10.GOTS-Treffen
10.GOTS-Treffen
10.GOTS-Treffen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
W. BILY, Wien<br />
Rehabilitation nach Hüftverletzungen und Operationen<br />
Einleitung<br />
Die Fortschritte in der operativen Versorgung von<br />
Hüftverletzungen und der Erfolg der minimal invasiven<br />
Endoprothesenversorgung ermöglichen eine zunehmend<br />
schmerzärmere postoperative Nachbehandlung.<br />
In Kombination mit einem individuellen perioperativen<br />
Schmerzmanagement ist eine schonende Frühmobilisation<br />
zur Vermeidung von Komplikationen und Immobiliationsschäden<br />
möglich. Der Belastungsaufbau richtet<br />
sich nach der muskulären Stabilisationsfähigkeit und<br />
den neurophysiologischen Möglichkeiten der Patienten.<br />
Nachbehandlung HTEP<br />
Die Rehabilitation beginnt am ersten postoperativen<br />
Tag mit Atemtherapie, Übungen zur Thromboseprophylaxe<br />
und allgemeiner Mobilisation zum Querbettsitzen.<br />
Eine sichere Transfer-Technik und Gangschulung<br />
stehen im Vordergrund der funktionellen Aktivitäten.<br />
Grosses Augenmerk gilt dem frühzeitigen Aufbau einer<br />
guten Muskelspannung vor allem des M. glutaeus<br />
med. und min. zur Sicherung der Stellung der HTEP.<br />
Funktionell wirken die Spannungskräfte der seitlichen<br />
Gesäßmuskulatur als Druckkräfte im Gelenk und<br />
wirken den Scherkräften der anderen Muskeln und der<br />
Schwerkraft entgegen. Zu vermeiden sind Bewegungsmuster<br />
mit scherender Wirkung, wie Flexions-Adduktion-Aussenrotations-Bewegungen<br />
(4,5).<br />
Kompressionskräfte Hüftgelenk % Körpergewicht<br />
Sitzen 30<br />
Aufstehen mit Abstützen 110<br />
Aufstehen ohne Abstützen 220<br />
Stehen auf beiden Beinen 70<br />
Gehen 300<br />
Aktives Üben im Liegen 250-280<br />
Heben gestrecktes Bein 130<br />
Übungen in offener Kette 250<br />
Aufstützen aus Rückenlage 150<br />
Stiegensteigen > 300<br />
Tab.1 Kompressionskräfte im Hüftgelenk (Bergmann, et al. 1989, 1993, 1995)<br />
Die bei verschiedenen Aktivitäten im Hüftgelenk auftretenden<br />
Kompressionskräfte wurden von Bergmann<br />
(1,2,3) beschrieben. (> siehe Tabelle 1)<br />
Noch höhere Kompressionskräfte treten beim Laufen und<br />
Stolpern auf. Trotzdem hat sich nach komplikationsloser<br />
Operation die vollbelastende Mobilisation durchgesetzt (7)<br />
Sobald eine ausreichende dynamische Einbeinstabilisation<br />
erreicht ist, können Krücken und Stöcke weggelassen<br />
werden. Ein regelmäßig durchgeführtes medizinisches<br />
Aufbautraining ermöglicht dem Patienten eine weitere<br />
Verbesserung seiner Gehleistung. Zur Verbesserung der<br />
lokalen Muskelausdauer eignen sich Übungseinheiten<br />
am Radergometer, Stepper oder Cross-Trainingsgerät.<br />
Zur Verbesserung der Maximalkraft und Kraftausdauer ist<br />
ein regelmässiges Training mit höheren Widerständen an<br />
Abduktions- und Extensionsgeräten sinnvoll.<br />
Parallel dazu soll die gestörte Sensomotorik des Patienten<br />
durch ein Koordinationstraining verbessert werden.<br />
Regelmäßige Dehnungsübungen der Hüftbeuger, Adduktoren<br />
und Ischiocruralen Muskelgruppe vervollständigen<br />
den Trainingsplan.<br />
LITERATURVERZEICHNIS<br />
1. Bergmann G, Rohlmann A, Graichen F. In vivo Messung der Hüftgelenksbelastung.<br />
Z Orthop. 1989;127:672-679.<br />
2. Bergmann G, Graichen F, Rohlmann A. Hip joint loading during<br />
walking and running, measured in two patients. J Biomech.<br />
1993;26:969-990.<br />
3. Bergmann G, Graichen F, Rohlmann A. Is staircase walking a risk for<br />
the fixation of hip implants? J Biomech. 1995;28:535-553.<br />
4. Bizzini M. Sensomotorische Rehabilitation nach Beinverletzungen.<br />
Stuttgart, New York Thieme, 2000.<br />
5. List M. Physiotherapeutische Behandlungen in der Traumatologie.<br />
Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2004.<br />
6. Spring H, Villiger B, Dvorak V, Schneider W, Tritschler T: Theorie und<br />
Praxis der Trainingstherapie. Stuttgart, New York, Thieme, 2005.<br />
7. Strom H, Huss K, Larsson S. Unrestricted weight bearing and intensive<br />
physiotherapy after uncemented total hip arthroplasty. Scand J Surg.<br />
2006;95:55-60.<br />
42 43