Jahresbericht stiftung netzwerk 2012
Jahresbericht stiftung netzwerk 2012
Jahresbericht stiftung netzwerk 2012
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<strong>Jahresbericht</strong><br />
Stiftung<br />
Netzwerk<br />
<strong>2012</strong>
Inhalt<br />
Editorial 02<br />
Tischgespräche 1 – 4<br />
Brigitte Tanner, Catherine Bolliger und Yvonne Krauer 04 – 11<br />
Nicolas Müller und Christoph Bangert 12 – 19<br />
Antoinette Hunziker-Ebneter und Gabriela Manser 20 – 27<br />
Roger Merguin und Philipp Meier 28 – 35<br />
Expertengespräch<br />
Michael Siegrist 36 – 39<br />
Impressionen 42 – 59<br />
Finanzen 60 – 67<br />
Statistiken 68 – 73<br />
Michi 76<br />
Elisa 78<br />
Superform 80<br />
Die Küchenchefs 82<br />
Konzerte 86 – 101<br />
Stiftungsrat und Mitarbeitende 102 – 103<br />
Adressen 103<br />
Impressum 104<br />
Tischgespräche und Expertengespräch →
Editorial<br />
<strong>2012</strong> war für die Stiftung Netzwerk ein ereignisreiches, intensives und erfolgreiches Jahr – vor<br />
allem aber ein Jahr der Extreme. Lange Zeit waren wir mit allen Programmen sehr gut auf Kurs. Im<br />
Spätherbst jedoch gerieten wir unversehens in einen zweimonatigen finanziellen Sinkflug, den<br />
wir nur dank ausserordentlicher Anstrengungen bis Ende <strong>2012</strong> wieder unter Kontrolle brachten.<br />
Rückblickend wissen wir, dass diese heftige und glücklicherweise kurze Baisse für uns alle sehr<br />
lehrreich war.<br />
Doch zuerst eins nach dem anderen: Nach zwei erfolgreichen Konzertjahren im Restaurant Viadukt<br />
konnte im Juni <strong>2012</strong> die «Ufrichti» des Bogen F in Zürich gefeiert werden. In diesem neuen<br />
Veranstaltungsbogen, direkt neben den Geleisen, fanden nach der Eröffnung und der Fussball-<br />
EM-Bar viele unvergessliche Konzerte mit Künstlern wie Soko, Lloyd Cole und First Aid Kit statt.<br />
Bis in den Herbst hinein waren wir mit unseren Angeboten voll ausgelastet, im September indes<br />
zog plötzlich ein Sturmtief auf. Die Stiftung Netzwerk, die in den vergangenen vier Jahren den<br />
Umsatz nahezu auf rund 10 Millionen Franken verdoppelt hatte, sah sich veranlasst, unmittelbar<br />
auf die Kostenbremse zu treten. Den Umschwung konnten wir nachträglich auf kurze<br />
Auslastungsschwankungen in beinahe allen Programmen und terminlich zusammenfallende<br />
Investitionen und Finanzausgaben zurückführen. Zu schaffen machte uns ebenfalls, dass im<br />
Sozialbereich vermehrt Billiganbieter unsere AIP-Programme mit Dumpingpreisen konkurrenzieren<br />
und dass diesbezüglich leider kaum Qualitätsüberprüfungen von Seiten der zuweisenden<br />
Stellen stattfinden. Hier wollen wir klar am Qualitätsanspruch bei unseren Programmen festhalten,<br />
da die Leidtragenden dieser Entwicklung letztlich die Jugendlichen sind.<br />
Das kurze, aber intensive Erdbeben rüttelte alle auf: Geschäftsleitung, Stiftungsrat, Mitarbeitende.<br />
Dank des Engagements aller und des Willens, diese Krise gemeinsam durchzustehen, gelang es<br />
uns, den «Tanker» binnen kurzem in ruhigere Gewässer zu lenken. Vor allem durften wir erneut<br />
auf die grosszügige Unterstützung unserer treuen Geldgeber zählen, wofür wir unseren Partnern<br />
noch einmal unseren grossen Dank aussprechen. Eine Konsequenz der geschilderten Turbulenzen<br />
ist, dass die Jahre <strong>2012</strong>/2013 beim Netzwerk nun erstmals im Zeichen der Konsolidierung stehen.<br />
<strong>2012</strong> wurde die Stiftung Netzwerk damit konfrontiert, dass bei negativer Geschäftsentwicklung<br />
sehr schnell gehandelt werden muss und dass ein Risiko nie vollumfänglich voraussehbar ist.<br />
Deshalb haben wir im vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> Mitarbeitende, Sportler, Unternehmerinnen,<br />
Kulturschaffende an einen Tisch gebeten, die in ihrem Beruf verhältnismässig viel riskieren, um ihr<br />
Ziel erreichen oder ihre Passion leben zu können. Experte Michael Siegrist, der an der ETH Zürich<br />
die Professur für Verbraucherverhalten innehat, erklärt, warum uns unser Gefühl dabei hilft, bei<br />
Entscheidungen den Fokus richtig zu setzen. Wir wünschen gute Lektüre und danken allen unseren<br />
Unterstützern herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen.<br />
Erika Klossner-Locher, Stiftungsratspräsidentin / Kaspar Jucker, Geschäftsleiter
1/4<br />
Tischgespräch<br />
mit den Frauen der erweiterten Geschäftsleitung Netzwerk<br />
«Ich hatte immer das Gefühl:<br />
Das packen wir!»<br />
Brigitte Tanner<br />
36, Bereichsleiterin Jugendwohnungen, Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />
Catherine Bolliger<br />
34, Co-Bereichsleiterin AIP-Arbeitsintegrationsprojekte für Jugendliche und junge<br />
Erwachsene<br />
Yvonne Krauer<br />
43, Projekte, Konzepte, Marketing<br />
V.l.n.r.: Brigitte Tanner, Catherine Bolliger, Yvonne Krauer →<br />
6
Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />
Sorge? Und was hat euch<br />
im Gegenzug zuversichtlich<br />
gestimmt?<br />
Catherine Bolliger: Im Bereich Arbeitsintegrationsprojekte<br />
(AIP) hatten wir <strong>2012</strong> ein sehr strenges<br />
Jahr. In den ersten Monaten waren wir total ausgelastet<br />
mit unseren AIP-Angeboten. Mein Team<br />
war gefordert, weil wir sehr unterschiedliche Jugendliche<br />
in den Programmen hatten. Mitte Jahr<br />
folgte nach einer kurzen Verschnaufpause der grosse<br />
Knall – nach der Sommerpause hatten wir viel<br />
weniger AIP-Lehrlinge. Angesichts des finanziellen<br />
Lochs, das sich auftat, mussten wir sofort reagieren.<br />
Zum Glück erklärte sich eine Mitarbeiterin spontan<br />
bereit, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Zudem<br />
wurde die Sekretariatsstelle nicht wieder besetzt.<br />
Das Paradoxe an der Situation war: Wir hatten ein<br />
halbes Jahr lang alles gegeben, und kaum war ein<br />
bisschen Ruhe eingekehrt, hiess es plötzlich, dass<br />
bereits Stellen gefährdet seien. Das setzte allen zu.<br />
Trotz der Turbulenzen gab es aber auch Positives:<br />
Das Team zog immer mit, hielt zusammen, obwohl<br />
alle an ihre Grenzen kamen. Brigitte Tanner: Bei<br />
mir war die Situation ein bisschen anders, da die Jugendwohnungen<br />
mehrheitlich gut ausgelastet waren.<br />
Trotzdem ging das Ganze nicht spurlos an mir<br />
vorbei. Wie prekär die Lage war, konnte ich im ersten<br />
Moment aber kaum einschätzen. Klar, sah ich<br />
die schlechten AIP-Zahlen, doch was diese genau<br />
bedeuteten, war für mich nicht fassbar, weil die Stiftung<br />
Netzwerk so gross geworden ist. Die Vorstellung,<br />
dass unser Tanker – wie der Geschäftsleiter<br />
das Netzwerk zu nennen pflegt – im schlimmsten<br />
Fall untergeht, war schrecklich. Verschiedene MitarbeiterInnen<br />
verzichteten spontan auf Lohnprozente<br />
oder halfen gratis bei den Konzerten. Da war<br />
plötzlich auch eine positive Energie spürbar: Wir<br />
ziehen das zusammen durch. Wir wollen nicht, dass<br />
es bachab geht. Yvonne Krauer: Ich stand Anfang<br />
<strong>2012</strong> vor einem Berg Arbeit. Einiges war liegengeblieben<br />
oder musste in Angriff genommen werden:<br />
Konzepte, Eingaben, Evaluationen, Berichte. Die<br />
Lancierung neuer Projekte stand im Raum, Spender<br />
mussten gesucht werden. Dank der zusätzlichen<br />
Anstellung eines Mitarbeiters wurde ich wider Erwarten<br />
stark entlastet. Die Krise kam auch für mich<br />
unterwartet. Sie war heftig, heftiger als die Krisen,<br />
die ich bis dahin im Netzwerk erlebt hatte. Dennoch<br />
hatte ich immer das Gefühl: Das packen wir!<br />
Wie seid ihr mit der Belastung<br />
umgegangen?<br />
Hattet ihr schlaflose<br />
Nächte?<br />
Bolliger: Am Anfang war ich mit der Situation klar<br />
überfordert. Ich benötigte ein paar Tage, um gemeinsam<br />
mit der Geschäftsleitung eine Strategie<br />
zu entwickeln. Danach ging alles Schlag auf Schlag,<br />
kleinere und grössere Massnahmen wurden sofort<br />
ergriffen und umgesetzt. Das vorgängige Innehalten<br />
betrachte ich im Rückblick als wichtig. Intuitiv<br />
sagte ich mir: Auch wenn nun dringend Strategien<br />
gefragt sind, sind übereilte Entscheidungen nicht<br />
die Lösung. Krauer: Als unser Geschäftsleiter Kaspar<br />
plötzlich nicht mehr von neuen Projekten, sondern<br />
von so was wie «gesundschrumpfen» sprach,<br />
wusste ich, dass die Lage ernst ist. Ich spürte eine<br />
grosse Verunsicherung. Tatsache ist: Wenn all das<br />
bachab gegangen wäre, was wir über all die Jahre<br />
aufgebaut haben, hätte mir das sehr wehgetan. Vor<br />
allem auch wegen der Köpfe dahinter: der Kolleginnen<br />
und Kollegen, der Klientinnen und Klienten.<br />
Mir wurde auch bewusst, dass wir aufgrund unserer<br />
Grösse zwar weniger miteinander zu tun haben als<br />
früher, aber dennoch immer noch sehr verbunden<br />
sind. Das heisst: Wenn das AIP ein Problem hat, haben<br />
wir alle ein Problem. Tanner: Ja, mir ging es<br />
da ähnlich. Als Kaspar als Geschäftsleiter plötzlich<br />
die Strategie wechselte, war das schon ein Weckruf,<br />
ein klarer Bruch. Denn früher war die Strategie bei<br />
Krisen immer: Fokus öffnen, über den Tellerrand<br />
schauen, neue Nischen besetzen. Zum ersten Mal<br />
hiess die Devise nun: Schrumpfen, keine neuen<br />
Projekte, Abgänge nicht ersetzen.<br />
Die Schnelllebigkeit in<br />
Beruf und Alltag spürt<br />
ihr auch beim Netzwerk.<br />
Eure Konzepte und Projekte<br />
werden kopiert.<br />
Wie frustrierend ist das?<br />
Tanner: Mich frustriert das nicht. Mir ist es gleichgültig,<br />
wenn andere Institutionen unser Konzept<br />
kopieren. Meiner Meinung nach kann man ein<br />
Konzept problemlos übernehmen, aber das sagt<br />
noch nichts über die Qualität des Angebots aus. Ein<br />
Konzept ist ein Raster, gefüllt werden muss dieses<br />
aber vom Team bei der alltäglichen Umsetzung.<br />
Krauer: Ich glaube nicht, dass wir im Netzwerk die<br />
Welt neu erfinden. Und doch sehe ich klare Stärken.<br />
Wenn wir eine Nische sehen, die wir besetzen<br />
wollen, reagieren wir sehr schnell. Wir haben einen<br />
mutigen Stiftungsrat, der uns den Rücken stärkt.<br />
Auch in schwierigen Zeiten. Wir verfügen über<br />
Geldgeber, die das, was wir machen, seit vielen Jahren<br />
schätzen und neue Projekte weiter unterstützen.<br />
Ein Konzept – da bin ich ganz deiner Meinung,<br />
Brigitte – ist Theorie. Am Ende zeigt sich in der Praxis,<br />
ob es taugt. Oder anders gesagt: Die Umsetzung<br />
kann man nicht kopieren, die wird geprägt von den<br />
Personen, von uns. Beim Netzwerk merkt man zudem<br />
schnell, dass die meisten mit Überzeugung<br />
und Freude bei der Sache sind, das strahlt nach<br />
aussen. Bolliger: Ich sehe das auch so. Die Konkurrenz<br />
im AIP-Bereich ist sehr gewachsen, Gastrobetriebe<br />
mit geschützten Arbeitsplätzen schiessen<br />
wie Pilze aus dem Boden. Doch in zwei, drei Jahren<br />
wird sich zeigen, welche Angebote überleben und<br />
überzeugen. Preis und Qualität werden zählen. Unsere<br />
Stärke ist der unkomplizierte Auftritt und die<br />
Topqualität. Im AIP- und Wohnbereich gehen wir<br />
auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen<br />
ein, was auch von den Jugendlichen sehr geschätzt<br />
wird. Wir können die Jugendlichen dort abholen,<br />
wo sie stehen. Diese Qualität erfordert von uns im<br />
Gegenzug viel Flexibilität.<br />
Ihr sitzt in der erweiterten<br />
Geschäftsleitung des<br />
Netzwerks. Welche Herausforderung<br />
steht für<br />
euch im Mittelpunkt?<br />
Bolliger: Alles unter einen Hut zu bringen. Das<br />
Tagesgeschäft nimmt bereits sehr viel Zeit in Anspruch,<br />
somit bleibt wenig Zeit für strategische<br />
Überlegungen. In der erweiterten Geschäftsleitung<br />
sind strategische Lösungen aber gefragt. Im Alltag<br />
ist dieser Spagat schwierig. Krauer: Wir haben<br />
in den vergangenen Jahren infolge des stetigen<br />
Wachstums stark in neue Projekte investiert. Dieses<br />
Jahr werden wir weniger Energie für Neues aufwenden,<br />
sondern – so hoffe ich – mehr Zeit finden fürs<br />
Optimieren und Konsolidieren. Tanner: In unserer<br />
Position müssen wir viele Qualitäten in einer Person<br />
vereinen. Wir müssen fachlich und betriebswirtschaftlich<br />
stark sein, gute Strategien und innovative<br />
Ideen für neue Angebote entwickeln. Wenn<br />
Catherine und ich zum Beispiel eine Person wären,<br />
käme das ziemlich gut: Sie ist mutig, reisst gerne<br />
Neues an; ich bin eher die, die Angebote auf Kurs<br />
bringen und etablieren will.<br />
Wie wichtig ist eurer<br />
Meinung nach die Rollenverteilung<br />
Mann/Frau<br />
im Netzwerk?<br />
Krauer: Ich nehme das nicht so wahr: hier die Frauen,<br />
dort die Männer. Natürlich sind wir verschieden,<br />
aber unsere Männer besetzen auch Domänen,<br />
die man eher uns Frauen zuschreiben würde, zum<br />
Beispiel reden einige sehr gerne… Bolliger: Für<br />
mich persönlich spielt die Geschlechterverteilung<br />
keine grosse Rolle. Wir müssen Leute überzeugen.<br />
Und im Sozialbereich haben wir ja eher das Problem,<br />
dass männliche Bezugspersonen für Jugendliche<br />
fehlen. Tanner: Ich finde schon, dass sich<br />
gewisse Geschlechterstereotypen zeigen. Einige<br />
EGL-Männer führen Debatten, reden viel. Ich hingegen<br />
sage nur etwas, wenn ich wirklich etwas zu<br />
sagen habe. Männer und Frauen haben auch verschiedene<br />
Führungsstile.<br />
Verantwortungsbewusstsein,<br />
Vernunft, innere<br />
Gelassenheit, Solidarität<br />
sind Tugenden, die für<br />
den Zusammenhalt der<br />
Gesellschaft unerlässlich<br />
sind. Verlieren diese<br />
Tugenden an Bedeutung?<br />
8 9
10 11
Tanner: Wir waren kürzlich an einer Veranstaltung,<br />
an der es um die Revision des Sozialhilfegesetzes<br />
des Kantons Zürich ging. Für unsere Arbeit<br />
ist diese Revision sehr relevant. Doch die Befürchtung<br />
ist, dass sich die politische Debatte vor allem<br />
um Missbrauch und im Speziellen um die Möglichkeiten<br />
zur Verhinderung von Missbrauch drehen<br />
wird. Dabei geht es um ein Gesetz, das unser<br />
Grundrecht tangiert. Dennoch ist es aus meiner<br />
Warte schwierig, einzuschätzen, ob es einen grundsätzlichen<br />
Werteverlust gibt. Ob es nicht immer so<br />
war, dass man auf die zeigte, die das Gesetz missbrauchen<br />
oder aus der Reihe tanzen. Ich persönlich<br />
weiss, dass ich privilegiert bin, und mache mir keine<br />
Sorgen um die Zukunft. Dass Leute verunsichert<br />
sind und Angst haben, wenn sie ins nahe Ausland<br />
schauen, kann ich nachvollziehen. Krauer: Ich<br />
denke, Solidarität gibt es noch. Vor allem wenn<br />
Unvorhersehbares passiert, etwas, das niemand<br />
offensichtlich verschuldet hat. Wenn man also<br />
nicht sagen kann: Der oder die trägt eine Schuld.<br />
Im Moment sind gewisse Themen in den Medien<br />
omnipräsent. Headlines wie Sozialschmarotzer bedrohen<br />
Sozialstaat oder Europa steht vor dem aus.<br />
Das macht den Leuten zunehmend Angst und verunsichert<br />
sie. Aber mir geht es ähnlich wie Brigitte:<br />
In meinem Alltag ist diese Angst nicht präsent.<br />
Bolliger: Natürlich würde ich mir wünschen, dass<br />
die Solidarität im Alltag mehr zum Tragen käme.<br />
Bezüglich des Werteverlusts bin ich mir auch nicht<br />
sicher, ob das nicht jede Generation behauptet, so<br />
in dem Sinn: Früher war alles besser. Die Vergangenheit<br />
wird gerne schöngeredet.<br />
Die Jugend von heute<br />
wächst in einer von Konkurrenz,<br />
Effizienz und<br />
Vorteilsstreben geprägten<br />
Welt heran. Welche<br />
Veränderungen machen<br />
den von euch betreuten<br />
Jugendlichen vor allem<br />
zu schaffen?<br />
Tanner: Unsere Jugendlichen sind teils kognitiv<br />
schwach und nicht ressourcenstark. Ob der Anteil<br />
solcher Jugendlicher allgemein zugenommen<br />
hat, kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist aber,<br />
dass es für diese schwieriger geworden ist, einen<br />
Platz in unserer Gesellschaft zu finden. Für Leute,<br />
die keine anspruchsvolle Arbeit machen können,<br />
gibt es keine einfache Arbeit mehr. Wo früher viele<br />
Hand anlegten, erledigen heute Maschinen den<br />
Job. Bolliger: In dieser leistungsorientierten Gesellschaft<br />
finden viele unserer Jugendlichen ihren<br />
Platz nicht mehr. Einige versuchen auszubrechen,<br />
andere glauben schon lange nicht mehr daran, den<br />
Anschluss zu schaffen, da dieses Ziel für sie so fern<br />
liegt. Gleichzeitig fehlt ihnen oft der Rückhalt, ein<br />
Umfeld, das sie fördert, fordert und unterstützt.<br />
Aus diesem Grund bieten wir im AIP unseren Jugendlichen<br />
eine individuelle Unterstützung und<br />
Begleitung an, um sie optimal zu coachen und ihnen<br />
das nötige «Werkzeug» für ihre weitere Zukunft<br />
mitzugeben.<br />
Ihr arbeitet seit rund<br />
zehn Jahren für die Stiftung.<br />
Was findet ihr reizvoll<br />
an eurer Stelle und<br />
eurer Aufgabe? Wie stark<br />
identifiziert ihr euch mit<br />
eurem Arbeitgeber?<br />
Bolliger: Ich identifiziere mich stark mit dem Netzwerk.<br />
Ich fühle mich wohl hier, kann sein, wie ich<br />
bin. Wir arbeiten ja auch sehr wirtschaftsnah. Das<br />
wollte ich immer, denn ich war schon früh davon<br />
überzeugt, dass wirtschaftliche Faktoren in der Sozialarbeit<br />
eine Rolle spielen. Auch für Jugendliche<br />
sind wirtschaftsnahe Betriebe wichtig. Wie Brigitte<br />
bereits erwähnt hat, kommt hinzu, dass ich<br />
eine Macherin bin, eine, die gerne Neues anreisst.<br />
Diese Seite kann ich im Netzwerk ausleben. Wobei<br />
im letzten Jahr nun zum ersten Mal keine neuen<br />
Angebote hinzukamen. So oder so konnte ich in<br />
den vergangenen zehn Jahren viele Erfahrungen<br />
sammeln und mich weiterentwickeln. Tanner: Mir<br />
geht es ähnlich. Die Identifikation mit dem Netzwerk<br />
ist sehr hoch. Ausserdem empfinde ich es als<br />
Privileg, einen Job zu machen, der sinnstiftend<br />
ist. Auch wenn ich die Wirksamkeit nicht belegen<br />
kann, die Dankbarkeit der Jugendlichen spüre ich.<br />
Ich konnte immer wachsen innerhalb des Betriebs.<br />
Mein Handlungsspielraum ist gross, und ich kann<br />
mir momentan nicht vorstellen, dass es anderswo<br />
ebenfalls so wäre. Krauer: Dieses Mitwachsen ist<br />
wohl typisch fürs Netzwerk. Ich arbeite ja nun seit<br />
20 Jahren im Sozialbereich und seit langem nicht<br />
mehr an der Basis, sondern im Stab. Vor 20 Jahren<br />
hätte ich mir dies nicht vorstellen können. Doch<br />
hier wurde mir vermittelt: Du kannst das. Nun bin<br />
ich hinter den Kulissen tätig und dank des Wachstums<br />
mit vielen neuen, spannenden Herausforderungen<br />
konfrontiert worden. Das ist sehr reizvoll<br />
und hält mich wohl auch hier. Manchmal frage ich<br />
mich jedoch, wie es wäre, die Ärmel nach hinten zu<br />
krempeln und noch einmal etwas ganz Neues anzupacken.<br />
Wo und wie tankt ihr<br />
Energie?<br />
Tanner: Mir ist enorm wichtig, dass ich mit meinen<br />
Energien haushalte. Das wird mir manchmal auch<br />
zum Vorwurf gemacht. Ich habe seit einem Jahr einen<br />
Schrebergarten hinter dem Friedhof Sihlfeld in<br />
Zürich. Das ist ein toller Ausgleich. Allgemein liebe<br />
ich es, draussen zu sein, ich wandere und klettere.<br />
Bolliger: In den vergangenen Monaten ist der<br />
Ausgleich zum Job bei mir zu kurz gekommen. Ich<br />
habe meine Freunde nicht mehr so oft gesehen, da<br />
ich nach der Arbeit meine Ruhe wollte. Das ändert<br />
sich nun aber wieder. Ich weiss, Raum und Zeit für<br />
ein privates Leben sind wichtig. Meine Familie,<br />
Freundinnen und Freunde sind wichtig. Als Ausgleich<br />
zum Arbeitsalltag besuche ich gerne Konzerte<br />
und andere kulturelle Anlässe. Zudem gehe<br />
ich auch gerne ins Appenzellerland, wo ich aufgewachsen<br />
bin. Krauer: Ich arbeite ja 70 Prozent,<br />
darum haftet mir das Etikett «freizeitorientiert»<br />
an. Das ist mir egal – ich bin mir jedoch bewusst,<br />
dass ich in einer privilegierten Lage bin. Eine gute<br />
Balance ist mir wichtig. Ich schätze es sehr, meine<br />
Freizeit mit Freunden und der Familie verbringen<br />
zu können. Aber ich benötige auch Zeit für mich.<br />
Ich habe mein GA, meinen Museums- und Langlaufpass,<br />
reise kreuz und quer durch die Schweiz.<br />
Ich bin sehr gerne und viel an der frischen Luft, keine<br />
Sportfanatikerin, oft laufe ich einfach stundenlang<br />
irgendwohin. Ich merke, das gibt mir viel, ich<br />
brauche das.<br />
<br />
12 13
2/4<br />
Tischgespräch<br />
«Der Wandel fängt für mich<br />
im Kleinen an»<br />
Nicolas Müller<br />
31, Profi-Snowboarder<br />
Christoph Bangert<br />
35, Fotograf mit Kriegserfahrung und Rallyefahrer<br />
V.l.n.r.: Nicolas Müller, Christoph Bangert →<br />
14 15
Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />
Sorge? Und was hat euch<br />
im Gegenzug zuversichtlich<br />
gestimmt?<br />
Christoph Bangert: Ich mache mir nicht so viele Sorgen;<br />
Sorgen bringen einen nicht weiter. Trotzdem<br />
ist natürlich auch mein Leben nicht sorgenfrei. <strong>2012</strong><br />
war ich im Vergleich zu anderen Jahren viel zu Hause<br />
und nicht auf Reisen. Dafür gab es zwei Gründe: Ich<br />
schaute vermehrt zu unseren Kindern, die eineinhalb<br />
und dreieinhalb Jahre alt sind. Und ich arbeitete<br />
mit meiner Frau zusammen an einem Buch für<br />
den Verlag National Geographic: «Africa Overland»<br />
dokumentiert unsere Reise durch 36 Länder Afrikas<br />
mit einem alten Land Rover. Was den Aufwand anbelangt,<br />
war das Buch viel anspruchsvoller als gedacht.<br />
Ich bin Legastheniker, das Schreiben geht mir also<br />
nicht leicht von der Hand. Ich habe zeitweise mit<br />
mir gekämpft, doch am Ende ist alles gut gegangen.<br />
Das Fotobuch ist Anfang Jahr herausgekommen, was<br />
eine grosse Entlastung war. Im Sommer davor hatte<br />
ich wirklich eine Krise, da nicht viele Aufträge reinkamen<br />
und es finanziell knapp wurde. Manchmal frage<br />
ich mich schon: Habe ich alles falsch gemacht? Wie<br />
soll ich als Mensch leben? Und was ist, wenns schiefgeht?<br />
Nicolas Müller: Mich hat diese Handy-Geschichte<br />
zunehmend beunruhigt. Dass alles immer<br />
mehr und schneller wird: 3G, 4G, 5G. Das geht ja alles<br />
durch die Luft, und die Gefahren für unseren Körper<br />
werden kaum thematisiert. Ich hatte 15 Jahre lang ein<br />
Handy, seit ein paar Jahren hat mich dieses Ding aber<br />
zunehmend genervt, vor allem das SMSen. Als mir<br />
dann im letzten Sommer mein Handy gestohlen wurde,<br />
dachte ich: Das ist ein guter Moment, jetzt kündige<br />
ich mein Abo. Ich kommuniziere nun via E-Mail<br />
und benutze das Festnetz, ab und zu bin ich auch auf<br />
Facebook. Zuversicht gibt mir nun dieses neue, relaxtere<br />
Leben. Dass ich Leute wieder spontan treffen<br />
kann und auch wieder mehr Zeit für mich habe.<br />
Bangert: Was mir gut gefällt, Nicolas: Du sagst ja<br />
nicht, dass du nicht mehr kommunizieren willst, sondern<br />
wieder bewusster wählen willst, wann und mit<br />
wem du kommunizierst. Menschen, die erfolgreich<br />
sind, sind oft sehr fokussiert. Sie konzentrieren sich<br />
auf eine Sache und geben da Vollgas. Dieses Fokussieren<br />
geht aber verloren, wenn man mehrere Dinge<br />
gleichzeitig machen will. Müller: Ja, man ist überall,<br />
aber nicht dort, wo man wirklich sein will. Unser<br />
Körper ist genial, der steckt das wahrscheinlich sogar<br />
weg. Der Geist aber wird darunter leiden.<br />
Nicolas, du bist Profi-<br />
Snowboarder. Du,<br />
Christoph, Fotograf und<br />
Rallyefahrer, als Fotograf<br />
warst du auch in<br />
Kriegsgebieten, im Irak<br />
und Afghanistan. Wie<br />
fing bei euch alles an?<br />
Bangert: Ich komme aus einem kleinen Ort im<br />
Westen von Deutschland: Daun. Das ist so richtiges<br />
Hillbilly-Land, und Rallyefahren ist da so der<br />
Bauernsport. Ich habe als Kartfahrer angefangen.<br />
Als Jugendlicher kaufte ich mir jeden Sommer ein<br />
InterRail-Ticket. Mit dem reiste ich quer durch Europa,<br />
ganz alleine, mit meiner Kamera. Mit 16 wollte<br />
ich nur noch weg. Aber ich wusste nicht, was ich mit<br />
meinem Leben anfangen soll. Zuerst wollte ich Ingenieur<br />
werden und Autos bauen. Doch in meinem<br />
Studiengang mit 200 Studenten gab es gerade mal<br />
fünf Frauen. Ich fühlte mich unwohl, merkte schnell:<br />
Das ist nicht meine Welt. Dann studierte ich Fotografie,<br />
ging nach New York, lernte coole Leute kennen.<br />
Müller: In Aarau fuhr ich zuerst viel Skateboard.<br />
Später faszinierte mich das Snowboarden so sehr,<br />
dass ich irgendwann nur noch Snowboarden wollte.<br />
Mit 16 Jahren begann ich die Ausbildung an der<br />
Akad, weil meine Mutter das auch so gemacht hat;<br />
weit gekommen bin ich aber nicht. Ich hatte damals<br />
schon ein paar Sponsoren, verdiente um die 600 Dollar<br />
pro Monat. Seither bin ich in den Snowboard-Ferien,<br />
genauer gesagt seit 14 Jahren. Ich habe nie eine<br />
Lehre gemacht, obwohl meine Eltern schon wollten,<br />
dass ich einen Abschluss mache. Aber irgendwann<br />
erkannte ich, dass dies nicht mein Problem ist.<br />
Bangert: Ich habe übrigens auch nie einen Abschluss<br />
gemacht, aber bis ich meinem Vater beigebracht<br />
hatte, dass ich das nicht wirklich brauche, dauerte<br />
es eine Weile. Müller: Ja, ich habe mir auch immer<br />
viel anhören müssen. Als ich meinem Klassenlehrer<br />
sagte, dass ich Snowboarder werden wolle, sagte der:<br />
«Das ist kein Beruf, und mit solchen Flausen im Kopf<br />
landest du in der Fabrik.» Bangert: Uh, ja, die Fabrik,<br />
der absolute Horror für einen Lehrer. Meine Lehrer<br />
sagten, dass ich nie was mit Schreiben am Hut haben<br />
werde. Meine Aufsätze und Diktate sahen immer aus<br />
wie ein Blutbad wegen meiner Legasthenie. Meinem<br />
damaligen Lehrer habe ich jetzt übrigens ein Buch<br />
geschickt, er hat sich aber nicht gemeldet.<br />
Worauf fokussiert ihr im<br />
täglichen Leben? Wo<br />
macht ihr keine Kompromisse?<br />
Müller: Ich mache immer weniger Kompromisse<br />
bei der Ernährung. Als Snowboarder muss ich fit<br />
sein, die Ernährung ist wichtig. Ich bin Vegetarier,<br />
Weizen esse ich ganz selten, dafür Dinkelbrot, Dinkelmehl,<br />
Dinkelpasta. Weil es fein ist und aus politischen<br />
Gründen: Ich will unsere Bauern unterstützen<br />
und keine Multis wie Monsanto und Nestlé.<br />
Ich kaufe meine Lebensmittel vorwiegend im Bioladen.<br />
Selbst in Alaska muss ich auf den Einkauf im<br />
Bioladen nicht verzichten. Bei der Ernährung bin<br />
ich inzwischen so kompromisslos, dass ich nicht<br />
mehr überallhin reise. Vitalität brauche ich beim<br />
Snowboarden, und wenn ich mich nicht mehr richtig<br />
ernähre, geht auf dem Berg schnell mal alles<br />
den Bach runter. Es hängt also zu viel davon ab.<br />
Die Beziehung zu mir selber zählt, meine Intuition.<br />
In Alaska auf dem Berg ist es wichtig, dass alles<br />
stimmt, da nützt mir die beste Versicherung nichts.<br />
Bangert: Ich mache keine Kompromisse bei der<br />
Wahl meiner Arbeitgeber. Als Fotojournalist arbeite<br />
ich wie ein Journalist, einfach mit der Kamera.<br />
Meine Auftraggeber sind Tageszeitungen, Magazine,<br />
journalistische Produkte. Viele Kollegen fotografieren<br />
nicht nur für die Presse, sondern auch im<br />
Auftrag von Credit Suisse, Migros, Alliance Suisse.<br />
Der Grund: In diesen kommerziellen Jobs verdient<br />
ein Fotograf ungefähr zehnmal mehr. Ich bin da<br />
stur, fotografiere nur für die Presse – keine Modestrecken,<br />
keine <strong>Jahresbericht</strong>e für Multis, keine<br />
Handtaschen. Ich will als Journalist und Fotograf<br />
ernst genommen werden. Natürlich muss das jeder<br />
für sich entscheiden, es ist eine Gratwanderung.<br />
Nicolas, du hast auch<br />
Deals mit solchen Riesenfirmen:<br />
Nike, Burton. Wo<br />
setzt du die Grenzen?<br />
Müller: Das ist eine gute Frage, ich kann nicht hinter<br />
allem stehen. Ich bin zum Beispiel einer der<br />
wenigen Actionsportler, die nicht für synthetische<br />
Energy-Drinks Werbung machen. Das Marketing<br />
ist mir zu aggressiv. Aber auch hier muss jeder für<br />
sich selbst entscheiden: Will ich das oder nicht?<br />
Eine Ausnahme habe ich gemacht. Und zwar war<br />
ich beim Snowboardfilm «The Art of Flight» dabei,<br />
zu dem Redbull 20 Millionen Franken beigesteuert<br />
hatte. Ich habe das aber wegen Travis Rice<br />
gemacht, der einfach seine Lieblingsfahrer dabeihaben<br />
wollte. Nike ist natürlich auch ein Riesenkonzern,<br />
aber ich habe mir gesagt: Wenn ich ein<br />
Teil davon bin, kann ich vielleicht auch etwas verändern.<br />
Man kann sich nicht nur zurückziehen,<br />
so verändert man nichts. Ich habe auch das Headquarter<br />
in Portland besucht und gesehen, dass dort<br />
gute Leute arbeiten. Und Nike merkt allmählich:<br />
Was dem Planeten nicht gut tut, tut auch uns nicht<br />
gut. Ausserdem gebe ich zu, dass mit dem Vertrag<br />
mit Hauptsponsor Nike ein Bubentraum in Erfüllung<br />
gegangen ist. Roger Federer, Michael Jordan,<br />
das sind grosse Namen.<br />
Seid ihr Abenteurer?<br />
Braucht ihr den Kick?<br />
Müller: Abenteurer ja, Adrenalinjunkie nein. Beim<br />
Boarden habe ich alles in der Hand, ich weiss genau,<br />
was ich mache, ich schaue mir alles genau an.<br />
Ich bin eher der, der immer alles dreimal im Kopf<br />
durchgeht und sich für die sichere Variante entscheidet.<br />
Der Style ist mir ebenfalls wichtig, die<br />
Art, wie ich etwas mache. In Alaska kommt immer<br />
auch ein Bergführer mit. Und wir tragen alle ein Lawinensuchgerät<br />
auf uns. Ich fahre aber ohne Helm,<br />
weil ich das immer so gemacht habe. Die meisten<br />
Filmer und Fotografen, mit denen ich arbeite, kenne<br />
ich seit langem. Das ist wichtig für die Stimmung.<br />
Bangert: Bei uns ist der Bergführer der «Fixer».<br />
Er ist der, der die Termine festlegt, der übersetzt,<br />
manchmal auch fährt. Ich trage immer ein Satellitentelefon<br />
auf mir. Meistens reise ich noch mit<br />
einem Journalisten. In der sehr kleinen Unterkategorie<br />
Kriegsfotografie gibt es zwei Typen: Cowboys,<br />
die in irgendeinen Krieg ziehen, unheimlich viele<br />
Fotos knipsen und die Fotografie als Vorwand benutzen,<br />
um etwas Wahnsinniges zu tun. Und dann<br />
gibt es die anderen, die auch nicht frei sind vom<br />
Kick. Ich zähle mich zur zweiten Gattung. Im Irak<br />
hatte ich diesen Riesenauftrag für die «New York<br />
Times» und das mit 26. Es war mein erster gros ser<br />
Auftrag überhaupt, ein Riesenschritt nach vorne.<br />
16 17
18 19
Wobei ich nicht von Karriereschritt sprechen möchte.<br />
Snowboarden ist auch keine Karriere, sondern<br />
Leben, Stil. Beim Fotografieren ist das genauso,<br />
eine klassische Karriere gibt es eigentlich nicht.<br />
Wie gehst du vor Ort mit<br />
dem Risiko, der Gefahr um?<br />
Bangert: Das ist schwer zu erklären. Die normalen<br />
Leute, die noch nie einen Krieg erlebt haben – und<br />
das sind hierzulande die meisten –, können sich<br />
Krieg nicht vorstellen. Sie sehen Bilder von mir, die<br />
hochgefährlich aussehen, obwohl in der Realität<br />
alles völlig sicher war. Andere Bilder wirken daneben<br />
harmlos, da liegt jemand einfach im Krankenhausbett.<br />
Auf dem Weg zum Krankenhaus aber<br />
wurde das Auto, in dem ich sass, beschossen, und<br />
ich geriet in eine hochgradig gefährliche Situation.<br />
Allgemein knallt es viel weniger, als man sich das<br />
vorstellt, und es gibt unheimlich viele Phasen, in<br />
denen gar nichts passiert. Nicolas, du kannst den<br />
Leuten auch nicht erklären, was das für ein Gefühl<br />
ist, einen Felsen runterzuspringen? Die Leute<br />
können sich dein Video ansehen, meine Fotos anschauen,<br />
aber wie das ist, kann man nicht beschreiben.<br />
Ich muss nicht ein besonders grosses Risiko<br />
eingehen, um ein gutes Bild zu machen. Etwas zu<br />
machen, was die anderen nicht können, ist die Herausforderung.<br />
Ich denke, das ist bei uns ähnlich.<br />
Zweifelsohne gibt es eine Gefahr, aber gleichzeitig<br />
gibt es diesen Mythos Gefahr. Dagegen muss man<br />
als Kriegsfotograf ankämpfen. Und ein bisschen<br />
leben wir auch davon.<br />
Ein Fotograf, der in ein<br />
Kriegsgebiet reist, trägt<br />
viel Verantwortung. Denn<br />
die Bilder zeigen nur immer<br />
das, was im Vordergrund<br />
ist, also das Äusserste,<br />
nicht das Hintergründige.<br />
Wie gehst du mit dieser<br />
Verantwortung um?<br />
Bangert: Bis jetzt hatte ich da sehr Glück. Keines<br />
meiner Bilder ist in einem Zusammenhang publiziert<br />
worden, der für mich nicht mehr gepasst hätte.<br />
Ich arbeite mit einer Agentur zusammen; die<br />
schauen genau hin und verkaufen die Bilder nicht<br />
an eine «Bild»-Zeitung. Als die «Weltwoche» ein<br />
Roma-Bild in einem total anderen Kontext publizierte,<br />
war das der Fehler einer Agentur. Das darf<br />
nicht passieren.<br />
Nicolas, du bist ein gebürtiger<br />
Unterländer. War deine<br />
Herkunft ein Nachteil?<br />
Müller: Der Unterländer-Stempel wurde mir eigentlich<br />
nie aufgedrückt. Ich kam aus Aarau, hatte<br />
vielleicht einen etwas anderen Style, aber ich war<br />
wie die anderen auch nonstop auf dem Berg. Ich<br />
hatte mein WG-Zimmer, stand jeden Tag auf dem<br />
Board.<br />
Wo setzt ihr die Grenzen?<br />
Sagt ihr euch: Bis dahin<br />
und nicht weiter?<br />
Müller: Wenn ich merke, dass es nicht passt,<br />
sage ich das. Ich entscheide für mich und lasse<br />
mich von der Crew nicht beeinflussen.<br />
Bangert: Das ist ein ständiger Prozess; ich bewege<br />
mich immer an der Grenze, muss konstant Entscheidungen<br />
treffen, wenn ich unterwegs bin.<br />
Ständig überlegen: Ist das okay oder zu gefährlich?<br />
Es braucht Selbstvertrauen. Wenn dir dein Gefühl<br />
sagt, dass das nicht gut ist, musst du Kerl genug<br />
sein, um zu sagen: Ich will da nicht weiterfahren.<br />
Seid ihr noch nie in<br />
brenzlige Situationen<br />
geraten?<br />
Bangert: Es gab in meinem Fall brenzlige Momente,<br />
und es waren immer unberechenbare Situationen.<br />
Müller: Richtig schlimm verletzt habe ich mich<br />
noch nie. Auf dem Weg auf den Berg mache ich<br />
mir sehr viele Gedanken: Passt das? Auch ich muss<br />
nonstop Entscheidungen treffen. Das Resultat<br />
sieht mega spontan aus, ist manchmal aber sehr<br />
kalkuliert. Bangert: Diese Nachhaltigkeit brauchts<br />
schon in unserem Beruf, denke ich. Wenn etwas<br />
beinahe schiefgelaufen wäre, bin ich eher der, der<br />
sich hinsetzt und überlegt, was ich falsch gemacht<br />
habe. Müller: Ein gewisses Urvertrauen ist wichtig.<br />
Ich will ja nicht immer in Angst leben. Bangert: Für<br />
mich ist die Gefahr bei der Arbeit auch nicht das<br />
zentrale Thema. Ich versuche, ein gutes Bild zu machen.<br />
Für meine Verwandten ist es schwieriger, mit<br />
ihrer Angst um mich umzugehen. Je weiter du vom<br />
Ort des Geschehens entfernt bist, desto grösser ist<br />
die Angst. Und wenn sich die anderen um dich sorgen,<br />
beginnt es, kompliziert zu werden.<br />
Kennt ihr schlaflose<br />
Nächte?<br />
Müller: Nein. Bangert: Wenn, dann eher wegen<br />
finanzieller Probleme.<br />
Wie funktioniert Wandel<br />
in eurem Alltag, was<br />
bedeutet er für euch?<br />
Bangert: Der Wandel fängt für mich im Kleinen<br />
an, im Bioladen und so. Ich gehe zwar nicht in den<br />
Bioladen, aber zum Türken um die Ecke. Man muss<br />
sich grundsätzlich immer an die eigene Nase fassen.<br />
Nicht nur nach oben gucken und sagen, da oben<br />
funktioniert es nicht. Ich bin auch Teil der Gesellschaft.<br />
Was kann ich anders machen? Müller: Ich<br />
denke auch, du kannst dein Ding nur im Hier und<br />
Jetzt durchziehen. Darum gehe ich in den Bioladen,<br />
habe meinen Kompost, trenne fleissig Plastik. Ich<br />
baue mir in meinem Haus in Laax meine eigene kleine<br />
Welt auf. Ich lebe im Moment, möchte später aber<br />
auch einmal eine Familie. Ansonsten hoffe ich, dass<br />
ich in 20 Jahren immer noch Powder-Turns mache.<br />
20 21
3/4<br />
Tischgespräch<br />
«Ich arbeite gerne mit Fakten<br />
und mit meiner Intuition»<br />
Antoinette Hunziker-Ebneter<br />
52, Ex-Börsenchefin und heute Geschäftsführerin von Forma Futura Invest AG, einer<br />
Vermögensverwaltungsfirma, die sich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert hat<br />
Gabriela Manser<br />
51, Geschäftsführerin der Goba AG, einer der kleinsten Mineralquellen der Schweiz<br />
V.l.n.r.: Antoinette Hunziker-Ebneter, Gabriela Manser →<br />
22 23
Was war <strong>2012</strong> Ihre grösste<br />
Sorge? Und was hat Sie im<br />
Gegenzug zuversichtlich<br />
gestimmt?<br />
Antoinette Hunziker-Ebneter: Sorge bereitet mir<br />
die zunehmende Verschuldungssituation, besonders<br />
in den Ländern rund um uns herum. In diesem<br />
Jahr der Fall Zypern, wo Regierungen vorerst entschieden<br />
haben, dass Menschen, die bis zu 100 000<br />
Euro auf ihrem Konto angespart hatten, ohne rechtliche<br />
Grundlage enteignet werden. Solche Enteignungen<br />
und die absolute Rechtsunsicherheit in<br />
diesem Zusammenhang sind bedenklich. Zuversichtlich<br />
stimmt mich, dass es immer mehr Leute<br />
gibt, die verantwortungsbewusst mit Ressourcen<br />
umgehen wollen. Mit den Ressourcen Mensch, Natur,<br />
Geld. Gabriela Manser: Mich beunruhigt, dass<br />
das Gleichgewicht zusehends gestört ist. Wir sind<br />
als KMU, die nur in der Schweiz tätig ist, nicht direkt<br />
vom Euro abhängig. Im vergangenen Jahr haben<br />
wir aber viel Geld für eine grosse und moderne<br />
Maschine ausgegeben. Da frage ich mich: Wird<br />
es uns gelingen, diese Maschine zu amortisieren?<br />
Wie stark sind wir vom ganzen System abhängig?<br />
Zuversichtlich bin ich dennoch. Ich weiss und<br />
habe erfahren, dass das Leben gelebt werden will.<br />
Im Kleinen finde ich auch immer wieder den Mut<br />
für das Grosse. Sei es während eines interessanten<br />
Gesprächs oder wenn ich eine Blume sehe, die zwischen<br />
zwei Steinen zum Blühen kommt.<br />
Ein Jahrzehnt enthemmter<br />
Finanzmarktökonomie hat<br />
den «Homo oeconomicus»<br />
hervorgebracht, der nur<br />
wirtschaftlich denkt. Ist das<br />
wahrhaft «Menschliche»<br />
jetzt das Ökonomische?<br />
Manser: Es ist sicher gefährlich, dass diese Gier<br />
akzeptiert wird als eine Art Kavaliersdelikt. Offenbar<br />
schämt sich niemand, wenn er ein überrissenes<br />
Gehalt bezieht. Wie wir als Gesellschaft<br />
da wieder rauskommen, ist mir nicht klar. Es<br />
braucht wohl einen gewissen Leidensdruck. Erst<br />
wenn der Mensch leidet, lässt er Veränderung zu.<br />
Hunziker-Ebneter: Bei diesen Menschen zählt nur<br />
eins: Lohn und Boni. Darum laufen sie mit diesen<br />
Dollarzeichen durchs Leben. Da ist nicht dieses<br />
Gefühl von «Leben will gelebt werden», wie Sie das<br />
vorher so treffend formuliert haben, Frau Manser.<br />
Es gibt aber auch Bankangestellte, die sagen:<br />
Ich will das nicht. Ich will meinen Kunden keine<br />
hochmargigen Produkte verkaufen, die sie gar<br />
nicht brauchen. Und wenn ich das nicht machen<br />
muss, verzichte ich im Gegenzug auf den Bonus.<br />
Nur wird das so von den Banken nicht akzeptiert.<br />
Einige dieser ehemaligen Bankangestellten arbeiten<br />
heute zum Teil für uns. Wir zahlen keine Boni<br />
– auch der Geschäftsleitung nicht. Wir zahlen ein<br />
gutes Fixum. Bei einer Bank würden die Leute aber<br />
sicher 20 bis 50 Prozent mehr verdienen. Trotzdem<br />
haben wir keine Mühe, qualifiziertes Personal zu<br />
finden. Natürlich führen wir heute einen anderen<br />
Lebensstil. Als Börsenchefin oder Investmentbankerin<br />
habe ich mehr verdient. Aber die Frage ist<br />
doch: Wie viel Geld brauchen wir für einen guten<br />
Fussabdruck? Ich habe zehn Jahre lang im Investmentbanking<br />
gearbeitet und dort etliche unglückliche<br />
reiche Leute gesehen. Damals habe ich mir<br />
geschworen: Wenn ich eine Firma gründe, gibt es<br />
kein Bonussystem, wo im Voraus berechnet werden<br />
kann, wie hoch der Bonus sein wird, wenn ich<br />
mich so und so verhalte. Manser: Als ich die Firma<br />
übernahm, zahlte ich mir noch lange einen Kindergärtnerinnenlohn.<br />
Heute zahle ich gute Löhne,<br />
und ich habe in meinem Betrieb auch eine Gewinnbeteiligung<br />
eingeführt. Ich tat dies aus tiefster<br />
Überzeugung, dachte, wenn es der Firma gut geht,<br />
sollen auch die Mitarbeitenden etwas davon haben.<br />
Aber ich frage mich, ob der Entscheid richtig war.<br />
Die Leute werden paradoxerweise unzufriedener.<br />
Hunziker-Ebneter: Wenn Sie Gewinn verteilen, ist<br />
dies allemal besser, als wenn Sie Boni auszahlen,<br />
die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im<br />
Voraus berechnet werden können.<br />
Wie ist Ihrer Meinung<br />
nach der raubtierhafte<br />
Finanzkapitalismus zu<br />
bändigen?<br />
Hunziker-Ebneter: Ich glaube, die Veränderung<br />
wird vom Individuum angestossen werden oder<br />
von Individuen, die sich in Gruppen, Netzwerken<br />
zusammenschliessen. Ich glaube nicht, dass der<br />
Wandel von den Institutionen eingeleitet werden<br />
kann. Manser: Es geht ja um die Haltung, die geändert<br />
werden muss. Alte Muster zu ändern, ist<br />
schwierig. Das kenne ich von mir selber. Manchmal<br />
geht das nur millimeterweise. Und jeder muss zuerst<br />
einmal merken, dass er in seinem Verhaltensmuster<br />
gefangen ist.<br />
Frau Manser, Sie sind eine<br />
Quereinsteigerin, waren<br />
Kindergärtnerin, bevor Sie<br />
die Mineralquelle Gontenbad<br />
übernahmen. Wie haben Sie<br />
das alles angepackt?<br />
Manser: Bevor ich die Mineralquelle übernahm,<br />
war ich Schulleiterin und stand 50 Kindergärtnerinnen<br />
vor. Ich dachte irgendwann: Was mache<br />
ich mit meinem Leben? Und wenn ich eine Schule<br />
leiten kann, kann ich dann vielleicht auch ein Unternehmen<br />
führen? Der Punkt war: Welche Familie<br />
hat schon die Chance, mit Mineralwasser Geld zu<br />
verdienen? Aber glauben Sie mir: Vorher entzog es<br />
sich meiner Vorstellungskraft, mich als Unternehmerin<br />
zu sehen. Bevor ich überhaupt einsteigen<br />
konnte, mussten wir als Erstes eine Nachfolgeregelung<br />
finden, die für die ganze Familie stimmte, für<br />
meine Schwester, meine Eltern und mich. Das war<br />
schwierig und viel Arbeit. Die Firma schrieb damals<br />
ja auch rote Zahlen. Doch mit der Sorgfalt, die<br />
wir damals walten liessen, legten wir das Fundament<br />
für all das, was nachher kam. Ein Unternehmen<br />
führen heisst für mich vor allem: Menschen<br />
führen. Als Pädagogin habe ich genau das gelernt.<br />
Das Fachwissen eignete ich mir danach Schritt für<br />
Schritt selber an. Heute – 14 Jahre später – stehen<br />
wir als Unternehmen sicher auf den Beinen, wir<br />
sind gesund. Das Ganze war eine Herausforderung,<br />
aber auch reizvoll. Als ich dann 2005 «Unternehmerin<br />
des Jahres» wurde, hat es mir gut getan, zum ersten<br />
Mal von aussen eine Bestätigung zu bekommen.<br />
Frau Hunziker-Ebneter,<br />
Sie waren Börsenchefin,<br />
bevor Sie eine eigene<br />
Vermögensverwaltungsfirma<br />
für nachhaltige<br />
Investitionen gründeten.<br />
Warum dieser Richtungswechsel?<br />
Hunziker-Ebneter: Ich beschloss vor sieben Jahren,<br />
meine persönlichen Werte noch konsequenter<br />
zu leben, und habe eine Firma gegründet, die<br />
darauf spezialisiert ist, das Geld von Privatkunden<br />
und Stiftungen nachhaltig anzulegen. Ich will<br />
einen persönlichen Beitrag leisten, damit das Geld<br />
anders fliesst. Ich war sehr gerne Börsenchefin, da<br />
diese Stelle eine gesellschaftlich wichtige Funktion<br />
hatte. In der Schweiz setzte ich mich unter anderem<br />
für die Einführung der elektronischen Börse<br />
ein und damit verbunden für eine Demokratisierung<br />
von Information. Alle Menschen sollten zur<br />
selben Zeit zu denselben Informationen kommen.<br />
Doch ich musste feststellen, dass nach ein paar<br />
Jahren alte Machenschaften auf der elektronischen<br />
Schiene wieder eingeführt wurden. Darum musste<br />
ich gehen.<br />
Nachhaltige Anlagen<br />
verzeichnen ein überdurchschnittliches<br />
Wachstum. Wer sind<br />
die Anleger?<br />
Hunziker-Ebneter: Die Schweiz ist ein Ausnahmeland.<br />
Erst seit 2011 gibt es hier gleich viele private<br />
wie institutionelle Anleger. Vorher gab es in der<br />
Schweiz mehr private Anleger, die in nachhaltige<br />
Anlagen investierten. In Deutschland und Österreich<br />
sind es viel mehr institutionelle Anleger, die<br />
auf Nachhaltigkeit setzen. Die staatlichen Pensionskassen<br />
in Norwegen und Schweden investieren<br />
ihr Geld ausschliesslich in sozial- und umweltverträgliche<br />
Firmen. Vor allem in der Deutschschweiz<br />
hinken die Pensionskassen diesbezüglich extrem<br />
24 25
26 27
hinterher. Dabei beträgt die Gesamtsumme der<br />
Pensionskassengelder über 700 Milliarden Franken.<br />
Die Pensionskassen Nest und Abendrot gehen<br />
mit gutem Beispiel voran. Im Ausland gibt es bereits<br />
viele Banken, die nachhaltig sind. Bei uns ist<br />
das selten: Die Alternative Bank ist eine Ausnahme,<br />
und auch die Bank Coop und die Migros-Bank sind<br />
gut unterwegs.<br />
Wie leben Sie Ihre Werte<br />
im Alltag und im Betrieb?<br />
Hunziker-Ebneter: Wir arbeiten sehr viel. Ich um<br />
die zwölf Stunden pro Tag. Da ist es mir natürlich<br />
wichtig, wie wir miteinander umgehen. Respekt ist<br />
die Basis für so vieles. Ich möchte ja, dass wir Bestleistungen<br />
vollbringen. Um den Markt zu spüren,<br />
genügt es nicht, Daten zu analysieren; der Markt<br />
funktioniert nach anderen Regeln. Ich arbeite gerne<br />
mit Fakten, aber auch mit meiner Intuition. Damit<br />
die Intuition fliesst, müssen wir einander vertrauen<br />
und Spass miteinander haben. Da unsere<br />
Leute weniger verdienen als Bankangestellte mit<br />
Boni, müssen wir auch etwas anderes bieten: ein<br />
gutes Arbeitsklima. Dank Internet und Smartphones<br />
haben wir heute immer und überall Zugang zu<br />
Studien. Die unter 35-Jährigen vertrauen angeblich<br />
solchen Daten mehr als Freundinnen und Freunden.<br />
Bei den über 35-Jährigen ist es umgekehrt. Bei<br />
allen Analysen frage ich immer: Von wem sind sie?<br />
Wer hat sie bezahlt? Das muss man heute fragen.<br />
Manser: Der Mensch steht bei uns tatsächlich im<br />
Zentrum, dies sage ich nicht nur so dahin. Wir arbeiten<br />
so viele Stunden im Leben, dann bitte doch<br />
so, dass es Freude macht. Natürlich brauchen auch<br />
wir Strukturen. Wir haben aber eine flache Hierarchie,<br />
meine Tür steht immer offen. Wenn die Kuh<br />
des Chauffeurs kalbert, kriege ich das zum Glück<br />
mit. In einem Betrieb, der sich stetig weiterentwickelt,<br />
ist es auch wichtig, dass ich als Chefin Aufgaben<br />
an meine Mitarbeitenden abgeben kann. Oft<br />
stelle ich dann fest, dass die das besser machen als<br />
ich. Natürlich verunsichert das im ersten Moment,<br />
aber mittlerweile freut es mich, und ich bin stolz<br />
auf das, was wir zusammen erreicht haben. Unser<br />
Beispiel zeigt: Ein Betrieb kann mit der richtigen<br />
Struktur und der optimalen Kultur wachsen und<br />
atmen. Wir haben mit zwei Millionen Flaschen angefangen<br />
und liefern heute 17 Millionen aus. Der<br />
Personalbestand ist von 8 auf 40 angewachsen.<br />
Muss man zum richtigen<br />
Zeitpunkt etwas riskieren,<br />
um einen Wandel herbeizuführen?<br />
Und wie gehen<br />
Sie persönlich mit Risiken<br />
um?<br />
Hunziker-Ebneter: Ich habe Forma Futura erst<br />
nach einer Projektphase gegründet. Diese dauerte<br />
ein Jahr, und wir klärten in diesem Zeitraum ab, ob<br />
es überhaupt genügend nachhaltige Firmen gibt,<br />
die unsere Kriterien erfüllen. Ich habe mir gesagt:<br />
Das Geld, das ich auf der hohen Kante habe, reicht<br />
für drei Jahre. Mit diesem Geld müssen die Löhne<br />
gezahlt und die Firma aufgebaut werden. Wenn es<br />
nicht funktioniert wie geplant, lasse ich mich wieder<br />
anstellen. Nun sind wir im sechsten Jahr. Natürlich<br />
mussten wir auf die Kosten schauen, und<br />
wir tun dies auch weiterhin. Wir haben auch einen<br />
Businessplan erstellt, aber ich habe noch nie einen<br />
Businessplan gesehen, der eingehalten worden<br />
wäre. Manser: Sie haben unseren noch nie gesehen<br />
(lacht). Hunziker-Ebneter: Wichtig ist der positive<br />
Cashflow. In schlechten Phasen verdient bei<br />
uns die Geschäftsleitung weniger. Das ist okay so.<br />
Manser: Für uns wäre es ein grösseres Risiko, wenn<br />
wir plötzlich keine neuen Getränke mehr herausbringen<br />
würden. Ich muss also bereit sein, ein Risiko<br />
einzugehen. Wir haben keine grossen Werbegelder.<br />
Darum dauert es bis zu drei Jahre, bis wir sehen, ob<br />
ein Produkt läuft oder nicht. Es kam schon vor, dass<br />
wir Getränke wieder vom Markt nehmen mussten.<br />
Andere halten sich – allen voran Flauder. Schwieriger<br />
ist es mit den Maschinen. Die letzte schlug mit<br />
3,5 Millionen Franken zu Buche. Dieses Jahr mussten<br />
wir auch eine Lagerhalle hinzukaufen. Wenn ich<br />
ein Risiko abschätze, stelle ich mir immer das Worst-<br />
Case-Szenario vor. Ich mache das nie alleine. Dafür<br />
brauche ich ein Visavis, das uns gut kennt. Meistens<br />
ist das unser externer Finanzchef. Ich muss im Kopf<br />
Alternativen sehen. Gelingt mir das, kann ich das<br />
«Go» für eine Neulancierung oder den Kauf einer<br />
Maschine geben und mit dem Risiko leben. Würde<br />
etwas schiefgehen, gäbe es auch als Erstes weniger<br />
Lohn für mich. Hunziker-Ebneter: Ich stelle mir<br />
auch immer die Frage: Was ist das Schlimmste, das<br />
passieren kann? Kann ich damit leben? Diese Frage<br />
stelle ich übrigens auch unseren Kundinnen und<br />
Kunden: Was ist das Schlimmste, wenn sie dieses Risikoprofil<br />
wählen? Können sie dann noch schlafen?<br />
Jeder Mensch ist anders. Unser Job ist es, ein Anlageprofil<br />
genau auf den Kunden zuzuschneiden und<br />
Alternativen aufzuzeigen. Wenn unsere Kundinnen<br />
und Kunden mit dem «worst case» nicht leben können,<br />
müssen wir eine andere Lösung finden.<br />
Die Belastung in Ihrem<br />
Job ist hoch. Kennen Sie<br />
schlaflose Nächte?<br />
Manser: Ja, die gibts – aber nur selten. Mir ist<br />
sehr bewusst, dass ich nicht alles alleine bewirken<br />
und tun kann. Ich stelle mich zur Verfügung,<br />
gebe mein Bestes. So obsiegt die Zuversicht,<br />
dass wir auch schwierigen Momenten gewachsen<br />
sind, die nötigen Mittel und Wege finden.<br />
Hunziker-Ebneter: Schlafen kann ich sehr gut.<br />
Wenn ich endlich zu Bett gehe, bin ich müde genug.<br />
Wie hoch ist der Frauenanteil<br />
in Ihren Unternehmen?<br />
Hunziker-Ebneter: 50:50 oder 60:40, darauf schaue<br />
ich sehr genau. Die richtige Durchmischung bringt<br />
nur Vorteile. Manser: Bei uns gibt es im Verwaltungsrat<br />
zwei Frauen und drei Männer, in der Geschäftsleitung,<br />
also im Kernteam, ist der Anteil<br />
50:50. Ich bin überzeugt: Wir arbeiten besser mit<br />
einer guten Durchmischung.<br />
Wir reden täglich über Veränderungen,<br />
denen wir<br />
ausgesetzt sind. Über die<br />
Beschleunigung des Lebens<br />
den rasanten Wandel der<br />
Technologie. Wie funktioniert<br />
Wandel in Ihrem Alltag,<br />
was bedeutet er für Sie?<br />
Hunziker-Ebneter: Ich muss immer im Flow bleiben,<br />
offen für Neues sein. Das braucht viel Energie.<br />
Darum gönne ich mir mehr Pausen. In unserer Firma<br />
gibt es einen Zeitraum, dorthin ziehe ich mich<br />
zurück und schalte einen Moment ab. Schreiben<br />
kann ich gar nicht im Büro. Das mache ich zu Hause,<br />
in der Nacht und während der Wochenenden.<br />
Manser: Ein Unternehmen muss wandelbar bleiben.<br />
Darum muss auch ich schauen, dass ich im<br />
Kopf beweglich bleibe. Vor ein paar Jahren gönnte<br />
ich mir eine Ausbildung, die dem Unternehmen auf<br />
den ersten Blick nicht viel bringt: Atemtherapeutin<br />
nach Middendorf. Für mich ist das ein Geschenk<br />
des Himmels. Hier im Gespräch kann ich die Füsse<br />
auf den Boden stellen und merke, aha, so empfinde<br />
ich das, und mein Atem reagiert darauf. Ich komme<br />
mir heute viel näher und spüre auch mein Gegenüber<br />
viel besser – dank der Atemtherapie.<br />
<br />
28 29
4/4<br />
Tischgespräch<br />
«Was mir manchmal fehlt, ist die<br />
Lust am Scheitern»<br />
Roger Merguin<br />
50, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Gessnerallee Zürich, Ex-Choreograph,<br />
Ex-Tänzer, Ex-Produktionsleiter, ehemaliger Co-Leiter der Dampfzentrale Bern<br />
Philipp Meier<br />
46, Ex-Klubkurator, Ex-Landschaftsgärtner, ehemaliger Co-Direktor des Cabaret Voltaire in<br />
Zürich<br />
V.l.n.r.: Roger Merguin, Philipp Meier →<br />
30 31
Was war <strong>2012</strong> eure grösste<br />
Sorge? Und was hat<br />
euch im Gegenzug zuversichtlich<br />
gestimmt?<br />
Philipp Meier: Mich beschäftigte natürlich, dass<br />
<strong>2012</strong> das Cabaret Voltaire quasi in ein Wachkoma<br />
versetzte wurde. Und dass das Kunsthaus im Gegenzug<br />
massiv ausgebaut wird, also eine Art Neofeudalisierung<br />
der Kultur zum Blühen kommt. Die<br />
Dadaisten verstanden sich ja explizit als Pazifisten,<br />
im Kunsthaus aber geht es um die Kunstsammlung<br />
eines Waffenhändlers. Dieses Statement der Stadt<br />
war und ist für mich erschreckend. Und wenn ich<br />
Stadt sage, meine ich die Politik, aber auch das<br />
Stimmvolk, das an der Urne dazu Ja gesagt hat.<br />
Städtepolitisch zuversichtlich gestimmt hat mich<br />
kürzlich, dass es Richi Wolff von der Alternativen<br />
Liste in den Stadtrat geschafft hat. Und allgemein<br />
gefällt mir auch die zunehmende Digitalisierung<br />
der Umwelt. Roger Merguin: Bei mir stand sicher<br />
der Wechsel von der Berner Dampfzentrale an die<br />
Zürcher Gessnerallee im Mittelpunkt und damit<br />
vielleicht die Frage, wie ich meinen Begriff von<br />
Tanz und Theater in diesem neuen Umfeld positionieren<br />
kann. Die Aufgabe bin ich zuversichtlich<br />
angegangen, da ein neues Betätigungsfeld noch<br />
einmal alles öffnet und ich diese Herausforderung<br />
gesucht habe.<br />
Roger, dein Weg führte vom<br />
KV über den Tanz zur<br />
künstlerischen Leitung<br />
eines Kulturhauses. Philipp,<br />
du warst einmal Landschaftsgärtner<br />
im Aargau<br />
und vor dem Cabaret<br />
Voltaire viele Jahre lang<br />
Klubkurator in Zürich. Wie<br />
kam es zu diesen ständigen<br />
Richtungswechseln?<br />
Merguin: Nach meiner Ausbildung zum Tänzer<br />
und einigen Jahren auf der Bühne stellte ich irgendwann<br />
fest, dass immer mehr die Leidenschaft<br />
fehlt, um nur als Tänzer zu arbeiten. Ich begann<br />
dann, als Choreograph meine Idee von Tanz auf die<br />
Bühne zu bringen. Nach drei Stücken suchte ich<br />
die Arbeit in verschiedenen Künstlerkollektiven<br />
und rutschte dabei immer mehr in die Doppelrolle<br />
Künstler/Manager. Ich absolvierte parallel zu<br />
meiner Arbeit als Produzent von Tanzstücken ein<br />
Studium als Kulturmanager und landete schliesslich<br />
als Co-Leiter in der Dampfzentrale Bern. Trotz<br />
des Angebots, den Vertrag zu verlängern, wechselte<br />
ich anschliessend an die Gessnerallee Zürich. Hier<br />
läuft mein Vertrag bis 2016, und er könnte danach<br />
maximal um weitere vier Jahre verlängert werden.<br />
Über kurz oder lang steht bei mir also wieder ein<br />
Richtungswechsel an. Doch ich mache mir noch<br />
keine Gedanken über die Zukunft. Prinzipiell finde<br />
ich den Moment spannend, in dem man sich aufgrund<br />
des beruflichen Richtungswechsels neu definieren<br />
muss. Aber natürlich ist das nicht immer<br />
leicht. Als Tänzer landete ich nach einem Unfall<br />
kurzfristig bei der Sozialhilfe. Ich kenne also auch<br />
die weniger gloriosen Seiten eines erzwungenen<br />
Richtungswechsels. Meier: Ich vollzog den Richtungswechsel<br />
immer aus einem anderen Grund:<br />
Zum Wechsel von der Landschaftsgärtnerei ins<br />
Kunststudium und in die Partyszene kam es, weil<br />
die Beziehung mit meiner Jugendliebe in die Brüche<br />
gegangen war, die ich als 25-Jähriger geheiratet<br />
hatte. Bei der zweiten Richtungsänderung war<br />
mein kommerzielles Scheitern als Gesamtprogrammleiter<br />
der Toni-Molkerei der Hauptgrund.<br />
Der Konkurrenzdruck innerhalb der Klubkultur<br />
wurde damals immer grösser, und es gelang mir<br />
nicht mehr, mit den Einnahmen des Wochenendes<br />
den Wochenbetrieb zu subventionieren. Daraufhin<br />
wurde meine Anstellung reduziert, und ich machte,<br />
was ich heute als Arbeitsloser wiederum mache:<br />
Ich aktivierte mein Netzwerk. So lernte ich genau<br />
im richtigen Moment die Leute kennen, die das Cabaret<br />
Voltaire neu besetzen mussten. Amüsant ist,<br />
dass ich eigentlich immer dachte, dass ich in dem<br />
Bereich bleiben würde, in dem ich gerade tätig war.<br />
Nun finde ich es okay, dass ich nicht weiss, in welche<br />
Richtung es gehen wird. Tendenziell könnte ich<br />
mir einen erneuten Bruch vorstellen. Ich arbeite<br />
viel mit dem Internet. Es könnte also gut sein, dass<br />
ich im Onlinebereich lande. Die Kulturförderung<br />
kommt ja auch an den Punkt, an dem sie feststellt,<br />
dass das Internet für den Bereich Kulturvermittlung<br />
interessant sein könnte.<br />
Roger, du hast als erste<br />
Amtshandlung in der<br />
Gessnerallee einen Einheitseintrittspreis<br />
von<br />
16 Franken eingeführt.<br />
Wie ist dieser Entscheid<br />
in der Szene, in anderen<br />
Theaterhäusern, beim<br />
Vorstand angekommen?<br />
Merguin: Mit dem Einheitseintrittspreis wollte ich<br />
die Gessnerallee für ein grösseres Publikum öffnen<br />
– die Devise lautete: Theater zum Kinopreis. Ich<br />
habe mich mit dieser Eintrittspolitik, die neben<br />
dem solidarischen Einheitspreis ebenso beinhaltet,<br />
dass es keine Freibillette mehr gibt, bewusst gleich<br />
zu Beginn aus dem Fenster gelehnt. Natürlich gab<br />
es Stimmen, die diese Preispolitik in Frage stellten.<br />
Mein Ziel ist, mit dem solidarischen Einheitspreis<br />
mehr Leuten den Zugang zu zeitgenössischem Theater<br />
und Tanz zu ermöglichen und vor allem auch<br />
die Experimentierfreudigkeit zu fördern. Der Vorstand<br />
der Gessnerallee hat den Einheitseintrittspreis<br />
soeben noch einmal, für das zweite Spieljahr,<br />
bestätigt; wir konnten inzwischen auch mit Zahlen<br />
belegen, dass wir bei den Einnahmen keine grossen<br />
Einbussen gemacht haben, die Zuschauerzahlen<br />
jedoch gestiegen sind. Das Publikum hat den neuen<br />
Eintrittspreis also gut aufgenommen. Von den<br />
Häusern rundherum hätte man vielleicht mit mehr<br />
Kritik rechnen können, doch die blieb aus. Einige<br />
meinten sogar: Hey, das hätten wir eigentlich auch<br />
machen können. Ich fände es interessant, die Idee<br />
einer Einheitseintrittspreis-Kollaboration mit einem<br />
anderen Kulturbetrieb einzugehen.<br />
Wie geht ihr persönlich<br />
mit Risiken um, wenn ihr<br />
Entscheidungen trefft?<br />
Meier: Ich habe das Cabaret Voltaire als Betrieb immer<br />
sehr unternehmerisch betrachtet. Und in der<br />
Tat ist das Risiko in diesem Fall natürlich nie so<br />
gross, wie wenn man mit dem eigenen Geld haften<br />
würde. Im Nachhinein kann man heute sagen, dass<br />
wir während meiner Zeit wahrscheinlich zu wenig<br />
aufs Historische gesetzt haben, da mich persönlich<br />
Neuinterpretationen einfach viel mehr interessierten.<br />
Es mag komisch klingen, aber es war mir<br />
während meiner Zeit als Co-Direktor wichtig, dass<br />
das Haus immer am Abgrund stand. Denn ich hatte<br />
genauso Angst, dass das Cabaret Voltaire so werden<br />
könnte wie eine Rote Fabrik. Dass vielleicht alle<br />
paar Jahre eine kurze Diskussion entbrennt, es jedoch<br />
keine Aufreibung mehr gibt, dass die Subventionen<br />
fliessen, aber der Geist stirbt. Mit anderen<br />
Worten: dass das Cabaret als etablierter Kulturort<br />
endet – wie die Gessnerallee, das Schauspielhaus<br />
oder das Opernhaus. Wir wollten auch keine Zielgruppe<br />
definieren, obwohl dies gewünscht wurde.<br />
So gesehen ist es absolut richtig, dass ich nach<br />
der erneuten Finanzkrise gehen musste. Ich habe<br />
das Haus politisch lange auf dieser Kippe gehalten.<br />
Merguin: Der Umgang mit Risiken gehört zur<br />
Kernkompetenz der Gessnerallee. Und obwohl wir<br />
als Kulturbetrieb etabliert sind, ist der freie Geist<br />
noch spürbar. Wir hinterfragen die Institution<br />
Gessnerallee ständig und suchen zusammen mit<br />
den Künstlern neue Formen des Dialogs mit dem<br />
Publikum. Ein etablierter Kulturort muss in seiner<br />
aktuellen Ausrichtung immer hinterfragt werden.<br />
Bestenfalls ermöglicht er auf einer professionellen<br />
Ebene die ständige Auseinandersetzung mit Kultur,<br />
Künstlern, Publikum. Ein Beispiel dafür ist unser<br />
Südbühnenkuratorium. Die Idee hier: Externe<br />
Gruppen programmieren die Südbühne und erhalten<br />
von uns dafür Programmgelder. Wir wählen die<br />
Gruppen zwar aus und arbeiten mit ihnen zusammen,<br />
aber wir wählen vor allem die Kuratoren aus,<br />
die uns irritieren und es eben nicht so machen wie<br />
wir. Ich finde, auf diese Weise bekommt das Risiko<br />
eine sehr lustvolle Note.<br />
Geld ist immer ein Thema<br />
und die Frage: Was<br />
darf Kultur kosten? Ermüdet<br />
dieser Umstand<br />
oder seht ihr dies mit<br />
Blick auf die Krise als<br />
Herausforderung, erfinderisch<br />
zu bleiben?<br />
32 33
34 35
Merguin: Über Umwege sind wir ja auch Arbeitgeber<br />
der bei uns produzierenden Künstlerinnen<br />
und Künstler, obwohl die Produktionen hauptsächlich<br />
von der Stadt und vom Kanton subventioniert<br />
werden. Ich spüre also eine soziale Verpflichtung,<br />
und wir haben deshalb auch eine neue Gagenpolitik<br />
eingeführt, die garantiert, dass die bei uns produzierenden<br />
Künstler korrekt entlohnt werden.<br />
Das ist mir sehr wichtig, und ich setze mich auch<br />
auf kulturpolitischer Ebene dafür ein. Was mir daneben<br />
manchmal fehlt, sind die chaotischen Experimente,<br />
die Lust aufs Risiko und die Lust am<br />
Scheitern. Auch die Künstlergruppen stehen unter<br />
einem Produktionszwang und müssen ein Projekt<br />
nach dem anderen abliefern, um Fördergelder zu<br />
erhalten. Das kann dazu führen, dass Projekte lanciert<br />
werden, denen die zündende Idee vielleicht<br />
fehlt. Um dieser Haltung ein bisschen entgegenzuwirken<br />
und Freiräume für neue Ideen zu schaffen,<br />
werden wir neben einem «Forschungslabor»<br />
im Sommer auch bald unser Projekt «Big Time»<br />
starten, eine offene Bühne. Ich hoffe, diese offene<br />
Bühne weckt wieder die Lust am Risiko, am Spielerischen,<br />
fördert das Trashige und Spontane. Meier:<br />
Theatermann Christoph Marthaler soll ja einmal<br />
gesagt haben, dass er die besten Theaterstücke gemacht<br />
habe, als er noch gar kein Geld gehabt habe.<br />
Meiner Meinung nach wird in dieser Stadt viel zu<br />
viel richtig Gutes richtig gut bezahlt. Ein Laie aber<br />
sieht den Unterschied zwischen Schauspielhaus,<br />
Gessnerallee und Fabriktheater nicht mehr. So gesehen<br />
fliesst also wahnsinnig viel Geld in einen<br />
wahnsinnig engen Bereich von Kunst. Selbst Leute<br />
wie Christoph Schlingensief mussten aus diesem<br />
Grund ins System eindringen, um aus dem Prekären,<br />
Brotlosen rauszukommen. Er musste Theater- und<br />
Opernstücke sowie Ausstellungen machen, weil<br />
seine Gueril la-Aktivitäten ausserhalb des Institutionellen<br />
auf Zeit nicht finanzierbar waren. Darum<br />
finde ich, dass Kunst aus den Institutionen befreit<br />
werden muss.<br />
Kennt ihr schlaflose<br />
Nächte?<br />
Meier: Wenn ich in der Nacht aufwache, weil<br />
mich etwas beschäftigt und belastet, zum Beispiel<br />
die Tatsache, dass ich am Tag zuvor eine Absage<br />
gekriegt habe, dann wird dieses Problem gerade<br />
in diesem Moment oft noch grösser. In der<br />
Nacht wächst alles. Am nächsten Morgen ist das<br />
Problem meistens nur noch halb so schlimm.<br />
Merguin: Wenn sich bei mir die Gedanken in der<br />
Nacht drehen, stehe ich einfach auf, sortiere meine<br />
Gedanken oder lenke mich ab. Am nächsten Morgen<br />
sieht dann alles wieder ganz anders aus.<br />
Wir reden täglich über<br />
Veränderungen, denen<br />
wir ausgesetzt sind.<br />
Über die Beschleunigung<br />
des Lebens, den rasanten<br />
Wandel der Technologie.<br />
Seht ihr diese<br />
Entwicklung als Chance,<br />
oder grenzt ihr euch davon<br />
ab?<br />
Meier: Es war noch nie so einfach, mit einem Musikstück,<br />
einem Bild oder einem Text so viele Menschen<br />
zu erreichen. Für einen Kunstvermittler<br />
ist die Situation dank des Internets also einfach<br />
nur der Himmel auf Erden. Das Problem ist – und<br />
da ziehe ich die Grenze –, dass sich Museum und<br />
Theater noch im Industriezeitalter befinden. In<br />
einem neuen Zeitalter wird nicht mehr definiert,<br />
wo etwas stattfindet, sondern ich definiere, wo ich<br />
welche Leute erreiche. Ich habe diesbezüglich wie<br />
die Dadaisten ein Vorbild ausserhalb der Kunst gesucht.<br />
Und wen habe ich gefunden? Die Werber. Die<br />
Werber müssen sich überlegen, wo die Leute sind,<br />
die sie mit ihrer Werbung erreichen wollen. Es ist<br />
doch heute einfach wahnsinnig anachronistisch,<br />
in einem Haus ein Bild an die Wand zu hängen und<br />
dann zu warten, bis jemand vorbeikommt, um dieses<br />
Bild anzuschauen. Aber ja, es braucht alles seine<br />
Zeit: Die ersten Autos sahen wie Kutschen aus. Die<br />
ersten Online-Zeitungen gleichen Papierzeitungen.<br />
Ein grosser Bremsklotz ist sicher der Kulturpessimismus.<br />
Die Angst vor der Verdummung. Die<br />
hatte man ja übrigens auch, als das Fernsehen Einzug<br />
in die gute Stube hielt.<br />
Du betrachtest also<br />
prinzipiell nicht die Beschleunigung<br />
oder die<br />
Datenmenge als Problem,<br />
sondern alle, die das<br />
Internet nicht richtig zu<br />
nutzen wissen?<br />
Meier: Mein Sohn ist jetzt neun Jahre alt. Bis heute<br />
hat er noch kein Online-Gerät. In der Schule wird<br />
ihm vermittelt, dass das Internet gefährlich sei. Er<br />
sagt zu mir: Wenn er nur einen Wunsch frei hätte,<br />
wünschte er, dass Facebook abgeschafft würde.<br />
Dabei bin ich ja nicht ständig auf dem Netz. Was<br />
die Datenmenge betrifft, hat in meinem Fall die<br />
Erkenntnis, dass ich grundsätzlich immer alles<br />
verpasse, für am meisten Entspannung gesorgt.<br />
Ich nahm das Ruder in die eigene Hand und sagte:<br />
Okay, ich stelle hier die Filterschrauben ein und bestimme,<br />
was von dem wenigen, das ich bewältigen<br />
kann, bis zu mir gelangen soll. Ich habe mir einen<br />
Reader eingerichtet, über den ich etliche Blogs lese.<br />
Auch auf Twitter verfolge ich gewisse Leute. Ich bin<br />
also nicht mehr auf Zeitungen und Fernsehen angewiesen<br />
und gewinne auch wieder Zeit. Und ja: Ich<br />
gehe in den Ferien auch öfters an Orte, in die Berge<br />
oder nach Afrika, wo ich nicht online sein kann,<br />
und ich komme damit klar. Merguin: Der Umgang<br />
mit der Menge an Informationen, die ungefragt<br />
auf uns einprasseln, ist nicht zu unterschätzen.<br />
Ich persönlich versuche mir anzutrainieren, Freiräume<br />
ausserhalb der Informationsflut zu schaffen<br />
und selektiv damit umzugehen. Ich sehe in<br />
diesem Zusammenhang das Theater auch als<br />
Rückzugsort. Es hat eine eigene Zeitsouveränität,<br />
und während eines Stückes kann ich mich voll<br />
auf den Moment einlassen. So wirkt das Theater<br />
auch wie eine Entschleunigungsoase, da ich mich<br />
für die Dauer einer Vorstellung von allen anderen<br />
Informationskanälen verabschiede und mich voll<br />
auf die gegenwärtige Situation einlasse.<br />
Macht ihr noch eine klare<br />
Trennung zwischen Privatleben<br />
und Beruf?<br />
Meier: Mein Ziel wäre, dass ich bei einem neuen<br />
Job das Berufliche und Private wieder nicht trennen<br />
kann. Merguin: Und mein Ziel ist es, dass es<br />
eben nicht so ist. Berufliches und Privates sind<br />
auch in meinem Fall sehr verschränkt. Aber ich<br />
versuche, mir gewisse Auszeiten zu gönnen, mich<br />
aktiv aus dem Ganzen rauszuholen. Meier: Ich sehe<br />
da gar kein Problem. Für mich ist «online gehen»<br />
auch ein bisschen Wellness. Und ich habe es immer<br />
sehr genossen, samstags um 23 Uhr mit jemandem<br />
darüber zu streiten, ob das, was ich im Cabaret Voltaire<br />
mache, Dada ist oder nicht.<br />
<br />
36 37
Expertengespräch<br />
«Emotionen spielen bei der<br />
Entscheidungsfindung eine<br />
wichtige Rolle»<br />
Michael Siegrist<br />
47, Michael Siegrist, Professur für Verbraucherverhalten, ETH Zürich<br />
Nichts scheint mehr sicher heute: Welche Stra tegien<br />
helfen in dieser komplexen Welt bei der Entscheidungsfindung?<br />
Michael Siegrist: Ich behaupte, dass die Welt noch<br />
nie so sicher war. In der entwickelten Welt war die<br />
Lebenserwartung zum Beispiel noch nie so hoch.<br />
Im Unterschied zu früher verfügen wir aber über<br />
viel mehr Wissen. Früher sagte man oft, dass das<br />
Schicksal entscheide, weil das Wissen fehle. Heute<br />
besitzen wir das nötige Wissen und sollten dieses<br />
Wissen bei Entscheidungen entsprechend berücksichtigen.<br />
Das bedeutet, dass wir heute Entscheidungen<br />
grundsätzlich vor einem anderen Hintergrund<br />
fällen müssen.<br />
Es ist also eine Tatsache, dass es noch nie so vielen<br />
Leuten so gut ging?<br />
Ja, dem ist so. Ich persönlich möchte darum auch<br />
nicht in einer anderen Zeit leben. Natürlich geht<br />
es nicht allen Menschen auf dieser Welt gut. Den<br />
Ärmsten in unserem Land geht es heute aber viel<br />
besser als den Ärmsten in der Schweiz vor 100 Jahren.<br />
Heute leidet hier niemand mehr Hunger, aber<br />
vielleicht kämpft er oder sie gegen Übergewicht.<br />
Lassen wir uns demnach von Krisen allzu schnell verunsichern?<br />
Ich glaube nicht, dass die Menschen hierzulande<br />
komplett verunsichert sind. Es ist aber in der<br />
Tat so, dass schlechte Nachrichten auf wesentlich<br />
mehr Interesse stossen als gute. Studien haben gezeigt:<br />
Wenn einer Gruppe von Leuten negative und<br />
positive Meldungen vorgesetzt werden, verweilen<br />
die meisten länger bei den negativen Schlagzeilen.<br />
Das liegt anscheinend in der Natur des Menschen.<br />
Dies macht auch durchaus Sinn, denn eigentlich<br />
müssen wir in erster Linie alle Gefahren kennen.<br />
Wir geraten unter Druck, weil wir uns keine Fehler<br />
mehr leisten können. Aus Fehlern lernen wir aber. Wie<br />
wirkt sich der fehlende Mut, Fehler zu begehen, auf<br />
die Risikokompetenz aus?<br />
Ein interessantes Beispiel in diesem Zusammenhang<br />
ist die Luftfahrt. Dort lernt nicht nur der einzelne<br />
Pilot aus Fehlern, sondern es wurde extra ein System<br />
eingerichtet, dem alle Fehler gemeldet werden.<br />
Dies bedeutet: Fehler werden grundsätzlich nicht<br />
toleriert, wenn sie aber passieren, werden sie nicht<br />
vertuscht, sondern registriert, damit das System angepasst<br />
werden kann.<br />
Könnte die Finanzwelt etwas von der Zivil luftfahrt<br />
lernen?<br />
In der Finanzwelt ist es etwas schwieriger, denn<br />
Fehler sind in unserem komplexen Finanzsystem<br />
nicht so offensichtlich. Bei steigenden Börsenkursen<br />
nützt es nichts, zu sagen, dass ich nicht investiere,<br />
weil die Börsenkurse überbewertet werden.<br />
Wenn ich am Ende den Anschluss nicht verpassen<br />
will, muss ich investieren. In der Medizin und in<br />
der Zivilluftfahrt sind Fehler offensichtlicher, das<br />
macht manches einfacher.<br />
Wir leben in einer eng getakteten Welt und werden<br />
von morgens bis abends mit Informationen und Vorhersagen<br />
versorgt. Hilft diese Informationsflut, treffsicherer<br />
zu entscheiden oder lenkt sie uns vor allem<br />
vom Wesentlichen ab?<br />
Wir verfügen über mehr sowie detallierteres Wissen.<br />
Die Schwierigkeit ist nun aber, das Wissen<br />
herauszufiltern, das relevant ist. Das Überangebot<br />
an Informationen führt dazu, dass sich einzelne<br />
Menschen mit Entscheidungen schwertun. Auch<br />
unterscheiden sich die Entscheidungen: Eine Firma<br />
gründen zu wollen und uns Gedanken über die<br />
richtige Partnerwahl zu machen, ist nicht dasselbe.<br />
Ausschlaggebend ist darum immer, vor welcher<br />
Entscheidung wir stehen.<br />
Wie fällt der einzelne Bürger angesichts verwirrender<br />
Nachrichten und all der Unwägbarkeiten wie Druck<br />
und Beschleunigung des Lebens eine richtige Entscheidung?<br />
Häufig ist es unmöglich, zu sagen, welche Entscheidung<br />
die richtige ist. Wenn wir zum Beispiel einen<br />
Hamburger, Pommes und eine Glace essen, so ist<br />
dies vielleicht die falsche Wahl, wenn wir bereits<br />
Übergewicht haben. Wenn wir Fastfood aber einfach<br />
mögen und nach dem Genussprinzip handeln,<br />
ist die Entscheidung gar nicht so falsch. Prinzipiell<br />
kann ich oft nur bei ganz simplen Entscheidungen<br />
nachträglich auch sicher sein, dass meine Wahl die<br />
richtige war. Bei komplexen Entscheidungen gibt<br />
38 39
es kein offensichtliches Kriterium dafür, ob die<br />
Entscheidung richtig oder falsch war.<br />
Sollen wir vermehrt auf unser Bauchgefühl hören,<br />
wenn wir nicht sicher sind, welche Entscheidung die<br />
richtige ist?<br />
Unsere Emotionen helfen uns dabei, gewisse Gewichtungen<br />
vorzunehmen. Bei der Berufswahl ist<br />
zum Beispiel ausschlaggebend, ob ich einfach eine<br />
befriedigende Tätigkeit suche oder unbedingt Ansehen<br />
gewinnen und einen guten Lohn verdienen<br />
will. In diesem Moment sind es die Emotionen und<br />
unser Bauch, die uns sagen, was uns wichtig ist.<br />
Und wenn wir wissen, was uns wichtig ist, ist es natürlich<br />
auch einfacher, die richtige Wahl zu treffen.<br />
Studien haben übrigens gezeigt, dass Leute, deren<br />
emotionales System infolge von Hirnschäden beeinträchtigt<br />
ist, Mühe bekunden, Entscheidungen<br />
zu treffen, weil sie nicht mehr wissen, was ihnen<br />
wichtig ist. Emotionen spielen bei der Entscheidungsfindung<br />
also eine wichtige Rolle.<br />
Kann uns die Risikoforschung bei der Frage nach<br />
konkreten Entscheidungen helfen?<br />
Als Risikoforscher hoffe ich natürlich, dass ich<br />
besser überblicke, welche Faktoren mich bei einer<br />
Entscheidungsfindung nicht beeinflussen sollten.<br />
Ziel wäre es, sich stärker um die Risiken zu sorgen,<br />
die relevant sind, und den Risiken, die weniger Gewicht<br />
haben, weniger Beachtung zu schenken.<br />
Hilft die Strategie, sich bei einer Entscheidungsfindung<br />
immer zu fragen: Was wäre der schlimmste Fall?<br />
Das ist sicher eine praktikable Strategie, sich die<br />
Frage zu stellen: Mit welchem Umstand könnte<br />
ich auf keinen Fall leben? Wir müssen uns aber bewusst<br />
sein, dass wir auch stark beeinflussbar sind.<br />
Wenn in den Medien zum Beispiel viele Berichte<br />
über Kampfhunde erscheinen, die Passanten beissen,<br />
dann schätzen wir das Risiko automatisch entsprechend<br />
hoch ein. In diesem Moment sollten wir<br />
unser Gefühl aber hinterfragen und grundsätzlich<br />
überlegen, ob das Risiko, von einem Kampfhund<br />
gebissen zu werden, wirklich so hoch ist.<br />
Gerd Gigerenzer, ein deutscher Risikoforscher, sagt,<br />
je grösser das Unwissen, desto wichtiger sei die<br />
Intuition. Stimmen Sie dem zu?<br />
Vordergründig ist dies eine triviale Aussage. Tatsache<br />
ist: Wenn ich kein Wissen habe, bleibt mir<br />
ja nur die Intuition. Ich finde es auch fragwürdig,<br />
wenn man den Leuten nun einfach zu mehr Bauchentscheidungen<br />
rät. Wie bereits erwähnt, unterscheiden<br />
sich Entscheidungen, und darum hilft<br />
auch nicht bei allen Entscheidungen die Intuition<br />
weiter. Manchmal ist es besser, sich auf Zahlen zu<br />
verlassen. Aus meiner Sicht wird die Intuition auch<br />
häufig mit implizitem Wissen verwechselt. Wenn<br />
wir auf einem Gebiet Experten sind, können wir<br />
auf Basis unseres impliziten Wissens Entscheidungen<br />
fällen. Ein Laie, der nicht auf dieses Wissen zurückgreifen<br />
kann, wird im gleichen Fall wohl auch<br />
mit seinem Bauchgefühl keine gute Entscheidung<br />
fällen. Darum ist das implizite Wissen bei vielen<br />
Entscheidungen ausschlaggebend.<br />
Kann man Intuition lernen?<br />
Ich glaube, man braucht viel implizites Wissen, um<br />
gute intuitive Entscheidungen fällen zu können.<br />
Wie wichtig ist die Intelligenz des Unbewussten beim<br />
Fällen von Entscheidungen unter Druck?<br />
Auch hier ist das implizite oder explizite Wissen<br />
ausschlaggebend. Bei einem Tsunami hilft das unbewusste<br />
Gefühl nicht weiter. Wir müssen wissen,<br />
dass bei einem entsprechenden Erdbeben eine solche<br />
Monsterwelle entstehen kann und wir uns im<br />
Gefahrengebiet in Sicherheit bringen müssen. Leute,<br />
die in diesem Moment entscheiden, dass diese<br />
Welle aufgrund ihrer Grösse ein Ereignis ist, das<br />
aus der Nähe betrachtet werden muss, fällen einen<br />
fatalen Entscheid. Bei vielen seltenen oder neuen<br />
Gefahren kann uns also die Intelligenz des Unbewussten<br />
in die Irre führen.<br />
<br />
40 41
Impressionen<br />
Bogen F 43 – 45<br />
Backstage<br />
Umbau<br />
Ufrichti<br />
Architektur<br />
Impressionen im Winter 46 – 49<br />
Dorfladen<br />
Eis<br />
Viadukt<br />
Gemüsebau<br />
Jobbus 50 – 52<br />
Arbeitssituationen<br />
Sicherheitsraining<br />
Obstblütentag<br />
Gemüsebau<br />
Konter 53<br />
Arbeitssituation<br />
Wohnen 54 – 55<br />
Wetzikon<br />
Hinwil<br />
Fussball 56 – 59<br />
Jobbuscup<br />
EM-Bar<br />
Kultur im Bogen F in Zürich: der mobile Backstage-Bereich für Bands →<br />
44<br />
Juli <strong>2012</strong>, Konzert: Das in der Mitte ist der Oli der ganz entspannt im Sitz hockt. Der war übrigens der Mitbewohner<br />
des Grfikers dieses berichts. Lustig, wie man sich immer wieder über den Weg läuft.<br />
45
Premiere unter den Geleisen: Am 6. Juni <strong>2012</strong> feierten<br />
zahlreiche Gäste die «Ufrichti» des neuen Bogen F.<br />
Bogen F: «Work in progress» im Viadukt, Frühjahr <strong>2012</strong><br />
Nach dem Umbau: viel Atmosphäre und Raum für Kultur, AIP-interne Nutzungen und externe Vermietungen<br />
46
AIP Dorfladen Seegräben: seit 2010 sechs Tage die Woche für die Kundschaft da<br />
AIP Mittagstisch E1S Wetzikon: im 2008 eröffnet und im Jahr <strong>2012</strong> um einen Kiosk erweitert<br />
48<br />
AIP Restaurant Viadukt: Das erste Netzwerk-Arbeitsintegrationsprojekt für<br />
Jugendliche und junge Erwachsene in Zürich wurde im Mai 2010 gestartet.
48<br />
Ottenhauser Gemüsebau: Dem Jobbus/Garage geht die Feldarbeit auch im Winter nicht aus.
Jobbus/Garage: seit 17 Jahren im Einsatz für Private und die öffentliche Hand in Haus, Garten, Natur und Wald<br />
51
Obstblütentag in Seegräben: Das Catering<br />
des Restaurants Konter und des<br />
Dorfladens Seegräben begeisterte.<br />
Sicherheitstraining Winterthur: Das Mitarbeiterteam<br />
des Jobbus/Garage bildete sich weiter.<br />
Gemüsebau in Seegräben: erntefrisch für die wöchentliche Ottenhauser Gemüsekiste<br />
AIP Restaurant Konter: Der erste Netzwerk-AIP-Betrieb wurde im Jahr 2005 in Wetzikon lanciert.<br />
52
Auffangwohngruppe Wetzikon: Sommerfest für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus und Garten<br />
Walderstrasse 24, Hinwil: «Ufrichti» mit allen Beteiligten nach sanftem Hausumbau<br />
Blick hinter die Kulissen: Am Sommerfest bot sich ebenfalls die Gelegenheit,<br />
die Arbeit des Teams der Auffangwohngruppe näher kennenzulernen.<br />
56
Jobbus-Cup <strong>2012</strong>: Das jährliche Fussballturnier fand am 4. September bereits zum 15. Mal statt.<br />
Nahkampf: Trotz engagiertem Einsatz dominierte<br />
die gute Stimmung auf dem Fussballfeld.<br />
Speaker in Action: Dank Peter Tanner lief auf der<br />
Heusser-Staub-Wiese in Uster alles rund.<br />
Mittagspause: Für die Bewirtung der hungrigen Kicker war erneut das Restaurant Konter zuständig.<br />
Strahlende Gewinner: Die Spieler des Vereins Läbesruum aus Winterthur gingen als Sieger vom Platz.<br />
58
Bogen F im Fussballfieber: Zwei Tage nach der «Ufrichti» erfolgte gleich der Anpfiff zur EM-Bar. Sport statt Musik: Während eines Monats war Fussball Trumpf im Bogen F, verpflegt wurden die Fans vom Restaurant Viadukt.<br />
60
Finanzen<br />
62
Rückblick <strong>2012</strong><br />
Budget 2013 und Ausblick<br />
Die Stiftung Netzwerk schliesst das Geschäftsjahr<br />
<strong>2012</strong> mit einem Verlust von Fr. 18 522.– ab. Budgetiert<br />
war ein Minus von Fr. 3 850.–, die Abweichung von<br />
dieser Zahl beträgt somit Fr. 14 672.–.<br />
Das vergangene Geschäftsjahr kann in zwei extrem<br />
gegensätzliche Hälften aufgeteilt werden:<br />
Bis im Sommer lief alles nach Plan. Fast alle Angebote<br />
waren gut ausgelastet. Die Zahlen zeigten ein erfreuliches<br />
Bild, sie waren teilweise sogar weit besser als<br />
budgetiert. Kurz: Der Motor brummte auf Hochtouren.<br />
Der Ausbau des Bogen F in den Viaduktbögen konnte<br />
gemäss Zeitplan beendet werden. Das Eröffnungsfest<br />
im Juni <strong>2012</strong> und der anschliessende einmonatige<br />
Fussball-EM-Barbetrieb gehörten zu den Highlights<br />
des Jahres. Die vom Jobbus/Garage lancierte<br />
Ottenhauser Gemüsekiste legte einen Blitzstart hin,<br />
so dass aus Produktionskapazitätsgründen beim<br />
Abonnementsverkauf sogar ein Numerus clausus eingeführt<br />
werden musste.<br />
Ab dem Monat September jedoch standen die Zeichen<br />
plötzlich auf Sturm. Der Auslöser für die negative<br />
Entwicklung in kürzester Zeit: eine Kombination<br />
aus fatalerweise gleichzeitig signifikant gesunkenen<br />
Auslastungszahlen bei vielen Angeboten sowie<br />
unverändert hohen anfallenden Kosten. Dank den<br />
unter Hochdruck eingeleiteten Gegenmassnahmen<br />
auf verschiedensten Ebenen konnte bis Ende Jahr<br />
erreicht werden, dass das Jahresergebnis doch noch<br />
im Rahmen blieb. Massgeblich dazu beigetragen hat<br />
auch die Tatsache, dass wir einige grössere Spendenbeiträge,<br />
die ursprünglich für das wegen unvorhersehbarer<br />
Schwierigkeiten aufgegebene Projekt<br />
Quartierladen Zürich-Wiedikon gesprochen wurden,<br />
nicht alleine nur für die Deckung der für das Projekt<br />
entstandenen Kosten, sondern zur allgemeinen Unterstützung<br />
der Stiftung Netzwerk verwenden durften.<br />
Dies zu verdanken haben wir der grosszügigen<br />
Bereitschaft unserer Spender.<br />
Im Rückblick zeigt sich, dass sich die Situation für<br />
unser Angebot von begleiteten Ausbildungs- und<br />
Beschäftigungsplätzen für Jugendliche in unseren<br />
AIP-Gastrobetrieben wohl entscheidend verändert<br />
hat. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie werden einerseits<br />
in der zunehmenden Konkurrenz zwischen<br />
Angeboten in der Arbeitsintegration vermutet, unter<br />
dem Gesichtspunkt der demografischen Entwicklung<br />
interpretiert oder mit einem höheren Lehrstellenangebot<br />
in der Wirtschaft in Zusammenhang gebracht. Erfreulicherweise<br />
laufen aber unsere AIP-Betriebe nach<br />
wie vor sehr gut und sichern so die Arbeitsplätze für<br />
unsere Jugendlichen in den Arbeitsintegrationsprojekten<br />
(AIP). Vor allem das Restaurant Viadukt konnte<br />
den budgetierten Umsatz wiederum übertreffen.<br />
Bei den übrigen Angeboten profitierte das AIP Dorfladen<br />
während des ganzen Jahrs von einer über dem<br />
Budget liegenden, hohen Klientenauslastung. Die Jugendwohnungen<br />
lieferten das schon fast gewohnt<br />
gute solide Ergebnis ab. Das kleinste Angebot, die<br />
Ambulante Jugend- und Familienbegleitung, schloss<br />
ebenfalls im positiven Bereich ab. Bei den vier Angeboten<br />
der Dezentralen Drogenhilfe (DDH) legte<br />
der Jobbus/Garage den Boden für das ausgeglichene<br />
Jahresergebnis vor allem im ersten Halbjahr. Die<br />
DDH-Wohnangebote erholten sich gegen Ende Jahr<br />
wieder von einem Zwischentief. Insgesamt mussten<br />
aber Begleitetes Wohnen und Auffangwohngruppe<br />
auf Kosten der gut ausgelasteten Wohnhilfe mehr<br />
Subventionen und Gemeindebeiträge als budgetiert<br />
beanspruchen.<br />
Zusammengefasst zeigte uns das Geschäftsjahr auf,<br />
dass wir immer wachsam und flexibel bleiben müssen,<br />
um gut vorbereitet auf unvorhersehbare Entwicklungen<br />
reagieren zu können.<br />
Das Budget 2013 rechnet mit einem Jahresverlust<br />
von Fr. 6 161.–. Die Budgetsumme ist nach wie vor im<br />
Bereich um die 10 Millionen Franken angesiedelt. Wegen<br />
der unsicheren Marktlage wurden die Erträge vor<br />
allem bei den Einnahmen aus Tages- und Monatspauschalen<br />
der Arbeitsintegrationsprojekte (AIP) eher<br />
vorsichtig budgetiert und Kapazitätsanpassungen<br />
nach unten vorgenommen.<br />
Nach der Stadt Wetzikon im Jahre 2011 stimmte nun<br />
erfreulicherweise auch die Stadt Illnau-Effretikon einer<br />
Erhöhung unseres bestehenden Darlehens zur<br />
Stärkung der Betriebsmittel zu.<br />
Anfang 2013 begann der Umbau unserer Liegenschaft<br />
Walderstrasse in Hinwil. Für die Finanzierung<br />
des Vorhabens konnten wir auf die bewährte Zusammenarbeit<br />
mit der Clientis Zürcher Regionalbank in<br />
Wetzikon und der Wohnbaugenossenschaft Schweiz<br />
(ehemals Schweizerischer Verband für Wohnungswesen<br />
SVW) zählen.<br />
Erstmals seit vielen Jahren sind für das Jahr 2013<br />
keine neuen Projekte oder ein Ausbau von Angeboten<br />
geplant. Nach einigen grossen Wachstumsschritten<br />
in den vergangenen Jahren konzentrieren wir uns<br />
in erster Linie auf die Konsolidierung und Optimierung<br />
der bestehenden Geschäftsbereiche und auf<br />
die Lancierung des AIP Bogen F. Ein weiteres Hauptaugenmerk<br />
ist auf das Controlling der internen Kosten<br />
(Stichwort Kostenwahrheit) sowie auf die Rentabilität<br />
der Gastrobereiche gerichtet.<br />
Weiter gilt es für das Angebot Begleitetes Wohnen in<br />
Rüti eine oder mehrere Ersatzliegenschaften zu finden,<br />
da eine jahrelang dafür genutzte Liegenschaft<br />
im Herbst 2013 definitiv abgebrochen wird.<br />
Nach dem «Pilotbetrieb» im zweiten Halbjahr <strong>2012</strong><br />
setzen wir einige Hoffnungen in das erste Jahr mit<br />
Vollbetrieb im AIP Bogen F: Unser Angebot der Durchführung<br />
von Caterings, Apéros und Feiern an diesem<br />
speziellen Ort scheint einem grossen Bedürfnis zu<br />
entsprechen und könnte sich zu einem wichtigen<br />
Standbein für die Stiftung Netzwerk entwickeln. Weiterhin<br />
werden im AIP Bogen F auch unsere Konzerte<br />
stattfinden, die im Veranstaltungskalender der Stadt<br />
Zürich zu einer fixen Grösse geworden sind.<br />
Insgesamt blicken wir trotz oder gerade wegen «des<br />
kassierten Schusses vor den Bug» und der darauf<br />
getroffenen Massnahmen sowie eines geglückten<br />
Jahresstarts gespannt, aber auch zuversichtlich ins<br />
Jahr 2013.<br />
<br />
64 65
Stiftung Netzwerk<br />
Revisionsbericht<br />
Bilanz<br />
Mittelflussrechnung<br />
Aktiven<br />
<strong>2012</strong><br />
2011<br />
2010<br />
<strong>2012</strong><br />
2011<br />
2010<br />
Flüssige Mittel 378202 415 602 493894<br />
Debitoren 765487 872969 685303<br />
Verrechnungssteuer 73 102 268<br />
Kautionen 125591 125 306 116691<br />
Subventionen 240000 240000 240000<br />
Warenlager 106722 106766 109136<br />
Transitorische Aktiven 94237 78106 246530<br />
Umlaufvermögen 1710313 1838851 1891822<br />
Sachanlagen 751504 550 075 550 896<br />
Einrichtungen 2006 260 1797 540 1643556<br />
Immobilien 674 710 675190 675190<br />
Anlagevermögen 3432475 3022805 2869642<br />
Bilanzsumme 5142787 4861656 4761464<br />
Passiven<br />
Kreditoren 508196 643607 408133<br />
Transitorische Passiven 407793 321152 438052<br />
Darlehensschulden 1454000 1132000 1170000<br />
Hypotheken 563500 568500 573500<br />
Fremdkapital 2933489 2665259 2589685<br />
Gebundene Fonds Viadukt bzw. AIP 1321437 1290015 1245000<br />
Stiftungskapital 906383 926779 944863<br />
Minder-/Mehrerträge Subventionen 0 0 0<br />
Jahreserfolg -18522 -20396 -18084<br />
Eigenkapital per 31.12. 887 861 906383 926779<br />
Bilanzsumme 5142787 4861656 4761464<br />
Mittelfluss aus Betriebstätigkeit 362648 392435 225508<br />
Betriebsdefizit -18522 -20396 -18084<br />
Minder-/Mehrerträge Subventionen<br />
Abschreibungen 338802 319579 293289<br />
Abnahme/Zunahme Subventionsforderungen<br />
Abnahme/Zunahme übrige Forderungen 107226 -196115 -177420<br />
Veränderung Warenlager 44 2370 -65316<br />
Abnahme/Zunahme Transitorische Aktiven -16131 168424 -188013<br />
Zunahme/Abnahme kurzfrist. Verbindlichkeiten -135411 235474 199243<br />
Zunahme/Abnahme Transitorische Passiven 86641 -116900 181809<br />
Mittelfluss aus Investitionstätigkeit -748472 -472741 -1964131<br />
Desinvestitionen 826 1530 1000<br />
Investitionen in AIP Mittagstisch -18755 -15 766 -33815<br />
Investitionen in AIP Rest. Konter -6153 -20321 -22184<br />
Investitionen in AIP Dorfladen -23 432 -239777 -30826<br />
Investitionen in AIP Rest. Viadukt -22716 -83546 -1675347<br />
Investitionen in AIP Bogen F -514376<br />
Investitionen in übrige Sachanlagen -163865 -114861 -202959<br />
Mittelfluss aus Finanzierungstätigkeit 348423 2015 889500<br />
Permanent zweckgebundene Spenden AIP 31423 45015 155 000<br />
Neue Darlehen und Hypotheken 350000 750000<br />
Rückzahlung Darlehen und Hypotheken -33000 -43000 -15 500<br />
Anfangsbestand Flüssige Mittel 1.1. 415 602 493894 1343017<br />
Endbestand Flüssige Mittel 31.12. 378202 415 602 493894<br />
Veränderung Zahlungsmittel -37401 -78291 -849123<br />
Erfolgsrechnung & Budget<br />
Geschäftsstelle<br />
Begleitetes Wohnen<br />
Auffangwohngruppe<br />
Jobbus/Garage<br />
Wohnhilfe<br />
Ambulante Jugendund<br />
Familienbegleitung<br />
Jugendwohnungen<br />
AIP Rest. Konter<br />
AIP Mittagstisch E1S<br />
AIP Rest. Viadukt<br />
inkl. AIP Bogen F<br />
AIP Dorfladen<br />
Seegräben<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Budget 2013<br />
Kapitalnachweis<br />
Anfangsbestand<br />
1.1.<strong>2012</strong><br />
Zuweisungen<br />
Extern<br />
Interne<br />
Fondstransfers<br />
Verwendung<br />
Endbestand<br />
31.12.<strong>2012</strong><br />
Ertrag 212 582 827 947 706861 2106209 176663 51120 625460 1396914 337 951 3367625 816269 10625602 10606741<br />
Aufträge 899619 350100 162471 2259068 431118 4102376 4333740<br />
Mieten 136268 6000 10781 153049 81312<br />
Tagespauschalen 769945 660858 993756 118433 51120 625460 1046616 166 223 1046336 347531 5826278 5743996<br />
Mittel aus Eigenfinanzierung<br />
Stiftungskapital 906383 -18522 887861<br />
Jahresverlust -18522 18522<br />
Organisationskapital 906383 -18522 887861<br />
Sonstige Erlöse 400 400<br />
Spenden 76315 61550 8000 12255 2253 1500 161873 112 000<br />
Spenden aus Fonds 113001 38576 151 577 168576<br />
Subventionen Kanton 39673 31466 129031 39829 240000 240000<br />
Unterstützungsbeiträge 50000 50000<br />
Gemeindebeiträge 18329 14537 59611 18401 110 877 112 306<br />
MwSt. -37358 -13802 -3398 -113814 -2456 -170828 -185189<br />
Aufwand 1146 205 653706 553941 1897 750 162 144 45782 528691 1313696 331377 3208817 802014 10644124 10612902<br />
Personalkosten 737949 338 224 312758 1190815 131770 36 161 308301 839110 168545 1596877 302000 5962510 5952939<br />
Produktionsmaterial 174 553 196217 90053 868 560 377142 1706524 1721155<br />
Kapitalkosten/Abschreibungen 42 027 5309 5117 29691 1572 622 4863 45244 21371 176744 52473 385034 430376<br />
Raumkosten 149311 213560 118604 113011 6246 5917 143383 129057 26965 282458 22955 1211 467 1211 289<br />
Leistungen an Klienten 19643 62021 159065 786 276 13460 17570 40 4532 2163 279557 253638<br />
Betriebskosten 45 902 76970 55441 230616 21770 2805 58684 86 499 24403 279646 45280 928016 958505<br />
Sport und Kultur 171016 171016 85000<br />
Organisationskosten Umlage -933623 188 983 164613 209712 29319 2614 83100 80673 6074 162 466 6069 0<br />
Betriebsgewinn (+)/Defizit (-) -14743 -11693 -1252 -14801 2724 13668 2546 501 -3658 8186 -18522 -6161<br />
Mittel aus Fondskapital<br />
Gebundene Fonds<br />
AIP Viadukt, AIP Dorfladen,<br />
AIP Bogen F<br />
1 290 015 183 000 -151 577 1 321 437<br />
66<br />
67
Netzwerk Stiftung, Zürich<br />
Spenden Netzwerk <strong>2012</strong><br />
Revisionsbericht<br />
Arbeitsintegrationsprojekt AIP allgemein<br />
Walter und Anne Marie Boveri Stiftung 25000.00<br />
Alfred und Bertha Zangger-Weber-Stiftung 10000.00<br />
Strohbach Helen, Rüti 200.00<br />
Tüscher Ruth und Edwin, Betschwanden 200.00<br />
Widmer Max und Nelli, Uster 200.00<br />
Wiget Theo und Marianne, Hausen am Albis 200.00<br />
Arbeitsintegrationsprojekt AIP Restaurant Konter<br />
Spenden<strong>stiftung</strong> Bank Vontobel (Schulraumerweiterung) 20000.00<br />
Hilda und Walter Motz-Hauser Stiftung (Schulraumerweiterung) 15000.00<br />
Evang. Ref. Kirchgemeinde Wallisellen 5000.00<br />
Familien-Vontobel-Stiftung 3000.00<br />
Wittwer Susanna, Baden 200.00<br />
Ramseier-Giss Walter und Susanne, Wald 150.00<br />
Reinhart Frank, Bertschikon 150.00<br />
Zollinger Hans und Christa, Rüti 150.00<br />
Oklé Roger und Esther, Wolfhausen 136.27<br />
Acker Stefan, Bäretswil 100.00<br />
Arbeitsintegrationsprojekt AIP Mittagstisch E1S<br />
Staub/Kaiser-Stiftung 12255.25<br />
Berger Hans, Zürich 100.00<br />
Bickel Marianne, Zürich 100.00<br />
Börlin Hans, Grüt 100.00<br />
Arbeitsintegrationsprojekt AIP Restaurant Viadukt<br />
Röm. Kath. Kirchgemeinde Maria-Hilf, Zürich 1500.00<br />
Stiftung PWG 500.00<br />
Spende anonym 200.00<br />
Eisenring Markus, Zürich 100.00<br />
Friedli Bänz, Zürich 100.00<br />
Graf-Scheibling Jürg, Wetzikon 100.00<br />
Grüninger Herbert, Wetzikon 100.00<br />
Grüninger René, Zürich 100.00<br />
Arbeitsintegrationsprojekt AIP Dorfladen Seegräben<br />
Verein Dorfladen Seegräben 1500.00<br />
Honegger-Neukom Peter und Hanna, Rüti 100.00<br />
Jordan Philipp, Zürich 100.00<br />
Kubli Peter, Affoltern am Albis 100.00<br />
Jobbus/Garage allgemein<br />
Vandebroek Jos, Pfäffikon (Gutschein) 500.00<br />
Kündig Klara, Tann 100.00<br />
Luginbühl-Welter Ursula, Wetzikon 100.00<br />
Marti Marianne und Jakob, Tann 100.00<br />
Allgemein<br />
Morger AG, Rüti 100.00<br />
Alfred und Bertha Zangger-Weber-Stiftung 10000.00<br />
Immopro AG, Zürich 6000.00<br />
Ernst und Theodor Bodmer Stiftung 4000.00<br />
Gemeindeverwaltung Hinwil 3000.00<br />
Pretto Manuela, Basel 100.00<br />
Sablonier Annigna, Zürich 100.00<br />
Urner Lydia, Grüningen 100.00<br />
Weber Benjamin, Tann 100.00<br />
Bilanz<br />
Aktiven<br />
<strong>2012</strong><br />
2011<br />
2010<br />
Belimo Automation AG, Hinwil 2500.00<br />
Ingesa Oberland AG, Wetzikon 2000.00<br />
Berri AG, Zürich 1000.00<br />
Evang. Ref. Kirchgemeinde Rüti (Mission <strong>2012</strong>) 1000.00<br />
Gemeindeverwaltung Wald 1000.00<br />
Röm. Kath. Kirchgemeinde Pfäffikon 1000.00<br />
Brütsch Hermann und Esther, Adetswil 500.00<br />
Flückiger Food Systems GmbH, Wetzikon 500.00<br />
Grandjean Dominique, Zürich 500.00<br />
Evang. Ref. Kirchgemeinde Rüti, Kollekte 438.25<br />
Buscher Jochen, Rüti 300.00<br />
Röm. Kath. Kirchgemeinde Wetzikon 300.00<br />
Weibel Marc, Wermatswil 100.00<br />
Weidmann Marcelle, Rüti 100.00<br />
Zobrist Jürg und Jungholz Beatrice, Uster 100.00<br />
Zollinger Heizungen AG, Dürnten 100.00<br />
Für alle Spenden – auch die vielen kleineren und hier nicht aufgeführten – bedanken<br />
wir uns ganz herzlich.<br />
Flüssige Mittel 83151 45839 155 002<br />
Umlaufvermögen 83151 45839 155 002<br />
Anlagevermögen 0 0 0<br />
Bilanzsumme 83151 45839 155 002<br />
Passiven<br />
Kreditoren 0 0 980<br />
Transitorische Passiven 23 150 0 106300<br />
Fremdkapital 23 150 0 107280<br />
Stiftungskapital 45839 47722 50000<br />
Jahreserfolg 14162 -1883 -2278<br />
Eigenkapital per 31.12. 60001 45839 47722<br />
Bilanzsumme 83151 45839 155 002<br />
Eugster Ulrich Alfred, Wetzikon 250.00<br />
Wüst Martin, Bassersdorf 250.00<br />
Biefer Ursula, Burgdorf 200.00<br />
Büchi Martin, Zürich 200.00<br />
Erfolgsrechnung<br />
<strong>2012</strong><br />
Ernst Beat, Rüti 200.00<br />
Evang. Ref. Kirchgemeinde Dürnten 200.00<br />
Evang. Ref. Kirchenpflege Egg 200.00<br />
Irniger Walter und Gundhilde, Hombrechtikon 200.00<br />
Meili-Bernet Adrian, Hinwil 200.00<br />
Moor Eugen, Steinmaur 200.00<br />
Stiefel-Waschier Edwin, Tann 200.00<br />
Ertrag 18222<br />
Spenden 18150<br />
Zinsertrag 72<br />
Aufwand 4060<br />
Personalkosten 905<br />
Spendenaufwand 3150<br />
Betriebskosten 5<br />
Betriebsgewinn (+)/Defizit (-) 14162<br />
<br />
68 69
Statistiken<br />
AIP Restaurant Viadukt Auslastung: 79%, Durchschnittsalter m/f: 19/20<br />
AIP Restaurant Konter Auslastung: 99%, Durchschnittsalter m/f: 17/18<br />
Kapazität Plätze 25<br />
Teilnehmende pro Tag im Schnitt 19.6<br />
Total Teilnehmende 24 13 37<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 14 8 22<br />
Eintritte 8 4 12<br />
Eintritte vom AIP Restaurant Konter 1 1 2<br />
Eintritt vom AIP Mittagstisch E1S 1 0 1<br />
Austritte 4 5 9<br />
Austritt ins AIP Mittagstisch E1S 1 0 1<br />
Ausbildung abgeschlossen 3 1 4<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 16 7 23<br />
Lehre als Koch 12 2 14<br />
Lehre als Restaurationsfachmann/-frau 2 4 6<br />
Attestlehre als Küchenangestellte/r 5 1 6<br />
Attestlehre als Restaurationsangestellte 0 4 4<br />
Praktische Ausbildung PrA 1 0 1<br />
Arbeitstraining 3 2 5<br />
Schulabschluss 1 0 1<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Bubikon 1 Hinwil 2 Rüti 1 Wetzikon 1<br />
Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1 Pfäffikon 1 Russikon 2<br />
Bezirk Uster: Dübendorf 1<br />
Kanton Zürich: Affoltern am Albis 1 Dietikon 2 Hombrechtikon 1<br />
Horgen 1 Rümlang 1 Wiesendangen 1 Winterthur 3 Zürich 15<br />
Ausserkantonal: Brunnadern SG 1 Niederwil AG 1<br />
Das AIP Restaurant Viadukt konnte die Klientenauslastung<br />
weiter steigern. Das Angebot erfreute sich<br />
einer regen Nachfrage; die Hälfte der Neueintritte<br />
stammte aus der Stadt Zürich. 84 Prozent der Klienten<br />
absolvierten eine Berufsbildung, die Mehrheit<br />
davon eine dreijährige Lehre. Die Jugendlichen<br />
konnten sich im Restaurantbetrieb optimal auf das<br />
Berufsleben vorbereiten. So haben alle vier Lernenden,<br />
die sich am Ende ihrer Berufsbildung befanden,<br />
das Qualifikationsverfahren bzw. die Lehrabschlussprüfung<br />
bestanden.<br />
Kapazität Plätze 21<br />
Teilnehmende pro Tag im Schnitt 20.8<br />
Total Teilnehmende 30 13 43<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 15 6 21<br />
Eintritte 15 7 22<br />
Austritte 15 5 20<br />
Austritte ins AIP Restaurant Viadukt 1 1 2<br />
Ausbildung abgeschlossen 1 1 2<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 13 6 19<br />
Lehre als Koch 0 1 1<br />
Lehre als Restaurationsfachfrau 0 1 1<br />
Attestlehre als Küchenangestellte/r 4 1 5<br />
Attestlehre als Restaurationsangestellte 0 3 3<br />
Attestlehre als Schreinerpraktiker 3 0 3<br />
Praktische Ausbildung PrA 3 1 4<br />
Arbeitstraining 5 2 7<br />
Schulabschluss 15 3 18<br />
IV-Integrationsmassnahme 0 1 1<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Aathal-Seegräben 1 Bäretswil 1 Hinwil 1<br />
Rüti 4 Wetzikon 3<br />
Bezirk Pfäffikon: Fehraltorf 2 Pfäffikon 1<br />
Bezirk Uster: Greifensee 1 Mönchaltorf 1 Schwerzenbach 1<br />
Uster 1 Volketswil 2<br />
Kanton Zürich: Glattbrugg 1 Niederglatt 1 Ossingen 1<br />
Richterswil 1 Rümlang 1 Stäfa 1 Turbenthal 1 Uetikon am See 1<br />
Wädenswil 1 Winterthur 2 Zollikon 1 Zürich 11<br />
Ausserkantonal: Thun BE 1<br />
Im AIP Restaurant Konter konnte die Auslastung bis<br />
August konstant hoch gehalten werden. Freie Plätze<br />
wegen Austritten wurden sofort wieder besetzt.<br />
Neueintritte stammten grösstenteils aus dem Zürcher<br />
Oberland. Ab August hatte das AIP Restaurant<br />
Konter mit einer tieferen Auslastung zu kämpfen.<br />
Einige Berufsbildungs- und Beschäftigungsplätze<br />
konnten nicht besetzt werden, dafür blieb die Schulklasse<br />
komplett. Die zwei Lernenden, die sich am<br />
Ende ihrer Berufsbildung befanden, haben die Ausbildung<br />
erfolgreich abgeschlossen.<br />
Zuweisende Stellen<br />
Zuweisende Stellen<br />
Jugendanwaltschaft 9<br />
Jugend- und Familienberatung 5<br />
Schulpflege 1<br />
Soziale Dienste 13<br />
SVA/IV 9<br />
Jugendanwaltschaft 11<br />
Jugend- und Familienberatung 4<br />
Pädagogische Fachstellen 2<br />
Schulpflege/Schulpsychologischer Dienst 9<br />
Soziale Dienste 9<br />
SVA/IV 8<br />
70<br />
71
AIP Mittagstisch E1S Auslastung: 80%, Durchschnittsalter m/f: 18/18<br />
Jobbus/Garage Auslastung: 101%, Durchschnittsalter m/f: 35/31<br />
Kapazität Plätze 4<br />
Teilnehmende pro Tag im Schnitt 3.2<br />
Total Teilnehmende 5 1 6<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 2 0 2<br />
Eintritte 2 1 3<br />
Eintritt vom AIP Restaurant Viadukt 1 0 1<br />
Austritte 1 1 2<br />
Austritt ins AIP Restaurant Viadukt 1 0 1<br />
Ausbildung abgeschlossen 1 0 1<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 2 0 2<br />
Lehre als Koch 1 0 1<br />
Attestlehre als Küchenangestellter 3 0 3<br />
Arbeitstraining 1 1 2<br />
Zuweisende Stellen<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Jugendanwaltschaft 4<br />
Soziale Dienste 2<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Wald 1 Wetzikon 1<br />
Bezirk Pfäffikon: Pfäffikon 1<br />
Kanton Zürich: Dietlikon 1 Winterthur 1 Zürich 1<br />
Das AIP Mittagstisch E1s startete von der Auslastung<br />
her verhalten, dank zwei Neueintritten und einem<br />
internen Übertritt lag die Auslastung dann einige<br />
Monate lang klar über den Vorgaben. Die Austritte<br />
konnten im Herbst mangels geeigneter Kandidaten<br />
leider nicht vollumfänglich wiederbesetzt werden.<br />
Zwei Drittel der Klienten absolvierten eine Berufsbildung.<br />
Der Lernende, der sich am Ende seiner Berufsbildung<br />
befand, bestand das Qualifikationsverfahren<br />
erfolgreich.<br />
Budgetierte Plätze 27.3<br />
Teilnehmende pro Tag im Schnitt 27.6<br />
Total Teilnehmende 128 20 148<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 40 7 47<br />
Eintritte 88 13 101<br />
Austritte 81 15 96<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 47 5 52<br />
Zuweisende Stellen<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Amtsvormundschaft 1<br />
Netzwerk intern 4<br />
Soziale Dienste 143<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Bubikon 13 Dürnten 1 Fischenthal 1 Gossau 1<br />
Hinwil 4 Wald 6 Wetzikon 9<br />
Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 11 Wila 4<br />
Bezirk Uster: Uster 17<br />
Kanton Zürich: Langnau am Albis 2 Winterthur 75<br />
Netzwerk: intern 4<br />
Der Jobbus/Garage verzeichnete ein erfolgreiches<br />
Jahr <strong>2012</strong>. Gegenüber dem Vorjahr konnte das Angebot<br />
26 Prozent mehr Neueintritte verbuchen. Die<br />
Anzahl der Teilnehmenden erhöhte sich im Vorjahresvergleich<br />
um zwölf Prozent. An einem Tag im<br />
April wurde ein Spitzenwert von 40 Teilnehmenden<br />
erreicht. Weiterhin stammen die meisten Klienten<br />
aus der Stadt Winterthur, gefolgt von der Stadt<br />
Uster. In der Werkstatt in Wetzikon hat der Lernende<br />
im Rahmen des AIP seine Ausbildung als Schreinerpraktiker<br />
erfolgreich bestanden.<br />
AIP Dorfladen Seegräben Auslastung: 118%, Durchschnittsalter m/f: 19/23<br />
Auffangwohngruppe Auslastung: 92%, Durchschnittsalter m/f: 32/29<br />
Kapazität Plätze 5<br />
Teilnehmende pro Tag im Schnitt 5.9<br />
Total Teilnehmende 5 6 11<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 3 4 7<br />
Eintritte 2 2 4<br />
Austritte 2 0 2<br />
Ausbildung abgeschlossen 0 1 1<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 3 5 8<br />
Lehre als Detailhandelsfachmann 1 0 1<br />
Attestlehre als Detailhandelsassistent/in 3 4 7<br />
Arbeitstraining 1 0 1<br />
IV-Integrationsmassnahmen 0 2 2<br />
Zuweisende Stellen<br />
Jugend- und Familienberatung 1<br />
Soziale Dienste 4<br />
SVA/IV 6<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Bäretswil 1 Hinwil 1 Rüti 1 Wald 1<br />
Bezirk Pfäffikon: Hittnau 1 Illnau-Effretikon 2<br />
Bezirk Uster: Maur 1 Volketswil 1<br />
Kanton Zürich: Zürich 2<br />
Im AIP Dorfladen blieb die Nachfrage nach Detailhandelsplätzen<br />
weiterhin hoch. Acht Jugendliche<br />
absolvierten eine Berufsbildung. Erstmals durchliefen<br />
zwei Teilnehmerinnen eine IV-Integrationsmassnahme,<br />
ein Jugendlicher absolvierte ein<br />
Arbeitstraining. Die SVA/IV Zürich vermittelte<br />
drei von vier Neueintritten und war damit die zuweisungsstärkste<br />
Stelle. Eine Lernende, die sich<br />
am Ende ihrer zweijährigen Berufsbildung befand,<br />
schloss als erste Dorfladen-Teilnehmerin ihre Ausbildung<br />
als Detailhandelsassistentin ab.<br />
Kapazität Plätze 12<br />
BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 11.1<br />
Total BewohnerInnen 11 6 17<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 9 3 12<br />
Eintritte 2 3 5<br />
Austritte 3 2 5<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 8 4 12<br />
Zuweisende Stellen<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Amtsvormundschaft 3<br />
Soziale Dienste 14<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Wetzikon 2<br />
Bezirk Pfäffikon: Pfäffikon 1<br />
Bezirk Uster: Dübendorf 1 Uster 3<br />
Kanton Zürich: Bülach 1 Kloten 2 Meilen 1 Zürich 5<br />
Ausserkantonal: Suhr AG 1<br />
Die Auffangwohngruppe startete nach einem unruhigen<br />
Vorjahr mit voller Auslastung ins Jahr <strong>2012</strong>.<br />
Abgesehen von einem kurzen Einbruch im Frühjahr<br />
war die Auslastungssituation in den Aussenwohnungen<br />
ab April konstant – volle Belegung ohne<br />
Bewohnerwechsel. Die wenigen Ein- und Austritte<br />
im Rahmen des gesamten Angebots dokumentieren<br />
eine stabile Wohnsituation und mehr Konstanz<br />
als in den Vorjahren. Der Frauenanteil war deutlich<br />
höher als früher. Eine Klientin ist leider verstorben.<br />
Die zuweisungsstärkste Gemeinde war wiederum<br />
die Stadt Zürich.<br />
72<br />
73
Begleitetes Wohnen Auslastung: 93%, Durchschnittsalter m/f: 33/30<br />
Jugendwohnungen Auslastung: 93%, Durchschnittsalter m/f: 19/19<br />
Kapazität Plätze 17<br />
BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 15.9<br />
Total BewohnerInnen 24 5 29<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 14 2 16<br />
Eintritte 10 3 13<br />
Austritte 10 2 12<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 14 3 17<br />
Zuweisende Stellen<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Amtsvormundschaft 6<br />
Soziale Dienste 23<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Wetzikon 3<br />
Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1<br />
Bezirk Uster: Dübendorf 2 Uster 3<br />
Kanton Zürich: Adliswil 2 Dägerlen 1 Geroldswil 1 Männedorf 1<br />
Meilen 2 Oetwil an der Limmat 1 Seuzach 1 Uetikon am See 1<br />
Volketswil 1 Zürich 9<br />
Die Auslastung beim Begleiteten Wohnen lag leicht<br />
unter den Vorgaben. Eine hohe Fluktuation und<br />
zahlreiche Austritte, die nicht umgehend durch<br />
Neueintritte ersetzt werden konnten, führten zu diesem<br />
Resultat. Weiterhin ist der Anteil männlicher<br />
Personen hoch, jedoch unverändert im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Das Durchschnittsalter ist leicht gestiegen.<br />
Die zuweisungsstärkste Gemeinde war erneut<br />
die Stadt Zürich.<br />
Kapazität Plätze 12<br />
BewohnerInnen pro Tag im Schnitt 11.1<br />
Total BewohnerInnen 10 9 19<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 4 7 11<br />
Eintritte 6 2 8<br />
Austritte 4 3 7<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 6 6 12<br />
Zuweisende Stellen<br />
Amtsvormundschaft 1<br />
Jugendanwaltschaft 1<br />
Jugend- und Familienberatung 2<br />
Soziale Dienste 13<br />
SVA/IV 2<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Total<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Gossau 1 Wald 1 Wetzikon 3<br />
Bezirk Pfäffikon: Russikon 1<br />
Bezirk Uster: Uster 2<br />
Kanton Zürich: Buchs 1 Horgen 1 Oberengstringen 1 Zürich 6<br />
Ausserkantonal: Frick AG 1 Thun BE 1<br />
Mit einer Auslastung von 93 Prozent verzeichnen<br />
die Jugendwohnungen wiederum ein sehr erfolgreiches<br />
Jahr auf dem Niveau der Vorjahre. Einige Turbulenzen<br />
im Frühjahr führten kurzfristig im Juni/<br />
Juli zu einem Auslastungseinbruch, der ab August<br />
jedoch wieder aufgefangen werden konnte. Das Verhältnis<br />
weiblicher und männlicher BewohnerInnen<br />
war ausgeglichen. Auffallend war die Zunahme von<br />
Finanzierungen über IV-berufliche Massnahmen.<br />
Die zuweisungsstärkste Gemeinde war wiederum<br />
die Stadt Zürich.<br />
Wohnhilfe Auslastung: 107%<br />
Ambulante Jugend- und Familienbegleitung Auslastung: 88%<br />
Familienbegleitung<br />
Wohnungssuche<br />
Wohnbegleitung<br />
Total<br />
Total Aufträge 28 8 36<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 9 5 14<br />
Eintritte 19 3 22<br />
Austritte 18 3 21<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 10 5 15<br />
Zuweisende Stellen<br />
Amtsvormundschaft 4<br />
Andere 3<br />
Jugend- und Familienberatung 1<br />
Pro Infirmis 2<br />
Soziale Dienste 26<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Hinwil 6 Wetzikon 16<br />
Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 1<br />
Bezirk Uster: Dübendorf 4 Uster 7<br />
Kanton Zürich: Fahrweid-Weiningen 1 Zürich 1<br />
Mit 36 Aufträgen konnte die Wohnhilfe gleich viele<br />
Mandate ausführen wie im Vorjahr. Dank starken<br />
Zahlen zu Jahresbeginn und im September wurde<br />
ein sehr gutes Jahresresultat erzielt. Wiederum betrafen<br />
rund 80 Prozent der Aufträge die Wohnraumsuche,<br />
für die aus den Bezirken Hinwil und Uster<br />
zahlreiche neue Aufträge erteilt wurden; die meisten<br />
stammten aus den Städten Wetzikon, Uster und<br />
Dübendorf. Die Wohnraumsuche konnte erfolgreich<br />
umgesetzt werden, die Wohnhilfe vermittelte <strong>2012</strong><br />
zehn Wohnungen an Wohnungssuchende.<br />
Jugendbegleitung<br />
Total<br />
Total Aufträge 4 4 8<br />
Stand 1.1.<strong>2012</strong> 2 1 3<br />
Eintritte 2 3 5<br />
Austritte 4 2 6<br />
Stand 31.12.<strong>2012</strong> 0 2 2<br />
Zuweisende Stellen<br />
Jugendanwaltschaft 1<br />
Jugend- und Familienberatung 1<br />
Soziale Dienste 5<br />
SVA/IV 1<br />
Herkunft<br />
Bezirk Hinwil: Hinwil 1<br />
Bezirk Pfäffikon: Illnau-Effretikon 2<br />
Bezirk Uster: Uster 3<br />
Kanton Zürich: Zürich 1<br />
Ausserkantonal: Frick AG 1<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> war die Auslastung bei der Ambulanten<br />
Jugend- und Familienbegleitung schwankend, lag<br />
aber im Rahmen des Vorjahres. Grösste Auftraggeberin<br />
war die Stadt Uster, die drei neue Abklärungsaufträge<br />
erteilte. Vier Jugendliche wurden teils im<br />
familiären Umfeld oder in der eigenen Wohnung<br />
begleitet. Erstmals wurde eine Begleitung über eine<br />
IV-berufliche Massnahme finanziert. Ebenfalls erstmalig<br />
wurde eine Jugendbegleitung in der Stadt Zürich<br />
durchgeführt.<br />
<br />
74<br />
75
Michi<br />
Michi, 22: «Hier in der Küche ist der Umgangston gepflegt, draussen wird das womöglich nicht mehr so sein.»<br />
Absolviert im AIP Restaurant Viadukt<br />
in Zürich eine Kochlehre<br />
Meine Schulzeit in Zürich war ein Kampf. Als Einzelgänger<br />
kam ich immer unter die Räder, war<br />
nicht schlagfertig genug. Im 8. Schuljahr wechselte<br />
ich in eine Privatschule. Es folgten die besten zwei<br />
Jahre meiner Schulzeit. Die Mitschülerinnen und<br />
Mitschüler akzeptierten mich so, wie ich war. Von<br />
einer 4,0 schaffte ich es auf Anhieb auf einen Notendurchschnitt<br />
von 5,5. Ich merkte: Ich muss an<br />
mich glauben, und dann kommt es schon gut.<br />
Mit meinem guten Sek-B-Abschluss hatte ich<br />
keine Probleme, eine Lehrstelle zu finden. Ich fand<br />
einen Lehrplatz als Fachmann Betriebsunterhalt,<br />
also Hauswart. Mein Vater arbeitet in diesem Job,<br />
und in meinen Ferien hatte ich jeweils in seinem<br />
Betrieb ein bisschen gejobbt. Kaum in der Lehre,<br />
merkte ich aber ziemlich schnell, dass ich mit diesem<br />
Beruf nicht wirklich warm wurde. Ausserdem<br />
kam ich am Arbeitsplatz nicht mit allen Ausbildnern<br />
klar. Dann löste mein Lehrbetrieb das Lehrverhältnis<br />
ohne Vorwarnung wegen schlechter<br />
Leistungen auf; auch zur Lehrabschlussprüfung<br />
meldete mich mein Arbeitgeber nicht an, obwohl<br />
ich mit meinem Notendurchschnitt zugelassen<br />
worden wäre. Auf einen so abrupten Abgang war<br />
ich nicht vorbereitet. Ich versuchte mich zu wehren<br />
– vergeblich.<br />
Mein Plan, die Lehre in einem anderen Betrieb<br />
zu beenden, fruchtete nicht. Ich fand keine Lehrstelle.<br />
Darum war ich fast zwei Jahre lang arbeitslos<br />
und verdiente mit Tageseinsätzen bei Job Shop<br />
mein Taschengeld. Mein Vater und ich lagen uns<br />
oft in den Haaren. Er verstand nicht, wieso ich oft<br />
müde und unmotiviert war. Dies änderte sich, als<br />
bei mir 2010 eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung<br />
(ADS) diagnostiziert wurde. Viele Probleme der<br />
vergangenen Jahre liessen sich vor diesem Hintergrund<br />
erklären. Die Diagnose führte zu einer spürbaren<br />
Entspannung zu Hause. Seit drei Jahren besuche<br />
ich nun ein Neurotraining, da muss ich vor<br />
allem Konzentrationsübungen machen.<br />
Es war meine damalige Therapeutin, die mich<br />
darauf hinwies, dass Jugendliche mit Defiziten<br />
eine AIP-Lehre im Restaurant Viadukt absolvieren<br />
können. Kochen war schon immer eine Leidenschaft<br />
von mir, und ich esse auch gerne. Was ich<br />
hier sah, gefiel mir auf Anhieb: die Stimmung, der<br />
Umgang mit den Lehrlingen und die Chefs. Leider<br />
lehnte die Stadt eine Finanzierung der Ausbildung<br />
ab. Ich liess aber nicht locker und gab Rekurs ein.<br />
Neun Monate später wurde die Finanzierung gutgeheissen,<br />
ausschlaggebend war der Bericht meines<br />
Therapeuten. Bis zum Lehrbeginn im Sommer <strong>2012</strong><br />
absolvierte ich im Netzwerk ein Arbeitstraining.<br />
Ich verlor ein Jahr, dachte aber immer: Es kann nur<br />
besser werden, und ich will nun vor allem zeigen,<br />
was ich kann.<br />
Nun bin ich auf Kurs. Ich arbeite gerne am Herd<br />
und lerne viel. Meistens übernehme ich den Entremetier-Posten,<br />
stelle die Menüs fertig und bereite<br />
À-la-carte-Gerichte für den Abend vor. Da hier alles<br />
gut strukturiert ist, komme ich mit dem Stress klar.<br />
Dass es Sozialarbeiter gibt, an die ich mich wenden<br />
kann, wenn ich ein Probleme habe, kommt mir<br />
ebenfalls entgegen. Mir ist aber auch bewusst, dass<br />
es nach meiner Lehre mit der Wohlfahrt vorbei ist.<br />
Ich muss dann auf dem freien Markt bestehen können.<br />
Hier in der Küche ist der Umgangston gepflegt,<br />
draussen wird das womöglich nicht mehr so sein.<br />
Nach der Lehre könnte ich mir einen Job als Koch<br />
in einem kleinen Betrieb vorstellen. Mein Fernziel<br />
ist ein eigenes Restaurant.<br />
Nach dem Abschluss 2014 werde ich voraussichtlich<br />
die Wohnung meiner Eltern übernehmen<br />
und dort mit meiner Freundin leben. Wir haben<br />
uns im Internet kennengelernt. Unsere gemeinsame<br />
Leidenschaft ist Eishockey. Sie ist Fan der SCL<br />
Tigers in Langnau, ich bin Anhänger der ZSC Lions.<br />
Ich reise an die meisten Spiele, verpasse quasi keinen<br />
Match. Auch wenn mein Lieblingsfussballclub<br />
GC spielt, bin ich meistens dabei. Ich leide mit meinen<br />
Clubs extrem mit. Mit zwei älteren Kollegen<br />
habe ich eine Hip-Hop-Band. Wir nennen uns Rap<br />
Meal, weil wir alle Köche sind oder waren. Ich stehe<br />
als Rapper extrem gerne auf der Bühne, für mich ist<br />
das Ganze aber pures Hobby. Was die Zukunft anbelangt,<br />
bin ich zuversichtlich. Es sieht alles viel<br />
besser aus als noch vor drei Jahren.<br />
<br />
78<br />
79
Elisa<br />
Elisa, 18: «Ich weiss, was es heisst, keine Eltern zu haben, . dieses Gefühl vermittelt dir kein Buch.»<br />
Wohnt in einer Jugendwohnung der<br />
Stiftung Netzwerk und macht ein<br />
Praktikum in einer Kinderkrippe<br />
Ich absolviere zurzeit ein Praktikum in einer Kinderkrippe<br />
in Zürich. Den Job habe ich mir alleine<br />
organisiert. Die Stelle war ausgeschrieben, ich<br />
habe angerufen und das Praktikum bekommen.<br />
Ich arbeite gerne mit Kindern: Egal, wie schlecht<br />
du drauf bist, Kinder muntern dich immer auf.<br />
Mein Alltag ist abwechslungsreich; langweilig wird<br />
mir mit den Knirpsen eigentlich nie. Ich habe zuvor<br />
schon ein Praktikum in einem Altersheim und in<br />
einer anderen Krippe absolviert, aber dort stimmte<br />
die Chemie mit dem Team nicht. An meiner neuen<br />
Stelle ist das anders: Es kommt ja eher selten vor,<br />
dass Männer in Kinderkrippen arbeiten, aber bei<br />
meiner jetzigen Stelle ist das so. Nicht nur das Team<br />
profitiert, sondern die Durchmischung ist auch für<br />
die Kids gut. Die Buben können zum Beispiel mit<br />
den männlichen Betreuern «tschutten».<br />
Mein Vater ist halb Angolaner, halb Kongolese,<br />
meine Mutter halb Holländerin, halb Deutsche.<br />
Meinen Vater sehe ich sehr selten. Er lebt in der<br />
Westschweiz. Wenn er in Zürich ist, ruft er mich<br />
manchmal an, und wir sehen uns irgendwo für<br />
20 Minuten. Dann muss er aber auch schon wieder<br />
weiter. Mit meiner Mutter habe ich gar keinen<br />
Kontakt mehr. Sie wohnt in Zürich, aber ich weiss<br />
nicht einmal genau, wo. Ich will sie nicht mehr treffen,<br />
und sie mich auch nicht. Damit habe ich abgeschlossen.<br />
In meiner Kindheit pendelte ich zwischen Pflegefamilie<br />
und Heim. Es war eine schwierige Zeit,<br />
denn ich musste mich immer wieder auf neue Leute<br />
einlassen. Am längsten, drei Jahre lang, wohnte<br />
ich im Heim in Aathal, wo ich auch die Sek B abschloss.<br />
In der Schule war ich nach einer kurzen<br />
Angewöhnungszeit ziemlich streberhaft. Als dann<br />
jedoch kurz vor meinem Abschluss meine Bezugsperson<br />
im Heim kündigte, warf mich das total aus<br />
der Bahn. Die Beziehung zwischen mir und diesem<br />
Betreuer war sehr eng gewesen. Er war irgendwie<br />
alles für mich: Kumpel, Mami, Papi. In den letzten<br />
zwei Wochen ging ich nicht mehr zur Schule. Ich<br />
hatte den «Koller», tauchte total ab. Den Abschluss<br />
habe ich wohl nur geschafft, weil man mir sehr<br />
wohlgesinnt war.<br />
Nach dem Heim kam ich erstmals ins Netzwerk,<br />
das war 2011, und zwar in die Jugendwohnungen,<br />
in eine Wohngemeinschaft. Der Wechsel<br />
war krass. Denn eigentlich war Eigenverantwortung<br />
gefragt, doch ich sah nur die neuen Freiheiten<br />
und übertrieb alles: Das Rauchen, das Ausgehen,<br />
das Herumtrödeln. Als ich dann noch meine Tagesstruktur<br />
verlor, musste ich wieder ausziehen.<br />
Ein Jahr verbrachte ich daraufhin in einer Jugendwohnung<br />
in Oerlikon. Dort musste ich keine Tagesstruktur<br />
vorweisen, konnte aber nur ein Jahr lang<br />
bleiben. Nach Ablauf dieser Frist war ich immer<br />
noch am gleichen Punkt. Ich klopfte wieder beim<br />
Netzwerk an. Doch es war kein WG-Zimmer frei.<br />
Nach vielen Diskussionen war das Netzwerk bereit,<br />
mir einen Platz im Einzelwohnen zu geben. Ich war<br />
total erleichtert: Die Zusage erhielt ich an einem<br />
Dienstag, abends um sieben Uhr, um neun Uhr am<br />
nächsten Tag musste ich am anderen Ort in Oerlikon<br />
ausziehen.<br />
Es ist schön, eine eigene Wohnung zu haben.<br />
Oft kriege ich zu hören: «Hey, du bist erst 18 und<br />
wohnst schon alleine, cool!» Meine Antwort lautet<br />
dann aber immer: «Was macht deine Mutter für<br />
dich, waschen, kochen, einkaufen? Siehst du, das<br />
muss ich alles selber machen. Und das ist nicht<br />
nur cool.» Mittlerweile habe ich mich aber daran<br />
gewöhnt. Wenn ich am Abend nach Hause komme,<br />
mache ich zuerst den Abwasch vom Vortag. Das ist<br />
so ein Ritual. Am Samstag sauge ich die Wohnung<br />
und wasche meine Klamotten. Ab und zu schaut<br />
jemand vom Netzwerk vorbei. Einmal in der Woche<br />
findet auch ein Gespräch statt. Darüber bin<br />
ich froh, jetzt gerade hilft man mir zum Beispiel<br />
mit der Steuererklärung. Mein Ziel ist, eine Lehre<br />
als Fachfrau Betreuung abzuschliessen und später<br />
einmal Sozialpädagogik zu studieren. Bereits als<br />
12-Jährige im Heim dachte ich immer, dass ich einmal<br />
zurückkommen möchte, um die Sachen besser<br />
zu machen. Meine Biografie hilft mir sicher, weil<br />
ich beide Seiten kenne. Ich weiss, was es heisst,<br />
keine Eltern zu haben; dieses Gefühl vermittelt dir<br />
kein Buch.<br />
<br />
80<br />
81
Superform<br />
Superform kompakt: Heinz Rutschmann, Angela Wyttenbach, Matthias Wehrli,<br />
Daniel Hotz, Jan Petzold, Freya Garbsch (von l.o.n.r.u); Michael Sax (stehend)<br />
82<br />
Schreinerei unseres Vertrauens<br />
Daniel Hotz, 49, und Michael Sax, 48, die beiden<br />
Geschäftsleiter von Superform, erklären, wie ihre<br />
Firma zur heutigen Form fand.<br />
S wie «So fing alles an»<br />
Superform gibt es seit 2003 in dieser Form. Michael<br />
ist damals in die Firma eingestiegen, die ich vorher<br />
als Einzelfirma führte, er hat aber schon vorher<br />
hier gearbeitet. Bei der Namensfindung haben wir<br />
uns etwas schwergetan. Am Schluss haben wir uns<br />
dann auf Superform geeinigt, weil das ein Name ist,<br />
der im Kopf hängen bleibt.<br />
U wie Unternehmen<br />
In unserem Kleinbetrieb in Wetzikon-Kempten arbeiten<br />
mit uns zwei Schreiner, eine Schreinerin,<br />
ein Lehrling und eine Lehrtochter. Im Unternehmen<br />
sind wir also ein siebenköpfiges Team.<br />
P wie Preise und Promotion<br />
Da wir ja keine grossen Maschinen einsetzen, sondern<br />
vor allem handwerklich arbeiten, kommen wir<br />
manchmal an den Punkt, wo wir uns sagen: Billiger<br />
und schneller geht es nicht mehr. Und was Promotion<br />
anbelangt: Möbel entwickeln ist unser Ding.<br />
Nach der Entwicklung und der Umsetzung wäre die<br />
Vermarktung die logische Fortsetzung. Werbung in<br />
eigener Sache ist aber unsere Schwachstelle.<br />
E wie Eigenart<br />
Wir versuchen, in unseren eher nüchtern-sachlichen<br />
Stil etwas reinzubringen, was diese Sachlichkeit aufbricht.<br />
Unser «Tischlein steck dich» aus Sperrholz ist<br />
nicht nur stabil, sondern dank der Steckverbindung<br />
ohne Werkzeug einfach zusammensetzbar. Der Hocker<br />
01 verfügt zusätzlich über ein Staufach.<br />
R wie Risiko<br />
Ein Risiko ist natürlich immer dabei, wenn man einen<br />
eigenen Betrieb hat. Wir sind immer damit beschäftigt,<br />
genügend Aufträge reinzubekommen.<br />
Ebenso können wir nie wirklich ausruhen und sagen,<br />
das ist nun erledigt, weil immer schon wieder Neues<br />
angepackt werden muss. Wir können es uns auch<br />
nicht leisten, mal weniger auf die Arbeit und das Geschäft<br />
zu fokussieren, sonst entgleitet uns die Sache<br />
schnell.<br />
F wie Form<br />
Vor zehn Jahren musste alles möglichst eckig und<br />
bündig sein. Das hat uns Schreinern das Leben<br />
ganz schön schwer gemacht, weil wir fast keinen<br />
Spielraum mehr hatten, vor allem im Innenausbau.<br />
Nun ist zum Glück die Form wieder wichtiger: Rund<br />
und oval und sogar Verzierungen liegen im Trend.<br />
O wie Oh, là là les Chinois<br />
Unser Verkaufsrenner ist unser Tisch mit Stecksystem.<br />
Diesen Tisch haben wir auch einmal an einer<br />
Messe in Köln gezeigt, wo er eine Delegation Chinesen<br />
in helle Aufregung versetzte. Die haben sich<br />
das Modell ganz genau angeschaut und Fotos geknipst.<br />
Eine chinesische Kopie unseres «Tischlein<br />
steck dich» ist uns bis heute aber zum Glück nicht<br />
untergekommen.<br />
R wie Region<br />
Wir sind verwurzelt in der Region, ich lebe in Wetzikon,<br />
Dani wohnt in Uster. Im Café Hut in Uster,<br />
das der Schweizer Heimatschutz soeben auf die<br />
Liste der «schönsten Cafés und Tea-Rooms der<br />
Schweiz» gesetzt hat, haben wir den Innenausbau<br />
übernommen. Bei der Gestaltung waren wir sehr<br />
frei, was spannend war.<br />
M wie Möbel<br />
Unsere Möbel sind für uns natürlich eine Visitenkarte.<br />
Da steckt unser Herzblut drin. Superform-Produkte<br />
sollen physisch, jedoch nicht ästhetisch altern<br />
dürfen. Die Inneneinrichtungen fürs Netzwerk<br />
entstehen in enger Zusammenarbeit mit Archi–<br />
tekt Luzius Baggenstos; gemeinsam konnten wir<br />
in der Vergangenheit viele tolle Innenausstattungen<br />
realisieren. Speziell war der Innenausbau des<br />
Restaurants Viadukt, wo Bar, Tische und sogar die<br />
Türen von uns sind.<br />
83<br />
Superform@Netzwerk: Die 3 ultimativen Fragen<br />
Bestes Netzwerk-Konzert ever?<br />
November 2009, Tony Scherr Trio im Restaurant<br />
Konter in Wetzikon.<br />
Warum wir über Mittag oft im Restaurant<br />
Konter essen?<br />
Weil es da gutes Essen gibt und mit der Zeit so etwas<br />
wie ein Mittagstisch mit Freunden entstanden ist.<br />
Auf welches von Superform gestaltete Möbel im<br />
Netzwerk sollte der Gast einmal ein Auge werfen?<br />
Wir empfehlen, die Bar im Restaurant Viadukt einmal<br />
genauer zu betrachten. Die Beschichtung ist<br />
aus braunem Kunstharz. Dieses günstige Material<br />
hat paradoxerweise einen sehr edlen Touch. Speziell:<br />
Wenn bei der Bar das Licht ins Spiel kommt,<br />
wirkt das Möbel durchscheinend.
Die Küchenchefs<br />
Risotto mit Scampi, Eisenkraut, Erbsen, Mascarpone und Zitronengras<br />
Stefan Wälty, 34, Küchenchef im Restaurant Viadukt, Zürich<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
8 Scampi mit Schale<br />
200 g Carnaroli-Reis<br />
1 Bund Eisenkraut<br />
30 g frische Erbsen<br />
2 Stängel Zitronengras<br />
2 Schalotten<br />
Gemüsebouillon<br />
50 g. Butter<br />
1 Lorbeerblatt<br />
1 dl Prosecco<br />
einige EL Olivenöl, kaltgepresst<br />
2 EL Mascarpone<br />
Salz, Fleur de Sel<br />
Vorbereitung<br />
Die Scampischwänze schälen. Einen Teil<br />
des Eisenkrauts in feine Streifen schneiden.<br />
Das Zitronengras fein hacken. Die<br />
Schalotten fein hacken.<br />
Zubereitung<br />
In einer Stielkasserolle die gehackten<br />
Schalotten in etwas Olivenöl glasig<br />
andünsten.<br />
Das gehackte Zitronengras dazugeben<br />
und mitdünsten.<br />
Den Risottoreis dazugeben und glasig mitdünsten.<br />
Mit der Hälfte des Prosecco<br />
ablöschen. Das Lorbeerblatt beigeben.<br />
Gemüsebouillon nach und nach dazugeben.<br />
Der Kern des Risottoreises sollte nach ca.<br />
18 Minuten Kochzeit noch leicht körnig<br />
sein.<br />
Die Erbsen und das geschnittene Eisenkraut<br />
unterrühren.<br />
Die Butter, den Mascarpone und den Rest<br />
des Prosecco unterrühren. Der Risotto soll<br />
fliessend in der Konsistenz sein.<br />
In einer separaten Bratpfanne die Scampi<br />
kurz im Olivenöl-Buttergemisch anbraten<br />
und mit Fleur de Sel und etwas Pfeffer<br />
würzen.<br />
Anrichten<br />
Den Risotto auf eine Platte geben und mit<br />
den gebratenen Scampi und einigen<br />
frischen Blättern Eisenkraut garnieren.<br />
Bio Lammnierstück auf sardischen Tomaten mit frischem Bärlauchpesto<br />
Diego Straumann, 39, Küchenchef im Restaurant Konter, Wetzikon<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
Pesto<br />
125 g Bärlauch<br />
30 g Parmesan gerieben<br />
50 g Pinienkerne<br />
1,2 dl Olivenöl extra vergine<br />
Salz<br />
Pfeffer<br />
Lammnierstücke<br />
4 Bio-Lammnierstücke à<br />
ca. 160 g<br />
6 – 8 sardische Tomaten<br />
Zubereitung<br />
Pesto<br />
Alle Zutaten ausser dem Öl und dem<br />
Parmesan in eine Schüssel geben.<br />
Mit einem Stabmixer (geht auch mit dem<br />
Mörser!) alles mixen und das Öl langsam<br />
einfliessen lassen. Zum Schluss den<br />
Parmesan dazu und mit Salz und Pfeffer<br />
abschmecken. Natürlich kann die Menge<br />
nach eigenem Geschmack variiert<br />
werden.<br />
Lammnierstücke<br />
Das Lamm würzen und beidseitig<br />
anbraten.<br />
Ca. 7 Minuten bei 110 Grad im Ofen<br />
«ausruhen» lassen.<br />
Anrichten<br />
Die gewaschenen Tomaten in Scheiben<br />
schneiden.<br />
Auf 4 Teller anrichten.<br />
Das Lamm schräg in 4 Stücke schneiden<br />
und auf die Tomaten drappieren.<br />
Den Pesto nach Belieben um die Tomaten<br />
verteilen.<br />
Kalbsragout an Safransauce mit Gemüse und Kartoffeln<br />
Gilbert Chanton, 57, Küchenchef im Mittagstisch E1S, Wetzikon<br />
Gilbert Chanton, Stefan Wälty und Diego Straumann (v.l.n.r.)<br />
84<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
600 g Kalbshuft<br />
wenig Olivenöl zum Anbraten<br />
10 cl Trockener Weisswein<br />
20 cl Kalbs- oder Gemüsefond<br />
10 cl Rahm<br />
1 Messerspitze Safran<br />
wenig Safranfäden<br />
Salz & Pfeffer<br />
20 g Butter<br />
10 cl Schlagrahm<br />
200 g Karotten<br />
200 g Kohlraben<br />
200 g Broccoli<br />
3 – 4 dl Gemüsefond<br />
600 g Kartoffeln<br />
Zubereitung<br />
Fleisch in heisser Bratpfanne mit Olivenöl<br />
gut anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen<br />
und an die Wärme stellen.<br />
Bratansatz mit Weisswein ablöschen,<br />
Kalbsfond, Safran und Rahm dazugeben<br />
und ca. 10 Minuten kochen lassen.<br />
Die Sauce durch ein feines Sieb passieren,<br />
reduzieren bis sie sämig ist.<br />
Mit dem Stabmixer die Butter darunter<br />
mixen, das Fleisch dazugeben und ein Teil<br />
Schlagrahm darunter ziehen. Nicht mehr<br />
kochen lassen.<br />
Beim Anrichten den restlichen Schlagrahm<br />
auf das Fleisch geben und mit<br />
Safranfäden garnieren.<br />
Das Gemüse würzen und im Gemüsefond<br />
dämpfen.<br />
Die Kartoffeln im Salzwasser ca. 5 Minuten<br />
abkochen, abschütten, auf Haushaltpapier<br />
auslegen (zum Trocknen), kurz vor dem<br />
Servieren in Butter goldbraun braten und<br />
mit Salz würzen.<br />
Anrichten<br />
Das Gemüse und die Kartoffeln abwechslungsweise<br />
rings um den Tellerrand<br />
anrichten.<br />
Das Fleisch in die Mitte geben und<br />
servieren.<br />
En Güete!
86 87
Konzerte<br />
Live im Restaurant Viadukt, Zürich<br />
26.01. Jeffrey Foucault & Cold Satellite (US) Support Hayward Williams (US)<br />
27.01. Haight-Ashbury (SCO) Support Joan & The Sailors (CH)<br />
28.01. Delilahs (CH) Support Admiral James T. (CH)<br />
16.02. Jochen Distelmeyer Solo (D)<br />
17.02. Jochen Distelmeyer Solo (D)<br />
09.03. Annakin unplugged (CH) AND Nadja Stoller (CH)<br />
12.04. Lou Lesage (F) Support Pascal Rinaldi Duo (CH)<br />
15.04. Black Box Revelation (B) Support Dead Bunny (CH)<br />
19.04. The Travelling Band (UK) AND Mina Tindle (F)<br />
01.05. Hot Panda (CAN) Support The Lonesome Southern Comfort Company (CH)<br />
06.05. Joseph Arthur (US)<br />
18.05. Pierre Omer & The Stewarts Garages Conspiracy Crew (CH) Support Julie et Moi (F)<br />
19.05. The Calling Sirens(CH) AND Adam Arcuragi & The Lupine Chorale Society (US)<br />
29.05. Billy Bragg (UK)<br />
01.06. Scott Matthew (AUS)<br />
Hayward Williams<br />
Live im Bogen F, Zürich<br />
06.06. Reverend Deadeye (US)<br />
05.07. Lloyd Cole (UK)<br />
19.07. Alela Diane (US) Support Nick Porsche (CH)<br />
20.07. Otis Gibbs (US) and Lesley Meguid (CH/US)<br />
31.08. Biggles & Guest (CH) Support Mo Blanc (CH) and Dj Honey-K (CH)<br />
04.09. And Also The Trees (UK)<br />
07.09. Sleep Party People (DK) Support Roy & the Devils Motorcycle (CH)<br />
21.09. Attwenger (A)<br />
22.09. Acapulco Stage Divers (CH) Support Skor (CH)<br />
26.09. Tu Fawning (US) Support Anna Kaenzig (CH)<br />
28.09. Sera Cahoone (US) Support Rita Hey (CH)<br />
05.10. Hans Söllner (D)<br />
12.10. SOKO (FR) Support Low Roar (US)<br />
13.10. Luka Bloom (IRL)<br />
21.10. Ha Ha Tonka (US) and Heart Attack Alley (NZ)<br />
02.11. Captain Ludd (CH) Support Dj Paul Plagiat (CH)<br />
10.11. Here We Go Magic (US)<br />
11.11. Shearwater (US) Support Jesca Hoop (US)<br />
17.11. Scott H. Biram (US) Support Captain Moustache & Fredo Ignazio (CH)<br />
24.11. Ryan Bingham (US) Support Reza Dinally (CH)<br />
01.12. First Aid Kit (SWE) Support Idiot Wind (SWE)<br />
05.12. Three Mile Pilot (US)<br />
07.12. KILBI im ÜberalL: Ravens & Chimes (US) and OY (CH) and Grouper (US)<br />
08.12. KILBI im ÜberalL: Clara Luzia (A) and Camilla Sparksss (Can) and Disco Doom (CH)<br />
Jeffrey Foucault & Cold Satellite<br />
Haight-Ashbury<br />
Joan & The Sailors<br />
09.– Bar & Musik: The O-Tones (CH) and Hazelnut (CH) and Violet & Born Toulouse (CH) and<br />
23. 12. Backliner (CH) and The Jesus Taco (CH) and Bobby Vacant & The Worn (CH) and<br />
ADADA David E. Keller (CH) and Navigator (CH)<br />
12.12. Tom Russell (US)<br />
14.12. Mama Rosin (CH) Support Shady And The Vamp (CH)<br />
Live in der Kulturfabrik, Wetzikon<br />
25.10. Züri West (CH)<br />
Delilahs<br />
86<br />
Admiral James T.
Jochen Distelmeyer<br />
Black Box Revelation<br />
Annakin<br />
Lou Lesage<br />
Nadja Stoller<br />
Dead Bunny<br />
Pascal Rinaldi Duo<br />
The Travelling Band<br />
Mina Tindle
Pierre Omer & The Stewarts Garages Conspiracy Crew<br />
Julie Et Moi<br />
Joseph Arthur<br />
The Calling Sirens<br />
Adam Arcuragi & The Lupine Chorale Society<br />
Hot Panda<br />
Scott Matthew<br />
The Lonesome Southern Comfort Company<br />
Billy Bragg
Reverend Deadeye<br />
And Also The Trees<br />
Lloyd Cole<br />
Mo Blanc<br />
Alela Diane<br />
Nick Porsche<br />
Biggles<br />
Sleep Party People<br />
Lesley Meguid<br />
Roy & The Devil´s Motorcycle<br />
Otis Gibbs
Acapulco Stage Divers<br />
Luka Bloom<br />
Skor<br />
Attwenger<br />
Sera Cahoone<br />
Rita Hey<br />
Tu Fawning<br />
Anna Kaenzig<br />
Low Roar<br />
Hans Söllner<br />
Soko
Captain Ludd<br />
Ha Ha Tonka<br />
Heart Attack Alley<br />
Captain Moustache & Fredo Ignazio<br />
Scott H. Biram<br />
Here We Go Magic<br />
Reza Dinally<br />
Jesca Hoop<br />
Shearwater<br />
Ryan Bingham
Three Mile Pilot<br />
Idiot Wind<br />
Tom Russell<br />
Shady And The Vamp<br />
Mama Rosin<br />
First Aid Kit
Kilbi im Überall<br />
Züri West<br />
OY<br />
Ravels & Chimes<br />
Disco Doom<br />
Kulturfabrik Wetzikon<br />
<br />
Camilla Sparksss
Stiftungsrat & Mitarbeitende<br />
Mitglieder des Stiftungsrates<br />
Erika Klossner-Locher, Präsidentin<br />
Thomas Frey<br />
Katrin Liscioch<br />
Eduard Schubiger-Eicher<br />
Carlo Wolfisberg<br />
Christian Wymann<br />
Geschäftsstelle Rüti<br />
Kaspar Jucker, Geschäftsleitung<br />
Yvonne Krauer, Projekte/Konzepte<br />
Johannes Weber, Berichte/Konzepte<br />
Peter Tanner, Buchhaltung/Controlling<br />
Karin Güntensperger, Buchhaltung<br />
Ruth Saxer, Buchhaltung<br />
Beatrice Kohli, Personaladministration/Liegenschaften<br />
Olivia Maurer, Lernende<br />
Luigi Ngamalu, Lernender<br />
Ylenia Vikor, Lernende<br />
Begleitetes Wohnen<br />
Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />
Marielle Albrecht, Betreuung<br />
Istvan Hunter, Betreuung<br />
Petra Karrer, Betreuung<br />
Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />
Geschäftsstelle Wetzikon<br />
Catherine Bolliger, Leitung<br />
Azdren Hadergjonaj, Sekretariat<br />
Natascia Niedda, Sekretariat<br />
AIP Restaurant Konter<br />
Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />
Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />
Irene Hongler, Stv. Betriebsleitung<br />
Christine Böhler, Betreuung<br />
Stefan Caluori, Betreuung<br />
Ursina Nicolay, Betreuung<br />
Susan Wiget, Betreuung<br />
Vanda Wrubel, Betreuung<br />
Debora Böniger Haag, Lehrerin<br />
Marco Stöckli, Lehrer<br />
Christa Suter Paffrath, Lehrerin<br />
Barbara Zimmerli, Lehrerin<br />
Aline Rousselot, Aushilfe Lehrerin<br />
Diego Straumann, Küchenchef Restaurant Konter<br />
Beatrice Beilstein, Aushilfe Köchin<br />
Beatrice Chenaux Mejias-Cuevas, Service<br />
Delia Menghini, Service<br />
Julia Meier, Praktikantin<br />
AIP Mittagstisch E1S<br />
Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />
Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />
Rachid Ouali, Küchenchef Mittagstisch E1S<br />
Gilbert Chanton, Küchenchef Mittagstisch E1S<br />
Michèle Hediger, Köchin<br />
Beatrice Beilstein, Aushilfe Köchin<br />
AIP Dorfladen Seegräben<br />
Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />
Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />
Sibylle Meisterhans, Betreuung<br />
Ursina Nicolay, Betreuung<br />
Susan Wiget, Betreuung<br />
Bruno Kratter, Aushilfe Betreuung<br />
Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />
Stefanie Hediger, Detailhandelsangestellte<br />
Lukas Nägeli, Praktikant<br />
Auffangwohngruppe<br />
Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />
Bettina Pletscher, Betreuung<br />
Georges Scherler, Betreuung<br />
Sandra Strenge, Betreuung<br />
Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />
Geschäftsstelle Uster<br />
Daniel Keller Leitung<br />
Christian Baer, Sekretariat<br />
Bodo Muggli, Aushilfe Sekretariat<br />
Jobbus/Garage<br />
Daniel Keller, Bereichsleitung<br />
Giovanni Falsia, Verantwortlicher Auftragswesen/Stv. Bereichsleitung<br />
Sibylle Urech, Verantwortliche Klienten<br />
Martin Blum, Gruppenleitung<br />
Marianne Dubach, Gruppenleitung<br />
Gregor Fischer, Gruppenleitung<br />
Sandra Jucker, Gruppenleitung<br />
Roger Käser, Gruppenleitung<br />
Benjamin Mac Donald, Gruppenleitung<br />
Thomas Marti, Gruppenleitung<br />
Roger Ulrich, Gruppenleitung<br />
Matthias van der Heide, Gruppenleitung<br />
Sabina Studer, Aushilfe Gruppenleitung<br />
Simone Bliggensdorfer, Gruppenleitung in Ausbildung<br />
Jugendwohnungen<br />
Brigitte Tanner, Bereichsleitung<br />
Béatrice Schneider, Betreuung<br />
Daniel von Arb, Betreuung<br />
Mirjam Müller, Aushilfe Betreuung<br />
Philipp Gonser, Aushilfe Betreuung/Kontrollgänge<br />
Maren Arnold, Praktikantin<br />
Katja Harlacher, Praktikantin<br />
Jana Kettner, Praktikantin<br />
Sander Graf, Nachtdienst<br />
Daniela Grolimund, Nachtdienst<br />
Adrian Küpfer, Nachtdienst<br />
Emchi Phelgy Tseten, Nachtdienst<br />
Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />
Brigitte Tanner, Bereichsleitung<br />
Daniel von Arb, Betreuung<br />
Wohnhilfe<br />
Stephan Germundson, Bereichsleitung<br />
Bettina Pletscher, Betreuung<br />
Andi Wyss, Wohnungssuche<br />
Geschäftsstelle Winterthur<br />
Daniel Keller, Leitung<br />
Jobbus / Garage<br />
Daniel Keller, Bereichsleitung<br />
Sibylle Urech, Verantwortliche Klienten<br />
Geschäftsstelle Zürich<br />
Jürgen Steinberger, Leitung<br />
Lukas Keller, Marketing<br />
Güllüzar Oezdogan, Sekretariat<br />
Ylenia Vikor, Lernende<br />
AIP Restaurant Viadukt<br />
Jürgen Steinberger, Co-Bereichsleitung<br />
Catherine Bolliger, Co-Bereichsleitung<br />
Gian-Peider Pinösch, Stv. Betriebsleitung<br />
Stefan Frischknecht, Pädagogische Leitung<br />
Layla Giacomazzi, Betreuung<br />
Bigna Schulthess, Betreuung<br />
Stefan Wälty, Küchenchef<br />
Louis Marshall, Sous-Chef Küche<br />
Rachid Ouali, Sous-Chef Küche<br />
Pascal Frischknecht, Koch<br />
Ivan Gabriel, Koch<br />
Michèle Hediger, Köchin<br />
Jasmin Hiestand, Köchin<br />
Lukas Nägeli, Koch<br />
Watscho Wazlav Hügli, Koch<br />
Vanessa Alvarez, Aushilfe Köchin<br />
René Blum, Aushilfe Koch<br />
Raphael Buchenhorner, Aushilfe Koch<br />
Bilegt Byambaa, Aushilfe Koch<br />
David Dabic, Aushilfe Koch<br />
Anatol Gill, Aushilfe Koch<br />
Barbara Nägeli, Aushilfe Köchin<br />
Thomas Schmidheiny, Aushilfe Koch<br />
Taulant Gashi, Aushilfe Küche<br />
Jade Marolf, Aushilfe Küche<br />
Gerda Zbinden, Aushilfe Küche<br />
Fabian Christen, Chef de Service<br />
Bruno Kratter, Chef de Service<br />
Deepa Gutierrez, Stv. Chef de Service<br />
Andreas Zimmerli, Stv. Chef de Service<br />
Julie Adams, Service<br />
Lea Aeschlimann, Service<br />
Beatrice Chenaux Mejias-Cuevas, Service<br />
Martina Herzog, Service<br />
Anna Hug, Service<br />
Anna Jurczak, Service<br />
Adelina Mehmeti, Service<br />
Clara Michel, Service<br />
Felicia Nater, Service<br />
Isabelle Piccand, Service<br />
Elena Pilla, Service<br />
Mischa Scala, Service<br />
Ursina Schärer, Service<br />
Heli Tuulikki Scherer, Service<br />
Daniela Schmid, Service<br />
Jessica Sigerist, Service<br />
Yvonne Steinmann, Service<br />
Christian Süss, Service<br />
Franca von Scarpatetti, Service<br />
Laure Wawrinka, Service<br />
Andrea Weber, Service<br />
Katja Weder, Service<br />
Dominik Wetzstein, Service<br />
Laura Widmer, Service<br />
Laura Elena Zachmann, Service<br />
AIP Bogen F<br />
Kaspar Jucker, Booking/Produktion<br />
Stefan Wälty, Booking/Produktion<br />
Olivier Roulin, Produktion<br />
Susan Wiget, Produktion<br />
Vanda Wrubel, Produktion<br />
Lukas Keller, Marketing<br />
Jürgen Steinberger, Vermietung/Gastronomie<br />
Gian-Peider Pinösch, Stv. Vermietung/Gastronomie<br />
Adelina Mehmeti, Barbetrieb<br />
Jasmin Meyer, Barbetrieb<br />
Annatina Nufer, Barbetrieb<br />
Christian Süss, Barbetrieb<br />
Franca von Scarpatetti, Barbetrieb<br />
Andreas Zimmerli, Barbetrieb<br />
AIP = Arbeitsintegrationsprojekt<br />
Adressen<br />
Geschäftsstelle Rüti<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Wettsteinweg 1, Postfach, 8630 Rüti<br />
T 055 251 50 40, F 055 251 50 45<br />
info@netz-werk.ch<br />
Begleitetes Wohnen<br />
begleitetes.wohnen@netz-werk.ch<br />
Geschäftsstelle Wetzikon<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Ettenhauserstrasse 5, 8622 Wetzikon<br />
T 043 488 15 30, F 043 488 15 35<br />
info@netz-werk.ch<br />
AIP Restaurant Konter<br />
Ettenhauserstrasse 5, 8622 Wetzikon<br />
T 043 488 15 38, F 043 488 15 39<br />
aip@netz-werk.ch<br />
info@restaurant-konter.ch<br />
AIP Mittagstisch E1S<br />
Binzackerstrasse 1, 8622 Wetzikon<br />
T 044 930 05 80, F 044 930 05 81<br />
aip@netz-werk.ch<br />
info@mittagstisch-e1s.ch<br />
AIP Dorfladen Seegräben<br />
Usterstrasse 1, 8607 Aathal-Seegräben<br />
T 044 932 13 06, F 044 972 19 84<br />
aip@netz-werk.ch<br />
dorfladen@netz-werk.ch<br />
Auffangwohngruppe<br />
Bahnhofstrasse 284, 8623 Wetzikon<br />
T 044 930 28 52, F 044 930 28 77<br />
auffangwohngruppe@netz-werk.ch<br />
Geschäftsstelle Uster<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Bahnstrasse 1, Postfach, 8610 Uster<br />
T 044 905 40 40, F 044 905 40 45<br />
info@netz-werk.ch<br />
Haus: Bahnstrasse 1<br />
Jobbus/Garage<br />
jobbus.garage@netz-werk.ch<br />
Haus: Brunnenstrasse 2<br />
Jugendwohnungen<br />
jugendwohnungen@netz-werk.ch<br />
Ambulante Jugend- und Familienbegleitung<br />
jugendbegleitung@netz-werk.ch<br />
Wohnhilfe<br />
wohnhilfen@netz-werk.ch<br />
Geschäftsstelle Winterthur<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Lagerplatz 6, 8400 Winterthur<br />
T 052 202 19 20<br />
info@netz-werk.ch<br />
Jobbus/Garage<br />
jobbus.garage@netz-werk.ch<br />
Geschäftsstelle Zürich<br />
Stiftung Netzwerk<br />
Heinrichstrasse 221, 8005 Zürich<br />
T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />
info@netz-werk.ch<br />
marketing@netz-werk.ch<br />
AIP Restaurant Viadukt<br />
Viaduktstrasse 69/71, 8005 Zürich<br />
T 043 204 18 99, F 043 818 20 61<br />
aip@netz-werk.ch<br />
info@restaurant-viadukt.ch<br />
AIP Bogen F<br />
Viaduktstrasse 97, 8005 Zürich<br />
T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />
aip@netz-werk.ch<br />
kultur@netz-werk.ch<br />
Netzwerk Stiftung für Soziale Arbeit, Sport und Kultur<br />
Geschäftsstelle Zürich<br />
Heinrichstrasse 221<br />
8005 Zürich<br />
T 043 204 18 90, F 043 204 18 91<br />
zuerich@netz-werk.ch<br />
Internet<br />
netz-werk.ch<br />
restaurant-konter.ch<br />
mittagstisch-e1s.ch<br />
dorfladen-seegraeben.ch<br />
jobbus.ch<br />
restaurant-viadukt.ch<br />
bogenf.ch<br />
Bankverbindungen<br />
Stiftung Netzwerk für Soziale Arbeit, Sport und Kultur<br />
Clientis<br />
Zürcher Regionalbank, Wetzikon<br />
Konto-Nr. 16 4.739. 000.10<br />
IBAN CH81 0685 0016 4739 0001 0<br />
Alternative Bank Schweiz AG, Olten<br />
Konto-Nr. 308.820.100-04<br />
IBAN CH15 0839 0030 8820 1000 4<br />
Postfinance<br />
Konto 87-40008-8<br />
Netzwerk Stiftung für Soziale Arbeit, Sport und Kultur, Zürich<br />
Clientis<br />
Zürcher Regionalbank, Wetzikon<br />
Konto-Nr. 16 6.774.272.06<br />
IBAN: CH89 0685 0016 6774 2720 6<br />
<br />
104<br />
105
Impressum<br />
Konzept und Gestaltung<br />
Komun GmbH, Zürich<br />
Text<br />
Judith Wyder, Zürich<br />
Fotografie<br />
Rafael Ibanez, Zürich Impressionen (Seite 52 o.l.)<br />
Andreas Meier, Zürich Impressionen (Seite 56, 57)<br />
Toshimi Ogasawara, Zürich Impressionen (Seite 44, 47, 50, 51, 52 o.r., 54,<br />
55, 59 o.r.), Konzerte (Seite 87 bis 99<br />
ausgenommen die Bilder von Cpt. Ludd,<br />
B. Rauber, P. Rohner und N. Zonvi)<br />
Patrick Principe, Bern Konzerte (Seite 101)<br />
Benjamin Rauber, Zürich Konzerte (Seite 97 m.l./r., 98 o.r. und u.l./r.)<br />
Pascal Rohner, Zürich Konzerte (Seite 96 u.m./r.)<br />
Basil Stücheli, Zürich Inhaltsverzeichnis, Tisch- und Expertengespräche<br />
(Seite 4 bis 39), Impressionen<br />
(Seite 53), Michi & Elisa (Seite 76, 78), Die<br />
Küchenchefs (Seite 82)<br />
Nicolas Zonvi, Wetzikon Cover, Impressionen (Seite 43, 45, 46, 48, 49,<br />
52 u., 58, 59 o.l. und u.), Superform (Seite 80),<br />
Konzerte (Seite 92 o.l., 93 u.m./r., 94 o.m./r.,<br />
95 u.l./r., 100)<br />
Illustration<br />
Patric Sandri, PS-Illustration, Zürich<br />
Produktion<br />
Stiftung Netzwerk: Kaspar Jucker, Yvonne Krauer,<br />
Lukas Keller, Bea Kohli, Peter Tanner<br />
Korrektorat<br />
Wortform, Zürich: Ursula Trümpy<br />
Druck<br />
Druckerei Odermatt AG, Dallenwil<br />
Publikation<br />
Juni 2013<br />
Auflage<br />
6000<br />
106