Portfolioarbeit in der Grundschule - Grundschule Eisenberg
Portfolioarbeit in der Grundschule - Grundschule Eisenberg
Portfolioarbeit in der Grundschule - Grundschule Eisenberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Portfolioarbeit</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Grundschule</strong><br />
„Das kann ich schon – das muss ich noch üben“<br />
Markus Fichter, Drazana Janic, Petra Weber-Hellmann<br />
Die neue Grundschulordnung steuert die Anzahl <strong>der</strong> Klassen–<br />
arbeiten, wodurch <strong>der</strong> Blick stärker auf die Lernprozessbegleitung<br />
gelenkt wird. Unterrichtszeit, die bislang zur Vor- und Nach–<br />
bereitung von Klassenarbeiten benötigt wurde, kann jetzt<br />
noch <strong>in</strong>tensiver zum For<strong>der</strong>n und För<strong>der</strong>n aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> genutzt<br />
werden. Diese <strong>in</strong>dividuelle Lernprozessbegleitung geschieht auf<br />
<strong>der</strong> Lehrerseite durch Beobachtungsbögen, auf <strong>der</strong> Schülerseite<br />
durch Portfolios. Beide Methoden stellt dieser Artikel vor.<br />
8
Die neue Grundschulordnung<br />
Das Schuljahr 2008-2009, e<strong>in</strong> recht<br />
langes Schuljahr, hat rund 39 volle Unterrichtswochen;<br />
lässt man jeweils die<br />
erste Woche nach den Ferien und die<br />
beiden letzten Wochen vor den Sommerferien<br />
außer Betracht, bleiben 33<br />
Wochen, also 165 Schultage; für das<br />
aktuelle Schuljahr hätte dies bedeutet,<br />
dass – nach bislang geltendem Recht<br />
– im Schnitt an jedem sechsten Schultag<br />
(!) e<strong>in</strong>e Klassenarbeit zu schreiben<br />
gewesen wäre (im kürzeren Schuljahr<br />
2007-2008: an jedem fünften Schultag,<br />
also wöchentlich!).<br />
Durch die positiven Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
die die neue Grundschulordnung mit<br />
Blick auf die Anzahl <strong>der</strong> schriftlichen<br />
Leistungsnachweise br<strong>in</strong>gt, ist dieser<br />
immense Druck sowohl von Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern als auch von den<br />
Lehrkräften genommen worden.<br />
Schriftliche Leistungsnachweise<br />
<strong>in</strong>dividualisieren<br />
„Richtig schreiben“<br />
Der Teilrahmenplan Deutsch Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
formuliert im Orientierungsrahmen<br />
unter dem Bereich „Schreiben“<br />
verschiedene Kompetenzen. Lag <strong>der</strong><br />
Fokus im vorherigen Lehrplan noch<br />
auf „Rechtschreiben“ mit dem Schwerpunkt<br />
Diktate, so f<strong>in</strong>det man nunmehr<br />
die Erweiterung über das Diktat h<strong>in</strong>aus;<br />
dabei wurde versucht, sowohl neue fachwissenschaftliche<br />
Ansätze als auch For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Bildungsstandards e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen,<br />
ohne Bewährtes zu verwerfen.<br />
Als Ergebnis f<strong>in</strong>den sich folgende Kompetenzen<br />
im Bereich „richtig schreiben“:<br />
• Geübte, rechtschreibwichtige Wörter<br />
normgerecht schreiben<br />
• Rechtschreibstrategien verwenden<br />
• Zeichensetzung beachten<br />
• Über Fehlersensibilität und Rechtschreibgespür<br />
verfügen<br />
• Rechtschreibhilfen verwenden: Wörterbuch<br />
nutzen, PC-Rechtschreib-<br />
Programme kritisch e<strong>in</strong>setzen, ableiten<br />
…<br />
• Arbeitstechniken e<strong>in</strong>setzen<br />
• …<br />
(vgl. M<strong>in</strong>isterium für Bildung, Familie<br />
und Jugend, 2005, S. 26)<br />
Wurde bisher <strong>in</strong> vielen Schulen <strong>der</strong><br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Leistungsmessung<br />
Leistungsfeststellung<br />
(punktuell)<br />
mündlich/schriftlich*<br />
praktisch<br />
a) * Schriftliche Leistungsnachweise –<br />
gleichrangig Lernanfor<strong>der</strong>ungen<br />
mit Gruppennorm<br />
b) Individuelle Lernanfor<strong>der</strong>ungen<br />
(nur Sach- und Individualnorm)<br />
im Bereich „richtig schreiben“ auf das<br />
Schreiben nach Diktat gelegt, so müssen<br />
nun an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Leistungsfeststellung<br />
und <strong>der</strong> Leistungsbeurteilung<br />
entwickelt werden, die die oben<br />
genannten Kompetenzen erfassen. Des<br />
Weiteren sollen prozessbegleitende Dokumentationen<br />
den Entwicklungsfortschritt<br />
aufzeigen.<br />
Zeitgemäßer Grundschulunterricht berücksichtigt<br />
die Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des, ist differenziert<br />
strukturiert und zeichnet sich<br />
unter an<strong>der</strong>em dadurch aus, dass bereits<br />
die Vorbereitung e<strong>in</strong>es Leistungsnachweises<br />
<strong>in</strong>dividuell erfolgt.<br />
Beispiel:<br />
„Schreiben – aber richtig!“<br />
Die Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> 3. Stufe <strong>der</strong> GS <strong>Eisenberg</strong><br />
entwickelten und erprobten geme<strong>in</strong>sam<br />
folgenden gruppenbezogenen<br />
schriftlichen Leistungsnachweis:<br />
1. De<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> diktiert<br />
dir e<strong>in</strong>ige Sätze:<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
__Punkte<br />
2. Schreibe nun den Text ab!<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
__Punkte<br />
Abb. 1: Arbeitsblätter „Richtig schreiben“<br />
Leistungsbeurteilung<br />
Kompetenzwettbewerb<br />
Lernprozessbeobachtung<br />
Arbeitsweise/<br />
Lernfortschritt/Transfer<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Lernschwierigkeiten<br />
und Lernstörungen:<br />
ke<strong>in</strong>e Gruppennorm/ke<strong>in</strong>e Note<br />
Ausschließlich <strong>in</strong>dividuell –<br />
so lange wie nötig<br />
3. Arbeite mit dem Wörterbuch:<br />
A Schreibe die Mehrzahl <strong>der</strong> Nomen<br />
und die Seitenzahl <strong>in</strong> die Tabelle!<br />
Nomen<br />
E<strong>in</strong>zahl<br />
<strong>der</strong> Unfall<br />
<strong>der</strong> Reifen*<br />
Nomen<br />
Mehrzahl<br />
B Schreibe die Grundform <strong>der</strong> Verben<br />
und die Seitenzahl <strong>in</strong> die Tabelle!<br />
Verb<br />
(er) bremst<br />
(sie) läuft*<br />
Grundform<br />
C Schreibe Grundstufe <strong>der</strong> Adjektive<br />
und die Seitenzahl <strong>in</strong> die Tabelle!<br />
Adjektiv<br />
sicherer<br />
am besten*<br />
E<strong>in</strong> Aufgabenpool („Übungsplan“)<br />
bildet die Basis <strong>der</strong> Vorbereitung; dieser<br />
Aufgabenpool greift e<strong>in</strong>erseits auf<br />
immer wie<strong>der</strong> gleiche Übungsformen<br />
zurück (z. B.: „Schreibe die Lernwörter<br />
jeden Tag e<strong>in</strong>mal fehlerfrei <strong>in</strong> de<strong>in</strong><br />
Übungsheft.“, „Unterstreiche <strong>in</strong> den<br />
folgenden Sätzen die Verben rot, schreibe<br />
sie <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Heft und schreibe die<br />
Grundform (Inf<strong>in</strong>itiv) dazu!“, „Suche<br />
folgende Nomen im Wörterbuch, notiere<br />
die Wörterbuch-Seite und setze die<br />
Nomen <strong>in</strong> die Mehrzahl!“ usw.), be<strong>in</strong>haltet<br />
an<strong>der</strong>erseits auch Formen, die auf<br />
die jeweilige Aufgabenstellung bezogen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Für jedes K<strong>in</strong>d können mit ger<strong>in</strong>gem<br />
organisatorischem Aufwand die<br />
Übungen benannt werden, die se<strong>in</strong>em<br />
Lernstand entsprechen und <strong>in</strong>dividuelle<br />
Weiterentwicklungen ermöglichen.<br />
Dazu gehört auch, geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong><br />
Schüler<strong>in</strong>/dem Schüler die sogenann-<br />
Seitenzahl<br />
Seitenzahl<br />
Grundstufe<br />
Seitenzahl<br />
9
5. Rechtschreibregeln helfen uns<br />
beim Schreiben<br />
Fülle die Lücken aus und schreibe<br />
die Begründung (Schreibregel)<br />
dazu:<br />
1. __ _erkehrszeichen:<br />
___________<br />
2. R_<strong>der</strong>:<br />
_____________________<br />
3. _elle Kleidung, _aute Kl<strong>in</strong>gel,<br />
_ote Ampel:<br />
_________________<br />
*4. Schne__:<br />
___________________<br />
*5. _icherheit:<br />
_________________<br />
__Punkte<br />
ten „persönlichen Wörter“ zu „entdecken“<br />
(nämlich die, die dem K<strong>in</strong>d beim<br />
Schreiben beson<strong>der</strong>s schwer fallen), mit<br />
ihnen produktiv umzugehen und diese<br />
als Lernchance zu nutzen (beispielsweise,<br />
<strong>in</strong>dem auf dem Übungsplan Raum<br />
für „Me<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Wörter“ vorhanden<br />
ist). Damit s<strong>in</strong>d Fehler „(…)<br />
„Fenster“, die E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Denken<br />
<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> gestatten. Sie s<strong>in</strong>d wichtige<br />
Elemente auf dem Weg zur eigenaktiven<br />
Regelbildung.“ (MBFJ, 2005, S. 18).<br />
Lernprozessbegleitung als Kernaufgabe<br />
zeitgemäßen Unterrichts<br />
Wie e<strong>in</strong>gangs bereits erwähnt, hat die<br />
(dokumentierte) Lernprozessbegleitung<br />
an Bedeutung gewonnen: Sie ermö g-<br />
licht es Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, Eltern<br />
und Lehrkräften<br />
• Lernschritte wahrzunehmen,<br />
• Lernschritte zu würdigen,<br />
• Lerngespräche zu führen,<br />
• Lernwege zu öffnen und zu beschreiben.<br />
(vgl. Bartnitzky/Speck-Hamden, 2004)<br />
D F<strong>in</strong>de die zusammengesetzten<br />
Nomen. Schlage zwei Wörter nach<br />
und schreibe die Seitenzahlen auf.<br />
Fahrradkl<strong>in</strong>gel: _____________<br />
Verkehrsschild: _____________<br />
__Punkte<br />
4. Eigene Sätze schreiben<br />
Schau dir das Bild genau an.<br />
Schreibe zu dem Bild vollständige<br />
Sätze!<br />
(5-6 Wörter) __________________<br />
_______________________________<br />
(8-9 Wörter)*__________________<br />
________________________________<br />
__Punkte<br />
Folgende Möglichkeiten geben e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Arbeit mit Beobachtungs<br />
bögen und Portfolio.<br />
Beobachtungsbögen<br />
Während <strong>der</strong> Übungsphase, aber auch<br />
während sonstiger Unterrichtszeit setzen<br />
die Lehrkräfte Beobachtungsbögen e<strong>in</strong>.<br />
Folgendes Beispiel, das vom Autorenteam<br />
auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Kompetenzen erstellt<br />
wurde, ist <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Liste gehalten.<br />
Selbstverständlich s<strong>in</strong>d auch an<strong>der</strong>e Formen<br />
(e<strong>in</strong> Bogen pro K<strong>in</strong>d) möglich.<br />
E<strong>in</strong> solcher Beobachtungsbogen verb<strong>in</strong>det<br />
die schul<strong>in</strong>ternen Arbeitspläne mit<br />
dem Unterricht und for<strong>der</strong>t damit e<strong>in</strong><br />
spiralförmiges Vorgehen.<br />
Auch und beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Lehrer-Eltern-<br />
Schüler-Gesprächen verdeutlicht diese<br />
Art <strong>der</strong> Lernprozessbegleitung die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Entwicklung des K<strong>in</strong>des und<br />
macht damit den Lernprozess sichtbar.<br />
Portfolios<br />
E<strong>in</strong>ige Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler nennen<br />
es „me<strong>in</strong> großes Buch“, an<strong>der</strong>e<br />
geben ihm Namen („me<strong>in</strong> Kroko“),<br />
für e<strong>in</strong>ige ist es e<strong>in</strong> bunter Ordner, <strong>in</strong><br />
Anmerkungen:<br />
- Der Leistungsnachweis beruht<br />
auf e<strong>in</strong>er fächerübergreifenden<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heit im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Verkehrserziehung.<br />
- Beispiele für Differenzierungsmöglichkeiten:<br />
Aufgabe 2: Text kann von <strong>der</strong><br />
Tafel o<strong>der</strong> vom Blatt am<br />
Arbeitsplatz abgeschrieben<br />
werden.<br />
Aufgaben 3 und 5: Gekennzeichnete<br />
Teilaufgaben<br />
entsprechen e<strong>in</strong>em höheren<br />
Anfor<strong>der</strong>ungsprofil.<br />
dem sie gerne blättern und den sie voller<br />
Stolz vorzeigen. Doch alle sprechen<br />
vom Gleichen: von ihrem eigenen Portfolio.<br />
Die För<strong>der</strong>pläne <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler mit son<strong>der</strong>pädagogischem För<strong>der</strong>bedarf<br />
werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pestalozzischule<br />
<strong>in</strong> <strong>Eisenberg</strong> <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Portfolios erstellt.<br />
Der Weg <strong>der</strong> Schule zu dieser Art<br />
<strong>der</strong> Dokumentation g<strong>in</strong>g über die eigenen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Erstellung e<strong>in</strong>es<br />
För<strong>der</strong>plans und se<strong>in</strong> pädagogisches Verständnis.<br />
Nicht die Lehrpersonen alle<strong>in</strong>e<br />
sollten den Lernstand <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit<br />
damit verbundenen Lernzielen festsetzen,<br />
son<strong>der</strong>n die Lernprozesse sollen den<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern transparent<br />
gemacht werden, und sie selbst werden<br />
zu „Machern“ ihrer eigenen Ziele.<br />
Portfolios können „sowohl den Lernprozess<br />
als auch die Lernprodukte <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> anschaulich dokumentieren“.<br />
(B. Loidl, 2000, <strong>in</strong>: Gerecht beurteilen,<br />
S. 7) Außerdem werden sie offenen<br />
Unterrichtsformen und <strong>in</strong>dividuellen<br />
Lernzielsetzungen am besten gerecht<br />
und wirken sich positiv auf die Moti-<br />
Name des K<strong>in</strong>des<br />
Kompetenzen<br />
schreibt häufig<br />
Wörter/Merkwörter<br />
normgerecht<br />
überträgt<br />
bekannte<br />
Regelungen<br />
auf weitere<br />
Wörter<br />
kann regel hafte<br />
Schreib weisen<br />
begründen<br />
beachtet die<br />
Zeichensetzung<br />
nutzt das Wörterbuch<br />
als Rechtschreibhilfe<br />
nutzt<br />
folgende<br />
Arbeitstechniken:<br />
Abb. 1: Beobachtungsbogen „Richtig schreiben“<br />
+ kaum/ ++ teilweise/mit Hilfe /+++ häufig/ ++++ sicher und selbstständig<br />
10
vation, das Selbstwertgefühl und auf<br />
das Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler aus.<br />
Das Portfolio ist die Sammlung von<br />
Schülerarbeiten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des verschiedenster<br />
Art, die im Laufe e<strong>in</strong>es Monats<br />
entstanden s<strong>in</strong>d. Die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler werden angeregt, repräsentative<br />
Dokumente ihres Lernens zu sammeln,<br />
die ihre Leistungen und vor allem ihre<br />
<strong>in</strong>dividuelle Lernentwicklung veranschaulichen.<br />
In e<strong>in</strong>em Portfoliogespräch zwischen<br />
Lehrkraft und K<strong>in</strong>d wird <strong>der</strong> Lernprozess<br />
reflektiert: Die ausgewählten Arbeiten<br />
– Arbeitsblätter, Bil<strong>der</strong>, kopierte<br />
Seiten aus Heften und Arbeitsheften,<br />
Lernzielkontrollen, auch Fotos aus dem<br />
Unterrichtsalltag – werden sorgfältig<br />
<strong>in</strong>dividuell besprochen, aus Lehrer- und<br />
Schülersicht kommentiert und auf e<strong>in</strong>em<br />
großen Monatsbogen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er bunten<br />
Ordnerseite festgehalten und gestaltet.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit dem K<strong>in</strong>d werden klar<br />
def<strong>in</strong>ierte Lernziele und auch persönliche<br />
Ziele festgelegt. Dabei wird beson<strong>der</strong>s<br />
auf e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dgemäße, verständliche<br />
und e<strong>in</strong>fache Sprache geachtet. Je nach<br />
Schreibfähigkeit <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler werden ihre Ziele von ihnen<br />
selbst notiert o<strong>der</strong> ihre Lehrer<strong>in</strong>nen/<br />
Lehrer schreiben diese für sie auf. Auf<br />
diese Weise wird aus dem Portfolio vor<br />
allem auch für das K<strong>in</strong>d ersichtlich,<br />
was es sich vorgenommen hat und ob<br />
es <strong>in</strong>dividuell gesteckte Ziele erreicht<br />
hat bzw. an welcher Stelle es sich auf<br />
dem Weg zu diesen Zielen bef<strong>in</strong>det.<br />
Der Reflexionsprozess ermöglicht dem<br />
K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Stärken<br />
und Schwächen zu entwickeln. Das<br />
K<strong>in</strong>d fühlt sich ernst genommen. Es<br />
wird zur Selbstbeurteilung befähigt und<br />
übernimmt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hohen Grad die<br />
Verantwortung für se<strong>in</strong> eigenes Lernen.<br />
<strong>Portfolioarbeit</strong> wird geme<strong>in</strong>sam im<br />
Lehrerteam geplant und <strong>in</strong> regelmäßig<br />
stattf<strong>in</strong>denden Gesprächen reflektiert.<br />
Inhaltlich wird darauf geachtet, dass die<br />
Hauptfächer (Deutsch, Mathematik,<br />
Sachunterricht) im Portfolio be<strong>in</strong>haltet<br />
s<strong>in</strong>d, wobei je nach Thema und För<strong>der</strong>bedarf<br />
verschiedene Schwerpunkte gesetzt<br />
werden können. Daneben nehmen<br />
das Sozialverhalten sowie Lern- und<br />
Arbeitsverhalten <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler ebenfalls e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />
Platz e<strong>in</strong>, damit e<strong>in</strong>e ganzheitliche<br />
Lernprozessbegleitung gewährleistet<br />
werden kann.<br />
Nicht nur dem K<strong>in</strong>d wird die eigene<br />
Lernentwicklung durch das Betrachten<br />
<strong>der</strong> Portfolios deutlicher, son<strong>der</strong>n auch<br />
den Eltern und weiteren Ansprechpartnern,<br />
welche <strong>in</strong> die För<strong>der</strong>ung des K<strong>in</strong>des<br />
<strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d (Therapeuten, Ärzte,<br />
Lehrkräfte <strong>in</strong> weiterführenden Schulen,<br />
Fachlehrkräfte, …). Bei Elterngesprächen<br />
kann anhand des Portfolios<br />
genau aufgezeigt werden, wie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
lernt, welche Entwicklungsschritte es<br />
vollbracht hat und was es sich selbst als<br />
nächsten Schritt vorgenommen hat. Allen,<br />
die dieses Portfolio betrachten, fällt<br />
es leicht, sich e<strong>in</strong> Bild vom K<strong>in</strong>d und<br />
se<strong>in</strong>er Lernbiographie zu machen.<br />
„Wie machen wir<br />
uns auf den Weg?“<br />
Diese Frage wird dem Autorenteam,<br />
das auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrerfortbildung tätig<br />
ist, häufig gestellt. Das alte Sprichwort<br />
„Auch <strong>der</strong> längste Weg beg<strong>in</strong>nt mit dem<br />
ersten Schritt“ hat auch hier se<strong>in</strong>e Berechtigung.<br />
„Das kann ich schon“<br />
Wir als Lehrkräfte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Unterricht<br />
auf <strong>der</strong> Basis fachwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und methodisch-didaktischer<br />
Überlegungen zu planen und<br />
durchzuführen; dass die <strong>Grundschule</strong>n<br />
gute Arbeit leisten, wird immer wie<strong>der</strong><br />
bestätigt.<br />
„Das muss ich noch üben“<br />
Begibt sich das Kollegium geme<strong>in</strong>sam<br />
auf den Weg, empfiehlt sich die Kooperation<br />
auf Stufenebene; kle<strong>in</strong>ere<br />
Schulen können mit <strong>der</strong> Nachbarschule<br />
zusammenarbeiten, um den kollegialen<br />
Austausch zu gewährleisten. So kann<br />
erreicht werden, dass Differenzierung<br />
und Individualisierung als Basis zeitgemäßen<br />
Unterrichts von <strong>der</strong> Planung bis<br />
h<strong>in</strong> zur Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung<br />
realisiert werden.<br />
Die neue Schulordnung <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-<br />
Pfalz fasst viele Aspekte, die bisher<br />
durch Verwaltungsvorschriften geregelt<br />
waren, neu, erweitert diese und ermöglicht<br />
damit e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung <strong>in</strong><br />
den E<strong>in</strong>zelschulen, bei <strong>der</strong> das <strong>in</strong>dividuelle<br />
Lernen im Mittelpunkt steht. Dies<br />
ist e<strong>in</strong>e Chance, mit <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Heterogenität an unseren <strong>Grundschule</strong>n<br />
umzugehen – ergreifen wir sie!<br />
Literatur<br />
Brunner, Ilse/Häcker, Thomas/<br />
W<strong>in</strong>ter, Felix (Hrsg.): Das Handbuch<br />
<strong>Portfolioarbeit</strong>. Konzepte – Anregungen<br />
– Erfahrungen aus Schule<br />
und Lehrerbildung. Kallmeyer, Velber-Seelze,<br />
2006<br />
Edel, Barbara: För<strong>der</strong>pläne als Mittel<br />
<strong>der</strong> Lernprozessbegleitung. In: Lernende<br />
Schule 23/2003, S. 56-57<br />
Häcker, Thomas: Mit <strong>der</strong> Portfoliomethode<br />
den Unterricht verän<strong>der</strong>n.<br />
In: Pädagogik 3/2005, S. 13-18<br />
M<strong>in</strong>isterium für Bildung, Frauen<br />
und Jugend: Teilrahmenplan<br />
Deutsch. Grünstadt, 2005<br />
Müller, Andreas: Erlebnisse durch<br />
Ergebnisse. Das Lernportfolio als<br />
multifunktionales Werkzeug im Unterricht.<br />
In: <strong>Grundschule</strong> 6/2005,<br />
S. 9-18<br />
Schwarz, Johanna: Portfolio als Lernstrategie<br />
und alternative Leistungsbeurteilung.<br />
In: Die Zeitschrift für den<br />
Deutschunterricht. In Wissenschaft<br />
und Schule 1/2002, S. 108<br />
Scianna, Rosetta: So geht das. Bewertung<br />
im offenen Unterricht. Leistungsbeurteilung<br />
als För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument.<br />
Verlag an <strong>der</strong> Ruhr, Mülheim<br />
an <strong>der</strong> Ruhr, 2004<br />
W<strong>in</strong>ter, Felix: Person – Prozess – Produkt.<br />
Das Portfolio und <strong>der</strong> Zusammenhang<br />
<strong>der</strong> Aufgaben. In: Friedrich<br />
Jahresheft 2003, S. 78-81<br />
Die ausführliche Literaturliste f<strong>in</strong>den<br />
Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Version dieser Ausgabe.<br />
Drazana Janic ist För<strong>der</strong>schulpädagog<strong>in</strong><br />
an <strong>der</strong> Pestalozzischule <strong>Eisenberg</strong>. Sie<br />
ist Diplom-Pädagog<strong>in</strong> und Lehrbeauftragte<br />
an <strong>der</strong> Universität Landau.<br />
Markus Fichter ist Rektor <strong>der</strong> Pestalozzischule<br />
<strong>Eisenberg</strong> und Referent beim ILF.<br />
Petra Weber-Hellmann ist Schulleiter<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Grundschule</strong> <strong>Eisenberg</strong><br />
und Referent<strong>in</strong> beim ILF.<br />
11