Schroedel Kunstportal Newsletter Juni 2013 ... - Schroedel Verlag
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<strong>Schroedel</strong> <strong>Kunstportal</strong><br />
<strong>Newsletter</strong><br />
<strong>Juni</strong> <strong>2013</strong><br />
Zusammengestellt von Prof. Josef Walch<br />
• Süße Geschäfte. Wie Werbebilder verführen<br />
• Polit-Kunst von Ai Weiwei: Mit Milchpulverdosen gegen das Regime<br />
Chinas<br />
• Bad Taste. Böse Dinge<br />
• The Noise of Germany. Klangkunst in Deutschland<br />
• Der K-Faktor. Städtebau und Kultur<br />
• Künstlerische Doppelbegabungen. Wenn Literaten malen...<br />
• Biennale Venedig. Das Konzept<br />
ein Angebot des SCHROEDEL-<strong>Verlag</strong>es
Süße Geschäfte. Wie Werbebilder verführen<br />
In einem äußerst umfassenden und informativen Artikel beschäftigte sich DIE ZEIT im Mai mit<br />
der Werbung für Lebensmittel, deren Zielgruppe Kinder sind: „Zuckrig, fettig, salzig – und<br />
unwiderstehlich. Kinder sind zu jung, um die Mechanismen der Werbung zu durchschauen.<br />
Die Lebensmittelhersteller nutzen das auf immer raffiniertere Weise aus“ – so die Überschrift<br />
und Einleitung des Beitrages. Die Frage, die sich bei einer solche Analyse sofort auftut: Wer<br />
klärt Kinder über die Botschaften dieser Bilder im TV, in Zeitschriften oder auf Verpackungen<br />
auf? Gibt es sie noch, die „gute, alte“ Visuelle Kommunikation als kunstpädagogische<br />
Konzeption, die sich dies einst zum Ziel gesetzt hatte? Wie ist es um die Bildkompetenz von<br />
Kindern in diesem Kontext bestellt? Was vor 40 Jahren vergleichbar analysiert wurde,<br />
erscheint fast „harmlos“ gegenüber den aktuellen Erscheinungen, die DIE ZEIT beschreibt und<br />
in ihren Folgen analysiert: „Kinder sind nicht mehr nur Kinder, sie sind auch: Konsumenten.<br />
Die Industrie forscht sie aus und schreibt ihre Gehirne mit Informationen voll, als seien sie<br />
leere Festplatten. Es sind Informationen, die sie nicht brauchen. Schon zweijährige Kinder<br />
können inzwischen McDonald’s und Burger King auseinanderhalten. Im Alter von zehn Jahren<br />
kennt ein Kind heute 300 bis 400 Markennamen. Früher war ein Kind mit Werbung konfrontiert,<br />
wenn es vor dem Fernseher saß oder an einem Plakat vorbeikam. Heute sind Kinder von<br />
Marken umzingelt, überall dort, wo sie sich bewegen. Ein Tag eines Grundschulkindes in<br />
Deutschland kann so aussehen: Zum Frühstück isst es Cini-Mini-Frühstücksflocken von<br />
Nestlé und einen Micky-Maus-Joghurt von Danone. In der ersten Schulstunde verteilt die<br />
Lehrerin ein Arbeitsblatt zum Thema Zoo, entwickelt von Dr. Oetker. In der zweiten Stunde<br />
sieht das Kind ein Video zum Thema Verkehrssicherheit, zur Verfügung gestellt von Capri-<br />
Sonne. Vielleicht ist an der Schule aber auch Projekttag, und das Kind darf in der "Mobilen<br />
Schokowerkstatt" von Ritter Sport sein eigenes Schokoquadrat herstellen. Nachmittags, im<br />
Fußballverein, trainiert das Kind für das DFB-Abzeichen, gesponsert von McDonald’s. Danach<br />
trägt es sich für die Verlosung eines Platzes in der Fußball-Eskorte ein, ebenfalls ein Einfall<br />
von McDonald’s: Falls es gewinnt, darf es Hand in Hand mit einem Spieler der Nationalelf aufs<br />
Feld laufen. Wieder daheim, guckt das Kind fern. Es hat Super RTL eingeschaltet und bleibt,<br />
wenn es ein Durchschnittskind ist, 91 Minuten lang vor dem Fernseher sitzen. 18 Minuten<br />
davon sind Werbung. Auf Super RTL sieht es auch einen Hinweis auf toggo.de, die größte<br />
deutsche Spieleseite, die zu Super RTL gehört. Dort gibt es Cini-Mini-Frühstücksflocken zu<br />
gewinnen – der nächste Tag kann beginnen.“ Wie die Gedanken- und Gefühlswelt von<br />
Kindern, einer inzwischen bedeutenden Konsumentengruppe besetzt werden, welche<br />
inzwischen ausgefeilten Marketingmethoden genutzt werden, ist immer schwerer zu durchschauen.<br />
(DIE ZEIT)<br />
Dass sich die Produkte umso besser verkaufen, wenn es gelingt sie mit einer Geschichte zu<br />
verbinden, sind neuere Erkenntnisse der Marktforschung, die hier in die Tat umgesetzt<br />
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werden: „Kinder schauen in keinen Tunnel, sie haben ihre Augen überall. Im Kindermarketing<br />
ist etwas anderes wichtig: Die Produkte müssen schnell erkennbar sein. Am sichtbarsten sind<br />
sie (...), wenn es den Firmen gelingt, sich in die Spiel-, Wunsch- und Themenwelten der<br />
Kinder einzuklinken. Das Produkt braucht eine Geschichte, einen Helden. Die Lebensmittelbranche<br />
nutzt diese neue Erkenntnis. Deshalb begegnen einem im Supermarkt jetzt überall<br />
Figuren, die eigentlich in ein Comicheft gehören oder in einen Film: Es gibt einen Erdbeerjoghurt<br />
mit Wickie darauf, es gibt „Feine Lyonerpastete Lauras Stern", es gibt „Sandmännchen<br />
Käsesterne". Noch besser für den Hersteller ist es, wenn er sich nicht die Prominenz eines<br />
Kinderhelden leihen muss, sondern sein Produkt selbst zum Helden macht. Wie beim Kinderpudding<br />
Paula, für den eine rappende Comic-Kuh wirbt. Wie bei den Frühstücksflocken<br />
Cookie Crisps, deren Hersteller sich Chip, den Wolf, ausgedacht hat. Wie bei Pom-Bär, dem<br />
Bären der gleichnamigen Kinderchips-Marke. Essen ist kein Essen mehr, sondern Markenbotschafter.<br />
Geschichten sind keine Geschichten mehr, sondern Werbung. Die für Kinder<br />
wichtigsten Rituale – Essen und Geschichtenerzählen – werden kommerzialisiert. Die<br />
Unternehmen dringen nicht nur in die Familie und den Sportverein vor, sie versuchen auch,<br />
die Gedanken- und Gefühlswelt der Kinder zu besetzen.“ (DIE ZEIT)<br />
• http://www.zeit.de/<strong>2013</strong>/20/kinder-marketing-werbung/seite-2<br />
Polit-Kunst von Ai Weiwei: Mit Milchpulverdosen gegen das Regime Chinas<br />
Als im Spätjahr 2009 im Münchener Haus der Kunst unter dem Titel "So sorry" eine große<br />
Retrospektive des Werkes von Ai Weiwei stattfand, entwarf der Künstler für die Fassade des<br />
Hauses der Kunst im Rahmen dieser Ausstellung eine großformatige Installation aus ca. 9.000<br />
Schulrucksäcken in fünf unterschiedlichen Farben, die der Künstler "Remembering" nennt. Die<br />
Anordnung der Ranzen ergibt in chinesischen Schriftzeichen den Satz "Sieben Jahre lang<br />
lebte sie glücklich in dieser Welt". Der Satz stammt von der Mutter eines der bei dem verheerenden<br />
Erdbeben 2008 in chinesischen Sichuan ums Leben gekommenen Kinder, Opfer<br />
eines korrupten Systems, dessen Funktionäre zum eigenen Profit bei Schulbauten Materialien<br />
einsparten und damit die Sicherheit und das Leben der Kinder aufs Spiel setzten. Im <strong>Schroedel</strong>-<strong>Kunstportal</strong><br />
ist dazu eine umfangreiche Unterrichtssequenz erschienen (vgl. Links) In einer<br />
aktuellen Ausstellung greift Ai Weiwei wieder dieses künstlerische Verfahren auf: „Sein Werk<br />
nennt er schlicht "Babymilchpulver <strong>2013</strong>". Es steht auf dem Boden einer Ausstellungshalle in<br />
Hongkong, es ist acht mal zehn Meter groß und setzt sich aus 1815 Babymilchpulverdosen<br />
zusammen. Der regimekritische Künstler Ai Weiwei macht mit seiner neuen Installation auf die<br />
Knappheit der Babynahrung aufmerksam.“ Der Hintergrund: In China stillen nach statistischen<br />
Erhebungen vergleichsweise wenige Mütter ihre Kinder. 2008 gab es einen weltweit beachteten<br />
und kritisierten Skandal um verseuchtes Milchpulver – damals waren sechs Kinder an<br />
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verseuchter Babymilch gestorben, tausende weitere wurden geschädigt. Lebensmittelsicherheit<br />
scheint ein Fremdwort, wo es um den blanken Gewinn geht. Ai Weiwei wird bei der<br />
diesjährigen Biennale in Venedig (vgl. Beitrag unten) durch die Bundesrepublik Deutschland<br />
präsentiert werden. Ein aktueller Metal-Song als Systemkritik an seiner chinesischen Heimat<br />
brachte ihn zur Eröffnung dieses weltbedeutenden Kunstereignisses in die Schlagzeilen der<br />
Massenpresse (s. Link unten).<br />
• http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/ai-weiwei-stellt-mit-babymilchdosen-in-hongkongchina-nach-a-900540.htm<br />
• http://www.schroedel.de/kunstportal/inhaltsuebersicht.php?od=OD100076000036<br />
(Unterrichtseinheit zu Ai Weiwei im <strong>Schroedel</strong>-<strong>Kunstportal</strong>)<br />
• http://www.bild.de/unterhaltung/musik/ai-weiwei/schockt-mit-metal-video-<br />
30538624.bild.html<br />
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http://www.bild.de/unterhaltung/musik/ai-weiwei/schockt-mit-metal-video-<br />
30538624.bild.html<br />
Bad Taste. Böse Dinge<br />
„Salzstreuer in Busenform, Finger als USB-Sticks, Gewehrlauf als Lampenfuß: Dass schlechter<br />
Geschmack keine Grenzen kennt, zeigt die Ausstellung "Böse Dinge" in Hamburg - und<br />
entdeckt dabei erstaunliche Ähnlichkeiten zu den Scheußlichkeiten des Deutschen Reichs.“<br />
(Spiegelonline) Die Hamburger Ausstellung nimmt eine Diskussion auf, die schon seit über<br />
100 Jahre geführt wird: „Was ist Geschmack? Wer bestimmt, was gut oder schlecht, schön<br />
oder hässlich ist? Unternehmen geben Milliarden aus, um herauszufinden, welches Produkt<br />
den Nerv der Zeit trifft. Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Suche, welche Areale im<br />
Gehirn für die Geschmacksbildung verantwortlich sind. Und wir? Wir diskutieren über Geschmack,<br />
obwohl sich darüber bekanntlich nicht streiten lässt. Das Museum für Kunst und<br />
Gewerbe Hamburg (MKG) greift den Diskurs um „guten“ und „schlechten“ Geschmack auf und<br />
zeigt die vom Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin, entwickelte Ausstellung „Böse<br />
Dinge. Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks“, die historische und aktuelle Positionen<br />
einander gegenübergestellt. Darüber hinaus sind die Besucher über eine Tauschbörse<br />
eingeladen, sich an der Geschmacksdebatte aktiv zu beteiligen. Das Konzept der Ausstellung<br />
„Böse Dinge“ basiert auf der Publikation „Guter und schlechter Geschmack im Kunstgewerbe“<br />
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des Kunsthistorikers Gustav E. Pazaurek von 1912. Darin entwickelt er einen komplexen<br />
Kriterienkatalog, der auch die Grundlage für seine „Abteilung der Geschmacksverirrungen“ im<br />
Stuttgarter Landesmuseum war. Pazaurek war Mitglied des 1907 gegründeten Deutschen<br />
Werkbunds, der die bis heute aktuelle Debatte um die „Gute Form“ im Design auslöste. Die<br />
Ausstellung „Böse Dinge“ präsentiert etwa 60 Objekte aus dem ehemaligen Pazaurek‘schen<br />
„Schreckenskabinett“ und konfrontiert diese mit aktuellen Designobjekten. Dabei wird<br />
Pazaurek’s Systematik auf ihre heutige Gültigkeit überprüft. Gleichzeitig werden neue<br />
Kategorien entworfen, die aus aktueller Sicht Dinge als „gut“ und böse“ charakterisieren<br />
könnten. Parallel zeigt das MKG das Projekt „Name That Thing“ der Muthesius-Kunsthochschule<br />
Kiel. Studierende beschäftigen sich in Projektionen, Installationen, Objekten, Fotografien<br />
und Texten mit dem Thema der Kitschkunst und nehmen auch das Museum als<br />
geschmacksbildende Instanz ins Visier. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Doch wer<br />
bestimmt eigentlich, was gut oder schlecht, was schön oder hässlich, was Kunst oder Kitsch<br />
ist? Was überhaupt ist Geschmack?“ (Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg) „Die Kinder<br />
von Jeff Koons und Lady Gaga aber werden einen Bismarck-Bierkrug vermutlich genauso<br />
„cool“ finden wie einen Gebetsteppich aus Afghanistan, der das New Yorker Attentat vom 11.<br />
September 2001 zeigt. Denn heute führt die Geschmacksverwirrung weniger in die Folterkammer<br />
als zum nächsten Trend.“ (Till Briegleb) Kitsch oder Kunst? Der Katalog als Sammelband<br />
zeichnet die kontroverse Diskussion um das Thema durch die Jahrhunderte nach –<br />
anhand einschlägiger Textausschnitte von Lichtenberg über Kant und Schiller, Karl May und<br />
Karl Kraus bis hin zu Pierre Bourdieu und Vilém Flusser.<br />
• http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/boese-dinge-ausstellung-im-museum-fuer-kunstund-gewerbe-hamburg-a-900118.html<br />
• http://www.ndr.de/kultur/kunst_und_ausstellungen/hamburg/boesedinge101.html<br />
• http://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/vorschau/boese-dinge.html<br />
• http://books.google.de/books?id=hEOULSe_utwC&pg=PA139&lpg=PA139&dq=Michael+A<br />
ndritzky+und+Kitsch&source=bl&ots=ez66t-T85y&sig=Tw4-<br />
Eb5QKDa3I5mm63vpzFp6smk&hl=de&sa=X&ei=N_aYUavlMs-<br />
UswaAuIHQAw&ved=0CDIQ6AEwAA#v=onepage&q=Michael%20Andritzky%20und%20Ki<br />
tsch&f=false<br />
• Dettmar /Küpper Thomas (Hrsg.): Kitsch: Texte und Theorien. Stuttgart 2007<br />
• Briegleb, Till: Für ästhetische Dickhäuter. Aus richtig und falsch wird Scherz: Eine<br />
Ausstellung in Hamburg untersucht den schlechten Geschmack. In: Süddeutsche Zeitung<br />
Nr. 117, 23. Mai <strong>2013</strong>, S. 11<br />
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http://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/vorschau/boese-dinge.html<br />
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The Noise of Germany – Klangkunst in Deutschland<br />
„Klangkunst aus Deutschland hat auch international einen guten Ruf. Gegenwärtig schafft sie<br />
gerade dort die interessantesten Werke, wo nicht nur Technologie zum Produzieren von<br />
Klängen verwendet wird, sondern die Klänge Technologie selbst zum Thema machen.“ Das<br />
Internetportal des Goethe-Instituts präsentiert einen interessanten und informativen Streifzug<br />
durch die Szene. Vorgestellt werden exemplarische, aktuelle Klangkunst-Arbeiten verschiedener<br />
Künstler, u.a. von Christina Kubisch „Electrical Walk“ (2011) in einem Videoclip.<br />
Weiterführende Links machen diesen Beitrag zu einer wichtigen Quelle zur aktuellen<br />
Klangkunst.<br />
• http://www.goethe.de/kue/bku/kuw/de10929348.htm<br />
Der K-Faktor. Städtebau und Kultur<br />
Mit dem 21. Jahrhundert ist das Jahrtausend der Städte angebrochen. Kofi Annan, ehemaliger<br />
Generalsekretär der Vereinten Nationen, hat es ausgerufen. Schätzungen zufolge werden<br />
2030 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Diese „neue“ Bedeutung der<br />
Stadt schlägt sich in zahlreichen Ausstellungen und Symposien nieder. Dazu gehört auch der<br />
„K-Faktor“, dem sich die Berliner Akademie der Künste in einer Ausstellung widmete – thematisiert<br />
wird vor allem die Bedeutung kultureller Bauten von Museen, über Theater,<br />
Opernhäuser, Veranstaltungsarenen u.a. für die Stadtentwicklung.<br />
Begleitend zur Ausstellung erschien bei Lars Müller Publishers, Zürich ein umfangreicher<br />
Katalog, herausgegeben von Wilfried Wang für die Akademie der Künste, mit Beiträgen von<br />
u.a. Kaspar König, Richard Sennett, Michael Mönninger und William J.R. Curtis: „Die Strahlkraft<br />
des «K-Faktors» dauert an. Kultur gilt vielerorts als ein städtebaulicher Energie-Drink, ja<br />
als das Allheilmittel gegen die Strukturprobleme der Städte überhaupt. Das große Vorbild ist<br />
das nordspanische Bilbao, wo heute anstelle von Stahlindustrie und Schiffbau die Kultur den<br />
Motor der wirtschaftlichen Entwicklung antreibt. Den entscheidenden Impuls dafür hat das<br />
1997 eröffnete Guggenheim-Museum des Kanadiers Frank O. Gehry gegeben. Mit der spektakulären<br />
Architekturikone ist zugleich die Zahl der Touristen der Stadt empor geschnellt. Die<br />
Gleichung erscheint einfach: Eine architektonische Landmarke plus Kultur ergibt mehr Touristen,<br />
mehr Stadtentwicklung und endlich auch wieder mehr Einnahmen. Doch so einfach ist<br />
es leider nicht. Denn das Erfolgsmodell Bilbao ist nicht beliebig reproduzierbar und taugt nur<br />
begrenzt als Vorlage für eine Stadtentwicklung durch Kultur.Die Auswahl der internationalen<br />
Beispiele – von spektakulären Architektur- und Kunstprojekten über die kreative Umnutzung<br />
leerstehender Bauten und Stadtareale bis hin zu Bürgerinitiativen – eröffnet ein Panorama<br />
gebauter Konkretisierung von Kultur und erlaubt damit nicht nur eine Bestandsaufnahme,<br />
sondern gleichermaßen eine Bewertung und Einschätzung des jeweiligen Einzelfalls. Gelingt<br />
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die soziale, kulturelle und architektonische Verankerung in der Stadt und führt diese zu neuen<br />
Formen von kultureller Produktion? Oder stellt das Bauprojekt nur ein marketingstarkes<br />
Wahrzeichen dar, eine weitere Insel in einem von zunehmender Fragmentierung gekennzeichneten<br />
öffentlichen Stadtraum?“ (Akademie der Künste Berlin) Seit den späten 1990er-<br />
Jahren werden in zahlreichen Städten weltweit Ikonen der Kultur errichtet. Das die Ausstellung<br />
begleitende Buch Kultur:Stadt analysiert das Phänomen aus dem Blickwinkel von Künstlern,<br />
Architekten und Wissenschaftlern. Hat die Kultur heute noch eine Leitbildfunktion, oder ist sie<br />
lediglich Auslöser für spektakuläre Bauten? Sind Kreativ- und Kulturwirtschaften die<br />
Zukunftsbranchen postindustrialisierter Gesellschaften? Befreien oder knebeln Bauten jene<br />
kulturellen Aktivitäten, die die Bauten überhaupt erst zum Leben erweckten? Wie funktioniert<br />
der «Bilbao-Effekt», die Aufwertung von Städten durch prestigeträchtige Kulturbauten? Dreißig<br />
Pioniere, Vorbilder und Negativbeispiele sind paradigmatisch in diesem Buch versammelt.<br />
Zahlreiche Textbeiträge und Abbildungen zu den Bauten geben dem Leser einen<br />
umfangreichen wie tiefen Einblick in dieses Phänomen.“ (Lars Müller Paublishers)<br />
• http://www.adk.de/de/projekte/<strong>2013</strong>/kulturstadt/index.htm<br />
• http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/bilbao-fuer-alle-1.18079146<br />
• http://www.adk.de/de/projekte/<strong>2013</strong>/kulturstadt/blog.htm<br />
• http://www.nzz.ch/#gallery:1-18079074<br />
• http://www.lars-mueller-publishers.com/de/catalogue-architecture/kultur-stadt<br />
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Künstlerische Doppelbegabungen. Wenn Literaten malen...<br />
Bildende Künstler, die schreiben oder Musik machen, sich also in anderen künstlerischen<br />
Medien bewegen, wurden in den vergangenen Jahren immer wieder in Ausstellungen präsentiert.<br />
Eine Ausstellung der Internationalen Tage in Ingelheim geht nun dem Phänomen der<br />
sich bildnerisch betätigenden Autorinnen und Autoren nach: „Wortkünstler/Bildkünstler“ –<br />
künstlerischen Doppelbegabungen, die ihren Ursprung in der Literatur haben, aber auch als<br />
„Bildkünstler“ auftreten, zeigt eine aktuelle, die „Internationalen Tage“ Ingelheim begleitende<br />
Ausstellung: „Künstlerische Doppelbegabungen sind keine Seltenheit. Immer wieder haben<br />
sich kreativ Schaffende in Bereichen hervorgetan, die nicht ihrer originären Betätigung<br />
entsprechen. Dichter, deren eigentliche künstlerische Wirkung im geschriebenen Wort liegt,<br />
haben dabei vielfach eigenständige, nicht epigonale bildkünstlerische Werke geschaffen, die<br />
das Spektrum ihrer Kreativität erweitern und vollkommen neue Aspekte künstlerischen<br />
Ausdrucks dokumentieren. Malerei wie Zeichnung stehen dabei vollkommen gleichberechtigt<br />
neben dem literarischen Anspruch des primären Werkes.<br />
In der Ausstellung werden ganz unterschiedliche bildkünstlerische Positionen vorgestellt, von<br />
der Darstellung der klassischen Landschaft bei Johann Wolfgang von Goethe bis hin zu den<br />
hintergründigen und skurrilen Szenerien von Joachim Ringelnatz. Es werden außerdem<br />
Werke von Justinus Kerner, Victor Hugo, George Sand, Hans Christian Andersen, Wilhelm<br />
Busch und Paul Scheerbart zu sehen sein.“ (Internationale Tage Ingelheim) Die Wortcollagen<br />
von Herta Müller, Trägerin des Nobelpreises für Literatur 2009, bilden dabei sicher einen<br />
Höhepunkt der Ausstellung. 30 aktuelle Collage-Arbeiten der Autorin werden präsentiert. Zur<br />
Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen.<br />
• http://www.internationale-tage.de/content.html?id=27&lg=d<br />
Herta Müller: Vater telefoniert mit den Fliegen © Carl Hanser <strong>Verlag</strong> München 2012<br />
Quelle http://www.internationale-tage.de/content.html?id=27&lg=d<br />
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Biennale Venedig. Das Konzept<br />
Auf die diesjährige Biennale in Venedig darf man gespannt sein, was den deutschen Beitrag<br />
betrifft. Zwei konzeptuelle und kuratorische Entscheidungen machen neugierig: „Christine<br />
Macel, die Kuratorin des Französischen Pavillons und Chefkuratorin am Musée National d’Art<br />
Moderne – Centre Pompidou, Paris und Anri Sala, der Künstler, der Frankreich vertritt, und<br />
Susanne Gaensheimer, die Kuratorin des Deutschen Pavillons und Direktorin des MMK<br />
Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, sowie die Künstler, die sie für den Deutschen<br />
Pavillon eingeladen hat, Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng und Dayanita Singh,<br />
haben sich entschlossen, die Räume des Deutschen und des Französischen Pavillons bei der<br />
55. Kunstbiennale von Venedig <strong>2013</strong> zu tauschen.“<br />
„Zu Beginn dieses Jahres haben die Außenministerien Frankreichs und Deutschlands<br />
vorgeschlagen, die Pavillons der beiden Länder auf der 55. Internationalen Kunstausstellung –<br />
La Biennale di Venezia <strong>2013</strong> zu tauschen. Diese Idee ist in den letzten zehn Jahren immer<br />
wieder diskutiert worden. 2012 haben die Kuratoren und die Künstler frühzeitig beschlossen,<br />
die Möglichkeit gemeinsam zu diskutieren. Nach sehr konstruktiven Gesprächen und zahlreichen<br />
Ortsbegehungen in Venedig haben alle Beteiligten dem Vorschlag zugestimmt.<br />
Grundlegend für die Entscheidung war, dass in der Arbeitsrealität der Kunstwelt heutzutage<br />
internationale Kooperation und Kommunikation eine Selbstverständlichkeit geworden sind –<br />
eine Kunstwelt, die sehr viel stärker vom Dialog zwischen kulturellen Sphären als von der<br />
Undurchlässigkeit nationaler Grenzen bestimmt ist. Es sind diese transnationalen Alltagsrealitäten,<br />
die zeigen, dass die zeitgenössische Kunstwelt europäische Kulturen tatsächlich in<br />
ein größeres, internationales Netzwerk einbindet. Die Kuratoren und die Künstler fühlen sich<br />
der Idee einer gemeinsamen europäischen Kultur innerhalb eines größeren Bezugssystems<br />
einer globalen kulturellen Gemeinschaft verpflichtet. Die 2011 begonnene kritische Beschäftigung<br />
mit der Bedeutung der traditionellen Form nationaler Repräsentation in den Länderpavillons<br />
auf der Biennale in Venedig setzt Susanne Gaensheimer <strong>2013</strong> fort. Künstlerisches<br />
Schaffen in Deutschland ist heute von vielfältigen Arten der Zusammenarbeit zwischen<br />
Künstlern aus aller Welt und einem internationalen intellektuellen und kulturellen Austausch<br />
geprägt. Deutschland soll daher auf der 55. Biennale in Venedig nicht als hermetische nationale<br />
Einheit, sondern als aktiver Teil eines komplexen, weltweiten Netzwerkes repräsentiert<br />
werden. Aus diesem Grund hat Susanne Gaensheimer vier internationale KünstlerInnen aus<br />
unterschiedlichen Ländern eingeladen: Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng,<br />
Dayanita Singh, Die KünstlerInnen sind in den großen Museen und Sammlungen der Welt<br />
vertreten und haben an den wichtigen internationalen Großausstellungen und Filmfestivals<br />
teilgenommen. Ihre Werke, Ausstellungen, Publikationen und Filme sind Teil der internationalen<br />
künstlerischen Diskurse und haben diese in den letzten Jahren zum Teil mitbestimmt.<br />
Darüber hinaus sind alle vier KünstlerInnen in besonderer Weise mit der deutschen Kunst-<br />
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szene verbunden. Seit vielen Jahren arbeiten Ai Weiwei, Romuald Karmakar, Santu Mofokeng<br />
und Dayanita Singh auch in Deutschland bzw. mit deutschen Institutionen, <strong>Verlag</strong>en und<br />
Sammlungen eng zusammen. Inhaltlich ist ihnen gemeinsam, dass sie sich in ihrem Werk auf<br />
kritische Weise mit den Bedingungen ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit beschäftigen und<br />
wesentliche Impulse geben zur Reflektion des aktuellen kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Selbstverständnisses in einer global vernetzten Welt. Dabei nutzen sie selbstverständlich eine<br />
Vielzahl von Medien, neben Bildhauerei und Installation auch Fotografie und Film.“<br />
• http://www.mmk-frankfurt.de/de/ausstellung/venedig-biennale-<strong>2013</strong>/<br />
Katalog zum deutschen Beitrag der Biennale Venedig <strong>2013</strong><br />
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