Juli/August 2009 - Geistliches Rüstzentrum Krelingen
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<strong>Krelingen</strong> aktuell<br />
Sehen und gesehen werden<br />
... im Krelinger Freizeit- und Tagungszentrum<br />
Die ersten Tage und Wochen im<br />
Kindergarten waren für unsere<br />
dreijährige Tochter ein ungewisses<br />
und ungewohntes Terrain.<br />
An einem Morgen, als ich sie in<br />
den Kindergarten brachte, war ich<br />
sehr eilig und wollte sie nur schnell<br />
„abgeben“. Sie aber blieb an der<br />
Schwelle zum Gruppenraum stehen<br />
und hielt meine Hand fest.<br />
„Du, ich muss jetzt gehen!“, sagte<br />
ich entschlossen. Sie aber hielt sich<br />
weiter an mir fest: „Nein, Frau P.<br />
hat mich noch nicht gesehen!“ Erst<br />
als die Erzieherin sich ihr zugewandt<br />
und sie herzlich begrüßt<br />
hatte, war sie in der Lage, meine<br />
Hand loszulassen und sich auf die<br />
Gruppenstunde im Kindergarten<br />
einzulassen.<br />
Ein menschliches Grundbedürfnis<br />
wird hier deutlich: Wir möchten<br />
gesehen werden oder besser gesagt,<br />
wir brauchen es, dass einer uns<br />
wahrnimmt. Denn nur da, wo wir<br />
wahrgenommen werden, können<br />
wir uns auch zuhause fühlen.<br />
Für uns als Team des Krelinger Freizeit-<br />
und Tagungszentrums heißt<br />
das: Wir müssen zuerst einmal<br />
sehen – unsere Gäste sehen und<br />
wahrnehmen, so wie sie sind und<br />
in dem, was sie erwarten. Nur so<br />
können wir ihnen eine Gastfreundschaft<br />
bieten, die ein Stück Heimat<br />
auf Zeit gibt.<br />
Ansprechende Atmosphäre<br />
Und was sehen wir da? Zunächst<br />
einmal, dass sie ein Bett brauchen<br />
und ein schönes Zimmer. Die Betten<br />
sind bezogen und vorbereitet.<br />
Da liegt ein Willkommensgruß auf<br />
dem Kopfkissen, Handtücher liegen<br />
bereit, auf dem Tisch steht ein erfrischendes<br />
Getränk. Es ist eine tägliche<br />
Selbstverständlichkeit für uns,<br />
dass wir hinsehen. Meistens geht es<br />
dabei um kleine Alltäglichkeiten.<br />
Die Atmosphäre im Haus muss<br />
ansprechend sein und stimmen.<br />
Selbstverständlich brauchen die<br />
Gäste auch gutes Essen. Wir sehen<br />
zum Beispiel die Bedürfnisse der<br />
Vegetarier, der Allergiker oder der<br />
Diabetiker. Alle aus dem Team freuen<br />
sich, wenn Gäste manchmal auch<br />
Kleinigkeiten merken: „Ach, dass<br />
Sie an mich gedacht haben!“ Das<br />
heißt für uns „dass sie mich gesehen<br />
haben“.<br />
Wir sehen auch das Bedürfnis nach<br />
Gemeinschaft, der Tischgemeinschaft<br />
zum Beispiel. Es geht bei den<br />
Mahlzeiten nicht nur um „Versorgung“<br />
- wobei gutes Essen für uns<br />
selbstverständlich ist! Es geht um<br />
das Miteinander, die Gespräche, es<br />
geht darum, Zeit miteinander zu<br />
haben, eben gemeinsam die Mahlzeiten<br />
zu genießen.<br />
Geistliche Gemeinschaft<br />
Und es geht um geistliche Gemeinschaft<br />
bei der Verkündigung des<br />
Wortes Gottes, im Gebet und in der<br />
Fürbitte füreinander. Es ist für mich<br />
immer wieder ein schönes Erlebnis,<br />
wenn die Gäste sich untereinander<br />
sehen und sich wahrnehmen. Es ist<br />
ein Geschenk, wenn echte Begegnung<br />
stattfindet. Das ist eine Voraussetzung<br />
dafür, dass Menschen<br />
sich öffnen mit ihren Fragen und<br />
Nöten.<br />
Es gibt aber noch ein anderes Sehen.<br />
Davon wird in den Evangelien<br />
immer wieder erzählt: „Und Jesus<br />
sah den Menschen an!“ Wenn Jesus<br />
auch uns dieses Sehen schenkt und<br />
wenn der Gast erfährt: „Ich bin in<br />
dieser Weise von Jesus angesehen“,<br />
dann ist eine Offenheit möglich, die<br />
nicht von Menschen gemacht, sondern<br />
nur von Gott selber geschenkt<br />
werden kann.<br />
Unsere Gäste im Krelinger Freizeitund<br />
Tagungszentrum sollen es erleben,<br />
dass sie gesehen werden und<br />
sie sollen <strong>Krelingen</strong> als einen Ort<br />
erfahren, an dem Jesus Christus sie<br />
in Liebe ansieht.<br />
Andreas Albers<br />
Pastor und Leiter des<br />
Krelinger Freizeitund<br />
Tagungszentrums