Von der Höhle in den Weltraum - Hanno Ehrler
Von der Höhle in den Weltraum - Hanno Ehrler
Von der Höhle in den Weltraum - Hanno Ehrler
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1<br />
<strong>Hanno</strong> <strong>Ehrler</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhle</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Weltraum</strong><br />
Science-fiction - e<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
Der Autor und Schriftsteller Herbert W. Franke<br />
Sprecher 1<br />
Haupttext (m)<br />
Sprecher 2<br />
Franke-Zitate (m)<br />
Sprecher 3<br />
Zitate (m)<br />
Sprecher 4 Überschriften (Hörspielszenen ohne!!!) (m o<strong>der</strong> w)<br />
Musik: (Länge je nach Szene)<br />
Hörspielszene 1 „Der Orchideenkäfig“<br />
Ceccarelli, „Aniccham 11“ (BMG CCD 3009)<br />
Hörspielszene 2 „Tod e<strong>in</strong>es Unsterblichen“<br />
N. Sani. „Ten<strong>den</strong>ze“ (FONIT CETRA CDC 43)<br />
Hörspielszene „Sirius Transit“<br />
M. Bagella: „Poco prima...“ (FONIT CETRA CDC 43)<br />
Hörspielszene „Der Elfenbe<strong>in</strong>turm“<br />
S. Tambur<strong>in</strong>i: „Laghi“ (Master DAT) o<strong>der</strong> „Per cieli...“ (FONIT CETRA CDC 43))<br />
Musikcut 1 bis 3<br />
James Randall: „Mudgett, Monologues for a Mass Mur<strong>der</strong>er“ (Wergo WER 2033-2)<br />
Anmerkungen zur Musik:<br />
Bei <strong>den</strong> Hörspielszenen sollte die Stimmung <strong>der</strong> Musik klar se<strong>in</strong>, bevor <strong>der</strong> Text anfängt, d.h.<br />
immer e<strong>in</strong>ige Sekun<strong>den</strong> Vorlauf <strong>der</strong> Musik. Beim Stück von Bagella muß unbed<strong>in</strong>gt <strong>der</strong><br />
Pegel zu Beg<strong>in</strong>n angehoben und später wie<strong>der</strong> abgesenkt wer<strong>den</strong>.<br />
Zu <strong>den</strong> Musikcuts: die ersten drei M<strong>in</strong>uten des Stücks von Randall erlauben E<strong>in</strong>stieg und<br />
Ausstieg an fast jedem beliebigen Punkt (hart geschnitten, ohne blen<strong>den</strong>!!!). Die Musicuts<br />
können somit als Puffer zum Auffüllen <strong>der</strong> Zeit verwendet wer<strong>den</strong>, sollten aber jeweils nicht<br />
länger als ca. 30´´ se<strong>in</strong>.
Hörspielszene „Der Orchideenkäfig“<br />
Personen: Al, Don, Katja, Jak<br />
Musik: Luigi Ceccarelli: „Annicham Nr. 11, Danza con mani“ (Musik bis 16´´ frei, E<strong>in</strong>satz des<br />
Textes teilweise auf <strong>den</strong> Rhythmus <strong>der</strong> Musik abstimmen)<br />
2<br />
Al: Die Spur auf <strong>der</strong> Brücke läuft doppelt. Das verstehe ich nicht. Sie s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> zurückgekommen.<br />
Katja: Hört doch auf zu diskutieren! Gehen wir doch endlich! Warum halten wir uns hier auf!<br />
So laßt uns endlich zu e<strong>in</strong>em Ende kommen!<br />
Don: Sie hat Recht Al. Was soll das Diskutieren? Laßt uns endlich über die Brücke gehen.<br />
Al: Die Brücke. Sie haben die Brücke gesprengt. Schnell, <strong>in</strong> Deckung. - Don, wo ist Katja?<br />
Don: Sie war schon auf <strong>der</strong> Brücke, als <strong>der</strong> Sprengsatz hochg<strong>in</strong>g.<br />
Al: Katja...wir müssen...<br />
Don: Laß sie. Es geschieht ihr recht. Komm weiter. Die an<strong>der</strong>en sitzen da oben auf dem<br />
Turm. Wir müssen aus <strong>der</strong> Schußl<strong>in</strong>ie. - Hast du das gehört. Die Stimme kenne ich. Das ist<br />
Jak.<br />
Al: Wer sonst?<br />
Don: Mensch Al. Das ist Jak mit se<strong>in</strong>en Leuten. Al, Junge, verstehst du, was das heißt? Jak<br />
ist h i n t e r uns! Wir s<strong>in</strong>d die ersten! Wir kommen zuerst <strong>in</strong>s Zentrum! Wir gew<strong>in</strong>nen!<br />
Komm, wir müssen über die Brücke. - Komm! Schnell!<br />
Al: Achtung Don, Stopp, halt an. Der Weg bricht ab. E<strong>in</strong> glatter Bruch. Der Weg hört e<strong>in</strong>fach<br />
auf. Und dah<strong>in</strong>ter nichts, e<strong>in</strong>fach nichts.<br />
Don: Jetzt ist es aus. Wir sitzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Falle.<br />
Al: Jetzt wissen wir, warum die an<strong>der</strong>en umgekehrt s<strong>in</strong>d.<br />
Don: Sie haben uns here<strong>in</strong>gelegt, diese Schufte.<br />
Al: Ich wüßte gern, wie man h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommt <strong>in</strong> diese verfluchte Stadt.<br />
Don: Das ist mir jetzt vollkommen gleichgültig. Wir haben verspielt. Jak kann mit uns machen,<br />
was er will. Ich glaube, wir geben es auf. - Jak, du hast gewonnen. Wir geben auf!. -<br />
Jak hörst du? Wir geben auf!<br />
Jak: Hallo Don! Gut daß du es e<strong>in</strong>gesehen hast! Komm näher, aber schön langsam!<br />
(Lachen)<br />
Al: Ah, me<strong>in</strong> Arm<br />
Don: Jak du Schwe<strong>in</strong>, du Schwe<strong>in</strong>, du Schwe<strong>in</strong>... (ersterbend)
Seite 53, im ersten Drittel des Romans: Al, Don und Katja, die drei Protagonisten, s<strong>in</strong>d tot.<br />
Der Leser ist schockiert, <strong>den</strong>n <strong>der</strong> Tod <strong>der</strong> Hel<strong>den</strong> kommt völlig unerwartet. Was nun?<br />
Bis zu diesem Punkt weiß man: auf e<strong>in</strong>em fernen Planeten versuchen zwei rivalisierende<br />
Gruppen das Zentrum e<strong>in</strong>er großen Stadt zu erreichen. Noch ist aber unklar, warum die<br />
bei<strong>den</strong> Gruppen dies tun und <strong>in</strong> welchem Verhältnis sie zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> stehen. Al, Don und<br />
Katja, die jetzt tot s<strong>in</strong>d, bildeten e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bei<strong>den</strong> Gruppen.<br />
Die nächste Seite - es geht weiter:<br />
3<br />
Sprecher 3<br />
„Da wären wir also“, sagt Don. „Nichts hat sich verän<strong>der</strong>t,“ bemerkt Katja. „Was soll<br />
sich auch verän<strong>der</strong>t haben?“ fragt Al.<br />
So schnell, wie die drei Personen ums Leben kamen, so schnell stehen sie von <strong>den</strong> Toten<br />
wie<strong>der</strong> auf. Herbert W. Franke läßt die Protagonisten se<strong>in</strong>es Science-fiction-Romans „Der<br />
Orchideenkäfig“ wie<strong>der</strong> agieren, als sei zuvor nichts Böses geschehen. Der Leser ist erleichtert,<br />
<strong>den</strong>n er erhält se<strong>in</strong>e I<strong>den</strong>tifikationsfiguren zurück. Er ist aber auch irritiert, <strong>den</strong>n die<br />
gradl<strong>in</strong>ige Handlung wurde durch diesen Überraschungseffekt gebrochen.<br />
Herbert W. Franke - e<strong>in</strong> Science-fiction-Autor?<br />
Im tabellarischen Lebenslauf von Herbert Franke steht das Schreiben von Science-fiction<br />
nicht im Vor<strong>der</strong>grund: geboren 1927 <strong>in</strong> Wien, Studium <strong>der</strong> Physik, Mathematik, Chemie,<br />
Psychologie und Philosophie, fünf Jahre Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie, seit 1957 freier Autor von<br />
naturwissenschaftlichen Sachbüchern und Science-fiction, Auszeichnungen, Lehraufträge -<br />
Punkt. Dies s<strong>in</strong>d eher die Daten e<strong>in</strong>es Wissenschaftlers als die e<strong>in</strong>es Literaten.<br />
Zwischen <strong>den</strong> Buchdeckeln <strong>der</strong> Publikationen aber steckt e<strong>in</strong>e viel perspektivenreichere<br />
Biographie von Herbert Franke. Er äußert sich als Physiker und Naturwissenschaftler mit<br />
anspruchsvollen populärwissenschaftlichen Arbeiten <strong>in</strong> enzyklopädischer Breite. Er ist<br />
lei<strong>den</strong>schaftlicher <strong>Höhle</strong>nerkun<strong>der</strong> mit <strong>in</strong>ternational beachteten Forschungsergebnissen. Er<br />
hat sich als Pionier <strong>der</strong> Computergraphik profiliert, ebenso als Computergraphik-Künstler<br />
und als Theoretiker, <strong>der</strong> sich um e<strong>in</strong>e rational begründete Ästhetik bemüht. Schließlich gilt er<br />
als <strong>der</strong> bedeutendste deutschsprachige Science-fiction-Autor mit e<strong>in</strong>em umfangreichen,<br />
mehrfach preisgekrönten Werk.<br />
Für Herbert Franke gehören diese ganz unterschiedlichen Betätigungen zusammen. Rational<br />
bestimmter Forschergeist und frei schweifende Phantasie, das s<strong>in</strong>d für ihn zwei gleichwertige<br />
Mittel, sich mit <strong>der</strong> Welt und ihren Phänomenen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.<br />
O-Ton Franke<br />
1´05´´ Als Physiker äh arbeitet man an Problemen, die die Zukunft betreffen,<br />
die technisch verwertet wer<strong>den</strong> können, ... und ich me<strong>in</strong>e, es sollte je<strong>der</strong><br />
Physiker darüber nach<strong>den</strong>ken, was aus dem wird, was er entdeckt, erforscht<br />
o<strong>der</strong> aufdeckt. äh Ich hab mich ja auch mit Zukunftsforschung beschäftigt,<br />
das heißt die konkrete Frage gestellt, welche Möglichkeiten haben wir über<br />
haupt, über Zukunftsentwicklungen nachzu<strong>den</strong>ken, Aussagen darüber zu<br />
machen. Und ich hab´ bemerken müssen, daß die mehr abstrakt formulierten
Aussagen schlecht verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> o<strong>der</strong> wenig Interesse f<strong>in</strong><strong>den</strong>, daß man<br />
aber e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit hat, diese D<strong>in</strong>ge unter die Leute zu br<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>in</strong>dem man sie nämlich <strong>in</strong> Geschichten e<strong>in</strong>kleidet. Also konkretisiert gewissermaßen<br />
an <strong>der</strong> Frage Menschen wie du und ich, wie würde es ihnen gehen,<br />
wenn diese o<strong>der</strong> jene Entwicklung stattgefun<strong>den</strong> hätte o<strong>der</strong> diese o<strong>der</strong> jene<br />
Entdeckung gäbe und wir Gebrauch davon machen wür<strong>den</strong>. ca. 1´10´´<br />
4<br />
Herbert W. Franke- e<strong>in</strong> Wissenschaftler?<br />
Herbert Franke ist als Science-fiction-Autor bekannt. Doch die Wissenschaft ist <strong>der</strong> Angelpunkt<br />
aller se<strong>in</strong>er Tätigkeiten. Geme<strong>in</strong>t ist die Naturwissenschaft, mit <strong>der</strong> Physik als<br />
Grundlage und mit <strong>den</strong> Hauptarbeitsgebieten Computergraphik und <strong>Höhle</strong>nforschung. Auf<br />
bei<strong>den</strong> Gebieten gilt Franke als Kapazität. Bei <strong>der</strong> <strong>Höhle</strong>nforschung hat er sogar e<strong>in</strong> neues,<br />
heute völlig selbstverständlich angewendetes Datierungsverfahren entwickelt. Mit diesem<br />
Verfahren konnten die Grenzdaten <strong>der</strong> letzten Eiszeit neu def<strong>in</strong>iert wer<strong>den</strong>.<br />
Herbert Franke ist e<strong>in</strong> beredter Anwalt naturwissenschaftlichen Denkens und e<strong>in</strong> emphatischer<br />
Verfechter technischer Fortentwicklung.<br />
Sprecher 2 (Franke-Zitat)<br />
Wenig bekannt ist lei<strong>der</strong> immer noch, daß sich die Betätigung mit „Technik“ o<strong>der</strong><br />
„Naturwissenschaft“ nicht im Hantieren mit Lämpchen o<strong>der</strong> Batterien o<strong>der</strong> im Experimentieren<br />
mit chemischen Lösungen erschöpft, son<strong>der</strong>n daß die tiefere E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong><br />
die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge unserer Welt zu Modellvorstellungen<br />
über diese führt, die jenen <strong>der</strong> klassischen Philosophien nicht nachstehen. Dem<br />
Naturwissenschaftler geht es vor allem um die D<strong>in</strong>ge, die noch entschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong><br />
können o<strong>der</strong> müssen, um die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Welt mit Hilfe naturwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und technischer Mittel, um <strong>den</strong> Prozeß und um das Durchspielen von<br />
Möglichkeiten - woraus sich dann E<strong>in</strong>sichten über die Entwicklung unserer Welt und<br />
über die Wunschvorstellungen ergeben, nach <strong>den</strong>en sie gestaltet wer<strong>den</strong> kann. Es ist<br />
das Gedankengut <strong>der</strong> Naturwissenschaft, und es ist die mo<strong>der</strong>ne Technik, von <strong>den</strong>en<br />
unser Weiterleben, unser Überleben abhängt.<br />
H<strong>in</strong>tergründe und Zusammenhänge, die s<strong>in</strong>nvolle Anwendung neuer Erkenntnisse, Probleme<br />
und ihre Lösungswege - das s<strong>in</strong>d die D<strong>in</strong>ge, auf die Franke letztlich abhebt. Forschung<br />
im Elfenbe<strong>in</strong>turm ist ihm fremd. Der Blick über die Scheuklappen se<strong>in</strong>es Fachgebietes<br />
h<strong>in</strong>aus; die kritische Reflektion des behandelten Gegenstandes; das permanente<br />
H<strong>in</strong>terfragen des sche<strong>in</strong>bar Gesicherten - das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tegrative Bestandteile se<strong>in</strong>er Arbeit.<br />
Dies gilt natürlich auch für <strong>den</strong> S<strong>in</strong>n und Zweck von wissenschaftlicher Forschung überhaupt,<br />
e<strong>in</strong>e Frage, die Herbert Franke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Science-fiction-Roman „Tod e<strong>in</strong>es Unsterblichen“<br />
thematisiert. Der Protagonist des Romans gerät auf e<strong>in</strong>en fernen, von Menschen<br />
besiedelten Planeten. Dort f<strong>in</strong>det er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt, auf <strong>der</strong> sich die wissenschaftliche<br />
Forschung verselbständigt hat, auf <strong>der</strong> ihr jeglicher Realitätsbezug abhan<strong>den</strong> gekommen ist.
5<br />
Hörspielszene „Tod e<strong>in</strong>es Unsterblichen“<br />
Personen: Siger, Dr. Gerthsen, Dr. Allison<br />
Musik: Nicola Sani: „Ten<strong>den</strong>ze“ (leise)<br />
Dr. Gerthsen: Me<strong>in</strong> Name ist Gerthsen, nett, daß Sie gekommen s<strong>in</strong>d, Dr. Siger.<br />
Siger: Guten Tag.<br />
Dr. Gerthsen: Und das ist me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> Dr. Allison. Bitte nehmen sie doch Platz!<br />
Siger: Danke.<br />
Dr. Gerthsen: Wir waren <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, man sollte Sie nicht allzu lange warten lassen. Ich<br />
könnte mir <strong>den</strong>ken, daß sie sich betätigen wollen.<br />
Siger: Ja, genau.<br />
Dr. Gerthsen: Wir wür<strong>den</strong> uns über Ihre Mitarbeit freuen. Sie sehen hier unsere E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Dr. Allison: Sie wer<strong>den</strong> sich sicher rasch zurechtf<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />
Siger: Ich weiß nicht... dieses Labor! Ich b<strong>in</strong> Neurologe - wußten Sie das? Womit s<strong>in</strong>d Sie<br />
beschäftigt? Was ist Ihr Spezialgebiet?<br />
Dr. Gerthsen: Da liegen wir gar nicht so sehr ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Ich b<strong>in</strong> Psychologe - ebenso wie<br />
Dr. Allison.<br />
Siger: Aber dieses Labor...<br />
Dr. Gerthsen: Ich will Ihnen alles erklären. - Nun ja, womit soll ich beg<strong>in</strong>nen? Hier gibt es<br />
mehrere Abteilungen - für Physik, Chemie, Biologie ... Aber diese Wissenschaften s<strong>in</strong>d ja<br />
schon so gut wie abgeschlossen, eigentlich weiß niemand so recht, womit sich die Kollegen<br />
dort beschäftigen. Die eigentlichen Aufgaben - ich hoffe, darüber s<strong>in</strong>d wir uns e<strong>in</strong>ig - liegen<br />
doch sicher <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen <strong>der</strong> Psychologie und Soziologie.<br />
Siger: Die Neurologie...<br />
Dr. Gerthsen: Aber gewiß doch - hier gibt es noch ernsthafte Probleme, dagegen ist gar<br />
nichts zu sagen, ich b<strong>in</strong> ja völlig Ihrer Me<strong>in</strong>ung...<br />
Dr. Allison: Neurologie und Psychologie - das s<strong>in</strong>d doch nichts an<strong>der</strong>es als zwei verschie<strong>den</strong>e<br />
Seiten e<strong>in</strong> und <strong>der</strong>selben Ersche<strong>in</strong>ung, nicht wahr?<br />
Siger: Na schön. Aber wie kann ich me<strong>in</strong>e Studien hier fortsetzen?<br />
Dr. Gerthsen: Zunächst e<strong>in</strong>mal sollten Sie unsere wichtigsten Projekte kennenlernen. Deshalb<br />
hat Professor Piccioni auch vorgeschlagen, daß Sie hier beg<strong>in</strong>nen.<br />
Siger: Und was tun Sie hier?<br />
Dr. Gerthsen: Kommen Sie. Sehen Sie sich das e<strong>in</strong>mal an!<br />
Siger: Aber... das kenne ich doch... da war ich doch selbst...<br />
Dr. Gerthsen: Ja - ich habe gehört, daß Sie durch e<strong>in</strong> Versehen <strong>in</strong> die Kampfhandlungen<br />
e<strong>in</strong>bezogen wur<strong>den</strong>.<br />
Dr. Allison: Natürlich, Sie haben es ja selbst erlebt! Haben wir <strong>den</strong>n nicht e<strong>in</strong>ige Szenen<br />
Ihrer Handlungen gespeichert...? Ah, da s<strong>in</strong>d sie schon! - Nur e<strong>in</strong> paar Sekun<strong>den</strong>. Gleich<br />
wer<strong>den</strong> wir es haben.<br />
Dr. Gerthsen: Ich bitte Sie um ihr Verständnis - wir konnten ja nicht wissen... Kurz und gut -<br />
wir s<strong>in</strong>d es, die diese Versuche durchführen.<br />
Siger: Welche Versuche?
Dr. Gerthsen: Hier... und hier... damit können wir die Ersche<strong>in</strong>ungen steuern. - Und jetzt<br />
hier. E<strong>in</strong> Pulk von L<strong>in</strong>ks, Angriff.. damit gebe ich die Bahn vor. Hier stelle ich die Treffer<br />
e<strong>in</strong>... Wollen Sie es selbst versuchen?<br />
Dr. Allison: Hier: diese Szene - großartig! Ich wünschte mir, dabeise<strong>in</strong> zu können. Doch <strong>der</strong><br />
Heisenberg-Effekt... Der Messende bee<strong>in</strong>flußt das Meßergebnis - Sie kennen das ja.<br />
Siger: Und das alles...<br />
Dr. Gerthsen: Genau durchdacht. Reiz und Reaktion. Wir haben die Stimulatoren genau <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Hand - uralte Schlüsselreize ... Feuer, <strong>der</strong> tiefe Abgrund, die Gegenstände, die auf das<br />
Gesicht zufahren... Die Komb<strong>in</strong>ation genau ausgewogen, die Intensität quantifizierbar.<br />
Siger: Aber warum... warum? Warum machen Sie das?<br />
Dr. Gerthsen: Die Psychologie des Menschen Herr Kollege. Das Reiz-Reaktionsverhalten.<br />
Bed<strong>in</strong>gte Reflexe und Intelligenz. Störfaktoren, Schwankungsbreiten. Wo s<strong>in</strong>d die Grenzen<br />
des Erträglichen? Hier tappen wir noch im dunkeln. Wird das Verhalten durch Bedrohung<br />
stabilisiert? Wie wirkt sich <strong>der</strong> soziale Faktor aus? Rückkopplungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozietät, ja, hier<br />
tappen wir noch im dunkeln. Emotionen, Motivationen, Problemlösungsvorgänge, Innovation.<br />
Entschlußfreude, Kreativität, Gestaltbildungsprozesse. Wie kodieren sich semantische<br />
Inhalte? Ist <strong>der</strong> Reflexionsspeicher topologisch strukturiert?<br />
Siger: E<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>trächtiges Spiel! Immerh<strong>in</strong> handelt es sich um Menschen!<br />
Dr. Allison: Was wollen sie? Wie benehmen Sie sich! Schließlich haben wir Sie herausgeholt!<br />
Sie haben nicht <strong>den</strong> ger<strong>in</strong>gsten Grund, sich zu beschweren! Schon gar nicht über uns!<br />
Siger: Und wie steht es mit <strong>den</strong> Menschen? Was Sie da mit Ihnen treiben, ist das nicht e<strong>in</strong>e<br />
Verletzung ihrer Würde? S<strong>in</strong>d Sie sicher, daß Sie ke<strong>in</strong>e psychischen Schä<strong>den</strong> verursachen?<br />
Dr. Allison: Was macht das schon aus? Es betrifft nur e<strong>in</strong>zelne - und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne ist unwichtig.<br />
Schließlich s<strong>in</strong>d wir Wissenschaftler. Unsere Erkenntnisse....Wer fragt danach, auf<br />
welchen Experimenten sie beruhen? Experimente mit Tieren, mit Menschen - manchmal<br />
genügen eben Computersimulationen nicht. Dafür aber wer<strong>den</strong> wir <strong>in</strong> die Lage versetzt,<br />
an<strong>der</strong>en zu helfen, vielen. Die psychischen Krankheiten nehmen überhand, niemand weiß<br />
noch, was normal ist. Die Wissenschaft vom Menschen - ist es Ihnen nicht klar? _ wir wissen<br />
viel zu wenig von ihm. Es ist das größte Rätsel, das wir erforschen müssen. Dazu ist jedes<br />
Mittel recht.<br />
Siger: Kümmern Sie sich <strong>den</strong>n nicht mehr Ethik, um Moral? Auf Erkenntnisse, die solchen<br />
Verletzungen <strong>der</strong> Menschenrechte entspr<strong>in</strong>gen, kann ich verzichten. Das s<strong>in</strong>d nicht die<br />
Metho<strong>den</strong>, die ich lernen möchte. Ich will sehen, daß ich so rasch als möglich zur Erde zurückkomme.<br />
Dr. Gerthsen: Es ist e<strong>in</strong>e glückliche Fügung, daß wir hier über genügend Testpersonen<br />
verfügen. Die Soldaten, verstehen sie? Man hat sie hierherbeor<strong>der</strong>t - zu unserem Schutz.<br />
Schließlich s<strong>in</strong>d wir wichtige Leute, von unserem Wirken hängt das Wohl und Wehe <strong>der</strong><br />
Welt ab. Aber die Soldaten haben nichts zu tun, müssen beschäftigt wer<strong>den</strong>, und das besorgen<br />
wir. Wir konstruieren Situationen, auf die sie reagieren müssen. Wir nehmen ihre<br />
Reaktionen auf - um sie statistisch auszuwerten. Bei uns haben sie es immer noch besser<br />
als im Krieg. Die Schocksituationen, <strong>den</strong>en wir sie aussetzen, scha<strong>den</strong> ihnen nicht - härten<br />
sie höchstens ab. Wissen Sie nicht, was Soldaten im ernsten E<strong>in</strong>satz zu ertragen haben -<br />
dagegen ist das, was wir hier mit ihnen treiben, geradezu läppisch. Dafür aber haben wir<br />
schon e<strong>in</strong>e Fülle an <strong>in</strong>teressantem Material gewonnen - aber es genügt noch lange nicht.<br />
Der Mensch... daran haben wir noch e<strong>in</strong>e Weile zu kauen. Haben sie Lust, mit uns zu ar-<br />
6
eiten, o<strong>der</strong> nicht? Es würde sicher <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>, auch für Sie! - Nun, wie haben Sie sich<br />
entschie<strong>den</strong>? Wollen wir zusammenarbeiten?<br />
Siger: Ne<strong>in</strong>- ne<strong>in</strong>, ganz gewiß nicht.<br />
7
8<br />
Die Lust am Abenteuer<br />
Obwohl er hauptsächlich schreibt, reicht Herbert Frankes Arbeitsfeld über <strong>den</strong> Schreibtisch<br />
weit h<strong>in</strong>aus. Aller Antrieb se<strong>in</strong>es Schaffens ist die Abenteuerlust.<br />
Ästhetisch s<strong>in</strong>nliche Erfahrung sucht er beispielsweise bei <strong>der</strong> Computergraphik: Seit mehr<br />
als dreißig Jahren tüftelt Franke an <strong>der</strong> Umwandlung von mathematischen Formeln <strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>,<br />
an <strong>der</strong> Transformation e<strong>in</strong>es abstrakten Zahlenwerks <strong>in</strong> ästhetisch wahrnehmbare<br />
Gegenstände. Er schreibt Programme und wan<strong>der</strong>t mit ihnen durch vielgesichtige fremde<br />
Welten. Diese frem<strong>den</strong> Welten s<strong>in</strong>d virtuelle, per Bildschirm vermittelte Gebilde.<br />
Ganz reale fremde Welten betritt Franke bei <strong>der</strong> <strong>Höhle</strong>nforschung, bei <strong>der</strong> wagemutigen und<br />
strapaziösen Erkundung unterirdischer Hohlräume.<br />
O-Ton Franke<br />
40´30´´ Und auch bei <strong>den</strong> <strong>Höhle</strong>n wars natürlich so, daß mich erstmal die<br />
Abenteuerlust gepackt hat. Die (Pause) ersten Versuche dazu fallen ja <strong>in</strong> die<br />
Zeit unmittelbar nach dem Weltkrieg, das war e<strong>in</strong>e Situation, da waren wir ja<br />
so gut wie abgeschnitten von <strong>der</strong> Außenwelt, man konnte also nur davon<br />
träumen mal <strong>in</strong>s benachbarte Ausland zu fahren, und das war also mit großen<br />
E<strong>in</strong>schränkungen verbun<strong>den</strong>, 40´58´´... 41´10´´ also kurz und gut, äh es<br />
drängt ja je<strong>den</strong> jungen Menschen <strong>in</strong> unbekannte Gegen<strong>den</strong> zu gehen, und<br />
wie soll man das realisieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dicht besiedelten Gebiet <strong>in</strong> Mitteleuropa,<br />
und da bieten sich die <strong>Höhle</strong>n an. Es gibt <strong>in</strong> unseren Hochgebirgen, <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />
österreichischen Hochgebirgen auch heute noch unglaublich geräumige<br />
Strek-ken, die noch ke<strong>in</strong> Mensch betreten hat, nämlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> im Inneren <strong>der</strong><br />
Karstgebieten <strong>der</strong> Karstgebiete. Ich b<strong>in</strong> halt e<strong>in</strong>mal mit e<strong>in</strong>em Freund losgezogen,<br />
habe mir da e<strong>in</strong>e <strong>Höhle</strong> angesehen und habe eigentlich me<strong>in</strong>e Erwartungen<br />
erfüllt gesehen. Es ist e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Welt, unterscheidet sich<br />
grundlegend von <strong>der</strong> Außenwelt, es fehlt <strong>der</strong> Rhythmus von Tag und Nacht,<br />
wir haben ständige ständig konstante Temperaturen, wir haben e<strong>in</strong>en Formenschatz,<br />
<strong>den</strong> wir hier außen nicht vorf<strong>in</strong><strong>den</strong>, es ist e<strong>in</strong>e leblose Gegend <strong>in</strong><br />
<strong>den</strong> tieferen Räumen, da f<strong>in</strong><strong>den</strong> Sie we<strong>der</strong> Tiere noch Pflanzen, das ist also<br />
das Erlebnis <strong>der</strong> absoluten E<strong>in</strong>samkeit, und Sie haben natürlich das Erlebnis<br />
<strong>der</strong> Neuentdeckung. Man stößt da irgendwo durch an e<strong>in</strong>er Engstelle und<br />
steht dann plötzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum, <strong>der</strong> riesig se<strong>in</strong> kann, mit e<strong>in</strong>em See o<strong>der</strong><br />
mit Kristallen und Ablagerungen und Stalagmiten und <strong>der</strong>gleichen. Dieses<br />
Erlebnis hab ich mehrfach gehabt und das ist schon was ganz beson<strong>der</strong>es.<br />
42´46´´ - 1´55´´<br />
Das Erlebnis <strong>der</strong> Neuentdeckung und das Vordr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fremde Welt - das s<strong>in</strong>d die<br />
Motivationen für all die vielfältigen Tätigkeiten von Herbert Franke, gleichgültig, ob er sich<br />
mit Physik beschäftigt, mit Computergraphik, mit <strong>Höhle</strong>nforschung - o<strong>der</strong> mit dem Schreiben<br />
von Science-fiction.
9<br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Höhle</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Weltraum</strong><br />
E<strong>in</strong>er breiteren Öffentlichkeit ist Herbert Franke als Science-fiction-Autor bekannt. Er gilt als<br />
<strong>der</strong> wichtigste deutschsprachige Vertreter dieser Literaturgattung. Damit steht er hierzulande<br />
fast alle<strong>in</strong> auf weiter Flur, <strong>den</strong>n die meisten ernstzunehmen<strong>den</strong> und stilbil<strong>den</strong><strong>den</strong> Sciencefiction-Romane<br />
und -Kurzgeschichten stammen aus Amerika und aus e<strong>in</strong>igen slawischen<br />
Län<strong>der</strong>, von Schriftstellern wie Ray Bradbury, Philip K. Dick, Isaac Asimov, Arkadi und Boris<br />
Strugazki und natürlich Stanislaw Lem, <strong>der</strong> wohl prom<strong>in</strong>enteste Schreiber anspruchsvoller<br />
Science-fiction.<br />
1929 hat <strong>der</strong> amerikanische Verleger und Autor Hugo Gernsback die Bezeichnung „Sciencefiction“<br />
<strong>in</strong> die Welt gesetzt, nicht, um e<strong>in</strong>e grade im Entstehen begriffene Literaturgattung zu<br />
benennen, son<strong>der</strong>n um se<strong>in</strong> Kurzgeschichtenmagaz<strong>in</strong> und damals wichtigstes Sciencefiction-Publikationsorgan<br />
„Amaz<strong>in</strong>g Stories“ besser verkaufen zu können. Seitdem<br />
diskutieren Autoren, Kritiker und Literaturwissenschaftler die Frage: was ist das eigentlich,<br />
„Science-fiction“?<br />
Sprecher 3<br />
„Science-fiction“ ist die galaktische <strong>Weltraum</strong>reise o<strong>der</strong> die psychedelische Innenschau,<br />
es ist die billige Abenteuergeschichte im Raumschiff-Enterprise-Kostüm o<strong>der</strong><br />
die ontologische Spekulation über die Grenzen menschlichen Se<strong>in</strong>s. E<strong>in</strong>e Sciencefiction-Story<br />
muß nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft spielen, son<strong>der</strong>n kann auch von e<strong>in</strong>er Zeitreise<br />
<strong>in</strong> die Vergangenheit handeln. Und unter dem Label „Science-fiction“ wer<strong>den</strong> kommerzielle<br />
Billigprodukte genauso verkauft wie Romane anerkannter Literaten - e<strong>in</strong><br />
schier undurchschaubarer Wust unvere<strong>in</strong>barer Gegensätze. Versuche, diesen Wust<br />
zu durchdr<strong>in</strong>gen, provozieren nicht selten Leerformeln wie die Behauptung, daß alles<br />
zur Science-fiction gehöre, was unter diesem Namen auftrete. Kaum e<strong>in</strong>e literarische<br />
Gattung verweigert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Maße <strong>der</strong> E<strong>in</strong>grenzung.<br />
Aber: es würde nicht so viel über Science-fiction geschrieben und diskutiert, wenn das<br />
Genre nicht tatsächlich se<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Eigenheit hätte. Sie prägt alle anspruchsvollen<br />
Arbeiten und steckt <strong>in</strong> dem von Hugo Gernsback geprägten Begriff. „Science-fiction“ vere<strong>in</strong>t<br />
die grundverschie<strong>den</strong>en, oft gegensätzlichen Bereiche Wissenschaft und Kunst. Das<br />
Spannungsfeld zwischen strenger Ratio und freier Phantasie ist <strong>der</strong> Nährbo<strong>den</strong> für diejenige<br />
Literatur, die man Science-fiction nennt.<br />
Auch Herbert Franke hat dort se<strong>in</strong>en Platz gefun<strong>den</strong> und e<strong>in</strong>e eigenständige Variante des<br />
Genres geschaffen. Se<strong>in</strong>e wichtigsten Arbeiten entstan<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoch-Zeit <strong>der</strong> Sciencefiction,<br />
nämlich <strong>in</strong> <strong>den</strong> 60er und 70er Jahren. Franke entfaltet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Romanen ke<strong>in</strong>e<br />
bizarre Phantastik, wie sie <strong>den</strong> wild wuchern<strong>den</strong>, psychedelischen Visionen des Amerikaners<br />
Philip K. Dick anhaftet, und Frankes Entwürfe unterschei<strong>den</strong> sich auch von <strong>den</strong> surrealen<br />
Konstrukten <strong>der</strong> russischen Brü<strong>der</strong> Arkadi und Boris Strugazki. Näher stehen ihm schon die<br />
detaillierten und arabeskenreichen Welten se<strong>in</strong>es polnischen Kollegen Stanislaw Lem.<br />
Lems Vorstellung über das, was Science-fiction ist und welches Potential <strong>in</strong> dem Genre<br />
steckt, könnte wohl auch Herbert Franke unterschreiben.
Sprecher 3<br />
Die Science fiction sche<strong>in</strong>t wie geschaffen für die riskantesten Versuche unorthodoxen<br />
Denkens, für die wagemutigsten, <strong>der</strong> Front <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten Wissenschaft<br />
vorauseilen<strong>den</strong> Spekulationen und für das Aussprechen von Hypothesen, die<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftler noch nicht aussprechen darf, weil sie die Spitze e<strong>in</strong>es aus lauter<br />
Vermutungen errichteten Turmbaus zu Babel bil<strong>den</strong>. Die Science fiction könnte zum<br />
Exerzierplatz neuer, auch philosophischer Versuche wer<strong>den</strong>, zum Asyl e<strong>in</strong>er<br />
soziologisch orientierten Phantasie und zur Brutstätte o<strong>der</strong> zum Aufbewahrungsort<br />
für E<strong>in</strong>fälle, die kritisch zu überprüfen die Wissenschaft noch nicht imstande ist.<br />
10<br />
Herbert Franke zieht die Grenzen e<strong>in</strong>es solch unorthodoxen Denkens auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />
Wissenschaft strenger als Stanislaw Lem. Se<strong>in</strong>e Hypothesen, Vermutungen und E<strong>in</strong>fälle<br />
s<strong>in</strong>d eng an das Wissen unserer Zeit gebun<strong>den</strong>; sie verlieren niemals <strong>den</strong> Fa<strong>den</strong> zu <strong>den</strong><br />
Erkenntnissen <strong>der</strong> Naturwissenschaft. Unumstößlich schließlich s<strong>in</strong>d bei ihm die Gesetze <strong>der</strong><br />
Logik.<br />
Franke steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tradition e<strong>in</strong>er technik-orientierten Science-fiction, die mit Namen wie<br />
Jules Verne, Hans Dom<strong>in</strong>ik, Isaac Asimov, Arthur C. Clarke o<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>igen Bücher <strong>der</strong><br />
Brü<strong>der</strong> Arkadi und Boris Strugazki bezeichnet ist. Franke hat aber se<strong>in</strong>e eigene Form e<strong>in</strong>er<br />
solch technik-orientierten Science-fiction entwickelt. Schlichte Prophetie o<strong>der</strong> Technik-Verherrlichung<br />
<strong>in</strong>teressieren ihn nicht, auch nicht e<strong>in</strong>e gewissermaßen agitatorische Wissensvermittlung<br />
wie etwa bei Isaac Asimov, dessen Romane sich manchmal wie physikalische<br />
Lehrbücher lesen. Franke konzentriert sich vielmehr auf Extrapolationen von Wissenschaft<br />
und Technik und auf ihre Konsequenzen für das Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen. Se<strong>in</strong>e<br />
Entwürfe transponieren Phänomene und Erkenntnisse von heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e oft ferne Zukunft<br />
und kl<strong>in</strong>gen dann höchst phantastisch. Diese Phantastik bleibt jedoch stets unter <strong>der</strong> Obhut<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft, ist e<strong>in</strong>e gewissermaßen „kontrollierte Phantasie“.<br />
Sprecher 2 (Franke-Zitat)<br />
Science-ficition ist e<strong>in</strong> Musterbeispiel für „kontrollierte Phantasie“, also jene Art von<br />
kreativem Denken, das nicht <strong>in</strong> Phantasmagorien abgleitet, son<strong>der</strong>n - ohne deshalb<br />
weniger phantastisch anzumuten - <strong>den</strong> Zusammenhang mit <strong>der</strong> Wirklichkeit bewahrt.<br />
Musikcut James Randall: „Mudgett, Monologues for a Mass Mur<strong>der</strong>er“<br />
Die Welten des Herbert W. Franke<br />
Sprecher 2 (Franke-Zitat)<br />
Bei Science-fiction handelt es sich um die Schil<strong>der</strong>ung dramatisierter Geschehnisse,<br />
die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fiktiven, aber pr<strong>in</strong>zipiell möglichen Modellwelt spielen. Für diese Modelle<br />
benutzt man oft genug <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft angesiedelte Situationen.<br />
Die Modellwelten, die <strong>der</strong> Phantasie e<strong>in</strong>es Science-fiction-Autors entspr<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d wie F<strong>in</strong>gerabdrücke:<br />
persönlich, <strong>in</strong>dividuell, verschie<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Entwürfen <strong>der</strong> Kollegen. Die Charakteristika<br />
dieser Modellwelten gehören genauso zu e<strong>in</strong>em Autor wie se<strong>in</strong> literarischer Stil.
Die Welten des Herbert Franke s<strong>in</strong>d stets <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft angesiedelt. Das ist e<strong>in</strong>e Konstante<br />
<strong>der</strong> Frankeschen Modelle. An<strong>der</strong>e tragende Pfeiler se<strong>in</strong>er Welt-Architekturen heißen: die<br />
große Katastrophe, das restriktive System, <strong>der</strong> Cyberspace.<br />
11<br />
Die große Katastrophe<br />
O-Ton Franke<br />
28´45´´ Die Idee e<strong>in</strong>er großen Katastrophe, die die Möglichkeit e<strong>in</strong>es neuen<br />
Anfangs bietet, ist e<strong>in</strong>fach von <strong>der</strong> literarischen Potenz her außeror<strong>den</strong>tlich<br />
ergiebig. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunftsliteratur haben wir die Möglichkeit, mit solchen<br />
Gedankengängen zu operieren, das ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Konstruktion, was wäre<br />
wenn, wenn ich noch e<strong>in</strong>mal die Gelegenheit hätte, e<strong>in</strong>e Welt neu aufzubauen,<br />
was würde ich tun, das s<strong>in</strong>d so Fragen, die da im H<strong>in</strong>tergrund stehen,<br />
das also hat aus diesem Aspekt gesehen gar nichts mit Optimismus o<strong>der</strong><br />
Pessimismus zu tun, son<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong> literarischer Trick. 29´30´´ - 43´´<br />
Sprecher 3<br />
„Die Kälte des <strong>Weltraum</strong>s“:<br />
Der militärische Konflikt zwischen zwei politischen Blöcken ist eskaliert. Die Erde ist<br />
vernichtet. Es herrscht <strong>der</strong> atomare W<strong>in</strong>ter. Die Kont<strong>in</strong>ente s<strong>in</strong>d mit Schnee bedeckt,<br />
und die Atmosphäre ist durch Staub verdüstert. Nur wenige Menschen haben überlebt,<br />
e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Höhle</strong>nsystemen <strong>der</strong> Gebirge, an<strong>der</strong>e auf dem Mond und <strong>in</strong><br />
Raumstationen.<br />
E<strong>in</strong>ige führende Persönlichkeiten, unter ihnen e<strong>in</strong> General, haben sich kurz vor <strong>der</strong><br />
Vernichtung <strong>der</strong> Erde <strong>in</strong> <strong>den</strong> Kälteschlaf versetzen lassen. Zweihun<strong>der</strong>t Jahre später<br />
wie<strong>der</strong> aufgewacht erforschen sie e<strong>in</strong> unterirdisches Gangsystem, das sich erhalten<br />
hat, und dr<strong>in</strong>gen vor bis zum damaligen Hauptquartier, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stigen Schaltstelle <strong>der</strong><br />
Macht.<br />
Am Ende des Krieges war es dem General dort nicht gelungen, die Weltvernichtungsmasch<strong>in</strong>erie<br />
<strong>in</strong> Gang zu setzen. Der Gegner war ihm damals um Haaresbreite<br />
zuvorgekommen. Jetzt will <strong>der</strong> General <strong>den</strong> ultimativen Endschlag nachholen und löst<br />
<strong>den</strong> noch <strong>in</strong>takten Weltvernichtungsmechanismus aus.<br />
In dem 1984 geschriebenen Buch „Die Kälte des <strong>Weltraum</strong>s“ postuliert Franke die totale<br />
Katastrophe. Die Erde ist unbewohnbar gewor<strong>den</strong>, und Franke beschreibt, wie sich die wenigen<br />
überleben<strong>den</strong> Menschen mühevoll e<strong>in</strong>en neuen Lebensraum erobern, <strong>in</strong>dem sie<br />
Raumstationen errichten.<br />
In diese Szenerie setzt <strong>der</strong> Autor e<strong>in</strong>e Parabel, e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nbild des zur Entstehung des Buches<br />
noch virulenten Ost-West-Konflikts. Die große Katastrophe dient Franke als Voraussetzung<br />
für e<strong>in</strong>e po<strong>in</strong>tierte, ja geradezu karikaturistisch scharfe Zeichnung se<strong>in</strong>er Parabel. Zwar ist<br />
die Darstellung durchaus differenziert. Die Menschen suchen nach <strong>den</strong> Ursachen <strong>der</strong> Zerstörung.<br />
Sie forschen nach dem S<strong>in</strong>n des Gewesenen, während sie sich an <strong>den</strong> wenigen<br />
Spuren <strong>der</strong> alten Welt entlangtasten. Aber trotz allen Nach<strong>den</strong>kens gel<strong>in</strong>gt es ihnen nicht,<br />
über ihren Schatten zu spr<strong>in</strong>gen. Sie folgen dem General, <strong>der</strong> militärische Diszipl<strong>in</strong> und starres<br />
Denken <strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong>n verkörpert, und lassen die Geschichte sich wie<strong>der</strong>holen.
Im Roman „Die Kälte des <strong>Weltraum</strong>s“ dient die große Katastrophe dazu, die Starrheit gewisser<br />
Denkmodelle <strong>in</strong> Frage zu stellen, restriktive Denkmuster abzubil<strong>den</strong>. In dem 1962<br />
geschriebenen Roman „Die Glasfalle“ entwirft Franke, wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er großen<br />
Katastrophe, e<strong>in</strong> restriktives Gesellschaftssystem.<br />
12<br />
Das restriktive System<br />
Sprecher 3<br />
„Die Glasfalle“:<br />
E<strong>in</strong>e Atomkatastrophe hat die Erde zerstört und unbewohnbar gemacht. Die wenigen<br />
Überleben<strong>den</strong> retten sich mit e<strong>in</strong>er Rakete <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Weltraum</strong>, um e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />
Planeten zu besiedeln. Dort angekommen, bauen sie e<strong>in</strong> neues Leben auf.<br />
In <strong>der</strong> Rakete, mit <strong>der</strong> die Menschen von <strong>der</strong> radioaktiv verseuchten Erde fliehen, hat<br />
e<strong>in</strong> Arzt das Kommando. Er gebärdet sich als Führer und Diktator und errichtet auf<br />
dem frem<strong>den</strong> Planeten e<strong>in</strong> restriktives, streng reglementiertes Gesellschaftssystem.<br />
„Ich brauche ke<strong>in</strong>en Fortschritt und ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung. Me<strong>in</strong> System wird statisch<br />
se<strong>in</strong>“, sagt er. Der Wi<strong>der</strong>stand e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelnen erzeugt Risse <strong>in</strong> diesem System, bis<br />
schließlich nach vielen Jahren <strong>der</strong> Weg zur Freiheit gefun<strong>den</strong> ist.<br />
Wie beim Roman „Die Kälte des <strong>Weltraum</strong>s“ eröffnet die Ausgangssituation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
„Glasfalle“, nämlich die Welt nach <strong>der</strong> großen Katastrophe, viele Möglichkeiten. In <strong>der</strong><br />
„Glasfalle“ zeichnet Franke e<strong>in</strong>en ganzen geschichtlichen Prozeß, e<strong>in</strong>e Gesellschaft, die sich<br />
von A nach B entwickelt. Er reflektiert dabei die Position und die Funktion des Individuums <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Gesellschaft. Dieses Individuum ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, dem System A, welches das restriktive<br />
ist, etwas entgegenzusetzen, <strong>den</strong> F<strong>in</strong>ger auf die Schwachstellen dieses Systems zu legen<br />
und es nachhaltig zu stören und schließlich zu verän<strong>der</strong>n. Fazit: wer die Kreativität und <strong>den</strong><br />
Eigens<strong>in</strong>n des E<strong>in</strong>zelnen nicht <strong>in</strong>s Kalkül e<strong>in</strong>bezieht, <strong>der</strong> scheitert.<br />
Alle Gesellschaftsmodelle, die Franke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Büchern entwirft, funktionieren auf <strong>der</strong> Basis<br />
e<strong>in</strong>es strengen Regelsystems. Die Formen <strong>der</strong> Modelle allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d vielfältig - es gibt<br />
vertraute Dogmen wie im Buch „Die Kälte des <strong>Weltraum</strong>s“, und es gibt merkwürdige, völlig<br />
fremd anmutende Verhaltensweisen zukünftiger Menschen.<br />
Der Cyberspace<br />
Sprecher 3<br />
„Sirius Transit“.<br />
Barry Griff<strong>in</strong> fährt nach Santa Monica, um se<strong>in</strong>en Bru<strong>der</strong> Gus Griff<strong>in</strong> zu besuchen.<br />
Gus hat die Vergnügungsstadt Santa Monica <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand und angeblich auch e<strong>in</strong>en<br />
Planeten namens Sirius entdeckt, auf dem paradiesische Zustände herrschen sollen.<br />
Barry kommt nur unter großen Schwierigkeiten und auf abenteuerlichen Wegen an<br />
se<strong>in</strong>en Bru<strong>der</strong> heran. Es stellt sich schließlich heraus, daß es <strong>den</strong> Planeten Sirius gar<br />
nicht gibt. Er ist e<strong>in</strong>e virtuelle Welt, e<strong>in</strong> Cyberspace, <strong>der</strong> <strong>den</strong> Menschen künstliche<br />
Realitäten vorgaukelt, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen und sie ruhigzustellen.<br />
Kaum jemand außer dem Chef <strong>der</strong> Stadt, Gus Griff<strong>in</strong>, weiß, was Realität ist und was<br />
nicht.
Bei se<strong>in</strong>en lange Zeit vergeblichen Versuchen, zu se<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong> Gus vorzudr<strong>in</strong>gen,<br />
verschwimmt auch für Barry - und damit für <strong>den</strong> Leser - <strong>der</strong> Unterschied zwischen<br />
Realität und künstlicher Realität bis zur Unkenntlichkeit.<br />
13
Hörspielszene „Sirius Transit“<br />
Personen: Barry, Jutta, Gus, Stewart (gleichzeitig Mikrophonstimme, Billetteur)<br />
Musik: Mauro Bagella: „Poco prima della notte“ (Pegel zu Beg<strong>in</strong>n erhöhen, so daß die Lautstärke<br />
überall etwa gleich ist, Musik endet abrupt mit dem Verlassen des Cyberspace)<br />
14<br />
Barry: Hallo Jutta.<br />
Jutta: Hallo Barry.<br />
Barry: Wollen Sie sich setzen?<br />
Jutta: Ne<strong>in</strong> - kommen Sie: Gus will Sie sehen.<br />
Barry: Er will mich sehen - wirklich?<br />
Jutta: Ja, und er freut sich sehr. Ich glaube, er braucht Sie sogar.<br />
Barry: Er braucht mich? Wozu?<br />
Jutta: Kommen Sie, me<strong>in</strong> Wagen steht draußen. Wir fahren zur Villa. Ich erzähle Ihnen<br />
alles.<br />
Barry: Ich freue mich, Gus wie<strong>der</strong>zusehen. Aber wieso ist es plötzlich so eilig?<br />
Jutta: Gus wird es Ihnen selbst sagen. Im Moment läuft nicht alles so glatt, wie er es sich<br />
wünscht. E<strong>in</strong> Mann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Position - überrascht sie das, daß er Fe<strong>in</strong>de hat? Gus hat sich<br />
gegen viele Konkurrenten verteidigen müssen. Und es gibt auch <strong>in</strong>nerhalb se<strong>in</strong>er Firma<br />
Leute, die ihn um se<strong>in</strong>e Position benei<strong>den</strong>.<br />
Barry: Das tut mir leid! Ich wußte nicht, daß er Schwierigkeiten hat.<br />
Jutta: Schwierigkeiten gibt es immer. Doch da ist auch noch etwas an<strong>der</strong>es. Ich habe <strong>den</strong><br />
E<strong>in</strong>druck, daß Gus e<strong>in</strong> wenig müde gewor<strong>den</strong> ist. Er könnte sich viel <strong>in</strong>tensiver verteidigen -<br />
wie er es schon oft genug getan hat. Ich habe fast das Gefühl, daß es ihn langweilt. E<strong>in</strong><br />
aktiver Mensch wie Gus... Es ist schon schlimm genug für ihn, wenn er beobachtet, daß<br />
alles sche<strong>in</strong>bar von selbst <strong>in</strong> festgefahrenen Geleisen läuft. Und dazu noch Anfe<strong>in</strong>dungen,<br />
Intrigen - immer wie<strong>der</strong> dasselbe, plump, primitiv, kle<strong>in</strong>kariert... Kommen Sie! - Gus - ich<br />
habe Barry mitgebracht.<br />
Gus: Das ist aber e<strong>in</strong>e Überraschung, Barry! Warum hast du dich nicht angemeldet?<br />
Barry: Gus! - Ich wußte ja nicht, was du dir da aufgebaut hast - e<strong>in</strong> ganzes Imperium! - und<br />
daß du dar<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaiser bist! Du hast so selten etwas hören lassen.<br />
Gus: Ich hatte zu tun - das kannst du dir ja <strong>den</strong>ken. Aber wie geht es <strong>den</strong> Eltern? Und was<br />
macht C<strong>in</strong>dy?<br />
Jutta: Ich glaube, wir haben wenig Zeit, Gus!<br />
Gus: Jutta hat recht. Später mußt du mir alles erzählen. Aber jetzt... ich b<strong>in</strong> froh, daß du da<br />
bist Barry. ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen Lage. Willst du mir helfen?<br />
Barry: Selbstverständlich Gus.<br />
Gus: Es ist schlimmer, als es aussieht. Du wirst es nicht glauben, aber ich muß fliehen.<br />
Barry: Woh<strong>in</strong> willst du fliehen?<br />
Gus: Es trifft sich gut, daß du Pilot gewor<strong>den</strong> bist. Ich habe hun<strong>der</strong>t Piloten <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en<br />
Diensten, und nun ist ke<strong>in</strong>er da, auf <strong>den</strong> ich mich verlassen kann.<br />
Barry: Auf mich kannst du dich verlassen, Gus.<br />
Gus: Ich weiß, Barry.<br />
Jutta: Wir müssen uns beeilen!
Barry: Und woh<strong>in</strong> soll die Reise gehn?<br />
Gus: Zum Sirius. Woh<strong>in</strong> sonst? Der Sirius, das ist jetzt me<strong>in</strong>e Welt. Und es wird auch de<strong>in</strong>e<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Barry: Zum Sirius! Du me<strong>in</strong>st... e<strong>in</strong>e Rakete...<br />
Gus: Ja, e<strong>in</strong>e Rakete. Ich habe erfahren, wie gut du e<strong>in</strong>e Rakete steuern kannst. Komm<br />
jetzt, alles ist vorbereitet! - Ist das Gepäck verstaut?<br />
Steward: Alles <strong>in</strong> Ordnung, Sir.<br />
Gus: O.K. Wir brauchen nichts mehr. - Jetzt bist du dran Barry. Zeig was du kannst! Das<br />
Bo<strong>den</strong>personal wird dir die Anweisungen geben. Die Route ist hier im Buch verzeichnet.<br />
Barry: In Ordnung, Gus.<br />
Mikrophonstimme (Steward durchs Mikro): R 1, s<strong>in</strong>d Sie bereit zum Start?<br />
Gus: R 1, das s<strong>in</strong>d wir. Melde dich, Barry!<br />
Barry: Hier spricht R1, wir s<strong>in</strong>d bereit.<br />
Mikrophonstimme (Steward durchs Mikro): Die Rakete ist ordnungsgemäß abgecheckt.<br />
Start frei. S<strong>in</strong>d Sie bereit zum Start?<br />
Barry: R 1 bereit zum Start.<br />
Mikrophonstimme (Steward durchs Mikro): Achtung!, Wir zün<strong>den</strong>! -Wir zählen zum<br />
Countdown: 10, 9, 8, 7, ,6 ,5, 4, 3, 2, 1, go!<br />
M u s i k e n d e t.<br />
Billetteur (Steward): Sie haben Ihre Zeit um zwölf M<strong>in</strong>uten überzogen. Haben Sie das Signal<br />
nicht bemerkt? Sie s<strong>in</strong>d mir noch zwölf Dollar schuldig, genau zwölf Dollar und 65<br />
Cents.<br />
Barry: Wo ist Jutta? Wo ist Gus?<br />
Billetteur (Steward): Zwölf Dollar 65 Cents!<br />
Barry: Wo ist Gus?<br />
Billetteur (Steward): Welcher Gus, welche Jutta?<br />
Barry: Gus Griff<strong>in</strong>! Da war doch eben noch...<br />
Billetteur (Steward): Hören Sie Mister, wenn sie schwache Nerven haben, dann s<strong>in</strong>d sie bei<br />
mir am falschen Platz. Nicht zu glauben - völlig weggetreten <strong>der</strong> Kerl.<br />
15
O-Ton Franke<br />
16´31´´ Etwas was mich immer <strong>in</strong>teressiert hat, das s<strong>in</strong>d die illusionären<br />
Räume, das heißt <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> sich immer schon dafür <strong>in</strong>teressiert hat,<br />
irgende<strong>in</strong>e Kulisse sehr realistisch darzubieten, etwa im Theater die ganze<br />
Bühnentechnik hat solche Ziele, und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte des Films sehen<br />
Sie, daß man da von Schwarzweißdarstellungen zur Farbe und zu 3D, wenns<br />
irgendwie geht, e<strong>in</strong>en Weg beschreitet, <strong>der</strong> zu immer realerer Darstellung<br />
führt. Und da hab ich mir natürlich die Frage gestellt, was kann <strong>der</strong> Computer<br />
dazu tun. Könnte man mit dem Computer, über computergraphische Mittel<br />
beispielsweise, Welten aufbauen, die dem Benutzer o<strong>der</strong> Besucher, wie mans<br />
auch immer benennen will, <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck vermittelt, daß er sich wirklich <strong>in</strong><br />
dieser Welt dr<strong>in</strong>nen bef<strong>in</strong>det. Und da gabs mehrere Geschichten und Romane<br />
von mir, unter an<strong>der</strong>em Sirius Transit, <strong>in</strong> dem ich das beschrieben hab, was<br />
heute unter Cyberspace bekannt wurde, und auch realisiert ist zum Teil<br />
schon, ich hab das nur lei<strong>der</strong> nicht Cyberspace genannt, son<strong>der</strong>n ich nannte<br />
dieses Vehikel Globorama. 17´53´´ - 1´22´´<br />
16<br />
In „Sirius Transit“ ist das Globorama o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Cyberspace e<strong>in</strong>e Kammer, die beliebige<br />
Räume und beliebige Handlungsabläufe lebensecht simuliert. „Sirius Transit“ wurde 1979<br />
geschrieben. Ähnliche Cyberspace-Räume gibt es bereits im Roman „Zone Null“ von 1970;<br />
und <strong>in</strong> „Der Orchideenkäfig“ von 1961 wird das Pr<strong>in</strong>zip quasi umgekehrt: mit e<strong>in</strong>em Leitstrahl<br />
können die Menschen e<strong>in</strong>e virtuelle Kopie ihrer Selbst an beliebige reale Orte transportieren<br />
lassen. Dort können sie dann gefahrlos agieren.<br />
Sprecher 3<br />
Dies ist übrigens die Lösung für die Wie<strong>der</strong>auferstehung von Al, Don und Katja, die<br />
erschossen und getötet wor<strong>den</strong> waren. Denn es waren nur virtuelle Kopien, die handelten<br />
und die sich je<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> an <strong>den</strong> gleichen Ort versetzen lassen können. So<br />
s<strong>in</strong>d die Drei trotz ihrer Nie<strong>der</strong>lage imstande, weitermachen, als sei nichts Böses<br />
geschehen; e<strong>in</strong> Befehl im Cyberspace genügt.<br />
Seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre, seit <strong>der</strong> amerikanische Autor William Gibson <strong>den</strong> Begriff<br />
„Cyberspace“ e<strong>in</strong>geführt hat, ist „VR“, die „virtuelle Realität“ zum Standardthema <strong>der</strong><br />
Science-fiction gewor<strong>den</strong> - wohl auch wegen ihrer Aktualität im weltweiten Datennetz. Je<strong>der</strong><br />
kann heute per Internet durch virtuelle Realitäten „surfen“, und an e<strong>in</strong>er lebensechten<br />
Simulation dieser virtuellen Welten wird gearbeitet. Aber bis <strong>in</strong> die 70er Jahre h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gab es<br />
nur wenige Cyberspace-Geschichten; e<strong>in</strong>e frühe Vision des spanischen Autors Bioy Casares<br />
im Roman „Morels Erf<strong>in</strong>dung“ von 1940 o<strong>der</strong> manche Werke des Amerikaners Philip K. Dick<br />
aus <strong>den</strong> 60er und 70er Jahren.<br />
Herbert Franke hat „Cyberspace“ schon <strong>in</strong> <strong>den</strong> 60er Jahren zum e<strong>in</strong>em Hauptthema se<strong>in</strong>er<br />
Arbeiten gemacht. Damals war das e<strong>in</strong>e gewagte Extrapolation <strong>der</strong> Computertechnik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
noch sehr fern sche<strong>in</strong>ende Zukunft. Heute, fünfunddreißig Jahre später, ist diese Zukunft<br />
Gegenwart gewor<strong>den</strong>.
O-Ton Franke<br />
18´30´´ Das war ja damals durchaus schon vorauszusehen, und ich war wohl<br />
e<strong>in</strong> bißchen zu früh dran. Denn da gabs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat E<strong>in</strong>wände von <strong>den</strong> Kritikern,<br />
die ja dann immer auftreten und es besser wissen, die me<strong>in</strong>ten, daß das<br />
nicht g<strong>in</strong>ge und daß ich mir da etwas ausgedacht hätte, was je<strong>der</strong> Realität<br />
fern wäre, und es stellte sich heraus, daß gerade die Voraussagen, die <strong>in</strong><br />
Zusammenhang mit Computern, Chips, Elektronik und <strong>der</strong>gleichen von mir<br />
gemacht wur<strong>den</strong>, daß ich da also sehr nahe an dem Realisierbaren immer<br />
schon war und wohl immer noch b<strong>in</strong>. 19´06´´... 20´02´´ Also etwa die Idee<br />
Menschen e<strong>in</strong>er hypothetischen Welt aussetzt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie gewisse Prüfungen<br />
zu bestehen haben. Das ist damals als absolut phantastisch e<strong>in</strong>gestuft wor<strong>den</strong>,<br />
und das wird heute also ganz konkret diskutiert. 20´08´´ - 1´00´´<br />
17<br />
Musikcut James Randall: „Mudgett, Monologues for a Mass Mur<strong>der</strong>er“<br />
Spannung, Abenteuer, Action<br />
Herbert Frankes Modellwelten - seien es fiktive Gesellschaftssysteme, die sich nach e<strong>in</strong>er<br />
großen Katastrophe entwickeln, seien es phantastische Wan<strong>der</strong>ungen durch <strong>den</strong> Cyberspace<br />
- diese Modellwelten s<strong>in</strong>d raff<strong>in</strong>iert ausgeklügelt, und ebenso raff<strong>in</strong>iert wer<strong>den</strong> sie dem<br />
Leser präsentiert. Franke enthüllt Schritt für Schritt etliche Streben se<strong>in</strong>er komplexen Welt-<br />
Architekturen. Den Zusammenhalt dieser Streben aber hält er so lange wie möglich im<br />
dunkeln. E<strong>in</strong>e montageartige Erzählweise - nämlich die Verschachtelung mehrerer Handlungsebenen<br />
- unterstützt diese Häppchen-Technik, bis zum Schluß dann alle Fä<strong>den</strong> verknüpft<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> solcher Aufbau <strong>der</strong> Geschichten erzeugt Spannung. Weitere Mittel zum Spannungsaufbau<br />
s<strong>in</strong>d Überraschungseffekte, wie <strong>der</strong> plötzliche und unerwartete Tod von Al, Don und<br />
Katja <strong>in</strong> „Der Orchideenkäfig“, o<strong>der</strong> die knapp formulierten, aciton-orientierten Dialoge im Stil<br />
e<strong>in</strong>es Krimis o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Abenteuerromans. In allen se<strong>in</strong>en Science-fiction-Büchern benutzt<br />
Herbert Franke diese Mittel ganz bewußt.<br />
Sprecher 2 (Franke-Zitat)<br />
Der größte Teil <strong>der</strong> Science-fiction-Literatur dient <strong>der</strong> Unterhaltung. Das Bedürfnis<br />
danach ist legitim, <strong>der</strong> Mensch ist e<strong>in</strong> unruhiges, Aktivität verlangendes Wesen; nicht<br />
zuletzt dieser Eigenschaft verdankt er se<strong>in</strong>e Entfaltung. Bei ständig steigen<strong>der</strong><br />
Freizeit ist freilich zu fragen, auf welche Weise diese genutzt wird, welche Art <strong>der</strong><br />
Unterhaltung bloßer Zeitvertreib ist und welche die Persönlichkeitsbildung unterstützt.<br />
Zu <strong>den</strong> beliebtesten Formen <strong>der</strong> Unterhaltungsliteratur zählen Darstellungen<br />
aktionsreicher Vorgänge. Dank des Phänomens <strong>der</strong> I<strong>den</strong>tifikation bleibt <strong>der</strong><br />
„Konsument“ nicht passiv. Beim Lesen von Abenteuern wirkt er ebenso mit wie bei<br />
<strong>der</strong> Beobachtung e<strong>in</strong>es Fußballspiels. Die Effekte s<strong>in</strong>d psychisch und physisch.<br />
Beispielsweise hat man bei Lesern, Zuhörern und Zuschauern Andeutungen von<br />
Muskelkontraktionen festgestellt, die jenen <strong>der</strong> handeln<strong>den</strong> Person, mit <strong>der</strong> man sich<br />
i<strong>den</strong>tifiziert, entsprechen. Auf diese Weise wird <strong>der</strong> Erlebnisdrang, <strong>der</strong> sich sonst auf<br />
an<strong>der</strong>e Art e<strong>in</strong> Ventil suchen müßte, gestillt. In dieser H<strong>in</strong>sicht erfüllt Science-fiction<br />
ihre Funktion genausogut wie <strong>der</strong> Abenteuer- o<strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alroman.
18<br />
Spannung, Abenteuer, Action - e<strong>in</strong>gehüllt <strong>in</strong> die Strukturen des Abenteuer- und Krim<strong>in</strong>alromans:<br />
sie bestimmen die Handlungsebene <strong>der</strong> Bücher von Herbert Franke. Das hat dem<br />
Autor Kritik e<strong>in</strong>getragen, Kritik an <strong>der</strong> Verwendung trivialer Mittel, Kritik an <strong>der</strong> kargen,<br />
schmucklosen, oft klischeehaften Sprache <strong>der</strong> Dialoge. Franke rechtfertigt diesen Stil mit<br />
se<strong>in</strong>er pädagogischen Intention. Mit <strong>den</strong> Mitteln <strong>der</strong> Trivialliteratur könne er größere Massen<br />
ansprechen und ihnen e<strong>in</strong> Wissen vermitteln, für das sie auf an<strong>der</strong>e Weise nicht zu erreichen<br />
seien.<br />
Die I<strong>den</strong>tifikation mit <strong>den</strong> Strukturen <strong>der</strong> trivialen Abenteuergeschichte fällt Herbert Franke<br />
offenbar nicht schwer. Sie ist e<strong>in</strong> Teil se<strong>in</strong>er Abenteuerlust, die er auch beim Schreiben von<br />
Science-fiction-Romanen auslebt.<br />
O-Ton Franke<br />
1´26´34´´ Diese SF-Geschichten, die schreib ich dann schon e<strong>in</strong>er Art Zustand<br />
<strong>der</strong> Trance, das heißt ich b<strong>in</strong> außeror<strong>den</strong>tlich konzentriert auf diese<br />
Welt, die ich mir da aus<strong>den</strong>ke und erlebe die anteil gewissermaßen mit, obwohl<br />
man schon e<strong>in</strong>e gewisse L<strong>in</strong>ie verfolgt und weiß ungefähr, worauf man<br />
da zusteuert und was da passieren kann, da kann das durchaus mal vorkommen,<br />
daß das dann nicht <strong>in</strong> die Richtung geht und das e<strong>in</strong>e Gestalt, die man<br />
nebenbei e<strong>in</strong>geführt hat, plötzlich an Vorherrschaft gew<strong>in</strong>nt, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e sich<br />
als unwichtig erweist, <strong>der</strong> man große Sympathien entgegengebracht hat, die<br />
Geschichte entwickelt sich, man sieht also e<strong>in</strong>fach durch das System, das<br />
man e<strong>in</strong>geführt hat, durch die Charaktere, das kann gar nicht so weitergehen,<br />
wie man sichs vorgestellt hat, das muß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung weitergehen. Das ist<br />
eigentlich auch e<strong>in</strong> Abenteuer. ´1´27´30´´ - 55´´<br />
Die Spielfiguren<br />
Das Abenteuer braucht se<strong>in</strong>e Spielfiguren. Die Typologie dieser Figuren <strong>in</strong> <strong>den</strong> Romanen<br />
von Herbert Franke ist schnell erstellt. Es s<strong>in</strong>d: <strong>der</strong> Held, <strong>der</strong> Gegenspieler, die Frau. Sie<br />
tragen die Handlung <strong>in</strong> allen Romanen, ganz gleich, ob sie auf frem<strong>den</strong> Planeten, <strong>in</strong> restriktiven<br />
Systemen o<strong>der</strong> im Cyberspace spielen. Al, Don und Katja aus „Der Orchideenkäfig“<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> solches Spielfiguren-Trio:<br />
Sprecher 3<br />
„Das wollen wir doch ausprobieren!“ sagte Al, und ehe ihn jemand h<strong>in</strong><strong>der</strong>n konnte,<br />
warf er e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Kiesel, die noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Tasche steckten, zu <strong>den</strong> R<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>unter:<br />
Es hätte ihn auch niemand geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, <strong>den</strong>n Don hielt sowieso nicht viel von<br />
übertriebener Vorsicht, und Katja hatte gar nicht zugehört. (Pause)<br />
Katja hatte nicht zugehört - die Frau.<br />
Katja läßt sich vom Geschehen treiben, reagiert emotional, und strahlt erotische Anziehungskraft<br />
auf <strong>den</strong> Hel<strong>den</strong> aus - die Basis für die Liebesromanze, die je<strong>der</strong> Abenteuerroman<br />
als Teil <strong>der</strong> Handlungsmotivationen braucht.
19<br />
Sprecher 3<br />
Don hält nichts von übertriebener Vorsicht - <strong>der</strong> Gegenspieler.<br />
Don ist <strong>der</strong> Gegenspieler, rücksichtslos und be<strong>den</strong>kenlos auf se<strong>in</strong> Ziel fixiert. In an<strong>der</strong>en<br />
Romanen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Gegenspieler Repräsentanten des Systems, <strong>in</strong> dessen Lücken<br />
und Schwachstellen <strong>der</strong> Held getreten ist.<br />
Sprecher 3<br />
Al startet neugierig e<strong>in</strong>en Versuch, <strong>in</strong>dem er Kiesel zu <strong>den</strong> R<strong>in</strong>nen wirft - <strong>der</strong> Held.<br />
Al als Hauptfigur des Romans <strong>der</strong> Held. Er ist e<strong>in</strong> begabter Wissenschaftler, verspürt Forscherdrang<br />
und Interesse an <strong>den</strong> <strong>in</strong>neren Zusammenhängen des Geschehens. Er ist es, <strong>der</strong><br />
auf die Schwachstellen und Fehler im System stößt und ihnen auf <strong>den</strong> Grund zu gehen<br />
sucht. Frankes Hel<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d manchmal auch Menschen ohne beson<strong>der</strong>e Begabung, die<br />
eigentlich nicht zum Hel<strong>den</strong> geschaffen s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n sich eher zufällig <strong>in</strong> dieser Rolle<br />
f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Immer aber glänzt <strong>der</strong> Held durch Mut und Handlungsbereitschaft, stets tritt er physischen<br />
und psychischen Strapazen kraftvoll entgegen und verfolgt se<strong>in</strong> Ziel bis zum bitteren<br />
Ende. Frankes Held ist <strong>der</strong> typische Held des Abenteuerromans.<br />
O-Ton Franke<br />
23´02´´ Das heißt ich hab <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat als Akteure meistens Leute auftreten<br />
lassen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Gedankenwelt wir uns versetzen könne, die wir verstehen<br />
können von ihren Antrieben her. Und das hat e<strong>in</strong>e ganz verständliche Begründung,<br />
nämlich die, daß ich me<strong>in</strong>e, wenn wir Geschichten schreiben, die<br />
als Unterhaltung empfun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, wir Personen zur I<strong>den</strong>tifikation brauchen.<br />
äh Das liegt äh dar<strong>in</strong>, das man ja, wenn man mit Literatur passiv beschäftigt<br />
ist, wenn man liest und Filme ansieht, daß man das <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Weise miterlebt, und daß das Vergnügen, daß diese Unterhaltung dann mit<br />
sich br<strong>in</strong>gt, eigentlich dieses stellvertretende Erleben ist. Und ich mach<br />
durchaus auf e<strong>in</strong>er oberflächlichen Ebenen von diesen alten Metho<strong>den</strong> Gebrauch,<br />
<strong>in</strong>dem also hier Akteure auftreten, die dann Wi<strong>der</strong>sacher haben, die<br />
etwas durchsetzen wollen, die Probleme haben, 24´18´´... 24´25´´zweifeln an<br />
dem, was sie tun und dann vielleicht bis zu e<strong>in</strong>er Konsequenz weiterarbeiten,<br />
wo sie längst schon bemerkt haben, daß das vielleicht sowieso etwas s<strong>in</strong>nlos<br />
ist, was sie da tun. Aber das spielt im Pr<strong>in</strong>zip ke<strong>in</strong>e Rolle, son<strong>der</strong>n das Wesentliche<br />
ist, daß man die Sache als e<strong>in</strong> Abenteuer miterlebend und empf<strong>in</strong><strong>den</strong>,<br />
daß man Spannung erlebt und daß man mit diesen Hel<strong>den</strong> Freu<strong>den</strong> und<br />
Lei<strong>den</strong> erleben kann. 24´55´´ - 1´44´´<br />
Musikcut James Randall: „Mudgett, Monologues for a Mass Mur<strong>der</strong>er“<br />
Poesie und Wissenschaft<br />
Herbert Franke ist Wissenschaftler. Das Schreiben von Science-fiction versteht er als e<strong>in</strong>e<br />
Variation <strong>der</strong> wissenschaftlichen Tätigkeit, als e<strong>in</strong>e Verlängerung o<strong>der</strong> Extrapolation <strong>in</strong> das<br />
Reich <strong>der</strong> Phantasie. Die Sprache se<strong>in</strong>er Science-fiction-Romane ist von se<strong>in</strong>er Verwurze-
lung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft geprägt, auch von <strong>der</strong> strengen Logik se<strong>in</strong>er Weltmodelle. Sie<br />
enthält e<strong>in</strong>erseits technisches, teils neu erfun<strong>den</strong>es Vokabular. Sie ist an<strong>der</strong>erseits schlicht<br />
und klar <strong>in</strong> ihren Satzkonstruktionen.<br />
20<br />
Sprecher 3<br />
Herbert W. Franke ist nicht das, was man e<strong>in</strong>en „Wortkünstler“ nennen würde. Er<br />
geht ke<strong>in</strong>e stilistischen Risiken e<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e Konstrukte s<strong>in</strong>d berechenbar. Franke benutzt<br />
die immanenten Metho<strong>den</strong> <strong>der</strong> Technik. Daß sich die dafür anbieten<strong>den</strong> technischen<br />
Fachwörter dabei h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> selbständig machen, ist gewiß akzeptierbar.<br />
Die syntaktische Kargheit, die dem Satzbau <strong>in</strong>newohnende Möglichkeiten<br />
höchstens unbewußt nutzt, vertieft die Kälte, Abzählbarkeit und Berechenbarkeit <strong>der</strong><br />
Frankeschen Welten.<br />
In das Gewand dieser Sprache hüllt Herbert Franke Weltkonstruktionen, die so gar nicht<br />
karg und abzählbar s<strong>in</strong>d. Im Gegenteil: sie zeugen von e<strong>in</strong>er blühen<strong>den</strong> Phantasie, von<br />
e<strong>in</strong>em schier unbegrenzten E<strong>in</strong>fallsreichtum. Diese Phantasie durchbricht das strenge<br />
sprachliche Korsett <strong>der</strong> Texte. Es entstehen Freiräume, Zwischenräume, Nischen.<br />
Herbert Franke ist e<strong>in</strong> visuell höchst sensibilisierter Mensch. Mit se<strong>in</strong>en Texten malt er gerne<br />
Bil<strong>der</strong>, zum Beispiel die Beschreibungen von Planetenoberflächen o<strong>der</strong> die Wahrnehmungen<br />
se<strong>in</strong>er Protagonisten wie E<strong>in</strong>drücke aus dem Cyberspace. Die Darstellung dieser Bil<strong>der</strong><br />
kl<strong>in</strong>gt wissenschaftlich präzise. Aber eben diese Präzision, die Detailversessenheit Frankes<br />
verleiht <strong>den</strong> Texten Arabesken, Schnörkel, kaleidoskopische Farben. Frankes Bild-<br />
Imag<strong>in</strong>ationen führen weg von <strong>der</strong> abenteuerhaften Handlungsoberfläche und h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />
eigentümlichen Poesie, zu e<strong>in</strong>er sensiblen E<strong>in</strong>fühlung die fremdartigen Stimmungen, die<br />
Franke <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Romanen entwirft.<br />
Sprecher 3<br />
„Der Elfenbe<strong>in</strong>turm“<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von Revolutionären und Wissenschaftlern flieht mit e<strong>in</strong>er Rakete von<br />
<strong>der</strong> Erde. Die Rakete gerät <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gravitationsfeld und landet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unbekannten<br />
Teil des Universums. Die Menschen suchen dort e<strong>in</strong>en Planeten, um ihn zu besiedeln.<br />
Sie f<strong>in</strong><strong>den</strong> e<strong>in</strong>e Welt, auf <strong>der</strong> Wesen <strong>in</strong> flüssigem Ammoniak leben. Die Menschen<br />
übertragen ihr Bewußtse<strong>in</strong> <strong>in</strong> diese Wesen und leben somit <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Existenzform<br />
weiter.<br />
Mit <strong>den</strong> Ressourcen ihrer Rakete haben sie sich zuvor e<strong>in</strong>e Insel im Ammoniakmeer<br />
geschaffen, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e er<strong>den</strong>ähnliche Welt, <strong>den</strong> Elfenbe<strong>in</strong>turm. Dort liegen ihre entseelten<br />
Körper, und gelegentlich kehren sie, e<strong>in</strong>em Urlaub gleich, für e<strong>in</strong>en Tag <strong>in</strong><br />
ihre menschlichen Körper zurück. In dieser Zeit wissen sie nichts von <strong>den</strong> Ammoniakwesen.<br />
Da spürt Herbert Franke <strong>den</strong> Resten ihrer alten menschlichen Existenz nach. Sie ist<br />
s<strong>in</strong>nlos gewor<strong>den</strong>, e<strong>in</strong>tönig, ja langweilig, aber von halbbewußten sentimentalen<br />
Rem<strong>in</strong>iszenzen an Vergangenes durchzogen.
21<br />
Hörspielszene „Der Elfenbe<strong>in</strong>turm“<br />
Personen: Erzähler, Mortimer, Maida<br />
Musik: Serena Tambur<strong>in</strong>i: „Laghi“ (Musik vor Textbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>ige Sekun<strong>den</strong> frei)<br />
Erzähler: Es war e<strong>in</strong> wohliges Gefühl, die gol<strong>den</strong>e Wärme <strong>der</strong> Sonne auf <strong>der</strong> Haut<br />
zu spüren, im ungedämpften Licht zu ba<strong>den</strong>. Aber es ermüdete. Sie hatten sich auf<br />
e<strong>in</strong>er Bank nie<strong>der</strong>gelassen, die <strong>der</strong> breiten, sche<strong>in</strong>bar im Fluß erstarrten Gletscherzunge<br />
entgegengewandt war. Sie sprachen nur wenig, aber sie genossen ihr Dase<strong>in</strong><br />
wie e<strong>in</strong>e Kostbarkeit, <strong>den</strong> Frie<strong>den</strong> des Geborgense<strong>in</strong>s, das Gefühl, e<strong>in</strong>s zu se<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
eigenen Welt, dazuzugehören, zu Hause zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> leichter Luftzug erwachte, strich<br />
über die Blattpolster und regte sie sanft, kühlte die sonnendurchleuchtete erhitzte<br />
Haut.<br />
Mortimer: Wollen wir zurück <strong>in</strong>s Hotel?<br />
Maida: Lassen Sie nur, mir ist nicht kalt.<br />
Erzähler: Maida blickte traumverloren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Wolke fe<strong>der</strong>leichten Flugsamen, die<br />
langsam dah<strong>in</strong>zog, aufstieg, vielleicht zehn Meter hoch, unversehens hielt, als wäre<br />
sie auf e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis getroffen, leicht nach unten weiterzog, dann und wann elegant<br />
die Richtung wechselnd wie e<strong>in</strong> Schwarm Makrelen, und schließlich von e<strong>in</strong>em Wirbel<br />
zerrissen wurde. Sie haschte nach e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> w<strong>in</strong>zigen Flaumknäuel, das vom<br />
Schwarm abgekommen war, doch es wich aus, hob sich empor und trieb davon, wer<br />
weiß woh<strong>in</strong>.<br />
Maida: S<strong>in</strong>d sie schon <strong>in</strong> diese Richtung gegangen? Woh<strong>in</strong> führt dieser Weg? Komm, wir<br />
sehen nach!<br />
Mortimer: Warum nicht!<br />
Erzähler: Gemächlich schlen<strong>der</strong>ten sie durch <strong>den</strong> knirschen<strong>den</strong> Glassand. Manchmal<br />
blieben sie an e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>s auffallen<strong>den</strong> Blumengruppe stehen, vor Beeten<br />
und Hecken aus niedrigen pelzigen Sträuchern und vielfach verzweigten, am Bo<strong>den</strong><br />
dah<strong>in</strong>kriechen<strong>den</strong> Ranken. Da und dort wuchsen aus <strong>den</strong> Pflanzengruppen eigentümliche<br />
Neubildungen heraus, e<strong>in</strong> hoher Dol<strong>den</strong>stengel mit Blüten, die wuchernd<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>wuchsen, braune Trauben, die wie Spielkugeln auf dem Moos lagen,<br />
farblose Alb<strong>in</strong>ogewächse, Greisenbärte aus Luftwurzeln. Dann stan<strong>den</strong> sie vor dem<br />
Ende des Weges, o<strong>der</strong> vielmehr vor e<strong>in</strong>er Kette, die ihn versperrte.<br />
Maida: Schade.<br />
Mortimer: Lassen Sie uns umkehren.<br />
Erzähler: Sie wan<strong>der</strong>ten zurück zur Felsterrasse, die von Infrarotstrahlern erwärmt<br />
wurde. Die Sonne hatte sich deutlich gesenkt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stunde hatte sie e<strong>in</strong> Viertel<br />
des Himmelsrunds durchzogen. <strong>Von</strong> <strong>der</strong> Terrasse schien das Tal noch lieblicher, geradezu<br />
spielzeughaft - vielleicht lag es am Gegensatz <strong>der</strong> drohen<strong>den</strong> Felsmauern,<br />
die sie umschlossen wie e<strong>in</strong>e Palisa<strong>den</strong>wand. Schon schirmten sie e<strong>in</strong>en Teil des<br />
Lichtes ab, schwer lastete e<strong>in</strong>e ungeheure Schattendecke über <strong>den</strong> Westhängen.<br />
Plötzlich merkte Mortimer, daß er etwas anstarrte, was dah<strong>in</strong>ter zum Vorsche<strong>in</strong> gekommen<br />
war, und es erschien ihm abstoßend und bekannt zugleich, drohend und<br />
beunruhigend - e<strong>in</strong> Tor, das dort <strong>in</strong> die Felswand e<strong>in</strong>gelassen war, e<strong>in</strong> D<strong>in</strong>g aus<br />
frem<strong>den</strong> Sphären, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, daß das Tal nicht das war, was es zu se<strong>in</strong>
schien. Es war ke<strong>in</strong>e Welt für sich. Dann vernahm Mortimer <strong>den</strong> Ruf. Nur er alle<strong>in</strong><br />
vernahm ihn, nur ihm alle<strong>in</strong> galt er. E<strong>in</strong>e kalte Hand griff nach se<strong>in</strong>em Herzen.<br />
Mortimer: Es ist spät, sehr spät.<br />
Maida: Ja. Draußen dürfte es schon dunkel se<strong>in</strong>.<br />
Mortimer: Nur e<strong>in</strong> paar Sekun<strong>den</strong>...<br />
Maida: Was haben sie vor?<br />
Mortimer: Nie ist die Luft so erfrischend wie am Abend. Den ganzen Tag freue ich mich auf<br />
e<strong>in</strong>ige Atemzüge dieser Luft. Solange ich hier b<strong>in</strong>, gehe ich um diese Zeit stets noch e<strong>in</strong>mal<br />
h<strong>in</strong>aus. Es ist unbeschreiblich still draußen. Unbeschreiblich schön.<br />
Maida: Es ist f<strong>in</strong>ster draußen. Haben Sie ke<strong>in</strong>e Angst vor <strong>der</strong> F<strong>in</strong>sternis?<br />
Mortimer: Vor <strong>der</strong> F<strong>in</strong>sternis? Ne<strong>in</strong>.<br />
Maida: Ich komme mit Ihnen.<br />
Mortimer: Ne<strong>in</strong>. sie können nicht mitkommen. Bleiben sie hier, solange Sie können. - Leben<br />
Sie wohl.<br />
Erzähler: Mortimer tat e<strong>in</strong>ige Schritte zurück gegen das Tor. Dann drehte er sich<br />
rasch um und eilte die Stufen h<strong>in</strong>ab. Am Fuß <strong>der</strong> Treppe blieb er stehen, als hätte er<br />
etwas vergessen. Er drehte sich um sah <strong>in</strong> <strong>den</strong> orangefarben durchleuchteten Raum<br />
zurück, <strong>den</strong> er eben verlassen hatte, und unvermittelt begann wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerung<br />
zu pochen. E<strong>in</strong> leichter Schleier wogte um ihn herum... warum... woh<strong>in</strong>? Irgendwo<br />
war da etwas ganz an<strong>der</strong>es, etwas, was auf ihn wartete, was ihn brauchte. Ruckartig<br />
drehte sich Mortimer um und lief weiter. Als ihn das Tor aufnahm, wußte er nichts<br />
mehr vom Tal <strong>der</strong> Blumen und <strong>der</strong> Langeweile, vom Turm aus Elfenbe<strong>in</strong>.<br />
22<br />
E N D E<br />
Sendung: DLF, 27.9.1996, 20.10 bis 21.00 Uhr
23<br />
1 18´00´´<br />
2 2´25´´<br />
3 6´10´´<br />
0-Ton 8´49´´<br />
Hs 1 1´30´´<br />
Hs 2 5´20´´<br />
Hs 3 3´10´´<br />
Hs 4 4´20´´<br />
Gesamt<br />
49´20´´ (ohne Überschriften, ohne Musiccuts)