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Donnerstag • 25. Juli 2013 Morgenimpuls Lied „Du Herr gabst uns ...

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<strong>Donnerstag</strong> <strong>•</strong> <strong>25.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>Morgenimpuls</strong><br />

<strong>Lied</strong> <strong>„Du</strong> <strong>Herr</strong> <strong>gabst</strong> <strong>uns</strong> dein festes Wort“ [LBD 34]<br />

Übung<br />

Sucht Euch einen Platz im Raum, der Euch zusagt und an dem Ihr Euch<br />

wohl fühlt.<br />

Setzt oder legt Euch, wie es Euch beliebt.<br />

Achtet auf eine entspannte Körperhaltung und eine gleichmäßige<br />

Atmung.<br />

Achtet zuerst auf die einzelnen Teile des Körpers.<br />

Wie fühlen sich Füße und Beine an? Sind sie angespannt, müde,<br />

schmerzen sie, haben sie Muskelkater?<br />

Achtet auf Eure Zehenspitzen. Wo haben Eure Füße Euch schon gern<br />

oder auch ungern hingetragen, wo seid Ihr freudvoll hingeeilt, wo unter<br />

Angst geflüchtet?<br />

Wie fühlen sich Hände und Arme an? Sind sie angespannt, müde,<br />

schmerzen sie, haben sie Muskelkater?<br />

Was spürt Ihr mit den Fingerspitzen?<br />

Lasst Eure linke und Eure rechte Hand einander erkunden.<br />

Was alles haben diese Hände schon getan an heilvollem wie<br />

unheilvollem?<br />

Sind Füße, Beine, Finger, Hände, Arme gesund? Wo sind sie vielleicht<br />

krank oder eingeschränkt?<br />

Berührt mit Eurer rechten oder linken Hand Euren Bauch. Habt Ihr<br />

Hunger so früh am Morgen, oder ist Euch leicht übel? Was für Gefühle<br />

verbindet Ihr mit dem sogenannten „Bauchgefühl“? Welche davon waren<br />

heilsam, welche unheilvoll?<br />

Ist hier sowohl medizinisch wie von der Psyche her etwas krank oder<br />

alles gesund? Spürst Du auch „kranke“ Gefühle wie Haß?<br />

Berühre mit Deiner Hand den Bereich Lunge und Herz.<br />

Hier haben wir neben dem Motor des Blutkreislaufes und des<br />

Atmungsorgans auch den Sitz des Liebe und der Seele.<br />

Selbstverständlich sind Liebe und Seele etwas, was <strong>uns</strong> ganz ausfüllt,<br />

aber dort spüren wir die beiden Erlebniswelten oftmals sehr konkret.<br />

Achte zuerst auf Deinen Herzschlag. Ist er schnell, langsam, rhythmisch<br />

oder arhythmisch?<br />

Geht Dir auf, dass Dein Herz ohne Dein Zutun schlägt? Diese<br />

Lebensfunktion also „automatisiert“ wurde, damit Du nicht in die<br />

Verlegenheit kommst evtl. zu vergessen Dein Herz schlagen zu lassen<br />

[was verheerende Folgen mit sich bringen würde]? Erkennst Du darin ein<br />

Stück Liebe Gottes?


Seite: 2<br />

Für wen schlägt Dein Herz und was bringt es zum, Hüpfen oder aber auch<br />

zum Stillstand? Ist Dein Herz schon mal zerbrochen? Wenn Ja – wer hat<br />

Schuld daran, was ist passiert und wie hast Du reagiert? Hast Du den<br />

Vorfall abgeschlossen, oder quälen Dich noch innere Schmerzen und<br />

Verletzungen?<br />

Ernährst Du Dich gesund, damit das Herz gute Voraussetzungen hat Dich<br />

am Leben zu erhalten? Treibst Du Sport und verzichtest Du auf Nikotin<br />

und übermäßigen Alkohol?<br />

Wie ist Dein Atem? Wann stockt er und wann bist Du außer Atem?<br />

Atme nun so tief ein, wie es Dir möglich ist und halte 10 Sekunden die<br />

Luft an. Wie viel Luft denkst Du, dass Du in Deine Lungen füllen kannst?<br />

Wie ausgefüllt fühlst Du Dich?<br />

Atme tief aus und gewähre Deiner Lunge ein entspanntes Atmen.<br />

Fühlst Du Dich von dem Geist Gottes, der in der Hl. Schrift oft auch als<br />

Wind beschrieben wird, auch ausge- und erfüllt?<br />

Oder macht sich eine geistliche Leere breit, wenn es darum geht Dein<br />

alltägliches Leben auf Gott zurückzubinden und in Einklang mit Gott zu<br />

bringen?<br />

Betest Du?<br />

Liest Du in der Hl. Schrift?<br />

Hast Du das Bedürfnis die Hl. Messe zu besuchen [muss nicht jeden<br />

Sonntag sein, aber ab und zu]?<br />

Wann hast Du das letzte Mal Gott gedankt für irgendetwas in Deinem<br />

Leben [<strong>uns</strong>er Dankeschön am Tag der Auskunft ausgenommen]?<br />

Erkennst Du Gott in den kleinen Dingen des Dich umgebenden Lebens,<br />

einer Blume, einem Sonnenstrahl, einem Augenzwinker eines von dir<br />

geliebten Menschen?<br />

Ist Deine Beziehung zu Gott gesund oder erkrankt, vielleicht sogar stark<br />

geschädigt oder eingeschränkt?<br />

Schnürt es Dir beim Gedanken an Gott, Glaube und Kirche die Luft ab<br />

oder beflügelt es Dich?<br />

Berühre nun mit Deiner Hand Dein Gesicht.<br />

Wie ist Dein Gesicht heute Morgen? Was strahlt es aus? Freude?<br />

Müdigkeit? Unsicherheit? Ärger? Traurigkeit?<br />

Fühle die Bereiche Deines Gesichtes, die Deine Stimmung zum Ausdruck<br />

bringen: Mundwinkel, Augenbrauen, Wangen, Stirn. Versuche zu fühlen,<br />

was Deine Ausstrahlung ist.<br />

Ist Dir bewusst, dass Dein Gesicht die Schnittstelle – das „Interface“ –<br />

Deiner Seele ist?


Seite: 3<br />

Was Dich bewegt, bringt Dein Gesicht zum Ausdruck.<br />

Wie authentisch bist Du?<br />

Hast Du gelernt gekonnt Gefühle, Gedanken und Stimmungen mit einem<br />

„Pokerface“ zu überspielen und Dir und anderen etwas vorzumachen,<br />

oder bist Du aufrichtig, identisch, authentisch, ehrlich?<br />

Bei der Vorstellung Dich so zu zeigen, wie Du bist und wie es in Dir<br />

aussieht: Welche Gedanken kommen Dir dann? Hast Du Angst davor,<br />

Vorsicht oder Zuversicht?<br />

Nimm besonders den Mund ins Visier: Welche Worte und Gedanken<br />

kommen aus Deinem Mund? Redest Du schlecht über andere in deren<br />

Abwesenheit? Kannst Du loben und Anerkennung denen aussprechen,<br />

die mehr erreicht haben als Du?<br />

Kannst Du Dich freuen für andere? Oder plagt Dich Neid, der Dich dazu<br />

animiert die Verdienste anderer schlecht zu reden?<br />

Kennst Du die Worte „Bitte“, „Danke“, „Entschuldigung“?<br />

Berühre mit Deiner Hand den Kopf.<br />

Im Kopf ist das Organ, das Deine Schaltzentrale darstellt – das Gehirn.<br />

Es analysiert und nimmt wahr, was Dich umgibt, es koordiniert die<br />

Abläufe in Deinem Körper, es schenkt Dir ein Bewusstsein, so dass Du<br />

von „Ich“ und <strong>„Du</strong>“ sprechen kannst.<br />

Es kann trainiert werden um immer mehr Welt und die Hintergründe der<br />

Welt und des Lebens zu verstehen.<br />

Wie Gesund ist Dein Gehirn, Dein Geist?<br />

Pflegst Du Gehirn und Geist durch Lesen, Bildung, Lernen, Interesse an<br />

all dem, was Leben ausmacht?<br />

Oder verbringst Du Deine Zeit mit Ballerspielen und zerstörst Du Dir<br />

Deine Gehirnzellen mit Alkohol – was irreparabel ist – ?<br />

Wir haben viele Facetten des Körpers, Geistes und der Seele betrachtet.<br />

Die Schlussfrage lautet wie folgt:<br />

Der Dichter Decimus Iunius Iuvenalis, kurz Juvenal, prägte in seinen<br />

Satiren – das sind „satura lanx“ [Allerleischriften, die gesellschaftliche<br />

Missstände anprangern] – Nummer 10, Vers 356 den Satz „Orandum est,<br />

ut sit mens sana in corpore sano.“ Was auf Deutsch heißt: „Beten sollte<br />

man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“<br />

Juvenal kritisiert seinerzeit zwei Extreme:<br />

<br />

<br />

Eine sinnlose Gebetshaltung, die frömmelt, aber im alltäglichen<br />

Leben keinesfalls ein frommes Leben aufweist, sondern nur<br />

scheinheilige Oberflächlichkeit ist.<br />

Ein Körperkult im Sportbereich, der aber keine Notwendigkeit sah<br />

den Sportlern auch Bildung und geistliche Lehre zu unterbreiten.


Seite: 4<br />

<br />

Juvenal proklamiert Gesundheit dahingehend, dass man eher um<br />

geistige und körperliche Gesundheit beten sollte und etwas dafür<br />

tun sollte, denn Gesundheit ist eine ganzheitliche Angelegenheit.<br />

Nur körperlich fit sein, bedeutet krank sein, da Geist und Seele zu<br />

falschem Verstehen und Verhalten führen. Nur geistig und<br />

seelisch fit sein bedeutet auch krank sein, denn der Körper ist<br />

Instrument von Geist und Seele um auszuzeitigen, was <strong>uns</strong>ere<br />

Persönlichkeit ausmacht.<br />

Stell Dir also selber die Frage:<br />

Wohnt bei Dir ein gesunder Geist in einem gesunden Körper?<br />

Und wenn Du beides betrachtest – was kränkelt oder ist krank – oder<br />

etwa auch nur angeschlagen?<br />

Mach Dir einen Gedanken für Körper, einen für Seele und einen für Geist.<br />

Und nimm diese Gedanken mit nach Epidauros.<br />

Text<br />

Joh 5, 2-9a.14:<br />

In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen<br />

gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda. In diesen Hallen<br />

lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag<br />

auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn<br />

dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er<br />

ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: <strong>Herr</strong>, ich habe<br />

keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich<br />

trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir<br />

hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!<br />

Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Später traf<br />

ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige<br />

nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.<br />

Impuls Jesus teilt nicht die damals jüdische Meinung, dass Krankheit<br />

allein Folge von sündhaftem Verhalten darstellt. Aber er weist<br />

etwas auf, das wir heute als Psychosomatik kennen: „psyche“ =<br />

„Seele“ und „soma“ = „Leib“ sind keine absolut getrennten<br />

Einheiten in <strong>uns</strong>, sondern stehen in Korrespondenz und bedingen<br />

einander.<br />

<br />

<br />

Wenn wir also gesund sein wollen, <strong>uns</strong> auch gesund fühlen<br />

wollen, dann müssen wir auf Leib, Geist und Seele gemeinsam<br />

achten.<br />

Sünde steht dabei für ein inneres unausgeglichenes Verhalten,<br />

das auch hinsichtlich Lebensführung und Umgang mit sich selbst<br />

krank sein kann und Krankheit fördert.<br />

Gebet<br />

Allmächtiger Gott,


Seite: 5<br />

schenke mir die Erkenntnis, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit<br />

sind.<br />

Lass mich Wege finden mit meinem Körper sorgsam und pfleglich<br />

umzugehen, für den nötigen Sport und eine gesunde Ernährung zu<br />

sorgen.<br />

Bewahre mich davor Rauschmittel und Drogen anzuwenden. Lass mich<br />

zurückhaltend mit Alkohol umgehen und lass mich erkennen, dass<br />

Zigaretten und Besäufnis nicht cool sind und keineswegs dokumentieren,<br />

dass ich groß, stark und erwachsen bin, sondern bemitleidenswert.<br />

Lass mich Wege finden meinen Geist zu trainieren, damit ich immer mehr<br />

Deine Schöpfung und Deine Liebe, die hinter allem Leben steckt<br />

erkennen möge. Aber lass mich auch meinen Geist trainieren, damit ich<br />

mich wehren kann im Leben, nicht Opfer von Ideologien und Lügen<br />

werde, sondern stets der Freiheit und dem Wohl der Menschen diene.<br />

Lass mich Wege finden meine Seele wachsen zu lassen in zärtlichen<br />

Begegnungen, Offenheit und Liebe, die ihren alleinigen Ursprung in Dir<br />

findet.<br />

Lass mich Wege finden zu Dir, der Du der Grund meines Lebens und die<br />

beste Medizin meiner Persönlichkeit bist.<br />

Und lass mich heute damit anfangen.<br />

Amen.<br />

Segen<br />

<strong>Lied</strong> <strong>„Du</strong> bist das Licht der Welt“ [LBD 30]


Seite: 6<br />

Epidauros<br />

Rundgang durch die Anlage in der Abfolge wie jeder Patient sie beschritt<br />

[Aushändigen des Lageplans mit den Erklärungen und der Heilungsgeschichte des<br />

Hermodikos]<br />

Dabei werden wir <strong>uns</strong> in die Patienten der damaligen Zeit hineinversetzen und erkennen, dass<br />

die Bereiche des menschlichen Daseins – Körper, Seele und Geist – in Einklang harmonisiert<br />

Garant der ganzheitlichen Gesundheit darstellten.<br />

Heute kehrt man mehr und mehr wieder zu diesen ergänzenden Behandlungsmethoden zurück<br />

ohne dabei die Schulmedizin, die es bereits damals schon gab, in ihrer Bedeutung in Frage zu<br />

stellen.<br />

01. Theater<br />

02. Apollon Maleatas<br />

03. Katagogion<br />

04. Badehaus<br />

05. Gymnasion (Römisches Odeion)<br />

06. Palaistra<br />

07. Halle des Kotys<br />

08. Tempel der Themis<br />

09. Tempel der Artemis<br />

10. Altes Abaton<br />

11. Tempel des Asklepios<br />

12. Tholos<br />

13. Neues Abaton<br />

14. Römisches Brunnengebäude<br />

15. Brunnen<br />

16. Bibliothek<br />

17. Badeanlage<br />

18. Festplatz<br />

19. Aphrodite-Tempel<br />

20. Zisterne<br />

21. Propylaia<br />

22. Frühchristl. Basilika<br />

23. Römische Villa<br />

24. Dorische Säulenhalle<br />

<strong>25.</strong> Römische Thermen<br />

26. Epidoteion (?)<br />

27. Römische Villa<br />

28. Museum<br />

29. Stadion


Seite: 7<br />

Nähere Erläuterungen:<br />

1. Theater<br />

14.000 Sitzplätze<br />

2. Heiligtum des Apollon Maleatas<br />

Brandopferaltar aus dem 7. Jh., Bauten aus dem 4. Jh. Das Heiligtum wurde nach der<br />

Einführung des Asklepioskultes weiter genutzt.<br />

3. Katagogeion<br />

Gästehaus aus dem 4. Jh. (76,30 m x 76,30 m). Zwei Stockwerke um 4 quadratische Höfe<br />

(mit Säulenhallen) ergaben 160 Räume. Polygonaler Steinsockel, darüber<br />

Lehmziegelmauerwerk.<br />

4. Badeanlage<br />

Dem Gästehaus oder dem Gymnasion angeschlossen. Großer Mittelraum mit<br />

Ziegelfußboden. Wannen und Becken in den Räumen.<br />

5. Gymnasion<br />

Rechteckiger Bau (75,57 m x 69,53 m) mit verschiedenen Räumen, Sälen, Säulenhallen für<br />

Vortragszwecke. Innen: quadratischer Innenhof, ringsum Säulenhallen mit 16 Säulen je<br />

Seite. Ende 4. Jh., Anfang 3. Jh. erbaut. Im NW Propylon mit vorgelagerter Eingangshalle.<br />

In römischer Zeit baute man ein Odeion ein (Unterbau sichtbar) und baute die Propyläen in<br />

einen Hygieiatempel um.<br />

6. Palaistra<br />

Rechteckiger Bau. Zweck nicht genau erkennbar.<br />

10. Altes Abaton<br />

Ältestes Gebäude des Heiligtums (6. Jh.). nach dem Bau der großen Halle (13) nicht mehr<br />

als Schlafhalle benutzt. In römischer Zeit Priesterwohnungen.<br />

12. Tholos<br />

Prächtigstes Gebäude des Heiligtums, Fundamente erhalten, Architekturteile im Museum.<br />

Labyrinthartiges Untergeschoss. Vielleicht Schlangenhaltung oder Grab des Asklepios.<br />

Die Tholos dürfte dem Kult des Heroen gedient haben, der Tempel dem des Gottes. Erbaut<br />

um 360-320 v. Chr. von Polyklet dem Jüngeren.<br />

13. Neues Abaton<br />

Das Abaton diente als Schlafsaal. Länge: 70 m, Breite: 9,5 m. Östlicher Teil eingeschossig<br />

(4. Jh.), westlicher Teil zweigeschossig (3. Jh.). In der NO-Ecke war der Heilige Brunnen,<br />

den auch Pausanias erwähnt.<br />

21. Propyläen<br />

Haupteingang des Heiligtums von Alt-Epidauros her (340 – 300 v. Chr.), aus Tuffstein, 20 m<br />

breit; 6 dorische Säulen außen, 6 korinthische innen. Löwenköpfe als Wasserspeier am<br />

Sima. Teilweise im Museum rekonstruiert. Die (im Original verlorene) Inschrift der<br />

Propyläen definiert den Begriff der "Reinheit".


Seite: 8<br />

Das angewandte Heilverfahren:<br />

Die Forschung stellt sich den Besuch des Asklepios-Heiligtums in etwa so vor:<br />

1. Kultische Reinigung in einem der zahlreichen Brunnen bzw. im Brunnenhaus<br />

2. Opfer an Apollon<br />

3. Schlafen im Abaton, um im Traum durch den Gott Asklepios selbst zu erfahren, welche<br />

Heilmethode für einen selbst die geeignetste ist. In späteren Zeiten wurden hier wohl auch<br />

Hypnoseverfahren angewandt, um die Frage nach der Behandlungsmethode zu klären.<br />

4. Gespräch mit einem Priester über das anzuwendende Heilverfahren. Dabei konnte es sich<br />

um Bäderkuren, Entspannungskuren, aber auch um operative oder medikamentöse<br />

Verfahren bzw. um eine Kombination aus alledem handeln.<br />

5. Für den Zeitraum der Behandlung bezog der Patient ein Zimmer im Gästehaus.<br />

6. Als ein Teil der Therapie galten stets auch kulturelle Angebote. Nicht zuletzt deshalb<br />

besaß Epidauros ein großes Theater und eine Bibliothek.<br />

Die Heilung des <strong>Herr</strong>n Hermodikos<br />

Nachdem Hermodikos die letzten Kilometer seiner Reise hinter sich hatte, kam er zur Grenze<br />

des heiligen Bezirks, den er durch eine Toranlage (Propylon) über eine Rampe betrat. Damit<br />

war der Punkt des Übergangs von der gewöhnlichen Welt zum Témenos, dem heiligen Bezirk<br />

des Gottes, besonders markiert. Er verließ diesen Raum wiederum über eine Rampe und kam<br />

zu einem Brunnen, der wohl zur rituellen Waschung diente. Beim Eingang befand sich auch<br />

eine Inschrift: „Rein muss der sein, der in den weihrauchduftenden Tempel eintritt. Reinheit<br />

heißt: reine Gedanken haben".<br />

Der Témenos befand sich in einem Hain, in einer Landschaft also, die besonders mit der Aura<br />

des Sakralen umgeben war. Weitere Vorschriften dienten dazu, diese Welt vom profanen<br />

Bereich abzugrenzen: Hier durfte man weder gebären noch sterben und selbst der Verzehr des<br />

Opferfleisches, normalerweise ein fester Bestandteil des Opferrituals, war verboten. Kein<br />

Zweifel: Wer nach langer Reise in Erwartung eines göttlichen Wunders diesen Bezirk betrat,<br />

begab sich in eine abgesonderte Welt, in der viele Regeln des gewöhnlichen Lebens außer<br />

Kraft gesetzt waren. Dies ist der Boden, auf dem sich das Wunder, das ja definitionsgemäß<br />

nicht-alltäglich und un-gewöhnlich ist, ereignen kann.<br />

Wie lange Hermodikos warten musste, bis er sich in Erwartung des Wunders in der heiligen<br />

Halle zum Schlaf niederlegen konnte, wissen wir nicht. Die nötige Infrastruktur für die<br />

Beherbergung zahlreicher Gäste war jedenfalls vorhanden: Das außerhalb des Témenos<br />

liegende Hotel umfasste 160 Zimmer. Während er wartete, konnte er sich im Schatten der<br />

Bäume auf den Ruhebänken ausruhen und die Inschriften lesen, die von den unzähligen<br />

wunderbaren Heilungen berichteten, die der Gott an diesem Ort bewirkt hatte. Schließlich<br />

konnte er sich nach einer langen Reihe von Opfern weiß gekleidet im Schlafsaal, welcher<br />

Abaton („das Unbetretbare") genannt wurde, zum Heilschlaf niederlegen und darauf warten,<br />

dass der Gott ihm im Traum erscheine und ihn heile. Die Bezeichnung des Ortes, die Opfer und<br />

die ungewöhnliche Kleidung, dies alles bewirkte eine weitere Steigerung der Sakralität.<br />

Dann endlich ereignete sich das Wunder. Was mit Hermodikos geschah, ist in einer der<br />

inschriftlichen Sammlungen von Heilungswundern erzählt: Als er im Tempel schlief, heilte ihn<br />

der Gott und befahl ihm, hinauszugehen und einen so großen Stein, wie er nur konnte, zum<br />

Tempel zu bringen. Der Mann brachte den Stein, der nun vor dem Abaton liegt. Tatsächlich ist<br />

der Stein mitsamt der Inschrift, welche die Macht des Asklepios preist, heute noch erhalten.


Seite: 9<br />

Die Heilung des Hermodikos verlief also nach dem üblichen Muster: Der Gott erschien dem<br />

Leidenden im Traum. Manchmal erklärte er ihm einfach, er sei gesund, manchmal gab er ihm<br />

die Anweisung, bestimmte Medikamente einzunehmen (was sich oft mit den Ansichten der<br />

„Schulmedizin" deckte), manchmal machte der Gott selbst etwas mit dem Patienten. Dabei<br />

konnte es zu eigentlichen operativen Eingriffen (wohl durch die Priester) kommen oder zu <strong>uns</strong><br />

fast grotesk anmutenden Heilungen. Viele Wunderheilungen wurden auf Sammelinschriften<br />

verewigt. Sie halfen mit, die Leidenden schon vor dem Tempelschlaf für das Wirken des Gottes<br />

empfänglich zu machen.<br />

Hier drängt sich die Frage auf: Was ging denn hier eigentlich vor sich? Während die ältere<br />

Forschung hier nichts als Priesterbetrug sah, sind spätere Gelehrte, so etwa Antje Krug in<br />

ihrem anregenden Buch „Heilk<strong>uns</strong>t und Heilkult" (München 1985), eher geneigt, auf die<br />

irrationalen Kräfte des Menschen zu vertrauen.<br />

Tatsächlich lässt sich mit der Heilung des Hermodikos eine kürzlich publizierte Heilung von<br />

Lourdes vergleichen: J.-P. Bély litt seit Jahren an multipler Sklerose und war an den Rollstuhl<br />

gefesselt. Nach seinem eigenen Bericht wurde er am 5. Oktober 1987 in den Zug nach Lourdes<br />

gesetzt. Während der Fahrt sang man Marienlieder und betete den Rosenkranz. Der 7. bis 9.<br />

Oktober wurden mit Beten und Gottesdienst zugebracht, dessen Höhepunkt die<br />

Krankensalbung ist, mit der eine völlige Vergebung aller Sünden verbunden ist. Diese<br />

Vergebung berührt M. Bély sehr tief. Er wird in den Schlafsaal gelegt, friert zunächst heftig und<br />

empfindet dann wohlige Wärme. Er schläft ein, wacht dann in der Nacht auf und spürt, dass er<br />

leicht berührt wird. Dreimal bekommt er den Befehl aufzustehen ("Lève-toi et marche!"), dem er<br />

schließlich Folge leistet. Seit Jahren kann er zum ersten Mal wieder ohne fremde Hilfe gehen.<br />

Dankbar legt er sich danach wieder ins Bett und betet den Rosenkranz. Während er jeweils das<br />

"Gegrüsst seist Du, Maria" betet, geht ihm ein "Maman Marie, je t' aime!" durch den Kopf. Er<br />

schläft ein, wie wenn er in den Armen Marias läge.<br />

Nach 12 Jahren bestätigt das Bureau Médical, dass die Heilung definitiv und wissenschaftlich<br />

nicht erklärbar ist.<br />

Die Parallelen zwischen den Berichten von Epidauros und Lourdes sind offensichtlich.<br />

Innerhalb eines vom gewöhnlichen Leben abgesonderten Ortes wird an einem nochmals<br />

abgesonderten Raum die Situation geschaffen, in der sich das Heilige ereignen kann. In<br />

Lourdes wie in Epidauros hebt eine lange Reihe von vorbereitenden rituellen Handlungen den<br />

Heilungssuchenden auch in der Zeit aus dem Alltäglichen heraus. J.-P. Bély erfährt wie<br />

Hermodikos das Wirken der göttlichen Macht während des Schlafs. Sogar für die Vergebung<br />

der Sünden und die Intimität der Beziehung zur heiligen Person lassen sich Ansätze im alten<br />

Kult finden: Die Inschrift beim Eingang zum Heiligtum fordert, wie schon erwähnt, vom Pilger<br />

eine reine Gesinnung (nicht nur die Abwesenheit irgendwelcher ritueller Befleckungen), und<br />

die Beziehung zu Asklepios, einem religionsgeschichtlich jungen Gott, war intimer als die zu<br />

den herkömmlichen Göttern wie Zeus oder Athene. Jene wurden verehrt durch kollektive Riten,<br />

die von der Polis als Gesamtheit ausgeführt wurden. In der Gemeinschaft mit anderen erfuhr<br />

man das Heilige. Anders der Kult des Asklepios, dessen Verehrung viel privater war, auch<br />

wenn die Begegnung mit einer antiken Gottheit niemals jenen Grad der Intimität erreicht hat,<br />

wie er im Marienkult möglich ist.<br />

Aber all diese Erklärungen können die Tatsache nicht verschleiern, dass sich hier Dinge<br />

ereignen, von denen „die Schulweisheit sich nicht träumen lässt". Bei sogenannten<br />

funktionellen Störungen (wie z.B. Herzbeschwerden oder Übersäuerung des Magens) sind<br />

Erklärungen aus der psychosomatischen Medizin vorhanden. Werden aber morphologische<br />

Erkrankungen (wie im Beispiel von Lourdes) mit dauernd anhaltender Wirkung geheilt, weiß die<br />

Wissenschaft (vorläufig?) keine Erklärung. Ein Rätsel bleibt.


Seite: 10<br />

Weiterführende Erläuterungen:<br />

<br />

Eingang<br />

Der Eingang symbolisierte das Betreten eines Gebietes, an dem andere Gesetze galten<br />

als im übrigen alltäglichen Lebensraum Griechenlands. Zum ersten war dieses Areal<br />

gut 15km von jeglicher weiteren Stadt oder Siedlung entfernt und zum zweiten wurden<br />

hier andere Gesetze angewandt, wie z.B. das Verbot hier zu entbinden oder zu sterben<br />

und das Verbot Opferfleisch zu essen, was bei den Opferkulten an sich fester<br />

Bestandteil war. Jede/r sollte hier merken: <strong>„Du</strong> betrittst einen außergewöhnliches<br />

Gebiet!“<br />

Dazu kommt noch die Inschrift über dem Eingangstorbogen: „Rein muss der sein, der<br />

in den weihrauchduftenden Tempel eintritt. Reinheit heißt: reine Gedanken haben“.<br />

Damit wird dokumentiert, dass nur der Heilung an Lieb, Seele und Körper finden kann,<br />

der sowohl äußerlich [Körper] als auch innerlich [Seele, Geist, Gedanken, Haltung,<br />

Charakter, etc….] rein ist. Lange belächelt weiß man heute, dass die<br />

psychosomatischen Zusammenhänge nicht zu unterschätzen sind. Ein schlechtes<br />

Gewissen kann Magengeschwüre auslösen – heftige Dauerstreitigkeiten – z.B. mit<br />

einem Nachbarn – können Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.<br />

Das Reinheitsgebot umschloss auch eine reine Beziehung im Glauben zu den Göttern.<br />

Auch das Christentum ist dieser Meinung.<br />

Die Medizin hat z.B. erkannt, dass Menschen, die im Glauben gefestigt sind, mehr<br />

Heilungskräfte mobilisieren als Menschen, die keinen Glauben haben.<br />

Es ist also gar nicht so verkehrt, wenn Eure Oma bei Krankheit betet. Zwar wird kein<br />

Wunder geschehen und man wird auch nicht gesund, nur weil man betet und Gott<br />

einem dann „gesund-schnippt“. Aber die Kraft, die ein Mensch aus dem Glauben<br />

heraus mobilisiert, kann Heilungen und Gesundungen hervorbringen, die sehr<br />

außergewöhnlich sind.<br />

In den nachfolgenden Schritten hat der Patient / die Patientin jeweils diese Reinheit<br />

dokumentiert. Für das Äußere in den Brunnen und Bädern, für das Innere und<br />

spirituelle im Apollon-Tempel mit dem Opfer.<br />

<br />

<br />

<br />

Brunnen / Brunnenhaus / Badeanlage<br />

Äußere Reinigung<br />

Apollon-Tempel und Tholos<br />

Innere Reinigung<br />

Neues Abaton / Schlafraum<br />

Hier ist ein Vergleich zu Jesus allemal legitim: Um Ausgeglichenheit zu finden sucht<br />

Jesus oft die Einsamkeit und die Ruhe. Die Wüste, der Berg,<br />

das Ufer eines Sees sind die Orte, an denen sich Jesus aufhält, wenn er Abstand sucht<br />

zum Trubel des Alltags und Ruhe.<br />

Ruhe heißt all die Sinneseindrücke, die mich den ganzen Tag über prägen und<br />

beeinflussen abzustellen und in sich selber hineinzuhören, sich selber wahrzunehmen<br />

und zu sich selber zu kommen.<br />

Man weiß inzwischen, dass Ruhe und Schlaf [Faulenzerei ist damit nicht gemeint]<br />

heilende Wirkung hat. Je weniger Schlaf ein Mensch hat, um umso mehr chemische<br />

Radikale werden in seinen Zellen frei, die krebserregend sind.<br />

Ein anderer Aspekt ist die Ruhe zum Nachdenken. Den ganzen Tag über sind wir dazu<br />

angehalten Sinneseindrücke zu verarbeiten, zu beurteilen und darauf adäquat zu<br />

reagieren. Nicht selten handelt es sich dabei auch um Sinneseindrücke, die <strong>uns</strong>


Seite: 11<br />

vermitteln wollen, wie wir zu sein haben und wie wir <strong>uns</strong> zu verhalten haben. Das kann<br />

im Grunde ganz gut sein, wenn es redliche Absichten darstellt. Ohne Nachdenken aber<br />

beginnen wir nach einem anderen Schema damit umzugehen: Wir beginnen so zu<br />

reagieren, wie wir die je größere Akzeptanz und Zugehörigkeit sowie Bestätigung<br />

bekommen. Das kann dazu führen, dass wir Dinge tun oder Haltungen eingehen, die wir<br />

nicht überlegt, sondern nur adaptiert haben um irgendwo dazuzugehören und<br />

akzeptiert zu werden. Ideologien, Sekten und politische Extremisten vertrauen darauf,<br />

dass wir nicht die Ruhe und die Zeit finden nachzudenken und zu einer eigenen<br />

Meinung zu kommen. Und es scheint ja im Moment vor allem in den Industrieländern zu<br />

funktionieren.<br />

Um adäquat das Leben, das mich umgibt und auf mich wirkt, zu erfassen, in meine<br />

Persönlichkeit einzuordnen und entsprechend zu reagieren, bedarf es Ruhe und<br />

Besonnenheit. Dies ist sowohl ein Faktor körperlicher, als auch seelischer und<br />

geistiger Gesundheit, denn wenn ich mit dem Leben nicht klar komme, kann ich<br />

durchaus auch krank werden.<br />

<br />

Altes Abaton / Priesterhaus<br />

Zu dem zuvor Gesagten zählt dann aber auch die Rückkopplung zu Gott. Mein Leben<br />

soll einen Sinn haben. Religion versucht eine Beziehung aufzubauen zu dem Grund<br />

und Ursprung meines Lebens. Jede Religion versucht das auf eine andere Art und<br />

Weise, aber immer unter folgenden Aspekten:<br />

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Leben ist unverdient und verdankt<br />

Leben ist einmalig<br />

Leben ist kostbar<br />

Leben ist verantwortete Aufgabe<br />

Deswegen gehen die Patienten zu den Priestern, die zugleich Mittler zwischen dem<br />

göttlichen Ursprung des Lebens, aber im Gespräch auch Therapeuten sind.<br />

Auch dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Das Gespräch mit einem Vertrauten gibt<br />

mir im Mitteilen dessen, was mich beschäftigt, die Möglichkeit in einem geschützten<br />

Raum so da sein zu dürfen, wie ich wirklich bin – in diesem Fall auch mit Krankheit und<br />

Schwäche – und zu meiner Situation die Ansicht eines anderen zu hören, der<br />

wohlwollend mir gegenüber ist.<br />

Gespräch in diesem Rahmen hat ebenfalls heilende Wirkung.<br />

Wir merken ja z.B. auch, wie <strong>uns</strong> Streitgespräche oder Gespräche mit Menschen, mit<br />

denen wir uneins sind, krank machen oder zumindest Schmerzen bereiten können.<br />

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Katagogeion / Gästehaus<br />

Das Gästehaus hatte eine voll funktionierende Infrastruktur wie ein heutiges<br />

Wellnesshotel. Der Gedanke dass Hospitalität [„hospis“ ist der Gast; „hospitale“ ist<br />

das Gasthaus], also Gastfreundschaft einem Menschen gut tut, kennt jede/r aus eigener<br />

Erfahrung. Wer freut sich nicht, wenn er am Erholungsort ankommt, das Zimmer frisch<br />

aufbereitet ist und morgens ein schön zubereitetes Frühstück den Tag gut starten lässt.<br />

Denkt daran, wie Ihr Euch über die Villa gefreut habt.<br />

Das tut gut und vermittelt einem selber, dass man etwas wert ist. Diese Wertschätzung<br />

ist ebenfalls ein Faktor der Gesundung. Man weiß z.B. aus der Medizin und<br />

Psychologie, dass Menschen, die sich an ihrem Arbeitsplatz bemühen, aber nie<br />

Wertschätzung erfahren, wesentlich eher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken,<br />

anfälliger für Infektionen sind und schneller unter Migräne und Kopfschmerzen leiden<br />

als diejenigen, die an ihrem Arbeitsplatz adäquate Wertschätzung erfahren.<br />

Hospitalität ist also ein nicht zu unterschätzender Faktor.


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Stadion / Gymnasion / Bibliothek / Theater<br />

Die Antike verstand Gesundheit ganzheitlich und oftmals auch dualistisch. Der Mensch,<br />

so dachte man, ist gesund, wenn sich im Menschen die Gegensätze die Waage halten,<br />

wie z.B.: kalt/heiß – weich/hart – trocken/nass…..<br />

Dazu gehörten aber dann auch die Körper, Seele und Geist als Kräfte, die im Körper<br />

miteinander in Harmonie kooperieren müssen, wenn der Mensch gesund sein und sich<br />

wohl fühlen soll.<br />

Deshalb gehörten zu einer Einrichtung wie in Epidauros auch:<br />

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Stadion und Gymnasion zur Körperertüchtigung und Sport<br />

Bibliothek zur Erbauung des Geistes [und dabei auch der Seele]<br />

Theater zur Pflege der Seele [und dabei auch des Geistes]<br />

Auch hier haben wir römische und christliche Parallelen. Erinnert Euch an Juvenals<br />

Satz: „Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.“, was heißt: „Beten sollte man<br />

darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“<br />

Unsere Zivilisation leidet darunter, dass anstatt ganzheitlicher Ausgewogenheit oft<br />

Einseitigkeit herrscht. Die einen meinen hauptsächlich Sport machen zu müssen um<br />

gesund zu bleiben und andere schwören darauf, dass doch wohl das einzig wichtigste<br />

ein möglichst hoher Intellekt oder tiefer Geist zu pflegen sei. Wieder andere sind<br />

ausschließlich damit beschäftigt Balsam auf ihre Seelen zu streichen.<br />

Alle drei Einseitigkeiten stoßen schnell an Grenzen wenn der, der keinen Sport macht<br />

irgendwann durch Krankheit seinen Körper als Instrument von Seele und Geist verliert<br />

und gar nicht nutzen und anwenden kann, was Geist und Seele ihm ermöglichen<br />

würden; sowie der, der sich nicht um die Seele kümmert und seine Freude und<br />

herzliche Wärme in seinem Leben verliert, auch wenn er vielleicht schön, fit und<br />

erfolgreich ist; sowie der, der sich – weil er den Geist vernachlässigt – vielleicht im<br />

Leben nicht zurechtfindet, obwohl er vielleicht ein Seelenmensch und zudem noch fit<br />

sein mag.<br />

Die Antike empfiehlt in der Ruhe und Abgeschiedenheit in sich und zu Gott<br />

hineinzuhören, nach was man begehrt, bzw. an was man Mangel hat in Körper, Seele<br />

und Geist, denn der Mangel ist das, was krank macht, weil man nicht hat, was man zum<br />

Leben braucht.<br />

Erinnern wir <strong>uns</strong>, wie Sokrates das nennt: Er nennt es Eros!<br />

Das heißt also. Die Liebe und das liebende Begehren zeigen <strong>uns</strong>, was wir zum Leben<br />

brauchen und was <strong>uns</strong> ganzheitlich an Körper, Geist und Seele gesund macht.<br />

Da das in erster Linie hier auf sich selber bezogen ist als erste Voraussetzung um als<br />

umfassend, ganzheitlich gesunder Mensch in und mit der Welt – auch hinsichtlich der<br />

Gemeinschaft – zu leben, setzt die Antike wie Jesus voraus, dass Liebe nur möglich ist,<br />

wenn man auch sich selber liebt.<br />

Also achte auf Dich und gönne Dir selber Wertschätzung, Aufmerksamkeit und<br />

Achtung um als gesunder und geschätzter Mensch in und mit dieser Welt zu leben.


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Danach versammeln sich alle am Stadion und erhalten die Partnerübung, in der sich<br />

immer zwei, die sich vertraut sind, austauschen:<br />

- Partnerübung -<br />

Suche Dir eine Partnerin / einen Partner Deines Vertrauens.<br />

Lest gemeinsam den Text aus Jesus Sirach 14, 5.6.11.14.16:<br />

„Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird<br />

seinem eigenen Glück nicht begegnen. Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich<br />

selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Missg<strong>uns</strong>t. Mein Sohn, wenn du<br />

imstande bist, pflege dich selbst; soweit du kannst, lass es dir gut gehen! Versag dir<br />

nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!<br />

Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas; denn in der Unterwelt ist kein Genuss<br />

mehr zu finden.“<br />

Tut Euch nun gegenseitig in drei Schritten etwas Gutes:<br />

Geht zum Schlafsaal [Nr. 13], dem Symbol für Ruhe und Entspannung um die<br />

Heilungskräfte zu stärken. Schenkt Euch gegenseitig eine entspannende<br />

Nackenmassage.<br />

Geht dann zur Bibliothek [Nr. 16], dem Symbol für die Erbauung des Geistes und<br />

der Erkenntnis. Dort tauscht Euch über die Frage von heute Morgen aus:<br />

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Wohnt bei Dir ein gesunder Geist in einem gesunden Körper?<br />

Und wenn Du beides betrachtest – was kränkelt oder ist krank – oder etwa<br />

auch nur angeschlagen?<br />

Wertet es aus und teilt Euch ehrlich einander mit, was Ihr beim je anderen erkennt.<br />

Geht schließlich zum Theater, dem Symbol zur Pflege der Seele. Dort sagt Euch<br />

einander nette Worte / Sätze der Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Zärtlichkeit, die<br />

Ihr Euch auch geben dürft.<br />

Kommt danach zum Stadion zurück.<br />

Hier machen wir dann ein kleines Plenum, in welchem jede/r kurz mitteilen möchte,<br />

wie es ihr/ihm ergangen ist, welche Erkenntnisse, Gedanken und Gefühle im Raum<br />

stehen.


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Abendimpuls<br />

<strong>Lied</strong> „Sing mit mir ein Halleluja“ [LBD 9]<br />

Plenum Die Paare, die sich in Epidauros ergeben haben, setzen sich<br />

zueinander.<br />

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Jeweils der eine Partner stellt die Ergebnisse des anderen<br />

Partners vor und erzählt aus seinem Blickwinkel, wo sein Partner<br />

gesund und fürsorglich sich selber gegenüber, aber auch krank<br />

und nachlässig sich selber gegenüber ist.<br />

Wichtige Themen, die dabei ins Blickfeld zu nehmen sind, sind:<br />

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Körper<br />

[Ernährung, Sport, Pflege, Sucht & Drogen]<br />

Ruhe<br />

[körperlich wie auch geistig, meditativ wie entspannend]<br />

Spiritualität<br />

[Rückbezug und Sinngabe des Alltags auf Gott]<br />

K<strong>uns</strong>t/Kultur<br />

[Auseinandersetzung mit der Vielfalt des Daseins]<br />

Intellekt<br />

[Bildung, politisches Interesse, Horizonterweiterung]<br />

Gemeinschaft<br />

[Anerkennung von Kompromissen und Pflichten, aber<br />

auch Standpunkt und Rechte der Freiheit,<br />

Selbsterkennung über die Interaktion mit dem je anderen.]<br />

Text 1 Kor 12, 12-27:<br />

Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des<br />

Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es<br />

auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in<br />

einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und<br />

Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib<br />

besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn<br />

der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er<br />

doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre<br />

nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur<br />

Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo<br />

bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so<br />

in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle<br />

zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele<br />

Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen:<br />

Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen<br />

sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer<br />

scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für<br />

weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und <strong>uns</strong>eren<br />

weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während<br />

die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so


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zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen<br />

ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder<br />

einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle<br />

Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.<br />

Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.<br />

Impuls Wir wollen ja den Bezug zu <strong>uns</strong>erem Themensatz des Sokrates<br />

finden. Wo liegt im heutigen Tag das Augenmerk auf dem Dienst<br />

des Einzelnen am Staat durch den Dienst an Gott?<br />

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Der 1. Korintherbrief setzt sich mit einer ähnlichen Problematik<br />

auseinander. Er vergleicht die Gemeinschaft der Menschen mit<br />

einem Körper.<br />

Da gibt es viele einzelne Glieder, Organe, Teile.<br />

Alle sollten gesund sein, denn ist auch nur eines Krank, ist es für<br />

den Gesamtorganismus eine Einschränkung.<br />

Das kann eine kleine, aber auch eine große Einschränkung sein.<br />

Ein leichter Kratzer, weil ich mir in den kleinen Finger geschnitten<br />

habe, ist nicht so schlimm wie eine schwere Lungenentzündung.<br />

Und doch nervt auch der kleine Finger und schmerzt und er stört<br />

mich - wobei „ICH“ eben der Gesamtorganismus ist. Es stört<br />

vielleicht nicht mein Ohrläppchen, aber mich als Person.<br />

Das heißt im Klartext: Auf eine körperliche, geistige und<br />

spirituelle Gesundheit zu achten erweist sich nach dem 1.<br />

Korintherbrief, aber auch nach Sokrates als eine soziale Pflicht<br />

eines guten Christen und eines guten Demokraten.<br />

Denn wenn er in alledem gesund ist, tut er auch nichts gegen das<br />

Wohl seiner selbst, des anderen und der Allgemeinheit.<br />

Aber am Wichtigsten: Die einzelnen Glieder müssen<br />

zusammenhalten, denn sie können einerseits nicht alleine<br />

existieren und zum anderen gehören sie zusammen, auch wenn<br />

es ihnen nicht bewusst ist.<br />

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In einer hochtechnisierten Gesellschaft ist Letzteres oft nicht<br />

gegeben: Da alles Verfügbar ist und erwerbbar ist, steht der<br />

Eigenbedarf und der Egoismus oft an erster Stelle ebenso wie die<br />

Egomanie und Megalomanie.<br />

Zudem müssen die Glieder zusammenarbeiten und sich in ihrer<br />

Unterschiedlichkeit respektieren. Sich einander vorzuhalten, was<br />

der je andere eben nicht vermag, bringt nicht weiter. Subsidiarität<br />

ist hier Pflicht: Mit meinen Stärken die Schwächen des anderen<br />

ausgleichen und aber auch zulassen meine Schwächen durch die<br />

Stärken des anderen ausgleichen zu lassen ohne einerseits<br />

überheblich herablassend zu werden und andererseits neidisch<br />

oder gedemütigt zu sein.<br />

Dazu werden wir nachfolgende Übung im Freien machen.


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Übung Wir werden gleich eine Pyramide bauen.<br />

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Die Bausteine sind wir selbst.<br />

Versucht nun aufgrund dessen, was wir heute besprochen haben,<br />

eine Pyramide zu bauen.<br />

Dazu gehen wir ins Freie, wo wir Platz haben und es auch nicht<br />

weh tut, wenn wir hinfallen.<br />

Setzt Euch zuerst zusammen und überlegt, wie Ihr vorgehen wollt<br />

und welches Ziel Ihr definieren wollt. Soll die Pyramide breit,<br />

hoch, schön werden?<br />

Wie soll wer wo eingesetzt werden?<br />

Wer soll, kann, muss wem bei was helfen?<br />

Wie wird Sicherheit und Support geleistet?<br />

Ihr habt kein Zeitlimit.<br />

ÜBUNG <br />

Vater Unser<br />

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Auswertung<br />

Segen<br />

<strong>Lied</strong> „Wenn einer sagt: „Ich mag Dich Du!“ [LBD 49]

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