Donnerstag • 25. Juli 2013 Morgenimpuls Lied „Du Herr gabst uns ...
Donnerstag • 25. Juli 2013 Morgenimpuls Lied „Du Herr gabst uns ...
Donnerstag • 25. Juli 2013 Morgenimpuls Lied „Du Herr gabst uns ...
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<strong>Donnerstag</strong> <strong>•</strong> <strong>25.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />
<strong>Morgenimpuls</strong><br />
<strong>Lied</strong> <strong>„Du</strong> <strong>Herr</strong> <strong>gabst</strong> <strong>uns</strong> dein festes Wort“ [LBD 34]<br />
Übung<br />
Sucht Euch einen Platz im Raum, der Euch zusagt und an dem Ihr Euch<br />
wohl fühlt.<br />
Setzt oder legt Euch, wie es Euch beliebt.<br />
Achtet auf eine entspannte Körperhaltung und eine gleichmäßige<br />
Atmung.<br />
Achtet zuerst auf die einzelnen Teile des Körpers.<br />
Wie fühlen sich Füße und Beine an? Sind sie angespannt, müde,<br />
schmerzen sie, haben sie Muskelkater?<br />
Achtet auf Eure Zehenspitzen. Wo haben Eure Füße Euch schon gern<br />
oder auch ungern hingetragen, wo seid Ihr freudvoll hingeeilt, wo unter<br />
Angst geflüchtet?<br />
Wie fühlen sich Hände und Arme an? Sind sie angespannt, müde,<br />
schmerzen sie, haben sie Muskelkater?<br />
Was spürt Ihr mit den Fingerspitzen?<br />
Lasst Eure linke und Eure rechte Hand einander erkunden.<br />
Was alles haben diese Hände schon getan an heilvollem wie<br />
unheilvollem?<br />
Sind Füße, Beine, Finger, Hände, Arme gesund? Wo sind sie vielleicht<br />
krank oder eingeschränkt?<br />
Berührt mit Eurer rechten oder linken Hand Euren Bauch. Habt Ihr<br />
Hunger so früh am Morgen, oder ist Euch leicht übel? Was für Gefühle<br />
verbindet Ihr mit dem sogenannten „Bauchgefühl“? Welche davon waren<br />
heilsam, welche unheilvoll?<br />
Ist hier sowohl medizinisch wie von der Psyche her etwas krank oder<br />
alles gesund? Spürst Du auch „kranke“ Gefühle wie Haß?<br />
Berühre mit Deiner Hand den Bereich Lunge und Herz.<br />
Hier haben wir neben dem Motor des Blutkreislaufes und des<br />
Atmungsorgans auch den Sitz des Liebe und der Seele.<br />
Selbstverständlich sind Liebe und Seele etwas, was <strong>uns</strong> ganz ausfüllt,<br />
aber dort spüren wir die beiden Erlebniswelten oftmals sehr konkret.<br />
Achte zuerst auf Deinen Herzschlag. Ist er schnell, langsam, rhythmisch<br />
oder arhythmisch?<br />
Geht Dir auf, dass Dein Herz ohne Dein Zutun schlägt? Diese<br />
Lebensfunktion also „automatisiert“ wurde, damit Du nicht in die<br />
Verlegenheit kommst evtl. zu vergessen Dein Herz schlagen zu lassen<br />
[was verheerende Folgen mit sich bringen würde]? Erkennst Du darin ein<br />
Stück Liebe Gottes?
Seite: 2<br />
Für wen schlägt Dein Herz und was bringt es zum, Hüpfen oder aber auch<br />
zum Stillstand? Ist Dein Herz schon mal zerbrochen? Wenn Ja – wer hat<br />
Schuld daran, was ist passiert und wie hast Du reagiert? Hast Du den<br />
Vorfall abgeschlossen, oder quälen Dich noch innere Schmerzen und<br />
Verletzungen?<br />
Ernährst Du Dich gesund, damit das Herz gute Voraussetzungen hat Dich<br />
am Leben zu erhalten? Treibst Du Sport und verzichtest Du auf Nikotin<br />
und übermäßigen Alkohol?<br />
Wie ist Dein Atem? Wann stockt er und wann bist Du außer Atem?<br />
Atme nun so tief ein, wie es Dir möglich ist und halte 10 Sekunden die<br />
Luft an. Wie viel Luft denkst Du, dass Du in Deine Lungen füllen kannst?<br />
Wie ausgefüllt fühlst Du Dich?<br />
Atme tief aus und gewähre Deiner Lunge ein entspanntes Atmen.<br />
Fühlst Du Dich von dem Geist Gottes, der in der Hl. Schrift oft auch als<br />
Wind beschrieben wird, auch ausge- und erfüllt?<br />
Oder macht sich eine geistliche Leere breit, wenn es darum geht Dein<br />
alltägliches Leben auf Gott zurückzubinden und in Einklang mit Gott zu<br />
bringen?<br />
Betest Du?<br />
Liest Du in der Hl. Schrift?<br />
Hast Du das Bedürfnis die Hl. Messe zu besuchen [muss nicht jeden<br />
Sonntag sein, aber ab und zu]?<br />
Wann hast Du das letzte Mal Gott gedankt für irgendetwas in Deinem<br />
Leben [<strong>uns</strong>er Dankeschön am Tag der Auskunft ausgenommen]?<br />
Erkennst Du Gott in den kleinen Dingen des Dich umgebenden Lebens,<br />
einer Blume, einem Sonnenstrahl, einem Augenzwinker eines von dir<br />
geliebten Menschen?<br />
Ist Deine Beziehung zu Gott gesund oder erkrankt, vielleicht sogar stark<br />
geschädigt oder eingeschränkt?<br />
Schnürt es Dir beim Gedanken an Gott, Glaube und Kirche die Luft ab<br />
oder beflügelt es Dich?<br />
Berühre nun mit Deiner Hand Dein Gesicht.<br />
Wie ist Dein Gesicht heute Morgen? Was strahlt es aus? Freude?<br />
Müdigkeit? Unsicherheit? Ärger? Traurigkeit?<br />
Fühle die Bereiche Deines Gesichtes, die Deine Stimmung zum Ausdruck<br />
bringen: Mundwinkel, Augenbrauen, Wangen, Stirn. Versuche zu fühlen,<br />
was Deine Ausstrahlung ist.<br />
Ist Dir bewusst, dass Dein Gesicht die Schnittstelle – das „Interface“ –<br />
Deiner Seele ist?
Seite: 3<br />
Was Dich bewegt, bringt Dein Gesicht zum Ausdruck.<br />
Wie authentisch bist Du?<br />
Hast Du gelernt gekonnt Gefühle, Gedanken und Stimmungen mit einem<br />
„Pokerface“ zu überspielen und Dir und anderen etwas vorzumachen,<br />
oder bist Du aufrichtig, identisch, authentisch, ehrlich?<br />
Bei der Vorstellung Dich so zu zeigen, wie Du bist und wie es in Dir<br />
aussieht: Welche Gedanken kommen Dir dann? Hast Du Angst davor,<br />
Vorsicht oder Zuversicht?<br />
Nimm besonders den Mund ins Visier: Welche Worte und Gedanken<br />
kommen aus Deinem Mund? Redest Du schlecht über andere in deren<br />
Abwesenheit? Kannst Du loben und Anerkennung denen aussprechen,<br />
die mehr erreicht haben als Du?<br />
Kannst Du Dich freuen für andere? Oder plagt Dich Neid, der Dich dazu<br />
animiert die Verdienste anderer schlecht zu reden?<br />
Kennst Du die Worte „Bitte“, „Danke“, „Entschuldigung“?<br />
Berühre mit Deiner Hand den Kopf.<br />
Im Kopf ist das Organ, das Deine Schaltzentrale darstellt – das Gehirn.<br />
Es analysiert und nimmt wahr, was Dich umgibt, es koordiniert die<br />
Abläufe in Deinem Körper, es schenkt Dir ein Bewusstsein, so dass Du<br />
von „Ich“ und <strong>„Du</strong>“ sprechen kannst.<br />
Es kann trainiert werden um immer mehr Welt und die Hintergründe der<br />
Welt und des Lebens zu verstehen.<br />
Wie Gesund ist Dein Gehirn, Dein Geist?<br />
Pflegst Du Gehirn und Geist durch Lesen, Bildung, Lernen, Interesse an<br />
all dem, was Leben ausmacht?<br />
Oder verbringst Du Deine Zeit mit Ballerspielen und zerstörst Du Dir<br />
Deine Gehirnzellen mit Alkohol – was irreparabel ist – ?<br />
Wir haben viele Facetten des Körpers, Geistes und der Seele betrachtet.<br />
Die Schlussfrage lautet wie folgt:<br />
Der Dichter Decimus Iunius Iuvenalis, kurz Juvenal, prägte in seinen<br />
Satiren – das sind „satura lanx“ [Allerleischriften, die gesellschaftliche<br />
Missstände anprangern] – Nummer 10, Vers 356 den Satz „Orandum est,<br />
ut sit mens sana in corpore sano.“ Was auf Deutsch heißt: „Beten sollte<br />
man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“<br />
Juvenal kritisiert seinerzeit zwei Extreme:<br />
<br />
<br />
Eine sinnlose Gebetshaltung, die frömmelt, aber im alltäglichen<br />
Leben keinesfalls ein frommes Leben aufweist, sondern nur<br />
scheinheilige Oberflächlichkeit ist.<br />
Ein Körperkult im Sportbereich, der aber keine Notwendigkeit sah<br />
den Sportlern auch Bildung und geistliche Lehre zu unterbreiten.
Seite: 4<br />
<br />
Juvenal proklamiert Gesundheit dahingehend, dass man eher um<br />
geistige und körperliche Gesundheit beten sollte und etwas dafür<br />
tun sollte, denn Gesundheit ist eine ganzheitliche Angelegenheit.<br />
Nur körperlich fit sein, bedeutet krank sein, da Geist und Seele zu<br />
falschem Verstehen und Verhalten führen. Nur geistig und<br />
seelisch fit sein bedeutet auch krank sein, denn der Körper ist<br />
Instrument von Geist und Seele um auszuzeitigen, was <strong>uns</strong>ere<br />
Persönlichkeit ausmacht.<br />
Stell Dir also selber die Frage:<br />
Wohnt bei Dir ein gesunder Geist in einem gesunden Körper?<br />
Und wenn Du beides betrachtest – was kränkelt oder ist krank – oder<br />
etwa auch nur angeschlagen?<br />
Mach Dir einen Gedanken für Körper, einen für Seele und einen für Geist.<br />
Und nimm diese Gedanken mit nach Epidauros.<br />
Text<br />
Joh 5, 2-9a.14:<br />
In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen<br />
gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda. In diesen Hallen<br />
lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag<br />
auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn<br />
dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er<br />
ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: <strong>Herr</strong>, ich habe<br />
keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich<br />
trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir<br />
hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!<br />
Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Später traf<br />
ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige<br />
nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.<br />
Impuls Jesus teilt nicht die damals jüdische Meinung, dass Krankheit<br />
allein Folge von sündhaftem Verhalten darstellt. Aber er weist<br />
etwas auf, das wir heute als Psychosomatik kennen: „psyche“ =<br />
„Seele“ und „soma“ = „Leib“ sind keine absolut getrennten<br />
Einheiten in <strong>uns</strong>, sondern stehen in Korrespondenz und bedingen<br />
einander.<br />
<br />
<br />
Wenn wir also gesund sein wollen, <strong>uns</strong> auch gesund fühlen<br />
wollen, dann müssen wir auf Leib, Geist und Seele gemeinsam<br />
achten.<br />
Sünde steht dabei für ein inneres unausgeglichenes Verhalten,<br />
das auch hinsichtlich Lebensführung und Umgang mit sich selbst<br />
krank sein kann und Krankheit fördert.<br />
Gebet<br />
Allmächtiger Gott,
Seite: 5<br />
schenke mir die Erkenntnis, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit<br />
sind.<br />
Lass mich Wege finden mit meinem Körper sorgsam und pfleglich<br />
umzugehen, für den nötigen Sport und eine gesunde Ernährung zu<br />
sorgen.<br />
Bewahre mich davor Rauschmittel und Drogen anzuwenden. Lass mich<br />
zurückhaltend mit Alkohol umgehen und lass mich erkennen, dass<br />
Zigaretten und Besäufnis nicht cool sind und keineswegs dokumentieren,<br />
dass ich groß, stark und erwachsen bin, sondern bemitleidenswert.<br />
Lass mich Wege finden meinen Geist zu trainieren, damit ich immer mehr<br />
Deine Schöpfung und Deine Liebe, die hinter allem Leben steckt<br />
erkennen möge. Aber lass mich auch meinen Geist trainieren, damit ich<br />
mich wehren kann im Leben, nicht Opfer von Ideologien und Lügen<br />
werde, sondern stets der Freiheit und dem Wohl der Menschen diene.<br />
Lass mich Wege finden meine Seele wachsen zu lassen in zärtlichen<br />
Begegnungen, Offenheit und Liebe, die ihren alleinigen Ursprung in Dir<br />
findet.<br />
Lass mich Wege finden zu Dir, der Du der Grund meines Lebens und die<br />
beste Medizin meiner Persönlichkeit bist.<br />
Und lass mich heute damit anfangen.<br />
Amen.<br />
Segen<br />
<strong>Lied</strong> <strong>„Du</strong> bist das Licht der Welt“ [LBD 30]
Seite: 6<br />
Epidauros<br />
Rundgang durch die Anlage in der Abfolge wie jeder Patient sie beschritt<br />
[Aushändigen des Lageplans mit den Erklärungen und der Heilungsgeschichte des<br />
Hermodikos]<br />
Dabei werden wir <strong>uns</strong> in die Patienten der damaligen Zeit hineinversetzen und erkennen, dass<br />
die Bereiche des menschlichen Daseins – Körper, Seele und Geist – in Einklang harmonisiert<br />
Garant der ganzheitlichen Gesundheit darstellten.<br />
Heute kehrt man mehr und mehr wieder zu diesen ergänzenden Behandlungsmethoden zurück<br />
ohne dabei die Schulmedizin, die es bereits damals schon gab, in ihrer Bedeutung in Frage zu<br />
stellen.<br />
01. Theater<br />
02. Apollon Maleatas<br />
03. Katagogion<br />
04. Badehaus<br />
05. Gymnasion (Römisches Odeion)<br />
06. Palaistra<br />
07. Halle des Kotys<br />
08. Tempel der Themis<br />
09. Tempel der Artemis<br />
10. Altes Abaton<br />
11. Tempel des Asklepios<br />
12. Tholos<br />
13. Neues Abaton<br />
14. Römisches Brunnengebäude<br />
15. Brunnen<br />
16. Bibliothek<br />
17. Badeanlage<br />
18. Festplatz<br />
19. Aphrodite-Tempel<br />
20. Zisterne<br />
21. Propylaia<br />
22. Frühchristl. Basilika<br />
23. Römische Villa<br />
24. Dorische Säulenhalle<br />
<strong>25.</strong> Römische Thermen<br />
26. Epidoteion (?)<br />
27. Römische Villa<br />
28. Museum<br />
29. Stadion
Seite: 7<br />
Nähere Erläuterungen:<br />
1. Theater<br />
14.000 Sitzplätze<br />
2. Heiligtum des Apollon Maleatas<br />
Brandopferaltar aus dem 7. Jh., Bauten aus dem 4. Jh. Das Heiligtum wurde nach der<br />
Einführung des Asklepioskultes weiter genutzt.<br />
3. Katagogeion<br />
Gästehaus aus dem 4. Jh. (76,30 m x 76,30 m). Zwei Stockwerke um 4 quadratische Höfe<br />
(mit Säulenhallen) ergaben 160 Räume. Polygonaler Steinsockel, darüber<br />
Lehmziegelmauerwerk.<br />
4. Badeanlage<br />
Dem Gästehaus oder dem Gymnasion angeschlossen. Großer Mittelraum mit<br />
Ziegelfußboden. Wannen und Becken in den Räumen.<br />
5. Gymnasion<br />
Rechteckiger Bau (75,57 m x 69,53 m) mit verschiedenen Räumen, Sälen, Säulenhallen für<br />
Vortragszwecke. Innen: quadratischer Innenhof, ringsum Säulenhallen mit 16 Säulen je<br />
Seite. Ende 4. Jh., Anfang 3. Jh. erbaut. Im NW Propylon mit vorgelagerter Eingangshalle.<br />
In römischer Zeit baute man ein Odeion ein (Unterbau sichtbar) und baute die Propyläen in<br />
einen Hygieiatempel um.<br />
6. Palaistra<br />
Rechteckiger Bau. Zweck nicht genau erkennbar.<br />
10. Altes Abaton<br />
Ältestes Gebäude des Heiligtums (6. Jh.). nach dem Bau der großen Halle (13) nicht mehr<br />
als Schlafhalle benutzt. In römischer Zeit Priesterwohnungen.<br />
12. Tholos<br />
Prächtigstes Gebäude des Heiligtums, Fundamente erhalten, Architekturteile im Museum.<br />
Labyrinthartiges Untergeschoss. Vielleicht Schlangenhaltung oder Grab des Asklepios.<br />
Die Tholos dürfte dem Kult des Heroen gedient haben, der Tempel dem des Gottes. Erbaut<br />
um 360-320 v. Chr. von Polyklet dem Jüngeren.<br />
13. Neues Abaton<br />
Das Abaton diente als Schlafsaal. Länge: 70 m, Breite: 9,5 m. Östlicher Teil eingeschossig<br />
(4. Jh.), westlicher Teil zweigeschossig (3. Jh.). In der NO-Ecke war der Heilige Brunnen,<br />
den auch Pausanias erwähnt.<br />
21. Propyläen<br />
Haupteingang des Heiligtums von Alt-Epidauros her (340 – 300 v. Chr.), aus Tuffstein, 20 m<br />
breit; 6 dorische Säulen außen, 6 korinthische innen. Löwenköpfe als Wasserspeier am<br />
Sima. Teilweise im Museum rekonstruiert. Die (im Original verlorene) Inschrift der<br />
Propyläen definiert den Begriff der "Reinheit".
Seite: 8<br />
Das angewandte Heilverfahren:<br />
Die Forschung stellt sich den Besuch des Asklepios-Heiligtums in etwa so vor:<br />
1. Kultische Reinigung in einem der zahlreichen Brunnen bzw. im Brunnenhaus<br />
2. Opfer an Apollon<br />
3. Schlafen im Abaton, um im Traum durch den Gott Asklepios selbst zu erfahren, welche<br />
Heilmethode für einen selbst die geeignetste ist. In späteren Zeiten wurden hier wohl auch<br />
Hypnoseverfahren angewandt, um die Frage nach der Behandlungsmethode zu klären.<br />
4. Gespräch mit einem Priester über das anzuwendende Heilverfahren. Dabei konnte es sich<br />
um Bäderkuren, Entspannungskuren, aber auch um operative oder medikamentöse<br />
Verfahren bzw. um eine Kombination aus alledem handeln.<br />
5. Für den Zeitraum der Behandlung bezog der Patient ein Zimmer im Gästehaus.<br />
6. Als ein Teil der Therapie galten stets auch kulturelle Angebote. Nicht zuletzt deshalb<br />
besaß Epidauros ein großes Theater und eine Bibliothek.<br />
Die Heilung des <strong>Herr</strong>n Hermodikos<br />
Nachdem Hermodikos die letzten Kilometer seiner Reise hinter sich hatte, kam er zur Grenze<br />
des heiligen Bezirks, den er durch eine Toranlage (Propylon) über eine Rampe betrat. Damit<br />
war der Punkt des Übergangs von der gewöhnlichen Welt zum Témenos, dem heiligen Bezirk<br />
des Gottes, besonders markiert. Er verließ diesen Raum wiederum über eine Rampe und kam<br />
zu einem Brunnen, der wohl zur rituellen Waschung diente. Beim Eingang befand sich auch<br />
eine Inschrift: „Rein muss der sein, der in den weihrauchduftenden Tempel eintritt. Reinheit<br />
heißt: reine Gedanken haben".<br />
Der Témenos befand sich in einem Hain, in einer Landschaft also, die besonders mit der Aura<br />
des Sakralen umgeben war. Weitere Vorschriften dienten dazu, diese Welt vom profanen<br />
Bereich abzugrenzen: Hier durfte man weder gebären noch sterben und selbst der Verzehr des<br />
Opferfleisches, normalerweise ein fester Bestandteil des Opferrituals, war verboten. Kein<br />
Zweifel: Wer nach langer Reise in Erwartung eines göttlichen Wunders diesen Bezirk betrat,<br />
begab sich in eine abgesonderte Welt, in der viele Regeln des gewöhnlichen Lebens außer<br />
Kraft gesetzt waren. Dies ist der Boden, auf dem sich das Wunder, das ja definitionsgemäß<br />
nicht-alltäglich und un-gewöhnlich ist, ereignen kann.<br />
Wie lange Hermodikos warten musste, bis er sich in Erwartung des Wunders in der heiligen<br />
Halle zum Schlaf niederlegen konnte, wissen wir nicht. Die nötige Infrastruktur für die<br />
Beherbergung zahlreicher Gäste war jedenfalls vorhanden: Das außerhalb des Témenos<br />
liegende Hotel umfasste 160 Zimmer. Während er wartete, konnte er sich im Schatten der<br />
Bäume auf den Ruhebänken ausruhen und die Inschriften lesen, die von den unzähligen<br />
wunderbaren Heilungen berichteten, die der Gott an diesem Ort bewirkt hatte. Schließlich<br />
konnte er sich nach einer langen Reihe von Opfern weiß gekleidet im Schlafsaal, welcher<br />
Abaton („das Unbetretbare") genannt wurde, zum Heilschlaf niederlegen und darauf warten,<br />
dass der Gott ihm im Traum erscheine und ihn heile. Die Bezeichnung des Ortes, die Opfer und<br />
die ungewöhnliche Kleidung, dies alles bewirkte eine weitere Steigerung der Sakralität.<br />
Dann endlich ereignete sich das Wunder. Was mit Hermodikos geschah, ist in einer der<br />
inschriftlichen Sammlungen von Heilungswundern erzählt: Als er im Tempel schlief, heilte ihn<br />
der Gott und befahl ihm, hinauszugehen und einen so großen Stein, wie er nur konnte, zum<br />
Tempel zu bringen. Der Mann brachte den Stein, der nun vor dem Abaton liegt. Tatsächlich ist<br />
der Stein mitsamt der Inschrift, welche die Macht des Asklepios preist, heute noch erhalten.
Seite: 9<br />
Die Heilung des Hermodikos verlief also nach dem üblichen Muster: Der Gott erschien dem<br />
Leidenden im Traum. Manchmal erklärte er ihm einfach, er sei gesund, manchmal gab er ihm<br />
die Anweisung, bestimmte Medikamente einzunehmen (was sich oft mit den Ansichten der<br />
„Schulmedizin" deckte), manchmal machte der Gott selbst etwas mit dem Patienten. Dabei<br />
konnte es zu eigentlichen operativen Eingriffen (wohl durch die Priester) kommen oder zu <strong>uns</strong><br />
fast grotesk anmutenden Heilungen. Viele Wunderheilungen wurden auf Sammelinschriften<br />
verewigt. Sie halfen mit, die Leidenden schon vor dem Tempelschlaf für das Wirken des Gottes<br />
empfänglich zu machen.<br />
Hier drängt sich die Frage auf: Was ging denn hier eigentlich vor sich? Während die ältere<br />
Forschung hier nichts als Priesterbetrug sah, sind spätere Gelehrte, so etwa Antje Krug in<br />
ihrem anregenden Buch „Heilk<strong>uns</strong>t und Heilkult" (München 1985), eher geneigt, auf die<br />
irrationalen Kräfte des Menschen zu vertrauen.<br />
Tatsächlich lässt sich mit der Heilung des Hermodikos eine kürzlich publizierte Heilung von<br />
Lourdes vergleichen: J.-P. Bély litt seit Jahren an multipler Sklerose und war an den Rollstuhl<br />
gefesselt. Nach seinem eigenen Bericht wurde er am 5. Oktober 1987 in den Zug nach Lourdes<br />
gesetzt. Während der Fahrt sang man Marienlieder und betete den Rosenkranz. Der 7. bis 9.<br />
Oktober wurden mit Beten und Gottesdienst zugebracht, dessen Höhepunkt die<br />
Krankensalbung ist, mit der eine völlige Vergebung aller Sünden verbunden ist. Diese<br />
Vergebung berührt M. Bély sehr tief. Er wird in den Schlafsaal gelegt, friert zunächst heftig und<br />
empfindet dann wohlige Wärme. Er schläft ein, wacht dann in der Nacht auf und spürt, dass er<br />
leicht berührt wird. Dreimal bekommt er den Befehl aufzustehen ("Lève-toi et marche!"), dem er<br />
schließlich Folge leistet. Seit Jahren kann er zum ersten Mal wieder ohne fremde Hilfe gehen.<br />
Dankbar legt er sich danach wieder ins Bett und betet den Rosenkranz. Während er jeweils das<br />
"Gegrüsst seist Du, Maria" betet, geht ihm ein "Maman Marie, je t' aime!" durch den Kopf. Er<br />
schläft ein, wie wenn er in den Armen Marias läge.<br />
Nach 12 Jahren bestätigt das Bureau Médical, dass die Heilung definitiv und wissenschaftlich<br />
nicht erklärbar ist.<br />
Die Parallelen zwischen den Berichten von Epidauros und Lourdes sind offensichtlich.<br />
Innerhalb eines vom gewöhnlichen Leben abgesonderten Ortes wird an einem nochmals<br />
abgesonderten Raum die Situation geschaffen, in der sich das Heilige ereignen kann. In<br />
Lourdes wie in Epidauros hebt eine lange Reihe von vorbereitenden rituellen Handlungen den<br />
Heilungssuchenden auch in der Zeit aus dem Alltäglichen heraus. J.-P. Bély erfährt wie<br />
Hermodikos das Wirken der göttlichen Macht während des Schlafs. Sogar für die Vergebung<br />
der Sünden und die Intimität der Beziehung zur heiligen Person lassen sich Ansätze im alten<br />
Kult finden: Die Inschrift beim Eingang zum Heiligtum fordert, wie schon erwähnt, vom Pilger<br />
eine reine Gesinnung (nicht nur die Abwesenheit irgendwelcher ritueller Befleckungen), und<br />
die Beziehung zu Asklepios, einem religionsgeschichtlich jungen Gott, war intimer als die zu<br />
den herkömmlichen Göttern wie Zeus oder Athene. Jene wurden verehrt durch kollektive Riten,<br />
die von der Polis als Gesamtheit ausgeführt wurden. In der Gemeinschaft mit anderen erfuhr<br />
man das Heilige. Anders der Kult des Asklepios, dessen Verehrung viel privater war, auch<br />
wenn die Begegnung mit einer antiken Gottheit niemals jenen Grad der Intimität erreicht hat,<br />
wie er im Marienkult möglich ist.<br />
Aber all diese Erklärungen können die Tatsache nicht verschleiern, dass sich hier Dinge<br />
ereignen, von denen „die Schulweisheit sich nicht träumen lässt". Bei sogenannten<br />
funktionellen Störungen (wie z.B. Herzbeschwerden oder Übersäuerung des Magens) sind<br />
Erklärungen aus der psychosomatischen Medizin vorhanden. Werden aber morphologische<br />
Erkrankungen (wie im Beispiel von Lourdes) mit dauernd anhaltender Wirkung geheilt, weiß die<br />
Wissenschaft (vorläufig?) keine Erklärung. Ein Rätsel bleibt.
Seite: 10<br />
Weiterführende Erläuterungen:<br />
<br />
Eingang<br />
Der Eingang symbolisierte das Betreten eines Gebietes, an dem andere Gesetze galten<br />
als im übrigen alltäglichen Lebensraum Griechenlands. Zum ersten war dieses Areal<br />
gut 15km von jeglicher weiteren Stadt oder Siedlung entfernt und zum zweiten wurden<br />
hier andere Gesetze angewandt, wie z.B. das Verbot hier zu entbinden oder zu sterben<br />
und das Verbot Opferfleisch zu essen, was bei den Opferkulten an sich fester<br />
Bestandteil war. Jede/r sollte hier merken: <strong>„Du</strong> betrittst einen außergewöhnliches<br />
Gebiet!“<br />
Dazu kommt noch die Inschrift über dem Eingangstorbogen: „Rein muss der sein, der<br />
in den weihrauchduftenden Tempel eintritt. Reinheit heißt: reine Gedanken haben“.<br />
Damit wird dokumentiert, dass nur der Heilung an Lieb, Seele und Körper finden kann,<br />
der sowohl äußerlich [Körper] als auch innerlich [Seele, Geist, Gedanken, Haltung,<br />
Charakter, etc….] rein ist. Lange belächelt weiß man heute, dass die<br />
psychosomatischen Zusammenhänge nicht zu unterschätzen sind. Ein schlechtes<br />
Gewissen kann Magengeschwüre auslösen – heftige Dauerstreitigkeiten – z.B. mit<br />
einem Nachbarn – können Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen.<br />
Das Reinheitsgebot umschloss auch eine reine Beziehung im Glauben zu den Göttern.<br />
Auch das Christentum ist dieser Meinung.<br />
Die Medizin hat z.B. erkannt, dass Menschen, die im Glauben gefestigt sind, mehr<br />
Heilungskräfte mobilisieren als Menschen, die keinen Glauben haben.<br />
Es ist also gar nicht so verkehrt, wenn Eure Oma bei Krankheit betet. Zwar wird kein<br />
Wunder geschehen und man wird auch nicht gesund, nur weil man betet und Gott<br />
einem dann „gesund-schnippt“. Aber die Kraft, die ein Mensch aus dem Glauben<br />
heraus mobilisiert, kann Heilungen und Gesundungen hervorbringen, die sehr<br />
außergewöhnlich sind.<br />
In den nachfolgenden Schritten hat der Patient / die Patientin jeweils diese Reinheit<br />
dokumentiert. Für das Äußere in den Brunnen und Bädern, für das Innere und<br />
spirituelle im Apollon-Tempel mit dem Opfer.<br />
<br />
<br />
<br />
Brunnen / Brunnenhaus / Badeanlage<br />
Äußere Reinigung<br />
Apollon-Tempel und Tholos<br />
Innere Reinigung<br />
Neues Abaton / Schlafraum<br />
Hier ist ein Vergleich zu Jesus allemal legitim: Um Ausgeglichenheit zu finden sucht<br />
Jesus oft die Einsamkeit und die Ruhe. Die Wüste, der Berg,<br />
das Ufer eines Sees sind die Orte, an denen sich Jesus aufhält, wenn er Abstand sucht<br />
zum Trubel des Alltags und Ruhe.<br />
Ruhe heißt all die Sinneseindrücke, die mich den ganzen Tag über prägen und<br />
beeinflussen abzustellen und in sich selber hineinzuhören, sich selber wahrzunehmen<br />
und zu sich selber zu kommen.<br />
Man weiß inzwischen, dass Ruhe und Schlaf [Faulenzerei ist damit nicht gemeint]<br />
heilende Wirkung hat. Je weniger Schlaf ein Mensch hat, um umso mehr chemische<br />
Radikale werden in seinen Zellen frei, die krebserregend sind.<br />
Ein anderer Aspekt ist die Ruhe zum Nachdenken. Den ganzen Tag über sind wir dazu<br />
angehalten Sinneseindrücke zu verarbeiten, zu beurteilen und darauf adäquat zu<br />
reagieren. Nicht selten handelt es sich dabei auch um Sinneseindrücke, die <strong>uns</strong>
Seite: 11<br />
vermitteln wollen, wie wir zu sein haben und wie wir <strong>uns</strong> zu verhalten haben. Das kann<br />
im Grunde ganz gut sein, wenn es redliche Absichten darstellt. Ohne Nachdenken aber<br />
beginnen wir nach einem anderen Schema damit umzugehen: Wir beginnen so zu<br />
reagieren, wie wir die je größere Akzeptanz und Zugehörigkeit sowie Bestätigung<br />
bekommen. Das kann dazu führen, dass wir Dinge tun oder Haltungen eingehen, die wir<br />
nicht überlegt, sondern nur adaptiert haben um irgendwo dazuzugehören und<br />
akzeptiert zu werden. Ideologien, Sekten und politische Extremisten vertrauen darauf,<br />
dass wir nicht die Ruhe und die Zeit finden nachzudenken und zu einer eigenen<br />
Meinung zu kommen. Und es scheint ja im Moment vor allem in den Industrieländern zu<br />
funktionieren.<br />
Um adäquat das Leben, das mich umgibt und auf mich wirkt, zu erfassen, in meine<br />
Persönlichkeit einzuordnen und entsprechend zu reagieren, bedarf es Ruhe und<br />
Besonnenheit. Dies ist sowohl ein Faktor körperlicher, als auch seelischer und<br />
geistiger Gesundheit, denn wenn ich mit dem Leben nicht klar komme, kann ich<br />
durchaus auch krank werden.<br />
<br />
Altes Abaton / Priesterhaus<br />
Zu dem zuvor Gesagten zählt dann aber auch die Rückkopplung zu Gott. Mein Leben<br />
soll einen Sinn haben. Religion versucht eine Beziehung aufzubauen zu dem Grund<br />
und Ursprung meines Lebens. Jede Religion versucht das auf eine andere Art und<br />
Weise, aber immer unter folgenden Aspekten:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Leben ist unverdient und verdankt<br />
Leben ist einmalig<br />
Leben ist kostbar<br />
Leben ist verantwortete Aufgabe<br />
Deswegen gehen die Patienten zu den Priestern, die zugleich Mittler zwischen dem<br />
göttlichen Ursprung des Lebens, aber im Gespräch auch Therapeuten sind.<br />
Auch dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Das Gespräch mit einem Vertrauten gibt<br />
mir im Mitteilen dessen, was mich beschäftigt, die Möglichkeit in einem geschützten<br />
Raum so da sein zu dürfen, wie ich wirklich bin – in diesem Fall auch mit Krankheit und<br />
Schwäche – und zu meiner Situation die Ansicht eines anderen zu hören, der<br />
wohlwollend mir gegenüber ist.<br />
Gespräch in diesem Rahmen hat ebenfalls heilende Wirkung.<br />
Wir merken ja z.B. auch, wie <strong>uns</strong> Streitgespräche oder Gespräche mit Menschen, mit<br />
denen wir uneins sind, krank machen oder zumindest Schmerzen bereiten können.<br />
<br />
Katagogeion / Gästehaus<br />
Das Gästehaus hatte eine voll funktionierende Infrastruktur wie ein heutiges<br />
Wellnesshotel. Der Gedanke dass Hospitalität [„hospis“ ist der Gast; „hospitale“ ist<br />
das Gasthaus], also Gastfreundschaft einem Menschen gut tut, kennt jede/r aus eigener<br />
Erfahrung. Wer freut sich nicht, wenn er am Erholungsort ankommt, das Zimmer frisch<br />
aufbereitet ist und morgens ein schön zubereitetes Frühstück den Tag gut starten lässt.<br />
Denkt daran, wie Ihr Euch über die Villa gefreut habt.<br />
Das tut gut und vermittelt einem selber, dass man etwas wert ist. Diese Wertschätzung<br />
ist ebenfalls ein Faktor der Gesundung. Man weiß z.B. aus der Medizin und<br />
Psychologie, dass Menschen, die sich an ihrem Arbeitsplatz bemühen, aber nie<br />
Wertschätzung erfahren, wesentlich eher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken,<br />
anfälliger für Infektionen sind und schneller unter Migräne und Kopfschmerzen leiden<br />
als diejenigen, die an ihrem Arbeitsplatz adäquate Wertschätzung erfahren.<br />
Hospitalität ist also ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Seite: 12<br />
<br />
Stadion / Gymnasion / Bibliothek / Theater<br />
Die Antike verstand Gesundheit ganzheitlich und oftmals auch dualistisch. Der Mensch,<br />
so dachte man, ist gesund, wenn sich im Menschen die Gegensätze die Waage halten,<br />
wie z.B.: kalt/heiß – weich/hart – trocken/nass…..<br />
Dazu gehörten aber dann auch die Körper, Seele und Geist als Kräfte, die im Körper<br />
miteinander in Harmonie kooperieren müssen, wenn der Mensch gesund sein und sich<br />
wohl fühlen soll.<br />
Deshalb gehörten zu einer Einrichtung wie in Epidauros auch:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Stadion und Gymnasion zur Körperertüchtigung und Sport<br />
Bibliothek zur Erbauung des Geistes [und dabei auch der Seele]<br />
Theater zur Pflege der Seele [und dabei auch des Geistes]<br />
Auch hier haben wir römische und christliche Parallelen. Erinnert Euch an Juvenals<br />
Satz: „Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.“, was heißt: „Beten sollte man<br />
darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei.“<br />
Unsere Zivilisation leidet darunter, dass anstatt ganzheitlicher Ausgewogenheit oft<br />
Einseitigkeit herrscht. Die einen meinen hauptsächlich Sport machen zu müssen um<br />
gesund zu bleiben und andere schwören darauf, dass doch wohl das einzig wichtigste<br />
ein möglichst hoher Intellekt oder tiefer Geist zu pflegen sei. Wieder andere sind<br />
ausschließlich damit beschäftigt Balsam auf ihre Seelen zu streichen.<br />
Alle drei Einseitigkeiten stoßen schnell an Grenzen wenn der, der keinen Sport macht<br />
irgendwann durch Krankheit seinen Körper als Instrument von Seele und Geist verliert<br />
und gar nicht nutzen und anwenden kann, was Geist und Seele ihm ermöglichen<br />
würden; sowie der, der sich nicht um die Seele kümmert und seine Freude und<br />
herzliche Wärme in seinem Leben verliert, auch wenn er vielleicht schön, fit und<br />
erfolgreich ist; sowie der, der sich – weil er den Geist vernachlässigt – vielleicht im<br />
Leben nicht zurechtfindet, obwohl er vielleicht ein Seelenmensch und zudem noch fit<br />
sein mag.<br />
Die Antike empfiehlt in der Ruhe und Abgeschiedenheit in sich und zu Gott<br />
hineinzuhören, nach was man begehrt, bzw. an was man Mangel hat in Körper, Seele<br />
und Geist, denn der Mangel ist das, was krank macht, weil man nicht hat, was man zum<br />
Leben braucht.<br />
Erinnern wir <strong>uns</strong>, wie Sokrates das nennt: Er nennt es Eros!<br />
Das heißt also. Die Liebe und das liebende Begehren zeigen <strong>uns</strong>, was wir zum Leben<br />
brauchen und was <strong>uns</strong> ganzheitlich an Körper, Geist und Seele gesund macht.<br />
Da das in erster Linie hier auf sich selber bezogen ist als erste Voraussetzung um als<br />
umfassend, ganzheitlich gesunder Mensch in und mit der Welt – auch hinsichtlich der<br />
Gemeinschaft – zu leben, setzt die Antike wie Jesus voraus, dass Liebe nur möglich ist,<br />
wenn man auch sich selber liebt.<br />
Also achte auf Dich und gönne Dir selber Wertschätzung, Aufmerksamkeit und<br />
Achtung um als gesunder und geschätzter Mensch in und mit dieser Welt zu leben.
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<br />
Danach versammeln sich alle am Stadion und erhalten die Partnerübung, in der sich<br />
immer zwei, die sich vertraut sind, austauschen:<br />
- Partnerübung -<br />
Suche Dir eine Partnerin / einen Partner Deines Vertrauens.<br />
Lest gemeinsam den Text aus Jesus Sirach 14, 5.6.11.14.16:<br />
„Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird<br />
seinem eigenen Glück nicht begegnen. Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich<br />
selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Missg<strong>uns</strong>t. Mein Sohn, wenn du<br />
imstande bist, pflege dich selbst; soweit du kannst, lass es dir gut gehen! Versag dir<br />
nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!<br />
Beschenk den Bruder und gönn auch dir etwas; denn in der Unterwelt ist kein Genuss<br />
mehr zu finden.“<br />
Tut Euch nun gegenseitig in drei Schritten etwas Gutes:<br />
Geht zum Schlafsaal [Nr. 13], dem Symbol für Ruhe und Entspannung um die<br />
Heilungskräfte zu stärken. Schenkt Euch gegenseitig eine entspannende<br />
Nackenmassage.<br />
Geht dann zur Bibliothek [Nr. 16], dem Symbol für die Erbauung des Geistes und<br />
der Erkenntnis. Dort tauscht Euch über die Frage von heute Morgen aus:<br />
o<br />
o<br />
Wohnt bei Dir ein gesunder Geist in einem gesunden Körper?<br />
Und wenn Du beides betrachtest – was kränkelt oder ist krank – oder etwa<br />
auch nur angeschlagen?<br />
Wertet es aus und teilt Euch ehrlich einander mit, was Ihr beim je anderen erkennt.<br />
Geht schließlich zum Theater, dem Symbol zur Pflege der Seele. Dort sagt Euch<br />
einander nette Worte / Sätze der Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Zärtlichkeit, die<br />
Ihr Euch auch geben dürft.<br />
Kommt danach zum Stadion zurück.<br />
Hier machen wir dann ein kleines Plenum, in welchem jede/r kurz mitteilen möchte,<br />
wie es ihr/ihm ergangen ist, welche Erkenntnisse, Gedanken und Gefühle im Raum<br />
stehen.
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Abendimpuls<br />
<strong>Lied</strong> „Sing mit mir ein Halleluja“ [LBD 9]<br />
Plenum Die Paare, die sich in Epidauros ergeben haben, setzen sich<br />
zueinander.<br />
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<br />
Jeweils der eine Partner stellt die Ergebnisse des anderen<br />
Partners vor und erzählt aus seinem Blickwinkel, wo sein Partner<br />
gesund und fürsorglich sich selber gegenüber, aber auch krank<br />
und nachlässig sich selber gegenüber ist.<br />
Wichtige Themen, die dabei ins Blickfeld zu nehmen sind, sind:<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
Körper<br />
[Ernährung, Sport, Pflege, Sucht & Drogen]<br />
Ruhe<br />
[körperlich wie auch geistig, meditativ wie entspannend]<br />
Spiritualität<br />
[Rückbezug und Sinngabe des Alltags auf Gott]<br />
K<strong>uns</strong>t/Kultur<br />
[Auseinandersetzung mit der Vielfalt des Daseins]<br />
Intellekt<br />
[Bildung, politisches Interesse, Horizonterweiterung]<br />
Gemeinschaft<br />
[Anerkennung von Kompromissen und Pflichten, aber<br />
auch Standpunkt und Rechte der Freiheit,<br />
Selbsterkennung über die Interaktion mit dem je anderen.]<br />
Text 1 Kor 12, 12-27:<br />
Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des<br />
Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es<br />
auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in<br />
einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und<br />
Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib<br />
besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn<br />
der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er<br />
doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre<br />
nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur<br />
Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo<br />
bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so<br />
in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle<br />
zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele<br />
Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen:<br />
Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen<br />
sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer<br />
scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für<br />
weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und <strong>uns</strong>eren<br />
weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während<br />
die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so
Seite: 15<br />
zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen<br />
ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder<br />
einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle<br />
Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.<br />
Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.<br />
Impuls Wir wollen ja den Bezug zu <strong>uns</strong>erem Themensatz des Sokrates<br />
finden. Wo liegt im heutigen Tag das Augenmerk auf dem Dienst<br />
des Einzelnen am Staat durch den Dienst an Gott?<br />
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Der 1. Korintherbrief setzt sich mit einer ähnlichen Problematik<br />
auseinander. Er vergleicht die Gemeinschaft der Menschen mit<br />
einem Körper.<br />
Da gibt es viele einzelne Glieder, Organe, Teile.<br />
Alle sollten gesund sein, denn ist auch nur eines Krank, ist es für<br />
den Gesamtorganismus eine Einschränkung.<br />
Das kann eine kleine, aber auch eine große Einschränkung sein.<br />
Ein leichter Kratzer, weil ich mir in den kleinen Finger geschnitten<br />
habe, ist nicht so schlimm wie eine schwere Lungenentzündung.<br />
Und doch nervt auch der kleine Finger und schmerzt und er stört<br />
mich - wobei „ICH“ eben der Gesamtorganismus ist. Es stört<br />
vielleicht nicht mein Ohrläppchen, aber mich als Person.<br />
Das heißt im Klartext: Auf eine körperliche, geistige und<br />
spirituelle Gesundheit zu achten erweist sich nach dem 1.<br />
Korintherbrief, aber auch nach Sokrates als eine soziale Pflicht<br />
eines guten Christen und eines guten Demokraten.<br />
Denn wenn er in alledem gesund ist, tut er auch nichts gegen das<br />
Wohl seiner selbst, des anderen und der Allgemeinheit.<br />
Aber am Wichtigsten: Die einzelnen Glieder müssen<br />
zusammenhalten, denn sie können einerseits nicht alleine<br />
existieren und zum anderen gehören sie zusammen, auch wenn<br />
es ihnen nicht bewusst ist.<br />
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In einer hochtechnisierten Gesellschaft ist Letzteres oft nicht<br />
gegeben: Da alles Verfügbar ist und erwerbbar ist, steht der<br />
Eigenbedarf und der Egoismus oft an erster Stelle ebenso wie die<br />
Egomanie und Megalomanie.<br />
Zudem müssen die Glieder zusammenarbeiten und sich in ihrer<br />
Unterschiedlichkeit respektieren. Sich einander vorzuhalten, was<br />
der je andere eben nicht vermag, bringt nicht weiter. Subsidiarität<br />
ist hier Pflicht: Mit meinen Stärken die Schwächen des anderen<br />
ausgleichen und aber auch zulassen meine Schwächen durch die<br />
Stärken des anderen ausgleichen zu lassen ohne einerseits<br />
überheblich herablassend zu werden und andererseits neidisch<br />
oder gedemütigt zu sein.<br />
Dazu werden wir nachfolgende Übung im Freien machen.
Seite: 16<br />
Übung Wir werden gleich eine Pyramide bauen.<br />
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Die Bausteine sind wir selbst.<br />
Versucht nun aufgrund dessen, was wir heute besprochen haben,<br />
eine Pyramide zu bauen.<br />
Dazu gehen wir ins Freie, wo wir Platz haben und es auch nicht<br />
weh tut, wenn wir hinfallen.<br />
Setzt Euch zuerst zusammen und überlegt, wie Ihr vorgehen wollt<br />
und welches Ziel Ihr definieren wollt. Soll die Pyramide breit,<br />
hoch, schön werden?<br />
Wie soll wer wo eingesetzt werden?<br />
Wer soll, kann, muss wem bei was helfen?<br />
Wie wird Sicherheit und Support geleistet?<br />
Ihr habt kein Zeitlimit.<br />
ÜBUNG <br />
Vater Unser<br />
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Auswertung<br />
Segen<br />
<strong>Lied</strong> „Wenn einer sagt: „Ich mag Dich Du!“ [LBD 49]