VINOMED 13.pdf
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Aktuell<br />
VINOnews<br />
Moderater Weinkonsum hält die Taille schlank<br />
Schutz vorm Zunehmen, Hilfe beim Abspecken<br />
ULM/BOSTON/KOPENHAGEN – Alkohol gilt wegen seiner hohen Energiedichte als „Dickmacher“.<br />
Neben diesem Energieträger liefern die verschiedenen Alkoholika aber auch zahlreiche Begleitstoffe,<br />
die wiederum unterschiedliche Effekte auf den Stoffwechsel und das Hormonsystem des<br />
Menschen haben können. Ein vorurteilsfreies „Vive la difference!“ ist daher angesagt und wird von<br />
der modernen Wissenschaft auch bestätigt: Regelmäßiger, aber mäßiger Weingenuss ist weit eher<br />
ein Schlank- als ein Dickmacher.<br />
2<br />
Aufhorchen ließ bereits die „Copenhagen City<br />
Heart Study“, in der 2 916 Männer und 3 970<br />
Frauen im Alter von 20 bis 83 Jahren über<br />
einen Zeitraum von zehn Jahren im Rahmen der<br />
Großstudie in Beobachtung standen (Vadstrup, E. S.<br />
et al., Int J Obes Relat Metab Disord 27 [2003],<br />
238–246). Der durchschnittliche Taillenumfang –<br />
initial bei den Männern im Mittel 96 cm, bei den<br />
Frauen 82 cm – nahm dabei in Abhängigkeit des<br />
Gesamtalkoholkonsums bei den Bier- und Spirituosentrinkern<br />
linear bei beiden Geschlechtern zu.<br />
Für die Weinliebhaber unter den Studienteilnehmern<br />
aber galt das nicht. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe<br />
der zehn Jahre übermäßig viel Fett im Bauchraum<br />
einzulagern, war bei ihnen deutlich reduziert.<br />
Das tägliche „Viertele“<br />
hielt das Fett fern<br />
Auch an den Ergebnissen einer großen prospektiven<br />
Studie der Harvard-Universität in Boston/Massachusetts<br />
mit fast 50 000 gesunden Frauen zwischen<br />
27 und 44 Jahren (Nurses Health 2) können sich<br />
zumindest die Freundinnen eines gepflegten<br />
Gläschens Wein erfreuen. Das Risiko, mehr als fünf<br />
Kilogramm innerhalb der acht Studienjahre zuzunehmen,<br />
war bei den Frauen, die täglich bis zu<br />
30 Gramm Alkohol – entspricht etwa einem Viertel<br />
Liter guten deutschen Weins – konsumierten, signifikant<br />
geringer als bei den abstinenten Studienteilnehmerinnen<br />
(Obesity Research 12 [2004], 1386).<br />
Inwieweit aber passen mäßiger, aber regelmäßiger<br />
Weingenuss und eine regelgerechte Schlankheitskur<br />
zusammen? Dieser Frage ging die Forschergruppe<br />
um Dr. Herwig H. Ditschuneit von der Medizinischen<br />
Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Ulm<br />
in einer ebenfalls ganz aktuellen Studie nach (Int J<br />
Obes 28 [2004], 1420).<br />
Mit Weißwein den Gürtel noch<br />
enger geschnallt<br />
40 übergewichtige Patienten mittleren Alters, die sich<br />
einer Reduktionskost unterzogen, tranken dazu<br />
Weißwein in moderaten Mengen oder Obstsaft mit<br />
vergleichbarem Kaloriengehalt. Nach drei Monaten<br />
hatten die Weintrinker im Mittel 4,5 Kilogramm<br />
abgenommen, was 4,8 Prozent ihres Körpergewichts<br />
entsprach, die Obstsaftkonsumenten 3,9 Kilo (entsprechend<br />
4,2 Prozent des Körpergewichts). Der Bauchumfang<br />
reduzierte sich in der Obstsaftgruppe um<br />
durchschnittlich 3 cm, die Weißweingenießer<br />
schnallten mit einer Abnahme von im Mittel 4 cm<br />
den Gürtel erfolgreich noch etwas enger. Conclusio<br />
der Ulmer Autoren in der internationalen Fachpublikation:<br />
Übergewicht ist ein ganz eigenständiger Risikofaktor für<br />
die großen Krankheitsgeißeln unserer Zeit: für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
inklusive Herz- und Hirninfarkt, den<br />
Typ-2-Diabetes mit all seinen schwerwiegenden Komplikationen<br />
und auch Krebs. Angesichts der Tatsache, dass<br />
mittlerweile über die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland<br />
zu viel Fett auf den Rippen und um die Hüften haben,<br />
wird die besondere Brisanz dieses Themas deutlich.<br />
20 Prozent der Landsleute sind sogar ausgesprochen<br />
adipös (= fettsüchtig).<br />
„Früh übt sich …“: Einer aktuellen Untersuchung aus Jena<br />
zufolge hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder und<br />
Jugendlichen innerhalb von nur 20 Jahren hierzulande etwa<br />
verdoppelt. Für unser Gesundheitswesen schafft das Probleme,<br />
die kaum noch zu bewältigen sind. Bereits jetzt reißt<br />
die Adipositas mit all ihren Begleit- und Folgeerkrankungen<br />
ein Loch von rund 18 Milliarden Euro pro Jahr in die Kassen<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): Das sind<br />
circa zwölf Prozent des gesamten jährlichen GKV-Budgets.<br />
Editorial<br />
Wissenschaftlich gesehen „gibt es keinen Grund,<br />
einen moderaten Weinkonsum während einer<br />
Reduktionsdiät zu verbieten“.<br />
Teil eines gesunden Lebensstils in hoher Lebensqualität<br />
– der moderate, regelmäßige Weingenuss<br />
ist kein „Dickmacher“, ganz im Gegenteil<br />
Ebenso brisant ist, was Völlerei und Fettsucht betrifft, die<br />
Situation in den USA. Das Joslin Diabetes Center in<br />
Boston/Massachusetts, das wohl wichtigste Diabetes-Forschungsinstitut<br />
der Welt, schlug vor kurzem Alarm: Wenn<br />
sich hinsichtlich Ernährungs- und Bewegungsverhalten<br />
nicht wirklich Grundlegendes bei ihnen ändert, werden<br />
weitere 41 Millionen US-Bürger in den nächsten Jahren<br />
zu den Zuckerkranken, den Typ-2-Diabetikern, zählen.<br />
Das alles ist eine Frage des Lebensstils, sagen die Experten<br />
und rufen zu gesundheitspolitischen Konsequenzen<br />
und einem geradezu revolutionären Umdenken in der<br />
Bevölkerung von jung an auf. <strong>VINOMED</strong> ist hier seit der<br />
ersten Ausgabe – die vorliegende mit neuesten wissenschaftlichen<br />
Highlights zu „Wein und Gesundheit“ ist<br />
bereits die 13. – auf dem richtigen Kurs. Dicke Weintrinker<br />
sind rar, das lässt sich wissenschaftlich belegen,<br />
und der Genießer im Stile eines „Savoir-vivre“ ist auch<br />
gegenüber dem Typ-2-Diabetes äußerst resistent.<br />
Ihr Hans-Jürgen Richter<br />
Vinomed