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Vitale Generationsbeziehungen zwischen Jung und Alt

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<strong>Vitale</strong> <strong>Generationsbeziehungen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Jung</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong><br />

Auftaktveranstaltung der Woche für das Leben in Sachsen<br />

„Das Generationenverhältnis in unserer Gesellschaft wird getragen von vitalen<br />

Generationenbeziehungen“, sagte der Dresdner Soziologen Karl Lenz bei der<br />

Auftaktveranstaltung „WOCHE FÜR DAS LEBEN 2012“ in Sachsen. Das diesjährige<br />

Jahresmotto der Woche - „Mit allen Generationen“ - fand so seine Bestätigung.<br />

Engagiert für das Leben, das gehört zum Kern christlichen Selbstverständnisses. In der<br />

„WOCHE FÜR DAS LEBEN“ gehen die christlichen Kirchen in Deutschland den Fragen<br />

nach, die sich aus diesem Selbstverständnis unmittelbar ergeben.<br />

„Mit allen Generationen“ lautete das Motto der „WOCHE FÜR DAS LEBEN“ in 2012. Den<br />

Auftakt für diese Woche der Selbstverständigung der Christen begehen die Evangelisch-<br />

Lutherische Landeskirche Sachsens <strong>und</strong> das Bistum Dresden-Meißen traditionell<br />

gemeinsam.<br />

Die Leitfrage der sächsischen Auftaktveranstaltung am 21. April 2012 im Dresdner Hygiene-<br />

Museum lautete „Stör ich grad?“. Gesucht wurde Wege für ein gutes Miteinander im<br />

Zusammenleben der Generationen.<br />

Barbara Köhler <strong>und</strong> Frank del Chin bei der Eröffnung<br />

„Für das Zusammenleben<br />

von <strong>Alt</strong> <strong>und</strong> <strong>Jung</strong> sind mir<br />

wichtig, dass die<br />

Generationen sich bemühen,<br />

die jeweiligen Wünsche <strong>und</strong><br />

Erwartungen kennen zu<br />

lernen <strong>und</strong> zu respektieren“,<br />

betonte Oberkirchenrat Frank<br />

del Chin vom<br />

Landeskirchenamt der<br />

Evangelisch-Lutherischen<br />

Landeskirche Sachsens.<br />

Gemeinsam mit Frau<br />

Ordinariatsrätin Barbara<br />

Köhler vom Bistum Dresden-<br />

Meißen eröffnete Frank del<br />

Chin die<br />

Auftaktveranstaltung.<br />

Ebenso am Herzen liegt dem Oberkirchenrat, dass <strong>Alt</strong> <strong>und</strong> <strong>Jung</strong> „den gegenseitigen<br />

Austausch suchen <strong>und</strong> sich um einen respektvollen <strong>und</strong> weitgehend vorurteilsfreien Umgang<br />

bemühen, das Anderssein der anderen zu verstehen versuchen <strong>und</strong> ihre Maßstäbe <strong>und</strong><br />

Lebensnormen nicht verabsolutieren“. Ihm ist an der Bereitschaft, „zu unterstützen, zu<br />

helfen, zu fördern gelegen <strong>und</strong> daran, dass die Generationen „gemeinschaftliche<br />

Erfahrungen suchen, zugleich aber auch die Grenzen der anderen anerkennen <strong>und</strong> Geduld<br />

aufbringen“.<br />

Das Generationenthema ist ebenso eine Querschnittsaufgabe, unterstrich Eva Brackelmann,<br />

Geschäftsführerin der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen eaf. Die eaf


Sachsen organisiert im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Was brauchen Familien in<br />

Sachsen?“ den Austausch zu dieser Themenfeld. Im Vordergr<strong>und</strong> stehe dabei aktuell<br />

Rahmenbedingungen für eine menschliche Pflege.<br />

Zu düsteren <strong>und</strong> pessimistischen Zukunftsszenarien bestehe keinerlei Anlass, betonte<br />

Professor Karl Lenz, Soziologe <strong>und</strong> Prorektor an der Technischen Universität Dresden, in<br />

seinem Impulsreferat am 21. April 2012. „Das Generationenverhältnis in unserer<br />

Gesellschaft wird getragen von vitalen Generationenbeziehungen - im Familienkontext <strong>und</strong><br />

auch jenseits“, unterstrich Lenz.<br />

Von einer Polarität <strong>Alt</strong> gegen <strong>Jung</strong> könne schon deshalb keine Rede sein, so der<br />

Wissenschaftler weiter, weil heute ein Nebeneinander von drei, vier oder gar mehr<br />

Generationen bestehe. Die <strong>Alt</strong>erung der Gesellschaft bezeichnete Lenz als Phänomen der<br />

Modernisierung der Gesellschaft. Diese ist insoweit ein Modernisierungsgewinn, weil im<br />

Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung die Sterberaten – gerade bei Kleinst- <strong>und</strong><br />

Kleinkinder – abnähmen <strong>und</strong> späterhin die Geburtenzahlen sänken.<br />

Somit befänden wir uns nach Ansicht des Wissenschaftlers gegenwärtig in einer Periode des<br />

demographischen Übergangs, an<br />

deren Ende sich Geburtenzahlen <strong>und</strong><br />

Sterbezahlen wieder ausgleichen<br />

würden.<br />

Der von Lenz beschriebene<br />

demographische Übergang geht<br />

einher mit geringeren Familiengrößen.<br />

Horizontale Familien- <strong>und</strong><br />

Verwandtschaftsbeziehungen – etwa<br />

<strong>zwischen</strong> Geschwistern, Cousins <strong>und</strong><br />

Cousinen – verlören so an Bedeutung.<br />

Der Stellenwert vertikaler Familien<strong>und</strong><br />

Verwandtschaftsbeziehungen<br />

nehme laut Lenz zu. Ein weiteres<br />

Argument für ein Miteinander der<br />

Generationen.<br />

Debatte mit interessiertem Publikum<br />

Wie es also gut funktionieren kann,<br />

„Wenn <strong>Alt</strong> <strong>und</strong> <strong>Jung</strong> zusammenleben“,<br />

das stellt für Lenz die große Gestaltungsaufgabe von Gesellschaft, Kirche <strong>und</strong> Politik dar.<br />

„Jede <strong>und</strong> jeder hat die Chance <strong>und</strong> die Pflicht, sich am Gelingen des Miteinanders<br />

<strong>zwischen</strong> den Generationen zu beteiligen – ob in der Nachbarschaft, der Gemeinde, im<br />

Dorf“, steht für Sabine Schmerschneider von der Evangelischen Erwachsenenbildung in<br />

Sachsen fest. Hier träg sie Verantwortung für die Seniorenarbeit <strong>und</strong> die<br />

generationenübergreifende Bildung. Gemeinsam mit anderen hat sie unlängst die<br />

Arbeitshilfe für die Praxis „Blickpunkt kirchliche Seniorenarbeit. Herausforderung für die<br />

Zukunft“ herausgegeben.<br />

Bereits die Schule sollte sich dem Miteinander der Generationen im Unterricht widmen, findet<br />

Schmerschneider. „So, wie wir der jungen Generation eine lebenswerte Gesellschaft<br />

übergeben, so weit wird sie die Hoffnung auf die Zukunft nicht verlieren“, sagt Sabine<br />

Schmerschneider, „alte Menschen wollen dort alt werden <strong>und</strong> sterben, wo sie sich zu Hause<br />

wissen.“<br />

Dieses Zuhause muss immer mehr Generationenbeziehungen jenseits der Familien. Denn<br />

zunehmend mehr Menschen bleiben kinderlos. Deshalb stellt sich auch die


Landesarbeitsgemeinschaft Quartiersmanagement <strong>und</strong> Gemeinwesenarbeit Sachsen e.V.<br />

den Fragen des Miteinanders der Generationen. Für Tobias Habermann von der LAG<br />

Quartiersmanagement ist „wichtig, dass Kommunen einen Beitrag leisten können - sei es<br />

durch die direkte Bereitstellung oder die Akquise von Mitteln, die für diese Arbeit gebraucht<br />

werden“. Gerade in den Planungsprozessen der Kommunen sollte das Miteinander der<br />

Generationen ein größeres Gewicht bekommen <strong>und</strong> moderierend aufgegriffen werden, so<br />

Habermann.<br />

Im Gespräch zum Miteinander der Generationen: Professor Karl Lenz, Dorothee Werner, Gernot<br />

Borriss, Sabine Schmerschneider, Tobias Habermann (v.l.n.r.)<br />

Wie ein ausgewogener Mix von Nähe <strong>und</strong> Distanz zu einem gelungenen Miteinander der<br />

Generationen führen kann, dazu sprach auch Dorothee Werner, Familienberaterin im<br />

Ruhestand.<br />

Ganz praktischen Anschauungsunterricht zum gemeinschaftlichen Leben verschiedener bot<br />

zudem der Markt der Möglichkeiten. Hier stellte unter anderem die Stadtmission Zwickau<br />

e.V. ihr Projekt „Grüner Hof“ vor. Gleichfalls vertreten war – neben Diakonie <strong>und</strong> Caritas –<br />

das Mehrgenerationenhaus Radebeul. Zu den Teilnehmern gehört auch das Ökumenische<br />

Kirchencafe Leipzig – Lindenau, das seinen Sitz in der dortigen katholischen<br />

Liebfrauenkirche hat.<br />

„Was würden Sie ändern in Sachsen? Was wünschen Sie sich für uns Kinder?“ Diese<br />

Fragen stellten die beiden Mädchen Clara (11) <strong>und</strong> Dorothea (9 Jahre) den Gästen der<br />

Veranstaltung. Hier einige Antworten auf die von den Kinder spontan selbst organisierte<br />

Umfrage:<br />

Mann, 69 Jahre: Jugend- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten; Musik, Sport, Vereine ermöglichen<br />

unabhängig vom Einkommen der Eltern. Viel mehr Lehrer: ein/e Lehrer/in auf 15<br />

Schüler_Innen.


Frau, 24 Jahre: mehr Spielplätze; mehr Angebote in Museen für Kinder.<br />

Ältere Frau: Kinder, nicht so<br />

laut in Gottesdiensten; keine<br />

Blüten abknipsen. Einführung<br />

von "Schreigotttesdiensten" -<br />

für Familien mit Kindern, mit<br />

wenig Worten, vielen Bildern.<br />

Mehr Ersatz von Lehrern,<br />

damit weniger ausfällt.<br />

Älterer Mann: Zukunft für die<br />

jungen Menschen; mehr<br />

Ausstellungen <strong>und</strong><br />

Führungen in Museen für<br />

Kinder <strong>und</strong> nicht zu teuer;<br />

H<strong>und</strong>ekot von den Straßen;<br />

mehr Natur; mehr Radwege<br />

Mann, 53 Jahre: mehr<br />

Initiativen stellen sich beim Markt der Möglichkeiten vor.<br />

Lehrer_Innen; mehr<br />

Sportplätze <strong>und</strong> Spielplätze; Verkehrsberuhigung; mehr Fre<strong>und</strong>lichkeit in den<br />

Verkehrsmitteln, 13. Klasse einführen. Mehr Elternzeit, auch durch Männer.<br />

http://www.woche-fuer-das-leben.de/<br />

Text:<br />

Fotos:<br />

Gernot Borriss<br />

Stefanie Willuhn

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