Auf der Suche nach der einigenden Kraft - Hauner Journal
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VA R I A | 59<br />
Unter ihrem Leiter Christoph Klein<br />
feierte die in internationalen Rankings<br />
stets einen Spitzenplatz<br />
einnehmende und auf ihre Tradition<br />
stolze Münchner Kin<strong>der</strong>klinik den offiziellen<br />
Geburtstag <strong>Hauner</strong>s am 28. Oktober<br />
2011. Zum Geburtstagevent gehörte auch<br />
ein international besetztes wissenschaftliches<br />
Symposium: „Pediatrics in transition“.<br />
Der Autor dieses Beitrages erinnerte dabei<br />
in einem historischen Vortrag an das prominente<br />
Geburtstagskind. Der schöne runde<br />
Geburtstag <strong>Hauner</strong>s for<strong>der</strong>te naturgemäß<br />
auch auf, <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> von<br />
ihm geschaffenen Institution zu gedenken.<br />
Dies erinnerte die heutigen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Universitätskin<strong>der</strong>klinik auch daran, in was<br />
für einer langen Reihe von herausragenden<br />
Köpfen man sich als Arzt in dieser Klinik befindet.<br />
für das Medizinstudium an <strong>der</strong> Universität<br />
München, wo er tüchtige Lehrer findet,<br />
die ihn prägen. Er promoviert 1836 über<br />
das Kindbettfieber, eine durch mangelnde<br />
Hygiene übertragene Infektionskrankheit<br />
bei den Wöchnerinnen. Dieses rätselhafte<br />
Leiden stand damals auf <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Agenda ganz oben. Als junger Arzt<br />
muss <strong>Hauner</strong> zunächst in die Provinz, ins<br />
nie<strong>der</strong>bayerische Tann und ins oberbayerische<br />
Murnau. Die Menschen dort mögen<br />
den jungen tüchtigen Arzt.<br />
Anfang <strong>der</strong> 1840er Jahre gelingt ihm <strong>der</strong><br />
Sprung <strong>nach</strong> München. Dort sucht er zunächst<br />
als Armenarzt ein Auskommen zu<br />
finden. Sein eigentliches Ziel ist eine anständig<br />
dotierte Gerichtsarztstelle mit Beamtenstatus.<br />
Daraus wird aber nichts.<br />
„Hörendes Herz“<br />
Frühe Lebensstationen<br />
Die Lebensstationen <strong>Hauner</strong>s beginnen in<br />
seinem Geburtsort Neumarkt an <strong>der</strong> Rott.<br />
Als Fans des französischen Kaisers lassen<br />
die Eltern des späteren Kin<strong>der</strong>arztes ihren<br />
Sprössling auf den Namen Napoleon<br />
taufen. Mit Schulbesuchen an seinem Heimatort<br />
und in den Gymnasien von Landshut<br />
und München qualifiziert sich <strong>Hauner</strong><br />
Titelbild des anlässlich des 200. Geburtstages neu erschienenen<br />
Werkes über August von <strong>Hauner</strong><br />
Ein – um mit Papst Benedikt XVI. zu sprechen<br />
– „hörendes Herz“ für die Not und<br />
Leiden kleiner Patienten lassen den mittlerweile<br />
auch auf eine wachsende Familie<br />
blickenden <strong>Hauner</strong> zum Kin<strong>der</strong>arzt mutieren.<br />
Inspiriert von den ersten Gründungen<br />
von Kin<strong>der</strong>spitälern in Wien und an<strong>der</strong>swo<br />
erkennt <strong>Hauner</strong> auch in München die Notwendigkeit<br />
einer speziellen kindgerechten<br />
stationären Behandlungseinrichtung. In einer<br />
Stiegenwohnung in <strong>der</strong><br />
Sonnenstraße und mit lediglich<br />
sechs Betten startet<br />
<strong>Hauner</strong> 1846 das ambitiöse<br />
Projekt „Kin<strong>der</strong>spital“.<br />
Ohne die finanzielle<br />
Unterstützung des Königshauses<br />
und <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong><br />
aus Adel und besserer Gesellschaft<br />
wäre es allerdings<br />
nicht gegangen. <strong>Hauner</strong>s<br />
Fundraising war überaus erfolgreich.<br />
Im Dienste <strong>der</strong> Lehre<br />
Mit <strong>der</strong> damals noch in den<br />
Kin<strong>der</strong>schuhen steckenden<br />
Pädiatrie beschritt <strong>Hauner</strong><br />
ambitioniert auch den Weg<br />
zum Hochschullehrer. Als<br />
frisch ernannter Privatdozent<br />
stellt er sein Kin<strong>der</strong>spital<br />
sofort auch in den Dienst<br />
<strong>der</strong> Lehre, eine Epochenschwelle<br />
in <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>der</strong> Münchner Kin<strong>der</strong>heilkunde<br />
als akademischem<br />
Lehrfach. Denn erstmals<br />
können sich Studierende<br />
an <strong>der</strong> Universität München<br />
am Bett von kranken Kin<strong>der</strong>n unterrichten<br />
lassen. Mit seinem Ansatz, aus einer möglichst<br />
breiten Erfahrung am Krankenbett<br />
sein Wissen zu mehren, stößt <strong>Hauner</strong> als<br />
Wissenschaftler bei <strong>der</strong> Universität jedoch<br />
auf Misstrauen. Angesagt ist damals vor<br />
allem die pathologische Anatomie und <strong>der</strong><br />
damit verbundene Weg, mit Sektionen aus<br />
dem toten Organismus sichere Erkenntnisse<br />
zu gewinnen. So reicht es für <strong>Hauner</strong><br />
schließlich nur zur unbezahlten Ehrenprofessur.<br />
Ein Höhepunkt in seinem Leben ist<br />
1882 die Einweihung des neuen ebenfalls<br />
wie<strong>der</strong> mit Fundraising und einer Lotterie<br />
privat finanzierten Kin<strong>der</strong>krankenhauses<br />
in <strong>der</strong> Lindwurmstraße, noch heute <strong>der</strong><br />
Standort <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik. Die Münchner<br />
medizinische Fakultät zeigte sich zunächst<br />
desinteressiert an <strong>der</strong> Einrichtung und so<br />
wird aus <strong>der</strong> schmucken Kin<strong>der</strong>klinik erst<br />
zwei Jahre <strong>nach</strong> <strong>Hauner</strong>s Tod eine Einrichtung<br />
<strong>der</strong> Universität.<br />
<strong>Hauner</strong>s Erbe<br />
Neben dem Kin<strong>der</strong>spital leitete <strong>Hauner</strong><br />
zeitweise eine Wasserheilanstalt und<br />
schrieb auch ein Buch über richtige Kin<strong>der</strong>erziehung.<br />
Erhalten hat sich von <strong>Hauner</strong>s vielfältigem<br />
ärztlichen Engagement aber das Kin<strong>der</strong>krankenhaus,<br />
die heutige Kin<strong>der</strong>klinik<br />
<strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität München.<br />
Die international renommierte Lehr-,<br />
Forschungs- und Behandlungseinrichtung<br />
ist ein Denkmal seines bis heute identitätsstiftenden<br />
Namens.