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Down-Syndrom-Plus Frühe Kommunikations ... - DS-InfoCenter

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Treppen gibt es überall<br />

Von der Treppenangst zum Treppendiplom!<br />

... Am schwierigsten zu Anfang von Jakobs Schulzeit an der OSW war seine Angst vor Treppen.<br />

Die kleinen Häuschen rund ums Hauptgebäude haben zwar nur wenige Stufen, aber<br />

es gibt den Mensakeller und die Bühne, die Bücherei und die Computerräume, das Bistro<br />

und den großen Arbeitsraum und all diese Räume sind nur über Treppen zu erreichen! Außerdem<br />

gehen wir auf Klassenfahrten. Treppen gibt es überall. Also, sie zu bewältigen muss<br />

gelernt werden.<br />

Wir beginnen zu üben. Erst mit dem Handlauf rechts und der Lehrerhand links, dann ohne<br />

Handlauf, aber mit Lehrerhand, zitternd wird auch der zweite Stock erklommen. Dann üben<br />

wir freihändig und lassen auch außerhalb der Schule keine Treppe aus! In Klasse 9 trägt Jakob<br />

dann volle Wäschekörbe treppauf, treppab, jede Stufe wird nur von einem Fuß betreten,<br />

wir sind sehr stolz auf ihn.<br />

Leider muss Jakobs Lehrerin in Klasse 10 bei einem Besuch bei den Großeltern erleben, dass<br />

die Treppenangst nur in der Schule überwunden ist. Die Lehrerin drückt großes Missfallen<br />

aus und zwei Wochen später, an einem Sonntag, kommt ein Anruf von Jakob. Er habe nun<br />

auch dem Opa gezeigt, dass er Treppen gehen kann. Wunderbar! Nun steht der Abschlussfahrt<br />

nach Italien, wo es bekanntlich besonders viele Treppen gibt, nichts mehr im Weg.<br />

Die Fahrt nach Italien ist lang. Aber dank der ausnahmsweisen Mitnahme eines Elefanten<br />

kann sie bewältigt werden. Gleich im Hotel zeigen sich die ersten italienischen Treppen, vier<br />

an der Zahl, teppichbelegt und in den zweiten Stock führend. Dort oben schläft man, unten<br />

isst man, also läuft man oft hinauf und hinunter. Schwer am ersten Tag und leicht am letzten.<br />

Am zweiten Tag steht eine besonders schwere Prüfung bevor. Eine Burg muss bestiegen<br />

werden, ca. acht Stockwerke hoch, eine Seite offen. Die Klassenkameraden Klara und Jonas<br />

führen Jakob hinauf. Da will man sich natürlich nicht blamieren. Von oben wird die Treppenangst<br />

dann in den Gardasee geworfen. Hoffentlich taucht sie nie wieder auf! Am nächsten<br />

Tag jedenfalls in Venedig bleibt sie verschwunden und Venedig hat doppelt so viele Treppen<br />

wie Kanäle, nämlich immer rauf und wieder runter.<br />

Auch am übernächsten Tag in Verona taucht die Angst nicht wieder auf, obwohl die Treppen<br />

in der Arena so hoch sind, dass man sie nur auf allen vieren bewältigen kann, gleichzeitig<br />

ein Gewitter tobt und es außerdem dunkel ist. Aber hier hilft Robert und auch vor ihm kann<br />

man sich nicht peinlich machen!<br />

Und deshalb ist es nun am Ende der Klasse 10 möglich, Jakob das Treppendiplom zu überreichen<br />

für den besten Treppensteiger in Italien und ab heute auch in Deutschland.<br />

Und damit dein Herz immer so mutig bleibt, wie es heute ist, schenken wir dir ein blaues<br />

Glasherz aus Italien, das dir dabei helfen soll.<br />

Aus der Abschlussrede auf Jakob am Ende der Klasse 10<br />

von seiner Sonderpädagogin Frau Jansen-Masuch<br />

Leben mit mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. Nr. 64 64 I I Mai 2010 31

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