Ilse Schütze-Schur (um 1919) - Hauner Journal
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Dr. von Hau nersche s K i nderspit a l |<br />
Palliative Behandlung und<br />
Sterben auf einer Neugeborenen-<br />
Intensivstation<br />
Interviews mit Eltern eines Behandlungszeitra<strong>um</strong>s von<br />
fünf Jahren am Perinatalzentr<strong>um</strong> am Klinik<strong>um</strong> der LMU,<br />
Standort Großhadern<br />
I. Wermuth, A. Schulze<br />
EinfüHRung<br />
Auf einer Neugeborenen-Intensivstation<br />
liegen Grenzbereiche des Lebens<br />
wie Geburt, Krankheit, die Bedrohung<br />
durch eine unheilbare Erkrankung<br />
und Sterben in vielerlei Dimension eng<br />
beieinander. Z<strong>um</strong>eist können zu früh<br />
geborene oder schwer kranke Neugeborenen<br />
mithilfe von z<strong>um</strong> Teil sehr<br />
belastenden Therapien und intensiver<br />
Pflege doch ihren Weg ins Leben finden.<br />
Bei Todesfällen im Neugeborenenalter<br />
ist der Sterbeort hierzulande fast<br />
ausschließlich der Kreißsaal oder die<br />
Intensivstation. Der Zeitra<strong>um</strong> zwischen<br />
Geburt und Tod, in dem sich eigentlich<br />
das Leben entfalten und erfüllen soll,<br />
ist dann extrem kurz. Für betroffene<br />
Familien aber auch für das betreuende<br />
medizinische, psychologische und<br />
seelsorgerliche Personal sind dadurch<br />
außerordentliche Belastungen gegeben.<br />
Vor allem im europäischen bzw.<br />
deutschsprachigen Ra<strong>um</strong> wird die<br />
Komplexität der Problematik neonataler<br />
Todesfälle erst in Ansätzen gesellschaftlich,<br />
wissenschaftlich und klinisch<br />
wahrgenommen und untersucht1-4. Eine<br />
Übertragung von Studienergebnissen<br />
aus dem angloamerikanischen Sprachra<strong>um</strong>5-7<br />
ist aufgrund unterschiedlicher<br />
Rahmenbedingungen nur eingeschränkt<br />
möglich. Auch im Verlauf der<br />
schweren Erkrankung eines Neugeborenen<br />
kann eine anfangs kurativ orientierte<br />
Behandlung hin zu palliativer<br />
Betreuung <strong>um</strong>gestellt werden. Dieser<br />
Aspekt wurde insbesondere aus der Perspektive<br />
der Eltern noch zu wenig wissenschaftlich<br />
beleuchtet. Auswirkungen<br />
auf die Trauerreaktion der Eltern sind<br />
in wenigen, vor allem älteren Studien<br />
untersucht8-11. Die Grundlage bisheriger<br />
Handlungsempfehlungen für die medizinische<br />
und psychosoziale Betreuung<br />
betroffener Kinder und deren Familien<br />
bildeten aber in der Vergangenheit<br />
meist theoretische Konzepte zur<br />
Trauer und Bewältigung des Verlustereignisses<br />
sowie Erfahrungen Einzelner<br />
in der Betreuung der Familien3,12-14.<br />
Eine systematische empirische Analyse<br />
der lokalen Bedingungen für Familien,<br />
die von einem neonatalen Verlust<br />
betroffen sind, ist daher wichtig, <strong>um</strong> die<br />
zukünftige Betreuung den tatsächlichen<br />
Bedürfnissen anzupassen und zu verbessern.<br />
Wir haben deshalb eine explorativdeskriptive<br />
Studie mit Eltern durchgeführt15,<br />
deren Kind auf der Neugeborenen-Intensivstation<br />
des Perinatalzentr<strong>um</strong>s,<br />
Standort Großhadern, verstorben<br />
ist. Sie wurde ergänzt durch<br />
einzelne Zusammenhangsanalysen. Es<br />
sollten die folgenden Fragen beantwortet<br />
werden:<br />
• Wie erleben Eltern den Tod ihres neugeborenen<br />
Kindes auf einer Intensivstation?<br />
• Gibt es Faktoren, die die Trauerreaktion<br />
beeinflussen? Spielt die Miteinbeziehung<br />
der Eltern in eine Entscheidung<br />
zur Beendigung der lebenserhaltenden<br />
Therapie hier eine besondere<br />
Rolle?<br />
• Welche speziellen Bedürfnisse haben<br />
Familien in einer solchen Situation?<br />
• Wie beurteilen Eltern die bestehenden<br />
Strukturen und Hilfsangebote?<br />
MeTHoDIK<br />
Die Untersuchungskohorte <strong>um</strong>fasste<br />
Mütter und Väter aller Neugeborenen,<br />
die im 5-Jahres-Zeitra<strong>um</strong> zwischen dem<br />
1. Januar 1999 und dem 31. Dezember<br />
2003 auf der neonatologischen Intensivstation<br />
in Großhadern verstorben<br />
waren. Die Eltern wurden <strong>um</strong> schriftliche<br />
sowie persönliche Studienteilnahme<br />
gebeten.