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Triebunterdrückung, zerstörte Selbstregulierung und ... - Bernd Senf

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Umgebung nicht mehr akut, weil die sexuelle Erregung gar nicht mehr zugelassen<br />

wird, aber durch die Blockierung wird der Organismus in seiner natürlichen<br />

Fähigkeit zur <strong>Selbstregulierung</strong> im Beckenbereich zerstört. Die Folge davon sind<br />

später beim Erwachsenen nicht nur massive Sexualstörungen, verb<strong>und</strong>en mit den<br />

entsprechenden neurotischen Beziehungsproblemen, sondern auch eine<br />

Beeinträchtigung der körperlichen Ges<strong>und</strong>heit.<br />

Die Unterdrückung der genitalen Sexualität <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene chronische<br />

Blockierung des Beckens ist bei Frauen vielfach noch tiefer verankert als bei Männern.<br />

Zur Unterdrückung der kindlichen Sexualität kommt die sexuelle Unterdrückung in<br />

der Pubertät hinzu, die bei Mädchen oft noch viel drastischer verläuft als bei Jungen. In<br />

der patriarchalischen Gesellschaft, in der die natürliche Sexualität unterdrückt wird<br />

<strong>und</strong> die aufgestauten Energien sich vielfach nur noch in brutalisierter Form einen<br />

Durchbruch verschaffen können, kommt es immer wieder zu sexuellen<br />

Vergewaltigungen, insbesondere für Mädchen <strong>und</strong> Frauen, <strong>und</strong> zu unerwünschten<br />

Schwangerschaften. Nicht zuletzt unter Hinweis auf solche Gefahren wird den<br />

Mädchen in der Pubertät von den Eltern vielfach jeder sexuelle Kontakt verboten oder<br />

jedenfalls mit schweren Ängsten belastet, so daß zusätzlich zu den Verdrängungen der<br />

Kindheit weitere Verdrängungen <strong>und</strong> Panzerungen aufgebaut werden.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage gestörter sexueller <strong>und</strong> emotionaler Strukturen werden auch die sich<br />

ergebenden Partnerbeziehungen sexuell mehr oder weniger unbefriedigend bleiben,<br />

verb<strong>und</strong>en mit entsprechenden Enttäuschungen <strong>und</strong> neurotischen Verstrickungen, die<br />

zum Aufbau weiterer Verdrängungen führen können. Die noch vorhandenen Reste von<br />

sexueller Erlebnisfähigkeit werden auf diese Weise immer mehr verschüttet, <strong>und</strong> die<br />

Körper werden durch die zunehmenden Verdrängungen immer starrer.<br />

4) Beckenpanzerung <strong>und</strong> Lustangst<br />

In der Panzerung des Beckens ist die Unterdrückung der genitalen Sexualität am tiefsten<br />

verankert. Wie tief, hat Reich in seiner Arbeit mit Patienten immer wieder auf<br />

dramatische Weise erfahren können. Selbst wenn es ihm gelungen war, in einem oft<br />

langwierigen <strong>und</strong> für den Patienten durch »Himmel <strong>und</strong> Hölle« führenden<br />

therapeutischen Prozeß mit der Methode der Vegetotherapie die körperlichen <strong>und</strong><br />

charakterlichen Erstarrungen. in anderen Bereichen des Organismus aufzulockern, gab<br />

es immer wieder besonders dramatische Zuspitzungen bei dem Versuch, die<br />

Beckenpanzerung aufzulösen <strong>und</strong> das Becken <strong>und</strong> die Genitalien wieder durchlässig<br />

werden zu lassen für das freie Strömen der emotionalen Erregungswellen. Während die<br />

Erregungswellen mit Auflockerung der übrigen Panzerungen immer deutlicher spürbar<br />

von oben nach unten in Richtung des Beckens strömten, prallten sie immer wieder an<br />

der Beckenpanzerung ab, wurden zurückgeworfen <strong>und</strong> vom Patienten als panische<br />

Angst empf<strong>und</strong>en. Das Becken zog sich dabei reflexartig mit jeder ankommenden<br />

Erregungswelle zurück.<br />

Bei dem therapeutischen Versuch der Auflösung der Beckenpanzerung zeigte sich für<br />

Reich in besonderer Deutlichkeit immer wieder ein Phänomen, das für das Verständnis<br />

der Irrationalität der gepanzerten Charakterstruktur von großer Bedeutung ist: Obwohl<br />

die Patienten nichts sehnlicher wünschen als die Befreiung von ihren Leiden, als die<br />

Befreiung aus ihren charakterlichen <strong>und</strong> körperlichen Erstarrungen <strong>und</strong> die<br />

Wiedergewinnung von Erlebnis- <strong>und</strong> Lustfähigkeit, entwickeln sie auf der anderen Seite, je<br />

näher sie ihrem Ziel kommen, umso größere Ängste. Reich spricht in diesem<br />

http://www.berndsenf.de/pdf/emotion6Triebunterdrueckung.pdf 4

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