0 1<br />

Austritte 4 5 9<br />

Austritt ins AIP Mittagstisch E1S 1 0 1<br />

Ausbildung abgeschlossen 3 1 4<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 16 7 23<br />

Lehre als Koch 12 2 14<br />

Lehre als Restaurationsfachmann/-frau 2 4 6<br />

Attestlehre als Küchenangestellte/r 5 1 6<br />

Attestlehre als Restaurationsangestellte 0 4 4<br />

Praktische Ausbildung PrA 1 0 1<br />

Arbeitstraining 3 2 5<br />

Schulabschluss 1 0 1<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Bubikon 1 Hinwil 2 Rüti 1 Wetzikon 1<br />

Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1 Pfäffikon 1 Russikon 2<br />

Bezirk Uster: Dübendorf 1<br />

Kanton Zürich: Affoltern am Albis 1 Dietikon 2 Hombrechtikon 1<br />

Horgen 1 Rümlang 1 Wiesendangen 1 Winterthur 3 Zürich 15<br />

Ausserkantonal: Brunnadern SG 1 Niederwil AG 1<br />

Das AIP Restaurant Viadukt konnte die Klientenauslastung<br />

weiter steigern. Das Angebot erfreute sich<br />

einer regen Nachfrage; die Hälfte der Neueintritte<br />

stammte aus der Stadt Zürich. 84 Prozent der Klienten<br />

absolvierten eine Berufsbildung, die Mehrheit<br />

davon eine dreijährige Lehre. Die Jugendlichen<br />

konnten sich im Restaurantbetrieb optimal auf das<br />

Berufsleben vorbereiten. So haben alle vier Lernenden,<br />

die sich am Ende ihrer Berufsbildung befanden,<br />

das Qualifikationsverfahren bzw. die Lehrabschlussprüfung<br />

bestanden.<br />

Kapazität Plätze 21<br />

Teilnehmende pro Tag im Schnitt 20.8<br />

Total Teilnehmende 30 13 43<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 15 6 21<br />

Eintritte 15 7 22<br />

Austritte 15 5 20<br />

Austritte ins AIP Restaurant Viadukt 1 1 2<br />

Ausbildung abgeschlossen 1 1 2<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 13 6 19<br />

Lehre als Koch 0 1 1<br />

Lehre als Restaurationsfachfrau 0 1 1<br />

Attestlehre als Küchenangestellte/r 4 1 5<br />

Attestlehre als Restaurationsangestellte 0 3 3<br />

Attestlehre als Schreinerpraktiker 3 0 3<br />

Praktische Ausbildung PrA 3 1 4<br />

Arbeitstraining 5 2 7<br />

Schulabschluss 15 3 18<br />

IV-Integrationsmassnahme 0 1 1<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Aathal-Seegräben 1 Bäretswil 1 Hinwil 1<br />

Rüti 4 Wetzikon 3<br />

Bezirk Pfäffikon: Fehraltorf 2 Pfäffikon 1<br />

Bezirk Uster: Greifensee 1 Mönchaltorf 1 Schwerzenbach 1<br />

Uster 1 Volketswil 2<br />

Kanton Zürich: Glattbrugg 1 Niederglatt 1 Ossingen 1<br />

Richterswil 1 Rümlang 1 Stäfa 1 Turbenthal 1 Uetikon am See 1<br />

Wädenswil 1 Winterthur 2 Zollikon 1 Zürich 11<br />

Ausserkantonal: Thun BE 1<br />

Im AIP Restaurant Konter konnte die Auslastung bis<br />

August konstant hoch gehalten werden. Freie Plätze<br />

wegen Austritten wurden sofort wieder besetzt.<br />

Neueintritte stammten grösstenteils aus dem Zürcher<br />

Oberland. Ab August hatte das AIP Restaurant<br />

Konter mit einer tieferen Auslastung zu kämpfen.<br />

Einige Berufsbildungs- und Beschäftigungsplätze<br />

konnten nicht besetzt werden, dafür blieb die Schulklasse<br />

komplett. Die zwei Lernenden, die sich am<br />

Ende ihrer Berufsbildung befanden, haben die Ausbildung<br />

erfolgreich abgeschlossen.<br />

Zuweisende Stellen<br />

Zuweisende Stellen<br />

Jugendanwaltschaft 9<br />

Jugend- und Familienberatung 5<br />

Schulpflege 1<br />

Soziale Dienste 13<br />

SVA/IV 9<br />

Jugendanwaltschaft 11<br />

Jugend- und Familienberatung 4<br />

Pädagogische Fachstellen 2<br />

Schulpflege/Schulpsychologischer Dienst 9<br />

Soziale Dienste 9<br />

SVA/IV 8<br />

70<br />

71


AIP Mittagstisch E1S Auslastung: 80%, Durchschnittsalter m/f: 18/18<br />

Jobbus/Garage Auslastung: 101%, Durchschnittsalter m/f: 35/31<br />

Kapazität Plätze 4<br />

Teilnehmende pro Tag im Schnitt 3.2<br />

Total Teilnehmende 5 1 6<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 2 0 2<br />

Eintritte 2 1 3<br />

Eintritt vom AIP Restaurant Viadukt 1 0 1<br />

Austritte 1 1 2<br />

Austritt ins AIP Restaurant Viadukt 1 0 1<br />

Ausbildung abgeschlossen 1 0 1<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 2 0 2<br />

Lehre als Koch 1 0 1<br />

Attestlehre als Küchenangestellter 3 0 3<br />

Arbeitstraining 1 1 2<br />

Zuweisende Stellen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Jugendanwaltschaft 4<br />

Soziale Dienste 2<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Wald 1 Wetzikon 1<br />

Bezirk Pfäffikon: Pfäffikon 1<br />

Kanton Zürich: Dietlikon 1 Winterthur 1 Zürich 1<br />

Das AIP Mittagstisch E1s startete von der Auslastung<br />

her verhalten, dank zwei Neueintritten und einem<br />

internen Übertritt lag die Auslastung dann einige<br />

Monate lang klar über den Vorgaben. Die Austritte<br />

konnten im Herbst mangels geeigneter Kandidaten<br />

leider nicht vollumfänglich wiederbesetzt werden.<br />

Zwei Drittel der Klienten absolvierten eine Berufsbildung.<br />

Der Lernende, der sich am Ende seiner Berufsbildung<br />

befand, bestand das Qualifikationsverfahren<br />

erfolgreich.<br />

Budgetierte Plätze 27.3<br />

Teilnehmende pro Tag im Schnitt 27.6<br />

Total Teilnehmende 128 20 148<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 40 7 47<br />

Eintritte 88 13 101<br />

Austritte 81 15 96<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 47 5 52<br />

Zuweisende Stellen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Amtsvormundschaft 1<br />

Netzwerk intern 4<br />

Soziale Dienste 143<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Bubikon 13 Dürnten 1 Fischenthal 1 Gossau 1<br />

Hinwil 4 Wald 6 Wetzikon 9<br />

Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 11 Wila 4<br />

Bezirk Uster: Uster 17<br />

Kanton Zürich: Langnau am Albis 2 Winterthur 75<br />

Netzwerk: intern 4<br />

Der Jobbus/Garage verzeichnete ein erfolgreiches<br />

Jahr <strong>2012</strong>. Gegenüber dem Vorjahr konnte das Angebot<br />

26 Prozent mehr Neueintritte verbuchen. Die<br />

Anzahl der Teilnehmenden erhöhte sich im Vorjahresvergleich<br />

um zwölf Prozent. An einem Tag im<br />

April wurde ein Spitzenwert von 40 Teilnehmenden<br />

erreicht. Weiterhin stammen die meisten Klienten<br />

aus der Stadt Winterthur, gefolgt von der Stadt<br />

Uster. In der Werkstatt in Wetzikon hat der Lernende<br />

im Rahmen des AIP seine Ausbildung als Schreinerpraktiker<br />

erfolgreich bestanden.<br />

AIP Dorfladen Seegräben Auslastung: 118%, Durchschnittsalter m/f: 19/23<br />

Auffangwohngruppe Auslastung: 92%, Durchschnittsalter m/f: 32/29<br />

Kapazität Plätze 5<br />

Teilnehmende pro Tag im Schnitt 5.9<br />

Total Teilnehmende 5 6 11<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 3 4 7<br />

Eintritte 2 2 4<br />

Austritte 2 0 2<br />

Ausbildung abgeschlossen 0 1 1<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 3 5 8<br />

Lehre als Detailhandelsfachmann 1 0 1<br />

Attestlehre als Detailhandelsassistent/in 3 4 7<br />

Arbeitstraining 1 0 1<br />

IV-Integrationsmassnahmen 0 2 2<br />

Zuweisende Stellen<br />

Jugend- und Familienberatung 1<br />

Soziale Dienste 4<br />

SVA/IV 6<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Bäretswil 1 Hinwil 1 Rüti 1 Wald 1<br />

Bezirk Pfäffikon: Hittnau 1 Illnau-Effretikon 2<br />

Bezirk Uster: Maur 1 Volketswil 1<br />

Kanton Zürich: Zürich 2<br />

Im AIP Dorfladen blieb die Nachfrage nach Detailhandelsplätzen<br />

weiterhin hoch. Acht Jugendliche<br />

absolvierten eine Berufsbildung. Erstmals durchliefen<br />

zwei Teilnehmerinnen eine IV-Integrationsmassnahme,<br />

ein Jugendlicher absolvierte ein<br />

Arbeitstraining. Die SVA/IV Zürich vermittelte<br />

drei von vier Neueintritten und war damit die zuweisungsstärkste<br />

Stelle. Eine Lernende, die sich<br />

am Ende ihrer zweijährigen Berufsbildung befand,<br />

schloss als erste Dorfladen-Teilnehmerin ihre Ausbildung<br />

als Detailhandelsassistentin ab.<br />

Kapazität Plätze 12<br />

BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 11.1<br />

Total BewohnerInnen 11 6 17<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 9 3 12<br />

Eintritte 2 3 5<br />

Austritte 3 2 5<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 8 4 12<br />

Zuweisende Stellen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Amtsvormundschaft 3<br />

Soziale Dienste 14<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Wetzikon 2<br />

Bezirk Pfäffikon: Pfäffikon 1<br />

Bezirk Uster: Dübendorf 1 Uster 3<br />

Kanton Zürich: Bülach 1 Kloten 2 Meilen 1 Zürich 5<br />

Ausserkantonal: Suhr AG 1<br />

Die Auffangwohngruppe startete nach einem unruhigen<br />

Vorjahr mit voller Auslastung ins Jahr <strong>2012</strong>.<br />

Abgesehen von einem kurzen Einbruch im Frühjahr<br />

war die Auslastungssituation in den Aussenwohnungen<br />

ab April konstant – volle Belegung ohne<br />

Bewohnerwechsel. Die wenigen Ein- und Austritte<br />

im Rahmen des gesamten Angebots dokumentieren<br />

eine stabile Wohnsituation und mehr Konstanz<br />

als in den Vorjahren. Der Frauenanteil war deutlich<br />

höher als früher. Eine Klientin ist leider verstorben.<br />

Die zuweisungsstärkste Gemeinde war wiederum<br />

die Stadt Zürich.<br />

72<br />

73


Begleitetes Wohnen Auslastung: 93%, Durchschnittsalter m/f: 33/30<br />

Jugendwohnungen Auslastung: 93%, Durchschnittsalter m/f: 19/19<br />

Kapazität Plätze 17<br />

BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 15.9<br />

Total BewohnerInnen 24 5 29<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 14 2 16<br />

Eintritte 10 3 13<br />

Austritte 10 2 12<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 14 3 17<br />

Zuweisende Stellen<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Amtsvormundschaft 6<br />

Soziale Dienste 23<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Wetzikon 3<br />

Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1<br />

Bezirk Uster: Dübendorf 2 Uster 3<br />

Kanton Zürich: Adliswil 2 Dägerlen 1 Geroldswil 1 Männedorf 1<br />

Meilen 2 Oetwil an der Limmat 1 Seuzach 1 Uetikon am See 1<br />

Volketswil 1 Zürich 9<br />

Die Auslastung beim Begleiteten Wohnen lag leicht<br />

unter den Vorgaben. Eine hohe Fluktuation und<br />

zahlreiche Austritte, die nicht umgehend durch<br />

Neueintritte ersetzt werden konnten, führten zu diesem<br />

Resultat. Weiterhin ist der Anteil männlicher<br />

Personen hoch, jedoch unverändert im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Das Durchschnittsalter ist leicht gestiegen.<br />

Die zuweisungsstärkste Gemeinde war erneut<br />

die Stadt Zürich.<br />

Kapazität Plätze 12<br />

BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 11.1<br />

Total BewohnerInnen 10 9 19<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 4 7 11<br />

Eintritte 6 2 8<br />

Austritte 4 3 7<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 6 6 12<br />

Zuweisende Stellen<br />

Amtsvormundschaft 1<br />

Jugendanwaltschaft 1<br />

Jugend- und Familienberatung 2<br />

Soziale Dienste 13<br />

SVA/IV 2<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Total<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Gossau 1 Wald 1 Wetzikon 3<br />

Bezirk Pfäffikon: Russikon 1<br />

Bezirk Uster: Uster 2<br />

Kanton Zürich: Buchs 1 Horgen 1 Oberengstringen 1 Zürich 6<br />

Ausserkantonal: Frick AG 1 Thun BE 1<br />

Mit einer Auslastung von 93 Prozent verzeichnen<br />

die Jugendwohnungen wiederum ein sehr erfolgreiches<br />

Jahr auf dem Niveau der Vorjahre. Einige Turbulenzen<br />

im Frühjahr führten kurzfristig im Juni/<br />

Juli zu einem Auslastungseinbruch, der ab August<br />

jedoch wieder aufgefangen werden konnte. Das Verhältnis<br />

weiblicher und männlicher BewohnerInnen<br />

war ausgeglichen. Auffallend war die Zunahme von<br />

Finanzierungen über IV-berufliche Massnahmen.<br />

Die zuweisungsstärkste Gemeinde war wiederum<br />

die Stadt Zürich.<br />

Wohnhilfe Auslastung: 107%<br />

Ambulante Jugend- und Familienbegleitung Auslastung: 88%<br />

Familienbegleitung<br />

Wohnungssuche<br />

Wohnbegleitung<br />

Total<br />

Total Aufträge 28 8 36<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 9 5 14<br />

Eintritte 19 3 22<br />

Austritte 18 3 21<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 10 5 15<br />

Zuweisende Stellen<br />

Amtsvormundschaft 4<br />

Andere 3<br />

Jugend- und Familienberatung 1<br />

Pro Infirmis 2<br />

Soziale Dienste 26<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Hinwil 6 Wetzikon 16<br />

Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1<br />

Bezirk Uster: Dübendorf 4 Uster 7<br />

Kanton Zürich: Fahrweid-Weiningen 1 Zürich 1<br />

Mit 36 Aufträgen konnte die Wohnhilfe gleich viele<br />

Mandate ausführen wie im Vorjahr. Dank starken<br />

Zahlen zu Jahresbeginn und im September wurde<br />

ein sehr gutes Jahresresultat erzielt. Wiederum betrafen<br />

rund 80 Prozent der Aufträge die Wohnraumsuche,<br />

für die aus den Bezirken Hinwil und Uster<br />

zahlreiche neue Aufträge erteilt wurden; die meisten<br />

stammten aus den Städten Wetzikon, Uster und<br />

Dübendorf. Die Wohnraumsuche konnte erfolgreich<br />

umgesetzt werden, die Wohnhilfe vermittelte <strong>2012</strong><br />

zehn Wohnungen an Wohnungssuchende.<br />

Jugendbegleitung<br />

Total<br />

Total Aufträge 4 4 8<br />

Stand 1.1.<strong>2012</strong> 2 1 3<br />

Eintritte 2 3 5<br />

Austritte 4 2 6<br />

Stand 31.12.<strong>2012</strong> 0 2 2<br />

Zuweisende Stellen<br />

Jugendanwaltschaft 1<br />

Jugend- und Familienberatung 1<br />

Soziale Dienste 5<br />

SVA/IV 1<br />

Herkunft<br />

Bezirk Hinwil: Hinwil 1<br />

Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 2<br />

Bezirk Uster: Uster 3<br />

Kanton Zürich: Zürich 1<br />

Ausserkantonal: Frick AG 1<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> war die Auslastung bei der Ambulanten<br />

Jugend- und Familienbegleitung schwankend, lag<br />

aber im Rahmen des Vorjahres. Grösste Auftraggeberin<br />

war die Stadt Uster, die drei neue Abklärungsaufträge<br />

erteilte. Vier Jugendliche wurden teils im<br />

familiären Umfeld oder in der eigenen Wohnung<br />

begleitet. Erstmals wurde eine Begleitung über eine<br />

IV-berufliche Massnahme finanziert. Ebenfalls erstmalig<br />

wurde eine Jugendbegleitung in der Stadt Zürich<br />

durchgeführt.<br />

<br />

74<br />

75


Michi<br />

Michi, 22: «Hier in der Küche ist der Umgangston gepflegt, draussen wird das womöglich nicht mehr so sein.»<br />

Absolviert im AIP Restaurant Viadukt<br />

in Zürich eine Kochlehre<br />

Meine Schulzeit in Zürich war ein Kampf. Als Einzelgänger<br />

kam ich immer unter die Räder, war<br />

nicht schlagfertig genug. Im 8. Schuljahr wechselte<br />

ich in eine Privatschule. Es folgten die besten zwei<br />

Jahre meiner Schulzeit. Die Mitschülerinnen und<br />

Mitschüler akzeptierten mich so, wie ich war. Von<br />

einer 4,0 schaffte ich es auf Anhieb auf einen Notendurchschnitt<br />

von 5,5. Ich merkte: Ich muss an<br />

mich glauben, und dann kommt es schon gut.<br />

Mit meinem guten Sek-B-Abschluss hatte ich<br />

keine Probleme, eine Lehrstelle zu finden. Ich fand<br />

einen Lehrplatz als Fachmann Betriebsunterhalt,<br />

also Hauswart. Mein Vater arbeitet in diesem Job,<br />

und in meinen Ferien hatte ich jeweils in seinem<br />

Betrieb ein bisschen gejobbt. Kaum in der Lehre,<br />

merkte ich aber ziemlich schnell, dass ich mit diesem<br />

Beruf nicht wirklich warm wurde. Ausserdem<br />

kam ich am Arbeitsplatz nicht mit allen Ausbildnern<br />

klar. Dann löste mein Lehrbetrieb das Lehrverhältnis<br />

ohne Vorwarnung wegen schlechter<br />

Leistungen auf; auch zur Lehrabschlussprüfung<br />

meldete mich mein Arbeitgeber nicht an, obwohl<br />

ich mit meinem Notendurchschnitt zugelassen<br />

worden wäre. Auf einen so abrupten Abgang war<br />

ich nicht vorbereitet. Ich versuchte mich zu wehren<br />

– vergeblich.<br />

Mein Plan, die Lehre in einem anderen Betrieb<br />

zu beenden, fruchtete nicht. Ich fand keine Lehrstelle.<br />

Darum war ich fast zwei Jahre lang arbeitslos<br />

und verdiente mit Tageseinsätzen bei Job Shop<br />

mein Taschengeld. Mein Vater und ich lagen uns<br />

oft in den Haaren. Er verstand nicht, wieso ich oft<br />

müde und unmotiviert war. Dies änderte sich, als<br />

bei mir 2010 eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung<br />

(ADS) diagnostiziert wurde. Viele Probleme der<br />

vergangenen Jahre liessen sich vor diesem Hintergrund<br />

erklären. Die Diagnose führte zu einer spürbaren<br />

Entspannung zu Hause. Seit drei Jahren besuche<br />

ich nun ein Neurotraining, da muss ich vor<br />

allem Konzentrationsübungen machen.<br />

Es war meine damalige Therapeutin, die mich<br />

darauf hinwies, dass Jugendliche mit Defiziten<br />

eine AIP-Lehre im Restaurant Viadukt absolvieren<br />

können. Kochen war schon immer eine Leidenschaft<br />

von mir, und ich esse auch gerne. Was ich<br />

hier sah, gefiel mir auf Anhieb: die Stimmung, der<br />

Umgang mit den Lehrlingen und die Chefs. Leider<br />

lehnte die Stadt eine Finanzierung der Ausbildung<br />

ab. Ich liess aber nicht locker und gab Rekurs ein.<br />

Neun Monate später wurde die Finanzierung gutgeheissen,<br />

ausschlaggebend war der Bericht meines<br />

Therapeuten. Bis zum Lehrbeginn im Sommer <strong>2012</strong><br />

absolvierte ich im Netzwerk ein Arbeitstraining.<br />

Ich verlor ein Jahr, dachte aber immer: Es kann nur<br />

besser werden, und ich will nun vor allem zeigen,<br />

was ich kann.<br />

Nun bin ich auf Kurs. Ich arbeite gerne am Herd<br />

und lerne viel. Meistens übernehme ich den Entremetier-Posten,<br />

stelle die Menüs fertig und bereite<br />

À-la-carte-Gerichte für den Abend vor. Da hier alles<br />

gut strukturiert ist, komme ich mit dem Stress klar.<br />

Dass es Sozialarbeiter gibt, an die ich mich wenden<br />

kann, wenn ich ein Probleme habe, kommt mir<br />

ebenfalls entgegen. Mir ist aber auch bewusst, dass<br />

es nach meiner Lehre mit der Wohlfahrt vorbei ist.<br />

Ich muss dann auf dem freien Markt bestehen können.<br />

Hier in der Küche ist der Umgangston gepflegt,<br />

draussen wird das womöglich nicht mehr so sein.<br />

Nach der Lehre könnte ich mir einen Job als Koch<br />

in einem kleinen Betrieb vorstellen. Mein Fernziel<br />

ist ein eigenes Restaurant.<br />

Nach dem Abschluss 2014 werde ich voraussichtlich<br />

die Wohnung meiner Eltern übernehmen<br />

und dort mit meiner Freundin leben. Wir haben<br />

uns im Internet kennengelernt. Unsere gemeinsame<br />

Leidenschaft ist Eishockey. Sie ist Fan der SCL<br />

Tigers in Langnau, ich bin Anhänger der ZSC Lions.<br />

Ich reise an die meisten Spiele, verpasse quasi keinen<br />

Match. Auch wenn mein Lieblingsfussballclub<br />

GC spielt, bin ich meistens dabei. Ich leide mit meinen<br />

Clubs extrem mit. Mit zwei älteren Kollegen<br />

habe ich eine Hip-Hop-Band. Wir nennen uns Rap<br />

Meal, weil wir alle Köche sind oder waren. Ich stehe<br />

als Rapper extrem gerne auf der Bühne, für mich ist<br />

das Ganze aber pures Hobby. Was die Zukunft anbelangt,<br />

bin ich zuversichtlich. Es sieht alles viel<br />

besser aus als noch vor drei Jahren.<br />

<br />

78<br />

79


Elisa<br />

Elisa, 18: «Ich weiss, was es heisst, keine Eltern zu haben, . dieses Gefühl vermittelt dir kein Buch.»<br />

Wohnt in einer Jugendwohnung der<br />

Stiftung Netzwerk und macht ein<br />

Praktikum in einer Kinderkrippe<br />

Ich absolviere zurzeit ein Praktikum in einer Kinderkrippe<br />

in Zürich. Den Job habe ich mir alleine<br />

organisiert. Die Stelle war ausgeschrieben, ich<br />

habe angerufen und das Praktikum bekommen.<br />

Ich arbeite gerne mit Kindern: Egal, wie schlecht<br />

du drauf bist, Kinder muntern dich immer auf.<br />

Mein Alltag ist abwechslungsreich; langweilig wird<br />

mir mit den Knirpsen eigentlich nie. Ich habe zuvor<br />

schon ein Praktikum in einem Altersheim und in<br />

einer anderen Krippe absolviert, aber dort stimmte<br />

die Chemie mit dem Team nicht. An meiner neuen<br />

Stelle ist das anders: Es kommt ja eher selten vor,<br />

dass Männer in Kinderkrippen arbeiten, aber bei<br />

meiner jetzigen Stelle ist das so. Nicht nur das Team<br />

profitiert, sondern die Durchmischung ist auch für<br />

die Kids gut. Die Buben können zum Beispiel mit<br />

den männlichen Betreuern «tschutten».<br />

Mein Vater ist halb Angolaner, halb Kongolese,<br />

meine Mutter halb Holländerin, halb Deutsche.<br />

Meinen Vater sehe ich sehr selten. Er lebt in der<br />

Westschweiz. Wenn er in Zürich ist, ruft er mich<br />

manchmal an, und wir sehen uns irgendwo für<br />

20 Minuten. Dann muss er aber auch schon wieder<br />

weiter. Mit meiner Mutter habe ich gar keinen<br />

Kontakt mehr. Sie wohnt in Zürich, aber ich weiss<br />

nicht einmal genau, wo. Ich will sie nicht mehr treffen,<br />

und sie mich auch nicht. Damit habe ich abgeschlossen.<br />

In meiner Kindheit pendelte ich zwischen Pflegefamilie<br />

und Heim. Es war eine schwierige Zeit,<br />

denn ich musste mich immer wieder auf neue Leute<br />

einlassen. Am längsten, drei Jahre lang, wohnte<br />

ich im Heim in Aathal, wo ich auch die Sek B abschloss.<br />

In der Schule war ich nach einer kurzen<br />

Angewöhnungszeit ziemlich streberhaft. Als dann<br />

jedoch kurz vor meinem Abschluss meine Bezugsperson<br />

im Heim kündigte, warf mich das total aus<br />

der Bahn. Die Beziehung zwischen mir und diesem<br />

Betreuer war sehr eng gewesen. Er war irgendwie<br />

alles für mich: Kumpel, Mami, Papi. In den letzten<br />

zwei Wochen ging ich nicht mehr zur Schule. Ich<br />

hatte den «Koller», tauchte total ab. Den Abschluss<br />

habe ich wohl nur geschafft, weil man mir sehr<br />

wohlgesinnt war.<br />

Nach dem Heim kam ich erstmals ins Netzwerk,<br />

das war 2011, und zwar in die Jugendwohnungen,<br />

in eine Wohngemeinschaft. Der Wechsel<br />

war krass. Denn eigentlich war Eigenverantwortung<br />

gefragt, doch ich sah nur die neuen Freiheiten<br />

und übertrieb alles: Das Rauchen, das Ausgehen,<br />

das Herumtrödeln. Als ich dann noch meine Tagesstruktur<br />

verlor, musste ich wieder ausziehen.<br />

Ein Jahr verbrachte ich daraufhin in einer Jugendwohnung<br />

in Oerlikon. Dort musste ich keine Tagesstruktur<br />

vorweisen, konnte aber nur ein Jahr lang<br />

bleiben. Nach Ablauf dieser Frist war ich immer<br />

noch am gleichen Punkt. Ich klopfte wieder beim<br />

Netzwerk an. Doch es war kein WG-Zimmer frei.<br />

Nach vielen Diskussionen war das Netzwerk bereit,<br />

mir einen Platz im Einzelwohnen zu geben. Ich war<br />

total erleichtert: Die Zusage erhielt ich an einem<br />

Dienstag, abends um sieben Uhr, um neun Uhr am<br />

nächsten Tag musste ich am anderen Ort in Oerlikon<br />

ausziehen.<br />

Es ist schön, eine eigene Wohnung zu haben.<br />

Oft kriege ich zu hören: «Hey, du bist erst 18 und<br />

wohnst schon alleine, cool!» Meine Antwort lautet<br />

dann aber immer: «Was macht deine Mutter für<br />

dich, waschen, kochen, einkaufen? Siehst du, das<br />

muss ich alles selber machen. Und das ist nicht<br />

nur cool.» Mittlerweile habe ich mich aber daran<br />

gewöhnt. Wenn ich am Abend nach Hause komme,<br />

mache ich zuerst den Abwasch vom Vortag. Das ist<br />

so ein Ritual. Am Samstag sauge ich die Wohnung<br />

und wasche meine Klamotten. Ab und zu schaut<br />

jemand vom Netzwerk vorbei. Einmal in der Woche<br />

findet auch ein Gespräch statt. Darüber bin<br />

ich froh, jetzt gerade hilft man mir zum Beispiel<br />

mit der Steuererklärung. Mein Ziel ist, eine Lehre<br />

als Fachfrau Betreuung abzuschliessen und später<br />

einmal Sozialpädagogik zu studieren. Bereits als<br />

12-Jährige im Heim dachte ich immer, dass ich einmal<br />

zurückkommen möchte, um die Sachen besser<br />

zu machen. Meine Biografie hilft mir sicher, weil<br />

ich beide Seiten kenne. Ich weiss, was es heisst,<br />

keine Eltern zu haben; dieses Gefühl vermittelt dir<br />

kein Buch.<br />

<br />

80<br />

81


Superform<br />

Superform kompakt: Heinz Rutschmann, Angela Wyttenbach, Matthias Wehrli,<br />

Daniel Hotz, Jan Petzold, Freya Garbsch (von l.o.n.r.u); Michael Sax (stehend)<br />

82<br />

Schreinerei unseres Vertrauens<br />

Daniel Hotz, 49, und Michael Sax, 48, die beiden<br />

Geschäftsleiter von Superform, erklären, wie ihre<br />

Firma zur heutigen Form fand.<br />

S wie «So fing alles an»<br />

Superform gibt es seit 2003 in dieser Form. Michael<br />

ist damals in die Firma eingestiegen, die ich vorher<br />

als Einzelfirma führte, er hat aber schon vorher<br />

hier gearbeitet. Bei der Namensfindung haben wir<br />

uns etwas schwergetan. Am Schluss haben wir uns<br />

dann auf Superform geeinigt, weil das ein Name ist,<br />

der im Kopf hängen bleibt.<br />

U wie Unternehmen<br />

In unserem Kleinbetrieb in Wetzikon-Kempten arbeiten<br />

mit uns zwei Schreiner, eine Schreinerin,<br />

ein Lehrling und eine Lehrtochter. Im Unternehmen<br />

sind wir also ein siebenköpfiges Team.<br />

P wie Preise und Promotion<br />

Da wir ja keine grossen Maschinen einsetzen, sondern<br />

vor allem handwerklich arbeiten, kommen wir<br />

manchmal an den Punkt, wo wir uns sagen: Billiger<br />

und schneller geht es nicht mehr. Und was Promotion<br />

anbelangt: Möbel entwickeln ist unser Ding.<br />

Nach der Entwicklung und der Umsetzung wäre die<br />

Vermarktung die logische Fortsetzung. Werbung in<br />

eigener Sache ist aber unsere Schwachstelle.<br />

E wie Eigenart<br />

Wir versuchen, in unseren eher nüchtern-sachlichen<br />

Stil etwas reinzubringen, was diese Sachlichkeit aufbricht.<br />

Unser «Tischlein steck dich» aus Sperrholz ist<br />

nicht nur stabil, sondern dank der Steckverbindung<br />

ohne Werkzeug einfach zusammensetzbar. Der Hocker<br />

01 verfügt zusätzlich über ein Staufach.<br />

R wie Risiko<br />

Ein Risiko ist natürlich immer dabei, wenn man einen<br />

eigenen Betrieb hat. Wir sind immer damit beschäftigt,<br />

genügend Aufträge reinzubekommen.<br />

Ebenso können wir nie wirklich ausruhen und sagen,<br />

das ist nun erledigt, weil immer schon wieder Neues<br />

angepackt werden muss. Wir können es uns auch<br />

nicht leisten, mal weniger auf die Arbeit und das Geschäft<br />

zu fokussieren, sonst entgleitet uns die Sache<br />

schnell.<br />

F wie Form<br />

Vor zehn Jahren musste alles möglichst eckig und<br />

bündig sein. Das hat uns Schreinern das Leben<br />

ganz schön schwer gemacht, weil wir fast keinen<br />

Spielraum mehr hatten, vor allem im Innenausbau.<br />

Nun ist zum Glück die Form wieder wichtiger: Rund<br />

und oval und sogar Verzierungen liegen im Trend.<br />

O wie Oh, là là les Chinois<br />

Unser Verkaufsrenner ist unser Tisch mit Stecksystem.<br />

Diesen Tisch haben wir auch einmal an einer<br />

Messe in Köln gezeigt, wo er eine Delegation Chinesen<br />

in helle Aufregung versetzte. Die haben sich<br />

das Modell ganz genau angeschaut und Fotos geknipst.<br />

Eine chinesische Kopie unseres «Tischlein<br />

steck dich» ist uns bis heute aber zum Glück nicht<br />

untergekommen.<br />

R wie Region<br />

Wir sind verwurzelt in der Region, ich lebe in Wetzikon,<br />

Dani wohnt in Uster. Im Café Hut in Uster,<br />

das der Schweizer Heimatschutz soeben auf die<br />

Liste der «schönsten Cafés und Tea-Rooms der<br />

Schweiz» gesetzt hat, haben wir den Innenausbau<br />

übernommen. Bei der Gestaltung waren wir sehr<br />

frei, was spannend war.<br />

M wie Möbel<br />

Unsere Möbel sind für uns natürlich eine Visitenkarte.<br />

Da steckt unser Herzblut drin. Superform-Produkte<br />

sollen physisch, jedoch nicht ästhetisch altern<br />

dürfen. Die Inneneinrichtungen fürs Netzwerk<br />

entstehen in enger Zusammenarbeit mit Archi–<br />

tekt Luzius Baggenstos; gemeinsam konnten wir<br />

in der Vergangenheit viele tolle Innenausstattungen<br />

realisieren. Speziell war der Innenausbau des<br />

Restaurants Viadukt, wo Bar, Tische und sogar die<br />

Türen von uns sind.<br />

83<br />

Superform@Netzwerk: Die 3 ultimativen Fragen<br />

Bestes Netzwerk-Konzert ever?<br />

November 2009, Tony Scherr Trio im Restaurant<br />

Konter in Wetzikon.<br />

Warum wir über Mittag oft im Restaurant<br />

Konter essen?<br />

Weil es da gutes Essen gibt und mit der Zeit so etwas<br />

wie ein Mittagstisch mit Freunden entstanden ist.<br />

Auf welches von Superform gestaltete Möbel im<br />

Netzwerk sollte der Gast einmal ein Auge werfen?<br />

Wir empfehlen, die Bar im Restaurant Viadukt einmal<br />

genauer zu betrachten. Die Beschichtung ist<br />

aus braunem Kunstharz. Dieses günstige Material<br />

hat paradoxerweise einen sehr edlen Touch. Speziell:<br />

Wenn bei der Bar das Licht ins Spiel kommt,<br />

wirkt das Möbel durchscheinend.


Die Küchenchefs<br />

Risotto mit Scampi, Eisenkraut, Erbsen, Mascarpone und Zitronengras<br />

Stefan Wälty, 34, Küchenchef im Restaurant Viadukt, Zürich<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

8 Scampi mit Schale<br />

200 g Carnaroli-Reis<br />

1 Bund Eisenkraut<br />

30 g frische Erbsen<br />

2 Stängel Zitronengras<br />

2 Schalotten<br />

Gemüsebouillon<br />

50 g. Butter<br />

1 Lorbeerblatt<br />

1 dl Prosecco<br />

einige EL Olivenöl, kaltgepresst<br />

2 EL Mascarpone<br />

Salz, Fleur de Sel<br />

Vorbereitung<br />

Die Scampischwänze schälen. Einen Teil<br />

des Eisenkrauts in feine Streifen schneiden.<br />

Das Zitronengras fein hacken. Die<br />

Schalotten fein hacken.<br />

Zubereitung<br />

In einer Stielkasserolle die gehackten<br />

Schalotten in etwas Olivenöl glasig<br />

andünsten.<br />

Das gehackte Zitronengras dazugeben<br />

und mitdünsten.<br />

Den Risottoreis dazugeben und glasig mitdünsten.<br />

Mit der Hälfte des Prosecco<br />

ablöschen. Das Lorbeerblatt beigeben.<br />

Gemüsebouillon nach und nach dazugeben.<br />

Der Kern des Risottoreises sollte nach ca.<br />

18 Minuten Kochzeit noch leicht körnig<br />

sein.<br />

Die Erbsen und das geschnittene Eisenkraut<br />

unterrühren.<br />

Die Butter, den Mascarpone und den Rest<br />

des Prosecco unterrühren. Der Risotto soll<br />

fliessend in der Konsistenz sein.<br />

In einer separaten Bratpfanne die Scampi<br />

kurz im Olivenöl-Buttergemisch anbraten<br />

und mit Fleur de Sel und etwas Pfeffer<br />

würzen.<br />

Anrichten<br />

Den Risotto auf eine Platte geben und mit<br />

den gebratenen Scampi und einigen<br />

frischen Blättern Eisenkraut garnieren.<br />

Bio Lammnierstück auf sardischen Tomaten mit frischem Bärlauchpesto<br />

Diego Straumann, 39, Küchenchef im Restaurant Konter, Wetzikon<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

Pesto<br />

125 g Bärlauch<br />

30 g Parmesan gerieben<br />

50 g Pinienkerne<br />

1,2 dl Olivenöl extra vergine<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

Lammnierstücke<br />

4 Bio-Lammnierstücke à<br />

ca. 160 g<br />

6 – 8 sardische Tomaten<br />

Zubereitung<br />

Pesto<br />

Alle Zutaten ausser dem Öl und dem<br />

Parmesan in eine Schüssel geben.<br />

Mit einem Stabmixer (geht auch mit dem<br />

Mörser!) alles mixen und das Öl langsam<br />

einfliessen lassen. Zum Schluss den<br />

Parmesan dazu und mit Salz und Pfeffer<br />

abschmecken. Natürlich kann die Menge<br />

nach eigenem Geschmack variiert<br />

werden.<br />

Lammnierstücke<br />

Das Lamm würzen und beidseitig<br />

anbraten.<br />

Ca. 7 Minuten bei 110 Grad im Ofen<br />

«ausruhen» lassen.<br />

Anrichten<br />

Die gewaschenen Tomaten in Scheiben<br />

schneiden.<br />

Auf 4 Teller anrichten.<br />

Das Lamm schräg in 4 Stücke schneiden<br />

und auf die Tomaten drappieren.<br />

Den Pesto nach Belieben um die Tomaten<br />

verteilen.<br />

Kalbsragout an Safransauce mit Gemüse und Kartoffeln<br />

Gilbert Chanton, 57, Küchenchef im Mittagstisch E1S, Wetzikon<br />

Gilbert Chanton, Stefan Wälty und Diego Straumann (v.l.n.r.)<br />

84<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

600 g Kalbshuft<br />

wenig Olivenöl zum Anbraten<br />

10 cl Trockener Weisswein<br />

20 cl Kalbs- oder Gemüsefond<br />

10 cl Rahm<br />

1 Messerspitze Safran<br />

wenig Safranfäden<br />

Salz & Pfeffer<br />

20 g Butter<br />

10 cl Schlagrahm<br />

200 g Karotten<br />

200 g Kohlraben<br />

200 g Broccoli<br />

3 – 4 dl Gemüsefond<br />

600 g Kartoffeln<br />

Zubereitung<br />

Fleisch in heisser Bratpfanne mit Olivenöl<br />

gut anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen<br />

und an die Wärme stellen.<br />

Bratansatz mit Weisswein ablöschen,<br />

Kalbsfond, Safran und Rahm dazugeben<br />

und ca. 10 Minuten kochen lassen.<br />

Die Sauce durch ein feines Sieb passieren,<br />

reduzieren bis sie sämig ist.<br />

Mit dem Stabmixer die Butter darunter<br />

mixen, das Fleisch dazugeben und ein Teil<br />

Schlagrahm darunter ziehen. Nicht mehr<br />

kochen lassen.<br />

Beim Anrichten den restlichen Schlagrahm<br />

auf das Fleisch geben und mit<br />

Safranfäden garnieren.<br />

Das Gemüse würzen und im Gemüsefond<br />

dämpfen.<br />

Die Kartoffeln im Salzwasser ca. 5 Minuten<br />

abkochen, abschütten, auf Haushaltpapier<br />

auslegen (zum Trocknen), kurz vor dem<br />

Servieren in Butter goldbraun braten und<br />

mit Salz würzen.<br />

Anrichten<br />

Das Gemüse und die Kartoffeln abwechslungsweise<br />

rings um den Tellerrand<br />

anrichten.<br />

Das Fleisch in die Mitte geben und<br />

servieren.<br />

En Güete!


86 87


Konzerte<br />

Live im Restaurant Viadukt, Zürich<br />

26.01. Jeffrey Foucault & Cold Satellite (US) Support Hayward Williams (US)<br />

27.01. Haight-Ashbury (SCO) Support Joan & The Sailors (CH)<br />

28.01. Delilahs (CH) Support Admiral James T. (CH)<br />

16.02. Jochen Distelmeyer Solo (D)<br />

17.02. Jochen Distelmeyer Solo (D)<br />

09.03. Annakin unplugged (CH) AND Nadja Stoller (CH)<br />

12.04. Lou Lesage (F) Support Pascal Rinaldi Duo (CH)<br />

15.04. Black Box Revelation (B) Support Dead Bunny (CH)<br />

19.04. The Travelling Band (UK) AND Mina Tindle (F)<br />

01.05. Hot Panda (CAN) Support The Lonesome Southern Comfort Company (CH)<br />

06.05. Joseph Arthur (US)<br />

18.05. Pierre Omer & The Stewarts Garages Conspiracy Crew (CH) Support Julie et Moi (F)<br />

19.05. The Calling Sirens(CH) AND Adam Arcuragi & The Lupine Chorale Society (US)<br />

29.05. Billy Bragg (UK)<br />

01.06. Scott Matthew (AUS)<br />

Hayward Williams<br />

Live im Bogen F, Zürich<br />

06.06. Reverend Deadeye (US)<br />

05.07. Lloyd Cole (UK)<br />

19.07. Alela Diane (US) Support Nick Porsche (CH)<br />

20.07. Otis Gibbs (US) and Lesley Meguid (CH/US)<br />

31.08. Biggles & Guest (CH) Support Mo Blanc (CH) and Dj Honey-K (CH)<br />

04.09. And Also The Trees (UK)<br />

07.09. Sleep Party People (DK) Support Roy & the Devils Motorcycle (CH)<br />

21.09. Attwenger (A)<br />

22.09. Acapulco Stage Divers (CH) Support Skor (CH)<br />

26.09. Tu Fawning (US) Support Anna Kaenzig (CH)<br />

28.09. Sera Cahoone (US) Support Rita Hey (CH)<br />

05.10. Hans Söllner (D)<br />

12.10. SOKO (FR) Support Low Roar (US)<br />

13.10. Luka Bloom (IRL)<br />

21.10. Ha Ha Tonka (US) and Heart Attack Alley (NZ)<br />

02.11. Captain Ludd (CH) Support Dj Paul Plagiat (CH)<br />

10.11. Here We Go Magic (US)<br />

11.11. Shearwater (US) Support Jesca Hoop (US)<br />

17.11. Scott H. Biram (US) Support Captain Moustache & Fredo Ignazio (CH)<br />

24.11. Ryan Bingham (US) Support Reza Dinally (CH)<br />

01.12. First Aid Kit (SWE) Support Idiot Wind (SWE)<br />

05.12. Three Mile Pilot (US)<br />

07.12. KILBI im ÜberalL: Ravens & Chimes (US) and OY (CH) and Grouper (US)<br />

08.12. KILBI im ÜberalL: Clara Luzia (A) and Camilla Sparksss (Can) and Disco Doom (CH)<br />

Jeffrey Foucault & Cold Satellite<br />

Haight-Ashbury<br />

Joan & The Sailors<br />

09.– Bar & Musik: The O-Tones (CH) and Hazelnut (CH) and Violet & Born Toulouse (CH) and<br />

23. 12. Backliner (CH) and The Jesus Taco (CH) and Bobby Vacant & The Worn (CH) and<br />

ADADA David E. Keller (CH) and Navigator (CH)<br />

12.12. Tom Russell (US)<br />

14.12. Mama Rosin (CH) Support Shady And The Vamp (CH)<br />

Live in der Kulturfabrik, Wetzikon<br />

25.10. Züri West (CH)<br />

Delilahs<br />

86<br />

Admiral James T.


Jochen Distelmeyer<br />

Black Box Revelation<br />

Annakin<br />

Lou Lesage<br />

Nadja Stoller<br />

Dead Bunny<br />

Pascal Rinaldi Duo<br />

The Travelling Band<br />

Mina Tindle


Pierre Omer & The Stewarts Garages Conspiracy Crew<br />

Julie Et Moi<br />

Joseph Arthur<br />

The Calling Sirens<br />

Adam Arcuragi & The Lupine Chorale Society<br />

Hot Panda<br />

Scott Matthew<br />

The Lonesome Southern Comfort Company<br />

Billy Bragg


Reverend Deadeye<br />

And Also The Trees<br />

Lloyd Cole<br />

Mo Blanc<br />

Alela Diane<br />

Nick Porsche<br />

Biggles<br />

Sleep Party People<br />

Lesley Meguid<br />

Roy & The Devil´s Motorcycle<br />

Otis Gibbs


Acapulco Stage Divers<br />

Luka Bloom<br />

Skor<br />

Attwenger<br />

Sera Cahoone<br />

Rita Hey<br />

Tu Fawning<br />

Anna Kaenzig<br />

Low Roar<br />

Hans Söllner<br />

Soko


Captain Ludd<br />

Ha Ha Tonka<br />

Heart Attack Alley<br />

Captain Moustache & Fredo Ignazio<br />

Scott H. Biram<br />

Here We Go Magic<br />

Reza Dinally<br />

Jesca Hoop<br />

Shearwater<br />

Ryan Bingham


Three Mile Pilot<br />

Idiot Wind<br />

Tom Russell<br />

Shady And The Vamp<br />

Mama Rosin<br />

First Aid Kit


Kilbi im Überall<br />

Züri West<br />

OY<br />

Ravels & Chimes<br />

Disco Doom<br />

Kulturfabrik Wetzikon<br />

<br />

Camilla Sparksss


Stiftungsrat & Mitarbeitende<br />

Mitglieder des Stiftungsrates<br />

Erika Klossner-Locher, Präsidentin<br />

Thomas Frey<br />

Katrin Liscioch<br />

Eduard Schubiger-Eicher<br />

Carlo Wolfisberg<br />

Christian Wymann<br />

Geschäftsstelle Rüti<br />

Kaspar Jucker, Geschäftsleitung<br />

Yvonne Krauer, Projekte/Konzepte<br />

Johannes Weber, Berichte/Konzepte<br />

Peter Tanner, Buchhaltung/Controlling<br />

Karin Güntensperger, Buchhaltung<br />

Ruth Saxer, Buchhaltung<br />

Beatrice Kohli, Personaladministration/Liegenschaften<br />

Olivia Maurer, Lernende<br />

Luigi Ngamalu, Lernender<br />

Ylenia Vikor, Lernende<br />

Begleitetes Wohnen<br />

Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />

Marielle Albrecht, Betreuung<br />

Istvan Hunter, Betreuung<br />

Petra Karrer, Betreuung<br />

Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />

Geschäftsstelle Wetzikon<br />

Catherine Bolliger, Leitung<br />

Azdren Hadergjonaj, Sekretariat<br />

Natascia Niedda, Sekretariat<br />

AIP Restaurant Konter<br />

Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />

Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />

Irene Hongler, Stv. Betriebsleitung<br />

Christine Böhler, Betreuung<br />

Stefan Caluori, Betreuung<br />

Ursina Nicolay, Betreuung<br />

Susan Wiget, Betreuung<br />

Vanda Wrubel, Betreuung<br />

Debora Böniger Haag, Lehrerin<br />

Marco Stöckli, Lehrer<br />

Christa Suter Paffrath, Lehrerin<br />

Barbara Zimmerli, Lehrerin<br />

Aline Rousselot, Aushilfe Lehrerin<br />

Diego Straumann, Küchenchef Restaurant Konter<br />

Beatrice Beilstein, Aushilfe Köchin<br />

Beatrice Chenaux Mejias-Cuevas, Service<br />

Delia Menghini, Service<br />

Julia Meier, Praktikantin<br />

AIP Mittagstisch E1S<br />

Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />

Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />

Rachid Ouali, Küchenchef Mittagstisch E1S<br />

Gilbert Chanton, Küchenchef Mittagstisch E1S<br />

Michèle Hediger, Köchin<br />

Beatrice Beilstein, Aushilfe Köchin<br />

AIP Dorfladen Seegräben<br />

Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />

Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />

Sibylle Meisterhans, Betreuung<br />

Ursina Nicolay, Betreuung<br />

Susan Wiget, Betreuung<br />

Bruno Kratter, Aushilfe Betreuung<br />

Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />

Stefanie Hediger, Detailhandelsangestellte<br />

Lukas Nägeli, Praktikant<br />

Auffangwohngruppe<br />

Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />

Bettina Pletscher, Betreuung<br />

Georges Scherler, Betreuung<br />

Sandra Strenge, Betreuung<br />

Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />

Geschäftsstelle Uster<br />

Daniel Keller Leitung<br />

Christian Baer, Sekretariat<br />

Bodo Muggli, Aushilfe Sekretariat<br />

Jobbus/Garage<br />

Daniel Keller, Bereichsleitung<br />

Giovanni Falsia, Verantwortlicher Auftragswesen/Stv. Bereichsleitung<br />

Sibylle Urech, Verantwortliche Klienten<br />

Martin Blum, Gruppenleitung<br />

Marianne Dubach, Gruppenleitung<br />

Gregor Fischer, Gruppenleitung<br />

Sandra Jucker, Gruppenleitung<br />

Roger Käser, Gruppenleitung<br />

Benjamin Mac Donald, Gruppenleitung<br />

Thomas Marti, Gruppenleitung<br />

Roger Ulrich, Gruppenleitung<br />

Matthias van der Heide, Gruppenleitung<br />

Sabina Studer, Aushilfe Gruppenleitung<br />

Simone Bliggensdorfer, Gruppenleitung in Ausbildung<br />

Jugendwohnungen<br />

Brigitte Tanner, Bereichsleitung<br />

Béatrice Schneider, Betreuung<br />

Daniel von Arb, Betreuung<br />

Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />

Philipp Gonser, Aushilfe Betreuung/Kontrollgänge<br />

Maren Arnold, Praktikantin<br />

Katja Harlacher, Praktikantin<br />

Jana Kettner, Praktikantin<br />

Sander Graf, Nachtdienst<br />

Daniela Grolimund, Nachtdienst<br />

Adrian Küpfer, Nachtdienst<br />

Emchi Phelgy Tseten, Nachtdienst<br />

Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />

Brigitte Tanner, Bereichsleitung<br />

Daniel von Arb, Betreuung<br />

Wohnhilfe<br />

Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />

Bettina Pletscher, Betreuung<br />

Andi Wyss, Wohnungssuche<br />

Geschäftsstelle Winterthur<br />

Daniel Keller, Leitung<br />

Jobbus / Garage<br />

Daniel Keller, Bereichsleitung<br />

Sibylle Urech, Verantwortliche Klienten<br />

Geschäftsstelle Zürich<br />

Jürgen Steinberger, Leitung<br />

Lukas Keller, Marketing<br />

Güllüzar Oezdogan, Sekretariat<br />

Ylenia Vikor, Lernende<br />

AIP Restaurant Viadukt<br />

Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />

Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />

Gian-Peider Pinösch, Stv. Betriebsleitung<br />

Stefan Frischknecht, Pädagogische Leitung<br />

Layla Giacomazzi, Betreuung<br />

Bigna Schulthess, Betreuung<br />

Stefan Wälty, Küchenchef<br />

Louis Marshall, Sous-Chef Küche<br />

Rachid Ouali, Sous-Chef Küche<br />

Pascal Frischknecht, Koch<br />

Ivan Gabriel, Koch<br />

Michèle Hediger, Köchin<br />

Jasmin Hiestand, Köchin<br />

Lukas Nägeli, Koch<br />

Watscho Wazlav Hügli, Koch<br />

Vanessa Alvarez, Aushilfe Köchin<br />

René Blum, Aushilfe Koch<br />

Raphael Buchenhorner, Aushilfe Koch<br />

Bilegt Byambaa, Aushilfe Koch<br />

David Dabic, Aushilfe Koch<br />

Anatol Gill, Aushilfe Koch<br />

Barbara Nägeli, Aushilfe Köchin<br />

Thomas Schmidheiny, Aushilfe Koch<br />

Taulant Gashi, Aushilfe Küche<br />

Jade Marolf, Aushilfe Küche<br />

Gerda Zbinden, Aushilfe Küche<br />

Fabian Christen, Chef de Service<br />

Bruno Kratter, Chef de Service<br />

Deepa Gutierrez, Stv. Chef de Service<br />

Andreas Zimmerli, Stv. Chef de Service<br />

Julie Adams, Service<br />

Lea Aeschlimann, Service<br />

Beatrice Chenaux Mejias-Cuevas, Service<br />

Martina Herzog, Service<br />

Anna Hug, Service<br />

Anna Jurczak, Service<br />

Adelina Mehmeti, Service<br />

Clara Michel, Service<br />

Felicia Nater, Service<br />

Isabelle Piccand, Service<br />

Elena Pilla, Service<br />

Mischa Scala, Service<br />

Ursina Schärer, Service<br />

Heli Tuulikki Scherer, Service<br />

Daniela Schmid, Service<br />

Jessica Sigerist, Service<br />

Yvonne Steinmann, Service<br />

Christian Süss, Service<br />

Franca von Scarpatetti, Service<br />

Laure Wawrinka, Service<br />

Andrea Weber, Service<br />

Katja Weder, Service<br />

Dominik Wetzstein, Service<br />

Laura Widmer, Service<br />

Laura Elena Zachmann, Service<br />

AIP Bogen F<br />

Kaspar Jucker, Booking/Produktion<br />

Stefan Wälty, Booking/Produktion<br />

Olivier Roulin, Produktion<br />

Susan Wiget, Produktion<br />

Vanda Wrubel, Produktion<br />

Lukas Keller, Marketing<br />

Jürgen Steinberger, Vermietung/Gastronomie<br />

Gian-Peider Pinösch, Stv. Vermietung/Gastronomie<br />

Adelina Mehmeti, Barbetrieb<br />

Jasmin Meyer, Barbetrieb<br />

Annatina Nufer, Barbetrieb<br />

Christian Süss, Barbetrieb<br />

Franca von Scarpatetti, Barbetrieb<br />

Andreas Zimmerli, Barbetrieb<br />

AIP = Arbeitsintegrationsprojekt<br />

Adressen<br />

Geschäftsstelle Rüti<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Wettsteinweg 1, Postfach, 8630 Rüti<br />

T 055 251 50 40, F 055 251 50 45<br />

info@netz-werk.ch<br />

Begleitetes Wohnen<br />

begleitetes.wohnen@netz-werk.ch<br />

Geschäftsstelle Wetzikon<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Ettenhauserstrasse 5, 8622 Wetzikon<br />

T 043 488 15 30, F 043 488 15 35<br />

info@netz-werk.ch<br />

AIP Restaurant Konter<br />

Ettenhauserstrasse 5, 8622 Wetzikon<br />

T 043 488 15 38, F 043 488 15 39<br />

aip@netz-werk.ch<br />

info@restaurant-konter.ch<br />

AIP Mittagstisch E1S<br />

Binzackerstrasse 1, 8622 Wetzikon<br />

T 044 930 05 80, F 044 930 05 81<br />

aip@netz-werk.ch<br />

info@mittagstisch-e1s.ch<br />

AIP Dorfladen Seegräben<br />

Usterstrasse 1, 8607 Aathal-Seegräben<br />

T 044 932 13 06, F 044 972 19 84<br />

aip@netz-werk.ch<br />

dorfladen@netz-werk.ch<br />

Auffangwohngruppe<br />

Bahnhofstrasse 284, 8623 Wetzikon<br />

T 044 930 28 52, F 044 930 28 77<br />

auffangwohngruppe@netz-werk.ch<br />

Geschäftsstelle Uster<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Bahnstrasse 1, Postfach, 8610 Uster<br />

T 044 905 40 40, F 044 905 40 45<br />

info@netz-werk.ch<br />

Haus: Bahnstrasse 1<br />

Jobbus/Garage<br />

jobbus.garage@netz-werk.ch<br />

Haus: Brunnenstrasse 2<br />

Jugendwohnungen<br />

jugendwohnungen@netz-werk.ch<br />

Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />

jugendbegleitung@netz-werk.ch<br />

Wohnhilfe<br />

wohnhilfen@netz-werk.ch<br />

Geschäftsstelle Winterthur<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Lagerplatz 6, 8400 Winterthur<br />

T 052 202 19 20<br />

info@netz-werk.ch<br />

Jobbus/Garage<br />

jobbus.garage@netz-werk.ch<br />

Geschäftsstelle Zürich<br />

Stiftung Netzwerk<br />

Heinrichstrasse 221, 8005 Zürich<br />

T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />

info@netz-werk.ch<br />

marketing@netz-werk.ch<br />

AIP Restaurant Viadukt<br />

Viaduktstrasse 69/71, 8005 Zürich<br />

T 043 204 18 99, F 043 818 20 61<br />

aip@netz-werk.ch<br />

info@restaurant-viadukt.ch<br />

AIP Bogen F<br />

Viaduktstrasse 97, 8005 Zürich<br />

T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />

aip@netz-werk.ch<br />

kultur@netz-werk.ch<br />

Netzwerk Stiftung für Soziale Arbeit, Sport und Kultur<br />

Geschäftsstelle Zürich<br />

Heinrichstrasse 221<br />

8005 Zürich<br />

T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />

zuerich@netz-werk.ch<br />

Internet<br />

netz-werk.ch<br />

restaurant-konter.ch<br />

mittagstisch-e1s.ch<br />

dorfladen-seegraeben.ch<br />

jobbus.ch<br />

restaurant-viadukt.ch<br />

bogenf.ch<br />

Bankverbindungen<br />

Stiftung Netzwerk für Soziale Arbeit, Sport und Kultur<br />

Clientis<br />

Zürcher Regionalbank, Wetzikon<br />

Konto-Nr. 16 4.739. 000.10<br />

IBAN CH81 0685 0016 4739 0001 0<br />

Alternative Bank Schweiz AG, Olten<br />

Konto-Nr. 308.820.100-04<br />

IBAN CH15 0839 0030 8820 1000 4<br />

Postfinance<br />

Konto 87-40008-8<br />

Netzwerk Stiftung für Soziale Arbeit, Sport und Kultur, Zürich<br />

Clientis<br />

Zürcher Regionalbank, Wetzikon<br />

Konto-Nr. 16 6.774.272.06<br />

IBAN: CH89 0685 0016 6774 2720 6<br />

<br />

104<br />

105


Impressum<br />

Konzept und Gestaltung<br />

Komun GmbH, Zürich<br />

Text<br />

Judith Wyder, Zürich<br />

Fotografie<br />

Rafael Ibanez, Zürich Impressionen (Seite 52 o.l.)<br />

Andreas Meier, Zürich Impressionen (Seite 56, 57)<br />

Toshimi Ogasawara, Zürich Impressionen (Seite 44, 47, 50, 51, 52 o.r., 54,<br />

55, 59 o.r.), Konzerte (Seite 87 bis 99<br />

ausgenommen die Bilder von Cpt. Ludd,<br />

B. Rauber, P. Rohner und N. Zonvi)<br />

Patrick Principe, Bern Konzerte (Seite 101)<br />

Benjamin Rauber, Zürich Konzerte (Seite 97 m.l./r., 98 o.r. und u.l./r.)<br />

Pascal Rohner, Zürich Konzerte (Seite 96 u.m./r.)<br />

Basil Stücheli, Zürich Inhaltsverzeichnis, Tisch- und Expertengespräche<br />

(Seite 4 bis 39), Impressionen<br />

(Seite 53), Michi & Elisa (Seite 76, 78), Die<br />

Küchenchefs (Seite 82)<br />

Nicolas Zonvi, Wetzikon Cover, Impressionen (Seite 43, 45, 46, 48, 49,<br />

52 u., 58, 59 o.l. und u.), Superform (Seite 80),<br />

Konzerte (Seite 92 o.l., 93 u.m./r., 94 o.m./r.,<br />

95 u.l./r., 100)<br />

Illustration<br />

Patric Sandri, PS-Illustration, Zürich<br />

Produktion<br />

Stiftung Netzwerk: Kaspar Jucker, Yvonne Krauer,<br />

Lukas Keller, Bea Kohli, Peter Tanner<br />

Korrektorat<br />

Wortform, Zürich: Ursula Trümpy<br />

Druck<br />

Druckerei Odermatt AG, Dallenwil<br />

Publikation<br />

Juni 2013<br />

Auflage<br />

6000<br />

106

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