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WIRTSCHAFT TECHNIK PRODUKTION INTERNATIONAL<br />

Ausgabe 04/2013<br />

B 30470<br />

www.automobil-produktion.de<br />

04<br />

2013<br />

ERFOLGSBETEILIGUNG<br />

Volvoermuntertseine Zulieferer,<br />

Innovationen zu bringen<br />

Seite 26<br />

MANUFAKTUR IN REINKULTUR<br />

Porsche präpariertsich für die<br />

Fertigung des 918 Spyder<br />

Seite 40<br />

PROFIT VON DER OBERSCHICHT<br />

Neue Beschichtungen senken<br />

Kosten und Verschleiß<br />

Seite 46<br />

NEUE MÄRKTE,NEUE MODELLE<br />

Ost-Power<br />

fürVW<br />

Die tschechische Traditionsmarke<br />

spielt eine Schlüsselrolle in den Zukunftsplänen<br />

vonVW. Skoda-Chef<br />

Winfried Vahland treibt das Wachstum<br />

entschlossen voran. Seiten 12, 16


Am 11. April 2013 hat die BMW Group zum zweiten<br />

Mal den Supplier Innovation Award verliehen. In<br />

acht Kategorien würdigt BMW damit herausragende<br />

Innovationen seiner Lieferanten. Wir möchten auf diesem<br />

Weg allen unseren Partnern Danke sagen. Danke für<br />

die Zusammenarbeit. Danke für die Unterstützung bei<br />

der Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen.<br />

Und danke für die hervorragenden Ideen. Herzlichen<br />

Glückwunsch allen Preisträgern.<br />

DIE BESTEN IDEEN<br />

ENTSTEHEN GEMEINSAM.<br />

DIEBMW GROUPGRATULIERTDEN PREISTRÄGERN DES SUPPLIER INNOVATION AWARDS 2013.<br />

Kategorien und Preisträger<br />

Ecient Dynamics<br />

Leichtbau<br />

Connected Drive<br />

New Technology Experience<br />

Qualität<br />

Produktivität<br />

Sustainability<br />

Sonderpreis Innovationspartnerschaft<br />

BorgWarner Turbo Systems GmbH<br />

Magna BDW technologies GmbH<br />

Peiker Acustic GmbH &Co. KG<br />

Dräxlmaier Group<br />

Friedrich Boysen GmbH &Co. KG<br />

R. Scheuchl GmbH<br />

AUNDE Achter &Ebels GmbH<br />

Robert Bosch GmbH


Technologien von morgen. Heute.<br />

www.bechem.com<br />

VOR ORT<br />

In Škodas guter Stube<br />

Eine der spannendsten Storys der <strong>Automobil</strong>industrie<br />

liefert seit Jahren der tschechische<br />

Hersteller Škoda. Faszinierend ist, wie<br />

die Marke unter der Regie von VW den<br />

Ostblock-Mief aus dem Blech geklopft hat;<br />

und innerhalb des Wolfsburger Markenkonglomerats<br />

zur Schlüsselmarkefürdie Wachstumsziele<br />

des VW-Konzerns reifte.Ausdruck<br />

des neuen Selbstbewusstseins der Traditionsmarke<br />

ist das jüngst am Stammsitz in<br />

Mladá Boleslav eröffnete „Škoda Muzeum“.<br />

Dort, in der guten Stube,sprach Skoda-Chef<br />

Winfried Vahland (links) mit Frank Volk<br />

über die Rolle Škodas und legte seine strammen<br />

Wachstumspläne dar.<br />

Im DS3 Cabrio durch Frankreich<br />

Das Wetter spielte leider nicht richtig mit –<br />

trotzdem konnte das Dach des neuen DS3<br />

Cabrios von Citroën kurz mal gelüftet werden.<br />

VomBahnhof in Angers ging es über<br />

Landstraßen und kleine Dörfer direkt ins<br />

knapp 100 Kilometer entfernte Les Châtelliers-Châteaumur<br />

– zum Webasto-Werk.<br />

Hier zeigte Projektleiterin Edura Funke wie<br />

die 180 Einzelteile des Faltdach-Modells zusammengebaut<br />

werden. Danach fuhr Volontärin<br />

Felicitas Heimann (Bild) zurück nach<br />

Angers. Diesmal mit offenem Verdeck. Und<br />

mit einem kleinen Anflug von Sommerfeeling<br />

im Gepäck.<br />

VIP(Very ImportantPorsche):<br />

Der Renner aus dem zweiten Stock<br />

DasZeug zur „Kultstätte“ hat sie bereits jetzt:<br />

Die 4000 Quadratmeter große, einstige Lackierhalle<br />

im zweiten Stockwerk eines unscheinbaren,<br />

angejahrten Gebäudes auf dem<br />

Gelände des Porsche-Werks 2inZuffenhausen.<br />

Denn sie wird indie <strong>Automobil</strong>geschichte<br />

eingehen <strong>als</strong> der „Kreißsaal“ des Supersportwagens<br />

918 Sypder.Von den derzeit auf<br />

Hochtouren laufenden Vorbereitungen für<br />

die Einrichtung der Manufaktur für den<br />

918er Hybrid-Boliden und dessen Eintaktung<br />

in die Serie des 911er durften sich Christian<br />

Klein (knieend) und Götz Fuchslocher (2.<br />

von re.) <strong>als</strong> weltweit erste Fachjournalisten<br />

exklusiv überzeugen. 918-Projektleiter Michael<br />

Drolshagen (links) fiebert dem Herbst<br />

entgegen: Dann ist Produktionsstart.<br />

Trocken statt nass<br />

Die mit Flüssigschmierstoff befüllten<br />

Mikrokapseln im Gleitlack<br />

Berucoat MC bewirken eine<br />

grifftrockene Schmierschicht<br />

zwischen den Reibpartnern.<br />

Gegenüber vergleichbaren Seriengleitlacken<br />

weist Berucoat MC<br />

eine bis zu dreimal höhere<br />

Lebensdauer auf.<br />

Berucoat MC –nur eine<br />

von vielen Schmierstofflösungen<br />

für die Industrie.<br />

CARL BECHEM GMBH<br />

Weststr.120 AUTOMOBILPRODUKTION ·58089 Hagen ·Deutschland · April 2013 3<br />

Tel. +49 2331 935-1323 ·Fax +49 2331 935-1219<br />

E-Mail: bechem@bechem.de ·www.bechem.com


INHALT<br />

Aufdem Sprung: Bereits in den vergangenen Jahren hat Škoda eine ordentliche Erfolgsgeschichte<br />

hingelegt.Mit weiterem Wachstum in Europa, einer verschärften Gangartbei der<br />

Internationalisierung und einer Ausweitung der Modellpalette treibt Škoda-Chef Vahland<br />

die Traditionsmarke zum nächsten Wachstumssprung. Seiten 12, 16<br />

Erfolgsbeteiligung: Um <strong>als</strong> kleiner OEM an<br />

Innovationen zu gelangen,setzt Einkaufsvorstand<br />

Axel Maschkaauf mehr Motivation<br />

durch finanzielle Anreize. Seite 26<br />

WIRTSCHAFT<br />

NAMEN &NACHRICHTEN<br />

08 EU bremst Diesel: Brüssel drohtmit Sanktionen<br />

09 AUTOMOBILFORUM: Wissmann eröffnet Kongress<br />

09 Expansion: PSA geht nach Kasachstan<br />

10 Ranking: Wer 2012 die meisten AutosinEuropa produzierthat<br />

TITEL<br />

12 Ost-Power für VW: Mit neuen Modellen und verstärkter Internationalisierung<br />

will Škoda den Absatz auf 1,5 Millionen Autos<br />

proJahr schrauben.<br />

16 „Echter Volumenanbieter“: Škoda-Chef Winfried Vahland und<br />

seine Pläne mit der VW-Tochter in Europa.<br />

IM FOKUS<br />

18 Die Kabelkenner: Leoni, der Kabelspezialist aus Nürnberg, plant<br />

in den kommenden fünf Jahren globaler zu werden.<br />

AKTUELLE REPORTS<br />

20 Interview: Thorsten M. Schiefer,Autoexperte KPMG über das<br />

ideale Verhältnis zu Innovationen.<br />

INTERNATIONAL<br />

22 Zweiter Anlauf: Das E-Modell Nissan NewLeaf läuftseit Ende<br />

März im englischen Sunderland vomBand.<br />

26 Erfolgsbeteiligung: Interviewmit Volvo-Einkaufsvorstand Axel<br />

Maschkaüber Innovationsdruck und Lieferantenbeteiligung.<br />

34 Neuvorstellung: Toyota RAV4;Mini Paceman<br />

TECHNIK &PRODUKTION<br />

36 In Kürze: Innenraumkonzept der neuen S-Klasse; Gurtfänger<br />

machtSchloss und Steckzungeüberflüssig; Leichtbau-Bremskraftverstärker;Wachstumssegmentstrukturelles<br />

Kleben...<br />

40 Manufaktur in Reinkultur: Wiesich Porsche für die Fertigung<br />

des Supersportwagens 918 Spyder rüstet.<br />

44 Cabrio-Stoffdach: Das DS3 Cabrio vonCitroënist ein Verkaufserfolg.DachlieferantWebastogewährte<br />

Einblicke.<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

46 Beschichtungen: Das Beherrschen vonBeschichtungstechnik<br />

kann nichtnur dem Leichtbau Impulse geben,sondern auch<br />

Verschleiß reduzieren und Kosten senken.<br />

50 Finishing/Teilereinigung: Die Wege zu qualitativ hochwertigen<br />

Fahrzeugteile-Oberflächen können energetisch teuer werden.<br />

Eine Herausforderung für Anlagenbauer.<br />

4 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


04/2013<br />

Vondraußen: Die richtigeOberflächenbeschichtung<br />

kann Verschleiß reduzieren und<br />

Kosten senken.Und: Lacktrocknung und Teilereinigung<br />

werden effizienter. AbSeite 46<br />

Nach drinnen: Nur sitzen,fahren und lenken<br />

ist Vergangenheit: Der Fahrzeuginnenraum<br />

wirdzur multimedialen Wellness-Oase.<br />

Fehlt noch der Sauna-Aufguss. AbSeite 52<br />

INNENRAUM<br />

52 Multimedia-Integration: Freisprechanlagen warengestern,<br />

auch „Hands Free“ genügt den Autofahrern nichtmehr.Der<br />

aktuelle Trend heißt„Eyes Free“.<br />

56 Infotainment-1: Apps sorgenfür Verbindung.<br />

58 Sitzen &Duften: Mit neuen Technologien,Materialien und<br />

Funktionen wirddas <strong>Automobil</strong>-Interieur zur Wellnesszone.<br />

60 Assistenzsysteme: In Zukunftwirdder Fahrer mehr denn je in<br />

den Fokusder Unfallprävention rücken<br />

62 Infotainment-2: Der VW-Konzern setzt auch beim Infotainment<br />

auf das Baukastenprinzip.Inder Kompaktklasse soll so High-<br />

Tech zu bezahlbaren Preisen möglich werden.<br />

64 LTE: Long Term Evolution soll zum Datenturbo für die Überholspur<br />

werden.<br />

RUBRIKEN<br />

03 VorOrt<br />

04 Inhalt<br />

06 Nachgefragt<br />

66 Boulevard<br />

67 ZumSchluss/Impressum<br />

Deutschlands besucherstärkste, jährliche<br />

<strong>Automobil</strong>- und Motorsportmesse<br />

Europas Leitmesse für Motorsport,<br />

Tuning, sportliche Serienfahrzeuge und<br />

Classic Cars<br />

Bedeutender Business-Treiber und<br />

Treffpunkt der Motorsport-Entscheider<br />

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5<br />

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AUTOMOBILPRODUKTION · APRIL 2013


NACHGEFRAGT<br />

„Der Clean-Diesel ist ein<br />

echter Spritsparer“<br />

ner CO2-Bilanz und ist mit der neuen Schadstoffnorm Euro 6<br />

noch sauberer. Bereits Euro 5hat den Pkw-Schadstoffausstoß<br />

im Schnitt um97Prozent gesenkt. Der Diesel vereint große<br />

Reichweite mit niedrigstem Verbrauch und bietet gleichzeitig<br />

Komfort und angemessene Motorisierung.Das wissen die Kunden<br />

zu schätzen. Jedes zweite,neu zugelassene Auto in Westeuropa,<br />

ist ein Diesel. Nahezu alle Nutzfahrzeuge haben einen<br />

Dieselmotor,weil diese eine besonders lange Lebensdauer haben<br />

und so das Betriebsvermögen schonen. Außerdem gibt es<br />

bei den Motoren und Kraftstoffen noch Entwicklungspotenzial.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist der Aufwand, um mit einem Diesel<br />

die Euro-6-Norm und künftige Grenzwerte zu erfüllen, inRelation<br />

zu den Entwicklungskosten vertretbar?<br />

Auf jeden Fall. Der Diesel ist rund 20 Prozent sparsamer <strong>als</strong><br />

ein Otto-Motor. Damit schont der Diesel nicht nur Klima und<br />

Portemonnaie des Autofahrers, er reduziert auch die CO2-<br />

Emissionen. Deswegen wird der Diesel auch bei Euro 6eine<br />

entscheidende Rolle spielen. Die Mehrkosten gegenüber einem<br />

Euro-5-System liegen derzeit bei rund 1000 Euro. Das<br />

liegt an der notwendigen NOx Nachbehandlungstechnologie.<br />

Die sogenannte SCR-Technologie reduziert die Stickstoffoxid-<br />

Emissionen um bis zu 80 Prozent. Dies erlaubt eine Trimmung<br />

des Motors auf maximale Effizienz –deshalb lohnt sich diese<br />

Technologie auch weiterhin für den Kunden: SCR und AdBlue<br />

nutzen sowohl der Umwelt <strong>als</strong> auch dem Geldbeutel.<br />

SCR und AdBlue<br />

nutzen sowohl der<br />

Umwelt <strong>als</strong> auch dem<br />

Geldbeutel.<br />

VDA-Geschäftsführer Ulrich Eichhorn<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Im Januar wurden in Deutschland erstm<strong>als</strong><br />

mehr Diesel-Pkw <strong>als</strong> Benziner zugelassen. Die EU-Kommission<br />

siehtdas mit großer Skepsis und wünschtsich stattdessen eher<br />

Benzin-Hybride.Ist die Zukunftdes Diesel-Antriebs gefährdet?<br />

Keineswegs, die Argumente für seine Nutzung sind überzeugend:<br />

Der Clean-Diesel ist ein echter Spritsparer mit überlege-<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Die Bilanz der Feinstaub-Plakette<br />

zeigt, dass das Verbot von Diesel-Pkw in den Innenstädten kaum<br />

zur Luftverbesserung beiträgt.Ein Argumentfür den Diesel?<br />

Moderne Motoren sind keine nennenswerten Feinstaubquellen<br />

mehr. Der Feinstaubpegel lässt sich durch Verkehrsbeschränkungen<br />

um nicht einmal fünf Prozent reduzieren. Um in Städten<br />

eine Luftverbesserung zu erreichen, müssen die Emissionen<br />

vor allem bei der Holzpellet- und Heizölverfeuerung vermindert<br />

werden. Die Kommunen könnten zusätzlich Busse und<br />

Kommunalfahrzeuge durch neue Euro-6-Fahrzeuge ersetzen.<br />

Denn Euro 6 löst alle Abgasprobleme. Die Rußemissionen<br />

von Diesel-Pkw wurden in den letzten Jahren schon drastisch<br />

reduziert. Nach der „Stuttgarter Erklärung“ der deutschen<br />

<strong>Automobil</strong>industrie werden in allen deutschen Fahrzeugen in<br />

Deutschland Dieselpartikelfilter eingebaut. Wir erwarten, dass<br />

in zehn Jahren in der Bundesrepublik mehr Feinstaub durch das<br />

Rauchen <strong>als</strong> durch Motoremissionen produziert wird. ■<br />

6 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


NAMEN &NACHRICHTEN<br />

Deutscher Dieselboom stößtanGrenzen<br />

Die Liebe zum Diesel ist bei deutschen Autofahrern ungebrochen.Das siehtdie EU-KOMMISSION in<br />

Brüssel mit Sorge,denn Tanken mit Dieselkraftstoffbelastet die Luftstärker <strong>als</strong> Benzin.<br />

Bild: Fotolia<br />

Der Trend zum Dieselauto ist trotz Krise ungebrochen. Anfang<br />

des Jahres wurden in Deutschland erstm<strong>als</strong> mehr Autos mit<br />

Dieselantrieb <strong>als</strong> Benziner zugelassen. 2012 lag ihr Anteil laut<br />

Kraftfahrtbundesamt bei 48,2 Prozent der neu zugelassenen<br />

Fahrzeuge. Vor allem deutsche Hersteller profitieren von der<br />

wachsenden Nachfrage.Sobetrug beispielsweise der Dieselanteil<br />

von BMW im vergangenen Jahr 73,6 Prozent aller verkauften<br />

Modelle, gefolgt von Audi mit 67,6 Prozent. Die Liebe der<br />

Deutschen zum Diesel könnte nun wegen Bedenken der Europäischen<br />

Union eingebremst werden. Grund: Umweltkommissar<br />

Janez Potonik sieht mit Sorge, dass die Pkw mit Diesel-<br />

Antrieb deutlich mehr Stickstoffdioxid ausstoßen <strong>als</strong> Benziner.<br />

Das erschwert für Deutschland die Einhaltung der EU-Grenzwerte.Aktuell<br />

verfehlt das Gros der deutschen Städte die Ziele<br />

der Europäischen Union von 40 Milligramm Stickstoffdioxid<br />

pro Liter Luft deutlich.<br />

HärtereMittel ab 2015 möglich<br />

Darum forderte Potonik 32 deutsche Städte auf,ihreLuftreinhaltungspläne<br />

nachzubessern. Ab Januar 2015 kann Potonik<br />

dann sogar zu härteren Mitteln greifen: Denn das sogenannte<br />

Vertragsverletzungsverfahren bedeutet in seiner letzten Stufe<br />

eine hohe Strafzahlung für die Bundesrepublik.<br />

Experten halten es für sogut wie ausgemacht, dass die deutschen<br />

Städte das Luftreinhaltungsziel zum Stichtag verfehlen<br />

werden. Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität<br />

Duisburg-Essen gießt in der aktuellen Diskussion noch Öl ins<br />

Feuer: Er geht davon aus, dass der Bestand an Dieselfahrzeugen<br />

ohne Euro-6-Norm weiter wachsen wird, und zwar bis Ende<br />

2014 um 16,3 Prozent auf 14,3 Millionen. „Der Diesel führt<br />

zu einem unlösbaren Problem“, befürchtet Dudenhöffer. „Die<br />

schärfere Euro-6-Norm, die für sauberere Fahrzeuge sorgt,<br />

kommt zu spät, um einen Ausweg zu bieten.“ Die neue Norm<br />

greift erst zum 1. September 2015. Vorher werden Hersteller<br />

nach Dudenhöffers Meinung nur zögerlich umweltfreundlichere<br />

Fahrzeuge auf den Markt bringen.<br />

Politik fördertDieselfahrzeuge<br />

Grund für die Beliebtheit der Dieselfahrzeuge ist die aktuelle<br />

Steuerpolitik. Dieselkraftstoff wird geringer besteuert <strong>als</strong> Benzin,<br />

aktuell sind es 18 Cent. Eine Initiative der EU-Kommission,<br />

dies zu korrigieren, blockiert die Bundesregierung seit Jahren.<br />

Die deutsche <strong>Automobil</strong>industrie hat die Regierenden bei<br />

der Richtlinie für die Energiebesteuerung angeblich aufgefordert,<br />

ihr Vetorecht zu nutzen. Da Steuerthemen in Brüssel einstimmig<br />

entschieden werden müssen, kann das zu einer Dauerblockade<br />

führen. Dudenhöffer hält den Dieselboom gar für<br />

„staatlich subventioniert“ und auf jeden Fall für einen Fehler.<br />

Er bezeichnet die deutsche Autoindustrie <strong>als</strong> „deutlich zu<br />

Diesel-lastig“. Andere Antriebstechnologien würden vernachlässigt.<br />

„Nur 0,9 Prozent aller Neuwagen kommen mit Hybridantrieb<br />

in den Markt. Davon sind übrigens 75 Prozent Toyota-<br />

Lexus-Fahrzeuge“, sagt der Experte. Erdgas werde noch weniger<br />

Aufmerksamkeit geschenkt. Silke Wettach/Brüssel<br />

8 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


sponsored by:<br />

9th edition<br />

www.automobil-produktion.de<br />

NAMEN &NACHRICHTEN<br />

Globalisierung stärkt StandortEuropa<br />

Bild: VDA/Kiekert<br />

Die Tiefeder Krise am europäischen Automarkt zeigt es deutlich: Je<br />

globaler die Unternehmen aufgestellt sind, umso stabiler ist die<br />

Lage auch in den europäischen Produktionsstätten der <strong>Automobil</strong>hersteller<br />

und der Zulieferer. Der Zusammenhang zwischen Standortsicherung<br />

und Globalisierung ist Thema von VDA-Präsident<br />

Matthias Wissmann (links) und Kiekert-Chef Karl Krause beim 24.<br />

AUTOMOBILFORUMam14./15.Mai in Ludwigsburg. ZurEröffnung<br />

des Kongresses beleuchtet Wissmann die Chancen und Herausforderungen<br />

der deutschen Hersteller im europäischen und globalen<br />

Wettbewerb,während Krause am zweiten Kongresstag seinen Beitrag<br />

mit einem klaren Statement verbindet: „Globalisierung<br />

brauchteine gute Basis: Made in Germany“.<br />

Infos,Anmeldung,alle Redner unter www.automobil-forum.de<br />

Die Top100 Zulieferer<br />

BUSINESS TECHNOLOGY PRODUCTION INTERNATIONAL Bereits zum<br />

zehnten Mal<br />

2012<br />

veröffentlicht<br />

Inside:<br />

die AUTOMOBIL<br />

PRODUKTION<br />

■ Interviewswith Elmar Degenhart(Continental), Bernd Bohr (Bosch), Nobuaki Katoh (Denso) auch in diesem<br />

■ Thebiggest changes on thelist<br />

■ Theimminentarrival of Chinesesuppliers<br />

Jahr in der Sonderausgabe<br />

Top100<br />

Automotive Suppliers „Top 100 Automotive<br />

Sup-<br />

Global Ranking<br />

pliers – Global<br />

Ranking“ einen<br />

umfassenden Überblick über die Besten<br />

der Zuliefererbranche. Ineinem direkten<br />

und umfassenden Vergleich der weltweit<br />

größten Top-<strong>Automobil</strong>zulieferer wirdaufgezeigt,<br />

wer die Gewinner und Verlierer<br />

des vergangenen Jahres waren. In der Ausgabe<br />

finden Sie ebenso alle aktuellen Zahlen,<br />

Daten und Fakten der bedeutendsten<br />

Global Player. Darüber hinaus informiert<br />

das Sonderheftüber Hintergründe,Trends,<br />

Strategien und Ausblicke der Besten ihrer<br />

Branche. Die Sonderausgabe erscheint am<br />

16.Juli 2013.<br />

SeatreduziertVerluste<br />

Trotz Absatzeinbruch in Spanien um 50<br />

Prozent in den vergangenen fünf Jahren<br />

zeichnet sich bei Seateine vorsichtigeErholung<br />

ab. Die spanische VW-Tochter schreibt<br />

zwar immer noch einen Verlust beim Nachsteuergewinn<br />

von 30 Millionen Euro. Aber<br />

Seat konnte das Minus um die Hälfte gegenüber<br />

2011 eindämmen. Ebenso reduzierte<br />

die Marke die Miesen beim OperativenErgebnis<br />

auf minus 134 Millionen Euro.<br />

Das sind 42 Prozentweniger <strong>als</strong> im Vorjahr.<br />

Dies ist vorallem dem deutschen Markt zu<br />

verdanken, der neben dem Heimatmarkt<br />

zum wichtigsten Absatzgebiet zählt.<br />

PSAinKasachstan<br />

PSA Peugeot Citroën und die Agromash<br />

Holding schlossen im März ein Abkommen<br />

über die Montage und den gemeinsamen<br />

Vertrieb von Fahrzeugen der französischen<br />

Marken in Kasachstan. Das schließt Pkw<br />

und leichte Nutzfahrzeuge ein. Die Zusammenarbeit<br />

soll bereits im Juni diesen Jahres<br />

starten. Abdann werden in Kasachstan die<br />

Fahrzeuge 301, 3008, 508 und Partner<br />

montiert. Die geplante Fertigungskapazität<br />

liegt am Anfang bei 4000 Einheiten pro<br />

Jahr. Geplantes Verkaufsvolumen: über<br />

10000 Einheiten jährlich. Das Unternehmen<br />

gibt an, damit über 300 Arbeitsplätze<br />

in Frankreich und 150 Arbeitsplätze inKasachstan<br />

schaffen zukönnen. Neben den<br />

vorOrt montierten Modellen wirdder französische<br />

<strong>Automobil</strong>hersteller auf dem kasachischen<br />

Markt ebenfalls das Modell Peugeot<br />

408 anbieten.<br />

Geschäft mit Connectivity<br />

„Mehr <strong>als</strong> 80Prozent aller Neuwagenkäufer<br />

sind grundsätzlich bereit, für Connectivity-<br />

Dienste zu zahlen“, ist ein Fazit einer Endkundenbefragung<br />

der Unternehmensberatung<br />

Berylls Strategy Advisors. Voraussetzung<br />

ist jedoch,dass den Neuwagenkäufern<br />

der Nutzen des Dienstes einleuchtet.Inder<br />

Befragung wurden den interviewten Kunden<br />

27 mögliche Connectivity-Dienste angeboten.<br />

Das größte Interesse bestand vor<br />

allem an Sicherheits-nahen Diensten.Diese<br />

würden 70 Prozent der Befragten (eventuell)<br />

kostenpflichtig bestellen, während für<br />

Infotainment-Dienste immerhin noch<br />

knapp jeder Zweite zahlen würde, sodie<br />

Studie.Ein wichtiges Ergebnis für die OEMs:<br />

40 Prozent der Befragten gaben an, dass<br />

ihnen bislang kein einziges Connectivity-<br />

Angebot eines Autobauers bekanntist.<br />

KÖPFE<br />

Wolfgang Bernhard (Bild) und Andreas<br />

Rentschler tauschen die Positionen. Seit<br />

Anfang April ist Andreas<br />

Renschler für Produktion<br />

und Einkauf Mercedes-<br />

Benz Pkw und Mercedes-Benz<br />

Vans zuständig.<br />

Wolfgang Bernhard<br />

führt ab jetzt den Bereich<br />

Daimler Trucks.<br />

Francois Gopil de Bouillé ist neuer Vizepräsident<br />

von Infiniti Global Operations.<br />

De Bouillé zeichnet <strong>als</strong><br />

neues Mitglied im Führungsteam<br />

für die Region<br />

Asien/Ozeanien verantwortlich.Bislang<br />

war<br />

er seit über 30 Jahren<br />

Manager bei Ford und<br />

Nissan.<br />

Bernd Bohr verlässt Bosch. Der Chef der<br />

Autosparte wirdnach Unternehmensangaben<br />

aus persönlichen Gründen die Bosch-<br />

Gruppe verlassen. Bohr<br />

leitet seit 10 Jahren den<br />

größten Unternehmensbereich.InZukunftwill<br />

er<br />

sich beratenden und Aufsichtsrats-Tätigkeiten<br />

widmen,sowie mehr Zeit<br />

für seine Familie haben.<br />

Oliver Dardart wechselt Stuhl und Position<br />

beim französischen <strong>Automobil</strong>bauer<br />

PSA.Bislang warder 53-jährigeinnerhalb<br />

des Konzerns im Vorstand für die Marken<br />

Peugeot und CitrÖen in Deutschland verantwortlich.Nun<br />

wirderPersonalchef.<br />

AUTOMOBIL-PRODUKTION AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

9


NAMEN &NACHRICHTEN<br />

TERMINE<br />

AUTOMOBILFORUMStuttgart<br />

„<strong>Automobil</strong>standortEuropa“<br />

14.und 15.Mai 2013 in Ludwigsburg<br />

www.automobil-forum.de<br />

AutomotiveEngineering Expo 2013<br />

Alles rund um Karosseriebau, Karosserielackierung<br />

und Karosseriemontage<br />

4.bis 6.Juni 2013 in Nürnberg<br />

www.automotive-engineering-expo.com<br />

Hausmesse FOBA<br />

Laser Marking +Engraving zur Laserkennzeichnung<br />

vonKunststoffeninder<br />

<strong>Automobil</strong>industrie<br />

20. und 21.Juni 2013 in Lüdenscheid<br />

www.foba.de<br />

Zulieferer Innovativ 2013<br />

1.und 2.Juli 2013 in München<br />

www.bayern-innovativ.de<br />

IAAPkw<br />

12.bis 22.September 2013<br />

in FrankfurtamMain<br />

www.iaa.de<br />

22.Aachener Kolloquium Fahrzeug- und<br />

Motorentechnik<br />

07.-09.Oktober 2013 in Aachen<br />

http://www.aachen-colloquium.com/<br />

Fachtagung Innenraum<br />

22.und 23.Oktober 2013 in Stuttgart<br />

www.sv-veranstaltungen.de<br />

Digitale Fabrik@Produktion<br />

5.und 6.November 2013 in Berlin<br />

www.sv-veranstaltungen.de<br />

Johnson Controls baut aus<br />

Johnson Controls erweiterte in Südafrika<br />

das Werk für Interieurkomponenten. „Unser<br />

Werk in East London ist seit der Eröffnung<br />

im Jahr 2000 kontinuierlich gewachsen“,sagte<br />

IngoFleischer,von Johnson Controls<br />

anlässlich der Eröffnung Mitte März.<br />

Derzeit werden vor Ort Innenraumkomponenten<br />

unter anderem für die Mercedes-<br />

Benz C-Klasse gefertigt. Zukünftig sollen<br />

auch Türverkleidungen geliefert werden.<br />

Dank Erweiterung werden 200 neue Arbeitsplätzegeschaffen.<br />

Mitarbeiterprämien sinken leicht<br />

Während die Mitarbeiterprämien bei den<br />

großen deutschen OEMs im Vergleich zum<br />

Rekordvorjahr etwas reduziert wurden, belohnte<br />

Sportwagenbauer Porsche <strong>als</strong> einziger<br />

seine 13500 Tarifmitarbeiter noch besser<br />

für die geleistete Arbeit des abgelaufenen<br />

Geschäftsjahres. Die Sonderzahlung<br />

kann sich bis maximal 8111 Euro brutto<br />

belaufen. ImGeschäftsjahr 2011 waren es<br />

noch 7600 Euro im Durchschnitt.Anlass ist<br />

neben dem erfolgreichsten Jahresabschluss<br />

in der Geschichte des Unternehmens das<br />

Jubiläum der Legende Porsche 911: Der<br />

Sportwagen feierte vor 50Jahren Premiere,<br />

begründete das Unternehmen die Rekordzahlungen.<br />

Die Volkswagen-Premiumtochter<br />

Audi folgte im Prämienranking auf Platz<br />

2 mit rund 8000 Euro, während sich die<br />

Konzernmutter sparsamer zeigte und die<br />

Leistung für das Jahr 2012 mit 7200 Euro<br />

Prämienzahlung vergütete. Der Wettbewerber<br />

BMW aus München zahlte 7630<br />

Euro an seine Mannschaft, der Stuttgarter<br />

Fahrzeughersteller Daimler schüttete dagegenbescheidene<br />

3200 Euro aus.Vor einem<br />

Jahr zahlte Daimler seiner Belegschaftnoch<br />

4100 Euro aus.<br />

Getrag: Konzentration auf Getriebe<br />

Das Furtwanger Unternehmen Koepfer<br />

Zahnrad- und Getriebetechnik GmbH will<br />

die Steuerradproduktion von Getrag in Ludwigsburg<br />

übernehmen. Beide Verhandlungspartner<br />

sind sich über die Eckpunkte<br />

der Übernahme einig und unterzeichneten<br />

Ende März einen entsprechenden Vertrag.<br />

Die Verantwortlichen rechnen mit einem<br />

Vollzug des Geschäfts imkommenden Juni.<br />

Getrags Motiv bei dem Deal ist die Konzentration<br />

auf das Pkw-Getriebegeschäft. Der<br />

Zulieferer gilt <strong>als</strong> einer der größten Systemlieferanten<br />

für Getriebe und beschäftigt<br />

knapp 13000 Mitarbeiter an 24 Standorten.<br />

Das Unternehmen nahm 2012 Rang 60 im<br />

Top 100 Automotive-Suppliers-Ranking ein.<br />

Pierburgfertigt in Kunshan<br />

Pierburg China eröffnete im Großraum<br />

Shanghai (in Kunshan) eine neue Produktionsstätte.<br />

Der international tätige <strong>Automobil</strong>zulieferer,<br />

der zum Rheinmetall-Konzern<br />

gehört, stellt am neuen chinesischen<br />

Fertigungsstandort pneumatische Abgasrückführventile<br />

und elektrische Drosselklappen<br />

her. Die Produktion von Magnetventilen<br />

wird im zweiten Schritt folgen.<br />

Pierburg China Ltd. ist ein 100-prozentiges<br />

Tochterunternehmen der PierburgGmbH in<br />

Neuss. Das Unternehmen ist bekannt für<br />

Abgasrückführungstechnologie, die Hilfestellung<br />

bei der Reduzierung von Abgasen<br />

leistet. Und da seit März in Chinas Hauptstadt<br />

die verschärfte Abgasnorm „Beijing<br />

5“ eingeführtwurde,ist das Timing perfekt.<br />

Die Norm ist Vorläufer der Euro-6-Abgasnorm,<br />

die in drei Jahren eingeführt werden<br />

soll. Die Gruppe produziertbereits an neun<br />

Fertigungsstandorten in China und beschäftigt<br />

in der Volksrepublik rund 3500<br />

Mitarbeiter.<br />

VW fährtvor<br />

Das Ranking der „produktivsten Fertigungen“ in Europa der weltweiten<br />

Informationsplattform Inovev ergab, dass die zehn größten<br />

Produktionsstätten im vergangenen Jahr insgesamt mehr <strong>als</strong><br />

4,8 Millionen Fahrzeugeproduzierten.Den ersten und den letzten<br />

Platz inden TopTen bei den europäischen Produktionsvolumen<br />

belegt logischerweise Europas größter <strong>Automobil</strong>hersteller Volkswagen.<br />

Das VW-Werk in Wolfsburgist in der Hitliste mit mehr <strong>als</strong><br />

831000 Einheiten unangefochten die Nummer 1,gefolgt vonder<br />

russischen Avtovaz-Fertigung in Togliatti (552 156 Fahrzeuge).<br />

Aufdem dritten Platzlandete Volkswagens Premiumtochter Audi<br />

mit ihrem Werk in Ingolstadt, woimvergangenen Jahr 520568<br />

Autosvom Band liefen.Insgesamtstellt der VW-Konzern fünf der<br />

zehn bewerteten WerkeinEuropa.<br />

900 000<br />

800 000<br />

700000<br />

600 000<br />

500000<br />

400 000<br />

300 000<br />

200 000<br />

100 000<br />

0<br />

European production by plant(2012): topten<br />

WOLFSBURG (Volkswagen)<br />

TOGLIATTI (Avtovaz)<br />

INGOLSTADT(Audi)<br />

SUNDERLAND (Nissan)<br />

PITESTI (Dacia)<br />

BREMEN (Mercedes)<br />

MLADABOLESLAV (Škoda)<br />

MARTORELL (Seat)<br />

SINDELFINGEN (Mercedes)<br />

BRATISLAVA (Volkswagen)<br />

10 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


Der Kongress von<br />

Stuttgart<br />

AUTOMOBILSTANDORT EUROPA –<br />

AUSLAUFMODELL ODER NEUSTART ZU ALTER STÄRKE?<br />

24. AUTOMOBIL FORUM 2013<br />

Forum am Schlosspark, Ludwigsburg 14. und 15. Mai 2013<br />

Fürdas 24. AUTOMOBILFORUM erwarten wir wieder mehr <strong>als</strong> 350 hochkarätigeTeilnehmer aus der<br />

Branche zu einem der traditionsreichsten Kongresse im deutschsprachigen Raum.Entscheider der<br />

<strong>Automobil</strong>- und Zulieferindustrie,Topanalysten der Branche sowie Vertreter vonVerbänden und Politik<br />

analysieren und diskutieren wie es um den Zustand und die Zukunftsfähigkeit der europäischen<br />

<strong>Automobil</strong>industrie bestellt ist.Dabei geben Marktexperten und Topmanager tiefeEinblickeinIhre<br />

Strategien zur Bewältigung der Krise in Westeuropa.<br />

Dr.Bernd Bohr<br />

Geschäftsführer Robert<br />

Bosch GmbH und Vorsitzender<br />

des Unternehmensbereichs<br />

Kraftfahrzeugtechnik<br />

Axel Maschka<br />

Senior Vice President,<br />

Purchasing,Volvo Car<br />

Corporation<br />

Dr.Nicola<br />

Leibinger-Kammüller<br />

Vorsitzende der<br />

Geschäftsführung Trumpf<br />

GmbH &Co. KG<br />

Peter Schreyer<br />

PresidentKia, Chefdesigner<br />

Hyundai &Kia Motors<br />

HildegardWortmann<br />

Senior Vice President<br />

ProductManagement<br />

<strong>Automobil</strong>e und Aftersales,<br />

BMWGroup<br />

ANMELDUNG<br />

www.automobil-forum.de<br />

Für Rückfragen: Tina Drexler<br />

Tel.: +49 8191 125-321oder<br />

tina.drexler@sv-veranstaltungen.de<br />

2013


TITELTHEMA<br />

Bild: ŠkodaAufdem<br />

12 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TITELTHEMA<br />

Noch vor etwas mehr <strong>als</strong> zehn Jahren war<br />

Škoda die graue Ost-Maus im Portfolio des<br />

VW-Konzerns. Inzwischen spielt die tschechische<br />

Marke, getrieben von ihrem Chef<br />

Winfried Vahland, eine elementare Rolle<br />

beim Ziel der Wolfsburger, 2018 an der<br />

WELTSPITZE der Autobauer zu stehen.<br />

An Selbstbewusstsein hat es<br />

Škoda-Boss Winfried Vahland<br />

noch nie gemangelt, auch<br />

im eigenen Konzern gilt sein<br />

Auftreten bisweilen <strong>als</strong> zu<br />

forsch. Dem Vernehmen<br />

nach herrschte in VW-Führungskreisen<br />

auch schon vorauseilende Häme, dass<br />

dem gebürtigen Westfalen schon die Flügel gestutzt<br />

würden, <strong>als</strong> er im September 2010 den Chefposten<br />

bei Škoda antrat. Die Situation bei der tschechischen<br />

VW-Tochter war dam<strong>als</strong> nicht einfach. Zwar<br />

waren 2009 –fast schon einer kleinen Tradition folgend<br />

–die Absatzzahlen auf ein neues Rekordhoch<br />

geklettert, der Gewinn war aber angesichts der Krise<br />

auf deutlich unter 200 Millionen zusammengeschnurrt;<br />

tschechische Krone und das längst nicht<br />

mehr so billige Billiglohnland schlugen auf die<br />

Rendite. Hinzu gesellte sich hausinterner Ärger,<br />

weil der Škoda Superb in den Vergleichstest großer<br />

Magazine den VW Passat ausgebremst hatte.<br />

Im Gefolge machten Geschichten die Runde,<br />

wonach a) Škoda der bessere weil günstigereVolkswagen<br />

sei und b) die Konzernführung seine Ost-<br />

Tochter auf die Rolle des Billigablegers stutzen<br />

werde.Eine Situation, in der andereManager sich in<br />

ihren Ankündigungen auf –durchaus ehrenhafte –<br />

Ziele wie „weiteres Wachstum“ und „Verbesserung<br />

der Rendite“ kapriziert hätten. Nicht so Vahland.<br />

Kaum an Bord, kündigte der Manager an, das<br />

Wachstumstempo deutlich zu beschleunigen und bis<br />

2020 den Absatz der Fahrzeuge zu verdoppeln. Korrigiert<br />

hatte der Škoda-Chef inzwischen nur die<br />

Jahreszahl: die Verdoppelung des Škoda-Absatzes<br />

seit 2010 auf dann 1,5 Millionen Einheiten ist jetzt<br />

schon für2018geplant. Dashalten die Experten des<br />

Beratungsunternehmens IHS zwar aufgrund der<br />

schwierigen Lage in Europa und der undurchsichti-<br />

SprungAUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

13


TITELTHEMA<br />

gen Situation in Indien für zuoptimistisch<br />

und taxieren Škoda 2018 auf 1,35<br />

Millionen Einheiten. Andererseits traut<br />

IHS-Auto-Analyst Henner Lehne den<br />

Tschechen, getragen von der Modelloffensive<br />

um Octavia und Rapid, weiter<br />

strammes Wachstum zu.<br />

Vor allem die Produktseite verheißt<br />

für Škoda gute Zeiten. Das Unternehmen<br />

steckt derzeit in der größten Modelloffensive<br />

seiner Geschichte. Spätestens<br />

Ende 2015 will der Škoda-Chef die<br />

Modellpalette stehen haben, die den Absatzturbo<br />

auf 1,5 Millionen Einheiten<br />

zünden soll. Statt wie noch 2011 fünf<br />

Modelle, wird Škoda dann „acht oder<br />

mehr“ Fahrzeuge im Programm haben.<br />

Zu den neuen Modellen im Portfolio<br />

wird dann ein möglicherweise siebensitziger<br />

SUV oberhalb des Yeti zählen,<br />

ebenso der Rapid Spaceback sowie weitere<br />

Rapid-Modelle. Zudem sind bis auf<br />

den Roomster alle Modelle neu. Alleine<br />

das Volumen des Yeti und seines größeren<br />

Bruders,der vermutlich auf der IAA<br />

Pkw-Absatz<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

Verkauf >1.5<br />

Mio. Fahrzeuge<br />

bis 2018,<br />

Konzentration auf<br />

EU- und<br />

RIC-Märkte<br />

2001 2004 2005 2011 2012<br />

Jahr<br />

Profitabilität<br />

und Finanzstärke<br />

Top-<br />

Arbeitgeber mit<br />

globalem<br />

Talentpool<br />

Strategische<br />

„Speerspitze”<br />

mit Konzentration auf<br />

Preis/Wert,<br />

praktischen Nutzen<br />

und<br />

Geräumigkeit<br />

2015 vorgestellt wird, taxiert man auf<br />

150 000 bis 200 000 Einheiten weltweit.<br />

2015 mindestens achtModelle<br />

Damit fällt der traditionsreichen Marke<br />

aus Tschechien auf der Volumenseite eine<br />

Schlüsselrolle zu, wenn es um die Erfüllung<br />

des großen Plans von Konzern-Stratege<br />

Martin Winterkorn geht, 2018 der<br />

größte und beste Autokonzern der Welt<br />

zu sein. Marktexperte Lehne sieht Škoda<br />

mit Blick auf die Entwicklungsmärkte <strong>als</strong><br />

„elementaren Teil“ der Strategie 2018.<br />

Speziell in Märkten wie China, Indien<br />

und Russland könne die Markequalitativ<br />

gute Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisenanbieten, um sich gegendie wachsende<br />

lokale Konkurrenz sowie die wachsende<br />

Riege westlicher „Budget“-Konkurrenz<br />

zu behaupten. Eine wichtige Rolle<br />

spielen die Tschechen <strong>als</strong> Speerspitze<br />

gegen den mächtig aufstrebenden Hyundai/Kia-Konzern.<br />

Ein direktes Duell gibt<br />

es ab 2014 auf der Piste, wenn Hyundai<br />

mit dem i20 gegen den etablierten Škoda<br />

Ungleiche Schwestern<br />

Ausblick auf die Erweiterung<br />

der Modellpalette von ŠKODA<br />

Superb<br />

Yeti<br />

Octavia<br />

Roomster<br />

Fabia<br />

Citigo<br />

Abgehängt: Noch 2001<br />

lag Seatbeim jährlichen<br />

Fahrzeugabsatz<br />

deutlich vor Škoda.<br />

2004 hatsich das Blatt<br />

gewendet.Während<br />

die Tschechen zum<br />

Höhenflug ansetzten,<br />

verharrtSeatim<br />

Absatzkeller.Der Absatzaufschwung<br />

von<br />

Skoda setzt sich durch<br />

neue Modelle fort.<br />

2011 2012<br />

2013 2014/15/16<br />

Aktuelle Modelle<br />

Rapid<br />

Superb<br />

Yeti<br />

Octavia<br />

Roomster<br />

Fabia<br />

Citigo<br />

Neue Modelle<br />

Spaceback<br />

Rapid<br />

Superb<br />

Yeti<br />

Octavia<br />

Roomster<br />

Fabia<br />

Citigo<br />

New SUV<br />

Spaceback<br />

Rapid<br />

Superb<br />

Yeti<br />

Octavia<br />

Roomster<br />

Fabia<br />

Citigo<br />

Fabia in der WRC antritt–und dann<br />

übrigens auch gegen den VW Polo.<br />

Atemberaubend ist diese Schlüsselrolle<br />

für die Marke, wenn man schaut,<br />

woher Škoda kommt. Beispielsweise im<br />

konzerninternen Vergleich: 2001 rangierte<br />

Škoda mit einem Verkauf von<br />

461 000 Fahrzeugen jährlich deutlich<br />

hinter Seat mit 547 000 verkauften Fahrzeugen.<br />

Inzwischen sind die Tschechen<br />

den Spaniern enteilt und während Seat<br />

um die Zukunft im Konzern ringt, steht<br />

Škoda vor der Etablierung in der Liga<br />

der europäischen Volumenhersteller.<br />

Neuer Chef,neues Selbstbewusstsein<br />

Der Erfolg der vergangenen Jahre hat in<br />

Mlada Boleslav zu neuem Selbstbewusstsein<br />

geführt, das durch den neuen<br />

Chef weiter gestärkt wird. Ausgesprochen<br />

wohl fühle man sich im Verbund<br />

mit dem VW-Konzern, betont Vahland<br />

und unterstreicht, dass weder die Internationalisierung<br />

noch die Produktoffensive<br />

und schon gar nicht die technologischen<br />

Herausforderungen füreinen Hersteller<br />

wie Škoda alleine zu stemmen sei.<br />

Allerdings gehe man bei der Produktund<br />

Wachstumsstrategie eigene Wege:<br />

„Wir schauen da nicht allzu sehr nach<br />

rechts und nach links“, sagt Vahland bestimmt.<br />

Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins<br />

und auch der Akzeptanz, die<br />

Škoda inzwischen im Konzern erfährt: In<br />

Genf standen VW Golf Variant und<br />

Škoda Octavia Kombi, zwei direkte Konkurrenten<br />

um dieselbe Käufergruppe,<br />

Front an Front an den Ständen: „Vor<br />

fünf Jahren“, sagt ein VW-Mann, „hätte<br />

es das noch nicht gegeben.“<br />

Der Aufschwung Škodas ist umso bemerkenswerter,<br />

<strong>als</strong> die Marke über 60<br />

oder sogar 70 Prozent, je nach Sichtweise,obmit<br />

oder ohne Russland, in Europa<br />

erzielt und damit in einem Markt, der<br />

fast schon <strong>als</strong> Synonym für Verlieren<br />

steht. Auch 2012 schlug sich Škoda mit<br />

einem Minus von 0,9 Prozent in Europa<br />

mehr <strong>als</strong> wacker, wobei die starke Performance<br />

des Autoherstellers in Russland<br />

die Bilanz rettete.Weil es zudem in<br />

Indien und China fürdie Markemit dem<br />

geflügelten Pfeil im Emblem (+7,1 Prozent)<br />

gut lief, schoss der Absatz um 6,8<br />

Prozent auf knapp über 932 000 Einheiten<br />

nach oben. Mit dem Resultat, sagt<br />

Škoda-Chef Vahland, „ernten wir jetzt<br />

die Früchte für die frühzeitige Internationalisierung“:<br />

In Russland ist Škoda seit<br />

15 Jahren am Markt, in Indien seit elf<br />

Jahren und in China seit sechs Jahren.<br />

Dort läuft es für Škoda gut, was wohl<br />

14 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TITELTHEMA<br />

nicht zuletzt an den erstklassigen Marktkenntnissen<br />

des Chefs liegt: Bevor er <strong>als</strong><br />

Vorstandsvorsitzender nach Mladá Boleslav<br />

kam, verantwortete er fünf Jahre<br />

das VW-Geschäft in China. Die Qualitäten,<br />

die Vahland dort unter Beweis gestellt<br />

hat, sind jetzt auch bei Škoda gefragt:<br />

Produktionskapazitäten ausbauen,<br />

Kosten drücken und neue Modelle an<br />

den Verkaufsstart bringen.<br />

Großes SUVzur IAA 2015<br />

Unter den Modellen ist der Octavia der<br />

Star: Die Kritiken für die neueste Auflage<br />

des automobilen Imageträgers sind<br />

überragend: Nutzwert, Qualität, Design<br />

– alles passt. Selbst die bereits in den<br />

Verkauf gekommene Limousine, die für<br />

Deutschland und Westeuropa eigentlich<br />

keine Rolle spielt, erhielt großartige Noten<br />

von den Testern. Die Vorschusslorbeeren<br />

für den im Mai an den Markt<br />

kommenden Kombi sind geradezu überschwänglich.<br />

Bereits vor dem Octavia hatte Škoda<br />

im Januar den Rapid in die Showrooms<br />

gestellt, ein noch stärker auf Nutzwert<br />

getrimmtes Fahrzeug unterhalb des Octavia.<br />

Mit dem neuen Modell folgt der<br />

Tschechen-Ableger einer beliebten<br />

Spielart des VW-Konzerns: Klassiker<br />

Ocatvia ist von Größe, Komfort und<br />

Preis seinem ursprünglichen Format entwachsen,<br />

der Rapid nun soll die Kunden<br />

binden, die bei der Kaufentscheidung<br />

stark das Preis-/Leistungsverhältnis im<br />

Blick haben. Bereits zur IAA legt Škoda<br />

vornehmlich fürdie Märkte in Westeuropa<br />

den Spaceback nach.<br />

Die eigentliche Spielwiese für den<br />

Rapid stellen aber die für die Wachstumsstrategie<br />

wichtigen Märkte Russland,<br />

China und Indien dar, wo der<br />

Nutzwert-Škoda auch gebaut wird. Wie<br />

Vahland betont, ist der Aufbau einer<br />

Modellfamilie um den Rapid fest eingeplant.<br />

Entschieden verwehrt sich der<br />

Škoda-Chef allerdings gegen die Interpretation,<br />

der Rapid könne für Škoda<br />

die Rolle des Billigheimers für die<br />

Wachstumsmärkte übernehmen oder<br />

diese Rolle gar für den Konzern spielen.<br />

Beim Rapid handle es sich zwar um ein<br />

günstigeres Einstiegsmodell, allerdings<br />

unter klarer Wahrung der Škoda-Markenwerte:<br />

„Das Thema Budget-Car für<br />

China und Indien ist ein Konzernthema,<br />

Škoda ist da nicht direkt involviert.“<br />

Dafürist China bei Škoda umso mehr<br />

ein Thema. Zwar sind auch in Europa<br />

weitereZuwächse geplant und insbesondere<br />

Russland fällt eine Schlüsselrolle<br />

Bild: Škoda<br />

Bild: Škoda<br />

Quotenbringer und Imageträger: Der Škoda Ocatvia ist das wichtigste Fahrzeug im Programm.<br />

Die Kritiken für die neue Version des Flaggschiffs aus Mlada Bloeslavfallen euphorisch aus.<br />

fürdas künftige Wachstum zu, die größte<br />

Dynamik kommt aber aus China –und<br />

muss aus China kommen. Vorsechs Jahren<br />

dort gestartet, lag der Škoda-Absatz<br />

2012 bei 235 000 Fahrzeugen –und damit<br />

fast auf der Hälfte des Volumens der<br />

angestrebten 500 000, die spätestens<br />

2018 erreicht werden sollen. Wobei es<br />

nach dem Geschmack von Vahland gerne<br />

schneller gehen darf. 2018 ist für ihn<br />

nicht gesetzt <strong>als</strong> Ziel, wenn er davon<br />

spricht, die halbe Million bereits in<br />

„zwei oder drei Jahren“ zu knacken.<br />

Produktion in China<br />

Produktionsseitig ist Škoda für den<br />

nächsten Wachstumsschub vorbereitet.<br />

Für Octavia und Rapid wurde die Kapazität<br />

imStammwerk in Mladá Boleslav<br />

von 800 auf 1200 Einheiten täglich<br />

China fest im Blick: mittelfristig plant Škoda<br />

einen Absatz vonüber 500 000 Autosjährlich.<br />

hochgefahren, insgesamt können dort<br />

jetzt 2300 Autos am Taggebaut werden.<br />

Mit den 200 000 Einheiten jährlich in<br />

Kvasiny steht in Europa eine Produktionskapazität<br />

von 800 000 Fahrzeugen<br />

jährlich zur Verfügung. InChina produzierte<br />

Škoda bislang nur in Shanghai,<br />

noch in diesem Jahr wirdauch in Yizheng<br />

und Ningbo die Škoda-Produktion aufgenommen.<br />

Dort allerdings nicht in eigenen<br />

Werken, sondern im Verbund mit<br />

anderen Konzernmarken. Für Vahland<br />

eine der ganz großen Stärken.<br />

Vertrieb <strong>als</strong> zentrale Aufgabe<br />

Bleibt für Škoda Luft, sich einer der zentralen<br />

Herausforderungen zu widmen:<br />

dem Aufbau von Vertriebsstrukturen.<br />

Sowohl in Europa wie in China sieht der<br />

Škoda-Chef deutlichen Handlungsbedarf<br />

im Vertrieb wie auch im Service:<br />

„Wir haben künftig mehr Modelle, größere<br />

Modelle und mehr Technologie in<br />

den Fahrzeugen“.Darauf gelte es die Organisation<br />

vorzubereiten.<br />

Was das für China bedeutet, veranschaulichen<br />

Zahlen: Laut den Planungen<br />

des Autoherstellers muss für das Absatzziel<br />

von 500000 Fahrzeugen das Händlernetz<br />

auf 600 verdoppelt werden, das bedeutet<br />

wiederum die Verdoppelung der<br />

Mitarbeiterzahl auf rund 30 000. Diese<br />

Mitarbeiter –und nicht nur die in China<br />

–treffen auf immer anspruchsvollere, besser<br />

informierte Kunden: „Wir müssen die<br />

Verkäufer,aber auch den Service in einer<br />

Art und Weise professionalisieren wie wir<br />

das bisher noch nicht gekannt haben“,<br />

sagt Vahland und wirkt dabei wie einer,<br />

der sich schon auf die nächste Herausforderung<br />

freut.<br />

Frank Volk ■<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

15


TITELINTERVIEW<br />

Interviewmit Winfried Vahland, Vorstandsvorsitzender Škoda Auto a.s.<br />

„Werden echter<br />

Volumenanbieter“<br />

Mit der größten PRODUKTOFFENSIVE seiner Geschichte will Škoda zur festen Größein<br />

der Ligader internationalen Volumenhersteller werden. 2018 plantdie tschechische<br />

VW-Tochter mindestens 1,5 Millionen Autoszuverkaufen.Interviewmit dem Škoda-<br />

Chef über großeZiele und den Vorteil, ins VW-Konzernnetz eingebunden zu sein.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: 2012 war für Škoda ein gutes Jahr. Allerdings<br />

wartrotz des höheren Fahrzeugabsatzes die Umsatzrendite<br />

rückläufig.Gehen Sie davonaus,dass sich in Europa mittelfristig<br />

auch die Ertragssituation wieder verbessern wird?<br />

Zunächst möchte ich betonen, dass wir mit einer Umsatzrendite<br />

von 6,8 Prozent ein exzellentes Ergebnis erzielt haben, insbesondere<br />

wenn man auf die Ertragssituation der europäischen<br />

Volumenhersteller blickt. Wir müssen auch sehen, dass wir<br />

dieses Ergebnis trotz der größten Investitionsoffensive in der<br />

Geschichte des Unternehmens erreicht haben, die wir vor zwei<br />

Jahren gestartet haben und bei der wir jetzt mitten in der Umsetzung<br />

sind. Wir haben 2012 mit über 800 Millionen Euro fast<br />

50 Prozent mehr investiert <strong>als</strong> im Jahr zuvor.Vor diesem Hintergrund<br />

war 2012 exzellent.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Dennoch, Sie haben stramme Wachstumsziele<br />

für 2018,die ohne eine verschärfte Internationalisierung<br />

kaum zu erreichen sind?<br />

Škoda ist bereits vor Jahren in die Wachstumsmärkte gegangen.<br />

Europa bleibt für uns dabei weiter eine wichtige Ertragssäule.<br />

Daher ist es wichtig,dass wir in Europa weiter investieren, dass<br />

wir Europa <strong>als</strong> unseren Kern betrachten. Hier in Mladá Boleslav<br />

ist unsere Heimatbasis, hier entwickeln wir unsere Autos,<br />

hier haben wir mehr <strong>als</strong> 20 000 Beschäftigte.Hier findet vieles<br />

von dem statt, was ich <strong>als</strong> Intelligenz der Markebezeichne.Von<br />

daher ist Europa entscheidend. Wichtig ist natürlich auch der<br />

Markt. Wir haben in Europa einen Marktanteil von etwa vier<br />

Prozent. Wir wollen auf über fünf Prozent kommen, das heißt:<br />

Škoda wird ein echter Volumenanbieter in Europa. Dass wir<br />

erfolgreich sein können, das haben wir immer bewiesen. In den<br />

ersten Monaten 2013 konnten wir erneut unsere Position <strong>als</strong><br />

stärkste Importmarke inDeutschland deutlich ausbauen, wir<br />

haben uns in zahlreichen europäischen Märkten – Österreich,<br />

Schweiz, England – sehr gut entwickelt. In Nordeuropa haben<br />

wir Marktanteile von fünf bis zehn Prozent. Werhätte das vor<br />

ein paar Jahren gedacht?<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und im Osten ist Russland der Wachstumstreiber...?<br />

Europa ist wichtig,die Internationalisierung genauso.Bei Europa<br />

handelt es sich um etablierte Märkte.Hier werden wir sehen,<br />

ob wir zu alten Gesamtmärkten zurückkehren werden. Leider<br />

ging es in den vergangenen Jahren in Summe immer abwärts.<br />

Vondaher kann man in Europa derzeit noch nicht mit einem<br />

Wachstum des Gesamtmarktes rechnen. Die neuen Märkte werden<br />

aber wachsen, insbesondere die BRIC-Staaten. In Brasilien<br />

ist Škoda ja nicht vertreten, wir konzentrieren uns auf Russland,<br />

Indien und China. Hier hat unsere Mannschaft frühzeitig das<br />

Potenzial erkannt und die Märkte entwickelt. Wir sind seit sechs<br />

Jahren in China, seit elf Jahren in Indien und seit 15 Jahren in<br />

Russland. In Russland haben wir im vergangenen Jahr knapp<br />

100000 Fahrzeuge verkauft, in Indien konnten wir auf deutlich<br />

über 30 000 Fahrzeuge zulegen. Und China ist mit 235 000 verkauften<br />

Autos inzwischen unser wichtigster Markt.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie sind Sie mit Blick auf die Internationalisierung<br />

von der Produktionsseite aufgestellt. Sie haben das<br />

Stammwerk in Mladá Boleslav, produzieren in Russland, Indien<br />

und China. Reichtdas zur Realisierung der Wachstumsziele 2018?<br />

Wirhaben gerade unsereKapazitätimStammwerk Mladá Boleslavfürden<br />

Werksbereich Octavia und Rapid von 800Fahrzeugen<br />

auf 1200 pro Tag hochgefahren. In Summe können wir in unserem<br />

Stammwerk jetzt bis zu 2300 Autos am Tagbauen. Das ist<br />

schon eine tolle Kapazität fürein europäisches Werk. Am Standort<br />

Kvasiny haben wir mit der Rückverlagerung des Roomster<br />

aus Vrchlabi unsere Kapazitäten auf rund 200000 Fahrzeuge<br />

jährlich erhöht. Damit kommen wir in Summe auf rund 800000<br />

Fahrzeuge in Europa und sind hier optimal aufgestellt. Derzeit<br />

werden unsere Kapazitäten in China deutlich ausgeweitet ...<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: ... an welchen Standorten?<br />

Bisher haben wir nur in Shanghai Fahrzeuge produziert, in<br />

diesem Jahr gehen weitere Standorte ans Netz und zwar in<br />

16 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TITELINTERVIEW<br />

Škoda ist keine Billigmarke<br />

und wird<br />

auch nie eine Billigmarke<br />

werden.<br />

Yizheng im Norden Shanghais wie auch in Ningbo im Süd-<br />

Westen. Die Kapazitäten brauchen wir,uminChina mittelfristig<br />

auf einen Absatz von über 500 000 Fahrzeugen pro Jahr zu<br />

kommen. Das werden wir mit den jetzt geplanten Maßnahmen<br />

darstellen können.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: VW plantden Aufbau einer Low-Budget-Marke<br />

für die Emerging Markets. Škoda hat inIndien bereits<br />

den Rapid <strong>als</strong> günstiges Auto auf den Markt gebracht. War esnie<br />

Option im VW Konzern, dass Škoda in den Emerging Markets die<br />

Rolle der unterhalb VW positionierten Markeübernimmt?<br />

Das stand nie zur Diskussion. Škoda ist keine Billigmarke und<br />

Škoda wird auch nie eine Billigmarke werden. Wir sind einer<br />

der traditionsreichsten Fahrzeugbauer der Welt mit einer Historie<br />

von über 117Jahren. UnserePositionierung ist im Wettbewerb<br />

und innerhalb des Volkswagen Konzerns klar beschrieben,<br />

„simply clever“ sei hier nur ein Stichwort. Wir haben eine<br />

klare Differenzierung zu anderen Marken im Konzern. Wir gehen<br />

unseren eigenen Wegund schauen dabei nicht allzu sehr<br />

auf andere. DasThema Budget-Car ist ein Thema des Konzerns,<br />

das Škoda nicht direkt betrifft.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Ist der Aufbau einer Modellfamilie um<br />

den Rapid eine Option für Ihreeigenen Wachstumsansprüche?<br />

Das haben wir vor.Dieses Jahr kommt ja noch der Rapid Spaceback<br />

für Westeuropa. Potenzial sehen wir übrigens auch in<br />

China, wo wir den Spaceback lokal fertigen werden.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: ... wie siehtesmit weiteren SUVaus?<br />

Weltweit gewinnt das SUV-Segment an Bedeutung. Diese<br />

Entwicklung greift bei den Premiumfahrzeugen bereits seit<br />

längerem und setzt sich zunehmend in den Volumen-Segmenten<br />

durch. Der Yeti ist ein über unsere Erwartungen hinaus<br />

erfolgreiches Modell. Mit der Lokalisierung, die wir dieses<br />

Jahr auch in China starten werden, trauen wir uns einen Absatz<br />

von 150 000 bis 200 000 Fahrzeugen jährlich zu. Für uns<br />

gibt es angesichts der Segmententwicklung oberhalb des Yeti<br />

noch Raum für ein größeres SUV, das könnte vielleicht sogar<br />

<strong>als</strong> Siebensitzer geplant werden. Auch dort sehen wir eine<br />

Nachfrage in einer Größenordnung von 150 000 bis 200 000<br />

Fahrzeugen. Für Škoda <strong>als</strong>o eine tolle Chance in neue Segmente<br />

zu wachsen.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: 2020soll der CO 2<br />

-Ausstoß in der Flotte<br />

auf 95g/km abgesenkt werden. Geht Škoda eigene Wege oder bedienen<br />

Sie sich aus dem großen Portfolio des VW-Konzerns?<br />

Hier wird die Stärke des VW-Konzerns deutlich sichtbar. Der<br />

Konzern war technologisch noch nie so gut aufgestellt wie heute.<br />

Das ist auch ein großer Vorteil für Škoda, <strong>als</strong> aufstrebende<br />

Volumenmarke Teil dieses Konzerns zu sein. Wir wären allein<br />

nicht in der Lage, die Investitionen, die durch die weltweite<br />

Gesetzgebung im Zusammenhang mit CO 2<br />

,Verbrauchsreduzierung<br />

oder neuen Sicherheitsvorschriften auf uns zukommen,<br />

selbst zu tätigen. Deshalb ist dieser starke Verbund so wichtig.<br />

Der Konzern kann die enormen Investitionen auf mehrere<br />

Schultern verteilen. Das Interview führte Frank Volk ■<br />

Die Langversion des Interviews mit weiteren Infos lesen Sie unter:<br />

www.automobil-produktion.de/vahland<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

17


Die Kabelkenner<br />

IM FOKUS: LEONI<br />

Mit der Herstellung von Leonischen Waren inNürnberg fing alles an. Der Kabelspezialist Leoni<br />

blickt auf eine ansehnliche Tradition zurück. Für die nächsten fünf Jahre plant der <strong>Automobil</strong>zulieferer<br />

seine internationale PRÄSENZ weiter auszubauen.<br />

1<br />

2<br />

1) Andreas Brand, Vorstandsmitglied der Leoni AG und Chef des Unternehmensbereichs<br />

Wiring Systems,will in den nächsten fünf Jahren die globale Präsenz weiter ausbauen.<br />

2) InChina ist der Kabelspezialist Leoni mit diesem Bereich bereits seit 20Jahren vorOrt.<br />

3) Auf der Nutzfahrzeug-IAA 2012 präsentierte Leoni die Weiterentwicklung des formstabilen<br />

Kabelsatzes für Pkw, Nfz und Motorräder – mit verbesserter Temperaturbeständigkeit.<br />

3<br />

Bilder:Leoni<br />

Rund 3000 Meter –soviel Kabel<br />

steckt durchschnittlich in einem<br />

Fahrzeug. Und auch ein Mittelklassewagen-Bordnetz<br />

ist mit 40 bis 50<br />

Kilogramm Gewicht eines der schwersten<br />

Teile im Autobau. Doch in Zeiten, wo<br />

Miniaturisierung und Leichtbau angesagt<br />

sind, stehen <strong>Automobil</strong>hersteller und Kabellieferanten<br />

vor neuen Herausforderungen.<br />

Denn nun zählt jedes Gramm.Andreas<br />

Brand, Vorstandsmitglied der Leoni<br />

AG und verantwortlich fürden Unternehmensbereich<br />

Wiring Systems, kennt die<br />

Herausforderungen: „Diese Themen beschäftigen<br />

uns sehr. Esgibt aber mehrere<br />

Stellschrauben fürden Leichtbau.“Sosind<br />

Gewichtseinsparungen über alternative<br />

Materialien und Legierungen, über die<br />

Reduzierung des Querschnitts und über<br />

die Architektur des Kabelsatzes möglich.<br />

Neben diesen Themen ist auch das Anwachsen<br />

des Entertainment-Systems im<br />

Fahrzeug ein drängendes Thema. Denn<br />

immer mehr wird inden Fahrzeugen auf<br />

Vernetzung und Unterhaltung gesetzt. So<br />

bedeuten umfangreichereVideo- und Audiosysteme<br />

auch größere und komplexere<br />

Kabelsysteme.<br />

Neue Lösungen fürEntertainment<br />

Das gleiche gilt auch für die Vernetzung<br />

mit Internet und mobilen Geräten. Hier<br />

erarbeitete Leoni schon neue Konzepte.<br />

„Wirbieten heute bereits Lösungen hierfür,<br />

arbeiten aber auch intensiv daran,<br />

neue Leitungstypen zu entwickeln, die<br />

den steigenden Ansprüchen speziell im<br />

Datenbereich gerecht werden – Stichworte<br />

Ethernet, LVDS (Low Voltage<br />

Differential Signaling) oder AVB(Audio<br />

Video Bridging)“,soBrand.<br />

Für neue Entwicklungen investierte<br />

Leoni 2012 knapp 94 Millionen Euro.<br />

Insgesamt arbeiten weltweit mehr <strong>als</strong><br />

1300 Mitarbeiter imBereich F&E. So<br />

erweitern die Nürnberger ihr Produktportfolio<br />

ständig. Neben dem formstabilen<br />

Kabelsatz von 2010, einadrigen Fahrzeugleitungen<br />

und komplettem Bordnetz-System<br />

mit integrierter Elektronik<br />

werden nun auch Stecker, Ladekabel<br />

und -dosen, Sicherungsboxen sowie Verteilersysteme<br />

angeboten. Leonis Produkte<br />

findet man dabei sowohl in Low-cost-<br />

Modellen <strong>als</strong> auch in Luxuswagen.<br />

Anregungen für neue Entwicklungen<br />

in der <strong>Automobil</strong>industrie transferiert<br />

Leoni aus seinen anderen Geschäftsfeldern<br />

wie Industrie &Gesundheitswesen,<br />

Kommunikation & Infrastruktur oder<br />

Haus- & Elektrogeräte. „Die Bereiche<br />

Automotive und Non-Automotive ergänzen<br />

sich hervorragend im Technologieaustausch<br />

über die Branchengrenzen<br />

hinweg. Entscheidend dabei ist aber,<br />

dass wir die Erkenntnisse aus diversen<br />

18 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


WIRTSCHAFT<br />

Industrien vor allem in die Entwicklung<br />

fortschrittlicher Kabeltechnologien und<br />

Materialien umsetzen“, erklärt Manager<br />

Brand die Synergien.<br />

Mit seinem Produktportfolio erzielte<br />

Leoni 2012 einen Umsatz von 3,8 Milliarden<br />

Euro, und konnte damit das Vorjahr<br />

um knapp drei Prozent übertreffen. Den<br />

Erfolg will Leoni auch in den nächsten<br />

fünf Jahren weiter ausbauen. Nach der<br />

„Strategie des profitablen Wachstums“<br />

setzt der Kabelzulieferer auf Qualität. Erreichen<br />

will Leoni dies über die vier Stellhebel<br />

Globalisierung, Innovation, Systemgeschäft<br />

und Effizienz.<br />

2013 investiert daher Leoni 190 Millionen<br />

Euro inden globalen Ausbau der Geschäftsbeziehungen<br />

zu europäischen Kunden.<br />

Weiterhin verfolgt das Unternehmen<br />

den Plan, Kunden aus China, Südkorea,<br />

den USA oder Indien für sich zu gewinnen.<br />

Anfang 2013 erhielt Leoni einen Auftrag<br />

von Ssangyong Motor Company, einem<br />

der führenden südkoreanischen Hersteller<br />

von Geländefahrzeugen. Leoni<br />

produziert dabei Kabelsätze für das neue<br />

kompakte Modell, das 2015 auf den koreanischen<br />

Markt kommen soll. Gesamtumsatz<br />

des Projekts: 75 Millionen Euro. Daneben<br />

ist China, wo Leoni bereits Ende<br />

1990 und seit 20 Jahren mit dem Kabelbereich<br />

vor Ort engagiert ist, besonders interessant.<br />

Auch Russland und Brasilien sind<br />

für Leoni attraktiv. „Bis 2017 werden wir<br />

die Bordnetz-Umsätze in den BRIC-Staaten<br />

verdoppeln.“<br />

2013 startet Leoni mit 16 neuen Bordnetzen<br />

im Markt. Die neuen Produkte<br />

und die globale Expansion sollen das<br />

DAS UNTERNEHMEN IN ZAHLEN<br />

Die Zahlen<br />

Umsatz 2012<br />

Umsatz<br />

Wiring Systems<br />

Produktionsstätten<br />

Geschichte<br />

Bereits 1569 gründete Anthoni Fournier in Nürnbergeine Werkstatt für die Herstellung<br />

von Leonischen Waren. Diesen verdankt Leoni seinen Namen. Die feinen Gold- und Silberdrähtewurden<br />

früher unter anderem für Stickereien,Bänder und Borten verwendet.<br />

1621 wurden weitereWerkstätten eröffnet. 1917 schließen sich die Werkstätten zu den<br />

Leonischen Werken Roth-Nürnberg AGzusammen. Ab1928 fertigt das Unternehmen<br />

Lackdrähte, PVC-isolierte Leitungen, Netzausschlussleitungen und Kabelsätze. Ab 1967<br />

baut Leoni sein Netzwerk und Produktportfolio immer weiter aus.Neben weiteren Tochtergesellschaften<br />

in Tunesien oder den USA expandiert Leoni auch in Asien. 1999 wird<br />

die Leonische Drahtwerke AG(Namensänderung 1931) indie heutige Leoni AG umbenannt.<br />

Das Unternehmen ist in zwei Divisionen aufgeteilt: Wire &Cable Solutions und<br />

Wiring Systems. Letztere macht den Großteil des Geschäfts aus. Leoni ist Anbieter von<br />

Drähten, optischen Fasern, Kabeln und Kabelsystemen sowie zugehörigen Dienstleistungen<br />

für die <strong>Automobil</strong>branche und andereIndustrien.<br />

Produkte<br />

Kabelsysteme/Bordnetzsysteme, Kabelsätze, Sensoren, Relais- und Sicherungssysteme,<br />

Kupferkabel, Hybridkabel, optische Kabel, Drähteund Litzen,optische Fasern,Konnektoren<br />

Kunden<br />

3,81 Mrd. Euro<br />

2,2 Mrd. Euro<br />

92 in 32 Ländern<br />

Audi, Bosch, Volkswagen, Daimler, Siemens, BMW, Citroën, Lear Corporation, Jaguar,<br />

Volvo, Land Rover, Renault,Peugeot<br />

Unternehmen weiter auf Wachstumskurs<br />

halten. Denn dank der schwachen Nachfrage<br />

in Europa bauen nicht nur die<br />

OEM auf das große Potenzial der Wachstumsmärkte.Auch<br />

Leonis unternehmeri-<br />

Mitarbeiter 59 393<br />

Mitarbeiter<br />

Wiring Systems<br />

Website<br />

51 000<br />

www.leoni.com<br />

sche Ziele sind nach Brand klar definiert:<br />

„Für das Jahr 2016 haben wir uns vorgenommen,<br />

den Konzernumsatz von heute<br />

3,8 auf dann fünf Milliarden Euro zu<br />

steigern.“ Felicitas Heimann ■<br />

Kommentar vonProfessor Bernd Gottschalk<br />

„Guter Draht“<br />

Man braucht schon einen guten Draht zuden<br />

Kunden, wenn man wie Leoni 3,8 Milliarden Euro<br />

mit ansprechender Profitabilität umsetzt. Und<br />

man braucht einen guten Draht zum Kapitalmarkt,wenn<br />

man die Finanzierung dieses MDAX-<br />

Unternehmens so geräuschlos und langfristig<br />

gestalten will, wie das jüngst geschehen ist.<br />

Ob Kapitalerhöhung oder Schuldscheindarlehen,<br />

Leoni hat ein glückliches Händchen dafür, dieses<br />

Thema, das bei vielen Zulieferern noch immer<br />

zentrale Schwachstelle ist, langfristig und attraktiv<br />

zu lösen. Heiß wurden die Drähte nur, <strong>als</strong> das<br />

Gewinnwachstum jetzt erst einmal gestoppt<br />

wurde und 2013 zum „Übergangsjahr“ deklariert<br />

werden musste – mit entsprechender Bestrafung<br />

beim Börsenkurs. Dennoch gilt: Die institutionellen<br />

Investoren wissen, was sie an Leoni haben.<br />

Das gilt auch für die Kunden,allen vorandie <strong>Automobil</strong>hersteller.<br />

Hohe Entwicklungskompetenz –<br />

in der Bordnetzsparte ist man in Europa immerhin<br />

Nummer 1 und weltweit Nummer 4 – sowie<br />

Markt- und Kundennähe sind seit jeher Garanten<br />

für eine hohe book-to-bill-Rate. Mit einer klaren<br />

Ausrichtung an der Kostenführerschaft tut sich<br />

mancher Zulieferer schwer, nicht Leoni. Die<br />

Standortpolitik wird dem folgerichtig untergeordnet.Und<br />

wenn die Umsatzrendite immer noch<br />

nicht stimmt, hilft ein internationales Task Force<br />

Team nach – wie jetzt nach der Akquisition des<br />

koreanischen Daekyeung. Fünf Milliarden Euro<br />

Umsatz will Leoni bis 2016 erreichen. Das ist<br />

machbar, auch wenn man dieses Jahr kaum<br />

wachsen dürfte. Nur darf dann der Draht zuden<br />

Kunden nicht abreißen, die letztlich die guten<br />

Konjunkturen schaffen. Vom Markt kann sich<br />

auch Leoni nichtabkoppeln.<br />

Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL<br />

PRODUKTION die Lageführender<br />

Zulieferer:Bernd Gottschalk,<br />

Geschäftsführer AutoValue und<br />

ehemaliger VDA-Präsident.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

19


WIRTSCHAFT<br />

Interviewmit Thorsten M. Schiefer,Partner,KPMGAGWirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

„Nur 25 Prozent der<br />

Innovationen erfüllen ROI“<br />

Die innovativsten Zulieferer zu finden,ist auch für Hersteller eine immer größere<br />

Herausforderung.Das gelingt nur <strong>als</strong> Partner und nur dann,wenn alle in der Wertschöpfungskette<br />

auf AUGENHÖHE miteinander reden,sagt KPMG-<strong>Automobil</strong>experte<br />

Thorsten M. Schiefer.Welche Maßnahmen sonst noch zum Vorspung verhelfen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Schiefer, Volvo führt gerade eine<br />

Rückvergütung ein, damit die Zulieferer ihre Innovationen nicht<br />

nur zu BMW, Audi oder Mercedes-Benz tragen.Volvobeteiligt seine<br />

Zulieferer über drei Jahre anden Einsparungen, die durch deren<br />

Innovationen erzielt werden.Ein Zukunftsmodell?<br />

Gerade die Premium-OEMs versuchen sich in ihrem Segment<br />

durch die frühzeitige Sicherung von Innovationsvorteilen zu<br />

profilieren. Dem einen gelingt dies durch preisliche Anreize –<br />

dem anderen durch die frühzeitigeEinbindung der innovationsführenden<br />

Lieferanten in den eigenen Entwicklungsprozess<br />

und ein partnerschaftliches Lieferantenmanagement. Eine intelligente<br />

Kombination aller Faktoren sichertdie solideste Innovationsnutzung.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Andererseits werden doch nicht alle<br />

Innovationen zu einem wirtschaftlichen Erfolg?<br />

Das stimmt, die Erfolgsquote ist stark zurückgegangen.Der Innovationsdruck<br />

für die Zulieferer ist stark gestiegen, denn es gilt: Steigender<br />

Innovationsbedarfbei sinkenden Innovationserträgen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Nennen Sie mir drei Beispiele für gescheiterte<br />

Innovationen...<br />

Nach neuesten Umfragen erfüllen nur noch knapp 25 Prozentaller<br />

gestarteten Innovationen nach harter Erfolgsmessung die geforderten<br />

ROIs. Gelungene Innovationen sind oft gar nicht die, die<br />

man <strong>als</strong> Hightech-Innovationen wahrnimmt. Ein Beispiel: Es ist<br />

auch eine Innovation,wenn es ein Unternehmen schafft,bestimmte<br />

Komponenten nicht nur im High-End-Bereich anzubieten, sondern<br />

für die gesamte Produktpalette inklusive der Low-Cost-Cars<br />

profitabel zu machen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: ZF hat beim Tata Nano Teile zugeliefert.War<br />

das der Einstieg in die Low-Budget-Cars-Thematik?<br />

Ja, das ist ein gutes Beispiel. Man lerntbei solchen Projekten,Komponenten<br />

sehr diszipliniert für die Commoditisierung zu entwi-<br />

Es gilt: steigender<br />

Innovationsbedarf<br />

bei sinkenden Innovationserträgen.<br />

20 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


WIRTSCHAFT<br />

ckeln. Die hierbei entwickelten Lösungen müssen dann nicht<br />

zwangsweise nur in einem Low-Budget-Car zur Anwendung kommen.<br />

Sie können durchaus auch in andere Serien einfließen. Das<br />

empfinde ich auch <strong>als</strong> eine sehr nachhaltigeInnovation,auch wenn<br />

das nicht die spektakulären Medienwirkungen auslöst, wie Performance-Technologien<br />

vorzehn Jahren.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Waskönnen Unternehmen strategisch<br />

unternehmen, umdas Risiko eines möglichen Scheiterns einer Innovation<br />

zu minimieren?<br />

Innovationen sind immer mit einem Risiko behaftet. Das zu negieren,<br />

würde der Marktlogik widersprechen. Ein Unternehmen kann<br />

durch konsequente Marktrecherche und Marktkenntnis gegensteuern.<br />

Damit meine ich, die Meinungsführer zu befragen, die in<br />

den Technologiemärkten beheimatet sind. Dieses Befragen muss<br />

heute sehr viel globaler sein, <strong>als</strong> vor zehn Jahren. Was wir Deutschen<br />

uns <strong>als</strong> führende Technologie ausgedachthaben,muss international<br />

nicht mehr unbedingt der Standard sein. Heute muss ich<br />

mir <strong>als</strong> Entwicklungschef darüber Gedanken machen,was die internationalen<br />

Bedürfnisse sind und was der „globale Kunde“ für welche<br />

Art von Nutzen bereit ist zu bezahlen. Diese Marktforschung<br />

muss ich mit einer großen Intensität betreiben – neutral, faktenorientiertund<br />

funktionsübergreifend. Auch wenn tradierte Prozesse<br />

im Innovationsmanagementauf den Prüfstand gestellt werden.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Gibt es zuverlässige Mechanismen,<br />

wie die Unternehmen der <strong>Automobil</strong>industrie Innovationen generieren<br />

können – vielleichtsogar automatisieren?<br />

Aus meiner Sicht kommt inZukunft der engen Zusammenarbeit<br />

mit innovationsführenden,global differenziertauftretenden Zulieferern<br />

auf jeder Wertschöpfungsstufe besondere Bedeutung zu. In<br />

welche Mechanismen lassen sich die innovationsstarken Zulieferer<br />

integrieren? Es muss eine Grundstimmung vonpartnerschaftlicher<br />

Information gewährleistet sein, denn wenn ich nicht auf einer Augenhöhe<br />

argumentiere, wenn ich über Innovation spreche, wird<br />

niem<strong>als</strong> das Optimum herauskommen. Collaborative Engineering<br />

ist ein sehr wesentlicher Faktor. Esmuss auch so eine Art „early<br />

warning“ System geben, woman sich gegenseitig offen und frühzeitig<br />

informiert, wenn sich bestimmte Axiome im Innovationsprozess<br />

verändern. Das muss sowohl der OEM signalisieren, wie auch<br />

der Zulieferer, wenn er merkt, dass sich auf dem Innovationspfad<br />

Verschiebungen ergeben.<br />

ZurPerson<br />

THORSTEN M. SCHIEFER ist Partner bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.<br />

Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />

absolvierte er an der Universität Köln. Thorsten<br />

Schiefer hatüber 25 JahreIndustrie- und Beratungserfahrung in<br />

der Pharma-, Luftfahrt- und <strong>Automobil</strong>industrie. ImJahr 1995<br />

war erMitbegründer von BrainNet. Seit Juni 2012 ist BrainNet<br />

nun Teil des weltweiten KPMG Netzwerks. Schiefer ist Mitglied<br />

des Verwaltungsrates, Partner und Mitglied der Geschäftsführung,und<br />

zuständig für Unternehmensentwicklung.<br />

und Systeme in Frage. Der Markt und der Einkauf <strong>als</strong> Benchmark<br />

zum Beispiel für Entwicklung und Produktion. Früher undenkbar –<br />

heute immer öfter der Fall.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Folgt daraus, dass der Einkauf in Zukunftder<br />

Treiber für strategische Innovationsplanungen einnimmt?<br />

Ja – immer mehr – wenn man ihn lässt,und er sich so qualifiziert,<br />

dass man ihm diese Rolle auch abnimmt, und der Einkauf seine<br />

Wissensvorteile und seine Neutralitätaktiv nach innen und außen<br />

vermarktet.Ich glaube,dass ist derzeit eine historische Chance.<br />

StarkeEinkaufsabteilungen und starkePersonen können sich entsprechend<br />

profilieren.<br />

Das Interview führte Bettina Mayer ■<br />

Erfahren Sie mehr:auf unserer<br />

HAUSMESSE in Lüdenscheid<br />

vom20. bis 21.Juni 2013<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie sagen, Innovation braucht Führung.Wer<br />

übernimmtdann die Hauptrolle – der Einkaufschef oder<br />

der Entwickler?<br />

Ich glaube, dass das je nach Technologie sehr unterschiedlich sein<br />

kann. Zudem kommt esdarauf an, wie man seine Rolle begreift.<br />

Wofür bin ich <strong>als</strong> Einkäufer verantwortlich? Für niedrige Preise?<br />

Oder dafür,die Türzuden Partnern in der Wertschöpfungskette zu<br />

öffnen? Wir brauchen ja nicht darüber zu reden, welche Variante<br />

zukunftsweisend ist. Inder Regel müssen mehrere Parteien an einem<br />

Tisch sitzen,umeine Innovation voranzutreiben.Der Einkäufer<br />

wird somit immer mehr zum Moderator, manchmal sogar zum<br />

Leiter einer ArtInnovationskonferenz. Dazu brauchtessowohl methodisches,<br />

<strong>als</strong> auch fachliches Know-how und die persönliche Fähigkeit,zuvermitteln<br />

und zu führen.Nichtselten kommen bei solchen<br />

Innovationskonferenzen auch interne Funktionsbereiche auf<br />

den Prüfstand. Neue internationale Zulieferer auf Entwicklungsund<br />

Produktionsseite stellen hier immer öfter tradierte Prozesse


INTERNATIONAL<br />

Zweiter Anlauf<br />

Bereit für den Marktstart: Qualitätsfinish am Nissan<br />

NewLeaf im Werk Sunderland. In der nordenglischen<br />

Hafenstadt werden seit Ende März die für Europa<br />

bestimmten Nissan-Stromer gebaut.Das E-Autogeht<br />

mit dem Qashqai vomBand.<br />

Größere Reichweite, halbierte Ladezeiten, günstigerer Preis und bessere Nutzwerte.<br />

Während sich zahlreiche Hersteller vonrein elektrischen Fahrzeugen verabschieden,legt<br />

Nissan nach und machtaus dem LEAF im zweiten Anlauf einen Europäer.<br />

Bilder: Volk<br />

Wenn Andy Palmer, der wichtigste<br />

Europäer in der Führungsriege<br />

des japanischen<br />

Herstellers Nissan, mit ansteckendem<br />

Enthusiasmus von der Zukunft der Elektro-Autos<br />

spricht, mit geballter Faust<br />

beteuert, dass das Bekenntnis Nissans<br />

zur E-Mobilität „stronger than ever“ ist<br />

und Vertriebschef Paul Wilcox vorrechnet,<br />

dass die Nachfrage nach dem Nissan<br />

Leaf jeden Monat zulegt, dann ist man<br />

versucht zu glauben, dass hinter dem<br />

Leaf eine Erfolgsstory steckt. Und es ist<br />

ja auch was, dass von dem ersten rein<br />

elektrischen Volumenmodell inzwischen<br />

weltweit rund 55 000 Einheiten verkauft<br />

wurden. Es hat aber auch etwas von Pfeifen<br />

im Wald, wenn man auf den aktuellen<br />

Diskussionsstand um rein elektrische<br />

Fahrzeuge schaut: Die Absatzzahlen<br />

kommen nicht vom Fleck, in Nordamerika<br />

haben Ford und eben Nissan die Preise<br />

für ihre E-Autos drastisch gesenkt.<br />

Reihenweise haben sich in den vergangenen<br />

Monaten die Hersteller vom reinen<br />

Elektro-Auto verabschiedet und<br />

proklamieren nun Plug-In Hybride <strong>als</strong><br />

die Lösung für die nähere und mittlere<br />

Zukunft. Selbst BMW spendiert seinem<br />

vor der Markteinführung stehenden i3<br />

einen kleinen Benzintank <strong>als</strong> Range Extender.<br />

Zur Beruhigung der Autofahrer<br />

und wohl zur eigenen. Noch immer gilt<br />

neben der unzureichenden Infrastruktur<br />

die Diskrepanz zwischen Reichweite und<br />

Preis <strong>als</strong> größter Bremser bei der Entwicklung<br />

der E-Mobilität.<br />

500 Millionen investiert<br />

Auch die Eckdaten des New Leaf legen<br />

den Verdacht nahe, dass –entgegen der<br />

öffentlichen Beteuerungen –das E-Mobil<br />

längst nicht so in die Gänge kommt wie<br />

von Nissan gewünscht: Über 100 Verbesserungen<br />

listet Chefvermarkter Wilcox<br />

für den Leaf auf, darunter so essentielle<br />

Dinge wie die Erhöhung der Reichweite,<br />

Halbierung der Ladezeit und Verbesserung<br />

der Fahrdynamik, weshalb man denn<br />

auch nicht von einem Facelift spricht,<br />

sondern vom New Leaf. Das gesamte Paket<br />

anNeuerungen und Verbesserungen<br />

gibt es zu einem niedrigeren Einstiegspreis<br />

<strong>als</strong> beim Vorgängermodell.<br />

Dies <strong>als</strong> zwingend notwendige Verkaufsförderung<br />

für einen Ladenhüter zu bezeichnen,<br />

werde dem Leaf keineswegs<br />

gerecht, betont man bei dem japanischen<br />

Hersteller mit Nachdruck. John Martin,<br />

Nissan Produktionschef in Europa, erinnert<br />

daran, dass sich die E-Mobilität erst<br />

am Beginn einer Entwicklung befinde<br />

und es völlig verfehlt wäre,bereits in der<br />

ersten Generation seitens der Käufer<br />

günstige Preise und seitens der Hersteller<br />

Gewinne zu erwarten.<br />

Bei beiden Punkten glaubt man aber<br />

durch die Verlagerung der Produktion nun<br />

einen ganz entscheidenden Schritt weiter<br />

gekommen zu sein. Vier Jahre lang wurde<br />

im nordenglischen Sunderland die Integration<br />

des Leaf in die Produktion im europäischen<br />

Stammwerk von Nissan vorbereitet.<br />

Insgesamt hat der Hersteller rund 500<br />

Millionen Euro investiert, davon mehr <strong>als</strong><br />

die Hälfte für die neue Batteriefertigung,<br />

die Nissan zusammen mit dem japanischen<br />

Joint-Venture Partner AES gleich neben<br />

dem Autowerk betreibt. Hier sollen künftig<br />

auch die Batterien für alle weiteren in<br />

Europa gebauten E-Fahrzeuge von Nissan<br />

22 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


©2013 United Parcel Service of America, Inc. UPS, das<br />

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INTERNATIONAL<br />

produziert werden. Auf den Leaf folgt<br />

2014 der e-NV 200, der in der Version <strong>als</strong><br />

leichtes Nutzfahrzeug und <strong>als</strong> Kombi in<br />

Barcelona gebaut wird. Noch etwas weiter<br />

entfernt ist der kompakte Infiniti, den die<br />

Nissan-Premium-Tochter gemeinsam mit<br />

Mercedes entwickelt. Nachdem das Werk<br />

Sunderland hier bereits den Zuschlag für<br />

den Bau des herkömmlich betriebenen<br />

Modells erhalten hat,müht sich das Europa-Management<br />

nun auch die Produktion<br />

der für 2015 geplanten E-Version des Infiniti<br />

nach Nordengland zu holen: „Die<br />

Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber<br />

klar ist:Wirwollen dieses Auto hier haben“,<br />

unterstreicht Martin.<br />

Die Chancen dafürstehen gut. Sunderland<br />

hat sich seit der Eröffnung 1986 den<br />

Ruf<strong>als</strong> ein Werk erworben, in dem Autos<br />

extrem effizient gebaut werden und ist<br />

nach Eigeneinschätzung das produktivste<br />

Werk in Europa und unter den Top 5<br />

weltweit. 2012 lag die Auslastungsquote<br />

bei 106 Prozent: „Wenn in Japan verhandelt<br />

wird, wer den Zuschlag für ein neues<br />

Modell bekommt, dann sind wir in einer<br />

sehr guten Position“,sagt Produktionschef<br />

John Martin.<br />

Leaf schon heute profitabel<br />

Wie effizient, zeigt sich jetzt auch am<br />

Beispiel des Nissan Leaf. Der Bau des<br />

Stromers ist voll in die Produktion des<br />

Nissan-Topsellers Qashqai integriert. Wo<br />

für den Qashquai der Motor eingbaut<br />

wird, erhält der Leaf den Elektroantrieb;<br />

wo der Qashqaui den Benzintank, bekommt<br />

der Leaf das Batteriepaket.<br />

Durch die Integration schaffe man es<br />

bereits jetzt, den E-Nissan profitabel zu<br />

produzieren. Das wiederum erlaube es<br />

auch trotz der Vielzahl an Innovationen,<br />

das Auto günstiger <strong>als</strong> seinen Vorgänger<br />

anzubieten. Mindestens ebenso bedeutend<br />

ist das hohe Maß an Flexibilität:<br />

Steige die Nachfrage nach dem Leaf,<br />

könne man ohne Probleme die Produktion<br />

nach oben fahren und umgekehrt.<br />

Und: die Vorbereitungen sind so getroffen,<br />

dass auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />

gefertigt werden können.<br />

Geht es nach den Planungen bei Nissan,<br />

wirddie Karte mit der erhöhten Leaf-<br />

Produktion bald gezogen werden. Zwar<br />

gibt sich Wilcox zugeknöpft, wenn es um<br />

Absatzprognosen geht, er räumt aber ein,<br />

dass man eine deutliche Erhöhung der<br />

Absatzzahlen in Europa erwarte. Daist<br />

allerdings auch reichlich Luft nach oben.<br />

Zwar ist der Leaf mit rund 55 000 seit dem<br />

Marktstart verkauften Fahrzeugen das<br />

einzige E-Mobil, das für sich die Bezeichnung<br />

Volumenmodell in Anspruch nehmen<br />

kann, an der Nachfrage in Europa<br />

liegt das allerdings nicht: Gerade mal<br />

8000 Leaf wurden hier verkauft. 3000<br />

davon übrigens in Norwegen und 600 in<br />

der E-Auto-DiasporaDeutschland.<br />

Was das Nissan-Management zuversichtlich<br />

stimmt, dass der Funke bei der<br />

E-Mobilitätdoch noch zündet, sind neben<br />

den deutlichen Verbesserungen am Auto<br />

selbst die Rahmenbedingungen und Indikatoren,<br />

die <strong>als</strong> wachsende Akzeptanz für<br />

Elektro-Fahrzeuge interpretiert werden<br />

können. So war laut Wilcox in den vergangenen<br />

zwölf Monaten jeder Monat vom<br />

Absatz her stärker <strong>als</strong> der Monat zuvor.<br />

Ermutigende Signale kamen zuletzt aus<br />

den USA. Dort stieg der Leaf-Verkauf<br />

nach der Preisenkung prompt auf einen<br />

neuen Rekordwert von 2236 Fahrzeugen<br />

im Monat.<br />

Verkauf hängt an der Förderung<br />

Noch wichtiger <strong>als</strong> monatliche Verkaufstabellen<br />

ist die Entwicklung bei der Infrastruktur.Hier<br />

gibt es markante Verbesserungen.<br />

So stieg die Zahl der Ladestationen<br />

in Europa im Jahr 2012 von 12 000<br />

auf 20 000. Indiesem Jahr erwartet Nissan,<br />

getragen von Förderprogrammen in<br />

einzelnen europäischen Ländern, eine<br />

weitereVerdoppelung.Große Stücke hält<br />

man auf ein millionenschweres Programm,<br />

mit dem die britische Regierung<br />

die Installation von Ladestationen für<br />

Privathaushalte unterstützt und so die<br />

Kosten bei sozialverträglichen 200 Pfund<br />

liegen. Wiesich überhaupt eine enge Korrelation<br />

vorhandener Infrastruktur,staatlichen<br />

Anreizen und den Absatzchancen<br />

von E-Fahrzeugen zeigt. Entsprechend<br />

benennt Nissan in Europa jene Länder <strong>als</strong><br />

wichtigste Märkte,indenen diese Voraussetzungen<br />

gegeben sind: England, Frankreich,<br />

Benelux und Skandinavien.<br />

Deutschland fehlt in der Aufzählung.<br />

Noch. Mit Freude sieht John Martin dem<br />

BMW ientgegen. Mit Sicherheit werde<br />

der Marktstart des Submarke von BMW<br />

die öffentliche Wahrnehmung des Themas<br />

Elektro-Auto wieder deutlich erhöhen,<br />

von der letztlich der Gesamtmarkt profitieren<br />

werde. Und vielleicht, sagt Martin<br />

augenzwinkernd, gibt ja die deutsche Regierung<br />

dann auch ihre Zurückhaltung<br />

auf,was die Förderung von Elektro-Mobilität<br />

angeht, wenn von dieser ein heimischer<br />

Hersteller profitiert. Frank Volk ■<br />

NewNissan Leaf<br />

Nach nur zwei Jahren am Markt, würde<br />

man üblicherweise von einem Facelift<br />

sprechen. Tatsächlich geht die Überarbeitung,<br />

die Nissan an seinem rein elektrisches<br />

Volumenmodell Leaf durchgeführt<br />

hat, weit über eine Modellpflege hinaus.<br />

Markanteste Neuerungen: durch Verbesserungen<br />

an Batterie, höherem Wirkungsgrad<br />

der Rekuperationstechnik und bei der<br />

Aerodynamik steigt die Reichweite von<br />

bislang 175 auf 199 Kilometer (Angaben<br />

nach New European Driving Cycle NEDC).<br />

Halbiertwirddie Ladezeit vonachtauf vier<br />

Stunden durch den Einsatz eines Onboard-<br />

Ladegeräts mit 6,6 kW,das den Einsatz von<br />

32 Ampere Ladestrom ermöglicht. Ingesamt<br />

führt Nissan für den New Leaf über<br />

100 Neuerungen auf, angefangen bei der<br />

deutlich effizienteren Klimaanlagebis zum<br />

besonders Strom sparenden Stereosystem<br />

von Brose bis zum Stromanschlussdeckel<br />

an der Fahrzeugfront, der sich nun mit<br />

dem elektrischen Türöffner bedienen lässt.<br />

Die Ladeklappe ist beim neuen Leaf,wosie<br />

schon beim alten war, kann jetzt aber mit<br />

der Fernbedienung geöffnet werden.<br />

Warder Leaf bislang nur in einer in Japan<br />

gebauten Version erhältlich,passt sich Nissan<br />

mit der Fertigung in Sunderland für<br />

Europa und Smyrna (USA) den unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen der Autofahrer<br />

an.Sowirdder Leaf künftig in den drei Varianten<br />

Visia (Basisversion), Acenta und<br />

Tekna angeboten.Keine Angaben lagen bis<br />

Redaktionsschluss zu den Preisen vor. Die<br />

Basisversion beginnt aber unterhalb der<br />

rund 34 000 Euro, die für das Vorgängermodell<br />

aufgerufen werden.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

25


INTERNATIONAL<br />

Interviewmit Axel J. Maschka, Senior Vice PresidentPurchasing,VolvoCar Corporation<br />

„Erfolgsbeteiligung für<br />

Lieferanten“<br />

Die schwedische Traditionsmarkestehtfür Sicherheitstechnologie.Um<strong>als</strong> kleiner<br />

Premium-OEM an Innovationen zu gelangen,setzt Volvoauf MOTIVATION – finanzielle<br />

Motivation.Gleichzeitig will der Einkaufsvorstand die Zuliefererzahl halbieren.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Maschka, Volvoführtein Kostensenkungsprogramm<br />

namens SHAPE durch.Was ist das Ziel?<br />

SHAPE steht für „Setting Highest Ambitions and Purchasing<br />

Excellence“und heißt eigentlich „SHAPE 2020“. Unsere Strategie<br />

umfasst mehrereZiele: Die Einkaufspreise sollen schon in<br />

den kommenden vier Jahren um 20 Prozent sinken und damit<br />

für Volvo Einsparungen in Höhe von zirka 20 Milliarden<br />

schwedische Kronen realisieren. Umgerechnet sind das etwa<br />

2,5 Milliarden Euro. Weitere Schwerpunkte sind den Einkaufsanteil<br />

in Asien und in China deutlich zu erhöhen, damit wir<br />

natürlich auch weniger anfällig gegen Währungsschwankungen<br />

werden, sowie eine global agierende Organisation aufzubauen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: SHAPE bestehtaus mehreren Phasen?<br />

Die Ziele von SHAPE 2020 setzen wir in zwei Stufen um. Die<br />

erste Stufe fokussiert auf die Kosten und ist der Zeitraum bis<br />

Ende 2015.Die zweite Stufe wird zwischen 2016 und 2020 umgesetzt.<br />

Bis dahin bauen wir bei Volvo eine komplett neue zukunftsfähige<br />

Einkaufssystematik und -organisation auf. Die<br />

genauen Details werden noch definiert.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Wiehoch ist das vonIhnen verantwortete<br />

Einkaufsvolumen?<br />

Wir kaufen dieses Jahr für etwa sieben Milliarden Euro Direktmaterial<br />

ein, wie zum Beispiel Komponenten für Fahrzeuge.<br />

Und für 2,5 Milliarden Euro indirektes Material, wie zum Beispiel<br />

Werksausrüstungen, Computer,Telefone,Büromaterial.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr Plan ist <strong>als</strong>o, von den sieben Milliarden<br />

Euro für Direktmaterial, 20Prozent einzusparen?<br />

Die Einsparprogramme sind über eine längereZeit geplant –wir<br />

können ja nicht sofort die Preise reduzieren, sondern wir müssen<br />

gemeinsam mit den Lieferanten Jahr fürJahr an Verbesserungen<br />

arbeiten. Das mündet nach vier Jahren in die angekündigten<br />

20 Prozent Gesamteinsparung.Die teilen sich auf in etwa 60 bis<br />

70 Prozent für kommerzielle Änderungen, sowie etwa 30 bis<br />

40 Prozent für technische Verbesserungen. Als einer der kleinsten<br />

OEMs im Premium-Segment müssen wir innovativer sein <strong>als</strong><br />

die anderen und alle Möglichkeiten nutzen, um nachhaltig erfolgreich<br />

zu sein.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Was bedeutet SHAPE 2020 für Ihre<br />

Lieferanten – wie wirdsich IhreLieferantenbasis verändern?<br />

Global betrachtet haben wir derzeit etwa 10 000 direkte und<br />

indirekte Lieferanten und das sind zu viele.Diese Zahl werden<br />

wir mindestens halbieren. Im Direktmaterialbereich –das sind<br />

alle Teile, die im Fahrzeug verbaut werden, wie Reifen, Radio,<br />

Armaturenbrett, Sitze –haben wir aktuell 400bis 500Lieferanten.<br />

Wir gehen davon aus, dass wir mittelfristig mit 200, maximal<br />

250, gut aufgestellt sind.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie konzentrieren sich auf die Zusammenarbeit<br />

mit strategischen Lieferanten?<br />

Volvo ist bei vielen Lieferanten ein kleiner Kunde, weil unser<br />

Volumen natürlich viel geringer ist, <strong>als</strong> das unserer Wettbewerber<br />

im Premium-Segment. Derzeit teilen sich diese kleinen<br />

Volumen auf zu viele Lieferanten auf, und wir haben für den<br />

Lieferanten oftm<strong>als</strong> keine so hohe Relevanz im Hinblick auf<br />

Innovationen und Kostensenkungspotenziale wie unsereWettbewerber.<br />

Wenn wir nun <strong>als</strong>o das jährliche Volumen bis 2020<br />

auf 800 000 Fahrzeuge verdoppeln und gleichzeitig die Zahl<br />

der Lieferanten reduzieren, haben wir im Durchschnitt viermal<br />

so viel Volumen proLieferant. Dadurch erhält Volvo <strong>als</strong> Kunde<br />

eine höhere Bedeutung.Das ist ein ganz wichtiger Aspekt.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche speziellen Innovationen erwarten<br />

Sie vonden Zulieferern?<br />

Wir unterscheiden zwei Kategorien: Eine Kategorie sind die<br />

Technologien, die fürVolvo <strong>als</strong> Markewichtig sind. Die definieren<br />

sich durch unsere Unternehmensstrategie und die Marken-<br />

Kernwerte von Volvo,<strong>als</strong>o beispielsweise alles rund ums Thema<br />

Sicherheit. Daneben gibt es die zweite Kategorie.Das sind neue<br />

26 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


INTERNATIONAL<br />

Unsere Kosten sind<br />

heute schlicht zu<br />

hoch. Daran müssen<br />

wir arbeiten.<br />

Bilder:Volvo<br />

Techniken, die die gleiche Funktionalität günstiger realisieren<br />

<strong>als</strong> bisher.Also Innovationen zur Kostenreduktion. Diese sind<br />

für uns sehr wichtig, dawir aktuell keine vergleichbaren Margen<br />

pro Fahrzeug erzielen wie unsere Wettbewerber. Daran<br />

müssen wir arbeiten. UnsereKosten sind heute schlicht zu hoch.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Wasbieten Sie innovativen Lieferanten?<br />

Im Jahr eins von SHAPE war der Anteil an technischen Reduktionsmaßnahmen<br />

leider kleiner <strong>als</strong> geplant. Trotz intensiver<br />

Arbeit haben wir zu wenige Optimierungen realisieren können.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Waswar der Grund?<br />

Die Lieferanten hatten oft Ideen, die sie bei uns aus verschiedenen<br />

Gründen nicht platzieren konnten oder wir sie gelegentlich<br />

auch abgelehnt haben. Um das zu verändern und SHAPE<br />

realisieren zu können, müssen wir die Lieferanten motivieren,<br />

uns eine Idee frühzeitig vorzustellen oder diese auch wiederholt<br />

mit uns zu diskutieren. Innerhalb von SHAPE haben wir<br />

deshalb das Programm Magic Three platziert. Magic Three beteiligt<br />

ausgewählte Lieferanten über drei Jahre inspürbarer<br />

Höhe an der Kostensenkung. Damit motivieren wir unsere<br />

Partner,ihreSache engagierter anzugehen und mit uns gemeinsam<br />

das Kostenniveau zu reduzieren.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Gilt dieses Angebot für alle Lieferanten?<br />

Nein, das Angebot gilt für die Partner,mit denen wir einen intensiven<br />

Austausch haben und erfolgreich zusammenarbeiten.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Haben Sie IhreLieferanten schon über<br />

diese „Erfolgsbeteiligung“ informiert?<br />

Wir fokussieren uns zunächst auf die für uns wichtigsten Themen<br />

und beginnen mit den wichtigsten Lieferanten zu sprechen.<br />

Und erst dann –wenn es sich bewährt –gehen wir in die<br />

Breite.Das kann Ende 2013 oder Anfang 2014 sein.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viele Lieferanten zählen Sie zu<br />

Ihren wichtigsten?<br />

Wir starten zunächst mit etwa 40 bis 50 Lieferanten, die wir<br />

entsprechend unserer Strategie in den Prozess eingebunden<br />

haben. Die in meinem Vorstandsbereich Verantwortlichen der<br />

Commodity Einheiten Interior, Exterior, Powertrain, Chassis/<br />

Elektronik und Raw Material erarbeiten gerade Vorschläge,<br />

mit wem wir in die Pilotphase gehen werden.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Um Kosten zu senken, reduzieren Sie<br />

auch die Komplexitätbei Volvo. Wasist geplant?<br />

Wir haben wöchentliche Meetings zusammen mit den Bereichen<br />

Engineering und Programmplanung, umgemeinsam das<br />

Thema Komplexitätsreduktion voranzutreiben. Wir haben im<br />

vergangenen Dezember schon über 700Teilenummern herausgenommen.<br />

Die nächsten Maßnahmen kommen jetzt im Frühjahr<br />

zum Modelljahreswechsel.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION: Bis wann soll der globale Einkauf stehen?<br />

Unsere erste Planung war, diese Maßnahmen im Laufe der<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

27


INTERNATIONAL<br />

Ab Mai 2013 offeriertVolvoinsieben seiner Baureihen eine Radfahrer-Erkennung.<br />

Drohteine Kollision,bremst das Assistenzsystem automatisch ab.<br />

Volvowill auch Kostenverbesserungen in der Produktion honorieren<br />

– wie hier im Volvo-Werk Torslanda bei Göteborg.<br />

Jahre2013, 2014 und 2015 zu realisieren.Aber die Optimierung<br />

der Kosten besitzt aktuell höhere Priorität und ist daher Stufe<br />

eins von SHAPE. Einkaufsbüros ineinem Land machen Sinn,<br />

wenn wir dort mittelfristig auch einen Produktionsstandort am<br />

Laufen hätten.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Werden Sie die Einkaufsbüros zusammen<br />

mit Geely nutzen?<br />

Zunächst werden wir Einkaufsbüros möglichst schlank in einzelnen<br />

Märkten und dort in den vorhandenen Räumen von<br />

nationalen Vertriebsgesellschaften einrichten. Der Einkauf von<br />

Geely ist heute im Wesentlichen auf China fokussiert und unter<br />

globalen Gesichtspunkten noch keine Organisation, auf deren<br />

Basis auch Volvo aufbauen könnte.Aber natürlich würden wir<br />

mit Geely sprechen, wenn Geely bereits in einem Land vertreten<br />

wäre, indem wir planen ein neues Einkaufsbüro zu installieren.<br />

Wann immer Synergien sinnvoll sind, werden wir diese<br />

konsequent nutzen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Waswäre hier ein mittelfristiges Ziel?<br />

Zunächst ist unser Ziel, dass wir mit Geely dort gemeinsam<br />

einkaufen wo es Sinn macht. Zum Beispiel bei Rohmaterialien<br />

–Stähle, Lacke, Flüssigkeiten und ähnliches. Das ist ein<br />

wichtiger Schritt. Denn wir erkennen, dass Geely und Volvo<br />

sehr häufig die gleichen Lieferanten haben –beispielsweise<br />

bei Sitzen oder Armaturenbrettern. Auch der Roboterlieferant<br />

ist der Gleiche.Wir müssen nun im nächsten Schritt versuchen,<br />

auch bei der Spezifikation enger zusammenzuarbeiten<br />

und Spezifikationen so harmonisieren, dass zum Beispiel<br />

eine Sitzstruktur sowohl für Geely <strong>als</strong> auch fürVolvo nutzbar<br />

ist und im Idealfalle auf dem gleichen Baukasten des Lieferanten<br />

basiert oder gar auf der gleichen Produktionslinie gefertigt<br />

werden kann. Denn damit können wir den Lieferanten<br />

wieder Skalenvorteile bieten und so gemeinsam bessere Ergebnisse<br />

erzielen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie planen gemeinsame Plattformen?<br />

Ziel ist, dass wir soweit zusammenfinden, dass wir künftig wettbewerbsfähig<br />

neue Fahrzeugarchitekturen realisieren, die wir<br />

jetzt beginnen gemeinsam zu entwickeln –aber <strong>als</strong> Resultat getrennt<br />

zwischen Premium- und Volumenmarke mit den jeweiligen<br />

Marken-Kernwerten und unterschiedlichen Preisstrukturen.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie entwickeln schon zusammen?<br />

Bisher war das nicht der Fall, aber das erste gemeinsame Engineering<br />

Center entsteht gerade in Lindholmen, in Göteborg,<br />

und dort wird eine gemeinsame Architektur für Kompaktfahrzeuge<br />

des C-Segments entwickelt.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Und bis wann kommt dieses erste gemeinsame<br />

Auto?<br />

Es wird Modelle von Volvo und von Geely geben, aufbauend<br />

auf einer Grundstruktur, aber trotzdem grundverschieden.<br />

Wann welche Marke welches Fahrzeug auf den Markt bringen<br />

wird, möchten wir heute noch nicht beantworten.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viele rein chinesische Lieferanten<br />

haben Sie bei Volvo?<br />

Der Anteil chinesischer Lieferanten wird kontinuierlich wachsen,<br />

ein Beispiel ist die kommende Lokalisierung von Motoren<br />

und Getrieben. Dafür bauen wir in den nächsten Jahren auch<br />

ein eigenes Werk auf.Ziel ist, bis zum Jahr 2020 etwa ein Viertel<br />

des gesamten Volumens in China zu realisieren.<br />

AUTOMOBIL PRODUKTION: Also Ihre Lieferanten müssen sich auf<br />

jeden Fall warm anziehen?<br />

Lieferanten sind wichtige Partner von Volvo Cars, wir pflegen<br />

mit ihnen eine gute, solide Zusammenarbeit. Im Vergleich mit<br />

unseren direkten Wettbewerbern haben wir einen sehr hohen<br />

Einkaufsanteil von gut 60 Prozent. Insofern erwarten wir auch<br />

von unseren Lieferanten beste Performance, Innovationskraft<br />

und eine konstruktive Begleitung auf unserem Weg in die<br />

Zukunft. Dafür bieten wir mit Volvo sowohl ein einzigartiges<br />

Wachstum im Premium-Segment, <strong>als</strong> auch eine Verbindung mit<br />

unserem Eigentümer Geely, der einen unvergleichlichen Zugang<br />

zum Wachstumsmarkt China und den dort expandierenden<br />

chinesischen <strong>Automobil</strong>herstellern hat.<br />

Das Interview führte Bettina Mayer ■<br />

Der Kongress von<br />

Stuttgart<br />

Wie sich der Volvo-Weg inder Produktion<br />

auf Einkauf und Zulieferbeziehungen<br />

auswirkt, darüber spricht<br />

Volvo-Einkaufschef Axel Maschka<br />

beim AUTOMOBIL FORUM am<br />

14./15. Mai in Ludwigsburg. Infos<br />

unter www.automobil-forum.de<br />

28 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TEILEN SIE MITUNS IHRELEIDENSCHAFTFÜR PERFEKTE PRODUKTIONSABLÄUFE.<br />

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ANLAGENSTEUERT MAN NICHTPER<br />

KNOPFDRUCK.SONDERN MITKNOW-HOW.<br />

Ihr Wissen, Ihre Ideen, Ihre Leidenschaft und Ihre Persönlichkeit, darauf kommt esuns an. Inden BMW Werken<br />

und warten interessante Aufgaben auf Sie <strong>als</strong><br />

<br />

<br />

Im Rahmen Ihrer Tätigkeit sind Sie verantwortlich für die Instandhaltung und Optimierung automatisierter<br />

Anlagen und Einrichtungen der neuesten Generation im Produktionsbetrieb sowie für das Betreiben dieser Anlagen.<br />

Sie führen kontinuierlich und eigenverantwortlich Schwachstellenanalysen und Stördiagnosen durch und entwickeln<br />

neben der direkten Fehlerbehebung weitere Verbesserungsmöglichkeiten, die Sie bis zur Umsetzung verfolgen. In<br />

diesem Zusammenhang wirken Sie bei Um- und Neubauten mit und stellen darüber hinaus die Einhaltung aller<br />

Sicherheitsvorschriften, Regeln, Richtlinien und gesetzlichen Bestimmungen sicher. Die Überwachung der Prozess-<br />

<br />

ab. Mit Ihrer Tätigkeit leisten Sie einen wesentlichen Beitrag zur Perfektionierung unserer Premiumproduktion.<br />

<br />

–Erfolgreich abgeschlossene Berufsausbildung im Bereich<br />

Elektronik bzw. Mechatronik oder eine vergleichbare<br />

<br />

–Erweiterte Berufserfahrung inder Instandhaltung bzw.<br />

im Bereich Anlagenführung von Industrierobotern.<br />

–Vertiefte Kenntnisse von Mess-, Diagnose- und Analyseverfahren.<br />

–Vertiefte Kenntnisse in der Steuerungstechnik SPS S7.<br />

–Sie haben Freude an Kommunikation und<br />

<br />

–Sie arbeiten proaktiv und ergreifen selbständig<br />

die Initiative.<br />

–Sie haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und<br />

bringen Bereitschaft für Schichtarbeit mit.<br />

–Sie haben Freude am eigenverantwortlichen Arbeiten.<br />

Detaillierte Informationen zuunseren aktuellen Stellenangeboten sowie die Möglichkeit zur<br />

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Sie suchen den Austausch, Tipps zur Bewerbung und alles rund umdas Thema Karriere?<br />

Dann besuchen Sie uns auf .<br />

Recruiting


30 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

31


32 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


ASE<br />

Automotive Senior Experts<br />

<br />

<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

33


NEUVORSTELLUNG<br />

Bilder:Toyota<br />

Japanischer Grauwal<br />

Der neue TOYOTA RAV4 ist deutlich gewachsen.Seinen ehem<strong>als</strong> urwüchsigen Charme <strong>als</strong><br />

Mitbegründer des Segments hatder Japaner jedoch verloren.Inder Modell-Mengegeht<br />

der Crossoverzunehmend unter.Dabei sind seine Qualitäten unbestritten.<br />

Mittlerweile haben wir viele Nachahmer“, sagt<br />

Toyota-Deutschlandchef Ulrich Selzer zur<br />

Marktpositionierung des neuen RAV4. Und<br />

dass in dieser Situation auch ein ehemaliger<br />

Trendsetter keine Lizenz mehr zum Gelddrucken<br />

ist, muss ihm ebenfalls niemand mehr erzählen. Was im<br />

Jahr 1994 <strong>als</strong> Recreational Active Vehicle mit 4-Rad-Antrieb<br />

begann, zählt heute zu einem 19-Fahrzeuge umfassenden Segment,<br />

das sich trotz Krise zwischen 2008 und 2012 einer Absatzsteigerung<br />

von rund 18 Prozent erfreute.Doch nicht nur der<br />

Markt ist gewachsen, der einst 3,69 Meter kurze Kompakte mit<br />

Allradantrieb auch. Ganze 88 Zentimeter im Vergleich zum<br />

ersten und 20,5 Zentimeter mit Blick auf den letzten RAV4<br />

sind bei der neuesten Generation hinzugekommen. Zentimeter,<br />

die bei der ersten Sitzprobe auf dem Fahrersitz nicht spürbar<br />

auffallen. Einen halben Meter weiter hinten sieht es allerdings<br />

anders aus: Beinfreiheit, Kopffreiheit und bis zu 94 Liter mehr<br />

Stauraum sorgen für einen wesentlichen Gewinn an Komfort<br />

–völlig unabhängig davon, ob der Einstiegs-RAV4 für 26650<br />

Eurooder das 37 550 EuroteureTopmodell gewählt wurde.Zu<br />

den bis heute 4,5 Millionen verkauften RAV4 dürften angesichts<br />

dieses Wandels ein paar Hunderttausend hinzukommen.<br />

Erst einmal kein Hybrid<br />

Als Fronttriebler steht der neue RAV4 ausschließlich in seiner<br />

kleinsten, 91 kW/124 PS starken Diesel-Version zur Verfügung.<br />

Ulrich Selzer: „RAV4-Kunden sind aktive,Lifestyle-orientierte<br />

Familien mit dem Wunsch nach viel Platz und hoher Vielseitigkeit.“<br />

Dass ausgerechnet der Fahrzeughersteller mit dem Anspruch<br />

in puncto Hybrid die Benchmark zu stellen, in seinem<br />

neuen Produkt eben jene Antriebsart nicht vorsieht, ist ein<br />

großer Schritt indie Vergangenheit. Bis 2020, so verrät Ulrich<br />

Selzer, soll jedoch in jeder Toyota-Baureihe mindestens ein<br />

Hybridantrieb angeboten werden. Marcel Sommer ■<br />

34 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


WIRTSCHAFT<br />

Bilder:Mini<br />

Unten SUV, oben Coupé<br />

Wieder ein neuer Vertreter der feschen Markeaus Oxford:Der MINI PACEMAN ist kaum<br />

auf dem Markt und signalisiert wieder Verkaufsrekorde. Die Kult-Marke muss kaum<br />

Wettbewerber fürchten – höchstens einen aus dem eigenen Konzern.<br />

Wer hätte das gedacht: Mini hat seine Modellpalette<br />

jüngst auf sieben Fahrzeuge ausgebaut.<br />

Der jüngste Neuzugang heißt Paceman<br />

und ist eigentlich ein Countryman in Coupé-<br />

Version. Der Zweitürer folgt einer Erfolgs-<br />

Masche, die BMW mit seinem X6 und Range Rover mit dem<br />

Evoque vorgelebt haben: unten SUV,oben Coupé.<br />

In den Ausbau der Mini-Familie investiert die BMW Group bis<br />

2015 insgesamt 750 Millionen Pfund (etwa 850 Millionen Euro)<br />

ins britische Produktionsnetzwerk –bestehend aus dem Mini-<br />

Werk in Oxford, dem Presswerk in Swindon und dem Motorenwerk<br />

in Hams Hall. Die Investitionen sollten die ambitionierte<br />

Wachstumsstrategie von Mini untermauern, die einen jährlichen<br />

Absatz von 300000 Fahrzeugen und den Ausbau auf zehn<br />

verschiedene Mini-Modelle vorsieht. Der Plan war keineswegs<br />

überambitioniert, den schon 2012 verkaufte die britische Marke<br />

301 526 Fahrzeuge.Dawar der Paceman noch gar nicht auf<br />

dem Markt. Der Ausbau der Mini-Palette wird noch erheblich<br />

leichter, wenn Mini- und BMW-Modelle auf der neuen UKL-<br />

Plattform aufsetzen. Dann ist ein Mini-Mini (à la Rocketman<br />

Concept) und ein Van(àla Clubman Concept) wahrscheinlich.<br />

Ein „Mini“-Opfer für BMWi<br />

Ein Erfolgsmodell unter dem Mini-Label wird den Serienanlauf<br />

allerdings nicht erleben: der 2009 vorgestellte Mini E. Die<br />

Test-Version mit 204-PS-Elektromotor fand weltweit im Handumdrehen<br />

ihreFans.750 E-Mini sind aktuell noch in Testflotten<br />

unterwegs. Zukunft unbekannt. Mini-Chef Kay Segler verspricht<br />

sich mehr von einem Plug-In-Hybriden, der sich die<br />

Plattform mit dem BMW i-Konzept teilen könnte. Die neue,<br />

trendige Submarke wird den kultigen Minis das Leben mit Sicherheit<br />

etwas erschweren. „Gewisse Überschneidung gibt es<br />

schon“, gibt Segler zu und auch die „Denke“ sei schon ähnlich.<br />

Den Paceman juckts erstmal nicht.<br />

Bettina Mayer ■<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

35


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Bild: Daimler<br />

Wo liegen die Wurzeln für vorbildlichen Komfortauf Top-Niveau? Diese Fragestellten die Daimler-Ingenieureanlässlich des ersten TecDayzur neuen<br />

S-Klasse,präsentierten das neue Innenraumkonzept und boten „Interieur zum Anfassen“.Highlights der Baureihe 222 sind neben den edlen Materialien,einer<br />

Beduftung à la Maybach und den Burmester-Soundsystemen (Option) vorallem die beiden hoch auflösenden Farbdisplays mit einer Diagonale<br />

von 30,7 Zentimetern und hinterlegter Ambiente-Beleuchtung.Das linkeDisplayübernimmtkomplett die Funktion der Kombi-Instrumente.<br />

Ausführliche Informationen zum neuen Topmodell vonMercedes-Benz ab Juni im Sonderheftzur „S-Klasse“ vonAUTOMOBIL PRODUKTION. (fu)<br />

KURZ GEMELDET<br />

VomDachhimmel bis zur Bodenmatte<br />

Vom 11.bis 13.Juni findet in Frankfurt/<br />

Main die Internationale Fachmesse für<br />

Technische Textilien und Vliesstoffe statt.<br />

Infos unter: www.techtextil.com und<br />

www.messefrankfurt.com.<br />

Beste Fügetechnik: Laser-Schweißen<br />

Der <strong>Automobil</strong>zulieferer INTautotechnik<br />

hatdas LPKF mit dem Verfahren und der<br />

Konzeption einer Anlagezur Serienfertigung<br />

einer Einstiegsleiste mit hinterleuchteter<br />

Folie beauftragt.<br />

Neues Bediensystem im Lincoln<br />

Fürdas aktuelle Modell des Lincoln MKZ<br />

stellt Preh das Center Stack-Bediensystem<br />

her.Dieses kombiniertdie Bedienung<br />

vonKlimaanlageund Infotainment-Funktionen<br />

mit der Temperaturregelung.Zum<br />

Einsatz kommen Slider<br />

und kapazitiveTouch-Funktionen.<br />

Bewährte Kunststofftechnik für BMW<br />

Nach der Serienbeauftragung und Fertigung<br />

vonCupholdern und Ascher-Kinematik-Baugruppen<br />

für den BMW 5er vor<br />

achtJahren ist Weber mittlerweile auch<br />

für die 1er,X1,3er, 5er, 6er und 7er <strong>als</strong><br />

Full-Service-Supplier beim OEM vertreten.<br />

Gurtfänger machtSchloss und Steckzungeüberflüssig<br />

TRW Automotive zeigt für das Showcar<br />

Rinspeed „microMAX“ ein neuartiges Sicherheitsgurt-Konzept:<br />

Bei diesem Konzept<br />

sind sowohl das Gurtschloss <strong>als</strong> auch die<br />

Steckzunge überflüssig. Stattdessen<br />

kommt ein „Gurtfänger“ zum Einsatz, der<br />

halbautomatisches An- und Abschnallen<br />

ermöglicht. Grundlagefür diese Idee ist das<br />

anlässlich des Genfer Autosalons präsentierte<br />

Mini-Bus-Konzept von Rinspeed, das<br />

eine neue Form der Mobilitätfür den urbanen<br />

Raum beschreibt. Swen Schaub, Senior<br />

Manager Engineering Strategy and Communication<br />

bei TRW, erklärt:„Dieses neuartigeSicherheitsgurt-Konzept<br />

zeigt,dass wir<br />

kontinuierlich an innovativen Technologien<br />

arbeiten, um die Fahrzeuginsassen zu<br />

schützen – nichtnur für herkömmliche Pkw<br />

und Lkw, sondern auch für zukunftsorientierte<br />

Mobilitätslösungen. Es basiert auf<br />

unserer bewährten Rückhaltetechnologie.<br />

Das Prinzip des halbautomatischen An-<br />

TexasInstruments stellt einen Automotive-<br />

OMAP-Prozessor vor, mit dessen HilfeAutos<br />

mit nie dagewesenen Unterhaltungs- und<br />

Telematikfunktionen ausgestattet werden<br />

können, sodas Unternehmen. Verglichen<br />

mit dem Vorgänger soll der „Jacinto 6“ die<br />

fünffache „ARM-CPU“-Performance und eine<br />

nahezu siebenmal höhere Graphik-Per-<br />

Fürdie StehsitzeimMini-Bus „microMAX“<br />

vonRinspeed hatTRW ein neuartiges Gurtkonzept<br />

entwickelt.<br />

und Abschnallens verbessert nicht nur den<br />

Komfort, sondern erleichtert auch das Einund<br />

Aussteigen in das Fahrzeug. Durch die<br />

einfache Handhabung trägt das System<br />

dazu bei, die Anschnallquote auf kurzen<br />

Strecken zu erhöhen.“ www.trw.de<br />

OMAP-Prozessor definiertAutomotive-Infotainmentneu<br />

formance erzielen. Durch Integration der<br />

Automotive-Schnittstellen in die Prozessor-<br />

Architektur lasse sich der Bauteilaufwand<br />

im Bereich der Automotive-Infotainment-<br />

Lösungen um bis zu 25 Prozentsenken.Die<br />

Bemusterung, heißt es, beginne Mitte diesen<br />

Jahres, die Produktionsverfügbarkeit<br />

im zweiten Halbjahr 2014. www.ti.com.<br />

Bild: TRW<br />

36 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Leichtbau-Bremskraftverstärker<br />

Weniger Baulängeund Gewicht: Der Booster<br />

Gen.III in Voll-Alu-Bauweise ist 1 700 Gramm<br />

leichter und 15 Millimeter kürzer.<br />

Bild: Continental<br />

Eine neue Generation Bremskraftverstärker in Voll-Aluminium-<br />

Bauweise in verkürzter Baulänge bringt die Continental Division<br />

Chassis &Safety dieser Tage auf den Markt. ImVergleich zur Vorgänger-Generation<br />

konnten die Ingenieuredas Gewichtumgut 50<br />

und die Länge umzwölf Prozent reduzieren. Den Rückgang beim<br />

Gewicht und das verbesserte Packaging erzielen die Ingenieure<br />

durch dünnereBlechstärken – 1,2 statt 2,4 Millimeter – sowie eine<br />

Optimierung der inneren Bauteilmaße. Die Lebensdauer bleibe erhalten,<br />

betont man bei Continental. Die Generation III ist in den<br />

Größen 8/8“, 8/9“, 9/9“ und 9/10“ verfügbar; auf Wunsch auch in<br />

Front-Bolt-Bauweise.<br />

www.continental-automotive.de<br />

KlugeNutzung vonBASF-Materialien prämiert<br />

Aus über 170 Einsendungen hat der Chemie-Konzern BASF im<br />

Rahmen des Wettbewerbs „sit down.move.“ Song WeiTeo vonder<br />

Universität Coventry (GB) für einen besonders leichten Autositz<br />

ausgezeichnet, der aus einem Stück gefertigt wird. Weitere Gewinner<br />

sind Joonyoung Kim vom College for Creative Studies in<br />

Detroit (USA) sowie Pantila Debhakam von der „design agency<br />

shakes“ in Bankok (Thailand).<br />

www.basf.com<br />

Wachstumsegmentstrukturelles Kleben<br />

<strong>Automobil</strong>hersteller verlangen nach stabilen, reproduzierbaren<br />

Oberflächen,wenn langzeitbeständigeKlebeverbindungen sowohl<br />

die Steifigkeit <strong>als</strong> auch die Crashfestigkeit der Karosserien verbessern<br />

sollen.Der Hersteller vonAluminium-Halbzeug- und Gießereiprodukten<br />

AMAGmit Sitz im österreichischen Ranshofenhat dafür<br />

vor kurzem ineine Passivierungsanlage für Bänder investiert. Die<br />

Anlage zeichne sich durch hohe Flexibilität aus, wie die Experten<br />

schildern. Daher sei sie für hochfeste AI-Legierungen vorbereitet,<br />

bei denen die heute gängige TiZr-Passivierung nicht funktioniere.<br />

Im Vorfeld geführte Kundengespräche hätten zu dem Entschluss<br />

geführt, auch die Möglichkeit einer Spritzpassivierung in der Anlage<br />

vorzusehen. Über das moderne Roll-Coating-Verfahren hinaus<br />

sei die Anlagedaher auf die verschiedensten Kundenwünsche ausgelegt.<br />

Hohe Prozesssicherheit und Produktqualität seien überdies<br />

gegeben,wie die Österreicher betonen.<br />

www.amag.at<br />

MitHöchstgeschwindigkeit<br />

zu gesicherterQualität<br />

Stress ScreeningSysteme WTS3/WKS 3–<br />

auch in Kombination mit Vibration<br />

DasSpektrumder Möglichkeiten<br />

Prüfraumvolumen: 190 lbis 1.540 l<br />

Temperaturbereich: -72 bis +180 °C<br />

Änderungsgeschwindigkeiten: bis 30 K/min<br />

Klima-Arbeitsbereich: +10 bis +95 °C<br />

Feuchtebereich: 10 bis 98 %r.F.<br />

Wirstellenaus<br />

ControlStuttgart, 14.-17.05.2013<br />

Halle 1, Stand 1215<br />

Sensor+TestNürnberg, 14.-16.05.2013<br />

Halle 11, Stand 11-316<br />

testing expo Stuttgart,04.-06.06.2013<br />

Halle 1, Stand 1230<br />

www.weiss.info<br />

Weiss Umwelttechnik GmbH<br />

Simulationsanlagen •Messtechnik<br />

35447 Reiskirchen-Lindenstruth /Germany •Greizer Str. 41–49<br />

Tel. +49 6408 84-0 •Fax AUTOMOBILPRODUKTION +49 6408 84-8710 •info@wut.com · April 2013<br />

37


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Naturfaser-Prozess-Expertise in der Beschichtung<br />

Der Zulieferer für Innenraumkomponenten IAC zeigt erstm<strong>als</strong> eine<br />

Prozesstechnologie für die patentierte Herstellung naturfaserverstärkter<br />

Bauteile mit einer sichtbaren Naturfaseroberfläche. Im<br />

Gegensatz zu sonst üblichen Beschichtungsverfahren tragedie IAC-<br />

Technologie dazu bei, die Lebensdauer der Faseroberfläche zu verlängern,ohne<br />

auf das natürliche „Look &Feel“ zu verzichten,wie es<br />

in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. Der Prototyp einer<br />

„ECO-Tür“ soll die Vorteile veranschaulichen. Die erstm<strong>als</strong> anlässlich<br />

des VDI-Kongresses „Kunststoffe im <strong>Automobil</strong>bau“ gezeigte<br />

Konstruktion verfügt über eine mittels Leuchttextilien hinterleuchtete,dekorativeArmlehnen-Oberfläche.<br />

www.iacgroup.com<br />

Bild: IAC<br />

Prototyp einer „ECO-Tür“:Patentierte Herstellung naturfaserverstärkter<br />

Bauteile mit sichtbarer Naturfaseroberfläche.<br />

Mapal baut Kapazitäten aus<br />

Mapal, Hersteller von Präzisionswerkzeugenzur<br />

Bearbeitung kubischer Bauteile,hat<br />

seinen Stammsitz in Aalen weiter ausgebaut.<br />

Mit einem Investitionsvolumen von<br />

15 Millionen Euro wurden auf einer Fläche<br />

von 6 000 m² neue Fertigungsbereiche u.a.<br />

für die Produktion vonISO-Werkzeugen und<br />

Grundkörper realisiert. www.mapal.de<br />

Alfa4C-Kleid „made in Italy“<br />

Die Adler Gruppe, Mutter der HP Pelzer<br />

Group,hat im italienischen Airola ein neues<br />

Werk zur Herstellung des Kohlefaser-Chassis<br />

für den neuen Supersportwagen Alfa<br />

Romeo 4C eröffnet. Für Konzernchef Paolo<br />

Scudieri ist es „die größte italienische Produktionsstätte<br />

vonKohlefaser für die <strong>Automobil</strong>branche.“<br />

www.pelzer.de<br />

Wachsen durch Miniaturisierung<br />

Die Miniaturisierung von elektronischen<br />

Geräten öffnet der Lasertechnologie weitere<br />

Türen indie industrielle Produktion. Davonprofitiertder<br />

Garbsener Laserspezialist<br />

LPKF: Im Geschäftsjahr 2012 wurde mit 115<br />

Millionen Euro erneut ein Rekordumsatz<br />

erzielt und damit der Vorjahreswert um 26<br />

Prozentübertroffen. www.lpkf.com<br />

Kompetenzzuwachs beim Rührreibschweißen<br />

Mit der Übernahme der insolventen RIFTEC GmbH (Geesthacht)<br />

erweitertdie österreichische Hammerer Aluminium Industries Holding<br />

(HAI) seit Februar 2013 ihreKompetenz im Bereich des industriellen<br />

Rührreibschweißens speziell auch um den Bereich des Fügens<br />

von Alu-Bauteilen im Nahtlängenbereich unter drei Meter.<br />

Zudem könnten nun auch mehrdimensionale Fügeverbindungen<br />

und komplexe Geometrien beherrschtwerden. www.riftec.de<br />

KURZ GEMELDET<br />

Schwungradspeicher auf dem Prüfstand<br />

An der Technischen Universität Graz wird<br />

derzeit ein Flywheel-Prototyp für die Serienanwendung<br />

in E- und Hybridfahrzeugenentwickelt.Das<br />

KERS (Kinetic Energy<br />

Recovering System,Foto) könnte auch für<br />

die Formel 1 wieder interessantwerden.<br />

OEM-Fertigungsverlagerung zwingt Zulieferer zur Stilllegung<br />

Der Interieur-Zulieferer Fehrer wirddie Produktion am Standort<br />

Kitzingen bis Ende 2014 stilllegen.Aktuelle Produktionsumfänge<br />

werden auf andereStandorte im In-und Ausland verteilt.<br />

Einer der letzten Nippon-Supersportwagen rollt in die Schweiz<br />

Lexus gabEnde März die Auslieferung eines der zuletzt produzierten<br />

Modelle des 560PSstarken Supersportwagens LFAbekannt.<br />

Nummer 493 von 500 geht in die Schweiz. VonDezember<br />

2010bis Dezember 2012 wurde täglich ein Auto gebaut.<br />

Mikro-Korrosionsschutz<br />

Beschichtungssysteme des Experten für Mikroschicht-Korrosionsschutz<br />

Dörken MKS-<br />

Systeme GmbH &Co. KG werden unter<br />

dem Markennamen Delta-MKS ausschließlich<br />

in Deutschland produziert.<br />

Einzug halten die Produkte<br />

mittlerweile in „alle wichtigen Spezifikationen<br />

der <strong>Automobil</strong>industrie<br />

weltweit sowie in andere Normen der<br />

Ziel-Industrien“,heißtes. Nach Angaben<br />

der Oberflächenexperten setzen aktuell der<br />

Topcoat Delta-Protekt VH 301.1 GZ (Foto)<br />

mit seinen multifunktionalen Eigenschaften<br />

wie dem Fünffach-Anzug gegen verschiedene<br />

Oberflächen wie Aluminium und seinem<br />

Warmlöseverhalten sowie der Basecoat Delta-Protekt<br />

KL 105 <strong>als</strong> ein 2-in-1-System mit integriertem<br />

Schmiermittel neue Standards in der<br />

Branche. Darüber hinaus soll das so genannte grüne Galvaniksystem<br />

„Delta-Prozinc“ das Produktportfolio für neue Teilegeometrien<br />

erweitern.<br />

www.doerken-mks.de<br />

Akustische und thermische Lösungen vorOrt<br />

Erfolgefür das neue Produktionswerk Langfang (China) des Leverkusener<br />

Zulieferers Carcoustics: So fertigt dort etwa BBAC die Abdämpfung<br />

der Motorhaube der Mercedes C-Klasse (BR 204). Fürden<br />

2014 folgenden BR205 wird der Zuliefer das gesamte Motorraum-<br />

Akustikpaket liefern.Für FAWproduziertdas Unternehmen Versteifungselemente<br />

(Audi A6) und BMW Brilliance gab Schallisolierungenfür<br />

den X1-Nachfolger in Auftrag. www.carcoustics.com<br />

Bild: Dörken<br />

38 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


Anzeige<br />

Kofferraummulde aus rezykliertem Aluminium<br />

AMAG<br />

Green Alu<br />

Qualität, Kompetenz,<br />

Flexibilität - diese Attribute<br />

der AMAG zeigen<br />

sich besonders deutlich<br />

in den hochwertigen Aluminium-Produkten<br />

für<br />

die <strong>Automobil</strong>industrie.<br />

Wo sonst wäre es möglich,<br />

innerhalb kurzer<br />

Zeit innovative Produkte<br />

zur Serienreife zu bringen?<br />

Da hilft das gebündelte<br />

Know-how von<br />

Gießen, Walzen und Wärmebehandeln<br />

und die<br />

einzigartige Fähigkeit,<br />

alle Aluminium-Legierungsfamilien<br />

an einem<br />

Standort in Ranshofen,<br />

Österreich, zu fertigen.<br />

Dass eine ökologische<br />

Fertigung nicht nur ein<br />

Schlagwort im Unternehmensleitbild<br />

ist, beweist<br />

die AMAG mit einem<br />

Aluminiumblech für die<br />

<strong>Automobil</strong>industrie mit<br />

einem garantierten Rezyklatanteil<br />

von über 90 %<br />

-„AMAG Green Alu“.<br />

Die einmalige Kompetenz<br />

im kontinuierlichen<br />

Wärmebehandeln von<br />

Bändern bis zu einer<br />

Fertigungsdicke von<br />

8mmerschließt ein weites<br />

Spektrum an möglichen<br />

Anwendungen, wie<br />

aktuell zum Beispiel für<br />

Fahrwerkskomponenten<br />

aus Aluminium.<br />

Aber auch Glanzprodukte<br />

für dekorative Innen- und<br />

Außenanwendungen sowie<br />

lotplattierte Produkte<br />

für alle Arten von Wärmetauschern<br />

zeugen von<br />

der vielfältigen Kompetenz<br />

von AMAG, genauso<br />

wie die AMAG TopForm ®<br />

Werkstoffe.<br />

AMAG Austria Metall AG<br />

Postfach 3 | A-5282 Ranshofen | Österreich<br />

T+43 7722 801 0 | md-amag@amag.at | www.amag.at<br />

AMAG TopForm ® SPF (super plastic forming)<br />

Durch diese superplastisch umformbare Aluminiumlegierung<br />

für die <strong>Automobil</strong>industrie können<br />

Bauteile aus einem Stück geformt werden,<br />

wo bisher mehrere Einzelteile verwendet werden<br />

mussten. Dadurch werden schwierige Baugeometrien<br />

mit hohen Ziehtiefen überhaupt erst<br />

möglich.<br />

Beispiele: Flügeltüren des Mercedes-Benz SLS,<br />

Kotflügel des Bentley Continental GT.<br />

AMAG TopForm ® UHS (Ultra high strength)<br />

Diese Legierung wurde speziell für die Herstellung<br />

von höchstfesten Bauteilen mittels Halbwarmumformung<br />

optimiert. Zielanwendungen<br />

sind höchstfeste Bauteile, die z.B. in <strong>Automobil</strong>en<br />

die strukturelle Integrität der Fahrgastzelle<br />

im Crashfall sicherstellen.<br />

AMAG MultiClad ® UHS (Ultra high strength)<br />

Der Werkstoffverbund für neue, innovative Wärmetauscher<br />

zur Bauteil- und Designoptimierung<br />

sowie zur Gewichtsreduktion.<br />

AMAG TopBright ®<br />

Hochwertige Oberflächen mit bester Umformbarkeit<br />

für Interieur- und Exterieurteile aus Aluminium.


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Bilder:Porsche<br />

Handarbeit serienmäßig<br />

Ab September werden die Porsche 918 Spyder in Zuffenhausen gefertigt. Dafür schafft<br />

der Sportwagenhersteller im Stammwerk eigens eine MANUFAKTUR inmitten der 911er-<br />

Fertigung.Porsche gestattete einen ersten Einblick in die Supersportwagen-Produktion.<br />

Nach so genanntem<br />

„Porsche-Fischgrät“<br />

organisierte Manufaktur:Vorserien-Monocoque<br />

auf einem<br />

Hubtisch in der neu<br />

geschaffenen Fertigung<br />

im Porsche-Werk 2.<br />

Alle Punkte der Wertschöpfungskette<br />

quasi in einem Raum vorzufinden,<br />

sei schon etwas Einzigartiges,wie<br />

Michael Drolshagen schildert.<br />

Der Porsche-Mann mit einer langen<br />

Vita beim Stuttgarter Sportwagenhersteller<br />

übernimmt beim Projekt 918 Spyder<br />

gleich mehrere Funktionen. Er ist<br />

Leiter der Produktion und verantwortlich<br />

für Logistik und Qualität sowie für<br />

die Planung der einzelnen Gewerke.<br />

An diesem eher grauen Vormittag<br />

steht er gemeinsam mit dem fürden Umbau<br />

verantwortlichen Alexander Rehm<br />

in einem 4000 Quadratmeter großen<br />

Raum, der trotz des Wetters Licht durchflutet<br />

und ziemlich edel wirkt. Einen<br />

wesentlichen Beitrag zur freundlichen<br />

Stimmung leistet der Anstrich der Wände<br />

in Weiß und einem kess-frischen<br />

Grün, der neuen CI-Farbe für die<br />

918-Fertigung. Der Raum befindet sich<br />

im zweiten Stock eines zentral gelegenen<br />

Gebäudes, das einst die Lackiererei für<br />

die Serien-Sportwagen war. Durch den<br />

Kauf eines angrenzenden Geländes<br />

konnten die Zuffenhausener die Lackierung<br />

aus dem Werk 2verlagern. Für den<br />

ab 2010 gesetzten Gedanken einer Manufaktur<br />

war somit der Grundstein gelegt,<br />

genau in der Keimzelle der Sportwagenfertigung<br />

eine Produktionsstätte<br />

für ein Highend-Fahrzeug zu schaffen.<br />

Hier,woimJahre 1948 alles begann und<br />

heute die Fertigung der Sportwagen-<br />

Ikone 911 stattfindet, entsteht bis zum<br />

Sommer eine Manufaktur für den neuen<br />

Supersportwagen 918 Spyder. Ein Fahrzeug,das<br />

dank eines hochdrehenden V8-<br />

Verbrennungs-, sowie zweier E-Motoren,<br />

feinste Technologien in sich eint.<br />

Eintakten in die Perlenkette der Serie<br />

Dass die Entscheidung auf den Stammsitz<br />

des Sportwagenherstellers in Stuttgart-<br />

Zuffenhausen fiel und nicht etwa auf<br />

Leipzig oder Weissach, wo man ebenfalls<br />

Manufaktur-Kompetenz besitzt, ist neben<br />

der Rennsporttradition und dem Heritage-Gedanken<br />

auch dem Umstand geschuldet,<br />

dass Zuffenhausen die Nutzung<br />

wichtiger Themenkomplexe aus der herkömmlichen<br />

Serienfertigung bietet. Denn<br />

im Erdgeschoss werden die Endmontage<br />

und das Prüffeld angesiedelt sein: Dank<br />

der hier vorhandenen Messbühnen und<br />

Prüfstände kann der künftige Supersportwagen<br />

zum Schluss nahtlos in die so genannte<br />

Perlenkette der Serienfertigung<br />

eingetaktet werden. Mit der Kraft der E-<br />

Maschine und auf eigenen Rädern.<br />

Zwischen der Manufaktur im Obergeschoss<br />

und dem Prüffeld im Erdgeschoss<br />

wird imersten Stock auf weiteren<br />

4000 Quadratmetern eine Logistikfläche<br />

eingerichtet, in der das Material-<br />

Handling für die Teile und Komponenten<br />

der mehr <strong>als</strong> 250 am Projekt beteiligten<br />

Lieferanten stattfindet. Die komplette<br />

Wertschöpfung der Porsche AG findet<br />

inhouse auf dieser Fläche statt. Mit dieser<br />

Kombination aus Manufaktur und<br />

Serienkompetenz schaffen die Stuttgarter<br />

ein Alleinstellungsmerkmal bei der<br />

Fertigung dieser exklusiven Kleinserie.<br />

Und einen hohen Qualitätsstandard.<br />

Und da liegt die Messlatte in Stuttgart<br />

typischerweise hoch. Ein Hebel dazu<br />

sind motivierte Mitarbeiter. Abdiesem<br />

Sommer werden rund 70 Mitarbeiter aus<br />

über zehn Nationen die 918 Supersport-<br />

40 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Wo künftig die Herzenjedes 918 Spyder entstehen: In der Motormontagewerden die Werker<br />

bald nach dem Motto„ein Mann,ein Motor“ arbeiten.Die Vorbereitungen sind voll im Gang.<br />

ler bis ins Jahr 2014 montieren. Porsche<br />

hat die Stellen im eigenen Umfeld ausgeschrieben<br />

und konnte Menschen mit einer<br />

Porsche-Erfahrung zwischen sechs<br />

und vierzig Jahren für diese besonderen<br />

Aufgaben rekrutieren. Neben Motorsport<br />

erfahrenen Leuten sind dies Mitarbeiter<br />

aus den Abteilungen Entwicklung,<br />

Produktion, Rohbau, Lackierung und<br />

Motorfertigung. Ein Sechstel der über<br />

3000 Köpfe zählenden Zuffenhausener<br />

Produktions-Belegschaft hat sich fürdieses<br />

Leuchtturmprojekt beworben.<br />

Im 918 Spyder-Projekt Herr über die<br />

Themenfelder Produktion,Logistik<br />

und Qualität: Michael Drolshagen.<br />

VielseitigeVerstellmöglichkeiten für die beste Position:<br />

Der Aufnahmebock inklusiveMotor kann in der Höhe<br />

verstellt sowie in jede Richtung gedrehtwerden.<br />

Ein Mann,ein Motor<br />

Die Manufaktur ist nach dem so genannten<br />

„Porsche-Fischgrät“ organisiert und<br />

beinhaltet neben der Fahrzeugmontage<br />

auch die Belederungs-Umfänge sowie<br />

die Motormontage. Das Herz eines Porsche<br />

ist der Antriebsstrang. Fürden Hybrid-Sportwagen<br />

sind daher auch im<br />

Umgang mit der Hochvolt-Technologie<br />

erfahrene Mitarbeiter im Einsatz. Für<br />

das hochpotente Herz, den Verbrennungsmotor,<br />

gilt das Motto „Ein Mann,<br />

ein Motor“, wie uns Michael Drolshagen<br />

erläutert, denn für jedes Triebwerk ist<br />

ein Mitarbeiter verantwortlich. Dieser<br />

Idee liegt neben einer Qualität sichern-<br />

Erster Blickindie Welt der 918 Spyder-Montage(v.l.n.r.): Der für den Umbau verantwortliche<br />

Alexander Rehm,die RedakteureGötz Fuchslocher und Christian Klein mit Michael Drolshagen.<br />

den Denkweise auch eine gewisse emotionale<br />

Komponente zugrunde. Denn der<br />

Werker hat dadurch zu seiner Aufgabe<br />

und dem daraus resultierenden Endprodukt<br />

eine veritable Bindung und keine<br />

bloß abstrakte Beziehung.<br />

Die Fahrzeuge werden auf Hubtischen<br />

gefertigt und in einzelnen Stationen<br />

–zehn an der Zahl –bestückt. Je<br />

Station sind ein bis drei Werker im Einsatz.<br />

Die Zeit pro Station beträgt 105<br />

Minuten. Ein Intervall, in dem auch<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

41


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Sukzessivezum Superlativ<br />

Der Porsche 918 Spyder ist der jüngste<br />

Spross einer exklusiven Serie von Supersportwagen.<br />

Ihr gehören so legendäre<br />

Fahrzeuge wie etwa der allradangetriebene<br />

Technologieträger 959 oder zuletzt der<br />

bis 2007 produzierte 612 PS starke Zehn-<br />

Zylinder-Supersportler Carrera GTmit Carbonhaut<br />

an.Fahrzeuge, die beim Sportwagenhersteller<br />

stets die Speerspitze der<br />

technologischen Möglichkeiten repräsentierten.Sowirdder<br />

918 Spyder zwar einerseits<br />

das jüngste Mitglied dieser glorreichen<br />

Highend-Serie. Andererseits wird der<br />

4,64 Meter langeund nur 1,17 Meter hohe<br />

Supersportler mit seinem zweisitzigen<br />

Monocoque in einer Hinsicht mit seinen<br />

Ahnen brechen. Erstm<strong>als</strong> wird die limitierte<br />

Kleinserie nämlich nicht rein von einem<br />

Verbrennungsmotor angetrieben, sondern<br />

– je nach Fahrprofil, Streckeund Leistungsabruf<br />

– vonzweiE-Maschinen in Kombination<br />

mit einem hochdrehenden V8-Sportmotor<br />

mit Trockensumpfschmierung. Der<br />

hat seine Wurzeln im 24-Stunden-Rennwagen<br />

RS Spyder und reckt – ebenfalls<br />

einzigartig in einer straßentauglichen Serie<br />

– die Abgasendrohremarkantwie in der<br />

Formel 1 nach oben.<br />

Der Parallel-Vollhybrid bringt die Kraft des<br />

Mittelmotors zusammen mit dem dahinter<br />

platzierten Elektromotor über ein überarbeitetes<br />

Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />

aus dem 911 Turbo an die Hinterräder.Die<br />

vordereE-Maschine mit Getriebe<br />

ergänzt den Vortrieb bei Bedarf bis zur<br />

Abkopplung bei 235 km/h und erweitert<br />

das 918 Spyder-Konzept so auf intelligente<br />

Weise um einen Allradantrieb. Das 140 Kilogramm<br />

schwere Lithium-Ionen-Batteriepaket<br />

wird mit einem alltagstauglichen<br />

Stromnetz-kompatiblen Plug-in-Ladesystem<br />

kombiniert. Ein weiteres Highlight:<br />

Der Schwerpunkt der Bauteile liegt bei<br />

Ein Prototyp des 918 Spyder im Martini-<br />

Racing-Design.<br />

diesem Ausnahme-Fahrzeug unterhalb des<br />

Radnabenmittelpunkts.<br />

„Spyder-Man“:Dr. Frank Walliser,Gesamtprojektleiter<br />

918 Spyder.<br />

Drei Motoren,fünf Fahrmodi<br />

Fünf Fahrmodi stellen dem Piloten ein Repertoire<br />

vom rein elektrischen Cruisen mit<br />

mehr <strong>als</strong> 25 km Reichweite bis hin zur High<br />

Performance auf der Rennstrecke zur Verfügung.<br />

Als technische Leckerbissen gesellen<br />

sich ein variables Dämpfersystem<br />

(PASM) sowie eine Hinterachslenkung –<br />

ein elektromechanisches Verstellsystem<br />

für jedes Hinterrad – hinzu. Bei aller Euphorie<br />

für ihr jüngstes Projekt betonen die<br />

Porsche-Ingenieuredie Alltagstauglichkeit,<br />

die auch ein 918 Spyder, wie jeder andere<br />

Porsche auch, bieten muss. Trotz dieser<br />

Bandbreite wird dieser Technologieträger<br />

zur „schärfsten“ Sportwagen-Variante, die<br />

bis dato die Werkstore in Zuffenhausen<br />

verlassen haben: Eine Beschleunigung von<br />

unter drei Sekunden, eine Vmax von über<br />

325 km/h und ein NEFZ-Gesamtverbrauch<br />

von etwa drei Litern zeigen, welchen Enthusiasmus<br />

das Team um den Gesamtprojektleiter<br />

Dr. Frank Walliser zur Verwirklichung<br />

dieser handverlesenen Kleinserie<br />

einbringt. Kaum verwunderlich, dass die<br />

auf 918 Exemplare limitierte Supersportwagenserie<br />

bereits den Großteil ihrer Abnehmer<br />

gefunden hat. Und diese künftigen<br />

Besitzer haben von den Werkern auch<br />

schon einen grob umrissenen Liefertermin<br />

erfahren, wie Produktionsleiter Michael<br />

Drolshagen erklärt.<br />

Als „umrissen“,oder besser „nach oben offen“<br />

könnte man auch die technischen<br />

Daten beschreiben. Denn da werde sich<br />

noch einiges verbessern, wie die Stuttgarter<br />

anlässlich unseres Termins in der Manufaktur<br />

betonten. Will heißen, dass die<br />

erwähnten Lastenheftvorgaben von den<br />

Weissacher Entwicklern bereits weit vor<br />

SOP im kommenden September erreicht<br />

sind. Der Spyder sollte ursprünglich über<br />

eine Systemleistung von 780 PSverfügen,<br />

unter 70 Gramm pro Kilometer CO 2<br />

emittieren<br />

und eine Runde auf der legendären<br />

22,8 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife<br />

– eine besonders relevante Größe<br />

im Hause Porsche – in einer Zeit unter 7:22<br />

Minuten absolvieren. Diese Werte waren<br />

während unseres Besuchs im Frühjahr<br />

auch schon wieder überholt: Denn bereits<br />

zu Jahresbeginn vermeldete Porsche über<br />

795 PS Systemleistung und eine Rundenzeit<br />

von 7:14 Minuten – auf herkömmlicher<br />

Straßenbereifung und mit stehendem<br />

Start wohlgemerkt. 800 PS? Unter 7:14<br />

Minuten? Da könnte noch wasgehen ...<br />

Bilder:Porsche<br />

Qualitäts-Checks vorgesehen sind. Ein<br />

kompletter 918 Spyder entsteht in etwa<br />

90 bis 100 Stunden, wovon etwa 50 Prozent<br />

auf die reine Montage entfallen.<br />

Für die Belederung setzt Porsche zwölf<br />

Stunden an. Eine Großserienfertigung<br />

würdedafürhalb soviel Zeit kalkulieren.<br />

Große Ansprüche stellt Porsche an das<br />

Monocoque. Das aus Österreich stammende<br />

Bauteil aus CFK muss in den<br />

Punkten Bauteilgeometrie und Fertigungstoleranzen<br />

über jeden Zweifel erhaben<br />

sein, wie die Porsche-Leute betonen.<br />

Anhand eines Vorserien-Monocoque<br />

zeigt Drolshagen, wie maßgeblich<br />

die Verschraubungen der Türen fürdie<br />

Spaltmaße sind.<br />

Zur Unterstützung des Manufaktur-<br />

Charakters sowie <strong>als</strong> Pilot für die Serie<br />

setzen die Stuttgarter erstm<strong>als</strong> in der<br />

Montage des 918 Spyder kabellos programmierbare<br />

Akkuschrauber ein. Die<br />

relevanten Verschraubungsdaten wie<br />

Anzugsmomente werden via Bluetooth<br />

übermittelt und festgehalten.WeiterePatente<br />

zur Montage und Qualitätssicherung<br />

sind in der Planungsphase und bei<br />

der Umsetzung der Manufaktur entstanden.<br />

So gibt es Synergien in beide Richtungen,<br />

wie Michael Drolshagen erklärt.<br />

Deshalb kam auch ein vielerorts übliches<br />

Supermarktsystem in der Logistik fürdie<br />

Porscheaner nicht in Frage.<br />

Bislang wurden 24 Prototypen des 918<br />

Spyder gefertigt, fürdie man 25 Mitarbeiter<br />

einsetzte.Das erste ab SOP montierte<br />

Fahrzeug wird dann auch schon ein Kundenfahrzeug<br />

sein. Neben dem sonoren<br />

Takt der Sechszylinder-Boxer erahnt<br />

man zum Abschluss des exklusiven<br />

Rundgangs auch schon ein erstes Brüllen<br />

der V8.<br />

Götz Fuchslocher ■<br />

42 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Sukzessivezum Superlativ<br />

Der Porsche 918 Spyder ist der jüngste<br />

Spross einer exklusiven Serie von Supersportwagen.<br />

Ihr gehören so legendäre<br />

Fahrzeuge wie etwa der allradangetriebene<br />

Technologieträger 959 oder zuletzt der<br />

bis 2007 produzierte 612 PS starke Zehn-<br />

Zylinder-Supersportler Carrera GTmit Carbonhaut<br />

an.Fahrzeuge, die beim Sportwagenhersteller<br />

stets die Speerspitze der<br />

technologischen Möglichkeiten repräsentierten.Sowirdder<br />

918 Spyder zwar einerseits<br />

das jüngste Mitglied dieser glorreichen<br />

Highend-Serie. Andererseits wird der<br />

4,64 Meter langeund nur 1,17 Meter hohe<br />

Supersportler mit seinem zweisitzigen<br />

Monocoque in einer Hinsicht mit seinen<br />

Ahnen brechen. Erstm<strong>als</strong> wird die limitierte<br />

Kleinserie nämlich nicht rein von einem<br />

Verbrennungsmotor angetrieben, sondern<br />

– je nach Fahrprofil, Streckeund Leistungsabruf<br />

– vonzweiE-Maschinen in Kombination<br />

mit einem hochdrehenden V8-Sportmotor<br />

mit Trockensumpfschmierung. Der<br />

hat seine Wurzeln im 24-Stunden-Rennwagen<br />

RS Spyder und reckt – ebenfalls<br />

einzigartig in einer straßentauglichen Serie<br />

– die Abgasendrohremarkantwie in der<br />

Formel 1 nach oben.<br />

Der Parallel-Vollhybrid bringt die Kraft des<br />

Mittelmotors zusammen mit dem dahinter<br />

platzierten Elektromotor über ein überarbeitetes<br />

Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />

aus dem 911 Turbo an die Hinterräder.Die<br />

vordereE-Maschine mit Getriebe<br />

ergänzt den Vortrieb bei Bedarf bis zur<br />

Abkopplung bei 235 km/h und erweitert<br />

das 918 Spyder-Konzept so auf intelligente<br />

Weise um einen Allradantrieb. Das 140 Kilogramm<br />

schwere Lithium-Ionen-Batteriepaket<br />

wird mit einem alltagstauglichen<br />

Stromnetz-kompatiblen Plug-in-Ladesystem<br />

kombiniert. Ein weiteres Highlight:<br />

Der Schwerpunkt der Bauteile liegt bei<br />

Ein Prototyp des 918 Spyder im Martini-<br />

Racing-Design.<br />

diesem Ausnahme-Fahrzeug unterhalb des<br />

Radnabenmittelpunkts.<br />

„Spyder-Man“:Dr. Frank Walliser,Gesamtprojektleiter<br />

918 Spyder.<br />

Drei Motoren,fünf Fahrmodi<br />

Fünf Fahrmodi stellen dem Piloten ein Repertoire<br />

vom rein elektrischen Cruisen mit<br />

mehr <strong>als</strong> 25 km Reichweite bis hin zur High<br />

Performance auf der Rennstrecke zur Verfügung.<br />

Als technische Leckerbissen gesellen<br />

sich ein variables Dämpfersystem<br />

(PASM) sowie eine Hinterachslenkung –<br />

ein elektromechanisches Verstellsystem<br />

für jedes Hinterrad – hinzu. Bei aller Euphorie<br />

für ihr jüngstes Projekt betonen die<br />

Porsche-Ingenieuredie Alltagstauglichkeit,<br />

die auch ein 918 Spyder, wie jeder andere<br />

Porsche auch, bieten muss. Trotz dieser<br />

Bandbreite wird dieser Technologieträger<br />

zur „schärfsten“ Sportwagen-Variante, die<br />

bis dato die Werkstore in Zuffenhausen<br />

verlassen haben: Eine Beschleunigung von<br />

unter drei Sekunden, eine Vmax von über<br />

325 km/h und ein NEFZ-Gesamtverbrauch<br />

von etwa drei Litern zeigen, welchen Enthusiasmus<br />

das Team um den Gesamtprojektleiter<br />

Dr. Frank Walliser zur Verwirklichung<br />

dieser handverlesenen Kleinserie<br />

einbringt. Kaum verwunderlich, dass die<br />

auf 918 Exemplare limitierte Supersportwagenserie<br />

bereits den Großteil ihrer Abnehmer<br />

gefunden hat. Und diese künftigen<br />

Besitzer haben von den Werkern auch<br />

schon einen grob umrissenen Liefertermin<br />

erfahren, wie Produktionsleiter Michael<br />

Drolshagen erklärt.<br />

Als „umrissen“,oder besser „nach oben offen“<br />

könnte man auch die technischen<br />

Daten beschreiben. Denn da werde sich<br />

noch einiges verbessern, wie die Stuttgarter<br />

anlässlich unseres Termins in der Manufaktur<br />

betonten. Will heißen, dass die<br />

erwähnten Lastenheftvorgaben von den<br />

Weissacher Entwicklern bereits weit vor<br />

SOP im kommenden September erreicht<br />

sind. Der Spyder sollte ursprünglich über<br />

eine Systemleistung von 780 PSverfügen,<br />

unter 70 Gramm pro Kilometer CO 2<br />

emittieren<br />

und eine Runde auf der legendären<br />

22,8 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife<br />

– eine besonders relevante Größe<br />

im Hause Porsche – in einer Zeit unter 7:22<br />

Minuten absolvieren. Diese Werte waren<br />

während unseres Besuchs im Frühjahr<br />

auch schon wieder überholt: Denn bereits<br />

zu Jahresbeginn vermeldete Porsche über<br />

795 PS Systemleistung und eine Rundenzeit<br />

von 7:14 Minuten – auf herkömmlicher<br />

Straßenbereifung und mit stehendem<br />

Start wohlgemerkt. 800 PS? Unter 7:14<br />

Minuten? Da könnte noch wasgehen ...<br />

Bilder:Porsche<br />

Qualitäts-Checks vorgesehen sind. Ein<br />

kompletter 918 Spyder entsteht in etwa<br />

90 bis 100 Stunden, wovon etwa 50 Prozent<br />

auf die reine Montage entfallen.<br />

Für die Belederung setzt Porsche zwölf<br />

Stunden an. Eine Großserienfertigung<br />

würdedafürhalb soviel Zeit kalkulieren.<br />

Große Ansprüche stellt Porsche an das<br />

Monocoque. Das aus Österreich stammende<br />

Bauteil aus CFK muss in den<br />

Punkten Bauteilgeometrie und Fertigungstoleranzen<br />

über jeden Zweifel erhaben<br />

sein, wie die Porsche-Leute betonen.<br />

Anhand eines Vorserien-Monocoque<br />

zeigt Drolshagen, wie maßgeblich<br />

die Verschraubungen der Türen fürdie<br />

Spaltmaße sind.<br />

Zur Unterstützung des Manufaktur-<br />

Charakters sowie <strong>als</strong> Pilot für die Serie<br />

setzen die Stuttgarter erstm<strong>als</strong> in der<br />

Montage des 918 Spyder kabellos programmierbare<br />

Akkuschrauber ein. Die<br />

relevanten Verschraubungsdaten wie<br />

Anzugsmomente werden via Bluetooth<br />

übermittelt und festgehalten.WeiterePatente<br />

zur Montage und Qualitätssicherung<br />

sind in der Planungsphase und bei<br />

der Umsetzung der Manufaktur entstanden.<br />

So gibt es Synergien in beide Richtungen,<br />

wie Michael Drolshagen erklärt.<br />

Deshalb kam auch ein vielerorts übliches<br />

Supermarktsystem in der Logistik fürdie<br />

Porscheaner nicht in Frage.<br />

Bislang wurden 24 Prototypen des 918<br />

Spyder gefertigt, fürdie man 25 Mitarbeiter<br />

einsetzte.Das erste ab SOP montierte<br />

Fahrzeug wird dann auch schon ein Kundenfahrzeug<br />

sein. Neben dem sonoren<br />

Takt der Sechszylinder-Boxer erahnt<br />

man zum Abschluss des exklusiven<br />

Rundgangs auch schon ein erstes Brüllen<br />

der V8.<br />

Götz Fuchslocher ■<br />

42 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

Fertigung: Im französischen LesChâtelliers Châteaumur produziertWebastodas<br />

Faltdach für das CitroënDS3Cabrio.Täglich laufen bis zu 100 Dächer vomBand.<br />

Sommer in drei Varianten<br />

Qualitätsprüfung: Nach der Fertigung wirddas Cabriodach<br />

vonMitarbeitern auf alle Funktionen getestet.<br />

Mit dem DS3 erzielte Citroën bereits einen großen Verkaufserfolg. Pünktlich zum Sommer<br />

bringt der französische Autobauer nun das DS3 CABRIO auf den Markt. Mit einem<br />

speziell entwickelten Stoffdach vonWebasto.<br />

Sonne genießen – nicht nur am<br />

Strand oder auf dem Balkon. Darum<br />

kauft sich so mancher ein Cabrio.Dabei<br />

kann der Liebhaber des Obenohne-Fahrens<br />

unter verschiedenen Cabrio-Varianten<br />

wählen: versenkbares<br />

Hardtop oder auch Retractable Hardtop,<br />

Softtop oder Faltdach. Im Moment liegen<br />

Stoffdächer im Trend. Neben dem<br />

Opel Cascada oder dem VW Golf R<br />

Cabrio erhält auch das neue DS3 Cabrio<br />

von Citroën ein Stoffdach. Die Gründe:<br />

mehr Kofferraumvolumen, optimierte<br />

Stoffe für verbesserte Wintertauglichkeit<br />

und Geräuschdämmung.<br />

Für die Weiterentwicklung und Optimierung<br />

des Faltdachs holte sich Citroën<br />

2010 den Dachspezialisten Webasto ins<br />

Boot. Unter der Leitung von EduraFunke<br />

entwickelte der Dachspezialist mit<br />

120 Mitarbeitern ein neues Cabriodach,<br />

speziell für den DS3. Dabei wurde vermehrt<br />

an der Geräuschdämmung und<br />

Wärmeisolierung gearbeitet. Nach dreijähriger<br />

Entwicklungzeit wird das Faltdach<br />

nun im Webasto-Werk im französischen<br />

Les Châtelliers Châteaumur gefertigt.<br />

In zwei Schichten laufen hier täglich<br />

zwischen 70 und 100 Dächer vom Band.<br />

Diese werden dann in Vierer-Paketen ins<br />

Citroën-Werk nach Poissy gebracht, wo<br />

der DS3 und nun auch die Cabrio-Variante<br />

gebaut werden. Ein Roboter setzt<br />

hier vollautomatisch das Faltdach auf die<br />

Karosserie.Welche Technik im Dach selber<br />

steckt, zeigen die verschiedenen Arbeitsschritte<br />

bei Webasto.<br />

Nähen,kleben und bauen<br />

In einem einfachen Produktionsfluss nähen,<br />

kleben und bauen rund 60 Mitarbeiter<br />

die 180 Einzelteile des Daches zusammen.<br />

Die Teile werden zu 95 Prozent<br />

von Zulieferern aus der Region nach Les<br />

Châtellier Châteaumur geliefert. Allein<br />

das Tuch für die verschiedenfarbigen<br />

Stoffdächer kommt aus den USA, beziehungsweise<br />

aus Deutschland. So stammen<br />

das schwarze und das blaue Tuch<br />

aus den Staaten, während das graue Tuch<br />

mit DS-Monogramm in Mannheim gefertigt<br />

wird. Die Stücke werden zugeschnitten<br />

ans Werk geliefert. Im ersten<br />

Schritt klebt eine eigens entwickelte<br />

vollautomatische Maschine den Saum<br />

und erste Strukturelemente auf das Tuch.<br />

Dann fädeln Mitarbeiter die Bremslichtleitungen<br />

ein. Zusätzliche mechanische<br />

Teile aus Aluminium verstärken das<br />

Dach und verhindern den sogenannten<br />

„Ballon-Effekt“, bei dem das geschlossene<br />

Dach durch den Fahrtwind wie ein<br />

Ballon aufgeblasen wird. Ein weiteres<br />

Innentuch verdeckt alle mechanischen<br />

Teile und unterstützt zudem die Geräuschdämmung.<br />

Insgesamt besteht das Dach aus drei<br />

Außentüchern –aus einer Acryl-, einer<br />

Gummi- und einer Acryl/Polyester-<br />

Schicht –und einem Innentuch. Für eine<br />

optimierte Geräuschdämmung sorgen<br />

ein Windabweiser und extraangebrachte<br />

seitliche Dichtungen. „Während der Fertigung<br />

gelangt das Dach nach jedem Arbeitsschritt<br />

zueiner Kontrollstation“, er-<br />

44 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

©TRW Automotive 2013<br />

Bilder:Webasto, Citroën<br />

klärt Projektleiterin Funke. Dadurch<br />

wird ein hohes Qualitätsniveau gewährleistet.<br />

Nach der Montage wird das Dach<br />

unter Infrarotlampen gefahren. Hier<br />

wird nun allein das Tuch erwärmt, um<br />

restliche Spannungen aus dem Stoff herauszunehmen.<br />

Dadurch wird gleichzeitig<br />

auch eine gleichmäßige Spannung des<br />

Stoffdachs ermöglicht.<br />

Qualitätskontrolle<br />

Abschließend wird das Dach auf eine<br />

spezielle Kabine zur endgültigen Qualitätssicherung<br />

abgelegt. Zwei Mitarbeiter<br />

überprüfen die gesamte Funktionspalette:<br />

Öffnungs- und Schließungsphasen,<br />

Bremsleuchten, Heizung und Heckscheibe.<br />

Weiterhin wird das Dach nochm<strong>als</strong><br />

geometrisch vermessen, um mögliche<br />

Montageschwierigkeiten in Poissy zu<br />

vermeiden. Auch die Geräuschdämmung<br />

wird dabei auf Herz und Nieren gecheckt.<br />

Dafür setzt sich ein Mitarbeiter<br />

unter das Dach in eine Kabine und überprüft<br />

Lautstärke und Geschwindigkeit<br />

beim Öffnen und Schließen.<br />

Dank der verstärkten Bauweise lässt<br />

sich das Stoffdach in 16 Sekunden bis zu<br />

einer Geschwindigkeit von 120 km/h<br />

problemlos öffnen. Es gibt drei Einstellungen:<br />

halboffen, bis zur Heckscheibe<br />

Bestseller:Innerhalb vondreiJahren verkaufte<br />

Citroënmehr <strong>als</strong> 200 000 DS3-Modelle.Ein<br />

großer Erfolg für den französischen Hersteller.<br />

Zusammenführung: Im<br />

Citroën-Werk in Poissy<br />

wirdneben der DS3 Limousine<br />

auch das neue<br />

DS3 Cabrio gebaut.Die<br />

Cabriodächer von<br />

Webastowerden mit<br />

Hilfeeines Roboters auf<br />

die Karosserie gesetzt.<br />

und ganz offen. Dafürsorgen zwei kleine<br />

Elektromotoren. Trotz der Verstärkungen<br />

durch mechanische Teile aus Aluminium<br />

wiegt ist Faltdachmodell nur 25<br />

Kilogramm schwerer <strong>als</strong> die DS3 Limousine.<br />

ImVergleich: Die meisten Cabrio-<br />

Versionen bringen im Vergleich zu ihren<br />

Limousinen rund 100 Kilogramm mehr<br />

auf die Waage. Die geringe Gewichtszunahme<br />

des DS3 Cabrio resultiert aus der<br />

verbesserten seitlichen Architektur des<br />

Fahrzeugs und der Strukturverstärkungen<br />

rund um den Kofferraum.<br />

Dank der Faltarchitektur hat das Cabrio<br />

Raum für fünf Sitze und ein Kofferraumvolumen<br />

von 245 Litern. Besonderheit:<br />

Die Heckklappe lässt sich halbkreisförmig<br />

öffnen. Dadurch kann das<br />

Auto auch bei Platzmangel problemlos<br />

beladen werden.<br />

Verkaufsschlager DS3<br />

Der Citroën DS3 ist seit knapp drei Jahren<br />

auf dem Markt und mit 200 000 verkauften<br />

Exemplaren ein Verkaufsschlager<br />

für den französischen Autobauer.<br />

Den Erfolg erklärt Citroën damit, dass<br />

der DS3 individuell zusammengestellt<br />

werden kann. So stehen allein bei der<br />

Limousine neun verschiedene Dachdekore<br />

zur Auswahl. Beim DS3 Cabrio<br />

kann manzwischendreiStoffverdeckfarben<br />

wählen: Schwarz, Infiniti-Blau oder<br />

Monogramm-Grau. Dazu kommen sieben<br />

Karosseriefarben. Demnach gibt es<br />

15 verschiedene Farbkombinationen.<br />

Die Zielgruppe sind vor allem Frauen<br />

und Singles.Dabei wird der Citroën DS3<br />

zu 50 Prozent von Männern gekauft.<br />

Schon ab März ist das DS3 Cabrio im<br />

Handel erhältlich. Der kleine Kompakte<br />

soll dem Wettbewerber Mini die Stirn<br />

bieten. Für den Cabrio-Spaß sorgen vier<br />

Motoren: Drei Benziner (VTi82,VTi120<br />

und THP 155) und ein Diesel (e-HDi 90<br />

EGS6). Für Citroën kann nun der Sommer<br />

kommen. Felicitas Heimann ■<br />

STELLENSIE<br />

SICH VOR:<br />

EINAUTOMATISCHES<br />

NOTBREMSSYSTEM<br />

IN JEDEM<br />

FAHRZEUG<br />

IN EUROPA.<br />

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mitdenkend.Kognitive Sicherheitssystemevon<br />

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Denkenvon TRW–denn Sicherheitsteht jedem zu.<br />

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TECHNIK &PRODUKTION<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

Profitieren vonder Oberschicht<br />

Oberflächlichkeit ist beim Entwickeln neuer BESCHICHTUNGEN maximal <strong>als</strong> Wortspielerei<br />

tolerierbar. Denn das Beherrschen von Beschichtungstechnik kann nicht nur dem<br />

Leichtbau Impulse geben,sondern auch Verschleiß reduzieren und Kosten senken.<br />

Bild: Konstantin Yuganov_Fotolia.com<br />

Die Innovation hat mit Plasmabeschichtung<br />

zu tun und steckt<br />

mal wieder im Detail: Das neue<br />

Hybridfahrzeug XL1 von Volkswagen<br />

erhält serienmäßig Seitenscheiben aus<br />

spritzgussfähigem Polycarbonat (PC).<br />

Grund für den Glasersatz: Die Kunstoffscheiben<br />

der Sabic-Marke „Lexan“ wiegen<br />

33 Prozent weniger <strong>als</strong> die herkömmliche<br />

Verglasung.<br />

Vorallem für kommende Autogenerationen<br />

mit elektrischem Antrieb spielt<br />

das Gewicht und damit der Energieverbrauch<br />

des Fahrzeugs eine ausschlaggebende<br />

Rolle. Laut Ulrich Hackenberg,<br />

Mitglied des Volkswagen Markenvorstands,<br />

habe man sich für die plasmabeschichteten<br />

Lexan-Seitenscheiben entschieden,<br />

„weil das ein wichtiger Baustein<br />

ist, um das Gewicht beim XL1 zu<br />

reduzieren“. Der von einem kombinierten<br />

Elektro- und Dieselmotor angetriebene<br />

Kleinwagen wird zwar vorerst nur<br />

in Kleinserie gebaut, gilt aber im VW-<br />

Vorstand <strong>als</strong> vorbildliches Energiesparmodell<br />

mit zukunftsweisender Technik.<br />

Die Kunststoffverglasung,inder mehr<br />

<strong>als</strong> zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken,<br />

besteht aus Zweikomponenten-<br />

Scheiben, die in einem Spritzgussverfahren<br />

mit dazu angepasster Werkzeug- und<br />

Plasmabeschichtung macht´smöglich: Das neue Hybridfahrzeug XL1 vonVolkswagen erhält<br />

serienmäßig Seitenscheiben aus spritzgussfähigem Polycarbonat(PC).<br />

Bild: VW<br />

46 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

Nichtnur für handgefertigtes Premium-Interieur<br />

geeignet: „In vielen Fahrzeugen ist speziell<br />

im Anwendungsfall der unteren Türverkleidung<br />

die hohe Kratzbeständigkeit des Smartfoil-Dekors<br />

interessant,“ sagt Fritz Schweindl,<br />

DirectorAdvanced Engineering bei IAC.<br />

Maschinentechnik hergestellt werden.<br />

Das entscheidende Finishing nach dem<br />

Ausformen erhalten sie durch eine Plasmabeschichtung,die<br />

von der Sabic-Tochter<br />

Exatec stammt. Um das Verfahren<br />

hinsichtlich Taktzeiten und Kosten fit für<br />

den Serieneinsatz zu machen, hat sich<br />

Sabic Innovative Plastics, Anbieter von<br />

technischen Kunststoffen und Tochtergesellschaft<br />

der Saudi Basic Industries Corporation,<br />

mit dem japanischen Vakuumspezialisten<br />

Ulvac zusammengetan, der<br />

auch die Anlagentechnik für den Beschichtungsvorgang<br />

entwickelt.<br />

Glasähnliche Plasmabeschichtung<br />

„DieDiskussionenbei <strong>Automobil</strong>herstellern<br />

und Zulieferern über den serienmäßigen<br />

Einbau von Kunststoffscheiben<br />

nehmen zu“, unterstreicht Venkatakrishnan<br />

Umamaheswaran, Global Marketing<br />

Director Automotive Innovative<br />

Plastics bei Sabic. Die PC-Verglasungen<br />

erfüllen mittlerweile alle Qualitätswünsche<br />

bezüglich Design und Funktionalität.<br />

Um herkömmliches Glas zu ersetzen<br />

müssen sie stabil und abriebfest sein, witterungsbeständig<br />

und den Verfärbungen<br />

durch ultraviolettes Sonnenlicht widerstehen.<br />

Diese Eigenschaften werden durch<br />

die glasähnliche Plasmaschicht erzielt, die<br />

in einem zweiten Prozessschritt auf eine<br />

konventionelle Silikonbeschichtung aufgetragen<br />

wird. Derart gewappnet, erfüllen<br />

die Lexan-Scheiben weltweit geltende<br />

Anforderungen hinsichtlich Wetterbeständigkeit,<br />

Härte und Kratzfestigkeit.<br />

Bild: IAC<br />

Trotz der materialtechnischen Fortschritte<br />

sind Kunststoffsscheiben nur <strong>als</strong> Seiten-<br />

oder Heckfenster, nicht aber im<br />

Frontbereich zu finden. Nach wie vor<br />

gehören gebogene Verbundglas-Windschutzscheiben<br />

mit laminierter Sicherheitsfolie<br />

zum Stand der Technik –auch<br />

wenn sie fast doppelt soviel wiegen wie<br />

das Kunststoffpendant. Bislang gibt es<br />

nur im Rennsport Erfahrungen mit Auto-Frontscheiben<br />

aus Polymethylmethacrylat<br />

(PMMA), die von dem Spezialchemiehersteller<br />

Evonik in einem Testfahrzeug<br />

verbaut wurden. Sabic-Manager<br />

Umamaheswaran: „Für eine<br />

Zertifizierung müssen bei Frontscheiben<br />

noch weitere Tests gemacht werden“, so<br />

der Kunststoffexperte.<br />

Nicht nur Sabic profitiert vom Leichtbaukurs<br />

der OEM. Andere Unternehmen<br />

wie Bayer Material Science oder<br />

Evonik Industries sind ebenfalls auf den<br />

Zug aufgesprungen. Evonik favorisiert<br />

Plexiglasscheiben, die im Motorsport<br />

und in Konzeptfahrzeugen eingesetzt<br />

werden. Jüngstes Beispiel ist das elektrisch<br />

angetriebene Konzeptfahrzeug Micromax<br />

der Schweizer Ideenschmiede<br />

Rinspeed. Evonik hat die komplette Verscheibung<br />

übernommen und ausschließlich<br />

selbstentwickeltes, witterungsbeständiges<br />

Plexiglas eingesetzt. Die<br />

Reichweite des Elektro-Flitzers wäre mit<br />

konventionellen Glasscheiben nach Angaben<br />

der Konstrukteure umeiniges bescheidener<br />

ausgefallen.<br />

Bayer Material Science befasst sich<br />

bei Scheibenlösungen mit dem hauseigenen<br />

Polycarbonat-Werkstoff Makrolon.<br />

Aufdieser Materialbasis entstehen gerade<br />

Dachmodule und Panoramadächer,<br />

aber auch komplette Heckklappen und<br />

Rückleuchten. Mit lackierbaren Polycarbonat-Blends<br />

stoßen die Bayer-Entwickler<br />

zunehmend in den Bereich der Karosserieteile<br />

vor.Neben der Gewichtsersparnis<br />

verweisen die Leverkusener auf<br />

die gute Wärmedämmung von Polycarbonat,<br />

das gegenüber Glas eine um den<br />

Faktor fünf geringere Wärmeleitfähigkeit<br />

aufweist. Das käme beispielsweise<br />

im Winter der Batterie in Elektroautos<br />

zugute.Mit einer Einhausung der Batterie<br />

durch Polycarbonat-Blends könnte<br />

man sogar deren Leistungsfähigkeit bei<br />

kalten Außentemperaturen verbessern.<br />

Selbstheilende LackeimKommen<br />

Die Bandbreite von smarten Oberflächenschichten<br />

ist damit nicht ausgereizt.<br />

Beispiel intelligente Lacke: In den Bayer-Labors<br />

gibt es Polyurethan-Dispersio-<br />

Beschichtungsanlagen<br />

Fördertechnik<br />

Automatisierungstechnik<br />

Reinigungstechnik<br />

Blechverarbeitung<br />

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94330 Salching Germany<br />

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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

info@sturm-gruppe.com<br />

www.sturm-gruppe.com<br />

47


TECHNIK &PRODUKTION<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

Bild: BayerMaterial Science<br />

Smarte Schichten: Gewichtseinsparungen vonbis zu 50Prozent ergeben sich durch innovative<br />

Materiallösungen.Aktuelle Schwerpunktthemen sind die Einhausung der Batterie,aber auch<br />

der Aufbau eines Netzes vonStrom-Tankstellen.<br />

nen für selbstheilende Lacke. Die<br />

Schutzhülle für wässrige Lacke lässt<br />

leichte Lackkratzer dank der elastischen<br />

Reversibilität der darin enthaltenen<br />

Wasserstoff-Bindungen wieder verschwinden.<br />

Da sich die Dispersionen für<br />

die Kunststoff- und Metallbeschichtung<br />

eignen, werden sie bereits in der <strong>Automobil</strong>industrie<br />

eingesetzt.<br />

Welchen Einfluss oberflächenorientierte<br />

Verfahren der Galvano-, Lackierund<br />

Plasmatechniken auf Bauteile ausüben,<br />

lässt sich auch im Fahrwerk- und<br />

Motorenbereich ablesen. Um den Verschleißwiderstand<br />

von Ventiltriebelementen<br />

in Motoren zu erhöhen, hat<br />

Temporäre Schutzfunktion: Dispersionen und Startformulierungen<br />

auf Basis vonBayhydrol für beschichtete Folien<br />

lassen sich einfach und rückstandsfrei wieder abziehen.<br />

Schaeffler ein neues Oberflächen-<br />

Schichtsystem entwickelt, das die tribologischen<br />

Eigenschaften des Ventils verbessert.<br />

Das kohlenstoffbasierte Schichtsystem<br />

ist nur wenige Mikrometer dick<br />

und reduziert Reibung und Verschleiß<br />

von Bauteilen im Zusammenspiel mit<br />

dem eingesetzten Motorenöl. Erst vor<br />

knapp zwei Jahren haben die Herzogenauracher<br />

ihr Kompetenzzentrum Oberflächentechnik<br />

mit neuen Entwicklungskapazitäten<br />

für kundenspezifische Lösungen<br />

erweitert. Der Umsatz mit beschichteten<br />

Teilen sei seit der Gründung<br />

des Oberflächentechnikums 2007 um<br />

rund 50 Prozent gestiegen, so Schaeffler.<br />

Bild: BayerMaterial Science<br />

Kampf dem Motorenverschleiß<br />

Weniger Reibungsverluste in modernen<br />

Verbrennungsmotoren stehen im Fokus<br />

des Fraunhofer-Instituts für<br />

Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />

IWU in Chemnitz.<br />

Die Forscher tüfteln an Verfahren<br />

fürdie Endbearbeitung tribologisch<br />

hoch beanspruchter<br />

Bauteile. „Wir wollen durch<br />

Mikrostrukturierung von Zylinderlaufflächen<br />

bereits während<br />

des Fertigungsprozesses<br />

eine nanokristalline Randschicht<br />

erzeugen“,erklärt Torsten<br />

Schmidt, einer der Entwicklungsleiter<br />

im Projekt<br />

Triboman. Durchdiese Oberflächenveränderung,das<br />

ergaben Simulationen<br />

der Wissenschaftler, verbessert<br />

sich das Einlaufverhalten sowie das Reibund<br />

Verschleißverhalten des Motors.<br />

Welchen Einfluss auf Haltbarkeit und<br />

Spritverbrauch konstruktive Veränderungen<br />

an der Oberfläche von Zylinderwänden<br />

ausüben, lässt sich nur näherungsweise<br />

berechnen. Kürzere Einfahrzeiten<br />

gehen in der Praxis Hand in Hand<br />

mit weniger Benzinverbrauch. Etwa fünf<br />

Prozent weniger Energieaufwand, so erste<br />

Schätzungen, lässt sich mit dem mikrometerkleinen<br />

Randschichtgefüge auf der<br />

Zylinderinnenwand auf alle Fälle erzielen.<br />

Das erforderliche Werkzeug haben<br />

die Fraunhofer-Wissenschaftler gleich<br />

mit entwickelt. „Die Analyseergebnisse<br />

ergeben eindeutig,dass die Oberflächenmikrogeometrie<br />

Reibung und Verschleiß<br />

von Motorkomponenten deutlich reduziert“,<br />

fasst Schmidt zusammen.<br />

Smartfoils für den Innenraum<br />

Bei Innenraumkomponenten wie im gesamten<br />

Interieur dominieren bislang Lacke<br />

und Softlackierung. Es geht aber<br />

auch anders. International Automotive<br />

Components (IAC) setzt bei dem USamerikanischen<br />

Sportwagen Corvette<br />

Sting Ray von Chevrolet erstm<strong>als</strong> seine<br />

innovative Smartfoil-Lösung für die untere<br />

Türverkleidung ein. Die Folie ist<br />

kratzbeständig und entspricht der Haptik<br />

einer Softlackierung: „Der wesentliche<br />

Vorteil der Smartfoil-Oberfläche auf<br />

Polyolefinbasis beruht auf einer hervorragenden<br />

Narbabbildung dank des Inmoldgraining-Prozesses<br />

sowie einem geringen<br />

Gewicht bei niedrigen Materialund<br />

Prozesskosten“, betont Fritz<br />

Schweindl, Director Advanced Engineering<br />

bei IAC.<br />

Die guten Eigenschaften der lediglich<br />

0,4 Millimeter dicken Smartfoil will der<br />

internationale <strong>Automobil</strong>zulieferer auch<br />

bei anderen Spritzgussteilen wie Konsolen,<br />

Einstiegsleisten und Instrumententafelkomponenten<br />

zur Oberflächenbeschichtung<br />

nutzen. Zudem erforscht<br />

IAC derzeit Materialapplikationen, die<br />

das Formpressen von Smartfoil in Kombination<br />

mit Naturfaser sowie andere<br />

Hybrid-Formverfahren umfassen.Vorangetrieben<br />

wird die Folienrezeptur nicht<br />

nur in den USA sondern verstärkt am<br />

europäischen Entwicklungsstandort in<br />

Ebersberg: „Der europäische Markt ist<br />

füruns sehr interessant, wir sprechen mit<br />

allen OEMs und den Zulieferern von<br />

Audi, VW, Daimler und BMW“, sagt<br />

Schweindl. Andreas Beuthner ■<br />

48 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


DELTA®schützt Oberflächen.<br />

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nötig ist. So,das war’sschon –wir nehmen uns aber auch gerneZeitfür einpersönliches Gespräch.Mehrunterwww.doerken-mks.de


TECHNIK &PRODUKTION<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

Trocken in Sekunden: In solchen<br />

Trocknungskabinen wirdder<br />

frische Lack mit UV-Strahlen<br />

statt mit erwärmter Raumluft<br />

ausgehärtet.<br />

Einsparpotenzial liegt auf der „Haut“<br />

Sei es beim Finish oder der professionellen Reinigung von Fahrzeugteilen: Die Wege zu<br />

qualitativ hochwertigen Fahrzeugteile-Oberflächen können teuer werden. Vor allem<br />

wegender dafür nötigen ENERGIE.Anlagenbauer sehen darin eine Herausforderung.<br />

Bild: Sturm-Gruppe<br />

Wenn Fahrzeugkomponenten<br />

ihren Lackanstrich erhalten,<br />

steigt der Energiebedarf.<br />

Nach Schätzungen des Fraunhofer Instituts<br />

für Produktionstechnik und Automatisierung,<br />

kurz IPA, liegt der Kostenanteil<br />

von Lackierprozessen am betriebswirtschaftlichen<br />

Gesamtaufwand im<br />

Durchschnitt bei zehn bis 15 Prozent.<br />

Ziehen die Strompreise an, kann das fatale<br />

Folgen für die Kostenrechnung haben.<br />

Ein Grund mehr, die Einflussgrößen<br />

auf den Energieverbrauch von Lackieranlagen<br />

und Trocknungskabinen<br />

genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

Maßgeblichen Einfluss auf den Energiebedarf<br />

haben das Trocknen und Aushärten<br />

der Lackschicht am Prozessende.<br />

Allein das Aufheizen des Trocknungsraums<br />

mit Umluftventilation und Luftschleusen<br />

benötigt große Mengen an<br />

Strom, Gas oder Heizöl. Dazu addieren<br />

Bild: Dürr<br />

sich je nach Material und Bauteil längere<br />

Austrocknungszeiten, die den Verbrauchswert<br />

nach oben treiben. Ein Weg,<br />

wie man hier schneller zu einem ausgehärteten<br />

Lackfilm kommt, ist der Einsatz<br />

von strahlenhärtenden Ultraviolett-<br />

Lacksystemen: „Bei UV-Lacken härtet<br />

die Farbschicht innerhalb von Sekunden“,<br />

sagt Josef Wallner, Bereichsleiter UV-<br />

Technik beim Anlagenbauer Sturm-<br />

Gruppe im niederbayrischen Salching.<br />

Das UV-Lackieren ist schon seit langem<br />

bekannt, doch die Technik wird immer<br />

weiterentwickelt. Spezialisten des<br />

Mehr Automatisierung,bessereErgebnisse:<br />

Durch einen höheren Volumenstrom bei reduziertem<br />

Druck kann die Pumpenleistung<br />

beim Injektionsflutwaschen deutlich reduziertwerden.Roboter<br />

sorgennichtnur für<br />

deutliche Energieeinsparungen sondern reinigengründlicher.<br />

50 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

OBERFLÄCHENTECHNIK<br />

Schneller am Ziel: „In den neu konzipierten<br />

UV-Anlagen können wir jetzt auch hinterschnittene,komplexe<br />

und sehr große<br />

Teile in Stickstoffatmosphäre trocknen und<br />

aushärten“,sagt Josef Wallner,Bereichsleiter<br />

UV-Technik bei der Sturm-Gruppe.<br />

Salchinger Anlagenbauers haben beispielsweise<br />

auf Basis der UV-Härtung<br />

eine komplette Achsendurchlaufanlage<br />

bei Daimler konzipiert. Damit die UV-<br />

Strahler den Lackfilm an jeder Stelle der<br />

komplexen Bauteilgeometrie der Lkw-<br />

Achse erfassen, kam es vor allem auf die<br />

Anordnung der Strahler an. Außerdem<br />

setzten die Techniker in der Aushärtekabine<br />

Stickstoff ein, der stufenlos je nach<br />

Restsauerstoffgehalt im Trockner zugeführt<br />

wird. „Mit der Inertgas-Atmosphäre<br />

lassen sich bei komplexeren Bauteilen<br />

noch bessere Oberflächeneigenschaften<br />

erzielen“,verrätWallner.<br />

Sekundenschnelle Aushärtung<br />

Die sekundenschnelle Lackaushärtung<br />

ist nur ein Pluspunkt des stromsparenden<br />

UV-Verfahrens. Hinzu kommen der<br />

geringerePlatzbedarf der Trocknungskabinen<br />

sowie eine Overspray-Rückgewinnung<br />

der Farbe von rund 95 Prozent im<br />

Lackierbereich. Das schont die Budgets<br />

und kommt der Umwelt zugute.<br />

Allerdings benötigen UV-Anlagen je<br />

nach Bauteilgeometrie im Vergleich mit<br />

herkömmlichen Lackiersystemen einen<br />

höheren Planungsaufwand. Ein weiterer<br />

Nachteil ist die begrenzte Auswahl an<br />

Lackmaterialien, da nicht alle herkömmlichen<br />

Pigmente für UV-Lacke eingesetzt<br />

werden können. Doch stimmen alle<br />

Prozessparameter hinsichtlich des Anwendungsfalls,entfalten<br />

UV-Systeme ihre<br />

Stärken: „Das fängt bei einem niedrigeren<br />

Energieverbrauch an und reicht<br />

bis zu günstigen Anlagenkosten“, unterstreicht<br />

UV-Spezialist Wallner.<br />

Teilereinigung effizienter gestalten<br />

Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz<br />

hat sich auch Dürr Ecoclean auf die Fahnen<br />

geschrieben. Die teilweise gewaltigen<br />

Reinigungsanlagen in der Motorenund<br />

Getriebefertigung sind die reinsten<br />

Energiefresser: Die Werkstücke werden<br />

Bild: Sturm-Gruppe<br />

mit großen Mengen aufgeheiztem Reinigungsmedium<br />

beaufschlagt, das bei der<br />

Trocknung wieder entfernt wird. Auch<br />

beim Hochdruckentgraten mit Drücken<br />

von 300 bis 600 bar erwärmt sich das<br />

Reinigungsmedium, das folglich wieder<br />

gekühlt werden muss. Der Stromverbrauch<br />

bei Reinigungsprozessen entspricht<br />

in etwa der gleichen Menge<br />

Energie, die alle Werkzeugmaschinen<br />

zusammen benötigen. Kein Wunder,dass<br />

bei Herstellern und Tier-1-Zulieferern<br />

energieeffizientere Reinigungsanlagen<br />

hoch im Kurs stehen.<br />

Roboterzelle schlägt Durchlaufanlage<br />

„Wir haben Anlagenkonzepte und Roboterzellen<br />

genau angeschaut und ein<br />

beachtliches Verbesserungspotenzial gefunden“,<br />

sagt Vertriebsleiter Manfred<br />

Hermanns von Dürr.Bereits Detailmaßnahmen<br />

wie ein reduzierter Pumpendruck<br />

beim so genannten Injektionsflutwaschen<br />

und eine neu entwickelte Düsentechnik<br />

wirken sich günstig auf die<br />

Energiebilanz aber auch auf kürzere<br />

Taktzeiten aus.Dazu kommt ein Designto-Part-Konzept,<br />

das die Energiezufuhr<br />

für die verschiedenen Anlagenkomponenten<br />

an die spezifischen Aufgaben und<br />

Bauteilgeometrien anpasst. Nach Erkenntnissen<br />

des Anlagenbauers verschlingen<br />

Durchlaufanlagen wesentlich<br />

mehr Strom <strong>als</strong> flexible Roboterzellen,<br />

die sich ohne großen Aufwand auf ein<br />

anderes Werkstück umrüsten lassen.<br />

Der Umstieg auf robotergeführte<br />

Reinigungsanlagen könnte sich auch aus<br />

einem anderen Grund lohnen. Während<br />

bei herkömmlichen Durchlaufanlagen<br />

Wärme einfach abgesaugt wird und ständig<br />

neu erzeugt werden muss,führen geschlossen<br />

konzipierte Roboteranlagen<br />

die warme Abluft zurück in den Reinigungsbereich<br />

– ein doppelter Gewinn,<br />

denn man spart den Betrieb der Absaugeinrichtung<br />

und benötigt weitaus weniger<br />

Energie zum Aufheizen der Anlage.<br />

Dazu kommen Frequenzumrichter, die<br />

den Leistungsbedarf der Antriebsaggregate<br />

in der Anlage anpassen. „Mit solchen<br />

Maßnahmen lässt sich bis zu einem<br />

Drittel des Stromverbrauchs herkömmlicher<br />

Anlagen einsparen“, versichert Hermanns.<br />

Andreas Beuthner ■<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

51


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

EyesFreeist ein aktueller Trend.<br />

Unter diesem Begriffbietet Apple<br />

die Integration der Sprachsteuerung<br />

aus dem iPhone ins Auto an.Etliche<br />

OEMs machen davonGebrauch.<br />

Eyesfree – jetzt fährtSiri mit<br />

Bei der Integration von INTERNET UNDMULTIMEDIA bieten sich den OEMs verschiedene<br />

und ständig neue Wege an. Ganz wichtig ist für viele Autokäufer eine Anbindung ihres<br />

Smartphones und die Nutzung neuer Dienste.<br />

Bild: Continental<br />

Bild: Opel<br />

Freisprechanlagen waren gestern.<br />

Hands Free genügt den Autofahrern<br />

nicht mehr. Eyes Free ist ein<br />

aktueller Trend. Unter diesem Begriff<br />

bietet Apple die Integration der Sprachsteuerung<br />

aus dem iPhone ins Auto an.<br />

Etliche OEMs machen davon Gebrauch.<br />

Chevrolet, Ferrari, Honda, Hyundai, Jaguar,<br />

Mercedes und Opel planen oder<br />

Eine Siri-Taste findet zunehmend Einzug ins<br />

Cockpit – hier im Opel Adam.<br />

Bild: Continental<br />

montieren bereits eine Taste ans Lenkrad<br />

oder anderswo ins Cockpit, die Siri<br />

startet. Siri steht für „Speech Interpretation<br />

and Recognition Interface“ –oder<br />

einen norwegischen Frauennamen. Einer<br />

der Entwickler der Spracherkennungs-<br />

Software hat Wurzeln in Skandinavien.<br />

Siri ist mehr <strong>als</strong> eine reine Sprachsteuerung<br />

für Telefon und Navigation. Mit<br />

Eine Head Unit vonContinental auf Basis von<br />

Android mit Diensten vonGoogle und dem<br />

Internetradio Deezer.<br />

den Servern von Apple verbunden, kann<br />

die Technik auch Fragen beantworten<br />

(„Wergewann das Bundesliga-Spiel zwischen…“)<br />

und komplexe Aufgaben<br />

(„Such mir ein italienisches Restaurant<br />

in der Nähe von…“) ausführen.<br />

Dass die erst im Oktober 2011 von<br />

Apple vorgestellte Technologie bereits<br />

Hardware inAutos nach sich zieht, ist<br />

angesichts der Entwicklungszeiten und<br />

Produktzyklen der <strong>Automobil</strong>branche<br />

ungewöhnlich. Andererseits lastet auf<br />

den OEMs der Druck, mit der schnelllebigen<br />

Entwicklung der Informationstechnik<br />

Schrittzuhalten. Produktzyklen<br />

von einem Dreivierteljahr sind bei<br />

Smartphones eher die Regel, denn eine<br />

Ausnahme. In letztere Kategorie fällt<br />

vielleicht Apple mit seinem etwas mehr<br />

auf Kontinuität angelegten Produktprogramm.<br />

Doch nicht nur dies macht die<br />

Kalifornier den OEMs sympathisch.<br />

52 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


Apples mobiles Betriebssystem iOS ist im Vergleich<br />

mit seinen Konkurrenten sehr verschlossen. Fremdprogramme<br />

lassen sich nur über den firmeneigenen<br />

App-Store installieren. Das kommt der Sicherheit und<br />

dem Denken der OEMs entgegen. Diese neigen beispielsweise<br />

dazu, alle Verbindungen des Autos mit<br />

dem Internet über eigene Server und sogenannte Proxys<br />

laufen zu lassen. Das schützt vor Schadprogrammen,<br />

ist aber bei der rasanten Entwicklung der IT<br />

wohl nur schwer durchzuhalten.<br />

Apple und Google im Glaubenskrieg<br />

Apple-Produkte gelten <strong>als</strong> Premium, was gut zur gleichnamigen<br />

Fahrzeugklasse passt. Mit einer Entscheidung<br />

für ein einzelnes mobiles Betriebssystem oder gar der<br />

Integration einer Taste, die nur mit einer Smartphone-<br />

Familie funktioniert, ergreifen OEMs aber in einem<br />

Glaubenskrieg Partei.<br />

Dieser tobt hauptsächlich zwischen Apple und<br />

Google und den jeweiligen Anhängern. Das Betriebssystem<br />

Android des Suchmaschinenbetreibers läuft auf<br />

Geräten vieler Hersteller und ist auch zahlenmäßig weit<br />

verbreitet. Die Entwicklung und Installation von Programmen<br />

–inzwischen fast ausschließlich Apps genannt<br />

–ist bei Android einfacher.Allerdings sind zusätzliche<br />

Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Eines der führenden<br />

Unternehmen bei der Integration von Android im<br />

Auto ist die französische Firma Parrot. Folgerichtig sind<br />

die Google-Welt und ihr Betriebssystem bei den französischen<br />

OEMs gut vertreten. VonVorteil ist dabei, dass<br />

sowohl die Karten-, Navigations- und Verkehrsdienste<br />

von Google <strong>als</strong> auch dessen Suchmöglichkeiten via Android<br />

automatisch an Bord sind.<br />

Vom ständigen Ausbau der Dienste profitiert der<br />

Endverbraucher bei Android automatisch und schnell.<br />

Der OEM hat den Vorteil, dass er sich nicht mehr um<br />

ein Navigationssystem und die Aktualität der Karten<br />

kümmern muss.<br />

OEMs wollen übergreifende Lösungen<br />

Jenseits der beiden dominierenden mobilen Betriebssysteme<br />

gibt es noch andere, beispielsweise solche auf Basis<br />

von Windows,Symbian oder Blackberry.Weitere sind zu<br />

erwarten, oder im Fall der OEMs: zu befürchten. Deshalb<br />

streben diese übergreifende Lösungen an, die mit mög-<br />

Die Klebelösung für moderne, schmutzabweisende<br />

und kratzfeste Hightech-Lacke.<br />

Klebelösungen von<br />

Lohmann fahren vorweg.<br />

Steigen Sie ein!<br />

Innovative Verbindungen rund um das <strong>Automobil</strong>.<br />

Lohmann ist <strong>als</strong> Entwicklungspartner in der <strong>Automobil</strong>industrie<br />

weltweit gefragt. Denn wir haben das Know-how und die<br />

Klebelösungen, die für perfekte Verbindungen im Interieur und<br />

Exterieur moderner Fahrzeuge sorgen –insbesondere auf neuen<br />

Lacksystemen.<br />

Darüberhinaus entwickeln wir auch Lösungen für Fahrzeugelektronik<br />

sowie für den Leichtbau und alternative Antriebstechnologien.<br />

Setzen auch Sie auf maßgeschneiderte Produkte und die<br />

Beratung der „Bonding Engineers“. Überzeugen Sie sich selbst!<br />

Bild: Volvo<br />

Volvobringt mit der Connected Vehicle Cloud Multimedia-Inhalte<br />

aus dem Internet in die Mittelkonsole.<br />

Lohmann GmbH Co. KG<br />

Telefon: +49 2631 34-0<br />

transportation@lohmann-tapes.com<br />

www.lohmann-tapes.com


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Bild: Qi<br />

Bild: Continental<br />

Bild: Bosch<br />

Die Soundsysteme im Fahrzeug werden immer mehr zu Informationszentralen.<strong>Automobil</strong>-<br />

und IT-Welt treffenaufeinander,neue Kooperationen<br />

werden nötig und geschlossen.<br />

Bei der Split-View-Technik vonDaimler und Bosch können Fahrer und<br />

Beifahrer unterschiedliche Inhalte auf dem Bildschirm sehen.<br />

lichst vielen Betriebssystemen zurechtkommen.<br />

Eine heißt MirrorLink.<br />

Der Name leitet sich aus der Technik<br />

her, die das Display und die Funktionen<br />

eines Smartphones auf einen Bildschirm<br />

im Cockpit spiegelt. MirrorLink ist eine<br />

Open-Source-Plattform des Car Connectivity<br />

Consortium (CCC). Dieses hat sich<br />

2011 gebildet. Gründungsmitglieder waren<br />

auf Seiten der OEMs Daimler,General<br />

Motors,Honda, Hyundai PSA, Toyota<br />

und Volkswagen. Bei den Elektronik-Firmen<br />

engagierten sich Alpine, LG, Nokia,<br />

Panasonic, und Samsung von Anfang an.<br />

Schon bald stießen BMW, Fiat, Ford und<br />

Renault dazu und auch so bedeutende<br />

Mega-Supplier wie Continental, Delphi,<br />

Denso,Bosch und Valeo.Fast alle wichtigen<br />

Zulieferer gelten inzwischen <strong>als</strong> „Ad-<br />

Qi: Induktives Laden<br />

Qi heißteine<br />

Normfür das<br />

drahtlose Laden<br />

überInduktion.<br />

Smartphones leeren<br />

ihre Batterien recht<br />

schnell, vorallem bei<br />

der Nutzung <strong>als</strong> Navigationsgerät.<br />

Das Laden ohne Strippen<br />

auf einer Ablagefläche im Cockpit ist<br />

durch eine Technik namens Qi (sprich:<br />

Tschi) möglich. Zulieferer wie Continental<br />

oder Johnson Controls bieten sie an.<br />

Toyota baut sie bereits ein. Mobiltelefone<br />

von Google, HTC, LGund Nokia sind<br />

schon ab Werk dafür vorbereitet; für<br />

anderegibtesLade-Adapter.<br />

opter“, befassen sich <strong>als</strong>o mit den Mirror-<br />

Link-Standards des CCC.<br />

Die Norm selbst baut auf dem Terminal-Mode<br />

auf, einen Lösungsansatz, den<br />

Nokia zusammen mit Magneti Marelli<br />

und Navteq entwickelt hat. Die Weiterentwicklung<br />

MirrorLink kommt laut Car<br />

Connectivity Consortium nicht nur mit<br />

Android- und Nokia-Geräten zurecht,<br />

sondern könne auch auf Apples iOS<br />

adaptiert werden. Die Verbindung von<br />

Head Unit zum Smartphone kann bei<br />

aktuellen Ansätzen über ein USB-Kabel,<br />

via Bluetooth oder W-LAN erfolgen.<br />

Universal-Technologie HTML5<br />

Parallel zur Weiterentwicklung von MirrorLink<br />

kristallisierten sich weitere Wege<br />

heraus, Multimedia- und Internetinhalte<br />

im Auto anzuzeigen und wiederzugeben.<br />

Es handelt sich um HTML5. Dies ist eine<br />

umfassende Erweiterung der Hypertext<br />

Markup Language, die ihre Ursprünge im<br />

Anfang der 1990er Jahrehat. Dam<strong>als</strong> sollte<br />

sie einfach Text in einem Internet-Browser<br />

darstellbar machen. HTML5 kann viel<br />

mehr. Videos und Audio laufen ohne zusätzliche<br />

Software wie Flash-Player im<br />

Browser. Komplizierte Seitendarstellungen<br />

wie Karten sind kein Problem. Zudem<br />

passt sich die Darstellung praktisch automatisch<br />

an die Bildschirmgröße und -form<br />

an. Das heißt, dass es egal ist, ob Inhalte<br />

für Desktop-Computer, Tablet-PCs wie<br />

das iPad oder Mobiltelefone konzipiert<br />

sind –HTML5 kann sie alle optimal darstellen.<br />

Die Technik eignet sich sowohl für<br />

eigenständige Geräte im Auto, <strong>als</strong> auch<br />

solche,die das Smartphone nutzen.<br />

Besonders früh setzte Bosch auf die<br />

neuen Möglichkeiten, die sich übrigens<br />

auch mit MirrorLink vertragen. Obwohl<br />

die endgültige Spezifikation noch gar<br />

nicht feststeht, arbeitet der Zulieferer<br />

bereits mit Anwendungen auf Basis von<br />

HTML5. Auch Continental sieht in der<br />

Technologie die Zukunft.<br />

An anderen Stellen wird sich noch<br />

zeigen müssen, wohin der Weg bei der<br />

Integration von Internetinhalten ins Auto<br />

geht. Der direkte Weg–<strong>als</strong>o beispielsweise<br />

über das Smartphone – ist vielen<br />

OEMs nicht ganz geheuer.Die Bedenken<br />

reichen von Befürchtungen, dass Schadprogramme<br />

die Bordelektronik stören<br />

oder gar manipulieren könnten bis zur<br />

Gefahr der Ablenkung des Fahrers. Eine<br />

Lösungsmöglichkeit ist die „autogerechte“<br />

Aufbereitung der Inhalte auf einem<br />

Server des OEMs.BMW geht diesen Weg<br />

schon länger und Harman Kardon hat eine<br />

Komplettlösung mit Hardware und<br />

Serverdiensten im Angebot.<br />

Externe Server werden heute gern<br />

Cloud genannt und so wundert es nicht,<br />

dass dieser Begriff auch bei der Integration<br />

von Multimedia und Internet ins<br />

Auto auftaucht. Den neuesten Ansatz<br />

hat dabei Volvo mit seiner Connected<br />

Vehicle Cloud im Dezember 2012 vorgestellt.<br />

Die Head Unit bezieht ihre Daten<br />

über die Multiservice Delivery Platform<br />

des Kommunikationsunternehmens<br />

Ericsson. Auf ihr lassen sich je nach<br />

Wunsch des OEMs oder der Kunden die<br />

unterschiedlichsten Dienste einspielen.<br />

Dazu gehören Navigationslösungen,<br />

aber auch Internet-Musikdienste wie das<br />

schwedische Spotify, Deezer aus Frankreich<br />

oder das in Nordamerika verbreitete<br />

Pandora. Solche Angebote sind inzwischen<br />

wichtig für die OEMs. Denn auch<br />

das einfache Autoradio ist tot.<br />

Fritz Lorek ■<br />

54 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


MADONNA sagt:<br />

iDriveController mit<br />

integriertemTouchpad,<br />

für BMW 7er<br />

Kleine Gestenund Berührungen machen<br />

dasBedienen im Fahrzeug nochattraktiver<br />

undpraktischer.<br />

„Esist reine Zeitverschwendung<br />

DasMittelkonsolen-Konzept vonPrehstellt<br />

etwas nur mittelmäßig zu tun.“<br />

sich dabei der Herausforderung,besonders<br />

benutzerfreundlichzusein. Wiebeim Smartphone<br />

werden vieleFunktionen durch das<br />

Dasfinden wirauch. Deshalb<br />

einfache arbeiten Berühren wir touch-sensitiver nach dem Motto Oberflächen<br />

gesteuert.<br />

„Pre(h)mium Quality First!“.<br />

Können Bedien-Gestenohne Berührung noch<br />

praktischer sein? Daswirdsichbaldzeigen.<br />

preh.com


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Nichtnur das Smartphone<br />

selbst,sondern die Apps per<br />

Sprachsteuerung ins Fahrzeug<br />

integrieren: Ford SYNC.<br />

Bild: Ford<br />

Apps sorgenfür Verbindung<br />

Eine Milliarde Smartphone-Nutzer gibt es derzeit.Schon 2015 sollen es doppelt so viele<br />

sein. Inder Autoindustrie werden daher App-zentrierte Lösungen zur INTEGRATION der<br />

mobilen Minicomputer in die Infotainment-Systeme der Fahrzeugeentwickelt.<br />

Laut einer aktuellen Studie von<br />

Frost &Sullivan bewegen sich die<br />

großen OEMs in Europa und<br />

Nordamerika beim Infotainment in<br />

Richtung eines App-basierten Ansatzes,<br />

bei dem das Smartphone <strong>als</strong> Kernstück<br />

der Infotainmentsysteme fungiert.<br />

Die fortschreitende Implementierung<br />

von Smartphone-Replikationstechnologien<br />

in Fahrzeuge wird der Studie zufolge<br />

für eine funktionale Aufgabentrennung<br />

sorgen: Die App-Stores der OEMs werden<br />

sich auf fahrzeugzentrierte Leistungsmerkmale<br />

wie Diagnose,Navigation, Reifendrucküberwachung<br />

und sonstige<br />

standortbezogene Dienste konzentrieren.<br />

Infotainmentfunktionen wie Internetradio,<br />

soziale Netzwerke und Social Media<br />

dagegen verbleiben eher auf der Seite der<br />

etablierten Smartphone-Spezialisten. Dabei<br />

erfordern die „App-Stores zahlreiche<br />

Aktivitäten, wie die Anwendungsentwicklung<br />

über Partnerschaften mit Drittanbietern,<br />

die Erbringung von Dienstleistungen<br />

und die Unterstützung der Plattform“,prognostiziert<br />

der Frost & Sullivan Senior<br />

Research Analyst Krishna Jayaraman.<br />

BMWsetzt auf„Now! Innovations“<br />

In diesem Sinne schnürt BMW gerade<br />

eine strategische Partnerschaft zur Bereitstellung<br />

mobiler Zahlungs- und Abrechnungslösungen<br />

mit dem estnischen<br />

Technologieunternehmen „Now! Innovations.“<br />

Mit dem App-basierten System<br />

erweitert BMW zukünftig das Angebot<br />

von „ParkNow“. Dazu Joachim Hauser,<br />

Leiter Entwicklung BMW-i-Mobility-<br />

Services: „Der aktuelle Umfang unseres<br />

ParkNow-Angebots beschränkt sich auf<br />

Parkhaus-Plätze. Mit den Optionen, die<br />

Now! Innovations für Straßen-Parkplätze<br />

bereithält, werden wir unser Produktangebot<br />

bald strategisch erweitern können.<br />

Die Einbeziehung von Straßen-<br />

Parkplätzen ist ein wichtiger Schritt auf<br />

dem Wegzur reibungslosen Parkplatzsuche.“<br />

Ford ist der erste <strong>Automobil</strong>hersteller<br />

weltweit, der offene Schnittstellen, so genannte<br />

Application Programming Interfaces<br />

(API), für Software-Entwickler zur<br />

Verfügung stellt. Mit diesen frei zugänglichen<br />

APIs können diese ihre Smartphone-<br />

Applikationen direkt an das Konnektivitätssystem<br />

Ford SYNC anbinden. Ford nennt<br />

dieses Gesamtkonzept „AppLink[TM]“.<br />

„Als wir Ford SYNC im Jahr 2007 in<br />

Nordamerika eingeführt haben, gab es<br />

eine enorme Nachfrage nach Anschlussmöglichkeiten<br />

von Handys und MP3-<br />

Playern im Auto“, so Hau Thai-Tang,Vice<br />

President of Engineering, Ford Global<br />

Product Development. „Die rasche Verbreitung<br />

von Smartphones macht es nun<br />

notwendig, nicht nur die drahtlos mit<br />

dem Ford SYNC-System kommunizierenden<br />

Smartphones selbst, sondern<br />

auch die darauf befindlichen Apps durch<br />

Sprachsteuerung in die Ford-Fahrzeuge<br />

zu integrieren.“<br />

„Unser Augenmerk liegt auf der Minimierung<br />

der Ablenkung durch Smartphones<br />

während der Fahrt“, ergänzt Julius<br />

Marchwicki, Global Product Manager<br />

für Ford SYNC und AppLink. „Wir wis-<br />

56 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

bedarf auf ihrer eigenen Hardwarelaufen<br />

können, werden die Grundlage dafürsein,<br />

automobile Infotainment- und Fahrerinformationssysteme<br />

in die cloudbasierte<br />

Zukunft zu führen.“<br />

Garmins Bridge-App stellt eine Bluetooth-Verbindung<br />

zwischen dem Smartphone<br />

und dem Infotainment-System des<br />

Fahrzeugs her. Mit ihr kann das In-Car-<br />

System auf E-Mails und SMS,den Kalender<br />

und andere Funktionen von Smartphones<br />

zugreifen und auch Informationen<br />

oder Funktionen von Apps anderer<br />

Anbieter integrieren, die der Anwender<br />

bereits auf seinem Smartphone nutzt, wie<br />

Radio, Musik und sonstige Inhalte. Anstatt<br />

Smartphone-Apps auf dem Armaturenbrett-Display<br />

auf dieselbe Weise<br />

wie auf dem Handy darzustellen, erlaubt<br />

die Bridge-App die Erstellung benutzerdefinierter<br />

Oberflächen sowie eine vollsen,<br />

dass sich die Autofahrer unterwegs<br />

gerne mit Anwendungen wie Musik und<br />

Navigation beschäftigen. Für mehr Sicherheit<br />

und Komfort fördern wir daher<br />

sprachgesteuerte Mobil-Applikationen<br />

zur Nutzung im Auto“.<br />

Parrot, Spezialist für die Anbindung<br />

vonSmartphones an In-Car-Infotainment-<br />

Systeme,bietet fürseine auf dem Android-<br />

Betriebssystem basierende und an die<br />

„Autowelt“ angepasste Asteroid-Reihe<br />

App-Entwicklern ebenfalls eine Open<br />

Source-Lösung.Zusätzlich stellt Parrot ihnen<br />

einen <strong>kostenlos</strong>en „Development<br />

Guide“ zur Verfügung –mit Zugang zu<br />

Tutorien, Beispielen und einer Vielzahl<br />

Tools. App-Entwickler profitieren zudem<br />

von der Unterstützung eines speziellen<br />

Parrot-Technik-Teams –von der Konzeption<br />

neuer Apps bis hin zum Verkauf dieser<br />

im Asteroid-Market. Wie alle Parrot-Lösungen<br />

für Fahrzeuge ist auch die Parrot<br />

Asteroid-Reihe kompatibel mit allen Mobiltelefonmarken<br />

und Betriebssystemen.<br />

Verbundlösungen im Fahrzeug<br />

Bei Johnson Controls sieht man die Zukunft<br />

im Bereich Infotainment in einem<br />

„Verbundpaket“ für die verschiedenen<br />

Informationsquellen innerhalb des Fahrzeugs.<br />

„Infotainment- und Informationsanwendungen,<br />

die derzeit auf verschiedenen<br />

Betriebssystemen laufen, werden zusammengefasst<br />

zu einem umfassenden<br />

Fahrerinformationspaket, das intuitiv und<br />

sicher ist und an die verschiedenen Fahrzeuge<br />

angepasst werden kann,“prognostiziert<br />

Lee Bauer,Vice President für Infotainment<br />

von Johnson Controls Automotive<br />

Electronics and Interiors. „Multiple<br />

Betriebssysteme,die ohne Modifikations-<br />

Zugriffauf Mails,SMS und den Kalender des Smartphones via Bluetooth: Bridge-App.<br />

ständige Smartphone-Integration ins Infotainment-System<br />

des Fahrzeugs.<br />

Interessante Speziallösung<br />

Es gibt aber auch spezielle Anwendungen<br />

zu speziellen Themenkomplexen, wie das<br />

beispiels Webasto zeigt. So können etwa<br />

die Standheizungen des Unternehmens<br />

neuerdings mit dem Bedienelement<br />

„Thermo Call“ nachgerüstet und dann<br />

mit einer App von jedem Standort aus<br />

gestartet oder programmiert werden. Die<br />

App zeigt auf Abruf die aktuelle Innenraumtemperatur<br />

des Autos an und warnt,<br />

sobald die Temperatur eine festgelegte<br />

Grenze über- oder unterschreitet. Ein interaktives<br />

Widget (Android) beziehungsweise<br />

eine Local Notification (iPhone)<br />

hält den Anwender zusätzlich über den<br />

Status der Programmierung stets auf dem<br />

Laufenden.<br />

Theo Gerstl ■<br />

Bild: Garmin<br />

Bilder:Parrot<br />

Kompatibilitätmit allen Mobiltelefonen und Betriebssystemen: Parrot Asteroid-Reihe.<br />

AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

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TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Schöner fahren<br />

Mit neuen Technologien, Materialien und Funktionen wird das AUTO-INTERIEUR zur<br />

Wellnesszone. Wir haben den OEMs und Zulieferern schon mal in die Karten geschaut<br />

und zeigen,was demnächst kommtund welche Trends sie verfolgen.<br />

Bild: BMW<br />

Bild: Continental<br />

Schickes Design,feinereMaterialien,neue Displaytechniken sowie<br />

berührungssensitiveSchalter sind die Zutaten neuer Interieurs.<br />

Bei Acella EcoGreen handelt es sich um ein neu entwickeltes,hautfreundliches<br />

Oberflächenmaterial vonBenecke-Kaliko.<br />

Neunzig Minuten pro Tag, 330<br />

Stunden pro Jahr: Diese Zeit<br />

verbringen Bundesbürger bei<br />

ihren Fahrten zwischen Wohnung und<br />

Arbeitsplatz durchschnittlich im Auto.<br />

Diese Statistik des Personaldienstleisters<br />

Randstad sowie die Prognosen über<br />

steigendes Verkehrsaufkommen und noch<br />

längere Fahrzeiten bestimmen das Engagement<br />

der <strong>Automobil</strong>industrie bei der<br />

Entwicklung neuer Innenraumkonzepte.<br />

Damit die Freude am Fahren erhalten<br />

bleibt, sollen sich die Auto-Insassen so<br />

entspannt und behaglich fühlen wie zu<br />

Hause.Konkret: DasWohlfühlangebot soll<br />

reichhaltiger, der Komfort besser und die<br />

Bedienung des Autos einfacher werden.<br />

Gleichzeitig streben die Entwickler aber<br />

auch weitere Fortschritte bei der Sicherheit,<br />

beim Leichtbau und bei<br />

der Umweltverträglichkeit<br />

ihrer Materialien an.<br />

Geringeres Gewicht,<br />

weniger Volumen: Bei<br />

ConfortThin ersetzen<br />

Taschenfederkern-Pads<br />

die üblichen Schaumstoffpolster.<br />

Bild: Johnson Controls<br />

Stichwort Wellness: Was Mercedes-<br />

Benz kürzlich für die neue S-Klasse ankündigte,<br />

ist ein Thema, mit dem auch<br />

andere OEMs experimentieren: die Beduftung<br />

des Innenraums. Gemeint sind<br />

nicht die Duftbäumchen von der Tankstelle,<br />

sondern ausgetüftelte Essenzen,<br />

die Nervosität lindern, Erschöpfung vorbeugen<br />

oder die Stimmung aufheitern.<br />

Der olfaktorische Weggegen Stress<br />

Jasmin, Lavendel, Minze, Sandelholz haben<br />

solche Wirkungen, wie wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zeigen. Volkswagen<br />

begann 2003 auf diesem Gebiet zu forschen,<br />

um „das Wohlfühlverhalten im<br />

Fahrzeug weiter zu steigern“ wie es im<br />

Forschungsbericht heißt. Im Test waren<br />

verschiedene Aromen, die fein dosiert<br />

mittels spezieller Duftpatronen in die<br />

Belüftungsanlagen der Autos gesprüht<br />

wurden. Die Resonanz war laut VW „äußerst<br />

positiv“.Viele Fachleute sehen daher<br />

gute Chancen, gestresste Autofahrer in<br />

Zukunft durch spezielle „Duftmarken“<br />

bei Laune zu halten.<br />

Mancher Autobesitzer wäre freilich<br />

bereits zufrieden, wenn sich im Innenraum<br />

seines Wagens keine unangenehmen<br />

oder gar gesundheitsschädlichen<br />

Gerüche ausbreiten. Das garantieren etwa<br />

die neuartigen Materalien der Produktlinie<br />

Acella der Conti-Tochter Benecke-Kaliko.<br />

„Mit diesen Produkten gewährleisten<br />

wir ein gesundheitsfreundliches<br />

Interieur“, sagt Vorstandschef Dr.<br />

Dirk Leiß und betont, dass die Materialien<br />

nicht nur emissions- und geruchsarm,<br />

sondern auch hautschonend sind. Denn<br />

angesichts der Tatsache, dass immer<br />

mehr Menschen unter Allergien leiden,<br />

legte man bei der Entwicklung von Acella<br />

Eco Green Wert darauf, dass die Berührung<br />

der Oberflächen keine Kontaktallergie<br />

hervorruft. Dafür soll auch<br />

der hohe Anteil von Naturmaterialien<br />

sorgen, der bei dem Textillaminat Acella<br />

Eco Natural gut 50 Prozent beträgt.<br />

Beide Produkte erfüllen laut Hersteller<br />

den Öko-Tex-Standard 100 und sollen<br />

für den permanenten Kontakt mit der<br />

Haut geeignet sein. Ähnlich hohe Anforderungen<br />

gelten auch fürTeppiche,wobei<br />

der Schweizer Hersteller Autoneum zusätzlich<br />

auf andereAspekte der Umweltverträglichkeit<br />

achtet. Soeben stellte das<br />

Unternehmen das Teppichmaterial Pure-<br />

Tuft vor, das ohne die bis dato übliche<br />

Latexbeschichtung an der Rückseite auskommt.<br />

Laut Autoneum ein dreifacher-<br />

Vorteil: weniger Energieverbrauch im<br />

Herstellungsprozess, geringeres Gewicht<br />

und bessere Recyclingeigenschaften.<br />

Lichtvorhängeund User Interface<br />

So wie Minze der Nase schmeichelt und<br />

nachwachsende Rohstoffe die Haut schonen,<br />

soll in Zukunft auch Licht den Insassen<br />

noch mehr sinnliche Impulse geben.<br />

Mithilfe moderner Lichtleitertechnologie<br />

lässt sich der Auto-Innenraum effektvoll<br />

in Szene setzen. Der Erstausrüster Hella,<br />

58 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Einehautnahe Beziehung<br />

Doch nichts „berührt“ einen Autofahrer<br />

mehr <strong>als</strong> der Sitz. Mit ihm hat er regelmäßig<br />

langen und unmittelbaren Kontakt –es<br />

geht <strong>als</strong>o um eine (fast) hautnahe Beziehung,<br />

die über Komfort und Fahrspaß<br />

entscheiden kann. Deshalb investieren Autohersteller<br />

und ihre Partner in der Zulieferindustrie<br />

derzeit große Summen in die<br />

Entwicklung neuer Sitzsysteme.Die größte<br />

Herausforderung lautet Individualität:<br />

Autositze von morgen sollen so flexibel<br />

sein, dass sie sich bestmöglich der Anatomie<br />

des jeweiligen Fahrers oder Beifahrers<br />

anpassen. Dies geschieht etwa durch dutzende<br />

kleine Luftpolster: Sobald der FahrerPlatz<br />

nimmt, wirddie Luft gezielt abgeführender<br />

Anbieter auf diesem Gebiet,<br />

spricht daher bereits vom „Wohlfühlfaktor<br />

Innenlicht“ und entwickelt auf Basis<br />

von Leuchtdioden und Lichtfasern „Farbund<br />

Stimmungswelten“ sowie „LED-<br />

Lichtvorhänge“,die in Zukunft nicht mehr<br />

nur Luxuswagen vorbehalten sein sollen.<br />

Dahinter steckt die Erkenntnis von Psychologen,<br />

wonach Licht stimulierend<br />

wirkt und auch in kleiner Dosis die Leistungsbereitschaft<br />

fördern kann. Deshalb<br />

arbeiten BMW-Forscher an der Aufgabe,<br />

die Intensität und Farbe der Innenbeleuchtung<br />

an den Biorhythmus des Fahrers<br />

anzupassen.Welches Licht fürwelche<br />

persönliche Tagesform am besten geeignet<br />

ist, wird derzeit untersucht.<br />

Auch die Bedienung des Autos soll in<br />

Zukunft mehr denn je zum Erlebnis werden.<br />

Die Zeiten, da man mit einfachen<br />

Tastern oder Reglern Radio oder Klimaanlage<br />

steuerte, sind passé. Beim „User<br />

Interface Design“ geht es sowohl um die<br />

formvollendete Integration der Bedienelemente<br />

in das Designkonzept <strong>als</strong> auch<br />

um die angenehme Wahrnehmung beim<br />

Berühren der Schalter und das visuelle<br />

Erlebnis,das Instrumente und Displayanzeigen<br />

vermitteln können. Im Trend liegen<br />

berührungssensitive Oberflächen wie<br />

sie die Firma Preh jetzt auch fürKlimaanlagen<br />

entwickelt. Der Effekt: Leichtes<br />

Antippen des Touchelements verändert<br />

die Farbe eines Icons,sodass der Autofahrer<br />

sofort eine optische Rückmeldung<br />

über seine Temperatureinstellung erhält.<br />

saugt, sodass sich alle Körperzonen eng an<br />

die Polster anschmiegen können.Anschließend<br />

wird wieder etwas Luft hineingepumpt,<br />

um Lücken zwischen Sitz und<br />

Körper aufzufüllen. So passt sich der Sitz<br />

individuell an, er umschließt quasi den<br />

Körper und stützt ihn ab –auch wenn die<br />

Sitzposition verändert werden sollte.<br />

Andere Herausforderungen der Sitzentwickler<br />

heißen Volumen- und Gewichtseinsparung.<br />

Um schmalere und<br />

leichtere, zugleich aber auch komfortablere<br />

Sitze zu entwickeln, will Johnson Controls<br />

herkömmliche Schaumstoffpolster<br />

durch Taschenfederkernnmatten ersetzen.<br />

Die stammen ursprünglich aus der Matratzenindustrie<br />

und ermöglichen es,bis zu<br />

20 Prozent Gewicht einzusparen und das<br />

Polstervolumen um bis zu 35 Prozent zu<br />

verkleinern. Zudem verspricht Johnson<br />

Controls besseren –sprich: individuelleren<br />

–Komfort, weil sich die einzelnen kleinen<br />

Federkern-Pads genauer an den Körper<br />

anpassen <strong>als</strong> großflächige Schaumstoffpolster.Inzwei<br />

Jahren soll dieser neuartige<br />

ComfortThin-Autositz serienreif sein.<br />

Christof Vieweg ■<br />

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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

59


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Bilder:Continental<br />

Driver Focus vonContinental: Eine Infrarot-Innenraumkamera<br />

erkenntund analysiertdie Ablenkung des Fahrers (kleines<br />

Foto), weitereSysteme analysieren das Fahrzeug-Umfeld. Bei<br />

Gefahr lenkt ein LED-Lichtband (großes Foto)die Aufmerksamkeit<br />

des Fahrers in die gewünschte Richtung.<br />

Den Fahrer im Visier<br />

Schon heute tragen moderne Fahrerassistenzsysteme dazu bei, gefährliche Verkehrssituationen<br />

zu vermeiden. InZukunft wird der Fahrer dabei noch mehr <strong>als</strong> bisher in den<br />

Fokusder UNFALLPRÄVENTION rücken.<br />

Einen neuartigen Ansatz zur Analyse<br />

der aktuellen Leistungsfähigkeit<br />

des Fahrers beschreitet<br />

Neusoft Automotives zusammen mit Aerotel<br />

Medical Systems.Gemeinsam haben<br />

der IT-Dienstleister und der Hersteller<br />

von mobilen Telemedizingeräten ein<br />

Lenkrad mit biometrischen Sensoren entwickelt.<br />

Diese sind direkt in den Volant<br />

integriert und können den Herzschlag<br />

sowie den Sauerstoffgehalt des Blutes<br />

über die Handflächen des Fahrers messen.<br />

Registrieren sie eine gesundheitliche<br />

Beeinträchtigung oder sollte der Fahrer<br />

gar bewusstlos werden, lassen sich auf<br />

Basis der Daten des biometrischen Lenkrades<br />

technische Gegenmaßnahmen einleiten.<br />

„Während herkömmliche Sensoren<br />

inder Regel das Auto in den Fokus<br />

stellen, wollen wir den Fahrer selbst betrachten“,<br />

erläutert Markus Ito, Solution<br />

Manager bei der Neusoft Technology Solutions<br />

GmbH, diesen neuen Ansatz.<br />

Bild: BMW<br />

Elektronischer Copilot: Partnerschaftvon<br />

BMWund Continental<br />

mit Blick auf hochautomatisiertes<br />

Fahren.<br />

Selektiveelektronische Lenkung<br />

Während sich das biometrische Lenkrad<br />

noch im Stadium einer Demo-Entwicklung<br />

befindet, wird Nissans Premiummarke<br />

Infiniti bereits im nächsten Jahr<br />

ihr „Independent Control Steering“ in<br />

einem Serienmodell zum Einsatz bringen.<br />

Bei dieser Lenkung erfolgt die<br />

Übertragung des Steuerimpulses nicht<br />

mehr mechanisch, sondern rein elektro-<br />

60 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Bild: Nissan<br />

IndependentControl Steering aus dem Hause Nissan: Die Übertragung des Steuerimpulses<br />

findet hier auf elektronischem Wege statt.Ersteinsatz erfolgt in einem Infiniti.<br />

Bild: Neusoft<br />

Lenkrad mit biometrischen Sensoren: Der Fahrer,<br />

nichtdas Fahrzeug,stehthier im Fokus.<br />

nisch. Einerseits soll der Richtungswunsch<br />

des Fahrers dadurch schneller<br />

und direkter umgesetzt werden. Zum<br />

anderen wird das System selektiv nur jene<br />

Informationen über die Straßenbeschaffenheit<br />

an den Fahrer weitergeben,<br />

die für ihn auch relevant sind. Unerwünschte<br />

Rückkoppelungen werden dagegen<br />

eliminiert.<br />

Darüber hinaus eröffnet Independent<br />

Control Steering neue Möglichkeiten für<br />

die Fahrer-Assistenzsysteme: So lässt sich<br />

beispielsweise der Einfluss von Seitenwind<br />

minimieren. Der Fahrer muss nur noch<br />

ganz leichte Korrekturbewegungen am<br />

Lenkrad durchführen, da das System den<br />

Lenkeinschlag selbsttätig vorkorrigiert.<br />

LEDs wecken die Aufmerksamkeit<br />

„Menschliches Fehlverhalten ist zu über<br />

80 Prozent alleinige Ursache von Verkehrsunfällen.<br />

Die Fahrerablenkung ist<br />

dabei ein ernst zu nehmendes Problem<br />

und spielt die große Rolle. Die Gründe<br />

sind mannigfach und reichen von Übermüdung<br />

über Monotonie beim Fahren<br />

bis hin zu Stress und Informationsüberlastung<br />

des Fahrers“,konstatiert Dr.Ralf<br />

Cramer,Mitglied des Vorstands der Continental<br />

AG und Leiter der Division<br />

Chassis &Safety. Einen entsprechenden<br />

Ansatz zur Reduzierung der Fahrerablenkung<br />

zeigt der Zulieferer im Konzeptfahrzeug<br />

„Driver-Focus“, bei dem die<br />

Fahrer-Assistenzsysteme mit einem<br />

LED-Lichtband vernetzt sind.<br />

Worauf der Fahrer gerade seine Aufmerksamkeit<br />

richtet, erkennt im Driver-<br />

Focus-Fahrzeug eine Infrarot-Innenraumkamera<br />

inder Lenksäule, die mit<br />

den verschiedenen Fahrer-Assistenzsystemen<br />

gekoppelt ist. Sie analysiert das<br />

Gesicht des Piloten und erkennt etwa<br />

anhand der Bewegungen der Augen und<br />

des Kopfes,obder Fahrer übermüdet ist<br />

oder den Blick in einer kritischen Fahrsituation<br />

von der Straße abwendet. Gleichzeitig<br />

analysiert das System das Fahrzeug-Umfeld,<br />

um kritische Situationen<br />

zu identifizieren. Ein Beispiel: Wenn die<br />

Infrarotkamera erkennt, dass der Fahrer<br />

gerade zur Seite schaut, während er sich<br />

einer potenziellen Gefahrenstelle nähert,<br />

reagiert Driver-Focus,indem es das<br />

LED-Lichtband aktiviert. Die an verschiedenen<br />

Stellen im Innenraum insallierten<br />

LEDs können eine Lichtspur, eine<br />

blinkende Wand oder ein anderes<br />

optisches Signal erzeugen, das der Fahrer<br />

auch peripher wahrnimmt. So wird dessen<br />

Aufmerksamkeit „fast instinktiv“ in<br />

die gewünschte Richtung gelenkt. Um<br />

diesen Effekt zu verstärken, kann das<br />

LED-Lichtband –jenach Gefahrenstufe<br />

–seine Farbe von weiß über gelb bis hin<br />

zu knallrot wechseln.<br />

Der elektronische Copilot<br />

Bereits 2016 könnte der Fahrer –sodie<br />

Prognose des Zulieferers Continental –sein<br />

Auto in bestimmten Situationen teil-automatisiert<br />

fahren lassen (siehe dazu auch das<br />

ausführliche Interview mit Dr.Ralf Cramer<br />

in der AUTOMOBIL PRODUKTION-<br />

Ausgabe 3/2013). Muss der Fahrer wieder<br />

selbst die Kontrolle über das Fahrzeug<br />

übernehmen, könnte das LED-Lichtband<br />

seine Aufmerksamkeit zurück auf den Verkehr<br />

lenken. Die Vernetzung von Fahrer-<br />

Assistenzsystemen mit der Erfassung des<br />

Fahrzeugumfeldes und einer Innenraumkamera<br />

ist jedoch nur ein weiterer Schritt hin<br />

zum vollautomatisierten Fahren. Zu diesem<br />

Zweck hat Continental mit der BMW<br />

Group einen Vertrag zur gemeinsamen<br />

Entwicklung eines elektronischen Copiloten<br />

geschlossen. Ziel der Forschungspartnerschaft<br />

ist es,den Wegfürhochautomatisierte<br />

Fahrfunktionen bis in die 2020er<br />

Jahrehinein zu ebnen. Theo Gerstl ■<br />

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TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Der MIBHigh in Einzelteilen (Bild links).Der neueste Nvidia-Chip (Bild oben rechts)ermöglichtwiederum neue Funktionen und mehr Intelligenz.<br />

In den kommenden Audi-Modellen werden die MIB-Einheiten noch robuster,kleiner,leichter – und vorallem noch billiger.<br />

Einer für alle<br />

Bilder:Mayer<br />

Der Volkswagen-Konzern setzt auch bei seinem INFOTAINMENT auf das Baukastenprinzip.Inder<br />

Kompaktklasse verschmelzen in einem Doppel-DIN-SchachtachtKomponenten<br />

zu einem aufrüstbaren Hightech-System.<br />

Beim VW-Konzern wird nicht nur<br />

bei Motoren, Getrieben und<br />

Plattformen auf eine Modullösung<br />

gesetzt. Mit dem Audi A3 wurde<br />

erstm<strong>als</strong> der modulare Infotainment-<br />

Baukasten präsentiert, der im Herbst<br />

auch bei VW Golf VII und Seat Leon<br />

seine Serienpremiere feierte.<br />

Die Hauptrechnereinheit in der Größe<br />

eines Doppel-DIN-Schachtes beinhaltet<br />

längst mehr <strong>als</strong> ein Radio und einen<br />

CD-Spieler. Integriert sind Module<br />

für Navigation, Telefon, Datentransfer<br />

und Bordelektronik. „Bei Audi gibt es<br />

heute kaum noch eine Innovation, die<br />

nicht in Zusammenhang mit der Elektronik<br />

steht“, erklärt Ricky Hudi, bei den<br />

Ingolstädtern für die Entwicklung von<br />

Elektrik und Elektronik verantwortlich.<br />

Die Architektur des modularen Infotainment-Baukastens<br />

erlaubt es,die Hardwaremit<br />

geringem Aufwand so zu aktualisieren,<br />

dass sie stets auf der Höhe der Zeit<br />

bleibt. Hauptbestandteil des Zentralrechners<br />

im MIB ist das MMX-Board (MMX<br />

=Multi-Media eXtension). Das Steckmodul<br />

integriert den neuesten Tegra-Prozessor<br />

vom Marktführer Nvidia. Der T20-<br />

Chip, ein Zweikern-Prozessor mit 1,2<br />

GHz Taktfrequenz aus der Tegra-2-Serie<br />

arbeitet mit einem Grafikprogramm von<br />

Rightware zusammen, das hochauflösende<br />

3D-Bilder auf dem Bordmonitor darstellen<br />

kann. Der Nvidia-Prozessor ermöglicht<br />

die Wiedergabe von Audio- und<br />

Videoformaten wie mp3 und mpeg4. Anfang<br />

2014 soll mit dem Tegra30ein Quad-<br />

Core-Prozessor mit 1,4 GHz Taktfrequenz<br />

folgen und mit noch weniger Energiebedarf<br />

noch mehr Rechenleistung bieten.<br />

Baukasten in drei Ausprägungen<br />

Innerhalb des Volkswagen-Konzerns gibt<br />

es den Baukasten in den drei Ausprägungen<br />

Entry,Standardund High, die je nach<br />

Kundenwunsch in den einzelnen Modellen<br />

verbaut werden. Die Rechnereinheit<br />

ist dabei das zentrale Element. Durchdie<br />

Standardisierung erhalten Golf- und A3-<br />

Besitzer erstm<strong>als</strong> Zugriffauf Funktionen,<br />

die es bisher bevorzugt in höheren Fahrzeugklassen<br />

gab. Der MIB High bestand<br />

vorm<strong>als</strong> aus acht Geräten, die nun in einen<br />

Schacht integriert wurden. Matthias<br />

Halliger, Leiter Architekturentwicklung<br />

Audi Infotainment-Systeme: „Allein<br />

beim Wechsel von der Generation MMI<br />

3G+ auf den MIB im Audi A3 haben wir<br />

beim Gewicht 50 Prozent und beim<br />

Stromverbrauch 35 Prozent eingespart“.<br />

Vorrangiges Ziel ist es dabei, Variantenreichtum<br />

und Kosten zu reduzieren; auch<br />

um dem Kunden günstigerePreise bieten<br />

zu können. Schließlich haben die 80 bis<br />

300 Euro teuren Nachrüst-Navigationssysteme<br />

bis hin zur Mittelklasse längst<br />

die Oberhand gegenüber den 1500 bis<br />

4000 Euro teuren integrierten Navigationslösungen<br />

der OEMs übernommen.<br />

Mit den neuen Modullösungen will der<br />

Volkswagen-Konzern auf Markttendenzen<br />

schneller regieren. So kann das aktuell<br />

verfügbare 3G-/UMTS-Modul in Audi<br />

A3 und VW Golf problemlos durch ein<br />

4G-Modul ersetzt werden, das den LTE-<br />

Standard imAuto ermöglicht. Das neue<br />

Netz ermöglicht Datenraten von bis zu<br />

150 MBit/s im Downstream und wesentlich<br />

kürzere Antwortzeiten. Mit der Einführung<br />

von LTEwill Audi dem Hauptkonkurrenten<br />

BMW hinterherhecheln,<br />

der den Datenturbo LTEEnde letzten<br />

Jahres ins Auto gebracht hat. Diese Nachrüstlösung<br />

soll in der zweiten Jahreshälfte<br />

aufgefrischt werden. Dann wird es–auch<br />

beim Zukunftsmobil BMW i3 –eine integrierte<br />

Lösung geben. Bei Audi wird der<br />

A3 ab Herbst das erste Modell sein, bei<br />

dem der Datenturbo LTEverfügbar sein<br />

wird. Nach der Einführung von LTEim<br />

Auto steht bei Volkswagen wie auch bei<br />

der Konkurrenz die vereinfachte Bedienung<br />

per Sprache und Gestik an. Der<br />

modulareInfotainment-Baukasten macht<br />

es möglich –und bezahlbar.<br />

Bettina Mayer /Stefan Grundhoff ■<br />

62 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


TECHNIK &PRODUKTION<br />

INNENRAUM<br />

Derzeit gibt es bei den Autoherstellern,wie hier bei BMW,<br />

noch keine integrierten Systeme.Die Module sind in der<br />

Mittelkonsole untergebracht. Integrierte Systeme folgen<br />

erst zur IAA.<br />

Bild: press-inform<br />

Datenturbo für die Überholspur<br />

Wer imAuto ins Internet möchte, hat derzeit nicht wirklich viel Freude. Die Datenübertragungen<br />

reißen nicht erst bei höheren Geschwindigkeiten ab. Long Term Evolution,<br />

kurz LTE,soll hier bald deutliche Verbesserungen bringen.<br />

Erst haben die Handys unsere Taschen<br />

erobert, dann Handhelds<br />

und Pads.Damacht die automobile<br />

Welt keinen Unterschied. Zum vollständigen<br />

Durchbruch des mobilen Surfens<br />

fehlt nach wie vor die rechte Übertragungsgeschwindigkeit.<br />

Wenn sich das<br />

Rechenexempel auf das <strong>Automobil</strong> umsetzen<br />

ließe, wäre man in seinem Fahrzeug<br />

deutlich schneller im Netz unterwegs<br />

<strong>als</strong> mit dem heimischen Datenleitungen<br />

DSL/VDSL. „Durch die sehr<br />

hohen Datenraten und äußerst geringe<br />

Latenzen ist die Verbindung über den<br />

BMW Car Hotspot LTE oft sogar<br />

schneller <strong>als</strong> die Internetverbindung am<br />

heimischen Rechner“, erklärt Markus<br />

Dietz, Projektleiter bei BMW.<br />

Aktuelle Fahrzeug-Anwendungen wie<br />

Online-Navigation Echtzeit-Verkehrsinformationen,<br />

E-Mails, Social Media kommen<br />

mit einer UMTS-Verbindung gerade<br />

noch hin. Geht es jedoch um Webradio<br />

oder größere Datenmengen, reichen<br />

UMTS oder gar der Datenstotterer<br />

GRPS kaum noch aus –besonders während<br />

der Fahrt.<br />

LTE-Startschuss fiel in Bayern<br />

BMW machte beim Thema LTE den<br />

Anfang.Als erster Autohersteller bieten<br />

die datengeneigten Highspeed-Bayern<br />

eine LTE-Nachrüstlösung für alle Modelle<br />

an, die das Auto zum schnellen<br />

Hotspot werden lässt. Wereine LTE-fähige<br />

Datenkarte sein Eigen nennt, kann<br />

das teure BMW-Navigationssystem Professional<br />

für ein zusätzliches Entgelt von<br />

600 Euro per Nachrüstlösung zum Datenjäger<br />

machen. In der Mittelkonsole<br />

befindet sich dann der Hotspot, der die<br />

Passagiere imInnenraum mit der nötigen<br />

Highspeed-Funkwabe versorgt. Die<br />

Verbindung ist so einfach, wie beim Einloggen<br />

in das heimische WLAN. Diese<br />

Nachrüstlösung soll in der zweiten Jahreshälfte<br />

aufgefrischt werden. Dann wird<br />

es –auch beim Zukunftsmobil BMW i3<br />

–eine integrierte Lösung geben.<br />

Bei Audi wirdder A3 das erste Modell<br />

sein, bei dem der Datenturbo LTE ab<br />

diesem Sommer verfügbar sein wird. Im<br />

Gegensatz zum aktuellen BMW-<br />

Das ist LTE<br />

Nachdem GPRS, EDGE und UMTS nicht<br />

den erwünschten Erfolg im Fahrzeug<br />

brachten, setzen Autohersteller ebenso<br />

wie die Consumer Electronics weltweit<br />

auf die LTE-Technik. Der Grund liegt auf<br />

der Hand: Der Mobilfunkstandard LTE<br />

(Long Term Evolution) ermöglicht Übertragungsraten<br />

von bis zu 100 Megabit<br />

proSekunde.<br />

System wird das LTE-Modul bei den Ingolstädtern<br />

im Fahrzeug integriert sein.<br />

Insofern ist es Bestandteil des modularen<br />

Infotainment Baukastens des VW-Konzerns.InKombination<br />

mit einer entsprechenden<br />

LTE-SIM-Karte im Fahrzeug<br />

soll so immer der bestmögliche Empfang<br />

sichergestellt werden. Falls keine LTE-<br />

Abdeckung vorhanden sein sollte,bilden<br />

3G- und 2G-Netze Rückfallebenen.<br />

Audi und Mercedes holen auf<br />

Derzeit fährt Mercedes bei seinen Navigationssystemen<br />

in Reihe zwei bis drei.<br />

Ein neues,deutlich besseres System wird<br />

erst im Sommer mit der neuen S-Klasse<br />

eingeführt. „Mit der aktuell verfügbaren<br />

KOM-Box und der im Fahrzeug verbauten<br />

SIM-Karte ist LTEaktuell nicht verfügbar“,soBenjamin<br />

Oberkersch aus der<br />

Daimler-Entwicklung, „das wird sich mit<br />

dem neuen System jedoch ändern. Dann<br />

wird die Konnektivität mit Mercedes<br />

Live Traffic verfügbar sein. Derzeit können<br />

unsere Kunden LTEjedoch mit Comand<br />

Online und den entsprechenden<br />

Apps und einer Verbindung zu ihrem<br />

Mobiltelefon nutzen.“Nach der S-Klasse<br />

werden die neuen Modelle,wie im kommenden<br />

Frühjahr die C-Klasse,dann mit<br />

einer neuen Navigationsgeneration folgen,<br />

die auch LTEkann.<br />

Stefan Grundhoff ■<br />

64 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


AutomotiveINNOVATIONSAward 2013<br />

Gala mitPreisverleihungund Fachtagung<br />

Jetzt anmelden–<br />

dasKontingentist<br />

begrenzt!<br />

Am 2. Mai ist es wieder so weit: InFrankfurt am Main werden herausragendeInnovationsleistungen<br />

der<strong>Automobil</strong>industriemit dembegehrten<br />

AutomotiveINNOVATIONS Awardausgezeichnet. Zusammen mit einerhochkarätig<br />

besetztenFachkonferenz undmit bereitszahlreichen Anmeldungen<br />

<br />

DiePreisverleihung<br />

SeienSie dabei, wenn dieBestender Besten aufs Podest gehobenwerden, undwohnen<br />

Siediesemfeierlichen Anlass im Kreise hochrangigerVertreter derdeutschen <strong>Automobil</strong>wirtschaft<br />

bei. DieKeynote wird VDA-Präsident Matthias Wissmann halten.Durch<br />

denAbend führtdie Moderatorin (ZDF heute).<br />

DieFachkonferenz<br />

Wersinddie Innovationstreiber im neuenMobilitätszeitalter?WelcheStrategiensindrichtungsweisend?WelcheInnovationensindbahnbrechendund<br />

gebender Industrieden Takt<br />

vor? Welche konkretenMaßnahmen sind jetztwichtig?Darüber wollenwir diskutieren.<br />

MitIhnen.Und weiteren herausragenden Repräsentantender <strong>Automobil</strong>industrie.Diskutieren<br />

Siemit undfreuenSie sich aufBeiträgevon Wegbereitern automobilerInnovationen,<br />

welche dieBranche <strong>als</strong>Ganzesprägen, darunter von:<br />

Dr.UlrichHackenberg, Volkswagen AG<br />

Prof.Herbert Kohler, DaimlerAG<br />

Dr.GerdWingefeld, SGLCarbonSE<br />

Dr.JulianWeber, BMWAG<br />

Kathyo’Meny, ABCLuxe<br />

Prof.Stefan Bratzel, CenterofAutomotive Management<br />

Dr.Christoph Skudelny, PwC<br />

Melden Siesichnochheute an:<br />

www.automotiveinnovations.de/fachkonferenz<br />

©2013 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.


Montage: autofluence<br />

BOULEVARD<br />

Politisches Rodeo<br />

KimJong Un,Diktator-Lehrling im Armenhäusler-<br />

StaatNordkorea, fuchtelt derzeit mächtig mit dem<br />

Kriegsbeil. Durchgängig ernst wirderdabei nicht<br />

genommen.Solässt „autofluence“ KimJong Un<br />

<strong>als</strong> wilden Truck-Reiter durchs Gelände brettern.<br />

Weniger amüsantfindet GM-Boss Dan Akerson<br />

den politischen Rodeo-Ritt des Jung-Dikators: Der<br />

US-Hersteller unterhält fünf Fabriken in Südkorea,<br />

unter anderem werden dortdie Chevrolet-Modelle<br />

für Europa gebaut.ImGM-Hauptquartier wirdjedenfalls<br />

intensiv an einem Notfallplan gearbeitet,<br />

Akerson kommentierte das Geschehen in Korea<br />

lakonisch.Die Entwicklung dortsei „so schwierig<br />

vorauszusagen wie die Ergebnisse im Baseball“. fv<br />

Bild: PetraBork<br />

Konservativelieben VW – nicht<br />

nur in Deutschland<br />

Nenn mir deine Automarke, und ich sage dir wie du wählst? Im Wahljahr<br />

2013 keine schlechte Idee, seine Chancen bei der Wahl gleich auszurechnen.<br />

Doch stimmen die Klischees? Konservative fahren Mercedes,<br />

Linke lieben Opel und Progressive fahren am liebsten BMW? Im<br />

Auftragvon AutoScout24 wurden zwischen dem 14.und 18.März rund<br />

4200 Autofahrer in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande,<br />

Belgien, Österreich und der Schweiz dazu befragt.<br />

Das Ergebnis: Mercedes ist bei linken und liberalen Autofahrern beliebt.<br />

Konservativestehen hingegen auf die MarkeVW. In Deutschland sind das<br />

immerhin 21 Prozent, in Österreich 15 Prozent und in der Schweiz zwölf<br />

Prozent. Danach sitzen Konservative inDeutschland am liebsten in einem<br />

Opel (elf Prozent) oder Audi (neun Prozent) am Steuer. Die Marke<br />

Opel steht auch bei Linken in Deutschland hoch im Kurs (13 Prozent),<br />

während Gesinnungskollegen in Frankreich Renault (26 Prozent), Peugeot<br />

(19 Prozent) und Citroën (15 Prozent) bevorzugen. InItalien fahren<br />

26 Prozentder Linken ein Modell vonFiat. Liberale fahren in Deutschland<br />

(neun Prozent) und in Belgien (fünf Prozent) hingegen einen BMW.<br />

Die Malkünste von Englands Premier David Cameron<br />

waren beim „Job One“ für den neuen Nissan Leaf im<br />

nordenglischen Sunderland gefragt. Der japanischen<br />

Tradition folgend, malte Cameron der Daruma-Figur<br />

ein zweites Auge – womit der Sage folgend dem (Produktions-)<br />

Glück des Nissan e-Mobils nichts mehr im<br />

Weg steht. Bei Nissan in Sunderland wurde das Ritual<br />

übrigens zum zweiten Mal durchgeführt. Premierewar<br />

im Jahr 1986 bei der Eröffnung des Werks. Am Stift<br />

dam<strong>als</strong>: Margret Thatcher. Geholfen hat esdurchaus:<br />

Wurden im ersten Jahr noch bescheidene 5 000 Autos<br />

an der nordenglischen Küste gebaut, waren es 2012<br />

stolze 510000. Inzwischen gilt das Werk <strong>als</strong> eines der<br />

produktivsten weltweit und weil es so gut läuft, scheute<br />

Cameron auch nicht davor zurück, das Werk der Japaner<br />

<strong>als</strong> leuchtendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit<br />

der britischen Industrie hervorzuheben – sehr zum<br />

Gefallen von Nissans Executive Vice President Andy<br />

Palmer (linksimBild).<br />

fv<br />

Bild: Volk<br />

PARKPLATZSORGEN ADE<br />

Wer kennt das nicht: Es ist kurz vor Ladenschluss, man muss noch<br />

dringend etwas einkaufen,aber man findet einfach keinen passenden<br />

Parkplatz – schon wieder.Doch dank dem Daniel Düsentrieb der Neuzeit<br />

ist das bald kein Problem mehr:Die Lösung ist das sogenannte<br />

„Shuttle Fox“ von Erfinder Gottfried Perdolt, ein Auto, das<br />

man mit einem einzigen Knopfdruck einfach einklappt.Aus<br />

3,4 Meter werden dann schnell zwei Meter. Und dank einem<br />

engen Wendekreis kann nun auch locker quer zur<br />

Fahrbahn eingeparkt werden.Trotzdem bietet der Fünfsitzer<br />

noch genügend Stauraum für den großen Einkauf,<br />

für ein E-Moped oder ein Fahrrad. Einziges Hindernis:<br />

Perdolt sucht noch Interessenten für die Serienproduktion. Und bis<br />

dahin muss weiter um einen Parkplatz gekämpftwerden.<br />

Bild: Feie Werkstatt<br />

66 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013


ZUM SCHLUSS<br />

Bild: Dürr<br />

Hört sich ein bisschen wie Drei-Wetter-Taftan: Mit dem 3-Wet-High-Solid-Prozess lackiertChangan Ford Automotiveseine Fahrzeugekünftig in<br />

Chongqing.Bei der Nass-in-Nass-Lackierung vonDürr entfallen die Trockner zwischen den einzelnen Lackierschritten.Inder AnlageinHangzhou<br />

wirdFordauch im Hinblick auf neue Umweltvorgaben in China einen neuen 3-Wet-Wasserbasis-Prozess einführen.ImSeptember 2014 sowie im<br />

Januar 2015 sollen die energiesparenden Anlagen für Ford C- oder D-Modelle anlaufen.Und schicken dann bis zu 68 Fahrzeugeauf Tauch-Tour.<br />

REDAKTION<br />

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Redaktion Wirtschaft/International: Frank Volk (fv) -678<br />

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Grundhoff,Fritz Lorek, Marcel Sommer,Christof Vieweg<br />

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ISSN: 0934-0394<br />

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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />

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