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WIRTSCHAFT TECHNIK PRODUKTION INTERNATIONAL<br />
Ausgabe 04/2013<br />
B 30470<br />
www.automobil-produktion.de<br />
04<br />
2013<br />
ERFOLGSBETEILIGUNG<br />
Volvoermuntertseine Zulieferer,<br />
Innovationen zu bringen<br />
Seite 26<br />
MANUFAKTUR IN REINKULTUR<br />
Porsche präpariertsich für die<br />
Fertigung des 918 Spyder<br />
Seite 40<br />
PROFIT VON DER OBERSCHICHT<br />
Neue Beschichtungen senken<br />
Kosten und Verschleiß<br />
Seite 46<br />
NEUE MÄRKTE,NEUE MODELLE<br />
Ost-Power<br />
fürVW<br />
Die tschechische Traditionsmarke<br />
spielt eine Schlüsselrolle in den Zukunftsplänen<br />
vonVW. Skoda-Chef<br />
Winfried Vahland treibt das Wachstum<br />
entschlossen voran. Seiten 12, 16
Am 11. April 2013 hat die BMW Group zum zweiten<br />
Mal den Supplier Innovation Award verliehen. In<br />
acht Kategorien würdigt BMW damit herausragende<br />
Innovationen seiner Lieferanten. Wir möchten auf diesem<br />
Weg allen unseren Partnern Danke sagen. Danke für<br />
die Zusammenarbeit. Danke für die Unterstützung bei<br />
der Bewältigung der gemeinsamen Herausforderungen.<br />
Und danke für die hervorragenden Ideen. Herzlichen<br />
Glückwunsch allen Preisträgern.<br />
DIE BESTEN IDEEN<br />
ENTSTEHEN GEMEINSAM.<br />
DIEBMW GROUPGRATULIERTDEN PREISTRÄGERN DES SUPPLIER INNOVATION AWARDS 2013.<br />
Kategorien und Preisträger<br />
Ecient Dynamics<br />
Leichtbau<br />
Connected Drive<br />
New Technology Experience<br />
Qualität<br />
Produktivität<br />
Sustainability<br />
Sonderpreis Innovationspartnerschaft<br />
BorgWarner Turbo Systems GmbH<br />
Magna BDW technologies GmbH<br />
Peiker Acustic GmbH &Co. KG<br />
Dräxlmaier Group<br />
Friedrich Boysen GmbH &Co. KG<br />
R. Scheuchl GmbH<br />
AUNDE Achter &Ebels GmbH<br />
Robert Bosch GmbH
Technologien von morgen. Heute.<br />
www.bechem.com<br />
VOR ORT<br />
In Škodas guter Stube<br />
Eine der spannendsten Storys der <strong>Automobil</strong>industrie<br />
liefert seit Jahren der tschechische<br />
Hersteller Škoda. Faszinierend ist, wie<br />
die Marke unter der Regie von VW den<br />
Ostblock-Mief aus dem Blech geklopft hat;<br />
und innerhalb des Wolfsburger Markenkonglomerats<br />
zur Schlüsselmarkefürdie Wachstumsziele<br />
des VW-Konzerns reifte.Ausdruck<br />
des neuen Selbstbewusstseins der Traditionsmarke<br />
ist das jüngst am Stammsitz in<br />
Mladá Boleslav eröffnete „Škoda Muzeum“.<br />
Dort, in der guten Stube,sprach Skoda-Chef<br />
Winfried Vahland (links) mit Frank Volk<br />
über die Rolle Škodas und legte seine strammen<br />
Wachstumspläne dar.<br />
Im DS3 Cabrio durch Frankreich<br />
Das Wetter spielte leider nicht richtig mit –<br />
trotzdem konnte das Dach des neuen DS3<br />
Cabrios von Citroën kurz mal gelüftet werden.<br />
VomBahnhof in Angers ging es über<br />
Landstraßen und kleine Dörfer direkt ins<br />
knapp 100 Kilometer entfernte Les Châtelliers-Châteaumur<br />
– zum Webasto-Werk.<br />
Hier zeigte Projektleiterin Edura Funke wie<br />
die 180 Einzelteile des Faltdach-Modells zusammengebaut<br />
werden. Danach fuhr Volontärin<br />
Felicitas Heimann (Bild) zurück nach<br />
Angers. Diesmal mit offenem Verdeck. Und<br />
mit einem kleinen Anflug von Sommerfeeling<br />
im Gepäck.<br />
VIP(Very ImportantPorsche):<br />
Der Renner aus dem zweiten Stock<br />
DasZeug zur „Kultstätte“ hat sie bereits jetzt:<br />
Die 4000 Quadratmeter große, einstige Lackierhalle<br />
im zweiten Stockwerk eines unscheinbaren,<br />
angejahrten Gebäudes auf dem<br />
Gelände des Porsche-Werks 2inZuffenhausen.<br />
Denn sie wird indie <strong>Automobil</strong>geschichte<br />
eingehen <strong>als</strong> der „Kreißsaal“ des Supersportwagens<br />
918 Sypder.Von den derzeit auf<br />
Hochtouren laufenden Vorbereitungen für<br />
die Einrichtung der Manufaktur für den<br />
918er Hybrid-Boliden und dessen Eintaktung<br />
in die Serie des 911er durften sich Christian<br />
Klein (knieend) und Götz Fuchslocher (2.<br />
von re.) <strong>als</strong> weltweit erste Fachjournalisten<br />
exklusiv überzeugen. 918-Projektleiter Michael<br />
Drolshagen (links) fiebert dem Herbst<br />
entgegen: Dann ist Produktionsstart.<br />
Trocken statt nass<br />
Die mit Flüssigschmierstoff befüllten<br />
Mikrokapseln im Gleitlack<br />
Berucoat MC bewirken eine<br />
grifftrockene Schmierschicht<br />
zwischen den Reibpartnern.<br />
Gegenüber vergleichbaren Seriengleitlacken<br />
weist Berucoat MC<br />
eine bis zu dreimal höhere<br />
Lebensdauer auf.<br />
Berucoat MC –nur eine<br />
von vielen Schmierstofflösungen<br />
für die Industrie.<br />
CARL BECHEM GMBH<br />
Weststr.120 AUTOMOBILPRODUKTION ·58089 Hagen ·Deutschland · April 2013 3<br />
Tel. +49 2331 935-1323 ·Fax +49 2331 935-1219<br />
E-Mail: bechem@bechem.de ·www.bechem.com
INHALT<br />
Aufdem Sprung: Bereits in den vergangenen Jahren hat Škoda eine ordentliche Erfolgsgeschichte<br />
hingelegt.Mit weiterem Wachstum in Europa, einer verschärften Gangartbei der<br />
Internationalisierung und einer Ausweitung der Modellpalette treibt Škoda-Chef Vahland<br />
die Traditionsmarke zum nächsten Wachstumssprung. Seiten 12, 16<br />
Erfolgsbeteiligung: Um <strong>als</strong> kleiner OEM an<br />
Innovationen zu gelangen,setzt Einkaufsvorstand<br />
Axel Maschkaauf mehr Motivation<br />
durch finanzielle Anreize. Seite 26<br />
WIRTSCHAFT<br />
NAMEN &NACHRICHTEN<br />
08 EU bremst Diesel: Brüssel drohtmit Sanktionen<br />
09 AUTOMOBILFORUM: Wissmann eröffnet Kongress<br />
09 Expansion: PSA geht nach Kasachstan<br />
10 Ranking: Wer 2012 die meisten AutosinEuropa produzierthat<br />
TITEL<br />
12 Ost-Power für VW: Mit neuen Modellen und verstärkter Internationalisierung<br />
will Škoda den Absatz auf 1,5 Millionen Autos<br />
proJahr schrauben.<br />
16 „Echter Volumenanbieter“: Škoda-Chef Winfried Vahland und<br />
seine Pläne mit der VW-Tochter in Europa.<br />
IM FOKUS<br />
18 Die Kabelkenner: Leoni, der Kabelspezialist aus Nürnberg, plant<br />
in den kommenden fünf Jahren globaler zu werden.<br />
AKTUELLE REPORTS<br />
20 Interview: Thorsten M. Schiefer,Autoexperte KPMG über das<br />
ideale Verhältnis zu Innovationen.<br />
INTERNATIONAL<br />
22 Zweiter Anlauf: Das E-Modell Nissan NewLeaf läuftseit Ende<br />
März im englischen Sunderland vomBand.<br />
26 Erfolgsbeteiligung: Interviewmit Volvo-Einkaufsvorstand Axel<br />
Maschkaüber Innovationsdruck und Lieferantenbeteiligung.<br />
34 Neuvorstellung: Toyota RAV4;Mini Paceman<br />
TECHNIK &PRODUKTION<br />
36 In Kürze: Innenraumkonzept der neuen S-Klasse; Gurtfänger<br />
machtSchloss und Steckzungeüberflüssig; Leichtbau-Bremskraftverstärker;Wachstumssegmentstrukturelles<br />
Kleben...<br />
40 Manufaktur in Reinkultur: Wiesich Porsche für die Fertigung<br />
des Supersportwagens 918 Spyder rüstet.<br />
44 Cabrio-Stoffdach: Das DS3 Cabrio vonCitroënist ein Verkaufserfolg.DachlieferantWebastogewährte<br />
Einblicke.<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
46 Beschichtungen: Das Beherrschen vonBeschichtungstechnik<br />
kann nichtnur dem Leichtbau Impulse geben,sondern auch<br />
Verschleiß reduzieren und Kosten senken.<br />
50 Finishing/Teilereinigung: Die Wege zu qualitativ hochwertigen<br />
Fahrzeugteile-Oberflächen können energetisch teuer werden.<br />
Eine Herausforderung für Anlagenbauer.<br />
4 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
04/2013<br />
Vondraußen: Die richtigeOberflächenbeschichtung<br />
kann Verschleiß reduzieren und<br />
Kosten senken.Und: Lacktrocknung und Teilereinigung<br />
werden effizienter. AbSeite 46<br />
Nach drinnen: Nur sitzen,fahren und lenken<br />
ist Vergangenheit: Der Fahrzeuginnenraum<br />
wirdzur multimedialen Wellness-Oase.<br />
Fehlt noch der Sauna-Aufguss. AbSeite 52<br />
INNENRAUM<br />
52 Multimedia-Integration: Freisprechanlagen warengestern,<br />
auch „Hands Free“ genügt den Autofahrern nichtmehr.Der<br />
aktuelle Trend heißt„Eyes Free“.<br />
56 Infotainment-1: Apps sorgenfür Verbindung.<br />
58 Sitzen &Duften: Mit neuen Technologien,Materialien und<br />
Funktionen wirddas <strong>Automobil</strong>-Interieur zur Wellnesszone.<br />
60 Assistenzsysteme: In Zukunftwirdder Fahrer mehr denn je in<br />
den Fokusder Unfallprävention rücken<br />
62 Infotainment-2: Der VW-Konzern setzt auch beim Infotainment<br />
auf das Baukastenprinzip.Inder Kompaktklasse soll so High-<br />
Tech zu bezahlbaren Preisen möglich werden.<br />
64 LTE: Long Term Evolution soll zum Datenturbo für die Überholspur<br />
werden.<br />
RUBRIKEN<br />
03 VorOrt<br />
04 Inhalt<br />
06 Nachgefragt<br />
66 Boulevard<br />
67 ZumSchluss/Impressum<br />
Deutschlands besucherstärkste, jährliche<br />
<strong>Automobil</strong>- und Motorsportmesse<br />
Europas Leitmesse für Motorsport,<br />
Tuning, sportliche Serienfahrzeuge und<br />
Classic Cars<br />
Bedeutender Business-Treiber und<br />
Treffpunkt der Motorsport-Entscheider<br />
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5<br />
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AUTOMOBILPRODUKTION · APRIL 2013
NACHGEFRAGT<br />
„Der Clean-Diesel ist ein<br />
echter Spritsparer“<br />
ner CO2-Bilanz und ist mit der neuen Schadstoffnorm Euro 6<br />
noch sauberer. Bereits Euro 5hat den Pkw-Schadstoffausstoß<br />
im Schnitt um97Prozent gesenkt. Der Diesel vereint große<br />
Reichweite mit niedrigstem Verbrauch und bietet gleichzeitig<br />
Komfort und angemessene Motorisierung.Das wissen die Kunden<br />
zu schätzen. Jedes zweite,neu zugelassene Auto in Westeuropa,<br />
ist ein Diesel. Nahezu alle Nutzfahrzeuge haben einen<br />
Dieselmotor,weil diese eine besonders lange Lebensdauer haben<br />
und so das Betriebsvermögen schonen. Außerdem gibt es<br />
bei den Motoren und Kraftstoffen noch Entwicklungspotenzial.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Ist der Aufwand, um mit einem Diesel<br />
die Euro-6-Norm und künftige Grenzwerte zu erfüllen, inRelation<br />
zu den Entwicklungskosten vertretbar?<br />
Auf jeden Fall. Der Diesel ist rund 20 Prozent sparsamer <strong>als</strong><br />
ein Otto-Motor. Damit schont der Diesel nicht nur Klima und<br />
Portemonnaie des Autofahrers, er reduziert auch die CO2-<br />
Emissionen. Deswegen wird der Diesel auch bei Euro 6eine<br />
entscheidende Rolle spielen. Die Mehrkosten gegenüber einem<br />
Euro-5-System liegen derzeit bei rund 1000 Euro. Das<br />
liegt an der notwendigen NOx Nachbehandlungstechnologie.<br />
Die sogenannte SCR-Technologie reduziert die Stickstoffoxid-<br />
Emissionen um bis zu 80 Prozent. Dies erlaubt eine Trimmung<br />
des Motors auf maximale Effizienz –deshalb lohnt sich diese<br />
Technologie auch weiterhin für den Kunden: SCR und AdBlue<br />
nutzen sowohl der Umwelt <strong>als</strong> auch dem Geldbeutel.<br />
SCR und AdBlue<br />
nutzen sowohl der<br />
Umwelt <strong>als</strong> auch dem<br />
Geldbeutel.<br />
VDA-Geschäftsführer Ulrich Eichhorn<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Im Januar wurden in Deutschland erstm<strong>als</strong><br />
mehr Diesel-Pkw <strong>als</strong> Benziner zugelassen. Die EU-Kommission<br />
siehtdas mit großer Skepsis und wünschtsich stattdessen eher<br />
Benzin-Hybride.Ist die Zukunftdes Diesel-Antriebs gefährdet?<br />
Keineswegs, die Argumente für seine Nutzung sind überzeugend:<br />
Der Clean-Diesel ist ein echter Spritsparer mit überlege-<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Die Bilanz der Feinstaub-Plakette<br />
zeigt, dass das Verbot von Diesel-Pkw in den Innenstädten kaum<br />
zur Luftverbesserung beiträgt.Ein Argumentfür den Diesel?<br />
Moderne Motoren sind keine nennenswerten Feinstaubquellen<br />
mehr. Der Feinstaubpegel lässt sich durch Verkehrsbeschränkungen<br />
um nicht einmal fünf Prozent reduzieren. Um in Städten<br />
eine Luftverbesserung zu erreichen, müssen die Emissionen<br />
vor allem bei der Holzpellet- und Heizölverfeuerung vermindert<br />
werden. Die Kommunen könnten zusätzlich Busse und<br />
Kommunalfahrzeuge durch neue Euro-6-Fahrzeuge ersetzen.<br />
Denn Euro 6 löst alle Abgasprobleme. Die Rußemissionen<br />
von Diesel-Pkw wurden in den letzten Jahren schon drastisch<br />
reduziert. Nach der „Stuttgarter Erklärung“ der deutschen<br />
<strong>Automobil</strong>industrie werden in allen deutschen Fahrzeugen in<br />
Deutschland Dieselpartikelfilter eingebaut. Wir erwarten, dass<br />
in zehn Jahren in der Bundesrepublik mehr Feinstaub durch das<br />
Rauchen <strong>als</strong> durch Motoremissionen produziert wird. ■<br />
6 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
NAMEN &NACHRICHTEN<br />
Deutscher Dieselboom stößtanGrenzen<br />
Die Liebe zum Diesel ist bei deutschen Autofahrern ungebrochen.Das siehtdie EU-KOMMISSION in<br />
Brüssel mit Sorge,denn Tanken mit Dieselkraftstoffbelastet die Luftstärker <strong>als</strong> Benzin.<br />
Bild: Fotolia<br />
Der Trend zum Dieselauto ist trotz Krise ungebrochen. Anfang<br />
des Jahres wurden in Deutschland erstm<strong>als</strong> mehr Autos mit<br />
Dieselantrieb <strong>als</strong> Benziner zugelassen. 2012 lag ihr Anteil laut<br />
Kraftfahrtbundesamt bei 48,2 Prozent der neu zugelassenen<br />
Fahrzeuge. Vor allem deutsche Hersteller profitieren von der<br />
wachsenden Nachfrage.Sobetrug beispielsweise der Dieselanteil<br />
von BMW im vergangenen Jahr 73,6 Prozent aller verkauften<br />
Modelle, gefolgt von Audi mit 67,6 Prozent. Die Liebe der<br />
Deutschen zum Diesel könnte nun wegen Bedenken der Europäischen<br />
Union eingebremst werden. Grund: Umweltkommissar<br />
Janez Potonik sieht mit Sorge, dass die Pkw mit Diesel-<br />
Antrieb deutlich mehr Stickstoffdioxid ausstoßen <strong>als</strong> Benziner.<br />
Das erschwert für Deutschland die Einhaltung der EU-Grenzwerte.Aktuell<br />
verfehlt das Gros der deutschen Städte die Ziele<br />
der Europäischen Union von 40 Milligramm Stickstoffdioxid<br />
pro Liter Luft deutlich.<br />
HärtereMittel ab 2015 möglich<br />
Darum forderte Potonik 32 deutsche Städte auf,ihreLuftreinhaltungspläne<br />
nachzubessern. Ab Januar 2015 kann Potonik<br />
dann sogar zu härteren Mitteln greifen: Denn das sogenannte<br />
Vertragsverletzungsverfahren bedeutet in seiner letzten Stufe<br />
eine hohe Strafzahlung für die Bundesrepublik.<br />
Experten halten es für sogut wie ausgemacht, dass die deutschen<br />
Städte das Luftreinhaltungsziel zum Stichtag verfehlen<br />
werden. Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität<br />
Duisburg-Essen gießt in der aktuellen Diskussion noch Öl ins<br />
Feuer: Er geht davon aus, dass der Bestand an Dieselfahrzeugen<br />
ohne Euro-6-Norm weiter wachsen wird, und zwar bis Ende<br />
2014 um 16,3 Prozent auf 14,3 Millionen. „Der Diesel führt<br />
zu einem unlösbaren Problem“, befürchtet Dudenhöffer. „Die<br />
schärfere Euro-6-Norm, die für sauberere Fahrzeuge sorgt,<br />
kommt zu spät, um einen Ausweg zu bieten.“ Die neue Norm<br />
greift erst zum 1. September 2015. Vorher werden Hersteller<br />
nach Dudenhöffers Meinung nur zögerlich umweltfreundlichere<br />
Fahrzeuge auf den Markt bringen.<br />
Politik fördertDieselfahrzeuge<br />
Grund für die Beliebtheit der Dieselfahrzeuge ist die aktuelle<br />
Steuerpolitik. Dieselkraftstoff wird geringer besteuert <strong>als</strong> Benzin,<br />
aktuell sind es 18 Cent. Eine Initiative der EU-Kommission,<br />
dies zu korrigieren, blockiert die Bundesregierung seit Jahren.<br />
Die deutsche <strong>Automobil</strong>industrie hat die Regierenden bei<br />
der Richtlinie für die Energiebesteuerung angeblich aufgefordert,<br />
ihr Vetorecht zu nutzen. Da Steuerthemen in Brüssel einstimmig<br />
entschieden werden müssen, kann das zu einer Dauerblockade<br />
führen. Dudenhöffer hält den Dieselboom gar für<br />
„staatlich subventioniert“ und auf jeden Fall für einen Fehler.<br />
Er bezeichnet die deutsche Autoindustrie <strong>als</strong> „deutlich zu<br />
Diesel-lastig“. Andere Antriebstechnologien würden vernachlässigt.<br />
„Nur 0,9 Prozent aller Neuwagen kommen mit Hybridantrieb<br />
in den Markt. Davon sind übrigens 75 Prozent Toyota-<br />
Lexus-Fahrzeuge“, sagt der Experte. Erdgas werde noch weniger<br />
Aufmerksamkeit geschenkt. Silke Wettach/Brüssel<br />
8 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
sponsored by:<br />
9th edition<br />
www.automobil-produktion.de<br />
NAMEN &NACHRICHTEN<br />
Globalisierung stärkt StandortEuropa<br />
Bild: VDA/Kiekert<br />
Die Tiefeder Krise am europäischen Automarkt zeigt es deutlich: Je<br />
globaler die Unternehmen aufgestellt sind, umso stabiler ist die<br />
Lage auch in den europäischen Produktionsstätten der <strong>Automobil</strong>hersteller<br />
und der Zulieferer. Der Zusammenhang zwischen Standortsicherung<br />
und Globalisierung ist Thema von VDA-Präsident<br />
Matthias Wissmann (links) und Kiekert-Chef Karl Krause beim 24.<br />
AUTOMOBILFORUMam14./15.Mai in Ludwigsburg. ZurEröffnung<br />
des Kongresses beleuchtet Wissmann die Chancen und Herausforderungen<br />
der deutschen Hersteller im europäischen und globalen<br />
Wettbewerb,während Krause am zweiten Kongresstag seinen Beitrag<br />
mit einem klaren Statement verbindet: „Globalisierung<br />
brauchteine gute Basis: Made in Germany“.<br />
Infos,Anmeldung,alle Redner unter www.automobil-forum.de<br />
Die Top100 Zulieferer<br />
BUSINESS TECHNOLOGY PRODUCTION INTERNATIONAL Bereits zum<br />
zehnten Mal<br />
2012<br />
veröffentlicht<br />
Inside:<br />
die AUTOMOBIL<br />
PRODUKTION<br />
■ Interviewswith Elmar Degenhart(Continental), Bernd Bohr (Bosch), Nobuaki Katoh (Denso) auch in diesem<br />
■ Thebiggest changes on thelist<br />
■ Theimminentarrival of Chinesesuppliers<br />
Jahr in der Sonderausgabe<br />
Top100<br />
Automotive Suppliers „Top 100 Automotive<br />
Sup-<br />
Global Ranking<br />
pliers – Global<br />
Ranking“ einen<br />
umfassenden Überblick über die Besten<br />
der Zuliefererbranche. Ineinem direkten<br />
und umfassenden Vergleich der weltweit<br />
größten Top-<strong>Automobil</strong>zulieferer wirdaufgezeigt,<br />
wer die Gewinner und Verlierer<br />
des vergangenen Jahres waren. In der Ausgabe<br />
finden Sie ebenso alle aktuellen Zahlen,<br />
Daten und Fakten der bedeutendsten<br />
Global Player. Darüber hinaus informiert<br />
das Sonderheftüber Hintergründe,Trends,<br />
Strategien und Ausblicke der Besten ihrer<br />
Branche. Die Sonderausgabe erscheint am<br />
16.Juli 2013.<br />
SeatreduziertVerluste<br />
Trotz Absatzeinbruch in Spanien um 50<br />
Prozent in den vergangenen fünf Jahren<br />
zeichnet sich bei Seateine vorsichtigeErholung<br />
ab. Die spanische VW-Tochter schreibt<br />
zwar immer noch einen Verlust beim Nachsteuergewinn<br />
von 30 Millionen Euro. Aber<br />
Seat konnte das Minus um die Hälfte gegenüber<br />
2011 eindämmen. Ebenso reduzierte<br />
die Marke die Miesen beim OperativenErgebnis<br />
auf minus 134 Millionen Euro.<br />
Das sind 42 Prozentweniger <strong>als</strong> im Vorjahr.<br />
Dies ist vorallem dem deutschen Markt zu<br />
verdanken, der neben dem Heimatmarkt<br />
zum wichtigsten Absatzgebiet zählt.<br />
PSAinKasachstan<br />
PSA Peugeot Citroën und die Agromash<br />
Holding schlossen im März ein Abkommen<br />
über die Montage und den gemeinsamen<br />
Vertrieb von Fahrzeugen der französischen<br />
Marken in Kasachstan. Das schließt Pkw<br />
und leichte Nutzfahrzeuge ein. Die Zusammenarbeit<br />
soll bereits im Juni diesen Jahres<br />
starten. Abdann werden in Kasachstan die<br />
Fahrzeuge 301, 3008, 508 und Partner<br />
montiert. Die geplante Fertigungskapazität<br />
liegt am Anfang bei 4000 Einheiten pro<br />
Jahr. Geplantes Verkaufsvolumen: über<br />
10000 Einheiten jährlich. Das Unternehmen<br />
gibt an, damit über 300 Arbeitsplätze<br />
in Frankreich und 150 Arbeitsplätze inKasachstan<br />
schaffen zukönnen. Neben den<br />
vorOrt montierten Modellen wirdder französische<br />
<strong>Automobil</strong>hersteller auf dem kasachischen<br />
Markt ebenfalls das Modell Peugeot<br />
408 anbieten.<br />
Geschäft mit Connectivity<br />
„Mehr <strong>als</strong> 80Prozent aller Neuwagenkäufer<br />
sind grundsätzlich bereit, für Connectivity-<br />
Dienste zu zahlen“, ist ein Fazit einer Endkundenbefragung<br />
der Unternehmensberatung<br />
Berylls Strategy Advisors. Voraussetzung<br />
ist jedoch,dass den Neuwagenkäufern<br />
der Nutzen des Dienstes einleuchtet.Inder<br />
Befragung wurden den interviewten Kunden<br />
27 mögliche Connectivity-Dienste angeboten.<br />
Das größte Interesse bestand vor<br />
allem an Sicherheits-nahen Diensten.Diese<br />
würden 70 Prozent der Befragten (eventuell)<br />
kostenpflichtig bestellen, während für<br />
Infotainment-Dienste immerhin noch<br />
knapp jeder Zweite zahlen würde, sodie<br />
Studie.Ein wichtiges Ergebnis für die OEMs:<br />
40 Prozent der Befragten gaben an, dass<br />
ihnen bislang kein einziges Connectivity-<br />
Angebot eines Autobauers bekanntist.<br />
KÖPFE<br />
Wolfgang Bernhard (Bild) und Andreas<br />
Rentschler tauschen die Positionen. Seit<br />
Anfang April ist Andreas<br />
Renschler für Produktion<br />
und Einkauf Mercedes-<br />
Benz Pkw und Mercedes-Benz<br />
Vans zuständig.<br />
Wolfgang Bernhard<br />
führt ab jetzt den Bereich<br />
Daimler Trucks.<br />
Francois Gopil de Bouillé ist neuer Vizepräsident<br />
von Infiniti Global Operations.<br />
De Bouillé zeichnet <strong>als</strong><br />
neues Mitglied im Führungsteam<br />
für die Region<br />
Asien/Ozeanien verantwortlich.Bislang<br />
war<br />
er seit über 30 Jahren<br />
Manager bei Ford und<br />
Nissan.<br />
Bernd Bohr verlässt Bosch. Der Chef der<br />
Autosparte wirdnach Unternehmensangaben<br />
aus persönlichen Gründen die Bosch-<br />
Gruppe verlassen. Bohr<br />
leitet seit 10 Jahren den<br />
größten Unternehmensbereich.InZukunftwill<br />
er<br />
sich beratenden und Aufsichtsrats-Tätigkeiten<br />
widmen,sowie mehr Zeit<br />
für seine Familie haben.<br />
Oliver Dardart wechselt Stuhl und Position<br />
beim französischen <strong>Automobil</strong>bauer<br />
PSA.Bislang warder 53-jährigeinnerhalb<br />
des Konzerns im Vorstand für die Marken<br />
Peugeot und CitrÖen in Deutschland verantwortlich.Nun<br />
wirderPersonalchef.<br />
AUTOMOBIL-PRODUKTION AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
9
NAMEN &NACHRICHTEN<br />
TERMINE<br />
AUTOMOBILFORUMStuttgart<br />
„<strong>Automobil</strong>standortEuropa“<br />
14.und 15.Mai 2013 in Ludwigsburg<br />
www.automobil-forum.de<br />
AutomotiveEngineering Expo 2013<br />
Alles rund um Karosseriebau, Karosserielackierung<br />
und Karosseriemontage<br />
4.bis 6.Juni 2013 in Nürnberg<br />
www.automotive-engineering-expo.com<br />
Hausmesse FOBA<br />
Laser Marking +Engraving zur Laserkennzeichnung<br />
vonKunststoffeninder<br />
<strong>Automobil</strong>industrie<br />
20. und 21.Juni 2013 in Lüdenscheid<br />
www.foba.de<br />
Zulieferer Innovativ 2013<br />
1.und 2.Juli 2013 in München<br />
www.bayern-innovativ.de<br />
IAAPkw<br />
12.bis 22.September 2013<br />
in FrankfurtamMain<br />
www.iaa.de<br />
22.Aachener Kolloquium Fahrzeug- und<br />
Motorentechnik<br />
07.-09.Oktober 2013 in Aachen<br />
http://www.aachen-colloquium.com/<br />
Fachtagung Innenraum<br />
22.und 23.Oktober 2013 in Stuttgart<br />
www.sv-veranstaltungen.de<br />
Digitale Fabrik@Produktion<br />
5.und 6.November 2013 in Berlin<br />
www.sv-veranstaltungen.de<br />
Johnson Controls baut aus<br />
Johnson Controls erweiterte in Südafrika<br />
das Werk für Interieurkomponenten. „Unser<br />
Werk in East London ist seit der Eröffnung<br />
im Jahr 2000 kontinuierlich gewachsen“,sagte<br />
IngoFleischer,von Johnson Controls<br />
anlässlich der Eröffnung Mitte März.<br />
Derzeit werden vor Ort Innenraumkomponenten<br />
unter anderem für die Mercedes-<br />
Benz C-Klasse gefertigt. Zukünftig sollen<br />
auch Türverkleidungen geliefert werden.<br />
Dank Erweiterung werden 200 neue Arbeitsplätzegeschaffen.<br />
Mitarbeiterprämien sinken leicht<br />
Während die Mitarbeiterprämien bei den<br />
großen deutschen OEMs im Vergleich zum<br />
Rekordvorjahr etwas reduziert wurden, belohnte<br />
Sportwagenbauer Porsche <strong>als</strong> einziger<br />
seine 13500 Tarifmitarbeiter noch besser<br />
für die geleistete Arbeit des abgelaufenen<br />
Geschäftsjahres. Die Sonderzahlung<br />
kann sich bis maximal 8111 Euro brutto<br />
belaufen. ImGeschäftsjahr 2011 waren es<br />
noch 7600 Euro im Durchschnitt.Anlass ist<br />
neben dem erfolgreichsten Jahresabschluss<br />
in der Geschichte des Unternehmens das<br />
Jubiläum der Legende Porsche 911: Der<br />
Sportwagen feierte vor 50Jahren Premiere,<br />
begründete das Unternehmen die Rekordzahlungen.<br />
Die Volkswagen-Premiumtochter<br />
Audi folgte im Prämienranking auf Platz<br />
2 mit rund 8000 Euro, während sich die<br />
Konzernmutter sparsamer zeigte und die<br />
Leistung für das Jahr 2012 mit 7200 Euro<br />
Prämienzahlung vergütete. Der Wettbewerber<br />
BMW aus München zahlte 7630<br />
Euro an seine Mannschaft, der Stuttgarter<br />
Fahrzeughersteller Daimler schüttete dagegenbescheidene<br />
3200 Euro aus.Vor einem<br />
Jahr zahlte Daimler seiner Belegschaftnoch<br />
4100 Euro aus.<br />
Getrag: Konzentration auf Getriebe<br />
Das Furtwanger Unternehmen Koepfer<br />
Zahnrad- und Getriebetechnik GmbH will<br />
die Steuerradproduktion von Getrag in Ludwigsburg<br />
übernehmen. Beide Verhandlungspartner<br />
sind sich über die Eckpunkte<br />
der Übernahme einig und unterzeichneten<br />
Ende März einen entsprechenden Vertrag.<br />
Die Verantwortlichen rechnen mit einem<br />
Vollzug des Geschäfts imkommenden Juni.<br />
Getrags Motiv bei dem Deal ist die Konzentration<br />
auf das Pkw-Getriebegeschäft. Der<br />
Zulieferer gilt <strong>als</strong> einer der größten Systemlieferanten<br />
für Getriebe und beschäftigt<br />
knapp 13000 Mitarbeiter an 24 Standorten.<br />
Das Unternehmen nahm 2012 Rang 60 im<br />
Top 100 Automotive-Suppliers-Ranking ein.<br />
Pierburgfertigt in Kunshan<br />
Pierburg China eröffnete im Großraum<br />
Shanghai (in Kunshan) eine neue Produktionsstätte.<br />
Der international tätige <strong>Automobil</strong>zulieferer,<br />
der zum Rheinmetall-Konzern<br />
gehört, stellt am neuen chinesischen<br />
Fertigungsstandort pneumatische Abgasrückführventile<br />
und elektrische Drosselklappen<br />
her. Die Produktion von Magnetventilen<br />
wird im zweiten Schritt folgen.<br />
Pierburg China Ltd. ist ein 100-prozentiges<br />
Tochterunternehmen der PierburgGmbH in<br />
Neuss. Das Unternehmen ist bekannt für<br />
Abgasrückführungstechnologie, die Hilfestellung<br />
bei der Reduzierung von Abgasen<br />
leistet. Und da seit März in Chinas Hauptstadt<br />
die verschärfte Abgasnorm „Beijing<br />
5“ eingeführtwurde,ist das Timing perfekt.<br />
Die Norm ist Vorläufer der Euro-6-Abgasnorm,<br />
die in drei Jahren eingeführt werden<br />
soll. Die Gruppe produziertbereits an neun<br />
Fertigungsstandorten in China und beschäftigt<br />
in der Volksrepublik rund 3500<br />
Mitarbeiter.<br />
VW fährtvor<br />
Das Ranking der „produktivsten Fertigungen“ in Europa der weltweiten<br />
Informationsplattform Inovev ergab, dass die zehn größten<br />
Produktionsstätten im vergangenen Jahr insgesamt mehr <strong>als</strong><br />
4,8 Millionen Fahrzeugeproduzierten.Den ersten und den letzten<br />
Platz inden TopTen bei den europäischen Produktionsvolumen<br />
belegt logischerweise Europas größter <strong>Automobil</strong>hersteller Volkswagen.<br />
Das VW-Werk in Wolfsburgist in der Hitliste mit mehr <strong>als</strong><br />
831000 Einheiten unangefochten die Nummer 1,gefolgt vonder<br />
russischen Avtovaz-Fertigung in Togliatti (552 156 Fahrzeuge).<br />
Aufdem dritten Platzlandete Volkswagens Premiumtochter Audi<br />
mit ihrem Werk in Ingolstadt, woimvergangenen Jahr 520568<br />
Autosvom Band liefen.Insgesamtstellt der VW-Konzern fünf der<br />
zehn bewerteten WerkeinEuropa.<br />
900 000<br />
800 000<br />
700000<br />
600 000<br />
500000<br />
400 000<br />
300 000<br />
200 000<br />
100 000<br />
0<br />
European production by plant(2012): topten<br />
WOLFSBURG (Volkswagen)<br />
TOGLIATTI (Avtovaz)<br />
INGOLSTADT(Audi)<br />
SUNDERLAND (Nissan)<br />
PITESTI (Dacia)<br />
BREMEN (Mercedes)<br />
MLADABOLESLAV (Škoda)<br />
MARTORELL (Seat)<br />
SINDELFINGEN (Mercedes)<br />
BRATISLAVA (Volkswagen)<br />
10 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
Der Kongress von<br />
Stuttgart<br />
AUTOMOBILSTANDORT EUROPA –<br />
AUSLAUFMODELL ODER NEUSTART ZU ALTER STÄRKE?<br />
24. AUTOMOBIL FORUM 2013<br />
Forum am Schlosspark, Ludwigsburg 14. und 15. Mai 2013<br />
Fürdas 24. AUTOMOBILFORUM erwarten wir wieder mehr <strong>als</strong> 350 hochkarätigeTeilnehmer aus der<br />
Branche zu einem der traditionsreichsten Kongresse im deutschsprachigen Raum.Entscheider der<br />
<strong>Automobil</strong>- und Zulieferindustrie,Topanalysten der Branche sowie Vertreter vonVerbänden und Politik<br />
analysieren und diskutieren wie es um den Zustand und die Zukunftsfähigkeit der europäischen<br />
<strong>Automobil</strong>industrie bestellt ist.Dabei geben Marktexperten und Topmanager tiefeEinblickeinIhre<br />
Strategien zur Bewältigung der Krise in Westeuropa.<br />
Dr.Bernd Bohr<br />
Geschäftsführer Robert<br />
Bosch GmbH und Vorsitzender<br />
des Unternehmensbereichs<br />
Kraftfahrzeugtechnik<br />
Axel Maschka<br />
Senior Vice President,<br />
Purchasing,Volvo Car<br />
Corporation<br />
Dr.Nicola<br />
Leibinger-Kammüller<br />
Vorsitzende der<br />
Geschäftsführung Trumpf<br />
GmbH &Co. KG<br />
Peter Schreyer<br />
PresidentKia, Chefdesigner<br />
Hyundai &Kia Motors<br />
HildegardWortmann<br />
Senior Vice President<br />
ProductManagement<br />
<strong>Automobil</strong>e und Aftersales,<br />
BMWGroup<br />
ANMELDUNG<br />
www.automobil-forum.de<br />
Für Rückfragen: Tina Drexler<br />
Tel.: +49 8191 125-321oder<br />
tina.drexler@sv-veranstaltungen.de<br />
2013
TITELTHEMA<br />
Bild: ŠkodaAufdem<br />
12 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TITELTHEMA<br />
Noch vor etwas mehr <strong>als</strong> zehn Jahren war<br />
Škoda die graue Ost-Maus im Portfolio des<br />
VW-Konzerns. Inzwischen spielt die tschechische<br />
Marke, getrieben von ihrem Chef<br />
Winfried Vahland, eine elementare Rolle<br />
beim Ziel der Wolfsburger, 2018 an der<br />
WELTSPITZE der Autobauer zu stehen.<br />
An Selbstbewusstsein hat es<br />
Škoda-Boss Winfried Vahland<br />
noch nie gemangelt, auch<br />
im eigenen Konzern gilt sein<br />
Auftreten bisweilen <strong>als</strong> zu<br />
forsch. Dem Vernehmen<br />
nach herrschte in VW-Führungskreisen<br />
auch schon vorauseilende Häme, dass<br />
dem gebürtigen Westfalen schon die Flügel gestutzt<br />
würden, <strong>als</strong> er im September 2010 den Chefposten<br />
bei Škoda antrat. Die Situation bei der tschechischen<br />
VW-Tochter war dam<strong>als</strong> nicht einfach. Zwar<br />
waren 2009 –fast schon einer kleinen Tradition folgend<br />
–die Absatzzahlen auf ein neues Rekordhoch<br />
geklettert, der Gewinn war aber angesichts der Krise<br />
auf deutlich unter 200 Millionen zusammengeschnurrt;<br />
tschechische Krone und das längst nicht<br />
mehr so billige Billiglohnland schlugen auf die<br />
Rendite. Hinzu gesellte sich hausinterner Ärger,<br />
weil der Škoda Superb in den Vergleichstest großer<br />
Magazine den VW Passat ausgebremst hatte.<br />
Im Gefolge machten Geschichten die Runde,<br />
wonach a) Škoda der bessere weil günstigereVolkswagen<br />
sei und b) die Konzernführung seine Ost-<br />
Tochter auf die Rolle des Billigablegers stutzen<br />
werde.Eine Situation, in der andereManager sich in<br />
ihren Ankündigungen auf –durchaus ehrenhafte –<br />
Ziele wie „weiteres Wachstum“ und „Verbesserung<br />
der Rendite“ kapriziert hätten. Nicht so Vahland.<br />
Kaum an Bord, kündigte der Manager an, das<br />
Wachstumstempo deutlich zu beschleunigen und bis<br />
2020 den Absatz der Fahrzeuge zu verdoppeln. Korrigiert<br />
hatte der Škoda-Chef inzwischen nur die<br />
Jahreszahl: die Verdoppelung des Škoda-Absatzes<br />
seit 2010 auf dann 1,5 Millionen Einheiten ist jetzt<br />
schon für2018geplant. Dashalten die Experten des<br />
Beratungsunternehmens IHS zwar aufgrund der<br />
schwierigen Lage in Europa und der undurchsichti-<br />
SprungAUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
13
TITELTHEMA<br />
gen Situation in Indien für zuoptimistisch<br />
und taxieren Škoda 2018 auf 1,35<br />
Millionen Einheiten. Andererseits traut<br />
IHS-Auto-Analyst Henner Lehne den<br />
Tschechen, getragen von der Modelloffensive<br />
um Octavia und Rapid, weiter<br />
strammes Wachstum zu.<br />
Vor allem die Produktseite verheißt<br />
für Škoda gute Zeiten. Das Unternehmen<br />
steckt derzeit in der größten Modelloffensive<br />
seiner Geschichte. Spätestens<br />
Ende 2015 will der Škoda-Chef die<br />
Modellpalette stehen haben, die den Absatzturbo<br />
auf 1,5 Millionen Einheiten<br />
zünden soll. Statt wie noch 2011 fünf<br />
Modelle, wird Škoda dann „acht oder<br />
mehr“ Fahrzeuge im Programm haben.<br />
Zu den neuen Modellen im Portfolio<br />
wird dann ein möglicherweise siebensitziger<br />
SUV oberhalb des Yeti zählen,<br />
ebenso der Rapid Spaceback sowie weitere<br />
Rapid-Modelle. Zudem sind bis auf<br />
den Roomster alle Modelle neu. Alleine<br />
das Volumen des Yeti und seines größeren<br />
Bruders,der vermutlich auf der IAA<br />
Pkw-Absatz<br />
1.000.000<br />
800.000<br />
600.000<br />
400.000<br />
200.000<br />
0<br />
Verkauf >1.5<br />
Mio. Fahrzeuge<br />
bis 2018,<br />
Konzentration auf<br />
EU- und<br />
RIC-Märkte<br />
2001 2004 2005 2011 2012<br />
Jahr<br />
Profitabilität<br />
und Finanzstärke<br />
Top-<br />
Arbeitgeber mit<br />
globalem<br />
Talentpool<br />
Strategische<br />
„Speerspitze”<br />
mit Konzentration auf<br />
Preis/Wert,<br />
praktischen Nutzen<br />
und<br />
Geräumigkeit<br />
2015 vorgestellt wird, taxiert man auf<br />
150 000 bis 200 000 Einheiten weltweit.<br />
2015 mindestens achtModelle<br />
Damit fällt der traditionsreichen Marke<br />
aus Tschechien auf der Volumenseite eine<br />
Schlüsselrolle zu, wenn es um die Erfüllung<br />
des großen Plans von Konzern-Stratege<br />
Martin Winterkorn geht, 2018 der<br />
größte und beste Autokonzern der Welt<br />
zu sein. Marktexperte Lehne sieht Škoda<br />
mit Blick auf die Entwicklungsmärkte <strong>als</strong><br />
„elementaren Teil“ der Strategie 2018.<br />
Speziell in Märkten wie China, Indien<br />
und Russland könne die Markequalitativ<br />
gute Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen<br />
Preisenanbieten, um sich gegendie wachsende<br />
lokale Konkurrenz sowie die wachsende<br />
Riege westlicher „Budget“-Konkurrenz<br />
zu behaupten. Eine wichtige Rolle<br />
spielen die Tschechen <strong>als</strong> Speerspitze<br />
gegen den mächtig aufstrebenden Hyundai/Kia-Konzern.<br />
Ein direktes Duell gibt<br />
es ab 2014 auf der Piste, wenn Hyundai<br />
mit dem i20 gegen den etablierten Škoda<br />
Ungleiche Schwestern<br />
Ausblick auf die Erweiterung<br />
der Modellpalette von ŠKODA<br />
Superb<br />
Yeti<br />
Octavia<br />
Roomster<br />
Fabia<br />
Citigo<br />
Abgehängt: Noch 2001<br />
lag Seatbeim jährlichen<br />
Fahrzeugabsatz<br />
deutlich vor Škoda.<br />
2004 hatsich das Blatt<br />
gewendet.Während<br />
die Tschechen zum<br />
Höhenflug ansetzten,<br />
verharrtSeatim<br />
Absatzkeller.Der Absatzaufschwung<br />
von<br />
Skoda setzt sich durch<br />
neue Modelle fort.<br />
2011 2012<br />
2013 2014/15/16<br />
Aktuelle Modelle<br />
Rapid<br />
Superb<br />
Yeti<br />
Octavia<br />
Roomster<br />
Fabia<br />
Citigo<br />
Neue Modelle<br />
Spaceback<br />
Rapid<br />
Superb<br />
Yeti<br />
Octavia<br />
Roomster<br />
Fabia<br />
Citigo<br />
New SUV<br />
Spaceback<br />
Rapid<br />
Superb<br />
Yeti<br />
Octavia<br />
Roomster<br />
Fabia<br />
Citigo<br />
Fabia in der WRC antritt–und dann<br />
übrigens auch gegen den VW Polo.<br />
Atemberaubend ist diese Schlüsselrolle<br />
für die Marke, wenn man schaut,<br />
woher Škoda kommt. Beispielsweise im<br />
konzerninternen Vergleich: 2001 rangierte<br />
Škoda mit einem Verkauf von<br />
461 000 Fahrzeugen jährlich deutlich<br />
hinter Seat mit 547 000 verkauften Fahrzeugen.<br />
Inzwischen sind die Tschechen<br />
den Spaniern enteilt und während Seat<br />
um die Zukunft im Konzern ringt, steht<br />
Škoda vor der Etablierung in der Liga<br />
der europäischen Volumenhersteller.<br />
Neuer Chef,neues Selbstbewusstsein<br />
Der Erfolg der vergangenen Jahre hat in<br />
Mlada Boleslav zu neuem Selbstbewusstsein<br />
geführt, das durch den neuen<br />
Chef weiter gestärkt wird. Ausgesprochen<br />
wohl fühle man sich im Verbund<br />
mit dem VW-Konzern, betont Vahland<br />
und unterstreicht, dass weder die Internationalisierung<br />
noch die Produktoffensive<br />
und schon gar nicht die technologischen<br />
Herausforderungen füreinen Hersteller<br />
wie Škoda alleine zu stemmen sei.<br />
Allerdings gehe man bei der Produktund<br />
Wachstumsstrategie eigene Wege:<br />
„Wir schauen da nicht allzu sehr nach<br />
rechts und nach links“, sagt Vahland bestimmt.<br />
Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins<br />
und auch der Akzeptanz, die<br />
Škoda inzwischen im Konzern erfährt: In<br />
Genf standen VW Golf Variant und<br />
Škoda Octavia Kombi, zwei direkte Konkurrenten<br />
um dieselbe Käufergruppe,<br />
Front an Front an den Ständen: „Vor<br />
fünf Jahren“, sagt ein VW-Mann, „hätte<br />
es das noch nicht gegeben.“<br />
Der Aufschwung Škodas ist umso bemerkenswerter,<br />
<strong>als</strong> die Marke über 60<br />
oder sogar 70 Prozent, je nach Sichtweise,obmit<br />
oder ohne Russland, in Europa<br />
erzielt und damit in einem Markt, der<br />
fast schon <strong>als</strong> Synonym für Verlieren<br />
steht. Auch 2012 schlug sich Škoda mit<br />
einem Minus von 0,9 Prozent in Europa<br />
mehr <strong>als</strong> wacker, wobei die starke Performance<br />
des Autoherstellers in Russland<br />
die Bilanz rettete.Weil es zudem in<br />
Indien und China fürdie Markemit dem<br />
geflügelten Pfeil im Emblem (+7,1 Prozent)<br />
gut lief, schoss der Absatz um 6,8<br />
Prozent auf knapp über 932 000 Einheiten<br />
nach oben. Mit dem Resultat, sagt<br />
Škoda-Chef Vahland, „ernten wir jetzt<br />
die Früchte für die frühzeitige Internationalisierung“:<br />
In Russland ist Škoda seit<br />
15 Jahren am Markt, in Indien seit elf<br />
Jahren und in China seit sechs Jahren.<br />
Dort läuft es für Škoda gut, was wohl<br />
14 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TITELTHEMA<br />
nicht zuletzt an den erstklassigen Marktkenntnissen<br />
des Chefs liegt: Bevor er <strong>als</strong><br />
Vorstandsvorsitzender nach Mladá Boleslav<br />
kam, verantwortete er fünf Jahre<br />
das VW-Geschäft in China. Die Qualitäten,<br />
die Vahland dort unter Beweis gestellt<br />
hat, sind jetzt auch bei Škoda gefragt:<br />
Produktionskapazitäten ausbauen,<br />
Kosten drücken und neue Modelle an<br />
den Verkaufsstart bringen.<br />
Großes SUVzur IAA 2015<br />
Unter den Modellen ist der Octavia der<br />
Star: Die Kritiken für die neueste Auflage<br />
des automobilen Imageträgers sind<br />
überragend: Nutzwert, Qualität, Design<br />
– alles passt. Selbst die bereits in den<br />
Verkauf gekommene Limousine, die für<br />
Deutschland und Westeuropa eigentlich<br />
keine Rolle spielt, erhielt großartige Noten<br />
von den Testern. Die Vorschusslorbeeren<br />
für den im Mai an den Markt<br />
kommenden Kombi sind geradezu überschwänglich.<br />
Bereits vor dem Octavia hatte Škoda<br />
im Januar den Rapid in die Showrooms<br />
gestellt, ein noch stärker auf Nutzwert<br />
getrimmtes Fahrzeug unterhalb des Octavia.<br />
Mit dem neuen Modell folgt der<br />
Tschechen-Ableger einer beliebten<br />
Spielart des VW-Konzerns: Klassiker<br />
Ocatvia ist von Größe, Komfort und<br />
Preis seinem ursprünglichen Format entwachsen,<br />
der Rapid nun soll die Kunden<br />
binden, die bei der Kaufentscheidung<br />
stark das Preis-/Leistungsverhältnis im<br />
Blick haben. Bereits zur IAA legt Škoda<br />
vornehmlich fürdie Märkte in Westeuropa<br />
den Spaceback nach.<br />
Die eigentliche Spielwiese für den<br />
Rapid stellen aber die für die Wachstumsstrategie<br />
wichtigen Märkte Russland,<br />
China und Indien dar, wo der<br />
Nutzwert-Škoda auch gebaut wird. Wie<br />
Vahland betont, ist der Aufbau einer<br />
Modellfamilie um den Rapid fest eingeplant.<br />
Entschieden verwehrt sich der<br />
Škoda-Chef allerdings gegen die Interpretation,<br />
der Rapid könne für Škoda<br />
die Rolle des Billigheimers für die<br />
Wachstumsmärkte übernehmen oder<br />
diese Rolle gar für den Konzern spielen.<br />
Beim Rapid handle es sich zwar um ein<br />
günstigeres Einstiegsmodell, allerdings<br />
unter klarer Wahrung der Škoda-Markenwerte:<br />
„Das Thema Budget-Car für<br />
China und Indien ist ein Konzernthema,<br />
Škoda ist da nicht direkt involviert.“<br />
Dafürist China bei Škoda umso mehr<br />
ein Thema. Zwar sind auch in Europa<br />
weitereZuwächse geplant und insbesondere<br />
Russland fällt eine Schlüsselrolle<br />
Bild: Škoda<br />
Bild: Škoda<br />
Quotenbringer und Imageträger: Der Škoda Ocatvia ist das wichtigste Fahrzeug im Programm.<br />
Die Kritiken für die neue Version des Flaggschiffs aus Mlada Bloeslavfallen euphorisch aus.<br />
fürdas künftige Wachstum zu, die größte<br />
Dynamik kommt aber aus China –und<br />
muss aus China kommen. Vorsechs Jahren<br />
dort gestartet, lag der Škoda-Absatz<br />
2012 bei 235 000 Fahrzeugen –und damit<br />
fast auf der Hälfte des Volumens der<br />
angestrebten 500 000, die spätestens<br />
2018 erreicht werden sollen. Wobei es<br />
nach dem Geschmack von Vahland gerne<br />
schneller gehen darf. 2018 ist für ihn<br />
nicht gesetzt <strong>als</strong> Ziel, wenn er davon<br />
spricht, die halbe Million bereits in<br />
„zwei oder drei Jahren“ zu knacken.<br />
Produktion in China<br />
Produktionsseitig ist Škoda für den<br />
nächsten Wachstumsschub vorbereitet.<br />
Für Octavia und Rapid wurde die Kapazität<br />
imStammwerk in Mladá Boleslav<br />
von 800 auf 1200 Einheiten täglich<br />
China fest im Blick: mittelfristig plant Škoda<br />
einen Absatz vonüber 500 000 Autosjährlich.<br />
hochgefahren, insgesamt können dort<br />
jetzt 2300 Autos am Taggebaut werden.<br />
Mit den 200 000 Einheiten jährlich in<br />
Kvasiny steht in Europa eine Produktionskapazität<br />
von 800 000 Fahrzeugen<br />
jährlich zur Verfügung. InChina produzierte<br />
Škoda bislang nur in Shanghai,<br />
noch in diesem Jahr wirdauch in Yizheng<br />
und Ningbo die Škoda-Produktion aufgenommen.<br />
Dort allerdings nicht in eigenen<br />
Werken, sondern im Verbund mit<br />
anderen Konzernmarken. Für Vahland<br />
eine der ganz großen Stärken.<br />
Vertrieb <strong>als</strong> zentrale Aufgabe<br />
Bleibt für Škoda Luft, sich einer der zentralen<br />
Herausforderungen zu widmen:<br />
dem Aufbau von Vertriebsstrukturen.<br />
Sowohl in Europa wie in China sieht der<br />
Škoda-Chef deutlichen Handlungsbedarf<br />
im Vertrieb wie auch im Service:<br />
„Wir haben künftig mehr Modelle, größere<br />
Modelle und mehr Technologie in<br />
den Fahrzeugen“.Darauf gelte es die Organisation<br />
vorzubereiten.<br />
Was das für China bedeutet, veranschaulichen<br />
Zahlen: Laut den Planungen<br />
des Autoherstellers muss für das Absatzziel<br />
von 500000 Fahrzeugen das Händlernetz<br />
auf 600 verdoppelt werden, das bedeutet<br />
wiederum die Verdoppelung der<br />
Mitarbeiterzahl auf rund 30 000. Diese<br />
Mitarbeiter –und nicht nur die in China<br />
–treffen auf immer anspruchsvollere, besser<br />
informierte Kunden: „Wir müssen die<br />
Verkäufer,aber auch den Service in einer<br />
Art und Weise professionalisieren wie wir<br />
das bisher noch nicht gekannt haben“,<br />
sagt Vahland und wirkt dabei wie einer,<br />
der sich schon auf die nächste Herausforderung<br />
freut.<br />
Frank Volk ■<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
15
TITELINTERVIEW<br />
Interviewmit Winfried Vahland, Vorstandsvorsitzender Škoda Auto a.s.<br />
„Werden echter<br />
Volumenanbieter“<br />
Mit der größten PRODUKTOFFENSIVE seiner Geschichte will Škoda zur festen Größein<br />
der Ligader internationalen Volumenhersteller werden. 2018 plantdie tschechische<br />
VW-Tochter mindestens 1,5 Millionen Autoszuverkaufen.Interviewmit dem Škoda-<br />
Chef über großeZiele und den Vorteil, ins VW-Konzernnetz eingebunden zu sein.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: 2012 war für Škoda ein gutes Jahr. Allerdings<br />
wartrotz des höheren Fahrzeugabsatzes die Umsatzrendite<br />
rückläufig.Gehen Sie davonaus,dass sich in Europa mittelfristig<br />
auch die Ertragssituation wieder verbessern wird?<br />
Zunächst möchte ich betonen, dass wir mit einer Umsatzrendite<br />
von 6,8 Prozent ein exzellentes Ergebnis erzielt haben, insbesondere<br />
wenn man auf die Ertragssituation der europäischen<br />
Volumenhersteller blickt. Wir müssen auch sehen, dass wir<br />
dieses Ergebnis trotz der größten Investitionsoffensive in der<br />
Geschichte des Unternehmens erreicht haben, die wir vor zwei<br />
Jahren gestartet haben und bei der wir jetzt mitten in der Umsetzung<br />
sind. Wir haben 2012 mit über 800 Millionen Euro fast<br />
50 Prozent mehr investiert <strong>als</strong> im Jahr zuvor.Vor diesem Hintergrund<br />
war 2012 exzellent.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Dennoch, Sie haben stramme Wachstumsziele<br />
für 2018,die ohne eine verschärfte Internationalisierung<br />
kaum zu erreichen sind?<br />
Škoda ist bereits vor Jahren in die Wachstumsmärkte gegangen.<br />
Europa bleibt für uns dabei weiter eine wichtige Ertragssäule.<br />
Daher ist es wichtig,dass wir in Europa weiter investieren, dass<br />
wir Europa <strong>als</strong> unseren Kern betrachten. Hier in Mladá Boleslav<br />
ist unsere Heimatbasis, hier entwickeln wir unsere Autos,<br />
hier haben wir mehr <strong>als</strong> 20 000 Beschäftigte.Hier findet vieles<br />
von dem statt, was ich <strong>als</strong> Intelligenz der Markebezeichne.Von<br />
daher ist Europa entscheidend. Wichtig ist natürlich auch der<br />
Markt. Wir haben in Europa einen Marktanteil von etwa vier<br />
Prozent. Wir wollen auf über fünf Prozent kommen, das heißt:<br />
Škoda wird ein echter Volumenanbieter in Europa. Dass wir<br />
erfolgreich sein können, das haben wir immer bewiesen. In den<br />
ersten Monaten 2013 konnten wir erneut unsere Position <strong>als</strong><br />
stärkste Importmarke inDeutschland deutlich ausbauen, wir<br />
haben uns in zahlreichen europäischen Märkten – Österreich,<br />
Schweiz, England – sehr gut entwickelt. In Nordeuropa haben<br />
wir Marktanteile von fünf bis zehn Prozent. Werhätte das vor<br />
ein paar Jahren gedacht?<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Und im Osten ist Russland der Wachstumstreiber...?<br />
Europa ist wichtig,die Internationalisierung genauso.Bei Europa<br />
handelt es sich um etablierte Märkte.Hier werden wir sehen,<br />
ob wir zu alten Gesamtmärkten zurückkehren werden. Leider<br />
ging es in den vergangenen Jahren in Summe immer abwärts.<br />
Vondaher kann man in Europa derzeit noch nicht mit einem<br />
Wachstum des Gesamtmarktes rechnen. Die neuen Märkte werden<br />
aber wachsen, insbesondere die BRIC-Staaten. In Brasilien<br />
ist Škoda ja nicht vertreten, wir konzentrieren uns auf Russland,<br />
Indien und China. Hier hat unsere Mannschaft frühzeitig das<br />
Potenzial erkannt und die Märkte entwickelt. Wir sind seit sechs<br />
Jahren in China, seit elf Jahren in Indien und seit 15 Jahren in<br />
Russland. In Russland haben wir im vergangenen Jahr knapp<br />
100000 Fahrzeuge verkauft, in Indien konnten wir auf deutlich<br />
über 30 000 Fahrzeuge zulegen. Und China ist mit 235 000 verkauften<br />
Autos inzwischen unser wichtigster Markt.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie sind Sie mit Blick auf die Internationalisierung<br />
von der Produktionsseite aufgestellt. Sie haben das<br />
Stammwerk in Mladá Boleslav, produzieren in Russland, Indien<br />
und China. Reichtdas zur Realisierung der Wachstumsziele 2018?<br />
Wirhaben gerade unsereKapazitätimStammwerk Mladá Boleslavfürden<br />
Werksbereich Octavia und Rapid von 800Fahrzeugen<br />
auf 1200 pro Tag hochgefahren. In Summe können wir in unserem<br />
Stammwerk jetzt bis zu 2300 Autos am Tagbauen. Das ist<br />
schon eine tolle Kapazität fürein europäisches Werk. Am Standort<br />
Kvasiny haben wir mit der Rückverlagerung des Roomster<br />
aus Vrchlabi unsere Kapazitäten auf rund 200000 Fahrzeuge<br />
jährlich erhöht. Damit kommen wir in Summe auf rund 800000<br />
Fahrzeuge in Europa und sind hier optimal aufgestellt. Derzeit<br />
werden unsere Kapazitäten in China deutlich ausgeweitet ...<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: ... an welchen Standorten?<br />
Bisher haben wir nur in Shanghai Fahrzeuge produziert, in<br />
diesem Jahr gehen weitere Standorte ans Netz und zwar in<br />
16 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TITELINTERVIEW<br />
Škoda ist keine Billigmarke<br />
und wird<br />
auch nie eine Billigmarke<br />
werden.<br />
Yizheng im Norden Shanghais wie auch in Ningbo im Süd-<br />
Westen. Die Kapazitäten brauchen wir,uminChina mittelfristig<br />
auf einen Absatz von über 500 000 Fahrzeugen pro Jahr zu<br />
kommen. Das werden wir mit den jetzt geplanten Maßnahmen<br />
darstellen können.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: VW plantden Aufbau einer Low-Budget-Marke<br />
für die Emerging Markets. Škoda hat inIndien bereits<br />
den Rapid <strong>als</strong> günstiges Auto auf den Markt gebracht. War esnie<br />
Option im VW Konzern, dass Škoda in den Emerging Markets die<br />
Rolle der unterhalb VW positionierten Markeübernimmt?<br />
Das stand nie zur Diskussion. Škoda ist keine Billigmarke und<br />
Škoda wird auch nie eine Billigmarke werden. Wir sind einer<br />
der traditionsreichsten Fahrzeugbauer der Welt mit einer Historie<br />
von über 117Jahren. UnserePositionierung ist im Wettbewerb<br />
und innerhalb des Volkswagen Konzerns klar beschrieben,<br />
„simply clever“ sei hier nur ein Stichwort. Wir haben eine<br />
klare Differenzierung zu anderen Marken im Konzern. Wir gehen<br />
unseren eigenen Wegund schauen dabei nicht allzu sehr<br />
auf andere. DasThema Budget-Car ist ein Thema des Konzerns,<br />
das Škoda nicht direkt betrifft.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Ist der Aufbau einer Modellfamilie um<br />
den Rapid eine Option für Ihreeigenen Wachstumsansprüche?<br />
Das haben wir vor.Dieses Jahr kommt ja noch der Rapid Spaceback<br />
für Westeuropa. Potenzial sehen wir übrigens auch in<br />
China, wo wir den Spaceback lokal fertigen werden.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: ... wie siehtesmit weiteren SUVaus?<br />
Weltweit gewinnt das SUV-Segment an Bedeutung. Diese<br />
Entwicklung greift bei den Premiumfahrzeugen bereits seit<br />
längerem und setzt sich zunehmend in den Volumen-Segmenten<br />
durch. Der Yeti ist ein über unsere Erwartungen hinaus<br />
erfolgreiches Modell. Mit der Lokalisierung, die wir dieses<br />
Jahr auch in China starten werden, trauen wir uns einen Absatz<br />
von 150 000 bis 200 000 Fahrzeugen jährlich zu. Für uns<br />
gibt es angesichts der Segmententwicklung oberhalb des Yeti<br />
noch Raum für ein größeres SUV, das könnte vielleicht sogar<br />
<strong>als</strong> Siebensitzer geplant werden. Auch dort sehen wir eine<br />
Nachfrage in einer Größenordnung von 150 000 bis 200 000<br />
Fahrzeugen. Für Škoda <strong>als</strong>o eine tolle Chance in neue Segmente<br />
zu wachsen.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: 2020soll der CO 2<br />
-Ausstoß in der Flotte<br />
auf 95g/km abgesenkt werden. Geht Škoda eigene Wege oder bedienen<br />
Sie sich aus dem großen Portfolio des VW-Konzerns?<br />
Hier wird die Stärke des VW-Konzerns deutlich sichtbar. Der<br />
Konzern war technologisch noch nie so gut aufgestellt wie heute.<br />
Das ist auch ein großer Vorteil für Škoda, <strong>als</strong> aufstrebende<br />
Volumenmarke Teil dieses Konzerns zu sein. Wir wären allein<br />
nicht in der Lage, die Investitionen, die durch die weltweite<br />
Gesetzgebung im Zusammenhang mit CO 2<br />
,Verbrauchsreduzierung<br />
oder neuen Sicherheitsvorschriften auf uns zukommen,<br />
selbst zu tätigen. Deshalb ist dieser starke Verbund so wichtig.<br />
Der Konzern kann die enormen Investitionen auf mehrere<br />
Schultern verteilen. Das Interview führte Frank Volk ■<br />
Die Langversion des Interviews mit weiteren Infos lesen Sie unter:<br />
www.automobil-produktion.de/vahland<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
17
Die Kabelkenner<br />
IM FOKUS: LEONI<br />
Mit der Herstellung von Leonischen Waren inNürnberg fing alles an. Der Kabelspezialist Leoni<br />
blickt auf eine ansehnliche Tradition zurück. Für die nächsten fünf Jahre plant der <strong>Automobil</strong>zulieferer<br />
seine internationale PRÄSENZ weiter auszubauen.<br />
1<br />
2<br />
1) Andreas Brand, Vorstandsmitglied der Leoni AG und Chef des Unternehmensbereichs<br />
Wiring Systems,will in den nächsten fünf Jahren die globale Präsenz weiter ausbauen.<br />
2) InChina ist der Kabelspezialist Leoni mit diesem Bereich bereits seit 20Jahren vorOrt.<br />
3) Auf der Nutzfahrzeug-IAA 2012 präsentierte Leoni die Weiterentwicklung des formstabilen<br />
Kabelsatzes für Pkw, Nfz und Motorräder – mit verbesserter Temperaturbeständigkeit.<br />
3<br />
Bilder:Leoni<br />
Rund 3000 Meter –soviel Kabel<br />
steckt durchschnittlich in einem<br />
Fahrzeug. Und auch ein Mittelklassewagen-Bordnetz<br />
ist mit 40 bis 50<br />
Kilogramm Gewicht eines der schwersten<br />
Teile im Autobau. Doch in Zeiten, wo<br />
Miniaturisierung und Leichtbau angesagt<br />
sind, stehen <strong>Automobil</strong>hersteller und Kabellieferanten<br />
vor neuen Herausforderungen.<br />
Denn nun zählt jedes Gramm.Andreas<br />
Brand, Vorstandsmitglied der Leoni<br />
AG und verantwortlich fürden Unternehmensbereich<br />
Wiring Systems, kennt die<br />
Herausforderungen: „Diese Themen beschäftigen<br />
uns sehr. Esgibt aber mehrere<br />
Stellschrauben fürden Leichtbau.“Sosind<br />
Gewichtseinsparungen über alternative<br />
Materialien und Legierungen, über die<br />
Reduzierung des Querschnitts und über<br />
die Architektur des Kabelsatzes möglich.<br />
Neben diesen Themen ist auch das Anwachsen<br />
des Entertainment-Systems im<br />
Fahrzeug ein drängendes Thema. Denn<br />
immer mehr wird inden Fahrzeugen auf<br />
Vernetzung und Unterhaltung gesetzt. So<br />
bedeuten umfangreichereVideo- und Audiosysteme<br />
auch größere und komplexere<br />
Kabelsysteme.<br />
Neue Lösungen fürEntertainment<br />
Das gleiche gilt auch für die Vernetzung<br />
mit Internet und mobilen Geräten. Hier<br />
erarbeitete Leoni schon neue Konzepte.<br />
„Wirbieten heute bereits Lösungen hierfür,<br />
arbeiten aber auch intensiv daran,<br />
neue Leitungstypen zu entwickeln, die<br />
den steigenden Ansprüchen speziell im<br />
Datenbereich gerecht werden – Stichworte<br />
Ethernet, LVDS (Low Voltage<br />
Differential Signaling) oder AVB(Audio<br />
Video Bridging)“,soBrand.<br />
Für neue Entwicklungen investierte<br />
Leoni 2012 knapp 94 Millionen Euro.<br />
Insgesamt arbeiten weltweit mehr <strong>als</strong><br />
1300 Mitarbeiter imBereich F&E. So<br />
erweitern die Nürnberger ihr Produktportfolio<br />
ständig. Neben dem formstabilen<br />
Kabelsatz von 2010, einadrigen Fahrzeugleitungen<br />
und komplettem Bordnetz-System<br />
mit integrierter Elektronik<br />
werden nun auch Stecker, Ladekabel<br />
und -dosen, Sicherungsboxen sowie Verteilersysteme<br />
angeboten. Leonis Produkte<br />
findet man dabei sowohl in Low-cost-<br />
Modellen <strong>als</strong> auch in Luxuswagen.<br />
Anregungen für neue Entwicklungen<br />
in der <strong>Automobil</strong>industrie transferiert<br />
Leoni aus seinen anderen Geschäftsfeldern<br />
wie Industrie &Gesundheitswesen,<br />
Kommunikation & Infrastruktur oder<br />
Haus- & Elektrogeräte. „Die Bereiche<br />
Automotive und Non-Automotive ergänzen<br />
sich hervorragend im Technologieaustausch<br />
über die Branchengrenzen<br />
hinweg. Entscheidend dabei ist aber,<br />
dass wir die Erkenntnisse aus diversen<br />
18 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
WIRTSCHAFT<br />
Industrien vor allem in die Entwicklung<br />
fortschrittlicher Kabeltechnologien und<br />
Materialien umsetzen“, erklärt Manager<br />
Brand die Synergien.<br />
Mit seinem Produktportfolio erzielte<br />
Leoni 2012 einen Umsatz von 3,8 Milliarden<br />
Euro, und konnte damit das Vorjahr<br />
um knapp drei Prozent übertreffen. Den<br />
Erfolg will Leoni auch in den nächsten<br />
fünf Jahren weiter ausbauen. Nach der<br />
„Strategie des profitablen Wachstums“<br />
setzt der Kabelzulieferer auf Qualität. Erreichen<br />
will Leoni dies über die vier Stellhebel<br />
Globalisierung, Innovation, Systemgeschäft<br />
und Effizienz.<br />
2013 investiert daher Leoni 190 Millionen<br />
Euro inden globalen Ausbau der Geschäftsbeziehungen<br />
zu europäischen Kunden.<br />
Weiterhin verfolgt das Unternehmen<br />
den Plan, Kunden aus China, Südkorea,<br />
den USA oder Indien für sich zu gewinnen.<br />
Anfang 2013 erhielt Leoni einen Auftrag<br />
von Ssangyong Motor Company, einem<br />
der führenden südkoreanischen Hersteller<br />
von Geländefahrzeugen. Leoni<br />
produziert dabei Kabelsätze für das neue<br />
kompakte Modell, das 2015 auf den koreanischen<br />
Markt kommen soll. Gesamtumsatz<br />
des Projekts: 75 Millionen Euro. Daneben<br />
ist China, wo Leoni bereits Ende<br />
1990 und seit 20 Jahren mit dem Kabelbereich<br />
vor Ort engagiert ist, besonders interessant.<br />
Auch Russland und Brasilien sind<br />
für Leoni attraktiv. „Bis 2017 werden wir<br />
die Bordnetz-Umsätze in den BRIC-Staaten<br />
verdoppeln.“<br />
2013 startet Leoni mit 16 neuen Bordnetzen<br />
im Markt. Die neuen Produkte<br />
und die globale Expansion sollen das<br />
DAS UNTERNEHMEN IN ZAHLEN<br />
Die Zahlen<br />
Umsatz 2012<br />
Umsatz<br />
Wiring Systems<br />
Produktionsstätten<br />
Geschichte<br />
Bereits 1569 gründete Anthoni Fournier in Nürnbergeine Werkstatt für die Herstellung<br />
von Leonischen Waren. Diesen verdankt Leoni seinen Namen. Die feinen Gold- und Silberdrähtewurden<br />
früher unter anderem für Stickereien,Bänder und Borten verwendet.<br />
1621 wurden weitereWerkstätten eröffnet. 1917 schließen sich die Werkstätten zu den<br />
Leonischen Werken Roth-Nürnberg AGzusammen. Ab1928 fertigt das Unternehmen<br />
Lackdrähte, PVC-isolierte Leitungen, Netzausschlussleitungen und Kabelsätze. Ab 1967<br />
baut Leoni sein Netzwerk und Produktportfolio immer weiter aus.Neben weiteren Tochtergesellschaften<br />
in Tunesien oder den USA expandiert Leoni auch in Asien. 1999 wird<br />
die Leonische Drahtwerke AG(Namensänderung 1931) indie heutige Leoni AG umbenannt.<br />
Das Unternehmen ist in zwei Divisionen aufgeteilt: Wire &Cable Solutions und<br />
Wiring Systems. Letztere macht den Großteil des Geschäfts aus. Leoni ist Anbieter von<br />
Drähten, optischen Fasern, Kabeln und Kabelsystemen sowie zugehörigen Dienstleistungen<br />
für die <strong>Automobil</strong>branche und andereIndustrien.<br />
Produkte<br />
Kabelsysteme/Bordnetzsysteme, Kabelsätze, Sensoren, Relais- und Sicherungssysteme,<br />
Kupferkabel, Hybridkabel, optische Kabel, Drähteund Litzen,optische Fasern,Konnektoren<br />
Kunden<br />
3,81 Mrd. Euro<br />
2,2 Mrd. Euro<br />
92 in 32 Ländern<br />
Audi, Bosch, Volkswagen, Daimler, Siemens, BMW, Citroën, Lear Corporation, Jaguar,<br />
Volvo, Land Rover, Renault,Peugeot<br />
Unternehmen weiter auf Wachstumskurs<br />
halten. Denn dank der schwachen Nachfrage<br />
in Europa bauen nicht nur die<br />
OEM auf das große Potenzial der Wachstumsmärkte.Auch<br />
Leonis unternehmeri-<br />
Mitarbeiter 59 393<br />
Mitarbeiter<br />
Wiring Systems<br />
Website<br />
51 000<br />
www.leoni.com<br />
sche Ziele sind nach Brand klar definiert:<br />
„Für das Jahr 2016 haben wir uns vorgenommen,<br />
den Konzernumsatz von heute<br />
3,8 auf dann fünf Milliarden Euro zu<br />
steigern.“ Felicitas Heimann ■<br />
Kommentar vonProfessor Bernd Gottschalk<br />
„Guter Draht“<br />
Man braucht schon einen guten Draht zuden<br />
Kunden, wenn man wie Leoni 3,8 Milliarden Euro<br />
mit ansprechender Profitabilität umsetzt. Und<br />
man braucht einen guten Draht zum Kapitalmarkt,wenn<br />
man die Finanzierung dieses MDAX-<br />
Unternehmens so geräuschlos und langfristig<br />
gestalten will, wie das jüngst geschehen ist.<br />
Ob Kapitalerhöhung oder Schuldscheindarlehen,<br />
Leoni hat ein glückliches Händchen dafür, dieses<br />
Thema, das bei vielen Zulieferern noch immer<br />
zentrale Schwachstelle ist, langfristig und attraktiv<br />
zu lösen. Heiß wurden die Drähte nur, <strong>als</strong> das<br />
Gewinnwachstum jetzt erst einmal gestoppt<br />
wurde und 2013 zum „Übergangsjahr“ deklariert<br />
werden musste – mit entsprechender Bestrafung<br />
beim Börsenkurs. Dennoch gilt: Die institutionellen<br />
Investoren wissen, was sie an Leoni haben.<br />
Das gilt auch für die Kunden,allen vorandie <strong>Automobil</strong>hersteller.<br />
Hohe Entwicklungskompetenz –<br />
in der Bordnetzsparte ist man in Europa immerhin<br />
Nummer 1 und weltweit Nummer 4 – sowie<br />
Markt- und Kundennähe sind seit jeher Garanten<br />
für eine hohe book-to-bill-Rate. Mit einer klaren<br />
Ausrichtung an der Kostenführerschaft tut sich<br />
mancher Zulieferer schwer, nicht Leoni. Die<br />
Standortpolitik wird dem folgerichtig untergeordnet.Und<br />
wenn die Umsatzrendite immer noch<br />
nicht stimmt, hilft ein internationales Task Force<br />
Team nach – wie jetzt nach der Akquisition des<br />
koreanischen Daekyeung. Fünf Milliarden Euro<br />
Umsatz will Leoni bis 2016 erreichen. Das ist<br />
machbar, auch wenn man dieses Jahr kaum<br />
wachsen dürfte. Nur darf dann der Draht zuden<br />
Kunden nicht abreißen, die letztlich die guten<br />
Konjunkturen schaffen. Vom Markt kann sich<br />
auch Leoni nichtabkoppeln.<br />
Beurteilt exklusiv für AUTOMOBIL<br />
PRODUKTION die Lageführender<br />
Zulieferer:Bernd Gottschalk,<br />
Geschäftsführer AutoValue und<br />
ehemaliger VDA-Präsident.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
19
WIRTSCHAFT<br />
Interviewmit Thorsten M. Schiefer,Partner,KPMGAGWirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
„Nur 25 Prozent der<br />
Innovationen erfüllen ROI“<br />
Die innovativsten Zulieferer zu finden,ist auch für Hersteller eine immer größere<br />
Herausforderung.Das gelingt nur <strong>als</strong> Partner und nur dann,wenn alle in der Wertschöpfungskette<br />
auf AUGENHÖHE miteinander reden,sagt KPMG-<strong>Automobil</strong>experte<br />
Thorsten M. Schiefer.Welche Maßnahmen sonst noch zum Vorspung verhelfen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Schiefer, Volvo führt gerade eine<br />
Rückvergütung ein, damit die Zulieferer ihre Innovationen nicht<br />
nur zu BMW, Audi oder Mercedes-Benz tragen.Volvobeteiligt seine<br />
Zulieferer über drei Jahre anden Einsparungen, die durch deren<br />
Innovationen erzielt werden.Ein Zukunftsmodell?<br />
Gerade die Premium-OEMs versuchen sich in ihrem Segment<br />
durch die frühzeitige Sicherung von Innovationsvorteilen zu<br />
profilieren. Dem einen gelingt dies durch preisliche Anreize –<br />
dem anderen durch die frühzeitigeEinbindung der innovationsführenden<br />
Lieferanten in den eigenen Entwicklungsprozess<br />
und ein partnerschaftliches Lieferantenmanagement. Eine intelligente<br />
Kombination aller Faktoren sichertdie solideste Innovationsnutzung.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Andererseits werden doch nicht alle<br />
Innovationen zu einem wirtschaftlichen Erfolg?<br />
Das stimmt, die Erfolgsquote ist stark zurückgegangen.Der Innovationsdruck<br />
für die Zulieferer ist stark gestiegen, denn es gilt: Steigender<br />
Innovationsbedarfbei sinkenden Innovationserträgen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Nennen Sie mir drei Beispiele für gescheiterte<br />
Innovationen...<br />
Nach neuesten Umfragen erfüllen nur noch knapp 25 Prozentaller<br />
gestarteten Innovationen nach harter Erfolgsmessung die geforderten<br />
ROIs. Gelungene Innovationen sind oft gar nicht die, die<br />
man <strong>als</strong> Hightech-Innovationen wahrnimmt. Ein Beispiel: Es ist<br />
auch eine Innovation,wenn es ein Unternehmen schafft,bestimmte<br />
Komponenten nicht nur im High-End-Bereich anzubieten, sondern<br />
für die gesamte Produktpalette inklusive der Low-Cost-Cars<br />
profitabel zu machen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: ZF hat beim Tata Nano Teile zugeliefert.War<br />
das der Einstieg in die Low-Budget-Cars-Thematik?<br />
Ja, das ist ein gutes Beispiel. Man lerntbei solchen Projekten,Komponenten<br />
sehr diszipliniert für die Commoditisierung zu entwi-<br />
Es gilt: steigender<br />
Innovationsbedarf<br />
bei sinkenden Innovationserträgen.<br />
20 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
WIRTSCHAFT<br />
ckeln. Die hierbei entwickelten Lösungen müssen dann nicht<br />
zwangsweise nur in einem Low-Budget-Car zur Anwendung kommen.<br />
Sie können durchaus auch in andere Serien einfließen. Das<br />
empfinde ich auch <strong>als</strong> eine sehr nachhaltigeInnovation,auch wenn<br />
das nicht die spektakulären Medienwirkungen auslöst, wie Performance-Technologien<br />
vorzehn Jahren.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Waskönnen Unternehmen strategisch<br />
unternehmen, umdas Risiko eines möglichen Scheiterns einer Innovation<br />
zu minimieren?<br />
Innovationen sind immer mit einem Risiko behaftet. Das zu negieren,<br />
würde der Marktlogik widersprechen. Ein Unternehmen kann<br />
durch konsequente Marktrecherche und Marktkenntnis gegensteuern.<br />
Damit meine ich, die Meinungsführer zu befragen, die in<br />
den Technologiemärkten beheimatet sind. Dieses Befragen muss<br />
heute sehr viel globaler sein, <strong>als</strong> vor zehn Jahren. Was wir Deutschen<br />
uns <strong>als</strong> führende Technologie ausgedachthaben,muss international<br />
nicht mehr unbedingt der Standard sein. Heute muss ich<br />
mir <strong>als</strong> Entwicklungschef darüber Gedanken machen,was die internationalen<br />
Bedürfnisse sind und was der „globale Kunde“ für welche<br />
Art von Nutzen bereit ist zu bezahlen. Diese Marktforschung<br />
muss ich mit einer großen Intensität betreiben – neutral, faktenorientiertund<br />
funktionsübergreifend. Auch wenn tradierte Prozesse<br />
im Innovationsmanagementauf den Prüfstand gestellt werden.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Gibt es zuverlässige Mechanismen,<br />
wie die Unternehmen der <strong>Automobil</strong>industrie Innovationen generieren<br />
können – vielleichtsogar automatisieren?<br />
Aus meiner Sicht kommt inZukunft der engen Zusammenarbeit<br />
mit innovationsführenden,global differenziertauftretenden Zulieferern<br />
auf jeder Wertschöpfungsstufe besondere Bedeutung zu. In<br />
welche Mechanismen lassen sich die innovationsstarken Zulieferer<br />
integrieren? Es muss eine Grundstimmung vonpartnerschaftlicher<br />
Information gewährleistet sein, denn wenn ich nicht auf einer Augenhöhe<br />
argumentiere, wenn ich über Innovation spreche, wird<br />
niem<strong>als</strong> das Optimum herauskommen. Collaborative Engineering<br />
ist ein sehr wesentlicher Faktor. Esmuss auch so eine Art „early<br />
warning“ System geben, woman sich gegenseitig offen und frühzeitig<br />
informiert, wenn sich bestimmte Axiome im Innovationsprozess<br />
verändern. Das muss sowohl der OEM signalisieren, wie auch<br />
der Zulieferer, wenn er merkt, dass sich auf dem Innovationspfad<br />
Verschiebungen ergeben.<br />
ZurPerson<br />
THORSTEN M. SCHIEFER ist Partner bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.<br />
Sein Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />
absolvierte er an der Universität Köln. Thorsten<br />
Schiefer hatüber 25 JahreIndustrie- und Beratungserfahrung in<br />
der Pharma-, Luftfahrt- und <strong>Automobil</strong>industrie. ImJahr 1995<br />
war erMitbegründer von BrainNet. Seit Juni 2012 ist BrainNet<br />
nun Teil des weltweiten KPMG Netzwerks. Schiefer ist Mitglied<br />
des Verwaltungsrates, Partner und Mitglied der Geschäftsführung,und<br />
zuständig für Unternehmensentwicklung.<br />
und Systeme in Frage. Der Markt und der Einkauf <strong>als</strong> Benchmark<br />
zum Beispiel für Entwicklung und Produktion. Früher undenkbar –<br />
heute immer öfter der Fall.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Folgt daraus, dass der Einkauf in Zukunftder<br />
Treiber für strategische Innovationsplanungen einnimmt?<br />
Ja – immer mehr – wenn man ihn lässt,und er sich so qualifiziert,<br />
dass man ihm diese Rolle auch abnimmt, und der Einkauf seine<br />
Wissensvorteile und seine Neutralitätaktiv nach innen und außen<br />
vermarktet.Ich glaube,dass ist derzeit eine historische Chance.<br />
StarkeEinkaufsabteilungen und starkePersonen können sich entsprechend<br />
profilieren.<br />
Das Interview führte Bettina Mayer ■<br />
Erfahren Sie mehr:auf unserer<br />
HAUSMESSE in Lüdenscheid<br />
vom20. bis 21.Juni 2013<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie sagen, Innovation braucht Führung.Wer<br />
übernimmtdann die Hauptrolle – der Einkaufschef oder<br />
der Entwickler?<br />
Ich glaube, dass das je nach Technologie sehr unterschiedlich sein<br />
kann. Zudem kommt esdarauf an, wie man seine Rolle begreift.<br />
Wofür bin ich <strong>als</strong> Einkäufer verantwortlich? Für niedrige Preise?<br />
Oder dafür,die Türzuden Partnern in der Wertschöpfungskette zu<br />
öffnen? Wir brauchen ja nicht darüber zu reden, welche Variante<br />
zukunftsweisend ist. Inder Regel müssen mehrere Parteien an einem<br />
Tisch sitzen,umeine Innovation voranzutreiben.Der Einkäufer<br />
wird somit immer mehr zum Moderator, manchmal sogar zum<br />
Leiter einer ArtInnovationskonferenz. Dazu brauchtessowohl methodisches,<br />
<strong>als</strong> auch fachliches Know-how und die persönliche Fähigkeit,zuvermitteln<br />
und zu führen.Nichtselten kommen bei solchen<br />
Innovationskonferenzen auch interne Funktionsbereiche auf<br />
den Prüfstand. Neue internationale Zulieferer auf Entwicklungsund<br />
Produktionsseite stellen hier immer öfter tradierte Prozesse
INTERNATIONAL<br />
Zweiter Anlauf<br />
Bereit für den Marktstart: Qualitätsfinish am Nissan<br />
NewLeaf im Werk Sunderland. In der nordenglischen<br />
Hafenstadt werden seit Ende März die für Europa<br />
bestimmten Nissan-Stromer gebaut.Das E-Autogeht<br />
mit dem Qashqai vomBand.<br />
Größere Reichweite, halbierte Ladezeiten, günstigerer Preis und bessere Nutzwerte.<br />
Während sich zahlreiche Hersteller vonrein elektrischen Fahrzeugen verabschieden,legt<br />
Nissan nach und machtaus dem LEAF im zweiten Anlauf einen Europäer.<br />
Bilder: Volk<br />
Wenn Andy Palmer, der wichtigste<br />
Europäer in der Führungsriege<br />
des japanischen<br />
Herstellers Nissan, mit ansteckendem<br />
Enthusiasmus von der Zukunft der Elektro-Autos<br />
spricht, mit geballter Faust<br />
beteuert, dass das Bekenntnis Nissans<br />
zur E-Mobilität „stronger than ever“ ist<br />
und Vertriebschef Paul Wilcox vorrechnet,<br />
dass die Nachfrage nach dem Nissan<br />
Leaf jeden Monat zulegt, dann ist man<br />
versucht zu glauben, dass hinter dem<br />
Leaf eine Erfolgsstory steckt. Und es ist<br />
ja auch was, dass von dem ersten rein<br />
elektrischen Volumenmodell inzwischen<br />
weltweit rund 55 000 Einheiten verkauft<br />
wurden. Es hat aber auch etwas von Pfeifen<br />
im Wald, wenn man auf den aktuellen<br />
Diskussionsstand um rein elektrische<br />
Fahrzeuge schaut: Die Absatzzahlen<br />
kommen nicht vom Fleck, in Nordamerika<br />
haben Ford und eben Nissan die Preise<br />
für ihre E-Autos drastisch gesenkt.<br />
Reihenweise haben sich in den vergangenen<br />
Monaten die Hersteller vom reinen<br />
Elektro-Auto verabschiedet und<br />
proklamieren nun Plug-In Hybride <strong>als</strong><br />
die Lösung für die nähere und mittlere<br />
Zukunft. Selbst BMW spendiert seinem<br />
vor der Markteinführung stehenden i3<br />
einen kleinen Benzintank <strong>als</strong> Range Extender.<br />
Zur Beruhigung der Autofahrer<br />
und wohl zur eigenen. Noch immer gilt<br />
neben der unzureichenden Infrastruktur<br />
die Diskrepanz zwischen Reichweite und<br />
Preis <strong>als</strong> größter Bremser bei der Entwicklung<br />
der E-Mobilität.<br />
500 Millionen investiert<br />
Auch die Eckdaten des New Leaf legen<br />
den Verdacht nahe, dass –entgegen der<br />
öffentlichen Beteuerungen –das E-Mobil<br />
längst nicht so in die Gänge kommt wie<br />
von Nissan gewünscht: Über 100 Verbesserungen<br />
listet Chefvermarkter Wilcox<br />
für den Leaf auf, darunter so essentielle<br />
Dinge wie die Erhöhung der Reichweite,<br />
Halbierung der Ladezeit und Verbesserung<br />
der Fahrdynamik, weshalb man denn<br />
auch nicht von einem Facelift spricht,<br />
sondern vom New Leaf. Das gesamte Paket<br />
anNeuerungen und Verbesserungen<br />
gibt es zu einem niedrigeren Einstiegspreis<br />
<strong>als</strong> beim Vorgängermodell.<br />
Dies <strong>als</strong> zwingend notwendige Verkaufsförderung<br />
für einen Ladenhüter zu bezeichnen,<br />
werde dem Leaf keineswegs<br />
gerecht, betont man bei dem japanischen<br />
Hersteller mit Nachdruck. John Martin,<br />
Nissan Produktionschef in Europa, erinnert<br />
daran, dass sich die E-Mobilität erst<br />
am Beginn einer Entwicklung befinde<br />
und es völlig verfehlt wäre,bereits in der<br />
ersten Generation seitens der Käufer<br />
günstige Preise und seitens der Hersteller<br />
Gewinne zu erwarten.<br />
Bei beiden Punkten glaubt man aber<br />
durch die Verlagerung der Produktion nun<br />
einen ganz entscheidenden Schritt weiter<br />
gekommen zu sein. Vier Jahre lang wurde<br />
im nordenglischen Sunderland die Integration<br />
des Leaf in die Produktion im europäischen<br />
Stammwerk von Nissan vorbereitet.<br />
Insgesamt hat der Hersteller rund 500<br />
Millionen Euro investiert, davon mehr <strong>als</strong><br />
die Hälfte für die neue Batteriefertigung,<br />
die Nissan zusammen mit dem japanischen<br />
Joint-Venture Partner AES gleich neben<br />
dem Autowerk betreibt. Hier sollen künftig<br />
auch die Batterien für alle weiteren in<br />
Europa gebauten E-Fahrzeuge von Nissan<br />
22 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
©2013 United Parcel Service of America, Inc. UPS, das<br />
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Marken von United Parcel Service of America, Inc.<br />
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INTERNATIONAL<br />
produziert werden. Auf den Leaf folgt<br />
2014 der e-NV 200, der in der Version <strong>als</strong><br />
leichtes Nutzfahrzeug und <strong>als</strong> Kombi in<br />
Barcelona gebaut wird. Noch etwas weiter<br />
entfernt ist der kompakte Infiniti, den die<br />
Nissan-Premium-Tochter gemeinsam mit<br />
Mercedes entwickelt. Nachdem das Werk<br />
Sunderland hier bereits den Zuschlag für<br />
den Bau des herkömmlich betriebenen<br />
Modells erhalten hat,müht sich das Europa-Management<br />
nun auch die Produktion<br />
der für 2015 geplanten E-Version des Infiniti<br />
nach Nordengland zu holen: „Die<br />
Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber<br />
klar ist:Wirwollen dieses Auto hier haben“,<br />
unterstreicht Martin.<br />
Die Chancen dafürstehen gut. Sunderland<br />
hat sich seit der Eröffnung 1986 den<br />
Ruf<strong>als</strong> ein Werk erworben, in dem Autos<br />
extrem effizient gebaut werden und ist<br />
nach Eigeneinschätzung das produktivste<br />
Werk in Europa und unter den Top 5<br />
weltweit. 2012 lag die Auslastungsquote<br />
bei 106 Prozent: „Wenn in Japan verhandelt<br />
wird, wer den Zuschlag für ein neues<br />
Modell bekommt, dann sind wir in einer<br />
sehr guten Position“,sagt Produktionschef<br />
John Martin.<br />
Leaf schon heute profitabel<br />
Wie effizient, zeigt sich jetzt auch am<br />
Beispiel des Nissan Leaf. Der Bau des<br />
Stromers ist voll in die Produktion des<br />
Nissan-Topsellers Qashqai integriert. Wo<br />
für den Qashquai der Motor eingbaut<br />
wird, erhält der Leaf den Elektroantrieb;<br />
wo der Qashqaui den Benzintank, bekommt<br />
der Leaf das Batteriepaket.<br />
Durch die Integration schaffe man es<br />
bereits jetzt, den E-Nissan profitabel zu<br />
produzieren. Das wiederum erlaube es<br />
auch trotz der Vielzahl an Innovationen,<br />
das Auto günstiger <strong>als</strong> seinen Vorgänger<br />
anzubieten. Mindestens ebenso bedeutend<br />
ist das hohe Maß an Flexibilität:<br />
Steige die Nachfrage nach dem Leaf,<br />
könne man ohne Probleme die Produktion<br />
nach oben fahren und umgekehrt.<br />
Und: die Vorbereitungen sind so getroffen,<br />
dass auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge<br />
gefertigt werden können.<br />
Geht es nach den Planungen bei Nissan,<br />
wirddie Karte mit der erhöhten Leaf-<br />
Produktion bald gezogen werden. Zwar<br />
gibt sich Wilcox zugeknöpft, wenn es um<br />
Absatzprognosen geht, er räumt aber ein,<br />
dass man eine deutliche Erhöhung der<br />
Absatzzahlen in Europa erwarte. Daist<br />
allerdings auch reichlich Luft nach oben.<br />
Zwar ist der Leaf mit rund 55 000 seit dem<br />
Marktstart verkauften Fahrzeugen das<br />
einzige E-Mobil, das für sich die Bezeichnung<br />
Volumenmodell in Anspruch nehmen<br />
kann, an der Nachfrage in Europa<br />
liegt das allerdings nicht: Gerade mal<br />
8000 Leaf wurden hier verkauft. 3000<br />
davon übrigens in Norwegen und 600 in<br />
der E-Auto-DiasporaDeutschland.<br />
Was das Nissan-Management zuversichtlich<br />
stimmt, dass der Funke bei der<br />
E-Mobilitätdoch noch zündet, sind neben<br />
den deutlichen Verbesserungen am Auto<br />
selbst die Rahmenbedingungen und Indikatoren,<br />
die <strong>als</strong> wachsende Akzeptanz für<br />
Elektro-Fahrzeuge interpretiert werden<br />
können. So war laut Wilcox in den vergangenen<br />
zwölf Monaten jeder Monat vom<br />
Absatz her stärker <strong>als</strong> der Monat zuvor.<br />
Ermutigende Signale kamen zuletzt aus<br />
den USA. Dort stieg der Leaf-Verkauf<br />
nach der Preisenkung prompt auf einen<br />
neuen Rekordwert von 2236 Fahrzeugen<br />
im Monat.<br />
Verkauf hängt an der Förderung<br />
Noch wichtiger <strong>als</strong> monatliche Verkaufstabellen<br />
ist die Entwicklung bei der Infrastruktur.Hier<br />
gibt es markante Verbesserungen.<br />
So stieg die Zahl der Ladestationen<br />
in Europa im Jahr 2012 von 12 000<br />
auf 20 000. Indiesem Jahr erwartet Nissan,<br />
getragen von Förderprogrammen in<br />
einzelnen europäischen Ländern, eine<br />
weitereVerdoppelung.Große Stücke hält<br />
man auf ein millionenschweres Programm,<br />
mit dem die britische Regierung<br />
die Installation von Ladestationen für<br />
Privathaushalte unterstützt und so die<br />
Kosten bei sozialverträglichen 200 Pfund<br />
liegen. Wiesich überhaupt eine enge Korrelation<br />
vorhandener Infrastruktur,staatlichen<br />
Anreizen und den Absatzchancen<br />
von E-Fahrzeugen zeigt. Entsprechend<br />
benennt Nissan in Europa jene Länder <strong>als</strong><br />
wichtigste Märkte,indenen diese Voraussetzungen<br />
gegeben sind: England, Frankreich,<br />
Benelux und Skandinavien.<br />
Deutschland fehlt in der Aufzählung.<br />
Noch. Mit Freude sieht John Martin dem<br />
BMW ientgegen. Mit Sicherheit werde<br />
der Marktstart des Submarke von BMW<br />
die öffentliche Wahrnehmung des Themas<br />
Elektro-Auto wieder deutlich erhöhen,<br />
von der letztlich der Gesamtmarkt profitieren<br />
werde. Und vielleicht, sagt Martin<br />
augenzwinkernd, gibt ja die deutsche Regierung<br />
dann auch ihre Zurückhaltung<br />
auf,was die Förderung von Elektro-Mobilität<br />
angeht, wenn von dieser ein heimischer<br />
Hersteller profitiert. Frank Volk ■<br />
NewNissan Leaf<br />
Nach nur zwei Jahren am Markt, würde<br />
man üblicherweise von einem Facelift<br />
sprechen. Tatsächlich geht die Überarbeitung,<br />
die Nissan an seinem rein elektrisches<br />
Volumenmodell Leaf durchgeführt<br />
hat, weit über eine Modellpflege hinaus.<br />
Markanteste Neuerungen: durch Verbesserungen<br />
an Batterie, höherem Wirkungsgrad<br />
der Rekuperationstechnik und bei der<br />
Aerodynamik steigt die Reichweite von<br />
bislang 175 auf 199 Kilometer (Angaben<br />
nach New European Driving Cycle NEDC).<br />
Halbiertwirddie Ladezeit vonachtauf vier<br />
Stunden durch den Einsatz eines Onboard-<br />
Ladegeräts mit 6,6 kW,das den Einsatz von<br />
32 Ampere Ladestrom ermöglicht. Ingesamt<br />
führt Nissan für den New Leaf über<br />
100 Neuerungen auf, angefangen bei der<br />
deutlich effizienteren Klimaanlagebis zum<br />
besonders Strom sparenden Stereosystem<br />
von Brose bis zum Stromanschlussdeckel<br />
an der Fahrzeugfront, der sich nun mit<br />
dem elektrischen Türöffner bedienen lässt.<br />
Die Ladeklappe ist beim neuen Leaf,wosie<br />
schon beim alten war, kann jetzt aber mit<br />
der Fernbedienung geöffnet werden.<br />
Warder Leaf bislang nur in einer in Japan<br />
gebauten Version erhältlich,passt sich Nissan<br />
mit der Fertigung in Sunderland für<br />
Europa und Smyrna (USA) den unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen der Autofahrer<br />
an.Sowirdder Leaf künftig in den drei Varianten<br />
Visia (Basisversion), Acenta und<br />
Tekna angeboten.Keine Angaben lagen bis<br />
Redaktionsschluss zu den Preisen vor. Die<br />
Basisversion beginnt aber unterhalb der<br />
rund 34 000 Euro, die für das Vorgängermodell<br />
aufgerufen werden.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
25
INTERNATIONAL<br />
Interviewmit Axel J. Maschka, Senior Vice PresidentPurchasing,VolvoCar Corporation<br />
„Erfolgsbeteiligung für<br />
Lieferanten“<br />
Die schwedische Traditionsmarkestehtfür Sicherheitstechnologie.Um<strong>als</strong> kleiner<br />
Premium-OEM an Innovationen zu gelangen,setzt Volvoauf MOTIVATION – finanzielle<br />
Motivation.Gleichzeitig will der Einkaufsvorstand die Zuliefererzahl halbieren.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Herr Maschka, Volvoführtein Kostensenkungsprogramm<br />
namens SHAPE durch.Was ist das Ziel?<br />
SHAPE steht für „Setting Highest Ambitions and Purchasing<br />
Excellence“und heißt eigentlich „SHAPE 2020“. Unsere Strategie<br />
umfasst mehrereZiele: Die Einkaufspreise sollen schon in<br />
den kommenden vier Jahren um 20 Prozent sinken und damit<br />
für Volvo Einsparungen in Höhe von zirka 20 Milliarden<br />
schwedische Kronen realisieren. Umgerechnet sind das etwa<br />
2,5 Milliarden Euro. Weitere Schwerpunkte sind den Einkaufsanteil<br />
in Asien und in China deutlich zu erhöhen, damit wir<br />
natürlich auch weniger anfällig gegen Währungsschwankungen<br />
werden, sowie eine global agierende Organisation aufzubauen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: SHAPE bestehtaus mehreren Phasen?<br />
Die Ziele von SHAPE 2020 setzen wir in zwei Stufen um. Die<br />
erste Stufe fokussiert auf die Kosten und ist der Zeitraum bis<br />
Ende 2015.Die zweite Stufe wird zwischen 2016 und 2020 umgesetzt.<br />
Bis dahin bauen wir bei Volvo eine komplett neue zukunftsfähige<br />
Einkaufssystematik und -organisation auf. Die<br />
genauen Details werden noch definiert.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Wiehoch ist das vonIhnen verantwortete<br />
Einkaufsvolumen?<br />
Wir kaufen dieses Jahr für etwa sieben Milliarden Euro Direktmaterial<br />
ein, wie zum Beispiel Komponenten für Fahrzeuge.<br />
Und für 2,5 Milliarden Euro indirektes Material, wie zum Beispiel<br />
Werksausrüstungen, Computer,Telefone,Büromaterial.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Ihr Plan ist <strong>als</strong>o, von den sieben Milliarden<br />
Euro für Direktmaterial, 20Prozent einzusparen?<br />
Die Einsparprogramme sind über eine längereZeit geplant –wir<br />
können ja nicht sofort die Preise reduzieren, sondern wir müssen<br />
gemeinsam mit den Lieferanten Jahr fürJahr an Verbesserungen<br />
arbeiten. Das mündet nach vier Jahren in die angekündigten<br />
20 Prozent Gesamteinsparung.Die teilen sich auf in etwa 60 bis<br />
70 Prozent für kommerzielle Änderungen, sowie etwa 30 bis<br />
40 Prozent für technische Verbesserungen. Als einer der kleinsten<br />
OEMs im Premium-Segment müssen wir innovativer sein <strong>als</strong><br />
die anderen und alle Möglichkeiten nutzen, um nachhaltig erfolgreich<br />
zu sein.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Was bedeutet SHAPE 2020 für Ihre<br />
Lieferanten – wie wirdsich IhreLieferantenbasis verändern?<br />
Global betrachtet haben wir derzeit etwa 10 000 direkte und<br />
indirekte Lieferanten und das sind zu viele.Diese Zahl werden<br />
wir mindestens halbieren. Im Direktmaterialbereich –das sind<br />
alle Teile, die im Fahrzeug verbaut werden, wie Reifen, Radio,<br />
Armaturenbrett, Sitze –haben wir aktuell 400bis 500Lieferanten.<br />
Wir gehen davon aus, dass wir mittelfristig mit 200, maximal<br />
250, gut aufgestellt sind.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie konzentrieren sich auf die Zusammenarbeit<br />
mit strategischen Lieferanten?<br />
Volvo ist bei vielen Lieferanten ein kleiner Kunde, weil unser<br />
Volumen natürlich viel geringer ist, <strong>als</strong> das unserer Wettbewerber<br />
im Premium-Segment. Derzeit teilen sich diese kleinen<br />
Volumen auf zu viele Lieferanten auf, und wir haben für den<br />
Lieferanten oftm<strong>als</strong> keine so hohe Relevanz im Hinblick auf<br />
Innovationen und Kostensenkungspotenziale wie unsereWettbewerber.<br />
Wenn wir nun <strong>als</strong>o das jährliche Volumen bis 2020<br />
auf 800 000 Fahrzeuge verdoppeln und gleichzeitig die Zahl<br />
der Lieferanten reduzieren, haben wir im Durchschnitt viermal<br />
so viel Volumen proLieferant. Dadurch erhält Volvo <strong>als</strong> Kunde<br />
eine höhere Bedeutung.Das ist ein ganz wichtiger Aspekt.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Welche speziellen Innovationen erwarten<br />
Sie vonden Zulieferern?<br />
Wir unterscheiden zwei Kategorien: Eine Kategorie sind die<br />
Technologien, die fürVolvo <strong>als</strong> Markewichtig sind. Die definieren<br />
sich durch unsere Unternehmensstrategie und die Marken-<br />
Kernwerte von Volvo,<strong>als</strong>o beispielsweise alles rund ums Thema<br />
Sicherheit. Daneben gibt es die zweite Kategorie.Das sind neue<br />
26 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
INTERNATIONAL<br />
Unsere Kosten sind<br />
heute schlicht zu<br />
hoch. Daran müssen<br />
wir arbeiten.<br />
Bilder:Volvo<br />
Techniken, die die gleiche Funktionalität günstiger realisieren<br />
<strong>als</strong> bisher.Also Innovationen zur Kostenreduktion. Diese sind<br />
für uns sehr wichtig, dawir aktuell keine vergleichbaren Margen<br />
pro Fahrzeug erzielen wie unsere Wettbewerber. Daran<br />
müssen wir arbeiten. UnsereKosten sind heute schlicht zu hoch.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Wasbieten Sie innovativen Lieferanten?<br />
Im Jahr eins von SHAPE war der Anteil an technischen Reduktionsmaßnahmen<br />
leider kleiner <strong>als</strong> geplant. Trotz intensiver<br />
Arbeit haben wir zu wenige Optimierungen realisieren können.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Waswar der Grund?<br />
Die Lieferanten hatten oft Ideen, die sie bei uns aus verschiedenen<br />
Gründen nicht platzieren konnten oder wir sie gelegentlich<br />
auch abgelehnt haben. Um das zu verändern und SHAPE<br />
realisieren zu können, müssen wir die Lieferanten motivieren,<br />
uns eine Idee frühzeitig vorzustellen oder diese auch wiederholt<br />
mit uns zu diskutieren. Innerhalb von SHAPE haben wir<br />
deshalb das Programm Magic Three platziert. Magic Three beteiligt<br />
ausgewählte Lieferanten über drei Jahre inspürbarer<br />
Höhe an der Kostensenkung. Damit motivieren wir unsere<br />
Partner,ihreSache engagierter anzugehen und mit uns gemeinsam<br />
das Kostenniveau zu reduzieren.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Gilt dieses Angebot für alle Lieferanten?<br />
Nein, das Angebot gilt für die Partner,mit denen wir einen intensiven<br />
Austausch haben und erfolgreich zusammenarbeiten.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Haben Sie IhreLieferanten schon über<br />
diese „Erfolgsbeteiligung“ informiert?<br />
Wir fokussieren uns zunächst auf die für uns wichtigsten Themen<br />
und beginnen mit den wichtigsten Lieferanten zu sprechen.<br />
Und erst dann –wenn es sich bewährt –gehen wir in die<br />
Breite.Das kann Ende 2013 oder Anfang 2014 sein.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viele Lieferanten zählen Sie zu<br />
Ihren wichtigsten?<br />
Wir starten zunächst mit etwa 40 bis 50 Lieferanten, die wir<br />
entsprechend unserer Strategie in den Prozess eingebunden<br />
haben. Die in meinem Vorstandsbereich Verantwortlichen der<br />
Commodity Einheiten Interior, Exterior, Powertrain, Chassis/<br />
Elektronik und Raw Material erarbeiten gerade Vorschläge,<br />
mit wem wir in die Pilotphase gehen werden.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Um Kosten zu senken, reduzieren Sie<br />
auch die Komplexitätbei Volvo. Wasist geplant?<br />
Wir haben wöchentliche Meetings zusammen mit den Bereichen<br />
Engineering und Programmplanung, umgemeinsam das<br />
Thema Komplexitätsreduktion voranzutreiben. Wir haben im<br />
vergangenen Dezember schon über 700Teilenummern herausgenommen.<br />
Die nächsten Maßnahmen kommen jetzt im Frühjahr<br />
zum Modelljahreswechsel.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION: Bis wann soll der globale Einkauf stehen?<br />
Unsere erste Planung war, diese Maßnahmen im Laufe der<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
27
INTERNATIONAL<br />
Ab Mai 2013 offeriertVolvoinsieben seiner Baureihen eine Radfahrer-Erkennung.<br />
Drohteine Kollision,bremst das Assistenzsystem automatisch ab.<br />
Volvowill auch Kostenverbesserungen in der Produktion honorieren<br />
– wie hier im Volvo-Werk Torslanda bei Göteborg.<br />
Jahre2013, 2014 und 2015 zu realisieren.Aber die Optimierung<br />
der Kosten besitzt aktuell höhere Priorität und ist daher Stufe<br />
eins von SHAPE. Einkaufsbüros ineinem Land machen Sinn,<br />
wenn wir dort mittelfristig auch einen Produktionsstandort am<br />
Laufen hätten.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Werden Sie die Einkaufsbüros zusammen<br />
mit Geely nutzen?<br />
Zunächst werden wir Einkaufsbüros möglichst schlank in einzelnen<br />
Märkten und dort in den vorhandenen Räumen von<br />
nationalen Vertriebsgesellschaften einrichten. Der Einkauf von<br />
Geely ist heute im Wesentlichen auf China fokussiert und unter<br />
globalen Gesichtspunkten noch keine Organisation, auf deren<br />
Basis auch Volvo aufbauen könnte.Aber natürlich würden wir<br />
mit Geely sprechen, wenn Geely bereits in einem Land vertreten<br />
wäre, indem wir planen ein neues Einkaufsbüro zu installieren.<br />
Wann immer Synergien sinnvoll sind, werden wir diese<br />
konsequent nutzen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Waswäre hier ein mittelfristiges Ziel?<br />
Zunächst ist unser Ziel, dass wir mit Geely dort gemeinsam<br />
einkaufen wo es Sinn macht. Zum Beispiel bei Rohmaterialien<br />
–Stähle, Lacke, Flüssigkeiten und ähnliches. Das ist ein<br />
wichtiger Schritt. Denn wir erkennen, dass Geely und Volvo<br />
sehr häufig die gleichen Lieferanten haben –beispielsweise<br />
bei Sitzen oder Armaturenbrettern. Auch der Roboterlieferant<br />
ist der Gleiche.Wir müssen nun im nächsten Schritt versuchen,<br />
auch bei der Spezifikation enger zusammenzuarbeiten<br />
und Spezifikationen so harmonisieren, dass zum Beispiel<br />
eine Sitzstruktur sowohl für Geely <strong>als</strong> auch fürVolvo nutzbar<br />
ist und im Idealfalle auf dem gleichen Baukasten des Lieferanten<br />
basiert oder gar auf der gleichen Produktionslinie gefertigt<br />
werden kann. Denn damit können wir den Lieferanten<br />
wieder Skalenvorteile bieten und so gemeinsam bessere Ergebnisse<br />
erzielen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie planen gemeinsame Plattformen?<br />
Ziel ist, dass wir soweit zusammenfinden, dass wir künftig wettbewerbsfähig<br />
neue Fahrzeugarchitekturen realisieren, die wir<br />
jetzt beginnen gemeinsam zu entwickeln –aber <strong>als</strong> Resultat getrennt<br />
zwischen Premium- und Volumenmarke mit den jeweiligen<br />
Marken-Kernwerten und unterschiedlichen Preisstrukturen.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Sie entwickeln schon zusammen?<br />
Bisher war das nicht der Fall, aber das erste gemeinsame Engineering<br />
Center entsteht gerade in Lindholmen, in Göteborg,<br />
und dort wird eine gemeinsame Architektur für Kompaktfahrzeuge<br />
des C-Segments entwickelt.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Und bis wann kommt dieses erste gemeinsame<br />
Auto?<br />
Es wird Modelle von Volvo und von Geely geben, aufbauend<br />
auf einer Grundstruktur, aber trotzdem grundverschieden.<br />
Wann welche Marke welches Fahrzeug auf den Markt bringen<br />
wird, möchten wir heute noch nicht beantworten.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Wie viele rein chinesische Lieferanten<br />
haben Sie bei Volvo?<br />
Der Anteil chinesischer Lieferanten wird kontinuierlich wachsen,<br />
ein Beispiel ist die kommende Lokalisierung von Motoren<br />
und Getrieben. Dafür bauen wir in den nächsten Jahren auch<br />
ein eigenes Werk auf.Ziel ist, bis zum Jahr 2020 etwa ein Viertel<br />
des gesamten Volumens in China zu realisieren.<br />
AUTOMOBIL PRODUKTION: Also Ihre Lieferanten müssen sich auf<br />
jeden Fall warm anziehen?<br />
Lieferanten sind wichtige Partner von Volvo Cars, wir pflegen<br />
mit ihnen eine gute, solide Zusammenarbeit. Im Vergleich mit<br />
unseren direkten Wettbewerbern haben wir einen sehr hohen<br />
Einkaufsanteil von gut 60 Prozent. Insofern erwarten wir auch<br />
von unseren Lieferanten beste Performance, Innovationskraft<br />
und eine konstruktive Begleitung auf unserem Weg in die<br />
Zukunft. Dafür bieten wir mit Volvo sowohl ein einzigartiges<br />
Wachstum im Premium-Segment, <strong>als</strong> auch eine Verbindung mit<br />
unserem Eigentümer Geely, der einen unvergleichlichen Zugang<br />
zum Wachstumsmarkt China und den dort expandierenden<br />
chinesischen <strong>Automobil</strong>herstellern hat.<br />
Das Interview führte Bettina Mayer ■<br />
Der Kongress von<br />
Stuttgart<br />
Wie sich der Volvo-Weg inder Produktion<br />
auf Einkauf und Zulieferbeziehungen<br />
auswirkt, darüber spricht<br />
Volvo-Einkaufschef Axel Maschka<br />
beim AUTOMOBIL FORUM am<br />
14./15. Mai in Ludwigsburg. Infos<br />
unter www.automobil-forum.de<br />
28 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
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Recruiting
30 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
31
32 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
ASE<br />
Automotive Senior Experts<br />
<br />
<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
33
NEUVORSTELLUNG<br />
Bilder:Toyota<br />
Japanischer Grauwal<br />
Der neue TOYOTA RAV4 ist deutlich gewachsen.Seinen ehem<strong>als</strong> urwüchsigen Charme <strong>als</strong><br />
Mitbegründer des Segments hatder Japaner jedoch verloren.Inder Modell-Mengegeht<br />
der Crossoverzunehmend unter.Dabei sind seine Qualitäten unbestritten.<br />
Mittlerweile haben wir viele Nachahmer“, sagt<br />
Toyota-Deutschlandchef Ulrich Selzer zur<br />
Marktpositionierung des neuen RAV4. Und<br />
dass in dieser Situation auch ein ehemaliger<br />
Trendsetter keine Lizenz mehr zum Gelddrucken<br />
ist, muss ihm ebenfalls niemand mehr erzählen. Was im<br />
Jahr 1994 <strong>als</strong> Recreational Active Vehicle mit 4-Rad-Antrieb<br />
begann, zählt heute zu einem 19-Fahrzeuge umfassenden Segment,<br />
das sich trotz Krise zwischen 2008 und 2012 einer Absatzsteigerung<br />
von rund 18 Prozent erfreute.Doch nicht nur der<br />
Markt ist gewachsen, der einst 3,69 Meter kurze Kompakte mit<br />
Allradantrieb auch. Ganze 88 Zentimeter im Vergleich zum<br />
ersten und 20,5 Zentimeter mit Blick auf den letzten RAV4<br />
sind bei der neuesten Generation hinzugekommen. Zentimeter,<br />
die bei der ersten Sitzprobe auf dem Fahrersitz nicht spürbar<br />
auffallen. Einen halben Meter weiter hinten sieht es allerdings<br />
anders aus: Beinfreiheit, Kopffreiheit und bis zu 94 Liter mehr<br />
Stauraum sorgen für einen wesentlichen Gewinn an Komfort<br />
–völlig unabhängig davon, ob der Einstiegs-RAV4 für 26650<br />
Eurooder das 37 550 EuroteureTopmodell gewählt wurde.Zu<br />
den bis heute 4,5 Millionen verkauften RAV4 dürften angesichts<br />
dieses Wandels ein paar Hunderttausend hinzukommen.<br />
Erst einmal kein Hybrid<br />
Als Fronttriebler steht der neue RAV4 ausschließlich in seiner<br />
kleinsten, 91 kW/124 PS starken Diesel-Version zur Verfügung.<br />
Ulrich Selzer: „RAV4-Kunden sind aktive,Lifestyle-orientierte<br />
Familien mit dem Wunsch nach viel Platz und hoher Vielseitigkeit.“<br />
Dass ausgerechnet der Fahrzeughersteller mit dem Anspruch<br />
in puncto Hybrid die Benchmark zu stellen, in seinem<br />
neuen Produkt eben jene Antriebsart nicht vorsieht, ist ein<br />
großer Schritt indie Vergangenheit. Bis 2020, so verrät Ulrich<br />
Selzer, soll jedoch in jeder Toyota-Baureihe mindestens ein<br />
Hybridantrieb angeboten werden. Marcel Sommer ■<br />
34 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
WIRTSCHAFT<br />
Bilder:Mini<br />
Unten SUV, oben Coupé<br />
Wieder ein neuer Vertreter der feschen Markeaus Oxford:Der MINI PACEMAN ist kaum<br />
auf dem Markt und signalisiert wieder Verkaufsrekorde. Die Kult-Marke muss kaum<br />
Wettbewerber fürchten – höchstens einen aus dem eigenen Konzern.<br />
Wer hätte das gedacht: Mini hat seine Modellpalette<br />
jüngst auf sieben Fahrzeuge ausgebaut.<br />
Der jüngste Neuzugang heißt Paceman<br />
und ist eigentlich ein Countryman in Coupé-<br />
Version. Der Zweitürer folgt einer Erfolgs-<br />
Masche, die BMW mit seinem X6 und Range Rover mit dem<br />
Evoque vorgelebt haben: unten SUV,oben Coupé.<br />
In den Ausbau der Mini-Familie investiert die BMW Group bis<br />
2015 insgesamt 750 Millionen Pfund (etwa 850 Millionen Euro)<br />
ins britische Produktionsnetzwerk –bestehend aus dem Mini-<br />
Werk in Oxford, dem Presswerk in Swindon und dem Motorenwerk<br />
in Hams Hall. Die Investitionen sollten die ambitionierte<br />
Wachstumsstrategie von Mini untermauern, die einen jährlichen<br />
Absatz von 300000 Fahrzeugen und den Ausbau auf zehn<br />
verschiedene Mini-Modelle vorsieht. Der Plan war keineswegs<br />
überambitioniert, den schon 2012 verkaufte die britische Marke<br />
301 526 Fahrzeuge.Dawar der Paceman noch gar nicht auf<br />
dem Markt. Der Ausbau der Mini-Palette wird noch erheblich<br />
leichter, wenn Mini- und BMW-Modelle auf der neuen UKL-<br />
Plattform aufsetzen. Dann ist ein Mini-Mini (à la Rocketman<br />
Concept) und ein Van(àla Clubman Concept) wahrscheinlich.<br />
Ein „Mini“-Opfer für BMWi<br />
Ein Erfolgsmodell unter dem Mini-Label wird den Serienanlauf<br />
allerdings nicht erleben: der 2009 vorgestellte Mini E. Die<br />
Test-Version mit 204-PS-Elektromotor fand weltweit im Handumdrehen<br />
ihreFans.750 E-Mini sind aktuell noch in Testflotten<br />
unterwegs. Zukunft unbekannt. Mini-Chef Kay Segler verspricht<br />
sich mehr von einem Plug-In-Hybriden, der sich die<br />
Plattform mit dem BMW i-Konzept teilen könnte. Die neue,<br />
trendige Submarke wird den kultigen Minis das Leben mit Sicherheit<br />
etwas erschweren. „Gewisse Überschneidung gibt es<br />
schon“, gibt Segler zu und auch die „Denke“ sei schon ähnlich.<br />
Den Paceman juckts erstmal nicht.<br />
Bettina Mayer ■<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
35
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Bild: Daimler<br />
Wo liegen die Wurzeln für vorbildlichen Komfortauf Top-Niveau? Diese Fragestellten die Daimler-Ingenieureanlässlich des ersten TecDayzur neuen<br />
S-Klasse,präsentierten das neue Innenraumkonzept und boten „Interieur zum Anfassen“.Highlights der Baureihe 222 sind neben den edlen Materialien,einer<br />
Beduftung à la Maybach und den Burmester-Soundsystemen (Option) vorallem die beiden hoch auflösenden Farbdisplays mit einer Diagonale<br />
von 30,7 Zentimetern und hinterlegter Ambiente-Beleuchtung.Das linkeDisplayübernimmtkomplett die Funktion der Kombi-Instrumente.<br />
Ausführliche Informationen zum neuen Topmodell vonMercedes-Benz ab Juni im Sonderheftzur „S-Klasse“ vonAUTOMOBIL PRODUKTION. (fu)<br />
KURZ GEMELDET<br />
VomDachhimmel bis zur Bodenmatte<br />
Vom 11.bis 13.Juni findet in Frankfurt/<br />
Main die Internationale Fachmesse für<br />
Technische Textilien und Vliesstoffe statt.<br />
Infos unter: www.techtextil.com und<br />
www.messefrankfurt.com.<br />
Beste Fügetechnik: Laser-Schweißen<br />
Der <strong>Automobil</strong>zulieferer INTautotechnik<br />
hatdas LPKF mit dem Verfahren und der<br />
Konzeption einer Anlagezur Serienfertigung<br />
einer Einstiegsleiste mit hinterleuchteter<br />
Folie beauftragt.<br />
Neues Bediensystem im Lincoln<br />
Fürdas aktuelle Modell des Lincoln MKZ<br />
stellt Preh das Center Stack-Bediensystem<br />
her.Dieses kombiniertdie Bedienung<br />
vonKlimaanlageund Infotainment-Funktionen<br />
mit der Temperaturregelung.Zum<br />
Einsatz kommen Slider<br />
und kapazitiveTouch-Funktionen.<br />
Bewährte Kunststofftechnik für BMW<br />
Nach der Serienbeauftragung und Fertigung<br />
vonCupholdern und Ascher-Kinematik-Baugruppen<br />
für den BMW 5er vor<br />
achtJahren ist Weber mittlerweile auch<br />
für die 1er,X1,3er, 5er, 6er und 7er <strong>als</strong><br />
Full-Service-Supplier beim OEM vertreten.<br />
Gurtfänger machtSchloss und Steckzungeüberflüssig<br />
TRW Automotive zeigt für das Showcar<br />
Rinspeed „microMAX“ ein neuartiges Sicherheitsgurt-Konzept:<br />
Bei diesem Konzept<br />
sind sowohl das Gurtschloss <strong>als</strong> auch die<br />
Steckzunge überflüssig. Stattdessen<br />
kommt ein „Gurtfänger“ zum Einsatz, der<br />
halbautomatisches An- und Abschnallen<br />
ermöglicht. Grundlagefür diese Idee ist das<br />
anlässlich des Genfer Autosalons präsentierte<br />
Mini-Bus-Konzept von Rinspeed, das<br />
eine neue Form der Mobilitätfür den urbanen<br />
Raum beschreibt. Swen Schaub, Senior<br />
Manager Engineering Strategy and Communication<br />
bei TRW, erklärt:„Dieses neuartigeSicherheitsgurt-Konzept<br />
zeigt,dass wir<br />
kontinuierlich an innovativen Technologien<br />
arbeiten, um die Fahrzeuginsassen zu<br />
schützen – nichtnur für herkömmliche Pkw<br />
und Lkw, sondern auch für zukunftsorientierte<br />
Mobilitätslösungen. Es basiert auf<br />
unserer bewährten Rückhaltetechnologie.<br />
Das Prinzip des halbautomatischen An-<br />
TexasInstruments stellt einen Automotive-<br />
OMAP-Prozessor vor, mit dessen HilfeAutos<br />
mit nie dagewesenen Unterhaltungs- und<br />
Telematikfunktionen ausgestattet werden<br />
können, sodas Unternehmen. Verglichen<br />
mit dem Vorgänger soll der „Jacinto 6“ die<br />
fünffache „ARM-CPU“-Performance und eine<br />
nahezu siebenmal höhere Graphik-Per-<br />
Fürdie StehsitzeimMini-Bus „microMAX“<br />
vonRinspeed hatTRW ein neuartiges Gurtkonzept<br />
entwickelt.<br />
und Abschnallens verbessert nicht nur den<br />
Komfort, sondern erleichtert auch das Einund<br />
Aussteigen in das Fahrzeug. Durch die<br />
einfache Handhabung trägt das System<br />
dazu bei, die Anschnallquote auf kurzen<br />
Strecken zu erhöhen.“ www.trw.de<br />
OMAP-Prozessor definiertAutomotive-Infotainmentneu<br />
formance erzielen. Durch Integration der<br />
Automotive-Schnittstellen in die Prozessor-<br />
Architektur lasse sich der Bauteilaufwand<br />
im Bereich der Automotive-Infotainment-<br />
Lösungen um bis zu 25 Prozentsenken.Die<br />
Bemusterung, heißt es, beginne Mitte diesen<br />
Jahres, die Produktionsverfügbarkeit<br />
im zweiten Halbjahr 2014. www.ti.com.<br />
Bild: TRW<br />
36 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Leichtbau-Bremskraftverstärker<br />
Weniger Baulängeund Gewicht: Der Booster<br />
Gen.III in Voll-Alu-Bauweise ist 1 700 Gramm<br />
leichter und 15 Millimeter kürzer.<br />
Bild: Continental<br />
Eine neue Generation Bremskraftverstärker in Voll-Aluminium-<br />
Bauweise in verkürzter Baulänge bringt die Continental Division<br />
Chassis &Safety dieser Tage auf den Markt. ImVergleich zur Vorgänger-Generation<br />
konnten die Ingenieuredas Gewichtumgut 50<br />
und die Länge umzwölf Prozent reduzieren. Den Rückgang beim<br />
Gewicht und das verbesserte Packaging erzielen die Ingenieure<br />
durch dünnereBlechstärken – 1,2 statt 2,4 Millimeter – sowie eine<br />
Optimierung der inneren Bauteilmaße. Die Lebensdauer bleibe erhalten,<br />
betont man bei Continental. Die Generation III ist in den<br />
Größen 8/8“, 8/9“, 9/9“ und 9/10“ verfügbar; auf Wunsch auch in<br />
Front-Bolt-Bauweise.<br />
www.continental-automotive.de<br />
KlugeNutzung vonBASF-Materialien prämiert<br />
Aus über 170 Einsendungen hat der Chemie-Konzern BASF im<br />
Rahmen des Wettbewerbs „sit down.move.“ Song WeiTeo vonder<br />
Universität Coventry (GB) für einen besonders leichten Autositz<br />
ausgezeichnet, der aus einem Stück gefertigt wird. Weitere Gewinner<br />
sind Joonyoung Kim vom College for Creative Studies in<br />
Detroit (USA) sowie Pantila Debhakam von der „design agency<br />
shakes“ in Bankok (Thailand).<br />
www.basf.com<br />
Wachstumsegmentstrukturelles Kleben<br />
<strong>Automobil</strong>hersteller verlangen nach stabilen, reproduzierbaren<br />
Oberflächen,wenn langzeitbeständigeKlebeverbindungen sowohl<br />
die Steifigkeit <strong>als</strong> auch die Crashfestigkeit der Karosserien verbessern<br />
sollen.Der Hersteller vonAluminium-Halbzeug- und Gießereiprodukten<br />
AMAGmit Sitz im österreichischen Ranshofenhat dafür<br />
vor kurzem ineine Passivierungsanlage für Bänder investiert. Die<br />
Anlage zeichne sich durch hohe Flexibilität aus, wie die Experten<br />
schildern. Daher sei sie für hochfeste AI-Legierungen vorbereitet,<br />
bei denen die heute gängige TiZr-Passivierung nicht funktioniere.<br />
Im Vorfeld geführte Kundengespräche hätten zu dem Entschluss<br />
geführt, auch die Möglichkeit einer Spritzpassivierung in der Anlage<br />
vorzusehen. Über das moderne Roll-Coating-Verfahren hinaus<br />
sei die Anlagedaher auf die verschiedensten Kundenwünsche ausgelegt.<br />
Hohe Prozesssicherheit und Produktqualität seien überdies<br />
gegeben,wie die Österreicher betonen.<br />
www.amag.at<br />
MitHöchstgeschwindigkeit<br />
zu gesicherterQualität<br />
Stress ScreeningSysteme WTS3/WKS 3–<br />
auch in Kombination mit Vibration<br />
DasSpektrumder Möglichkeiten<br />
Prüfraumvolumen: 190 lbis 1.540 l<br />
Temperaturbereich: -72 bis +180 °C<br />
Änderungsgeschwindigkeiten: bis 30 K/min<br />
Klima-Arbeitsbereich: +10 bis +95 °C<br />
Feuchtebereich: 10 bis 98 %r.F.<br />
Wirstellenaus<br />
ControlStuttgart, 14.-17.05.2013<br />
Halle 1, Stand 1215<br />
Sensor+TestNürnberg, 14.-16.05.2013<br />
Halle 11, Stand 11-316<br />
testing expo Stuttgart,04.-06.06.2013<br />
Halle 1, Stand 1230<br />
www.weiss.info<br />
Weiss Umwelttechnik GmbH<br />
Simulationsanlagen •Messtechnik<br />
35447 Reiskirchen-Lindenstruth /Germany •Greizer Str. 41–49<br />
Tel. +49 6408 84-0 •Fax AUTOMOBILPRODUKTION +49 6408 84-8710 •info@wut.com · April 2013<br />
37
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Naturfaser-Prozess-Expertise in der Beschichtung<br />
Der Zulieferer für Innenraumkomponenten IAC zeigt erstm<strong>als</strong> eine<br />
Prozesstechnologie für die patentierte Herstellung naturfaserverstärkter<br />
Bauteile mit einer sichtbaren Naturfaseroberfläche. Im<br />
Gegensatz zu sonst üblichen Beschichtungsverfahren tragedie IAC-<br />
Technologie dazu bei, die Lebensdauer der Faseroberfläche zu verlängern,ohne<br />
auf das natürliche „Look &Feel“ zu verzichten,wie es<br />
in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. Der Prototyp einer<br />
„ECO-Tür“ soll die Vorteile veranschaulichen. Die erstm<strong>als</strong> anlässlich<br />
des VDI-Kongresses „Kunststoffe im <strong>Automobil</strong>bau“ gezeigte<br />
Konstruktion verfügt über eine mittels Leuchttextilien hinterleuchtete,dekorativeArmlehnen-Oberfläche.<br />
www.iacgroup.com<br />
Bild: IAC<br />
Prototyp einer „ECO-Tür“:Patentierte Herstellung naturfaserverstärkter<br />
Bauteile mit sichtbarer Naturfaseroberfläche.<br />
Mapal baut Kapazitäten aus<br />
Mapal, Hersteller von Präzisionswerkzeugenzur<br />
Bearbeitung kubischer Bauteile,hat<br />
seinen Stammsitz in Aalen weiter ausgebaut.<br />
Mit einem Investitionsvolumen von<br />
15 Millionen Euro wurden auf einer Fläche<br />
von 6 000 m² neue Fertigungsbereiche u.a.<br />
für die Produktion vonISO-Werkzeugen und<br />
Grundkörper realisiert. www.mapal.de<br />
Alfa4C-Kleid „made in Italy“<br />
Die Adler Gruppe, Mutter der HP Pelzer<br />
Group,hat im italienischen Airola ein neues<br />
Werk zur Herstellung des Kohlefaser-Chassis<br />
für den neuen Supersportwagen Alfa<br />
Romeo 4C eröffnet. Für Konzernchef Paolo<br />
Scudieri ist es „die größte italienische Produktionsstätte<br />
vonKohlefaser für die <strong>Automobil</strong>branche.“<br />
www.pelzer.de<br />
Wachsen durch Miniaturisierung<br />
Die Miniaturisierung von elektronischen<br />
Geräten öffnet der Lasertechnologie weitere<br />
Türen indie industrielle Produktion. Davonprofitiertder<br />
Garbsener Laserspezialist<br />
LPKF: Im Geschäftsjahr 2012 wurde mit 115<br />
Millionen Euro erneut ein Rekordumsatz<br />
erzielt und damit der Vorjahreswert um 26<br />
Prozentübertroffen. www.lpkf.com<br />
Kompetenzzuwachs beim Rührreibschweißen<br />
Mit der Übernahme der insolventen RIFTEC GmbH (Geesthacht)<br />
erweitertdie österreichische Hammerer Aluminium Industries Holding<br />
(HAI) seit Februar 2013 ihreKompetenz im Bereich des industriellen<br />
Rührreibschweißens speziell auch um den Bereich des Fügens<br />
von Alu-Bauteilen im Nahtlängenbereich unter drei Meter.<br />
Zudem könnten nun auch mehrdimensionale Fügeverbindungen<br />
und komplexe Geometrien beherrschtwerden. www.riftec.de<br />
KURZ GEMELDET<br />
Schwungradspeicher auf dem Prüfstand<br />
An der Technischen Universität Graz wird<br />
derzeit ein Flywheel-Prototyp für die Serienanwendung<br />
in E- und Hybridfahrzeugenentwickelt.Das<br />
KERS (Kinetic Energy<br />
Recovering System,Foto) könnte auch für<br />
die Formel 1 wieder interessantwerden.<br />
OEM-Fertigungsverlagerung zwingt Zulieferer zur Stilllegung<br />
Der Interieur-Zulieferer Fehrer wirddie Produktion am Standort<br />
Kitzingen bis Ende 2014 stilllegen.Aktuelle Produktionsumfänge<br />
werden auf andereStandorte im In-und Ausland verteilt.<br />
Einer der letzten Nippon-Supersportwagen rollt in die Schweiz<br />
Lexus gabEnde März die Auslieferung eines der zuletzt produzierten<br />
Modelle des 560PSstarken Supersportwagens LFAbekannt.<br />
Nummer 493 von 500 geht in die Schweiz. VonDezember<br />
2010bis Dezember 2012 wurde täglich ein Auto gebaut.<br />
Mikro-Korrosionsschutz<br />
Beschichtungssysteme des Experten für Mikroschicht-Korrosionsschutz<br />
Dörken MKS-<br />
Systeme GmbH &Co. KG werden unter<br />
dem Markennamen Delta-MKS ausschließlich<br />
in Deutschland produziert.<br />
Einzug halten die Produkte<br />
mittlerweile in „alle wichtigen Spezifikationen<br />
der <strong>Automobil</strong>industrie<br />
weltweit sowie in andere Normen der<br />
Ziel-Industrien“,heißtes. Nach Angaben<br />
der Oberflächenexperten setzen aktuell der<br />
Topcoat Delta-Protekt VH 301.1 GZ (Foto)<br />
mit seinen multifunktionalen Eigenschaften<br />
wie dem Fünffach-Anzug gegen verschiedene<br />
Oberflächen wie Aluminium und seinem<br />
Warmlöseverhalten sowie der Basecoat Delta-Protekt<br />
KL 105 <strong>als</strong> ein 2-in-1-System mit integriertem<br />
Schmiermittel neue Standards in der<br />
Branche. Darüber hinaus soll das so genannte grüne Galvaniksystem<br />
„Delta-Prozinc“ das Produktportfolio für neue Teilegeometrien<br />
erweitern.<br />
www.doerken-mks.de<br />
Akustische und thermische Lösungen vorOrt<br />
Erfolgefür das neue Produktionswerk Langfang (China) des Leverkusener<br />
Zulieferers Carcoustics: So fertigt dort etwa BBAC die Abdämpfung<br />
der Motorhaube der Mercedes C-Klasse (BR 204). Fürden<br />
2014 folgenden BR205 wird der Zuliefer das gesamte Motorraum-<br />
Akustikpaket liefern.Für FAWproduziertdas Unternehmen Versteifungselemente<br />
(Audi A6) und BMW Brilliance gab Schallisolierungenfür<br />
den X1-Nachfolger in Auftrag. www.carcoustics.com<br />
Bild: Dörken<br />
38 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
Anzeige<br />
Kofferraummulde aus rezykliertem Aluminium<br />
AMAG<br />
Green Alu<br />
Qualität, Kompetenz,<br />
Flexibilität - diese Attribute<br />
der AMAG zeigen<br />
sich besonders deutlich<br />
in den hochwertigen Aluminium-Produkten<br />
für<br />
die <strong>Automobil</strong>industrie.<br />
Wo sonst wäre es möglich,<br />
innerhalb kurzer<br />
Zeit innovative Produkte<br />
zur Serienreife zu bringen?<br />
Da hilft das gebündelte<br />
Know-how von<br />
Gießen, Walzen und Wärmebehandeln<br />
und die<br />
einzigartige Fähigkeit,<br />
alle Aluminium-Legierungsfamilien<br />
an einem<br />
Standort in Ranshofen,<br />
Österreich, zu fertigen.<br />
Dass eine ökologische<br />
Fertigung nicht nur ein<br />
Schlagwort im Unternehmensleitbild<br />
ist, beweist<br />
die AMAG mit einem<br />
Aluminiumblech für die<br />
<strong>Automobil</strong>industrie mit<br />
einem garantierten Rezyklatanteil<br />
von über 90 %<br />
-„AMAG Green Alu“.<br />
Die einmalige Kompetenz<br />
im kontinuierlichen<br />
Wärmebehandeln von<br />
Bändern bis zu einer<br />
Fertigungsdicke von<br />
8mmerschließt ein weites<br />
Spektrum an möglichen<br />
Anwendungen, wie<br />
aktuell zum Beispiel für<br />
Fahrwerkskomponenten<br />
aus Aluminium.<br />
Aber auch Glanzprodukte<br />
für dekorative Innen- und<br />
Außenanwendungen sowie<br />
lotplattierte Produkte<br />
für alle Arten von Wärmetauschern<br />
zeugen von<br />
der vielfältigen Kompetenz<br />
von AMAG, genauso<br />
wie die AMAG TopForm ®<br />
Werkstoffe.<br />
AMAG Austria Metall AG<br />
Postfach 3 | A-5282 Ranshofen | Österreich<br />
T+43 7722 801 0 | md-amag@amag.at | www.amag.at<br />
AMAG TopForm ® SPF (super plastic forming)<br />
Durch diese superplastisch umformbare Aluminiumlegierung<br />
für die <strong>Automobil</strong>industrie können<br />
Bauteile aus einem Stück geformt werden,<br />
wo bisher mehrere Einzelteile verwendet werden<br />
mussten. Dadurch werden schwierige Baugeometrien<br />
mit hohen Ziehtiefen überhaupt erst<br />
möglich.<br />
Beispiele: Flügeltüren des Mercedes-Benz SLS,<br />
Kotflügel des Bentley Continental GT.<br />
AMAG TopForm ® UHS (Ultra high strength)<br />
Diese Legierung wurde speziell für die Herstellung<br />
von höchstfesten Bauteilen mittels Halbwarmumformung<br />
optimiert. Zielanwendungen<br />
sind höchstfeste Bauteile, die z.B. in <strong>Automobil</strong>en<br />
die strukturelle Integrität der Fahrgastzelle<br />
im Crashfall sicherstellen.<br />
AMAG MultiClad ® UHS (Ultra high strength)<br />
Der Werkstoffverbund für neue, innovative Wärmetauscher<br />
zur Bauteil- und Designoptimierung<br />
sowie zur Gewichtsreduktion.<br />
AMAG TopBright ®<br />
Hochwertige Oberflächen mit bester Umformbarkeit<br />
für Interieur- und Exterieurteile aus Aluminium.
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Bilder:Porsche<br />
Handarbeit serienmäßig<br />
Ab September werden die Porsche 918 Spyder in Zuffenhausen gefertigt. Dafür schafft<br />
der Sportwagenhersteller im Stammwerk eigens eine MANUFAKTUR inmitten der 911er-<br />
Fertigung.Porsche gestattete einen ersten Einblick in die Supersportwagen-Produktion.<br />
Nach so genanntem<br />
„Porsche-Fischgrät“<br />
organisierte Manufaktur:Vorserien-Monocoque<br />
auf einem<br />
Hubtisch in der neu<br />
geschaffenen Fertigung<br />
im Porsche-Werk 2.<br />
Alle Punkte der Wertschöpfungskette<br />
quasi in einem Raum vorzufinden,<br />
sei schon etwas Einzigartiges,wie<br />
Michael Drolshagen schildert.<br />
Der Porsche-Mann mit einer langen<br />
Vita beim Stuttgarter Sportwagenhersteller<br />
übernimmt beim Projekt 918 Spyder<br />
gleich mehrere Funktionen. Er ist<br />
Leiter der Produktion und verantwortlich<br />
für Logistik und Qualität sowie für<br />
die Planung der einzelnen Gewerke.<br />
An diesem eher grauen Vormittag<br />
steht er gemeinsam mit dem fürden Umbau<br />
verantwortlichen Alexander Rehm<br />
in einem 4000 Quadratmeter großen<br />
Raum, der trotz des Wetters Licht durchflutet<br />
und ziemlich edel wirkt. Einen<br />
wesentlichen Beitrag zur freundlichen<br />
Stimmung leistet der Anstrich der Wände<br />
in Weiß und einem kess-frischen<br />
Grün, der neuen CI-Farbe für die<br />
918-Fertigung. Der Raum befindet sich<br />
im zweiten Stock eines zentral gelegenen<br />
Gebäudes, das einst die Lackiererei für<br />
die Serien-Sportwagen war. Durch den<br />
Kauf eines angrenzenden Geländes<br />
konnten die Zuffenhausener die Lackierung<br />
aus dem Werk 2verlagern. Für den<br />
ab 2010 gesetzten Gedanken einer Manufaktur<br />
war somit der Grundstein gelegt,<br />
genau in der Keimzelle der Sportwagenfertigung<br />
eine Produktionsstätte<br />
für ein Highend-Fahrzeug zu schaffen.<br />
Hier,woimJahre 1948 alles begann und<br />
heute die Fertigung der Sportwagen-<br />
Ikone 911 stattfindet, entsteht bis zum<br />
Sommer eine Manufaktur für den neuen<br />
Supersportwagen 918 Spyder. Ein Fahrzeug,das<br />
dank eines hochdrehenden V8-<br />
Verbrennungs-, sowie zweier E-Motoren,<br />
feinste Technologien in sich eint.<br />
Eintakten in die Perlenkette der Serie<br />
Dass die Entscheidung auf den Stammsitz<br />
des Sportwagenherstellers in Stuttgart-<br />
Zuffenhausen fiel und nicht etwa auf<br />
Leipzig oder Weissach, wo man ebenfalls<br />
Manufaktur-Kompetenz besitzt, ist neben<br />
der Rennsporttradition und dem Heritage-Gedanken<br />
auch dem Umstand geschuldet,<br />
dass Zuffenhausen die Nutzung<br />
wichtiger Themenkomplexe aus der herkömmlichen<br />
Serienfertigung bietet. Denn<br />
im Erdgeschoss werden die Endmontage<br />
und das Prüffeld angesiedelt sein: Dank<br />
der hier vorhandenen Messbühnen und<br />
Prüfstände kann der künftige Supersportwagen<br />
zum Schluss nahtlos in die so genannte<br />
Perlenkette der Serienfertigung<br />
eingetaktet werden. Mit der Kraft der E-<br />
Maschine und auf eigenen Rädern.<br />
Zwischen der Manufaktur im Obergeschoss<br />
und dem Prüffeld im Erdgeschoss<br />
wird imersten Stock auf weiteren<br />
4000 Quadratmetern eine Logistikfläche<br />
eingerichtet, in der das Material-<br />
Handling für die Teile und Komponenten<br />
der mehr <strong>als</strong> 250 am Projekt beteiligten<br />
Lieferanten stattfindet. Die komplette<br />
Wertschöpfung der Porsche AG findet<br />
inhouse auf dieser Fläche statt. Mit dieser<br />
Kombination aus Manufaktur und<br />
Serienkompetenz schaffen die Stuttgarter<br />
ein Alleinstellungsmerkmal bei der<br />
Fertigung dieser exklusiven Kleinserie.<br />
Und einen hohen Qualitätsstandard.<br />
Und da liegt die Messlatte in Stuttgart<br />
typischerweise hoch. Ein Hebel dazu<br />
sind motivierte Mitarbeiter. Abdiesem<br />
Sommer werden rund 70 Mitarbeiter aus<br />
über zehn Nationen die 918 Supersport-<br />
40 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Wo künftig die Herzenjedes 918 Spyder entstehen: In der Motormontagewerden die Werker<br />
bald nach dem Motto„ein Mann,ein Motor“ arbeiten.Die Vorbereitungen sind voll im Gang.<br />
ler bis ins Jahr 2014 montieren. Porsche<br />
hat die Stellen im eigenen Umfeld ausgeschrieben<br />
und konnte Menschen mit einer<br />
Porsche-Erfahrung zwischen sechs<br />
und vierzig Jahren für diese besonderen<br />
Aufgaben rekrutieren. Neben Motorsport<br />
erfahrenen Leuten sind dies Mitarbeiter<br />
aus den Abteilungen Entwicklung,<br />
Produktion, Rohbau, Lackierung und<br />
Motorfertigung. Ein Sechstel der über<br />
3000 Köpfe zählenden Zuffenhausener<br />
Produktions-Belegschaft hat sich fürdieses<br />
Leuchtturmprojekt beworben.<br />
Im 918 Spyder-Projekt Herr über die<br />
Themenfelder Produktion,Logistik<br />
und Qualität: Michael Drolshagen.<br />
VielseitigeVerstellmöglichkeiten für die beste Position:<br />
Der Aufnahmebock inklusiveMotor kann in der Höhe<br />
verstellt sowie in jede Richtung gedrehtwerden.<br />
Ein Mann,ein Motor<br />
Die Manufaktur ist nach dem so genannten<br />
„Porsche-Fischgrät“ organisiert und<br />
beinhaltet neben der Fahrzeugmontage<br />
auch die Belederungs-Umfänge sowie<br />
die Motormontage. Das Herz eines Porsche<br />
ist der Antriebsstrang. Fürden Hybrid-Sportwagen<br />
sind daher auch im<br />
Umgang mit der Hochvolt-Technologie<br />
erfahrene Mitarbeiter im Einsatz. Für<br />
das hochpotente Herz, den Verbrennungsmotor,<br />
gilt das Motto „Ein Mann,<br />
ein Motor“, wie uns Michael Drolshagen<br />
erläutert, denn für jedes Triebwerk ist<br />
ein Mitarbeiter verantwortlich. Dieser<br />
Idee liegt neben einer Qualität sichern-<br />
Erster Blickindie Welt der 918 Spyder-Montage(v.l.n.r.): Der für den Umbau verantwortliche<br />
Alexander Rehm,die RedakteureGötz Fuchslocher und Christian Klein mit Michael Drolshagen.<br />
den Denkweise auch eine gewisse emotionale<br />
Komponente zugrunde. Denn der<br />
Werker hat dadurch zu seiner Aufgabe<br />
und dem daraus resultierenden Endprodukt<br />
eine veritable Bindung und keine<br />
bloß abstrakte Beziehung.<br />
Die Fahrzeuge werden auf Hubtischen<br />
gefertigt und in einzelnen Stationen<br />
–zehn an der Zahl –bestückt. Je<br />
Station sind ein bis drei Werker im Einsatz.<br />
Die Zeit pro Station beträgt 105<br />
Minuten. Ein Intervall, in dem auch<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
41
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Sukzessivezum Superlativ<br />
Der Porsche 918 Spyder ist der jüngste<br />
Spross einer exklusiven Serie von Supersportwagen.<br />
Ihr gehören so legendäre<br />
Fahrzeuge wie etwa der allradangetriebene<br />
Technologieträger 959 oder zuletzt der<br />
bis 2007 produzierte 612 PS starke Zehn-<br />
Zylinder-Supersportler Carrera GTmit Carbonhaut<br />
an.Fahrzeuge, die beim Sportwagenhersteller<br />
stets die Speerspitze der<br />
technologischen Möglichkeiten repräsentierten.Sowirdder<br />
918 Spyder zwar einerseits<br />
das jüngste Mitglied dieser glorreichen<br />
Highend-Serie. Andererseits wird der<br />
4,64 Meter langeund nur 1,17 Meter hohe<br />
Supersportler mit seinem zweisitzigen<br />
Monocoque in einer Hinsicht mit seinen<br />
Ahnen brechen. Erstm<strong>als</strong> wird die limitierte<br />
Kleinserie nämlich nicht rein von einem<br />
Verbrennungsmotor angetrieben, sondern<br />
– je nach Fahrprofil, Streckeund Leistungsabruf<br />
– vonzweiE-Maschinen in Kombination<br />
mit einem hochdrehenden V8-Sportmotor<br />
mit Trockensumpfschmierung. Der<br />
hat seine Wurzeln im 24-Stunden-Rennwagen<br />
RS Spyder und reckt – ebenfalls<br />
einzigartig in einer straßentauglichen Serie<br />
– die Abgasendrohremarkantwie in der<br />
Formel 1 nach oben.<br />
Der Parallel-Vollhybrid bringt die Kraft des<br />
Mittelmotors zusammen mit dem dahinter<br />
platzierten Elektromotor über ein überarbeitetes<br />
Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />
aus dem 911 Turbo an die Hinterräder.Die<br />
vordereE-Maschine mit Getriebe<br />
ergänzt den Vortrieb bei Bedarf bis zur<br />
Abkopplung bei 235 km/h und erweitert<br />
das 918 Spyder-Konzept so auf intelligente<br />
Weise um einen Allradantrieb. Das 140 Kilogramm<br />
schwere Lithium-Ionen-Batteriepaket<br />
wird mit einem alltagstauglichen<br />
Stromnetz-kompatiblen Plug-in-Ladesystem<br />
kombiniert. Ein weiteres Highlight:<br />
Der Schwerpunkt der Bauteile liegt bei<br />
Ein Prototyp des 918 Spyder im Martini-<br />
Racing-Design.<br />
diesem Ausnahme-Fahrzeug unterhalb des<br />
Radnabenmittelpunkts.<br />
„Spyder-Man“:Dr. Frank Walliser,Gesamtprojektleiter<br />
918 Spyder.<br />
Drei Motoren,fünf Fahrmodi<br />
Fünf Fahrmodi stellen dem Piloten ein Repertoire<br />
vom rein elektrischen Cruisen mit<br />
mehr <strong>als</strong> 25 km Reichweite bis hin zur High<br />
Performance auf der Rennstrecke zur Verfügung.<br />
Als technische Leckerbissen gesellen<br />
sich ein variables Dämpfersystem<br />
(PASM) sowie eine Hinterachslenkung –<br />
ein elektromechanisches Verstellsystem<br />
für jedes Hinterrad – hinzu. Bei aller Euphorie<br />
für ihr jüngstes Projekt betonen die<br />
Porsche-Ingenieuredie Alltagstauglichkeit,<br />
die auch ein 918 Spyder, wie jeder andere<br />
Porsche auch, bieten muss. Trotz dieser<br />
Bandbreite wird dieser Technologieträger<br />
zur „schärfsten“ Sportwagen-Variante, die<br />
bis dato die Werkstore in Zuffenhausen<br />
verlassen haben: Eine Beschleunigung von<br />
unter drei Sekunden, eine Vmax von über<br />
325 km/h und ein NEFZ-Gesamtverbrauch<br />
von etwa drei Litern zeigen, welchen Enthusiasmus<br />
das Team um den Gesamtprojektleiter<br />
Dr. Frank Walliser zur Verwirklichung<br />
dieser handverlesenen Kleinserie<br />
einbringt. Kaum verwunderlich, dass die<br />
auf 918 Exemplare limitierte Supersportwagenserie<br />
bereits den Großteil ihrer Abnehmer<br />
gefunden hat. Und diese künftigen<br />
Besitzer haben von den Werkern auch<br />
schon einen grob umrissenen Liefertermin<br />
erfahren, wie Produktionsleiter Michael<br />
Drolshagen erklärt.<br />
Als „umrissen“,oder besser „nach oben offen“<br />
könnte man auch die technischen<br />
Daten beschreiben. Denn da werde sich<br />
noch einiges verbessern, wie die Stuttgarter<br />
anlässlich unseres Termins in der Manufaktur<br />
betonten. Will heißen, dass die<br />
erwähnten Lastenheftvorgaben von den<br />
Weissacher Entwicklern bereits weit vor<br />
SOP im kommenden September erreicht<br />
sind. Der Spyder sollte ursprünglich über<br />
eine Systemleistung von 780 PSverfügen,<br />
unter 70 Gramm pro Kilometer CO 2<br />
emittieren<br />
und eine Runde auf der legendären<br />
22,8 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife<br />
– eine besonders relevante Größe<br />
im Hause Porsche – in einer Zeit unter 7:22<br />
Minuten absolvieren. Diese Werte waren<br />
während unseres Besuchs im Frühjahr<br />
auch schon wieder überholt: Denn bereits<br />
zu Jahresbeginn vermeldete Porsche über<br />
795 PS Systemleistung und eine Rundenzeit<br />
von 7:14 Minuten – auf herkömmlicher<br />
Straßenbereifung und mit stehendem<br />
Start wohlgemerkt. 800 PS? Unter 7:14<br />
Minuten? Da könnte noch wasgehen ...<br />
Bilder:Porsche<br />
Qualitäts-Checks vorgesehen sind. Ein<br />
kompletter 918 Spyder entsteht in etwa<br />
90 bis 100 Stunden, wovon etwa 50 Prozent<br />
auf die reine Montage entfallen.<br />
Für die Belederung setzt Porsche zwölf<br />
Stunden an. Eine Großserienfertigung<br />
würdedafürhalb soviel Zeit kalkulieren.<br />
Große Ansprüche stellt Porsche an das<br />
Monocoque. Das aus Österreich stammende<br />
Bauteil aus CFK muss in den<br />
Punkten Bauteilgeometrie und Fertigungstoleranzen<br />
über jeden Zweifel erhaben<br />
sein, wie die Porsche-Leute betonen.<br />
Anhand eines Vorserien-Monocoque<br />
zeigt Drolshagen, wie maßgeblich<br />
die Verschraubungen der Türen fürdie<br />
Spaltmaße sind.<br />
Zur Unterstützung des Manufaktur-<br />
Charakters sowie <strong>als</strong> Pilot für die Serie<br />
setzen die Stuttgarter erstm<strong>als</strong> in der<br />
Montage des 918 Spyder kabellos programmierbare<br />
Akkuschrauber ein. Die<br />
relevanten Verschraubungsdaten wie<br />
Anzugsmomente werden via Bluetooth<br />
übermittelt und festgehalten.WeiterePatente<br />
zur Montage und Qualitätssicherung<br />
sind in der Planungsphase und bei<br />
der Umsetzung der Manufaktur entstanden.<br />
So gibt es Synergien in beide Richtungen,<br />
wie Michael Drolshagen erklärt.<br />
Deshalb kam auch ein vielerorts übliches<br />
Supermarktsystem in der Logistik fürdie<br />
Porscheaner nicht in Frage.<br />
Bislang wurden 24 Prototypen des 918<br />
Spyder gefertigt, fürdie man 25 Mitarbeiter<br />
einsetzte.Das erste ab SOP montierte<br />
Fahrzeug wird dann auch schon ein Kundenfahrzeug<br />
sein. Neben dem sonoren<br />
Takt der Sechszylinder-Boxer erahnt<br />
man zum Abschluss des exklusiven<br />
Rundgangs auch schon ein erstes Brüllen<br />
der V8.<br />
Götz Fuchslocher ■<br />
42 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Sukzessivezum Superlativ<br />
Der Porsche 918 Spyder ist der jüngste<br />
Spross einer exklusiven Serie von Supersportwagen.<br />
Ihr gehören so legendäre<br />
Fahrzeuge wie etwa der allradangetriebene<br />
Technologieträger 959 oder zuletzt der<br />
bis 2007 produzierte 612 PS starke Zehn-<br />
Zylinder-Supersportler Carrera GTmit Carbonhaut<br />
an.Fahrzeuge, die beim Sportwagenhersteller<br />
stets die Speerspitze der<br />
technologischen Möglichkeiten repräsentierten.Sowirdder<br />
918 Spyder zwar einerseits<br />
das jüngste Mitglied dieser glorreichen<br />
Highend-Serie. Andererseits wird der<br />
4,64 Meter langeund nur 1,17 Meter hohe<br />
Supersportler mit seinem zweisitzigen<br />
Monocoque in einer Hinsicht mit seinen<br />
Ahnen brechen. Erstm<strong>als</strong> wird die limitierte<br />
Kleinserie nämlich nicht rein von einem<br />
Verbrennungsmotor angetrieben, sondern<br />
– je nach Fahrprofil, Streckeund Leistungsabruf<br />
– vonzweiE-Maschinen in Kombination<br />
mit einem hochdrehenden V8-Sportmotor<br />
mit Trockensumpfschmierung. Der<br />
hat seine Wurzeln im 24-Stunden-Rennwagen<br />
RS Spyder und reckt – ebenfalls<br />
einzigartig in einer straßentauglichen Serie<br />
– die Abgasendrohremarkantwie in der<br />
Formel 1 nach oben.<br />
Der Parallel-Vollhybrid bringt die Kraft des<br />
Mittelmotors zusammen mit dem dahinter<br />
platzierten Elektromotor über ein überarbeitetes<br />
Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />
aus dem 911 Turbo an die Hinterräder.Die<br />
vordereE-Maschine mit Getriebe<br />
ergänzt den Vortrieb bei Bedarf bis zur<br />
Abkopplung bei 235 km/h und erweitert<br />
das 918 Spyder-Konzept so auf intelligente<br />
Weise um einen Allradantrieb. Das 140 Kilogramm<br />
schwere Lithium-Ionen-Batteriepaket<br />
wird mit einem alltagstauglichen<br />
Stromnetz-kompatiblen Plug-in-Ladesystem<br />
kombiniert. Ein weiteres Highlight:<br />
Der Schwerpunkt der Bauteile liegt bei<br />
Ein Prototyp des 918 Spyder im Martini-<br />
Racing-Design.<br />
diesem Ausnahme-Fahrzeug unterhalb des<br />
Radnabenmittelpunkts.<br />
„Spyder-Man“:Dr. Frank Walliser,Gesamtprojektleiter<br />
918 Spyder.<br />
Drei Motoren,fünf Fahrmodi<br />
Fünf Fahrmodi stellen dem Piloten ein Repertoire<br />
vom rein elektrischen Cruisen mit<br />
mehr <strong>als</strong> 25 km Reichweite bis hin zur High<br />
Performance auf der Rennstrecke zur Verfügung.<br />
Als technische Leckerbissen gesellen<br />
sich ein variables Dämpfersystem<br />
(PASM) sowie eine Hinterachslenkung –<br />
ein elektromechanisches Verstellsystem<br />
für jedes Hinterrad – hinzu. Bei aller Euphorie<br />
für ihr jüngstes Projekt betonen die<br />
Porsche-Ingenieuredie Alltagstauglichkeit,<br />
die auch ein 918 Spyder, wie jeder andere<br />
Porsche auch, bieten muss. Trotz dieser<br />
Bandbreite wird dieser Technologieträger<br />
zur „schärfsten“ Sportwagen-Variante, die<br />
bis dato die Werkstore in Zuffenhausen<br />
verlassen haben: Eine Beschleunigung von<br />
unter drei Sekunden, eine Vmax von über<br />
325 km/h und ein NEFZ-Gesamtverbrauch<br />
von etwa drei Litern zeigen, welchen Enthusiasmus<br />
das Team um den Gesamtprojektleiter<br />
Dr. Frank Walliser zur Verwirklichung<br />
dieser handverlesenen Kleinserie<br />
einbringt. Kaum verwunderlich, dass die<br />
auf 918 Exemplare limitierte Supersportwagenserie<br />
bereits den Großteil ihrer Abnehmer<br />
gefunden hat. Und diese künftigen<br />
Besitzer haben von den Werkern auch<br />
schon einen grob umrissenen Liefertermin<br />
erfahren, wie Produktionsleiter Michael<br />
Drolshagen erklärt.<br />
Als „umrissen“,oder besser „nach oben offen“<br />
könnte man auch die technischen<br />
Daten beschreiben. Denn da werde sich<br />
noch einiges verbessern, wie die Stuttgarter<br />
anlässlich unseres Termins in der Manufaktur<br />
betonten. Will heißen, dass die<br />
erwähnten Lastenheftvorgaben von den<br />
Weissacher Entwicklern bereits weit vor<br />
SOP im kommenden September erreicht<br />
sind. Der Spyder sollte ursprünglich über<br />
eine Systemleistung von 780 PSverfügen,<br />
unter 70 Gramm pro Kilometer CO 2<br />
emittieren<br />
und eine Runde auf der legendären<br />
22,8 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife<br />
– eine besonders relevante Größe<br />
im Hause Porsche – in einer Zeit unter 7:22<br />
Minuten absolvieren. Diese Werte waren<br />
während unseres Besuchs im Frühjahr<br />
auch schon wieder überholt: Denn bereits<br />
zu Jahresbeginn vermeldete Porsche über<br />
795 PS Systemleistung und eine Rundenzeit<br />
von 7:14 Minuten – auf herkömmlicher<br />
Straßenbereifung und mit stehendem<br />
Start wohlgemerkt. 800 PS? Unter 7:14<br />
Minuten? Da könnte noch wasgehen ...<br />
Bilder:Porsche<br />
Qualitäts-Checks vorgesehen sind. Ein<br />
kompletter 918 Spyder entsteht in etwa<br />
90 bis 100 Stunden, wovon etwa 50 Prozent<br />
auf die reine Montage entfallen.<br />
Für die Belederung setzt Porsche zwölf<br />
Stunden an. Eine Großserienfertigung<br />
würdedafürhalb soviel Zeit kalkulieren.<br />
Große Ansprüche stellt Porsche an das<br />
Monocoque. Das aus Österreich stammende<br />
Bauteil aus CFK muss in den<br />
Punkten Bauteilgeometrie und Fertigungstoleranzen<br />
über jeden Zweifel erhaben<br />
sein, wie die Porsche-Leute betonen.<br />
Anhand eines Vorserien-Monocoque<br />
zeigt Drolshagen, wie maßgeblich<br />
die Verschraubungen der Türen fürdie<br />
Spaltmaße sind.<br />
Zur Unterstützung des Manufaktur-<br />
Charakters sowie <strong>als</strong> Pilot für die Serie<br />
setzen die Stuttgarter erstm<strong>als</strong> in der<br />
Montage des 918 Spyder kabellos programmierbare<br />
Akkuschrauber ein. Die<br />
relevanten Verschraubungsdaten wie<br />
Anzugsmomente werden via Bluetooth<br />
übermittelt und festgehalten.WeiterePatente<br />
zur Montage und Qualitätssicherung<br />
sind in der Planungsphase und bei<br />
der Umsetzung der Manufaktur entstanden.<br />
So gibt es Synergien in beide Richtungen,<br />
wie Michael Drolshagen erklärt.<br />
Deshalb kam auch ein vielerorts übliches<br />
Supermarktsystem in der Logistik fürdie<br />
Porscheaner nicht in Frage.<br />
Bislang wurden 24 Prototypen des 918<br />
Spyder gefertigt, fürdie man 25 Mitarbeiter<br />
einsetzte.Das erste ab SOP montierte<br />
Fahrzeug wird dann auch schon ein Kundenfahrzeug<br />
sein. Neben dem sonoren<br />
Takt der Sechszylinder-Boxer erahnt<br />
man zum Abschluss des exklusiven<br />
Rundgangs auch schon ein erstes Brüllen<br />
der V8.<br />
Götz Fuchslocher ■<br />
42 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
Fertigung: Im französischen LesChâtelliers Châteaumur produziertWebastodas<br />
Faltdach für das CitroënDS3Cabrio.Täglich laufen bis zu 100 Dächer vomBand.<br />
Sommer in drei Varianten<br />
Qualitätsprüfung: Nach der Fertigung wirddas Cabriodach<br />
vonMitarbeitern auf alle Funktionen getestet.<br />
Mit dem DS3 erzielte Citroën bereits einen großen Verkaufserfolg. Pünktlich zum Sommer<br />
bringt der französische Autobauer nun das DS3 CABRIO auf den Markt. Mit einem<br />
speziell entwickelten Stoffdach vonWebasto.<br />
Sonne genießen – nicht nur am<br />
Strand oder auf dem Balkon. Darum<br />
kauft sich so mancher ein Cabrio.Dabei<br />
kann der Liebhaber des Obenohne-Fahrens<br />
unter verschiedenen Cabrio-Varianten<br />
wählen: versenkbares<br />
Hardtop oder auch Retractable Hardtop,<br />
Softtop oder Faltdach. Im Moment liegen<br />
Stoffdächer im Trend. Neben dem<br />
Opel Cascada oder dem VW Golf R<br />
Cabrio erhält auch das neue DS3 Cabrio<br />
von Citroën ein Stoffdach. Die Gründe:<br />
mehr Kofferraumvolumen, optimierte<br />
Stoffe für verbesserte Wintertauglichkeit<br />
und Geräuschdämmung.<br />
Für die Weiterentwicklung und Optimierung<br />
des Faltdachs holte sich Citroën<br />
2010 den Dachspezialisten Webasto ins<br />
Boot. Unter der Leitung von EduraFunke<br />
entwickelte der Dachspezialist mit<br />
120 Mitarbeitern ein neues Cabriodach,<br />
speziell für den DS3. Dabei wurde vermehrt<br />
an der Geräuschdämmung und<br />
Wärmeisolierung gearbeitet. Nach dreijähriger<br />
Entwicklungzeit wird das Faltdach<br />
nun im Webasto-Werk im französischen<br />
Les Châtelliers Châteaumur gefertigt.<br />
In zwei Schichten laufen hier täglich<br />
zwischen 70 und 100 Dächer vom Band.<br />
Diese werden dann in Vierer-Paketen ins<br />
Citroën-Werk nach Poissy gebracht, wo<br />
der DS3 und nun auch die Cabrio-Variante<br />
gebaut werden. Ein Roboter setzt<br />
hier vollautomatisch das Faltdach auf die<br />
Karosserie.Welche Technik im Dach selber<br />
steckt, zeigen die verschiedenen Arbeitsschritte<br />
bei Webasto.<br />
Nähen,kleben und bauen<br />
In einem einfachen Produktionsfluss nähen,<br />
kleben und bauen rund 60 Mitarbeiter<br />
die 180 Einzelteile des Daches zusammen.<br />
Die Teile werden zu 95 Prozent<br />
von Zulieferern aus der Region nach Les<br />
Châtellier Châteaumur geliefert. Allein<br />
das Tuch für die verschiedenfarbigen<br />
Stoffdächer kommt aus den USA, beziehungsweise<br />
aus Deutschland. So stammen<br />
das schwarze und das blaue Tuch<br />
aus den Staaten, während das graue Tuch<br />
mit DS-Monogramm in Mannheim gefertigt<br />
wird. Die Stücke werden zugeschnitten<br />
ans Werk geliefert. Im ersten<br />
Schritt klebt eine eigens entwickelte<br />
vollautomatische Maschine den Saum<br />
und erste Strukturelemente auf das Tuch.<br />
Dann fädeln Mitarbeiter die Bremslichtleitungen<br />
ein. Zusätzliche mechanische<br />
Teile aus Aluminium verstärken das<br />
Dach und verhindern den sogenannten<br />
„Ballon-Effekt“, bei dem das geschlossene<br />
Dach durch den Fahrtwind wie ein<br />
Ballon aufgeblasen wird. Ein weiteres<br />
Innentuch verdeckt alle mechanischen<br />
Teile und unterstützt zudem die Geräuschdämmung.<br />
Insgesamt besteht das Dach aus drei<br />
Außentüchern –aus einer Acryl-, einer<br />
Gummi- und einer Acryl/Polyester-<br />
Schicht –und einem Innentuch. Für eine<br />
optimierte Geräuschdämmung sorgen<br />
ein Windabweiser und extraangebrachte<br />
seitliche Dichtungen. „Während der Fertigung<br />
gelangt das Dach nach jedem Arbeitsschritt<br />
zueiner Kontrollstation“, er-<br />
44 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
©TRW Automotive 2013<br />
Bilder:Webasto, Citroën<br />
klärt Projektleiterin Funke. Dadurch<br />
wird ein hohes Qualitätsniveau gewährleistet.<br />
Nach der Montage wird das Dach<br />
unter Infrarotlampen gefahren. Hier<br />
wird nun allein das Tuch erwärmt, um<br />
restliche Spannungen aus dem Stoff herauszunehmen.<br />
Dadurch wird gleichzeitig<br />
auch eine gleichmäßige Spannung des<br />
Stoffdachs ermöglicht.<br />
Qualitätskontrolle<br />
Abschließend wird das Dach auf eine<br />
spezielle Kabine zur endgültigen Qualitätssicherung<br />
abgelegt. Zwei Mitarbeiter<br />
überprüfen die gesamte Funktionspalette:<br />
Öffnungs- und Schließungsphasen,<br />
Bremsleuchten, Heizung und Heckscheibe.<br />
Weiterhin wird das Dach nochm<strong>als</strong><br />
geometrisch vermessen, um mögliche<br />
Montageschwierigkeiten in Poissy zu<br />
vermeiden. Auch die Geräuschdämmung<br />
wird dabei auf Herz und Nieren gecheckt.<br />
Dafür setzt sich ein Mitarbeiter<br />
unter das Dach in eine Kabine und überprüft<br />
Lautstärke und Geschwindigkeit<br />
beim Öffnen und Schließen.<br />
Dank der verstärkten Bauweise lässt<br />
sich das Stoffdach in 16 Sekunden bis zu<br />
einer Geschwindigkeit von 120 km/h<br />
problemlos öffnen. Es gibt drei Einstellungen:<br />
halboffen, bis zur Heckscheibe<br />
Bestseller:Innerhalb vondreiJahren verkaufte<br />
Citroënmehr <strong>als</strong> 200 000 DS3-Modelle.Ein<br />
großer Erfolg für den französischen Hersteller.<br />
Zusammenführung: Im<br />
Citroën-Werk in Poissy<br />
wirdneben der DS3 Limousine<br />
auch das neue<br />
DS3 Cabrio gebaut.Die<br />
Cabriodächer von<br />
Webastowerden mit<br />
Hilfeeines Roboters auf<br />
die Karosserie gesetzt.<br />
und ganz offen. Dafürsorgen zwei kleine<br />
Elektromotoren. Trotz der Verstärkungen<br />
durch mechanische Teile aus Aluminium<br />
wiegt ist Faltdachmodell nur 25<br />
Kilogramm schwerer <strong>als</strong> die DS3 Limousine.<br />
ImVergleich: Die meisten Cabrio-<br />
Versionen bringen im Vergleich zu ihren<br />
Limousinen rund 100 Kilogramm mehr<br />
auf die Waage. Die geringe Gewichtszunahme<br />
des DS3 Cabrio resultiert aus der<br />
verbesserten seitlichen Architektur des<br />
Fahrzeugs und der Strukturverstärkungen<br />
rund um den Kofferraum.<br />
Dank der Faltarchitektur hat das Cabrio<br />
Raum für fünf Sitze und ein Kofferraumvolumen<br />
von 245 Litern. Besonderheit:<br />
Die Heckklappe lässt sich halbkreisförmig<br />
öffnen. Dadurch kann das<br />
Auto auch bei Platzmangel problemlos<br />
beladen werden.<br />
Verkaufsschlager DS3<br />
Der Citroën DS3 ist seit knapp drei Jahren<br />
auf dem Markt und mit 200 000 verkauften<br />
Exemplaren ein Verkaufsschlager<br />
für den französischen Autobauer.<br />
Den Erfolg erklärt Citroën damit, dass<br />
der DS3 individuell zusammengestellt<br />
werden kann. So stehen allein bei der<br />
Limousine neun verschiedene Dachdekore<br />
zur Auswahl. Beim DS3 Cabrio<br />
kann manzwischendreiStoffverdeckfarben<br />
wählen: Schwarz, Infiniti-Blau oder<br />
Monogramm-Grau. Dazu kommen sieben<br />
Karosseriefarben. Demnach gibt es<br />
15 verschiedene Farbkombinationen.<br />
Die Zielgruppe sind vor allem Frauen<br />
und Singles.Dabei wird der Citroën DS3<br />
zu 50 Prozent von Männern gekauft.<br />
Schon ab März ist das DS3 Cabrio im<br />
Handel erhältlich. Der kleine Kompakte<br />
soll dem Wettbewerber Mini die Stirn<br />
bieten. Für den Cabrio-Spaß sorgen vier<br />
Motoren: Drei Benziner (VTi82,VTi120<br />
und THP 155) und ein Diesel (e-HDi 90<br />
EGS6). Für Citroën kann nun der Sommer<br />
kommen. Felicitas Heimann ■<br />
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TECHNIK &PRODUKTION<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
Profitieren vonder Oberschicht<br />
Oberflächlichkeit ist beim Entwickeln neuer BESCHICHTUNGEN maximal <strong>als</strong> Wortspielerei<br />
tolerierbar. Denn das Beherrschen von Beschichtungstechnik kann nicht nur dem<br />
Leichtbau Impulse geben,sondern auch Verschleiß reduzieren und Kosten senken.<br />
Bild: Konstantin Yuganov_Fotolia.com<br />
Die Innovation hat mit Plasmabeschichtung<br />
zu tun und steckt<br />
mal wieder im Detail: Das neue<br />
Hybridfahrzeug XL1 von Volkswagen<br />
erhält serienmäßig Seitenscheiben aus<br />
spritzgussfähigem Polycarbonat (PC).<br />
Grund für den Glasersatz: Die Kunstoffscheiben<br />
der Sabic-Marke „Lexan“ wiegen<br />
33 Prozent weniger <strong>als</strong> die herkömmliche<br />
Verglasung.<br />
Vorallem für kommende Autogenerationen<br />
mit elektrischem Antrieb spielt<br />
das Gewicht und damit der Energieverbrauch<br />
des Fahrzeugs eine ausschlaggebende<br />
Rolle. Laut Ulrich Hackenberg,<br />
Mitglied des Volkswagen Markenvorstands,<br />
habe man sich für die plasmabeschichteten<br />
Lexan-Seitenscheiben entschieden,<br />
„weil das ein wichtiger Baustein<br />
ist, um das Gewicht beim XL1 zu<br />
reduzieren“. Der von einem kombinierten<br />
Elektro- und Dieselmotor angetriebene<br />
Kleinwagen wird zwar vorerst nur<br />
in Kleinserie gebaut, gilt aber im VW-<br />
Vorstand <strong>als</strong> vorbildliches Energiesparmodell<br />
mit zukunftsweisender Technik.<br />
Die Kunststoffverglasung,inder mehr<br />
<strong>als</strong> zwei Jahre Entwicklungsarbeit stecken,<br />
besteht aus Zweikomponenten-<br />
Scheiben, die in einem Spritzgussverfahren<br />
mit dazu angepasster Werkzeug- und<br />
Plasmabeschichtung macht´smöglich: Das neue Hybridfahrzeug XL1 vonVolkswagen erhält<br />
serienmäßig Seitenscheiben aus spritzgussfähigem Polycarbonat(PC).<br />
Bild: VW<br />
46 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
Nichtnur für handgefertigtes Premium-Interieur<br />
geeignet: „In vielen Fahrzeugen ist speziell<br />
im Anwendungsfall der unteren Türverkleidung<br />
die hohe Kratzbeständigkeit des Smartfoil-Dekors<br />
interessant,“ sagt Fritz Schweindl,<br />
DirectorAdvanced Engineering bei IAC.<br />
Maschinentechnik hergestellt werden.<br />
Das entscheidende Finishing nach dem<br />
Ausformen erhalten sie durch eine Plasmabeschichtung,die<br />
von der Sabic-Tochter<br />
Exatec stammt. Um das Verfahren<br />
hinsichtlich Taktzeiten und Kosten fit für<br />
den Serieneinsatz zu machen, hat sich<br />
Sabic Innovative Plastics, Anbieter von<br />
technischen Kunststoffen und Tochtergesellschaft<br />
der Saudi Basic Industries Corporation,<br />
mit dem japanischen Vakuumspezialisten<br />
Ulvac zusammengetan, der<br />
auch die Anlagentechnik für den Beschichtungsvorgang<br />
entwickelt.<br />
Glasähnliche Plasmabeschichtung<br />
„DieDiskussionenbei <strong>Automobil</strong>herstellern<br />
und Zulieferern über den serienmäßigen<br />
Einbau von Kunststoffscheiben<br />
nehmen zu“, unterstreicht Venkatakrishnan<br />
Umamaheswaran, Global Marketing<br />
Director Automotive Innovative<br />
Plastics bei Sabic. Die PC-Verglasungen<br />
erfüllen mittlerweile alle Qualitätswünsche<br />
bezüglich Design und Funktionalität.<br />
Um herkömmliches Glas zu ersetzen<br />
müssen sie stabil und abriebfest sein, witterungsbeständig<br />
und den Verfärbungen<br />
durch ultraviolettes Sonnenlicht widerstehen.<br />
Diese Eigenschaften werden durch<br />
die glasähnliche Plasmaschicht erzielt, die<br />
in einem zweiten Prozessschritt auf eine<br />
konventionelle Silikonbeschichtung aufgetragen<br />
wird. Derart gewappnet, erfüllen<br />
die Lexan-Scheiben weltweit geltende<br />
Anforderungen hinsichtlich Wetterbeständigkeit,<br />
Härte und Kratzfestigkeit.<br />
Bild: IAC<br />
Trotz der materialtechnischen Fortschritte<br />
sind Kunststoffsscheiben nur <strong>als</strong> Seiten-<br />
oder Heckfenster, nicht aber im<br />
Frontbereich zu finden. Nach wie vor<br />
gehören gebogene Verbundglas-Windschutzscheiben<br />
mit laminierter Sicherheitsfolie<br />
zum Stand der Technik –auch<br />
wenn sie fast doppelt soviel wiegen wie<br />
das Kunststoffpendant. Bislang gibt es<br />
nur im Rennsport Erfahrungen mit Auto-Frontscheiben<br />
aus Polymethylmethacrylat<br />
(PMMA), die von dem Spezialchemiehersteller<br />
Evonik in einem Testfahrzeug<br />
verbaut wurden. Sabic-Manager<br />
Umamaheswaran: „Für eine<br />
Zertifizierung müssen bei Frontscheiben<br />
noch weitere Tests gemacht werden“, so<br />
der Kunststoffexperte.<br />
Nicht nur Sabic profitiert vom Leichtbaukurs<br />
der OEM. Andere Unternehmen<br />
wie Bayer Material Science oder<br />
Evonik Industries sind ebenfalls auf den<br />
Zug aufgesprungen. Evonik favorisiert<br />
Plexiglasscheiben, die im Motorsport<br />
und in Konzeptfahrzeugen eingesetzt<br />
werden. Jüngstes Beispiel ist das elektrisch<br />
angetriebene Konzeptfahrzeug Micromax<br />
der Schweizer Ideenschmiede<br />
Rinspeed. Evonik hat die komplette Verscheibung<br />
übernommen und ausschließlich<br />
selbstentwickeltes, witterungsbeständiges<br />
Plexiglas eingesetzt. Die<br />
Reichweite des Elektro-Flitzers wäre mit<br />
konventionellen Glasscheiben nach Angaben<br />
der Konstrukteure umeiniges bescheidener<br />
ausgefallen.<br />
Bayer Material Science befasst sich<br />
bei Scheibenlösungen mit dem hauseigenen<br />
Polycarbonat-Werkstoff Makrolon.<br />
Aufdieser Materialbasis entstehen gerade<br />
Dachmodule und Panoramadächer,<br />
aber auch komplette Heckklappen und<br />
Rückleuchten. Mit lackierbaren Polycarbonat-Blends<br />
stoßen die Bayer-Entwickler<br />
zunehmend in den Bereich der Karosserieteile<br />
vor.Neben der Gewichtsersparnis<br />
verweisen die Leverkusener auf<br />
die gute Wärmedämmung von Polycarbonat,<br />
das gegenüber Glas eine um den<br />
Faktor fünf geringere Wärmeleitfähigkeit<br />
aufweist. Das käme beispielsweise<br />
im Winter der Batterie in Elektroautos<br />
zugute.Mit einer Einhausung der Batterie<br />
durch Polycarbonat-Blends könnte<br />
man sogar deren Leistungsfähigkeit bei<br />
kalten Außentemperaturen verbessern.<br />
Selbstheilende LackeimKommen<br />
Die Bandbreite von smarten Oberflächenschichten<br />
ist damit nicht ausgereizt.<br />
Beispiel intelligente Lacke: In den Bayer-Labors<br />
gibt es Polyurethan-Dispersio-<br />
Beschichtungsanlagen<br />
Fördertechnik<br />
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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
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47
TECHNIK &PRODUKTION<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
Bild: BayerMaterial Science<br />
Smarte Schichten: Gewichtseinsparungen vonbis zu 50Prozent ergeben sich durch innovative<br />
Materiallösungen.Aktuelle Schwerpunktthemen sind die Einhausung der Batterie,aber auch<br />
der Aufbau eines Netzes vonStrom-Tankstellen.<br />
nen für selbstheilende Lacke. Die<br />
Schutzhülle für wässrige Lacke lässt<br />
leichte Lackkratzer dank der elastischen<br />
Reversibilität der darin enthaltenen<br />
Wasserstoff-Bindungen wieder verschwinden.<br />
Da sich die Dispersionen für<br />
die Kunststoff- und Metallbeschichtung<br />
eignen, werden sie bereits in der <strong>Automobil</strong>industrie<br />
eingesetzt.<br />
Welchen Einfluss oberflächenorientierte<br />
Verfahren der Galvano-, Lackierund<br />
Plasmatechniken auf Bauteile ausüben,<br />
lässt sich auch im Fahrwerk- und<br />
Motorenbereich ablesen. Um den Verschleißwiderstand<br />
von Ventiltriebelementen<br />
in Motoren zu erhöhen, hat<br />
Temporäre Schutzfunktion: Dispersionen und Startformulierungen<br />
auf Basis vonBayhydrol für beschichtete Folien<br />
lassen sich einfach und rückstandsfrei wieder abziehen.<br />
Schaeffler ein neues Oberflächen-<br />
Schichtsystem entwickelt, das die tribologischen<br />
Eigenschaften des Ventils verbessert.<br />
Das kohlenstoffbasierte Schichtsystem<br />
ist nur wenige Mikrometer dick<br />
und reduziert Reibung und Verschleiß<br />
von Bauteilen im Zusammenspiel mit<br />
dem eingesetzten Motorenöl. Erst vor<br />
knapp zwei Jahren haben die Herzogenauracher<br />
ihr Kompetenzzentrum Oberflächentechnik<br />
mit neuen Entwicklungskapazitäten<br />
für kundenspezifische Lösungen<br />
erweitert. Der Umsatz mit beschichteten<br />
Teilen sei seit der Gründung<br />
des Oberflächentechnikums 2007 um<br />
rund 50 Prozent gestiegen, so Schaeffler.<br />
Bild: BayerMaterial Science<br />
Kampf dem Motorenverschleiß<br />
Weniger Reibungsverluste in modernen<br />
Verbrennungsmotoren stehen im Fokus<br />
des Fraunhofer-Instituts für<br />
Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />
IWU in Chemnitz.<br />
Die Forscher tüfteln an Verfahren<br />
fürdie Endbearbeitung tribologisch<br />
hoch beanspruchter<br />
Bauteile. „Wir wollen durch<br />
Mikrostrukturierung von Zylinderlaufflächen<br />
bereits während<br />
des Fertigungsprozesses<br />
eine nanokristalline Randschicht<br />
erzeugen“,erklärt Torsten<br />
Schmidt, einer der Entwicklungsleiter<br />
im Projekt<br />
Triboman. Durchdiese Oberflächenveränderung,das<br />
ergaben Simulationen<br />
der Wissenschaftler, verbessert<br />
sich das Einlaufverhalten sowie das Reibund<br />
Verschleißverhalten des Motors.<br />
Welchen Einfluss auf Haltbarkeit und<br />
Spritverbrauch konstruktive Veränderungen<br />
an der Oberfläche von Zylinderwänden<br />
ausüben, lässt sich nur näherungsweise<br />
berechnen. Kürzere Einfahrzeiten<br />
gehen in der Praxis Hand in Hand<br />
mit weniger Benzinverbrauch. Etwa fünf<br />
Prozent weniger Energieaufwand, so erste<br />
Schätzungen, lässt sich mit dem mikrometerkleinen<br />
Randschichtgefüge auf der<br />
Zylinderinnenwand auf alle Fälle erzielen.<br />
Das erforderliche Werkzeug haben<br />
die Fraunhofer-Wissenschaftler gleich<br />
mit entwickelt. „Die Analyseergebnisse<br />
ergeben eindeutig,dass die Oberflächenmikrogeometrie<br />
Reibung und Verschleiß<br />
von Motorkomponenten deutlich reduziert“,<br />
fasst Schmidt zusammen.<br />
Smartfoils für den Innenraum<br />
Bei Innenraumkomponenten wie im gesamten<br />
Interieur dominieren bislang Lacke<br />
und Softlackierung. Es geht aber<br />
auch anders. International Automotive<br />
Components (IAC) setzt bei dem USamerikanischen<br />
Sportwagen Corvette<br />
Sting Ray von Chevrolet erstm<strong>als</strong> seine<br />
innovative Smartfoil-Lösung für die untere<br />
Türverkleidung ein. Die Folie ist<br />
kratzbeständig und entspricht der Haptik<br />
einer Softlackierung: „Der wesentliche<br />
Vorteil der Smartfoil-Oberfläche auf<br />
Polyolefinbasis beruht auf einer hervorragenden<br />
Narbabbildung dank des Inmoldgraining-Prozesses<br />
sowie einem geringen<br />
Gewicht bei niedrigen Materialund<br />
Prozesskosten“, betont Fritz<br />
Schweindl, Director Advanced Engineering<br />
bei IAC.<br />
Die guten Eigenschaften der lediglich<br />
0,4 Millimeter dicken Smartfoil will der<br />
internationale <strong>Automobil</strong>zulieferer auch<br />
bei anderen Spritzgussteilen wie Konsolen,<br />
Einstiegsleisten und Instrumententafelkomponenten<br />
zur Oberflächenbeschichtung<br />
nutzen. Zudem erforscht<br />
IAC derzeit Materialapplikationen, die<br />
das Formpressen von Smartfoil in Kombination<br />
mit Naturfaser sowie andere<br />
Hybrid-Formverfahren umfassen.Vorangetrieben<br />
wird die Folienrezeptur nicht<br />
nur in den USA sondern verstärkt am<br />
europäischen Entwicklungsstandort in<br />
Ebersberg: „Der europäische Markt ist<br />
füruns sehr interessant, wir sprechen mit<br />
allen OEMs und den Zulieferern von<br />
Audi, VW, Daimler und BMW“, sagt<br />
Schweindl. Andreas Beuthner ■<br />
48 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
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TECHNIK &PRODUKTION<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
Trocken in Sekunden: In solchen<br />
Trocknungskabinen wirdder<br />
frische Lack mit UV-Strahlen<br />
statt mit erwärmter Raumluft<br />
ausgehärtet.<br />
Einsparpotenzial liegt auf der „Haut“<br />
Sei es beim Finish oder der professionellen Reinigung von Fahrzeugteilen: Die Wege zu<br />
qualitativ hochwertigen Fahrzeugteile-Oberflächen können teuer werden. Vor allem<br />
wegender dafür nötigen ENERGIE.Anlagenbauer sehen darin eine Herausforderung.<br />
Bild: Sturm-Gruppe<br />
Wenn Fahrzeugkomponenten<br />
ihren Lackanstrich erhalten,<br />
steigt der Energiebedarf.<br />
Nach Schätzungen des Fraunhofer Instituts<br />
für Produktionstechnik und Automatisierung,<br />
kurz IPA, liegt der Kostenanteil<br />
von Lackierprozessen am betriebswirtschaftlichen<br />
Gesamtaufwand im<br />
Durchschnitt bei zehn bis 15 Prozent.<br />
Ziehen die Strompreise an, kann das fatale<br />
Folgen für die Kostenrechnung haben.<br />
Ein Grund mehr, die Einflussgrößen<br />
auf den Energieverbrauch von Lackieranlagen<br />
und Trocknungskabinen<br />
genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />
Maßgeblichen Einfluss auf den Energiebedarf<br />
haben das Trocknen und Aushärten<br />
der Lackschicht am Prozessende.<br />
Allein das Aufheizen des Trocknungsraums<br />
mit Umluftventilation und Luftschleusen<br />
benötigt große Mengen an<br />
Strom, Gas oder Heizöl. Dazu addieren<br />
Bild: Dürr<br />
sich je nach Material und Bauteil längere<br />
Austrocknungszeiten, die den Verbrauchswert<br />
nach oben treiben. Ein Weg,<br />
wie man hier schneller zu einem ausgehärteten<br />
Lackfilm kommt, ist der Einsatz<br />
von strahlenhärtenden Ultraviolett-<br />
Lacksystemen: „Bei UV-Lacken härtet<br />
die Farbschicht innerhalb von Sekunden“,<br />
sagt Josef Wallner, Bereichsleiter UV-<br />
Technik beim Anlagenbauer Sturm-<br />
Gruppe im niederbayrischen Salching.<br />
Das UV-Lackieren ist schon seit langem<br />
bekannt, doch die Technik wird immer<br />
weiterentwickelt. Spezialisten des<br />
Mehr Automatisierung,bessereErgebnisse:<br />
Durch einen höheren Volumenstrom bei reduziertem<br />
Druck kann die Pumpenleistung<br />
beim Injektionsflutwaschen deutlich reduziertwerden.Roboter<br />
sorgennichtnur für<br />
deutliche Energieeinsparungen sondern reinigengründlicher.<br />
50 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
OBERFLÄCHENTECHNIK<br />
Schneller am Ziel: „In den neu konzipierten<br />
UV-Anlagen können wir jetzt auch hinterschnittene,komplexe<br />
und sehr große<br />
Teile in Stickstoffatmosphäre trocknen und<br />
aushärten“,sagt Josef Wallner,Bereichsleiter<br />
UV-Technik bei der Sturm-Gruppe.<br />
Salchinger Anlagenbauers haben beispielsweise<br />
auf Basis der UV-Härtung<br />
eine komplette Achsendurchlaufanlage<br />
bei Daimler konzipiert. Damit die UV-<br />
Strahler den Lackfilm an jeder Stelle der<br />
komplexen Bauteilgeometrie der Lkw-<br />
Achse erfassen, kam es vor allem auf die<br />
Anordnung der Strahler an. Außerdem<br />
setzten die Techniker in der Aushärtekabine<br />
Stickstoff ein, der stufenlos je nach<br />
Restsauerstoffgehalt im Trockner zugeführt<br />
wird. „Mit der Inertgas-Atmosphäre<br />
lassen sich bei komplexeren Bauteilen<br />
noch bessere Oberflächeneigenschaften<br />
erzielen“,verrätWallner.<br />
Sekundenschnelle Aushärtung<br />
Die sekundenschnelle Lackaushärtung<br />
ist nur ein Pluspunkt des stromsparenden<br />
UV-Verfahrens. Hinzu kommen der<br />
geringerePlatzbedarf der Trocknungskabinen<br />
sowie eine Overspray-Rückgewinnung<br />
der Farbe von rund 95 Prozent im<br />
Lackierbereich. Das schont die Budgets<br />
und kommt der Umwelt zugute.<br />
Allerdings benötigen UV-Anlagen je<br />
nach Bauteilgeometrie im Vergleich mit<br />
herkömmlichen Lackiersystemen einen<br />
höheren Planungsaufwand. Ein weiterer<br />
Nachteil ist die begrenzte Auswahl an<br />
Lackmaterialien, da nicht alle herkömmlichen<br />
Pigmente für UV-Lacke eingesetzt<br />
werden können. Doch stimmen alle<br />
Prozessparameter hinsichtlich des Anwendungsfalls,entfalten<br />
UV-Systeme ihre<br />
Stärken: „Das fängt bei einem niedrigeren<br />
Energieverbrauch an und reicht<br />
bis zu günstigen Anlagenkosten“, unterstreicht<br />
UV-Spezialist Wallner.<br />
Teilereinigung effizienter gestalten<br />
Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz<br />
hat sich auch Dürr Ecoclean auf die Fahnen<br />
geschrieben. Die teilweise gewaltigen<br />
Reinigungsanlagen in der Motorenund<br />
Getriebefertigung sind die reinsten<br />
Energiefresser: Die Werkstücke werden<br />
Bild: Sturm-Gruppe<br />
mit großen Mengen aufgeheiztem Reinigungsmedium<br />
beaufschlagt, das bei der<br />
Trocknung wieder entfernt wird. Auch<br />
beim Hochdruckentgraten mit Drücken<br />
von 300 bis 600 bar erwärmt sich das<br />
Reinigungsmedium, das folglich wieder<br />
gekühlt werden muss. Der Stromverbrauch<br />
bei Reinigungsprozessen entspricht<br />
in etwa der gleichen Menge<br />
Energie, die alle Werkzeugmaschinen<br />
zusammen benötigen. Kein Wunder,dass<br />
bei Herstellern und Tier-1-Zulieferern<br />
energieeffizientere Reinigungsanlagen<br />
hoch im Kurs stehen.<br />
Roboterzelle schlägt Durchlaufanlage<br />
„Wir haben Anlagenkonzepte und Roboterzellen<br />
genau angeschaut und ein<br />
beachtliches Verbesserungspotenzial gefunden“,<br />
sagt Vertriebsleiter Manfred<br />
Hermanns von Dürr.Bereits Detailmaßnahmen<br />
wie ein reduzierter Pumpendruck<br />
beim so genannten Injektionsflutwaschen<br />
und eine neu entwickelte Düsentechnik<br />
wirken sich günstig auf die<br />
Energiebilanz aber auch auf kürzere<br />
Taktzeiten aus.Dazu kommt ein Designto-Part-Konzept,<br />
das die Energiezufuhr<br />
für die verschiedenen Anlagenkomponenten<br />
an die spezifischen Aufgaben und<br />
Bauteilgeometrien anpasst. Nach Erkenntnissen<br />
des Anlagenbauers verschlingen<br />
Durchlaufanlagen wesentlich<br />
mehr Strom <strong>als</strong> flexible Roboterzellen,<br />
die sich ohne großen Aufwand auf ein<br />
anderes Werkstück umrüsten lassen.<br />
Der Umstieg auf robotergeführte<br />
Reinigungsanlagen könnte sich auch aus<br />
einem anderen Grund lohnen. Während<br />
bei herkömmlichen Durchlaufanlagen<br />
Wärme einfach abgesaugt wird und ständig<br />
neu erzeugt werden muss,führen geschlossen<br />
konzipierte Roboteranlagen<br />
die warme Abluft zurück in den Reinigungsbereich<br />
– ein doppelter Gewinn,<br />
denn man spart den Betrieb der Absaugeinrichtung<br />
und benötigt weitaus weniger<br />
Energie zum Aufheizen der Anlage.<br />
Dazu kommen Frequenzumrichter, die<br />
den Leistungsbedarf der Antriebsaggregate<br />
in der Anlage anpassen. „Mit solchen<br />
Maßnahmen lässt sich bis zu einem<br />
Drittel des Stromverbrauchs herkömmlicher<br />
Anlagen einsparen“, versichert Hermanns.<br />
Andreas Beuthner ■<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
51
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
EyesFreeist ein aktueller Trend.<br />
Unter diesem Begriffbietet Apple<br />
die Integration der Sprachsteuerung<br />
aus dem iPhone ins Auto an.Etliche<br />
OEMs machen davonGebrauch.<br />
Eyesfree – jetzt fährtSiri mit<br />
Bei der Integration von INTERNET UNDMULTIMEDIA bieten sich den OEMs verschiedene<br />
und ständig neue Wege an. Ganz wichtig ist für viele Autokäufer eine Anbindung ihres<br />
Smartphones und die Nutzung neuer Dienste.<br />
Bild: Continental<br />
Bild: Opel<br />
Freisprechanlagen waren gestern.<br />
Hands Free genügt den Autofahrern<br />
nicht mehr. Eyes Free ist ein<br />
aktueller Trend. Unter diesem Begriff<br />
bietet Apple die Integration der Sprachsteuerung<br />
aus dem iPhone ins Auto an.<br />
Etliche OEMs machen davon Gebrauch.<br />
Chevrolet, Ferrari, Honda, Hyundai, Jaguar,<br />
Mercedes und Opel planen oder<br />
Eine Siri-Taste findet zunehmend Einzug ins<br />
Cockpit – hier im Opel Adam.<br />
Bild: Continental<br />
montieren bereits eine Taste ans Lenkrad<br />
oder anderswo ins Cockpit, die Siri<br />
startet. Siri steht für „Speech Interpretation<br />
and Recognition Interface“ –oder<br />
einen norwegischen Frauennamen. Einer<br />
der Entwickler der Spracherkennungs-<br />
Software hat Wurzeln in Skandinavien.<br />
Siri ist mehr <strong>als</strong> eine reine Sprachsteuerung<br />
für Telefon und Navigation. Mit<br />
Eine Head Unit vonContinental auf Basis von<br />
Android mit Diensten vonGoogle und dem<br />
Internetradio Deezer.<br />
den Servern von Apple verbunden, kann<br />
die Technik auch Fragen beantworten<br />
(„Wergewann das Bundesliga-Spiel zwischen…“)<br />
und komplexe Aufgaben<br />
(„Such mir ein italienisches Restaurant<br />
in der Nähe von…“) ausführen.<br />
Dass die erst im Oktober 2011 von<br />
Apple vorgestellte Technologie bereits<br />
Hardware inAutos nach sich zieht, ist<br />
angesichts der Entwicklungszeiten und<br />
Produktzyklen der <strong>Automobil</strong>branche<br />
ungewöhnlich. Andererseits lastet auf<br />
den OEMs der Druck, mit der schnelllebigen<br />
Entwicklung der Informationstechnik<br />
Schrittzuhalten. Produktzyklen<br />
von einem Dreivierteljahr sind bei<br />
Smartphones eher die Regel, denn eine<br />
Ausnahme. In letztere Kategorie fällt<br />
vielleicht Apple mit seinem etwas mehr<br />
auf Kontinuität angelegten Produktprogramm.<br />
Doch nicht nur dies macht die<br />
Kalifornier den OEMs sympathisch.<br />
52 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
Apples mobiles Betriebssystem iOS ist im Vergleich<br />
mit seinen Konkurrenten sehr verschlossen. Fremdprogramme<br />
lassen sich nur über den firmeneigenen<br />
App-Store installieren. Das kommt der Sicherheit und<br />
dem Denken der OEMs entgegen. Diese neigen beispielsweise<br />
dazu, alle Verbindungen des Autos mit<br />
dem Internet über eigene Server und sogenannte Proxys<br />
laufen zu lassen. Das schützt vor Schadprogrammen,<br />
ist aber bei der rasanten Entwicklung der IT<br />
wohl nur schwer durchzuhalten.<br />
Apple und Google im Glaubenskrieg<br />
Apple-Produkte gelten <strong>als</strong> Premium, was gut zur gleichnamigen<br />
Fahrzeugklasse passt. Mit einer Entscheidung<br />
für ein einzelnes mobiles Betriebssystem oder gar der<br />
Integration einer Taste, die nur mit einer Smartphone-<br />
Familie funktioniert, ergreifen OEMs aber in einem<br />
Glaubenskrieg Partei.<br />
Dieser tobt hauptsächlich zwischen Apple und<br />
Google und den jeweiligen Anhängern. Das Betriebssystem<br />
Android des Suchmaschinenbetreibers läuft auf<br />
Geräten vieler Hersteller und ist auch zahlenmäßig weit<br />
verbreitet. Die Entwicklung und Installation von Programmen<br />
–inzwischen fast ausschließlich Apps genannt<br />
–ist bei Android einfacher.Allerdings sind zusätzliche<br />
Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Eines der führenden<br />
Unternehmen bei der Integration von Android im<br />
Auto ist die französische Firma Parrot. Folgerichtig sind<br />
die Google-Welt und ihr Betriebssystem bei den französischen<br />
OEMs gut vertreten. VonVorteil ist dabei, dass<br />
sowohl die Karten-, Navigations- und Verkehrsdienste<br />
von Google <strong>als</strong> auch dessen Suchmöglichkeiten via Android<br />
automatisch an Bord sind.<br />
Vom ständigen Ausbau der Dienste profitiert der<br />
Endverbraucher bei Android automatisch und schnell.<br />
Der OEM hat den Vorteil, dass er sich nicht mehr um<br />
ein Navigationssystem und die Aktualität der Karten<br />
kümmern muss.<br />
OEMs wollen übergreifende Lösungen<br />
Jenseits der beiden dominierenden mobilen Betriebssysteme<br />
gibt es noch andere, beispielsweise solche auf Basis<br />
von Windows,Symbian oder Blackberry.Weitere sind zu<br />
erwarten, oder im Fall der OEMs: zu befürchten. Deshalb<br />
streben diese übergreifende Lösungen an, die mit mög-<br />
Die Klebelösung für moderne, schmutzabweisende<br />
und kratzfeste Hightech-Lacke.<br />
Klebelösungen von<br />
Lohmann fahren vorweg.<br />
Steigen Sie ein!<br />
Innovative Verbindungen rund um das <strong>Automobil</strong>.<br />
Lohmann ist <strong>als</strong> Entwicklungspartner in der <strong>Automobil</strong>industrie<br />
weltweit gefragt. Denn wir haben das Know-how und die<br />
Klebelösungen, die für perfekte Verbindungen im Interieur und<br />
Exterieur moderner Fahrzeuge sorgen –insbesondere auf neuen<br />
Lacksystemen.<br />
Darüberhinaus entwickeln wir auch Lösungen für Fahrzeugelektronik<br />
sowie für den Leichtbau und alternative Antriebstechnologien.<br />
Setzen auch Sie auf maßgeschneiderte Produkte und die<br />
Beratung der „Bonding Engineers“. Überzeugen Sie sich selbst!<br />
Bild: Volvo<br />
Volvobringt mit der Connected Vehicle Cloud Multimedia-Inhalte<br />
aus dem Internet in die Mittelkonsole.<br />
Lohmann GmbH Co. KG<br />
Telefon: +49 2631 34-0<br />
transportation@lohmann-tapes.com<br />
www.lohmann-tapes.com
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Bild: Qi<br />
Bild: Continental<br />
Bild: Bosch<br />
Die Soundsysteme im Fahrzeug werden immer mehr zu Informationszentralen.<strong>Automobil</strong>-<br />
und IT-Welt treffenaufeinander,neue Kooperationen<br />
werden nötig und geschlossen.<br />
Bei der Split-View-Technik vonDaimler und Bosch können Fahrer und<br />
Beifahrer unterschiedliche Inhalte auf dem Bildschirm sehen.<br />
lichst vielen Betriebssystemen zurechtkommen.<br />
Eine heißt MirrorLink.<br />
Der Name leitet sich aus der Technik<br />
her, die das Display und die Funktionen<br />
eines Smartphones auf einen Bildschirm<br />
im Cockpit spiegelt. MirrorLink ist eine<br />
Open-Source-Plattform des Car Connectivity<br />
Consortium (CCC). Dieses hat sich<br />
2011 gebildet. Gründungsmitglieder waren<br />
auf Seiten der OEMs Daimler,General<br />
Motors,Honda, Hyundai PSA, Toyota<br />
und Volkswagen. Bei den Elektronik-Firmen<br />
engagierten sich Alpine, LG, Nokia,<br />
Panasonic, und Samsung von Anfang an.<br />
Schon bald stießen BMW, Fiat, Ford und<br />
Renault dazu und auch so bedeutende<br />
Mega-Supplier wie Continental, Delphi,<br />
Denso,Bosch und Valeo.Fast alle wichtigen<br />
Zulieferer gelten inzwischen <strong>als</strong> „Ad-<br />
Qi: Induktives Laden<br />
Qi heißteine<br />
Normfür das<br />
drahtlose Laden<br />
überInduktion.<br />
Smartphones leeren<br />
ihre Batterien recht<br />
schnell, vorallem bei<br />
der Nutzung <strong>als</strong> Navigationsgerät.<br />
Das Laden ohne Strippen<br />
auf einer Ablagefläche im Cockpit ist<br />
durch eine Technik namens Qi (sprich:<br />
Tschi) möglich. Zulieferer wie Continental<br />
oder Johnson Controls bieten sie an.<br />
Toyota baut sie bereits ein. Mobiltelefone<br />
von Google, HTC, LGund Nokia sind<br />
schon ab Werk dafür vorbereitet; für<br />
anderegibtesLade-Adapter.<br />
opter“, befassen sich <strong>als</strong>o mit den Mirror-<br />
Link-Standards des CCC.<br />
Die Norm selbst baut auf dem Terminal-Mode<br />
auf, einen Lösungsansatz, den<br />
Nokia zusammen mit Magneti Marelli<br />
und Navteq entwickelt hat. Die Weiterentwicklung<br />
MirrorLink kommt laut Car<br />
Connectivity Consortium nicht nur mit<br />
Android- und Nokia-Geräten zurecht,<br />
sondern könne auch auf Apples iOS<br />
adaptiert werden. Die Verbindung von<br />
Head Unit zum Smartphone kann bei<br />
aktuellen Ansätzen über ein USB-Kabel,<br />
via Bluetooth oder W-LAN erfolgen.<br />
Universal-Technologie HTML5<br />
Parallel zur Weiterentwicklung von MirrorLink<br />
kristallisierten sich weitere Wege<br />
heraus, Multimedia- und Internetinhalte<br />
im Auto anzuzeigen und wiederzugeben.<br />
Es handelt sich um HTML5. Dies ist eine<br />
umfassende Erweiterung der Hypertext<br />
Markup Language, die ihre Ursprünge im<br />
Anfang der 1990er Jahrehat. Dam<strong>als</strong> sollte<br />
sie einfach Text in einem Internet-Browser<br />
darstellbar machen. HTML5 kann viel<br />
mehr. Videos und Audio laufen ohne zusätzliche<br />
Software wie Flash-Player im<br />
Browser. Komplizierte Seitendarstellungen<br />
wie Karten sind kein Problem. Zudem<br />
passt sich die Darstellung praktisch automatisch<br />
an die Bildschirmgröße und -form<br />
an. Das heißt, dass es egal ist, ob Inhalte<br />
für Desktop-Computer, Tablet-PCs wie<br />
das iPad oder Mobiltelefone konzipiert<br />
sind –HTML5 kann sie alle optimal darstellen.<br />
Die Technik eignet sich sowohl für<br />
eigenständige Geräte im Auto, <strong>als</strong> auch<br />
solche,die das Smartphone nutzen.<br />
Besonders früh setzte Bosch auf die<br />
neuen Möglichkeiten, die sich übrigens<br />
auch mit MirrorLink vertragen. Obwohl<br />
die endgültige Spezifikation noch gar<br />
nicht feststeht, arbeitet der Zulieferer<br />
bereits mit Anwendungen auf Basis von<br />
HTML5. Auch Continental sieht in der<br />
Technologie die Zukunft.<br />
An anderen Stellen wird sich noch<br />
zeigen müssen, wohin der Weg bei der<br />
Integration von Internetinhalten ins Auto<br />
geht. Der direkte Weg–<strong>als</strong>o beispielsweise<br />
über das Smartphone – ist vielen<br />
OEMs nicht ganz geheuer.Die Bedenken<br />
reichen von Befürchtungen, dass Schadprogramme<br />
die Bordelektronik stören<br />
oder gar manipulieren könnten bis zur<br />
Gefahr der Ablenkung des Fahrers. Eine<br />
Lösungsmöglichkeit ist die „autogerechte“<br />
Aufbereitung der Inhalte auf einem<br />
Server des OEMs.BMW geht diesen Weg<br />
schon länger und Harman Kardon hat eine<br />
Komplettlösung mit Hardware und<br />
Serverdiensten im Angebot.<br />
Externe Server werden heute gern<br />
Cloud genannt und so wundert es nicht,<br />
dass dieser Begriff auch bei der Integration<br />
von Multimedia und Internet ins<br />
Auto auftaucht. Den neuesten Ansatz<br />
hat dabei Volvo mit seiner Connected<br />
Vehicle Cloud im Dezember 2012 vorgestellt.<br />
Die Head Unit bezieht ihre Daten<br />
über die Multiservice Delivery Platform<br />
des Kommunikationsunternehmens<br />
Ericsson. Auf ihr lassen sich je nach<br />
Wunsch des OEMs oder der Kunden die<br />
unterschiedlichsten Dienste einspielen.<br />
Dazu gehören Navigationslösungen,<br />
aber auch Internet-Musikdienste wie das<br />
schwedische Spotify, Deezer aus Frankreich<br />
oder das in Nordamerika verbreitete<br />
Pandora. Solche Angebote sind inzwischen<br />
wichtig für die OEMs. Denn auch<br />
das einfache Autoradio ist tot.<br />
Fritz Lorek ■<br />
54 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
MADONNA sagt:<br />
iDriveController mit<br />
integriertemTouchpad,<br />
für BMW 7er<br />
Kleine Gestenund Berührungen machen<br />
dasBedienen im Fahrzeug nochattraktiver<br />
undpraktischer.<br />
„Esist reine Zeitverschwendung<br />
DasMittelkonsolen-Konzept vonPrehstellt<br />
etwas nur mittelmäßig zu tun.“<br />
sich dabei der Herausforderung,besonders<br />
benutzerfreundlichzusein. Wiebeim Smartphone<br />
werden vieleFunktionen durch das<br />
Dasfinden wirauch. Deshalb<br />
einfache arbeiten Berühren wir touch-sensitiver nach dem Motto Oberflächen<br />
gesteuert.<br />
„Pre(h)mium Quality First!“.<br />
Können Bedien-Gestenohne Berührung noch<br />
praktischer sein? Daswirdsichbaldzeigen.<br />
preh.com
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Nichtnur das Smartphone<br />
selbst,sondern die Apps per<br />
Sprachsteuerung ins Fahrzeug<br />
integrieren: Ford SYNC.<br />
Bild: Ford<br />
Apps sorgenfür Verbindung<br />
Eine Milliarde Smartphone-Nutzer gibt es derzeit.Schon 2015 sollen es doppelt so viele<br />
sein. Inder Autoindustrie werden daher App-zentrierte Lösungen zur INTEGRATION der<br />
mobilen Minicomputer in die Infotainment-Systeme der Fahrzeugeentwickelt.<br />
Laut einer aktuellen Studie von<br />
Frost &Sullivan bewegen sich die<br />
großen OEMs in Europa und<br />
Nordamerika beim Infotainment in<br />
Richtung eines App-basierten Ansatzes,<br />
bei dem das Smartphone <strong>als</strong> Kernstück<br />
der Infotainmentsysteme fungiert.<br />
Die fortschreitende Implementierung<br />
von Smartphone-Replikationstechnologien<br />
in Fahrzeuge wird der Studie zufolge<br />
für eine funktionale Aufgabentrennung<br />
sorgen: Die App-Stores der OEMs werden<br />
sich auf fahrzeugzentrierte Leistungsmerkmale<br />
wie Diagnose,Navigation, Reifendrucküberwachung<br />
und sonstige<br />
standortbezogene Dienste konzentrieren.<br />
Infotainmentfunktionen wie Internetradio,<br />
soziale Netzwerke und Social Media<br />
dagegen verbleiben eher auf der Seite der<br />
etablierten Smartphone-Spezialisten. Dabei<br />
erfordern die „App-Stores zahlreiche<br />
Aktivitäten, wie die Anwendungsentwicklung<br />
über Partnerschaften mit Drittanbietern,<br />
die Erbringung von Dienstleistungen<br />
und die Unterstützung der Plattform“,prognostiziert<br />
der Frost & Sullivan Senior<br />
Research Analyst Krishna Jayaraman.<br />
BMWsetzt auf„Now! Innovations“<br />
In diesem Sinne schnürt BMW gerade<br />
eine strategische Partnerschaft zur Bereitstellung<br />
mobiler Zahlungs- und Abrechnungslösungen<br />
mit dem estnischen<br />
Technologieunternehmen „Now! Innovations.“<br />
Mit dem App-basierten System<br />
erweitert BMW zukünftig das Angebot<br />
von „ParkNow“. Dazu Joachim Hauser,<br />
Leiter Entwicklung BMW-i-Mobility-<br />
Services: „Der aktuelle Umfang unseres<br />
ParkNow-Angebots beschränkt sich auf<br />
Parkhaus-Plätze. Mit den Optionen, die<br />
Now! Innovations für Straßen-Parkplätze<br />
bereithält, werden wir unser Produktangebot<br />
bald strategisch erweitern können.<br />
Die Einbeziehung von Straßen-<br />
Parkplätzen ist ein wichtiger Schritt auf<br />
dem Wegzur reibungslosen Parkplatzsuche.“<br />
Ford ist der erste <strong>Automobil</strong>hersteller<br />
weltweit, der offene Schnittstellen, so genannte<br />
Application Programming Interfaces<br />
(API), für Software-Entwickler zur<br />
Verfügung stellt. Mit diesen frei zugänglichen<br />
APIs können diese ihre Smartphone-<br />
Applikationen direkt an das Konnektivitätssystem<br />
Ford SYNC anbinden. Ford nennt<br />
dieses Gesamtkonzept „AppLink[TM]“.<br />
„Als wir Ford SYNC im Jahr 2007 in<br />
Nordamerika eingeführt haben, gab es<br />
eine enorme Nachfrage nach Anschlussmöglichkeiten<br />
von Handys und MP3-<br />
Playern im Auto“, so Hau Thai-Tang,Vice<br />
President of Engineering, Ford Global<br />
Product Development. „Die rasche Verbreitung<br />
von Smartphones macht es nun<br />
notwendig, nicht nur die drahtlos mit<br />
dem Ford SYNC-System kommunizierenden<br />
Smartphones selbst, sondern<br />
auch die darauf befindlichen Apps durch<br />
Sprachsteuerung in die Ford-Fahrzeuge<br />
zu integrieren.“<br />
„Unser Augenmerk liegt auf der Minimierung<br />
der Ablenkung durch Smartphones<br />
während der Fahrt“, ergänzt Julius<br />
Marchwicki, Global Product Manager<br />
für Ford SYNC und AppLink. „Wir wis-<br />
56 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
bedarf auf ihrer eigenen Hardwarelaufen<br />
können, werden die Grundlage dafürsein,<br />
automobile Infotainment- und Fahrerinformationssysteme<br />
in die cloudbasierte<br />
Zukunft zu führen.“<br />
Garmins Bridge-App stellt eine Bluetooth-Verbindung<br />
zwischen dem Smartphone<br />
und dem Infotainment-System des<br />
Fahrzeugs her. Mit ihr kann das In-Car-<br />
System auf E-Mails und SMS,den Kalender<br />
und andere Funktionen von Smartphones<br />
zugreifen und auch Informationen<br />
oder Funktionen von Apps anderer<br />
Anbieter integrieren, die der Anwender<br />
bereits auf seinem Smartphone nutzt, wie<br />
Radio, Musik und sonstige Inhalte. Anstatt<br />
Smartphone-Apps auf dem Armaturenbrett-Display<br />
auf dieselbe Weise<br />
wie auf dem Handy darzustellen, erlaubt<br />
die Bridge-App die Erstellung benutzerdefinierter<br />
Oberflächen sowie eine vollsen,<br />
dass sich die Autofahrer unterwegs<br />
gerne mit Anwendungen wie Musik und<br />
Navigation beschäftigen. Für mehr Sicherheit<br />
und Komfort fördern wir daher<br />
sprachgesteuerte Mobil-Applikationen<br />
zur Nutzung im Auto“.<br />
Parrot, Spezialist für die Anbindung<br />
vonSmartphones an In-Car-Infotainment-<br />
Systeme,bietet fürseine auf dem Android-<br />
Betriebssystem basierende und an die<br />
„Autowelt“ angepasste Asteroid-Reihe<br />
App-Entwicklern ebenfalls eine Open<br />
Source-Lösung.Zusätzlich stellt Parrot ihnen<br />
einen <strong>kostenlos</strong>en „Development<br />
Guide“ zur Verfügung –mit Zugang zu<br />
Tutorien, Beispielen und einer Vielzahl<br />
Tools. App-Entwickler profitieren zudem<br />
von der Unterstützung eines speziellen<br />
Parrot-Technik-Teams –von der Konzeption<br />
neuer Apps bis hin zum Verkauf dieser<br />
im Asteroid-Market. Wie alle Parrot-Lösungen<br />
für Fahrzeuge ist auch die Parrot<br />
Asteroid-Reihe kompatibel mit allen Mobiltelefonmarken<br />
und Betriebssystemen.<br />
Verbundlösungen im Fahrzeug<br />
Bei Johnson Controls sieht man die Zukunft<br />
im Bereich Infotainment in einem<br />
„Verbundpaket“ für die verschiedenen<br />
Informationsquellen innerhalb des Fahrzeugs.<br />
„Infotainment- und Informationsanwendungen,<br />
die derzeit auf verschiedenen<br />
Betriebssystemen laufen, werden zusammengefasst<br />
zu einem umfassenden<br />
Fahrerinformationspaket, das intuitiv und<br />
sicher ist und an die verschiedenen Fahrzeuge<br />
angepasst werden kann,“prognostiziert<br />
Lee Bauer,Vice President für Infotainment<br />
von Johnson Controls Automotive<br />
Electronics and Interiors. „Multiple<br />
Betriebssysteme,die ohne Modifikations-<br />
Zugriffauf Mails,SMS und den Kalender des Smartphones via Bluetooth: Bridge-App.<br />
ständige Smartphone-Integration ins Infotainment-System<br />
des Fahrzeugs.<br />
Interessante Speziallösung<br />
Es gibt aber auch spezielle Anwendungen<br />
zu speziellen Themenkomplexen, wie das<br />
beispiels Webasto zeigt. So können etwa<br />
die Standheizungen des Unternehmens<br />
neuerdings mit dem Bedienelement<br />
„Thermo Call“ nachgerüstet und dann<br />
mit einer App von jedem Standort aus<br />
gestartet oder programmiert werden. Die<br />
App zeigt auf Abruf die aktuelle Innenraumtemperatur<br />
des Autos an und warnt,<br />
sobald die Temperatur eine festgelegte<br />
Grenze über- oder unterschreitet. Ein interaktives<br />
Widget (Android) beziehungsweise<br />
eine Local Notification (iPhone)<br />
hält den Anwender zusätzlich über den<br />
Status der Programmierung stets auf dem<br />
Laufenden.<br />
Theo Gerstl ■<br />
Bild: Garmin<br />
Bilder:Parrot<br />
Kompatibilitätmit allen Mobiltelefonen und Betriebssystemen: Parrot Asteroid-Reihe.<br />
AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
57
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Schöner fahren<br />
Mit neuen Technologien, Materialien und Funktionen wird das AUTO-INTERIEUR zur<br />
Wellnesszone. Wir haben den OEMs und Zulieferern schon mal in die Karten geschaut<br />
und zeigen,was demnächst kommtund welche Trends sie verfolgen.<br />
Bild: BMW<br />
Bild: Continental<br />
Schickes Design,feinereMaterialien,neue Displaytechniken sowie<br />
berührungssensitiveSchalter sind die Zutaten neuer Interieurs.<br />
Bei Acella EcoGreen handelt es sich um ein neu entwickeltes,hautfreundliches<br />
Oberflächenmaterial vonBenecke-Kaliko.<br />
Neunzig Minuten pro Tag, 330<br />
Stunden pro Jahr: Diese Zeit<br />
verbringen Bundesbürger bei<br />
ihren Fahrten zwischen Wohnung und<br />
Arbeitsplatz durchschnittlich im Auto.<br />
Diese Statistik des Personaldienstleisters<br />
Randstad sowie die Prognosen über<br />
steigendes Verkehrsaufkommen und noch<br />
längere Fahrzeiten bestimmen das Engagement<br />
der <strong>Automobil</strong>industrie bei der<br />
Entwicklung neuer Innenraumkonzepte.<br />
Damit die Freude am Fahren erhalten<br />
bleibt, sollen sich die Auto-Insassen so<br />
entspannt und behaglich fühlen wie zu<br />
Hause.Konkret: DasWohlfühlangebot soll<br />
reichhaltiger, der Komfort besser und die<br />
Bedienung des Autos einfacher werden.<br />
Gleichzeitig streben die Entwickler aber<br />
auch weitere Fortschritte bei der Sicherheit,<br />
beim Leichtbau und bei<br />
der Umweltverträglichkeit<br />
ihrer Materialien an.<br />
Geringeres Gewicht,<br />
weniger Volumen: Bei<br />
ConfortThin ersetzen<br />
Taschenfederkern-Pads<br />
die üblichen Schaumstoffpolster.<br />
Bild: Johnson Controls<br />
Stichwort Wellness: Was Mercedes-<br />
Benz kürzlich für die neue S-Klasse ankündigte,<br />
ist ein Thema, mit dem auch<br />
andere OEMs experimentieren: die Beduftung<br />
des Innenraums. Gemeint sind<br />
nicht die Duftbäumchen von der Tankstelle,<br />
sondern ausgetüftelte Essenzen,<br />
die Nervosität lindern, Erschöpfung vorbeugen<br />
oder die Stimmung aufheitern.<br />
Der olfaktorische Weggegen Stress<br />
Jasmin, Lavendel, Minze, Sandelholz haben<br />
solche Wirkungen, wie wissenschaftliche<br />
Untersuchungen zeigen. Volkswagen<br />
begann 2003 auf diesem Gebiet zu forschen,<br />
um „das Wohlfühlverhalten im<br />
Fahrzeug weiter zu steigern“ wie es im<br />
Forschungsbericht heißt. Im Test waren<br />
verschiedene Aromen, die fein dosiert<br />
mittels spezieller Duftpatronen in die<br />
Belüftungsanlagen der Autos gesprüht<br />
wurden. Die Resonanz war laut VW „äußerst<br />
positiv“.Viele Fachleute sehen daher<br />
gute Chancen, gestresste Autofahrer in<br />
Zukunft durch spezielle „Duftmarken“<br />
bei Laune zu halten.<br />
Mancher Autobesitzer wäre freilich<br />
bereits zufrieden, wenn sich im Innenraum<br />
seines Wagens keine unangenehmen<br />
oder gar gesundheitsschädlichen<br />
Gerüche ausbreiten. Das garantieren etwa<br />
die neuartigen Materalien der Produktlinie<br />
Acella der Conti-Tochter Benecke-Kaliko.<br />
„Mit diesen Produkten gewährleisten<br />
wir ein gesundheitsfreundliches<br />
Interieur“, sagt Vorstandschef Dr.<br />
Dirk Leiß und betont, dass die Materialien<br />
nicht nur emissions- und geruchsarm,<br />
sondern auch hautschonend sind. Denn<br />
angesichts der Tatsache, dass immer<br />
mehr Menschen unter Allergien leiden,<br />
legte man bei der Entwicklung von Acella<br />
Eco Green Wert darauf, dass die Berührung<br />
der Oberflächen keine Kontaktallergie<br />
hervorruft. Dafür soll auch<br />
der hohe Anteil von Naturmaterialien<br />
sorgen, der bei dem Textillaminat Acella<br />
Eco Natural gut 50 Prozent beträgt.<br />
Beide Produkte erfüllen laut Hersteller<br />
den Öko-Tex-Standard 100 und sollen<br />
für den permanenten Kontakt mit der<br />
Haut geeignet sein. Ähnlich hohe Anforderungen<br />
gelten auch fürTeppiche,wobei<br />
der Schweizer Hersteller Autoneum zusätzlich<br />
auf andereAspekte der Umweltverträglichkeit<br />
achtet. Soeben stellte das<br />
Unternehmen das Teppichmaterial Pure-<br />
Tuft vor, das ohne die bis dato übliche<br />
Latexbeschichtung an der Rückseite auskommt.<br />
Laut Autoneum ein dreifacher-<br />
Vorteil: weniger Energieverbrauch im<br />
Herstellungsprozess, geringeres Gewicht<br />
und bessere Recyclingeigenschaften.<br />
Lichtvorhängeund User Interface<br />
So wie Minze der Nase schmeichelt und<br />
nachwachsende Rohstoffe die Haut schonen,<br />
soll in Zukunft auch Licht den Insassen<br />
noch mehr sinnliche Impulse geben.<br />
Mithilfe moderner Lichtleitertechnologie<br />
lässt sich der Auto-Innenraum effektvoll<br />
in Szene setzen. Der Erstausrüster Hella,<br />
58 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Einehautnahe Beziehung<br />
Doch nichts „berührt“ einen Autofahrer<br />
mehr <strong>als</strong> der Sitz. Mit ihm hat er regelmäßig<br />
langen und unmittelbaren Kontakt –es<br />
geht <strong>als</strong>o um eine (fast) hautnahe Beziehung,<br />
die über Komfort und Fahrspaß<br />
entscheiden kann. Deshalb investieren Autohersteller<br />
und ihre Partner in der Zulieferindustrie<br />
derzeit große Summen in die<br />
Entwicklung neuer Sitzsysteme.Die größte<br />
Herausforderung lautet Individualität:<br />
Autositze von morgen sollen so flexibel<br />
sein, dass sie sich bestmöglich der Anatomie<br />
des jeweiligen Fahrers oder Beifahrers<br />
anpassen. Dies geschieht etwa durch dutzende<br />
kleine Luftpolster: Sobald der FahrerPlatz<br />
nimmt, wirddie Luft gezielt abgeführender<br />
Anbieter auf diesem Gebiet,<br />
spricht daher bereits vom „Wohlfühlfaktor<br />
Innenlicht“ und entwickelt auf Basis<br />
von Leuchtdioden und Lichtfasern „Farbund<br />
Stimmungswelten“ sowie „LED-<br />
Lichtvorhänge“,die in Zukunft nicht mehr<br />
nur Luxuswagen vorbehalten sein sollen.<br />
Dahinter steckt die Erkenntnis von Psychologen,<br />
wonach Licht stimulierend<br />
wirkt und auch in kleiner Dosis die Leistungsbereitschaft<br />
fördern kann. Deshalb<br />
arbeiten BMW-Forscher an der Aufgabe,<br />
die Intensität und Farbe der Innenbeleuchtung<br />
an den Biorhythmus des Fahrers<br />
anzupassen.Welches Licht fürwelche<br />
persönliche Tagesform am besten geeignet<br />
ist, wird derzeit untersucht.<br />
Auch die Bedienung des Autos soll in<br />
Zukunft mehr denn je zum Erlebnis werden.<br />
Die Zeiten, da man mit einfachen<br />
Tastern oder Reglern Radio oder Klimaanlage<br />
steuerte, sind passé. Beim „User<br />
Interface Design“ geht es sowohl um die<br />
formvollendete Integration der Bedienelemente<br />
in das Designkonzept <strong>als</strong> auch<br />
um die angenehme Wahrnehmung beim<br />
Berühren der Schalter und das visuelle<br />
Erlebnis,das Instrumente und Displayanzeigen<br />
vermitteln können. Im Trend liegen<br />
berührungssensitive Oberflächen wie<br />
sie die Firma Preh jetzt auch fürKlimaanlagen<br />
entwickelt. Der Effekt: Leichtes<br />
Antippen des Touchelements verändert<br />
die Farbe eines Icons,sodass der Autofahrer<br />
sofort eine optische Rückmeldung<br />
über seine Temperatureinstellung erhält.<br />
saugt, sodass sich alle Körperzonen eng an<br />
die Polster anschmiegen können.Anschließend<br />
wird wieder etwas Luft hineingepumpt,<br />
um Lücken zwischen Sitz und<br />
Körper aufzufüllen. So passt sich der Sitz<br />
individuell an, er umschließt quasi den<br />
Körper und stützt ihn ab –auch wenn die<br />
Sitzposition verändert werden sollte.<br />
Andere Herausforderungen der Sitzentwickler<br />
heißen Volumen- und Gewichtseinsparung.<br />
Um schmalere und<br />
leichtere, zugleich aber auch komfortablere<br />
Sitze zu entwickeln, will Johnson Controls<br />
herkömmliche Schaumstoffpolster<br />
durch Taschenfederkernnmatten ersetzen.<br />
Die stammen ursprünglich aus der Matratzenindustrie<br />
und ermöglichen es,bis zu<br />
20 Prozent Gewicht einzusparen und das<br />
Polstervolumen um bis zu 35 Prozent zu<br />
verkleinern. Zudem verspricht Johnson<br />
Controls besseren –sprich: individuelleren<br />
–Komfort, weil sich die einzelnen kleinen<br />
Federkern-Pads genauer an den Körper<br />
anpassen <strong>als</strong> großflächige Schaumstoffpolster.Inzwei<br />
Jahren soll dieser neuartige<br />
ComfortThin-Autositz serienreif sein.<br />
Christof Vieweg ■<br />
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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
59
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Bilder:Continental<br />
Driver Focus vonContinental: Eine Infrarot-Innenraumkamera<br />
erkenntund analysiertdie Ablenkung des Fahrers (kleines<br />
Foto), weitereSysteme analysieren das Fahrzeug-Umfeld. Bei<br />
Gefahr lenkt ein LED-Lichtband (großes Foto)die Aufmerksamkeit<br />
des Fahrers in die gewünschte Richtung.<br />
Den Fahrer im Visier<br />
Schon heute tragen moderne Fahrerassistenzsysteme dazu bei, gefährliche Verkehrssituationen<br />
zu vermeiden. InZukunft wird der Fahrer dabei noch mehr <strong>als</strong> bisher in den<br />
Fokusder UNFALLPRÄVENTION rücken.<br />
Einen neuartigen Ansatz zur Analyse<br />
der aktuellen Leistungsfähigkeit<br />
des Fahrers beschreitet<br />
Neusoft Automotives zusammen mit Aerotel<br />
Medical Systems.Gemeinsam haben<br />
der IT-Dienstleister und der Hersteller<br />
von mobilen Telemedizingeräten ein<br />
Lenkrad mit biometrischen Sensoren entwickelt.<br />
Diese sind direkt in den Volant<br />
integriert und können den Herzschlag<br />
sowie den Sauerstoffgehalt des Blutes<br />
über die Handflächen des Fahrers messen.<br />
Registrieren sie eine gesundheitliche<br />
Beeinträchtigung oder sollte der Fahrer<br />
gar bewusstlos werden, lassen sich auf<br />
Basis der Daten des biometrischen Lenkrades<br />
technische Gegenmaßnahmen einleiten.<br />
„Während herkömmliche Sensoren<br />
inder Regel das Auto in den Fokus<br />
stellen, wollen wir den Fahrer selbst betrachten“,<br />
erläutert Markus Ito, Solution<br />
Manager bei der Neusoft Technology Solutions<br />
GmbH, diesen neuen Ansatz.<br />
Bild: BMW<br />
Elektronischer Copilot: Partnerschaftvon<br />
BMWund Continental<br />
mit Blick auf hochautomatisiertes<br />
Fahren.<br />
Selektiveelektronische Lenkung<br />
Während sich das biometrische Lenkrad<br />
noch im Stadium einer Demo-Entwicklung<br />
befindet, wird Nissans Premiummarke<br />
Infiniti bereits im nächsten Jahr<br />
ihr „Independent Control Steering“ in<br />
einem Serienmodell zum Einsatz bringen.<br />
Bei dieser Lenkung erfolgt die<br />
Übertragung des Steuerimpulses nicht<br />
mehr mechanisch, sondern rein elektro-<br />
60 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Bild: Nissan<br />
IndependentControl Steering aus dem Hause Nissan: Die Übertragung des Steuerimpulses<br />
findet hier auf elektronischem Wege statt.Ersteinsatz erfolgt in einem Infiniti.<br />
Bild: Neusoft<br />
Lenkrad mit biometrischen Sensoren: Der Fahrer,<br />
nichtdas Fahrzeug,stehthier im Fokus.<br />
nisch. Einerseits soll der Richtungswunsch<br />
des Fahrers dadurch schneller<br />
und direkter umgesetzt werden. Zum<br />
anderen wird das System selektiv nur jene<br />
Informationen über die Straßenbeschaffenheit<br />
an den Fahrer weitergeben,<br />
die für ihn auch relevant sind. Unerwünschte<br />
Rückkoppelungen werden dagegen<br />
eliminiert.<br />
Darüber hinaus eröffnet Independent<br />
Control Steering neue Möglichkeiten für<br />
die Fahrer-Assistenzsysteme: So lässt sich<br />
beispielsweise der Einfluss von Seitenwind<br />
minimieren. Der Fahrer muss nur noch<br />
ganz leichte Korrekturbewegungen am<br />
Lenkrad durchführen, da das System den<br />
Lenkeinschlag selbsttätig vorkorrigiert.<br />
LEDs wecken die Aufmerksamkeit<br />
„Menschliches Fehlverhalten ist zu über<br />
80 Prozent alleinige Ursache von Verkehrsunfällen.<br />
Die Fahrerablenkung ist<br />
dabei ein ernst zu nehmendes Problem<br />
und spielt die große Rolle. Die Gründe<br />
sind mannigfach und reichen von Übermüdung<br />
über Monotonie beim Fahren<br />
bis hin zu Stress und Informationsüberlastung<br />
des Fahrers“,konstatiert Dr.Ralf<br />
Cramer,Mitglied des Vorstands der Continental<br />
AG und Leiter der Division<br />
Chassis &Safety. Einen entsprechenden<br />
Ansatz zur Reduzierung der Fahrerablenkung<br />
zeigt der Zulieferer im Konzeptfahrzeug<br />
„Driver-Focus“, bei dem die<br />
Fahrer-Assistenzsysteme mit einem<br />
LED-Lichtband vernetzt sind.<br />
Worauf der Fahrer gerade seine Aufmerksamkeit<br />
richtet, erkennt im Driver-<br />
Focus-Fahrzeug eine Infrarot-Innenraumkamera<br />
inder Lenksäule, die mit<br />
den verschiedenen Fahrer-Assistenzsystemen<br />
gekoppelt ist. Sie analysiert das<br />
Gesicht des Piloten und erkennt etwa<br />
anhand der Bewegungen der Augen und<br />
des Kopfes,obder Fahrer übermüdet ist<br />
oder den Blick in einer kritischen Fahrsituation<br />
von der Straße abwendet. Gleichzeitig<br />
analysiert das System das Fahrzeug-Umfeld,<br />
um kritische Situationen<br />
zu identifizieren. Ein Beispiel: Wenn die<br />
Infrarotkamera erkennt, dass der Fahrer<br />
gerade zur Seite schaut, während er sich<br />
einer potenziellen Gefahrenstelle nähert,<br />
reagiert Driver-Focus,indem es das<br />
LED-Lichtband aktiviert. Die an verschiedenen<br />
Stellen im Innenraum insallierten<br />
LEDs können eine Lichtspur, eine<br />
blinkende Wand oder ein anderes<br />
optisches Signal erzeugen, das der Fahrer<br />
auch peripher wahrnimmt. So wird dessen<br />
Aufmerksamkeit „fast instinktiv“ in<br />
die gewünschte Richtung gelenkt. Um<br />
diesen Effekt zu verstärken, kann das<br />
LED-Lichtband –jenach Gefahrenstufe<br />
–seine Farbe von weiß über gelb bis hin<br />
zu knallrot wechseln.<br />
Der elektronische Copilot<br />
Bereits 2016 könnte der Fahrer –sodie<br />
Prognose des Zulieferers Continental –sein<br />
Auto in bestimmten Situationen teil-automatisiert<br />
fahren lassen (siehe dazu auch das<br />
ausführliche Interview mit Dr.Ralf Cramer<br />
in der AUTOMOBIL PRODUKTION-<br />
Ausgabe 3/2013). Muss der Fahrer wieder<br />
selbst die Kontrolle über das Fahrzeug<br />
übernehmen, könnte das LED-Lichtband<br />
seine Aufmerksamkeit zurück auf den Verkehr<br />
lenken. Die Vernetzung von Fahrer-<br />
Assistenzsystemen mit der Erfassung des<br />
Fahrzeugumfeldes und einer Innenraumkamera<br />
ist jedoch nur ein weiterer Schritt hin<br />
zum vollautomatisierten Fahren. Zu diesem<br />
Zweck hat Continental mit der BMW<br />
Group einen Vertrag zur gemeinsamen<br />
Entwicklung eines elektronischen Copiloten<br />
geschlossen. Ziel der Forschungspartnerschaft<br />
ist es,den Wegfürhochautomatisierte<br />
Fahrfunktionen bis in die 2020er<br />
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TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Der MIBHigh in Einzelteilen (Bild links).Der neueste Nvidia-Chip (Bild oben rechts)ermöglichtwiederum neue Funktionen und mehr Intelligenz.<br />
In den kommenden Audi-Modellen werden die MIB-Einheiten noch robuster,kleiner,leichter – und vorallem noch billiger.<br />
Einer für alle<br />
Bilder:Mayer<br />
Der Volkswagen-Konzern setzt auch bei seinem INFOTAINMENT auf das Baukastenprinzip.Inder<br />
Kompaktklasse verschmelzen in einem Doppel-DIN-SchachtachtKomponenten<br />
zu einem aufrüstbaren Hightech-System.<br />
Beim VW-Konzern wird nicht nur<br />
bei Motoren, Getrieben und<br />
Plattformen auf eine Modullösung<br />
gesetzt. Mit dem Audi A3 wurde<br />
erstm<strong>als</strong> der modulare Infotainment-<br />
Baukasten präsentiert, der im Herbst<br />
auch bei VW Golf VII und Seat Leon<br />
seine Serienpremiere feierte.<br />
Die Hauptrechnereinheit in der Größe<br />
eines Doppel-DIN-Schachtes beinhaltet<br />
längst mehr <strong>als</strong> ein Radio und einen<br />
CD-Spieler. Integriert sind Module<br />
für Navigation, Telefon, Datentransfer<br />
und Bordelektronik. „Bei Audi gibt es<br />
heute kaum noch eine Innovation, die<br />
nicht in Zusammenhang mit der Elektronik<br />
steht“, erklärt Ricky Hudi, bei den<br />
Ingolstädtern für die Entwicklung von<br />
Elektrik und Elektronik verantwortlich.<br />
Die Architektur des modularen Infotainment-Baukastens<br />
erlaubt es,die Hardwaremit<br />
geringem Aufwand so zu aktualisieren,<br />
dass sie stets auf der Höhe der Zeit<br />
bleibt. Hauptbestandteil des Zentralrechners<br />
im MIB ist das MMX-Board (MMX<br />
=Multi-Media eXtension). Das Steckmodul<br />
integriert den neuesten Tegra-Prozessor<br />
vom Marktführer Nvidia. Der T20-<br />
Chip, ein Zweikern-Prozessor mit 1,2<br />
GHz Taktfrequenz aus der Tegra-2-Serie<br />
arbeitet mit einem Grafikprogramm von<br />
Rightware zusammen, das hochauflösende<br />
3D-Bilder auf dem Bordmonitor darstellen<br />
kann. Der Nvidia-Prozessor ermöglicht<br />
die Wiedergabe von Audio- und<br />
Videoformaten wie mp3 und mpeg4. Anfang<br />
2014 soll mit dem Tegra30ein Quad-<br />
Core-Prozessor mit 1,4 GHz Taktfrequenz<br />
folgen und mit noch weniger Energiebedarf<br />
noch mehr Rechenleistung bieten.<br />
Baukasten in drei Ausprägungen<br />
Innerhalb des Volkswagen-Konzerns gibt<br />
es den Baukasten in den drei Ausprägungen<br />
Entry,Standardund High, die je nach<br />
Kundenwunsch in den einzelnen Modellen<br />
verbaut werden. Die Rechnereinheit<br />
ist dabei das zentrale Element. Durchdie<br />
Standardisierung erhalten Golf- und A3-<br />
Besitzer erstm<strong>als</strong> Zugriffauf Funktionen,<br />
die es bisher bevorzugt in höheren Fahrzeugklassen<br />
gab. Der MIB High bestand<br />
vorm<strong>als</strong> aus acht Geräten, die nun in einen<br />
Schacht integriert wurden. Matthias<br />
Halliger, Leiter Architekturentwicklung<br />
Audi Infotainment-Systeme: „Allein<br />
beim Wechsel von der Generation MMI<br />
3G+ auf den MIB im Audi A3 haben wir<br />
beim Gewicht 50 Prozent und beim<br />
Stromverbrauch 35 Prozent eingespart“.<br />
Vorrangiges Ziel ist es dabei, Variantenreichtum<br />
und Kosten zu reduzieren; auch<br />
um dem Kunden günstigerePreise bieten<br />
zu können. Schließlich haben die 80 bis<br />
300 Euro teuren Nachrüst-Navigationssysteme<br />
bis hin zur Mittelklasse längst<br />
die Oberhand gegenüber den 1500 bis<br />
4000 Euro teuren integrierten Navigationslösungen<br />
der OEMs übernommen.<br />
Mit den neuen Modullösungen will der<br />
Volkswagen-Konzern auf Markttendenzen<br />
schneller regieren. So kann das aktuell<br />
verfügbare 3G-/UMTS-Modul in Audi<br />
A3 und VW Golf problemlos durch ein<br />
4G-Modul ersetzt werden, das den LTE-<br />
Standard imAuto ermöglicht. Das neue<br />
Netz ermöglicht Datenraten von bis zu<br />
150 MBit/s im Downstream und wesentlich<br />
kürzere Antwortzeiten. Mit der Einführung<br />
von LTEwill Audi dem Hauptkonkurrenten<br />
BMW hinterherhecheln,<br />
der den Datenturbo LTEEnde letzten<br />
Jahres ins Auto gebracht hat. Diese Nachrüstlösung<br />
soll in der zweiten Jahreshälfte<br />
aufgefrischt werden. Dann wird es–auch<br />
beim Zukunftsmobil BMW i3 –eine integrierte<br />
Lösung geben. Bei Audi wird der<br />
A3 ab Herbst das erste Modell sein, bei<br />
dem der Datenturbo LTEverfügbar sein<br />
wird. Nach der Einführung von LTEim<br />
Auto steht bei Volkswagen wie auch bei<br />
der Konkurrenz die vereinfachte Bedienung<br />
per Sprache und Gestik an. Der<br />
modulareInfotainment-Baukasten macht<br />
es möglich –und bezahlbar.<br />
Bettina Mayer /Stefan Grundhoff ■<br />
62 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
TECHNIK &PRODUKTION<br />
INNENRAUM<br />
Derzeit gibt es bei den Autoherstellern,wie hier bei BMW,<br />
noch keine integrierten Systeme.Die Module sind in der<br />
Mittelkonsole untergebracht. Integrierte Systeme folgen<br />
erst zur IAA.<br />
Bild: press-inform<br />
Datenturbo für die Überholspur<br />
Wer imAuto ins Internet möchte, hat derzeit nicht wirklich viel Freude. Die Datenübertragungen<br />
reißen nicht erst bei höheren Geschwindigkeiten ab. Long Term Evolution,<br />
kurz LTE,soll hier bald deutliche Verbesserungen bringen.<br />
Erst haben die Handys unsere Taschen<br />
erobert, dann Handhelds<br />
und Pads.Damacht die automobile<br />
Welt keinen Unterschied. Zum vollständigen<br />
Durchbruch des mobilen Surfens<br />
fehlt nach wie vor die rechte Übertragungsgeschwindigkeit.<br />
Wenn sich das<br />
Rechenexempel auf das <strong>Automobil</strong> umsetzen<br />
ließe, wäre man in seinem Fahrzeug<br />
deutlich schneller im Netz unterwegs<br />
<strong>als</strong> mit dem heimischen Datenleitungen<br />
DSL/VDSL. „Durch die sehr<br />
hohen Datenraten und äußerst geringe<br />
Latenzen ist die Verbindung über den<br />
BMW Car Hotspot LTE oft sogar<br />
schneller <strong>als</strong> die Internetverbindung am<br />
heimischen Rechner“, erklärt Markus<br />
Dietz, Projektleiter bei BMW.<br />
Aktuelle Fahrzeug-Anwendungen wie<br />
Online-Navigation Echtzeit-Verkehrsinformationen,<br />
E-Mails, Social Media kommen<br />
mit einer UMTS-Verbindung gerade<br />
noch hin. Geht es jedoch um Webradio<br />
oder größere Datenmengen, reichen<br />
UMTS oder gar der Datenstotterer<br />
GRPS kaum noch aus –besonders während<br />
der Fahrt.<br />
LTE-Startschuss fiel in Bayern<br />
BMW machte beim Thema LTE den<br />
Anfang.Als erster Autohersteller bieten<br />
die datengeneigten Highspeed-Bayern<br />
eine LTE-Nachrüstlösung für alle Modelle<br />
an, die das Auto zum schnellen<br />
Hotspot werden lässt. Wereine LTE-fähige<br />
Datenkarte sein Eigen nennt, kann<br />
das teure BMW-Navigationssystem Professional<br />
für ein zusätzliches Entgelt von<br />
600 Euro per Nachrüstlösung zum Datenjäger<br />
machen. In der Mittelkonsole<br />
befindet sich dann der Hotspot, der die<br />
Passagiere imInnenraum mit der nötigen<br />
Highspeed-Funkwabe versorgt. Die<br />
Verbindung ist so einfach, wie beim Einloggen<br />
in das heimische WLAN. Diese<br />
Nachrüstlösung soll in der zweiten Jahreshälfte<br />
aufgefrischt werden. Dann wird<br />
es –auch beim Zukunftsmobil BMW i3<br />
–eine integrierte Lösung geben.<br />
Bei Audi wirdder A3 das erste Modell<br />
sein, bei dem der Datenturbo LTE ab<br />
diesem Sommer verfügbar sein wird. Im<br />
Gegensatz zum aktuellen BMW-<br />
Das ist LTE<br />
Nachdem GPRS, EDGE und UMTS nicht<br />
den erwünschten Erfolg im Fahrzeug<br />
brachten, setzen Autohersteller ebenso<br />
wie die Consumer Electronics weltweit<br />
auf die LTE-Technik. Der Grund liegt auf<br />
der Hand: Der Mobilfunkstandard LTE<br />
(Long Term Evolution) ermöglicht Übertragungsraten<br />
von bis zu 100 Megabit<br />
proSekunde.<br />
System wird das LTE-Modul bei den Ingolstädtern<br />
im Fahrzeug integriert sein.<br />
Insofern ist es Bestandteil des modularen<br />
Infotainment Baukastens des VW-Konzerns.InKombination<br />
mit einer entsprechenden<br />
LTE-SIM-Karte im Fahrzeug<br />
soll so immer der bestmögliche Empfang<br />
sichergestellt werden. Falls keine LTE-<br />
Abdeckung vorhanden sein sollte,bilden<br />
3G- und 2G-Netze Rückfallebenen.<br />
Audi und Mercedes holen auf<br />
Derzeit fährt Mercedes bei seinen Navigationssystemen<br />
in Reihe zwei bis drei.<br />
Ein neues,deutlich besseres System wird<br />
erst im Sommer mit der neuen S-Klasse<br />
eingeführt. „Mit der aktuell verfügbaren<br />
KOM-Box und der im Fahrzeug verbauten<br />
SIM-Karte ist LTEaktuell nicht verfügbar“,soBenjamin<br />
Oberkersch aus der<br />
Daimler-Entwicklung, „das wird sich mit<br />
dem neuen System jedoch ändern. Dann<br />
wird die Konnektivität mit Mercedes<br />
Live Traffic verfügbar sein. Derzeit können<br />
unsere Kunden LTEjedoch mit Comand<br />
Online und den entsprechenden<br />
Apps und einer Verbindung zu ihrem<br />
Mobiltelefon nutzen.“Nach der S-Klasse<br />
werden die neuen Modelle,wie im kommenden<br />
Frühjahr die C-Klasse,dann mit<br />
einer neuen Navigationsgeneration folgen,<br />
die auch LTEkann.<br />
Stefan Grundhoff ■<br />
64 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
AutomotiveINNOVATIONSAward 2013<br />
Gala mitPreisverleihungund Fachtagung<br />
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dasKontingentist<br />
begrenzt!<br />
Am 2. Mai ist es wieder so weit: InFrankfurt am Main werden herausragendeInnovationsleistungen<br />
der<strong>Automobil</strong>industriemit dembegehrten<br />
AutomotiveINNOVATIONS Awardausgezeichnet. Zusammen mit einerhochkarätig<br />
besetztenFachkonferenz undmit bereitszahlreichen Anmeldungen<br />
<br />
DiePreisverleihung<br />
SeienSie dabei, wenn dieBestender Besten aufs Podest gehobenwerden, undwohnen<br />
Siediesemfeierlichen Anlass im Kreise hochrangigerVertreter derdeutschen <strong>Automobil</strong>wirtschaft<br />
bei. DieKeynote wird VDA-Präsident Matthias Wissmann halten.Durch<br />
denAbend führtdie Moderatorin (ZDF heute).<br />
DieFachkonferenz<br />
Wersinddie Innovationstreiber im neuenMobilitätszeitalter?WelcheStrategiensindrichtungsweisend?WelcheInnovationensindbahnbrechendund<br />
gebender Industrieden Takt<br />
vor? Welche konkretenMaßnahmen sind jetztwichtig?Darüber wollenwir diskutieren.<br />
MitIhnen.Und weiteren herausragenden Repräsentantender <strong>Automobil</strong>industrie.Diskutieren<br />
Siemit undfreuenSie sich aufBeiträgevon Wegbereitern automobilerInnovationen,<br />
welche dieBranche <strong>als</strong>Ganzesprägen, darunter von:<br />
Dr.UlrichHackenberg, Volkswagen AG<br />
Prof.Herbert Kohler, DaimlerAG<br />
Dr.GerdWingefeld, SGLCarbonSE<br />
Dr.JulianWeber, BMWAG<br />
Kathyo’Meny, ABCLuxe<br />
Prof.Stefan Bratzel, CenterofAutomotive Management<br />
Dr.Christoph Skudelny, PwC<br />
Melden Siesichnochheute an:<br />
www.automotiveinnovations.de/fachkonferenz<br />
©2013 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.
Montage: autofluence<br />
BOULEVARD<br />
Politisches Rodeo<br />
KimJong Un,Diktator-Lehrling im Armenhäusler-<br />
StaatNordkorea, fuchtelt derzeit mächtig mit dem<br />
Kriegsbeil. Durchgängig ernst wirderdabei nicht<br />
genommen.Solässt „autofluence“ KimJong Un<br />
<strong>als</strong> wilden Truck-Reiter durchs Gelände brettern.<br />
Weniger amüsantfindet GM-Boss Dan Akerson<br />
den politischen Rodeo-Ritt des Jung-Dikators: Der<br />
US-Hersteller unterhält fünf Fabriken in Südkorea,<br />
unter anderem werden dortdie Chevrolet-Modelle<br />
für Europa gebaut.ImGM-Hauptquartier wirdjedenfalls<br />
intensiv an einem Notfallplan gearbeitet,<br />
Akerson kommentierte das Geschehen in Korea<br />
lakonisch.Die Entwicklung dortsei „so schwierig<br />
vorauszusagen wie die Ergebnisse im Baseball“. fv<br />
Bild: PetraBork<br />
Konservativelieben VW – nicht<br />
nur in Deutschland<br />
Nenn mir deine Automarke, und ich sage dir wie du wählst? Im Wahljahr<br />
2013 keine schlechte Idee, seine Chancen bei der Wahl gleich auszurechnen.<br />
Doch stimmen die Klischees? Konservative fahren Mercedes,<br />
Linke lieben Opel und Progressive fahren am liebsten BMW? Im<br />
Auftragvon AutoScout24 wurden zwischen dem 14.und 18.März rund<br />
4200 Autofahrer in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande,<br />
Belgien, Österreich und der Schweiz dazu befragt.<br />
Das Ergebnis: Mercedes ist bei linken und liberalen Autofahrern beliebt.<br />
Konservativestehen hingegen auf die MarkeVW. In Deutschland sind das<br />
immerhin 21 Prozent, in Österreich 15 Prozent und in der Schweiz zwölf<br />
Prozent. Danach sitzen Konservative inDeutschland am liebsten in einem<br />
Opel (elf Prozent) oder Audi (neun Prozent) am Steuer. Die Marke<br />
Opel steht auch bei Linken in Deutschland hoch im Kurs (13 Prozent),<br />
während Gesinnungskollegen in Frankreich Renault (26 Prozent), Peugeot<br />
(19 Prozent) und Citroën (15 Prozent) bevorzugen. InItalien fahren<br />
26 Prozentder Linken ein Modell vonFiat. Liberale fahren in Deutschland<br />
(neun Prozent) und in Belgien (fünf Prozent) hingegen einen BMW.<br />
Die Malkünste von Englands Premier David Cameron<br />
waren beim „Job One“ für den neuen Nissan Leaf im<br />
nordenglischen Sunderland gefragt. Der japanischen<br />
Tradition folgend, malte Cameron der Daruma-Figur<br />
ein zweites Auge – womit der Sage folgend dem (Produktions-)<br />
Glück des Nissan e-Mobils nichts mehr im<br />
Weg steht. Bei Nissan in Sunderland wurde das Ritual<br />
übrigens zum zweiten Mal durchgeführt. Premierewar<br />
im Jahr 1986 bei der Eröffnung des Werks. Am Stift<br />
dam<strong>als</strong>: Margret Thatcher. Geholfen hat esdurchaus:<br />
Wurden im ersten Jahr noch bescheidene 5 000 Autos<br />
an der nordenglischen Küste gebaut, waren es 2012<br />
stolze 510000. Inzwischen gilt das Werk <strong>als</strong> eines der<br />
produktivsten weltweit und weil es so gut läuft, scheute<br />
Cameron auch nicht davor zurück, das Werk der Japaner<br />
<strong>als</strong> leuchtendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit<br />
der britischen Industrie hervorzuheben – sehr zum<br />
Gefallen von Nissans Executive Vice President Andy<br />
Palmer (linksimBild).<br />
fv<br />
Bild: Volk<br />
PARKPLATZSORGEN ADE<br />
Wer kennt das nicht: Es ist kurz vor Ladenschluss, man muss noch<br />
dringend etwas einkaufen,aber man findet einfach keinen passenden<br />
Parkplatz – schon wieder.Doch dank dem Daniel Düsentrieb der Neuzeit<br />
ist das bald kein Problem mehr:Die Lösung ist das sogenannte<br />
„Shuttle Fox“ von Erfinder Gottfried Perdolt, ein Auto, das<br />
man mit einem einzigen Knopfdruck einfach einklappt.Aus<br />
3,4 Meter werden dann schnell zwei Meter. Und dank einem<br />
engen Wendekreis kann nun auch locker quer zur<br />
Fahrbahn eingeparkt werden.Trotzdem bietet der Fünfsitzer<br />
noch genügend Stauraum für den großen Einkauf,<br />
für ein E-Moped oder ein Fahrrad. Einziges Hindernis:<br />
Perdolt sucht noch Interessenten für die Serienproduktion. Und bis<br />
dahin muss weiter um einen Parkplatz gekämpftwerden.<br />
Bild: Feie Werkstatt<br />
66 AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013
ZUM SCHLUSS<br />
Bild: Dürr<br />
Hört sich ein bisschen wie Drei-Wetter-Taftan: Mit dem 3-Wet-High-Solid-Prozess lackiertChangan Ford Automotiveseine Fahrzeugekünftig in<br />
Chongqing.Bei der Nass-in-Nass-Lackierung vonDürr entfallen die Trockner zwischen den einzelnen Lackierschritten.Inder AnlageinHangzhou<br />
wirdFordauch im Hinblick auf neue Umweltvorgaben in China einen neuen 3-Wet-Wasserbasis-Prozess einführen.ImSeptember 2014 sowie im<br />
Januar 2015 sollen die energiesparenden Anlagen für Ford C- oder D-Modelle anlaufen.Und schicken dann bis zu 68 Fahrzeugeauf Tauch-Tour.<br />
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ContentManager:Guido Kruschke(kru) -780<br />
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AUTOMOBILPRODUKTION · April 2013<br />
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