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10<br />

Der Pekinger Nachfolgeprozess<br />

Für alle UN-Konferenzen der 1990er Jahre gibt<br />

es ein bestimmtes Überprüfungssystem, so<br />

auch für die 4. Weltfrauenkonferenz – eine<br />

Analyse nach fünf (Peking+5) beziehungsweise<br />

zehn Jahren (Peking+10). Damit wird<br />

untersucht, in welchen Bereichen es Fortschritte<br />

bei der Umsetzung der Beschlüsse<br />

gegeben hat und wo noch Defizite bestehen<br />

beziehungsweise weitere Maßnahmen notwendig<br />

sind. Für die Peking-Überprüfung wurden<br />

dabei keine weiteren Konferenzen abgehalten,<br />

sondern die bestehenden Treffen im<br />

UN-System genutzt. So behandelte die UN-<br />

Frauenrechtskommission ab 1997 einige der<br />

12 Themenfelder der Plattform in ihren Sitzungen.<br />

Peking+5<br />

Im Rahmen der 12. UN-Sondergeneralversammlung<br />

wurde im Jahre 2000 der Stand<br />

der Umsetzung diskutiert und sich auf weitere<br />

zukünftige Strategien geeinigt. Als<br />

Vorbereitung hatten regionale Konferenzen<br />

jeweils eigene Abschlussdokumente erarbeitet.<br />

Bereits auf diesen regionalen Versammlungen<br />

zeigte sich das schleppende<br />

Engagement vieler Staaten, wenn es um<br />

die Verwirklichung der Aktionsplattform<br />

ging – die Lähmungserscheinungen wurden<br />

sichtbar.<br />

Peking+10<br />

Vor der zehnjährigen Überprüfung der<br />

Aktionsplattform gab es eine breite internationale<br />

Debatte, ob eine neue Weltfrauenkonferenz<br />

veranstaltet werden sollte. Darauf<br />

wurde jedoch verzichtet. Stattdessen fand<br />

der Austausch über die Erfolge und Hindernisse<br />

zum zehnjährigen Jubiläum der Weltfrauenkonferenz<br />

auf der Sitzung der Frauenrechtskommission<br />

(FRK) Ende Februar/<br />

Anfang März 2005 in New York statt unter<br />

Beteiligung ranghoher RegierungsvertreterInnen<br />

aus nahezu allen Mitgliedsstaaten.<br />

Zur Vorbereitung hatte die UN einen Fragebogen<br />

an die nationalen Regierungen geschickt,<br />

um ein möglichst umfassendes Bild von Fortund<br />

Rückschritten zu bekommen. Nichtregierungsorganisationen<br />

in aller Welt haben die<br />

Möglichkeit genutzt, zu den offiziellen Antworten<br />

einen sogenannten Schattenbericht<br />

zu erstellen (siehe auch Schwerpunkt-Teil). Es<br />

fanden auch wiederum regionale Vorbereitungskonferenzen<br />

statt.<br />

In der ersten Woche der Sitzung zeigte<br />

sich, dass alle Staaten mit Ausnahme der<br />

USA und dem nicht stimmberechtigten Vatikan<br />

den Entwurf für die Abschlusserklärung<br />

unterstützten, die die Gültigkeit der Pekinger<br />

Aktionsplattform uneingeschränkt<br />

bestätigen sollte. Die USA wollten als Ergänzung<br />

festgehalten wissen, dass die Aktionsplattform<br />

nicht das Recht auf Abtreibung<br />

beinhaltet. Nach langen Verhandlungen<br />

wurde der Änderungsantrag zurückgezogen.<br />

Die Pekinger Aktionsplattform behält also<br />

ihre volle Gültigkeit als wichtigstes Dokument<br />

der Staatengemeinschaft zur Durchsetzung<br />

der vollen Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern. Die Nichtregierungsorganisationen<br />

können sich auch in Zukunft auf<br />

die Eigenverpflichtung ihrer Regierungen<br />

berufen. Im weiteren Verlauf der FRK-Sitzung<br />

wurden zehn Resolutionen verabschiedet,<br />

von denen diejenigen zum Menschenhandel<br />

mit Frauen und zur wirtschaftlichen<br />

Teilhabe zu heftigen Auseinandersetzungen<br />

Anlass gaben.<br />

Die Millenniumserklärung und die<br />

Millenniumsentwicklungsziele<br />

Vor dem Hintergrund der Weltkonferenzen in<br />

den 1990er Jahren hat die UN-Generalversammlung<br />

im Jahr 2000 umfassend ihre Ziele<br />

für das neue Jahrtausend formuliert. Die Millenniumserklärung<br />

(Millenium Declaration)<br />

hebt die Bedeutung der Vereinten Nationen<br />

I. Grundlagen<br />

hervor, weil Frieden und Sicherheit, Entwicklung<br />

und Armutsbekämpfung, Umweltschutz,<br />

Menschenrechte und Demokratie nur<br />

gemeinsam erreicht werden können. Außerdem<br />

soll die Staatengemeinschaft alles dafür<br />

tun, dass alle Länder gleichermaßen die positiven<br />

Chancen nutzen können, die in der Globalisierung<br />

liegen. Aus der Millenniumserklärung<br />

wurden acht Millenniumsentwicklungsziele<br />

(Millenium Development Goals – MDGs)<br />

abgeleitet:<br />

R extreme Armut und Hunger um die Hälfte<br />

reduzieren<br />

R Grundschulbildung für alle sichern<br />

R Geschlechtergleichstellung und Empowerment<br />

von Frauen fördern<br />

R Säuglingssterblichkeit überwinden<br />

R die Gesundheit der Mütter verbessern<br />

R HIV/AIDS, Malaria und andere Krankheiten<br />

bekämpfen<br />

R die Umwelt nachhaltig schützen<br />

R globale Entwicklungspartnerschaft entwickeln<br />

Diese Ziele wurden noch weiter herunter<br />

gebrochen auf 16 konkrete Teilziele und 48<br />

Prüfindikatoren. International haben die Millenniumsentwicklungsziele<br />

zur Zeit höchste<br />

Priorität, da im September 2005 auf der Sitzung<br />

der UN-Generalversammlung die erste<br />

Überprüfung ansteht.<br />

Die Bedeutung der Millenniumsentwikklungsziele<br />

für Frauen haben Regierungen<br />

und NGOs bei der diesjährigen Sitzung der<br />

Frauenrechtskommission intensiv diskutiert.<br />

Es wurde positiv bewertet, dass Ziel 3 die<br />

Förderung der Geschlechtergleichstellung<br />

und das Empowerment von Frauen festschreibt.<br />

Allerdings wird nicht durchgängig<br />

deutlich, dass Geschlechtergleichstellung<br />

die Voraussetzung ist zur Erfüllung aller Ziele;<br />

zudem bleiben die Targets, also die konkreten<br />

Teilziele, weit hinter CEDAW und der<br />

Pekinger Aktionsplattform zurück. Dies wird<br />

von zahlreichen Organisationen kritisiert.<br />

Während der Konferenz haben sich nahezu<br />

alle RegierungsvertreterInnen ausdrücklich<br />

für die Stärkung der Gender-Aspekte eingesetzt.<br />

Innerhalb der UN arbeitet vor allem<br />

UNIFEM darauf hin, dass die Millenniumsentwicklungsziele<br />

eng verknüpft werden<br />

mit den bereits rechtsverbindlichen<br />

Bestimmungen von CEDAW und den Forderungen<br />

der Aktionsplattform. International<br />

agierende NGOs arbeiten in dieselbe Richtung.<br />

Sie wollen vor allem die Menschenrechte<br />

als Bezugsrahmen für globale Entwicklung<br />

stärken.<br />

B. Wegweiser durch die Institutionen der UN<br />

Die UN-Organe und das UN-System<br />

In sechs zentralen UN-Organen spiegeln sich<br />

die anfangs beschriebenen Aufgabenbereiche<br />

wider.<br />

In der UN-Vollversammlung (General<br />

Assembly – GA) sind alle Mitgliedsstaaten<br />

vertreten – so etwas wie das „Parlament“ der<br />

Staatengemeinschaft. Jedes Mitglied hat eine<br />

Stimme. Die Vollversammlung kann keine<br />

Maßnahmen erzwingen, sondern stellt das<br />

moralische Gewissen der Nationen dar.<br />

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen<br />

hat die Hauptverantwortung dafür, Frieden<br />

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