VINOMED 13.pdf
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Wissenschaft<br />
Worm (Berg/Starnberger See) ab. Der<br />
Ernährungsspezialist räumt gerne mit<br />
verkrusteten Ansichten und Vorurteilen<br />
auf seinem Fachgebiet auf, so auch<br />
zum Thema „Alkoholkonsum und<br />
Blutfette“. Die von ihm zitierte Studie<br />
von D. J. Baer et al. (AJCN 75 [2002],<br />
593–599) belegt, dass die Triglyceride<br />
unter einer täglichen Alkoholzufuhr<br />
von 15 bzw. 30 Gramm bei insgesamt<br />
unveränderter Kalorienzufuhr umso<br />
stärker sanken, je höher deren Ausgangswerte<br />
waren. Die große „Health<br />
Professionals Study“ an 46 892 Männern<br />
im Alter von 40 bis 75 Jahren<br />
zeigte bei einem Follow-up von zwölf<br />
Jahren, dass bei einer täglichen Alkoholzufuhr<br />
von 30 bis 49,9 Gramm die Diabetesinzidenz<br />
vom Typ 2 (= Häufigkeit<br />
des Neuauftretens) am niedrigsten<br />
lag, bei Abstinenz am höchsten (Conigrave,<br />
K. M. et al., Diabetes 50 [2001],<br />
2390–2395). Eine ganz aktuelle, in<br />
„Diabetes Care“ publizierte Meta-Analyse<br />
bestätigt, dass moderater Alkoholkonsum<br />
das Risiko für den Typ-2-Diabetes<br />
senkt (28 [2005], 719–725).<br />
„antioxidative Entschärfung“ des<br />
„bösen“ LDL-Cholesterins (Aviram &<br />
Fuhrmann, Atherosclerosis 137 Suppl<br />
[1998], 45–50), die Minderung von<br />
oxidativem Stress nach den Mahlzeiten<br />
(Ceriello, A. et al., Diabetes Care 22<br />
[1999], 2084–2085) und die Blutgefäß-Endothelfunktion<br />
bzw. Durchblutung<br />
(zum Beispiel Shimada et al.,<br />
Lancet 354 [1999], 1002 und Agewall<br />
et al., Eur Heart J 21 [2000], 74–78)<br />
ganz wesentlich.<br />
„Diabetes und Wein,<br />
das darf und soll sein!“<br />
Relatives Risiko<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Alkohol und Typ-2-Diabetes mellitus Inzidenz<br />
Die Ergebnisse der internationalen<br />
wissenschaftlichen Studien wurden<br />
jetzt auch durch die Diabetes-AhrWein-<br />
Studie für deutschen Wein bestätigt,<br />
über die Dr. Gerhard Kreuter – Chefarzt<br />
für Innere Medizin am Krankenhaus<br />
Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
und Leiter der Studie – auf dem<br />
Wiesbadener Internistenkongress erstmals<br />
vor einem großen Fachpublikum<br />
referierte (die Studie mit ihren Ergebnissen<br />
stellten wir bereits in <strong>VINOMED</strong><br />
Nr. 12/2004 ausführlich vor). 80 Typ-<br />
2-Diabetikern wurde hier unter „ärztlicher<br />
Aufsicht“ über einen Zeitraum<br />
von sechs Wochen der tägliche Genuss<br />
von 0,3 l Spätburgunder von der Ahr<br />
zum Abendessen „verordnet“. Ihre<br />
Zuckerwerte blieben in diesem<br />
Zeitraum stabil, die Menge des<br />
gefäßschädigenden Gerinnungsfaktors<br />
Fibrinogen sank und die Werte<br />
des „guten“, gefäßschützenden HDL-<br />
Cholesterins stiegen.<br />
Health Professionals Study<br />
*<br />
0 0,1–4,9 5,0–9,9 10,0–14,9 15,0–29,9 30,0–49,9 > 50<br />
Alkoholzufuhr in Gramm pro Tag<br />
* signifikanter Unterschied zu Abstinenz; Trend mit p < 0,0001 signifikant<br />
Conigrave, KM et al., Diabetes 2001; 50: 2390–5<br />
Alkoholabstinente Männer waren anhand der großen „Health Professionals<br />
Study“ am meisten davon bedroht, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln<br />
*<br />
*<br />
„Diabetes und Wein – das darf und soll<br />
sogar sein“, so das Resümee der Veranstaltung<br />
auf dem 111. Internistenkongress,<br />
wobei Co-Chairman Professor<br />
Vogel nochmals auf den kritischen, verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit<br />
dem Genussmittel Wein hinwies.<br />
Während gerade von gesundheitspolitischer<br />
Seite aber immer nur auf die<br />
Gefahren eines übermäßigen Konsums<br />
abgehoben werde, dürften die positiven<br />
Wirkungen des moderaten Weingenusses<br />
doch nicht verschwiegen werden.<br />
*<br />
*<br />
Vielfältiger Schutz von<br />
Herz und Kreislauf<br />
Die kardioprotektiven, Herz und Kreislauf<br />
und damit auch vor den Folgen<br />
des Typ-2-Diabetes schützenden<br />
Mechanismen einer mäßigen Alkoholaufnahme<br />
reichen hin bis zur Hemmung<br />
der Thrombozytenaggregation<br />
bzw. Blutverklumpung (Renaud &<br />
Ruf, Clin Chimica Acta 246 [1996],<br />
77–89) und Förderung der Thrombolyse<br />
bzw. Auflösung von Blutgerinnseln<br />
(Ridker et al., JAMA 272<br />
[1994], 929–933). Die Polyphenole<br />
im Wein entfalten zusätzliche protektive<br />
Eigenschaften: Dabei ist nicht nur<br />
das Resveratrol von Bedeutung, sondern<br />
auch eine ganz Reihe anderer<br />
Substanzen, wie das besonders im<br />
Weißwein vorhandene Quercetin, so<br />
der Internist und Symposiumspräsident<br />
Professor Krönig in der anschließenden<br />
Diskussion. Die Polyphenole<br />
sind zum Beispiel für eine<br />
Während von führenden Fachgesellschaften<br />
seit nunmehr über 30 Jahren<br />
beinahe gebetsmühlenartig empfohlen<br />
wird, möglichst wenig tierische<br />
Fette, dafür aber reichlich Kohlenhydrate<br />
zu verzehren, ist die Prävalenz<br />
(= Häufigkeit des Auftretens) von<br />
Übergewicht und Fettleibigkeit mit all<br />
ihren Folgen weiter stetig angestiegen.<br />
Ein Paradigmenwechsel ist längst überfällig,<br />
was eine so nötige „Gewichtsbremse“<br />
in der breiten Bevölkerung<br />
betrifft. So mehren sich – wissenschaftlich<br />
fundiert – die Anzeichen,<br />
„dass kohlenhydratarme, protein- und<br />
fettreiche Diäten wirksamer sind<br />
als die konventionellen fettarmen,<br />
kohlenhydratreichen Diäten“. Logische<br />
Schlussfolgerung des Ulmer Internisten<br />
und Adipositas-Forscher Dr. Herwig<br />
Ditschuneit: „Der Besorgnis erregende<br />
Anstieg der Prävalenz der Adipositas<br />
Fettarme Diäten vor dem Crash<br />
und die ermutigenden Ergebnisse mit<br />
kohlenhydratarmer Kost stellen eine<br />
Herausforderung dar und sollten<br />
Anlass sein, die üblichen Diätempfehlungen<br />
zur Gewichtsreduktion<br />
– wenig tierisches Fett, reichlich Kohlenhydrate<br />
– kritisch zu überdenken.“<br />
Nichts anderes aber tut, mit voller<br />
Konsequenz, der Ernährungswissenschaftler<br />
und Bestsellerautor Dr. Nicolai<br />
Worm schon seit Jahren.<br />
Joslin-Wissenschaftler<br />
auf dem LOGI-Weg<br />
Der Protagonist der LOGI-Methode<br />
bzw. LOGI-Ernährungspyramide in<br />
Deutschland setzt auf eine artgerechte,<br />
nicht übermäßig „insulinlockende“<br />
Ernährung mit viel Eiweiß und<br />
dem – richtigen – Fett, die relativ<br />
schnell und nachhaltig sättigt. Wie<br />
das LOGIscherweise in der Praxis aussieht,<br />
hat Worm zum Beispiel in seinem<br />
Buch „Glücklich und schlank“<br />
(ISBN: 3-927372-26-9) auch anhand<br />
schmackhafter Rezeptideen dargelegt.<br />
Interessanterweise gehen die neuesten,<br />
vom wegweisenden Joslin Diabetes<br />
Center in Boston/Massachusetts<br />
im April 2005 herausgegebenen<br />
Ernährungsempfehlungen für übergewichtige<br />
bzw. adipöse Typ-2-Diabetiker<br />
bzw. Risikokandidaten für dieses<br />
Volksleiden (so genannter „Prä-Diabetes“)<br />
schon ganz in diese Richtung.<br />
Die untere Grenze für den Kohlenhydratbedarf<br />
wird<br />
hier bei 130<br />
Gramm pro Tag<br />
und damit beinahe<br />
schon revolutionär<br />
niedrig<br />
gezogen.<br />
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Magazin für Wein, Genuss & Gesundheit