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Herbst 2012 - Naturhistorisches Museum Wien

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WIEDERSEHEN:<br />

Ernestine ist einer der in den<br />

Atakora Bergen Benins überwinternden<br />

Wespenbussarde.<br />

Foto: R. Mayer<br />

ersten zwei Lebensjahre dort.<br />

Weitere Entdeckungen bisher noch<br />

nicht für diese Region nachgewiesener<br />

Vogelarten, wie Purpurhuhn,<br />

Wassertriel und Kastanienliest,<br />

konnten gemacht werden. Hinzu<br />

kommt eine „neue”, bisher unbekannte<br />

Eulenart, gefunden auf<br />

einem Fetischmarkt in Lomé. Sie<br />

wurde in einer kleinen Waldinsel<br />

nördlich der Hauptstadt mit einer<br />

Steinschleuder erbeutet, berichtete<br />

der jugendliche Jäger stolz. Untersuchungen<br />

über die Identität dieser<br />

Art sind bereits im Gange.<br />

Auf demselben Fetischmarkt<br />

stockte beim Anblick eines mittelgroßen<br />

braunen Greifvogels für<br />

Momente der Atem – er entpuppte<br />

sich nicht als Wespenbussard,<br />

sondern als Rohrweihe. Dieser Tag<br />

war aber eben auch „nur” eine<br />

Momentaufnahme … Insgesamt<br />

verloren nachweislich zumindest<br />

zwei besenderte Wespenbussarde<br />

aus dem Projekt in den letzten<br />

Monaten ihr Leben durch Menschenhand,<br />

einmal in Nigeria und<br />

ein andermal in der Elfenbeinküste.<br />

Wer in Togo und Benin mit<br />

Elefanten, Zebra & Co rechnet, irrt.<br />

Keine dieser Tierarten ist übrig<br />

geblieben. Vom Rückgang betroffen<br />

sind nicht nur Großsäuger, sondern<br />

auch viele Vogelarten, darunter<br />

unsere mitteleuropäischen Zugvögel.<br />

Vermutlich ist der in Teilen<br />

Europas seit Mitte der 1990er-Jahre<br />

beobachtete Bestandsrückgang des<br />

Wespenbussards – um etwa drei<br />

Prozent jährlich – ebenfalls darauf<br />

zurückzuführen. Direkte Nachstellung,<br />

vor allem während der<br />

politischen Unruhen in den letzten<br />

Jahrzehnten, sowie umfangreiche<br />

Lebensraumveränderungen sind<br />

dafür verantwortlich.<br />

Nicht zuletzt durch die Verdoppelung<br />

der Bevölkerung alle 25<br />

Jahre, kommt es vor allem zu<br />

großflächiger Entwaldung, Erosion<br />

und anschließender Desertifikation.<br />

Die Gewinnung von Ackerland und<br />

der Bedarf an Brenn- und Bauholz,<br />

inklusive Holzkohlenerzeugung,<br />

haben in vielen Gebieten den<br />

Baumbestand dramatisch reduziert,<br />

insbesondere in den dicht<br />

besiedelten Regionen Westafrikas,<br />

in denen Holz auch heute noch den<br />

wichtigsten Energieträger darstellt.<br />

Ob und wie dieser Entwicklung<br />

Einhalt geboten werden kann, ist<br />

offen. Ansätze sind vorhanden,<br />

doch bislang greifen sie kaum. Eine<br />

Möglichkeit, Mittel in das Land zu<br />

bringen, bietet der Ökotourismus,<br />

ähnlich wie in Ost- und Südafrika.<br />

Dazu bedürfte es allerdings einer<br />

entsprechenden Großtierfauna.<br />

Ohne Unterstützung aus reicheren<br />

Ländern werden die teilweise schon<br />

jetzt massiven Probleme nicht in<br />

den Griff zu bekommen sein. Wie<br />

allerdings mit dem raschen Bevölkerungswachstum<br />

und der damit<br />

einhergehenden Ressourcenverknappung<br />

umgegangen wird, ist<br />

eine weitere, damit untrennbar<br />

verbundene Frage. Es ist ein<br />

Wettlauf mit der Zeit.<br />

9 |<strong>2012</strong> Universum Magazin

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