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Auf der Suche nach der einigenden Kraft - Hauner Journal

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VA R I A | 57<br />

Für seine Tätigkeit erhielt er im Jahre 2011 das Bundesverdienstkreuz.<br />

Sein Nachfolger wurde im Dezember 2010 Pater<br />

Engelbert Petsch.<br />

Der <strong>Auf</strong>enthalt ist kostenlos, das Projekt Omnibus trägt<br />

sich durch Spenden. <strong>Auf</strong>genommen werden alle Eltern<br />

bzw. eine Bezugsperson, <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> stationär in <strong>der</strong> <strong>Hauner</strong>schen<br />

Kin<strong>der</strong>klinik, behandelt werden müssen. Wie die<br />

Eltern ihren <strong>Auf</strong>enthalt gestalten,<br />

bleibt weitgehend ihnen überlassen.<br />

Sie können sich einem gemeinsamen<br />

Frühstück und Abendessen<br />

anschließen o<strong>der</strong> auch für sich<br />

bleiben und im <strong>Auf</strong>enthaltsraum<br />

essen, soweit sie nicht das von <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>klinik angebotene Essen<br />

wahrnehmen. Im Wohnzimmer <strong>der</strong><br />

Altbauwohnung findet sich abends<br />

immer jemand zum gegenseitigen<br />

erzählen, entwe<strong>der</strong> Mitarbeiter des<br />

Projekts o<strong>der</strong> auch Eltern, die den Abend im gemeinsamen<br />

Gespräch untereinan<strong>der</strong> ausklingen lassen möchten.<br />

Zur <strong>Auf</strong>arbeitung des oft traumatischen Geschehens<br />

eines Unfalls o<strong>der</strong> einer schweren Behin<strong>der</strong>ung seit Geburt<br />

stehen P. Engelbert und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zur Verfügung. Gerade diese begleitenden Gespräche<br />

stellen einen wichtigen Teil <strong>der</strong> Arbeit im Projekt „Omnibus“<br />

dar. In konkreten Gesprächen, oft auch mit an<strong>der</strong>en betroffenen<br />

Eltern, erwächst Mut, die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Krankheitssituation<br />

des Kindes anzunehmen und damit zu bewältigen.<br />

2004 wurde aus dem Projekt „Omnibus“ die Stiftung<br />

„Projekt Omnibus“.<br />

Jedes Kind braucht einen<br />

Engel – ein ganz persönliches<br />

Bekenntnis<br />

Die Brücke zwischen dem Projekt<br />

„Omnibus“ und <strong>der</strong> Klinik ist die<br />

Krankenhausseelsorge. Als Krankenhausseelsorger<br />

möchte ich einen<br />

kleinen und sehr persönlichen Einblick in meine Arbeit<br />

geben. Am tiefsten bewegen und prägen mich die persönlichen<br />

Begegnungen mit den Menschen, die mir im Rahmen<br />

meiner Tätigkeit als Kin<strong>der</strong>krankenhausseelsorger begegnen.<br />

In <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>krankenhausseelsorge wendet sich <strong>der</strong><br />

Seelsorger dem kranken Kind und dessen Familie zu. Jesus<br />

Christus wendete sich den Menschen zu und sorgt sich um<br />

Kranke, Blinde, Lahme … Daraus entnehme ich für mich den<br />

Anspruch <strong>der</strong> Zuwendung zum kranken Kind.<br />

Ich darf Kin<strong>der</strong>n und Eltern in ihren religiösen und existenziellen<br />

Fragen im Zusammenhang mit Kranksein, Heilungsund<br />

Sterbeprozessen zur Verfügung stehen. Eine wun<strong>der</strong>bare<br />

<strong>Auf</strong>gabe. Durch diese Begleitung kann ich es ermöglichen,<br />

dass Erfahrungen des Krankseins Ausdruck finden und religiöse<br />

Aspekte wahrgenommen und ernst genommen werden.<br />

Viele verschiedene Erfahrungen kommen im Krankenhausalltag<br />

zusammen: Angst, Ohnmacht, Trauer, Schuld, Sterben,<br />

Tod, Ausgegrenztheit, aber auch Erfahrungen von intensiver<br />

Lebendigkeit, Hoffnung und Vertrauen.<br />

Die Seelsorge ist ein Angebot unabhängig von <strong>der</strong> Religion<br />

o<strong>der</strong> Konfession. Die religiöse und kulturelle Vielfalt in <strong>der</strong><br />

heutigen Zeit muss dabei beachtet und geachtet werden.<br />

Der Seelsorger – Wegbegleiter in schwerer Zeit<br />

Die Seelsorge im KKH versteht sich als bedingungsloses und<br />

offenes Angebot für alle Menschen im Krankenhaus. Es wird<br />

dem Kind auf seinem Weg Unterstützung angeboten. Dieses<br />

Angebot darf angenommen werden o<strong>der</strong> auch abgelehnt<br />

werden. Es bedarf eines gewaltigen Selbstvertrauens, Ablehnung<br />

nicht persönlich zu nehmen.<br />

Der Ansatz, dass das Kind eine<br />

eigenständige, ernst zu nehmende<br />

Person ist, ist für mich ein ganz wesentlicher<br />

Aspekt <strong>der</strong> pastoralen<br />

Tätigkeit im Krankenhaus. Und nicht<br />

nur dort findet dieser Ansatz bei<br />

mir Anwendung. Als qualifizierter<br />

Kin<strong>der</strong>trauerbegleiter liegen mir<br />

beson<strong>der</strong>s Kin<strong>der</strong> mit Verlusterfahrungen<br />

am Herzen. Verlust <strong>der</strong><br />

Gesundheit, Verlust eines geliebten<br />

Menschen durch Tod o<strong>der</strong> Trennung. Zusammen mit Konrad<br />

<strong>der</strong> Kapellenmaus können u.a. diese Verlustsituationen aufgearbeitet<br />

werden. Es ist wichtig dem kranken Kind zu begegnen,<br />

ohne die Spannungen, in dem es lebt, aufzulösen.<br />

So kann Vertrauen und eine engere Beziehung entstehen.<br />

Ohne dies wäre eine Begleitung nicht möglich. Seelsorge mit<br />

dem kranken Kind beginnt mit dessen Wahrnehmung. Dazu<br />

gehört, sich vertraut zu machen mit <strong>der</strong> Person des Kindes<br />

wie auch mit <strong>der</strong> Familie in ihrer Lebenslage, den medizinischen<br />

und therapeutischen Gegebenheiten. So drückt sich<br />

bei <strong>der</strong> Kontaktaufnahme und bei <strong>der</strong> Begegnung mit dem<br />

Kind und seiner Familie Wertschätzung und Würdigung aus.<br />

Die Begegnungen müssen von viel Zuwendung und Offenheit<br />

getragen sein. Solche Begegnungen sind auf die Bedürfnisse<br />

des Kindes und seiner Eltern ausgerichtet. Dies kann<br />

geschehen über verschiedene Kommunikationsformen,<br />

Hilfeleistungen, Rituale und Angebote für die Familien bis<br />

dahin, den Mitarbeitenden verlässliche Partner zu sein. Verschiedene<br />

Rituale werden hier in <strong>der</strong> Klinikkapelle für Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong> angeboten: <strong>der</strong> Baum des Lebens, das Buch des<br />

Lebens, <strong>der</strong> Ort für verstorbene Kin<strong>der</strong>, die Schatztruhe mit<br />

den Hoffungsworten und die Namenswand.<br />

Als Krankenhausseelsorger verstehe ich mich nicht nur<br />

als Seelsorger für die kleinen Patienten und ihre Eltern, son<strong>der</strong>n<br />

zu meiner kleinen Gemeinde gehören alle Menschen,<br />

die in einem Krankenhaus ein- und ausgehen.<br />

Immer steht das Kind im Mittelpunkt des Handels<br />

„Jedes Kind braucht einen Engel“, d. h. für mich: Jedes Kind<br />

braucht Menschen an <strong>der</strong> Seite, die sich liebevoll um das Kind<br />

kümmern. Der Erwachsene soll Wegbeleiter sein. In schwerer<br />

Zeit hat gerade er die <strong>Auf</strong>gabe, dem Kind die Welt zu erklären.<br />

Kein Mensch hat das Recht, sich an Kin<strong>der</strong> zu klammern.<br />

Nur ohne klammern kann es zu einer eigenen Persönlichkeit<br />

heranwachsen.<br />

Zusammen mit dem Projekt „Omnibus“ kann so Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong>n optimal geholfen werden.<br />

P. Engelbert Petsch ofm, Geschäftsführer <strong>der</strong> Stiftung „Projekt Omnibus“ u.<br />

Krankenhausseelsorger am Dr. von <strong>Hauner</strong>schen Kin<strong>der</strong>spital

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