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Perlen des Stillstands. Das Trickfilmstudio ... - DEFA - Stiftung

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Hervorragen<strong>des</strong> geleistet. Als besondere Perle <strong>des</strong> Puppentrickfilms gilt Katja Georgis „Die<br />

Schöne und das Tier“ aus dem Jahre 1986. Ein großer Verdienst <strong>des</strong> Dresdner Studios war es,<br />

dass der von Lotte Reiniger kreierte Silhouettenfilm bis 1990 gepflegt wurde. Bruno J. Böttge<br />

als Nestor dieses Fachs gestaltete bis zu seinem Tode 1981 über 40 Filme. Manfred Henke<br />

setzte 1990 mit „Prinz Irregang und Jungfer Miseri“ den Schlussstein dieses Kapitels der<br />

Animationsfilmtechnik. 1960 schuf Lothar Barke mit seinem Zeichentrickfilm „Alarm im<br />

Kasperletheater“ eine Arbeit, die in ihrer brillanten trickkünstlerischen Umsetzung an Witz<br />

und Frische bis heute nichts verloren hat. Barke blieb auch in den Jahrzehnten danach der<br />

herausragende Repräsentant <strong>des</strong> Zeichentrickfilms. Wie seine Kollegen Otto Sacher und<br />

Klaus Georgi kam er von der Bildenden Kunst und suchte in dieser Animationstechnik seine<br />

Erfahrungen als Maler weiterzuführen. Die technische Kapazität <strong>des</strong> Studios konnte später<br />

dem internationalen Trend zu Großproduktionen nicht mehr genügen. Es blieb bei den kleinen<br />

Filme, die allerdings einen eigenen Maßstab prägten.<br />

Die abrupte Betriebsschließung 1991/92 trieb viele Dresdner Künstler bis an die Grenze der<br />

seelischen Belastbarkeit. Trotzdem liegt die eigentliche Tragik nicht zuerst darin, sondern<br />

dass es lange vor dem Ende nicht geschafft wurde, sich für neue Impulse zu öffnen. Ende der<br />

1970er-Jahre gab es für notwendige Neuansätze durchaus eine gewisse Sensibilität. Der Maler<br />

Helge Leiberg erzählt angesichts seiner Mitarbeit an Alexander Reimanns „Friedolin der<br />

Schmetterling“ noch heute begeistert von jenen Zeiten, als junge Künstler, Musiker und<br />

Kameraleute – unterstützt durch Marion Rasche – Gelegenheit bekamen, sich im Studio zu<br />

verwirklichen. Doch wie in vielen anderen gesellschaftlichen Gebieten der DDR wurde das<br />

Neue auch hier nicht als Bereicherung, sondern eher als Gefahr angesehen. Auch Lutz<br />

Dammbeck mit seinen zivilisationskritischen Arbeiten fand nicht die verdiente<br />

Aufmerksamkeit, sondern geriet in die Mühlen der Ideologen, bis er die DDR 1986<br />

schließlich entnervt verließ. Die DDR behauptete von sich, Leuchtturm <strong>des</strong> gesellschaftlichen<br />

Fortschritts zu sein. In Wirklichkeit wurde Stillstand konserviert. Darin lagen partiell<br />

durchaus auch Chancen: beispielsweise für eine Manufaktur, in der Trickfilme produziert<br />

wurden. Doch dies konnte kein Dauerzustand sein. Einige <strong>Perlen</strong> dieser Arbeit aber sind<br />

erhalten geblieben; diese sollte man genießen.

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